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Friweika: Stabilität seit über 50 Jahren

Stabilität seit über 50 Jahren

Friweika ► Seit über 50 Jahren betreibt die in Weidensdorf (bei Glauchau in Sachsen) ansässige Friweika eG die Vermarktung von Kartoffeln sowie die Herstellung und Vermarktung von Kartoffelprodukten. Das Fruchthandel Magazin bat Erik Richter, Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft, um Rück- und Ausblicke.

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Marlis Heinz

Erik Richter, Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft Die Friweika eG – was so viel hieß wie Frische Weidensdorfer Kartoffeln – wurde 1970 gegründet. Also wäre 2020 das 50-Jährige zu feiern gewesen. Ist die Jubiläumsparty ins Wasser, also in die Corona-Wellen, gefallen?

Erik Richter: Es wäre tatsächlich ein toller Anlass gewesen und die ersten Vorbereitungen für die Feier waren auch schon getroffen. Aber Corona hat uns gezwungen, alles abzublasen. Also wird das 55. Jubiläum umso größer gefeiert.

Ursprünglich von drei LPG als zwischenbetriebliche Einrichtung geschaffen, gehört Friweika zu den wenigen ostdeutschen Betrieben, die die Wirren der Neunziger überstanden haben und eine erfolgreiche Entwicklung nahmen. Woraus resultiert diese Stabilität? Was blieb von Anbeginn an unverändert? Und was waren die deutlichsten Entwicklungsstufen?

Unsere Stabilität basiert zum einen auf der genossenschaftlichen Struktur, die aktuell von 20 Mitgliedern getragen wird. Auch unsere Belegschaft hat sich zahlenmäßig kaum verändert: Wir sind rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Weidensdorf, zusätzlich etwa 50 bei unseren beiden Töchtern in Mittweida und Hirschfeld. Aber diese Stabilität basiert gleichzeitig auf einer ständigen Entwicklung. Die begann schon zwei Jahre nach der Gründung mit einer Frischkartoffelschälanlage, später mit einer Kloßmasseproduktionsanlage und einer Kartoffel-Dämpfanlage. 1990, mit der Anpassung der Genossenschaft an die neuen wirtschaftlichen und rechtlichen Umstände, hinterlegten wir die Abkürzung Friweika mit den Begriffen Frische Weidensdorfer Kartoffelprodukte. Es ging also immer mehr auch um Convenience-Erzeugnisse. Daran orientierten sich alle unsere Investitionen hier am Standort im mittelsächsischen Weidensdorf. Ein neues Kartoffel-Veredelungswerk

entstand, neue Technologien wurden eingesetzt, 2008 wurde ein weiteres Veredelungswerk gebaut. Im Jahr 2010 wurde unsere Packerei komplett modernisiert. 2015 kam eine Großbehälterlagerung dazu, in der durch präzise Klimaführung bis zu 18.000 t Kartoffeln in Einzelsektionen aufbewahrt werden können. Diese können von der Ernte bis zum Juli, also fast bis zur nächsten Ernte, in einwandfreier Qualität entnommen werden. 2018 wurde unser neues Logistikzentrum in Betrieb genommen.

Und das alles, ohne Abkehr von Ihren Wurzeln, also der Vermarktung von rohen Kartoffeln?

Ja, nach wie vor werden bei uns rund 130.000 t Rohware angeliefert. Die sind etwa zur Hälfte auf

Fotos: Friweika

Neben frischen Kartoffeln und Zwiebeln bietet Friweika eine breite Palette an Convenience-Produkten.

den 1.400 ha Anbaufläche unserer Mitglieder gewachsen. Die andere Hälfte wird – abhängig vom Saisonverlauf – aus anderen Regionen Deutschlands dazugekauft und ggfs. zwischengelagert. Von diesen 130.000 t Rohware werden etwa 65.000 t unverarbeitet verpackt. Rund 35 % dieser abgepackten Speisekartoffeln ver-

lassen das Unternehmen als Premiumkartoffeln z.B. der Marke „Erdäpfel – Kartoffeln aus Sachsen“ (2,5 kg-Beutel) sowie andere Marken (u.a. als Handelsmarken). Bei den Sorten belassen wir es bei den bewährten und vor allem beim Regionalen, denn das wird durch den Handel und den Verbraucher immer mehr gefordert. Was wir aber in diesem Zusammenhang nicht vergessen dürfen sind die Zwiebeln. Diese passen gut zu Kartoffeln und wir vermarkten sie ebenfalls als abgepackte Rohware.

Zu welchen Kartoffel-Produkten wird die verbleibende Rohware verarbeitet? Welche Trends sind sichtbar?

Ein Teil wird geschält, rund 35.000 t werden zu höher veredelten Fertigprodukten verarbeitet. Der Trend führt in Richtung immer höher veredelter Convenience. Beispielsweise zählten die Beutel mit reiner Kloßmasse früher zu unseren Hauptprodukten. Inzwischen gewannen die fertigen Klöße, also nur geformt oder schon mit in Butter gerösteten Semmelwürfeln, deutlich an Absatzanteil. Ähnlichen Aufwind erhielten die für das Grillen vorbereiteten Kartoffeln. Insgesamt sind rund 80 verschiedene Produkte unter dem Handelsnamen Friweika auf dem Markt. Geliefert werden sie in die gesamte Bundesrepublik, nach Österreich, Großbritannien, Irland, Polen, Tschechien, Skandinavien, Ungarn, Rumänien und Frankreich.

Convenience heißt immer auch, dass Verpackungsfragen entstehen. Grillen bedeutet Alu-Schalen, vorgegarte Kartoffeln kommen im Vakuumpack daher …

… zumal die Verpackungen bei uns oft auch Teil der Zubereitungstechnologie sind. Beispielsweise können so die Kartoffeln ohne die Zugabe von Konservierungsmitteln vorgegart und als Frischeprodukt haltbar werden. Hinzu kommt, dass der Kunde immer mehr vom Produkt sehen möchte. Produktentwicklung bedeutet für uns auch immer, über die Verpackung nachzudenken, bspw. ob man sie optimieren kann und gleichzeitig der Produktschutz gewährleistet ist. Schließlich kommt hinzu, dass der Kunde immer mehr umweltbewusst einkauft.

Ein Jubiläum ist immer auch Anlass in die Zukunft zu schauen. Welche Investitionen stehen in Weidensdorf ins Haus?

Aktuell planen wir eine Modernisierung der Umverpackungs-Anlagen.

Und welche Produkte sind von der Friweika eG in den nächsten Jahren zu erwarten?

Da möchte ich nicht zu viel verraten. Sicher ist, dass wir versuchen, authentisch zu bleiben und unsere sächsische Herkunft nicht zu verleugnen. Diese Authentizität bedeutet allerdings keinesfalls, dass wir Sonderwünsche unserer Kunden, bspw. der Briten, nicht erfüllen könnten. Passende Rezepturen und abgestimmte Konzepte rund um die Kartoffel sind unsere Leidenschaft.

Ihr Unternehmen unterstützt den Deutschen Obst & Gemüse Kongress und wird auch mit einer Präsentation vor Ort sein. Worauf darf sich der Besucher freuen? Worauf freuen Sie sich?

Wir werden unsere neuen Produkte präsentieren und – sofern das die aktuellen Corona-Regeln zulassen – auch zu Verkostungen einladen. Mich interessieren natürlich auch einige Vorträge. Aber vor allem freue ich mich, dass sich die Branche mal wieder trifft, man sich austauschen und von Mensch zu Mensch „Hallo“ sagen kann. 

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