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FILM
ROMAN POLANSKI
Intrige
(132 Min., Weltkino)
Im Dezember 1894 wird in Paris der Offizier Alfred Dreyfus (Louis Garrel) der Spionage für den deutschen Feind beschuldigt, in einem dubiosen Verfahren verurteilt und auf die Gefängnisinsel Devil Island verbannt. Geheimdienst-Chef Georges Picquart (Jean Dujardin) stößt jedoch bald auf brisante Dokumente, die nahelegen, dass Dreyfus unschuldig ist. Mit militärischer Disziplin rekonstruiert Roman Polanski die skandalösen Begebenheiten um die Affäre Dreyfus, in einem historisch akkurat inszenierten Drama, das die Korruption von Politik und Justiz illustriert. Frankreich/Italien 2019, mit Jean Dujardin, Louis Garrel, Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric, Melvil Poupaud, Grégory Gadebois, Eric Ruf, Laurent Stocker
LEIGH WHANNELL
Der Unsichtbare
(124 Min., Universal)
Cecilia (Elisabeth Moss) führt ein Leben in Angst, wird permanent von ihrem gewaltsamen Freund Adrian (Oliver Jackson-Cohen) bedrängt. Als der sich eines Tages umbringt, häufen sich plötzlich mysteriöse Todesfälle in Cecilias Umfeld. Bald kommt ihr der Verdacht, dass Adrian seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um als unsichtbare Gestalt böse Dinge zu tun. H.G. Wells’ klassische Romanvorlage erwacht in Form eines Horror-Psycho-Thrillers, der zum Thema Gewalt an Frauen den Nerv der Zeit trifft. USA/Australien 2020, mit Elisabeth Moss, Oliver Jackson-Cohen, Aldis Hodge, Storm Reid, Harriet Dyer, Michael Dorman
JACK HILL
Coffy – Die Raubkatze
(90 Min., Studio Hamburg)
Eine Frau sieht rot: Selbstjustiz ist das Markenzeichen der Afro-Amerikanerin Coffy (Pam Grier), die sich an all jenen Schurken blutig rächt, die ihre Schwester in die Heroinsucht getrieben haben. Mit Schrotflinte und Sex-Appeal räumt die junge Krankenschwester alles aus dem Weg, was in der Stadt den Frieden stört. Blaxploitation-Star Pam Grier („Foxy Brown”) in einer ihrer Paraderollen als gewissenloser Racheengel im Dschungel der Großstadt. USA 1973, mit Pam Grier, Booker Bradshaw, Robert DoQui, William Elliott, Allan Arbus, Sid Haig, Barry Cahill
JUSTIN DEC
Countdown
(90 Min., Leonine)
Apps können tödlich sein. Diese Erfahrung machen eine Handvoll Freund*innen, die sich eine App aufs Handy laden, welche anzeigt, wie lange sie noch zu leben haben. Während man anfangs noch an einen makabren Scherz glaubt, stirbt bald einer nach dem anderen einen gewaltsamen Tod. Quinn (Elizabeth Lail) versucht alles, die App auszutricksen, denn auch sie hat, dank des Countdown-Barometers, nur noch kurze Zeit zu leben. Effektvoller Teenie-Horrorfilm, der sich GenreSlasher à la „Final Destination” zum Vorbild nimmt. USA 2019, mit Elizabeth Lail, Jordan Calloway, Talitha Bateman, Tichina Arnold, P.J. Byrne,
Dark
Staffel 3, Finale (8 Folgen), ab 27. Juni auf Netflix mit Louis Hofmann, Jördis Triebel, Oliver Masucci, Deborah Kaufmann, Maja Schöne, Karoline Eichhorn
Mystery vom Feinsten: Die beiden ersten Staffeln der Serie „Dark” eroberten die internationalen Streaming-Charts wie keine andere deutsche Produktion zuvor mit einer komplexen Handlung, die es in sich hat. Kann Jonas (Louis Hofmann) sich die enormen Sprünge durch Raum und Zeit zunutze machen, gar Schicksale manipulieren oder den Ursachen der Apokalypse auf die Spur kommen? Nach einem Jahr Wartezeit geht es jetzt in die letzte Runde der über mehrere Zeitebenen spielenden Serie, denn nach Staffel 3 gehen für „Dark” definitiv die Lichter aus. ›› außerdem neu im Juli auf Netflix: iZombie (Staffel 5, ab 1.7.), Ju-On: Origins (Staffel 1, ab 3.7.), Japan sinks: 2020 (Staffel 1, ab 9.7.), The Umbrella Academy (Staffel 2, ab 31.7.)
Gangs of London
Staffel 1 (9 Folgen), ab 23. Juli auf Sky Ticket mit Joe Cole, Michelle Fairley, Valene Kane, Brian Vernel, Colm Meaney, Sope Dirisu, Lucian Msamati, Jude Akuwudike
Am Anfang steht ein Mord: Gangsterboss Finn Wallace (Colm Meaney) ist mausetot. Sofort entbrennt ein Kampf um die Regentschaft der Londoner Unterwelt, die Finns Sohn Sean (Joe Cole) für sich beansprucht. Mit gnadenloser Härte sucht er die Mörder seines Vaters, gerät dabei in Konflikt mit der Mafia, den chinesischen Triaden und einem Drogenkartell – was einen blutigen Bandenkrieg heraufbeschwört. ›› außerdem neu im Juli auf Sky: Elementary (Staffel 7, Finale, ab 1.7.), Dr. Stone (24 Episoden, ab 15.7.), Doctor Who (Staffel 12, ab 23.7.), Perry Mason (Mini-Serie, 8 Folgen, ab 31.7.)
Stateless
Staffel 1 (6 Folgen), ab 8. Juli auf Netflix mit Yvonne Strahovski, Asher Keddie, Fayssal Bazzi, Marta Dusseldorp, Dominic West, Cate Blanchett, Jai Courtney
Sofie (Yvonne Strahovski), eine junge Stewardess mit deutsch-australischem Hintergrund, gerät ins Visier der Einwanderungsbehörde, als sie sich einer mysteriösen Sekte anschließt. Obwohl sie sich von dem Kult löst, steckt man Sofie in ein australisches Lager für Migrant*innen. Dort trifft sie auf drei ihr fremde Menschen, die in Konflikt mit dem Gesetz stehen, weil die Behörden sie mit nicht ganz legalen Mitteln interniert haben. Die von Star-Aktrice Cate Blanchett koproduzierte Serie basiert auf wahren Ereignissen: Das Schicksal der deutschen Flugbegleiterin Cornelia Rau, die viele Jahre in Australien verbracht hat, gilt als Inspiration für das Flüchtlingsdrama.
Hanna
Staffel 2 (8 Folgen), ab 3. Juli auf Amazon Prime mit Esme Creed-Miles, Mireille Enos, Dermot Mulroney, Yasmin Monet Prince, Anthony Welsh, Aine Rose Daly
Bereits in der ersten Staffel ging es um Leben und Tod für die Teenagerin Hanna (Esme Creed-Miles), die in den Wäldern Polens mit einem Mann namens Erik aufwuchs – nicht ahnend, dass Erik an einem geheimen Programm der CIA beteiligt war, um aus Kindern und Heranwachsenden Killermaschinen für die Zukunft zu generieren. In der neuen Staffel geht es Hanna um die Rettung ihrer Freundin Clara (Yasmin Monet Prince), die ebenso ein Opfer des CIAGeheimprojekts ist. Wem die Story bekannt vorkommt: Saoirse Ronan spielte die Killerfrau bereits 2011 in einem Kinofilm mit dem Titel „Wer ist Hanna?”.
GOEAST SYMPOSIUM
Filmerbe der Umbruchszeit
›› 24.-27.7., Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt, Programm & Infos: filmfestival-goeast.de
Perestroika, Mauerfall, Wende, aber auch: Korruption, Gewalt, Mafia. Die späten 80er- und frühen 90er-Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs, und zugleich herrschte Unsicherheit, Armut und Aussichtslosigkeit in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Diese Ambivalenz zwischen Neuanfang und Depression spiegelt sich im „Filmerbe der Umbruchszeit“, dem diesjährigen Thema des goEast Symposiums, wider. Mit ihrem ganz anderen Lebensgefühl, großer künstlerischer Freiheit und dem Willen zur Aufarbeitung und Korrektur gesellschaftlicher Missstände knüpfen die Filme an die ersten zivilgesellschaftlichen Bewegungen an. Wie sieht die Filmlandschaft vom Beginn der Perestroika 1985 bis zum Millennium in den Transformationsländern aus? Viele Filme, wie Władysław Pasikowskis HUNDE (Psy, Polen 1992), erzählen davon, wie eine neue Wirklichkeit das alte Es wird so einiges anders sein, wenn am 2. Juli die Arthouse-Kinos Harmonie und Cinéma ihre Türen öffnen. Gerade in geschlossenen Räumen wird auf die Einhaltung der Hygieneregeln geachtet. Dann aber kann es losgehen und das mit vielen Knallern: So zum Beispiel die Gänsehaut-Reihe (Dis)harmonie, in der am 15. Juli um 21 Uhr John Carpenters THE PRINCE OF DARKNESS (1987, OmU) zu sehen ist. Seit Jahrhunderten ist der Teufel persönlich in einer Kapelle in Los Angeles gefangen. Als Wissenschaftler versuchen, das Geheimnis zu lüften, ergreift das Böse von ihnen Besitz … Rassismus und Polizeigewalt hat eine neue Dimension erreicht, in der Harmonie wird am 20. Juli um 20.45 Uhr eine Detroit im Jahr 1967, in deren Folge es zu einem der größten Bürgerauf
Leben verdrängt. Die Orientierungslosigkeit in einem postsozialistischen Alltag, dessen Bewohner*innen ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs stehen, ist Thema der Dokumentarfilme der 1990er, etwa von Sergey Dvortsevoy. Auch den Kampf ums nackte Überleben greifen Filme wie Pyotr Lutsiks RANDBEZIRK (Okraina, Russland 1998) auf. Doch natürlich ist der Alltag nicht das einzige Thema der späten 80er- und 90er-Jahre; so reagiert Milcho Manchevskis VOR DEM REGEN (Pred dozhdot, Mazedonien, Großbritannien, Frankreich 1994) auf die Jugoslawienkriege, und Marcel und Paweł Łoziński setzen sich in ihren Dokumentarfilmen mit bis dato tabuisierten Verbrechen der Vergangenheit auseinander. Aleksandr Rogozhkin zeigt in DER TSCHEKIST (Chekist, Russland, Frankreich 1992) zum ersten Mal die Grausamkeit des sowjetischen Geheimdienstes Tscheka auf der großen Leinwand, inklusive Massenexekutionen. All diese Filme wurden in einer für die Filmemacher*innen völlig neuen Situation produziert und HARMONIE UND CINÉMA ÖFFNEN WIEDER
Zurück ins Kino
›› ab 2.7. arthouse-kinos.de
Sondervorstellung zum Thema Black Lives Matter mit Filmgespräch veranstaltet. DETROIT (OmU) ist ein historisches Filmdrama von Kathryn Bigelow und beschreibt die wahren Ereignisse nach einer Polizeirazzia in sind nun im Kino des DFF erlebbar. Begleitend dazu gibt es Vorträge.
stände in der Geschichte der USA kam. Vor der Vorstellung gibt es eine persönliche Einführung von Olivia Sarma (Leiterin von „ response”, der Beratungsstelle für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in der Bildungsstätte Anne Frank) sowie eine anschließende Themendiskussion zu rassistischer Gewalt. Die Filmreihe Cinéma Nostalgica widmet sich unvergessenen Filmjuwelen, am 26. Juli um 15 Uhr steht der Film COMEDIAN HARMONISTS — MEIN KLIEINER GRÜNER KAKTUS auf dem Programm. Ende der 1920er Jahre gründen sechs Musiker in einem Berliner Hinterhof ein A-cappella-Ensemble, das schnell die Bühnen des Landes erobert. Doch der große Erfolg macht die sechs jungen Männer, darunter drei Juden, blind für die politischen Veränderungen im Land. Nach Hitlers Machtübernahme und dem 1934 ausgesprochenen Auftrittsverbot für Juden steht die Erfolgstruppe vor dem Aus.
BEST OF ANIME
RIDE YOUR WAVE
›› 28.7., Cinestar Metropolis, Frankfurt, cinestar.de
Erfolgsregisseur Masaaki Yuasa (Night ist Short, Walk on Girl) gelingt es meisterhaft, eine große, zu Herzen gehende Geschichte von Verlust und Trauer zu erzählen — und die Kraft des Lebens und der Liebe zu feiern: Die College-Studentin Hinako liebt das Surfen und ist gerade in eine Kleinstadt an der Küste gezogen. Als in ihrem Mietshaus ein Feuer ausbricht, wird sie von dem gutaussehenden Feuerwehrmann Minato gerettet und bald schon verlieben sich die beiden ineinander. Doch dann stirbt Minato unerwartet bei einem Unfall im Meer und Hinako ist so voller Trauer, dass sie den Anblick des Meeres nicht mehr ertragen kann. Doch eines Tages singt sie ein Lied, das sie an die glücklichen Zeiten erinnert — und Minato steigt aus dem Meer ... Die Anime-Dramedy des Sommers über die andauernde Kraft der Liebe: anrührend, humorvoll und im schönsten Sinne sentimental.