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Roffredo und Marguerite Caetani – Elisabeth Förster-Nietzsche (1926-1928) 341

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DIE BRIEFE

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Commerce-Kreis voraussetzt7. In der dritten Januardekade wird der Band ausgeliefert8 und bietet mit La Dormeuse („Figure de femme, sur son sommeil / fermée ..“.), Eau qui se presse ... und Salut! Grain ailé qui s’envole ... die ersten Gedichte in französischer Sprache, die Rilke veröffentlichen läßt9. Als sie am 29. Januar während einer Begegnung mit Charles Du Bos zur Sprache kommen, wird Du Bos, der sie für Übertragungen ins Französische hält, belehrt: „Mais non, je les ai écrits directement en français: cela correspond chez moi à un besoin intermittent“10. Spätestens Mitte Februar überreicht Rilke auch der australischen Meistergeigerin Alma Moodie (1898-1943), die er zu Ostern 1923 in Muzot kennengelernt hatte, ein Exemplar dieser Gedichte11. Sie bleiben, trotz mehrfacher Bitten Marguerite Caetanis, sein einziger Beitrag für Commerce. Erst dreißig Jahre nach seinem Tod, im März 1956, werden aus dem Nachlaß die Randbemerkungen zu Xavier Bichats Recherches Physiologiques sur la Vie et la Mort im deutschen Original in Botteghe Oscure veröffentlicht12 .

7 In den Kreis um Commerce hatte Valéry ihn vermutlich Ende Januar / Anfang Februar 1925 eingeführt und damit auch die erste Verbindung zu Marguerite Caetani geknüpft. Am 30. März notiert Harry Graf Kessler nach einem Frühstück bei seiner Schwester Wilma mit Rilke: „Rilke ist hier ganz in die französischen Litteraten Kreise aufgegangen: er schreibt sogar französische Gedichte. Die französischen Verse, sagt er, kämen ihm leichter als deutsche. Er sei in seinen französischen Gedichten jünger als in seinen deutschen. Valéry hält er für den grössten lebenden Dichter“ (Kessler, Tagebuch VIII, S. 657). 8 Am 23. Januar 1925 unterrichtet Rilke Fürstin Marie von Thurn und Taxis, daß „einige“ seiner französischen Verse „in Valéry’s neuer Revue eben zum Abdruck gekommen“ seien und „das Heft“ „nächster Tage“ folgen werde (Rilke-Taxis, S. 817). 9 Commerce II (Automne 1924), S. 167-169; sie stehen dort unter dem Gesamttitel (S. 167): La Dormeuse. Das in der zweiten Septemberhälfte 1924 entstandene Eau qui se presse sowie La Dormeuse (Muzot, 13. August 1924) nimmt Rilke 1926 in die Sammlung Vergers auf (Nr. 21 und Nr. 56), während Salut! Grain ailé qui s’envole erst unter den Poèmes et Dédicaces in RSW II (1957) wieder abgedruckt wird: RSW II, S. 524, 552 und 666. Vgl. Sophie Levie, „L’in-employable par excellence“. Lettres de Rainer Maria Rilke à Marguerite Caetani; in: Blätter der Rilke-Gesellschaft 30. 2010, S. 149-161. 10 Charles Du Bos, Journal 1924-1925. Paris 1948, S. 284; dieses erste Zusammentreffen markiert, wie Du Bos hervorhebt, den Beginn ihrer „vrai amitié“. 11 Vgl. Alma Moodie an Werner Reinhart, 18. Februar 1925: „<Je> suis arrivée tout juste à temps pour voir Rilke. Très mondain, il m’a parlé de trois princesses en quatre minutes, très charmant – ayant une mine assez indifférente. Il m’a donné un volume de ‚Commerce‘ et a dit qu’il fallait que vous vous y abonniez“ (Ein Briefwechsel zwischen Rilke und der Violinistin Alma Moodie. Hg. und kommentiert von Florian Gelzer; in: Blätter der RilkeGesellschaft 30. 2010, S. 401, Anm. 96). 12 Randbemerkungen (Aus Notizen beim Lesen von Xavier Bichat, Recherches Physiologiques sur la Vie et la Mort); in: Botteghe Oscure XVII, S. 347-351; nachgedruckt in RSW VI, S. 1192-1197. Eine sorgfältig kommentierte diplomatische Wiedergabe der

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