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KULTUR
Paula Irmschler
Superbusen
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Ullstein, 20 € Wer will schon nach Chemnitz? Studentin Gisela stellt fest, dass sie hier viel Spaß haben kann. Und den hatte sie nicht immer im Leben. Gisela kommt aus einfachen Verhältnissen, fühlt sich zu dick und verehrt Britney Spears. Gemeinsam mit ihren Freundinnen schlägt sie ein neues Kapitel auf. Sie feiern das Leben, kämpfen gegen rechts und gründen die Band „Superbusen“. Titanic-Schreiberin Irmschler präsentiert einen feministischen Musikroman, der Laune macht.
Dirk Steffens, Fritz Habekuß
Über Leben
Penguin, 20 Euro Für das ZDF reist Steffens durch die Welt. Und eines ist überall gleich: das Artensterben. Dabei geht es nicht nur um Eisbären oder Maikäfer. Jeden Tag sterben rund 150 Arten aus. Gemeinsam mit Habekuß legt er ein faktenreiches und überraschendes Buch vor, das Mut macht. Dabei verlassen die Wissenschaftsjournalisten das Jammertal und zeigen, wie Politik, Wirtschaft und Rechtsprechung agieren könnten. Denn: Auch ein Fluss hat Recht auf sauberes Wasser.
Taffy Brodesser-Akner:
Fleishman steckt in Schwierigkeiten
dtv, 24 € Gerade als Toby Fleishman die Vorzüge von Tinder & Co entdeckt – als frischgetrennter Arzt der Upper East Side – verschwindet seine karrieresüchtige Frau Rachel und lässt ihn mit beiden Kindern zurück. Brodesser-Akner erzählt die Geschichte von Tobys gescheiterter Ehe sowohl aus seiner Perspektive als auch aus der seiner langjährigen Freundin Libby. Wer tatsächlich das „Opfer“ in dem Szenario ist, entscheidet die Leser*in selber. Das Debüt der Redakteurin des New York Times Magazine ist klug, witzig und mitfühlend.
Elizabeth Gilbert:
City of Girls
S. Fischer Verlag, 16,99 € New York in den 40er Jahren und mittendrin die 19-jährige Vivian, die nach dem College-Rauswurf bei ihrer Tante Peg, Betreiberin des heruntergekommenen Lily Playhouse in Midtown Manhattan, unterkommt. Musicals, Bars, Jazz und Gangster – Vivian taucht voll in den Glamour New Yorks ein und geniesst ihre Freiheit. Bis ihr ein fataler Fehler passiert. Der neue Roman der „Eat Pray Love“ -Autorin spielt im Showbiz –thematisiert Sex, den Krieg und die Ungleichbehandlung der Geschlechter – und stand monatelang auf der New York Times-Bestsellerliste.
100 Jahre Reich-Ranicki
›› Digitale Ausstellung, Jüdisches Museum, juedischesmuseum.de
Er machte aus Literaturkritik eine Lebenskunst. Marcel ReichRanicki wurde 1920 in Polen in eine assimilierte jüdische deutsch-polnische Familie hineingeboren. Als Schüler lebte er in Berlin, als junger Mann flüchtete er mit seiner Frau aus dem Warschauer Ghetto, er arbeitete für den kommunistischen Geheimdienst, wurde aus der Partei ausgeschlossen und erhielt Publikationsverbot. 1953 kam er nach Frankfurt und schrieb u. a. für die FAZ. Nach einem Intermezzo bei der ZEIT ging er zurück an den Main, wo er von 1973 bis 1980 die Literaturredaktion der FAZ leitete. Er duellierte sich voller Leidenschaft für die Literatur. War dabei überschwänglich oder respektlos, scharfsinnig und unbestechlich. Er förderte Autoren, er kritisierte „Die Blechtrommel“, für die Günter Grass den Nobelpreis bekam, und provozierte Martin Walser zu dem Roman „Tod eines Kritikers“. Mit der Fernsehsendung „Das Literarische Quartett“ wurde der „Literaturpapst“ zu einer Kultfigur. Er zeigte uns, dass die Begegnung mit dem richtigen Text unser Leben retten kann. Das jüdische Museum widmet ihm aktuell eine digitale Ausstellung. Im Historischen Museum kann man ganzjährig seinen Schreibtisch beschauen.
ANTI-RASSISMUS LEKTÜRE/MUST-READS
Toni Morrison: Die Herkunft der anderen Der Band fasst Vorlesungen der LiteraturNobelpreisträgerin zusammen. Morrison thematisiert die einstige Brutalität gegenüber Sklaven und schreibt darüber, was es heißt, in Amerika schwarz zu sein.
Alice Hasters: Was weiße Menschen Was weiße Menschen nicht über Rassismus nicht über Rassismus hören wollen, aber hören wollen, aber wissen sollten wissen sollten Klug analysiert deckt Hasters Rassismus Hasters Rassismus und Alltagsrassismus und Alltagsrassismus auf, mit dem sie als auf, mit dem sie als Schwarze Frau in Deutschland immer wieSchwarze Frau in Deutschland immer wieder konfrontiert wird. Sehr informatives Glossar im Anhang für diskriminierungssensible Sprache.
Tupoka Ogette: Exit racism Exit racism Verlasst „Happyland“ und macht euch eure und macht euch eure Privilegien endlich Privilegien endlich bewusst(er)! Antibewusst(er)! Antirassismus-Trainerin rassismus-Trainerin und Aktivistin Tupoka und Aktivistin Tupoka Ogette liefert wertvolle Ogette liefert wertvolle Handreichungen sowie Handreichungen sowie Übungen (inkl. QR-Codes), sich rassisÜbungen (inkl. QR-Codes), sich rassismuskritisches Denken erst mal bewusst zu machen. Dazu gehört endlich, den strukturellen Rassismus Deutschlands zu erkennen und zu durchbrechen. Schmerzhaft, aber so wichtig! Dieses Buch sollte Schullektüre sein! (Ebenfalls empfehlenswert: TuPodcast)
© University of Florida, Hannah Pietrick Ibram X. Kendi: Gebrandmarkt Gebrandmarkt Warum liegt die Gefahr, von der Polizei Gefahr, von der Polizei erschossen zu werden erschossen zu werden als Schwarzer USals Schwarzer USAmerikaner 21-mal Amerikaner 21-mal höher als für Weiße? höher als für Weiße? Der Historiker schreibt Der Historiker schreibt in seinem Standardin seinem StandardWerk schonungslos über die wahre Werk schonungslos über die wahre Geschichte des Rassismus in den USA. Von Post-Rassismus keine Spur. Leider. Kendi ist Professor und Gründungsdirektor des Zentrums für Antirassismusforschung und -politik an der American University in Washington/D.C.
Fatma Aydemir & Hengameh & Hengameh Yaghoobifarah Yaghoobifarah (Hrsg.): (Hrsg.): Eure Heimat Eure Heimat ist unser Albtraum ist unser Albtraum Was bedeutet es, sich bei jeder Krise im sich bei jeder Krise im Namen des gesamten Namen des gesamten Heimatlandes oder der ReligionszuHeimatlandes oder der Religionszugehörigkeit der Eltern rechtfertigen zu müssen? Fatma Aydemir („Ellenbogen“) und Hengameh Yaghoobifarah vereinen Essays, die laut Verlagsankündigung kluge „schonungslose Perspektiven auf eine rassistische und antisemitische Gesellschaft“ thematisieren. Denn die deutsche Gesellschaft begreift und markiert einen Teil seiner Mitglieder als „anders“ und schützt und wertschätzt diese weniger.
© Juliane Werner Olivia Wenzel: 1000 Serpentinen 1000 Serpentinen Wie fühlt es sich an, ein Theaterstück an, ein Theaterstück über die Wende zu über die Wende zu besuchen und die besuchen und die einzige schwarze einzige schwarze Zuschauer*in zu sein? Zuschauer*in zu sein? Oder die eigene GroßOder die eigene Großmutter davon zu übermutter davon zu überzeugen, die AFD nicht zu wählen. Die zeugen, die AFD nicht zu wählen. Die Weimarer Autorin Olivia Wenzel schreibt über Herkunft, Verlust, Lebensfreude und Einsamkeit in ihrem Debüt und über Rollen, die von der Gesellschaft zugewiesen werden.
Angie Thomas: On The Come up Bri möchte Rapperin werden. Als ihr Vater stirbt, gehören plötzlich Essensausgaben, Zahlungsaufforderungen und Kündigungen ebenso zu Bris Alltag wie Reime und Beats. „Thomas verbindet die ganz eigene Welt der Heranwachsenden mit einem der größten und dringendsten Probleme unserer Zeit: Rassismus und wie wir ihn überwinden können.“ (Focus)
Colson Whitehead: Underground Railroad Railroad Das geheime Fluchtnetzwerk für Sklaven – netzwerk für Sklaven – Underground Railroad Underground Railroad – eröffnet Cora, die auf – eröffnet Cora, die auf den Baumwollplantaden Baumwollplantagen Georgias schufgen Georgias schuftet, den Weg in die tet, den Weg in die vermeintliche Freiheit. Whitehead erhielt vermeintliche Freiheit. Whitehead erhielt 2017 den Pulitzer Preis. Sein Werk macht schmerzhaft deutlich „was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika“, so der Verlag.
Esi Edugyan: Washington Black Washington Black Eine Abenteuergeschichte, die an Jules schichte, die an Jules Verne erinnert. Der Verne erinnert. Der Sklavenjunge WasSklavenjunge Washington Black wird hington Black wird Leibdiener Christopher Leibdiener Christopher Wildes – Erfinder, EntWildes – Erfinder, Entdecker, Naturwissendecker, Naturwissenschaftler – und Gegner der Sklaverei! Die schaftler – und Gegner der Sklaverei! Die beiden fliehen von der Plantage in einem Heißluftballon. Das Buch stand auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2018 und erhielt den Giller Prize.
Weitere Tipps: Mohamed Amjahid: Unter Weißen Reni Eddo-Lodge: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche Layla F. Saad: Me and White Supremacy (New York Times-Bestseller) Chimamanda Ngozi Adichie: Die Gefahr einer einzigen Geschichte (Das Buch basiert auf einem Vortrag, den Adichie 2007 auf einer TED-Konferenz hielt, TED ist die Abkürzung für Technology, Entertainment, Design, bekannt wurden vor allem die TED-Talks im Internet.) RosaMag, erstes Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen: rosa-mag.de Robin J. DiAngelo: Wir müssen über Rassismus sprechen (ET August 2020)
Nach den Lockerungen der Landesregierung rollt der Theaterspielbetrieb langsam wieder an. Unter Einhaltung der bekannten Abstands- und Hygieneregelungen muss in diesem Sommer zum Beispiel niemand auf das Theater- und Musikfestival TANGENTE (siehe Seite 28) am Mainufer verzichten. Auch in manchen Häusern zieht auf und vor der Bühne wieder Leben ein.
Abschied von den Eltern
›› 4.7. SchauspielFrankfurt, Kammerspiele, 20 Uhr 14-38 €, erm. die Hälfte Infos & Tickets: (069)212 494 94, schauspielfrankfurt.de Im Dezember 1958 starb die Mutter von Peter Weiss, kurz darauf sein Vater. Der Verlust der Eltern stürzte ihn in eine schwere Depression und Lebenskrise. In dieser Zeit entstand die autobiographische Erzählung „Abschied von den Eltern“, die vom Zauber und den Abgründen der Kindheit wie den schmerzhaften Prozessen des Wachsens und der Suche nach einem eigenen Leben als künstlerische Persönlichkeit handelt. Das Protokoll einer Selbstbefreiung ist zugleich eine kritische Betrachtung des konservativen Bürgertums Mitte des 20. Jahrhunderts, die zu einem wichtigen Werk für die Jugendprotestbewegung von 1968 wurde.
Branka
›› 5.7. SchauspielFrankfurt, Kammerspiele, 20 Uhr 14-38 €, erm. die Hälfte Infos & Tickets: (069)212 494 94, schauspielfrankfurt.de Für die monodramatische Serie über Frankfurt haben Autor*innen Menschen aus dieser Stadt getroffen und deren Biographien in einen poetischen Text überschrieben. In „Branka“ erzählt eine Wirtin am Ende eines arbeitsreichen
Tages vom Verlust der Heimat, vom Neuanfang in Frankfurt, von einer scheinbar unauflöslichen Gewalt in ihrem Leben: einer Gewalt, der sie mit ihrem lauten und überbordenden „Branka-Lachen” begegnet.
Gretchen 89ff.
›› 3./4.7., Kellertheater, Mainstr. 2, 20.30 Uhr, 6-12 € Infos & Tickets: (069)288 023, kellertheater-frankfurt.de Auf ebenso freche wie schrill-schräge Weise nimmt Lutz Hübner mit „Gretchen 89ff.“ die unbändige Spiellust und den normalen Wahnsinn des Theaters aufs Korn. Die Kästchen-Szene aus Goethes Faust nutzt der Dramatiker, um die verschiedenen Typen von Regisseuren und Schauspielerinnen zu porträtieren. Anhand dieser berühmten Sze
ne der Weltliteratur, in der Gretchen jenes Kästchen voller Schmuck findet, mit dem Faust die Angebetete verführen will, lernen die Zuschauer*innen nicht nur den Freudianer, die Diva, die Anfängerin und den alten Haudegen kennen. Ihnen wird auch ein vergnüglicher Blick hinter die Kulissen der Theaterarbeit zuteil.
Die Rose vom Ku’damm
›› 24.7., Kulturhaus Frankfurt, Katakombe, Pfingstweidstr. 2, 20 Uhr, 16-20 € Infos und Tickets: (069)491 725, katakombe.de Mit Songs und Texten erzählen Carola Moritz und Michael Fernbach vom bewegten Leben Hildegard Knefs. Sie verfolgen ihre Karriere vom Nachkriegsberlin nach Hollywood und wieder zurück, schildern ihren Erfolg als Musicalstar © Mischa Goldmann am Broadway und erteilen auch der Autorin das Wort. Die Zuschauer*innen erwartet ein unterhaltsamer Abriss des „Gesamtkunstwerks Knef“.
1:1 CONCERTS
›› 1./2./3.7., Bibelhaus Erlebnis Museum, Historisches Museum, Museum für Kommunikation, Haus der Stadtgeschichte Offenbach, zwischen 15 und 19 Uhr, Anmeldung via Mail an: Marketing.Oper@buehnen-frankfurt.de erforderlich Die Frankfurter Oper trägt mit einem außergewöhnlichen Konzerterlebnis den Corona-Bestimmungen Rechnung. Bei den 1:1 CONCERTS findet eine rund zehnminütige wortlose Eins-zu-eins-Begegnung zwischen Hörer*in und Musiker*in des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters statt. Für beide Seiten eine intensive Erfahrung, die Nähe trotz zwei Meter Distanz ermöglicht. Welchem Musiker oder welcher Musikerin und welcher Musik man dabei begegnen wird, bleibt eine Überraschung. Nach Übermittlung des gewünschten Datums und Ortes, erhält man Uhrzeit und alle weiteren wichtigen Angaben für das persönliche Konzert. ›› Die 1:1 CONCERTS sind kostenlos, Spenden aber erwünscht. Sie kommen über den Nothilfefonds der Deutschen OrchesterStiftung komplett den finanziell schwer getroffenen freischaffenden Musiker*innen zugute. Unter oper-frankfurt.de /de/ news/?detail=503 finden sich die genauen Termine, viele sind allerdings bereits vergeben. Darüber hinaus bietet die Oper Frankfurt drei Abende im Haus am Willy-Brandt-Platz an. Infos und Tickets: (069) 212 494 94, oper-frankfurt.de
Ensembleabend mit Werken von Alexander Zemlinsky, Richard Strauss, Franz Liszt, Kurt Weil und Robert Schumann
›› 1.7., 19.30 Uhr, 25 €
Bariton Domen Križaj (Foto) und Pianist Hilko Dumno tragen Werke von Johannes Brahms, Arnold Schönberg, Richard Strauss, Maurice Ravel sowie slowenische Lieder vor ›› 2.7., 19.30 Uhr, 30-50 €
Bei einem Saisonausklangkonzert bringt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Dirigent Nikolai Petersen Antonín Dvořáks Serenade E-Dur op. 22 für Streichorchester und Johannes Brahms Serenade Nr. 2 A-Dur op. 16 zu Gehör ›› 3.7., 19.30 Uhr, 30-50 €
DAM
Wer wissen möchte, wie die Entwürfe für den neuen Campus der Zentrale der Bundesbank aussehen, erfährt dies in der Ausstellung „Campus Deutsche Bundesbank“. Das Hauptgebäude aus dem Jahr 1972 wird kernsaniert und rüstet sich für die Zukunft. Das Konzept des Frankfurter Architekturbüros Ferdinand Heide mit seiner „Mischung aus Modernität, Funktionalität, Klarheit und Nachhaltigkeit“ bildete das städtische Gestaltungskonzept, auf deren Basis der EU-weite Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Die virtuelle Ausstellung zeigt sämtliche eingereichten Wettbewerbsarbeiten sowie die Siegerentwürfe. ›› 16.7.-10.10., Schaumainkai 43, dam-online.de/ veranstaltung/campus-deutsche-bundesbank
Galerie Heike Strelow
Die Vorstellung des Paradies ist durchgehend positiv besetzt, bisweilen gar verheißungsvoll. Acht internationale Künstler*innen interpretieren ihre Vision des Paradieses auf ganz unterschiedliche Weise in der Gruppenausstellung „Transition in Paradise“. Die unterschiedlichen Ansätze unterstreichen das komplexe Sujet. ›› Bis 30.8., Lange Str. 31, Fr 14-18+Sa 12-15 Uhr, galerieheikestrelow.de
Karmeliterkloster
Die Retrospektive „Eberhard Steneberg: Zwischen allen Stühlen“ zeigt Arbeiten des Frankfurter Künstlers, der sich in seiner abstrakten Malweise an Robert Delaunay und den Bauhauskünstlern orientierte. Sein Stil vereint leuchtende Farben und ein „Gegen- und Nebeneinander unterschiedlicher Elemente“. Steneberg zeichnete mitten im „Kalten Krieg“ 1959 verantwortlich für die Ausstellung russischer Avantgardekünstler im Karmeliterkloster ›› Bis 9.5.2021, Münzgasse 9. Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr, stadtgeschichte-ffm.de
Edmonds Urzeitreich
– Eine Dinograbung in Frankfurt
›› Bis 25.10. Senckenberg Museum, Mo/Di/Do-Fr 9-17/ Mi 9-20/Sa+So 9-18 Uhr, museumfrankfurt.senckenberg.de
VORANKÜNDIGUNG
Dieses Ausstellungsexponat hat einen weiten Weg zurückgelegt – 2.800 Kilometer an Land und 6.200 Kilometer auf dem Wasser. Das in Wyoming geborgene „Bonebed“ – ein
Zurück in die Gegenwart.
Neue Perspektiven, neue Werke – Die Sammlung von 1945 bis heute
›› Städel Museum, Di/Mi/Sa/So 10-18+Do, Fr 10-21 Uhr, staedelmuseum.de
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© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Das Städel lässt den Jüngeren den Vortritt. Die Neupräsentation der Sammlung Gegenwartskunst beginnt vom zentralen Platz der Gartenhallen ausgehend mit Werken der jüngeren Zeitgenossen und arbeitet sich bis zur Kunst nach 1945 vor. Nicht chronologisch allerdings, eher nach Themen geordnet. Die verschiedenen Kunstströmungen in Deutschland werden gestreift, Malerei und Fotografie werden gegenübergestellt, Portraits und Körperbilder von hochrangigen Künstlern wie Francis Bacon oder Alberto Giacometti erhalten einen eigenen Raum. Die offene Struktur der Ausstellungshallen ermöglicht dabei immer wieder spannende Sichtachsen oder bringt Werke zueinander in Beziehung, selbst wenn sie nicht direkt nebeneinander hängen. Etwa die rechtwinkligen, abstrakt-rhythmischen Kompositionen von Piet Mondrian mit den um die Ecke drapierten, halb ausgerollten Büroteppichbahnen des dänischen Künstlers Simon Dybbroe Møller. Einige Neuerwerbungen von Miriam Cahn, Jimmie Durham oder Victor Vasarely werden erstmals gezeigt und sind als solche gekennzeichnet. Und seit dem 12. Juni gibt es im Städel auch endlich wieder Führungen, die einen ersten Überblick über die breit gefächerte Neupräsentation verschaffen. Ann Wente-Jaeger
Du Zhenjun. Babel and the beast
›› bis 6.9.20, Red Zone Arts, Mi 10-16+Do-Sa 14.30-18.30 Uhr, red-zone-arts-gallery.com
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So könnte die Apokalypse wohl aussehen: eine Mega-City aus dicht an dicht stehenden Hochhäusern, durchzogen von Schnellstraßen, im Vordergrund teils zerstörte Brücken, auf denen Menschen im Wind durcheinanderpurzeln und sich mit Schirmen zu schützen versuchen. Der graue Himmel ist bewölkt und über der Stadt treiben unzählige Blätter, die der Wind aus den Büros geweht zu haben scheint. Die Erde ist nicht mehr sichtbar. Im Zentrum schraubt sich ein himmelhoher Turm in die Höhe, der beim genauen Hinsehen auch aus einzelnen Hochhäusern besteht und an berühmte Gemälde vom Turmbau zu Babel erinnert. Dem chinesischen Künstler Du Zhenjun dienen in seiner „Babel Tower“-Serie diese historischen Gemälde und die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel als Inspiration. Seine am Computer erstellten Fotocollagen setzen sich aus Bildern aus dem Internet zusammen. Es sind beängstigende, verwirrende Szenarien, die alle ein eigenes Thema haben: Umweltzerstörung, Kriege und Gewalt oder Religionskonflikte. Bei all ihrer Kleinteiligkeit sind sie allerdings sorgfältig vorbereitet. Neben den großformatigen Collagen sind auch die Vorstudien zu sehen, fein ausgeführte Bilder mit Tusche auf Reispapier. Ann Wente-Jaeger
© Die infografen
Gesteinsblock voller DinosaurierKnochen – von Edmontosaurus und anderen Fossilien steht jetzt im Senckenbergmuseum. Die Kooperationsausstellung entstand gemeinsam mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und mit National Geographic im Senckenberg Naturmuseum. Doch damit nicht genug: Besucher*innen können hautnah die Erfahrung paläontologischer Geländearbeit machen. Präparator*innen legen im Beisein der Besucher*innen die Fossilien aus dem Gesteinsblock frei und bereiten sie für weitere wissenschaftliche Analysen vor. Die Edmontosaurus-Mumie, genannt Edmond, befindet sich seit 100 Jahren in der Sammlung des Museums und wird im Rahmen des weitgereisten „Bonebeds“ ebenfalls neu inszeniert. Denn aufgrund seines nahezu vollständigen Skeletts und der Hauterhaltung ist es ein wichtiges Zeugnis für das Aussehen der Dinosaurier. Der Frankfurter Kunstverein beauftragte das Offenbacher Künstlerkollektiv YRD.Works, einen Präsentationsraum zu entwerfen, in dem Wissenschaft erlebbar wird. „Der temporäre Ausstellungsraum setzt ein unfertiges Exponat ins Zentrum, das seinem ursprünglichen Umfeld entnommen wurde“, so Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins. Wer sich für weiteres Insider-Wissen interessiert: National Geographic stellt das Projekt (Text, Fotos und Videos) inklusive beteiligter Wissenschaftler*innen auf nationalgeographic.de/edmonds-urzeitreich vor. Derzeit können maximal 18 Besucher*innen den Ausstellungs-Pavillon betreten. Änderungen werden auf der Webseite des Museums kommuniziert. Sohra Nadjibi
DAM: ZUR ZUKUNFT DER STÄDTISCHEN BÜHNEN Standorte und Stadträume
›› Bis 6.9.20, Deutsches Architekturmuseum, Di-So 10-18 Uhr, dam-online.de
Wie geht es weiter mit den Städtischen Bühnen? Mehr als 50 Jahre nach der Eröffnung ist die Theater-Doppelanlage aus dem Jahre 1963 marode. Das Gebäude entspricht nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Die Diskussionen um die Zukunft des Schauspiels und der Oper währten lange. Mit dem Ergebnis, dass der 60er-Jahre-Bau am Willy-Brandt-Platz mit dem Chagall-Gemälde im gläsernen Foyer abgerissen wird. Anfang des Jahres ergab das Ergebnis einer einjährigen Prüfung der Stabsstelle „Städtische Bühnen“, dass eine Sanierung rund 918 Millionen Euro kosten würde. Die Entscheidung fiel daraufhin für zwei Neubauten an zwei Orten: „Wobei der Willy-Brandt-Platz weiterhin mindestens eine Bühne haben muss“, so Kulturdezernentin Ina Hartwig gegenüber der „Frankfurter Rundschau“. Es mache traurig, vom Bau Abschied zu nehmen, denn er stehe für den demokratischen Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg. „Wir müssen den Geist überführen ins 21. Jahrhundert. Diverse Fragen stehen jetzt Diskussion: Sind alle Funktionen unter einem Dach realisierbar oder macht es mehr Sinn, zwei eigenständige Häuser zu errichten? Und vor allem: Welches sind geeignete Standorte für Oper und Schauspiel?“ Anselm Weber, Intendant des Schauspiels, sprach sich in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ Anfang Mai für einen Neubau aus: „Ich wünsche mir, dass der Neubau noch vor der Kommunalwahl 2021 angegangen wird. Spätestens nach der Kommunalwahl aber braucht es eine Entscheidung.“
Nachdem die Stabsstelle „Zukunft der Bühnen“ diverse Standorte untersucht hat, können die Ergebnisse jetzt in der Ausstellung im DAM begutachtet werden. Im Auftrag des Dezernats für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt untersuchten die PFP Planungs GmbH Hamburg sowie gmp, Architekten von Gerkan, Marg und Partner verschiedene Varianten: wie etwa den Neubau der Oper am Willy-Brandt-Platz mit Neubau des Schauspiels in den Wallanlagen gegenüber, den Neubau des Schauspiels am Opernplatz 2, gegenüber der Alten Oper, und den Neubau der Oper am Willy-Brandt-Platz oder den Neubau einer Theaterdoppelanlage am Willy-Brandt-Platz. Doch was könnte das für den Stadtraum bedeuten? Die Architekten entwickelten erste Vorschläge unter Berücksichtigung eben dieser stadträumlichen Wirkung: den Willy-Brandt-Platz besser zugänglich und als öffentlichen Raum erlebbar(er) zu machen. Und gleichzeitig die Wallanlagen in das Stadtleben zu integrieren und vielfältiger zu nutzen. Die Grünanlagen könnten eine verbindende Funktion haben als „Kulturmeile“ zwischen Jüdischem Museum und Alter Oper und im Zusammenspiel mit den Dependancen des Museums für Moderne Kunst (MMK Tower) und des Weltkulturen Museums. Neben dem Standort müssen natürlich die Anforderungen an die Bühnen definiert werden. Das Schauspiel Frankfurt besitzt eine der größten Schauspielbühnen Europas. Fragen wie „Welche Nutzungen sind neben dem klassischen Schauspiel und der Oper möglich und wünschenswert, um die Gebäude auch außerhalb der Aufführungszeiten zu öffnen und zu beleben?“ und „Was bedeutet das für den Stadtraum?“ sowie „Welche Bühnenformen brauchen wir für zukünftige Aufführungen?“ werden u.a. in öffentlichen Veranstaltungen diskutiert und bündeln so hoffentlich Input von allen Seiten.
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