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Corona-Pandemie lässt Online-Handel mit Lebensmitteln explodieren
Nielsen/Freshfel/OECD ► Die Corona-Krise hat den E-Commerce mit Lebensmitteln im Hexagon beflügelt. Mit einem Marktanteil von nahezu 8 % hat er nach Angaben des Marktforschungsinstituts Nielsen im Jahr 2020 ein historisches Wachstum erreicht und damit im Vergleich zum Vorjahr um zwei Punkte zugelegt.
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Irmelin Egelhoff
Auch die Dachorganisation des Obst- und Gemüsesektors Freshfel Europe hat in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD den Onlinehandel mit Lebensmitteln in einer Reihe von europäischen Mitgliedsländern unter die Lupe genommen. Ziel der Studie war es, die Bedeutung der aktiven Online-Geschäftsmodelle für frisches Obst und Gemüse zu erfassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Lösungsansätze in den verschiedenen Ländern stark differieren. Während in Frankreich das „Click & Collect“-Modell dominiert, sind es in anderen Ländern die Gemüsekisten oder der Online-Versand großer Anbieter mit Regionallagern.
OECD arbeitet an Harmonisierung des E-Commerce
Um eine Harmonisierung des E-Commerce auf europäischer Ebene voranzutreiben, hat es sich die OECD-Fachgruppe auf die Fahne geschrieben, im Sinne eines umfassenden Verbraucherschutzes länderübergreifende Vorschläge zur Verbesserung der Händler-Information, einen Leitfaden für Kontrollstellen und eventuelle Vorschläge zur Änderung der Informationsschriften zu erarbeiten. Die Untersuchungen von Nielsen ergaben, dass die Franzosen während der Covid 19-Pandemie deutlich mehr Lebensmittel im Internet bestellt haben: 26 % der französischen Haushalte kauften online ein, 19 % der Verbraucher nutzten diesen Verkaufskanal zum ersten Mal für ihre Versorgung mit Esswaren. Experten sehen den Anteil von Online-Lebensmitteln in Frankreich rapide ansteigen und schneller als erwartet zum United Kingdom aufschließen. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung nach dem Lockdown wieder rückläufig sein wird, oder ob sich das Einkaufsverhalten der Verbraucher in Zukunft nachhaltig verändert.
Die Drive-In-Abholstationen der Handelsketten erfreuen sich einer großen Beliebtheit bei den Verbrauchern.
Drive-Ins sind bei den Verbrauchern beliebt
In Frankreich entwickelt sich Amazon zwar, ähnlich wie in Deutschland, zu einem wichtigen Marktplatz im Bereich Fast Moving Consumer Goods (schnelldrehende Produkte). Dazu zählen zum Beispiel Körperpflegeartikel. Beim Thema Essen und Trinken ist die Situation jedoch eine ganz andere. In dieser Kategorie feiert der Click & CollectService im Hexagon nach wie vor
Foto: Irmelin Egelhoff
große Erfolge. So hat die Supermarktkette E.Leclerc den amerikanischen Online-Versandhändler beim Verkauf von Lebensmitteln über das Internet längst abgehängt. Dies ist vor allem auf die vielen Drive-In-Abholstationen zurückzuführen, die in Frankreich immer beliebter werden. Inzwischen gibt es Schalter zur Selbstabholung vermehrt auch in den Innenstädten. Die sogenannten „drives piétons“ (Drive-Ins für Fußgänger) wurden vor rund drei Jahren ins Leben gerufen. Sie sind fußläufig zu erreichen und drohen mit einem Sortiment, das zwischen 8.500 und 26.000 Artikel (inklusive Non-Food-Produkte) umfasst, zu einer Konkurrenz für die kleineren Nachbarschaftsmärkte in den Stadtzentren zu werden. Dieser neue Vertriebskanal verzeichnete im Jahr 2020 mit einem Anstieg von +85 % die höchste Wachstumsrate im E-Commerce.
Ein Hype auf Bio-Ware
Marktsituation ► Schon seit vielen Jahren haben sich Zucchini in der deutschen Küche einen festen Platz erobert und gehören zum Standardsortiment im Gemüsebereich. Bezogen auf die Einkaufsmengen der Haushalte in Deutschland haben sie sich seit 2011 einen festen Platz in den Top-10 Gemüseprodukten gesichert. Für einige Jahre mussten sie sich mit Platz 10 begnügen, in den vergangenen drei Jahren liegen sie jedoch stabil auf Rang acht der Liste der am meisten gekauften Gemüsearten. Umso erstaunlicher ist es, dass sie erst kürzlich einen erneuten Boom erleben.
Sonja Illert, AMI Bonn
In Deutschland sind seit zwei bis drei Jahren Anbauflächen, Importe und Einkaufsmengen deutlich gestiegen. Gestützt wird diese Entwicklung durch den Bio-Anbau, sowohl Anbau als auch Vermarktung von Bio-Zucchini erleben einen Höhenflug. In Deutschland stieg die Anbaufläche mit Zucchini in den vergangenen zehn Jahren jährlich um durchschnittlich 1,8 % oder knapp 20 ha und erreichte 2019 Rekordniveau. Auf 1.209 ha wurden knapp 50.000 t Zucchini produziert. Damit fiel auch die Ernte höher aus als je zuvor. Wichtigstes Bundesland für den Anbau von Zucchini ist Rheinland-Pfalz mit einem Anteil an den nationalen Flächen von 30 %, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Damit ist der Anbau stark auf den Süden Deutschlands konzentriert. Noch deutlichere Steigerungsraten zeigt der Bio-Anbau von Zucchini. 2019 kletterten die Flächen auf 252 ha, ein Plus zum Vorjahr von 28 %. Damit erhöhte sich der Bio-Anteil an der gesamten Anbaufläche mit Zucchini auf etwa 21 %, ein überdurchschnittlicher Wert. Für Gemüse insgesamt wurde 2019 ein
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Bio-Flächenanteil von 11,4 % ausgewiesen. Überdurchschnittlich ist der Bio-Anteil auch bezüglich der Einkaufsmengen der Haushalte. Nachdem die Einkaufsmengen an Bio-Zucchini 2020 um etwa 40 % zum Vorjahr zulegten, erreicht der Bio-Anteil 20 %. Damit liegen Zucchini bezüglich der Mengenanteile für das Bio-Produkt gleichauf mit Möhren. Doch anders als bei Bio-Möhren, die zu den Pionieren im Sortiment zählen, haben
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Der Mehrbedarf an Zucchini konnte in Deutschland zu einem großen Teil durch den steigenden Anbau gedeckt werden.
sich Bio-Zucchini erst in den vergangenen 5 Jahren verstärkt etabliert. Im Vergleich zu 2015 stiegen die Einkäufe um das Dreifache. Zuletzt kauften ein Fünftel der Haushalte mindestens einmal im Jahr Bio-Zucchini ein. Zu verdanken ist dieser Boom einer verstärkten Listung im Einzelhandel, vor allem bei den Discountern. Während die Einkaufsmengen in Discountern von 2015 bis 2020 um jährlich 41 % zugelegt haben, zeigen Vollsortimenter lediglich einen Anstieg von 22 %. 2020 lag der Discountanteil beim Kauf von Bio-Zucchini bei 48 %. Die Einkaufsmengen an konventionell erzeugten Zucchini blieben von 2015 bis 2019 weitgehend stabil, erst die starke Nachfrage durch die Einschränkungen im Bereich der AußerHaus-Verpflegung im Zuge der Covid-19 Pandemie führte 2020 zu einem Anstieg der Einkaufsmengen
um 13 % auf die bisherige Höchstmenge.
Steigende Käufe im Winter
Durchschnittlich kaufte ein Haushalt in Deutschland 2020 ca. 2,14 kg Zucchini aus Bio- und konventionellem Anbau ein. Immer mehr Haushalte greifen zu Zucchini, 2020 kauften 55 % der Haushalte in Deutschland mindestens einmal im Jahr Zucchini. Eine Betrachtung der Saisonzeiträume zeigt, dass das jährliche Plus bei den Einkaufsmengen vor allem auf die Wintermonate und damit auf die Importsaison entfällt. So stiegen die Einkäufe von Dezember bis Mai seit 2012 um durchschnittlich 4,8 % pro Jahr, von Juni bis November liegt das Plus nur bei 2,8 %. Hier dürfte sich die Hausgartenernte bemerkbar machen. Zucchinipflanzen sind nicht allzu anspruchsvoll, so dass Liebhaber von Zucchini im Sommer bei ausreichender Bewässerung meistens im eigenen Garten aus dem Vollen schöpfen können. Oft reichen die Mengen auch, um Nachbarn und Freunde mitzuversorgen. Der Mehrbedarf an Zucchini konnte in Deutschland zu einem großen Teil durch den steigenden Anbau gedeckt werden. Allerdings legen auch die Importe stetig zu. 2020 stiegen sie nach noch vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um 11 % auf 109.000 t. Damit sind die Importe grob überschlagen mehr als doppelt so hoch wie die Ernte in Deutschland. Wichtigstes Lieferland ist Spanien mit einem Anteil von knapp 80 %. Weit abgeschlagen folgen Marokko und Italien als Lieferländer. Zucchini liegen im Trend, dies lässt sich auch aus europaweiten Entwicklungen ableiten. In der EU-28 wurde 2020 nach noch vorläufigen Angaben eine Menge von 1,56 Mio t Zucchini produziert. Das ist zwar eine dem Vorjahr entsprechende Menge, beim Vergleich mit dem Jahr 2014 schlägt jedoch ein Plus von 15 % zu Buche. Wichtigster Produzent innerhalb der EU ist Spanien, auf das südeuropäische Land entfielen knapp 40 % der gesamten Erntemengen. In Spanien ist der Anbau stark auf den Export ausgerichtet. Die Exporte im Jahr 2020 erreichten mit 426.000 t eine Rekordmenge und lagen damit etwa 45 % über denen des Jahres 2014. Bei gestiegener Exportnachfrage wurden die Produktionsflächen in Spanien stetig ausgeweitet, 2020 beliefen sie sich auf 11.100 ha. Wie bei anderen Fruchtgemüsearten, deren Produktion stark auf Exporte ausgerichtet ist, liegt der Anbauschwerpunkt in Andalusien und dort wiederum auf Almería. Etwa 70 % der Flächen befinden sich in dieser Provinz. Weitere Anbauregionen liegen in Granada, auf den Kanarischen Inseln und in Valencia. Zweitgrößter Produzent von Zucchini ist Italien, der Anteil liegt bei etwa 36 %. In Italien ist die Produktion weniger stark auf den Export konzentriert, die Nachfrage auf dem Inlandsmarkt ist stark. Zucchini belegen in Italien hinter Tomaten und Salaten den dritten Platz im Ranking der am meisten gekauften Gemüsearten. Zucchini gehören zur traditionellen italienischen Küche. Meist werden in Italien eher kleine Früchte geerntet, auch gerne mit Blüte. Im südlichen Italien werden die Blüten als Snack frittiert, ähnlich wie bei Kürbisblüten. Das Exportvolumen ist stetig rückläufig und belief sich zuletzt auf gerade noch 20.000 t. Die Anbauflächen zeigen jedoch eine leicht steigende Tendenz. Weit abgeschlagen ist Frankreich drittgrößter Produzent innerhalb der EU. Bezüglich der Anbauflächen als auch Erntemengen zeigt sich ein minimal steigender Trend. Dabei gehören Zucchini auch in Frankreich zu den TOP-10 Produkten beim Gemüsekauf. Einen Anbaurückgang verzeichnet kaum ein Land in Europa. Selbst in weniger bedeutenden Anbauländern wie den Niederlanden und Österreich sind die Anbautendenzen in den vergangenen zehn Jahren steigend. •
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