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Erfrischendes

Renditekick im Land der aufgehenden Sonne

Das älteste Kaiserreich der Welt feiert ein Comeback. In der Vergangenheit oftmals abgeschrieben und mit einem dümpelnden Aktienmarktgeschehen, hat Japan Boden gut gemacht. Die Zinsen sind seit ewigen Zeiten quasi nicht mehr vorhanden, der Kapitalmarkt läuft verhältnismäßig gut. Das trotz Corona und einem überdurchschnittlichen Wirtschaftseinbruch. In einem breit diversifizierten Portfolio kann das Land der ältesten Monarchie für Ihre Kunden weiter ein attraktives Asset mit vermeintlich lukrativen Renditen sein.

Mit Blick auf den japanischen Markt ist diese Headline vielsagend. „Japans Zentralbank hält an lockerer Geldpolitik unverändert fest“, so das Handelsblatt Ende Oktober. Das wirkt durchaus beruhigend, denn diese Strategie fährt die Notenbank bereits seit knapp acht Jahren, um einer möglichen Deflation entgegenzuwirken. Zugegeben, von einem Inflationsziel von 2 % ist man in Tokio noch weit entfernt. Ob es kurz- bis mittelfristig erreichbar ist, steht indes in den Sternen. Anfang/Mitte November pendelt der japanische Nikkei 225 um die 25.000 Punkte. Ein Höchststand seit mehreren Jahren. Und die Kurse an der Tokioter Börse dürften weiter steigen, prophezeien einige Experten im Herbst 2020. Das „Land des Lächelns“ steht wieder auf der Kaufliste und gehörte im laufenden Jahr zu den Top-Performern. Geht die positive Story in die Verlängerung? Welche Gründe lassen sich hierzu anführen?

Aufwind hat diverse Gründe

Fakt ist, die Bank of Japan hat bereits im Frühjahr ihre Maßgabe des unbegrenzten Ankaufs von Staatsanleihen bestätigt, zudem ihre Käufe von börsengehandelten Fonds ausgeweitet und weitere großvolumige Darlehensprogramme aufgelegt. Letzteres insbesondere für von der Corona-Pandemie hart getroffene Unternehmen. „Japans Wirtschaftsleistung ist weniger stark zurückgegangen als die aller anderen großen Länder, weil die Auswirkungen der COVID-Pandemie am geringsten waren – ohne Abschottung und mit einer minimalen Sterblichkeitsrate. Von April bis Juni ging das BIP nur um etwa 7 % zurück, gegenüber über 10 % in anderen großen Volkswirtschaften. Von Juli bis September haben sich die Verbraucherstimmung, die Umsätze auf

Daisuke Nomoto Leiter japanische Aktien Columbia Threadneedle

Richard Kaye

Fondsmanager Comgest Growth Japan bestehender Verkaufsfläche im Einzelhandel, der im Diffusionsindex erfasste Optimismus der Hersteller und die Investitionspläne deutlich verbessert“, so Richard Kaye, Fondsmanager des Comgest Growth Japan. Japans neuer Premierminister Yoshihide Suga lässt auf weitere Strukturreformen hoffen, insbesondere bei der Digitalisierung und im Finanzbereich, unterstreichen Experten von Nikko Asset Management. Strukturreformen, insbesondere auch betreffend der Corporate Governance, machen japanische Aktien nach Ansicht der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments attraktiv. „Die zahlreichen Überarbeitungen der Kodizes haben die Führungsgremien japanischer Unternehmen dazu veranlasst, sich stärker mit Rentabilität und Kapitaleffizienz auseinanderzusetzen als in der Vergangenheit“, schreibt Daisuke Nomoto, Leiter für japanische Aktien bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. In der Folge ist die Eigenkapitalrendite japanischer Unternehmen deutlich gestiegen, so dass der Vorsprung europäischer Unternehmen schrumpfte. Damit nicht genug.

Hinzu kommt, dass eine künftige USAdministration unter Joe Biden dem Freihandelsabkommen zustimmen. Das würde bei japanischen Unternehmen und Investoren für gute Stimmung sorgen und Japans Wirtschaft weiter ankurbeln. Ein entsprechendes Abkommen mit der EU gibt es seit 2019. Japans Exporte sind indes im September deutlich geringer gesunken als noch in den Vormonaten, so das Finanzministerium. Die Zahlen deuteten darauf hin, dass der Druck auf die Wirtschaft allmählich geringer ist, wurde argumentiert. Die Exporte nach China, dem größten Handelspartner Japans, nahmen um 14 % zu; der stärkste Anstieg seit mehr als 2,5 Jahren. Überhaupt könnte sich der Eindruck bestätigen, dass die bilateralen Beziehungen zwischen China und Japan auf einem guten Weg sind. Nach japanischen Angaben betonte der neue Premier Suga, dass stabile Beziehungen zwischen den beiden Ländern „nicht nur bilateral extrem wichtig“ seien. Ein gutes Verhältnis ist auch wichtig, damit chinesische Touristen Japan als Reise-

ziel wählen. Vor der Pandemie machten Chinesen fast 40 % aller Japan-Besucher aus. Zudem beliefern japanische Unternehmen Chinas Exportfabriken mit Produktionsanlagen und Materialien. Doch was ist mit der Alterung der japanischen Gesellschaft, auf die immer wieder gebetsmühlenartig hingewiesen wurde? Die Alterung der Gesellschaft ist zweifellos fortgeschritten. Zur Jahrtausendwende gab es noch 86,5 Millionen Japaner im erwerbsfähigen Alter; inzwischen sind es nur noch rund 69 Millionen. Japaner haben laut OECD die höchste Lebenserwartung der Welt. In Vorbereitung auf die zunehmende Alterung der Gesellschaft ist der Arbeitsmarkt im Wandel, wenngleich hier durchaus noch weiteres Reformpotenzial besteht. Der Anteil von Frauen und Rentnern unter den Erwerbstätigen ist seit Start der legendären Abenomics 2013 deutlich gestiegen. Aber auch die vermeintlich nachteilige demografische Entwicklung konnten sich Unternehmen zunutze machen und mit Produkten und Dienstleistungen für ältere Menschen zu entsprechenden Weltmarktführern werden, argumentieren Experten von Nomura. Insofern durchaus positive Aspekte, die den Markt beflügeln könnten. „Japans Aktienmarkt hat sich also besser entwickelt als der weltweite Markt, obwohl dies selten bemerkt wird: Aktiv gemangte japanische Aktienfonds schlagen seit fünf Jahren den US-amerikanischen S&P500 und den MSCI All Country World“, wirft Fondsmanager Kaye in diesem Kontext ein. Und nicht zuletzt gibt es Weltmarktführer japanischer Herkunft – elektronische Komponenten, Automatisierung, Robotik sind Bereiche, bei denen man international ganz weit vorne mitspielt.

Um Ihren Kunden etwas Fernost ins Depot beizumischen, können Sie aus dem Vollen schöpfen. Jedes große Investmenthaus ist mit einigen Japan-Aktienfonds auf dem Markt. Stock-Picking kann ein Motto der Stunde sein, zumal insbesondere Small-Caps in den vergangenen Jahren außerordentlich gut gelaufen sind. Wollen Sie nur an der reinen Indexentwicklung partizipieren, lohnt sich auch ein Blick auf entsprechende ETFs. (ah)

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