AUSGABE NR. 73 / AUGUST/SEPTEMBER 2015 / THEMA: AND... ACTION!
s
GAY.CH
BASCHI und die Gays s gay.ch besucht RUSSLAND PORNOS IN DEN 80S / HIV-AIDS-FOTOGRAFIE ANTI-GAY-FOLTER / KULTUR / PARTYS & MEHR
1
Die geilste Doppelstunde deines Lebens!
2
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
INHALTSVERZEICHNIS: and... action!
4-5
NEWS: INTERNATIONAL QUICKIES
6-9
NORWEGEN VS. RUSSLAND
10-15
gay.ch BESUCHT RUSSLAND: ALLTAG IN RUSSLAND: INTERVIEWS VOR ORT IN MOSKAU
17
FOLTERN IM NAMEN DER HOMO-HEILUNG
19
IGGIE & DIE PORNOS IN DEN 80S
20-21
DEMNÄCHST IN IHREM KINO: KINO-TIPPS
23
KULTUR-TIPPS
25
gay.ch PRÄSENTIERT MIKA LIVE IN ZÜRICH
27
BASCHI: SEXY-TALK
28-29
INTERVIEW: SONGWRITER FÜR EUROVISION & CO.
30-31
PARTY-AGENDA AUGUST/SEPTEMBER 2015
32-35
HIV/AIDS-FOTOGRAFIE: PORTFOLIO DIRK H. WILMS
FAMILY
CULTURE
3
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique / Bilder+Collagen: Luis
NEWS: INTERNATIONAL QUICKIES
100’000 Mitglieder: Es soll die erste Social Networking Site der Welt sein, welche frei von Sünden ist, also weder erotischer Inhalt noch fluchen ist erlaubt. Daneben soll auch das Erwähnen von Homosexualität strikte verboten sein. Auch sonst hebt sich Faceglória doch recht deutlich von Facebook ab: Statt einen Post zu “liken”, klicken die User dort einen “Amen”-Button, und 600 Schlüsselwörter werden erst gar nicht zugelassen. Kontrolliert wird das Ganze derzeit zudem von einem Team bestehend aus zwanzig Freiwilligen.
WELTWEIT: Christen lancieren ein schwulen-freies Facebook Es funktioniert ähnlich wie Facebook, heisst aber Faceglória. Lanciert haben es konservative Christen, und jegliche Erwähnung von Homosexualität ist absolut verboten. Seit dem Launch hat das neue, soziale Netzwerk bereits
4
Webdesigner Atilla Barros erklärte gegenüber AFP, dass man auf Facebook jede Menge Gewalt und Pornographie sehe. Daher hätten sie sich entschieden ein Netzwerk zu kreieren, auf welchem man über Gott und Liebe sprechen könne, fügte er weiter an. Derzeit hat das Soziale Netzwerk rund 100’000 Mitglieder, doch das Ziel wird es sein in den nächsten zwei Jahren rund zehn Millionen User anzuziehen. Faceglória wurde in Brasilien entwickelt und ist derzeit nur auf Portugiesisch aufgeschalten, doch man wolle demnächst auch andere Sprachen anbieten und zudem auch eine Mobile App entwickeln. --------------------------------------------------
Schwule, Lesben und Transgender im Grundgesetz in der Geschichte der USA. Die neue Aufbruchstimmung nach dem Urteil des Obersten Gerichts der USA in Bezug auf Marriage Equality ist noch nicht abgeklungen. Nun möchten die Demokraten noch einen Schritt weiter gehen und sie haben mit dem Equality Act einen Gesetzesentwurf im amerikanischen Kongress vorgestellt, welcher LGBTIs in allen Lebenslagen vor Diskriminierung schützen soll. Hinter dem Vorstoss stehen die Senatoren Jeff Merkley, Tammy Baldwin, übrigens die erste, offen lesbische Senatorin der USA, und Corry Booker, sowie die Abgeordneten David Cicilline und John Lewis.
USA: Equality Act im USKongress vorgestellt Der Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechteridentität soll in den gesamten USA verbessert werden. Aus diesem Grund wurde der Equality Act im Kongress vorgestellt. Es wäre die umfangreichste Erweiterung für
Mitarbeiter sollten aufgrund ihrer Fähigkeiten angestellt, entlassen oder gefördert werden, und nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechteridentität. Beim Equality Act geht es rein darum, dass LGBTI-Amerikaner genau gleich behandelt werden, wie alle anderen auch, erklärte Tammy Baldwin bei der Präsentation im Kongress. Man müsse sicherstellen, dass jeder Amerikaner eine faire Chance hat, Geld für sein Leben und für seine Familie zu verdienen, und dies solle auch für die LGBTIs gelten. Dieser Entwurf sei ein
FAMILY wichtiger Schritt für die Gleichstellung. Derzeit kennen bereits rund 19 Bundesstaaten einen solchen Diskriminierungsschutz für LGBTs. Dieser soll nun mit diesem Gesetzesentwurf auf die gesamten USA ausgeweitet werden. Verschiedene Grosskonzerne haben ihre Unterstützung für den Vorstoss bereits angekündigt, darunter Apple, Dow Chemical und Levi Strauss. -------------------------------------------------
WELTWEIT: FalloutCompanions sind bisexuell Am 10. November 2015 erscheint die vierte Version des Spiels „Fallout“. Die Welt von Fallout ist eine düstere Zukunftsvision der Erde und zeichnet ein Alternativszenario der Geschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Spieler schreitet jedoch nicht alleine durch die kaputte Erde, er kann sich dabei jeweils einen Begleiter oder eine Begleterin aussuchen. Die Mitstreiter können dem Spieler auch den Kopf verdrehen, oder umgekehrt. Es gibt die Möglichkeit für Romanzen mit den Companions, egal, für welches Geschlecht sich der Spieler entschieden hat. --------------------------------------------------
ITALIEN: Historisches Urteil für Transgender In Bezug auf ein Partnerschaftsgesetz dürfte es in Italien wesentlich schneller gehen, bezüglich der Rechte für Transgender hat das Land aber einen riesigen Sprung vorwärts gemacht. Nach Argentinien, Dänemark, Mal-
ta und Irland wird Italien das erst fünfte Land weltweit, welches den Transmenschen das Recht zuspricht, ihr Geschlecht selbst zu bestimmen. Dabei müssen sie sich weder medizinisch, noch operativ behandeln lassen und auch keine genitale Geschlechtsumwandlung vollziehen. Dies hat das Oberste Gericht in Italien geurteilt und damit ein früheres Gerichtsurteil revidiert.
Land gleichgeschlechtliche Paare nicht schützt und auch nicht anerkennt. Die Richter erklärten, dass Italien ein Partnerschaftsgesetz oder etwas Ähnliches ausarbeiten müsse. Dasselbe gilt nun auch für alle anderen Länder, welche die Europäische Menschenrechtskonvention unterschrieben haben und noch kein solches Gesetz haben. --------------------------------------------------
Zum Urteil ist es gekommen, nachdem eine Transfrau geklagt hat. Die damals 45-Jährige erhielt im Jahr 1999 die rechtliche Erlaubnis um eine Geschlechtsumwandlung zu vollziehen. Da sie aber bereits seit 25 Jahren als Frau lebte und die volle gesellschaftliche Akzeptanz genoss, entschied sie sich schliesslich gegen eine operative Geschlechtsumwandlung, da die für sie nicht mehr nötig war um sich als Frau zu identifizieren. Nachdem ein Gericht in Piacenza, sowie ein Berufungsgericht in Bologna ihren Antrag auf einen Wechsel des Geschlechts ablehnten, gelangte sie nun an das Oberste Gericht Italiens. Dieses urteilte nun zu ihren Gunsten und erklärte, dass dieses Selbstbestimmungsrecht unantastbar sei.
DEUTSCHLAND: Lesbisches Magazin wirbt mit „Merkel“
Eine Rüge erhielt Italien allerdings vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, und zwar weil das
Ende Juli sorgte die Lancierung des Berliner Lesbenmagazins „Straight“ für Wirbel. In einem Werbeclip schmiegen sich zwei Frauen aneinander, eine davon sieht aus wie Merkel. Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr: Merkel hatte kurz davor am Fernsehen einmal mehr durchsickern lassen, dass die Ehe für sie nur aus Mann und Frau bestehen soll. „Die Bundesregierung hat den Videoclip zur Kenntnis genommen, kommentiert ihn jedoch nicht“, erklärt ein Regierungssprecher. Zum Thema Homo-Ehe heisst es: „Die Bundeskanzlerin hat ihre Haltung zu diesem Thema mehrfach öffentlich deutlich gemacht. Dem ist nichts hinzuzufügen.“ --------------------------------------------------
5
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text & Collage: Luis
NORWEGEN vs. RUSSLAND
Für die LGBTIs ist Norwegen ein Traumland, Russland hingegen für die meisten ein Albtraum. Die „pinke“ Entwicklung dieser zwei Nachbarländer könnte nicht unterschiedlicher sein. Eine Gegenüberstellung mit Berücksichtigung von historischen Ereignissen – inklusive jener in der Schweiz. Wir schreiben das Jahr 2015. Hoch im Norden grenzt Norwegen an Russland: 10 Kilometer vor der Grenze befindet sich das norwegische Städtchen Kirkenes das rund 3500 Bewohner zählt. Die finnische Grenze liegt mit 35 Kilometer Entfernung ebenfalls nicht weit. Deshalb sind die Strassenschilder in Kirkenes dreisprachig: norwegisch, finnisch und russisch. Zehn Kilometer von Russland – vom russischen Teil, der geografisch zu Europa gehört – entfernt, würde sich jeder aus der russischen LGBTI-Community im Paradies wieder finden… Regebogenfahne schwingen, den gleichgeschlechtlichen Partner heiraten, biologische Kinder adoptieren: Alles möglich! Während auf der russischen Seite Schwule und Co. damit rechnen müssen, eins auf die Kappe zu kriegen, sind sie ein paar Kilometer weiter vom Gesetz her gegen Diskriminierung geschützt. Die Norweger waren jedoch nicht die ersten, die Homosexualität legalisiert haben: Das haben die französischen Revolutionäre bereits vor 224 Jahren – im Jahr 1791 – beschlossen. Doch weil das nationalistische Vichy-Regime 1942 Homosexualität wieder zur Straftat erklärte, konnten Norwegen und andere Länder den einstigen Pionieren den Rang ablaufen. Auch Russland überholte Frankreich bald, jedoch im umgekehrten Sinne: Bereits acht Jahre früher gingen die Russen nämlich gegen Homos vor. Das Strafrecht der Sowjetunion bestrafte ab 1933 nach Artikel 121 sexuelle Handlungen zwischen Männern mit bis zu fünf Jahren Gefängnis oder Zwangsarbeit.
6
FAMILY Damit nicht genug: Anstelle von Gefängnisstrafen wurden die „Sünder“ oft auch auf unbestimmte Zeit in psychiatrischen Kliniken untergebracht und zu einer „Behandlung“ gezwungen. Ab da wurde die Sowjetunion für Homosexuelle zum Albtraum: Man schätzt heute, dass zwischen 1934 und 1991 60 bis 250 Tausend Männer aufgrund von Artikel 121 verurteilt worden sind - darunter der Chef des Innenministeriums der UdSSR, Nikolai Jeschow, der Gelehrte Lew Klein, sowie Filmregisseur Sergei Paradschanow. Mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 wurde aus dem Staatengebilde ab 1992 die Russische Föderation und ein Jahr später schien es, als ob die Gays einen Grund zum Aufatmen hätten: Homosexualität wurde legalisiert. In der Zwischenzeit war jedoch viel passiert, nicht nur in Europa. Die Schweiz zeigt sich 1942 – just in dem Jahr als Frankreich Homosexualität unter Strafe stellte – weltoffen, indem sie homosexuelle Handlungen für legal erklärte. Auch Amerika wagte den ersten, noch zaghaften Schritt: Illinois war 1962 der erste Bundesstaat, der sein Gesetz gegen Sodomie - sprich „sexuelle Perversionen“, zu denen auch die Homosexualität gezählt wurde abschaffte. Fünf Jahre später kam auch aus Europa ein positives Zeichen: Im Vereinigten Königreich zählten homosexuelle Handlungen nicht mehr als strafbar. Entsprechende Paragraphen wurden 1967 in England und Wales gestrichen. Die grosse Revolte sollte jedoch in Amerika starten, und zwar in New York: Am 28. Juni 1969 fand
in der Bar Stonewall Inn ein Aufstand statt, der als die Stonewall Unruhen die moderne Schwulenbewegung besiegelte. Kaum drei Jahre später reagierte Norwegen. 1972 wurden homosexuelle Handlungen legalisiert und das Schutzalter auf 16 Jahre gesetzt. Doch das war erst der Anfang. 1981 führte Norwegen als erstes Land der Welt ein Antidiskriminierungsgesetz ein, welches die ungleiche Behandlung von Personen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung verbietet. Im gleichen Atemzug wurde beschlossen, dass Gays nicht vom Militärdienst ausgeschlossen werden dürfen. Wie fortschrittlich dies damals war, zeigt sich daran, dass Amerika für diesen offenen Umgang mit Gays im Militär nochmals drei Jahrzehnte gebraucht hat – bis nämlich die Don’t ask, don’t tell-Richtlinie im Jahr 2010 aufgehoben wurde! Die Franzosen waren 1982 wieder an der Reihe: Auf Vorschlag des damaligen Justizministers Robert Badinter stimmte die französische Nationalversammlung 1982 für die Entkriminalisierung von Homosexualität, nachdem Präsident François Mitterrand sich im Wahlkampf 1981 für die Abschaffung aller diskriminierenden Gesetze gegen Homosexuelle ausgesprochen hatte. Fünf Jahre später das Novum: 1987 wurde in Dänemark die erste gleichgeschlechtliche Partnerschaft geschlossen. Norwegen folgte diesem Weg und verabschiedete 1993 ein Lebenspartnerschaftsgesetz. Zudem wurde beschlossen, dass es homosexuellen Paaren gestattet ist, die biologischen Kinder ihres Partners zu adoptieren. Auch in Russland schien sich das Blatt zum Guten zu wenden: Im gleichen Jahr
wurden homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen legalisiert. Im Jahr 1999 nochmals eine Erleichterung: Russland streicht Homosexualität von der Liste der Geisteskrankheiten – China vollzog diesen Schritt erst im Jahr 2001. Im Jahr 2003 kann man auch in den USA endlich als ganze Nation aufatmen: Durch eine Entscheidung des US-Supreme Courts wurden nun endlich die letzten Bundesstaaten - Kansas, Oklahoma, Missouri und Texas - vom Verbot von gleichgeschlechtlichen Handlungen befreit. Gleichzeitig fielen in Alabama, Florida, Idaho, Louisiana, Mississippi, North Carolina, South Carolina, Utah und Virginia Gesetze, die Oral- und Analverkehr auch für Heterosexuelle unter Strafe stellten. Auf der anderen Seite des Teichs hingegen beginnt erstmal eine neue Ära. Wenn es um sexuelle Handlungen geht, werden die Schrauben in Russland nun strenger angezogen: Das allgemeine Schutzalter wird 2003 von 14 auf 16 Jahre erhöht. Doch die Allgemeinheit gilt nicht für alle: Während die Höchststrafe für einvernehmlichen heterosexuellen Kontakt mit einem Jugendlichen von 14 bzw. 15 Jahren vier Jahre Haft beträgt, werden adäquate, aber homosexuelle Kontakte mit Gefängnis von bis zu sechs Jahren bestraft. Oben drauf kommt, dass heterosexuelle Kontakte nicht mit Gefängnis bestraft werden, wenn der Altersunterschied zwischen dem „Opfer“ und dem „Täter“ weniger als vier Jahre beträgt, was für homosexuelle Kontakte jedoch nicht zählt. >>
7
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Luis
Fr 2.10.15, 20.00, Kaufleuten Zürich
Bebel Gilberto
So 1.11.15, 19.00, Kongresshaus Zürich
Brasiliens Electro-Bossa-Nova-Queen
Currency Of Man Tour 2015
Fr 16.10.15, 20.00, Hallenstadion Zürich (Club)
Mi 4.11.15, 20.00, Kaufleuten Zürich – Festsaal
Wallflower World Tour • CH-exklusiv!
Jane Birkins Tochter erstmals live in Zürich
Diana Krall
Melody Gardot Lou Doillon
Do 29.10.15, 19.00, Gessnerallee Zürich - Halle
Cassandra Wilson
Sa 7.11.15, 20.00, Kaufleuten Zürich
Magic Voice
presents: EMILY’S D+EVOLUTION
Fr 30.10.15, 22.00, Gessnerallee Zürich - Halle Sa 7.11.15, 20.00, KKL Luzern, Luzerner Saal
Di 10.11.15, 20.00, X-TRA Zürich
Seven
«BackFunkLoveSoul»
Esperanza Spalding
Róisín Murphy
Hairless Toys Tour 2015 • CH-exklusiv!
VORVERKAUF: www.allblues.ch • www.ticketcorner.ch Für Kaufleuten auch: www.kaufleuten.ch • VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG
/AllBlues.Konzerte
Jedes Mal anders: Neue
Ausgabe, neues Thema, neuer Look. Ein Jahresabo mit 6 Überraschungsausgaben gibt es bereits à CHF 30 044 271 92 00 / info@gay.ch www.gay.ch/mag 8
WER KOMMT DENN DA?
* DOKUMENTATION 5000 ROEBEL
Kris van der Veen, Mitte Dreissig, ist Mitglied der Grünen-Partei „GroenLinks“ in den Niederlanden und arbeitet als Projektmanager und Sozialarbeiter in Groningen. Obwohl er in Russland verhaftet, eine Strafe von 5000 Rubel zu bezahlen hatte und ihm sogar das Filmmaterial weggenommen wurde, konnte er seinen Dokumentarfilm trotzdem fast komplett zusammenschneiden, da er Sicherheitskopien hatte, von denen die Polizei nichts wusste. Der Dokumentarfilm „5000 Roebel“ zeigt rund eine Stunde lang junge LGBTI-Menschen und Aktivisten, die aus ihrem Leben erzählen. Es wird auch verdeutlicht, was es in Russland heisst, an einer Pride teilzunehmen: Es sind erschreckende Bilder. Van der Veen lässt die Menschen für sich sprechen, dadurch konnte er ein authentisches Bild von der Situation vor Ort aufzeichnen. Die Interviews stammen aus dem Jahr 2013, doch sie dürften nicht minder an Aktualität verloren haben. Von der Presse erfuhr Kris, dass er für die nächsten drei Jahre das Land nicht mehr betreten darf… Alles wegen diesem Film. Link: https://vimeo.com/114504328
NORWEGEN vs. RUSSLAND Während Lesben und Schwule in der Schweiz ab dem 1. Januar 1997 ihre Partnerschaft registrieren dürfen, beschliesst am 11. Juni 2008 das norwegische Parlament ein Gesetz zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare, das schliesslich am 1. Januar 2009 in Kraft getreten ist. Auch in Russland geht die Post ab: Am 10. Oktober 2008 findet die erste genehmigte Demonstration der russischen Schwulenbewegung statt. Sie richtete sich gegen den Gouverneur der Oblast Tambow Oleg Betin von der Putin/Medwedew-Partei Einiges Russland. In einem Interview vom 16. Mai 2008 in der Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“ wurde dieser nämlich wie folgt zitiert: „Toleranz? Zur Hölle damit! Schwuchteln sollte man in Stücke reissen und die Teile in alle Himmelsrichtungen verstreuen.“ Ein Antrag auf ein Strafverfahren wegen Hassrede - im russischen Strafgesetzbuch gehören die Hassreden gegen eine soziale Gruppe zu extremistischen Straftaten - wurde abgewiesen. Laut dem Gericht stellen Homosexuelle nämlich keine soziale Gruppe dar. Ausserdem seien die Worte von Betin nach der vom Gericht einberufenen Expertise keine Beleidigungen. Bereits im Jahr 2010 zeichnete sich ab, dass die Stimmung in Russland alles andere als gut ist. Die Umfrage des Lewada-Zentrums brachte ans Tageslicht, dass 38 Prozent der befragten Russen Homosexualität für moralisch verwerflich halten, weitere 36 Prozent sind der Meinung, dass es sich dabei um eine psychische Krankheit handelt. Die weiteren Resultate ergaben ausserdem, dass 39 Prozent dem Vorschlag zustimmten, Homosexuelle
FAMILY ohne deren Einwilligung einer Heilbehandlung zu unterziehen oder von der Gesellschaft zu isolieren. Vier Prozent meinten gar, dass alle Schwulen und Lesben liquidiert werden sollten. 84 Prozent waren zudem gegen die Einführung einer gleichgeschlechtlichen Ehe. Drei Jahre später hat das gleiche Zentrum nochmals eine Meinungsumfrage durchgeführt. Nun waren bereits 51 Prozent der Befragten für eine „Zwangsheilung“, zudem würden sie auch eine strafrechtliche Verfolgung von Lesben und Schwulen begrüssen. Etwa drei Viertel der Russen waren laut dieser Umfrage vom 17. Mai 2013 für ein Verbot jeglicher öffentlicher Bekundung von Homosexualität. Den Plänen stand also nichts mehr im Weg: Putin unterzeichnete am 30. Juni 2013 das inzwischen weltbekannte „Anti-Gay-Propaganda-Gesetz“. Damit werden nicht nur jegliche positiven Äusserungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder in Medien wie dem Internet unter Strafe gestellt, sondern, der Staat anerkennt auch keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und verbietet auch die Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehepaare im Ausland.
Wir schreiben das Jahr 2013, das „Anti-GayPropaganda-Gesetz“ ist bereits in Kraft: Hoch im Norden von Russland liegt Murmansk, eine Stadt, welche etwa drei Stunden von Kirkenes entfernt liegt - dem norwegischen Städtchen an der Grenze zu Russland. Es ist Sommer, die Tage sind sehr lang und die Menschenrechtsorganisation „House of Equality“ führt
*
ein Festival für Menschenrechte durch. Kris van der Veen ist extra aus Holland angereist um ein Workshop zu halten. Das „House of Equality“ hat nach Menschen gesucht, die Lust haben, von ihrem Alltag zu berichten. Van der Veen, Mitglied der niederländischen grünen Partei „GroenLinks“, arbeitet als Projektmanager und Sozialarbeiter in Groningen und er möchte bei dieser Gelegenheit versuchen einen Film über Schwule und Lesben in Russland zu drehen. Die Polizei hat davon Wind bekommen und ihn während dem Workshop abgeführt. Er wird kurz verhaftet und muss eine Busse zahlen. Seine Aufzeichnungen hält die Polizei zurück. Die Presse schreibt, er dürfe innerhalb der nächsten drei Jahre nicht mehr nach Russland einreisen. Gegenüber „Zeit Online“ sagte er damals: „Offensichtlich wollen die russischen Behörden mich davon abhalten, jemals wieder einen solchen Film in ihrem Land zu drehen.“ Er versprach: „Meine Festplatte wurde in Russland konfisziert, ich muss sie erst einmal wiederbekommen. Ich werde auch gegen die Vorgänge in Murmansk klagen. Die Menschen sagten mir, es sei ihnen sehr wichtig, dass der Film erscheinen würde. Ich werde alles daran setzen, dass er bald fertig wird.“ Während auf der russischen Seite die Menschen, die bei diesem Film mitgewirkt haben, damit rechnen müssen, die Dokumentation nie zu sehen zu bekommen, so können Norweger, die gerade mal drei Stunden per Auto von ihnen entfernt sind, den Film sehen – und das ohne Angst.
9
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text & Bild: Dominique
Sasha (38) und Evgeny (36): Sasha kommt aus der Stadt Jakutsk in Sibirien, lebt aber seit etwas mehr als zehn Jahren in Moskau. Er ist asiatischer Abstammung und seit zehn Jahren in einer festen Partnerschaft mit Evgeny. Die Beiden haben sich in einer Bar in Moskau kennengelernt. Sasha selber lebt ein ziemlich offenes Leben: Seine Familie weiss von seiner sexuellen Orientierung, seine Verwandten und wohl auch seine Arbeitskollegen, als er noch in Jakutsk in Sibirien gearbeitet hat, wussten es, vermutet er. Dass sein jetziger Chef es mitbekommt, möchte er jedoch nicht, denn dann würde er anders behandelt werden, da ist er sich sicher. Evgeny hat sich bereits im Alter von 17 bei seinem Bruder und seiner Mutter geoutet. Sie haben ihm viel Verständnis entgegengebracht, auch als er später Sasha als sein Freund mit nach Hause gebracht hat. Die Beiden wohnen heute mit Evgenys Mutter zusammen in einer Wohnung. Elena (28): Sie ist in der Nähe von Moskau aufgewachsen und lebt heute in der Stadt. Ihr Vater hatte vor Jahren selber sein Coming out, daher hatte er mit ihrem Lesbisch-sein auch keinerlei Probleme. Anders die Mutter, welche sich nicht mit der sexuellen Orientierung ihres Mannes abfinden konnte und deshalb hat sich Elena auch noch nicht getraut, sich bei ihr auch noch zu outen.
10
ALLTAG IN RUSSLAND: INTERVIEW VOR ORT IN MOSKAU Basil (28) und Paul (42): Basil ist in Moskau geboren und aufgewachsen, als Ingenieur baut er derzeit am neuen Stadion in Moskau, welches für die Fussball-Weltmeisterschaften 2018 gebraucht wird. Bei seinen Eltern hat er sich geoutet, doch im Nachhinein war es wohl keine gute Idee, wie er selber sagt. Er wollte offen mit ihnen umgehen, und als ein Resultat wollen sie nun nichts mehr über sein Privatleben wissen. Aber das sei ihre Entscheidung, und nicht seine. In Bezug auf seine Freunde, so habe er quasi zwei Kollegenkreise: Einer besteht aus seinen schwulen Freunden und der Andere aus seinen Hetero-Freunden, die aber nicht wissen, dass er schwul ist. Er schaue auch, dass sich diese beiden Gruppen nicht kennen. Sonst wage er es nicht, sich zu outen, es sei ihm zu gefährlich. Schwulsein ist in Russland eine „private Angelegenheit“ und man teile dies nicht einfach so ohne weiteres mit seinen Freunden und Kollegen. Anders sein Partner Paul. Er ist Amerikaner aus der Umgebung von Los Angeles und er arbeitet seit anderthalb Jahren in Moskau. Kennengelernt haben sie sich über eine Dating App. Wer es in seinem direkten Umfeld wirklich wissen möchte, dem sage er es auch, dass er schwul sei, zeigt sich Paul offen.
Wenn es um Russland geht, sind die Meinungen schnell gemacht: Prügelnde Polizisten während den verbotenen Gay Prides, rechtsradikale Gegendemonstranten und stupide Gesetze, welche die scheinbar grenzenlose Homophobie im Land weiter fördern. Doch wie sieht es die LGBT-Community im Land selber? gay.ch reiste in die russische Hauptstadt und hat sich dort mit verschiedenen Schwulen und einer Lesbe getroffen. Manche fühlen sich - den Umständen entsprechend - wohl in ihrem Land, andere würden am liebsten verreisen…
FAMILY Sasha und Elena sitzen bereits im Restaurant, als Sashas Boyfriend Evgeny hinzukommt: Schon alleine die Begrüssung zwischen den Beiden spricht Bände. Während sich Evgeny und Elena ein Küsschen auf die Wange geben, muss ein einfacher Händedruck zwischen den beiden Männern reichen. Zuneigung jeder Art unter Männern sind für die Beiden in der Öffentlichkeit ein Tabu. Ähnlich war es auch bei Basil und Paul, welche wir tags zuvor, ebenfalls in einem Restaurant getroffen haben. Worin die Homophobie in Russland gründen könnte, darüber sind sie sich nicht einig. Einer der Gründe, so erklärt Sasha, dürfte aber sicherlich das Problem der schrumpfenden Bevölkerung sein. Sie, die Regierung, wollen starke, heterosexuelle Familien mit vielen Kindern fördern, und da passen eben Schwule und Lesben nicht ins Bild. Russlands Bevölkerung muss wachsen, nicht zuletzt auch um sich selber quasi verteidigen zu können. Sarkastisch fügt er weiter hinzu, dass wenn alle Schwulen und Lesben beispielsweise Chinesen wären, dann würde sich die Regierung nicht darum kümmern, denn die sollen sich auch nicht vermehren, sondern nur die Russen selber. Moskau ist eine riesige Stadt, und ist quasi wie ein eigenes Land in einem Land, erklärt Sasha weiter. In anderen Städten in Russland, vor allem in den kleineren,
wo es mehr Orthodoxe und Konservative hat, ist es für Schwule und Lesben sehr schwierig, nicht aber in Moskau und in St. Petersburg. Dies ist wohl auch in jedem anderen Land so, gilt also etwa auch für die Schwulen irgendwo im US-Bundesstaat Alabama. Man muss in Moskau natürlich einfach etwas vorsichtiger sein, etwa beim Verlassen eines Gay Clubs erst noch nach links und rechts schauen, ob einem jemand folgt. Aber, es gibt beispielsweise auch in Irkutsk, einer eher kleinen Stadt in Sibirien, Gay Clubs. Diese wurden auch noch nie attackiert, es gab vielleicht höchstens mal Demonstrationen von Orthodoxen vor der Türe. Einmal kam sogar die Polizei vorbei, führt Sasha weiter aus, weil man ihnen gesagt habe, dass im Club mit Drogen gedealt werde. Die Beamten durchsuchten das Lokal, fanden nichts, und danach konnte der Club wieder ohne Probleme weitergeführt werden. Aus der Sicht von Sasha sind die Nationalisten ein viel grösseres Problem. Besonders er mit seiner asiatischen Abstammung bekommt es tagtäglich zu spüren. Sei es in der Metro oder auf der Strasse, immer wieder wird er beschimpft, er solle zurück nach Asien gehe, er habe in Moskau nichts verloren. Aus dieser Sicht ist der Rassismus für ihn viel schlimmer als die Homophobie: Seine Homosexualität kann er verstecken, sein Äusseres hingegen nicht!
Wenn man wie Paul quasi aus dem LGBTParadies, dem Grossraum Los Angeles, kommt, dann ist man sich mit dem Umzug nach Moskau bewusst, dass man nicht mehr das selbe Leben führen kann wie bis anhin. Er habe eine fremde und urbane, neue Kultur entdecken wollen, und dies sei ihm mit Moskau gelungen, erklärt der Amerikaner. Er sei sich bewusst gewesen, dass er dafür aber seine Offenheit, die Sicherheit und Akzeptanz vom südlichen Kalifornien opfern müsse. Obwohl die LGBT-Community in Moskau etwas in den Untergrund gedrängt wurde, so gibt es aber nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten um andere Schwule zu treffen. Apps wie Grindr und Hornet - überraschend viele Profile mit Gesichtsfotos - funktionieren ohne Probleme, und es gibt auch einige Gay Bars und Clubs in der Stadt. Trotzdem muss man natürlich auch sagen, so Paul, dass es die LGBTs verletzlich macht, denn es gibt keine Gesetze, welche sie schützen. Dasselbe galt auch in den USA – vor etwa dreissig Jahren. Er hoffe, dass sich Russland mit der Zeit ebenfalls wandelt. Das Internet und auch der Gebrauch von Dating Apps ist sicher, findet auch Sasha. Es werde nicht durch den Staat kontrolliert, zumindest nicht bei den gewöhnlichen Bürgern. Es sei jedoch möglich, dass etwas gespeichert wird, fügt er an, welches, wenn man beispielsweise in die Politik einsteigen möchte, dann gegen einen verwendet werden könnte. >>
11
Ich suche nicht irgendwen, daher suche ich auch nicht irgendwo.
12
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text & Bild: Dominique
Ein weiterer Grund für die Homophobie im Land dürfte aber auch die mangelnde Aufklärung betreffend diesem Thema sein. Dadurch werden die Leute anfällig auf Propaganda und Hassreden, und man kann sie leicht einschüchtern. 1993 legalisiert, wurde Homosexualität 1999 auch von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen, doch trotzdem glauben viele Russen nach wie vor, dass Homosexualität heilbar ist. An entsprechenden Therapieformen und Behandlungen mangelt es denn auch nicht, und immer wieder werden Kinder und junge Erwachsene von den Eltern zu solchen Ärzten gebracht. Während heutzutage Homosexualität in der Schweiz bereits in der Schule behandelt wird, oder zumindest behandelt werden sollte, so gibt es in Russland keinen Aufklärungsunterricht. Sex ist an der Schule kein Thema, weder über Hetero- geschweige denn Homosexualität werde gesprochen, erklärt Elena. Anders sieht es bei der HIV/AidsPrävention aus: Heute sei Russland bereits so weit fortgeschritten, dass auch schwule Männer als Zielgruppe bei Kampagnen anerkannt werden. So verteilen beispielsweise verschiedenste Gay Clubs am Ein- respektive am Ausgang gratis Kondome. Das Anti-Gay-Propaganda-Gesetz hat ihnen Angst gemacht, weil sie nicht
Fortsetzung: ALLTAG IN RUSSLAND wussten, was nun auf sie zu kommt, sind sich alle einig. Doch ehrlich gesagt, hat sich im Alltag kaum etwas geändert, ausser, dass das Thema mehr in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird, erklärt Sasha. Man konnte schon vor dem Gesetz nicht mit einer Regenbogenfahne auf die Strasse, oder Hand in Hand spazieren gehen, und das kann man seit dem neuen Gesetz natürlich auch nicht. Auf die Frage, ob sie dies denn überhaupt gerne machen würden, meinte Sasha schlicht: Nein, er denke nicht. Russen seien es, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, nicht so gewohnt zu demonstrieren und für ihre Rechte zu kämpfen, das sei weniger ihre Kultur. Die LGBTs in Westeuropa seien viel kämpferischer und sie wollen erreichen, dass sie akzeptiert werden. Die Russen seien da ganz anders, sie würden selten ihre Gefühle zeigen und auch nicht öffentlich machen wollen, mit wem sie schlafen und so weiter. Dies ist privat und soll auch privat bleiben, fügt Elena hinzu. Die Menschen in Russland seien viel zu ernst diesbezüglich und würden sich eher aufs arbeiten konzentrieren. Auch für Basil ist seine Homosexualität eine private Angelegenheit,
wie er erklärt. Er wolle schliesslich seinen Job nicht verlieren, denn wenn es soweit kommen würde, dann schütze ihn kein Gesetz. Aus diesem Grund verstecke er sein Schwulsein, auch wenn Kollegen ihn zu seinem Privatleben befragen. Es sei selbst für sie irritierend, wenn jemand sein Schwulsein so in die Öffentlichkeit rausschreie, wie es etwa an der Pride passiert, meint Sasha weiter, auch mit all den Drag Queens und so weiter. Witzig ist aber zu wissen, dass gerade die Kunstform der Travestie sehr angesehen ist in Russland. So hat beispielsweise die Firma, in welcher Evgeny arbeitet, einmal einen national sehr berühmten und anerkannten TravstieStar für einen Firmenevent gebucht. Auch für andere Parties werden sie immer wieder als Host engagiert. Diesbezüglich zählt dann aber nur, dass er oder sie ein guter Künstler ist, die sexuelle Orientierung wird dabei völlig ausgeblendet, erklärt Evgeny. Personen wie Conchita Wurst warfen damals aber trotzdem hohe Wellen. Sie wurde jedoch vielmehr belächelt. Dass Russland aus dem Eurovision aussteigen wollte, war in Rest-Europa ein weitaus grösseres Thema als in Russland selber. Nach dem diesjäh-
FAMILY rigen Eurovision Song Contest wurde in Russland erneut gross darüber debattiert, aber nicht etwa wegen den Gays, sondern vielmehr darüber, weil es die russische Sängerin nicht auf den ersten, sondern „nur“ auf den zweiten Platz geschafft hat. Zensuriert wurde der ESC im Fernsehen übrigens nicht, auch nicht zeitverzögert gesendet, denn die vielen Regenbogenflaggen waren auch in Russland zu sehen. Es wissen ja alle, dass Europa sehr gayfriendly ist, meint Sasha dazu, wieso also rausschneiden. Das Anti-Gay-Propaganda-Gesetz habe die Gesellschaft zum schlechteren verändert, führt Basil weiter aus, denn der grösste Teil der Bevölkerung, welcher nun mal etwas gegen LGBTs hat, fühlt sich nun durch das Gesetz bestätigt. Die Polizei wiederum muss dieses Gesetz anwenden, was wiederum bedeutet, dass einfach jeder Zwischenfall mit Schwulen oder Lesben unter das Anti-Gay-PropagandaGesetz fällt. Eines ist aber aus seiner Sicht klar: Das Anti-Gay-PropagandaGesetz ist in erster Linie dazu da, von den viel wichtigeren Problemen des Landes abzulenken. Das Bildungsniveau, sowie die Gesundheitsversorgung im Allgemeinen haben sich verschlechtert, auch nimmt die Bevölkerung im Land immer mehr ab. >> 13
14
ascot-elite.ch
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique
Er sehe für Russland keine blühende Zukunft, meint Basil etwas konsterniert weiter. Der gleichen Meinung ist auch Sasha. Man spiele die Gay-Karte immer aus, wenn es darum gehe, etwas zu verstecken. Doch es sei generell gesehen nicht so schlimm, wie es im Ausland und von den Medien jeweils dargestellt werde. Niemand werde wegen seiner Homosexualität ins Gefängnis gesteckt, ausser wenn man an einer unbewilligten Demonstration teilnimmt. Gerade im Grossraum Moskau gibt es beispielsweise auch zahlreiche Schwulenstrände. Auch Vitaly Milonov, welcher für das Anti-Gay-Propaganda-Gesetz verantwortlich ist, sei eigentlich ein Nobody in der russischen Politik. Er habe eigentlich keine Macht, erklärt Sasha, und er mache solche Gesetzesentwürfe nur um sich mal wieder in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen – rein aus populistischen Gründen. Im Gegenzug gibt es aber eigentlich auch keine Politiker, welche sich für die Rechte der Schwulen und Lesben einsetzen. Sie würden in der Gunst der Wähler sofort ins bodenlose Abstürzen und sämtlichen politischen Einfluss verlieren. Es habe Oppositionspolitiker im Parlament gegeben, welche gegen das Anti-GayPropaganda-Gesetz gestimmt haben, erklärt Evgeny, doch die seien heute von der Bildfläche verschwunden, da sie nicht wiedergewählt wurden.
Fortsetzung: ALLTAG IN RUSSLAND In Bezug auf Putin gehen die Meinung wieder auseinander: Während Basil und Paul eher schwarz sehen in Bezug auf die Zukunft Russlands, so stellen sich Sasha, Evgeny und Elena hinter ihren Präsidenten. Basil erklärt dazu, dass die meisten oppositionellen Politiker ins Abseits gedrängt wurden. Kasparov und Khodorkovsky seien im Ausland, Navalny sitzt im Gefängnis und Magnitsky verstarb sogar während er seine Haftstrafe absass. Sasha hält dem entgegen, dass Putin Russland zu etwas gemacht habe, zu einer starken Nation nämlich. In den 90er Jahren unter Jelzin sei es für die Bevölkerung sehr schwer gewesen, viele hätten Probleme gehabt über die Runden zu kommen. Viele Menschen erinnern sich noch gut an diese Zeit und mögen Jelzin und seine „Demokraten“ nicht, denn es war damals keine richtige Demokratie, vielmehr waren die Oligarchen an der Macht, so wie heute beispielsweise in der Ukraine. Die Oligarchen werden immer reicher und die Bevölkerung wird immer ärmer. Putin hingegen sei ein genialer Politiker, findet auch Evgeny, und er habe Russland wieder aufgebaut. Eine echte Opposition gebe es nicht, diese seien nur Clowns – oder wurden vielleicht auch von Putin zu Clowns gemacht. Wie Putins persönliche Meinung zum Thema Homosexualität ist, bleibt zu-
dem fraglich. Für ihn spielt es keine Rolle mit wem jemand ins Bett gehe, erklärte er einmal in einem Interview, die sollen ihr Leben leben. Gleichzeitig fügte er aber auch an, dass Homosexualität nicht zur russischen Tradition gehöre, erklärt Sasha. Wenn man nun denkt, dass Schwule und Lesben in Russland zusammenhalten, da sie ja quasi im selben Boot sitzen, dann täuscht man sich, bestätigen Elena, Evgeny und Sasha einstimmig. Es sei eher eine Ausnahme, dass sie miteinander befreundet sind. Wenn sie gemeinsam ausgehen, dann gehen sie zusammen in Gay Clubs, erklären sie. Doch, für Lesben sei dieser Ausgang einfach schlicht zu teuer, fügt Evgeny an. Während die Männer als Eintritt beispielsweise 300 Rubel bezahlen, dann bezahlen die Lesben oftmals einen drei – bis fünffachen Preis, also bis zu 1500 Rubel. Das machen sie, um die Lesben von diesen Clubs fernzuhalten. Dasselbe gilt aber auch für Männer in Lesbenclubs. Und Sasha ergänzt weiter, dass sie auch schon mit ihren Hetero-Freundinnen an eine Gay Party gingen und der Türsteher dann bereits am Eingang gesagt habe, dass die Frauen um ein Uhr den Club zu verlassen hätten. Pünktlich um ein Uhr sei der Security dann auch tatsächlich gekommen und habe die Frauen aus dem Lokal begleitet, egal,
FAMILY dass sie eben erst einen Drink an der Bar bestellt haben. Lesben, so meint Elena, haben es aber doch noch etwas einfacher als Schwule. Welcher Hetero sieht nicht gerne zwei Frauen küssen?, fügt Evgeny hinzu. Doch auch sonst sei es unter russischen, heterosexuellen Frauen, nicht unüblich, dass sie Arm in Arm durch die Strassen laufen. Was die Zukunft für die LGBTCommunity in Russland bringen wird, darüber sind sich die Interviewten alles andere als einig. Während Elena glaubt, dass in zehn Jahren auch zwei Männer Hand in Hand durch die Strassen Moskaus gehen können, so glaubt Basil nicht daran, besonders, weil die Oppositionellen, welche dies auf Gesetzesebene ändern könnten, wegspediert wurden. Sasha meint jedoch, dass es irgendwann zur Normalität werden wird, denn schliesslich kenne schon bald jede Familie in Russland einen Schwulen oder eine Lesbe in ihrem nächsten Umfeld. Dies wird sicher auch zu einem Umschwung in der Haltung führen – wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt!
15
I M P R E S S U M / A N D . . . A C T I O N ! neue Ausgabe, neues Thema, neues Design ............................................................................................................................................................................................ Verlag: PUNTO MEDIA GMBH, Strehlgasse 3, 8600 Dübendorf, Tel. 044 271 92 00, info@gay.ch Redaktion: Luis Pestana: luis@gay.ch und Dominique Eichler: dominique@gay.ch Grafik + Fotos: Luis Pestana
Partydaten melden: agenda@gay.ch / Anzeigen + Abo: Tel. 044 271 92 00 oder luis@gay.ch Auflage: 8000 / Leser 16‘000 (gem. eigener Umfrage) / Bilder und Texte dürfen nicht ohne unsere Genehmigung verwendet werden.
DIN ALTERNATE BOLD (100)
ZURICH‘S LARGEST GAY WELLNESS FREE WIFI INTERNET - IPADS FOR USE - BAR&SNACKS - TWO FLOORS STEAM BATH - BIG WHIRLPOOL - CRUISING & DARKROOM - SOLARIUM - TV - LOUNGE BIO SAUNA - LARGE REST CABINS - MEN ONLY SPECIAL PRICE FOR YOUNGSTERS - AND MUCH MORE
Häringstrasse 14 CH-8001 Zürich +41 (0) 43 243 79 07 alessandro@haarsturm.ch www.haarsturm.ch
16
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Luis
FOLTERN IM NAMEN DER HOMO-HEILUNG
FAMILY
Als Homosexualität noch als Krankheit und somit als heilbar galt, war eine Therapiefor m dafür die Behandlung mit Elektroschocks. Eines dieser Geräte wurde von Siemens hergestellt und hiess Konsulvator III. Man ging davon aus, dass die sexuelle Orientier ung nicht festgelegt ist und man war zudem der Meinung, dass Homosexualität durch Ler nerfahr ungen entsteht. Die sogenannte „Aversionstherapie“ wurde von den Sechzigern bis hin zu den Siebzigern eingesetzt. Die Idee dahinter war, dass das unerwünschte Verhalten eines Patienten mit Reizen gekoppelt wird, die er als negativ bzw. unangenehm empfindet. Die Vorgehensweise wurde übrigens vorab aus anderen Experimenten abgeleitet, beispielsweise aus Versuchen mit Hunden, in denen sich Vermeidungslernen als sehr effiziente und änderungsresistente Lernform erwiesen hatte. Um diese Therapie bei Menschen auszufeilen, testete man diese Maschine an schwulen Männern, die grössenteils aus der Psychiatrie kamen und sich freiwillig meldeten, weil sie unter ihrer Neigung litten. Zunächst sollten die Patienten Männerbilder, die sie mitgebracht haben, nach Attraktivität ordnen. Dasselbe mussten sie gleich auch mit Bildern von Frauen tun. Die erste Sitzung begann mit dem unattraktivsten der Männerbilder. Der Patient sollte es durch eine Projektion betrachten, so lange es ihm gefiel. Irgendwann erfolgte, ohne Vorwarnung, ein Elektroschock. Dies konnte man durch rechtzeitiges Abschalten des Bildes vermeiden. In dem Moment, in dem das Männerbild verschwand und sich Erleichterung einstellte, weil der unangenehme Schock nicht erfolgte, erschien das attraktivste der Frauenbilder. Die Hoffnung der untersuchenden Ärzte war, dass durch die wiederholte Kopplung des unangenehmen Elek-
troschocks bei Männerbildern, und der angenehmen Erleichterung bei Frauenbildern, die negative Emotionen in Bezug auf Männer und die positive in Bezug auf Frauen konditioniert werden.
Wurde das erste der Männerbilder nicht mehr als attraktiv empfunden, wurde die Behandlung mit dem Zweiten fortgesetzt und so weiter und so fort. Es gab aber auch andere Vorgehensweisen: Man zeigte den Männern zum Beispiel einen Schwulenporno – sie waren entkleidet und an einen Stuhl gefesselt. Immer dann, wenn der Patient von
einem Bild mit einer gleichgeschlechtlichen Person erregt wurde, erhielt er starke, schmerzhafte, elektrische Schläge am Geschlechtsteil. Damit sollten die Schmerzen mit der unerwünschten sexuellen Gesinnung assoziiert, und somit eliminiert werden. Heilung versprach man sich früher auch durch Medikamente: Immer wieder haben Mediziner versucht, mit unterschiedlichen Substanzen - wie Kokain, LSD, Salzlösungen, Bromiden, Cannabis, Strychnin und Metrazol - Homosexualität zu „behandeln“. Der dänische Arzt Carl Vaernet propagierte die Änderung der sexuellen Orientierung durch Transplantationen von Sexualdrüsen (Hodentransplantation), sowie durch das Einsetzen der von ihm entwickelten künstlichen Sexualdrüse. Im Konzentrationslager Buchenwald konnte er unter den Rosa-Winkel-Häftlingen seine Versuche durchführen: Zwei Testpersonen starben direkt nach der Implantation. Noch heute gibt es einzelne Ärzte, die sexuelle Orientierung als „Krankheit“ bewerten und obskure „Konversionstherapien“ anbieten. In mehreren Staaten gibt es Bestrebungen, die heutigen Methoden dieser Therapienform zu verbieten!
17
SPITZE BOYS
FUNDSTÜCKE
DEKO
0906 08 08 08 GRÖSSTER GAY-CHAT DER SCHWEIZ! 100% NUR PRIVATE ANRUFER, KEINE OPERATORS! Aufregende Flirts, junge Gays live & scharfe Boys online
ACTION-FIGUREN: ZUM BAUEN, SAMMELN UND AUFSTELLEN
Für Sammler, oder für alle die es noch werden wollen. Sichere dir einen dieser kultigen miniBloX. Egal ob Ninja Turtles, Minions oder einen der Action Hero’s, hier ist für jeden etwas dabei.
18
CHF 2.-/Min aus dem Festnetz
Alle miniBloX kommen mit einer einfachen und bildlichen Anleitung zum Zusammenbauen. Die Stückzahl der Einzelteile variiert je nach Figur zwischen 120-200 Teile. Ebenso variiert die fertige Grösse zwischen 7,5 und 8,5 cm. www.miniblox.ch
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Interview: Luis / Foto: ZVG
PORNOS IN DEN 80s
CULTURE
Anfangs der Achtziger Jahre hat Iggie in der Por noindustrie gearbeitet. Für uns macht sie eine kleine Zeitreise zurück. Als Punk einen Job zu bekommen, das war alles andere als einfach für Iggie, doch bei East Cinemas AG - dem Betreiber von Sex-Kinos in Zürich, Bern und Basel - wurde sie dann doch fündig: Als Telefonistin. So fing alles an. „Klar, war es am Anfang speziell, dass ich an einem Ort arbeite, wo Pornos laufen, aber mit der Zeit wird das so normal, wie wenn man einen Mickey Mouse-Film anschaut.“ In den vier Jahren, die Iggie dort gearbeitet hat, wurde sie laufend weiter gefördert – vor allem auch ihre kreative Ader: „Mir wurde die Werbung für die Filme in den Kinos anvertraut. Damals waren die technischen Möglichkeiten, wie sie heute vorhanden sind, nicht gegeben, also habe ich Collagen gemacht.“ „Die Filme stammten meist aus Europa. Jene aus den USA waren so die Hochglanzpornos und da alles auf Englisch war, durften wir uns auch manchmal einen passenden deutschen Titel dazu ausdenken. Das hat immer Spass gemacht.“ Schwulenpornos gab es auch: „Wir hatten unsere Gay-Abend-Specials, die gut angekommen sind. Soweit ich mich erinnern kann, waren es die Schwulen selber, die diese Specials vorschlugen.“ Die Zielgruppe waren also praktisch immer Männer, Heteros und Gays: „Eine Frau sah man so gut wie nie in einem der Kinos, und wenn, dann in Begleitung. Die Branche hatte auch versucht, die Frauen als Zielgruppe anzusprechen, mit Pornos, die von Frauen gedreht wurden. Die hatten dann
mehr Handlung und waren filmisch sehr schön umgesetzt. Aber scheinbar war das Bedürfnis da nicht allzu gross. In feministischen Kreisen gab es da kurz einen grossen Aufschrei, wie es heute darum steht, kann ich nicht beurteilen, ich habe das nicht weiter verfolgt.“ Porno-Gegner gab es aber auch noch andere: „Meist aus religiösen Kreisen. Aber auch an das hat man sich gewöhnt.“ Ganz witzig fand Iggie jeweils die Reaktionen, wenn man sie nach ihrem Job gefragt hat: „Jedes Mal wenn ich gesagt habe, dass ich in der Pornoindustrie arbeite, kam sofort als nächste Frage, ob ich denn eine Darstellerin sei.“
wo sie Stars und Sternchen betreute: „Wenn die wüssten, wo ich meine Promo-Erfahrungen gesammelt habe... Die Zeit bei East Cinemas AG erwies sich als solider Grund und Boden für diesen Job. Ich bin ihnen noch heute dankbar, für all das, was ich dort lernen konnte.“
Iggie arbeitete dort kurz bevor HIV/Aids zum grossen Thema wurde . Aber das bunte Treiben in den Filmen war dem Gesetz auch so ein Dorn im Auge: „Es gab eine Phase, da wurde die Branche in der Schweiz etwas in die Enge getrieben. Alle Cumshots mussten zensuriert werden. Das war vielleicht eine Sisyphusarbeit. Meine Kollegen verbrachten ganze Nächte mit dem Herausschneiden heikler Szenen.“ Nach einiger Zeit wurde dieses sinnlose Verbot wieder aufgehoben. Eines Tages bekam sie das Angebot, für das Musiklabel „Virgin“ zu arbeiten. Da sie aber so gut wie keine brauchbaren Referenzen für ihren Lebenslauf hatte, legte sie die Porno-Collagen ihrer Lebenslauf-Mappe bei und bekam den Job trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen. Sie arbeitete schliesslich 25 Jahre in der Musikindustrie,
19
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique / Bild: ZVG
DEMNÄCHST IN IHREM KINO
TRAINWRECK
HÄRTE
Sie hüpft quasi von Bett zu Bett, denn wie sie von ihrem Vater bereits gelernt hat, ist Monogamie schlicht ein Verhaltensfehler. Diesem Motto bleibt sie treu, bis Aaron in ihr Leben tritt. Mit seinem unerschütterlichen Glauben an Romantik und die grosse Liebe, zwingt er Amy schon fast in eine Beziehung. Als sie jedoch merkt, dass es ernster werden könnte, kommt es zum grossen Streit und sie droht wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.
Mit dieser schonungslos ehrlichen Dokufiktion meldet sich Regisseur Rosa von Praunheim auf die Kinoleinwand zurück. In stilisierten Kulissen gedreht, lässt er in „Härte“ die Atmosphäre der 1960er Jahre auferstehen und zeigt ungeschminkt eine von Gewalt beherrschte, gestohlene Kindheit, über extreme Jahre im Rotlichtmilieu und die schwierige Rückkehr in eine bürgerliche Existenz. Ein dunkles Familiengeheimnis. Ein kleiner Junge, der sich nicht wehren kann. Aus dem Buben, der Andreas Marquardt heisst, wird später ein Karate-Champion und ein so berüchtigter wie kaltherziger Zuhälter. Er verdient sehr viel Geld - bis er im Knast landet und die Vergangenheit ihn einholt...
Produzent Judd Apatow, bekannt unter anderem für „Bridesmaid“ oder „Knocked up“, stellt einmal mehr die traditionellen Frauen- und Männerrollen auf den Kopf. Für das Drehbuch war zudem niemand anderes als Shooting Star Amy Schumer verantwortlich, welche auch gleich die Hauptrolle im Film übernommen hat. Neben Schumer sind sicherlich auch Bill Hader, sowie der Gastauftritt der kaum wiederzuerkennenden Tilda Swinton ein Highlight… Kinostart: 13.08.15 (DCH), 18.11.15 (FCH), 17.09.15 (ICH)
DIOR AND I Sharon Stone, Jennifer Lawrence, Marion Cotillard, Marc Jacobs, Anna Wintour, Donatella Versace und viele andere mehr verneigen sich in dieser Dokumentation vor Dior: Ein spannender Blick hinter die Kulissen des legendären Modehauses von Christian Dior. Aus einer äusserst privaten und exklusiven Perspektive zeigt Regisseur Frédéric Tcheng, wie in nur zwei Monaten die erste Haute-Couture-Kollektion des neu ernannten Chefdesigners Raf Simons entsteht: Vielschichtig, ebenso wie facettenreich. Kinostart: 20.08.15
20
Kinostart: 03.09.15
CULTURE FACK JU GÖHTE 2 Nach dem riesigen Erfolg des ersten Teils legen Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin und Produzentin Lena Schömann nach: Wieder mit dabei sind Anti-Lehrer Zeki Müller aka Elyas M‘Barek, Superpädagogin Lisi Schnabelstedt und die Monsterschüler aus der 10b.
SOUTHPAW Schon jetzt als heisser Anwärter für einen Oscar gehandelt, hat sich Jake Gyllenhaal für diesen Film nicht weniger als 20 Pfund Muskelmasse antrainiert. Entstanden ist eine wuchtige Tour de Force von Filmemacher Antoine Fuqua. Da er selber Boxer war, weiss er, worauf er den Fokus richten muss, und dies spürt man in jeder Szene. Neben Gyllenhaal sind auch der Oscar-Preisträger Forest Whitaker, 50 Cent, Naomi Harris und Rachel McAdams mit von der Partie. Für das Drehbuch war zudem „Sons of Anarchy“-Autor Kurt Sutter verantwortlich und der Soundtrack stammt von James Horner und Eminem – alles in allem also ein äusserst beeindruckendes Gesamtpaket.
Das zweite Halbjahr beginnt und für die Lehrer steht nun die echte Feuertaufe bevor: eine Klassenfahrt. Die führt jedoch nicht etwa in die Berge oder an die Nordsee, nein, Müller und Schnabelstedt werden dazu verdonnert, ihre Schüler zum Austausch mit einer Partnerschule nach Thailand zu begleiten. Kaum dort angekommen, drehen die Schüler mächtig auf und sie präsentieren ein schillerndes Spektrum an sozialer Inkompetenz. Nicht gerade förderlich für die Pläne der Direktorin, welche ihre Schule zum Aushängeschild einer neuen Kampagne des Bildungsministeriums machen und dazu die elitäre Konkurrenzschule ausbooten möchte… Kinostart: 10.09.15
Eigentlich hat Billy Hope (Gyllenhaal) alles, wovon ein Mann träumt: sportlichen Erfolg, Reichtum und eine wunderbare Familie. Als „Southpaw“ wird der Boxprofi von seinen Fans verehrt – bis seine Frau (McAdams) tödlich verunglückt und das Leben des Champion ins Chaos stürzt. Erst als der ehemalige Boxer Tick (Whitaker) in sein Leben tritt, ist Billy bereit, den Kampf gegen seinen härtesten Gegner aufzunehmen – sich selbst… Kinostart: 20.08.15 (DCH), 19.08.15 (FCH), 03.09.15 (ICH)
21
Datum: Samstag, 5. September 2015 Zeiten: Türöffnung Zürich Bürkliplatz ab Zürich Bürkliplatz an
19:35 h 20:00 h 22:30 h
Preis: Erwachsene (ab 18 Jahren) CHF 29.00
GAY-SCHIFF Tanzen, essen, flirten, feiern, geniessen - das ist das Gay-Schiff auf dem Zürichsee! LGBT‘s und Freunde - herzlich willkommen! Chillen, tanzen, die nächtlichen Lichter rund um den Zürichsee bei einem Nachtessen geniessen oder einfach schlicht zusammen feiern. Lass dich auf dem Oberdeck mit feinen Menüs verwöhnen oder tanze im unteren Deck zu den coolen Waves, aufgelegt vom bekannten Szene-DJ Ricardo Ruhga. Gönne dir einen Drink und geniesse die nächtliche Kulisse auf und rund um den Zürichsee.
22
PS: Mit deinem Gay-Schiff-Ticket hast du im Anschluss an die Schifffahrt freien Eintritt an die „Hell on Heel“-Party mit DJ Violet Green im Heaven Club!
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique / Bild: ZVG
KULTUR-TIPPS
Fr.14. August bis So.1. November 2015
JOHN WATERS – How much can you take? Wie kein anderer hat er die Ästhetik des Independent Cinema geprägt, sei es als Stilikone, ebenso aber auch als Enfant Terrible. Doch John Waters ist nicht nur als Regisseur tätig, sondern ebenso als Künstler, Schauspieler, Performer und als Autor. Das Kunsthaus in Zürich widmet dem US-Amerikaner nun eine eigene Ausstellung mit rund vierzig klein- und grossformatigen Film-Fotografien und plastischen Arbeiten. Damit stehen die weniger bekannten Facetten des aussergewöhnlichen Universalkünstlers für einmal im Fokus. Am 5. September zeigt das Kunsthaus zudem im Vortragssaal eine Live-Performance mit John Waters: Er präsentiert dabei seine legendäre, neunzig Minuten dauernde One-Man-Show „This Filthy World“. Kunsthaus, Heimplatz 1, 8001 Zürich Infos: www.kunsthaus.ch -----------------------------------------------------------------Mi.16. September 2015, 20h
MAX MUTZKE Von Stefan Raab entdeckt und gefördert, hat sich Max Mutzke mittlerweile zu einem eigenständigen
CULTURE
Vollblutkünstler entwickelt. Mehr als ein Jahrzehnt steht er nun bereits auf der Bühne, und ob als eindringlicher Soulman, innovativer Popvisionär oder wie zuletzt als gestandener Jazz-Künstler, wofür er 2013 sogar den begehrten Platin Jazz-Award entgegen genommen hat, legte er zweifelsohne eine beispielhafte Karriere hin. Im Juni hat er nun sein bereits siebtes Album mit dem schlichten Titel „Max“ veröffentlicht und dieses stellt er nun erstmals live in Zürich vor. Nach seinem vielbeachteten Exkurs in die Welt des Jazz hat er sich mittlerweile wieder verstärkt auf seinen kraftvollen Signature-Sound aus Pop, Soul und Funk konzentriert. Bei seinem neuen Programm treffen seine Powerstimme und live gespielte Instrumente auf noch mehr Soul aber auch HipHop und dezente elektronische Elemente. Exil, Hardstrasse 245, 8005 Zürich Infos und Tickets: www.gay.ch/events und www.gadget.ch -----------------------------------------------------------------Sa.21. November 2015, 20h
JOHN GRANT Er ist wohl einer der aussergewöhnlichsten SingerSongwriter, welche die USA hervorgebracht haben: Am 21. November ist John Grant für ein exklusives Konzert im Zürcher Kaufleuten zu Gast…
Was er in seinem Leben schon alles durchgemacht hat, oder besser: durchmachen musste, daran wäre wohl so manch einer zerbrochen, doch nicht John Grant. Er scheint sich seinen Kummer, seine Sorgen und seine Probleme vom Leib zu schreiben und in seinen Songs zu verpacken – besonders seit er seine Band The Czars hinter sich gelassen hat und als Solokünstler durch die Welt tourt. In einem streng religiösen Haushalt aufgewachsen, hatte er in seiner Kindheit und Jugend grösste Probleme, sich selber und vor allem seine Homosexualität zu akzeptieren. Diese und Beziehungsprobleme trieben ihn schliesslich in jahrelange Drogen – und Alkoholabhängigkeiten. 2012, während einem Auftritt mit Hercules and Love Affair machte er schliesslich auch öffentlich, dass er HIV-positiv ist. Doch, er hat sich ins Leben zurück gekämpft: Mittlerweile ist er clean und trocken und setzt musikalisch zu Höhenflügen an. 2010 veröffentlichte Grant mit „Queen Of Denmark“ sein für Aufsehen sorgendes Solo-Debut, gefolgt von „Pale Green Ghosts“ (2012) mit einer Reihe umwerfender Balladen, aber auch einer dunkel glänzenden, elektronischen Brise. Endgültig zum Star in England wurde er im Herbst 2014, als er zusammen mit dem BBC Philharmonic Orchestra ein Konzert gab, das mittlerweile Kult-Charakter hat. Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich Infos und Tickets: www.gay.ch/events und www.allblues.ch ------------------------------------------------------------------
23
B 3. agT Im kO 24
TrainwreckFilm.ch
/UniversalPicturesSwitzerland
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique / Bild: ZVG
MIKA-KONZERT
CULTURE
Nach drei Jahren kehr t Mika endlich wieder auf eine Schweizer Bühne zurück: Am 26. September wird der Brite mit libanesischen Wurzeln im Zürcher Komplex457 sein neues Album „No Place In Heaven“ live vorstellen. gay.ch freut sich ausserordentlich dieses Konzer t als Medienpar tner zu präsentieren.
Sa.26. September 2015, 20h Mit Ohrwürmern wie „Relax, Take It Easy“, „Grace Kelly“, „Underwater“ oder „ Big Girls“ hangelte er sich dabei die internationalen Charts bis zur Spitze hoch. Statt sich dem Mainstream unterzuordnen, hat es Mika als einer der wenigen Popstars geschafft, sich seine eigene, fantasievolle Musikwelt zu kreieren. Er setzt dabei vor allem auf Individualität, lässt sich nichts aufdiktieren und lässt auch sämtliche gängigen Konventionen einfach mal links liegen. Auf der Bühne ist Mika eine Wucht, ein wahres Energiebündel, welches in bester Freddie Mercury-Manier seine Auftritte dramatisch inszeniert und damit für Feel-GoodStimmung sorgt – ein wahrer Entertainer eben. Nach einer zweijährigen Pause meldet sich Mika mit dem Album „No Place In Heaven“ zurück. Die Vorabsingle „Talk About You“ gab einen ersten Vorgeschmack und mit „Good Guys“ liefert er auch gleich eine neue Gay Hymne. Wettbewerb: Tickets für das Konzert von Mika zu gewinnen – Folge gay.ch dazu im Facebook und schreibe uns dort eine Nachricht mit dem Betreff „Mika Live – 2015“ – Link: www.facebook.com/gay.ch.switzerland Komplex457, Hohlstrasse 457, 8048 Zürich Infos und Tickets: www.gay.ch/events und www.goodnews.ch
25
APP JETZT GRATIS DOWNLOADEN!
PROUDLY PROUDLYPRESENTS: PRESENTS:
30
01.–03.
2015
2015
SEPTEMBER MÅNS ZELMERLÖW Mi, 30.09.2015, 20 Uhr, Volkshaus Zürich
OKTOBER
CHIPPENDALES Special Guest: RAFAEL BEUTL
PAUL KALKBRENNER Das brandneue Album 7 Erwarte das Unerwartete: „7“ ist kompromisslos. Paul kehrt zurück zu den Vocals. Ab sofort im Handel und als Download erhältlich!
01.–03.10.2015, 20 Uhr, Volkshaus Zürich www.sonymusic.ch
05
OKTOBER 2015
EROS RAMAZZOTTI Mo, 05.10.2015, 20 Uhr, Hallenstadion Zürich
12
OKTOBER 2015
TAKE THAT
Mo, 12.10.2015, 20 Uhr, Hallenstadion Zürich
0900 800 800 CHF 1.19/min., Festnetztarif
26
Newsletter und alle Events: www.abc-production.ch
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Interview: Luis / Foto: lorenzrichard.com
BASCHI: SEXY-TALK
CULTURE
„Zwüsche dir und mir“ ist bereits das siebte Album von Baschi. Seit er bei MusicStar mitgemacht hat, ist er nicht mehr aus der Schweizer Musiklandschaft wegzudenken. Bei seinem Anblick schlagen nicht nur Frauenherzen höher - auch viele Gays würden den smar ten Sänger nicht von der Bettkante stossen... Was Baschi dazu meint? Wir haben nachgefragt. Hat man dir schon gesagt, dass du etwas Homoerotisches an dir hast… So in Richtung von Robbie Williams? Das habe ich auch schon gehört und stört mich nicht die Bohne, ich finde es sogar noch geil! Hey, wir leben im 2015 und ich bin ein toleranter, aufgeschlossener Typ, der gerne mit allem ein wenig spielt! Jetzt aber nicht falsch verstehen... Hast du schon Signale von Männern erhalten: Blicke, Briefe, Messages oder vielleicht sogar mal eine Männerunderwear auf die Bühne zugeworfen bekommen? Ein Höschen bis jetzt noch nie, aber ein paar wenige, komische Mails von Typen, die sicher nichts dagegen hätten mit mir im Lift stecken zu bleiben.
Welchen Anmachspruch hast du mal gebraucht, der bei einer Frau nicht so toll angekommen ist? Ich bin eher der zurückhaltende Typ: Ich bin gar nicht so mutig, wie vielleicht ein paar Leute denken. Welchen Spleen sollte eine Frau bei dir unbedingt akzeptieren, damit sie längerfristig nicht den Laufpass von dir bekommt? Sie sollte damit umgehen können, dass ich kein Pöstler, sondern ein Entertainer bin, und dass jeder Tag bei mir anders abläuft...
Gab es irgendwann, als Teenie oder Jugendlicher, ein Moment, wo du dich gefragt hast, wie es wäre, mit einem Mann zu… Küssen, oder sonst etwas…? Nein: Ich bin halt schon der klassische Hetero. Und einen Mann hast du noch nie geküsst? Einen freundschaftlichen Männerschmutz ist doch was Schönes. Das kommt auch mal bei mir vor. Versuch dir vorzustellen, du wärst tatsächlich ein schwuler Mann. Was meinst du, auf welchen Typ Mann würdest du abfahren? Sicherlich nicht zu geschleckt... Aber die Frage ist mir zu oberflächlich. Gibt es etwas, dass du an schwulen Männern insgeheim ein bisschen beneidest? Dass sie einen direkten Draht zu den Frauen haben, da diese ja sowieso nichts zu befürchten haben... Und dass einige den Hang zum Schönen haben.
27
AND... ACTION
AND
I
Der 61. Eurovision Song Contest wird in Schweden vom 10. bis 14. Mai 2016 in der Hauptstadt Stockholm, namentlich in der Ericsson Globe Arena, stattfinden. Stockholm ist damit nach 1975 und 2000 zum dritten Mal Gastgeber des Eurovision Song Contests. www.eurovision.tv
28
AB 20.8. IM KINO
INTERVIEW:
Vor dem Eurovision, ist nach dem Eurovision. Jonas Gladnikoff komponiert seit fast zehn Jahren Songs für verschiedene Beiträge aus zahlreichen Ländern. Das nächste ESC-Finale findet in Schweden statt. Mit dem Interview mit Jonas gewähren wir euch einen kleinen Blick hinter den ESC-Vorhang.
TRIBECA Film Festival 2014
E I N F I L M VO N FRÉDÉRIC TCHENG
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Interview: Luis / Bild: ZVG
SIdNEy Film Festival 2014
DIOR
GAY.CH
Kannst du dich an deinen ersten Song erinnern, der an einem Eurovision-Wettbewerb teilgenommen hat? Das erste Mal, dass ein Song von mir am Finale einer Vorausscheidung teilgenommen hat, war im Jahr 2006 in Albanien. Es kam eigentlich durch einen Zufall zustande. Damals war ich noch sehr jung: Ich war noch an einer Schule, auf welcher ich Lieder zu schreiben und zu produzieren lernte. Ich hatte damals mit meinem Arbeitskollegen Niall Mooney einen Song mit dem Titel „Don‘t hold back your love“ geschrieben. Ingrid Jushi, eine albanische Sängerin, hörte den Song und bat uns, das Lied zu arrangieren. Sie wollte es dann an der ESC-Ausscheidung für Albaniens „Festivali i Kënges“ singen. Ich war sehr happy, denn ich war schon immer ein Fan vom Contest und es war ein Ziel von mir, mal am Wettbewerb teilzunehmen. Der Song wurde also ins Albanische übersetzt – er hiess neu “Po dhe jo” - und er wurde neu arrangiert. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich ihn erst zwei Tage vor dem Auftritt gehört habe.
SONGWRITER FÜR EUROVISION & CO. Das Lied kam zwar nicht über das Semi-Finale hinaus, aber die Erfahrung steigerte meine Lust, mit ESC-Beiträgen weiterzumachen. Wie kommt es, dass du schon bei so vielen ESC-Beiträgen in so vielen verschiedenen Ländern involviert warst? Es liegt daran, dass ich nie den Spass daran verloren habe. Ob Eurovision-Material oder NichtESC-Material: Ich sehe sozusagen die ganze Welt als potentieller Markt. Ich hatte das Glück, dass viele meiner Lieder durch verschiedenste Sänger in ganz unterschiedlichen Ländern wie etwa Japan oder Südafrika veröffentlicht wurden. Beim Eurovision ist es gleich: Ich darf mit Sängern und Gruppen aus ganz Europa zusammenarbeiten. Viele Länder arbeiten gerne mit ausländischen Songwritern zusammen, darum tun sich für mich so viele Türen auf. Ich hatte aber auch das Glück, das einige der Lieder über den Wettbewerb hinaus zu Hits wurden. Der Song, den ich für die Spanierin Auryn 2011 geschrieben habe, wurde zwar nur Zweiter, aber er verkaufte sich so gut, dass sie dafür Platin erhielt und das dazugehörige Album zum Besten des Jahres gekürt wurde. Man muss also nicht zwingend eine nationale Vorausscheidung gewinnen, um Erfolg zu haben. Du hast in Schweden studiert, wohnst nun auf den Åland Inseln, doch dein Name klingt nicht unbedingt skandinavisch… Erzähl mal… Mein Nachname stammt von meinem Grossvater, der am Anfang des 20. Jahrhunderts von Weissrussland nach Schweden ausgewandert
ist – vor allem aus dem Grund, weil das Leben da für Juden besser war. Meine Grossmutter hatte das Glück in den 30ern Berlin verlassen zu können, als es immer härter wurde. Meine Familie ist also ein bunter Mix – sie wohnen überall auf der Welt verstreut. Vor fünf Jahren bin ich nach Åland – einer Gruppe autonomer Inseln zwischen Schweden und Finnland – umgezogen. Im Grunde würde ich mich als Europäer bezeichnen. Hast du schon Pläne für die 2016er Ausgabe des Eurovision in Schweden? Momentan hab ich keine konkreten Pläne. Ich habe so viele Projekte am Laufen… Mit meiner Band Technicoloured Roses arbeiten wir an der Veröffentlichung eines Albums und ich schreibe momentan auch Lieder für andere Sänger, also rückt der Contest etwas in den Hintergrund. Aber ich würde gerne wieder mitmischen. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, bin ich gerne wieder dabei. Hast du schon mal daran gedacht, selber auf der ESC-Bühne zu stehen? Nein, nicht wirklich. Ich bin kein wirklich guter Sänger - für Live-Auftritte zumindest nicht. Ich komponiere lieber, als dass ich auf der Bühne stehe. Aber sag niemals nie, vielleicht stehe ich mal als Musiker auf der Bühne. Das ist aber nicht etwas, dass ich unbedingt erreichen möchte: Ich bin happy, dass ich einen Full-Time-Job als Komponist habe. Was denkst du darüber, dass Russland an einem sehr schwulen Musikwettbewerb teiltnimmt, jedoch im eigenen Land ein Anti-Gay-Propagan-
CULTURE dagesetz eingeführt hat? Die aktuelle, politische Lage in Russland und anderen Ländern ist momentan für die LBGT-Community und andere Gruppen schrecklich. Trotzdem müssen wir daran denken, dass die russische Bevölkerung und Kultur mehr ist, als deren Regierung und Politik. Ein Beitrag von Russland repräsentiert nicht die Regierung alleine, sondern das ganze Russland, so lange keine politische Message mittransportiert wird. Den Leuten, die unter dieser politischen Situation leiden, helfen wir nicht damit, dass wir ihrem Land den Rücken kehren und ihnen diese Art von Entertainment entziehen. Gerade weil der Wettbewerb eine solch grosse LBGTAffinität hat, kann man mit dieser Veranstaltung europaweit zeigen, dass es okay ist, schwul zu sein und zeigen, dass wir damit offen umgehen – das ist etwas, dass man nicht überall in Europa im Fernsehen zu sehen bekommt. Bei der Eurovision dreht sich alles um die Einheit, um eine gemeinsame TV-Show, und Musik ist etwas grenzübergreifendes. Jetzt, wo Menschen in Russland vor schweren Zeiten stehen, besonders die LGBT-Community, ist es um so wichtiger, sie als Teil dieser internationalen Einheit sein zu lassen. Welches sind deine fünf Allzeit-Lieblingslieder vom Eurovision Song Contest? Anne-Marie David - Tu te reconnaitras (1973) Marie Myriam - L’oiseau et l’enfant (1977) Sertab Erener - Everyway that I can (2003) Lordi - Hard Rock Hallelujah (2006) Lena - Satellite (2010)
29
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Text: Dominique
-------------------------------------------------
AUGUST
------------------------------------------------Fr.07.08.15, 23h BROMANCE SchwuZ Berlin ist wieder zu Gast im Heaven in Zürich: Diesmal reist Jurassica Parka von der Spree-Metropole in die Limmatstadt… Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Sa.08.08.15, 23h GAYWEST WARM UP PARTY Eine Woche vor dem grossen Festival steigt die GayWest – Warm Up Party im Berner Gaskessel. Mit dabei sind DJane Mary, Digital Tina, Anouk Amok und andere mehr… Gaskessel, Sandrainstrasse 25, 3007 Bern ---------------------------------------------Fr.14.08.15, 23h MOLKE 7 Wie immer, wenn Milchbüechli eine Party im Heaven schmeisst, dann ist der Einlass bereits ab 16 Jahren und der Eintritt ist jugendfreundliche CHF 10.-. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Sa.15.08.15, 23h HELL ON HEELS Wenn das Heaven zur Hölle wird: ab
30
PARTY-AGENDA / Von gay.ch unterstützte Parties: auf die High Heels! Nicky Dynamite wird den Gästen mit ihrem Outfit den Atem rauben – wer hätte auch gedacht, dass die heisseste DragDJane aus dem kühlen Hamburg kommt? Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Fr.21.08.15, 23:55h BEHAVE Die Behave hat sich wieder einen der ganz Grossen der Berliner DJZunft gekrallt: Daniel Dreier ist nicht nur Watergate Resident, sondern er legt auch regelmässig in der Panorama Bar auf… Frieda‘s Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich ---------------------------------------------Fr.21.08.15, 23h FRIGAY NIGHT Die Frigay holt Ibiza in die Innerschweiz und fliegt dazu extra DJ Alexio an die Party im Luzerner Loft Club… The Loft Club, Haldenstrasse 21, 6006 Luzern ---------------------------------------------Fr.21.08.15, 23h PARADISE GARAGE Die Paradise Garage, benannt nach dem gleichnamigen New Yorker Club und der Wiege der House Mu-
sic, bittet mit einer Sommer Edition zum Tanz… Supermarket, Geroldstrasse 17, 8005 Zürich ---------------------------------------------Fr.21./Sa.22.08.15, 22h SPORTSPARTY An diesem Wochenende lädt die Männerzone zur SportsParty: Jeder im Sportswear Outfit erhält am Eingang Fussballsocken oder ein Baseball Cap geschenkt! Männerzone, Kernstrasse 57, 8004 Zürich ---------------------------------------------Sa.22.08.15, 22h FREE TO LOVE Extasia, Bobby Bella und Ambient P. stehen an der Hot Summer Edition der Free To Love im Einsatz – für die ersten 100 Gäste gibts zudem ein gratis Glacé… Alte Kaserne, Kanonengasse 16, 8004 Zürich ---------------------------------------------Sa.22.08.15, 23h INSIDE Inside heisst die Stairs–Partyreihe für offene Clubber, welche die Zeiten vermissen, als Zürichs Nightlife noch ein Statement war, eines für ein friedfertiges Miteinander. Stairs, Baslerstrasse 50, 8048 Zürich
---------------------------------------------Sa.22.08.15, 22h RAINBOW – Feel The Heaven In Basel lässt es sich nirgends näher am Himmel feiern als in der Bar Rouge: Diesmal an der Rainbow steht Orianna Dennay an den Decks. Bar Rouge, Messeplatz 10, 4058 Basel ---------------------------------------------Sa.22.08.15, 23h SPLASH – Dörflifest Special An einem lauschigen Sommerabend kann man sich im Dörfli schon mal wie in den Ferien fühlen. Erst recht dann, wenn Dörflifest ist und es hoch zu und her geht. Das Ferienfeeling verstärkt das Heaven noch mit der Splash Party. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Sa.29.08.15, 22h angels FLASH PARTY Nach Europas grösster und farbigster Parade rund ums Zürcher Seebecken kannst Du deine Superkräfte im Club am Limmatplatz präsentieren: Die angels feiern nach der Street Parade an der Flash im X-tra… X-tra, Limmatstrasse 118, 8005 Zürich ----------------------------------------------
CULTURE Sa.29.08.15, 23h STREET PARADE @ HEAVEN Wie immer ist das Heaven an der Street Parade die Techno-freie Zone in Zürich. Ansonsten geht es aber an der Street Parade Party genau so voll, bunt und schillernd weiter wie an der Parade selber. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ----------------------------------------------
SEPTEMBER
------------------------------------------------Fr.04.09.15, 23h PARADISE GARAGE Die Paradise Garage im Zürcher Supermarket kehrt nach den Summer Specials wieder zu ihrem gewohnten Rhythmus zurück: Nämlich immer am ersten Freitag im Monat… Supermarket, Geroldstrasse 17, 8005 Zürich ---------------------------------------------Sa.05.09.15, 23h DUDECUTE Aus dem kleinen Sonthofen hinaus in die grosse Welt. So ähnlich könnte die Überschrift über der Bio von DJ Ricardo Ruhga lauten. Das Heaven ist stolz, dass er trotz dem internationalen Erfolg Zürich die Treue hält. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ----------------------------------------------
Sa.05.09.15, 19.35h GAY SCHIFF Tanzen, flirten, essen, feiern und dabei dem Sonnenuntergang entgegen steuern. Geniesse auf dem Gay Schiff auf dem Zürichsee, wie das Ufer und die nächtlichen Lichter an Dir vorüberziehen… Schiffanlegestelle, Bürkliplatz, 8001 Zürich ---------------------------------------------Fr.11.09.15, 21h COME TOGETHER Am 11. September ist es wieder soweit: Die Come Together feiert im Hey City Club, nur gerade zwei Minuten vom Bahnhof Oerlikon entfernt… Hey City Club, Franklinstrasse 27, 8050 Zürich ---------------------------------------------Sa.12.09.15, 23h KIKI Zürichs schwulen Underground zelebrieren: Dies möglich macht die Kiki im Revier – an den Decks stehen Markus Kenel, The Toyboys und Fabio Siverino, und Support gibt’s von Blackcat. Revier, Hohlstrasse 18, 8004 Zürich ----------------------------------------------
Sa.12.09.15, 23h QUEERPLANET Nach der Sommerpause meldet sich die QueerPlanet wieder auf dem Basler Partykalender zurück: Mit von der Partie ist diesmal Miss Delicious aus Köln… SUD, Burgweg 7, 4058 Basel ---------------------------------------------So.13.09.15, 23h SHOOT THE BOYS Am Vorabend des Knabenschiessen wird auch im Heaven gejagt - ohne scharfe Munition aber mit scharfen Jungs! Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Fr.18.09.15, 23h FRIGAY NIGHT An diesem Freitag wird bunt und grell gefeiert: Das Luzerner Label lädt nämlich zum Neon Special. The Loft Club, Haldenstr. 21, 6006 Luzern ---------------------------------------------Sa.19.09.15, 23h INSIDE Inside heisst die Party for gays’n’friends im Club oben an der Treppe: Mit Cruising Area und auch Oben Ohne auf der Tanzfläche ist kein Problem… Stairs, Baslerstrasse 50, 8048 Zürich
---------------------------------------------Sa.26.09.15, 22h FREE TO LOVE Die Freiheit, den- oder diejenige Lieben zu dürfen, den/die man will, dies wird an der Free To Love in der Alten Kaserne in Zürich zelebriert. Alte Kaserne, Kanonengasse 16, 8004 Zürich ---------------------------------------------Sa.26.09.15, 23h HEAVEN DRAG RACE Wer wird die neue Miss Heaven? Jetzt kommt deine Chance, für ein Jahr im Mittelpunkt zu stehen, dich in Ruhm zu suhlen und allen Gewinnerinnen von GNTM, The Bachelor und Reines des Vaches zu zeigen, wie eine richtige Gewinnerin aussieht. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------------------Sa.26.09.15, 22h MAXIMUS & SPARTACUS Die Männerzone lädt an diesem Samstag zur Römischen Nacht: An den Reglern steht DJ Debo und die Bar bekommt einen römischen Touch verpasst… Männerzone, Kernstrasse 57, 8004 Zürich ----------------------------------------------
31
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Interview: Luis / Fotos Dirk H. Wilms
PORTFOLIO DIRK H. WILMS Dirk H. Wilms wurde 1966 geboren. Er ist ein deutscher Fotograf und visueller Künstler. Sein Projekt „A Kind Of Absence“ dokumentier t sein Leben mit HIV/Aids und wurde in Dutzenden von inter nationalen Magazinen publizier t: Wir stellen vier Bilder daraus vor und haben mit ihm ein Inter view gemacht.
32
CULTURE Kannst du dich an den Moment erinnern, als deine Idee zu diesen Selbstportraits entstanden ist? Oder war es ein Prozess bis zur ausgereiften Idee? Die Idee, mein Leben fotografisch zu dokumentieren ist kurz nach meiner HIV Diagnose im Jahr 2001 entstanden. Von meinen Freunden hatte ich mir Zuspruch und Trost erhofft, aber mein damaliges Umfeld hatte sich so dämlich angestellt, wie es nur möglich war. Die meisten Menschen können anscheinend mit Dingen, die sie nicht verstehen, nicht leben. Für die meisten war es damals bequemer, mich fallen zu lassen. Ich glaube, die unerwartete Ablehnung, die mir damals entgegenschlug, diese Momente der Sprachlosigkeit gegenüber einer Welt, die mich nicht mehr wollte, haben bewirkt, dass ich mich mit der Infektion, damals wie heute, künstlerisch in Form meiner Selbstportraits, auseinandersetze. Ich will, dass man nach meinem Tod weiss, ich war hier. Manchmal muss man es schaffen, sich auch in schweren Zeiten, etwas Positives herauszupicken. Kannst du dein Foto-Projekt in etwa in dieser Art von Lebenseinstellung einordnen? Ja, absolut. Als mein HIV Test positiv ausfiel, verschlug es meine Gedanken augenblicklich in eine Art düsteren Selbstmordmodus. Ich dachte,
das war’s dann wohl. Es ist schon ein bisschen kurios, aber ich erinnere mich sehr genau, dass ich an einem Tag überlegte, von welcher Brücke ich springe, und am nächsten einen kreativen Ausbruch unbekannter Dimension erlebte. Es ist nicht ganz abwegig, zu behaupten, dass das Fotoprojekt mir das Leben gerettet hat. War für dich von Anfang an klar, dass du dein Gesicht verdecken möchtest, und aus welchem Grund hast du dich für diese Umsetzung entschieden? Nein, die ersten Fotografien zeigen mein unverdecktes Gesicht, krank und angstvoll wie es damals eben aussah. Die Fotos aus den Anfängen sehen aus, wie einem Arzt aus der Krankenakte gefallen. Der HI-Virus hat meinem Gesicht von Anfang an übel mitgespielt und das bewirkt, dass die Leute mich wie eine Jahrmarktsattraktion unverhohlen anstarrten, auch heute passiert das noch. Die Lipodystrophie in meinem Gesicht geht leider nicht mehr weg. Dadurch ist die Idee mit dem Verdecken entstanden. Heute ist es mein stilistisches Mittel, meine Basis, vielleicht sogar der Kern meiner Arbeit. Indem du dein Gesicht mit all den Masken und Objekten verdeckst, stellst du automatisch dein Körper in den Fokus. Kokettierst du damit,
dass man heute die Krankheit, im Gegensatz zu den Anfängen, so an einem Menschen gar nicht mehr erkennen kann? Kokettieren? Es tut mir leid, dass das so rüberkommt. Ich kokettiere doch nicht. Meine Fotografien sind dokumentarische Inszenierungen, die Kamera nur ein Instrument zur Selbstbeobachtung. Ich halte mit Hilfe meiner Fotos, die Markierungen fest, die Aids auf meinem Körper hinterlässt. Hin und wieder braucht ein Motiv den vollen Körpereinsatz um wirken zu können. Das ist kein Kokettieren. Wenn man so will, ist der Körper nur das optisch in Erscheinung tretende Material. Kokettieren, echt? Inzwischen zeigst du sogar dein Gesicht. Seit wann… Und: Wie kommt’s? Das sind seltene, mutige Anfälle von Selbstbewusstsein, gepaart mit einer Idee, die ich glaube nur umsetzen zu können, indem ich mein Gesicht zeige. Gerne tue ich das nicht, aber ich muss hin und wieder meine eigenen Grenzen überschreiten. Kritiker mokieren häufig, dass ich durch die Maskierung, HIV und Aids kein Gesicht geben würde. Naja, bei genauem Betrachten kann man mir das nicht vorwerfen. >>
33
AND... ACTION
GAY.CH
AUGUST/SEPTEMBER 2015
Interview: Luis / Fotos Dirk H. Wilms
34
PORTFOLIO DIRK H. WILMS
>>
Ausstellung: „Eine Art von Abwesenheit“ vom 13. November bis 9. Dezember 2015 in der Galerie Markt 21 in Weimar (Deutschland) // HOMEPAGE VOM KÜNSTLER: www.dirkhwilms.com
Hast du für die Fotos eine klare Idee, wie sie aussehen sollen, oder entstehen gewisse Bilder ganz spontan? Ich fotografiere immer intuitiv. Nur selten habe ich im Vorfeld eine klare Vorstellung wie ein Foto aussehen soll. Oft sitze ich für Stunden im Studio und nichts passiert. Dann fange ich einfach an und experimentiere mit Dingen, die ich im Fundus habe. Ich arbeite immer alleine, deshalb bin ich frei für diese Experimente. Wo wir über Ideen sprechen, wir sollten das Foto mit dem Kohlkopf zeigen. Dieses wunderbare Gemüseexemplar wollte Martin, mein Freund, gerade zum Kochen vorbereiten, als ich mich hören sagte: „Moment, den brauche ich mal kurz!“. Das beschreibt ganz gut, wie ich arbeite. Du warst eine Zeit lang der Meinung, dass du lieber nicht an einer deiner Ausstellungen anwesend sein möchtest. Das hat sich inzwischen geändert... Ich kann nicht auf Menschen zugehen und ich fange an zu stottern, wenn ich in deren Beisein was erzählen soll. Wenn ich unter Menschen bin, habe ich das Gefühl, ich bin zwar unter ihnen, aber ich gehöre nicht dazu. Ich stehe immer ausserhalb. Lieber lasse ich meine Fotografien für mich sprechen. Aber
mir läuft die Zeit davon, das Leben mit dieser Krankheit wird im Laufe der Jahre nicht einfacher, und ich will wissen, wer diese Leute sind, die sich für meine Fotografien interessieren. Dazu kommt, dass die nächste Ausstellung von der AIDS-Hilfe arrangiert wird. Deren Arbeit ist für mich unbedingt unterstützenswert. Als bekannt wurde, dass die Fotos von einem HIV-positiven Künstler gemacht wurden, hat sich das Interesse an deinen Werken gesteigert. War dies für dich anfänglich nicht ein bisschen surreal? Surreal ist das heute noch. Die ersten Jahre habe ich meine Bilder veröffentlicht ohne einen Hinweis auf meine Erkrankung. Das Interesse daran war kaum spürbar, eher noch weniger. Meine Arbeit hat keine Beachtung gefunden. Heute, mit dem bekannten Hintergrund, werden dieselben Fotografien in einem völlig anderen Licht gesehen, auf eine andere Ebene gehoben. Als hätten sie durch das Label Aids plötzlich an Substanz gewonnen. Die Käufer deiner Bilder und die Ausstellungen sind nicht gerade in Europa, stimmts? Ja, das stimmt. Besonders in Deutschland, meinem Heimatland, ist man beim Kauf meiner Form der Kunst eher zurückhaltend. Hier hängt man
CULTURE
sich lieber ein billiges Poster von Ikea an die Wand, was schon in tausenden weiteren Wohnungen hängt, als die limitierte Fotografie eines Künstlers, der womöglich aus dem eigenen Land kommt. Ich rede nicht nur von meinen Bildern. Ich finde, Künstler müssen im Allgemeinen viel mehr unterstützt werden und das geht am einfachsten, indem man ihre Arbeiten kauft und nicht nur auf Facebook oder Instagram „liked“. Welche Pläne stehen für dich in der nächsten Zeit an und... Wie wär es eigentlich mit einer farbigen FotoSerie? Nein, bitte keine Farbfotos. Ich möchte mich stärker mit dem Medium Video befassen. Letztes Jahr habe ich ein Musikvideo für den USKünstler Rian Adkinson entworfen. Das war Neuland für mich. Aber als die Anfrage kam, habe ich spontan zugesagt. Ich mag es, neue Dinge auszuprobieren und ich springe dafür gerne mit beiden Füssen voran ins Ungewisse. Gerade bin ich in einer Video-Experimentierphase. Mich reizt enorm die Vorstellung, einen Kurzfilm zu drehen, der eine bewegte Version meiner Art der Fotografie ist. Und ich will unbedingt das nächste Plattencover für Barry Gibb fotografieren, aber das weiss er noch nicht.
35
.» meldet station. Glück nd «E ch na e Studioalbum Zwei Jahr dem siebten it m r hi sc Ba sich den Vorgänge gar nicht an so ne s ei da h , ic ck re rü zu tzter St ill.War sein le elt anknüpfen w ahme, schütt fn au it Ze e ch is ol ue ch melan f dem ne n s Gewand au te al in se hi Basc . Langspieler ab “, les „Hashtag inkl. den Sing d un nd“ „Schweinehu had“ sc ie w h „O
unes stellen bei iT
36
Jetzt vorbe
ST IM HANDEL AB 28. AUGU TLICH LO N AD ERHÄL UND ALS DOW