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nen man auch gerne mal verglichen wird, wenn man wie ich im Dialekt singt. Ich habe immer gerne experimentiert. Früher habe ich auf Englisch gesungen, dann auch auf Hochdeutsch. Aber der Dialekt war lange eine Barriere für mich. Ich wollte wissen, warum sich das so schwierig anfühlt, im Wiener Dialekt zu schreiben und zu singen. Also habe ich versucht, eine Form zu finden, die es mir ermöglicht, in meiner Sprache zu singen, und sie schließlich gefunden.
Deine Songs handeln nicht selten von Außenseitern und zeichnen sich durch eine schwarzhumorige Note aus. Wie kommst du auf deine Texte, woher kommen deine Inspirationen?
„Der Dialekt war lange eine Barriere für mich“ Voodoo Jürgens im April zu Gast im 806qm INTERVIEW: BENJAMIN METZ | FOTO: CORNELIA GREIL
W Seit einigen Jahren erfreut sich der „Austropop“ auch hierzulande größter Beliebtheit. Mit Voodoo Jürgens ist im April einer der angesagtesten Vertreter des Genres in Darmstadt zu Gast. FRIZZmag hat den Wahl-Wiener zum Interview getroffen und mit ihm über seine Lieder, Dialekte und die Last mit dem Formatradio gesprochen. FRIZZmag: Zum Start direkt die Frage nach dem Namen: Voodoo Jürgens ist natürlich ein absoluter Hinhörer. Trotzdem hast du dem Vernehmen nach nicht viel mit Udo Jürgens am Hut. Wie bist du zu deinem Künstlernamen gekommen? Voodoo Jürgens: Wie das so passiert mit Künstlernamen – aus einer Spielerei. Bei meiner früheren Band haben wir uns in unseren E-Mails immer so verdrehte Prominentennamen gegeben. So kam ich zu Voodoo Jürgens.
Und wie viel steckt von David Öllerer in Voodoo Jürgens? Eine ganze Menge. Ich schreibe viel über Dinge, die mir passiert, oder Leute, die mir begegnet sind. Aber ich wollte meinen bürgerlichen Namen nie für meine Musik verwenden, deswegen habe ich mir schon immer Künstlernamen zugelegt.
Du wirst gerne mit dem klassischen „Wienerlied“ in Verbindung gebracht. Was macht den Reiz des „Wienerlieds“ für dich aus und wo siehst du Verbindungen zu deiner Musik? Das „Wienerlied“ ist eher so eine Kiste, in die ich reingesteckt wurde. Das kommt nicht von mir. Das klassische „Wienerlied“ liegt ja schon sehr weit zurück. Dann gibt es auch noch die großen „Austropop“-Künstler wie Wolfgang Ambros oder Ludwig Hirsch, mit de-
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Da gibt’s kein festes Schema. Ich brauche relativ lange für meine Lieder. Oft sind das Themen, die ich eine ganze Weile mit mir rumtrage. Wenn mich eine Geschichte dann längere Zeit beschäftigt, fange ich irgendwann an, sie zu Papier zu bringen. Was mich dann konkret an einer Geschichte reizt, ist immer ganz unterschiedlich. Aber es stimmt schon, für mich sind Geschichten in der Regel spannender, in denen es nicht so rund läuft.
Vielleicht, weil die schweren Themen meist die stärkeren Themen sind? Ja, das würde ich so unterstreichen.
Du hast früher auch als Friedhofsgärtner und Zuckerbäcker gearbeitet. Waren das einfach nur Jobs neben der Musik oder hast du aus dieser Zeit auch etwas für deine Songs mitgenommen? Die Job-Kombi hat ja – ähnlich wie deine Songs – etwas „bittersüßes“. Ich habe ja dieses Lied geschrieben, „Heit grob ma Tote aus“, das gerne mit der Friedhofsgärtner-Zeit assoziiert wird. Aber direkt in Verbindung steht das nicht. Aber ich glaube schon, dass man auch aus seinen Jobs was mitnimmt fürs Leben. Einen „Zuckerbäcker-Song“ habe ich noch nicht geschrieben, aber Friedhofslieder gibt’s zwei mittlerweile. Insofern wird da schon was mit eingeflossen sein (lacht).
Der Wiener Dialekt übt auf viele einen großen Charme aus, richtig verstanden wird er aber nur von wenigen. Warum hast du dich entschieden, auf Wienerisch zu singen? In deiner vorherigen Band, den „Eternias“, hast du, wie du schon eingangs erwähnt hattest, noch auf Englisch gesungen. Ich habe immer schon mehrere Sachen gemacht und in verschiedenen Sprachen gesungen. Beim Wienerischen hat es ein bisschen länger gedauert, einen Zugang zu finden. Aber mittlerweile habe ich das immer weiter vertieft und bin auch mit der „Wiener Gaunersprache“ vertraut, die noch mal ein ganz eigenes Feld im Wienerischen darstellt, weil sie wie eine Art Geheimsprache funktioniert und mit verschlüsselten Begriffen arbeitet, die sich nicht aufs erste Hören unbedingt erschließen. Das hat mich interessiert, und ich fand es reizvoll, damit zu spielen und es den Leuten nicht zu einfach zu machen mit meinen Texten.
Der „Austropop“ ist seit einigen Jahren auch bei uns in Deutschland sehr angesagt: „Ja, Panik“, „Wanda“, „Bilderbuch“ oder jüngst auch „Buntspecht“ sorgen auch hierzulande für ausverkaufte Hallen. Woran liegt das deiner Meinung nach? Das ist schwierig zu sagen, keine Ahnung. Aber es ist auf jeden Fall sehr erfreulich, dass sich das so entwickelt hat. Österreich ist ein kleines Land, da ist man als Musiker relativ schnell durchgereist und kommt an seine Grenzen. Dass wir mittlerweile den kompletten deutschsprachigen Raum bespielen können, ist natürlich super!
Ein großer Anteil am Erfolg des „Austropops“ wird dem staatlichen Kultur-Radiosender „FM4“ zugeschrieben. Wie siehst du das? FRIZZ MAG | #468 | MÄRZ 2022