Bassenge Kunstauktion 116: Fidus – Auf der Suche nach dem Licht

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BA S S E N G E

AUKTION  116 Fidus Auf der Suche nach dem Licht 28. November 2020

Galerie Bassenge . Erdener StraĂ&#x;e 5a . 14193 Berlin Telefon: 030-893 80 29-0 . E-Mail: modernart@bassenge.com . www.bassenge.com


I H R E A N S P R E CH PA RT N E R F Ü R D I ES EN KATALO G / E X P E RT S FO R T H I S CATA LO G U E :

Abteilung Moderne und Zeitgenössische Kunst / Department of Modern and Contemporary Art Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den gewünschten Losnummern zu erfragen, da Angaben zum Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog notiert sind. Klaus Spermann Sandra Espig Gabriella Rochberg Roberta Keil Simone Herrmann

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Die Galerie Bassenge ist Mitglied bei

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mindestens 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.


T ER M I N Ü BER SICH T

AU KT ION 116

MITTWOCH, 25. November 2020 Vormittag 10.00 Uhr Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts Nr. 5000-5323 Nachmittag 15.00 Uhr Druckgraphik des 19. Jahrhunderts und des Fin de Siècle Nr. 5324-5459 Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik Nr. 5460-5723 des 15. bis 18. Jahrhunderts DONNERSTAG, 26. November 2020 Vormittag

11.00 Uhr

Gemälde Alter und Neuerer Meister, Rahmen

Nr.

6000-6244

Nachmittag

15.00 Uhr

„Felix Austria“ (Katalog nur online verfügbar)

Nr.

6300-6381

16.00 Uhr Portraitminiaturen

Nr. 6451-6565

FREITAG, 27. November 2020 Nr.

6600-6924

Vormittag

11.00 Uhr

Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Nachmittag

15.00 Uhr

Moderne Kunst Teil II (Katalog nur online verfügbar) Nr. 7000-7475

SONNABEND, 28. November 2020 Vormittag

11.00 Uhr

Moderne Kunst Teil I

Nr.

8000-8363

Nachmittag

16.30 Uhr

Fidus – Auf der Suche nach dem Licht

Nr.

8500-8628

VORBESICHTIGUNGEN Um einen reibungslosen Ablauf der Vorbesichtigung aufgrund der aktuellen Einschränkungen gewährleisten zu können, bitten wir Sie um eine vorherige Anmeldung per Telefon oder E-Mail. Druckgraphik, Gemälde, Portraitminiaturen, Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts, Felix Austria Erdener Straße 5A, 14193 Berlin Montag, 16. November bis Montag, 23. November, 10.00–18.00 Uhr, Dienstag, 24. November 10.00–17.00 Uhr Moderne Kunst Teil I und II, Fidus – Auf der Suche nach dem Licht Rankestraße 24, 10789 Berlin Montag, 16. November bis Donnerstag, 26. November, 10.00–18.00 Uhr Vorabtermine sind nach Vereinbarung ab Montag, dem 9. November möglich. Schutzgebühr Katalog: 15 € Umschlag vorne: Los 8567. Umschlag hinten: Los 8534 (verso)


EXP ERTEN | SPECIAL IST S Geschäftsführung | Management David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 david@bassenge.com Kunstabteilung | Art Department Leitung 15. bis 19. Jahrhundert Dr. Ruth Baljöhr +49 (0)30-893 80 29-22 Head of Department 15th to 19th Century r.baljoehr@bassenge.com Graphik und Handzeichnungen des David Bassenge +49 (0)30-893 80 29-17 15.–19. Jahrhunderts, Gemälde david@bassenge.com Prints and Drawings 15th to 19th Century, Paintings Lea Kellhuber +49 (0)30-893 80 29-20 l.kellhuber@bassenge.com Nadine Keul +49 (0)30-893 80 29-21 n.keul@bassenge.com Harald Weinhold +49 (0)30-893 80 29-13 h.weinhold@bassenge.com Leitung Moderne und Zeitgenössische Kunst Klaus Spermann +49 (0)30-88 91 07 91 Head of Department 20th Century and Contemporary Art k.spermann@bassenge.com Simone Herrmann +49 (0)30-88 91 07 93 s.herrmann@bassenge.com Sandra Espig +49 (0)30-88 91 07 90 s.espig@bassenge.com Gabriella Rochberg +49 (0)30-88 91 07 92 g.rochberg@bassenge.com Roberta Keil +49 (0)30-88 91 07 94 r.keil@bassenge.com Berater | Consultant Jörg Maaß +49 (0)170 - 486 90 64 j.maass@bassenge.com Photographie | Photography Leitung | Head of Department Jennifer Augustyniak +49 (0)30-21 99 72 77 jennifer@bassenge.com Elmar F. Heddergott +49 (0)30-21 99 72 77 e.heddergott@bassenge.com Buchabteilung, Autographen | Books, Autographs Leitung | Head of Department Dr. Markus Brandis +49 (0)30-893 80 29-27 m.brandis@bassenge.com Harald Damaschke +49 (0)30-893 80 29-24 h.damaschke@bassenge.com Dr. Cosima Kristahn +49 (0)30-893 80 29-48 c.kristahn@bassenge.com Stephan Schurr +49 (0)30-893 80 29-15 s.schurr@bassenge.com Autographen | Autographs Dr. Rainer Theobald +49 (0)30-4 06 17 42 r.theobald@bassenge.com Logistik Management | Logistics Ralph Schulz +49 (0)30-893 80 29-16 r.schulz@bassenge.com Sekretariat | Office Anja Breitenbach +49 (0)30-893 80 29-12 a.breitenbach@bassenge.com Ellen Rusczyk +49 (0)30-893 80 29-33 e.rusczyk@bassenge.com Repräsentanzen | Representatives Rheinland Dr. Mayme Francis Neher +49 (0)175 - 204 63 23 info@mayme-neher.de Dänemark Peter Titelbech + 45 (0)2383 - 2448 p.titelbech@bassenge.com Italien Dr. Chiara Erika Marzi + 39 333 9924 868 c.marzi@bassenge.com


AUKTION „FIDUS — AUF DER SUCHE NACH DEM LICHT“ Erdener Straße 5a, 14193 Berlin

Vorbesichtigung Rankestraße 24, 10789 Berlin Montag, 16. November bis Dienstag, 26. November 2020


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Strahlende Augen Beim Betrachten der Bilder von Fidus, bei denen es sich um Menschenbilder handelt, fallen die Augen der dargestellten Figuren fast immer als besonders ausdrucksbetont auf. Diese Augen sind mehr als nur Sinnesorgane, die Licht aufnehmen, um es durch Linsen und Nerven geformt und gebündelt im Hirn zu einem Bild verarbeiten zu lassen. Denn was bedeutet hier „Bild“ - zwischen Zeichen der Wirklichkeit, einer Erzählung oder einer Gedankenwelt erstrecken sich die Möglichkeiten nicht nur dessen, wovon das Bild berichtet, sondern auch, woran es erinnert, gemahnt oder was es verspricht. Unsere Sprache gibt uns einige Verben zur Hand, die vorwegnehmen, was sich mit dem Lichteinfall durch das Auge im Bewußtsein ergeben kann. „Sehen“ richtet sich auf Orientierung, „Erblicken“auf ein Ziel, und vom „Wahrnehmen“ über das „Erkennen“ geht der Weg zum Verstehen. Dann aber: „Schauen“ als „ Erschauen“. Zum Sehen verhält sich das Schauen wie das Lauschen zum Hören: es unterscheidet zwischen reiner Reizaufnahme als der primären Funktion des jeweiligen Organs, und einem grübelnden Umkreisen und Modifizieren der Sinnesreize, die jenseits des Funktionierens zu neuen denk- und fühlbaren Eindrücken führen könnten: hier werden die Augen zu Membranen, durch die sich der Mensch mit der umgebenden Welt in Beziehung setzt, aber auch zu Scheinwerfern, mittels derer er sein Inneres im sprechenden Blick zum Ausdruck bringt, um sich dem Gegenüber verständlich zu machen. Gegenüber dem Fotografen hat der Porträtmaler den Vorteil, daß er nicht auf den objektiv vorhandenen Ausdruck der Augen und des Gesichts der zu porträtierenden Person angewiesen ist, sondern im Sinne seines Verständnisses von ihr mit malerischen oder zeichnerischen Mitteln den Ausdruck lenken, modifizieren, verstärken oder verschleiern kann. Gleichzeitig aber dürfen wir Fotografien, wenn es darum geht, wie jemand denn nun wirklich ausgesehen haben mag, als objektiv ansehen. Das trifft auf die fotografischen Porträts zu, die wir hier sehen können, besonders die beiden „Fidus ins Licht bli-

ckend“ (8565) und „Fidus nachdenklich“ (8566). Die bemerkenswerten Arbeiten von Betty Siebauer führen uns zum Wesentlichen der Erscheinung des zwischen Vision und Introversion lebenden Künstlers. In Gesprächen sowohl mit Fidus‘ ältester Tochter Hilde (Altmann-Reich) als auch mit dem Sohn Holger vor Jahrzehnten kam auch die „Alltagsgestalt“ des Vaters zur Sprache. Beide betonten die klaren, strahlenden Augen des Vaters, und in den Augen beider Kinder war ein Abglanz davon zu erkennen. Insofern kann man die beiden Fotografien als unverstellte Momentaufnahmen ansehen, auch wenn die Bildgestaltung auf eine gute Regie schließen läßt. Wenn sich dann aber Fidus zeichnend oder malend dem Menschen, seinem Antlitz und seiner Gestalt zuwendet, geht es ihm kaum jemals um klassische Porträts, sondern stets um Ausdrucksbilder, in denen psychische Zustände behandelt werden. (Dagegen zeigen die vorzüglichen frühen Zeichnungen des „Per aspera ad astra“-Frieses, den er für seinen Lehrer Karl Wilhelm Diefenbach vollendete, in ihrer ebenso naiven wie gekonnt umgesetzten Lebendigkeit, über welche Fantasie und welches zeichnerische Ingenium jenseits seiner weltanschaulich aufgeladenen späteren Symbolkunst Fidus verfügte.) Zumeist stellt er ohnehin den ganzen Menschen und nicht nur sein Antlitz dar. Dieses aber wird fast immer zur Bühne eines seelischen Ausdrucks, und in der Mitte der aufgeschlagenen Seelenlandschaft wirken zuerst die Augen. Die hier vorgestellte Sammlung, in der Arbeiten aus allen Arbeitsbereichen des Künstlers wie auch des Verlegers und Propagandisten der Lebensreform enthalten sind, zeigt zugleich, daß Fidus auch zu anderer Gestaltung das Zeug hatte: gerade die Augen als Träger des Ausdrucks von Empfindung und nicht nur als Transportmittel von Ideologie finden wir hier in einigen ausgezeichneten, dabei sehr verschiedenartigen Arbeiten. Ein schönes Beispiel dafür stellt der „Parsifal“ (8526) mit der Lanze von 1890 dar. Die große Bleistiftzeichnung zeigt die in sich ruhende Gestalt eines jungen Mannes, dessen ernster und eindringlicher Gesichtsausdruck durch 7


die klaren Augen beseelt erscheint und dessen Haltung Gelassenheit und Ruhe ausdrückt. Erstaunlich, wie überzeugend Fidus einen solch starken Ausdruck ohne jedes Pathos hinbekommt!

den Weg aus der realen in eine kosmische Gestaltungswelt, wie sie schon im 19. Jahrhundert mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und ihren vielbewunderten Anwendungen in der Fotografie aufkam.

Dann das im Jahr 1900 entstandene Porträt des Giordano Bruno (8556), der 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt wurde, als pathetisches Symbolbild für die Freiheit des Geistes. Giordano Bruno galt auch zu Fidus‘ Zeit als eine Gestalt, mit der sich viele gegen geistige und künstlerische Zensur engagierte Künstler und Intellektuelle identifizierten.

Von hier ist es nur ein Schritt in die visuelle Wunderwelt der kosmischen Fantasien, wie sie der schon in den 1890er Jahren mit Fidus freundschaftlich verbundene Schriftsteller und Zeichner fantastischer Traumbilder Paul Scheerbart in seinen Romanen und Erzählungen wie auch dem berühmten Zeichenzyklus „Jenseitsgalerie“ darstellte. Eine der überraschendsten Arbeiten der hier vorgestellten Fidussammlung dürfte in diesem Zusammenhang die „Astralpsychologische Versuchsstation“ (8563) sein, ein 1907 entstandenes Aquarell, das nun ganz mit dem inneren Auge gesehen ist. Es zeigt Form- und Farbfantasien aus einer anderen Welt, zu der manche durch Rauschmittel, andere durch Meditation zu gelangen hoffen. Schade, daß Fidus nicht Scheerbarts vielleicht bedeutendsten Roman „Lesabendio. Ein Asteroiden-Roman“ aus dem Jahre 1913 illustriert hat: das hätte uns vielleicht ein paar weitere prophetisch an die abstrakte Malerei des neuen Jahrhunderts anklingende Bildgestaltungen bescheren können, wofür dieses sehr besondere Stück nun einstehen kann.

Hier haben wir das vermutlich früheste Original des Porträts des Giordano Bruno, das zwei Jahre später mit leichten Veränderungen als Theaterplakat Verwendung fand und auch als Druck und Postkarte im Eigenverlag des Künstlers weite Verbreitung fand. Und nun die Augen: wer einmal die eigenen Augen im Spiegel angeschaut hat, weiß, daß der Augapfel selbst als Spiegel die Umgebung des Beobachtenden zeigt. Was aber sehen wir hier? In den Augen des Priesters, Philosophen und Astronomen spiegelt sich als heller Lichtschleier nichts weniger als das Weltall. Ein undatiertes, wohl Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenes Aquarell mit dem Titel „Eros“ (8564) zeigt uns ein Frauenantlitz mit medusisch zu Berge stehender Haarflut und mit fast kreisrunden Augen über ernstem, vielleicht sogar erschrocken-angstvoll geschlossenem Mund: es sind aber nicht die weitaufgerissenen Augen, wie sie bei Fidus auch als vulgo glotzende vorkommen, sondern solche, die auch die mit Eros und Sexualität einhergehenden Möglichkeiten zu Zerstörung und Untergang erblickt haben. „Die Liebe, die Liebe ist eine Höllenmacht“. Und schließlich die übersinnlichen Augen, in Gesichtern und Körpern, die nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern aus geistiger Energie und Strahlung bestehen: das Blatt heißt „Luftträger“ (8567) , und zu der Bildidee fand Fidus lt. dem rückseitigen Kommentar „Mit Ätheraugen (Röntgenschwingungen)…“. Es ist ein in seiner nicht bunten, eher durchsichtigen Farbigkeit ein gutes Beispiel für 8

Wir wissen, daß manche der gesellschaftlichen und psychischen Probleme, gegen die Fidus in seiner Ideen-Malerei ankämpfte, heute überwunden, zumindest aber als Probleme erkannt und in permanenter Bearbeitung sind. Infolgedessen können wir sein Werk nüchterner sehen – nicht mehr nur als reformorientierte Leitartikel, sondern auch als Bilder. Der unübersehbar völkische Aspekt, der in vielen sichtbar wird, deren heldische Recken von runenartigen Sinnsprüchen, je nach Bedarf von Engeln oder Drachen umwölkt, den Betrachter anfallen, war selbst manchen Nazis peinlich. Um so bemerkenswerter, ihm hier als einem Künstler zu begegnen, dessen Werk in manchen seiner Bildgestaltungen künstlerisch ernst zu nehmen ist. Janos Frecot


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8500 „Von der heiligen Natur ringet es lüstern sich los!“ Bleistift, teils gewischt, auf Velin. 1889. 34,3 x 20,5 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, unten links betitelt. 750€

Die dramatische Begegnung zwischen einer Mutter mit ihrem Sohn und einer Schlange versieht Fidus mit dem nicht ganz eindeutigen Titel und zeigt die beiden Menschengestalten unbekleidet in heftiger Bewegung, mit der die Mutter ihr Kind vor dem Angriff der Schlange zu schützen versucht, während der Junge auf das züngelnde Kriechtier loszustürmen scheint. Sehr frühe Zeichnung, noch wenig stilisiert. 9


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8501 Sankt Martin und der Bettler Bleistift auf Velin. 1889. 22,2 x 29 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert. 700€

Frühe Zeichnung des Künstlers. Mit straff angezogenen Zügeln hält der Soldat Martin sein Pferd mitten im Lauf direkt vor dem Bettler an. Flehend streckt ihm der kauernde, nur mit einem Tuch bekleidete arme Mann die Hand entgegen, erweckt Martins Mitleid und wird also gleich die Hälfte des Sodatenmantels erhalten. Fidus zeigt einen ganz frühen Moment der Martinssage, die erste Begegnung der beiden, in der Dynamik der sich entwickelnden Geschichte. Die Umgebung bleibt lediglich mit wenigen skizzierenden Linien angedeutet, während Fidus die Figuren mit detaillierten Zügen und Umrissen erfasst.

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8502 „Das ewig weibliche zieht uns hinan!“ Bleistift auf Velin. 1889. 27 x 24,5 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, oben mittig betitelt. 1.200€

Frühe Zeichnung des Künstlers, entstanden wohl in der Zeit der Zusammenarbeit mit Diefenbach in Höllriegelskreuth, die bald darauf abrupt endete. Das Ewig-Weibliche kann in der Polarität als das Prinzip der Liebe betrachtet werden, welches dem Faustischen, dem Ewig-Männlichen entgegengesetzt ist. So gruppiert Fidus auf dem großen Treppenlauf männliche Figuren nach rechts, auf die Seite der Sphinx, und die weiblichen Gestalten zumeist nach links, zu Füßen einer verschleierten Venusfigur. Im Bildzentrum aber thematisiert ein eng umschlungenes Paar den Schlußsatz von Goethes Faust II. 11


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8503 Ufer am Starnberger See Bleistift auf festem Velinkarton. 1890. 22 x 31 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“ und bezeichnet. 750€

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Von 1887 bis 1892 lebte Fidus in München, bevor er nach Berlin übersiedelte. Nach einem Intermezzo bei Karl Wilhelm Diefenbach in Höllriegelskreuth im Isartal kehrte Fidus nach München 1889 zurück, um dort sein Studium an der Akademie zu beenden. Unsere idyllische Landschaftsskizze vom Ufer am Starnberger See ist in dieser Zeit, vermutlich auf einem von Fidus‘ Ausflügen in die Umgebung Münchens, entstanden. Verso eine weitere Skizze mit zwei antikisierend gekleideten Frauenfiguren und Kindern (1890).


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8504 „Verstand“ Bleistift auf dünnem Skizzenpapier. 1890. 28,2 x 23,3 cm. Unten rechts mit Bleistift datiert „Juni 1890“, unten mittig betitelt. 900€

Zwei junge Männer beim Bogenschießen: Der eine Jüngling spannt den Bogen mit dem Pfeil, der andere, etwas größere, unterweist ihn und legt lehrend oder ausrichtend seine Hand über Kopf und Stirn des Freundes. Zugleich handelt es sich, wie Fidus‘ Titel nahelegt, bei dem größeren Mann um eine Personifikation des Verstandes, der dem handelnden Körper das richtige Ziel weist. 13


8505 Sphinx des Lebens Kohle auf Velin, auf Malpappe aufgezogen. 1891. 101,5 x 75 cm. Unten rechts mit Kohle doppelt signiert „Fidus“ und datiert. 7.500€

Majestätisch thront die Sphinx, das geflügelte Ungeheuer mit dem Kopf einer Frau und dem Leib eines Löwen, auf dem Felsen vor den Toren der Stadt Theben. Überproportional groß und verführerisch zugleich erscheint sie, ihr Hauptmerkmal ist die Mordlust. Ödipus kniet vor ihr und blickt mit großen angsterfüllten Augen zu ihr hinauf. Fidus zeichnet ihn ganz und gar nicht wie einen Helden, der als erster das Rätsel der Sphinx lösen wird. Bei ihm erstrahlt die Sphinx in großer geheimnisvoller Überlegenheit. Ab 1891 bis 1894 illustriert der Künstler für die theosophische Zeitung „Sphinx“. Noch in München hatten Fidus und seine Mutter den Kolonialbeamten und Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden kennengelernt. Im Herbst zieht Fidus mit Hübbe-Schleiden nach Berlin-Steglitz und eine enge Zusammenarbeit entwickelt sich. Hübbe-Schleiden erschafft mit seiner Zeitung ein aufwendiges, anspruchsvolles Publikationsorgan. In den Kunstmappen der Sphinx erscheinen Fidus‘ Zeichnungen als Sonderdrucke, die ihn bekannt machen. Mit ihnen setzt die produktivste Phase seines Schaffens ein. Literatur: Janos Frecot, Johann Friedrich Geist, Diethart Kerbs: Fidus 18681949. Zur ästhetischen Praxis bürgerlicher Fluchtbewegungen, München 1972, wohl S. 315, 5.1, 1891/4

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8506 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 6,7 x 34 cm. 2 verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8507 Junger Mann mit von Schwert durchbohrtem Erdball Bleistift auf Velin, auf grau-grünen Untersatzkarton montiert. 1894. 18 x 13 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F“ und datiert. 600€

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In heroischer Pose durchbohrt ein junger Mann mit seinem Schwert den Erdball und ballt kämpferisch seine rechte, angehobene Hand zu einer Faust.


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8508 „Die wahrhaft keusche Susanne!“ Bleistift auf Velin. 1890. 23,6 x 28,3 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“, datiert „Febr. 90“ und oben links betitelt. 800€

Eine wehrhafte Susanne verteidigt hier ihre Keuschheit: Anstatt sich abzuwenden und nur mühsam ihre Blöße zu bedecken, wie häufig in den künstlerischen Darstellungen, wehrt Fidus‘ Susanna die beiden Alten ab, indem sie mit ihrem Schöpfgefäß nach ihnen schlägt. Detailreich, weitgehend in Umrisslinien ausgearbeitete, frühe Zeichnung Fidus‘. 17


8509

8509 „Der Föhn“ Bleistift auf Velin. 1892. 18,9 x 27,3 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, datiert und betitelt. 900€

Zwei androgyne Figuren stehen in einem Feld aus langen Gräsern, halten sich an den Händen und nehmen ein Luftbad. Ihre langen Haare umwehen im Wind ihre nackten Körper, die sich in tänzerischen Bewegungen dem Betrachter präsentieren. Sie scheinen den warmen Wind zu genießen und haben sichtlich Freude an dem Naturereignis. Sie sind Ausdruck einer intensiv erlebten Naturverbundenheit, die sich Ende des Jahrhunderts in vielen Bewegungen und Schattierungen abzeichnet. Fidus besucht beispielsweise mit großem Interesse den Naturheil-Verein während seiner letzten Zeit in München.

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8510 „Regenbogen“ Bleistift auf Velin. 1892. 22,5 x 34 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Fidus“, datiert und betitelt, in der Darstellung mit Farbangaben. 900€

Entwurfszeichnung zu Fidus‘ Ölgemälde „Der Regenbogen“, entstanden in demselben Jahr (Frecot/Geist/Kerbs, S. 314, 5.1, 1892/30). 1892 zog Fidus mit dem Theosophen Wilhelm von Hübbe-Schleiden nach Berlin-Steglitz, wo dieser eine eigene theosophische Zeitschrift herauszugeben vorhatte: „Die Sphinx“, für die Fidus Illustrationsarbeiten lieferte und die ihn mit ihren Kunstmappen einem breiteren - vor allem esoterischen - Publikum bekannt machte. Hauptsächlich aus den Lesern der Zeitschrift „Sphinx“ entstanden die Theosophische Vereinigung und der Esoterische Kreis, und deren Zusammenschluss wiederum bildete die Deutsche Theosophische Gesellschaft, ebenfalls unter dem Vorsitz von HübbeSchleiden. 19


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8511 „Wettbewerb“ Bleistift auf Velin. 1893. 23,2 x 29 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F“, datiert und betitelt. 900€

Die skizzenhaft ausgeführte Zeichnung zeigt einen Jungen und ein Mädchen, die sich, zum einen liegend, zum anderen stehend, im Steinwurf messen.

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8512 Jüngling, ein Mädchen tragend Bleistift auf Velin. 1894. 24,7 x 29,8 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F“ und datiert.

1.200€

Unter Anstrengung und mit angewinkeltem Bein trägt ein junger Mann ein Mädchen eine Anhöhe empor; die Lippen sind fest aufeinandergepresst. Das Mädchen schmiegt sich zart und vorsichtig an den Jungen an. Da die beiden Protagonisten nackt und jung sind, erscheinen sie dem Betrachter rein und unmittelbar. Diese rührende Szene demonstriert auf charakteristische Weise Fidus‘ Gespür für den feinfühligen und rücksichtsvollen Umgang der Menschen miteinander. 21


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8513 „Kneipp-Kur“ Bleistift, teils gewischt, auf Velin. 1892. 18,8 x 28,3 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F“, datiert und betitelt. 1.200€

Naturheilkunde, vegetarische Lebensweise und Freikörperkultur sind einige der zeitgenössischen Strömungen, denen sich Fidus bereits in jungen Jahren anschloss. Fidus, der mit Lupus angesteckt bis zu seinem 20. Lebensjahr unter einem Beinleiden litt, unterzog sich mehreren Kuren, darunter auch der vom „Wasserpastor“ Sebastian Kneipp entwickelten gleichnamigen Behandlung mit Wasser. In unserer Zeichnung liegt ein nackter Jüngling auf einem felsigen Vorsprung und reckt den Arm nach oben in die Luft, die ausgestreckte Hand in das aufspritzende Wasser haltend. Augenfällig ist die erfrischende, wohltuende und heilende Kraft des Wassers an der Körperhaltung des Jungen zu erkennen.

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8514 „Die wilden Pferde!“ Bleistift auf Velin. 1893. 18,8 x 29,2 cm. Unten eines mit Bleistift signiert „Fidus“ und datiert, oben links betitelt.

1.200€

Schützend wehrt der Jüngling mit hochgehaltenen Armen die wilden Pferde ab, die sich ihm und seiner kleinen Familie trabend nähern. Links versteckt sich das Kind im Schoß der sich im hohen Gras hinhockenden Mutter. In idyllischer Eintracht mit der Natur bewegen sich die kindlich anmutenden, luftigen Figuren von Fidus. 1887 beginnt Fidus sein Kunststudium in München, wo er Karl Wilhelm Diefenbach begegnet und dessen Schüler wird. Zeit seines Lebens, wie auch in unserer frühen Zeichnung, zeigt er sich seinem Lehrer besonders in den Schöpfungen der kindlich unbefangenen Figuren verpflichtet. Unsere Bleistiftzeichnung führt Fidus in leicht abgewandelter Form sechs Jahre später in Feder aus. Hier dient sie als Vorlage für den Druck in der „Jugend“ 1899, Nr. 870 (siehe Abb. in: Wolfgang de Bruyn, Fidus, Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 57). Literatur: vgl. Frecot/Geist/Kerbs, S. 332, 5.1, 1899/20 (Federzeichnung) 23


8515 Nachtflutwellen am Moldefjord Öl auf Leinwand. 1895/1930. 80 x 119 cm. Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert und datiert. 12.000€

Zum Sinnbild der unberührten Natur wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die nordischen Landschaften, insbesondere die wilden Gegenden Norwegens mit Felsen, Fjorden, Wasserfällen und dunklen Wäldern hatten es vielen Künstlern angetan. Und kein Geringerer als Kaiser Wilhelm II. hat mit seiner Liebe zu Norwegen den damaligen Fjordtourismus begründet. Als Fidus 1883 Amalie Reich kennenlernte, wurde auch seine Sehnsucht nach dem Norden entfacht. Sie hatte in Stockholm als Hauslehrerin gearbeitet und machte Fidus mit schwedischer Dichtung bekannt. Bereits 1894 ergriff Fidus die Chance, nach Norwegen zu reisen: Ein reicher junger Hamburger namens Schmersahl, der die Sphinx-Bilder auf Fidus’ erster Einzelausstellung im Hamburger Kunstgewerbe-Museum gesehen und sehr geschätzt hatte, bot ihm das Geld für eine Nordlandreise an. Fidus fuhr mit einem kleinen norwegischen Segelschiff durch arktische kahle Hochklippen, bis nach Molde, am Nordufer des Moldefjords gelegen. Es entstanden zwei großformatige Landschaftsbilder „Morgengrauen“ und „Morgendämmerung am Moldefjord“. Ein Jahr später, 1895, entstand das bisher in der Literatur unbekannte Gemälde "Nachtflut­ wellen am Moldefjord". Unsere Arbeit von 1930 wiederholt diese

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Komposition. Fidus‘ Eindrücke waren überwältigend, er schreibt: „An hohen Berggipfeln vorbei fahren wir in einen seeartig weiten Fjord mit ferngerücktem alpinem Rundblicke, dem paradiesisch sanft u. grün ansteigenden Molde entgegen, im Scheine der Abend­ sonne (...) Im weiten Fjorde liegen lange Riffinseln mit kleinen Föhren bewaldet, und rechts öffnet sich die Einfahrt zum märchen­ schönen Romsdalsfjord“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 90). In unserem Gemälde feiert Fidus regelrecht die nördliche Fjordlandschaft: In der erfrischend erscheinenden, klaren Gischt der hohen Wellen, aus denen eine schlanke Gestalt auf dem Felsen liegend, hervorgeht, der rauen Schroffheit der Felsen und der Intensität der Farbnuancen in tiefen Blau- und Grüntönen erahnt der Betrachter noch heute seine Faszination für den Norden. Provenienz: Galerie Commeter, Hamburg, Nr. 289 (mit dem alten Klebetikett verso) Literatur: siehe Frecot/Geist/Kerbs, S. 322, 5.1, 1895/6


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8516 „Dünung“ Feder in Schwarz auf Velin, auf grüngrauen Karton montiert. 1895. 18,2 x 24,5 cm. Unten links mit Feder in Schwarz monogrammiert „F.“, auf dem Untersatzkarton unten rechts mit Bleistift datiert und mit Feder in Schwarz betitelt. 600€

Wahrscheinlich inspiriert von seiner Nordlandfahrt im Jahre 1894, zeichnet Fidus einen Jüngling, der sehnsuchtsvoll auf das offene Meer hinausblickt und den Flug einer Möwe verfolgt. Feine Binnenschraffuren verleihen dem im Profil gezeigten Antlitz Plastizität und erfüllen die klassischen Umrisslinien mit Leben. 8516

Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 308

8517 Lebensläufe Feder in Schwarz über Bleistift auf Velin. 1897. 32,8 x 24,7 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F“, datiert und bezeichnet „zarter Unterdruck für Lebensbeschreibungen in mittlerem Felde“. 750€

Bei dem nicht ausgeführten Illustrationsentwurf handelt es sich um Lebensläufe, die in unterschiedlichen Stationen wiedergegeben werden. Kurioserweise trennt ein sich schlängelndes Seeungeheuer die einzelnen Stationen ab. Zunächst sehen wir eine bekümmerte Mutter mit Kind, dann einen Jungen in Rückenansicht, der auf eine am anderen, fernen Ende des Ufers sich befindende Stadt blickt und schließlich einen Jungen, ebenfalls in Rückenansicht, auf das Meer schauend. Der untere Teil des Blattes wird mit einer Skizze eines Baumes, vielleicht eines Lebensbaumes ausgefüllt. Fidus muss diese nicht angenommene Skizze wohl sehr geschätzt haben, taucht sie auf der ersten Gesamtausstellung seiner Werke in Berlin und Hamburg 1928 auf.

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Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Nr. 175 (verso mit der Ausstellungsnummer)


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8518 „Norge“ Bleistift auf Velin. 1894. 24,8 x 30 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“, datiert „Aug. 94“ und betitelt. 1.200€

Unerwartet erhielt Fidus im Jahr 1894 von einem reichen Hamburger Gönner das Geld für eine lang ersehnte Nordlandreise. In Nor­wegen entstand die Zeichnung eines am Meeresstrand sitzenden weiblichen Aktes. Mit Arm und Oberkörper an einen großen Stein gelehnt, dreht sie das Gesicht ins Profil und richtet den Blick sehnsuchtsvoll aufs Meer hinaus. Fein gezeichnete Züge und zarte Wischungen lassen die Figur der jungen Frau plastisch und leicht stilisiert erscheinen. 27


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8519 „Graselfentanz“ Bleistift auf Velin. 1897. 13 x 19,5 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, unten mittig betitelt und bezeichnet „als Mittelwandfries“. 600€

Skizzenhaft aufgefasster Entwurf eines Wandfrieses mit tanzenden Gestalten, die, anders als die Rahmenornamentik, weitgehend angedeutet bleiben, aber doch klar als Paare erkennbar sind.

8520 „Das Haar des Mondes“ Feder in Schwarz auf leichtem Velinkarton. 1897. 24,2 x 19,5 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, unten links datiert und bezeichnet „aus Ed. Stuckens ‚Balladen‘“. 500€

Fein ausgeführte Vorzeichnung für den Druck im Band mit Jugendstil-Balladen von Eduard Stucken, illustriert mit Buchschmuck von Fidus, erschienen 1898 im Verlag S. Fischer, Berlin. Verso in Rot mit der Nummer „321“.

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Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 330, 5.2, 1898/5


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8521 Titelentwurf zu Knecht Ruprecht Feder in Schwarz, Blau und Braun, aquarelliert, auf MelisVelinkarton. Um 1900. 29,7 x 22,6 cm. 900€

Knecht Ruprecht, ein „Jahrbuch für Knaben und Mädchen“, war von der Aufmachung her ganz in der Art der Münchner Jugend gehalten und überwiegend von deren Künstlern illustriert. Als erstes Bilderbuchprojekt übernahm 1899 Hermann Schaffstein das von Ernst Brausewetter konzipierte und herausgegebene Heft, das ursprünglich beim Verlag Langen in München erscheinen sollte. Fidus‘ gezeichnete Vorlage für den Einbandtitel entspricht genau dem Äußeren des dritten (und letzten) Bandes, erschienen 1901. Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 334, 5.2, 1901/5 29


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8522 „Das Turnier zwischen Wille und Schicksal“ Bleistift auf Velin, auf grauen Karton montiert. 1897. 14 x 23 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, oben mittig betitelt und unten auf dem Untersatzkarton nochmals betitelt. 600€

Hochsymbolische Darstellung: Nackt, schlank und beweglich kommt der Wille auf seinem Pferd von links in die Turnierarena geritten, während rechts geharnischt und schwer gerüstet das Schicksal auf gepanzertem Ross schon bereitsteht. Zart angedeutet bleiben im Hintergrund das Publikum und die Arena, im Unterrand die Kampfhandlungen ebenso.

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8523 „Sommer-Nachmittags-Träumerei“ Bleistift, stellenweise gewischt, auf Velin. 1898. 25,7 x 34,5 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert sowie betitelt. 900€

Den Wachtraum der jungen Frau und den tief schlafenden Hund stellt Fidus einander gegenüber. Zarte Schraffuren schattieren den stehenden Frauenakt und die detailreich gezeichnete Säulen­ architektur, und eine für Fidus ungewöhnliche Räumlichkeit entsteht zudem durch feine Wischungen in den Schattenbereichen. 31


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8524 „Im Fluge treff ich was fliegt!“ Bleistift auf Velin. 1890. 28,3 x 17 cm. Unten rechts mit Bleistift (später) signiert „Fidus“, datiert, gewidmet „Zur Erinnerung an unsere ersten Entflammungen!“ und mittig links betitelt. 800€

Frühe Zeichnung zum Parsifal-Motiv. Hier zeichnet Fidus bereits das Motiv so angelegt, wie er es in einer detaillierter ausgeführten Zeichnung desselben Jahres auffasst (Frecot/Geist/Kerbs, S. 310, 5.1, 1890/9, Abb. S. 420) und wie es später im Fidus-Verlag als Post-

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karte (Nr. 152) vertrieben werden sollte, nämlich die Szene der Vogeljagd aus dem I. Akt: den Jungen stehend, dem Bogen aufgestützt. Kritisch gesehen, lässt sich die Darstellung jedoch auch in Entfernung von Wagners Oper deuten: „Höppener hat 1890 und wieder 1926 einen mädchenhaften blonden Engelsknaben als ‚Par­sifal‘ gemalt, aber das trifft Wagners Intentionen ganz und gar nicht. Fidus zeigt hier keine ‚reinen Toren‘, sondern Objekte der männlichen Begierde.“ (Arno Mentzel-Reuters, zu: Udo Bermbach, Richard Wagners Weg zur Lebensreform: zur Wirkungsgeschichte Bayreuths, IFB online, 8.9.2020). In der skizzenhaften Ausführung, dem nebengeschriebenen Titelsatz und der mitreißenden Widmung liegt allerdings ein ganz besonderer Reiz des Blattes.


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8525 „Kiefern“ Bleistift auf Skizzenpapier. 1893. 24 x 19,8 cm. Unten links mit Bleistift datiert „Okt. 93“ und betitelt. 900€

Mit feinen Bleistiftlinien detailreich ausgearbeitet ist die strukturierte Borke der großen Kiefer am rechten Rand, ebenso der daran lehnende weibliche Akt mit erhobenen Armen und abgewandtem Kopf, während der Blick ins Waldinnere mit zahlreichen weiteren Kiefern lediglich angedeutet bleibt. 33


8526 „Nur eine Waffe taugt“ (Parsifal) Kohle auf beigem Velin, auf Karton montiert. 1890. 63 x 43,5 cm. Unten links mit Feder in Schwarz (später) signiert „Fidus“ und gewidmet, unten rechts mit Kreide in Schwarz datiert und betitelt sowie bezeichnet „Parsifal III. Akt“. 4.000€

Parsifal streckt uns den heiligen Speer entgegen, den er zuvor Kling­ sor abgenommen hatte, und mit dem er nun Amfortas‘ Wunde heilen soll. Fidus zitiert in seiner frühen Zeichnung die Worte aus Wagners erst wenige Jahre zuvor, nämlich 1882, uraufgeführten Oper und veranschaulicht die Bedeutung der Oper für seine Kunst und die Reformbewegungen der Zeit, die Bedeutung einer „Bilderwelt, die das Mitleiden mit Tieren, eine Entsündigung der Natur und einen zu erlösenden Heiland einschließt. Damit sind wir bei dem Gedanken einer ‚Regeneration des Menschengeschlechts‘.“ (Arno Mentzel-Reuters, zu: Udo Bermbach, Richard Wagners Weg zur Lebensreform: zur Wirkungsgeschichte Bayreuths, IFB online, 8.9.2020). Im Verlag der St.-Georgs-Bruderschaft wird die Zeichnung später als Reproduktion veröffentlicht (Nr. 125). Das vorliegende großformatige Original, ein Hauptwerk im zeichnerischen Schaffen Fidus‘, widmete der Künstler 1920 seinem Freund und Nachbarn, dem Komponisten Arno Rentsch. Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 310, 5.1, 1890/3

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8527 „Der Buchenwald“ Bleistift auf genarbtem Velin. 1893. 25 x 31 cm. Unten rechts mit Bleistift datiert und links betitelt, verso nochmals betitelt. 1.200€

Eine junge Mädchengestalt steht dem Betrachter frontal und mit ausgebreiteten Armen gegenüber. Ihre langen Haare hängen über den Armen hinab und verästeln sich in einzelnen Strähnen, einem komplexen Geflecht gleich. Im Hintergrund deutet Fidus in zahlreichen, zarten Strichen das Geäst eines Buchenwaldes an, das sich mit den Haaren des Mädchens zu verbinden scheint. In der empfangenden Gebärde und der Verschmelzung des Mädchens mit der sie umgebenden Natur deutet sich der Symbolismus in Fidus Werk an. Anders als die noch Diefenbach verpflichteten, unbefangenen, androgynen Figuren der Münchner Jahre hat unsere Mädchengestalt majestätische, geheimnisvolle Züge. Mit dem Umzug nach Berlin im Herbst 1892 beginnt für Fidus eine neue, arbeitsintensive Etappe in seinem Schaffen. Er illustriert die Bücher seiner Dichterfreunde und arbeitet für die „Sphinx“ von Hübbe-Schleiden.

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8528 „Dekorativer Versuch, Lauenen Thal unterm Wildhorn“ Aquarell, Deckweiß und Feder in Schwarz, mit Gold gehöht, auf braunem Velin. 1907. 24 x 30 cm. Unten links mit Feder in Schwarz monogrammiert „F.“, datiert und betitelt, unten rechts weiter betitelt, verso bezeichnet. 1.500€

Der Blick fällt durch ein dreiflügeliges Fenster hinaus in das schneebedeckte Lauenental bei Gstaad mit dem Wildhorn im Hintergrund. Unterhalb des Fensters in Gold die Schrift „In eisiger Pracht starrten die Berge / tagein tagaus / und die ermüdete Seele / verlor sich in der weissen Wunderwelt“ („verlor“ korrigierte Fidus handschriftlich mit Bleistift zu „vergass“), diese Rahmeninschrift verso nochmals von Fidus handschriftlich festgehalten. Mit lockeren Pinsel- und Federschwüngen und kleinteiligen Strichlagen in zurückhaltendem Kolorit von Weiß, Grün und Grau schildert der Künstler die malerisch stille Bergwelt, während der Rahmen mit Gold und Violett reich verziert ist. Die Swastiken in den beiden oberen Ecken sind, auch wenn Fidus später den Nationalsozialisten durchaus zugeneigt war, zu dieser Zeit wohl noch ohne antisemitische Bedeutung. Um 1907 entstanden einige Bergszenen des Künstlers, der sich damals in der Schweiz aufhielt. 37


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8529 „Gebet“ Bleistift auf Velin. 1890. 31,2 x 22 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert sowie betitelt. 1.500€

Unmittelbar nach seiner Trennung von Karl Wilhelm Diefenbach, bei dem er zuvor als Schüler in Höllriegelskreuth gelebt hatte, ent­-

stand Fidus‘ Zeichnung „Gebet“. Inbrünstig hat das Mädchen im ovalen Medaillon die Hände erhoben und mit abgewinkelten Armen betend unter dem Kinn verschränkt, dabei blickt sie direkt zum Betrachter. Die Linien ihres fließenden Gewandes nehmen Hintergrundstruktur und Rahmenverzierungen auf und führen sie weiter. Die Pünktchen um ihren Kopf und die Kreisform mittig darüber evozieren Vorstellungen von Sternenhimmel und Vollmond. Verso weitere Bleistiftskizzen des Künstlers sowie die Bildnisse dreier Mädchen. 39


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8530 „Tempel des Lucifer“ Feder in Schwarz auf Velin, auf aquarellierten Karton montiert. 1892. 14,4 x 23,1 cm (21,5 x 30,5 cm). Oben rechts mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“ und datiert, oben links betitelt, verso (von fremder Hand?) bezeichnet „123“. 2.400€ Seine frühe Tempelzeichnung widmet Fidus dem Luzifer, den Tempel lässt er entsprechend von Drachen, Dämonen und Sphingen bewachen. Das eher breit als hoch konstruierte Gebäude mit einer

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zentralen Kuppel platziert er am Ufer eines fließenden Wassers. Die Gestalt des Luzifer ist für Fidus ein „prometheischer Lichtbringer, kein Abgefallener in erster Linie, sondern Gottessohn, der mit dem Licht auch das Ich-Bewusstsein unter die Menschen trägt.“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. XV). Dazu notiert der Künstler selbst später in seinem Tagebuch: „mein ‚Luzifer‘ ist kein Widersacher und Haderer, ja Empörer, sondern der älteste ‚Sohn Gottes‘, der das Ichbewusstsein hervorzuschüren hat. Kein ‚stinkender Teufel‘ der Pfaffen! denn in seinen Göttern malt sich der Mensch! wie auch in seinen ‚Teufeln‘.“ (Fidus, 7.VI.1946, zit. nach Frecot/Geist/Kerbs, S. 279). Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 314, 5.1, 1892/38


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8531 „Der weiße Tempel“ Feder in Schwarz auf Velin, auf grauen Karton montiert. 1898. 14,2 x 23 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „F“ und datiert „Mai 98“, unten links betitelt, auf dem Karton unten rechts signiert sowie unten links bezeichnet „Urzeichnung“, verso mit den Nummern „122“ und „290“.

und den Tempel ohne Tor. Meist handelt es sich um Mischungen verschiedener Bauformen, angereichert mit theosophischer Symbolik. Pläne für einen Tempelbau, gemeinsam gefasst mit Arno Rentsch, Gertrud Prellwitz, dem Medium Maria Lucke und Josua Klein, verliefen jedoch wegen der fehlenden finanziellen Mittel im Sande.

2.400€

Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 122

Spiegelsymmetrisch aufgebauter Entwurf für einen Andachtsbau. Um 1900 zeichnete Fidus neben dem weißen Tempel mehrere weitere, vergleichbare Entwürfe, so auch den Tempel der Erde, den Drachen- und den Musiktempel, den Tempel der eisernen Krone

Literatur: Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, Abb. S. 48 Frecot/Geist/Kerbs, S. 330, 5.1, 1898/31 41


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8532 „Stimmen des Zwischenreichs“ Feder in Schwarz auf festem Velin. 1904. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“ und datiert, unten links betitelt, verso bezeichnet „Diese Leiste bildet den untern Teil eines Randschmucks zu Max Kretzers ‚Himmlische Enttäuschung‘, Berl. Ill. Ztg. 1904“. 900€

Ornamentleiste mit grotesken Gesichtern. Max Kretzer, von Hermann Bahr ein „Berliner Zola“ genannt, gilt als einer der frühesten Vertreter des deutschen Naturalismus. Sein Gedicht „Himmlische Enttäuschung“ mit dem Rahmenschmuck von Fidus erschien in der Berliner Illustrierten Zeitung, Nr. 17, 24. April 1904, S. 267, und später noch einmal als Separatdruck des Fidus-Verlags mit der Katalognummer 253 (vgl. auch Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg, 1928, S. 35, Kat.-Nr. 597).

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8533 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1946. Bis 9,5 x 35 cm. 2 verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€


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8534 „Die Halle der Ergebung“ Aquarell über Bleistift auf Velin. 1897. 18,7 x 43,3 cm. Unten rechts auf dem Untersatzkarton mit Feder in Schwarz monogrammiert „F.“, datiert und betitelt, verso auf dem Abdeckkarton mit Kreide in Blau signiert „Fidus“ und erneut betitelt. 3.500€

Die Halle der Ergebung ist Teil von Fidus‘ komplexem Plan zum „Tempel der Erde“ von 1901, der die Hinwendung zur Verehrung der Naturwelt und dem menschlichen Geist verkörpert. Unser Aquarell mit dem Motiv aus der Halle der Ergebung entstand bereits 1897 und zeigt Karyatiden, die ein Gesims tragen, das anstelle der

Fassade einer Architektur den Blick frei gibt in eine karge und triste Baumlandschaft bei Dämmerung. Zwischen den Karyatiden sind hockende Figuren platziert, die in verzweifelter Pose das Gesicht in ihren Händen verbergen und auf den Titel „Halle der Ergebung“ hindeuten. Die hell funkelnden Sterne am Himmel erscheinen indessen wie kleine Hoffnungsschimmer in der Landschaft. Provenienz: Kunstsalon Gerstenberger, Chemnitz, Nr. 568 Galerie Commeter, Hamburg, Nr. 100 Albert Rathke‘s Kunstausstellung, Magdeburg, Nr. 18164 Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 38 (verso mit der Ausstellungsnummer) 43


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8535 „Geisterflug“ Bleistift auf leichtem Karton. 1900. 34 x 25 cm. Unten rechts datiert. 900€

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In dem Gedicht „Geisterflug“ von Ludwig Scharf plaudern die Gottheiten Kronos, Jehovah, Astaroth, Athene, Wodan und Lucifer über das Ende der Sonne, die nur noch als glühender Kohlenkloß im Raum schwebt, und der Erde, von der lediglich ein schwarzer Klumpen geblieben ist. Alle sechs Gottheiten zeichnet Fidus im Rahmen um das handgeschriebene Gedicht. Astaroth zeichnet er noch in der weiblichen Erscheinung als Astarte, mit okkultistischen Symbolen, ihr gegenüber steht Athene, zu beider Füßen Wodan und Kronos, Jehovah und Lucifer oben in der Mitte.


8536 „Tinten“ Bleistift auf Velin. Um 1904. 20,8 x 13,2 cm. 600€

Im Jahr 1904 im Zusammenhang mit Fidus‘ Werbe-Illustrationen für die Günther Wagner Künstlerfarbenfabriken (Abb. in: Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus - Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 78f.) entstandene Zeichnung. Fidus‘ Schriftzug „Tinten“ sitzt in einem ornamental-figürlichen Rahmen, der das Oval mit der schönen Schreiberin einfasst.

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8537 „Materialien zur Aquarell- und Ölmalerei und zum Zeichnen“ Bleistift auf Bütten. 1904. 22 x 16 cm. Unten rechts monogrammiert „F“ und datiert, unten links bezeichnet „Anno zum 2jährigen Wirrsal im ‚Kriegsdienste‘“. 750€

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Im Jahr 1904 fertigte Fidus mehrere Werbe-Illustrationen für die Günther Wagner Künstlerfarbenfabriken (Abb. in: Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus - Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 78f.), zu denen sich vorliegende Zeichnung hinzurechnen lässt. Der humorvolle Bezug auf den zweijährigen Kriegsdienst ebenso wie die erheiternde Wirrsal im Atelier, mit umgekippter Staffelei und mit dem auf den Knien am Boden suchenden Künstler stellt die Zeichnung in eine Reihe mit den ebenfalls humorvoll gestalteten übrigen Auftragsarbeiten zu Werbung für Künstlerbedarf. 45


8538 „Durch aller Welt Weiten reichen sich unsere Hände und in unsern Armen soll di(e) Menschheit li(e)gen“ Öl auf Leinwand. 1899/1945. 73 x 88 cm. Unten links mit Pinsel in Hellrot signiert „Fidus“, rechts zweifach datiert und in Titelleiste oben sowie unten betitelt. 6.000€

Mann und Frau schauen sich in die Augen und reichen sich stehend die Hand. Ihre Arme sind ausgestreckt, ein Glanzlicht fällt auf ihren Handschlag. Bereits seit der Antike werden Mann und Frau im Handschlag verbunden gezeigt. In unserem Gemälde stehen sie nackt in der Natur, jeglicher Realität beraubt. Im Hintergrund zeichnet sich ein Wald ab, sie befinden sich indessen auf einer erhöhten Lichtung. Durch den leicht bedeckten Himmel fällt dennoch so viel Sonnenlicht, dass ihre Körper umrisshaft erstrahlt werden. Die Nacktheit des Paares hat keinen sexuellen Hintergrund, sondern einen symbolischen. Gleich einem rituellen Arrangement wird ihre Verbundenheit an einem ahistorischen Naturschauplatz inszeniert. Ihre Bedeutung ist universell und erhebt einen allgemeingültigen Anspruch. Die Komposition scheint Fidus viel bedeutet zu haben, wiederholte er sie doch 1945 in unserem Gemälde. Auf einem Foto (Los 8628) ist zu erkennen, dass es im Hintergrund der Aufbahrung von Fidus‘ Körper im Atelier platziert wurde.

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8539 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-47. Bis 9,8 x 45 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8540 Entwurf für das Grabrelief der Familie Erhardt in Riga Bleistift auf Velin. 1906. 18,3 x 23,5 cm. Verso mit Bleistift unleserlich bezeichnet. 900€

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Fidus selbst war wohl mit der Ausführung des Grabmals der Familie Erhardt in Riga nicht zufrieden. Laut seinen Angaben, die sich verso auf einer alten Fotografie des Grabmals aus seinem Nachlaß finden, war sein architektonischer Entwurf viel strenger. Zudem sollte er eine „selbst ausgemeißelte Relief-Flamme“ haben. Schließlich geht lediglich das Relief samt dessen Ausführung in „grüngrauem Trondhjemer Talgstein“ auf ihn zurück. Verso mit einer kleinen weiteren Bleistiftzeichnung. Beigegeben: Zwei von Fidus signierte Fotografien des Grabmals von Riga, eine mit eigenhändigen Anmerkungen des Künstlers verso.


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8541 „Speisekarte“ Bleistift auf Bütten-Briefbogen. 23 x 14 cm. 600€

Als Illustration für seinen Einbandentwurf einer „Speisekarte des vegetarischen und alkoholfreien Speisehauses von Frau Elsa Rentsch“ zeichnet Fidus ein nacktes Paar im Gras unter einem Apfelbaum kniend, jedoch im Gegensatz zu Adam und Eva schmausen beide miteinander ungestört Äpfel. Elsa Rentsch, eine Konzertsängerin, war die Gemahlin von Fidus‘ Woltersdorfer Nachbarn,

dem Komponisten Arno Rentsch. Ihre Idee eines vegetarischen Speisehauses entspricht ganz den Reformbewegungen der Zeit, die neben der Neubewertung von Körper, Geist und Seele auch die Veränderungen der täglichen Essens- und Lebensgewohnheiten im Sinne vegetarischer Ernährung und einen Verzicht auf Alkohol im Sinn hatten. 49


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8542 „Der befreite Prometheus“ Bleistift auf Velin. 1905. 31,5 x 25 cm. Oben rechts in der Darstellung mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, unten links betitelt, verso mit handschriftlichem Text des Künstlers. 1.200€

Fidus zeigt den Moment, in dem Herakles die Ketten des Prometheus gesprengt hat und dem befreiten Titanen die Hand reicht. Im Jahr 1905 entstand eine später im Fidus-Verlag gedruckte Federzeichnung des Künstlers mit dem Titel „Prometheus“ (vgl. Frecot/ Geist/Kerbs, S. 342, 5.1, 1905/8). Verso auf vorliegendem Blatt notiert Fidus: „‘Der befreite Prometheus‘. Solche historischen Titel (oder sagenhaften) sind ja meist Deckmäntel für eigene Schicksalserlebnisse oder wenigstens Anklänge. Aber selbst wenn solche Gestaltungen bei mir sich einem herbeigeholten alten ‚Gedanken‘ anschmiegten, so ‚dachte‘ ich mir doch

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die Geschehnisse so ‚realistisch‘ erschauend durch, dass eine ungewohnte, derzeit meist ‚lächerliche‘ Psychologie daraus wurde für solche, die schnellfertig in hergebrachten Vorstellungen lebten. So z. B. diese ‚blöde‘ Zerknirschung eines nunmehr ‚befreiten‘ aber abgelösten Titanen, der mit der längst unerwarteten Freiheit nichts mehr anzufangen weiß. (Diefenbach!). Es ist auch ein wenig ‚Kritik des Titanismus in der Künstlerseele‘ dabei - dieselbe Gewissensart bei mir, die solche Gestaltungen, mit denen jeder junge Künstler beginnt - auch ich - zur Reifung oder Abkehr hinausschob. (Aber Wilh. Michel nennt mich trotzdem anti-‘appollinisch“ (sic!)). Ach wenn doch ein mal ein tonangebender Kunstschreiber solche ‚Finessen‘ herausfände und schreiben würde - statt des üblichen Gequassels von ‚valeurs‘ und der selbstbewussten Beziehungsrückschau nach abgekühlten Vorbildern u. ‚Meistern‘ in Schulen! Bei mir jedenfalls stimmt das alles nicht! Fidus Kennen Sie Otto Kofahls Büchlein über bloße ‚3 Rembrandtlandschaften‘? - aber K. ist nicht - Jude, deshalb unbekannt, unmaßgeblich - und mein Freund!“


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8543 „Ganymedes“ Bleistift auf gelblichem Bütten, auf grauen Karton montiert. 1908. 23,6 x 12,9 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, auf dem Untersatzkarton unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“, unten links betitelt, verso nochmals sig­ niert und mit handschriftlichem Text. 900€

Ganymed, der „Schönste aller Sterblichen“, wurde als Hirtenknabe von Zeus in Gestalt eines Adlers auf den Olymp entführt, damit er

Mundschenk für die Götter sei und ewig dort lebe. Fidus zeichnet die ideale Jünglingsgestalt und den Adler in eben diesem Moment und notiert verso: „Dieselben Mächte, die immer nur meine ‚Holdheiten‘ durchließen und damit Geschäfte machten, verläumdeten (sic!) meine germanischen Herbheiten, schon indem sie sie verschwiegen.“ Ganymed gilt auch als Symbol für die Erhebung der menschlichen Seele über das Irdische. Frecot/Geist/Kerbs notieren diese Zeichnung als „2. Fassung“ des Motivs. Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 348, 5.1, 1908/20 51


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8544 „Auf der Veranda“ Bleistift auf Velin, auf grauen Karton montiert. 1906. 18,5 x 16,8 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, verso auf dem Karton betitelt. 800€

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Die junge Frau blickt von der pflanzengeschmückten Veranda nach rechts hinab, das Gesicht ins Profil gedreht. Sie trägt ein Reformkleid, ein von den Schultern her locker herabhängendes Kleid mit sehr weiten Ärmeln. Fidus zeichnet das Gewand etwa zum Höhepunkt der Kleidungsreformbewegung in den Jahren 1900 bis 1905; jedoch erst als Chanel im Jahr 1920 die Hängerkleider entwickelte, erfuhr das Reformkleid eine Verbreitung in der Allgemeinheit. Dichte Komposition, untypisch schattiert mit zahlreichen Parallelschraffuren.


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8545 Zu neuen Gestaden Bleistift auf Velin, auf blaues Untersatzpapier montiert. 1907. 20,8 x 14,2 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, auf dem Untersatzpapier bezeichnet „Heil Anno 1915!“. 600€

Auf dem Bugspriet eines Segelschiffes steht der Jüngling und blickt neuen Ufern entgegen, das Horn in der Hand, die Haare im Fahrtwind wehend. Ornamental gestaltet Fidus die Wellen und verbindet die gebogenen Linien des Tauwerks mit den an Seile erinnernden Rahmenornamenten. 53


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8546 Blaue Lotosblüte (astral-esoterisches Motiv) Farbige Kreiden auf grauem Velin. 1908. 27 x 19 cm. Unten rechts mit Farbstift in Gelb (kaum lesbar) monogrammiert „F.“ und datiert. 750€

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Der ganz eigene Jugendstil seiner Bilder bereichert sich seit Fidus‘ Bekanntschaft mit dem Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden ab 1889 um esoterische Symbole wie Lotosblüten, Eiformen, Kreuze und Sonnenzeichen. Die weit geöffnete Lotosblüte steht hier in esoterisch-kosmischem Zusammenhang: Sie empfängt in ihrem Inneren die weißgelben Strahlen des Sterns direkt über ihr. Immer wieder findet sich das Motiv der blauen Blume in Fidus‘ Schaffen, prominent z. B. in „Traum“ (1904) oder in seinem Titelblatt der Monatsschrift „Theosophische Kultur“ (1909) (Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus - Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, Abb. S. 59 und 124).


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8547 Astral-kosmisches Motiv Farbige Kreide auf schwarzem Karton. Um 1900. 28 x 17,5 cm.

8548 „KARMA“ Farbige Kreide mit Weißhöhung auf schwarzem Karton. Um 1900. 27,1 x 17,5 cm.

750€

Spätestens seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Fotografie war man davon überzeugt, unsichtbare Strahlen und kosmische Gebilde abbilden zu können. Diese Strömungen gipfelten beispielsweise in den Geisterfotografien um 1900. Die bildenden Künstler dieser Zeit, allen voran Hilma af Klint, suchten nach Möglichkeiten, das Unsichtbare, Transzendente und Spirituelle darzustellen, woraus schließlich die abstrakte Kunst geboren wurde. In vorliegender Zeichnung läßt sich erkennen, dass auch Fidus sich mit der Darstellung von unsichtbaren Strahlen um 1900 auseinandersetzte. Er gibt einen kosmischen Lichtstrahl, prismatisch gebrochen in den Farben des Regenbogens, wieder. Links davon schmiegt sich eine weibliche Figur an einen leuchtenden Kreis mit sternenförmigem Gebilde, den sie gleichzeitig hält. Auf der Rückseite unseres Blattes finden sich weitere Skizzen von kosmischen Lichtstrahlen und sternenförmigen Gebilden in schillernden und warmen Farben. Sie unterstreichen das experimentelle Moment dieser Skizze.

750€

Eine weibliche Figur erhebt ihre Arme gen Himmel, um die Ausgießung von Lichtstrahlen und Funken zu empfangen, die sich vom Himmel herabschlängeln. In großen Druckbuchstaben bekrönt das Wort „KARMA“ die Szenerie. Der noch heute gebräuchliche Begriff spielt eine zentrale Rolle in den indischen Religionen und um 1900 vor allem in der Theosophischen Gesellschaft, die sich unter Madame Blavatsky in New York City gründete. Karma beinhaltet den Glauben an ein spirituelles Konzept, nach welchem jede Handlung eine unweigerliche Folge hat und in Verbindung mit der Reinkarnation das Schicksal eines jeden Individuums, auch dessen zukünftiges Leben, besiegelt. Fidus adaptierte theosophische Strömungen und verschmolz sie zu einer eigenen Bildsprache. So ist es bei unserer Farbkreidezeichnung eine für Fidus so charakteristische mädchenhafte, nackte Figur, die sich glück­ selig und ekstatisch den spirituellen Strömungen und somit ihrer Bestimmung öffnet. 55


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8549 Astral-architektonisches Motiv Farbige Kreiden und Bleistift auf strukturiertem Velinkarton, auf bräunlichen Karton montiert. 1915. 25,6 x 16 cm. Oben rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, verso auf dem Unterlagekarton bezeichnet „Karren“. 750€ 56

Das Blatt mit dem kreisrunden Blick in den Sternenhimmel, rechts gerahmt von einer phantastisch ausgeschmückten Bogenarchitektur, bildet möglicherweise den Teil einer größeren Komposition. Die genarbte Oberfläche des Kartons verleiht der Zeichnung eine feinkörnige Struktur im Farbauftrag


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8550 „Luziferischer Wille“ Aquarell auf festem hellbraunen Velin, auf braunes Untersatzpapier montiert. 1914. 24 x 16 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „F.“ und datiert, auf dem Untersatzpapier unten links betitelt. 1.800€

Der luziferische Geist erfüllt sich im theosophischen Sinne nicht mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien, sondern mit seinem eigenen Wesen, indem er sich von ihnen abgrenzt und ihre Substanz in Eigensubstanz umwandelt. Fidus zeichnet den luziferischen

Willen als eine strahlende rötliche Lichtgestalt. Er zeigt, auf welche Weise das Lichtwesen den Menschen erreicht: nicht erdnahe und auch nicht mit einem Gedankenblitz oder mit einem ruhigen Schein des Lichtes, sondern mit unruhigen äußerlichen Flammenzungen ohne innere Auswirkung. Das Blatt zeigt Fidus ganz der Theosophie verbunden und durchaus versiert im Umgang mit dem spirituellen Vokabular, mit aber einer ganz eigenen esoterischen, hochmodernen Bildsprache. Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 180 57


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8551 Exlibrisentwurf Carl Julius Rademann Bleistift auf Velin, auf grünen Karton montiert. 1908. 14,4 x 11 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“ und datiert, auf dem Untersatzkarton nochmals später datiert. 400€

Im ornamentierten Rahmen zeichnet Fidus Mann und Frau, unbekleidet nebeneinander sitzend in inniger Umarmung; im Jahr 1908 durfte die Swastika, unter der sich das Miteinander des Paares abspielt, noch ohne rassistisch-völkische Bezüge lediglich als germanisches Sonnen- und Glückssymbol gelten.

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8552 „Weltmai! für eine sozialist. Mai-Zeitung“ Bleistift auf Briefbogen. 1904. 29,5 x 23,3 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“, datiert und bezeichnet „nicht genehmigt!“, oben mittig (zum Teil unleserlich) betitelt. 600€

Mann und Frau im Maigrün bilden den Rahmen, unten verbunden durch eine Schlange, neben der ein Kind spielt. Fidus‘ Notiz zufolge kam es zu keiner Veröffentlichung der Zeichnung. Unter dem Titel ist der Name „Karl Henckell“ zu entziffern, der ein Gedicht mit dem Titel „Weltmai“ verfasst hatte und für dessen Poesie Fidus immer wieder Illustrationen lieferte. Verso auf einem Briefbogen der Verlagsbuchhandlung Hermann & Friedrich Schaffstein, Köln. Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Beigabe zu Kat.-Nr. 217

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8553 „Weltmai“ Bleistift auf dünnem Velin. 1907. 28,5 x 22,3 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, monogrammiert „F.“ und datiert sowie bezeichnet „dann genehmigt“. 400€

Von Karl Henckell stammte das Gedicht mit dem Titel „Weltmai“, und Fidus fertigte immer wieder Illustrationen zu seinen Dichtungen. Hier, in der genehmigten neuen Version, sind es zwei nackte junge Menschen zwischen rankenden Pflanzen, die den noch leeren Rahmen um das Gedicht zieren; vgl. Frecot/Geist/Kerbs, S. 346, 5.1, 1907/10.

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Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, wohl Kat.-Nr. 217 59


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8554 Dekorativer Entwurf (Fragment) Aquarell auf Velin. Um 1910. 27,2 x 18,3 cm. 500€

Ein männlicher Arm und Rumpf reckten sich von rechts ins Bild, umrahmt von Pflanzen und üppig ausgestalteten Ornamenten.

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8555 „Tempel der Deutschen Art“ Aquarell, Gouache und Feder in Braun auf hellbraunem Monopol-Velin. 1915. 20,3 x 17,7 cm. Unten rechts mit Feder in Braun monogrammiert „F.“, datiert und betitelt. 1.200€

Fidus‘ „Tempel-Kunst“ war bereits 1903 das Thema für öffentliche Lichtbildvorträge, seine Freunde beriefen ihn zum „Tempelkünstler“ und zogen mit ihm an den Walensee bei Zürich, „um einer unver­ standenen, aber vielversprechenden Neureligion Paläste zu bauen“.

(Ute Wermer, in: Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus - Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 47). Obwohl sich die kleine Lebensgemeinschaft bald auflöste, blieb Fidus noch Jahre der Tempelthematik treu. In dieser Komposition von 1915, also mitten im Ersten Weltkrieg entstanden, steht im Zentrum jedoch das Standbild, über­fangen von dunklen Adlerschwingen und nur am Rande umgeben von einem architektonischen Rahmen. „Fidus ist auch in seinen nationalistischen Zeichnungen der Jahre 1915-19 nicht chauvinistischexpansiv, sondern ‚nur‘ rassistisch-narzisstisch, d. h. er versinnbildlicht das deutsch-germanische Volk in idealen Gestalten.“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 285). 61


8556 „Giordano Bruno“ Aquarell und farbige Kreiden sowie Goldbronze über Bleistift auf Velin, auf Karton montiert. 1900. 60 x 50 cm. Unten rechts mit Kreide in Orangerot signiert „Fidus“, unten links datiert, unten mittig betitelt, verso auf dem Karton nochmals signiert, betitelt und mit dem Künstlerstempel Berlin-Woltersdorf sowie mit der Nummer „48“. 7.500€

Ein Bild von geradezu hypnotischer Kraft: Fidus zeichnet sein hochsymbolisches Bildnis im Februar 1900, exakt 300 Jahre nach der Hinrichtung des italienischen Priesters, Dichters, Philosophen und Astronomen Giordano Bruno, der im Jahr 1600 durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und vom Gouverneur von Rom zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Für Bruno stammte die gesamte Natur von der göttlichen Einheit von Materie und Dunkelheit ab. Er verband die These, dass Gott allem innewohne, mit dem Glauben, dass die Realität der Vorstellung entspringe. Bruno postulierte die Unendlichkeit des Weltraums und die ewige Dauer des Universums. Damit stellte er sich der damals herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt entgegen. Viel schwerer wog damals jedoch, dass seine pantheistischen Thesen von einer unendlichen

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materiellen Welt keinen Raum für ein Jenseits ließen, da eine zeitliche Anfangslosigkeit des Universums die Schöpfung und dessen ewiger Bestand das Jüngste Gericht ausschlossen. Um 1900 entstanden in Berlin zahlreiche Vereinigungen von Lebensreformern und Freidenkern, darunter auch einige Giordano-BrunoGemeinschaften. Das Jahr 1900 war das 300. Todesjahr Giordano Brunos. Bruno Wille übersetzte Gedichte Giordano Brunos und schrieb leidenschaftliche Artikel in seiner Zeitschrift „Der Freidenker“. Seine Aktivitäten führten schließlich im Mai 1900 zur Begründung des „Giordano-Bruno-Bundes für einheitliche Weltanschauung“, an der neben Wilhelm Bölsche auch Rudolf Steiner beteiligt war. Hier schlossen sich damals „Monisten“ zusammen, um die Gedanken einer einheitlichen (monistischen) Weltanschauung im Bewußtsein der Menschen zu verankern. Nicht nur Rudolf Steiner hielt dort Vorträge, sondern auch Carl Hauptmann und Fidus. Der Künstler zeichnete später weitere Giordano-Bruno-Bilder, die er zum Teil auch als Postkarte in seinem Verlag veröffentlichte. Unsere Version darf jedoch wohl, angesichts des Entstehungszeitpunktes im Sterbejahr und sogar dem Sterbemonat des Philiosophen, als früheste Version und eines der Hauptwerke des Künstlers gelten. Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 30


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8557 „Begnadung“ Bleistift auf Velin. 1913. 22 x 27,4 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F“, datiert und oben links betitelt, verso nochmals monogrammiert „F“ und bezeichnet „Als Tempelbild in heimlicher Kapelle/ gedacht, in farbigem Erleben“ sowie „für Zukunftsehe?“. 1.500€

Freie Ehe, Naturheilkunde, Vegetarismus - nicht von ungefähr wird in Fidus vor allem in der angelsächsischen Rezeption der 1960er Jahre der Prototyp eines Hippies gesehen. Er lebte mit der sechs Jahre älteren Amalie Reich (1862-1946), die er im Winter 1893 in Potsdam kennengelernt hatte, in einer idealfreien Ehe, in einer gemeinsamen Wohnung in der Schaperstraße in Berlin Wilmers-

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dorf, zusammen. Aus ihrer Verbindung ging eine Tochter hervor. Bereits 1896 lösten sie ihre Verbindung wieder auf. Zur Entstehungszeit der vorliegenden Zeichnung wohnte Fidus mit seiner zweiten Frau Elsa Knorr seit vier Jahren in dem neu errichteten Atelierbau und Wohntrakt in Woltersdorf. Wie anhand der Beschriftung verso zu entnehmen ist, plante er ein Tempelbild in einer heimlichen Kapelle mit unserem Motiv, das für eine enthemmte Beziehung zwischen Frau und Mann zu stehen scheint: Sie sind gegenüber voneinander auf einem Erdhügel kniend dargestellt, heben ihre Arme gen Himmel empor und empfangen die kosmischen Strahlen und Strömungen, die von ihrem gemeinsamen Zentrum einerseits und einer zentralen Lichtquelle unmittelbar über ihnen ausgehen. Zudem plante Fidus wohl auch die Komposition in seinen Band „Zukunftsehe“, der 1925 erschien, aufzunehmen.


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8558 „Zwei Einheit“ Aquarell auf Velin. 1913. 44,5 x 44 cm. Unten rechts mit Pinsel in Hellrot signiert „Fidus“ und datiert sowie links betitelt. 1.500€

Seltener dargestellt wird im Werk von Fidus die sexuelle Freude und Hingabe zwischen Mann und Frau. Wenn es, wie in unserem Aquarell, erfolgt, werden die Grenzen nie überschritten. Die Bilder erscheinen eher keusch, da Fidus das Geschehene ins Überzeitliche hebt. Die Gestalten sind zwar entkleidet, aber die Nacktheit ist von symbolischem Charakter. Mann und Frau stehen vereint in einer mythisch interpretierenden Umrahmung, die, wie häufig anzutreffen, formal eine Herzform aufweist. Diese sexuelle Symbolik nimmt nahezu sakrale Züge an, die ahistorisch und rituell zu verstehen ist. 65


8559 Löwenzahn Aquarell mit Deckweiß auf bräunlichem Velin. 29,5 x 22,5 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „Vorsatz“, unten links „Spiegelbild“. 750€

Als Vorsatzblatt entstandene vegetabile Zeichnung, die sich in der Stilisierung der Pflanze und mit der feinen Ornamentik der fliegenden Löwenzahnsamen deutlich dem Jugendstil verbunden zeigt und zugleich eine ganz besondere Lebendigkeit besitzt.

8560 „Eislauf“ Farbige Kreiden und Bleistift auf Bütten. 1912. 8,5 x 13,5 cm. Unten links mit Kreide in Blau monogrammiert „F.“, datiert und betitelt, verso mit Bleistift signiert „Fidus“, nochmals datiert und betitelt. 500€

Makaberes Blatt: mit absichtlich irreführendem Titel: Nicht der Eislauf ist gezeigt, sondern das schreckliche Ende des Vergnügens. Entweder es ist ein versinkender nackter Arm, der sich hilfesuchend durch das eisig blaue Ufergestrüpp reckt, oder aber ein Wassergeist in Erwartung des nächsten Opfers. 1912 entstand auch Fidus‘ Aquarell „Eisläuferin“.

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8561 „Adler“ Aquarell und Feder in Rötel auf genarbtem festen Velin, auf grauen Karton montiert. 1910. 17,3 x 11 cm. Auf dem Untersatzkarton mit Feder in Schwarz monogrammiert „F.“ und bezeichnet „Zum 12. Aug. 1910“. 1.200€

Ganz im Sinne des Jugendstils verbindet Fidus geschwungene Schrift, die schöne Radfahrerin und den rötlichen Adler mit im Flug ausgebreiteten Schwingen zu einer elegant bewegten Komposition. Eine Umsetzung des Reklameentwurfs konnte nicht belegt werden, Fidus fertigte jedoch nachweislich Reklameentwürfe für die Adlerwerke. 67


8562 „Im Tempel der Ausgießung“ Öl bzw. Tempera auf Hartfaserplatte. 1911/1947. 118,7 x 188,4 cm. Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert „Fidus“ und zweifach datiert, unten links betitelt. 30.000€

Die Idee eines Tempels geht bei Fidus bis in die Lehrjahre an der Lübecker Gewerbeschule zurück. Seine Pläne, einen Tempel zu erbauen, verdichten sich um 1900. Fidus zeichnet mehrere Tempelentwürfe mit unterschiedlichen Themen, meist sind es Mischungen unterschiedlichster Bauformen. 1903 gilt er als „Tempelkünstler“ und widmet sich dem Thema in öffentlichen Lichtbildvorträgen. Fidus war nicht der einzige, der in dieser Zeit von einem Tempel träumte. Bereits sein Lehrer Diefenbach schmiedete während seiner glücklichsten Zeit in Ägypten 1895-96 Pläne zur Realisierung eines gewaltigen Tempels am Rande der Wüste in Form einer Sphinx. Die erst kürzlich wiederentdeckte schwedische Künstlerin Hilma af Klint erhielt 1904 als Medium einen umfassenden Auftrag Tempelbilder zu malen, für einen Tempel, der nie realisiert wurde. Einzig Rudolph Steiners legendäres erstes Goetheanum wurde in den Jahren 1910-13 in Dornach bei Basel erbaut. Fidus sah sich in Konkurrenz mit ihm, war er 1903/1904 ebenfalls in die Schweiz (Walensee) gezogen, um einen Palast zu bauen, was aber an den hierfür nicht aufzutreibenden finanziellen Mitteln sowie unglücklichen Verläufen scheiterte.

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Unter den Tempelanlagen verstand man zu der Zeit demokratisierte und säkularisierte Formen, die als Konzert-, Tanz- oder Theater­ saal dienten. In einem seiner Aufsätze schrieb Fidus: „Unsere kommenden Tempel werden wundersame Darstellungen einheitlicher Gefühlserlebnisse sein.“ (zit. nach Frecot/Geist/Kerbs, S. 244). Unser monumentales Gemälde mit dem Titel „Tempel der Ausgießung“ stellt ein solches Erlebnis dar. Es wiederholt nahezu vollständig eine bereits 1911 ausgeführte Version. Sie diente, wie der damaligen Bezeichnung zu entnehmen ist, als Entwurf für eine Altarwand. Sie zeigt eine Art zeremoniellen Tanz von mehreren, mit übersinnlichen Kräften ausgestatteten Menschen, die durch Luftschwingungen rhythmisch miteinander verbunden sind. Zentral und fast in ekstatischer Verzückung empfängt eine frontal stehende Figur die „Ausgießung“ von Strahlen, die von oben herabfließen und gleichzeitig, einer Schnittstelle gleich, empfängt die Figur die Luft der Erde, die von unten aufwärts strömt. Die dargestellten Menschenfiguren erinnern augenfällig an Fidus‘ Aquarell „Lufträger“ (Los 8567). Auf dem Altarbild sind sie ebenso erfüllt von übersinnlichen Schwingungen, die sie in Verbindung zum kosmischen Ganzen setzen. Fidus macht diesen Vorgang auf dem Altarbild auf monumentale Art sichtbar und feiert den Reigen der spirituellen Priester in aufwendiger, geradezu pompöser ornamentaler Rahmung. Literatur: vgl. Frecot/Geist/Kerbs: S. 354, 5.1, 1911/11


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8563 „Astralpsychologische Versuchsstation“ Aquarell auf hellbraunem Velin. 1907. 19,5 x 29,2 cm. Oben mittig mit Bleistift signiert „Fidus“ und datiert, oben links betitelt. 2.400€ Der Künstler auf spiritueller Entdeckungsreise. Allein der Titel der Zeichnung lässt keinen Zweifel an Fidus‘ festem Entschluss, hier seine gewohnten künstlerischen Wege zu verlassen. Sein Atelier ist zur Versuchsstation geworden, sein Ansatz vielmehr „astralpsychologisch“ als künstlerisch. Und doch sind es seine ausgeprägten,

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souverän einsetzbaren bildnerischen Mittel und Fähigkeiten, die es Fidus ermöglichen, das geistig Geschaute oder seelisch Erlebte zu Papier zu bringen. Formen und Farben aus einer übersinnlichen Welt schweben in einer bezaubernden Beweglichkeit umeinander, Gebilde von kosmischer Metaphorik scheinen sich zu vereinen und voneinander zu trennen. Die Beschäftigung mit einer vierten Dimension bringt den Künstler zu einer räumlichen Ambivalenz, die Transparenz und die Beweglichkeit der geistigen Sphären durchdringen seine Komposition. Fidus‘ spirituelle Entwicklung, getragen von theosophischer Vorbildung und gewachsen im Kontakt mit verschiedenen spirituellen Strömungen seiner Zeit, führt ihn hier zu einem rein abstrakten, höchst modernen Werk.


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8564 „Eros“ Aquarell, über Bleistift, auf dünnem Velin, aufgezogen auf ornamental aquarellierter Malpappe. Um 1900-1910. 16,5 x 22,8 cm. Unten rechts auf der Malpappe mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“ und betitelt. 2.200€ In Fidus‘ Werk findet sich die gesamte bürgerliche Sexualproblematik wieder, wobei das Erschrecken vor der Sexualität viel häufiger dargestellt ist als die Freude und Hingabe. In unserem Aquarell geht es um Eros, das starke Verlangen und Begehren wird weib­-

lich dargestellt. Das Haar gleicht einem roten Flammenmeer, die weit geöffneten Augen blicken ins Leere. Von dem frontal dargestellten Gesicht laufen seitlich entlang des Kinns und der Wangen Strahlenbögen zu den Seiten aus. Eros wird von vier kleinen Sonnen in den Ecken der ornamentalen Rahmung umgeben. Gleich einem Medusenhaupt, einem magischen Schreckbild, spiegelt Eros die für die Jahrhundertwende charakteristische, sexuelle Angst des Mannes vor der Verführung und Lust der Frau wider. Andererseits geht von Eros - so schreibt es Mme Blavatsky in ihrer Geheimlehre - der Wille von Genius aus; die Kraft, die große Werke hervorbringt in Musik, Literatur oder Malerei. 71


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8565 Fidus, ins Licht blickend Silbergelatinefotografie auf Fotopapier, auf beigen Karton montiert. 22 x 16,5 cm. Unten rechts mit dem Fotografen-Blindstempel „Betty Siebauer“, verso auf dem Karton mit dem Fotografenstempel. 240€

Mit hellen Augen und stiller, gelöster Miene, den Kopf leicht erhoben, blickt der Künstler empor, hin zum Licht – ein programmatischer Ausdruck für den Lichtsucher Fidus. Großformatige Fotografie von Betty Siebauer, Berlin-Charlottenburg, Waitzstraße 9.

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fotografien

8566 Portrait Fidus, nachdenklich Silbergelatinefotografie auf Fotopapier, auf grauen Karton montiert. 21,7 x 16,3 cm. Unten rechts mit dem Fotografen-Blindstempel „Betty Siebauer“. 240€

Großformatige Fotografie von Betty Siebauer, Berlin-Charlottenburg. Nach links gewandt sitzt der Künstler mit übereinandergeschlagenen Beinen, ganz wie der „Denker“ von Auguste Rodin in seiner berühmten Pose das Kinn in die rechte Hand gestützt, ein Mann, „dessen grübelnder Blick indessen schon die höherfliegenden Tempelträume verrät“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 215). Beigegeben: Eine Reproduktion dieser Portraitfotografie von Fidus aus dem Widar-Verlag, Rostock. 73


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8567 „Luftträger“ Gouache auf Bütten, auf braunen Karton montiert. 1914. 17 x 15,5 cm. Auf dem Karton unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F“ und datiert, unten links betitelt, verso mit Feder in Schwarz bezeichnet und signiert „Fidus“. 3.500€ Der früh schon von der Theosophie beeinflusste Fidus schreibt verso zur Entstehung der Zeichnung: „Mit Ätheraugen (Röntgenschwingungen) gesehen 1914. Daraus entstand der Reigen als Skizze: ‚Die Spanner des blauen Bogens‘ (die Erahner des Luftman-

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tels der Erde), die aber liebesschön waren, keine Knochendurchsicht.“ Den Ätherleib, in der spirituellen Auffassung das unterste übersinnliche Wesensglied des Menschen, zeigt Fidus in seiner Gestalt von den kosmischen Rhythmen bestimmt. Was hier Fidus in seiner imaginativen Anschauung, also mit seinen „Ätheraugen“ sieht, sind Formen, die besonders im Kopfbereich über den physischen Leib hinausragen und in vom gesamten Körper ausgehenden rhythmischen Schwingungen eine Verbindung mit dem kosmischen Ganzen halten. Er sieht also in seiner Imagination durch die physische Erscheinung hindurch und über sie hinaus - und genau dieses Empfundene oder Geschaute zeichnet er: eine überaus moderne Auffassung.


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8568 „Im Gespensterlande“ Bleistift auf Velin. 1907. 23 x 29 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“, datiert, mit der Ortsangabe „Zürich“ und unten links betitelt, verso signiert „Fidus“, bezeichnet „unverkäuflich“ und „Ein reiferes Mädchengesicht - - im Vorbeigehen in Zürich / regte mich zu dieser ‚Psychologie‘ an“. 900€

Zutraulich und gelöst kniet der Mädchenakt mit dem „etwas reiferen“ Gesicht zwischen gespenstisch-tierischen, schlafenden oder ruhenden Kreaturen, umgeben von einem gezeichneten ornamentalen Rahmen. Allein ihre weit aufgerissenen Augen in dem akzentuiert gezeichneten Gesicht und der nach rechts aus dem Bild heraus gerichtete Blick lassen erahnen, dass das wahrhaft Gespenstische für uns gar nicht sichtbar ist.

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8569 Die schaumgeborene Venus Bleistift auf Briefbogen. 1911. 28 x 22 cm. Oben rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, oben links datiert „Juni 1911“ und bezeichnet „Widmungsblatt für Gg. Hirth (farbig)“, verso zweifach bezeichnet „Alwine v. Keller“. 900€

Kompositorisch an Botticellis Darstellung der „Geburt der Venus“ angelehnt, zeigt Fidus die Landung der Venus am Strand von Zypern nicht begleitet von den anmutigen Gestalten günstiger Winde, sondern umgeben von vier koboldhaften Wesen. Die Zeichnung befindet sich auf der Rückseite eines gedruckten Briefes der Zeitschrift „Die Jugend“ vom 22.3.1911 mit der Bitte an alle beteiligten Künstler um Zeichnungen für eine Mappe, gedacht als Geschenk für den Herausgeber Georg Hirth zu seinem 70. Geburtstag. Die auf der Rückseite genannte Alwine von Keller war ein Jahr darauf, 1912, an der Gründung des St. Georgs-Bundes um Fidus beteiligt, zusammen mit Gertrud Prellwitz, Jakob Feldner und Franz Bernoully. Dieser Zusammenschluss vertrieb Reproduktionen der Werke von Fidus sowie Schriften der Mitglieder.

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8570 Gudrun Bleistift auf Skizzenpapier, auf rotbraunen Karton montiert. 1908. 7,5 x 7,8 cm. Oben links monogrammiert „F.“ und datiert. 300€

Eine große Liebe war für Fidus die Comtesse Gudrun von Schwerin, die er während seines Münchner Studiums kennengelernt hatte. Vergeblich war sein Werben um ihre Hand; sie heiratete den Gelehrten Baron Jakob von Uexküll, blieb aber dem Fidushaus ihr Leben lang freundschaftlich verbunden. Bereits in den 1890er Jahren zeichnete Fidus Porträts der jungen Adeligen (vgl. Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, Abb. S. 35). Zehn Jahre später modelliert er noch einmal mit feinen Schraffuren und klarem Ausdruck das markante Gesicht. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Fidus, „Elsbeth Lehmann-Hohenberg, verh. Wagner“, 1916.

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Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Kat.-Nr. 319 77


8571 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 11 x 28 cm. 1 Blatt verso mit Feder in Blau bezeichnet „Fidus“, alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8572 Ornamentbänder 4 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 5,5 x 35,5 cm. 1 Blatt verso mit Feder in Schwarz bezeichnet „Fidus“, alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 8571

600€

8573 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 7 x 28 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8574 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 5,5 x 32 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€ 8572 78


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8575 „Violäne“ Bleistift auf Velin. 1914. 19,5 x 24 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, unten rechts betitelt. 1.200€

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Liebevoll neigt der kniende Mann seinen Oberkörper, das Gesicht und die Hand der neben ihm liegenden nackten Frau zu. Lilien und gewundene Lianen umgeben die Figuren, und Drachen umspielen die Bogenform, die das Paar umfasst. Paul Claudels Stück „L‘Annonce faite à Marie“, erschienen 1912, also kurz vor Fidus‘ Zeichnung, erzählt die Geschichte einer Frau, Violaine, die aus Mitleid einen Aussätzigen küsst, um ihn zu heilen und selbst Lepra bekommt. Sie erweckt auch das Kind ihrer Schwester wieder zum Leben und stirbt dann selbst.


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8576 „Märkischer Abend“ Aquarell auf Aquarellpapier, auf braunen Untersatzkarton montiert. 1913. 29,6 x 43 cm. Unten links mit Pinsel in Blau monogrammiert „F“ und datiert sowie auf dem Untersatzkarton unten rechts mit Feder in Braun signiert „Fidus“ und links betitelt. 2.400€

Unsere stimmungsvolle Novemberlandschaft stellt Fidus‘ Talent als Landschafter unter Beweis. Dem Genre wandte er sich häufig zu, so entstanden beispielsweise auf seinen Reisen nach Norwegen in den 1890er Jahren und während seines Aufenthaltes in Zürich 1904 zahlreiche Landschaftsaufnahmen als Aquarelle und Arbei-

ten in Öl. Ab 1909 in Woltersdorf bei Erkner sesshaft, führten ihn seine Wanderungen, wie unser Werk zeigt, auch nach Brandenburg in die Märkische Schweiz. Fidus hatte eine Affinität für winterliche und abendliche Motive, was sich anhand der Titel der ausgestellten Werke seiner ersten Gesamtausstellung 1928 deutlich ablesen lässt. In unserer Arbeit gruppiert er kahle Birkengruppen atmosphärisch vor einem abendlichen Sonnenuntergang. Provenienz: Familienbesitz Werner Sachsze (verso auf dem Untersatzkarton eigenhändig von Fidus bezeichnet und erneut signiert) Ausstellung: Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus, Berlin und Hamburg 1928, Nr. 425 81


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8577 „Der König“ Bleistift auf feinem Velin, auf graugrünen Untersatzkarton montiert. 1920. 21,5 x 14,5 cm. Unten links mit Bleistift datiert „Ostermond 1920“, rechts betitelt und auf dem Untersatzkarton unten rechts sig­ niert „Fidus“ und gewidmet „Meinem Arno zum 9.I. 28“. 750€

Unsere mit Bleistift ausgeführte Komposition ist identisch mit der von Fidus in Feder und im selben Jahr gezeichneten Arbeit, die allerdings den Titel „Fridericus Rex“ trägt (siehe Frecot/Geist/

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Kerbs, S. 368, 5.1, 19203). Unser mit „Ostermond 1920“ datiertes Porträt von Friedrich I. widmete Fidus wenig später dem Komponisten Arno Rentsch (1870-1942). Er zählte zu Fidus‘ engem Freundeskreis. Rentschs kleines Fachwerkhaus „Villa Friedewalde“ grenzte direkt an Fidus‘ Wohnsitz in Woltersdorf, wo letzterer seit 1909 mit seiner Familie residierte. Im Jahr 1925 widmete Rentsch dem Werk seines Freundes eine zweite, umfassende Monographie, die bis heute für die Rezeption des Künstlers bedeutend ist. Die Illustrationsskizze mit dem Titel „Der König“ empfand Fidus als gebührendes Geschenk für seinen Freund. Beigegeben: Ein signierter Farbholzschnitt von Carl Alexander Brendel mit Widmung an Arno Rentsch (1931).


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8578 „Die beiden Soltau“ Aquarell und Feder in Schwarz auf festem Velin. 1910. 11 x 24,7 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“, datiert und gewidmet „Arno zum Geburtstage“. 1.200€

Sorgsam zeichnet und aquarelliert Fidus diese hochsymbolische und kaum deutbare Darstellung: Das Haupt eines Mannes, blicklos, vom Körper getrennt, ruht auf einer eingerollten Schlange über dem titeltragenden Podest und wird auf beiden Seiten flankiert von zwei ihrem Ausdruck nach verzweifelten Gestalten, die zwischen herabhängenden Eisenketten sitzen. Arno Rentsch, dem Fidus die Zeichnung widmet, war sein Freund und Woltersdorfer Nachbar. 83


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8579 „Warnender Michael“ Feder in Schwarz auf Velin, auf grauen Karton montiert. 1915. 24,5 x 17,5 cm. Unten links mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“, auf dem Karton unten rechts datiert und bezeichnet „Buch Michael“, unten links betitelt „Warnender Michael“. 1.800€

Die Gestalt des Erzengels Michael steht zentral mit erhobenen Händen in der nahezu achsensymmetrischen Komposition, aufge-

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laden mit Symbolen wie Swastika und Hexagramm. Der Engel, hier mit Gefolgschaft im gezeichneten, reich ornamentierten Rahmen, „tritt erst zu dem Zeitpunkt auf, da Fidus - nunmehr bereits Haus­ eigentümer - das Vaterland als angegriffen und gefährdet erlebt. Der Wächter des Himmels wird mit dem ‚deutschen Michel‘ zum nationalen Kriegsengel verschmolzen: gleichsam eine männliche Germania. Diese Michaels-Gestalt tritt zum ersten Mal 1915/16 auf“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 283 und S. 360, 5.1, 1915/1). Die Zeichnung diente als Illustration zu Hermann Reich, „Das Buch Michael“, erschienen in der Weidmann‘schen Buchhandlung, Berlin 1916, und nochmals als Zinkdruckpostkarte in Fidus‘ Verlag des St.-GeorgsBundes, Woltersdorf 1927.


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8580 „Der Traum des Fidealisten“ Feder in Schwarz auf Velin. 1927. 22,8 x 14,8 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, in der Darstellung unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „F“ und datiert. 900€

Mann und Frau im großen Befreiungsschlag: Mit Hammer und Meißel in den ausgestreckten Händen steht er, grimmig blickend, kraftvoll wie ein Titan und in äußerster Anspannung, neben ihm die Frau in einer Aufwärtsbewegung, Gesicht und Arme gen Himmel gestreckt. Um sie herum fliegen Knochen und ein auskippender (Nacht-?)Topf durch die Luft. Die kleinbürgerlichen Zuschauer im Hintergrund wenden sich angewidert ab, im Vordergrund werfen mechanische Gelenkpuppen mit Steinen. Möglicherweise entstand das Blatt im Zusammenhang mit der Schrift „Stoßseufzer eines Idealisten“ (2 Seiten, unveröffentlicht, Frecot/Geist/Kerbs, S. 382, 5.3, 1927/3), die Fidus in demselben Jahr verfasste. 85


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8581 „Die Freude“ Feder in Schwarz auf Velinkarton. 1923. 30 x 20 cm. In der Darstellung unten mittig mit Feder in Schwarz monogrammiert „F“, unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“ sowie datiert „Brachet 1923“, betitelt und bezeichnet „Jahrg. I Heft 1“, verso nochmals signiert, monogrammiert, gestempelt und bezeichnet. 750€ Rosenranken umgeben die tanzende Frauengestalt und Fidus‘ Titelbeschriftung für die ganz neu erscheinende Zeitschrift, wurden jedoch bei der Verwendung im Druck weggelassen. Mit dem

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alten deutschen Monatsnamen „Brachet“ für Juni bezeichnet Fidus seinen Entwurf für das erste Heft von „Die Freude“, Monatshefte für deutsche Innerlichkeit, herausgegeben von Magnus Weidemann, Dresden. Dass Fidus die Zeichnung für eine weitere gedruckte Verwendung vorgesehen hatte, erweist sich in den Zeilen verso: „Leihweise. Die seit Jahren eingegangene ‚Freude‘ brachte dies Titelblatt ohne den Rosenrand umd somit nicht ganz stilgerecht. Mit dem Rosenrande würde die Bringung also sogar ‚echter‘ und erstmalig sein! Aber das Nichmehrbestehen der ‚Freude‘ müsste erwähnt werden.“ Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 372, 5.2, 1923/1


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8582 „Im Tanzhause“ Aquarell und Gouache über Bleistift auf grünlichem Velin, auf braunes Untersatzpapier aufgelegt. 1914. 26,5 x 29,5 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Fidus“ und datiert, auf dem Untersatzpapier unten rechts mit Feder in Schwarz nochmals signiert und datiert, unten links betitelt. 1.800€

Wie ein himmlischer Raum erscheint der Tanzsaal mit seinem hellblau leuchtenden Boden und dem Licht, das von oben durch die ornamental ausgeschmückte Kuppel auf die unbekleideten Menschen fällt. Ganz im Sinne der Freikörperkultur haben sich nackte Tänzer und Tänzerinnen in der himmlischen Tempelhalle versammelt und umgeben sitzend, liegend, am Boden kauernd oder stehend die Schleiertänzerin in ihrer Mitte. Die Anhänger der Freikörperoder auch Nacktkultur formen die bedeutendste lebensreformeri­-

sche Bewegung, deren ebenso heilsame wie auch ästhetisch anregende Wirkung Fidus schon bei Diefenbach kennengelernt hatte. Von einer feinen Religiosität und zugleich einer ebenso feinen Erotik erscheint die Tanzszene aufgeladen, in erster Linie aber steht die Konzentration auf den Ausdruck der Tänzerin. Die Protagonistinnen des neuen Ausdruckstanzes, Mary Wigman, Loie Fuller, Isadora Duncan, Ruth St. Denis, Gret Palucca u. a. entwickelten verschiedenste Ausprägungen des modernen Tanzes. Das sittliche Ziel der Freikörperbewegung war der Kampf gegen die bürgerliche Doppelmoral und Prüderie, und der moderne Tanz feierte die Freiheit des entblößten Körpers und seine naturhafte Gesundheit, die mit ihren unvertrauten tänzerischen Bewegungen zur Entwicklung neuer Wahrnehmungsmuster sowie zur Öffnung der Gesellschaft beitrugen. Da die Lebensreform zugleich auch immer der Selbstreform dienen sollte, zeichnet Fidus mit seinem „Tanzhause“ ein Bild sowohl äußerer als auch innerer Freiheit. 87


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8583 Illustrationsentwurf für „Angewandte Kunst“ Bleistift auf Velin, auf Karton montiert. 1922. 9,8 x 15,5 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert, auf dem Untersatzkarton unten rechts signiert „Fidus“ und unten links bezeichnet „für den 12.VII.27 ‚angewandte Kunst‘“. 600€

Mann und Frau in idyllischer Nacktheit, im Zentrum der Komposition die vereinten Hände, im Hintergrund weitere unbekleidete Paare.

8584 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 6 x 31 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8585 Kämpfers Aufbruch Bleistift auf Velin. 1920/28. 23 x 14,5 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“, unten links monogrammiert „F.“, datiert und bezeichnet „für Kunst & Leben 1921 versendet / Oster 1920“ sowie gewidmet, dort nochmals datiert. 800€

Entwurfszeichnung auf der Rückseite eines typographisch bedruckten Blattes, die Vorzeichnung für das Motiv „Kämpfers Aufbruch“ (Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, Abb. S. 92; bei Frecot/Geist/Kerbs, S. 384, 1928/6 abweichend betitelt „Kämpfers Abschied“), gegenüber der gedruckten Fassung deutlich skizzenhafter, mit locker geschwungener Linienführung und einem feinsinnigen Ausdruck in den Gesichtern beider Figuren. Beigegeben: Die gedruckte Fassung des Motivs, signiert und betitelt. 89


8586 „Robert Kothe und das deutsche Volkslied“ Bleistift auf Briefbogenfragment. 1917. 20 x 14 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“ und gewidmet. 600€

Im Ährenmedaillon kniet eine junge unbekleidete Frau mit wehendem Haar, die Titelschrift und eine rahmende Girlande ebenfalls von Fidus; Einbandentwurf für das Buch von Fritz Jöde, erschienen beim Heinrichshofen-Verlag in Magdeburg, 1917. Beigegeben: Abdruck der Originalbroschur und ein Doppelblatt mit Buchschmuck von Fidus. Literatur: Frecot/Geist/Kerbs, S. 362, 5.2, 1917/2

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8587 „Was liegt daran!“ Bleistift auf Velin. 1916. 32,2 x 24,8 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „F.“ und datiert. 600€

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Die Gräuel des Ersten Weltkrieges schildert Fidus hier drastisch. Das vaterlandstreue Gedicht „Was liegt daran!“, erschienen in der Sammlung „Meine Seele klingt“, Nachgelassene Gedichte aus dem Kriege, Hrsg. Franz Stuhlmann, in Berlin bei Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), 1918, stammt von Richard Kandt (Richard Kantorowicz), der als Psychiater in Bayreuth und München tätig war, zwischen 1897 und 1907 den Nordwesten von Deutsch-Ostafrika erforschte und 1908 Resident des Gouvernements Ruanda wurde, wo er Kigali gründete. Emil Kaselitz vertonte das Gedicht für eine Singstimme und Klavier; die Ausgabe erschien im Lieder Verlag Werner Bartels, Braunschweig und Leipzig.


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8588 „Illustrierte Zeitung, Vierhundert Jahre Refor­ mation“ Bleistift auf Velin, auf graues Untersatzpapier montiert. 1917. 23 x 16 cm. Auf dem Untersatzpapier unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Fidus“, datiert und unten links bezeichnet „Bestellter, aber abgelehnter Umschlagtitel“. 600€

Der abgelehnte Entwurf für die „Berliner Illustrierte Zeitung“, erschienen im Verlag J. J. Weber, Leipzig, zeigt den Blick durch ein Kirchenfenster, flankiert von zwei nackten Männergestalten und integriert die spitz-kantige Schrift schön in die Architektur. 91


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fotografien 8589 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1946. Bis 8 x 31,8 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8590 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 8,5 x 32 cm. 1 Blatt mit Feder in Blau bezeichnet „Fidus“, alle verso (von fremder Hand?) datiert. 500€

8591 Fidus im Profil nach links Silbergelatinefotografie auf Fotopapier, auf Karton montiert. 22 x 16 cm. Unten rechts mit dem Fotografen-Blindstempel „Betty Siebauer“. 240€

Wohl in den Zwanziger Jahren entstand die großformatige Fotografie des Künstlers von Betty Siebauer, Berlin-Charlottenburg, Waitzstraße 9. Kaum jemals zeigen Fotografien den Künstler im hochgeschlossenen Hemd mit Krawatte; lediglich auf dem Hochzeitsfoto mit seiner zweiten Frau Elsbet vom Oktober 1922 (Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 12, Abb. 13) erscheint er ebenso gekleidet, mit weißem Hemd und der dunklen Krawatte. Möglicherweise entstand die seltene kleine Fotoserie von Betty Siebauer zu dieser Gelegenheit. 93


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8592 Die fordernde Schwester (2. Studie) Bleistift auf Velin, auf blaugrauen Untersatzkarton montiert. 1936. 19 x 12,5 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Fidus“ sowie datiert, links bezeichnet, auf dem Untersatzkarton unten links bezeichnet „2. Studie“. 900€

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Bei unserer Zeichnung handelt es sich um eine zweite Studie für das im selben Jahr, 1936, von Fidus angefertigte Gemälde „Die fordernde Schwester“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 394, 5.1, 1936/1, Abb. S. 437). Unsere Studie kommt der Ausführung recht nahe. Mit einem Diadem im Haar schaut die weibliche Figur den Betrachter über die Schulter streng an. Im Hintergrund lässt sich ein kleiner Tempelbau erahnen, der sich am Ende einer langen Birkenallee befindet. Das vollendete Gemälde wurde vermutlich als Tempelbild konzipiert für einen kleinen Kuppelbau, den Fidus am Waldrand in Woltersdorf, am Ende der Birkenallee, errichten wollte. Verso frankierter Brief mit der Anschrift „Herrn/ Kunstmaler Fidus/ Woltersdorf b/Berlin-Erkner/ Wohnort Schönblick-Ost“.


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8593 „Die drachenbewachte Schläferin“ Aquarell über Bleistift auf hellblauem Velin. 1937. 26 x 37,4 cm. Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert „Fidus“, unten links datiert „Ernting“ , im unteren Schriftrand betitelt. 2.200€

Fidus schafft eine Szene wie aus einer Fabelwelt: Aus der ornamentalen Gestaltung der Umrahmung wachsen zwei Drachenfiguren kunstvoll zu beiden Seiten hervor, die mit ihren geöffneten Mäulern und ausgefahrenen Krallen in ihrer Mitte eine Schläferin bewachen. Sanft ruht das feenhafte, elfenbeinfarbene Wesen auf seinem Bett, die langen weißblonden Haare umgeben das Haupt schmeichelnd. Das Jahr 1937, als unsere Zeichnung entstand, war ein schweres Jahr für Fidus. Sein Beitrag zur „Ersten Großen Deutschen Kunst-Ausstellung“ in München wurde abgelehnt und ihm postwendend zurückgesandt. In ihm, dem „Sonderling“, wird ein „Opfer der Okkultbeeinflussung“ gesehen, der auch seine Kunst unterlag (siehe W. de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 90). 95


8594 Tempeltanz der Seele 1 Textblatt und 6 Farblithographien auf Velin. Lose in illustiertem. Orig.-Kartonumschlag. 1924. 28 x 20 cm. Eine Lithographie sowie auf dem Umschlag (später) signiert „Fidus“, datiert und auf dem Umschlag zudem gewidmet. 500€

Erschienen in Fidus‘ Verlag des St. Georgs-Bundes, Woltersdorf, Blatt 1 hier doppelt vorhanden und signiert. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.

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8595 Bade in Luft Licht & Sonne Plakat. Lithographie auf Werkdruckpapier. Um 1900. 71,5 x 47,7 cm. 300€

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Ein hinreißendes Dokument der Freikörperkultur, ein Stück Berliner Geschichte und künstlerisch eine Vorform des berühmten „Lichtgebetes“ zeigt Fidus‘ Reklameplakat für das Licht-Luft-Sportbad für Herren in der Rad-Rennbahn Kurfürstendamm, wo neben einem Restaurant mit Fernsprecher auch Gymnastik, Lawn-Tennis, Sandbad, Brause und Massage angeboten wurde. Der Sportpark am Berliner Kurfürstendamm bestand nur von 1897 bis 1903 und umfasste eine Radrennbahn sowie mit dem Athletik-Sportplatz den ersten abgeschlossenen Fußballplatz im Raum Berlin (auf diesem Platz fand 1899 das erste Fußball-Länderspiel in Deutschland statt). Selten. Restaurierungsbedürftig. Beigegeben: Fünf Kleinschriften bzw. Flugblätter zur Lebensreform, dabei u. a. „Urteile von Aerzten, Künstlern und ehemaligen Schülerinnen, Bildungsanstalt für hygienisch-ästhetische Gymnastik“ von Dorothea Schmidt, Charlottenburg-Berlin (Umschlagillustration von Fidus) und drei Kleinplakate für „Eva im Paradies, Weibliche Freilicht-Akte“.


8596 Tempeltanz der Seele 1 Textblatt und 5 Farblithographien auf Velin. Lose in illustriertem Orig.-Kartonumschlag. 1924. 28 x 20 cm. 400€

Der Walzer „An der schönen blauen Donau“ inspirierte Fidus bereits 1894 zu den Entwürfen zum Tempeltanz. Seinen fünfteiligen Gemäldezyklus „Tempeltanz der Seele“, heute im Besitz der Berlinischen Galerie, schuf Fidus 1910 im Auftrag des Münchner Kaufmanns Richard Neuhäuser, die Mappenedition der Lithographien konnte erst später in Fidus‘ Verlag des St. Georgs-Bundes, Woltersdorf, erscheinen. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.

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8597 Exlibris 7 druckgraphische Exlibris. Bis 14,5 x 10,5 cm. 1 Blatt signiert „Fidus“ 2 Blatt monogrammiert „F.“, teils gewidmet. 180€

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Dabei Exlibris für Adolf Conrad, Elisabeth Dieffenbach, Roderich Baron Engelhardt, Harry F. Erhardt, Hans Graatz, Friedrich und Lisa Loofs und Carl Sager. 97


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8598 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 5 x 35,2 cm. 1 Blatt verso mit Feder in Schwarz bezeichnet „Fidus“, alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

8599 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1946. Bis 6,3 x 41 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

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8600 Fidus im Werkraume Silbergelatinefotografie auf Carte postale. 1920/48. 13,5 x 8,8 cm. Verso später signiert „Fidus“, datiert und mit handschriftlichem Text. 180€

Foto von Reinhold Epp, Berlin, herausgegeben vom Fidus-Verlag, Woltersdorf. Fidus schreibt darauf verso: „‘Der Künstler bei den Akten - doch leider selten gemalten!‘ Rechts die ‚Frühmesse‘ um deren Urbild in Weimar mit anderen aus noch größerm testamentarischen Rückerhalt ich noch mich abmühe und sorge. Oben die Galerie vor der die große ‚Ausgießung‘ aufragte“. Beigegeben: Zwei Portraitfotografien von Fidus.

8601 Sammelmappen 5 Mappen. Geprägtes Leder (1) bzw. Lederimitat / geprägter Karton (3). Ca. 40 x 32 cm. 120€

Leere Mappen aus dem Besitz von Fidus (oder Wieben?), mit unterschiedlicher Ornamentik geprägt, eine mit leerem Notizblock.

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8602 Jahreszeiten 4 Hinterglasdrucke (Tallimit-Bilder), mit Silberbeschichtung hinterfangen. Um 1891-1913. Je ca. 9,8 x 21 cm. 500€

Die Motive „Frühlingslust“, „Sommerwonne“, „Herbstliche Last“ und Winterfreude“ schuf Fidus zwischen 1891 und 1913, gab die entsprechenden Hinterglasbilder in seinem eigenen Verlag jedoch wohl erst später heraus. Ausgezeichnete Drucke.

8603 Lebenszeichen 12 Federzeichnungen. 3 Bl. Titel, Einführung und Inhaltsverzeichnis sowie 12 Tafeln. Lose in illustriertem Orig.Umschlag. 1908/22. 22 x 30,5 cm. 180€

Die komplette Mappe; eine erste Auflage erschien im Verlag von Fritz Heyder, Berlin-Zehlendorf, 1908. Beigegeben: Ein Verlagsprospekt zur Mappe „Lebenszeichen“ des Verlages Fritz Heyder, mit einem Text von Gertrud Prellwitz, sowie von Fidus die ebenfalls kompletten Mappen „Aus der Germanenbibel“ und „Fidus-Serie, Zwölf Illustrationen“, Günther Wagner Künstlerfarbenfabriken, Hannover und Wien, 1904. Literatur: Frecot/Geist/Kerbs S. 347, 5.6, 1908/1

8604 Autographen: Gemischtes 11 handschriftliche Postkarten. 1907-60. Bis 14,5 x 10,5 cm. 3 Karten signiert „Fidus“. 180€

Dabei fünf handschriftliche Karten von Fidus an verschiedene Adressaten.

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8605 Dokumentation: Über Fidus, Leben und Werk Kleinschriften. Ca. 11 Bl. bzw. Hefte, teils illustriert. Um 1902-1918. Bis 32 x 24,5 cm. 180€

Dabei: Fidus, „Zum 60. Geburtstage Karl Wilh. Diefenbachs am 21. Februar 1911“; Fidus, „Zum ‚Tempeltanz der Seele‘“, 1924; Arno Rentsch, „Fidus“ (aus: Dokumente des Fortschritts, Januar 1908 (2 Hefte, deutsche und französische Fassung); Verlagsprospekt „Aus den Urteilen über K. Wilhelm Diefenbachs Schattenzeichnungen“; Otto Kofahl, „Zwei Fidusbilder“ (1 Bl., doppelt vorhanden), Verlagsprospekt zu Wilhelm Spohr, „Fidus“, J. C. C. Bruns, Minden; Reklameflugblatt von Wilhelmi‘s Parzellierungsgeschäft zur „VillenKolonie Schönblick, neuer Ortsteil von Woltersdorf bei Erkner“; Postkarte des Fidushauses, recto mit Bild des Hauses, verso mit Lageplan, sowie der sehr seltene Druck der „Feierrede von Pfr. Friedrich Rittelmeyer zur Einäscherung der Hülle von Drude Höppener-Fidus am 9. Heuerts 1918“. Die Trauerrede für Fidus‘ an der Spanischen Grippe gestorbene Tochter belegt seine Nähe zur Theosophie bzw. Anthroposophie. Der Theologe und Anthroposoph Rittelmeyer wurde 1922 Mitbegründer und erster Erzoberlenker der Christengemeinschaft. Beigegeben: Vier kleine handschriftliche Notizen Fidus‘.


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8606 Autographen: Hausbau in Woltersdorf 7 handschriftliche Postkarten an Arno Rentsch. 1907. 9,5 x 14,5 cm. Alle signiert „Fidus“ und meist datiert. 240€

Dem Freund und Nachbarn in Woltersdorf schreibt Fidus Wünsche und Pläne bezüglich des Hausbaus dort, den Rentsch begleitete. Fidus erkundigt sich hier u. a., ob seine Detailskizzen zum Bau ausgeführt würden und kündigt an, die Ausmalungen selber vorzunehmen. Das Richtfest möge „nach gebräuchlicher Mäßigkeit“ abgehalten werden, es geht um Finanzielles, um eine weitere Wohnung „für die Damen“ in Woltersdorf - Rentsch kümmerte sich in Fidus‘ Sinne, während der Künstler sich zur Bauzeit noch in der Schweiz und im Süden Deutschlands aufhielt.

8607 Autographen: Karten an die Familie 7 handschriftliche Postkarten an Elsa Höppener-Fidus. 1911-14. 9,5 x 14,5 cm. Alle signiert „Fidus“ oder „Fidivater“ und meist datiert. 240€

Fidus schickt Reisegrüße und Grüße aus Woltersdorf an die reisende Elsa: Er äußert sich unter anderem über den Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden: „Deutschland ist ja eine Stube, wenn man Hübbe zuhört, wie er von der Theosophie der großen Welt erzählt, zu der Dr. St. (d. i. Rudolf Steiner) eine kleine Sezession bildet.“ (25.4.1912), er gibt Familiennachrichten weiter, erzählt launig von einer Harzwanderung: „Nun lacht nur: mit meinen Sandalen stak ich schon beim ersten Hochübergange im Schneesturme und nun ist der ganze Harz unter Winter, man rodelt und skiert. In Schierke ging ich nicht ins Gasthaus, sondern zum Schuster (...)“ (11.4.1912), und er fragt Elsa direkt nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, nur drei Tage nach der Kriegserklärung ÖsterreichUngarns an Serbien, besorgt, wie die Familie wohl nun aus Rossitten zurück nach Woltersdorf komme (31.7.1914).

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fotografien

8608 Selbstportrait des jungen Fidus Silbergelatinefotografie auf Fotopapier. Um 1890. 11 x 8 cm. Verso (später) signiert von Fidus‘ Tochter Hilde AltmannReich, datiert und gewidmet. 240€

Foto nach dem gemalten Selbstbildnis. Beigegeben: Ein Lichtdruck nach Fidus‘ Zeichnung „So sah ich aus am 18. Febr. 1890 abends, nach 5tägiger Schroth-Kur!“, signiert, datiert und bezeichnet „Und nach unfreiwilliger Fastenkur“, sowie die Fotografie „Fidus im Werkraume“, 1920.

8609 Fidus‘ 60. Geburtstag Silbergelatinefotografie auf Fotopapier. 1928. 16,5 x 22,8 cm. 180€

Im Bellevue in Woltersdorf veranstaltete sein Freund und Nachbar, der Musiker Arno Rentsch für Fidus ein Festkonzert mit dem Kittelschen Chor und dem eigenen Orchester (vgl. Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, S. 16 und Abb. 22). Der Jubilar ist im Begriff, eine Rede vor dem versammelten Publikum zu halten. Beigegeben: Eine Fotografie des von Fidus gestalteten Reliefs am Kriegerdenkmal zu Woltersdorf bei Erkner.

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fotografien

8610 Portrait Fidus nach links Silbergelatinefotografie auf Carte postale. 1931. 13,5 x 8,8 cm. 180â‚Ź

Foto von Anton Becke, Berlin, herausgegeben vom Fidus-Verlag, Woltersdorf. Beigegeben: Zwei weitere Portraitfotografien von Fidus. 105


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8611 Dokumentation: St. Georgs-Bund Ca. 12 Kleinschriften und Preislisten des Verlages, teils illustriert. 1915-1929. Bis 28,5 x 19 cm. 300€

Kleine Publikationen des 1912 von Fidus gegründeten Verlages. „Georg Bauernfeinds Fastentod, zum symbolischen Sieg des Geistes über die Materie stilisiert, gibt mit dem heroischen Hintergrund dem Bund den Namen: der St. Georgs-Bund entsteht. Da seine Initiatoren als Maler-Zeichner und Schriftsteller Reproduzierbares produzieren, wird noch im gleichen Jahr 1912 folgerichtig der Verlag des St. Georgs-Bundes angegliedert.“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 253). Fidus äußert sich in den vorliegenden Dokumenten 1915 über seine Weihnachtsbeigaben „warnender Michael“, „Germania 1914“, „kämpfender Michael“ (doppelt vorhanden), 1919 gibt er den bereits 1907 geschriebenen Aufsatz „Wirklichkeitskunst?“ (doppelt vorhanden) heraus, 1925 erscheint die Schrift „Zum Rassen- und Klassenstreit“ (doppelt vorhanden), das Heft von 1928 enthält u. a. die Aufsätze „Tempelkunst“ und „Zum Tempel der Erde“, das Blatt von 1929 eine Schrift zum Thema „Großschaffen?“; zudem vorhanden: von Alwine von Keller die Kleinschrift „Ein Zwiegespräch“, erschienen 1918 beim St. Georgs-Bund, sowie zwei illustrierte Preislisten, 1918/20 und eine Verlagsmitteilung (ohne Jahr). Sehr seltene Dokumente.

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8612 Dokumentation: Fidus-Verlag 10 Preislisten und Verlagsprospekte. Um 1927-39. Bis 30 x 21,5 cm. 180€

Die Sammlung bietet einen Überblick, in welcher Weise Fidus sein Werk durch den eigenen Verlag in Form von Fotografien, Kupferdrucken, Lichtdruckmappen, Postkarten, Glasbildern und anderem verbreitete und vermarktete - auch wenn er dadurch nie zu Wohlstand gelangte. Auch werben die Faltblätter für den Besuch der Schauräume im Fidushaus, für die buchbaren Lichtbild-Vorträge des Künstlers, für seine eigenen Bücher und für „Gesinnungsverwandtes Schrifttum“, z.B. von Alwine von Keller, Otto Kofahl und Gertrud Prellwitz.


8613 Werkfotografien Ca. 36 Silbergelatinefotografien auf Carte postale. 13,5 x 9 cm. 300€

Ob kleine Skizzen oder großformatige Bilder: Alle seine Arbeiten ließ Fidus für die Veröffentlichung im einheitlichen Format der Postkarte fotografieren, so dass der Eindruck eines großen, homogenen Oeuvres entstehen musste. Alle erschienen im Fidus-Verlag, Woltersdorf bei Erkner. Beigegeben: 23 Werkreproduktionen, verschiedene Druckverfahren, erschienen im Verlag des St. GeorgsBundes, Woltersdorf, bzw. bei dessen Nachfolger, dem FidusVerlag, ebendort.

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8614 Reproduktionsgraphik Ca. 32 Bl., verschiedene Drucktechniken auf unterschiedlichen Papieren. Ca. 1907-48. Bis 40 x 30 cm. Alle signiert „Fidus“ oder gewidmet. 240€

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Erschwingliche Reproduktionen für jeden Geldbeutel, das war das programmatische Ziel hinter dem Vertrieb der vervielfältigten Werke - hier geadelt durch die Signatur des Künstlers. „Durch verschiedene Reproduktionstechniken werden die schon reproduzierten Werke in sich noch einmal vervielfältigt, so dass schließlich von einem Original zahlreiche Varianten erhältlich sind. Varianten, d.h. auch Ausgaben in allen Preisklassen und für jeden Geldbeutel.“ (Frecot/Geist/Kerbs, S. 263f.). Alle erschienen im Verlag des St. Georgs-Bundes bzw. im Fidus-Verlag, Woltersdorf bei Erkner. 107


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8615 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 7,7 x 36 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€ 108


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8616 Ornamentbänder 4 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1946. Bis 8 x 31 cm. 3 verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€

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8617 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1945-46. Bis 10,5 x 35 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz (von fremder Hand?) datiert. 500€ 110


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8618 Ornamentbänder 3 Entwürfe. Gouache auf verschiedenen Kartons. 1946. Bis 9,6 x 34 cm. Alle verso mit Feder in Schwarz oder Blau (von fremder Hand?) datiert. 500€

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8619 Werkfotografien Ca. 90 Silbergelatinefotografien auf Fotopapier. Bis 55,6 x 34,5 cm. 75 Blatt meist verso signiert „Fidus“ und oft mit der Listennummer, meist verso gestempelt „Verlag des St. GeorgsBundes, Woltersdorf bei Erkner-Berlin“ bzw. „Fidus-Verlag GmbH, Woltersdorf bei Erkner-Berlin“. 800€

Umfangreiche Sammlung von Werkfotos, veröffentlicht und vertrieben von Fidus‘ eigenem Verlag, wo die Bilder nach den Verzeichnissen in unterschiedlichen Größen und Ausführungen bestellt werden konnten. Für diese Auflagen „werden die Bilder vor schwarzem Hintergrund und oft mit Rahmen fotografiert, so dass sie wie Objekte greifbar werden. Diese Fotografien werden nun mit feinen Pinseln überarbeitet und korrigiert. Erst nach diesen retouchierten Fassungen werden größere Auflagen hergestellt.“ (Frecot/ Geist/Kerbs, S. 263f.).

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8620 Postkartenalbum Ca. 152 Postkarten, meist fotografisch. Lose in Einsteck­ album. Ca. 27 x 37 cm (Album). Die Karten meist verso mit dem Aufdruck des Fidus-Verlags bzw. des Verlags des St. Georgs-Bundes. 400€

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Dabei zwei Porträtfotos des Künstlers, sonst Fotos und Reproduktionen von Werken sowie wenige (15) Abbildungen künstlerischer Vorbilder und Bezugspunkte. 113


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8621 Erste Gesamtausstellung der Werke von Fidus Ausstellungskatalog. 6 Bl. und 42 S. mit zahlreichen Abb. Illustrierte Originalbroschur. 1928. 20,6 x 13,6 cm. 80€

Katalog der maßgeblichen ersten Ausstellung, zu Fidus‘ 60. Geburtstag am 8.10.1928, in der Aula der Handelshochschule zu Berlin und im Altonaer Museum, Hamburg. Erschienen im Fidus-Verlag, Woltersdorf.

8622 Illustration zu „In Ahiba‘s Gärten“ 2 Holzstiche, aquarelliert, auf Velin bzw. auf Karton. 18,5 x 19,3 cm (bis 22 x 23 cm). 180€

Seit 1912 erschienen Werke von Alwine von Keller im Verlag des St. Georgs-Bundes bzw. im Fidus-Verlag, zu denen Fidus Illustrationen anfertigte. Prachtvolle Drucke, einer in Türkis gedruckt, mit feiner Aquarellierung und kleinem Rand. Beigegeben: Ca. 16 Blatt und 10 Hefte mit Illustrationen des Künstlers, Fotos oder Informationen von und nach Fidus.

8623 Reproduktionsgraphik Ca. 75 Bl., verschiedene Drucktechniken auf unterschiedlichen Papieren. Ca. 1907-48. Bis ca. 36 x 27 cm. 180€

Verschiedenste Reproduktionen von und nach Fidus, teils erschienen im Fidus-Verlag, Woltersdorf bei Erkner.

8623 115


8624

8625

8624 Autographen: Kunstverkäufe Ca. 11 handschriftliche Postkarten, wohl alle an Klaus Wieben. 1944-48. Bis 14,5 x 10,5 cm. Alle signiert „Fidus“ bzw. „Ihre Fidussens“.

8625 Autographen: Sammler Klaus Wieben Ca. 42 handschriftliche Postkarten, Briefe und Schriftstücke verschiedener Verfasser bzw. Absender. Meist um 1948-52.

240€

Auf Postkarten des Fidus-Verlages schreibt der Künstler, wohl an den Käufer und Mäzen Klaus Wieben, über seine Werke, so z.B. auf zwei Karten zu „Allvaters Kinder“: „Da dies nur ein Scherz ist, durfte es nur eine Zeichnung sein, und bekam auch nur eine Karte. Malerei verwirklicht zu sehr, dies hat aber keine räumlichen Lebensverhältnisse, wie meine sonstigen Tempelbilder immerhin, die auch ernster sind. Schon Max Klinger unterschied in den 90er Jahren streng zwischen ‚Malerei u. Zeichnung‘ - wie auch ich von jeher. Semper idus / Fidus“. Auf einer weiteren Karte erklärt er sein Gemälde „Ein Finden am Doppelthrone“ von 1913, und zudem kümmert er sich um Weiterverkäufe seiner Werke. Nach dem Krieg lebte der Künstler in bitterer Armut, und so spiegeln die Karten an Wieben auch, wie sehr Fidus auf diese wenigen Verkäufe angewiesen war. Beigegeben: Drei handschriftliche Listen bzw. Rechnungen für Kunstverkäufe Fidus‘ an Klaus Wieben, jeweils mit den Preisen, 1946, eine Karte von Elsbeth Fidus an Wieben und eine weitere handschriftliche Postkarte von Fidus an Frau Issel, Besitzerin eines „Sphinx“Gemäldes, das sie weiterzuverkaufen versuchte (1947).

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240€

Meist Briefe und Karten von Elsbeth Höppener-Fidus an Klaus Wieben, geschrieben nach dem Tod des Künstlers, sowie Briefe anderer Absender, im Zusammenhang mit Fidus stehend. Die Korrespondenz macht die Not der frühen Nachkriegszeit deutlich, unter der die verarmte Witwe des Künstlers besonders gelitten haben muss. So geht es nicht nur um Kunstverkäufe, sondern auch vielfach um das Beschaffen von einfachsten Lebensmitteln oder Geld.


8626

8626 Autographen: Politisches 7 handschriftliche Postkarten. 1934-48. 9,5 x 14,5 cm. Alle signiert „Fidus“ und datiert. 240€

Aussagen des Künstlers zu Russland, zum Verhalten der öffentlichen Medien im Jahr 1944, zur deutschen Orthographie, zum Vergleich zwischen der Schweizer und der deutschen Demokratie, zum Teil als pure Meinungsäußerungen ohne konkreten Adressaten, auf Lichtdruck- oder Fotopostkarten des Fidus-Verlages. 117


8627

fotografien

8627 Fidus im Garten Silbergelatinefotografie auf Carte postale. 1947/48. 13,5 x 8,8 cm. Verso (von fremder Hand) datiert. 180€

Nach dem Kriegsende 1945 wurde in der Hungersnot der Vorgarten des Fidushauses zur Gemüsezucht gebraucht. Foto von Anton Becke, Berlin, herausgegeben vom Fidus-Verlag, Woltersdorf. Beigegeben: Zwei weitere Portraitfotografien von Fidus. Literatur: Vgl. Wolfgang de Bruyn (Hrsg.), Fidus. Künstler alles Lichtbaren, Berlin 1998, Abb. 29 (Ausschnitt)

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8628

8628 Meister Fidus auf dem Totenbett Silbergelatinefotografie auf Carte postale. 1948. 8,8 x 13,5 cm . 180€

In seinem Atelier wurde Fidus aufgebahrt, umgeben von seinen Werken ruht er also auf dem Totenbett. Direkt hinter seinem Haupt steht das Gemälde „Der einsame Tempel“ (um 1928), seitlich das Gemälde „Durch aller Welt Weiten reichen sich unsere Hände“ (1899/1945, hier unter der Losnummer 8538). Beigegeben: Zwei weitere Fotografien, entstanden zum Tode von Fidus. 119


V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Galerie Gerda Bassenge KG, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver­steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst­ bieten­den. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vor­behalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchst­bietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän­ digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 16% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 5% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 16%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 5% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor­s teuer­abzug berechtigt sind, kann die Gesamt­rech­nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt­ länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi­ fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt­ liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktions­gebühr. Wäh­rend oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech­ nun­­gen bedür­fen einer beson­de­ren Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vor­behalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge­ schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/


Transaktionsge­bühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf­ bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschä­digung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch­lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Export­beschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten ein­geschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer

wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Minder­erlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs­ bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. David Bassenge Geschäftsführer Stand: November 2020


CON DI T IONS OF SA L E 1. The Galerie Gerda Bassenge KG, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary con­signors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv­ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter­ mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 16% of the invoice sum will be levied [books: 5%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 16%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 5% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay­ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. 
For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.


11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by tele­phone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. David Bassenge As of November 2020


BASSENGE

Ubaldo Cosimo Veneziani. Allegorie des Todes. Federzeichnung in Schwarz. 1921.

Zeichnungen des 16. – 19. Jahrhunderts 27. November 2020 GA L E R I E BA S S E N G E  ·   E R DE N E R S T R A S S E 5A  ·  14193 BE R L I N Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com  ·  Kataloge online: www.bassenge.com




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