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INTERVIEW

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PANORAMA

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Jumpers wurde 2021 mit dem renommierten Medienpreis „Goldene Henne“ ausgezeichnet: v. l. n. r.: Sabine Kamrath (Tribute to Bambi-Stiftung), Thorsten Riewesell (Leitung Jumpers), Viktoria Wenzel (Jumpers Sassnitz) und Kai Pflaume (Moderator).

ENGAGEMENT FÜR KINDER UND FAMILIEN

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Sich für Kinder und Familien einsetzen, das ist der Job von Thorsten Riewesell, dem Geschäftsführender Gesellschafter der Jumpers gGmbH. Seit 2010 ist er das Gesicht des Vereins „Jumpers – Jugend mit Perspektive“, der im vergangenen Jahr mit dem renommierten Medienpreis „Goldene Henne“ ausgezeichnet wurde. Wir haben ihn zum Interview getroffen und mit ihm über die Entwicklung des Vereins, Projekte und Aufgaben und die Zukunft gesprochen.

Der Verein Jumpers – Jugend mit Perspektive wurde im Jahr 2010 im Wohnzimmer der Familie Riewesell in Kaufungen gegründet und seitdem ehrenamtlich geleitet. Was ist deine schönste Erinnerung aus dieser Zeit?

Ich denke gerne an unseren ehrenamtlichen Start und unsere ersten Gehversuche, Kindern und Familien nachhaltig zu helfen. Als wir damit im Kasseler Stadtteil Helleböhn begannen, wurden wir überrascht und unglaublich bewegt von der Offenheit und Herzlichkeit der Familien. Ich denke sehr gerne an eine alleinerziehende Mutter, die uns mehrfach dankbar umarmte, weil sie durch uns neue Hoffnung und Perspektiven für sich und ihre drei Kinder bekam. Diese Dankbarkeit im Lächeln der Menschen ist bis heute ein wichtiger Motor unserer Arbeit.

Wofür steht der Verein Jumpers? Welche Werte sind dir und deinem Team wichtig?

Der Verein „Jumpers“ (heute eine „gemeinnützige GmbH“) steht für Jugend mit Perspektive und möchte Kindern und Familien aus sozial angespannten Verhältnissen nachhaltig helfen und zugleich christliche Werte und Inhalte wertschätzend vermitteln. Uns ist es wichtig, verlässlich und gut vernetzt mit anderen Partnern echte und werthaltige Unterstützung für Familien zu sein, die mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Wie schätzt du die soziale Not zu Beginn des dritten Pandemie-Jahres ein? Was hat sich durch Corona geändert?

Familien ausgewirkt. Zum einen ist die Bildungsschere weiter aufgegangen und Kinder mit geringerem Bildungszugang waren und sind in der Pandemie zusätzlich benachteiligt, weil sie nicht über ausreichende strukturelle und technische Hilfen verfügen. Zum anderen ist die emotionale und psychische Belastung für Familien sehr gewachsen, wie zahlreiche Studien und „ausgebuchte“ Jugendpsychiater und Frauenhäuser dramatisch aufzeigen. Insbesondere Kinder und Familien in finanziell schwächeren und räumlich beengten Verhältnissen litten verstärkt unter der Pandemie. Ich bin sehr dankbar, dass unsere bundesweiten Kinder- und Familienzentren weitgehend aufbleiben konnten und zu sehr wichtigen Anlaufpunkten wurden.

Im Wohnzimmer gegründet und heute mit zehn Standorten bundesweit vertreten. Macht dich das stolz?

Wir sind vielleicht eher überrascht und unglaublich dankbar für diese Entwicklung, die aber zugleich auch immer ein Indikator für den bestehenden und zum Teil wachsenden Bedarf ist.

Dieses Wachstum wäre nicht möglich gewesen ohne unsere großartigen Partner und Unterstützer, Spender und Sponsoren, die uns immer neue Möglichkeiten an die Hand gegeben haben. In jedem Fall hätten wir 2010 nicht von solch einer rasanten Entwicklung geträumt mit mittlerweile 60 angestellten MitarbeiterInnen.

Erzählst du uns bitte etwas über das „Sternenhaus“? Neben den Jumpers gibt es noch die Sempers. Wofür setzt sich dieser Verein ein? Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?

Keine Frage: das Lächeln der Kinder. Unbezahlbar. Es ist ein unglaublicher Schatz und ich liebe es, wenn Kinder echte Chancen bekommen, sich zu entfalten, und sicher aufwachsen können.

Davon erzähle ich supergern. Das Jumpers Sternenhaus gründen wir gerade im höchsten Gebäude der Stadt, dem Sternhochhaus in der Unteren Königstraße (Kassel). Auf über 600 qm können Kinder und Familien kostenfreie Angebote im Bildungs-, Sport-, Musik- und Kreativbereich wahrnehmen sowie Mittagessen, Freizeiten und Ferienspiele. Gemeinsam mit einem tollen pädagogischen Team und dem Boxer Mohammed Rasuli entsteht hier eine einzigartige Oase, in der Kinder und Familien Hilfe und Unterstützung erfahren. Wir freuen uns riesig, unsere Räume am 1. April mit einer großen Feier eröffnen zu dürfen. Herzliche Einladung!

Was steht hinter dem Projekt „Bunte Kicker“?

Fußball ist nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch ein hervorragender Zugang zu Kindern und Jugendlichen. In Verbindung mit Fußball können sie auch Werte lernen oder auch ihre Sprachkenntnisse verbessern. Unser tolles „Bunte Kicker-Team“ bietet Sport & Wort-Wochen mit dem KSV Hessen Kassel und ab 2022 auch mit dem KSV Baunatal an, um Kinder mit Migrationshintergrund eine Woche lang mit Spaß und in Gemeinschaft für Fußball und deutsche Sprache zu begeistern. Jedes Mal sind wir von den Entwicklungen bei den Kindern bewegt und staunen, was sie in wenigen Tagen aufnehmen. Zudem machen wir mit Schulen und Vereinen, insbesondere mit dem SV Darmstadt 98, Einsätze, in denen Kinder aus sozial angespannten Verhältnissen über den Fußball stärkende Werte und Inhalte erleben.

Sempers bedeutet „Senioren mit Perspektive“. Wir haben Sempers vor fünf Jahren gegründet, nachdem wir die schmerzhafte Erfahrung machen mussten, dass in einem der Stadtteile eine ältere Dame über eine Woche verstorben und unentdeckt in ihrer Wohnung lag. An dem Tag wurde mir klar, dass wir neben Jumpers auch eine Arbeit brauchen, die sich für ältere Menschen engagiert. Altersarmut und vor allem Alterseinsamkeit, ebenfalls befeuert durch die Pandemie, sind schon jetzt große gesellschaftliche Herausforderungen und werden definitiv weiter wachsen. Wir brauchen mehr Achtsamkeit in unseren Nachbarschaften und mehr Hilfe und Unterstützung für ältere Menschen. Sempers bietet in verschiedenen Städten Deutschlands Sempers-Cafes und Veranstaltungen an, „Sempers-Engel“ besuchen ältere Senioren und Seniorinnen, um sie liebevoll zu begleiten und neu in Gemeinschaft zu bringen.

Gestatte uns noch ein paar persönliche Fragen. Welche Persönlichkeit aus der Vergangenheit würdest du gern zu einem Abendessen treffen?

Da gibt es echt viele. Sehr spannend fände ich Martin Luther King und seine Art, als überzeugter Christ gesellschaftliche Probleme anzusprechen. Ich glaube, mit ihm könnte ich nicht nur engagiert die Herausforderungen unserer Zeit diskutieren, sondern auch darüber beten.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir sehr, dass wir keine „Resig-Nation“ sind, sondern eine „Faszi-Nation“ werden. Ja, es gibt viel, was uns belastet und bedrückt, aber gerade jetzt braucht es Zusammenhalt und Menschen, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Menschen, die faszinieren, weil sie Liebe, Hoffnung und Glauben in Tat und Wort leben und verbinden, statt zu spalten.

Was bedeutet Glück für dich?

Mein Glück ist es zu wissen, dass ich gewollt und geliebt bin und ich versöhnt und in tiefer Gelassenheit mit Gott und Mensch leben darf. Dieses Glück erlebe ich mit Familie und Freunden, bei Jumpers und Sempers, aber vor allem bei Gott selbst.

Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Zeit und wünschen uns, dass ihr weiter so rasant wachst und es in Zukunft immer mehr Standorte der Jumpers in Deutschland gibt.

›› www. jumpers.de und www. sempers.org

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