KONZERTE
2020/21
27.10.2020 – BOZEN, Konzerthaus, 20 Uhr
MARCO ANGIUS Dirigent
DIE SOLISTEN DES HAYDN ORCHESTERS Gianni Olivieri, Fabio Righetti Oboen Stefano Ricci, Ettore Biagi Klarinetten Roberta Gottardi, Nadia Bortolamedi Bassett-Hörner Andrea Brunati, Lara Morotti, Alexander Perathoner, Luca Medioli Hörner Flavio Baruzzi, Andrea Racheli Fagotte Sante Braia Kontrabaß
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Serenade in B-Dur, kv 361 “Gran Partita” Allegro Largo – Allegro molto Menuetto – Trio I – Trio II Adagio Menuetto. Allegretto – Trio I – Trio II Romanza. Adagio – Allegretto – Adagio Tema con variazioni. Andante Rondò. Allegro molto
DIE SOLISTEN DES HAYDN ORCHESTERS
Marco Angius, Dirigent Marco Angius, Jahrgang 1969, studierte Musik in Rom und Musikwissenschaft in Bologna. Er begann seine Karriere als Dirigent von Kammerensembles; zusammen mit dem Ensemble Algoritmo wurde ihm der AmadeusSchallplattenpreis für die Einspielung von Ivan Fedeles Mixtim zuerkannt (cd Stradivarius, 2007). Seit 2006 dirigiert er regelmäßig die Orchestra Sinfonica Nazionale della rai in Turin; daneben trat er im Muziekgebouw/Bimhuis in Amsterdam, im Teatro Petruzzelli in Bari, im Teatro Comunale in Bologna, beim Maggio Musicale Fiorentino und mit der Orchestra della Toscana in Florenz, mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne, der London Sinfonietta, dem Orchestre Nationale de Lorraine, der Orchestra della Svizzera Italiana in Lugano, dem Philharmonischen Orchester von Luxemburg, der Orchestra Verdi und der Orchestra dei Pomeriggi Musicali in Mailand, dem Orchestre de Nancy, mit der Orchestra Sinfonica Siciliana und der Orchestra del Teatro Massimo in Palermo, mit dem Ensemble InterContemporain in der Cité de la musique in Paris, mit der Orchestra Toscanini in Parma, mit dem Philharmonischen Orchester in Tokio und im Teatro La Fenice in Venedig auf. Er wurde von den Festivals deSingel in Antwerpen, Ars Musica in Brüssel, Milano Musica, RomaEuropa, MiTo in Mailand bzw. Turin, der Settimana Musicale Chigiana in Siena, der Biennale in Venedig, dem Warschauer Herbst und der Biennale in Zagreb eingeladen; er gilt als Spezialist für zeitgenössische Musik, der er sich auch als Autor der Bände Come avvicinare il silenzio. La musica di Salvatore Sciarrino (Rai Eri 2007; Il Poligrafo 2020), Ali di Cantor. La musica di Ivan Fedele (Suvini Zerboni 2011) und Del suono estremo. Una collezione di musica e antimusica (Aracne 2014) gewidmet hat. Angius dirigierte u. a. Orfeo ed Euridice von Gluck, Beethovens neun Symphonien und Schuberts acht Symphonien in Padua, Un ballo in maschera von Verdi, L’Arlésienne von Georges Bizet, Le villi von Puccini am Teatro del Maggio Musicale in Florenz (dvd Dynamic), Cavalleria rusticana von Mascagni am Teatro Lirico in Cagliari, Puccinis Gianni Schicchi am Teatro Nuovo in Spoleto, Kát’a Kabanová von Janáček am Teatro Regio in Turin, Hindemiths Sancta Susanna in Cagliari, Janáčeks Schlaues Füchslein an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, Don Perlimplin von Bruno Maderna am Teatro Rossini in Lugo, Jakob Lenz von Wolfgang Rihm am Teatro Comunale in Bologna, Aspern von Salvatore Sciarrino am Teatro Malibran in Venedig, Luigi Nonos Prometeo im Teatro Farnese in Parma, Medeamaterial von Pascal Dusapin in Bologna (Premio Abbiati 2018), Alfred, Alfred von Franco Donatoni in Spoleto, La chute de la maison Usher von Ivan Fedele in Amsterdam, Antwerpen und Luxemburg, Luci mie traditrici von Salvatore Sciarrino in Bologna, L’imbalsamatore von Giorgio Battistelli am Piccolo Teatro Studio in Mailand, Nijinskys Tagebuch von Detlev Glanert in Montepulciano, L’Italia del destino von Luca Mosca und La metamorfosi von Silvia
Colasanti in Florenz, Il suono giallo von Alessandro Solbiati in Bologna (Premio Abbiati 2016) sowie Aquagranda von Filippo Perocco (Premio Abbiati 2017) in Venedig. Ab 2011 leitete er das Ensemble Giorgio Bernasconi der Accademia del Teatro alla Scala in Mailand und seit 2015 ist er der künstlerische Leiter der Orchestra di Padova e del Veneto. Er spielte mehr als zwanzig cds ein, darunter Bachs Kunst der Fuge in der Fassung von Hermann Scherchen, Pierrot lunaire von Arnold Schönberg, Imaginary landscapes und Sixteen dances von John Cage, Die Schachtel von Franco Evangelisti, Risonanze erranti von Luigi Nono, Abyss von Franco Donatoni, Quodlibet von Niccolò Castiglioni, sämtliche Werke für Violine und Orchester von Ivan Fedele, Studi per l’intonazione del mare und Luci mie traditrici von Salvatore Sciarrino, L’imbalsamatore von Giorgio Battistelli mit dem Ensemble Icarus, Checkpoint von Michele Dall’Ongaro, In red von Nicola Sani sowie Noîse von Ondřej Adámek (mit dem Ensemble InterContemporain). Mit dem Haydn Orchester hat Marco Angius im November 2017 Werke von Haydn, Brahms, Schönberg und Marco Uvietta in Bozen und Trient auf- bzw. uraufgeführt; im Januar 2020 kehrte er auf das Podium des Haydn Orchesters zurück, in Bozen, Meran und Trient, wiederum mit Klassikern und Romantikern (Beethoven, Schumann, Wagner) und einer Uraufführung (von Fabio Cifariello Ciardi).
Mozarts große Bläserserenade Die Tradition der Musik für Bläser hat sehr alte Wurzeln. Wenn man einmal von den Warnsignalen und der Militärmusik absieht, die bereits in der Antike gepflegt wurde, begann die Emanzipation der Instrumentalmusik von der (zuvörderst für die Kirche bestimmten, daher für bedeutender gehaltenen) Vokalmusik während der Renaissance, als neben der Orgel oder der Laute besonders auch die Blechbläser zum Zuge kamen. So sehen beispielsweise die Canzoni e Sonate des Venezianers Giovanni Gabrieli (ca. 1554-1612) teilweise bis zu vier Kornetts (eine Art Trompeten) und zehn Posaunen vor. Die große Blütezeit der Musik für Holzbläser war dagegen das 18. Jahrhundert. Obzwar die verschiedensten Besetzungen ausprobiert wurden, bestand ab etwa den 1770er-Jahren die Standardbesetzung der Harmoniemusik, wie ein Bläserensemble damals hieß, aus je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten; sie wurde sowohl von Haydn und Beethoven, als auch – im frühen 19. Jahrhundert – beispielsweise von Schubert und Donizetti verwendet. Mozart schrieb eine bemerkenswerte Anzahl von Divertimenti, Serenaden und Kassationen, deren Besetzungen allerdings, von dieser ‘Grundausstattung’ ausgehend, auch durchaus größer sein konnte. Die sogenannte “Gran Partita” – übrigens eine Bezeichnung, die nicht von Mozart stammt – sieht in der Tat zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte vor, zu denen sich noch zwei Bassetthörner (eine Art von Alt-Klarinette, deren Timbre Mozart sehr schätzte, weshalb er dieses Instrument in den späten maurerisch inspirierten Werken gern einsetzte), zwei weitere Hörner und ein Kontrabaß gesellen, wodurch das Werk auf halber Strecke zwischen Kammer- und Orchestermusik angesiedelt ist. Obwohl der genaue Entstehungszeitpunkt unbekannt ist – vielleicht 1781 – scheint es mehr als wahrscheinlich, daß es, trotz seiner großproportionierten Anlage, in der Tradition der mehr oder weniger nächtlichen Serenaden steht, die zu Mozarts Salzburger Zeit oftmals im Freien dargeboten wurden, anläßlich von Geburts- oder Namenstagen, Hochzeiten oder ähnlichen Feierlichkeiten. Am 23. März 1784 wurden in Wien mindestens vier Sätze dieser Serenade gespielt, auf Betreiben des Klarinettisten Anton Stadler, dem späteren Widmungsträger des Klarinettenquintetts bzw. des Klarinettenkonzerts; er spielte auch das Bassetthorn, dessen Timbre zum besonderen Charakter der Serenade kv 361 beiträgt. Das Werk besteht aus sieben Sätzen, die ausnehmend gut miteinander harmonieren: Auf das Eingangs-Largo, in dem fast nur die erste Klarinette hervortritt, folgt ein Allegro molto, in dem die Oboen und die Klarinetten abwechselnd die Funktion der ersten Geigen der Werke mit Streichern übernehmen. Mit der Zeit werden jedoch allen Instrumenten, auch den Fagotten, melodisch führende Aufgaben zuteil. Beispielsweise zeichnet sich das Trio ii des ersten Menuetts in g-Moll durch die kontrastierenden Klangfarben der Triller der ersten Oboe und der Triolen des ersten Fagotts aus; der B-Teil, in c-Moll, der Romanze (Allegretto) wird besonders von den Bassetthörnern bestritten, über der Sechzehntel-Bewegung des Fagotts, während in den Variationen des Andante auch die verschiedenartigen Timbres der Oboe und der Hörner zur Geltung kommen. Besonders schön ist das Adagio mit seinem zarten rhythmischen Ostinato, über dem sich die hohen Instrumente entfalten können. Das Allegro molto, schließlich, ein Rondo, erweist der Mode der Musik ‘alla turca’ seine Reverenz; sie hatte sich zumal durch Die Entführung aus dem Serail durchgesetzt, die ein besonders optimistisch gestimmter Mozart in der vollen Blüte seiner fünfundzwanzig Lenze schrieb. Johannes Streicher
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