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US-Immobilien – Dixieland-Festival

DixielandFestival

Anbieter von US-Immobilienfonds konzentrieren sich auf die Südstaaten

Lothar Estein kann nicht verbergen, wie stolz er ist auf seine Leistung. Mit viel Aufwand und Arbeit ist es ihm gelungen, die Pleite der Anleger im US-Immobilienfonds „UST XVI Victory Park“ in Dallas abzuwenden. Lange Zeit hatte es nicht danach ausgesehen. Der US-Partner Hillwood ließ die deutschen Investoren im Regen stehen und zog sich aus dem Projekt zurück, nachdem sich die Entwicklung eines neuen Stadtteils in der texanischen Metropole anders entwickelte aus geplant.

Die Rettungsaktion ließ Estein keine Zeit für neue USBeteiligungsmodelle. Zehn Jahre lang zog sich US Treuhand daher vom Markt zurück und meldete sich erst in diesem Jahr mit einem Publikums-AIF zurück. Und liegt damit im Trend. Eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gab es eine so breite Auswahl an US-Immobilienfonds für private Kapitalanleger. Darunter sind auch einige Newcomer, die wie die alten Hasen ebenfalls auf eine bestimmte Region setzen.

Marktführer Jamestown hat ein Jahr länger benötigt als zunächst geplant, bis er im Herbst dieses Jahres seine Reihe mit Publikums-AIF fortsetzen konnte. Das aktuelle Angebot „Jamestown 31“ ist als Blind Pool gestrickt und stellt den Zeichnern erneut jährliche Ausschüttungen in Höhe von 4 % in Aussicht. Die eher überschaubaren Zahlungen haben die Zeichner des Vorgängers mit der Nummer 30 nicht abgeschreckt. Sie beteiligten sich daran mit insgesamt 572 Mio. Dollar. „Das Ergebnis spiegelt die Möglichkeiten der amerikanischen Immobilienmärkte realistisch wider“, sagt Jamestown-Chef Christoph Kahl. Er investiert das Kapital seiner Kunden in Immobilien an den Top-Standorten der USA. Beispielhaft nennt er im Verkaufsprospekt die Metropolen New York, Boston, San Francisco, Washington D.C. und Miami. Hier will Jamestown Bürogebäude, Einzelhandelsimmobilien und Wohnungen mit Aussicht auf steigende Werte kaufen. „Im Zuge der Projektentwicklung schafft es Jamestown,

ungenutzte Potenziale zu entdecken und zu nutzen“, schreibt der Initiator in seinen Verkaufsunterlagen. Dabei klotzt der Fondsanbieter eher als er kleckert. So wirbt er mit dem Kauf der flächenmäßig größten Gewerbeimmobilie in Georgia. „Das Projekt Ponce City Market verbindet modernes Arbeiten und Wohnen in einer Immobilie. Coworking, Digitalisierung und moderne Gastronomiekonzepte – das sind einige der Trends, die in der Immobilienbranche zunehmend an Bedeutung gewinnen.“

Die Region rund um die Südstaaten-Metropole Atlanta steht im Fokus einer Reihe von Anbietern. Das US-Unternehmen The Simpson Organization TSO z. B. sieht traditionell gute Chancen im Südosten der USA. Alle bislang platzierten US-Immobilien-Modelle kauften Bürogebäude mit Wertsteigerungspotenzial in diesem Teil der USA. Erstmals übernimmt die Gesellschaft TSO Capital

Advisors in Frankfurt den Vertrieb des als Vermögensanlage konzipierten Finanzprodukts. Geschäftsführer Patrick Frühwirt hat in der Vergangenheit als Rechtsanwalt an der Herstellung der Verkaufsprospekte mitgewirkt. „Wir setzen mit unserem Angebot auf Value-Add-Objekte in einer Region, die fast die Hälfte der amerikanischen Wirtschaftskraft abbildet“, sagt er. Wie bei den Vorgänger-Modellen hält Frühwirt mit dieser Strategie auch diesmal Ausschüttungen von 8 % für realistisch. Bislang lief der Vertrieb der TSO-Immobilienfonds über die Düsseldorfer Firma DNL, doch diese Ehe ist geschieden. DNL-Chef Wolfgang Kunz sitzt nicht länger in einem Boot mit Boyd Simpson, der die Geschicke der Immobilien-Anlagen vor Ort in Atlanta leitet. Kunz kündigt ein eigenes Angebot an, wählt dabei allerdings die Rechtsform des von einer Kapitalverwaltungsgesellschaft gesteuerten Alternativen Investment Fonds AIF. Mit dem neuen Partner Glenfield setzt er das Konzept der TSO-Modelle fort. „Wir fokussieren uns weiterhin auf den Südosten der USA, denn hier sehen wir die besten Wirtschaftsdaten der USA. Das Bevölkerungswachstum ist deshalb positiv, weil die Menschen den Jobs hinterher ziehen“, so Kunz.

Die Standorte südlich der Mason-Dixon-Linie, der traditionellen Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten der USA, hält auch ein weiterer Neuling für interessant. Der Name gibt die Region vor: Hamburg Atlanta Beteiligungen sucht für seinen Erstling „HAB US Immobilienfonds 01“ rund um die Metropole in Georgia nach Möglichkeiten. Mindestens 75 % des investierten Kapitals werden gemäß der Anlagebedingungen in Immobilien außerdem in Florida, Texas, North Carolina, South Carolina, Virginia, Tennessee und Washington D.C. angelegt.

Ein weiterer etablierter Anbieter tummelt sich ebenfalls in Dixieland – und trifft damit offenbar den Nerv seiner Kunden. Anders als ihre Mitbewerber erkennt die Münchner BVT Investitionschancen eher auf den US-Wohnungsmärkten als mit Bürogebäuden. Der jüngste AIF „BVT Residential 11“ mit einem Eigenkapitalvolumen von 41 Mio. Dollar steht kurz vor der Schließung. Das Kapital fließt in zwei Projektentwicklungen von Wohnanlagen in Florida. „Die Wohneigentumsquote befindet sich im Sinkflug“, nennt Christian Dürr, BVT-Geschäftsführer Immobilien Global, ein Argument für den US-Mietmarkt. „Wohnimmobilien sind heute rar und teuer, insbesondere in Ballungsräumen mit ihrem Nachfrageüberhang.“ Eine wichtige Rolle spiele auch ein Wandel der Gesellschaft: „Immer mehr Menschen wollen mobil bleiben und unkompliziert den Wohnort wechseln.“ Bislang haben die USA-Fonds der BVT-Residential-Reihe rund 5.700 Apartments in den USA entwickelt. Und US-Treuhand? Vertriebs-Geschäftsführer Volker Arndt ist optimistisch, dass der erste Fonds nach rund zehn Jahren Pause mit einem Bürogebäude in Las Vegas bis Ende des Jahres platziert ist. Mit einem Volumen von 28 Mio. Dollar hat das Produkt ein eher kleineres Volumen. „Das war unser Erstlingswerk im regulierten Privat-Geschäft“, sagt Arndt – und soll gleichzeitig der Startschuss für einen Neubeginn sein. Den Fokus will US Treuhand dabei auch künftig auf die Büromärkte legen, weil der Anbieter hier attraktivere Renditen erwartet als mit Wohnungen. „Büros wird eine höhere Volatilität unterstellt“, so Arndt. „Das bedeutet für die Anleger eine höhere Risikoprämie.“

Markus Gotzi Chefredakteur „Der Fondsbrief“

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