›› FRIZZ INTERVIEW Foto: © Harry Soremski | documenta gGmbH
DOCUMENTA FIFTEEN Am 18. Juni 2022 beginnt die documenta fifteen. Das Corona-Virus hält nicht nur die ganze Welt, sondern auch das Team der documenta seit über einem Jahr in Atem. Wir haben Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, getroffen und mit ihr über die aktuelle Sitution, die Arbeit mit einem Kollektiv und die digitalen Formate der documenta fifteen gesprochen.
Die documenta fifteen wird erstmalig von einem Kollektiv kuratiert und nicht wie in der Vergangenheit von einer Einzelperson mit Kuratoren-Team. Wie hat das Ihre Arbeit verändert. Vor welche Herausforderungen stellt Sie das und Ihr Team? Erstmal ist die Arbeit mit einem Kollektiv sehr spannend. Es sind mehr Menschen beteiligt und das ist eine großartige Möglichkeit, eingespielte Denkweisen und Prozesse aufzubrechen. Da wir ohnehin im Bereich der Kunst viele Meinungen und Themen haben, können wir diese aufnehmen, einbeziehen und berücksichtigen. Diese Zusammenarbeit unterscheidet sich doch deutlich von der Zusammenarbeit mit einem Hauptkurator, der sonst alle Punkte auf sich bündelt und natürlich seine Vision verfolgt. Man hat
6
Juni 2021
nicht einen Ansprechpartner, sondern die Gruppe als Ansprechpartner. Das bedeutet einfach ein anderes Arbeiten für mein Team und mich im Vergleich damit, wenn man alles sehr gezielt mit einer Person verhandelt. Ich kenne natürlich auch die Zusammenarbeit mit einem kuratorischen Leiter und Einzelkünstlern aus dem Fridericianum. Das ist schon ein Unterschied, wenn Moritz Wesseler, Julia Schleis und das Team mit einem Künstler wie Tarek Atoui oder Vincent Fecteau in der jetzt neuen Ausstellung zusammenarbeiten und dann die beiden jeweiligen Visionen zusammenführen. Und hat man ganz bewusst nicht den einen Autor – weder auf der künstlerischen noch auf der kuratorischen Seite –, sondern die Vielstimmigkeit, so sind die Prozesse ebenfalls vielgestaltiger. Die Arbeit mit dem Kollektiv hilft, anders zu denken, und man merkt, wie viele Prozesse man eingespeichert hat, die automatisch ablaufen und die man dann hinterfragen muss. Und das ist sehr erfrischend. In der gewachsenen Struktur haben wir viele Veränderungen vorgenommen. Jede documenta ist ja eine, die sich neu erfindet. Das Team musste sich neuen Themen und Fragestellungen anpassen. Darin liegt aber die Stärke der schlank aufgestellten www.frizz-kassel.de
documenta Organisation. Und meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stellen sich mit Spaß und Freude diesen Herausforderungen und den jeweils anderen Zugängen zur Kunst.
Die Pandemie macht derzeit einen persönlichen Austausch kaum möglich. Wie wird die Zusammenarbeit mit dem Kollektiv organisiert? Die Zusammenarbeit wird im Wesentlichen digital organisiert: in Tausenden von Stunden auf den verschiedenen Plattformen wie Zoom, Teams oder Webex. Die kleinste Gruppenstärke sind zwei Personen – es kann aber auch bis zu 70 Personen hochgehen. Trotzdem fehlt natürlich nach über einem Jahr mit dieser Arbeitsweise der persönliche Kontakt und wir hoffen, dass es ab Juni wieder möglich ist, dass mehr Mitglieder der künstlerischen Leitung und auch auch die Künstlerinnen und Künstler, die eingeladen sind, Kassel besuchen können, die jeweiligen Locations und die handelnden Akteure in Kassel kennenlernen können. Hilfreich ist dabei, das Reza Afisina und Iswanto Hartono – zwei Mitglieder von ruangrupa – seit letzten August mit ihren Familien in Kassel leben. Sie bilden die Brücke zum Rest des Teams in Jakarta, den
D
Ka