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Das Gegenteil von Greenwashing – Interview mit

Das Gegenteil von Greenwashing

Mit einer Investition über die Börse macht man die Welt nicht nachhaltiger, sagt Peter Jäderberg, CEO von Jäderberg & Cie. und bezieht sich auf eine Studie der Uni Zürich. Wer wirklich nachhaltig investieren will, muss in konkrete Projekte investieren. Zwei Impact Investing Projekte werden von ihm vorgestellt. Das neue Projekt ist eine echte Sensation.

finanzwelt: Lieber Herr Jäderberg, nicht nur Dank Greta Thunberg ist das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Ist das ein kurzlebiger Trend oder eine nachhaltige Entwicklung? Peter Jäderberg» Es ist meines Erachtens ein Tipping-Point. Lange genug köchelt das Thema Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft, aber wirklich grundlegend verändert hatte sich nichts. Gekippt ist die mehrheitliche Bereitschaft zu handeln zeitgleich mit der Erscheinung des schwedischen Zeitgeistes. Als maßgeblicher Verursacher für Gretas Streik- und unabdingbare Kampfbereitschaft sehe ich allerdings Präsident Trump, dessen Art und Weise der Aufkündigung des Pariser Klimavertrages meine Landsmännin genügend reizte.

finanzwelt: Spüren Sie das gewachsene Umweltbewusstsein der Deutschen auch durch mehr Interesse an Ihren Produkten? Jäderberg» Im Moment herrscht eine enge Fokussierung auf den drohenden Klimawandel und CO 2 -Emissionen. Weitere akute ökologische Unwuchten kommen dabei noch zu kurz in der Debatte. Zwar ist eine stark gestiegene Nachfrage nach nachhaltigen Investments zu beobachten. Dem steht allerdings ein inflationär gestiegenes Angebot von selbsternannten Nachhaltigkeitsprodukten des Börsenmarktes gegenüber. Unsere kleinen unternehmerischen Beteiligungen müssen daher gegen die gewaltige Marketing- und Vertriebsmaschinerie des Kapitalmarktes um Aufmerksamkeit kämpfen. Tatsächlich sehen wir aber ein rasant gestiegenes Interesse seitens professioneller Anleger an unseren Assets, denn es gibt bisher sehr wenig echte Impact Investing-Projekte.

finanzwelt: Wäre mehr Unterstützung vom Staat hilfreich? Jäderberg» Es würde schon hilfreich sein, wenn sich nicht den Lobbyisten gebeugt würde. Manchmal mutet es wie

absurdes Theater nach einem Kafka-Roman an, wie bewusst auf faktenwidriger Basis Gesetze geschaffen werden. Grundsätzlich zu begrüßen ist die EU-Initiative, Nachhaltigkeit gesetzlich zu verankern. Aber dem steht das immense Greenwashing gefährdend gegenüber. Konkret hilfreich wäre, wenn das Wirtschaftsministerium Verbraucherschützer und Anleger über das Greenwashing aufklärt und es stigmatisiert. Ein frommer Wunsch.

finanzwelt: Was genau verstehen Sie unter Greenwashing? Jäderberg» Wenn Sie eine Sportwette eingehen, werden dadurch Tore geschossen? Hoffentlich nicht. Wenn Sie einen ETF kaufen, der ein Index der Aktienkurse von nachhaltig tätigen Unternehmen abbildet, haben Sie dadurch Einfluss auf diese Unternehmen? Absurde Annahme. Wenn ein Fonds in Aktien eines Unternehmens investiert, welches ein HIV-Medikament herstellt, wohin fließt der Kaufpreis? An den Verkäufer der Aktie, aber nicht an das Unternehmen, geschweige denn in ihr Projekt. Werden dadurch mehr HIV-Patienten behandelt? Leider gar nicht. Das letzte Beispiel habe ich von dem klugen Team des CSP-Instituts der Uni Zürich, die nachgewiesen haben, dass man mit einer Investition über die Börse die Welt nicht nachhaltiger macht! Es gibt zwar indirekte Möglichkeiten, beispielsweise durch Einflussnahme auf das Management des Börsenunternehmens oder möglicherweise bei Kapitalerhöhungen, doch dies sind empirisch betrachtet Ausnahmen. Dennoch gibt es massenhaft Fonds und Anlagestrategien des Kapitalmarktes, die sich mit den Etiketten ESG, Sustainability oder gar Impact schmücken, aber ihr suggeriertes Ziel nie und nimmer bewirken können.

finanzwelt: Wieso ist denn ein Investment in Ihren Sandelholzflächen nachhaltig? Jäderberg» Weil in unserem Projekt Mischwälder aufgeforstet werden, die Grundwasser, Fauna und Flora fördern, also keine Monokultur. Damit wird die vom Aussterben bedrohte Spezies des Sandelholzbaumes für die Erde und Milliarden von Nutzern erhalten. Das gefällt dem Weltnaturschutzbund IUCN, der die Rote Liste führt und unser Sandelholz-Projekt öffentlich gelobt hat. Auch unseren Mitstreitern wie dem ethischen Investor Church of England oder die weltführenden Forstinvestoren der Harvard-Universität gefällt das und sie sind ebenfalls eigenständig investiert. Zudem wird aus unseren Sandelholzbäumen das sehr wertvolle ätherische Öl verarbeitet, was unter anderem in Lebensmitteln, Naturkosmetik und Medizin eingesetzt wird. Dafür gelten sehr strenge Reinheitsregeln. Die Liste der Nachhaltigkeitsaspekte unseres Investments ist lang.

finanzwelt: Also alles andere als Greenwashing? Jäderberg» Bei Greenwashing ist nicht die Frage, ob das Investitionsziel nachhaltig ist, sondern ob die Investition Nachhaltigkeit bewirkt. Durch neue Anleger finanzieren wir periodisch neue Baumpflanzungen, die ökologische Bewirtschaftung der Plantage und die Schaffung neuer, nachhaltiger Sandelholz-Produkte, wie hoffentlich neuartige Medikamente. Da der Anleger unternehmerisch an unseren Sandelholz-Plantagen beteiligt ist, ist dieser Mit-Betreiber und damit auch direkter Impact Investor. Das ist das Gegenteil von Greenwashing!

finanzwelt: Wie sieht es mit Rendite und Sicherheit dabei aus? Jäderberg» An erster Stelle steht das Risikomanagement. Unser australischer Partner betreibt dies vorbildlich mit einem üppigen Budget, denn der Sandelholzbaum ist sehr kostbar. Trotz der einzigartigen Expertise unserer Bewirtschaftungsteams durch die letzten zwanzig Jahre bleibt bei jedem Investment natürlich ein Restrisiko. Die Rendite bewegt sich deutlich über dem Kapitalmarktdurchschnitt. Wir erwarten ab 2028 eine zweistellige Verzinsung des Kapitals pro Jahr. Zwar gibt es nirgendwo absolute Sicherheit, aber im Verhältnis zum Risiko ist das eine sehr gute Rendite. Für jeden Anleger wichtig ist die Korrelation in seinem Vermögensportfolio. Diesbezüglich glänzt Sandelholz, denn es weist eine ungewöhnlich hohe Unabhängigkeit von Börsen und Wirtschaft aus. Es ist in dieser Hinsicht auch mit typischen Forstinvestments nicht vergleichbar und somit eine perfekte Beimischung.

finanzwelt: Was planen Sie Neues für 2020? Jäderberg» Da möchte ich kurz unser neues, zweites Projekt ansprechen. Wir haben es „JC Ecomet“ getauft. Es ist ein phantastisches Impact Investment mit überragendem ökologischem Mehrwert. Eine Reduzierung von bis zu 98 % des CO 2 -Ausstoßes und bis zu 95 % des Energieverbrauches im Vergleich zu herkömmlichen Methoden ist schon eine Wucht! Vor allem, weil dieses Projekt zur Branche der größten „bösen Buben“ in Sachen Umweltschäden gehört: der Herstellung von Metall, sei es im Bergbau oder beim Recycling. JC Ecomet stellt auf ökologisch sehr schonende Art Metall aus Bergbau- und Zivilisationsmüll her, noch besser und wertvoller: Metalllegierungen. Und schafft dabei zweistellige Renditen mit fortlaufender Liquidität für den Anleger. Allerdings steht dieses Investment zunächst nur professionellen Anlegern zur Verfügung.

finanzwelt: Das wäre eine ziemliche Revolution! Wie skalierbar ist das denn? Jäderberg» Ich hätte beinahe gesagt: unendlich. Wir haben bereits eine ganze Reihe an Projekten weltweit angestoßen. Die erste Produktionsstätte befindet sich in Finnland, in Deutschland werden wir auch kurzfristig starten, ebenso in mehreren anderen Ländern. Mittels des innovativen Ansatzes können Metalle aus sämtlichen Quellen recycelt werden. (lvs)

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