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DER KÖRPER ALS MEDIUM

Die Stiftung Nantesbuch bietet interdisziplinäre Programme und Räume für die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur sowie Natur und Landschaft. ›› Text: Sohra Nadjibi

Natur erleben wir gerade geballt, Kunst kann derzeit verstärkt nur im digitalen Raum erfahren und erlebt werden. Denn aufgrund der derzeit erforderlichen Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus finden bis voraussichtlich Ende Mai keine Veranstaltungen im Museum Sinclair-Haus statt. Das Ausstellungshaus bleibt bis auf Weiteres temporär geschlossen. Und da Natur und Kunst erlebt sein wollen, ruft die Stiftung Nantesbuch mit ihren Orten in Bad Homburg (Museum SinclairHaus) und Nantesbuch zu einem digitalen Frühlingstreffen auf. Unter #ArtsForSpring versammeln sich Videoclips diverser Künstler*innen, die sich in der Natur mit dem Thema Frühling auseinandersetzen. Hundert Künstler*innen haben innerhalb von zehn Tagen ihre digitalen Gedanken zum Thema Frühling zusammengetragen.

AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM THEMA FRÜHLING Aus ganz Europa und darüber hinaus trafen Einsendungen von Choreograf*innen, Musiker*innen, Autor*innen, Schauspieler*innen, Videokünstler*innen, Maler*innen, Sänger*innen, Poetry-Slammer*innen, Gestalter*innen, Dokumentarfilmer*innen, Fotografen*innen, Sound- Artist*innen, Tänzer*innen und von ganzen Chören ein. Das Spektrum ist bunt und lebendig: unterschiedlichste Ideen und diverse künstlerische Sprachen treffen aufeinander. Der deutsche Künstler Christoph Brach gilt als einer der wichtigsten deutschen Videokünstler. In seinen Videos setzt er sich mit Themen wie Zeit, Vergänglichkeit, An- und Abwesenheit und Erinnerung auseinander. Und immer wieder mit der Musik. „Corona Mond“ ist sein Beitrag für #ArtsForSpring. Der Musiker Thomas Klein aka Sølyst liefert den Beitrag „9 AM“. Klein, seit 1994 Teil der Elektronik-Formation Kreidler, komponiert Film- und Hörspielmusik und arbeitet als musikalischer Dozent in Projekten mit Geflüchteten. Der Autor und Dramaturg John von Düffel spricht in seinem Beitrag „Was sind das für Zeiten“– ausgehend von Bertolt Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“ – darüber, dass Naturbeschreibungen politisch seien und nicht nur eine reine Betrachtung der Schönheit. Und die Dokumentarfilmerin und Drehbuchautorin Katharina Köster macht den „Ersten Frühling“ zu ihrem Sujet. Und bittet zu einer Frühlings-Entdeckungsreise im Frühling des Lebens. Da die Zeiten für Künstler*innen gerade alles andere als einfach sind, honoriert die Stiftung Nantesbuch die Beiträge der Künstler*innen mit einem großen Betrag.

AUSSTELLUNG JUUL KRAJER Auch die Künstlerin der aktuell laufenden Ausstellung im Museum-Sinclair-Haus Juul Krajer liefert einen Beitrag – „Spring Gold“ – zu dem digitalen Projekt. Die Ausstellung wird bis zum 2. August verlängert. Die Arbeiten der in Rotterdam le

FR IZZ präsentiert

›› stiftung-nantesbuch.de/artsforspring, Youtube Playlist ArtsForSpring

benden und arbeitenden Künstlerin umfassen Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Filme und setzen sich mit der Natur des Menschen auseinander. In ihren Werken spielt Juul Krajer mit starren Zuschreibungen. Sie verändert die Körper und löst bisweilen die Trennlinien zwischen Mensch und Tier oder Mensch und Pflanze auf. Der Körper dient in Kraijers Werk als Projektionsfläche für Befindlichkeiten und Gefühle. Kraijer präsentiert in ihren großformatigen Kohlezeichnungen vor allem weibliche Figuren, die wie abwesend scheinen und ihrer selbst gar nicht bewusst. Ihre Zeichnungen zeigen keine realen Personen. Sie fallen förmlich aus kulturellen, zeitlichen und räumlichen Kontexten. Kraijer löst die Körper ihrer Figuren in einem Fischschwarm auf oder verschmelzt sie mit Ästen. Manchmal spiegeln oder doppeln sie sich. Immer werden die Grenzen der Körper ausgelotet oder überschreiten diese. Juul Kraijer verwendet den Körper als Medium, er visualisiert in ihren Arbeiten Gefühle und mentale Zustände. Nantesbuch digital versammelt weitere digitale Angebote zu Kunst und Natur. Unter dem hashtag #kunstnaturexperimente auf stiftung-nantesbuch.de/stiftung/digital finden sich diverse anschauliche Kunstnatur-Experimente. Und unter #kunstnaturgespräch spricht der Risikoforscher Rainer Sachs über Risiko und Vorhersehbarkeit und der Rolle von Kunst und Natur angesichts der Unbestimmbarkeit der Ereignisse – nicht nur zu Zeiten der Corona-Krise.

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