GREGOR Hiltner Kapitel 3 Bilder von 2000 - 2015
EDITION KREMERS BERLIN 2016
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Impressum Einführungstext: Dr. Fridrich J. Bröder Christine Kremers Dr. Marina Linares
Der Antichrist hört alles 2015 160 x 120cm [63 x 47.2 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Fotos Malerei: Frank Altmann, Friedhelm Hoffmann Portraitfoto: Johannes Barthelmeß Gesamtherstellung: Verlag
Inhaltsverzeichnis Bilder 2014
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Zwischen Abstraktion und Einfühlung:
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Zu Gregor Hiltners phantasmagorischen Bildwelten F. J. Bröder
Tarot
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In Gregor Hiltners Welt: der Künstler als Vielfraß und Allesverwerter
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Christine Kremers-Lenz
Freistil für Fortgeschrittene
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Etüden zu Atze und seine Freunde:
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einer zeitgleich von G. Hiltner geschriebenen Geschichte für Kinder, die mit Illustrationen von Natascha Mann im Engelsdorfer Verlag veröffentlicht wurde.
Der ganz normale Wahnsinn
67
Zwei aus der Rohen Berlin Suite
73
Die ersten Berlin-Bilder
77
Fortgeführtes und Übermaltes
83
Fotosynthesen
93
Long Pieces
103
Gregor Hiltner: Malerei drängt in neue Dimensionen Dr. Marina Linares zu Hiltners Ausstellung in der Galerie Brigitte Wagner in Bonn, 2003.
Die letzten Bilder vor Berlin (aus dem Atelier in Hahnhof)
111
Die San Lorenzo - Bilder
119
Fünf Bilder aus Deutsche Lieder in der Fremde
129
Poems
137
Bilder von 2000 bis 2005
147
Die größeren Bilder
167
Biographie
175
3
4
Bilder von 2014
Zustand 2014 180 x 160cm [70.8 x 63 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
5
DADA-Mining 2014 120 x 160cm [47.2 x 63 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
6
Putin auf der Stute des Propheten 2014 120 x 160cm [47.2 x 63 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
7
Kleine Apokalypse mit Apfel 2014 80 x 100cm [31.4 x 39.3 inches] Öl+ Acryl auf Leinwand
8
Das Kondom des Grauens 2014 120 x 120 cm [47.2 x 47.2 inches] Acryl auf Leinwand
9
Ulysses, der lezte Mohikaner von Neukรถln 2014 100 x 120cm [39.3 x 47.2 inches] ร l+ Acryl auf Leinwand
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Schnewittchen und Zwergnase 2014
Atzes Freunde vom Kottbusser Damm 2014
100 x 80 cm [39.3 x 31.4 inches] Öl+ Acryl auf Leinwand
100 x 80 cm [39.3 x 31.4 inches] Öl+ Acryl auf Leinwand
11
Coaching mit Philosophie 2014 70 x 150cm [27.5 x 59 inches] Öl+ Acryl auf Leinwand
12
Roll Over P.A. 2014 80 x 120cm [31.4 x 47.2 inches] Acryl auf Leinwand
13
Arabic Spring 2014 130 x 190cm [51.1 x 74.8 inches] Öl+ Acryl auf Leinwand
14
Mausi auf dem Weg zum Frisรถr 2014 80 x 120 cm [31.4 x 47.2 inches] Acryl auf Leinwand
15
Zwischen Abstraktion und Einfühlung Zu Gregor Hiltners phantasmagorischen Bildwelten
F. J. Bröder
Farbgewaltig und formenstreng mäandern diese Bilder zwischen Abstraktion und Einfühlung, betören mit der Wucht ihres elementaren Kolorits, überwältigen mit der ausponderierten Harmonie strenger Geometrismen und mit den harten Kontrasten einer geschulten Farbfeldmalerei, wenn sie nicht gerade mit bizarren Figurationen mythische oder mystische Geschichten erzählen und in narrativen, sich überwuchernden Gesichtern und Gesichten( vgl. dazu Abb. 25-33) zu realen oder magisch überhöhten Bilderströmen aufbrechen. Ein phantasmagorischer Kosmos der Farben und Formen tut sich auf, der Zeichen und Chiffren, Symbole und mysteriöse Signale, aber auch Buchstaben und Zahlen, Wortfetzen und skripturale Gesten aneinander reiht oder in geheimnisvoll anmutender Simultaneität rätseln lässt, wohin der Künstler in seiner überbordenden Phantastik den Betrachter gerade entführt. Die Ikonographie einer verschlüsselten Welt, die sich für Augenblicke öffnet – und die Augen öffnet für ein künstlerisches Universum, das sich im
Detail: Narrenschiff 2012 17
Bild realisiert, also ganz realistisch ist und die vielleicht naheliegende Assoziationen an einen wie immer gearteten Sur- oder gar Hyper-Realismus gar nicht erst aufkommen lässt.
Sommergewitter bei Steinmann 2008 105 cm x 240 cm [41.3 x 94.4 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
Gregor Hiltners Bildsprache, so enigmatisch sie daherkommt und so abstrakt sie auf den ersten Blick auch erscheinen mag, liegt eine eigene Grammatik und eine besondere Syntax zugrunde, die gleichwohl lesbar und verständlich wird, sobald man sich darauf einlässt. Das Dickicht aus Farben, Formen und Figurationen unterliegt ganz offensichtlich einer genauen, durchdachten Struktur: das Chaos hat Format (vgl. dazu Abb. S. 171 „Blaues Chaos“). Mit akademisch geschulter Präzision bauen sich diese Kompositionen wie Fugen auf, deren fast mathematisch konzipierter Aufbau freilich erst die eindrucksvolle Ästhetik ausmacht, die affektiv einstimmt und in Bann zieht, (wie etwa in den Bildern „Sommergewitter bei Steinmann“ und „Helmut“). Diese Bilder sind in einem ganz naiven Sinne „schön“. Mit ihrem artifiziellen Pathos und getragen von einer luziden Geistigkeit berühren sie gleichsam die Seele mit ihrer ins Bild gesetzten Geistigkeit: Ästhetik und Spiritualität scheinen in eins zusammenzufließen und damit eine „Metaphysik des Schönen“ zu visualisieren, wie Wilhelm
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Why red? 2007 105 cm x 230 cm [41.3 x 90.5 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
Der Fährmann 1992/2012 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Mischtechnik auf Holz
Worringer sie in seinem legendären Essay „Abstraktion und Einfühlung“ (1908 erschienen) apostrophiert hat. Das Artifizielle der – im Gegensatz zu den narrativen Werken hier so genannten – „abstrakten Bilder“ tritt ganz besonders in den „Fotosynthesen“ (vgl. dazu die Abb. S. 92 ff. Kapitel Photosythesen) hervor, die der Künstler in seinen ersten Berliner Jahren auf eine hier nicht näher zu beschreibende, höchst komplizierte Weise von seinen gemalten Bildern fertigen ließ. Dass diese wunderbaren Kompositionen „gemacht“ und nicht nur „empfunden“ sind, kehrt sich durch die glänzende Glätte des Fotopapiers ebenso hervor wie durch den metallenen Bildträger (Aluminium), was die Acrylfarben, die auf der Leinwand ja immer noch „organisch“ wirken, in kühler Eleganz erstrahlen lassen. Ein buchstäblich glänzender Kontrast, der „stimmt“, also auch mental, nicht unbedingt sentimental, „einstimmt“ und den Klang, den Rhythmus, das Melodische, also die Musikalität dieser Kompositionen gleichsam sehbar macht. Nicht minder charakteristisch für des Künstlers Werk sind die „Palimpseste“ (vgl. dazu die Abb. S. 82 ff.), in denen der Künstler das Alte abschabt, das Fertige abkratzt, also das Bestandene, vielleicht auch das Überstandene hinter sich lässt, und die Reste auf der Grundlage des
Unser Narrenschiff mit heiliger Kleinfamilie 2005 260 x 300 cm [102.3 x 118.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
Alten übermalt: das Fragment als Ausgangspunkt eines Neuen, noch zu Bestehenden – und vom Künstler selbst symbolträchtig insofern autobiographisch gemeint, als der Aufbruch aus dem Bisherigen nicht selten wohl auch einem Ausbruch aus dem Fertigem, dem Vor-Gefertigtem gleichkam, Grenzen überschritten wurden, Altes hinter sich gelassen wurde. Oder in des Künstlers Worten: „Bilder sind so wie das Leben selbst, Palimpseste. Fortschritt findet durch Überschreiben des Alten statt“. Den Bildern sieht man das an – und allzumal ihren Titeln, die da etwa lauten: „Changes“, „Spürbar leichter“ oder – altersweise raunend – „Die schwere Seele wird leichter“ und „Der Fährmann“ (vgl. dazu die Abb. S. 91 ff). Wie überhaupt die Bildernamen, (wenn sie nicht gerade
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Vorab ein Zyklop 2007 140 x 100 cm [55.1 x 39.3 inches] รถl + Acryl auf Leinwand
How to Talk About Composition 2004 110 x 80 cm [43,3 x 31.5 inches] รถl + Acryl auf Leinwand
Schwarzer September 2001 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Acryl auf Leinwand
Takaakis, mal was im griechischen Freistil 2002 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] ร l + Acryl auf Leinwand
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Angst essen Seele auf 2010 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Acryl auf Leinwand
wie in den „shaped canvas“ den Bilderrahmen sprengen),
159), (einem Remake einer vorangegangenen malerischen
Bände sprechen, zugleich aber auch, jenseits aller
Vision des Künstlers) auch die Schreckens- und Zeiten-
Beliebigkeit, (wie sie nicht selten die Bildtitel gerade in der
wende von „Nine eleven“ bemühen oder gar mit „How to
Kunst der Zweiten Moderne auszeichnet), Assoziationen
talk about composition“, „Why red?“ (vgl. dazu Abb. S. 95),
und Imaginationen evozieren, die dem Bild auf die Sprünge
„Geometric Poems“ (vgl. dazu Abb. S. 141) oder „Malen mit
helfen und ikonographische Dimensionen erschließen,
leerer Mitte“ (vgl. dazu Abb. S. 151) und „Malen nach Zah-
die sich so auf den ersten Blick ganz und gar nicht auftun.
len“ (vgl. dazu Abb. S. 154) das Handwerkliche der Kunst
Dabei ist gar nicht so sehr an die illustrativ-literarischen
thematisieren; oder vielleicht sogar mit „Takaakis, mal was
„Narrenschiff“-Bilder zu denken, die auf die spätmittel-
im griechischen Freistil“ (vgl. dazu Abb. S. 163) sarkastisch
alterliche Moralsatire Sebastian Brants anspielen, sondern
auf Martin Kippenbergers berühmt gewordene Relativie-
die viel eher mit Titeln wie „Sisyphos“, „Homer in Berlin“,
rung des künstlerischen Genius, „Lieber Maler, male mir …“,
„Vorab ein Zyklop“ und „Zeus“ (Abb. S. 79 ff) oder das iro-
reagieren. Ganz zu schweigen von Titeln wie „Fenster zum
nisch gewendete „a quadrat + b quadrat“ Bilder (vgl. dazu
Hof“, „Schau mir in die Augen, Kleines“ (vgl. dazu Abb. S.
die Abb. S. 105, 106, 107, 108 ) ganz antikisch die griech-
149) oder „Angst essen Seele auf“ die dem Kino, in diesem
ische Mythologie bzw. die antike philosophisch-mathema-
Falle Alfred Hitchcock, Humphrey Bogart und Rainer
tische Praxis beschwören. Aber auch – jetzt ins Politische
Werner Fassbinder huldigen.
gewendet – mit „Schwarzer September“ (vgl. dazu Abb. S.
Bei aller berserkerhaften Bilderwut dieser mittlerweile
Der ganz normale Wahnsinn 2009 100 x 80cm [39.3 x 31.5 inches] Acryl auf Leinwand
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Spott der Schwerkraft 2004 150 x 300 cm [59 x 118 inches] Acryl auf Leinwand
über Jahrzehnte hin wogenden Bilderflut, wie sie sich wohl am eindrucksvollsten in großen Formaten und „Long Pieces“ (vgl. dazu Abb. S. 103) ergießt, sind diese Bilder gebändigt von einem nachgerade klassisch zu nennenden, autonomen Formwillen, der nicht zufällig wohl in manchen Arbeiten an Kandinskys Klang-Bilder erinnert (vgl. dazu etwa die „Poems“, S. 137 ff, wie etwa „Heroic Poem“). Worin man, wiederum nach Wilhelm Worringer, auch den „Eigensinn“ des Kunstwerks erkennen mag, seine „Autonomie“ gleichsam, die nicht über sich hinaus weist, sondern sui generis, für sich wahrgenommen werden will; und damit recht eigentlich dem Diktum des amerikanischen Künstlers Ad Reinhardt entgegen kommt: „Kunst ist Kunst – und sonst nichts!“ Das widerspricht nicht dem sinngebenden Mehrwert eines Kunstwerks, der in seiner (Be)Deutung für und durch den Betrachter erbracht wird, sondern plädiert für die Eigenständigkeit von Form und Farbe, der „Linie“ also, die der Künstler Gregor Hiltner, gleichsam einer „inneren Linie“, einem „roten Faden“ instinktiv folgend, einhält. Ein „Bild entsteht nicht als Gedanke, sondern beim Malen!“, also nicht aus dem Kopf, gleichwohl bewusst. Dieser „Diktatur der Form“ entledigt sich Gregor Hiltner dort, wo er in seinen Bildern rhizomatischen Assoziationen nachgeht, wo er höchst bruchstückhafte Geschichten erzählt, wo buchstäblich und collagenhaft Fetzen, Fragmente, Schnipsel aus der wirklichen Welt in das Bild eindringen und es zwar nicht zerstören, wohl aber „ver-
a quadrat + b quadrat 2003 120 x 250 cm [47.2 x 98.4 inches] Acryl auf Leinwand
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Heroic Poem 2001 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
stören“. Ein stammelndes und sammelndes Narrativ, das staunend aus Geschichte und Gegenwart zitiert, sich aus
Kunstrezeption so hoch gehandelt wird.“ Läuft somit Gregor Hiltners Kunst darauf hinaus, das
Vergangenem und Zukünftigem bruchstückhaft nährt, sich
„Chaos der Ordnung“ zu visualisieren? In festgefügte
aus der Wirklichkeit bedient. Ein Synkretismus also, der
Ordnungen via Kunst Unordnung zu bringen und zugleich,
den Begriff „Welt-Erfahrung“ wörtlich nimmt, sich die Welt
mittels einer dialektischen Volte, das Chaos künstlerisch
er-fährt und aneignet, so wie der Künstler dies zeit seines
zu bändigen, es im künstlerischen Prozess der Diktatur der
Lebens in seinen Auslandsaufenthalten und exotischen
Form zu unterwerfen, zugleich aber ins Spirituelle, nicht ins
Reisen praktizierte. Was Gregor Hiltner für sich in Anspruch
Religiöse, zu treiben?
nimmt, wenn er seinen künstlerischen, seinen kreativen Im-
Diese Bilder stellen unentwegt Fragen, die selbst der
petus so beschreibt: „Künstler greifen heute mitunter alles
Künstler nicht zu beantworten weiß, auf die er aber in im-
auf, was ihnen zwischen die Finger kommt, wie es auch in
mer neuen Anläufen und mit jedem neuen Bild Antworten
den Religionen geschah und geschieht, so zum Beispiel bei
sucht, die er – Sisyphos gleich – nicht finden wird. Ihm
den Afrikanischen Religionen in Mittel- und Südamerika,
dabei lustvoll zuzuschauen, macht das Anschauen dieser
die sowohl das Christentum als auch Indianische Religions-
Bilder aus – und zum Genuss!
vorstellungen in ihren Glaubenskosmos integrieren. Das alles tun sie ohne Scheu und ohne den geringsten Anspruch
F. J. Bröder
auf Purismus, der ja in der Europäischen Religions- und
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24
Tarot
Detail:
Mein innerer Schweinehund und die Zwei der Schwerter 2013 25
Die Hohepriesterin 2013 160 x 140 cm [63 x 55.1 inches] Ă–l + Acryl auf Leinwand
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Die Sonne 2013 100 x 80 cm [39.3 x 31.5 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Der Mond Heimlich vom inneren Schweinehund angebellt 2013 100 x 160 cm [39.3 x 63 inches] Ă–l + Acryl auf Leinwand
29
Das Hohe Gericht 2013 180 x 140 cm [70.8 x 55.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Der Teufel 2013 100 x 80 cm [39.3 x 31.5 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
31
Narrenschiff 2012 180 x 340 cm [70.8 x 133.8 inches] dreiteilig Ă–l + Acryl auf Leinwand
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33
Elementares 2013 120 x 160 cm [47.2 x 62 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Kรถnig der Kelche 2013 80 x 80cm [31.4 x 31.4 inches] Acryl auf Leinwand
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Detail: Mindoro 1979
Als lebende Systeme existieren wir in vollständiger Einsamkeit innerhalb der Grenzen unserer individuellen Autopoiëse. Nur dadurch, dass wir mit anderen durch konsensuelle Bereiche Welten schaffen, schaffen wir uns eine Existenz, die diese unsere fundamentale Einsamkeit übersteigt, ohne sie jedoch aufheben zu können. [...] Wir können uns nicht sehen, wenn wir uns nicht in unseren Interaktionen mit anderen sehen lernen und dadurch, dass wir die anderen als Spiegelungen unserer selbst sehen, auch uns selbst als Spiegelung des anderen sehen.
- Umberto Maturana
In Gregor Hiltners Welt: der Künstler als Vielfraß und Allesverwerter Christine Kremers
Biographisches Betrachtet man das Werk Gregor Hiltners, so fällt zuallererst die Reichhaltigkeit seines künstlerischen Schaffens ins Auge. Die Motive und Themengebiete, auf die er sich bezieht, sind enorm vielfältig und von Kontrasten geprägt. Dabei lehnt es der Künstler selber ab, von künstlerischer Entwicklung zu sprechen. Der Entwicklungsgedanke impliziert, dass sich etwas (oder jemand) vervollkommnet, in dem es (oder er) seine Anlagen entfaltet. Mit diesem Gedanken kann sich Gregor Hiltner schon deshalb nicht anfreunden, weil er einen von den Kunstkritikern und Experten auf dem Felde der ästhetischen Prinzipien-bildung willkürlich gesetzten Maßstab voraussetzt, der in den Künstler bzw. sein Werk hineingelegt wird oder an dem sein Werk gemessen werden soll. Dies schränke ihn automatisch in seiner Freiheit ein, so Hiltner, seine frühen Bilder seien nicht besser oder schlechter als die späteren, nur eben „anders“ und für alles Folgende will er sich auf keinen wie auch immer gearteten äußeren Maßstab festlegen lassen. Da der Künstler aber aus guten Gründen nicht darauf verzichtet, sich seine Werke zuzuschreiben, sieht sich die Betrachtung seines bisherigen Schaffens und das Schreiben eines Teils seiner Künstlerbiographie vor die besondere Herausforderung gestellt, den (zweifellos vorhandenen) roten Faden so zu spinnen, dass die Autorschaft sichtbar wird und bleibt. Wenn es denn kein äußeres Maßstab und auch kein Lieblingsmotiv ist, die dies möglich machen, so werden wir einen Anhaltspunkt im dem Aufbau der Bilder selber, in ihrem inneren systemischen Zusammenhang zu suchen haben und in der Art und Weise, wie der Künstler mit Hilfe seines Mediums, der Malerei, mit seiner Umwelt kommuniziert, wie er sich auf diese Weise in ihr spiegelt und gespiegelt wird. Umwelt ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen als das, was ihn sinnlich umgibt, was ihn affektiv berührt und kognitiv beschäftigt, Inneres und Äußeres, Interessen und Neigungen, Begegnungen und Entdeckungen. Bei einem Künstler, der auf eine so fundamentale und radikale Art und Weise schöpferisch ist, blicken wir also in seiner Bilder wie in sein Leben – in doppeltem Sinne als Spiegel und als Spiegelung. 37
Et Tur 1977 Radierung
Das Haus des Asterion 1978 Radierung
Jerusalem 1976 59 x 39 cm {23.2 x 15.4 inches] Bleistiftzeichnung auf Karton
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Vorausgeschickt seien einige Stationen, die sowohl die Vielseitigkeit von Gregor Hiltners Kunst verdeutlichen
Eine kurze Werkschau: Am Anfang standen sehr farbige, psychodelische Bilder,
als auch die Bandbreite in der Wahl der Motive und der
Bilder in denen die Drogenerfahrungen (wie sie Ende der
Darstellungsweisen. Diese Stationen stehen mit bestim-
sechziger und in den siebziger Jahren üblich waren) ables-
mten Lebensphasen in Verbindung stehen: Da sind z.B.
bar sind.
das halbe Jahr USA zu Zeiten von Love and Peace und
Danach, während seines Aufenthalts im Nahen Osten
Vietnam, der 14-monatige Aufenthalt im Nahen Osten kurz
verzichtete Hiltner völlig auf Farbe und widmete sich
nach dem Jom Kippur-Krieg, eine 6-monatige Reise nach
äußerst diszipliniert dem Zeichnen vor Objekten, meist
Polynesien und Mikronesien, ein DAAD-Jahresstipendium in
Häusern, seltener Menschen, mit härtesten Bleistiften.
London, die Reisen nach Brasilien und Kuba zum Studium
Zurückgekehrt nach Deutschland setzte er diese Mo-
der synkretistischen Religionen, da sind Kooperationen mit
tive in Radierzyklen um, in denen er seine Erlebnisse in
anderen Künstlern, Filmschaffenden, Musikern und Schrift-
W(w)üsten- Geschichten (in doppeltem Sinne des Wortes)
stellern, da sind nicht zuletzt auch prägende Begegnungen
erzählte.
mit dem anderen Geschlecht, aus denen drei Kinder ent-
Auf seiner Reise nach Polynesien lernte er neu mit der
standen sind, da sind die Auseinandersetzungen mit seiner
Farbe umzugehen. Von den Naturfarben und der Bild-
Herkunft und mit dem sogenannten Zeitgeist, da sind
sprache der Ureinwohner angeregt, malte er großformatige
die je nach Lebensalter immer anders gestellten und zu
Aquarelle im Spannungsfeld zwischen animistischen und
beantwortenden Fragen nach den Wurzeln und dem Sinn
christlichen Symbolen.
der eigenen Existenz - Mit anderen Worten: Künstler und Kunst sind wesentlich biographisch geprägt.
Mindoro 1979
Sagrada Familia 1980
38 x 61 cm [15 x 24 inches] Zeichnung und Aquarell auf Karton
49 x 38 cm [19.3 x 15 inches]] Aquarell auf Bütten
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Schwarzer Christos 1981
Xango 1, Kretische Axt 1983
245 x 355 cm [96.5 x 139.6 inches] Öl und Eitempera auf Sackleinen
170 x 125cm [66.9 x 49.2 inches] Öl und Acryl auf Leinwand
La Cruz y el turpial 1981 245 x 335cm [96.5 x 139.6 inches] Öl und Acryl auf Sackleinen
Xango III 1983 170 x 125cm [66.9 x 49.2 inches] Öl und Acryl auf Leinwand
In England setzte er diese Motive großformatig um. Diese wurden 2006 in Deutschland mit dem Titel „Kruzifix“ ausgestellt. Ein Auslandsstipendium führte ihn nach Brasilien, wo er sich bildnerisch mit den synkretistischen Religionen auseinandersetzte. Je größer der zeitliche Abstand wurde, desto freier die Umsetzung.
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Es folgte das Großprojekt „Denken heißt vergleichen“, ein 2000 m² großes Mosaik in der U-Bahnstation des Rathenauplatzes in Nürnberg. Dort wird in einer anamorphotischen Gegenüberstellung von Theodor Herzl und Walther Rathenau Hiltners Identitätssuche als Nachkriegsdeutscher deutlich. Als Metamorphose baute er das 220 m lange und 2 m breite Bodenbild „Palimpsest“, wo in abstrakten Bildern erzählte Geschichten wie Szenen eines Films, die nahtlos ineinander übergehen, abgelaufen werden können.
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Die Übertragbarkeit in andere Kunstformen wird auch darin auch darin deutlich , dass dieses Bild den Musiker Johannes Ammon inspirierte, es als Partitur zu lesen und zu vertonen. Daraus entstand die von Hiltner produzierte CD „Motivos“. Weitere Kooperationen mit Musikern und Schriftstellern waren „14 Compositions“ (mit dem Komponisten Dieter Köhnlein), „Snowmusik“ (mit den Musikern Johannes Ammon und Igor Katschenko) und „Überwinterung“( mit dem Komponisten Franz Hummel und dem Schriftsteller Bernd Ogan). Die Erweiterung der künstlerischen Möglichkeiten mit den Mitteln und über die Grenzen der Malerei hinaus findet nicht zuletzt Ausdruck in den zwei Filmen: „The Vernissage“ und „White Brush Red Wine Death in a Paris Café“ (in Kooperation mit der Regisseurin Marianne Ackerman). Vor allem im zuletzt erwähnten Film, in dem die künstlerischen und gruppendynamischen Prozesse rund um eine vom Künstler veranstaltete Sommerakademie dokumentiert werden, wird deutlich, wie sehr das Malen Veränderungsprozesse mit nicht zu kontrollierenden Folgen auszulösen vermag.
La Habana aus 14 Compositions 1998 210 x 580 cm [82.6 x 228.3 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
Brumas del Mar aus SNOW-MUSIC 1999 150 x 180cm [59 x 70.8 inches] Öl +Acryl auf Leinwand
White Brush Red Wine… 2007 Docudrama 56 Min
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Hiltners Kinderbücher sind in besonders hohem Maße biographisch geprägt, so das vom ihm illustrierte Buch „Der Riese Sandelphon“, zu dem ihn die Lebensgeschichte seines Onkel inspiriert hat, sowie „Atze und seine Freunde“, geschrieben für seinen kleinen Sohn. Nun also zum roten Faden in der Künstlerbiographie: Was ist bei all dieser beeindruckenden Vielfalt und Experimentierfreude, was ist bei dieser reichhaltigen
Atze und seine Freunde, 2013
Bildsprache, dem Einbinden sowohl abstrakter als auch
Engelsdorfer Verlag, Leipzig
Darstellungsweisen das verbindende Element?
figurativer Bildelemente, zeichnerischer und malerischer
Die Entstehung eines Kunstwerks ist wie die Bildung eines Systems
Wir erzeugen die Welt, in der wir leben, buchstäblich dadurch, dass wir sie leben.
- Umberto Maturana Auf einer ganz elementaren Ebene wird das z.B. bei der Nahrungsaufnahme deutlich: Der Organismus als lebendiges System transformiert seine Umwelt mittels seiner eigenen selbstgesteuerten Prozesse (Verdauung) und wählt dabei aus, an welchen Schnittstellen es mit der Außenwelt Kontakt hat (Nahrungssuche, -aufnahme). Anders formuliert könnte diese Grundthese des Konstruktivismus auch den Prozess beschreiben, durch den Bilder entstehen: Der Künstler wählt aus einer unendlichen Menge von Figuren und Formen, die er in seiner Umwelt vorfindet, diejenigen aus, die er mittels seiner eigenen bildhaften Sprache zu Elementen seines Bildsystems transformiert. Dieser Prozess ist dadurch gekennzeichnet, dass das Gemälde in dem Maße Gestalt annimmt, in dem der Grad an Beliebigkeit abnimmt, allerdings ohne in seinem Formen- und Figurenreichtum eingeschränkt zu werden. In Gregor Hiltners eigenen Worten:
„Zuerst gebe ich mir beliebig Formen vor, die dann gar nicht mehr so beliebig, Grundzüge zukünftiger möglicher Bilder zur Auswahl stellen…. Dennoch sind auch jetzt noch fast unendlich viele verschiedene Bilder denkbar. Es ist wie der Blick in die Wolken, der eine sieht ein Gesicht , der andere einen Elefanten, der dritte sieht so viele Dinge, dass er sich gar nicht mehr entscheiden kann.“
So kann ich als Betrachter z.B. des Bildes „Der Mond“ das Katzengesicht in dem Pferdekopf entdecken (eine vergleichsweise leichte Übung), je länger ich mich in die Bildbetrachtung versenke, desto mehr „janusköpfige Gestalten“ erkenne ich, ich entdecke das Kleine im Großen – und umgekehrt, eine abstrakte, geometrische Form wird plötzlich zum Körperteil einer Phantasiegestalt, die – halb Tier halb Mensch- an fast vergessene Kindheitsgeister erinnert und als solche seltsame Gefühlszustände wiederbelebt. Welches sind nun die Gestaltungsprinzipien, die ein so hohes Maß an Freiheit erlauben? 43
Der Mond Heimlich vom inneren Schweinehund angebellt 2013 100 x 160 cm [39.3 x 63 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
Der Künstler ist ein lernendes System
„Die Kunst ist sozusagen universell. Alles kann Kunst sein, wenn es so definiert wird, wenn es in den Kontext der Kommunikation Kunst eingebaut werden kann.“ - Niklas Luhmann
Ein lernendes System ist dadurch gekennzeichnet, dass es an den Systemgrenzen irritabel ist, d.h. empfänglich ist für Veränderungsprozesse in seiner Umwelt. Diese werden gemäß seiner „Verarbeitungsregeln“ zu eigenen Systemelementen transformiert. Die Besonderheit des „Systems Gregor Hiltner“ liegt nun darin, dass diese Transformationsprozesse nicht an besondere Zwecke gebunden sind. Da der Künstler sich nicht auf ein bestimmtes Sujet oder eine bestimmte Technik festlegt, ist er offen für potentiell alles, was ihm begegnet. Er ist – biologisch gesprochen – sowohl ein Allesfresser als auch ein Vielfraß. Wie anfangs gezeigt, hat Gregor Hiltner sich im Laufe seines künstlerischen Schaffens eine eigene reichhaltige Bildsprache geschaffen, sein persönliches Vokabular zur Deutung der Welt, mit dem er, wie sich vor allem in den jüngsten Bildern zeigt, zunehmend freier, virtuoser und herausgelöst aus zufälligen situativen Rahmenbedingungen umzugehen weiß. Als lernendes System hat er seine Grenzen so stark erweitert, dass er auch eigene Bildelemente als Bestandteile seiner Umwelt aufnehmen – sich selbst zitieren - kann, um sich diese in einer neuen Anordnung mit den Mitteln der Malerei wiederanzueignen und so seine Grenzen noch einmal zu erweitern. So wimmelt es gerade in seinen jüngsten Bildern aus der Reihe Tarot von
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Gestalten, Symbolen, „alten Bekannten“ aus vorausgegan-
Situation entdecken, in der ein Gesicht im Profil die Nega-
genen Schaffensphasen wie Pyramiden, Elefanten und
tivform eines anderen Profils (wie in einem Vexierbild)
untergehenden Schiffen. Biographisches in trauter Ein-
ist (und umgekehrt) (Relation 1. Typs). Addiert man diese
tracht mit Relikten, Kinderzeichnungen und Comicfiguren
beiden Gesichter, so werden sie plötzlich zur Positivform
in einmaliger kompositorischer Verwobenheit bilden
einer größeren Form, etwa einer tierischen oder menschli-
eine Architektur, die den Betrachter zum ausführlichen
chen Gestalt. Oder ich kann eine zentrale Form ausmachen,
Herumwandern einlädt. Dabei fungieren abstrakte For-
die im Vergleich zu den anderen Bildelementen durch eine
men - sowohl in formellen, geometrisch-architektonisch
besondere Eigenschaft hervorgehoben ist, sei es durch
aufgebauten Bildräumen als auch in informeller Weise
die Farbe, durch Größe oder eine andere ausgezeichnete
platziert - und narrative, figurative Elemente wie zwei
Qualität (Relation 2.Typs).
Pole, die dem Bildgeschehen eine eigentümliche Span-
Diese Uneindeutigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass
nung verleihen. Zusammengehalten werden diese überaus
viele Geschichten parallel erzählt werden können. Beim
disparaten Elemente durch die Gesetze einer von Gregor
„Lesen“ eines Bildes werden Negativformen aktiv. Linien
Hiltner für sich entdeckten Kompositionslehre, die in einem
werden autonom, um sich schließlich in die Begrenzungen
fundamentalen philosophischen Prinzip wurzelt:
von einer Positivform zu verwandeln, die im weiteren
Für uns wahrnehmbar und erkennbar ist nur das, was
Verlauf wieder in den Hintergrund tritt. Ähnliches passiert
eine Form hat, eine Form wiederum hat nur das, was in
beim rhythmischen Verteilen von Farben in Formen, die
Relation steht: 1. entweder zu dem, was ihm direkt entge-
sowohl als Positiv- wie als Negativformen aufgefasst
gengesetzt ist (seine Negativform) oder 2. zu dem, was es
werden können.
mittels eines absoluten Werts, der als Vergleichsmaßstab
Was „positiv“ und was „negativ“ ist, bestimmt sich aus
(principium comparationis) fungieren kann, bestimmbar
der lokalen Interpretation von „vorne“ und „hinten“. Das
macht. So kann ich z.B. in einer Momentaufnahme eine
Bild ist also gleichzeitig auf verschiedene Weise lesbar.
Die Hohepriesterin 2013 160 x 140 cm [63 x 55.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
45
Der Künstler als Kommunikator „…. Das Entscheidende ist tatsächlich, daß ein Künstler eigentlich andere Beobachter, fast kann man sagen, ansprechen will. Er möchte adäquates Beobachten seines Werkes erreichen und zwar durch die Besonderheit, daß man nicht irgendwie die Wahl hat, irgendwas zu sehen. Wenn man das Werk sieht, sieht man die Entscheidungen oder die Beobachtungen, die es produziert haben. Und man versteht etwas von dem, was gewollt war. Das nenne ich auch Kommunikation.“ - Niklas Luhmann
Hiltner selbst spricht von dem Malprozess als „Entscheidung, Entscheidung, Entscheidung.“ Jede Entscheidung impliziere weitere, notwendige Entscheidungen. Als geschulter Betrachter kann ich den Künstler sozusagen retrospektiv dabei beobachten, wie er vor Entscheidungen stand, die er auf die eine oder andere Weise gefällt hat, um somit eine Aussage zu formulieren. Es zeigte sich, dass die Sprache, durch die Gregor Hiltner sich mitteilt, wie die natürliche Sprache auf verschiedenen Ebenen operiert: 1.
Das Repertoire der zeichnerischen und malerischen Elemente, vergleichbar
der phonetischen bzw. semantischen Sprachebene. Diese sind extrem variabel. Es können Farbnuancen, geometrische Formen, Zeichen und Symbole sowie gegebenenfalls das Motiv oder das Thema sein. 2.
Die Kompositionslehre, vergleichbar der Grammatik. Diese regelt die
Verknüpfung der Elemente und ist durch die Gesetze bestimmt, die der menschlichen Wahrnehmung zugrunde liegen, dem generellen Konstruktionsplan, den wir in der Natur ablesen können.
Das Feste gegen das Gestische 1993 190 x 270 cm [74.8 x 106.3 inches] Öl +Acryl auf Leinwand
46
3.
Das Repertoire der Darstellungsformen, vergleich-
Gregor Hiltners Schaffensimpuls gleicht in vielen Punk-
bar der Pragmatik. Diese bezeichnet die dem Mitteilungs-
ten dem Entdeckungsdrang eines Archäologen, allerdings
zweck angemessene Wahl der Mittel, z.B. Gemälde,
einen, der seinen Blick nach innen richtet: er begibt sich
Skulptur, Mosaik oder Kooperationsprojekt (dass die
auf Spurensuche, versucht freizulegen, was aus unter-
Verwendung des Eigenschaftswortes „pragmatisch“ hier
schiedlichsten Gründen im Verborgenen liegt. Da das Feld
auch in einem ganz wörtlichen Sinne überaus passend ist
für seine Spurensuche vor allem in ihm selber liegt, bedarf
und der Künstler als Pragmatiker zutreffend beschrieben
es besonderer Instrumente zur Freilegung eventueller
werden kann, zeigt sich z.B. auch darin, dass er in Zeiten
Funde. So beschreibt er das Setting für seine Forschungen
des Mangels findig ist- als Leinwände für Hiltners „Kruzi-
folgendermaßen: Damit das Unbewusste sich manifest-
fixbilder“ fanden auseinandergeschnittene Kaffeesäcke
ieren, das Rechtshemiphärische sich entfalten kann, müsse
aufgespannt zwischen unbehandelten Äste Verwendung).
er seinen Verstand an die Leine nehmen. Zu diesem Zweck
Hier stellt sich die Frage, ob der Künstler sich an-
höre er während des Malens oft Radio oder Literatur-CDs.
gesichts der Vielschichtigkeit seiner Sprache und des
Da er seine Grammatik, die Kompositionslehre, beherrscht,
Reichtums seines Vokabulars immer selber versteht, bzw.
kann er das, was intuitiv an die Oberfläche kommt, sichtbar
den Kommunikationsprozess planerisch vorwegneh-
machen.
men kann. Angesichts der Tatsache, dass Hiltner sein
Das Unbewusste ist das, was zufälligerweise nicht im
fertiges Bild nicht vorhersehen kann (und will), muss man
Bewusstsein ist, aber auch das, was nicht im Bewusstsein
diese Frage verneinen. Bleibt man auf der gewählten
sein soll, das Verdrängte. Die Spurensuche ist dadurch
Beschreibungsebene, so ergibt sich, dass der Künstler
immer mit gewissen Risiken verbunden: Sowohl archety-
weniger Autor als Chronist seines eigenen schöpferischen
pische psychologische Grundgegebenheiten, vom Anfang
Prozesses ist, allerdings so, dass er als ein anderer daraus
der Menschheitsgeschichte an in Symbolen oder Artefakten
hervorgeht und sein Sprachschatz sich erweitert hat: Der
aufgehobene Informationen, als auch höchst Privates, Bio-
Künstler aber auch sein Betrachter haben etwas dazugel-
graphisches mögen dabei zum Vorschein kommen.
ernt.
Dies genau zu unterscheiden, kann weder dem Künstler noch dem Betrachter gelingen. Was der Betrachter, wenn
Die Verführung des Zufalls
er sich einlässt, als Enthüllung und was er als gänzlich neue Sichtweise ansieht, womit er in Resonanz geht und
„Der Zufall ist unbewusste Wahl.“
- Christian Kellerer
was ihm fremd bleibt, wird sich dann zeigen. So lässt sich die eingangs gestellte Frage nach dem roten Faden auf zweifache Weise beantworten: Für die
„Alles, was ich weiß, an das ich aber momentan nicht denke; alles, was mir einmal bewusst war, jetzt
Sprache und die Beherrschung ihrer Regeln ist der Künstler verantwortlich, für den Inhalt des Gesagten, die Bot-schaft, gibt es allerdings viele Verantwortliche: den Künstler,
aber vergessen ist; alles, was von meinen Sinnen
seinen Betrachter und all das, woraus diese ihre Informa-
wahrgenommen, aber von meinem Bewusstsein
tionen erhalten, kurz gesagt: das Leben
nicht beachtet wird; alles, was ich absichts- und aufmerksamskeitslos, das heißt unbewusst fühle, denke, erinnere, will und tue; alles Zukünftige, das sich in mir vorbereitet und später erst zum Bewusstsein kommen wird; all das ist der Inhalt des Unbewussten.” - C. G. Jung
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Berliner Stilleben 2013 60 x 80 cm [23.6 x 31.5 inches] Acryl auf Leinwand
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Freistil fĂźr Fortgeschrittene
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Killi und das Zigarrenmonster 2011 110 x 130 cm [43.3 x 51.2 inches] Acryl auf Leinwand
50
Man hat ja sonst nichts zu tun 2012 100 x 150 cm [39.3 x 59 inches] Ă–l + Acryl auf Leinwand
51
Angst essen Seele auf 2010 100 x 130 cm [39.3 x 51 inches] Acryl auf Leinwand
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Fünf vor Sechs 2012 110 x 130 cm [43.3 x 51.2 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Für Killi: Eklid´s Versuch die Elemente zu illustrieren 2012 100 x 160 cm [39.3 x 63 inches] Öl und Acryl auf Leinwand
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Literarisches Duett 2012 120 x 140 cm [47.2 x 55.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Die Heilige Rothaut 2012 90 x 90cm [35.4 x 35.4 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Le jardin du roi 2012 50 x 40 cm [19.7 x 15.7 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
58
Die Platonische Idee des Bettes, (10. Buch Politeia) 2011 120 x 140 cm [47.2 x 55.1 inches] Ă–l + Acryl auf Leinwand
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Kilians Schuhlöfel 2012 60 x 50 cm [23.6 x 19.6 inches] Öl + Acryl auf Leinwand (Vorlage war eine Illustration seines Sohnes zu “Atze dem Frosch”)
60
Etüden zu Atze und seine Freunde, einer zeitgleich von G. Hiltner geschriebenen Geschichte für Kinder, die mit Illustrationen von Natascha Mann im Engelsdorfer Verlag veröffentlicht wurde.
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Atze und seine Freunde 2011 80 x 120 cm [31.5 x 47.2 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Gandi, Atze und Rémi im Labyrinth 2011 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Atze, Gandi und RĂŠmi auf dem Weg zur Haarmilch 2011 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Mischtechnik auf Leinwand
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Der ganz normale Wahnsinn 2009 100 x 80cm [39.3 x 31.5 inches] Acryl auf Leinwand
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Der ganz normale Wahnsinn
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Gekrümmter Raum mit Auto und Zitronen 2009 130 x 180 cm [51.1 x 70.8 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Das ewige sowohl als auch 2009 130 x 180 cm [51.1 x 70.8 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Nach der Zahnextraktion (Die Zähne verlassen das sinkende Schiff) 2010 140cm x 360cm [55.1 x 141.7 inches] Acryl + Öl auf Leinwand
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Something Sbstract This Way Comes 2016 160 x 120 cm [63 x 47.2 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Zwei aus der Rohen Berlin Suite
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Homer in Berlin 2008 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Ă–l + Acryl auf Leinwand
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Berlin Suite 2008 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Die ersten Berlin-Bilder
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Zeus 2008 130 x 180 cm [51.1 x 70.8 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Magic Clown 2007 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Neon 2007 120 x 160 cm [47.2 x 63 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Der Grosse Macabre 1991 / 2015 75 x 140 cm [29.5 X 55.1 inches] Öl +Acryl auf Leinwand
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FortgefĂźhrtes und Ăœbermaltes
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Kilians Kettendorf 2007 / 2010 160 x 120 cm [63 x 47.2 inches] Öl +Acryl auf Leinwand
„Bilder sind, so wie das Leben selbst, Palimpseste.“ Fortschritt findet nicht selten durch Wegkratzen und Überschreiben des Alten statt. Kilian, mein jüngster Sohn, hilft beim Übermalen des „Alten“.
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Changes 2008
Changes, spürbar leichter 2012 150 x 70 cm [59 x 66.9 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Die schwere Seele wird altersleicht 2003 / 2012 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Öl + Acryl auf Leinwan
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Keine Angst vor Virginia 1990 / 2012 100 x 130xm [39.3 x 51.1 inches] Öl + Acryl auf Holz
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Nachtgesellen 1988/2012 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Mischtechnik auf Holz
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Der Fährmann 1992/2012 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Mischtechnik auf Holz
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Gaudi rot 2008 226 x 210 cm [89 X 82.6 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Fotosynthesen
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Yellow steps 2007 105 x 201cm [41.3 x 79.1 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Why red? 2007 105 x 230cm [41.3 x 90.5 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Irish Cross 2007 150 x 105 cm [59 x 41.3 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Clean Lucy in the Sky 2007 155 x 105 cm [61 x 41.3 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Sommergewitter bei Steinmann 2007 105 x 240cm [41.3 x 94.4 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Einladung zu Sommergewittern 2008 105 x 230 cm [41.3 x 90.5 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
99
Helmut 2008 143 x 105 cm [56.3 x 41.3 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Aquarius 2007 104x 140 cm [41 x 55.1 inches] Pigmentdruck auf Papier auf Aluminium
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Shaped canvas 2006 145 x240 cm [57 x 94.4 inches] Mischtechnik auf Leinwand
102
Long Pieces Gregor Hiltner: Malerei drängt in neue Dimensionen Dr. Marina Linares zu Hiltners Ausstellung in der Galerie Brigitte Wagner in Bonn, 2003.
Wer in die Welt dieser Kunst eintaucht, wird in immer neue Sphären geführt, die der Maler für uns erkundet. Die Beschäftigung mit Gregor Hiltners Werk ist so reizvoll, da er immer Neues aufgreift und mit seiner Persönlichkeit durchdringt. Bereits in seinem Studium in Nürnberg und München als Meisterschüler unternahm der Künstler Reisen in alle Welt, um sich wie schon die Avantgarde um 1900 am exotischen Reichtum abstrahiert-symbolischer Formen und reiner Farben zu inspirieren. Archaisch muten auch seine neueren Bildformen an, wie sein Pyramidenfries (15 Meter), die 220 Meter lange Bodenarbeit Palimpsest in Fürth oder das Monumentalmosaik Denken heißt Vergleichen in Nürnberg. Hier ist die Bewegung des Betrachters gefordert, der eine neue Raumdimension erschließen muss. Gerade im Fries oder betonten Querformaten fordert Hiltner die Lesbarkeit des Bildes, die eine Nähe zur Literatur und Musik aufweist, wie es der Künstler in neuen Konzepten programmatisch verfolgt.
So wurde Palimpsest für das Stück Motivos als Partitur gelesen und in Über-
winterung ist das Bild Teil eines Gesamtkunstwerks als Synthese von Malerei, Musik und Literatur. Die Malerei ist hier das Verbindende, das die formale Architektonik einer Komposition und die narrative Bedeutungsebene der Literatur vereinen kann. Beide Komponenten sind in Hiltners Werken gleichermaßen betont, so dass sich die komplexe Bildstruktur aus dieser Polarität ergibt.
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Spott der Schwerkraft 2004 150 x 300 cm [59 x 118.1 inches] Acryl auf Leinwand
Durch den Einsatz reduzierter Elemente steht Hiltner in der geometrisch-konstruktivistischen Tradition, die die Bildfläche architektonisch aufbaut und Grund-farben oder unbunte Nuancen bevorzugt. Blau und erdfarbene Töne dominieren hier, belebt mit einzelnen Akzenten. Abstrakten Formen und schematisierten Figuren sind dabei Bewegungsmotive wie gestische Linienschwünge oder fließende Farbzonen entgegengesetzt, worin sich eine innere Dialektik zeigt. Je nach der Bildgestalt verlagern sich die Gewichte mehr zum Geometrischen oder Gestischen, zum scharf Konturierten oder Ausufernden, zur Monochromatik oder Vielfarbigkeit, ja sogar zum Abstrakten oder Gegenständlichen.
104
Bandera Rossa 2004 120 x 260 cm [47.2 x 102.3 inches] Acryl auf Leinwand
In der Ausstellung (Galerie Brigitte Wagner, Bonn 2003) sehen Sie auch einen Zyklus von poems, die jeweils ein eigenes Sujet visualisieren. Damit wird das einzelne Bild Teil eines integrativen Konzepts, das aber nicht dogmatisch feste Lösungen fordert, sondern Variationen des Ausdrucks erlaubt. Auch die Formen sind gelöst, so dass sich geometrische Konstruktionen, figurative Elemente und malerische Farbzonen harmonisch zu einem Ganzen verbinden. In neuen Arbeiten erweitert Hiltner Bilder in den Umraum, indem einzelne Elemente aus der Rechtecksfläche herausragen und den Bildrahmen sprengen. Hier wird der Raum auf eine neue Weise thematisiert und die Grenze zwischen Bild und Umgebung aufgehoben.
105
Damit ist Hiltners Malerei in einem fortwährenden Prozess zu neuen Dimensionen, sei es in ihrer ästhetischen Erscheinung oder auf der Ebene konzeptioneller Bedeutung. Doch in allen Wandlungen versteht es Gregor Hiltner, neues Terrain zu erschlieĂ&#x;en und uns dennoch die Vertrautheit seiner eigenen Formensprache zu bewahren.
106
a quadrat + b quadrat 2003 120 x 250 cm [47.2 x 98.4 inches] Acryl auf Leinwand
< Blaues Chaos 2003 110 x 282 cm [43.3 x 111 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Flug der Partikel in den SĂźden 2003 155 x 333 cm [61 x 131 inches] Acryl auf Leinwand
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Kani 2002 140 x 400 cm [55.1 x 157.4 inches] Mischtechnik auf Leinwand
109
Pantani 1 2007 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
110
DIE LETZTEN BILDER AUS HAHNHOF (vor dem Umzug nach Berlin)
Im Scheunenatelier der fränkischen Mühle entstehen ab 2008 nur noch die extrem großformatigen Bilder. Hiltners Hauptatelier ist seit Mitte 2007 in Berlin.
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Pantanis letzte Eappe 2007 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Grauluftiges 1 2006 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Acryl auf Leinwand
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Titanic 2007 140 x 190 cm [55.1 x 74.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Nikolausi 2007 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Vorab ein Zyklop! Unten, etwas schlecht zu erkennen, spitzen Odysseus und seine Kumpanen hinter den grauen Felsen hervor.â&#x20AC;&#x153; 2007, 140 x 100 cm, Mischtechnik auf Leinwand
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117
Erlkรถnig 2006 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches] ร l + Acryl auf Leinwand
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Die San Lorenzo - Bilder
San Lorenzo ist ein Sehnsuchtsort in Italien, wo Gregor Hiltner Ăźber Jahre Seminare in seinem Lieblingsthema Kompositionslehre gab.
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How To Talk About Composition 2004 110 x 80 cm [43.3 x 31.4] รถl + Acryl auf Leinwand
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Mediterranean 2005 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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San Lorenzo Nocturne 2008
Der Kopfzerbrecher 2006
80 x 120 cm [31.4 x 47.2 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
100 x 80 cm [39.3 x 31.4 inches] Öl + Acryl auf Leinwand
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Ein Zauberer für Kilian 2006 110 x 80 cm [43.3 x 31.4] Öl + Acryl auf Leinwand
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Haga, Sara und Abraham aber auch Don Quixote und Sancho Panza 2005 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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San Lorenzo 1 2006 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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San Lorenzo 2 2006 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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FĂźnf Bilder aus Deutsche Lieder in der Fremde
Detail:
Bi-ba-butzelmann 2006 129
Vor dem 11. September 2001 wurde in Deutschland eine leidenschaftliche Diskussion über “deutsche Leitkultur” geführt von Menschen, die, wie ich vermute, kaum erahnen, was deutsche Identität eigentlich ausmacht. Ich gehöre zur Nachkriegsgeneration, der späten Achtundsechziger, die, mit einer zerbrochenen deutschen Identität aufwachsen mussten. Heute stelle ich fest, dass sehr Vieles, was ich in meinem Leben gedacht und gemacht habe, Versuche waren, aus den vorgefundenen Fragmenten und verlogenen Bruchstücken deutscher Identität ein Puzzle herzustellen, die falschen Teile auszusortieren und die fehlenden ( mitunter auf Reisen) zu suchen oder durch Erlesenes und Durchdachtes zu ersetzen. Die Beschäftigung mit Zeitgeschichte (,wie sie in meinem Monumentalmosaik „Denken heißt Vergleichen“ ihren Niederschlaggefunden hat) ist dabei ebenso unerlässlich, wie die Suche nach der verlorenen, eigenen Religion. Zwei Jahren lang arbeitete ich mit dem Musiker, Johannes Ammon, an einem Projekt über Volksmusik, ein Thema, das im gleichen Themenreigen zu sehen ist. Zu jener Zeit hörte halb Deutschland kubanischer Volksmusik, gleichzeitig aber waren die meisten begeisterten Zuhörer nicht in der Lage auch nur drei deutsche Volkslieder zu erinnern oder gar zu singen.. Die gemeinsame Idee war damals, in Kuba mit lateinamerikanischen Musikern deutsche Volkslieder einzuspielen, von Musikern also, die so gut wie nichts von deren Geschichte wissen, wohl aber die Qualität von guten Liedern erkennen können. Deutsch Volkslieder wurden von unseren besten Dichter geschrieben und von großen Komponisten vertont. „Deutsche Lieder in der Fremde“ sollte die fünfte Produktion werden, die Musik, Kunst und Literatur thematisch zusammenbringt, ähnlich wie bei den vier bereits realisierten: „14 COMPOSITIONS“, „SNOW MUSIC“, „ÜBERWINTERUNG“ und „MOTIVOS“. Leider konnte dieses Projekt aber bis heute nicht verwirklicht werden.
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Hänschen klein oder Das Wandern ist des Müllers Lust 2005 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches ] Öl + Acryl auf Leinwand
131
Ein sehr harter Winter ist, wenn ein Wolf, ein Wolf, ein Wolf den andern frisst! 2005 140 x180 cm [55.1 inches x 70.8 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Der Mond ist aufgegangen 2005 120 x 250 cm [47.2 x 98.4 inches] Acryl auf Leinwand
133
Ein Jäger aus Kurpfalz 2004 80 x 100 cm [31.4 x 39.3 inches Öl +Acryl auf Leinwand
134
Bi-ba-butzelmann 2006 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
135
Galactic poem 2002 140 x 170 cm [55.1 inches x 66.9 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
136
POEMS
137
Sahara 2002 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
138
maroc poem 2001 110 x 140 cm Mischtechnik auf Leinwand
139
Der Poet 2002 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Acryl auf Leinwand
140
Geometric Poem 2003 145 x 180 cm [57 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
141
heroic poem 2001 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
142
African Poem 2001 100 x 130 cm [39.3 x 51.1 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand 143
Surabaya 2001 145 x 180 cm [57 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
144
Anspielung 2003 180 x 140 cm Mischtechnik auf Leinwand
145
146
Bilder von 2000 bis 2005
La Paloma 2001 160 x 120 cm [63 x 47.2 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
147
Blue map 2002 145 x 180 cm [57 X 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
148
Schau mir in die Augen Kleines! 2002 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
149
Die Hohe Minne 2001 160 x 120 cm [63 x 47.2 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
150
Malen mit leerer Mitte 2002 140 x180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
151
Der Magier 2000 150 x 200 cm [59 x 78.7 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
152
Tango 2 2000 150 x 200 cm [59 x 78.7 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
153
Malen nach Zahlen 2002 140 x180 cm, [55.1 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
154
Halbmond über Babylon 2000 125 x 170 cm [49.2 x 66.9] Mischtechnik auf Leinwand
155
156
Der Heilige Gral 2001 90 x 260 cm [35.4 x 102.3] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
157
Hamlet 2002 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
158
Schwarzer September 2001 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Acryl auf Leinwand
159
Arche 2000 150 x 250 cm [59 x 98.4 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
160
Fingerübung, vor und zurück Der Mittelteil bleibt unverändert stehen, links und rechts werden vertauscht, alle Anschlüsse stimmen dennoch. Fingerübung 2001 100 x 395 cm [39.3 x 155.5. inches] 3- teilig Öl + Acryl auf Leinwand
161
Momo 2002 110 x 140 cm [43.3 x 55.1 inches] Acryl auf Leinwand
162
Takaakis, mal was im griechischen Freistil 2002 140 x 180 cm [55.1 x 70.8 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
163
Ron 2000 70 x 50 cm [27.5 x 19.7 inches] Acry auf Holz
164
Alter Esel streck dich 2000 50x 70 cm [19.7 x 27.5 inches] Acryl auf Holz
165
166
grOSSe Teile Die ganz großen, das Pyramidenfries „Die Diktatur der Form“ (0,9 Meter x 15 Meter) oder das große Bodenbild „Palimpsest“ (2 Meter x 220 Meter), lassen sich hier nicht verständlich darstellen.
Tango rudo 2003 195 x 285 cm [76.7 x 112 inches] Acryl + Öl auf Leinwand
167
Unser Narrenschiff mit heiliger Kleinfamilie 2005 260 x 300 cm [102.3 x 118.1 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Mallorca 2002
Blaues Chaos 2000
250 x 260 cm [98.4 x 102.3 inches] Mischtechnik auf Leinwand
260 x 180cm [102.3 x 70.8 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Zustand 1 Disparate Ansammlung von Individuen oder schon zusammengewachsene Gemeinschaft? Vielleicht auch nur ein Bieber mit gebrochenem Schneidezahn 2005 200 x 375 cm [78.7 x 147.6 inches] Ă&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Zustand 2
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Gelb 2000 2000 / 2008 100 x 120 cm [39.3 x 47.2 inches] Ã&#x2013;l + Acryl auf Leinwand
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Gregor Hiltner 1950
geboren in Nürnberg, arbeit in Berlin
1970–1978
Studium an der Akademie der Bildenden
Künste München bei K.F. Dahmen und an
der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
bei Ernst Weil, Meisterschüler
1975–1976
14-monatiger Aufenthalt im Nahen Osten
(Syrien, Jordanien, Israel)
1979
6-monatige Reise nach Polynesien und
Mikronesien: Malerei zum Thema Animismus
1980–1981
Stipendium des Deutschen Akadmischen
Austauschdienstes DAAD in London
1982
Lisa- und David-Lauber-Preis, Nürnberg
1983
Brasilienreise (Bahia): Arbeiten zu den
synkretistischen Religionen 1990
Aufenthalt im Workshop Studio der
Walter Bishoff Gallery, San José/Cal, USA
1990
„Denken heißt Vergleichen“,2 Großportraits
von Walther Rathenau und Theodor Herzl,
als Anamorphosen, 2000 qm Mosaikwandbilder
im U-Bahnhof Rathenauplatz, Nürnberg
1991
Bezug des Ateliers im historischen
Mühlenanwesen Hahnhof bei Feucht (Franken)
1995
„Der Golem“, erste Großskulptur (7 m) für die
Westfälische Genossenschaftsakademie, Münster
175
Fanรถ 2001 80 x 110 cm [31.4 x 43.3 inches] ร l + Acryl auf Leinwand
176
1996
„The Vernissage“ TV-Film mit Gregor Hiltner nach einer
Idee von G.Hilltner, Doku-Drama 28 Min. von Marianne
Ackerman und Guy Sprung für das Kanadische Fernsehen.
Der Film wurde gezeigt auf dem XIV Festival International
Du Film Sur L’Art, Montréal, 96
1997
„White Brush Red Wine Death in a Paris Café“. Ein Film von
Marianne Ackerman und Gregor Hiltner Doku-Drama 56
Min für 2 Kanadische Fernsehanstalten. Der Film wurde
gezeigt auf dem Montréal International Festival of Cinema
and new Media, Montréal ’97 und auf dem XXI Festival du
Film d’Art et Pédagogique, Paris ’97
1998
Bruno Schnell – Verlegerpreis der Nürnberger Nachrichten
1998
„14 Compositions“, Musik-Kunst-Buch-Projekt mit
CD-Produktion, Gregor Hiltner zusammen mit dem
Komponisten und Jazzpianisten Dieter Köhnlein
1999
„SNOW MUSIC“, Musik-Kunst-Buch-Projekt mit
CD-Produktion, Gregor zusammen mit dem
Pianisten / Komponisten Igor Tkachenko
(Boston) und dem deutschen Geiger Johannes Ammon
2000
“ÜBERWINTERUNG”, Multimediales Kunstprojekt nach
einem Roman von Bernd Ogan in Zusammenarbeit mit
dem Komponisten / Pianisten Franz Hummel,
Musik-Kunst-Buch-Projekt mit CD
2001
“Palimpsest”, 220m langes, 2m breites, begehbares
Fußbodenbild in der EUROMED . Klinik, Fürth
2002
“MOTIVOS”, Kalender mit CD-Produktion,
Musikkomposition nach dem Fußbodenbild Palimpsest
mit Johannes Ammon, Geige, Takaaki Masuko, Percussioin,
Norbert Gabla, Bandoneon 2002
Gemeinsame Vortragsreihe zum Thema: “Unendliche
Beliebigkeit? Über Freiheit der Kunst, über Zeitgeist und
Geschwätz.” Gregor Hiltner und Prof. Dr. Friedhelm Kröll
2004
“KRUZIFIX”, Ausstellung, Vortrag und Buch in
Zusammenarbeit mit Prof. Friedhelm Kröll
2005
Kinderbuch „Der Riese Sandelphon“, Livorno Verlag
2013
„Atze und seine Freunde“, Roman für Kinder
2015
„Das Gerücht“, Roman für Kinder
2016
„Im Tal des großen Königs“, Roman für Kinder
177
Einzelausstellungen / solo 1973
Galerie Orny, München
1978
Stadtmuseum Nürnberg
1981
Galerie Orny, München Verein für Originalradierung München Edward Totah Gallery, London (Katalog)
1982
Norishalle Nürnberg (Kunsthalle)
1983
Galerie Tanit, München
1984 1985
Edward Totah Gallery, London Otto-Richter Halle, Würzburg Galerie Jurka, Amsterdam (Katalog) Kunstverein Tübingen Galerie Leger, München
1986
Albrecht-Dürer-Gesellschaft, Nürnberg (Katalog)
1987
Galerie Leger, München (Katalog)
Verein für Originalradierung, München (Katalog)
Glasgow Arts Centre, Glasgow GB
1988
Galerie Michael Schultz, Berlin Kunstverein Klagenfurt, AU
1989
Galerie Michael Schultz, Berlin (Katalog)
1990
Kunstverein Heidenheim
Galerie Albertus Magnus, Köln
Schloß Reinbeck, Hamburg
Galerie Michael Schultz, Berlin
1991
Découvertes, Grand-Palais, Paris
Galerie Duna, Barcelona
Galerie Im Pilatus, Luzern
Galerie Cupillard, Grenoble
Frank Bustamante Gallery, New York
Galerie Michael Schultz, Berlin
Galerie Cupillard, San Tropéz
Galerie Steinrötter, Münster
1992
178
Galerie Keeser-Bohbot, Hamburg
Walter Bischoff Galerie, Stuttgart
Galerie Couleur du Temps, Genf
Galerie Heseler, München (Katalog)
Galerie Bodenschatz, Basel
Landschft mit überfahrenem Krokodil 2012 30 x40cm [11.8 x 15.7 inches] Acryl auf Leinwand
179
1993
Galerie Axel Thieme, Darmstadt
Städtisches Museum, Palffy-Palast, Bratislava
Galerie Michael Schultz, Berlin
1994
APC Galerie, Köln
Galerie Steinrötter, Münster
Eva Cohon Gallery, Highland Park, USA (Katalog)
Eva Cohon Gallery, Chicago
1995
Chapel Art Center, Hamburg
Goethe Institut, Montréal
Galerie Heseler, München (Katalog)
1996
Verein für Originalradierung, München
1997
Galerie Steinrötter, Münster
1999
Wilmer Jennings Gallery, New York Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
„14 Compositions“, Ausstellung mit Konzert (Katalog undCD)
Galerie Jürgen Pfaff, Nürnberg
2000 2001
Galerie Steinrötter, Münster Mercedes-Forum, Stuttgart („14 Compositions“) Hessische Technologiestiftung Wiesbaden
Tafelhalle Nürnberg ( „Überwinterung“)
Kulturamt Erlangen im Eventraum Publicis,(„Überwinterung“)
2003
Galerie Pasinger Fabrik, München
Galerie Brigitte Wagner, Bohn
2004
Stadtgalerie Fürth, („Long Pieces“)
2005 2006
Egidien-Kirche Nürnberg, („Kruzifix“), (Katalog) Galerie Jürgen Kaspar, Nürnberg Messezentrum Nürnberg Galerie Steinrötter, Münster
Nationalmuseum Mazedonien, Skopie
K4 Nürnberg, (Illustrationen zu „Der Riese Sandelphon“)
2011
Galerie Steinrötter, Münster
2014
White Brush Gallery, Düsseldorf
Galerie Steinrötter, Münster
2016
White Brush Gallery, Düsseldorf
Galerie Kremers, Berlin
180
181
The End 2010 80 x 100 cm [31.5 x 39.3 inches] Ã&#x2013;l+ Acryl auf Leinwand
182
Was wäre Kunst als Gesichtsschreibung, wenn sie das Gedächtnis des akkumulierten Leidens abschüttelte? - Adorno 2000 180 x 280 cm [70.8 x 110.2 inches] Mischtechnik auf Leinwand
183
Franzรถsische Revolution
2009 100 x 195 cm [39.4 x 76.8 inches] ร l+ Acryl auf Leinwand
184