KONZERTE
2020/21
13.10.2020 – BOZEN, Konzerthaus, 20 Uhr 14.10.2020 – TRIENT, Auditorium, 20.30 Uhr
KOLJA BLACHER Solo-Violine und Dirigent
HAYDN ORCHESTER VON BOZEN UND TRIENT
SAMUEL BARBER (1910-1981)
Adagio für Streicher, op. 11
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 4 in D-Dur, kv 218 Allegro Andante cantabile Rondeau. Andante grazioso – Allegro ma non troppo
JOSEPH HAYDN (1732-1809)
Symphonie Nr. 95 in c-Moll, Hob. i: 95
Allegro moderato Andante cantabile Menuetto – Trio Finale. Vivace
Das Konzert wird von Rai Südtirol aufgezeichnet und am Sonntag, dem 27.12.2020 um 20 Uhr im Hörfunk übertragen. Radio live: http://www.senderbozen.rai.it
Kolja Blacher, Solo-Violine und Dirigent Kolja Blacher studierte an der Juilliard School in New York bei Dorothy DeLay und später bei Sándor Végh in Salzburg. Weltweit konzertiert er u.a. mit dem Baltimore Symphony Orchestra, den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen SymphonieOrchester Berlin, den Düsseldorfer Symphonikern, dem ndr-Sinfonieorchester Hamburg, dem Gewandhausorchester Leipzig, den Münchner Philharmonikern oder der Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, wobei er u.a. mit Claudio Abbado, Asher Fisch, Mariss Jansons, Vladimir Jurowski, Dmitry Kitajenko, Kirill Petrenko, Matthias Pintscher, Dennis Russell Davies, Markus Stenz, Joseph Swensen und Simone Young zusammenarbeitete. Als ein neuer Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit haben sich in den letzten Jahren die sogenannten Play-Lead-Konzerte intensiv entwickelt, z.B. mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin, der Camerata Bern, den Dresdner Philharmonikern, dem Jerusalem Symphony Orchestra, den Festival Strings Lucerne, der Orchestra Verdi in Mailand, dem Melbourne Symphony Orchestra, dem Stuttgarter Kammerorchester oder dem Taiwan Philharmonic Orchestra. Es ist eine Aufführungspraxis, die immer stärker nachgefragt wird, von Paris über St. Antonio bis Kuala Lumpur. Sein programmatisches Spektrum umfaßt sowohl Werke für Violine solo von Bach bis Berio, als auch die großen Violinkonzerte des klassischen und romantischen Repertoires, bis hin zu zeitgenössischen Stücken für Violine und Orchester, z. B. von Kurt Weill, Bernd Alois Zimmermann, Hans Werner Henze oder Magnus Lindberg. Offen für Neues, spielte er mit dem Münchener Kammerorchester die deutsche Erstaufführung von Brett Deans Electric Preludes für sechssaitige elektrische Geige. Kolja Blacher hat eine Fülle an prämierten cd-Aufnahmen (u.a. ausgezeichnet mit Diapason d’Or) vorgelegt, u.a. mit Claudio Abbado, mit dem ihn eine lange künstlerische Beziehung aus der Zeit bei den Berliner Philharmonikern und dem Lucerne Festival Orchestra verband. Auf eine Professur in Hamburg folgte vor einigen Jahren der Ruf nach Berlin an die Hochschule für Musik Hanns Eisler. Als Sohn des deutsch-baltischen Komponisten Boris Blacher in Berlin aufgewachsen, lebt Kolja Blacher auch heute noch mit der Familie in seiner Heimatstadt, in der er auch sechs Jahre als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker tätig war, bis er sich endgültig für die solistische Laufbahn entschied. Kolja Blacher spielt die Stradivari-Tritton-Violine von 1730, die ihm von Frau Kimiko Powers zur Verfügung gestellt wird. 2018 spielte er mit Jennifer Stumm und Jens Peter Maintz sämtliche Sreichtrios von Beethoven. Mit dem Haydn Orchester trat Blacher im April 2019 in Bozen und Trient mit dem Ersten Violinkonzert von Max Bruch sowie Beethovens Erster Symphonie auf; im September 2020 dirigierte er in Bozen im Rahmen des Beethoven-Zyklus dessen Erste und Zweite Symphonie. kolja-blacher.com
SAMUEL BARBER Adagio für Streicher, op. 11 Samuel Barber (1910-1981) gehört zusammen mit Aaron Copland (1900-1990), Elliott Carter (1908-2012, sic), seinem italo-amerikanischen Freund und Weggenossen Gian Carlo Menotti (1911-2007) und dem Dirigenten Leonard Bernstein (1918-1990) zu jener relativ kleinen Gruppe us-amerikanischer Komponisten, die kurz vor oder während des zweiten Weltkrieges ihren Durchbruch erlebten und auch im Ausland, zumal in Europa, großen Erfolg genossen. Samuel Barber, aus West Chester (Pennsylvania) gebürtig, hat Klavier, Gesang, Dirigieren (bei Fritz Reiner) und Komposition (bei dem Italiener Rosario Scalero, dem Lehrer auch von Menotti) am Curtis Institute of Music in Philadelphia studiert, wo er später auch 1939 bis 1942 selbst unterrichtete. 1936 war er Stipendiat der American Academy in Rom, trat auch als Bariton auf, widmete sich jedoch hauptsächlich der Komposition, und zwar von Kindesbeinen an, wobei er einige bleibende Erfolge für sich verbuchen konnte. Es handelt sich dabei größtenteils um Orchesterwerke neoklassizistischen Zuschnitts wie die Erste Symphonie, op. 9 (1935/36), das Violinkonzert, op. 14 (1939), den Second Essay, op. 17, den Bruno Walter 1942 in New York dirigierte, die Zweite Symphonie, op. 19, die 1944 von Sergej Kussewitzky und dem Boston Symphony Orchestra aus der Taufe gehoben wurde, das Capricorn Concerto für Kammerorchester (1946), das Ballett Medea, op. 23 (1947), das für Martha Graham entstand, und die Oper Vanessa, op. 32 (1958, auf ein Libretto von Gian Carlo Menotti), die Barber den Pulitzer-Preis einbrachte. 1966 wurde das neugebaute Metropolitan-Opernhaus in New York mit seiner Shakespeare-Oper Anthony and Cleopatra eingeweiht, deren Libretto Franco Zeffirelli geschrieben hatte. Das bekannteste Werk Samuel Barbers ist jedoch nach wie vor das heute aufgeführte Adagio for Strings. Als seine Erste Symphonie 1937 bei den Salzburger Festspielen erklang, hörte sie dort auch der damals zum letzten Mal in Österreich auftretende Arturo Toscanini. Er zeigte sich von Barbers Talent beeindruckt und lud ihn ein, ein Werk für die nächste Saison des neugegründeten nbc-Orchesters in New York zu schreiben. Der junge Komponist schlug ihm zwei kürzere Stücke vor, den First Essay, op. 12 (1937), und eben das bewußte Adagio. Obwohl es sich bei letzterem nicht um ein Originalwerk, sondern um die Bearbeitung für Streichorchester des langsamen Satzes seines h-Moll-Streichquartetts, op. 11 (1936), handelte, war Toscanini bereit, es aufzuführen, und dirigierte die vom Rundfunk ausgestrahlte Uraufführung am 5. November 1938. Seitdem, seit mehr als achtzig Jahren, zählt das Adagio von Barber zu den beliebtesten Werken des zwanzigsten Jahrhunderts, wobei es in den Radioprogrammen auf den oberen Plätzen rangiert, vermutlich sogar vor Rachmaninovs Paganini-Rhapsodie und Addinsells Warsaw Concerto. Da es während der Trauerfeierlichkeiten zu Ehren von Präsident Roosevelt und für Albert Einstein gespielt wurde, ist es in Amerika allseits bekannt, ohne jedoch recht eigentlich einen Trauermarsch-Charakter aufzuweisen; das Zeitmaß ist jedenfalls äußerst langsam, Molto adagio (4/2). Das Werk hebt pp mit einer um das anfängliche b kreisenden Melodie an, welche die ersten Violinen espressivo cantando vortragen, über langgehaltenen Noten der geteilten zweiten Geigen, der Bratschen, der geteilten Violoncelli und der Kontrabässe. Die Anfangsmelodie wird danach von den Bratschen bzw. den Celli übernommen, während mittels Fortspinnungen die kontrapunktischen Verschränkungen sich zunehmend verzahnen, bis eine anfangs unmerkliche Verlagerung des Focus in die hohen und höchsten Regionen der geteilten hohen Streicher samt Crescendo zu einem großen ff-Höhepunkt führt, der mit einer sff-Fermate abschließt. Der eventuell (ad libitum) mit Dämpfern zu spielende Epilog besteht aus
einer letzten Reprise der kreisenden Anfangsmelodie, bevor das Werk pp, morendo ausklingt. Vom anfänglichen b-Moll zum abschließenden, versöhnlichen F-Dur hat Samuel Barber seinen Verwandten (die Widmung lautet «To my aunt and uncle, Louise and Sidney Homer») ein bleibendes Denkmal errichtet, das weniger an den etwas gezähmten, klassizistischen Strawinsky anschließt, wie einige seiner bekannten Werke (zum Beispiel das Cellokonzert, op. 22, von 1945), als vielmehr an die spätromantische Tradition der Werke für Streichorchester, von den Serenaden Tschaikowskys, Dvořáks und Elgars über einige Miniaturen Griegs zu Puccinis Crisantemi; die vielfach geteilten Violinen in hoher Lage mögen ein wenig an Lohengrin und La traviata erinnern, doch fügt Barber einen persönlichen Touch hinzu, der aus seinem Werk einen Klassiker des zwanzigsten Jahrhunderts macht. WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Violine und Orchester Nr. 4 in D-Dur, kv 218 Das Instrument, dem Mozarts (nahezu) ungeteilte Aufmerksamkeit als Interpret galt, war das Klavier, welches er virtuos beherrschte; ihm widmete er fünfundzwanzig Solokonzerte, ein Doppelkonzert für zwei und ein Konzert für drei Klaviere. Dieser einzigartige Zyklus entstand, von den frühen Bearbeitungen fremder Werke (kv 37, 39-41 und 107) abgesehen, zwischen 1773 und 1791, erstreckt sich also über einen weiten Zeitraum, der von der Salzburger Jugendzeit bis in sein Todesjahr reicht; entsprechend breit gestreut erscheint der stilistische Niederschlag. Neben dem Klavier jedoch spielte der kleine Wolfgang von Kindesbeinen an auch Geige, hatte doch just in seinem Geburtsjahr 1756 sein Vater Leopold in der Heimatstadt Augsburg den Versuch einer gründlichen Violinschule publiziert; ein Werk, das nach im Ausland erschienenen Vorbildern – der Méthode facile pour apprendre à jouer du violon (Paris 1711 oder 1712) des französischen Barock-Komponisten Michel Pignolet de Montéclair (16671737), der Gramatica di musica (mit dem Untertitel Insegna il modo facile, e breve per bene imparare di sonare il violino su la parte, Rom 1741) des in Venedig und Urbino wirkenden Geigers Carlo Tessarini (ca. 1690-nach 1766) und schließlich der Art of Playing on the Violin (London 1751) des in England lebenden Corelli-Schülers Francesco Geminiani (1680?-1762) – lange Zeit als die deutsche Standardanleitung galt. Sie erschien 1769/70 in erweiterter und in Leopolds Todesjahr 1787 in dritter Auflage (auch später noch öfters; frz. in Paris 1770) und vermittelte besonders die Errungenschaften der italienischen Violinkunst Giuseppe Tartinis (1692-1770) oder Pietro Antonio Locatellis (1695-1764) an die deutschen Geiger. Wolfgang Amadé Mozart war also durchaus up to date; 1769 wurde er (erst dreizehnjährig!) in Salzburg zum Konzertmeister ernannt. Ob allerdings seine fünf Violinkonzerte (kv 207, 211, 216, 218 und 219) zum eigenen Gebrauch oder doch eher für Antonio Brunetti entstanden, seinen Kollegen und Nachfolger als Konzertmeister, ist ungewiß – es ist nichts Näheres bekannt als die Entstehungszeit. Dies ist umso auffälliger, als daß sämtliche fünf Werke (die Authentizität eines weiteren, kv 271a, ist fraglich) im selben Jahr geschrieben wurden, 1775, wonach sich Mozart diesem Genre leider nie mehr gewidmet hat. Mozart schöpft die technischen Möglichkeiten der Violine vielleicht nicht restlos aus (Doppelgriffe sind doch eher eine Seltenheit, sieht man von den just beim Einsatz erklingenden Akkorden in kv 216 ab), bewegt sich ansonsten aber in brillanten Bahnen, die ihn in der Nachfolge Tartinis, Locatellis und des spätbarocken Pietro Nardini (1722-1793) zeigen, deren Stil er zuerst wohl durch die Violinschule seines Vaters kennengelernt haben dürfte, bevor er ihn in Italien ab 1769 auch live erleben konnte. Hinsichtlich der Konzertform folgt Mozart jedenfalls dem italienischen Vorbild mit dem
Wechsel von (vier) Tutti-Ritornellen und (drei) großen Solo-Episoden, die sich jedoch insgesamt dem Schema des Sonatenhauptsatzes unterordnen: Eine Verbindung italienischer und deutsch-österreichischer Tradition. Im Kopfsatz des D-Dur-Konzerts, kv 218, fällt auf, daß der Anfang des Konzerts, der in der Orchester-Exposition einem Marsch ähnelt, und der zu Beginn des Solo-Einsatzes auch von der Violine in sehr hoher Lage vorgetragen wird, in der Reprise nicht mehr aufgegriffen wird; Mozart begnügt sich in der Exposition hier nicht mit den sonst üblichen zwei Themen, sondern verwendet derer drei, so daß er dann darauf verzichten kann, den Beginn wortgetreu zu wiederholen. Der zweite Satz, Andante cantabile, in A-Dur, ist zweiteilig (mit Reprise), und gibt dem Solisten die Gelegenheit, seine Phrasierungskunst unter Beweis zu stellen, wobei er wahrlich kantabel in Erscheinung tritt; die Begleitung ist über weite Strecken ganz zurückgenommen, gewissermaßen um die Reinheit der Kantilene nicht zu beeinträchtigen: Angesichts dieser Perfektion kann man nur träumen, welche Höhenflüge Mozart in einem eventuellen Spätwerk für Violine und Orchester noch hätte erreichen können. Der Schlußsatz ist, wie üblich, ein Rondo, in dem – nach Taktwechseln (vom 2/4-Takt zum 6/8-Takt) und Tempoänderungen – in der zweiten Zwischengruppe ein populär anmutendes Thema aufscheint, in dem möglicherweise eine Straßburger Melodie anklingt (Dénes Bartha glaubt allerdings, daß es sich bei dem von Mozart in einem Brief erwähnten «strasbourger-Concert» um kv 216 handelt); jedenfalls bringt diese Volksweise – zumal bei der Wiederholung über dem Orgelpunkt G – eine rustikale Note in einen ansonsten sehr eleganten und kaum brillant auftrumpfenden Satz, der ganz zart ausklingt.
JOSEPH HAYDN Symphonie Nr. 95 in c-Moll, Hob. i: 95 Am Ende seiner nahezu dreißigjährigen Amtszeit bei den Fürsten Esterházy, unweit der österreichisch-ungarischen Grenze, hatte sich Haydns Ruhm über ganz Europa verbreitet; nach dem Tode Mozarts galt Haydn vielen als der bedeutendste Komponist seiner Zeit. Der deutsche Geiger und Impresario Johann Peter Salomon (1745-1815) lud Haydn 1790 ein, für das Londoner Publikum sechs Symphonien, eine Oper und einige kleinere Werke zu schreiben und diese alle dort selbst aufzuführen, eine Einladung, die angesichts eines Depots von 5000 Gulden auf einer Wiener Bank zu Haydns Sicherheit und eines Gesamthonorars von 1200 englischen Pfund durchaus lukrativ war. Haydn nahm an und verließ Wien im Dezember 1790 Richtung London; am 1. Januar 1791 überquerte er den Ärmelkanal und blieb bis zum Juli 1792 in England, wo er beispiellos gefeiert wurde und wohin er angesichts des großen Erfolgs noch ein weiteres Mal reiste, vom Januar 1794 bis zum Sommer 1795. Aus den zunächst vorgesehenen sechs Symphonien wurde schließlich ein ganzes Dutzend, die sogenannten “Londoner Symphonien”, deren erste neun im Rahmen der von Salomon organisierten Konzerte aufgeführt wurden. Bereits während des ersten Konzerts in London wurde am 11. März 1791 eines dieser Werke zu Gehör gebracht (vermutlich die nunmehr als Nr. 96 gezählte Symphonie); die heute gespielte Nr. 95 erlebte ihre Uraufführung zu Beginn dieser ersten Saison. Es handelt sich um die einzige der zwölf Londoner Symphonien, deren erstem Satz keine langsame Einleitung vorangestellt ist: Haydn geht gleich in medias res, indem er ein energisches, aus fünf Tönen bestehendes Thema aufstellt, dessen
Chromatik (c-g-as-fis-g), die noch durch das Unisono fast aller Instrumente betont wird (es fehlen nur die Hörner und die Trompeten), die Symphonie Nr. 95 in die Nähe ihrer Schwestern rückt, die dem Sturm und Drang verpflichtet sind (Nr. 26, 39, 44, 49 und 52). Diese künstlerische Bewegung bezieht ihren Namen durch das gleichnamige, einstmals aufsehenerregende, weil sich sehr unbändig gebende Drama (1776) von Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831), eines Schauspielers, Schriftstellers und Offiziers, der u. a. mit Goethe befreundet war, dem wiederum mit seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (1774) die vielleicht bleibendste literarische Ausformung dieses vorromantischen Stils gelang. Typisch für den musikalischen Sturm und Drang sind u. a. der Unisono-Beginn zahlreicher Werke, die bevorzugte Verwendung von Moll-Tonarten sowie von Synkopen, erstaunliche Ausbrüche, die im Widerspruch zum herkömmlichen (allerdings gleichermaßen falschen wie überholten) Bild des lieben “Papa Haydn” stehen, und häufige spannungsgeladene, dramatische Passagen. Wie in der letzten Symphonie Mozarts, der berühmten “Jupiter”-Symphonie, antwortet dem ersten Motiv – in großer Gegensätzlichkeit – eine dolce zu spielende Phrase der Violinen, der es jedoch nicht gelingt, die Wolken zu vertreiben, die von Anfang auf dem ganzen Satz lasten; die zahlreichen, Beethoven fast vorwegnehmenden Sforzati stellen zeitweise die Existenz eines ‘weiblichen’ Gegenelements in Frage, und in der Durchführung verschärfen sich die Kontraste noch zusätzlich: vermutlich handelt es sich hier um den dramatischsten Symphoniesatz zwischen Mozarts großer g-Moll-Symphonie (Nr. 40) und Beethovens Fünfter, die nicht von ungefähr ebenfalls in c-Moll steht. Nach diesem Allegro moderato, das nur hinsichtlich des anzuschlagenden Tempos als ‘gemäßigt’ bezeichnet werden kann, bringt das Andante cantabile eine Entspannung in Form von Variationen über ein gemütliches, von den Streichern aufgestelltes Thema; doch auch hier fehlt nicht – nach der ersten Variation, die einem Solo-Cello anvertraut wird, das auch die Triolen der Geigen übernimmt – eine Molltrübung, die gar nach es-Moll führt, wonach das Thema wieder aufgenommen und schließlich in den Zweiunddreißigsteln der Geigen variiert wird, denen zum Schluß kurz die Flöte antwortet. Das Menuett steht ausnahmsweise in der Haupttonart c-Moll, weshalb es sich natürlich weit weg von jedweder Rokoko-Schmeichelei bewegt und eher einem Marsch ähnelt, wenn auch vielleicht nicht unbedingt einem Trauermarsch, jedenfalls stolz symphonisch daherkommt; das Trio wird von einem Cello-Solo beherrscht, das von den Pizzicati der Streicher begleitet wird, und nach einem kurzen Einwurf der Geigen coll’arco klettert der Solist in hohe und höchste Register: auch diese Besonderheit des Trios passt zur Sonderstellung der Symphonie. Der letzte Satz trägt die Tempovorschrift Vivace, doch läßt der Beginn keine besondere Verve vermuten, hebt das Finale doch p mit den Streichern allein an, zumal noch in C-Dur, fast so, als solle es die dem Publikum versagte Heiterkeit des Menuetts wettmachen. Erst im weiteren Verlauf des Satzes wird klar, daß Haydn auch hier mit seinem Originalgenie zu Werke ist, indem er ein längeres Fugato einfügt, das gewissermaßen durch Trompetenstöße auf seinen kontrapunktischen Anspruch aufmerksam macht, der fast eher einem geistlichen Werk als einem SymphonieSchlußsatz ansteht; im letzten Teil des Satzes (ab Takt 152, also nach etwa drei Viertel der 211 Takte) wird noch einmal kurz c-Moll gestreift, als Rückgriff auf den ersten Satz, bevor die Symphonie schließlich in einem festlichen C-Dur ausklingt. Johannes Streicher
Grazie per il prezioso supporto! Danke für die wertvolle Unterstützung!
FONDAZIONE CASSA DI RISPARMIO DI BOLZANO STIFTUNG SÜDTIROLER SPARKASSE CASSA DI RISPARMIO DI BOLZANO SÜDTIROLER SPARKASSE Alperia Schenk Italian Wineries
FONDAZIONE HAYDN STIFTUNG VIA GILM 1/A STR. 39100 BOLZANO/BOZEN
www.haydn.it