FH
DOGK 2021
Stabilität seit über 50 Jahren Friweika ► Seit über 50 Jahren betreibt die in Weidensdorf (bei Glauchau in Sachsen) ansässige Friweika eG die Vermarktung von Kartoffeln sowie die Herstellung und Vermarktung von Kartoffelprodukten. Das Fruchthandel Magazin bat Erik Richter, Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft, um Rück- und Ausblicke. Marlis Heinz Die Friweika eG – was so viel hieß wie Frische Weidensdorfer Kartoffeln – wurde 1970 gegründet. Also wäre 2020 das 50-Jährige zu feiern gewesen. Ist die Jubiläumsparty ins Wasser, also in die Corona-Wellen, gefallen? Erik Richter: Es wäre tatsächlich ein toller Anlass gewesen und die ersten Vorbereitungen für die Feier waren auch schon getroffen. Aber Corona hat uns gezwungen, alles abzublasen. Also wird das 55. Jubiläum umso größer gefeiert. Ursprünglich von drei LPG als zwischenbetriebliche Einrichtung geschaffen, gehört Friweika zu den wenigen ostdeutschen Betrieben, die die Wirren der Neunziger überstanden haben und eine erfolgreiche Entwicklung nahmen. Woraus resultiert diese Stabilität? Was blieb von Anbeginn an unverändert? Und was waren die deutlichsten Entwicklungsstufen? Unsere Stabilität basiert zum einen auf der genossenschaftlichen Struktur, die aktuell von 20 Mitgliedern getragen wird. Auch unsere Belegschaft hat sich zahlenmäßig kaum verändert: Wir sind rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Weidensdorf, zusätzlich etwa 50 bei unseren beiden Töchtern in Mittweida und Hirschfeld. Aber diese Stabilität basiert gleichzeitig auf einer ständigen Entwicklung. Die begann schon zwei Jahre nach der Gründung mit einer Frischkartoffelschälanlage, später mit einer Kloßmasseproduktionsanlage und einer Kartoffel-Dämpf 24 | FRUCHTHANDEL
anlage. 1990, mit der Anpassung der Genossenschaft an die neuen wirtschaftlichen und rechtlichen Umstände, hinterlegten wir die Abkürzung Friweika mit den Begriffen Frische Weidensdorfer Kartoffelprodukte. Es ging also immer mehr auch um Convenience-Erzeugnisse. Daran orientierten sich alle unsere Investitionen hier am Standort im mittelsächsischen Weidensdorf. Ein neues Kartoffel-Veredelungswerk
Juli, also fast bis zur nächsten Ernte, in einwandfreier Qualität entnommen werden. 2018 wurde unser neues Logistikzentrum in Betrieb genommen. Und das alles, ohne Abkehr von Ihren Wurzeln, also der Vermarktung von rohen Kartoffeln? Ja, nach wie vor werden bei uns rund 130.000 t Rohware angeliefert. Die sind etwa zur Hälfte auf
Fotos: Friweika
Erik Richter, Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft
Neben frischen Kartoffeln und Zwiebeln bietet Friweika eine breite Palette an Convenience-Produkten. entstand, neue Technologien wurden eingesetzt, 2008 wurde ein weiteres Veredelungswerk gebaut. Im Jahr 2010 wurde unsere Packerei komplett modernisiert. 2015 kam eine Großbehälterlagerung dazu, in der durch präzise Klimaführung bis zu 18.000 t Kartoffeln in Einzelsektionen aufbewahrt werden können. Diese können von der Ernte bis zum
den 1.400 ha Anbaufläche unserer Mitglieder gewachsen. Die andere Hälfte wird – abhängig vom Saisonverlauf – aus anderen Regionen Deutschlands dazugekauft und ggfs. zwischengelagert. Von diesen 130.000 t Rohware werden etwa 65.000 t unverarbeitet verpackt. Rund 35 % dieser abgepackten Speisekartoffeln ver36 I 2021