INSIDE 4

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1. 2011 // Das Konzern-Magazin von ALPINE

PROJEKT

MARKT

LEBENSRÄUME

Die Zukunft der Wüste

Balanceakt Projektkalkulation

Visionen vom Wohnen


Nationalstadion Warschau / PL SEITE 14


// 1.2011

Editorial

03

Liebe Leserinnen und Leser,

Andreas Eder

nehmen wir’s doch sportlich. Und damit meine ich nicht ‚dabei sein ist alles‘. Das wäre uns deutlich zu wenig. Wenn wir mitmischen, dann um zu gewinnen. Wir durchlaufen alle harte Zeiten. Der gesamten Branche weht ein rauer Wind entgegen. Ein Umbruch findet statt. Aber genau jetzt zählt ein fairer Wettbewerb trotz Kampf um die Poleposition umso mehr. Und am Ende haben wir doch alle das gleiche Interesse – wir wollen Spitzenleistung bringen, um Ihren Projekterfolg zu sichern. So wie Mannschaften im Sport für ihr Land kämpfen. Für ihre Fans und natürlich für ihre Arbeitgeber. Man kann nicht immer Erster sein, nicht immer siegen und trotzdem mit Würde Zweiter werden. Genau, indem man’s nämlich sportlich nimmt. Und beim nächsten Mal wieder zum Zug kommt. In diesen Momenten zählen stabile Werte, eine Basis für die Zukunft, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Wir sind ein langfristig denkendes Unternehmen. Unsere Entwicklung soll nachhaltig sein, unsere Mitarbeiter loyal und stolz. In diesem Sinne sind wir alle sportlich. Dieser Sportsgeist treibt uns auch an. Mit diesem Willen, bis ans Äußerste zu gehen, realisieren wir alles.

ALPINE Marketingleitung

Einiges darüber erfahren Sie auch dieses Mal wieder in unserem INSIDE. Und einiges davon dreht sich sogar wesentlich um Sport. Darum haben wir ihm auch im weitesten Sinne unseren Hauptartikel gewidmet. Wir bauen tolle neue Stadien in Polen als zukünftige Plattform für Ruhm und Ehre, aber auch für Niederlagen und Enttäuschungen. Letzteres jedoch wird mit Sicherheit nicht an unseren Leistungen liegen. Wieder einmal sind es Vorzeigeprojekte, die sich nur mit einer bestens trainierten Mannschaft verwirklichen lassen. Wir selbst sind immer wieder beeindruckt, welche Kräfte mobilisiert werden können, wenn es um den Erfolg geht. Welche Unwägbarkeiten uns auf dem Weg zu diesem Erfolg auch bereits im Vorfeld begleiten, ahnen die wenigsten. Wenn Sie Projekte auf Jahre im Voraus planen und kalkulieren, dann sollten Sie wissen, was Sie erwartet. Und genau da liegt das Problem. Auf Nostradamus können wir leider nicht mehr zurückgreifen. Finden Sie ab Seite 10 heraus, wie wir es trotzdem schaffen, so viel Risiko wie möglich zu neutralisieren und trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben. Das alles wird zunehmend auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu betrachten sein. CSR spielt in vielen Bereichen eine immer wichtigere Rolle, dabei insbesondere der Schutz unserer Umwelt. Und das ist selbst in der Wüste ein großes Thema. Was wir dazu beitragen, steht im Heft. Das Pendant zur Wüste, die am dichtesten besiedelten Gegenden der Erde, die sogenannten Megacities, haben dagegen noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Da stellt sich schnell die Frage, wie ich möglichst effizient von einem Ort zum anderen komme. Das Schlagwort heißt Mobilität. Ein Begriff, der unsere Zeit prägt und zukünftig noch stärker prägen wird. Wie gehen wir mit Transport und Verkehr in Ballungsräumen um, die von zig Millionen Menschen auf engstem Raum bevölkert werden. Ganz nach dem Motto ‚Wohin geht die Reise‘ versuchen wir die Antworten darauf zu finden. Was uns zugegebenermaßen nicht durchwegs gelungen ist, denn für viele dieser Herausforderungen gibt es noch keine Lösungen. Trotz seiner für europäische Verhältnisse beachtlichen Dimension zählt München per Definition lange noch nicht zu den Megacities. Wir haben uns selbst ein Bild gemacht. Schlendern Sie mit uns durch die nördlichste Stadt Italiens und genießen Sie ein unvergleichliches Lebensgefühl, zu dem wir auch beigetragen haben. Jedenfalls wäre die Frauenquote in Unternehmen deutlich höher, wenn sie ein wenig mehr wie München wären. Aber es gibt sie bereits, die erfolgreichen Wegbereiterinnen auf dem Weg zu emanzipierten Verhältnissen. Wir können das nur unterstützen und erzählen gerne von unseren Erfahrungen. So wie wir auch dieses Mal wieder von vielen Themen gerne erzählen, die ich einmal mehr nicht im Editorial unterbringe. Aber ein paar Überraschungen sollen ja auch für Sie bleiben. In diesem Sinne viel Vergnügen beim Lesen.


// INHALT Das Konzern-Magazin von ALPINE

Weitere Inhalte im Web aktuell auf

Ausgabe 4 / Mai 2011

INSIDE.alpine.at

Ü

INTERVIEW

06

Gemeinsam können wir jedes Projekt auf der Welt schaffen

MARKT

10

Balanceakt – mit Feingefühl zum Projekterfolg

PROJEKT

14

Sportsgeist

19

Einblicke

20

Die Zukunft der Wüste

22

Megacities machen mobil

26

Yes, we can

29

Expats // Warschau

30

Im Dienste der Sicherheit

32

Visionen vom Wohnen

35

Einblicke

36

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

39

Damit alles fließt

40

München – die nördlichste Stadt Italiens

43

Einblicke

INNOVATION

44

Von wegen fauler Willi

RESSOURCEN

46

Hard Rock

UMWELT

48

Unter Spannung

50

Erbauliches // Die wahren Baumeister, oder: Die Sache mit der Perfektion

50

Impressum

UNTERNEHMEN

LEBENSRÄUME

TECHNOLOGIE

CITY PORTRAIT


05

// TOP-THEMEN

MARKT

Balanceakt

Die Kalkulation von Großprojekten, an denen mehrere Jahre gebaut wird, verschlingt enorme Summen Geld. Unsicherheitsfaktoren wie Währungsschwankungen, die Volatilität von Rohstoffpreisen und ein wechselndes politisches Umfeld lassen die Kalkulation zu einem risikoreichen Abenteuer für die ausführenden Unternehmen werden.

10 STADIONBAU

Sportsgeist

Die vier für die Europameisterschaft 2012 in Polen errichteten Stadien erfüllen ihre Funktion nicht nur als Zweckbau. Sie sind auch ein Symbol des Aufbruchs und Aufschwungs und schaffen eine gewichtige emotionale Komponente – mit ebenso symbolträchtigen wie aufsehenerregenden technischen Lösungen.

14 PROJEKT

Die Zukunft der Wüste

Eine Fußball-WM in CO2-neutralen Stadien. Eine abfallfreie Stadt, die sich gänzlich der Erforschung erneuerbarer Energien widmet. Konferenzen, auf denen eine Zukunft ohne Erdöl diskutiert wird. Das Thema Nachhaltigkeit ist auf der Arabischen Halbinsel angekommen und bietet enorme Chancen für Unternehmen, die über entsprechendes Know-how verfügen.

20 VERKEHRSKONZEPTE

Megacities machen mobil

In afrikanischen und asiatischen Megacities können bestehende Infrastrukturen das Verkehrsaufkommen und die erforderlichen Kapazitäten nicht mehr bewältigen - horrende Staus und Feinstaubwerte sind die Folge. Gefragt sind intelligente Verkehrsmanagementsysteme und nachhaltige Lösungen zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens.

23 CITY PORTRAIT

München

Schon König Ludwig I. beschloss, die Stadt an der Isar als Kunst- und Architekturmetropole international bekannt zu machen. Seine Liebe zu Italien und eine aktive Kulturförderung prägten das Lebensgefühl in ‚La Bella Città‘. Auch heute noch spielt die Schönheit in Kunst und Alltag eine große Rolle in der bayrischen Hauptstadt.

40


06

// INTERVIEW

»Gemeinsam können wir jedes Projekt auf der Welt schaffen.« INTERVIEW Alejandro Tuya Garcia leitet als Geschäftsführer von FCC Construcción das internationale Baugeschäft von FCC in 25 Ländern und ist damit auch für Alpine als mehrheitliche Tochter verantwortlich. // gerald stefan

Die internationale Expansion von FCC untersteht Ihrer Verantwortung, und damit auch der Mehrheitsanteil von FCC an ALPINE. Was sind Ihre Ziele für die Gruppe? Ich bin für die internationale Bausparte verantwortlich und damit für etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes von FCC. Dadurch bin ich auch der Vertreter des Mehrheitsaktionärs bei ALPINE, was mich sehr freut. Ich möchte dazu sagen, dass FCC einen kulturellen Wandel hinter sich hat, und zwar seit dem Jahr 2003. FCC war traditionell immer auf den spanischen Markt ausgerichtet, und das lange Zeit hindurch, die Unternehmensgründung erfolgte ja bereits im Jahr 1900. Die Geschäftspolitik war konservativ, man hat sich als Bauunternehmen auf den heimischen Markt konzentriert. Im Jahr

2003 hat dann die expansive Phase begonnen. Vorher hatten wir einen Umsatz von 7 Milliarden Euro, das haben wir seither verdoppelt. Der Grund für die neue Strategie ist, dass man erkannt hat, dass man in neue Märkte und in neue Produkte und Dienstleistungen diversifizieren muss, um weiterhin erfolgreich zu sein. Das haben wir durch die Auslandsexpansion und auch durch neue Geschäftsbereiche wie Immobilien und Zement getan. Wir haben geografisch expandiert, wir haben dabei ein stolzes Wachstum im Ausland erzielt, und vor allem erfolgte auch die Beteiligung an ALPINE im Zuge dieser Strategie. Sie sahen damals in ALPINE einen attraktiven Partner? Wir glauben, dass Zentral- und Osteuropa natürliche Wachstums-

märkte sind, was ja auch Studien belegen. Die österreichischen und deutschen Bauunternehmen haben sich auf diesen Wachstumsmärkten frühzeitig gut positioniert. Dabei hatten die österreichischen Unternehmen weniger Probleme als die deutschen. Wir sind sehr froh, dass die Annäherung an ALPINE erfolgreich war; der Einstieg war ja kein Gelegenheitskauf, weil ALPINE etwa schlecht gemanagt oder erfolglos gewesen wäre, sondern im Gegenteil: gerade weil ALPINE sehr gut geführt und in 30 Ländern präsent ist, haben wir uns nach langem Abwiegen entschlossen. Wir haben damals gemeint, dass ALPINE und FCC gut zusammen passen. Das hat sich bestätigt. Sehen Sie Ähnlichkeiten zwischen ALPINE und FCC?


07


08

// INTERVIEW

»ALPINE WIRD IMMER EIN ÖSTERREICHISCHES UNTERNEHMEN BLEIBEN.« Es ist erstaunlich, wie parallel die Unternehmenskulturen sind, wenn man bedenkt, dass der österreichische und der spanische Markt sich deutlich unterscheiden. In Anbetracht der Unterschiede ist die Ähnlichkeit manchmal für mich verblüffend. So setzen zum Beispiel beide Unternehmen auf hochentwickelte Technik und auf starke Teams. Beide haben große Erfahrung im Tunnelbau auf der ganzen Welt. Gemeinsam haben FCC und ALPINE die Expansionsmöglichkeiten, die sie brauchen. Es gibt kein Projekt auf der Welt, dass wir nicht ausführen könnten. Wir sind gemeinsam in Zentral- und Osteuropa präsent, in Westeuropa, auf der Iberischen Halbinsel, in Mittel- und Südamerika und unsere Aktivitäten reichen bis nach China. Wenn die Konjunktur wieder besser wird, sollte meines Erachtens auch eine Präsenz in den englischsprachigen Ländern dazukommen, also in den USA, Südafrika, Kanada beispielsweise.

Alejandro Tuya Garcia Alejandro Tuya Garcia wurde 1954 im spanischen Valladolid geboren. Der studierte Straßenbauingenieur hat u. a. auch ein BetriebswirtschaftsDiplom der Uni Madrid, einen Master of Business Administration (MBA) der Uni Navarra sowie weitere postgraduale Studienabschlüsse zu Infrastruktur und Stadtentwicklung. Er hat zahlreiche akademische und öffentliche Ämter inne, u. a. ist er gewähltes Vorstandsmitglied des Rektorenausschusses für Straßenbauingenieursausbildung in Spanien. Zu den bisherigen Bauprojekten in seiner persönlichen Verantwortung zählen der

Damit beschreiben Sie ein globales Unternehmen. Wir sind jetzt bereits in 35 Ländern präsent, und damit meine ich: aktiv präsent. Gemeinsam haben ALPINE und FCC eine Größenordnung erreicht, um jedes beliebige Projekt ausführen zu können, und sei es noch so groß. Dort, wo wir präsent sind, werden potenzielle Kunden bei den ganz großen Projekten kaum an uns vorübergehen können, ohne uns in Betracht zu ziehen.

Städtische Kongresspalast in Madrid, der neue Flughafen Barajas, Madrid, sowie Arbeiten am Prado-Museum, an der Nationalbibliothek und am Parlament. Tuya Garcia ist für die internationale

Wie ist das Verhältnis zum zweiten großen ALPINE-Aktionär, Dietmar Aluta-Oltyan?

Expansion von FCC und die Präsenz in mehr als 25 Ländern verantwortlich.

Wir verstehen uns ausgezeichnet. FCC ist ja kein Finanzpartner,

der bloß Geld anlegt, sondern ein strategischer Partner. Wir definieren gemeinsam die Ausrichtung der Gruppe. Das ist ein wechselseitiger Prozess, jeder kann vom anderen lernen. Das bedeutet, es gibt einen Austausch von Best-PracticeErkenntnissen, sowohl von ALPINE zu FCC wie von FCC zu ALPINE. Wir schaffen eine Symbiose der Kulturen. Jedes der Unternehmen kann dadurch seine Möglichkeiten potenzieren, wenn auf den Märkten zusammengearbeitet wird. Man muss bedenken: Wir haben ein gemeinsames Volumen von 14 Milliarden Euro – damit sind wir ein Schwergewicht. Die Mitbewerber werden auf uns als die Referenz blicken. Könnte ALPINE eines Tages eine 100-prozentige Tochter von FCC sein? Das ist eine langfristige Möglichkeit - in der Zukunft. ALPINE wird jedenfalls immer ein österreichisches Unternehmen sein, ein zentraleuropäisches Unternehmen, das gute Beziehungen zu seinen Nachbarländern pflegt. Das Bauwesen ist ein regionales, oft ein lokales Geschäft. Dieser typische Charakter von ALPINE wird immer bleiben. Corporate Social Responsibility (CSR) ist erklärtermaßen ein Teil des Selbstverständnisses von FCC. Welche Ziele verfolgen Sie damit? Das Thema CSR ist sehr wichtig für uns, allein schon deshalb, weil wir mehr als 100.000 Arbeitnehmer in der Gruppe haben, mit sehr verschiedenen Nationalitäten. Die Hauptaktionärin von FCC hat sich immer sehr für alle Beschäftigten verantwortlich gefühlt. Das Thema CSR geht aber noch über die Beschäftigten hinaus, denn unser Motto lautet: Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zu erbringen. Beim Bau von Infrastruktur-Einrichtungen wie Straßen oder Schulen, bei der Trinkwasserversorgung, dem öffentlichen Verkehr oder dem KrankenhausManagement stehen wir schließlich im Dienst der Bürger. FCC war ein Pionier des Themas CSR, auch der


09

Dow-Jones-Index bescheinigt uns hier einen hohen CSR-Koeffizienten. Gerade bei der Infrastruktur ist die öffentliche Hand als Auftraggeber im Moment oft zögerlich, die Wirtschaftskrise drückt auf die Aufträge. Rechnen Sie mit einer Erholung der Konjunktur? Im Moment ist die wirtschaftliche Situation in vielen Ländern schwierig. Die Regierungen müssen die Ausgaben kürzen, doch gleichzeitig gibt es viel sozialen Druck, der Sparmaßnahmen schwierig macht. Aber gerade in der heutigen globalen Wirtschaft haben die Transportsysteme allergrößte Bedeutung, ebenso die Versorgungssysteme. Es ist besser, jemanden Angeln zu lehren, als ihm einen Fisch zu schenken. Investitionen in die Infrastruktur schaffen Arbeitsplätze und erhöhen die Wertschöpfung. Daher ist die beste Politik ein gutes Transport- und Verteilnetz. Gleiches gilt für Investitionen in die Versorgung, seien es Krankenhäuser oder Schulen. Die Krise erschwert jetzt solche Investitionen, aber früher oder später wird der

Nachholbedarf zu groß werden, und dann wird wieder investiert.

Angenehme mit dem Nützlichen verbinden?

Angesichts solcher Herausforderungen: Worauf setzen Sie persönlich, um einen Ausgleich zu finden – in der Freizeit, im Leben jenseits der Baubranche?

Es ist immer wieder schön, nach Österreich zu kommen und das kulturelle Angebot zu genießen, zum Beispiel gerade die ‚Lulu‘ in Salzburg oder den ‚Tannhäuser‘ in Wien. Auch die Landschaft und die Städte genieße ich sehr. Ein Spaziergang durch Wien ist ganz anders als einer durch Madrid, weil die Städte sich natürlich sehr unterscheiden, ebenso wie die Alpen in Salzburg ganz anders sind als unsere Berge in Spanien. Aber jedes hat seinen Reiz. So eine Mischung aus beidem zu haben, das ist ideal.

Tatsache ist, dass es im Moment wenig Freizeit gibt … die, die ich habe, verbringe ich wenn immer möglich mit der Familie. Darüber hinaus dreht sich mein Leben ums Meer. Tauchen, Segeln, Fischen, … ebenfalls gemeinsam mit der Familie. Ich höre auch leidenschaftlich gern Musik und spiele selbst. Beispielsweise spiele ich die Kirchenorgel, aber ich habe auch mit meiner Familie eine Rockband gegründet, für Musik der 60er und 70er Jahre. Die Liebe zur Musik geht so weit, dass unsere strategischen Projekte in anderen Ländern Namen haben, die daraus entlehnt sind. Ein Projekt in Polen hieß ‚Chopin‘; eines in England hieß ‚Händel‘. Und ALPINE – das war natürlich ‚Mozart‘. Können Sie bei einem Besuch in Österreich manchmal das

Danke für das Gespräch! //


10

// MARKT

Balanceakt Mit Feingefühl zum Projekterfolg KALKULATION Der Bau eines Tunnels, einer Brücke, einer Schleuse oder einer Autobahn bewegt nicht nur gewaltige Gesteinsmassen. Die Kalkulation solcher Großprojekte verschlingt auch enorme Summen Geld. Der größte Unsicherheitsfaktor sind unvorhersehbare Risiken, die je nach Lust und Laune für oder gegen ein Unternehmen sind. // Ingrid Krawarik

i

m Jahr 2016 wird der längste Tunnel der Welt zur Fahrt frei gegeben. Sein Name: St. Gotthard. Das Schweizer Erstfeld im Norden wird mit Bodio im Kanton Tessin verbunden und soll den Verkehr über die Alpen auf die Schiene verlegen. 57 Kilometer geht es durch den Berg. Etwa 28 Jahre lang wurden unaufhörlich Pläne geschmiedet. Im Oktober 2010 gelang der Durchbruch der Oströhre des Tunnels, Anfang April 2011 soll die zweite Röhre fertig sein. ALPINE baut im Auftrag der AlpTransit Gotthard AG rund 30 Kilometer des Rohbaus und stellt die komplette Eisenbahntechnik für die zwei einspurigen Tunnelröhren zur Verfügung. Der Rohbau wurde im Jahr 2001 in Auftrag gegeben mit kalkulierten Kosten von 1,485 Milliarden Schweizer Franken. „Da wird es zu einer Teuerung kommen. Wir rechnen mit einer Abrechnungssumme von etwa 2,5 Milliarden Schweizer Franken“, erklärt Dr. Franz Pacher,

Geschäftsführer der ALPINE Bau GmbH Schweiz, der das Projekt St. Gotthard begleitet. Einer der Gründe dafür ist der benötigte Baustahl, denn statt kalkulierten 20.000 werden nun über 30.000 Tonnen verbaut. Nach einer Studie der Universität Oxford werden neun von zehn Bauprojekten, für die mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt sind, teurer als geplant. Großprojekte wie der St.-Gotthard-Tunnel, bei dem in Jahrzehnten geplant und gedacht werden muss, sind eben nur schwer kalkulierbar und mit zahlreichen Risiken verbunden. Es muss vor allem eine Menge Geld in die Hand genommen werden, eine gehörige Portion Mut darf auch nicht fehlen. Währungen im Auf und Ab

Gerade weil ALPINE weltweit Projekte verwirklicht, sind Währungsschwankungen ein großer Unsicherheitsfaktor. Zwischen Abgabe


11 02.09

min. 56,07 INR max. 71,07 INR

– 2,1 %

SHORTCUTS

02.11

Wechselkurs Der Wechselkurs

Indische Rupie

drückt den Preis einer Währung in einer anderen Währung aus. Er bildet 02.09

– 1,6 %

sich auf dem globalen Devisenmarkt

02.11

und wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Einflussfaktoren sind

min. 8,16 CNY max. 10,32 CNY

z. B. Spekulationen, Zinsunterschiede

Chinesischer Renminbi

zwischen Ländern, Handelsströme, unterschiedliche Inflationsniveaus, psy02.09

– 1,5 %

chologische Faktoren etc. Selten ist nur

02.11

ein Ereignis für den Anstieg oder Fall einer Währung verantwortlich, meist

min. 37,60 RUB max. 46,71 RUB

spielen mehrere Faktoren zusammen.

Russischer Rubel

Die Vielzahl der Einflussfaktoren auf die Wechselkursbildung erschwert 02.09

min. 1,255 CHF max. 1,542 CHF

– 12,1%

eine zuverlässige Wechselkursprog-

02.11

nose jenseits einer sehr kurzen Frist. Dadurch entsteht für international

Schweizer Franken

agierende Unternehmen und Anleger eine Wechselkursunsicherheit. Vergleich der

Polnischer Zloty

02.09

– 9,0 %

02.11

Währungskursschwankungen im Verhältnis zum Euro im Zeitraum 02.2009 bis

min. 3,835 PLN max. 4,879 PLN

02.2011

Quelle: European Central Bank / www.ecb.europa.eu

des Angebots und Vergabe der Projekte vergehen oft zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Zum Vergleich: Der Euro büßte gegenüber dem Schweizer Franken innerhalb des letzten Jahres 12,5 Prozent an Wert ein. Auf Zehnjahressicht liegt der Wertverlust bei 16 Prozent, obwohl der Euro vom Jahr 2000 bis Ende 2007 gegenüber dem Franken deutliche Gewinne verzeichnete. Wenig anders präsentiert sich der Euro-Dollar-Kurs. So konnte der Euro in den vergangenen zehn Jahren gegenüber dem US-Dollar 40 Prozent an Wert gewinnen. Die Schwankungen der Währungen sind praktisch nicht vorhersehbar, müssen jedoch in der Angebotsbearbeitung berücksichtigt werden.

kalkulieren. Der höhere Angebotspreis schränkt wiederum die Wettbewerbsfähigkeit des Angebots ein. „Das Schönste ist natürlich, wenn sich das geschnürte Paket am Schluss ausgeht und sogar die Risiken und Kosten minimiert wurden. Da sind viele Mosaiksteine, die wir vereinen müssen.“, sagt Thomas Ensinger, Prokurist bei ALPINE.

Rohstoffpreise Rohstoffe sind teilweise extremen Preisschwankungen unterworfen, wobei die Volatilität (Schwankungsbreite) höchst unterschiedlich ist. So sind etwa

Selbst Hilfsmittel wie Hedging bringen nicht immer den gewünschten Erfolg.

Agrarrohstoffe Wetter- und saisonalen Einflüssen ausgesetzt und daher von größeren Schwankungen betroffen als andere Rohstoffe. Einige Rohstoffe sind nicht unbegrenzt verfügbar und daher besonders volatil. Die Preise bestimmen auch hier Angebot und Nachfrage. Es kann jederzeit zu Störungen des Angebotes (z. B. durch Umweltkatastrophen, Kriege) oder der Nachfrage

Selbst Hilfsmittel wie Hedging, mit dem man den Währungskurs zu einem vorher festgesetzten Abnahmepreis einkauft, bringen nicht immer den gewünschten Erfolg. Großprojekte lassen sich deshalb meist nur über Risikozuschläge

Die Preise für Rohstoffe unterliegen ebenfalls großen Schwankungen. „Es gibt die Möglichkeit, den Preis im Vorhinein zu fixieren. Da besteht natürlich das Risiko, dass man am Zahltag höher liegt als der Markt. Irgendeinen Tod stirbt man immer.“, erklärt

(z. B. konjunkturbedingt) kommen. Seit einigen Jahren werden Rohstoffpreise auch zunehmend durch Spekulationen an den Warenterminbörsen beeinflusst und die Preisschwankungen größer. Die Bedeutung von Rohstoffen als Anlageklasse steigt.


12

// MARKT

Christian Späth, der bei ALPINE für Großprojekte in Europa verantwortlich zeichnet.

Häufig fließt auch technisches Know-how in die Bewertung des Angebots ein. Zu den Währungsrisiken gesellen sich Risiken politischer Natur. Dabei stellen vor allem neu gewählte Regierungen Unternehmen auf eine harte Probe. Thomas Ensinger: „Es kommt durchaus vor, dass der neue Machthaber das Projekt torpediert und zugesagte finanzielle Mittel einfriert.“ Vor politischen Risiken sind auch Projekte in Österreich nicht gefeit. Durch den Einzug der Grünen in die oberösterreichische Landesregierung im Jahr 2003 gab es neue Umweltauflagen, die erfüllt werden mussten. Solche Ereignisse können bei Projekten durchaus zu Mehrkosten führen. Mut zum Risiko

Um überzeugend aufzutreten, muss schon in der Angebotsphase eini-

ges investiert werden. „So ein Projekt kann man nicht im Vorübergehen planen, sonst ist man chancenlos. Da gilt es ein Team zusammenzustellen, einen roten Faden zu entwickeln und Geld in die Hand zu nehmen. Fünf Millionen Euro sind da schnell weg.“, weiß Späth. Die Niederlande ist eines der wenigen Länder, in dem Unternehmen eine Entschädigung bezahlt bekommen, die nicht zum Zug kommen. In fast allen anderen Ländern müssen diese Kosten vom Bewerber selbst getragen werden. Es kommt nicht selten vor, dass zwischen dem ersten und zweiten Platz die Preisdifferenz bei 10 bis 20 Prozent liegt. Nicht immer bekommt das günstigste Angebot den Zuschlag, weil häufig auch technisches Know-how in die Bewertung einfließt. „Das Verfahren und der Preis müssen gefallen. Eine höhere technische Bewertung könnte einen teureren Preis wettmachen. Allerdings sind das dann oft subjektive Bewertungen.“, erklärt Späth. Ärgerlich ist, wenn nicht die besten Projekte verwirklicht werden, sondern jene, die am Papier am besten aussehen. „Bei der detaillierten Planung und Ausgestaltung muss man das gesamte Know-how des Teams gekonnt einsetzen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das Risiko besteht immer, dass man mit dem An-

gebotspreis viel zu weit vorne oder zu weit hinten liegt.“, sagt Späth. Oft werden externe Büros zusätzlich engagiert. Viel Zeit und Geld kosten etwa Übersetzungen von Verträgen, die bis zu 100.000 Euro verschlingen können. Die große Gefahr liegt bei Vertragsübersetzungen, die je nach Qualität das Leistungsbild erfassen oder eben nicht. „Pläne sind einfacher. Da nehmen wir ein Regelwörterbuch und schreiben den Begriff in Landessprache und in Englisch dazu.“, so Ensinger. Nicht immer gelingt es, das richtige Maß zwischen Marktpreis und Risiko zu finden. Bei der Metro in Kopenhagen, die im Dezember 2010 vergeben wurde, ging ALPINE leer aus. „Da haben wir nicht die ideale Balance gefunden und hatten einfach nicht das wettbewerbsfähigste Angebot.“, meint Späth. Abenteuer Zukunft

Aktuell ist ALPINE neben dem St.Gotthard-Tunnel in der Schweiz unter anderem auch bei der Autbahn M1 in Russland mit an Bord. Der Konzern stellt Managementpersonal zur Verfügung und ist auch in einem Joint Venture beim Bau mit dabei. Die M1 in Russland ist das erste PPP-Projekt am Markt. Dazu Ensinger: „Unser lokaler Part-

200 %

180 % 170 %

INdex des jährlichen Durchschnittseinkommens für ausgewählte Länder (nominell, in EUR) iNDEX JAHR 2005 = 100 Anm.: Daten für den gesamten Zeitraum liegen nicht für alle genannten Länder vor.

Quelle: OeKB Information Services

190 %

russland

160 %

china

150 % 140 % 130 %

polen

120 %

singapur

österreich

110 %

deutschland

100 %

schweiz

90 % 2005

2006

2007

2008

2009


ENTWICKLUNG DES STAHLPREISES

600

500

US$ / Tonne

700

400

01.01. 2010

ner hat das noch nie gemacht. Es liegen nun Verträge am Tisch, die es so in Russland noch nicht gab. Es besteht natürlich die Gefahr, dass Risiken falsch eingeschätzt werden, dass man zu mutig oder zu vorsichtig ans Werk geht.“ Da in Russland derzeit enorm viel gebaut wird, drohen nachfragebedingte Schwankungen der Rohstoffpreise. Auch beim Rubelkurs muss man mit Ausschlägen von 20 Prozent rechnen. Ensinger: „Es ist natürlich nicht unerheblich zu wissen, ob man das Geld innerhalb von 30 oder 90 Tagen bekommt, weil wir ja auch unsere Lieferanten zahlen müssen. Es geht bei der M1 darum, Preise zu optimieren. Das läuft viel über die Risikobewertung.“ Oft fehlen auch Baugenehmigungen für Grundstücke, die die kalkulierte Bauzeit verlängern und das Projekt dadurch verteuern. Die größte Gefahr bei Infrastrukturprojekten wie Straße, Tunnel, Brücken, Bahn, Schleuse oder Hafen ist das Baugrundrisiko, das von der ausführenden Baugesellschaft häufig selbst zu tragen ist. „Wir haben beim Tunnelbau ein Sprichwort, nämlich ‚Vor der Hacke ist es duster‘. Schließlich sind wir die Ersten, die dort einen Fuß reinsetzen. Man weiß nie genau, was einen erwartet.“, erklärt ALPINE-Prokurist Späth. Der Baugrund wird vom Auftraggeber zwar mit Nadelstichen erforscht, das Ungewisse bleibt trotzdem.

02.03. 2010

01.05. 2010

30.06. 2010

Dabei kämpfen Unternehmen mit unvorhersehbaren Wassereintritten und unterschiedlichen Gesteinsschichten. Späth: „Das Baugrundrisiko ist das größte Risiko, das wir tragen. Es ist oft schwerer zu bewerten als Gefahren im Umgang mit Lieferanten oder Währungen. 50 Meter weiter kann die Welt schon ganz anders aussehen. Diese Problematik muss man einkalkulieren und die Kosten danach einschätzen.“ Nichtkalkulierbare Risiken wie extreme Wasserzutritte verbleiben oftmals beim Auftraggeber und werden dann vergütet.

29.08. 2010

60 sec.

28.10. 2010

27.12. 2010

// HEDGING

Quelle: London Metal Exchange / www.lme.com/steel

13

25.02. 2011

// Michael Hangelmann

Der englische Begriff Hedging steht für Absicherung von Risiken, wobei es hier im Wesentlichen um Währungs-, Zins- und Rohstoffrisiken geht. Vorrangig sollte dies immer durch entsprechende Gestaltung der Grundgeschäfte erfolgen (z. B. Preisgleitklauseln), was man dann als ‚Natural Hedge‘ bezeichnet. Erst wenn dies nicht möglich ist, kommen sogenannte ‚Derivative‘ zum Einsatz. Unterschiedliche HedgingInstrumente stehen zur Verfügung – z. B. der Kauf/Verkauf von Währungen ‚auf Termin‘ (entspricht dem vorab ‚Fixieren‘ eines bestimmten Wechselkurses) oder der Kauf einer Währungsoption (man erwirbt die Möglichkeit, innerhalb eines gewissen Zeitraums Währungen zu einem bestimmten Kurs zu kaufen/verkaufen).

So schwer sich Großprojekte auch kalkulieren lassen, ist trotz all der Unwägbarkeiten jedes Risiko mit einer Chance verbunden. Auch 2011 bleibt ein spannendes Jahr für ALPINE. Projekte wie eine große Schleuse in Belgien, ein Metro-Projekt in Athen und Tunnelprojekte in den Benelux-Ländern sind in verschiedenen Angebots-Stadien. Im St.-Gotthard-Tunnel in der Schweiz wird fleißig weiter geplant. Für die Signal- und Leittechnik wird die neueste Computertechnik zum Einsatz kommen, allerdings ist dafür noch nicht alles kalkuliert. Spätestens 2016 wird es aber so weit sein. //

Grundlage für jede Hedging-Entscheidung ist die Analyse der Geldflüsse des Projekts auf etwaige Währungsinkongruenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben. So könnte sich etwa die Kostenstruktur (Bezug von Rohstoffen, Geräten, aber auch Dienstleistungen) teilweise oder zur Gänze in einer anderen Währung als jener der Einnahmen (Bezahlung des Auftraggebers) darstellen. Achtung: Auch wenn Geldzu- und -abflüsse in ein und derselben Währung erfolgen, bei einzelnen Positionen die Betragshöhe allerdings an einen bestimmten Währungskurs gekoppelt ist, besteht Währungsrisiko. Auch wenn die eingesetzten Instrumente oft einen spekulativen Eindruck erwecken – Ziel von Hedging ist immer die Reduktion/Eliminierung bestehender Risiken. Damit kann dann das volle Augenmerk auf den baulichen Herausforderungen und Risiken liegen. Für diese gibt es nämlich leider noch keine HedgingInstrumente.


14

// PROJEKT


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STADIONBAU Wenn es um die Errichtung moderner Sportstadien und die Umsetzung kühner architektonischer Pläne geht, spielt ALPINE in der Profiliga. Eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird dies derzeit in Polen. // Ingo Partecke

i

m Vorfeld der FußballEuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine erfährt die Stadionlandschaft in den beiden Ländern einen immensen Entwicklungsschub. An dem in Polen ist ALPINE im Rahmen verschiedener Bau-Konsortien maßgeblich beteiligt. Laufende Projekte sind das neue Nationalstadion in Warschau und die PGE-Arena in Danzig. Bereits vollendet sind die Erweiterung des Stadions in Posen sowie der Neubau in Krakau.

Die Aufträge bedeuten für ALPINE weitaus mehr als die professionelle Abwicklung baulicher und logistischer Aufgaben. Über ihre Funktion als Zweckbau hinaus erfüllen diese Stadien als Flaggschiffe der polnischen Infrastruktur für den Sport repräsentative Zwecke. Bauwerke mit Ausstrahlung und Identifikation zu schaffen ist eine gewichtige emotionale Komponente – in engem Zusammenspiel mit ebenso symbolträchtigen wie aufsehenerregenden technischen Lösungen.

Polens Hauptstadt kann nun stolz auf ein neues Wahrzeichen blicken. Seit seiner Errichtung in den 1950er Jahren galt der 237 Meter hohe, neoklassizistische Kultur- und Wissenschaftspalast in der Hauptstadt als eben dieses. Allein schon deshalb, weil sich das bis heute höchste Bauwerk im Land wegen seiner physischen Dominanz aufdrängte. Durchaus wohl proportioniert und nicht unansehnlich, als Geschenk von Stalins Sowjetrepublik an das polnische ‚Brudervolk‘ jedoch


16

// PROJEKT

Die Nadel, zentrale Attraktion des Nationalstadions Warschau, dient als Stütze inmitten des inneren und äußeren Speichenrades.

Symbol einer Ära der Repression, vermochte es die Herzen der Menschen aber nicht zu erobern. Leuchtende Krone Polens

Ganz anders liegt der Fall bei jenem großen Geschenk, das Polen sich nun mit der tatkräftigen Unterstützung des Bau-Konsortiums um ALPINE selbst macht.

Das Nationalstadion verkörpert auch Werte wie Stolz und Selbstvertrauen. Das neue Nationalstadion soll für bis zu 55.000 Zuschauer eine Stätte der gemeinschaftlich erlebten Begeisterung sein. Freilich verkörpert es als Nationalstadion auch Werte wie Stolz und Selbstvertrauen, es ist ein Symbol des Aufbruchs und

Aufschwungs. Das neue Gebäude an der Weichsel, gut zweieinhalb Kilometer vom Stadtkern entfernt errichtet, tritt auch in einen architektonischen Dialog mit den dortigen Bauten – Warschaus Skyline wächst und wächst. Ehrgeizige Wolkenkratzer ringen hier um Aufmerksamkeit und Anerkennung. Das neue Nationalstadion aber behauptet seinen eigenen Platz mit unübersehbarer Präsenz und gruppiert sich mit breitem Kreuz in die Skyline der Stadt ein. Es grüßt den Kulturpalast mit dessen Sendemast und die hoch aufgeschossenen Nachbarn neckisch mit seiner rekordverdächtigen Nadel. Der Hub dieses gewaltigen Bauelements, der am 4. Januar 2011 abgeschlossen wurde, bedeutete nicht allein die Bewältigung einer ganz besonders anspruchsvollen Montage-Aufgabe. Schließlich ist es 70 Meter lang, wiegt 90 Tonnen und ragt, 30 Meter über dem Spielfeld des neuen Nationalstadions schwebend, fast 100 Meter empor. Der ‚Big Lift‘ darf als symbolträchtigster

Akt im Rahmen aller Baumaßnahmen gewertet werden, die ALPINE im polnischen Stadionbau durchgeführt hat und noch durchführt. Das Stadion, 313 Meter lang, 280 Meter breit und mitsamt der Nadel 97 Meter hoch, ist in der Tat ein majestätisches Bauwerk – jedoch eines mit leichtem, modernem und schwungvollem Auftritt. Die Gestaltung der transluzenten und nachts beleuchteten Fassade folgt dem Motiv der in Rot und Weiß wehenden Nationalflagge. Die rund um den Massivbau aufstrebenden Schrägstützen der Dachkonstruktion bilden die Zacken der gigantischen Krone Warschaus. Aus der Schüssel wird ein Hexenkessel

Das Bauwerk offenbart seine ganze Größe jedoch nie auf einen Blick. Eingebettet in den Erdwall des alten Nationalstadions, bleiben vier der neun Geschossebenen dem Betrachter verborgen (zwei von ihnen liegen unter dem Spielfeld),


17 wenn er sich durch den mit Grünflächen, Sportplätzen und Bäumen revitalisierten Park in der unmittelbaren Umgebung nähert. Beim Zugang zum Innenraum sind noch die Rampen auf den Wall zu überwinden. Doch der Weg lohnt sich. Wer die alte, lange nicht mehr instand gehaltene, nicht überdachte ‚Schüssel‘ des alten Nationalstadions an selber Stelle noch kannte, sieht sich jetzt in eine andere Dimension versetzt. Nach neuesten Erkenntnissen des Stadionbaus konzipiert, ragen nun dicht um das Spielfeld steile Tribünen empor; der obere der beiden Ränge vollführt eine Wellenbewegung, sodass schon der Massivbau kommende ‚La Olas‘ antizipiert. Zuallererst aber richtet sich der Blick unweigerlich auf die zentrale Attraktion – die Nadel. In jenem ‚Big Lift‘ über den Jahreswechsel 2010/11 war sie schrittweise, mit höchster Vorsicht und Präzision in Position gebracht worden. Erst hier,

im Innenraum, erschließt sich dem Besucher ihre Funktion als Mittelstütze inmitten des inneren und äußeren Speichenrades der komplexen Dachkonstruktion. Von vier Seilen getragen, dient sie dem Lastabtrag, aber auch der Videowürfel ist hier verankert. Und sie wird ein Depot für das faltbare MembranInnendach halten. Dieses ist ein weiterer Clou im Warschauer Konzept. Sie ermöglicht dem Nationalstadion Polens Multifunktionalität im größten Stil. Schneelastberechnet und allwettertauglich, schützt das Dach im geschlossenen Zustand Veranstaltungen aller Art vor äußeren Einflüssen. Ein Stadion dieser Kategorie nur für den Fußball zu bauen, wäre nicht denkbar gewesen. Die größte Sport- und Veranstaltungsstätte Polens muss mit unterschiedlichsten hochkarätigen Groß-Events glänzen können. In diesem Sinne machten die Planer bei der Überdachung nicht Halt. Es kann sogar auf

Höhe der Haupt-Erschließungsebene ein Plateau mit Laufbahn über den Unterrang und das bestehende Spielfeld gelegt werden. Mit dieser Variante hat Warschau zumindest die Option, sich auch in den Terminkalender der LeichtathletikSpitzenevents einzutragen.

Ein faltbares Membran-Innendach macht die größte Sportund Veranstaltungsstätte Polens allwettertauglich.

Mit einer standesgemäßen Show wird das Stadion im Sommer 2011 feierlich eröffnet. Ein prestigeträchtiges Fußballspiel steht dann kurz bevor: Am 6. September will die polnische Nationalmannschaft für sich und ihre neue Spielstätte beim Freundschaftsspiel gegen Deutschland ein Ausrufezeichen für eine erfolgreiche Zukunft setzen. PGE-Arena: Mythischer Bernstein-Schimmer

Mit der PGE Arena in Danzig setzt ALPINE derzeit den Entwurf für ein weiteres europäisches Elite-Stadion um. Einen gestalterisch herausragenden Entwurf. Das Danziger Sta-

Nationalstadion Warschau Zuschauerplätze: 55.000 kein Heimatclub

PGE-Arena Danzig Montagearbeiten am Nationalstadion Warschau Die beeindruckenden Stahlgerüste

Zuschauerplätze: 44.000 Heimatclub: Lechia Gdańsk

des Nationalstadions Warschau  und der PGE-Arena Danzig 

Städtisches Stadion Posen Zuschauerplätze: 43.000 Heimatclub: Lech Poznań

Stadion Cracovia Krakau Zuschauerplätze: 15.000 Heimatclub: Cracovia


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// PROJEKT

Das Danziger Stadion bietet Identität stiftende Merkmale auf, die tief in der Historie der baltischen Metropole verankert sind.

Die Außenkonstruktion des Danziger Stadions wird von 82 stählernen Sichelträgern gehalten.

Imposante Speichenräder der komplexen Dachkonstruktion des Nationalstadions.

Aufwändiges Anbringen der Fassade der PGE-Arena

dion gehört unter allen Neubauten der vergangenen Jahre garantiert zu jenen, deren Erscheinungsbild sich dauerhaft einprägt. Eine einfache, aber treffende Idee, in eine schlüssige Formensprache und in eine Einheit mit der Funktion gebracht: Das Stadion mit seinen weichen Konturen schimmert durch die transluzente Fassade bernsteinfarben und nimmt damit die beinahe mythischen Eigenschaften des fossilen, versteinerten Harzes auf, das als Fund an den Gestaden der Ostsee seinen besonderen Reiz ausübt. Allein schon hiermit bündelt das Bauwerk Symbolkraft. Aber mehr noch: Die 82 stählernen Sichelträger der Außenkonstruktion, wiederum eine erfolgreich gemeisterte große Herausforderung für die ALPINE-Bautrupps in Polen, stellen den Bezug zu den Danziger Hafenanlagen mit ihren Kränen her – und bieten so ein weiteres Identität stiftendes Merkmal auf, das tief im Leben und der Historie der baltischen Metropole verankert ist. Bei alledem ist die PGE-Arena am Ende vor allen Dingen ein vorzüglicher Schauplatz für den Fußball. Mit ihrer multifunktionalen Konzeption ist sie zudem für Events aller Art geeignet. Der Unterrang steigt in minimaler Entfernung zum Spielfeld auf und folgt dessen rechteckigem Schema. Da aber der Grundriss des gesamten Stadions ein Oval bildet, schmiegt sich der Oberrang in Gestalt zu den Ecken hin abgeflachter Wellen in das Gebilde – noch ausgeprägter als etwa in der ebenfalls von ALPINE gebauten Münchener Allianz Arena. Die, ob natürlich oder künstlich, angestrahlte Fassade, verheißt atmosphärische Lichtsituationen, während alle Voraussetzungen dafür gegeben sind, dass auch der von

den bis zu 44.000 Zuschauern erzeugte Schall in dem Kessel stimmungsfördernd zur vollen Entfaltung kommen kann. Hauptnutzer ab der kommenden Saison und nach der Euro 2012TM wird der Erstligist Lechia Gdansk sein. Und der Identität des Vereins wird bei den Ausbaugewerken im Stadion Rechnung getragen – unter anderem mit der grünen Tribünenbestuhlung. Diese folgt nicht einfach dem Farbton im Vereinswappen. Man setzt feine Abstufungen um, die das anspruchsvolle Design im Allgemeinen und den BernsteinSchimmer im Besonderen unterstützen. Der Verein, gerade erst wieder erstklassig, steigt nun in Sachen Heimspielstätte gleich mehrere Stufen auf einmal empor und erhält ein für polnische Verhältnisse herausragendes Stadion, das auch weltweit von sich reden macht. Die Vorfreude ist in Danzig groß. Und alle am Projekt Beteiligten freuen sich, dass der besondere Entwurf in Skizzen und ComputerDaten in Beton, Stahl und der Makrolon-Hülle tatsächlich mit der erhofften Wirkung umgesetzt werden kann. Boguslaw Paciorek, Technischer Leiter bei ALPINE, berichtet von der momentan durch unzählige Gerüsttürme der Fassaden-Montage geprägten Baustelle: „Das Stadion ist wirklich sehr imposant. Man kann jetzt auch schon gut erkennen, was für ein schöner Effekt es ist, wenn man die Wellenform der Tribünen durch die Fassade mit ihrem Farbenspiel sieht.“ //


einblicke SEITE 14

Stadien-Superlative Das größte Fußballstadion der Welt steht in Pjöngjang und hat 150.000 Sitzplätze. Im Stadion Erster Mai finden nicht nur Sportveranstaltungen statt, sondern auch Paraden und Feste. // Im größten Fußballstadion Europas spielt natürlich der FC Barcelona. Das Camp Nou bietet 98.787 Zuschauern Platz. // Als ältestes Fußballstadion der Welt gilt der Hampden Park in Glasgow. Der Fußballplatz wurde 1867 eröffnet, die Tribünen bestanden damals aus Holz.

W? SEITE 30

In München gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Neubauten dürfen nicht höher als die Türme der Frauenkirche sein. Bei 99 Metern ist also Schluss. Der Bürgerentscheid, der diese Grenze 2004 festlegte, war zwar nur für ein Jahr rechtlich bindend. Um keine Aufregung unter den Einheimischen zu provozieren, hält man sich aber bis heute stillschweigend daran.

Im Notfall Tritt ein Notfall ein, heißt es, rasch und angemessen zu reagieren, Erste Hilfe zu leisten und Sofortmaßnahmen an der Unfallstelle einzuleiten. Der Notruf löst die Rettungskette aus. Dabei sind die sogenannten W-Fragen zu beachten: > Wer meldet den Unfall? > Was ist passiert? > Wo ist es geschehen? > Wie viele Verletzte gibt es? > Welche Art von Verletzungen? > Was brennt? Etc.

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Vogelperspektive

Seit 2001 findet auch in Europa regelmäßig der sogenannte ‚Girls‘ Day‘ statt, ein Aktionstag, der Mädchen motivieren soll, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen und so den Frauenanteil in sogenannten ‚Männerberufen‘ zu erhöhen. Die Idee dazu stammt ursprünglich aus den USA. Einmal jährlich bekommen Mädchen so die Gelegenheit, sich über ihre beruflichen Möglichkeiten zu informieren und Neues auszuprobieren. Unternehmen werden auf das Potenzial der Berufseinsteigerinnen aufmerksam gemacht und können einem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken.

Ü Ü Ü

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Seit jeher hat der Mensch die Sehnsucht, die Welt einmal von oben zu betrachten. Und bereits im 19. Jahrhundert gab es Versuche, diese Eindrücke auch fotografisch festzuhalten. Satelliten, Flugzeuge, Ballons, Raketen, Drachen und Hubschrauber durchkreuzen den Himmel seitdem auf der Suche nach dem besten Schnappschuss. Die wohl skurrilste Form der Lufbildfotografie aber erfand ein deutscher Apotheker Anfang des 20. Jahrhunderts: Er befestigte zeitgesteuerte Mini-Kameras an Brieftauben. In Kunstkreisen bedient man sich der sogenannten Brieftaubenfotografie noch heute.


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// PROJEKT

ENERGIESPARENDES BAUEN Wer an die Metropolen der Arabischen Halbinsel denkt, hat gigantische Wolkenkratzer, verschwenderischen Prunk und üppige Gärten vor Augen. Doch allmählich etabliert sich eine neue Vokabel in der Region: Sie heißt Sparen. // Melanie Müller

Die Zukunft der Wüste e

s klingt wie der ökologische Super-GAU: eine Fußball-Weltmeisterschaft in einem Wüstenstaat. Riesige Sportarenen, die vor den Bewerben auf 27 Grad herunter gekühlt werden müssen und nach dem spektakulären Event vermutlich nur noch von heißem Sand gefüllt werden. Seit Anfang Dezember 2010 ist es dennoch Gewissheit: Die FußballWM 2022 wird in Katar ausgetragen werden. Und erstaunlicherweise werden ökologische Prinzipien dabei nicht mit Füßen getreten. Das kleine Emirat am Golf hat sich mit einem nachhaltigen Konzept beworben: Die Kühlung der Sportstätten wird mit Energie aus Solaranlagen ermöglicht. Die modulare Bauweise der neuen Stadien erlaubt eine Verkleinerung nach der WM oder Wiederverwendung an einem anderen Ort. Ein CO₂-neutrales ‚Musterstadion‘ wurde bereits fertiggestellt und liefert den Beweis, dass ein angenehmes Klima für Spieler und Publikum auch ohne den Einsatz von fossilen Energien möglich ist.

Es gibt viel zu tun

Vorreiter Abu Dhabi

Die Skepsis ist trotz allem groß und inzwischen wird laut über eine Verlegung der WM in die Wintermonate nachgedacht. Nichtsdestotrotz zeigt dieses Beispiel eindrücklich, dass das Thema Nachhaltigkeit auf der Arabischen Halbinsel nicht nur angekommen ist, sondern auch massiv vorangetrieben wird. Eine beträchtliche Anzahl an Konferenzen und Veranstaltungen zum Thema (z. B. Water Days Abu Dhabi, Solar Days Dubai, Doha Green) zeugt von dem großen Interesse am Thema in der Region. Die Hintergründe dieses Trends sind relativ klar: Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehören zu den verschwenderischsten Energiekonsumenten weltweit, der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf ist in Dubai mehr als viermal so hoch wie in Deutschland. Erst 2010 attestierte der WWF den VAE erneut den größten ökologischen Fußabdruck weltweit – vor Katar auf dem zweiten Platz. Es gibt also viel zu tun.

Das Emirat Abu Dhabi bemüht sich seit einigen Jahren um eine Vorreiterrolle in der arabischen Welt. 2007 hat man den ‚Plan Abu Dhabi 2030‘ ins Leben gerufen, der für nachhaltige Stadtplanung und wirtschaftliches Wachstum in der rasant wachsenden Metropole sorgen soll. In der Hoffnung, sich aus der Abhängigkeit vom Öl ein wenig befreien zu können, setzt man auf ein intensives Engagement im Bereich erneuerbare Energiequellen und Umwelttechnologie. 2008 kündigte man zudem die Errichtung einer CO₂- und abfallfreien Stadt vor den Toren Abu Dhabis an: Die ‚Ökostadt‘ Masdar City soll das globale Zentrum für die Erforschung und Entwicklung von erneuerbarer Energie werden. Auch die 2009 gegründete Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) wird ihren Sitz dort haben. Im Januar 2011 fand zum inzwischen vierten Mal der World Future Energy Summit in Abu Dhabi statt. Mehr als 26.000 Besucher aus 137


21 Ländern wurden gezählt. Abu Dhabi selbst präsentierte u. a. Pläne, eine energieeffizientere Straßenbeleuchtung (durch Solarenergie und LED-Technologie) sowie ein ressourcenschonendes Bewässerungssystem für städtische Parks einzuführen. Gezielt angelegte Grünflächen sollen künftig die voranschreitende Versteppung verhindern. Dubai zieht nach

In Dubai spielt das Thema Nachhaltigkeit erst seit kurzem eine Rolle. Das bevölkerungsreichste Emirat der VAE machte bisher vor allem durch Superlative auf sich aufmerksam: höher, schneller, protziger. Mit Skihallen in der Wüste und künstlichen Inseln im Meer wollte man deutlich machen, dass in Dubai alles möglich ist. Doch die Wirtschaftskrise hat dem Gigantismus Dubais Einhalt geboten. Die Tatsache, dass die Erdölvorkommen des Emirats vermutlich bereits in 1015 Jahren erschöpft sein werden, zwingt zum Umdenken. Inzwischen werden auch hier Initiativen für eine grünere Zukunft gesetzt. So verfügte etwa der Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum, ein Dekret, dass alle Bauprojekte künftig an-

hand nachhaltiger Gebäudestandards zertifiziert werden müssen. Während man sich dabei in Dubai noch überwiegend an englischen und amerikanischen Systemen orientiert (BREEAM und LEED), sind in den Nachbar-Emiraten inzwischen regionale Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude entstanden, die den klimatischen Bedingungen auf der Arabischen Halbinsel entsprechen (z. B. Estidama in Abu Dhabi, Qatar Sustainability Assessment System). Zukunftsmarkt arabische Halbinsel

Für europäische Unternehmen, die inzwischen über viel Erfahrung mit erneuerbaren Energien, nachhaltigem Bauen und zukunftsfähigen Umwelttechnologien verfügen, stellt der grüne Boom im arabischen Raum natürlich eine enorme Chance dar. „Wir spüren hier ganz klar ein erhöhtes Interesse an der Thematik.“, bestätigt auch Uwe Benkert, Leiter der ALPINE-Niederlassungen in Abu Dhabi und Dubai. „Unser Know-how und unsere Kompetenz im Bereich energieeffizientes Bauen sind gefragt.“

ist, in den VAE eine echte Neuheit dar. „Schon der Einbau von Wärmedämmung, sowie Türen und Fenstern mit hoher Dichtigkeit beim Dubai Cricket Stadion, das ALPINE zwischen 2006 und 2008 errichtet hat, war eine Besonderheit.“

Unternehmen stellt der grüne Boom im arabischen Raum eine enorme Chance dar.

Luft nach oben gibt es also reichlich – genau wie Erfahrung, die ALPINE in die VAE mitbringt. Etwa durch Projekte wie den Power Tower Linz, das weltweit ersten Bürohaus mit Passivhauscharakter, die Konzernzentrale Petrom City in Bukarest, bei der Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit im Mittelpunkt der Anforderungen des Bauherrn standen, das SPIEGELHaus, das bereits mit dem ‚Umweltzeichen Gold‘ der HafenCity Hamburg ausgezeichnet wurde, oder das Postquartier Stuttgart, das als erste Immobilie der Stadt das LEED-Vorzertifikat in Gold des U.S. Green Building Councils (USGBC) für nachhaltiges Bauen erhalten hat. „Mit diesem Know-how können wir hier punkten.“, ist sich Benkert sicher. Man darf also auf eine grüne Zukunft der Arabischen Halbinsel hoffen - nicht nur auf dem Fußballrasen in Katar. //

Dabei stellt vieles, was in unseren Breiten längst Standard geworden

New Administration Building Ruwais

Für europäische

Cricket Stadion Dubai

ALPINE-PROJEKTE IN DEN VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATEN / OMAN — New Administration Building, Ruwais // Kunde: ADNOC // Fertigstellung: Mai 2011 — Dubai Cricket Stadium, Dubai // Kunde: Dubai Sports City // Fertigstellung: April 2009 — Waste Collection Station, Yas Island // Kunde: ENVAC // Fertigstellung: September 2009 — Composting Plant, Oman // Kunde: Haya // Fertigstellung: März 2010 — 5No. Ambulatory Healthcare Centres, Al Ain // Kunde: SEHA // Fertigstellung: Dezember 2011


// PROJEKT

M eg ac iti es

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mac hen mob il


23 VERKEHRSKONZEPTE Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Bis 2030 werden es zwei Drittel sein. Mehr denn je sind zukunftsweisende Konzepte für die Bewältigung städtischen Verkehrs gefragt, will man den Kollaps vermeiden und Metropolregionen auch für nachkommende Generationen lebenswert erhalten. // Marion Hierzenberger

2

007 markiert den Beginn des urbanen Millenniums. Erstmals leben in Städten genauso viele Menschen wie auf dem Land. Aktuell werden weltweit 20 sogenannte Megacities, Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern, gezählt. Tendenz stark steigend. Vor allem in sogenannten Schwellenund Entwicklungsländern. „Bis zum Zweiten Weltkrieg war Verstädterung vor allem ein Phänomen der entwickelten Staaten. Doch danach setzte auch in den Entwicklungsländern ein rasantes Städtewachstum ein, bedingt durch hohes Bevölkerungswachstum, intensivierte Industrialisierung, Attraktionsgewinn der Städte sowie Landflucht“, weiß Frauke Kraas, Expertin für Metropolen- und Megastadtforschung vom Geographischen Institut der Universität zu Köln. Urbanisierung und Mobilität

Die fortschreitende Urbanisierung stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Je rascher Städte wachsen, umso brennender werden Fragen nach einer funktionierenden Nahrungs-, Wasser- oder Energieversorgung und umso lauter die Forderungen nach zukunftstauglichen Systemen für Gesundheit und Verkehr. Eine unzureichende städtische Infrastruktur belastet nicht nur Mensch und Umwelt, sondern beeinträchtigt auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Stadt. Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen im 21. Jahrhundert. Mit der Verstädterung geht ein anhaltender Motorisierungstrend einher. Gab es 1970 weltweit rund 200 Millionen Autos, wird die Anzahl der Fahrzeuge bis 2030 auf geschätzte 1,7 Milliarden steigen. Die Folgen sind bekannt: Allerorts ersticken Stadtzentren im Verkehr, berichten Medien von horrenden, teils tagelangen Staus, brechen Feinstaubwerte in Metropolen wie Dhaka, Mumbai oder Mexiko-City sämtliche Negativrekorde. Die sinkende Lebensqualität führt dazu, dass immer mehr Menschen die Stadtzentren meiden und in ausufernde Vororte ausweichen, deren verkehrstechnische Anbindung teuer und schwierig ist. Bestehende Infrastrukturen können das Verkehrsaufkommen und die erforderlichen Kapazitäten nicht mehr bewältigen. In Indien beispielsweise wächst die

Bevölkerung schneller, als die Regierung den Ausbau eines Nahverkehrssystems bewerkstelligen kann. Ein Problem, das viele Städte in Asien und Afrika teilen.

1970 gab es weltweit rund 200 Millionen Autos. Im Jahr 2030 werden es 1,7 Milliarden sein. Tunnelbau im Trend

Klar ist, dass der motorisierte Individualverkehr allein den Bedarf nach Mobilität in Städten nicht decken kann. Gefragt sind vielmehr intelligente Verkehrsmanagementsysteme zur Steuerung der Verkehrsströme und nachhaltige Mobilitätslösungen zur Bewältigung und Reduzierung des Verkehrsaufkommens. Strategien gibt es viele. Eine davon ist die Verlegung der Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel in den Untergrund. Damit sollen Autos aus Stadtzentren verbannt werden und neue qualitative Freiräume entstehen.

City-Tunnel Leipzig


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// PROJEKT

Das Projekt ‚Metro Singapur C855‘ umfasst den Bau der 3 Stationen Holland,

Beim Bau der Metro Delhi C6 kommt die ‚Neue Österreichische

Buona Vista und NUH in offener Bauweise.

Tunnelbauweise‘ (NÖT) zum Einsatz.

In Leipzig kann man das Stadtzentrum ab Dezember 2013 per Bahn unterirdisch durchqueren. Möglich macht das ein von ALPINE errichteter City-Tunnel mit einer Länge von rund vier Kilometern einschließlich Stationen und Rampen. Der Tunnel verbindet den Südraum Leipzigs mit dem Hauptbahnhof im nördlichen Stadtzentrum und bündelt alle Linien der S-Bahn und Regionalbahn. Mehr als 320.000 PKW-Kilometer täglich sollen dadurch eingespart werden.

Der Bau von Metros in Asien boomt, während in Europa der Ausbau der Nahverkehrssysteme eher punktuell erfolgt. In Karlsruhe setzt man auf eine ‚Kombilösung‘ und verbindet den Bau eines Straßenbahntunnels mit dem eines Autotunnels mit oberirdischer Straßenbahntrasse. Damit soll der Verkehr in der Innenstadt deutlich reduziert werden. Seit April wird auf Hochtouren gearbeitet. ALPINE ist mit dabei.

Metro-Boom in Asien

Während in Europa der Ausbau städtischer Nahverkehrssysteme eher punktuell erfolgt bzw. tendenziell stagniert, boomt der Bau von Metros in Asien regelrecht. Dort verspricht man sich von den kreuzungsfreien und eigenständigen Schienenverkehrssystemen eine Entlastung der am Rande ihrer Kapazitäten stehenden Straßennetze. In Neu-Delhi etwa verbringen Pendler täglich mehrere Stunden im Stau. Die mehr als 10 Millionen Einwohner der Metropolregion Delhi, bestehend aus den Städten Delhi und Neu-Delhi, leiden unter stinkenden Abgasen und ohrenbetäubendem Straßenlärm. Erst 2002 wurde die erste U-Bahn-Linie der Stadt eröffnet – seitdem wird unermüdlich an Erweiterungen gebaut, um die Straßen der Stadt endlich zu entlasten. 2010 hat das Metro-Netz von Delhi bereits eine Länge von fast 154 km erreicht. Einen wichtigen Bestandteil des Netzausbaus stellt die neue Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof NeuDelhi und dem Indira Gandhi International Airport dar, die im Februar 2011 in Betrieb genommen wurde. ALPINE hat dafür zwei Stationen und einen 3,86 km langen, doppelröhrigen Tunnel gebaut. „Dabei mussten wir


25 in 35-45 m Tiefe unter schwierigsten Bedingungen arbeiten“, erzählt Roman Esterbauer, der zuständige Geschäftsführer bei ALPINE. „Über der Baustelle befanden sich wichtige Verkehrsadern von Neu-Delhi, sowie zwei bestehende Metrolinien, die nicht gestört werden durften. Dazu kam ein Längsgefälle von 2,85 % und ein Grundwasserdruck von bis zu 4,5 bar.“ (Zum Vergleich: Der Druck in einem Autoreifen liegt bei ca. 2-3 bar.) Herausforderungen, die erfolgreich gemeistert wurden. Der Stadtstaat Singapur verfügt bereits über eine gut ausgebaute Infrastruktur und ein dichtes Netz von Busund Bahn-Linien. Doch das enorme Wachstum der asiatischen Boomtown erfordert eine laufende Erweiterung des U-Bahn-Netzes. Derzeit wird an gleich zwei neuen Linien gebaut: der sogenannten Circle Line (33,3 km, 26 Stationen) und der Downtown Line (40 km, 33 Stationen). ALPINE hat für die Circle Line bereits vier neue Metrostationen und Tunnels in einer Länge von 8,3 km fertiggestellt. 2009 erfolgte der Zuschlag für zwei Abschnitte der Downtown Line: 3 Stationen, sowie Tunnel mit 5,72 km (TBM) und 443 m (in offener Bauweise) werden bis 2015 errichtet. Mobilitätskonzepte mit Zukunft

Trotz steigender Investitionen in den Ausbau öffentlicher Nahverkehrssysteme wird der eigene fahrbare Untersatz für Millionen Menschen unverzichtbar bleiben. Ausschlaggebend wird das künftige Verhältnis von öffentlichem Verkehr und Individualverkehr sein und die Implementierung nachhaltiger Mobilitätslösungen. Namhafte Autohersteller wie etwa BMW tüfteln schon längst an Fahrzeugkonzepten für die Zukunft. 2013 wollen die Münchner ihre sogenannten Megacity Ve-

hicles (MCV) endlich auf den Markt bringen. Wie diese aussehen werden, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Platzsparend und emissionsarm werden sie sein, so viel ist fix.

Nachhaltige Verkehrslösungen sind teuer, aber zur Sicherung der Lebensqualität in Ballungsräumen unabdingbar. Investitionen in nachhaltige Verkehrslösungen sind teuer, häufig fehlt es der öffentlichen Hand an Geld. Aber sie sind unabdingbar, soll die Lebensqualität in Ballungsräumen auch für die kommenden Generationen gesichert werden. Über Forschungsgelder finanzierte Projekte, wie das vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte METRASYS - Sustainable Mobility for Megacities, eröffnen vielversprechende Alternativen. Im chinesischen Hefei, einer Stadt an der Schwelle zur Megacity, entwickelt und implementiert METRASYS exemplarisch nachhaltige Mobilitätskonzepte und ein umfassendes Verkehrsmanagementsystem. Innovative Modelle, Produkte und Dienstleistungen, die sich in dieser Region bewähren, sollen in weiterer Folge auf andere Gebiete und Städte übertragen werden. //

SHORTCUTS BEVÖLKERUNGSWACHSTUM 2010 erreichte die Weltbevölkerung 6,9 Milliarden. Das sind 56 Prozent mehr als noch im Jahr 1980. Von Japan bis nach Europa erstreckt sich der Gürtel jener Länder, die bereits heute Bevölkerung verlieren oder in absehbarer Zeit schrumpfen werden. Demgegenüber wachsen die meisten Gesellschaften Asiens und Afrikas weiter, weil dort deutlich mehr Menschen geboren werden als sterben. Allein Indien wird bis 2050 mehr Menschen hinzugewinnen, als heute in den USA leben.

MEGACITIES Metropolen mit mehr als zehn Millionen Einwohnern werden nach der ursprünglichen Definition der UN als Megacities bezeichnet. Heute zählen wir 20 Megacities, in nur vier Jahren – 2015 – werden es 26 sein. Davon werden 22 in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern liegen, schätzt UN Habitat , die Organisation für menschliche Siedlungen. Der Status Megacity richtet sich jedoch nicht nur nach der Einwohnerzahl. Wichtig ist auch die territoriale Bedeutsamkeit, der weltweite politische Einfluss und die Wirtschaftskraft einer Megacity. Daher werden auch Ballungsräume als Megacities bezeichnet.


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// Unternehmen

yes, we can.

Frauen in der Baubranche Was zeichnet sie aus? Wie verschaffen sie sich Gehör? Und was brauchen sie, um erfolgreich zu sein?

// Claudia Riedmann

urz vor Weihnachten 2010 wurde der linke, fast 1,5 Kilometer lange Teil der Beska-Brücke in Serbien mit einer Vorschubrüstung fertiggestellt. Das Gruppenbild zeigt einen Weihnachtsbaum, 22 Männer

k

aus vier Nationen und eine Frau: Claudia Graber. Die 26-Jährige ist seit zwei Jahren als Bauleiterin von ALPINE für die Donaubrücke im Einsatz. „Erfolg entsteht grundsätzlich nur über das Team. Der Baufortschritt steht und fällt mit dem Einsatz

Claudia Graber // Bauleiterin Beska-Brücke, Serbien Seit sieben Jahren in der Baubranche // seit 2006 bei ALPINE // verifizierte Bauleiterin und Juniorprojektleiterin // studiert Bauingenieurwesen // spricht vier Sprachen Über die Arbeit am Bau: „Wenn man die Poliere hinter sich stehen hat, ist das die halbe Miete. Ihre Bauerfahrung ist wertvoll und ihr Rückhalt enorm wichtig. Für den Erfolg zählt das gesamte Team. Führung bedeutet für mich, die Richtung vorzugeben und Verantwortung zu übernehmen.“ Leitsatz: Unmögliches möglich machen und kämpfen – mit Menschlichkeit für die Mitarbeiter und Leidenschaft fürs Bauen.


27 und der Loyalität der Arbeiter gegenüber dem Bauleiter – vor allem in Osteuropa.“, sagt sie. „Da geht es nicht um die Frage Mann oder Frau. Sondern es gilt, sich die Akzeptanz mit Kompetenz, Einsatz, Flexibilität und Schlagfertigkeit zu erarbeiten.“

es in handwerklichen Berufen oder im Bauhilfsgewerbe immer noch an guten weiblichen Kräften. Das zeigt sich auch in großen Bauunternehmen wie ALPINE: Sind in der Administration vergleichsweise viele Frauen zu finden, ist ihr Anteil auf der Baustelle gering.

Es gibt noch viel zu tun Technik fördern

Hört man sich unter Frauen in der Baubranche um, ist ein Argument allgegenwärtig: Die Persönlichkeit, das Fachwissen und der Einsatz seien entscheidend, nicht das Geschlecht. Aber warum ist der Anteil weiblicher Beschäftigter nach wie vor gering? Und warum finden sich kaum Frauen auf Baustellen? Diese Fragen sind nicht eindeutig zu beantworten: Oft wird die schwere körperliche Arbeit als Grund genannt, manche Baufirmen denken konservativ oder scheuen Zusatzausgaben für Extra-WCs oder Garderoben. Und einige Auftraggeber tun sich immer noch schwer mit einem weiblichen Gegenüber. „Bauen ist kein traditioneller Frauenberuf“, erklärt Thomas Prigl, Leiter der BAUAkademie Wien. „Seit den 90er Jahren steigt der Anteil von Frauen, aber der Prozess geht langsam voran.“ Der Weg zum Erfolg ist mit Steinen gepflastert. Je nach Bereich beträgt der Frauen-Anteil in der Baubranche erst rund 5-15 % und die Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern klafft wie in vielen anderen Branchen auseinander. In einzelnen Bereichen – vor allem in hochqualifizierten Berufen wie Architektin oder Bauingenieurin – sind Frauen schon recht gut vertreten. Demgegenüber mangelt

Um mehr Frauen auf den Bau zu bringen, gilt es, eine spezielle Hürde zu überwinden: die Berührungsangst vor Technik. Hier ist Information und Aufklärung wichtig. Initiativen wie der aus den USA kommende Girls’ Day oder Töchtertag helfen, Interesse für alternative Karrierewege abseits ‚typisch weiblicher‘ Berufsfelder zu wecken: In den vergangenen Jahren nahmen die Bauakademien in Wien und einigen weiteren Bundesländern daran teil. Interessierte Haupt- und Realschülerinnen schnupperten in Berufe wie Maurerin oder Dachdeckerin, errichteten Mauerwerke, stellten Dachstühle auf oder konstruierten Räume. Waren Frauen an technischen Schulen vor zwanzig Jahren noch exotisch, absolvieren heute immer mehr Mädchen ihre Ausbildung an einer HTL oder technischen Universität. Was sich zunehmend positiv niederschlägt: Beim ‚Beton kreativ 2010‘ Wettbewerb an der Technischen Universität Graz belegten gleich drei Studentinnen die ersten drei Plätze mit kreativen Ideen zum Werkstoff Beton. Aber nach wie vor gibt es viel zu tun. Projekte wie ‚FIT – Frauen in die Technik‘ oder Plattformen wie Techwomen, ein Zusammenschluss von Frauen

in der Technik, motivieren junge Frauen und geben positive Rollenmodelle vor. Der Ton macht die Musik

In der Baubranche gefragt sind Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, sich auf Menschen und Situationen einzustellen. „Der Ton ist direkter. Wer damit nicht umgehen kann, ist fehl am Platz. Auf der anderen Seite macht das aber auch vieles einfacher. Man kann Klartext miteinander reden.“, erklärt Karin Keglevich, langjährige Unternehmenssprecherin von ALPINE. Andererseits profitiert die Baubranche wiederum von ‚typisch weiblichen‘ Eigenschaften: „Viele Frauen brin-

Irene Wedl-Kogler // Geschäftsführerin Wedl-Kogler Gerüstbau Baumeisterin seit 22 Jahren // absolvierte HTL Hochbau // führt circa 35 Mitarbeiter // engagiert sich als Bundesinnungsmeisterin für das Bauhilfsgewerbe Über den Umgang auf der Baustelle: „Am Bau ist Durchsetzungsvermögen gefragt. Man braucht eine dicke Haut und darf nicht gleich beleidigt sein, wenn der Ton mal rauer ist. Andererseits wird auch eher verziehen, wenn etwas nicht so perfekt läuft. Entscheidend sind das Wissen und die Persönlichkeit.“ Leitsatz: Jeder Mensch ist ein Individuum, hat seine Fähigkeiten und Talente. Ob Mann oder Frau, steht nicht an erster Stelle.


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// UNTERNEHMEN

frauen fördern FEMtech fördert Frauen in Forschung und Technologie und macht sie sichtbar.

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www.femtech.at

FIT – Frauen in die Technik organisiert Infotage für Schülerinnen.

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w w w . f i t w ien . a t

Der Verein ‚frauenbauen‘ fördert und vernetzt Frauen in der Baubranche

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d o r o t h e a . p a t z l @ f rauenbauen.at

Der Töchtertag räumt mit Rollenklischees auf.

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w w w . t o e c h t e r t a g . at

Techwomen zeigt, dass Technik Mädchen und Frauen Spaß macht.

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w w w . t e c h w o m en. at

Ein Erfolgsfaktor für Frauen im Baugewerbe ist die Vernetzung untereinander.

Claudia Graber und ihr Team bestehend aus 22 Männern beim Bau der Beska-Brücke in Serbien

gen einen Sinn für Ästhetik, Formen und Farben mit, das ist bereichernd.“, sagt Thomas Prigl von der BAUAkademie. Auch die soziale Kompetenz ist gefragt, etwa in der Teamarbeit oder in der Betreuung von Baukunden.

en in der Baubranche rät? „Wichtig ist, sich vorher über die Konsequenzen klar zu sein. Ich habe meinen Schritt in diese Branche nie bereut.“

Eine Power-Frau, die das bestätigt, ist Irene Wedl-Kogler. Die Baumeisterin übernahm vor über 20 Jahren den Gerüstbau-Betrieb ihrer Eltern. Als Bundesinnungsmeisterin vertritt sie heute außerdem die Interessen des Bauhilfsgewerbes in der Wirtschaftskammer Österreich. „Frauen bringen menschliches Gespür mit, gehen auf andere zu und sind in manchen Situationen sensibler als Männer.“, erklärt sie. Als Mutter zweier heute erwachsener Kinder kennt Wedl-Kogler auch die Doppelbelastung von Karriere und Familie, sieht das aber nicht als Hinderungsgrund. Was Sie Frau-

Ein Erfolgsfaktor ist die Vernetzung der Frauen untereinander. Europaweit schließen sich immer mehr Architektinnen, aber auch Handwerkerinnen oder Bautechnikerinnen in Netzwerken zusammen, um einander gegenseitig zu unterstützen. Ein Trend, der auch vor Österreich nicht halt macht: Der Verein frauenbauen wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, Bau-Fachfrauen in Österreich zu vernetzen. „Es gibt so viele tüchtige Frauen in der Baubranche. Unser Ziel ist, sie für potenzielle Auftraggeber sichtbar zu machen und untereinander zu vernetzen.“, erklärt Obfrau Dorothea Patzl.

Bau-Fachfrauen vernetzen sich

Der Verein zählt heute rund 50 Mitglieder aus allen Bereichen, von der Architektin über die Vermesserin bis zur Dachdeckerin. Um die geplanten Aktivitäten – u. a. die Wahl einer Baufachfrau des Jahres sowie eine Online-Plattform für Bauherrinnen und Auftragnehmerinnen – umzusetzen, ist Unterstützung gefragt. „Wir freuen uns über jede Art der Mithilfe – von neuen Baufrauen als Mitglieder bis zu Sponsoren.“, so Patzl. Im nächsten Schritt ist geplant, den monatlichen Baufrauen-Stammtisch wieder aufleben zu lassen. Das Fazit? Keine Branche eignet sich ‚nur für Männer‘. Auch wenn Frauen auf Baustellen heute noch in der Minderheit sind – in ein paar Jahren werden sie hoffentlich zum gewohnten Bild gehören. //

Verena Maurer // Bauleiterin bei ALPINE GPS absolvierte ein Kolleg für Bautechnik-Umwelttechnik an der HTL // ist seit 2007 bei ALPINE GPS // seit zwei Jahren Bauleitung // leitet momentan das Bauprojekt Sammelkanal Aspern/Wien Über die Motivation für den Beruf: „In die Baubranche kam ich aus Interesse an der Technik. Als ehemalige Flugbegleiterin kenne ich beide Welten und weiß: den typischen Frauen- oder Männerberuf gibt es nicht. Ich schätze, dass meine Vorgesetzten hinter mir stehen. Diese Rückendeckung braucht es auf der Baustelle.“ Leitsatz: Wichtig ist die Freude an dem, was man macht. Dann kommen das Engagement und die Bereitschaft, sich für eine Sache einzusetzen, von selbst.


EXPATS // Warschau city:intro

region:facts

Warschau (poln. Warszawa) ist die Hauptstadt und die größte Stadt Polens. Die historische Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute ist die Stadt an der Weichsel aber auch eine der sich am schnellsten entwickelnden Städte Europas und dank milliardenschwerer Investitionen eine moderne Metropole.

expat:info Martin Metzeler 42 Jahre // verheiratet // 2 Kinder // abgeschlossene Ausbildung als Fluggerätmechaniker // DiplomBauingenieur // spricht Englisch & Polnisch („zum Überleben“) // seit Mai 2001 bei ALPINE

expat:life

Fläche: 517, 24 km² Einwohner: 1,7 Millionen Bevölkerungsdichte: 3.300 Einwohner pro km2 Altersstruktur: 19 % der Einwohner sind jünger als 17 Jahre Klima: Jahresdurchschnitt ca. 8 °C (Januar: -3 °C , Juli: 19 °C ) Währung: Landeswährung ist der Polnische Zloty (PLN), 1 EUR = 3,91601104 PLN (Kurs vom 21.2.2011)

Haben Sie bereits früher im Ausland gearbeitet oder ist das Ihr erster beruflicher Auslandsaufenthalt? Ich war von Februar 1998 bis April 2001 bereits in Polen beim Bau der A4-Autobahn. Das war eine tolle Zeit in einem tollen Team. Damals habe ich auch das Glück meines Lebens kennengelernt: meine jetzige Frau. Was mögen Sie an Ihrem Gastland? Generell ist Polen ein sehr gastfreundliches Land. Die junge Generation ist bereit, mit dem Alten abzuschließen und sich auf das Neue und Moderne in der Welt einzulasIm Zuge der Fußball-Europameisterschaft 2012, sen. Das Essen ist sehr gut – ‚deftig‘ - genau das, was ich mag. In Sachen die in Polen und der Ukraine stattfinden wird, wird in Freizeitgestaltung ist Warschau gut organisiert. Durch Sport haben wir Warschau ein neues Nationalstadion von ALPINE privat Anschluss und einen Ausgleich zur Arbeit gefunden. errichtet. Im Sommer 2011 wird es fertig gestellt und Was brauchen Sie im Ausland, um sich trotzdem dann mehr als 55.000 Fans Platz bieten. Am 6. zuhause zu fühlen? Meine Frau und Kinder sind mir wichtig – die September 2011 eröffnet die deutsche Fußballsind hier. Natürlich vermisse ich den Rest meiner Familie, wir bekommen Nationalmannschaft mit einem Freundschaftsspiel aber regelmäßig Besuch aus Deutschland. Je länger wir in Warschau sind, gegen Polen die neue Arena. je mehr haben wir uns an unser neues ‚Zuhause‘ gewöhnt. Wie groSS Mehr Infos zum Projekt siehe S. 14 ist die Vorfreude auf die FuSSball-Europameisterschaft 2012 in Polen? Im Vergleich zu Deutschland 2006 ist die Vorfreude der Bevölkerung noch gebremst. Das liegt meiner Meinung nach am fehlenden Erfolgsvertrauen der Bevölkerung in ihre Kicker. Ich hoffe daher auf ein erfolgreiches Turnier für die polnische Mannschaft, damit es auch hier ein ‚Sommermärchen‘ gibt. Ist der Hype um das neue Stadion in Warschau wirklich so groSS? Ja! Es vergeht kein Tag, an dem nicht Fotografen oder Fernsehteams über das Stadion berichten. Verglichen mit der Allianz Arena in München würde ich sagen, dass der Hype hier mindestens genau so groß ist. Ihre Baustelle bekommt immer wieder hohen Besuch. Wie waren die Begegnungen mit Politikern und Prominenten? Unter anderem haben uns der polnische Präsident Bronislaw Komorowski und der ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch, der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und Michel Platini, Präsident der UEFA, besucht. Leider stehen die Herren dabei immer unter großem Zeitdruck. Eine Ausnahme war der Besuch von Herrn Brüderle, der übrigens auf meine Frage, wie denn die korrekte Ansprache ihm gegenüber sei, ganz entspannt antwortete: „einfach Herr Brüderle“. Gehen Sie zum Eröffnungsspiel? Und wenn ja, wen nehmen Sie mit? Es ist schwierig, dafür Karten zu bekommen, da diese über die UEFA vergeben werden. Sollte ich Glück haben, dann müsste wohl das Los entscheiden, wer mitkommen darf – ich habe eine große Familie und viele Freunde. Wem drücken Sie die Daumen? Den Polen für eine gelungene EM auf ihrem Boden. Und wer wird Europameister? Deutschland, natürlich!

alpine:project


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// UNTERNEHMEN

Im Dienste der Sicherheit im notfall Bauprojekte werden zunehmend komplexer. Die steigenden technischen Anforderungen und Großbaustellen von gewaltigem Ausmaß in schwierigen Lagen fordern besondere Sicherheitskonzepte. // Marion Hierzenberger

p

Der Notfallplan ist das wichtigste Sicherheitstool auf der Baustelle.

räventive Maßnahmen wie Systeme zur Überwachung der Luftqualität, neue Sicherheitstechnologien oder erhöhte Anforderungen für den Brandschutz können einen Notfall bereits im Vorfeld verhindern. „Unfälle passieren nicht, Unfälle werden verursacht“, bringt es Andreas Wessely, Leiter der ALPINE Abteilung HSE Health Safety Environment, auf den Punkt. Er und sein Team sind für die Sicherheit auf Baustellen im Dauereinsatz. Durch Austausch mit allen Beteiligten, den Einsatz qualifizierter Sicherheitsfachkräfte und regelmäßige Sicherheitsschulungen können viele Risiken bereits in der Planungsphase vermieden werden. Künftig soll ein zentrales, konzernweites Unfallmeldesystem wertvolle Rückschlüsse für Verbesserungen liefern. Kommt es zu einem Unfall, Brand, Unglücksfall oder zur Betriebsstörung, legen sogenannte Notfallpläne fest, was zu tun ist. Ein Plan für den Notfall

Der Notfallplan ist das wichtigste Sicherheitstool auf der Baustelle. Das organisatorische Einmaleins, das in Abstimmung mit Polizei, Rettung und Feuerwehr erstellt wird. Ein Notfallplan enthält Alar-

mierungschecklisten, die die Meldekette auslösen, Maßnahmenblätter sowieVerhaltensregeln für den Ernstfall. Auf Großbaustellen, wie zum Beispiel am Gotthard, kommen übergreifende Sicherheitskonzepte zum Tragen. „Wir erstellen für jeden Arbeitsbereich ein eigenes Evakuierungs- und Interventionskonzept. Diese werden mit dem Auftraggeber, den Rohbauern und den Ereignisdiensten abgestimmt. Über spezielle Verträge mit lokalen Feuerwehren und Rettung wird eine Bewältigung eventueller Ereignisse gewährleistet“, berichtet Valentin Sicher, oberster Sicherheitsbeauftragter der ARGE Transtec Gotthard (TTG) und zuständig für die Sicherheit von bis zu 600 Mitarbeitern. ALPINE ist einer der vier Partner der TTG, die 2008 mit Planung, Einbau und Inbetriebnahme der Bahntechnik im Tunnel beauftragt wurde. Der Sicherheitsexperte weiß um die Herausforderungen, die ein solches Mammutprojekt mit sich bringt. Neben der Tunnellänge von insgesamt fast 120 km und der Komplexität gibt es viele weitere Aspekte, die Neuland bedeuten - wie Klima, Luftströmung oder der Einsatz von Prototypen. „Viele Tätigkeiten wer-

den erstmalig ausgeführt und damit zahlreiche neue Arbeitsprozesse etabliert. Schon im Vorfeld werden auf Basis der geplanten Arbeitsschritte das Gefahrenportfolio und die Risikobeurteilungen in aufwändiger Teamarbeit bewerkstelligt. Dann müssen diese Arbeitsprozesse bei der Umsetzung kontrolliert und gegebenenfalls mit Sofortmaßnahmen verbessert und aktualisiert werden.“ Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Hightech-Kommunikation

Die Arbeit am Bau ist anstrengend und gefährlich. Wind und Wetter, Schichtarbeit, häufiger Wechsel von Einsatzort oder Team, Zeitdruck und die körperliche Belastung fordern ihren Tribut. Transportunfälle sind die häufigste Unfallursache im Untertagebau, wiederkehrende Tätigkeiten stellen eine besondere Gefahr für die Bauarbeiter dar. Dazu kommen Gefährdungen durch Staub, Dieselemissionen, schädliche Gase oder Lärm, hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz stehen daher auch im Fokus des Sicherheitskonzeptes, das beim Bau der Tiroler Unterinntaltrasse eingesetzt wird und schon heute als


31 Vorreiterkonzept für den BrennerBasistunnel gilt. Im Baustellenbereich ist jeder Arbeitnehmer verpflichtet, seine Schutzausrüstung zu tragen, und jeder Arbeitstrupp mit einem Rettungsschlitten ausgestattet. Dieser enthält Alarmplan, Verbandkasten, Feuerlöscher, Krankentrage, Augenspülflasche und Selbstretter. Das sind Geräte, die vor Rauch schützen und beim Austreten giftiger Gase oder Sauerstoffmangel ein sicheres Atmen und somit die Flucht ermöglichen. Mitarbeiter und Fahrzeuge im Tunnel sind mit einem persönlichen Badge - einer elektronisch lokalisierbaren ID - ausgestattet. Bricht ein Feuer aus, lässt sich sofort feststellen, wie viele Personen sich wo aufhalten. Alle 250 Meter kann über ein Notfalltelefon Kontakt mit dem Leitstand aufgenommen werden. W-LAN-Telefone sichern eine reibungslose Kommunikation und über Funksammelruf kann ein definierter Bereich flächendeckend informiert werden. Regelmäßige Übungen mit den örtlichen Feuer-

wehren und der Rettung, Sicherheitsschulungen und die Ausbildung von Ersthelfern ergänzen die Sicherheitsmaßnahmen. Eine sichere Investition

60.000 Kilometer zeigt der Tacho von Andreas Wessely am Ende eines Jahres. Der ehemalige Gruppenleiter im Hochbau ist seit vier Jahren im Dienste der Sicherheit unterwegs. Dabei geht’s viel ums Reden, ums Bewusst machen, ums Abbauen von Vorurteilen. „Alles, was wir sagen, kostet Geld. Aber je früher wir eingebunden werden, umso kostengünstiger wird’s.“ Investitionen in die Sicherheit rechnen sich in jedem Fall. Für den Arbeiter vor Ort ebenso wie das Bauunternehmen. Denn verlässliche Sicherheitsstandards bringen Wettbewerbsvorteile, gerade auch fürs Auslandsgeschäft. Und so fliegt Herr Wessely auch bis nach Delhi, wenn es gilt, einem Bauherrn vor Ort in Sachen Sicherheit Rede und Antwort zu stehen. //

ein notfall in indien Eine spektakuläre Rettungsaktion erlebte im Juni 2010 der Polier Franz Lagler, der auf einer Tunnelbaustelle in Tapovan, am Fuße des Himalaya gelegen, einen Kleinhirninfarkt und eine Gehirnblutung erlitt. Beim Abendessen mit Kollegen vor Ort fühlte sich Herr Lagler plötzlich unwohl und klagte über Schwindel. Der aufgesuchte indische Militärarzt konnte keine genaue Diagnose stellen und empfahl das Aufsuchen des nächsten Krankenhauses, das neun Stunden Autofahrt entfernt liegt. Dorthin wurde Franz Lagler mit dem Rettungswagen gebracht und vorerst stabilisiert. Der Weitertransport zum nächstgelegenen Flughafen dauert weitere vier Stunden, von dort wurde der Patient in ein Krankenhaus nach Delhi geflogen, wo er operiert und anschließend vier Wochen lang behandelt wurde. „Die medizinische Versorgung in Indien war 1 A“, erzählt Franz Lagler. Danach ging es wieder ein Stück weiter Richtung Heimat – der Polier wurde nach Klagenfurt geflogen, wo ihn bereits am Flughafen ein Rettungswagen erwartete. „Bei den Transporten gab es nirgendwo Wartezeiten, alles hat reibungslos geklappt“, berichtet Lagler, der alle Transporte bei vollem Bewusstsein erlebt hat. Derzeit erholt sich Franz Lagler nach einem weiteren Spitalsaufenthalt in Klagenfurt und achtwöchiger Rehabilitation in Hermagor zu Hause in Spittal an der Drau in Kärnten.

 Feste Fahrbahn im Gotthard-Basistunnel, Notfallübung 


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// lebensräume

Wohntrends Häuser, die Energie erzeugen. Kasernen, die zu Wohnsiedlungen werden. Und Haushaltsgeräte, die selbstständig miteinander kommunizieren. Das erwartet uns in der Zukunft. // Claudia Riedmann

VISIONEN VOM WOHNEN k

arin Gruber kommt von der Arbeit nach Hause. Die Wohnungstüre erkennt die Bewohnerin und öffnet, die Alarmanlage schaltet sich automatisch aus, das Licht im Vorzimmer geht an und die Stereo-Anlage spielt den Lieblings-

Wassergefüllte Kleinheizelemente sorgen im ‚Tetris-Haus‘ für Wärme.

song. Die Heizung läuft und bis Karin gegessen hat, ist auch die Sauna aufgeheizt. Im Smart Home werden alle wichtigen Funktionen zentral gesteuert. Aber die elektronische Vernetzung ist nur ein Aspekt, der das Wohnen in zehn Jahren bestimmen wird.

Energiesparmeister Passivhaus

Groß im Trend ist das Passivhaus. Mit einem Heizwärmebedarf von maximal 15 kWh/m² im Jahr verbraucht es nur ein Fünftel der meisten Neubauten und in der


33

Altbausanierung spart es über 90 % Energie ein. Österreich hat weltweit die höchste Dichte an Passivhäusern, rund ein Drittel der Neubauten wird nach diesem Standard errichtet. Ein Vorzeigeprojekt ist der Wohnpark Eurogate auf einem ehemaligen Bahnhofsareal in Wien. Auf einer Fläche von rund 20 Fußballfeldern entsteht hier bis Ende 2012 die größte PassivhausSiedlung Europas mit über 700 Wohnungen. In einer zweiten Bauphase sind rund 1.000 weitere Wohnungen und circa 8.000 Arbeitsplätze geplant. In diesem Projekt baut ALPINE mit PORR für den Bauträger ARWAG das sogenannte Tetris-Haus, bei dem sich viele Kuben zu einer Form ergänzen. Das von Architekt Albert Wimmer geplante Wohnhaus wird nur sieben kWh/m² im Jahr verbrauchen. ‚Wärme-Frisch-Boxen‘ – wassergefüllte Kleinheizelemente – sorgen für Wärme, mittels Raumthermostat wird die Temperatur in den Räumen individuell geregelt. Nachhaltig planen und bauen

Die Zukunft geht noch einen Schritt weiter: Das Plusenergiehaus soll künftig mehr Energie erzeugen, als es verbraucht. Und das ist nicht die

einzige Herausforderung. Angesichts der zunehmenden Erderwärmung wird die Kühlung von Wohnungen immer wichtiger. Architekten, Bauherren und ausführende Unternehmen sind gefordert, Maßnahmen zur Ökologisierung zu setzen - von der Begrünung von Dächern und Fassaden über die Nutzung des Brauch- und Regenwassers bis zur umweltfreundlichen Abwicklung von Baustellen. Ein Ziel ist außerdem die recyclinggerechte Gestaltung von Gebäuden. Langfristig sollen nur Stoffe verbaut werden, die im Laufe ihres Lebenszyklus ersetzt, biologisch abgebaut oder vollständig recycelt werden können. Das sind in erster Linie nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Stroh oder Lehm. Der digitale Butler

Einige Wohnungen im Tetris-Haus lassen sich durch spezielle ‚Schaltzimmer‘ erweitern, zum Beispiel für Mehrgenerationen-Wohnen. Damit entspricht das Projekt einem weiteren Trend: der Entwicklung neuer Wohnkonzepte für ältere Menschen. Zunehmend gefragt ist barrierefreies Wohnen plus Infrastruktur. Aparthotels bieten den Bewohnern rasch und einfach Services, die sie benötigen, vom Putzen und Einkaufen bis zu

Betreuung und Pflege. Zudem wird die technische Unterstützung immer wichtiger. Ein Beispiel ist der von BEKO entwickelte Homebutler: Der elektronische Helfer schlägt Alarm, wenn Brandgefahr droht, verbindet bei Bedarf zum Ärzte-Notruf und bietet viele nützliche Dienste. Alle Services lassen sich bequem mit der Fernbedienung über den Fernseher steuern. Der Mieter ist König

Nicht nur bei der älteren Generation ist Komfort gefragt: Das von ALPINE in Bratislava umgesetzte 3-Türme-Projekt – mit ihren 73 Metern die höchsten Wohnhäuser der Slowakei – bietet eine Rundum-Betreuung nach amerikanischem Vorbild: Jeder Turm verfügt über eine Rezeption, die 24 Stunden am Tag besetzt ist, ein Fitness-Center und Gemeinschaftsflächen. Im Erdgeschoss finden sich frei zugängliche Geschäfte und Restaurants. Alle Wohnungen haben Garagenplätze und nicht zu vergessen ist der exklusiv für Bewohner zugängliche Dachgarten auf der fünften Geschossebene. Damit erfüllt das Projekt eine Anforderung vieler Wohnungssuchender: großzügige Grünflächen.


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// LEBENSRÄUME

LEBEN & WOHNEN 2.0 Future Living – Wie wir leben werden

Ü

www.horx.com

Der digitale Helfer für den Haushalt

Ü

w w w . h o m e b u t l e r . at

Daniel O. Märki, Andrea Schikowitz, IMV-Verlag 2008

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W o h nen 2 0 1 8 – S mart Living

Wohnen und Arbeiten im Herzen Europas

Ü

w w w . a s p e r n - seestadt.at

In der Stadt und im Grünen

Das Bedürfnis nach Natur, Ruhe und gesunder Umgebung ist auch in den Städten ungebrochen und findet zunehmend in Wohnprojekten Niederschlag. Auf dem Areal der ehemaligen Wilhelmskaserne in Wien realisierte ALPINE für den Bauträger Migra eine Wohnanlage mit 175 geförderten Mietwohnungen. Alle Wohnungen haben Eigengärten, Loggien oder Terrassen und das Naherholungsgebiet Prater ist in unmittelbarer Nähe. Das Wohnprojekt entspricht einem weiteren Trend: dem Wohnpark. Die große Herausforderung in vielen Städten besteht darin, Lebensqualität trotz urbaner Dichte zu gewährleisten. Die Idee, ehemalige Industrie- und Kasernenareale als Wohn- und Lebensräume zu nutzen, setzt sich immer häufiger durch. Büro plus Kinderzimmer

Auch die Verbindung von Arbeiten und Wohnen ist immer häufiger ein Thema. Einer deutschen Studie zufolge wird 2020 jeder Fünfte

Die neue Wohnanlage auf dem ehemaligen Areal der Wilhelmskaserne

zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten. Dabei reicht es nicht mehr, im Wohnzimmer eine Ecke für den PC vorzusehen. Vielmehr sind individuell gestaltbare Räume und Raumteile notwendig – oder in Gehweite erreichbare Büros. Ein Beispiel bietet aspern+ Die Seestadt Wiens, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Ein Business District und Gewerbeflächen sind ebenso Teil dieses Projektes wie ein Innovationsquartier und hochwertige Wohnungen. Herzstück ist der zentrale Park mit dem 50.000 m2 großen See, der von ALPINE ausgehoben wird. Die Idee: Mit seinen Uferanlagen und seiner Promenade soll der See zum Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner und für alle werden, die hier arbeiten. Smart Living: High-Tech im Alltag

Zum Wohnen der Zukunft taucht immer wieder ein Begriff auf: Smart Living – oder intelligentes, vernetztes Wohnen. MultimediaWohnzimmer, Alarmanlagen und elektronische Heizungs- und

Lichtsteuerungen sind schon heute in vielen Haushalten zu finden. Künftig werden die einzelnen Systeme stärker vernetzt und Technik auch in Alltagsgegenständen wie Schränken, Teppichen oder Tapeten zu finden sein. Einerseits werden Technologien die Effizienz beim Verbrauch von Energie, Gas und Wasser erhöhen, andererseits entstehen innovative Services wie z. B. die Fernsteuerung von Energie- und Sicherheitssystemen oder der Fitnessassistent per Knopfdruck. Aber was nützt die beste Technik, wenn sie nicht genutzt wird? Damit sich Smart Homes durchsetzen, müssen sie die Sicherheit und den persönlichen Komfort der Anwender erhöhen, leistbar und durch weitere Anwendungen erweiterbar sein. Erst wenn dies der Fall ist, kann Karin Gruber sich in Ruhe auf die Couch setzen und die Beine hochlagern. Den Rest erledigen ihr Kühlschrank und ihr Herd dann von selbst. //


einblicke SEITE 36

®

Tunnel Thermie

Dabei wird die Erd- und Abwärme von Tunnelbauwerken zum Heizen und Kühlen von umliegenden Anlagen und Gebäuden genutzt. Konstruktive Bauteile des Tunnels werden für die Energiegewinnung herangezogen. Der Begriff setzt sich aus Tunnel und „Geothermie“ zusammen und ist als Warenzeichen eingetragen. Der Begriff ‚TunnelThermie‘ wurde bei der Planung des Baus des Lainzer Tunnels im Jahr 2000 geprägt.

EIB

14 kritische

SEITE 46

Rohstoffe Einem Bericht der EU-Kommission zufolge werden 14 wichtige mineralische Rohstoffe in Zukunft knapp (z. B. Antimon, Beryllium, Kobalt, Germanium, Indium, Wolfram). Einige davon sind wesentlich für die Herstellung von Mobiltelefonen, Lithium-IonenBatterien, Glasfaserkabeln und anderen High-Tech-Produkten. Bis zum Jahr 2030 dürfte sich die Nachfrage nach diesen Rohstoffen verdreifachen. Da Europa zum Import aus den wenigen produzierenden Ländern gezwungen ist, könnte es bald zu einer Knappheit kommen.

SEITE 32 Der Europäische Installationsbus Die Steuerungstechnik für das Zuhause der Zukunft heißt Europäischer Installationsbus. Das System ermöglicht, eine Reihe von Haushaltsgeräten und –anlagen (Klimaanlage, Heizung, Alarmanlage) miteinander zu verbinden und zentral zu steuern. Ein Computer kann diese Steuerung automatisieren und so z. B. Beleuchtung und Temperatur den jeweils vorherrschenden Bedingungen anpassen. Von den weltweit 30 größten Megastädten liegen 20 in Asien und Lateinamerika. SEITE 22

T op 1 0 B allungsräume der W elt mit mehr als 1 0 . 0 0 0 . 0 0 0 E inwohnern

37.730.000

Tokio-Yokohama Japan, Asien

02

23.610.000

Mexiko-City Mexiko, Nordamerika

03

23.313.000

New York USA, Nordamerika

04

22.693.000

Seoul Südkorea, Asien

05

21.901.000

Mumbai Indien, Asien

06

20.831.000

São Paulo Brasilien, Südamerika

07

20.654.000

Manila Philippinen, Asien

08

19.232.000

Jakarta Indonesien, Asien

09

18.917.000 Delhi Indien, Asien

10

18.573.000

Shanghai China, Asien

Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Megastadt

01


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// TECHNOLOGIE

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde geologie In dem gleichnamigen erstmals 1864 veröffentlichten Roman von Jules Verne waren bereits die Protagonisten Professor Otto Lidenbrock und seine Gefährten, sein Neffe Axel und Hans Bjelke, mit den Unwägbarkeiten der Geologie konfrontiert. Um die Erdkruste zu erforschen, würden moderne Geologen heute jedoch nicht mehr in einen Vulkan steigen. // INES SCHMIEDMAIER

w

as die Romanhelden des 19. Jahrhunderts und die Techniker des dritten Jahrtausends jedoch gemeinsam haben, sind die Überraschungen, die sie erleben. Bei Tunnelbauarbeiten gehen Planung mit höchster Präzision und eine Vielzahl an Unwägbarkeiten Hand in Hand – die Techniker können trotz exakter Berechnungen nie genau vorhersagen, was sie im Inneren des Berges erwartet. Bevor ein Bauauftrag überhaupt erst vergeben wird, wird der Baugrund vom Auftraggeber zwar geologisch untersucht – ein Restrisiko bleibt jedoch immer.

Planung mit höchster Präzision und Unwägbarkeiten gehen Hand in Hand.

Restrisiko trotz aufwÄndiger Untersuchungen

Hat man die Basisdaten erfasst, werden an bestimmten Punkten – zum Beispiel in einer vermuteten Störzone - Kernbohrungen vorgenommen. Sie haben die größte Aussagekraft und geben Aufschluss über Gesteinsart und –qualität, Spannungen im Fels, Druckverhältnisse, Hohlräume und Wasservorkommen. Mittels Ultraschall oder Sonar können weitere Messungen vorgenommen werden. „Im Allgemeinen gibt der Bauherr bereits vor Vergabe des Auftrags geologische Untersuchungen in Auftrag“, erklärt Erich Neugebauer, Senior Engineer bei ALPINE und erfahrener Techniker im Tunnelbau. „In der Regel beginnt man damit, die vorhandene Literatur zu studieren. Über fast jeden Projektraum gibt es bereits Daten und Informati-

onen, z. B. über die Entstehungsgeschichte eines Gebirges.“ Dass trotz sorgfältiger Planung und Vorbereitung Unvorhersehbares passiert, erlebten die Tunnelbauer bei den Bohrarbeiten am Gotthardtunnel. Jeder gewonnene Tunnelmeter musste aufwÄndig nachgesichert werden

Schon am Beginn der Bohrungen für den Gotthardtunnel trafen die beiden im Süden gestarteten Tunnelbohrmaschinen in der Ost- und Weströhre auf geologische Störzonen. „Für die auf hohe Gesteinsarten ausgelegten Gripper war derartiges Gebirge zu weich und machte gute Vortriebsleistungen nahezu unmöglich. Jeder gewonnene Tunnelmeter musste aufwändig nachgesichert werden“, ist vom Tunnelbaumaschinenhersteller Herrenknecht zu erfahren. Nach 400 Metern konn-


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Nach 400 Metern konnten die Tunnelbohrmaschinen die Störzonen wieder verlassen. ten die Tunnelbohrmaschinen die Störzonen wieder verlassen. Auf den Baulosen der beiden auf der Nordseite gestarteten Maschinen wiederum war die Intschi-Zone – eine bautechnisch anspruchsvolle Zone, benannt nach dem Ort „Intschi“ - rund um die Hälfte kürzer als erwartet. Insgesamt sind die Mineure am längsten Eisenbahntunnel der Welt sehr gut im Zeitplan. Explosive Stimmung Untertage

Für Überraschungen im Untertagebau sorgen jedoch nicht nur Störzonen. Projektleiter Marco Reith arbeitet derzeit mit seinem Team am Kaiser-Wilhelm-Tunnel in Cochem an der Mosel. Dass das Klima auf der Baustelle phasenweise hochexplosiv ist, liegt aber nicht an ihm oder seinen Mitarbeitern – sondern an der Tatsache, dass die Methangas-Werte im Tunnel immer wieder erhöht sind. Das Gas, das bei verschiedenen biologischen und geolo-

gischen Prozessen entsteht, ist hoch entzündlich und bildet mit Luft ein gefährliches, explosives Gemisch. Für Reith aber kein Grund zur Sorge: „Im Untertagebau haben wir immer wieder mit verschiedenen Gasen zu tun.“ Treten erhöhte Werte auf, werden sofort die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet. Reith und seine Mitarbeiter sind vorsichtig, aber nicht übermäßig angespannt. Wer im Tunnel arbeitet, ist mit den drohenden Gefahren vertraut. Unvorhergesehenes geologischer Natur passiert aber nicht nur beim Tunnelbau, auch auf dem breiten Feld der Geothermie gibt es immer wieder Überraschungen. Regenerative Energiequellen liegen uns zu Füssen

Die Nutzungsmöglichkeiten von Geothermie sind vielfältig und reichen von der Beheizung von Einfa-

milienhäusern bis zur Versorgung von großen Gebäudekomplexen mit Kälte und Wärme. Einzelne Erdwärmesonden können ausschließlich zur Heizung von Einfamilienhäusern genutzt werden, während Sondenfelder das Heizen und Kühlen von größeren Gebäudekomplexen möglich machen. Die ins Erdreich eingebrachten Sonden sind zwischen 150 und 400 Meter tief. Bevor mit den notwendigen Bohrarbeiten begonnen werden kann, müssen jedoch einige Hürden genommen werden. Stefan Pavic, Mitarbeiter von ALPINE-ENERGIE im Bereich Geothermie tätig, hat täglich mit Genehmigungsverfahren zu tun. „Neben der Eindämmung der geologischen Risiken spielen hier aber auch der Trinkwasser- und Landschaftsschutz eine Rolle.“ Aufgrund von Einzelfällen, bei denen es zu Hebungen bzw. Erschütterungen im Erdreich gekommen ist, gibt es inzwischen strenge gesetzliche Vorgaben.

Bei den Genehmigungsverfahren spielen auch der Trinkwasser- und Landschaftsschutz eine Rolle.

Tunnelbohrmaschine, Pfändertunnel

Kakirit Der Kakirit ist eine geologische Störzone und ist durch tektonische Bewegungen sehr stark zermahlenes Gestein. Es kommt entweder als Gesteinsmehl oder eckiges Gestein, das in einer feinkörnigen Grundmasse liegt (Brekzie). Das Material bereitet den Bergleuten wegen seiner Weichheit und unberechenbaren geotechnischen Eigenschaften große Probleme.


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// TECHNOLOGIE

Hot-Dry-Rock- Verfahren Strom

Bei diesem Verfahren (HDR) wird heißem, trockenen Gestein Wärme entzogen. Dabei wird durch

Kraftwerk

Aufbrechen des Gesteins zwischen

Heizzentrale

zwei Bohrungen eine künstliche Wärmeaustauscher

hydraulische Verbindung geschaf-

Wärme

fen. In eine der Bohrungen wird kühles Wasser gepumpt, durch die geschaffene Verbindung fließt das

Pumpe

Wasser zur anderen Bohrung und entzieht dem zerklüfteten Gestein dabei Wärme. An der Erdoberfläche wird dem so erwärmten Wasser mittels Wärmeaustauscher Energie zur Strom- und Wärmeproduktion entzogen.

Die Auswirkungen für Bohrungen sind nicht vollständig erforscht

Folgendes hat sich 2008 im badenwürttembergischen Staufen zugetragen: In dem 7.800 Einwohner zählenden Städtchen am Fuße des Schwarzwaldes kam es zu dramatischen Ereignissen – dabei sollte nur das historische Rathaus mit klimafreundlicher Erdwärme beheizt werden. Nachdem sieben Sonden bis in eine Tiefe von 140 Metern in den Boden unter dem Rathaus getrieben wurden, waren millimeterbreite Risse an Gebäuden – zuerst nur am Rathaus - bemerkt worden. Die Risse breiteten sich auf mehrere Zentimeter aus und griffen auf die umliegenden Gebäude über. Nach einem Jahr waren hundert Gebäude betroffen. Die ganze Stadt hatte sich um einige Zentimeter gehoben – aus geologischer Sicht unvorstellbar viel. Die Ingenieure standen vor einem Rätsel und die Bewohner wa-

10 sec.

Kaltwasser

Heißwasser

in ca. 4.000 m Tiefe

HDR-Reservoir

ren verzweifelt. Geothermie-Experten, darunter Ingo Sass von der TU Darmstadt, vermuten, dass bei den Bohrungen eine Gips-KeuperSchicht durchbohrt wurde und das darunterliegende Grundwasser mit hohem Druck in ebendiese Schicht geriet. Keuper ist chemisch gesehen Kalziumsulfat – bei der Verbindung mit Wasser entsteht Gips. Bei dieser Reaktion mit Wasser kann das Volumen der Gesteinsschicht um bis zu 60 Prozent zunehmen. Vermutlich wird die Anhebung des Bodens noch weitergehen, eine Sanierung scheint zum jetzigen Zeitpunkt sinnlos. Durch die zeitliche Nähe mit den Bohrungen wird ein Zusammenhang mit der Bodenhebungen vermutet. Aber Staufen liegt in tektonisch aktivem Gebiet, somit wird sich die Ursache nie restlos klären lassen. Minierdbeben ausgelöst durch Bohrungen

gepresst, dabei wird der Spannungszustand des Gesteins verändert. Dadurch können kleinere, kaum spürbare Erdbeben ausgelöst werden, die nach Ansicht von Geothermie-Experten aber keine Gefahr darstellen. Beim Probelauf für ein Deep-Heat-Mining-Projekt in Basel in der Schweiz kam es zu spürbaren Erdstößen mit einer Stärke von 3,5 Punkten auf der Richterskala. Es waren keine größeren Schäden zu bemerken, wegen der großen Verunsicherung der Bevölkerung wurde das Projekt jedoch gestoppt. Jules Vernes` Romanfiguren entdeckten zwar ein unterirdisches Meer, das sie mit dem Floß überquerten, und wurden von einem aktiven Vulkan ausgespuckt. Aber dass Menschen eines Tages sogar Erdbeben auslösen könnten, hätten sich wohl auch Professor Lidenbrock und seine Begleiter nicht vorstellen können. //

Beim Hot-Dry-Rock-Verfahren wird Wasser in heißes Gestein ein-

// geothermie

Die in der Erdkruste bei der Entstehung der Erde gespeicherte Wärme kann direkt, durch die Nutzung der Wärme selbst, oder indirekt nach der Umwandlung in Strom in einem Geothermiekraftwerk genutzt werden. Geothermie bietet im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energieformen wie Windkraft und Sonnenenergie einen entscheidenden Vorteil: sie ist unabhängig von Jahreszeit, Wetter und Sonneneinstrahlung immer verfügbar.


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damit alles fließt

VERKEHRSBEEINFLUSSUNGSANLAGEN Ein sperriger Begriff für eine technische Innovation, die vor Stillstand auf der Straße bewahren soll und für variantenreiche Information der Lenker auf Autobahnen und Schnellstraßen steht. // Michaela Hocek

U

m das Image der autofahrenden Zunft steht es nicht zum Besten. Gängeln des Vordermannes, unvorsichtige Überholmanöver, Fehleinschätzen des Bremsweges oder hysterisches Hupen sind nur einige Methoden zum (scheinbar schnelleren) Vorankommen auf der Straße. Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich bei der Nase nehmen und öfter den Stinkefinger stecken lassen (selbstverständlich nicht im erwähnten Riechorgan). Im Stau zu stehen oder in einen Unfall verwickelt zu werden, rangiert auf der Beliebtheitsskala der Freizeitbeschäftigungen im untersten Bereich. Zur Erhöhung der Sicherheit und Flüssigkeit des Verkehrs bewähren sich seit einigen Jahren Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA), die regulierend eingreifen. Reibungslose Kommunikation

Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Informationskomfort durch elektronische Anzeigetafeln beschleunigt die Information, warnt rechtzeitig vor Unfällen, glatten Fahrbahnen und anderen Risiken. Durch flüssigeren Verkehr mit konstanten Geschwindigkeiten wird die Umwelt geschont, Kapazität und Sicherheit werden deutlich erhöht. Autobahnmeistereien profitieren durch bessere Planbarkeit, vor allem im Winter- und Baustellenbetrieb. Das 2002 entwickelte, derzeit europaweit modernste Konzept verfolgt die Verkehrsmanagement- und -informationszentrale (VMIZ) der ASFINAG in Wien-Inzersdorf. Hier werden sämtliche relevanten Daten gesammelt, visualisiert und aufbereitet, VBA’s gesteuert, Instandhaltungsmaßnahmen getroffen, die

Einheitlichkeit der Standardisierung und Qualitätssicherheit überwacht. Aus den Mess- und Betriebsdaten werden die Steuerungsanweisungen generiert und an die Anzeige- und Informationsquerschnitte entlang der Verkehrswege übermittelt.

Vorbild aus der Tierwelt: Ameisen stauen nie. Die reibungslose

Intelligente StraSSe

Massenmobilität kommt durch

Die Kompetenzen der ALPINE-ENERGIE im Bereich ‚Intelligent Traffic Systems‘ umfassen ein breites Spektrum. Auf der A5 und S1 beispielsweise wurden - im Rahmen des ‚Projekt Y‘ (siehe inside 1.2009) - von 2007 bis 2010 auf einer Länge von 51 Kilometern 40 Anzeigequerschnitte installiert. Diese weisen Autofahrern mit einer Auswahl von 100 LED-beleuchteten Wechselverkehrszeichen den Weg oder zeigen Geschwindigkeitsbegrenzungen an. Im Anlassfall kann unkompliziert und rasch vor Unfällen, Gefahrenzonen und prekären Wettersituationen gewarnt werden. 16 Straßenwetterstationen und 38 Videokameras tragen zur Beobachtung der Lage bei. In der Steiermark, Oberösterreich und Tirol können durch die Erweiterung der klassischen Verkehrssteuerung um umweltbezogene Berechnungsverfahren in Streckenabschnitten auf der Pyhrn- (A9), Süd- (A2), Inntal- (A12) und West-Autobahn (A1) auch Schadstoffemissionen ermittelt und durch gezielte Steuerung eine Überschreitung von EU-Grenzwerten verhindert werden. Auf der A10 im Bereich Kellerberg wurde ein Verkehrskontrollplatz errichtet. Dieser ermöglicht der Polizei die Steuerung elektronischer Ein- und Ausleitsysteme von und zur Autobahn. //

Verständigung und Kooperation zustande.


40

// CITY PORTRAIT

München La Bella Città

Jahrhundertelang wurde München vom italienischen Lebensgefühl geprägt. Ein gewisser Hang zur Lässigkeit und eine große Liebe zur Schönheit – in Kunst und Alltag – spielen noch heute in der bayerischen Hauptstadt eine wesentliche Rolle. // Thomas Grasberger

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as Schöne hat an der Isar immer Saison. Schon im Februar, wenn die ersten Sonnenstrahlen zaghaft die Stadt erwärmen, genießt der frost- und stilsicher verpackte Münchner in einem der zahlreichen Straßencafés seinen ersten Freiluft-Cappuccino. Und darüber hinaus auch noch den Anblick anderer schön verpackter Menschen vor noch schöneren Häuserfassaden. ‚Dolce far niente‘ heißt das Stück, das jedes Jahr auf’s Neue seiner Premiere entgegen-

sieht, während Rest-Deutschland noch im Winterschlaf dahindöst. Ein Luxus, den sich München nicht leisten kann, denn das süße Nichtstun will einstudiert sein. Deshalb gilt an der Isar alljährlich die Devise ‚Früh übt sich‘ – zumindest für all jene, die spätestens im Sommer glaubhaft vermitteln wollen, dass ihre Stadt südländisches Flair verströmt. Der italienische Barock der wunderbaren Theatinerkirche allein würde dafür nicht ausreichen. Und auch die mehr als 250.000 Italiener

nicht, die jedes Jahr als Touristen an die Isar kommen. Nein, die bayerische Italianità erfordert schon eine besondere Choreographie: das anmutige Flanieren vor Publikum in den gut gefüllten Straßencafés der Maxvorstadt, das legere Lustwandeln durch den zauberhaften Hofgarten oder der kleine, unschuldige Frühlings-Flirt vor historischem Ambiente in Deutschlands Singlestadt Nummer eins.


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Die Theatinerkirche ist die erste im Stil des italienischen

Das neue Rathaus am Marienplatz wurde in drei Bauabschnitten im neugotischen

Spätbarock erbaute Kirche nördlich der Alpen.

Stil erbaut.

Schönheit als politisches Programm Dies alles will trainiert sein, mit der nötigen Lässigkeit, versteht sich. Denn ‚nördlichste Stadt Italiens‘ zu sein, ist ja keineswegs nur ein Spaß; es ist an der Isar vielmehr Verpflichtung, ja geradezu staatspolitischer Auftrag. Erteilt hat den kein Geringerer als der allerdurchlauchtigste König Ludwig I. im 19. Jahrhundert. Der Monarch hatte früh erkannt, dass eine Mittelmacht wie Bayern im Konzert der europäischen Mächte nie die erste Geige spielen konnte. Deshalb beschloss er, das bis dato eher verschlafene München als Kunst- und Architekturmetropole international ganz vorn zu positionieren. Ludwig I. betrieb aktive Kulturförderung und gestaltete die von ihm in Auftrag gegebenen Bauwerke persönlich mit. Und so entstanden die im griechischen Stil errichteten Bauten des Königsplatzes – die Glyptothek,

die Propyläen, die Antikensammlung. Aber auch der Odeonsplatz mit der Feldherrnhalle nach dem Vorbild der Loggia dei Lanzi in Florenz. Oder die Ludwigstraße samt Siegestor, das dem Konstantinsbogen in Rom nachgebildet ist.

Italien beginnt an der Isar Denn wie viele Wittelsbacher Fürsten vor ihm war Ludwig I. auch ein großer Italienfan. Schon als 18-Jähriger war er nach Venedig gereist und hatte sich verliebt – zunächst nur in die Kunst. Später kam seine zweite Leidenschaft hinzu: schöne Frauen. Der ansehnlichen Marianna Marquesa Florenzi schrieb Ludwig nicht nur 1.500 Liebesbriefe, er besuchte sie auch mehr als 30 Mal auf ihrem Landsitz in Colombella bei Perugia. Dass er mit Königin Therese verheiratet war, schien dem Monarchen egal zu sein. ‚Ich lieb in jungen und alten Jahren‘, lau-

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Einwohner

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Höchstes Bauwerk in Meter (Olympiaturm)

tete sein Lebensmotto, dem er zeitlebens treu blieb. Egal ob blond, ob schwarz oder braun – der kunstsinnige Monarch verehrte sie alle. Von der amerikanischen Diplomatentochter bis zur Pariser Primadonna, von der polnischen Gräfin über die ungarische Adlige bis zu den bodenständigen Münchner Madeln. Ludwig war in amouröser Hinsicht ein ausgesprochener Internationalist. Und als oberster Landesherr nicht nur oberster Liebhaber, sondern stets auch oberster Kunstförderer. Viele seiner Geliebten ließ er deshalb vom Hofmaler Joseph Stieler porträtieren und in der Schönheitengalerie auf Schloss Nymphenburg verewigen. Andere Herzdamen freilich mussten sich mit weniger Nachruhm zufrieden geben, wurden mit einem Gebetbuch versehen und handwarm an irgendeinen Kammerdiener oder Finanzbeamten zu baldigster Verehelichung weitergereicht.

Durchschnittliche jährliche Sonnenscheindauer in Stunden

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Durchschnittliche Höhe in Meter

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31 070, 60

Hektar Fläche


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Geschichte verpflichtet

Touristenmagnet Mit 9,9 Millionen Übernachtungen zählt München zu den beliebtesten Reisezielen Deutschlands. Die meisten Touristen kamen 2009 aus den USA, gefolgt von Italien, Großbritannien, Schweiz und Österreich. Herzenssachen Wenn es um Liebensangelegenheiten geht, liegt Österreich an erster Stelle. Heiratet die Münchnerin nämlich einen Nicht-Deutschen, dann steht der österreichische Mann mit 15 Prozent in der Gunst ganz vorne. Gefolgt von Türken (10 %), Italienern (8,6 %) und Briten (5,5 %). Münchner Männer hingegen bevorzugen offenbar eher Osteuropa: An der Spitze der Tabelle stehen Polinnen mit 7 Prozent. Single-Hauptstadt Der Prozentsatz der Alleinstehenden ist in München besonders hoch. 50,87 Prozent der Herren sind noch oder schon wieder zu haben. Die Quote für die Frauen liegt bei 44,88 Prozent. Wachstum im Millionendorf Die bayerische Landeshauptstadt legt auch weiterhin kräftig zu. Einer Studie zufolge wird sie in den kommenden Jahren so stark wachsen wie keine andere deutsche Großstadt. Bis zum Jahr 2020 sei mit einem Plus von 6,4

Ludwigs Idee, mittels Kunst und Architektur erzieherisch auf das Volk einzuwirken, hat sein Ziel offenbar nicht verfehlt. München fühlt sich seiner Geschichte verpflichtet. Städtebaulich allzu modern und hoch hinaus will die Stadt bis heute nicht, dafür ist sie stilsicher geblieben. Die Einkaufspassagen der Fünf Höfe zwischen Theatiner- und Kardinal-Faulhaber-Straße – ein ALPINE- Projekt aus den Jahren 1999 bis 2002 – wären vermutlich ganz nach dem Geschmack des alten Monarchen gewesen und überdies ein ideales Shopping-Paradies für seine Mätresse Lola Montez. Auch die Pinakothek der Moderne als größtes Museum für moderne Kunst in Deutschland hätte Ludwig, dem Erbauer der beiden ersten Pinakotheken, sicher gefallen. Der Entwurf des Münchner Architekten Stephan Braunfels setzt architektonisch neue Maßstäbe und wurde 1998 von ALPINE, dessen deutsche Zentrale sich ebenfalls in München befindet, umgesetzt.

Egal ob Oper, Theater, Museen oder Kunstausstellungen – München hat heute eine lebendige und vielfältige Kulturszene und jenes ganz besondere Flair aus Bodenständigkeit und Weltläufigkeit, das jährlich Millionen Touristen anzieht. König Ludwigs Plan, aus dem verschlafenen Isar-Dorf eine international bekannte und beliebte Metropole zu machen, ist also auch aufgegangen. München ist heute eine weltoffene Stadt, in der Menschen aus aller Herren Länder friedlich zusammenleben. Besonders beliebt sind übrigens unsere österreichischen Nachbarn, zumindest bei den Münchnerinnen. Wenn diese sich für einen nicht-deutschen Ehepartner entscheiden, liegen österreichische Männer in der Gunst an der Spitze. An solch völkerverbindenden Aktivitäten hätte Ludwig I., der unermüdliche erotische Kosmopolit, bestimmt seine helle Freude gehabt. Ein kleiner Flirt mit einer hübschen Touristin im Straßencafé gleich hinter der altehrwürdigen Residenz? Warum nicht! So etwas gehört einfach dazu in einer Stadt, in der schöne Kunst und schöne Frauen traditionell Teil der Staatsräson sind. //

Prozent zu rechnen. Entsprechend steigen die Mieten.

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ALPINE Projekte in München Pinakothek der Moderne +++ Allianz Arena (Bild 3) +++ 5 Höfe +++ Stachus +++ Palais an der Oper +++ Hofstatt +++ Zentraler Omnibusbahnhof ZOB (Bild 1) +++ Akademie der Bildenden Künste (Bild 2) +++ Karstadt Oberpollinger +++ Parkstadt Schwabing Office Centre


einblicke SEITE 39

1.500

Der amerikanische Journalist Tom Vanderbilt bezeichnet in seinem Bestseller ‚Traffic‘ das Autofahren als wahrscheinlich komplexeste Alltagstätigkeit unseres Lebens, bestehend aus rund 1.500 Untertätigkeiten. Diesen sollte die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lenkers zuteilwerden. Wer schnell noch ein paar Telefonate erledigt, einen kleinen Snack einnimmt, die Karte befragt oder den Eyeliner nachzieht, riskiert einen – möglicherweise schweren – Unfall.

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Bienen fresser Die Rekultivierung des Geländes nach Schließung eines Steinbruchs ist behördlich vorgeschrieben. So finden dort selten gewordene Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum. Einer davon ist der ca. 28 cm große Bienenfresser. Er ist einer der buntesten Vögel Europas. Der Bienenfresser gehört zur Familie der Spinte und jagt sämtliche Fluginsekten. Er ist oft in Kolonien anzutreffen und sitzt gerne, meist zusammen mit Artgenossen, auf herausragenden Ästen, Leitungsdrähten und Masten. Sie sind sehr gute Flieger, wirken hingegen auf dem Boden eher unbeholfen. Wurde ursprünglich an Prallhängen natürlicher Flussufer gebrütet, findet man die Vögel heute oft an künstlich entstandenen Abrisskanten von Sand-, Lehm- oder Schottergruben.

Musterstadt Masdar Eine ganze Stadt wird in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Versuchslabor: Vor den Toren Abu Dhabis entsteht seit 2008 die Ökostadt der Zukunft – Masdar. Die ‚Musterurbanisierung‘ soll vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden, das Wasser liefern solarbetriebene Entsalzungsanlagen. Strenge Nachhaltigkeitsrichtlinien sollen Masdar CO₂-emissionslos und abfallfrei machen. 2020 soll die Musterstadt fertig sein. SEITE 20

Das Risiko Baugrund und

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»Vor der Hacke ist es duster.« So lautet ein unter Tunnelbauern geläufiges Sprichwort, das sich auf das sogenannte Baugrundrisiko – das Risiko unvorhersehbarer, vom Baugrund ausgehender Wirkungen und Erschwernisse – bezieht. Eine andere bekannte Redewendung kommt vermutlich ebenfalls aus dem Untertagebau: Im Bergbau war es früher üblich, dass Kumpel die letzten Sonnenstrahlen des Tages am Fenster genossen. War einer dort nicht mehr zu sehen, war er unter Umständen den Gefahren des Berges zum Opfer gefallen. Und damit ‚weg vom Fenster‘. Der traditionelle und jahrhundertealte Bergmannsgruß – ‚Glückauf!‘ – soll jedoch vor allem drohenden Unheil schützen und ist noch heute üblich.

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21 Minuten pro Jahr im Durchschnitt beträgt die Ausfallszeit des deutschen Stromnetzes nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums. Damit ist es das stabilste in Europa. Da die zu transportierende Strommenge stetig ansteigt, stößt das Netz mancherorts schon heute an seine Grenzen. Um die Überlastung einzelner Netzabschnitte zu verhindern, müssen Windkraftanlagen zeitweise sogar abgeschaltet werden.


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// INNOVATION

von wegen fauler willi DROHNE IM EINSATZ Nicht immer ist der persönliche Körpereinsatz ausreichend, wenn Fotografen versuchen, Menschen und Dinge möglichst perspektivenreich abzulichten. Neue technische Innovationen helfen heute dabei, Bilder aus luftigen Höhen und nächster Nähe anzufertigen, und erleichtern damit so manches (Bau-)Projekt. // Michaela Hocek


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ereits in Kindheitstagen wurde uns von einer leicht altklugen Biene namens Maja klar gemacht, dass die Welt von oben spannender erscheint, als das menschliche Sichtfeld erahnen lässt. Nicht mal ihr maulender Freund Willi konnte uns auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Vielmehr lud er förmlich ein, mit ihm von einem Abenteuer ins nächste zu stolpern. Ob der Erfinder der unbemannten Luftfahrzeuge – der sogenannten Drohnen – den putzigen Zeichentrickhelden oder zumindest das tierische Vorbild der männlichen Honigbiene im Hinterkopf hatte? Wer weiß, möglich wär’s. Dass wir heute gestochen scharfe Bilder aus der Vogelperspektive von jedem Punkt der Erde anfertigen lassen können, verdanken wir jedenfalls – wie so oft bei bahnbrechenden Innovationen – dem Entwicklungstrieb des Militärs. Luftraumüberwachung, Erkundung, Aufklärung und leider auch Zielerfassung zwecks Kampfeinsätzen waren die ursprünglichen Aufgaben, die weiterhin forciert werden. Moderner Nutzen

Mittlerweile profitiert danke verschiedener Anbieter auch die Zivilgesellschaft von den Hightech-Flugobjekten, die die herkömmliche Luftbildfotografie revolutionieren. Verwendet werden dafür satellitengesteuerte, nahezu lautlose Drohnen, die mit vier Rotoren ausgestattet sind. Die sogenannten ‚Quadrokopter‘ erreichen in der Regel bis zu 50 km/h

und erfassen jedes Motiv bis zu einer Flughöhe von 150 Metern. 20 Minuten reicht der Lithium-IonenAkku, der vor Ort aufgeladen werden kann. Dass nicht über das Ziel hinausgeschossen wird, überprüfen Höhen- und Beschleunigungssensoren und GPS-Steuerung, mithilfe derer Koordinaten immer wieder punktgenau angepeilt und gehalten werden können. Der Rumpf ist mit einer hochauflösenden speziell ausgerüsteten Kamera bestückt, die höchste Qualität liefert. Der große Bildsensor verfügt über die siebenfache Fläche einer herkömmlichen kompakten Digitalkamera und nutzt das volle RGB-Farbspektrum, das die Bilder plastisch und lebendig wirken lässt. „Durch unsere Flugtechnik ist die Auflösung eines Bildes individuell und praktisch unbegrenzt – wir bezeichnen dies als HD-Luftbild“, betonen etwa die Inhaber der Firma GeoPic, Robert John und Thomas Jax. Die am Boden Gebliebenen erleben jeden Arbeitsschritt ‚live‘ per Laptop oder Videobrille mit, können direkt Einfluss nehmen und bei Bedarf Neigungen nachjustieren – ein bestechender Vorteil gegenüber Hubschraubern oder Satelliten. Neue Perspektive

Interesse an Aufnahmen aus luftiger Höhe zeigen unzählige Branchen. Die Bereiche Immobilien, Tourismus, Eventorganisation und Baugewerbe sind nur einige Aspiranten, die gerne ihre Gebäude oder Landschaften detailgetreu und gestochen scharf präsentieren. Auch Thermografie-Aufnahmen, Inter-

ferenz-Fotografie, Fotogrammetrie zu Vermessungszwecken oder HD-Videos für 3-D-Visualisierungen sind interessante Einsatzgebiete. Von der Planungsphase über den tatsächlichen Projektablauf bis zur nachträglichen Berichterstattung bewahren die Luftaufnahmen vor Dokumentationslücken. In dicht bebauten Ballungsräumen können von der Kirchturmspitze bis zum Kellerabteil jegliche Details punktgenau im Schwebeflug oder auf vorher festgelegten Routen festgehalten werden.

Durch den Einsatz GPSgesteuerter, auf zivile Luftbildfotografie spezialisierter Drohnen können in jeder erdenklichen Höhe und Lage Aufnahmen gemacht werden, die vor allem mit Kosteneffizienz im Vergleich zu einem Hub-

Vielfältiger Einsatz

schraubereinsatz punkten.

ALPINE-Mitarbeiter Gernot Steinberger greift gerne auf diese unkomplizierte Bildproduktion zurück. „Diese Art der Fotoaufnahmen hat sich besonders bei Baustellen, die vom Boden nicht erreichbar, hoch gelegen oder zu exponiert sind, besonders bewährt.“ Zuletzt war er als Bauleiter eines heiklen Abbruchprojekts in Simmering (Wien) tätig. Durch den Einsatz einer Drohne wurde die Demontage des Schornsteins im Kraftwerk dokumentiert. Ein weiteres spannendes Projekt, das er von oben abgelichtet haben wollte, war der Baufortschritt bei der Errichtung des höchst gelegenen Bahnhofs Österreichs am Schneeberg (1.800 Meter). Auch die Sanierung des Gaswerks Wiener Neustadt mit kontaminierten Altlasten, untypischem Grundwasserverlauf und unerwarteten Fundamenten ehemaliger Gebäude verlangte nach gestochen scharfen Aufnahmen von oben. Fleißige Bienchen also, diese Drohnen. //


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// RESSOURCEN

STEINBRÜCHE Vorausschauendes Ressourcenmanagement ist für einen erfolgreichen Baukonzern unverzichtbar. Doch von der Planung eines Steinbruches bis zum Abbau können Jahre vergehen. // MELANIE MÜLLER

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ie Arbeit von Georg S. könnte man fast schon als detektivisch bezeichnen. Immer wieder macht sich der ALPINE-Mitarbeiter auf Spurensuche. Die ‚Beweisstücke‘, nach denen er bei seiner Arbeit Ausschau hält, wirken für den Laien zunächst aber eher unspektakulär: Es sind herumliegende Steine. Für S. sind diese sogenannten ‚Lesesteine‘ jedoch höchst aufschlussreich. Sie lassen Rückschlüsse darüber zu, welche Art von Gestein man an einem Ort finden kann. Ein wichtiger erster Schritt bei der Suche nach einem neuen Standort für einen Steinbruch. Doch schon bevor sich S. wieder in sein Auto setzt, um in den verschiedensten Regionen Europas investigativ tätig zu werden, ist viel Vorbereitungsarbeit notwendig. Am Anfang steht zumeist eine strategische Entscheidung der Konzernspitze oder ein konkretes Projekt, das sich in Planung befindet. Um erfolgreich bauen zu können, muss die Versorgung mit Rohstoffen vor

Ort gesichert sein. Vorausschauendes Rohstoffmanagement ist also für einen Baukonzern unerlässlich. Um hier auch in Zukunft wirtschaftlich möglichst unabhängig bleiben zu können, ist ALPINE im Besitz von bzw. beteiligt an einer ganzen Reihe von Steinbrüchen und Kiesgruben in acht verschiedenen Ländern Europas. „Durch langfristige Planung haben wir uns vor allem in den CEE-Ländern eine sehr gute Ausgangssituation für zukünftige Bauvorhaben geschaffen und gehören hier zu den Marktführern in diesem Bereich.“, bestätigt Christian Franck, Leiter des Bereiches Rohstoffgewinnung & Baustofferzeugung (ARB) bei ALPINE. Die weitere Akquisition und Erschließung neuer Materialressourcen in bestehenden und neuen Märkten gehört zu den wichtigsten Aufgaben seines Teams. Neue Ressourcen erschlieSSen

Plant man ein Engagement in einer bestimmten Region, werden zuerst Karten geprüft und Datenbanken

durchforstet. Es gilt herauszufinden, welche geologischen Verhältnisse dort zu finden sind, wie die allgemeine Infrastruktur aussieht und ob es bereits Betriebe gibt, die den Bedarf decken könnten. Erst dann macht sich Georg S. – oder einer seiner Kollegen – wieder auf den Weg. Gibt es keine ansässigen Betriebe oder können diese eine ausreichende Versorgung nicht garantieren, muss er sich ganz genau umsehen. Zunächst im Auto, später zu Fuß. Immer ‚bewaffnet‘ mit einer geologischen Karte. „Entscheidend bei der Standortwahl ist einerseits die Nähe zum Verwendungsort – also Baustellen oder Ballungszentren, andererseits sollte es möglichst keine Anrainer geben, die sich gestört fühlen könnten.“, erklärt Franck. Kommt ein Gelände in Frage, kommen die Lesesteine ins Spiel. Oder Gestein, das nicht von Erde bedeckt oder vollständig bewachsen ist. Nach Rücksprache mit dem Besitzer des Grundstücks können meist weitere Gesteinsproben entnommen werden. Denn neben der Lage


47 Harte Arbeit Der Gesteinsabbau hat eine lange Geschichte. Bereits die Ägypter, Griechen und Römer gewannen verschiedene Weichgesteine, wie Kalk- und Sandstein, sowie Marmore aus Steinbrüchen. Über Jahrhunderte standen zur Gesteinsgewinnung kaum technische Hilfsmittel zur Verfügung und die Arbeit im Steinbruch war mühevoll und gefährlich. In Handarbeit und unter Zuhilfenahme von Keilen mussten Stücke vom Fels abgelöst und zerkleinert werden. Die schwer beladenen Karren und Loren drohten stets zu kippen und unter ihrer Last Menschen zu begraben. Erst in den 1950er Jahren brachte die rasante technische Entwicklung eine Mechanisierung der Gewinnungs- und Verarbeitungsanlagen mit sich und die Handarbeit hatte ein Ende. Hartsplitt, Kalkstein und Dolomit werden in den Steinbrüchen von ALPINE abgebaut.

sind auch Qualität und Menge des verwertbaren Materials entscheidend. Die hohen Investitionskosten zahlen sich nur aus, wenn man einen Steinbruch mindestens 20 Jahre lang betreiben kann. Gesteinsproben, die Vermessung des Geländes und geologische Bohrungen lassen eine relativ genaue Einschätzung der Reserven zu. Hat man einen möglichen Standort gefunden, müssen erst umfassende behördliche Genehmigungsverfahren durchlaufen und eine Reihe weitreichender Auflagen erfüllt werden, bevor mit dem Abbau begonnen werden kann. Es kann mehrere Jahre dauern, bis es endlich so weit ist. Die Gewinnung erfolgt vor allem durch gezielte Sprengung. Anschließend wird das Gestein über Förderbänder, Radlader oder Muldenkipper zur Aufbereitungsanlage transportiert, in der es von Brechern zerkleinert und durch Siebe in verschiedene Größen bzw. Klassen eingeteilt wird. Das gewonne-

ne Material wird auf Halden oder in Silos gelagert. Der Transport auf die Baustelle oder zum weiterverarbeitenden Betrieb wird zumeist mit LKW abgewickelt. Wobei mineralische Rohstoffe in der Regel einen recht geringen Einsatzradius haben: Transportkosten, aber auch ökologische Gründe sprechen dafür, auf eine möglichst kurze Strecke zwischen Gewinnungsstätte und Verwendungsort zu achten. Über-Lebensraum Steinbruch

Die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen befindet sich naturgemäß in einem besonderen Spannungsverhältnis zwischen Ökonomie und Ökologie. Bewusstes, nachhaltiges Wirtschaften, Tierund Naturschutz sind heute aber selbstverständlich. „Schon während der Abbautätigkeit wird darauf geachtet, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten“, betont Franck. Wird der Steinbruch geschlossen, ist die Rekultivierung des Geländes behördlich vorge-

schrieben. Dabei werden die aufgelassenen Betriebe zu wichtigen ökologischen Nischen für Tiere und Pflanzen. „Steinbrüche besitzen nach Abbauende in größeren Teilbereichen den Charakter von Pionierstandorten“, weiß Günther Nowotny, Sachverständiger des Naturschutzfachdienstes in Salzburg. „Derartige Lebensräume sind in unserer Kulturlandschaft höchst rar geworden. Manche Tier- und Pflanzenarten sind daran angepasst und finden hier ihr Lebensraumoptimum. Sie zählen häufig zu den Raritäten unserer heimischen Flora und Fauna.“ Für Tiere wie den Uhu, die Kreuzund Wechselkröte, den Bienenfresser, den Triel, die Gelbbauchunke oder manche Libellen-Arten sind die stillgelegten Gewinnungsgebiete inzwischen überlebenswichtig. Bereits seit einigen Jahren gibt es entsprechende Artenschutzprojekte und eine enge Zusammenarbeit von Bauunternehmen mit Umweltschutz-Organisationen wie dem WWF. //

Schon während der Abbautätigkeit wird darauf geachtet, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten.


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// UMWELT

unter spannung HOCHSPANNUNGSNETZE Soll Öko-Strom eines Tages vom Nordkap bis nach Gibraltar fließen, so braucht es ein europaweites Netzwerk moderner Leitungen. Beim Bau neuer Trassen hakt es jedoch vielerorts gewaltig. // Klaus Haselböck

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er Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose. Und idealerweise stammt er aus Windkraftwerken, Solaranlagen und anderen erneuerbaren Energiequellen. So weit sind sich alle einig. Welchen Weg der Strom allerdings zu seinen Verbrauchern finden soll, entzweit momentan europaweit die Gemüter. Deutschland hat beispielsweise riesige Off-Shore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee gebaut, um in zehn bis fünfzehn Jahren satte 39 Prozent des nationalen Strombedarfs aus erneuerbaren Energieträgern abzudecken. In einem ambitionierten Szenario sind sogar 100 Prozent denkbar. Atom- und Kohlekraftwerke wären dann passé, die Wende in der Energiepolitik erfolgreich vollzogen.

3.600 Kilometer neuer 380Kilovolt-Hochspannungstrassen werden benötigt, um sauberen Strom quer durch Europa zu schicken. ‚Sauberer‘ Strom für Europa

Damit dieser ‚saubere‘ Strom in den energiehungrigen Süden und Westen des Landes fließt und eines Tages quer durch Europa geschickt werden kann, braucht es laut der Deutschen Energie-Agentur (DENA) 3.600 Kilometer neuer 380-Kilovolt-Hochspannungstrassen. Der Kostenpunkt dafür: knapp 10 Milliarden Euro.

Werden alternativ 5.700 Kilometer an bestehenden Trassen mit Hochtemperatur-Leiterseilen modifiziert, so müssten zwar nur die Hälfte an neuen Freileitungen errichtet werden. Der finanzielle Aufwand läge mit 17 Milliarden Euro aber fast doppelt so hoch. „Stromleitungen lassen sich leider nicht aufrüsten wie ein alter Computer“, weiß Jens Schulz, der für ALPINEENERGIE Deutschland als Regionalleiter für den Bau von Freileitungen zuständig ist, aus der Praxis: „Da müssen viel mehr Komponenten zusammenspielen.“ Ungeliebte Freileitungen

Die prinzipielle Notwendigkeit des Netzausbaus für den Öko-Strom wird europaweit kaum ernsthaft in Frage gestellt. Trotzdem stoßen die markanten, jede Szenerie dominierenden Masten den Anrainern sauer auf. Angst macht vielen Menschen außerdem das Thema ‚Elektrosmog‘. Denn die 380 KV-Stromleitungen auf ihren mächtigen Stahlmasten produzieren niederfrequente, in Mikrotesla messbare Felder. Über deren tatsächliches Gefahrenpotenzial herrscht Uneinigkeit: „Die Diskussion wird zumeist losgelöst von sachlichen Argumenten geführt“, so der Wiener Physiker Felix Twrdik, Vorstandsmitglied des Instituts für Baubiologie. „Wir wissen nur, dass Felder da sind und Hochspannungsleitungen Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.“ Laut WHO ist ein Konnex zwischen langer Exposition in relativ starken Feldern und kindlicher Leukämie ‚möglich‘, für Erwachsene fehlen jedoch bislang wissenschaftlich gesicherte Nachweise von gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder negativen Langzeiteffekten.


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Große Distanzen im Freiland werden mittels einfacher und kostengünstig aufzustellender Masten überbrückt.

Erdkabel als Alternative?

Skeptiker geben sich damit nicht zufrieden und führen deshalb ‚Erdkabel‘ als ideale Alternative zu Freileitungen ins Treffen. Tatsächlich sind in den Boden verlegte Leitungen vor Sturm, Hagel und Blitzschlag besser geschützt und erzeugen keine äußeren magnetischen Felder. Zudem fügen sie sich harmonischer ins Landschaftsbild ein und behindern den Vogelflug nicht. Deren Verlegung ist jedoch nicht überall möglich und bedeutet stets einen massiven, dauerhaften Eingriff in die Bodenstruktur. Störfälle treten zwar seltener auf, deren Behebung ist aber komplexer. Das eigentliche K. O.-Kriterium sind aber die unmittelbaren Investitionskosten, die letztlich an die Konsumenten weitergegeben werden: Und die liegen beim Erdkabel mindestens beim Dreifachen einer Freileitung.

Dialog mit den Anrainern. Regionalleiter Jens Schulz: „Um eine größere Akzeptanz zu erreichen, sind wir bereits in der Planungsphase bestrebt, den laut Landesbauordnung geforderten Abstand zur nächsten Wohnbebauung deutlich zu überschreiten. Im Mittel 300 m statt den geforderten 100-200 m.“ Eine Magnetfeld-Belastung ist dann für die Bewohner nicht mehr gegeben, der strenge Schweizer ‚Vorsorgegrenzwert‘ von einem Mikrotesla mehr als unterschritten.

Dialog mit den Anrainern

Wirklich einfacher macht das die Arbeit für den Bauträger trotzdem nicht: Der Weg von der Trassenfindung über die Einigung mit den Grundstückseigentümern bis hin zum tatsächlichen Baubeginn bleibt komplex. Bürgerinitiativen haben sich formiert und Tausende von Einsprüchen verzögern den Ausbau mancher Abschnitte auf Jahre. Den Baufirmen verlangt dies in der Planung ihrer Ressourcen viel Geduld und höchste Flexibilität ab. Von den bis 2015 projektierten 850 Kilometern an neuen Leitungen konnten in Deutschland bislang gerade mal neunzig umgesetzt werden. Soll den regenerativen Energien in Europa die Zukunft gehören, dann braucht es dazu auch die nötige Infrastruktur. Und damit einiges an Kompromissbereitschaft von allen Seiten. //

ALPINE-ENERGIE übernimmt beim Stromtrassenbau häufig die Gesamtabwicklung für die Energieversorger und steht von der Planung an in einem intensiven

Ü Ü Ü

In der Praxis wird nach einer Symbiose beider Welten gesucht: Die großen Distanzen im Freiland überbrücken die einfacher und kostengünstiger aufzustellenden Masten, in der Nähe zu Wohnsiedlungen kommen – nach Möglichkeit – Erdkabel zum Zug.

www.forum-netzintegration.de www.dena.de www.vorsicht-hochspannung.com


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ERBAULICHES

// IMPRESSUM

kOLUMNE von andree bock

Die wahren Baumeister, oder: Die Sache mit der Perfektion

Herausgeber - ALPINE Holding GmbH Marketing & Konzernkommunikation Alte Bundesstraße 10 · 5071 Wals / Salzburg · Österreich Telefon +43 662 8582-0 · Fax -9900 · inside@alpine.at www.alpine.at chefredaktion - Andreas Eder Redaktion - Melanie Müller

Seit ich für INSIDE schreibe, sehe ich vieles durch die Augen eines Facharbeiters. Ich gehe sozusagen im Tintenblaumann durch die Welt und sehe sie durch die Schutzbrille des Schreibers, der beeindruckt ist, was die Menschen alles bauen können. Neulich habe ich einen Dokumentarfilm über Bienen gesehen und mir ist eines klar geworden: Der wahre Baumeister, der King Louis der Ingenieure, das ist die Natur. Da können alle unsere Ingenieure einpacken. Nix für ungut, ihr hoch geschätzten Kollegen. Die Struktur von Bienenstöcken mit ihren sechseckigen Waben ist in ihrer Einfachheit perfekt. Effizient und stabil. Oder die Biber, diese possierlichen Tierchen: Bauen in einem riesigen Schutzpark in Kanada mal eben so (okay, über Generationen hinweg seit den 70er Jahren) einen Damm von 850 Meter Länge. 850 Meter. 400 Meter länger als der Damm, den ALPINE für das Wasserkraftwerk in Bulgarien gebaut hat. Und wir haben mehr als nur unsere Zähne als Werkzeuge benutzt. Trotzdem sieht man ihn nicht vom Weltraum aus. Den Biberdamm schon. Der spielt in der Liga der Chinesischen Mauer. Aber nicht, dass wir uns falsch verstehen: Alle Projekte, die ALPINE abliefert, entsprechen zu 100 % den Anforderungen und Vereinbarungen, die wir mit den Auftraggebern treffen, und dazu allen Sicherheitsstandards; oft darüber. Planmäßig aber verläuft kaum eines. Wir stoßen bei Projekten immer wieder auf unerwartete Herausforderungen, weswegen kein Projekt zu 100 % so abläuft, wie es auf dem Papier stand. Also im Grunde nicht perfekt. Da kann man dann drüber lamentieren - oder es als Möglichkeit zur Weiterentwicklung sehen, die Ärmel hochkrempeln und improvisieren.

Wo fängt Perfektion an und wo hört sie auf? Perfekt wäre es doch, Arbeiter zu haben, die wie Ameisen das 100-Fache ihres eigenen Körpergewichts tragen können und somit Schwertransporter unnötig machten. Ameisen kennen zudem weder Schichten noch Gewerkschaften und Urlaub ist im Ameisenstaate eh verpönt. Kleiner Scherz. Wir haben die tollsten Kollegen der Welt, ehrlich. Fragen Sie mal unsere Fluktuationsrate. Ach, und überhaupt: Perfekt. Was ist das eigentlich? 
Der Anspruch auf absolute Perfektion, sei es bei anderen oder bei sich selbst, der erinnert mich stets ein bisschen an die Karotte, die man vor den Esel spannt. Man hat sie immer vor Augen, aber es ist von der Natur der Sache unmöglich, an sie heranzukommen. Wenn Sie mit mir übereinstimmen, dass die erwähnten Baumeister der Natur perfekt sind, dass also die Natur perfekt ist; und wenn Sie weiterhin mit mir übereinstimmen, dass wir Menschen Teil der Natur sind: Sind wir dann nicht alle perfekt? In unserer Unperfektion? 
Ja, ich würde mich sogar zu der These versteigen, dass die Unperfektion des Menschen Teil eines perfekten, göttlichen Konzeptes ist, das Weiterentwicklung heißt. 
 Wär’ doch ganz schön langweilig hier sonst, oder? 
 Der Schreiber in mir krempelt zudem noch mal die Ärmel seines Blaumanns hoch: Perfekt kommt vom lateinischen perfectum, was ‚vollendet‘ bedeutet, und zwar im zeitlichen Sinne. Im Sinne von: Etwas ist abgeschlossen. So gesehen ist die Kolumne perfekt, wenn dieser Satz zu Ende ist; und das sogar mit einem Rechtsschreibfehler.

DESIGN / art direKtion - Florian Frandl Autoren dieser Ausgabe - Andree Bock, Andreas Eder, Thomas Grasberger, Klaus Haselböck, Marion Hierzenberger, Michaela Hocek, Ingrid Krawarik, Melanie Müller, Ingo Partecke, Marina Pollhammer, Claudia Riedmann, Ines Schmiedmaier, Gerald Stefan Konzept & Organisation - Marina Pollhammer bildnachweis - Anke Müllerklein S. 1, 2, 5, 14–18, 29 // Alexander Vorderleitner S. 3 // Claudia Leopold S. 7-9 // Transtec Gotthard S. 31 (1. Bild links + Bild rechts unten) // Schreinerkastler.at/Wien 3420 S. 34 (oben) // Darius Szablinski S. 38 // ASFINAG S. 39 // GeoPic S. 44 + 45 // Wedl-Kogler S. 27 // Masdar S. 43 // istockphoto.com/Pgiam S. 5 (Financial research graph) // istockphoto.com/boggy22 S. 5, S. 20 (Dubai) // istockphoto.com/olaser S. 5 (Subway train arriving to station) // istockphoto.com/bkindler S. 5, S. 40 (Munich) // istockphoto.com/ skodonnell S. 10 (balance) // istockphoto.com/narvikk S. 11 (World Currency Rates) // istockphoto.com/uchar S. 13 (steel industry) // istockphoto.com/AtomA S. 19 (Soccer Ball) // istockphoto. com/xyno S. 19 (munich) // istockphoto.com/mophojo S. 19 (Pigeon isolated on white with reflection) // istockphoto.com/ Blue_Cutler S. 19 (Best Friends) // istockphoto.com/fototrav S. 22 (Highway bridge crossing Beiijng CBD) // istockphoto. com/itsskin S. 25 (Dynamic modern city) // istockphoto.com/ by_nicholas S. 26 (Constructor woman with level, isolated on white) // istockphoto.com/mediaphotos S. 27 (Business team) // istockphoto.com/laflor S. 33 (Happy mature female using cellphone while lying on couch) // istockphoto.com/schamie S. 35 (Fiber cable and connectors) // istockphoto.com/abalcazar S. 35 (mexico city) // istockphoto.com/sepavo S. 35 (Statue of Liberty and New York City) // istockphoto.com/trait2lumiere S. 35 (World Trade Center in Seoul) // istockphoto.com/ooyoo S. 35 (Mumbai at dusk) // istockphoto.com/BDMcIntosh S. 35 (Skyline of Sao Paulo, Brazil) // istockphoto.com/h3ct02 S. 35 (Manila Apartments) // istockphoto.com/warrengoldswain S. 35 (Jakarta Cityscape) // istockphoto.com/hadynyah S. 35 (Humayun‘s Tomb) // istockphoto.com/Nikada S. 35 (Shanghai Skyline) // istockphoto.com/TommL S. 35 (Shibuya Crossing) // istockphoto. com/schulzie S. 36ff (Drought) // istockphoto.com/code6d S. 41 (Feldherrenhalle and St Kajetan church (Theatinerkirche), Munich) // istockphoto.com/photo75 S. 41 (Munich Marienplatz) // istockphoto.com/xyno S. 42 (Oktoberfest) // istockphoto.com/ epstefanov S. 43 (Bee eater) // istockphoto.com/StephanHoerold S. 43 (Red Flashlight, isolated on white, clipping path included) // istockphoto.com/lpkoe S. 46 (Broken Rocks) // iStockphoto.com/ RusN S. 50 (pebble pyramid) // Restliche Bilder: ALPINE Bildarchiv, ALPINE-ENERGIE, Privat Druck - agensketterl Druckerei GmbH Erscheinungsweise - 2 x jährlich - Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. - Das Magazin liegt ebenfalls in englischer Übersetzung vor. Bei Abweichungen gilt die deutsche Fassung. - Satz- & Druckfehler vorbehalten. - Alle Angaben in dieser Ausgabe erfolgen trotz sorgfältigster Bearbeitung ohne Gewähr; eine Haftung der ALPINE Holding GmbH wird ausdrücklich ausgeschlossen.


Kunst am Bau: Mae West, M端nchen / DE SEITE 40


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Mehr Informationen unter // www.alpine.at


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