D I A M O N D
KULTUR * PARTYS * FILME * INTERVIEWS & MEHR
SONG-RECYCLING * NATUR-BEWUSST * KUNTERGRAU
KASACHSTAN * GRIECHENLAND * GEORGE MICHAEL
M I L K Y
G A Y . C H OKT/NOV 2017 #86 / THEMA „WHY“
P!NK-Poster
zum Herausnehmen
BEAUTIFUL TRAUMA
New Album Out 13.10.17
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IMPRESSUM WHY
Verlag: PUNTO MEDIA GMBH, Strehlgasse 3, 8600 Dübendorf, Tel. 044 271 92 00, info@gay.ch Chefredaktoren: Luis Pestana: luis@gay.ch Dominique Eichler: dominique@gay.ch
Cover: Milky Diamond by Luis Pestana Grafik + Fotos: Luis Pestana
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OKT./NOV. 2017 neue Ausgabe, neues Thema, neues Design
COMMUNITY 4-5 Interviews mit Pink Cross & Aids Hilfe Schweiz 6-9 Gesprächsstoff: Interview /Griechenland 10-11 Schutzlos: Interview / Kasachstan
Partydaten melden: agenda@gay.ch
Anzeigen + Abo: Tel. 044 271 92 00 oder info@gay.ch
MUSIK 12-13 Song-Recycling 14-15 Matt Bianco & George Michael
Bilder und Texte dürfen nicht ohne unsere Genehmigung verwendet werden. ONLINE: www.gay.ch www.gayL.ch
PEOPLE 29 Bildkünstler 30 Cover-Girl: Milky Diamond
KULTUR 18-19 Künstler & Kultur 20-21 Queersicht & Co. 22-23 Party-Agenda
Der Shop bietet dir eine grosse Auswahl an Kondomen, Gleitgels, Toys, Büchern und Under-, sowie Swimwear. Das Sortiment wird stets angepasst und ausgebaut und bietet alles, was das schwule Herz begehrt. Ab 100 CHF ist deine Bestellung versandkostenfrei, und natürlich sind die Pakete diskret verpackt und mit neutralem Absender. Mit jeder Lieferung erhältst du zudem jeweils auch die neuste Ausgabe des gay.ch-Magazins.
SOCIAL MEDIA:
STYLE 25 Naturbewusst 26-28 Kuntergraues Treiben
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SONG-RECYCLING * NATUR-BEWUSST * KUNTERGRAU-SERIE
KASACHSTAN * GRIECHENLAND * GEORGE MICHAEL
OKT/NOV 2017 #86 / THEMA „WHY“
P!NK-Poster zum Herausnehmen
BEAUTIFUL TRAUMA
New Album Out 13.10.17
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halt
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: TA L K R U N D E
Zwei Menschen,
N E U E R P I N K C RO S S G E S C H Ä F TS F Ü H R E R .......................................................................................................................
Als schwuler Mann sind ihm Menschenund LGBTI-Rechte seit jeher ein Anliegen: Angefangen als Zivildienstleistender bei Amnesty International bis zur politischen Arbeit beim Internationalen Verband für Soziale Arbeit IFSW. Führungserfahrung hat er bei nationalen und internationalen Organisationen gesammelt und als Bildungswissenschaftler hat René an den Universitäten Basel und Zürich in der Lehr- und Qualitätsentwicklung gearbeitet. Was sind deine persönlichen Ziele für dein erstes Jahr als Geschäftsleiter bei Pink Cross?
Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Dachverband die ganze Schweiz repräsentieren. Daher ist es mir ein grosses Anliegen, mit allen unseren Mitgliedsorganisationen und über die Sprachgrenzen hinaus eng verbunden zu sein. Ich möchte unbedingt gut mit der Romandie zusammenarbeiten.
Politisch ist 2018 ein wichtiges Jahr. Für die Frühlingssession 2019 steht die Ehe für alle und die Antidiskriminierungsnorm auf den Traktanden. Es ist mir wichtig, dass diese Geschäfte angenommen werden. Dafür setze ich mich ein.
Und nicht zuletzt feiern wir nächstes Jahr das 25-jährige Bestehen von Pink Cross. Dies soll ein grosses Fest werden.
Übrigens: Welche Aufgaben hat ein Geschäftsleiter bei Pink Cross? Die Aufgaben des Geschäftsleiters sind sehr breit: In der kurzen Zeit wo ich bereits jetzt partiell als Geschäftsleiter arbeite, hatte ich schon Treffen mit Parlamentarier*innen und Botschaften, wurde von Medien kontaktiert und von ganz unterschiedlichen Organisationen für Vorträge angefragt. Ausserdem sind wir mit den Fachgruppen dabei, zu den unterschiedlichen Themen zu arbeiten. Nicht zuletzt arbeite ich zusammen mit meinem Team an diversen Projekten wie Hate Crime oder Mediguide. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Es ist mir besonders wichtig, dass jeder von uns als selbstbewusster und selbstbestimmter Bürger auftreten und wahrgenommen werden kann. Dafür braucht es Rahmenbedingungen. Dafür braucht es Veränderung. Veränderungen, die bis zum Stammtisch und zum Fussballplatz reichen. Dafür braucht es politische Arbeit. Ich kämpfe für eine Gesellschaft, wo jede*r Jugendliche in der Schule so sein darf wie er*sie ist, jede*r Arbeitnehmer*in keine Angst haben muss vor Mobbing am Arbeitsplatz, jede*r seine*ihre Partnerschaft gesetzlich geschützt wissen kann und Regenbogenfamilien einen festen Platz in der Schweiz haben. Es wird eine Gesellschaft sein, wo wir frei und gleichgestellt sind. Bestehen schon Pläne für die Kampagne für die „Ehe für alle“?
Die „Ehe für alle“ wird politisch zurzeit auf Gesetzesstufe und nicht auf der Verfassungsebene geprüft. Daher ist es wichtig, im Kontakt mit Parlamentari-
WIR SIND DAS GANZE JAHR FÜR DICH DA! 4
er*innen zu stehen und sich in Bundesbern zu vernetzen. Natürlich ist es auch weiterhin zentral, gesellschaftlich für die Ehe für alle zu sensibilisieren, aber ein Abstimmungskampf steht nicht unmittelbar bevor. Sollte der Gesetzesvorlage zugestimmt werden und das fakultative Referendum zustande kommen, werden wir aber gewappnet sein.
Wie kann Pink Cross eine erhöhte Sichtbarkeit der Community erreichen? Ich sehe es als meine Aufgabe, dass Pink Cross die Stimme der Community ist. Ein enger Draht zu unseren Mitgliedern hilft dabei, aber sicher auch die Präsenz an den Prides und wichtigen Veranstaltungen. Eine gute Kommunikation zwischen Community und Pink Cross ist dabei zentral.
Öffnungszeiten: Mo 14 – 20 Uhr / Di & Do 9 – 17 Uhr Mi & Fr 12 – 20 Uhr / So 16 – 20 Uhr www.myCheckpoint.ch
Interview: Luis / Bild ZVG (links) / Marilyn Manser (rechts)
Im Dachverband Pink Cross arbeitet ein komplett neues Team. Der Geschäftsleiter heisst René Schegg und hat am 1. Oktober seine Tätikeit aufgenommen. Wir haben ihm vorgängig ein paar Fragen gestellt.
z w e i O r g a n i s a t i o n e n : Ü b e r d i e L G B T- C o m m u n i t y u n d H I V da, wo das Kondom ist. Und viele STI übertragen sich beim Küssen, Blasen, Rimmen oder dringen über Verletzungen (wie zum Beispiel nach dem Rasieren der Schamhaare) in den Körper ein. Sexuell aktiven Männern mit wechselnden Partner empfehlen wir, sich regelmässig testen zu lassen. So können Infektionen entdeckt und behandelt werden, was wiederum die Verbreitung von STI mindert. Gerade PrEP-User befinden sich bezüglich STI in engmaschigen Kontrollen und tragen so entgegen der allgemeinen Meinung zur Senkung der STI-Zahlen bei.
Wie geht ihr damit um, dass Tripper-Medikamente in naher Zukunft aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirken könnten? Wir beobachten die Situation sehr genau. Für die Behandlung eines Trippers werden Antibiotika eingesetzt. Dies kann zu resistenten Keimen führen. In der Schweiz ist das noch nicht so ein Thema. Auch gibt es erste Anzeichen, dass die Resistenzen rückläufig sind. Es ist auf jeden Fall kein Grund, um in Panik zu verfallen.
A N D R E AS L E H N E R ( A I D S H I L F E S C H W E I Z ) I M G E S P R ÄC H .............................................................................................................................. Seit PrEP „aufgetaucht“ ist, sind die Fragen rund um Safer Sex zahlreicher geworden. Wir haben bei Andreas Lehner - Stv. Geschäftsführer / Programmleiter MSM der Aids Hife Schweiz - nachgefragt. PrEP verändert gerade die ganzen Safer Sex-Regeln. Was sind die wichtigsten Punkte, die man wissen muss? Es ändert nicht das ganze System der Safer-Sex-Regeln. Es kommt lediglich etwas dazu. Was gilt: 1. Das Kondom ist die einfachste und günstigste Variante, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Das Kondom ist Safer Sex. 2. Die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ist ein Schutz durch die Einnahme von Medikamenten. Eine PrEP schützt den, der sie nimmt. Es gibt verschiedene Einnahmeschemas. Je nachdem wieviele Partner jemand hat und ob das jedes Wochenende oder einmal im Urlaub ist. Das wichtigste ist, dass am Anfang einer PrEP ein HIV-Test steht. 3. In diesem Zusammenhang muss auch TasP (Treatment as Prevention) erwähnt werden. „Schutz durch Therapie“ ist eine weitere zusätzliche Schutzmöglichkeit. HIV-positive Menschen unter Therapie mit einer nicht nachweisbaren Viruslast geben das HI-Virus nicht weiter. Stichwort #undetectable.
Wenn sich jemand für PrEP interessiert, wie soll er vorgehen (Arzt, Krankenkasse)? Am Anfang steht immer eine Beratung. Am besten bei einem Spezialisten. Diese sind in
Checkpoints, an Universitätsspitälern usw. Da werden dann Tests durchgeführt um sicherzustellen, dass die Person HIV-negativ und frei von STI ist, und auch sonst keine gesundheitlichen Bedenken bestehen. Danach geht es um das Einnahmeschema. Zusammen mit dem Arzt wird entschieden, ob eine Dauer-PrEP oder eine On-Demand-PrEP die Richtige ist. Er hilft auch beim Bestellen der Medikamente. Denn nebst den Originalpräparaten gibt es Generika, die wesentlich günstiger sind. PrEP-Spezialisten kennen die verlässlichen Online-Anbieter. Welches sind die Nebenwirkungen von PrEP? Bei einem HIV-negativen Menschen ohne gesundheitliche Belastungen ist nicht von Nebenwirkungen auszugehen. Deshalb werden regelmässig die Nierenfunktion, die Knochendichte und andere Sachen überprüft.
Hat das Kondom nun ausgedient? Nein, überhaupt nicht. Das Kondom ist eine einfache Möglichkeit, sich vor HIV zu schützen. Und viele kommen gut damit klar. Die PrEP ist eine zusätzliche Möglichkeit für Männer, die sexuell sehr aktiv sind. Kann man sich überhaupt gänzlich vor den anderen Geschlechtskrankheiten sexuell übertragbare Infektionen (STI) – wie Tripper, Syphilis oder Chlamydien schützen? Nein. Natürlich helfen Kondome, sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen. Aber nur
Zur Problematik Chem-Sex: Besonders, wenn Christal Meth zum Einsatz kommt, wird es mit Kondomen oder PrEP etwas komplizierter... Es war schon immer nicht einfach, Kondome zu verwenden. Problematisch wird es immer dann, wenn Liebe, Alkohol oder Drogen im Spiel sind. Beim Chem-Sex führen die Drogen halt oft dazu, dass über eine längere Zeit mit unterschiedlichen Männern gefickt wird. Da wird die Handhabung dann tatsächlich schwieriger. Früher war der „Gummi-drum-Spruch“ die zentrale Message. Das scheint nicht mehr zwingend zu gelten... Wie sieht die Zukunft rund um das Thema Safer-Sex aus? Lacht. Wir sind ja nicht da, um in die Zukunft zu schauen. Wir haben aber schon vor Jahren entschieden, ehrlich mit den schwulen Männern umzugehen, allfällige Möglichkeiten zu prüfen und dann zu informieren. Wichtig scheint mir, dass wir weiterarbeiten an der Befreiung schwuler Männer und frei gelebter schwuler Sexualität. Es dient niemandem, mit dem moralischen Zeigefinger krampfhaft neue Abgründe zu suchen.
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:GESPRÄCHSSTOFF
Wie die Situation für die Community in Griechenland ist, das hat uns Cleopatra Economidou im Ges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Es war Anfangs 2017, als die einzige LGBTQI+-Helpline Griechenlands unvermittelt ihren Betrieb einstellen musste. Doch trotz enormer Schwierigkeiten haben Cleopatra Economidou und ihr Team im Hintergrund gewaltiges geleistet. Ihnen ist es gelungen, innerhalb we-
niger Monate die finanzielle Schieflage des Projekts in den Griff zu bekommen und 11528-By Your Side wieder neu zu eröffnen.
gay.ch hat sich mit Cleopatra über ihr Projekt und über ihre Heimat unterhalten... Kristallklares Wasser, wunderschöne Strände, eine antike Kultur, welche wie kaum eine andere mit Homosexualität in Verbindung gebracht wird, und da wäre noch Mykonos, die schwule Perle im Mittelmeer: Doch dies mag auch etwas zu blen-
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den. Ein Grossteil der griechischen Gesellschaft ist, nicht zuletzt wegen der starken, orthodoxen Kirche, konservativ eingestellt, besonders auch wenn es um Gesellschaftspolitik geht. Homo- und Transphobie, sowie Bullying sind weit verbreitet, und die aktuelle Finanz- und Flüchtlingskrise hat besonders auch den Rechtsaussen-Populisten mächtig Auftrieb verliehen, wodurch die Goldene Morgenröte zur aktuell drittstärksten Kraft des Landes wurde. Mitten in diesen Wirren und den schwierigen Zeiten hält Cleopatra Economidou die Stellung und kämpft mit ihrem Team unermüdlich für die Community – und dies notabene als heterosexuelle Frau.
Unerwartet ausbleibende Spendengelder führten vor einigen Monaten zur vorübergehenden Schliessung der LGBTQI+-Helpline 11528-By Your Side. Dies hinterliess eine enorme Lücke, war es doch das einzige, derartige Angebote im ganzen Land. Doch unermüdlich auf der Suche nach neuen finanziellen Mitteln ist es Cleopat-
ra und ihrem Team schliesslich gelungen, eine Stiftung an Bord zu holen, mit deren Hilfe der Betrieb der Helpline wieder gewährleistet werden konnte. Dass eine solche Dienstleistung gerade in einem Land wie Griechenland enorm wichtig ist, unterstreicht Cleopatra im Interview immer wieder. Sei es im Zusammenhang mit der Familie, Verwandten oder Bekannten während dem Coming Out-Prozess, für Paare bei Beziehungsproblemen oder bei psychischen Problemen in Bezug auf die eigene sexuelle Orientierung oder die Geschlechteridentität, die Helpline bietet den Mitgliedern der LGBTQI+-Community, aber auch deren Familien und Freunden, Hilfestellungen in allen Lebenslagen. Doch die Finanzen sind längst nicht die einzigen Probleme, welche 11528-By Your Side zu bewältigen hat, sondern es fängt schon damit an, eine solche Helpline überhaupt bekannt zu machen. Selbst wenn man für Werbung bezahlen möchte, gibt es immer noch zahlreiche Mainstream-Medi-
Wa r u m C l e o p a t ra f ü r d i e g r i e c h i s c h e Co m m u n i t y d e ra r t w i c h t i g i s t
spräch erzählt. Sie ist die Leiterin der einzigen LGBTQI+-Helpline des Landes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . en, welche sich vor der öffentlichen Meinung fürchten und TV/Radio-Spots oder Inserate ablehnen. Schon alleine das Projekt vorzustellen und über die wichtige Arbeit von 11528-By Your Side zu berichten, ging vielen Medienhäusern bereits zu weit. Doch trotz all dieser Schwierigkeiten, so betont Cleopatra, habe man in den vergangenen Jahren und Monaten als Community bereits viel erreicht in Griechenland. Ein Partnerschaftsgesetz wurde eingeführt, es gibt mittlerweile vier Prides im Land und der aktuelle Premierminister stellte sich als erster in diesem Amt gar einem LGBTQI+-Magazin für ein Interview zur Verfügung. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen wird Cleopatra und ihrem Team die Arbeit wohl leider nicht so schnell ausgehen. Doch sie sind Kämpfer und sind gewillt, sich für ihr Projekt einzusetzen um auch weiterhin ein offenes Ohr für die Community zu haben und den Hilfesuchenden tatkräftig und unterstützend zur Seite zu stehen. gay.ch: Zuerst, herzliche Gratulation zur Wiedereröffnung von 11528-By Your Side: Wie habt ihr den Neustart wieder hingekriegt?
Cleopatra Economidou: Die Helpline 11528-By Your Side ist der einzige, LGBTQI+-orientierte, psychologische Dienst in ganz Griechenland, und daher auch von grösster Wichtigkeit. Homo- und Transphobie ist, selbst im Berufsstand der Psychologen, immer noch sehr verbreitet. Wir waren nun für rund acht Monate geschlossen, da uns plötzlich und unerwartet Spenden ausblieben. Das Führungskomitee bestehend aus den beteiligten Organisationen, Thessaloniki Pride, Greek Gay and Lesbian Community, Positive Voice und Athens Pride, sowie alle Mitarbeiter, welche ohne Lohn zu erhalten, Beratungen anbieten, machten sich darauf auf die Suche nach neuen Spendern. Glücklicherweise ist die Stavros Niarchos Foundation mit einer grosszügigen Spende eingesprungen und aus diesem Grund konnten wir nicht nur neu starten, sondern unseren Service sogar noch ausdehnen.
Welches sind die häufigsten Probleme, welche Anrufer haben, welche sich bei euch melden? Jeder Anruf ist anders, und zwar so einzigartig, wie auch jede Beziehung zwischen Menschen oder innerhalb der Familie unterschiedlich ist. Es sind vor allem LGBT-
QI+-Menschen und ihre Eltern oder Familienmitglieder, die anrufen. Doch es gibt auch Anfragen von Lehrern oder Mitarbeitern aus den Bereichen Soziale Arbeit oder Psychische Gesundheit. Zudem rufen auch jene an, welche wissenschaftliche oder generelle Fragen zu Themen wie sexuelle Orientierung oder Geschlechteridentität haben. Die meisten Anrufe – etwa 75 Prozent – kommen aus Athen oder anderen grossen Städten, und dies zeigt deutlich, dass es schlicht zu wenig Angebote explizit für LGBTQI+-Menschen gibt, sogar in der Hauptstadt. 74.5 Prozent der Anrufer sind zudem jünger als 29-jährig, die niemanden haben, dem sie sich anvertrauen können, um über ihre sexuelle Neigung oder ihre Geschlechteridentität zu sprechen. Für uns am Schockierendsten ist aber festzustellen, wie verbreitet Bullying in den Schulen oder Missbräuche und Beleidigungen durch Familienmitglieder noch immer sind. Dieser Anteil erreicht rund 20 bis 25 Prozent. Ein interessanter Fakt ist aber auch, dass 11528-By Your Side am meisten in traditionellen Familien gebraucht wird, wenn es um Beziehungen und Unterstützung geht, aber natürlich auch bei schwullesbischen Paaren. Um die teilweise delikaten Anliegen, aber auch um die Richtigkeit unserer Hilfe zu gewährleisten, braucht es Professionalität, gutes Beurteilungsvermögen und auch eine entsprechende Rückmeldung, und aus diesem Grund sind an unseren Telefonen nur professionelle Psychologen am Arbeiten. Um unsere Dienstleistung zusätzlich abzusichern, kriegen wir auch Unterstützung von zwei wissenschaftlichen Koordinatorinnen, Nancy Papathanasiou PhD and Alexandra Vasileiou PhD, welche das Projekt quasi überwachen und ebenfalls bei Problemen Hilfe anbieten. Welches war dein erfreulichster Anruf bei der Helpline?
Eine junge Frau, gerade einmal 23-jährig, hat uns wegen Selbstmordgedanken angerufen, welche sie aufgrund ihres Coming Outs als Lesbe bei ihrer Familie hatte. Ihre Familie hat sie nicht akzeptiert. Sie forderten gar, dass sie sich ändere und aufhören solle, sie mit ihrem Gebaren zu belästigen. Nachdem sie bei uns angerufen hatte, fühlte sie sich wieder viel stärker und war motiviert, ihr eigenes Leben zu leben. Psychologen hatten zudem auch die Möglichkeit mit Mitgliedern ihrer Familie zu sprechen, um sie beim Prozess des Akzeptierens zu unterstützen. Generell ist es immer schön, wenn sich jemand nach einer Beratung sel-
ber besser kennt, und merkt, was ihn bewegt, etwas dass er zuvor vielleicht nicht wusste. Dies ist jeweils ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt näher, dass man sich selber bewusster wahrnimmt. Wie schafft ihr es, eure Helpline überhaupt bekannt zu machen?
Wir haben unser Angebot via den Mainstream-Medien verbreitet, durch Fernsehund Radiospots. Dazu haben wir zudem im Fernsehen und auf Postern in der U-Bahn und an Bushaltestellen im Zentrum von Athen, die By Your Side-Kampagne über schwullesbische Partnerschaften lanciert. Diese Kampagne soll das Bewusstsein und die Sichtbarkeit für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, aber auch in Bezug auf Hassprävention, fördern. In Griechenland gibt es heute schon viele homosexuelle Paare, welche zusammenleben, ihre gemeinsamen Träume teilen und eine Familie gründen wollen oder gar schon eine haben. Aus diesem Grund soll die By Your Side-Kampagne Sichtbarkeit bieten, und helfen, langsam eine weniger feindliche Umgebung aufzubauen und dazu beitragen, die Gleichbehandlung und das Recht der Paare voranzutreiben, dass sie einfach ihr Leben leben können. Wir möchten die Menschen darauf aufmerksam machen, damit sie auf ihr Herz hören. Liebe ist Liebe und alle Menschen verdienen die gleichen Rechte. In der Zukunft planen wir ähnliche Kampagnen über Geschlechteridentität und sexuelle Orientierung. Besonders mit der Erstarkung der ultranationalistischen Rechtsaussen-Partei Chrysi Avgi - Goldene Morgenröte, welche Griechenlands drittgrösste Partei bei den Wahlen im 2015 wurde und durch die Finanzkrise derart gewachsen ist, glauben wir, dass solche Kampagnen das mindeste sind, was wir aktuell tun können, besonders auch wenn man bedenkt, dass sich die konservativen Meinungen viel hartnäckiger halten, als man vielleicht glaubt. Wir begegnen aber auch gerade bei den Mainstream-Medien immer wieder unüberwindbaren Hindernissen, sogar wenn wir für Werbung bezahlen möchten. Trans- und Homophobie sind in der griechischen Gesellschaft nicht zu unterschätzen. Es gibt eine grosse Angst vor der öffentlichen Meinung, besonders bei gewissen Personen in institutionellen Strukturen, welche viel Macht besitzen, aber eine sehr konservative Haltung öffentlich kundtun. Fortsetzung: Bitte wenden
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:GESPRÄCHSSTOFF Kriegt ihr auch Unterstützung von der Politik oder der Regierung? Meiner Meinung nach war es ganz am Anfang sehr schwierig, gerade damals, als wir die Hilfe am meisten benötigt hätten. Im Mai 2016, während dem internationalen Ministertreffen unter dem Titel „Education Sector Responses to Violence based on Sexual Orientation and Gender Identity/Expression“, wurde 11528-By Your Side aber als gelungenes Projekt präsentiert. Des Weiteren hat das Ministerium für Bildung, Forschung und religiöse Angelegenheiten auch noch die Schirmherrschaft über die Helpline übernommen. Die Gemeindebehörden von Athen und Thesssaloniki, sowie jene der Region Attika, haben zudem ihre moralische Unterstützung für das Projekt zugesagt. Wir erhalten also vor allem moralische Unterstützung, davon können wir zwar unsere Fixkosten nicht decken, aber es ist trotzdem enorm wichtig.
Interview: Dominique / Bild ZVG
Nun mal zu einer generellen Frage: Wie würdest Du die Akzeptanz gegenüber Homosexualität im heutigen Griechenland beschreiben?
Das Partnerschaftsgesetz wurde angenommen, ein Gesetz zur rechtlichen Anerkennung der Geschlechteridentität sollte im Parlament bald zur Abstimmung bereit sein, die Pride in Athen konnte erstmals auf dem Syntagma, dem Hauptplatz der Stadt direkt vor dem Parlament stattfinden, zudem gab es in diesem Sommer noch drei weitere Prides in anderen Teilen des Landes, in der Schule haben Schüler während der Themenwoche über Geschlechterstereotypen diskutiert, und unser Premierminister Alexis Tsipras hat ein historisches Interview gegeben. Historisch deshalb, weil er der erste Premierminister war, welcher mit dem Antivirus Magazine, einem LGBTQI+-Medium, Red und Antwort stand. Ich muss schon sagen, wir haben schon viel erreicht. Gleichzeitig hat das Racist Violence Recording Network (RVRN) im Jahr 2015 273 rassistische Gewalttaten in Griechenland festgestellt, wovon 185 gegen Mitglieder der LGBTQI+-Community gerichtet waren. Da appellieren wir an die Beobachter solcher Taten, welche eine wichtige Rolle haben, denn die meisten Übergriffe fanden an öffentlichen Orten statt. Es passiert direkt vor uns und wir bleiben untätig. Dies ist etwas, welches wir ernsthaft angehen müssen. Eine homo- oder transphobe Tat muss verurteilt, angezeigt und beim Namen genannt werden, ohne Scham, Schuld, oder dass man es sich zuerst überlegen muss. Seit rund anderthalb Jahren hat Griechenland nun ein Partnerschaftsgesetz: Versucht ihr nun auch für die Öffnung der Ehe zu kämpfen, oder
FORTSETZUNG
welches sind eure nächsten Ziele? Die rechtliche Absicherung schützt jeden. Das Gesetz ist dazu ein nützlicher Bestandteil. Wir erwarten nun erst mal die rechtliche Anerkennung der Geschlechteridentität, welche, wie bereits angedeutet, demnächst im Parlament zur Abstimmung stehen wird. Die nächsten Ziele werden dann aber sicher auch Marriage Equality sein, und dass der Sexualkundeunterricht an den Schulen inklusiver wird. Wenn Du einen Wunsch für die Helpline frei hättest, welcher wäre es?
Wir möchten uns darauf konzentrieren, als Gesundheitsinstitution und wissenschaftliches Projekt in Griechenland eine verantwortungsbewusstere Rolle zu übernehmen, um einen gesellschaftlichen Wandel, die Akzeptanz und ein besseres Verständnis für Diversity herbeizuführen. Diversität war immer und wird immer ein schöner und wichtiger Teil der griechischen Gesellschaft sein. In Bezug auf die psychische Gesundheit müssen wir sicherstellen können, dass wir die Dienstleistung, welche 11528-By Your Side bietet, auch in Zukunft jederzeit gewährleisten können, und zwar so lange, bis es keine Zwischenfälle mehr gibt, für welche wir uns einsetzen müssen, da dann alle Menschen für Akzeptanz einstehen. 11528-By Your Side ist gerade deshalb für LGBTQI+s so wichtig, da das Projekt das Potential hat, viele Hindernisse zu meistern, welche unsichtbare, gesellschaftliche Phänome mit sich bringen. 11528-By Your Side schafft einen unterstützenden, professionellen Rahmen für LGBTQI+-Minderjährige, welche dadurch zusammen mit den Eltern psychische Hilfe erhalten, für LGBTQI+, welche geografisch abgelegen leben, für LGBTQI+ in Institutionen wie der Armee, welche ihre wahre Identität für sich behalten, für LGBTQI+, welche in der Provinz leben und sich nicht getrauen, vor Ort Unterstützung zu holen, oder für LGBTQI+, welche in armen Verhältnissen leben und sich keine psychische Hilfe leisten können.
Mehr über Cleopatra Economidou und über die Helpline 11528-By Your Side: Als Projektmanagerin ist Cleopatra Economidou für die Qualität und die Tragfähigkeit von 11528-By Your Side verantwortlich. In einer Gesellschaft, welche sich auf Heteronormen und weibliche und männliche Geschlechterrollen fokussiert, fühlt sie sich aber auch geehrt und ein wenig stolz, als weisse, heterosexuelle und cis-gender Person diese Funktion inne haben zu dürfen, um Homo- und Transphobie zu bekämpfen und die gleichen Rechte für alle zu fordern, und damit die LGBTQI+-Bewegung zu unterstützen.
11528-By Your Side ist jeweils von Montag bis Freitag von 11 bis 21 Uhr erreichbar, ausser an den Feiertagen. Es sind aber auch Beratungen, psychologische Unterstützung oder Kriseninterventionen vor Ort möglich. Diese Möglichkeiten werden nach einer ausführlichen Beurteilung der jeweiligen Bedürfnisse kostenlos zur Verfügung gestellt. Dazu werden Termine vereinbart, wobei die Dringlichkeit ebenfalls einen Einfluss hat. Neben der telefonischen Helpline gibt es auch die Möglichkeit, Hilfe via Skype unter diplasou.11528 zu erhalten. Sämtliche Beratungen, ob Anrufe oder Face-to-Face, respektieren die ethischen Grundsätze, die Menschenrechte und sind zudem vertraulich und anonym. 11528By Your Side heisst zudem auch LGBTQI+-Flüchtlinge und Immigranten willkommen, und aus diesem Grund können neben Griechisch auch Hilfestellungen in Englisch, Französisch und Spanisch angeboten werden. Das Team der Helpline ist zudem auch offen, durch Aussenstehende noch andere Sprachen abzudecken. Dazu gibt es strenge Richtlinien. Supervisorin Nancy Papathanasiou betreut diese Fälle dazu sehr eng um die nötige Qualität der Beratung auch hier aufrecht zu halten. Webseite: www.11528.gr
Und was wünscht Du dir für die LGBTQI+-Community in Griechenland?
Ihr seit nicht alleine. Wenn ihr jemanden zum Reden braucht, wenn ihr eure Gedanken darüber teilen möchtet, wie ihr euch fühlt, dann ruft uns unter 11528 an, und sprecht mit uns offen und ungezwungen. Wir sind für euch da um euch zuzuhören. Ihr könnt euch sicher fühlen, um euch uns zu öffnen und euch selber zu sein.
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:SCHUTZLOS
Wieso das Leben für
Kasachstan ist zwar das neuntgrösste Land der Welt, doch trotzdem ist es für viele von uns noch wortwö sigen Medien kaum Thema. gay.ch hat die Expostadt besucht und zudem Tolek Toews, der Mitbegründer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und Drogensüchtigen noch immer auf Platz 3, wenn es darum geht, wen man am wenigsten gern als Nachbarn haben möchte. In der Folge äusserte im August 2016 auch der UN-Menschenrechtsrat seine Sorge über Berichte von Diskriminierung und Gewalt gegenüber Personen aufgrund deren sexuellen Orientierung oder deren Geschlechteridentität. Zudem fehle es an einem Schutz für Schwule, Lesben und Transgender, hiess es vom Rat weiter.
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Interview: Dominique / Bild Dominique & ZVG
Wo vor rund 20 Jahren noch eine Kleinstadt mit dem Namen Aqmola, umgeben von den Weiten der kasachischen Steppe, war, steht heute Astana, die stolze Hauptstadt des noch jungen Landes Kasachstan. Es war eine turbul-
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ente Zeit damals: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte sich Kasachstan am 16. Dezember 1991 für unabhängig. Genau so lange regiert auch der nicht eben unumstrittene Präsident Nursultan Nasarbajew schon das Land. Er war es auch, der den Umzug der kasachischen Hauptstadt von Almaty ins damalige Aqmola vollzog. Dieser Schritt wurde einerseits wegen der hohen Erdbebengefahr in Almaty vorangetrieben, aber auch, weil man die separatistischen Tendenzen der mehrheitlich von Russen bewohnten Region im Nordosten des Landes unterbinden wollte. Seit dem 10. Dezember 1997 ist Aqmola die Hauptstadt des Landes, und ein paar Monate später entschied man sich, die Stadt in Astana umzubenennen. Während die neue Hauptstadt damals noch knapp 300’000 Einwohner zählte, so sind es heute, rund zwanzig Jahre später, mit 900’000 bereits rund drei Mal soviele. Damit hat sich auch das Bild der Stadt grundsätzlich verändert: Im Süden wurde in diesen knapp zwanzig Jahren eine moderne Skyline hochgezogen, welche von Bürotürmen und Monumenten dominiert wird. Vieles sind Regierungsgebäude oder Zentralen von Staatsunternehmen, so hat sich aber auch der Präsident einen grosszügigen Palast genehmigt, und er hat riesige, neue Moscheen, eine Konzerthalle, Universitäten und Museen bauen lassen. Homosexualität ist in Kasachstan seit dem Jahr 1998 – im Gegensatz etwa zu Turkme-
nistan und Usbekistan – nicht mehr verboten, doch Homophobie ist im Land immer noch sehr stark verbreitet. Intoleranz bis hin zu offenem Hass gegenüber der LGBT-Community wird von einem breiten Teil der Gesellschaft, aber auch von der Regierung, getragen. Seit dem Jahr 2011 gilt zudem ein grundsätzliches Verbot für die gleichgeschlechtliche Ehe: Dazu wurde der Artikel 11 im Gesetz für Ehe und Familie entsprechend klar definiert. Die engen Verbindungen zu Russland sind nach wie vor stark spürbar, was sich auch in der Politik gegenüber Homosexuellen niederschlägt. So wurde im Jahr 2015 beinahe ein Anti-Gay-Propagandagesetz eingeführt. Wegen der damaligen Olympia-Kandidatur Almatys wurde jedoch mit ausweichenden Begründungen doch noch darauf verzichtet. Doch ob mit oder ohne diesem Gesetz: Die Regierung übt Zensur und grenzt LGBTs aus. Selbst der harmlose Disneyfilm “Beauty And The Beast” erhielt in diesem Frühling wegen seinem schwulen Charakter keine Zulassung für Kasachstan. Die Ablehung gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender innerhalb der Bevölkerung ist nach wie vor riesig: Bei den jüngeren Generationen etwas weniger als bei den Älteren, ebenso in Astana und Almaty weniger als in den ländlichen Regionen. Laut einer Umfrage der Friedrich Ebert Stiftung über Jugendliche in Zentralasien, lehnen noch immer 61.8 Prozent der jungen Muslime, und 44.7 Prozent der jungen Christen Homosexualität ab, oder gar sehr stark ab. Immerhin verhalten sich 28 respektive 44.6 Prozent neutral zu diesem Thema. Intoleranz bleibt aber fest verankert in der Gesellschaft. So sind Schwule, Lesben und Transgender nach Alkoholikern
Der LGBT-Community in Kasachstan fehlt es an einer Stimme und an Unterstützung: Weder gibt es Politiker, welche sich für deren Anliegen einsetzen, noch gibt es Berühmtheiten, welche ihre Popularität dazu nutzen. ................................................................... Auch die Expo hat nicht den gewünschten Input gebracht, um auf die Bedürfnisse der Minderheiten aufmerksam zu machen. Es gibt keine Massenmedien, welche der Community zur Seite stehen würden, um für Toleranz oder Akzeptanz gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender zu werben. So ist auch eines der wichtigsten Foren der Community, www.boys.kz, mittlerweile geschlossen. Damit wurde den LGBTs auch jene Plattform genommen, über welche sie sich austauschen konnten. Die Aufgabe als Informationsplattform innerhalb der Community Kasachstans hat seit dem 1. März 2017 die Webseite kok.team übernommen: Mittels Kolumnen, Alltagsberichten, News und offenen Briefen an Politiker und Regierungen, wollen die Gründer und Autoren den geschätzten 1.5 Millionen LGBTs im Land ihre Stimme zurückgegeben, um nicht zuletzt auch der Homophobie und Intoleranz entgegenzutreten. Kok.team klingt ähnlich wie das kasachische Wort көктем, was soviel wie Frühling bedeutet. Kok.team келді wiederum tönt in etwa wie „Der Frühling kommt“.
Tolek Toews – dies ist sein Pseudonym – ist Mitbegründer und Autor von kok. team, und er hat sich mit gay.ch über die Community vor Ort unterhalten: Hat die Expo in Astana etwas verändert in Kasachstan – gerade in Bezug auf die Offenheit, Toleranz und Akzeptanz gegenüber Minderheiten?
d i e L G B T- C o m m u n i t y i n K a s a c h s t a n k o m p l i z i e r t i s t
örtlich Neuland: Selbst als in diesem Sommer die Weltausstellung in Astana stattfand, war dies in den hier der lokalen LGBT-Webseite kok.team zur Situation für LGBTs befragt… . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tolek Toews: Die Expo, welche in Kasachstan stattgefunden hat, hatte eher einen dekorativen Effekt, sprich, es hat sich nichts verändert. Die Expo wurde einfach als bombastischer Anlass organisiert, um uns zu präsentieren und unser Ego zu stärken. Wir hätten für Minderheiten einige Fortschritte in der Gesetzgebung erzielen können, wenn das internationale Expo-Komitee dies verlangt hätte, doch das haben sie nicht. Vor einigen Jahren, als sich Kasachstan um die Austragung der Olympischen Spiele beworben hat, war gerade das Anti-Gay-Propagandagesetz, so wie wir es bereits aus Russland kennen, im Parlament. Damals haben einige Sportler und Sportlerinnen einen Brief an das Internationale Olympische Komitee geschrieben, mit welchen sie forderten, dass unsere Kandidatur wegen eben diesem Gesetz abgelehnt werden müsse. Unser Verfassungsrat hat darauf reagiert und das Gesetz “aus verfahrungstechnischen Gründen” abgelehnt. Sie erklärten damals, dass es Probleme bei der Übersetzung ins Kasachische gab. Ein Witz! Wie auch immer: Kasachstan hat den Zuschlag für die Olympischen Spiele nicht erhalten, doch trotzdem zeigt dieses Beispiel, wie wichtig das Ansehen in der Welt für unsere Regierung ist. Gleichgeschlechtliche Ehen sind per Gesetz verboten: Gibt es eine LGBT-Bewegung im Land, welche gegen dieses Verbot ankämpft oder beispielsweise ein Anti-Diskriminierungsverbot fordert?
Die meisten LGBT-Organisationen in Kasachstan fokussieren sich auf Gesundheitsaspekte und gegen Gewalt. So unterstützen sie beispielsweise Anti-HIV-Projekte oder helfen Schwulen, Lesben oder Transgender, wenn sie beispielsweise von der Polizei verfolgt oder erpresst werden. Jene Stimmen, welche die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare fordern, tauchen erst in jüngster Zeit auf, und dies vor allem in den Sozialen Medien. Doch man muss klar sehen, dass die Antworten darauf, welche man von der Gesellschaft, aber auch von der Community selber hört, ähnlich klingen, nämlich, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist, und dass die Gesellschaft dafür noch nicht bereit ist, oder so ähnlich. Gibt es auch Politiker, welche die Rechte für Schwule, Lesben und Transgender unterstützen, oder ist dies schlicht zu unpopulär, und man würde damit bloss Wählerstimmen verlieren?
Wahlen haben in unserem politischen Alltag keine Wichtigkeit, und da es bei uns generell ein sehr hohes Level an Homophobie gibt,
stellen sich uns weder Politiker noch Celebrities unterstützend zur Seite. Hassreden gibt es zudem sehr oft, sei es im Parlament, im Fernsehen oder in den Sozialen Medien. Die meisten homophoben Behauptungen übernehmen sie dabei direk aus dem russischen Informationsbereich, in welchem Kasachstan noch immer steckt und wohl keine Chance hat, sich davon zu lösen. Ist die Verfolgung von schwulen und bisexuellen Männern in Tschetschenien auch ein Thema in Kasachstan?
Durch den eben erwähnten, starken Einfluss von Russland, wurde die Verfolgung von schwulen und bisexuellen Männern in Tschetschenien bei uns in Kasachstan kein Thema, wie auch nicht in Russland selber. Die Massenmedien haben diesem Thema keinerlei Beachtung geschenkt, und so konnte man nur im Internet darüber lesen. Die meisten Menschen hier haben also rein gar nichts davon gehört. Gibt es in Kasachstan denn so etwas wie eine Gay Szene? In Astana beispielsweise gibt es ja eine Gay Bar, doch ich glaube, die Community in Almaty ist grösser, nicht?
Oh, bei mir in Almaty haben wir sogar zwei Gay Bars (lacht), und es gibt immer wieder versuche, noch eine Dritte zu eröffnen, doch dies hat bislang noch nicht funktioniert. Ich kann also nicht behaupten, dass es bei uns tatsächlich eine LGBT-Community gibt. Es sind mehr verschiedene Gruppen von Menschen. Es kommt vor, dass ich von jemandem erfahre, dass er auch schwul ist, und dass ich sogar weiss, mit welchen Leuten er jeweils unterwegs ist, doch dass wir uns trotzdem nie treffen. Auf mich bezogen, so treffe ich mich als Aktivist an verschiedenen Anlässen mit anderen LGBTs, welche von lokalen LGBT-Gruppen oder von internationalen Organisationen, welche sich für die Anliegen von LGBTs einsetzen, organisiert werden. So wie ich andere Leute kennenlerne, ist es aber doch etwas aussergewöhnlich. Normalerweise nutzen die LGBTs aber Dating Apps, gehen in Bars, treffen sich via andere Freunde, oder sie eröffnen einen Fake-Account in den Sozialen Medien um auf diese Weise neue Leute kennenzulernen. Es gibt aber auch einige Aktivisten in Almaty und in Astana, welche versuchen, lokale LGBT-Communities aufzubauen. Einige von ihnen leben auch selber offen schwul, respektive lesbisch. Meine Freunde und ich unterstützen dies natürlich. Kann man den überhaupt offen schwul/ lesbisch leben in Kasachstan?
Der Gedanke ans offen schwul respektive lesbisch leben lässt sich in Kasachstan nur ganz kompliziert ausleben. Etwa vor zehn Jahren haben es die Menschen noch als Synonym für Selbstakzeptanz gesehen. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich schwul bin, und zwar offen schwul. Heutzutage hat sich die Definition aber geändert, und man versteht unter offen schwul leben das Gleiche wie in Europa. Doch natürlich gibt eine ganze Reihe an Levels von offen schwul leben: Freunde, Kollegen, Eltern, Verwandte oder auch offen in der Öffentlichkeit. Der eine findet, er lebt offen schwul, wenn er offen gegenüber seinen Freunden lebt, und ein anderer definiert es so, dass er offen in einer Fernsehshow über seine Homosexualität spricht. Ist es den riskant, offen schwul zu leben?
Offen schwul zu leben bringt einige Risiken mit sich. Nehmen wir mal an, dass sich deine Freunde und deine Verwandten damit abgefunden haben, dass du schwul bist, aber dein Arbeitgeber weiss nichts davon. Damit kann man dich noch immer erpressen. Du kannst aber auch das Opfer von Gewalt werden, wenn du offen schwul lebst. Wird Homosexualität denn an Schulen thematiert?
Man hört zwar das Wort Toleranz ziemlich viel im Unterricht, doch dabei geht es meistens um die Toleranz zwischen Menschen verschiedener Religionen, oder gegenüber anderen ethnischen Gruppen, doch Toleranz gegenüber LGBTs wird niemals angesprochen. Ignoranz und Verachtung liegen vor, und Hass und Gewalt erntet man schlussendlich dafür. Das ist es, was uns unsere Schulen zum Thema LGBT zu bieten haben.
Mehr Infos zu Tolek Toews:
Tolek kommt aus Almaty, der ursprünglichen Hauptstadt und nach wie vor grössten Stadt von Kasachstan. Er ist Übersetzer, Kolumnist und ewiger Student, wie er es selber bezeichnet. Daneben ist Tolek Mitgründer und Editor der kasachischen LGBT-Webseite: www.kok.team
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Text & Bild: Luis
:SONG-RECYCLING
E i n e n S o n g i n e i n e m n e u e n K l a n g k l e i d z u ve rö f f e n t l i c h e n i s t s e h r r i s q u é e u n d Kü n s t l e r d i e s e n S c h r i t t wa g e n , d a s k a n n m a n n u r m u t m a s s e n d e ra h n e n . . . E s g i b t te : S o n g s , d i e e r s t b e i m z we i te n – o d e r d r i t te n - M a l z u m H i t we rd e n . ................................................................................................................................................................................................... > DEAD OR ALIVE „YOU SPIN ME ROUND“ Zu Beginn die gute Nachricht: Ja, es kann klappen, den ursprünglichen Erfolg einigermassen zu wiederholen. Zumindest im eigenen Land, wie das bei Dead or Alive der Fall war. Mit ihrem 80er-Klassiker „You Spin Me Round“ eroberten sie 1984 die internationalen Charts, konnten aber danach nie mehr einen solchen Erfolg mit einem anderen Song wiederholen. Im Jahr 2003 versuchten sie es mit einer neuen – und ziemlich erfolglosen - Version von „You Spin Me Round“ erneut, doch richtig geknallt hat es erst 2006 wieder, als Frontmann Pete Burns in England im Promi-Container Big Brother sass. Dieses Mal - jedoch in der Originalversion - landeten sie in den englischen Charts auf Platz 5 – eine Leistung, die sie seit 1984 nie mehr erreicht hatten.
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> NICK KAMEN „I PROMISED MYSELF“ & KAJAGOOGOO „TOO SHY“ Nick Kamen, einer der ersten Toy Boys von Madonna, erreichte 1986 mit seiner Debüt-Single „Each Time You Break My Heart“ europaweit hohe Chart-Platzierungen. Madge hat zudem daran mitgeschrieben und auch gleich die Backing Vocals übernommen. Als sein Stern zu sinken begann, gab es dann 1989 noch kurz ein Highlight: „I Promised Myself“ war jener Song, der von ihm zum ersten - und letzten - Mal in zwei Ländern an die Spitze der Charts kletterte: In Schweden und in Österreich. 2004 wurde eine neue Version released, die aber gerade Mal den Platz 42 in den holländischen Charts erreicht. In allen Ländern fiel der Song durch. Mehrmals scheitern liegt auch drin. Kajagoogoo hatten mit ihrer Debüt-Single „Too Shy“ 1983 einen interna-
tionalen Hit, allein in England und Frankreich verkauft sich der Song 1,5 Millionen Mal. Nach der Trennung der Band vom Leadsänger Limahl war es dann vorbei mit dem Höhenflug. Limahl versuchte es aber nochmals mit einer neuen Version von „Too Shy“: Sowohl im Jahr 1992, als auch 2004, blieben die neuen Versionen jedoch ein Flop.
> FRIDA „I KNOW THERE‘S SOMETHING GOING ON“ & „FERNANDO“ Schlimmer geht es schon: Fridas Mega-Hit aus dem Jahr 1982 „I Know There‘s Something Going on“ wurde 2012 in neuen Remix-Versionen als EP veröffentlicht. Das bekamen so wenig Menschen mit, dass sogar auf Wikipedia nicht mal eine Notiz darüber existiert. Eine andere Story hingegen ist die mit dem Song „Fernando“. Frida
Wieso sich manchmal ein musikalischer Klau (nicht) lohnt Wochen hintereinander den 1. Platz und stellte damit einen Rekord auf, der erst 2017 durch Ed Sheeran gebrochen wurde. Er blieb 15 Wochen an der Spitze der australischen Charts. > ACE OF BASE „WHEEL OF FORTUNE“ & NENA „IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN“ Ace of Base versuchten 1992 mit ihrer ersten Single „Wheel of Fortune" die Karriere voran zu treiben, sie blieben jedoch unbeachtet. Vorerst. Der nächste Song „All That She Wants“ hingegen bedeutete für sie den Durchbruch, vorauf im 1993 „Wheel of Fortune“ erneut veröffentlicht wurde und dann tatsächlich ein Hit wurde. Ende der 90er liess der Erfolg jedoch nach. Wieso es nicht mit „Wheel of Fortune“ wieder beleben, muss man sich 2009 wohl gedacht haben. Das Resultat war ernüchtern: Chart Performance gleich Null...
w i rd o f t z u m F l o p . W i e s o a b e r a u c h d a s u m g e ke h r -
............................................................. war anfangs 1974 gerade dabei ihr zweites Album aufzunehmen, als ABBA den Grand Prix gewannen, deshalb erschien das Frida-Album „Ensam“ erst Ende 1974. Es war eine Platte mit Cover-Versionen, ausser „Fernando“, das vom ABBA-Mitglied und zukünftigen Ehemann Benny und dem anderen Mitglied Björn geschrieben wurde. Der Song wurde nur in Norwegen als Single veröffentlicht, erreichte jedoch nicht die Charts. In Schweden sah man davon ab, es als Single herauszugeben, um die Album-Verkäufe zu pushen. Als das Lied schliesslich im Jahr 1976 von ABBA aufgenommen und als Single auf den Markt kam, ergab sich daraus ein ABBA-Überhit, der sich über 10 Millionen Mal verkauft hat und damit der erfolgreichste ABBA-Song ever wurde. In Australien war der Song besonders beliebt: „Fernando“ belegte für 14
Für eine Überraschung sorgte hingegen Nena. Ihre Originalsingle "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" war jene Single, die in Deutschland 1984 zum letzten Mal die Top 5 erreichte. Zum 20-jährigen Nena-Jubiläum erschien der Song 2003 nochmal als englische Version "Anyplace, Anywhere, Anytime" und mit Kim Wilde als Duett-Partnerin. Der Song schlug die Erfolge der Originalversion, wurde nach „99 Luftballons“ zu ihrem zweitgrössten Hit und katapultierte nicht nur Nena zurück ins Musik-Business, sondern auch Kim Wilde. Die Sängerin, die ihre Erfolge aus den 80s – ihr erster Hit war 1981 „Kids in America“, ihr letzter 1988 „You came“ - nie mehr wiederholen konnte, war plötzlich wieder im Rampenlicht und nutzte die Gunst der Stunde und erlebte gar kein schlechtes Comeback. > DOLLY PARTON „I WILL ALWAYS LOVE YOU“ Ein regelrechtes Phänomen ist hingegen der Song „I Will Always Love You“. Dolly Parton schrieb den Song für ihren ehemaligen Gesangspartner und Mentor Porter Wagoner. Der Song erschien das erste Mal im Jahr 1974, als er zwar den ersten Rang der Country-Charts erreichte, aber sonst unbemerkt blieb. Ein kleiner Schritt nach vorne sollte es 1982 gehen, als er in einer neuen Version wieder die Spitze der Country-Charts erreichte und sich bei den legendären US-Billboard-Charts mit Müh und Not auf Platz 53 stellen konnte. Dass der Song etwas Besonders ist, erkannte bereits Elvis Presley: Mitte der Siebziger Jahre wollte Elvis Presley eine Coverversion des Liedes aufnehmen. Am Tag der Aufnahme teilte jedoch Presleys Manager, Colonel Tom Parker, Dolly Parton mit, dass
Elvis das Lied nur dann aufnehmen könne, wenn ihm die halben Veröffentlichungsrechte zukommen würden, was Parton aufgrund ihrer Maxime, möglichst viel von sich selbst zu besitzen, schweren Herzens ablehnen musste. Doch es sollte Grösseres kommen, dank dem Film „Bodyguard“. Als Titelsong davon und von Whitney Houston interpretiert, wurde der Track 1992 zum Mega-Hit und erreichte in 16 Ländern die Nummer Eins der Hitparade. Das Stück war viele Jahre die meistverkaufte Single der USA und wurde auf Platz 68 in die Billboard Greatest Songs of All Time aufgenommen. Nach Houstons Tod Anfang 2012 kam der Song erneut in die Billboard Hot 100. In der ersten Woche stand der Song noch auf Platz 7, eine Woche später erreichte er Platz 3 der Charts. Auch in der Schweiz platzierte sich der Song auf dem dritten Rang der Hitparade. > ABBA; „GIMME! GIMME! GIMME!“ Übrigens, in Zeiten der musikalischen Wiederverwertung, darf auch diese Wiederbelebung nicht unerwähnt bleiben: Madonna bediente sich an ABBAs Hit „Gimme! Gimme! Gimme!“ und zog bei den Sales mit den Schweden mit. Im Jahr 1979 waren die Eurovision-Gewinner gerade im Disco-Fieber und lieferten mit „Gimme! Gimme! Gimme!“ einen Dancefloor-Klassiker. Der Song ging 9 Millionen Mal über den Ladentisch. 26 Jahre später, im Jahr 2005, wiederholte die Pop Queen diesen Erfolg. Sie kreiierte auf einem Sample des Originalsongs den Track „Hung up“ und liess es richtig krachen: Über 9 Millionen Mal verkaufte sich die Single. Mehr noch: Die Single stieg in 41 Ländern an die Spitze der Charts, was wiederum einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde zur Folge hatte. Es war Madonnas meistverkaufte Single überhaupt. Ein Beweis, dass musikalisches Wiederkäuen durchaus erfolgreich sein kann... > LADY GAGA „BORN THIS WAY“ & MADONNA „EXPRESS YOURSELF“ Geklaut oder nicht? Viele behaupten ja, dass Lady Gagas Single „Born This Way“ musikalisch verdächtig nah an Madonnas "Express Yourself" sei. Ob Gaga das bewusst gemacht hat oder nicht, wird wohl nie ganz geklärt werden. Wenn es denn so wäre, wäre das pikant. Denn „Born This Way“ hat ebenso 9 Millionen Verkäufe erreicht, wie Madonnas bestverkaufte Single „Hang Up.“ Mit dem kleinen Unterschied, dass Gaga ihre Kollegin Madonna längst überholt hat, wenn es um Verkaufszahlen geht: „Pokerface“ hat sich 14 Millionen Mal verkauft. Manchmal ist Originalität eben die bessere Wahl.
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DIN ALTERNATE BOLD (100)
:FLASHBAC MATT BIANCO Mitte der Achtziger war die Band Matt Bianco plötzlich da und landeten mit ihrem Mix aus viel Pop und etwas Jazz einige Hits. Rund 30 Jahre später gibt es mit „Gravity“ das 15. Album und dieses Mal ist der Mix umgekehrt: Mehr Jazz, weniger Pop. Wir haben mit Frontmann Mark Reilly gesprochen.
Häringstrasse 14 CH-8001 Zürich +41 (0) 43 243 79 07 alessandro@haarsturm.ch www.haarsturm.ch
HURTS “DESIRE“
Dass Mark auf eine grössere Band als sonst setzt, dem Jazz so viel Platz gibt, das könnte daran liegen, dass er vor der neuen Platte mit der holländischen Band New Cool Collective zusammengearbeitet hat. Dachten wir. Mark klärte uns auf: „Mein Wunsch war es, ein Jazz-Album aufzunehmen. Ich lernte den schwedischen Saxofonisten, Flötisten und Arrangeur Magnus Lindgren kennen, wir fingen an Songs zu schreiben, mussten aber dann eine Pause einlegen, weil er ein anderes Projekt hatte. In der Zwischenzeit brachte er mich mit New Cool Collective zusammen. Als er wieder frei war, machten wir am Jazz-Projekt weiter und so entstand schliesslich das neue Album „Gravity“. Mit Musikern aus dem Jamie Cullums Ensemble entstand eine energische und dennoch entspannte Kollektion zehn originärer Song-Perlen mit genug Style für alte Fans und neue Bewunderer. NACH DEM TOD VON MARK FISHER Die Aufnahmen zu diesem Album, dem ersten nach dem tragischen Tod von Keyboarder und Co-Leader Mark Fisher (er starb nach einem kurzen Krebsleiden), der den Sound der Band seit 25 Jahren massgeblich beeinflusste, begannen in Stockholm. In der schwedischen Hauptstadt entstand gleich zu Beginn der Song „Joyride“, eine Sommer-Cruise-Control-Ode irgendwo zwischen Lee Morgans „Sidewinder“ und „Lowrider“ von WAR, die jetzt als erste Single des Albums schon vorab in UK Erfolge bei BBC und JazzFM feiert. Ausserdem entstanden mit Magnus Lindgren die nachtblaue Ballade „Solace“ („Trost“), sowie die wunderbare Mitternachtshymne „AM/PM“.
Das brandneue Album DESIRE“: 14
Jetzt erhältlich.
Die sieben übrigen Stücke, von Uptempo-Grooves wie „Summer In The City“ oder „Invisible“ bis zum leicht latinisierten „Paradise“ hat Mark Reilly gemeinsam mit dem britischen Saxofonisten Dave O’Higgins (Jamie Cullum, Mezzoforte, Matthew Herbert) in dessen Studio in Brixton und mit den Mitgliedern seines Quintetts eingespielt: Sebastiaan de Krom am Schlagzeug und Geoff Gascoyne am Bass, beide seit Jahren Wegbegleiter
von Jamie Cullum, Graham Harvey, der auch schon mit George Benson, Incognito oder Stacey Kent gespielt hat, am Piano und Fender Rhodes, sowie dem grandiosen Martin Shaw an der Trompete und am Flügelhorn, einem Mitglied der BBC Bigband, der auch schon mit Sting, Jamiroquai oder Natalie Cole zu hören war. Die Frauenstimme, die sich auf einigen Tracks mit Mark Reilly duettiert, gehört Elisabeth Troy, die schon mit MJ Cole, Metrik oder Clean Bandit in den Charts war. Der Sound von Matt Bianco ist gereift, und dass Mark Reilly seine Zusammenarbeit mit Bands immer mehr intensiviert hat – zuletzt das Projekt-Album „The Things You Love“ mit der holländischen Band New Cool Collective – kommt ihm nun zu Gute. Es soll Dinge geben, die mit dem Alter besser werden. Rotwein und das Selbstbewusstsein, beispielsweise, oder auch Matt Bianco. Ob er in die Schweiz kommt, das ist noch offen. Bis Ende Jahr tourt er vorallem durch Italien, Holland und England. Allein in Mailand hat er drei Termine im Jazz Club Blue Note. Ebenso in Mailand entstanden die Fotos zum neuen Album: „Mariagrazia Giove hat gerade ein Foto-Projekt mit Jazzmusikern aus der ganzen Welt und sie hat mich angefragt, ob sie von mir Fotos schiessen darf.“
Schweizer kennen Matt Bianco als Trio Mark Reilly, Danny White und Basia Trzetrzelewska, und so schafften es sowohl die Single „Get Out Of Your Lazy Bed“ wie auch das Debüt-Album „Whose Side Are You On“ 1984 die Schweizer Top15. Nach dem Weggang von Basia und Danny blieb Mark bis heute der Gruppe Matt Bianco treu. „Gravity“ ist am 15. September 2017 erschienen.
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Zwei Acts, die ihre Anfänge in den Achtzigern hatten
GEORGE MICHAEL Viel mehr Achtziger geht fast nicht: George Michael gründete 1981 mit Andrew Ridgeley die Band Wham! Nach der Auflösung der Band ging es als Solo-Künstler für George steil nach oben. Sein zweites Album wird bald in einer neuen Auflage veröffentlicht.
Montag, 12. Oktober 2015, etwa 18 Uhr, im Restaurant vom Zürcher Hotel Hyatt: George Michael sitzt allein an einem Tisch. Wir kommen gerade von einem Interview mit Jean Michel Jarre. Ansprechen oder nicht? Jetzt oder nie. George Michael und wir haben ein kurzes Gespräch: Er hätte die Zeit in Zürich genossen und fliege an diesem Abend zurück nach England. Zuvor wurde in der Presse enthüllt, dass George in Zürich in einer Entzugsklinik gewesen war. Sehr untypisch für die Schweizer Landschaft: Ein Paparazzi-Foto mit seinem Lover. Von Georgie kennt mal solche Fotos sonst nur aus der, vor allem, englischen Boulevard-Presse.
Georgios Kyriacos Panayiotou – so sein bürgerlicher Name - war es schon früh leid, im Fokus der Presse zu sein. Sein erstes Album „Faith“ (1987) war ein kometenhafter Erfolg: Über 25 Millionen Mal wurde es verkauft. Im Jahr 1990 erschien sein zweites Solo-Album „Listen Without Prejudice Vol. 1“, und, obwohl es nicht die gleichen Verkaufszahlen erreichen konnte, so war dieses Werk eine Kehrtwende in seinem (Künstler-)Leben. Er fühlte sich als Singer/Songwriter nicht ernst genommen und griff deshalb zu unkonventionellen Massnahmen: Auf dem Album-Cover war er nicht zu sehen, der Sound wurde düsterer und im Video seiner erfolgreichsten Single-Auskoppelung „Freedom! ‚90“ liess er die Supermodels Naomi Campbell, Linda Evangelista, Christy Turlington, Tatjana Patitz und Cindy Crawford für ihn die Lippen bewegen. Auch wenn das Album international nicht an den Erfolg von „Faith“ anknüpfen konnte, so waren es seine Fans in England, die ihm Treue und Respekt erwiesen: „Listen Without Prejudice Vol. 1“ konnte in seiner Heimat „Faith“ sogar noch übertrumpfen. An den 1991 BRIT
Awards gewann das Album zudem die Auszeichnung „Best British Album“. Bis heute unbekannt geblieben ist aber die Frage, weshalb es nie zur Veröffentlichung von „Listen Without Prejudice Vol. 2“ gekommen ist: Der Nachfolger wäre als schnelleres Album geplant gewesen.
Bereits ein Jahr später, 1992, geriet sein Leben aus den Fugen. Er lernte seine erste grosse Liebe kennen, Anselmo Feleppa, doch innerhalb von nur sechs Monaten erhielt sein Lover schlechte News: HIV-Positiv. Im Jahr 1993 starb er an den Folgen von AIDS. George Michael brauchte drei Jahre, um den Tod zu verarbeiten. Er widmete Anselmo die Single „Jesus To A Child“, welche in seinem nächsten Album „Older“ (1996) enthalten war. Während den Aufnahmen gab George Michael später zu, dass er täglich unzählige Joints geraucht hat. Ein weiterer Vorfall, der seinem Leben nochmals einen Sturm bescherren sollte, geschah im Jahr 1998, auf einer öffentlichen Toilette im Will Rogers Memorial Park in Beverly Hills, Kalifornien. Ein Polizist spielte in ziviler Kleidung den Verführer, um ihn dann sogleich wegen „unsittlichem Verhalten“ zu verhaften. Dadurch wurde George Michael unfreiwillig geoutet. Doch George Michael nahm die Sache selber in die Hand und schrieb den Song „Outside“, dessen Video sichtlich und hörbar Kritik an der Verhaftung übte.
Die nächsten Jahre blieben turbulent: Mehrmals kam er wegen Drogen oder im Zusammenhang mit Sex in der Öffentlichkeit in die Schlagzeilen. Auch gesundheitliche Probleme machten sich bemerkbar – so fiel er 2011 gar ins Koma. Aber er produzierte drei weitere Alben: „Songs from the Last Century“ (1999), „Patience (2004)“ und „Symphonica (2014)“. Im Jahr 2016 war George Michael wieder bereit für künstlerische Schritte: Von ihm ursprünglich in den späten 80ern aufgenommen, sollte „Fantasy“ eigentlich auf sein zweites Solo-Album, dem mit Multiplatin ausgezeichneten „Listen Without Prejudice Vol.1“ kommen. George wollte „Fantasy“ ausserdem als eine der Lead-Singles veröffentlichen, aber der Track verlor sich irgendwie im Äther. Schliesslich fand sich „Fantasy“ als B-Seite des US-Release der Single „Freedom! ‚90“, sowie der 1990er UK-Version der Single „Waiting For That Day“ wieder. Als einer seiner Lieblingstracks hatte George „Fantasy“ allerdings immer als eigenständige Single veröffentlichen wollen. Er spielte „Fantasy“ live auf seiner extrem erfolgreichen 1991er „Cover To Cover“-Tour und belohnte seine Fans mit einer Gratis-Kassette des Tracks auf allen Sitzen der Veranstaltungsorte seiner Tour. Über ein Jahrzehnt später performte George „Fantasy“ auch auf seiner „25 Live“-Tour.
20. OKTOBER 2017: NEUAUFLAGE VON „LISTEN WITHOUT PREJUDICE VOL.1“ Anfang 2016 suchte George nach der perfekten Single, um die mit Spannung erwartete Neuauflage von „Listen Without Prejudice Vol.1/MTV Unplugged“ zu lancieren und „Fantasy“ war seine erste und ganz offensichtliche Wahl. Er kontaktierte Hit-Macher Nile Rodgers - den einzigen Mann auf dem Planeten, der „Fantasy“ noch mehr Funk würde verleihen können, als es sowieso schon hat. George und Nile sprachen dieselbe musikalische Sprache, waren sich bald einig und der Rest ist Geschichte. Das überarbeitete „Fantasy“ von George Michael featuring Nile Rodgers ist ein Killer-Track - und es liegt auf der Hand, warum der Song schon immer Georges Favorit war.
George Michaels schillernde Karriere umfasst vier Jahrzehnte und 120 Millionen verkaufte Alben. Am 20. Oktober legt Sony Music sein bahnbrechendes zweites Solo-Album „Listen Without Prejudice Vol. 1/MTV Unplugged“ neu auf. Ursprünglich 1990 erschienen, wurde es von Georgie produziert, arrangiert und beinahe komplett im Alleingang geschrieben. Seine „MTV Unplugged“-Performance wurde 1996 in London aufgenommen und bietet prägende Songs: Von Georges Zeit bei Wham! bis hin zum Solo Album „Older“. Anlässlich der Neuauflage von „Listen Without Prejudice Vol.1/MTV Unplugged“ hat Sony Music zudem in Zusammenarbeit mit Channel 4 und BBC Worldwide das Projekt „Freedom“ in Auftrag gegeben: Ein atemberaubender neuer Film, erzählt von George Michael selbst. Die Dokumentation lässt Wegbegleiter wie Stevie Wonder, Elton John, Liam Gallagher, Nile Rodgers, die „Freedom ‚90“-Supermodels, Mary J. Blige, Tony Bennett, Mark Ronson, Tracey Emin, Jean Paul Gaultier, Kate Moss und viele weitere zu Wort kommen. George hat bis Weihnachten 2016 noch selbst an „Freedom“ und „Fantasy“ gearbeitet - dies waren seine letzten Projekte.
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BEAUTIFUL TRAUMA
New Album Out 13.10.17
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Text & Bild: Luis
: K Ü N S T L E R & K U LT
GIL CARLOS HARUSH
Tänzer
Nur vom Tanzen zu leben, ist ein Traum, den viele tanzfreudige Menschen hegen. Gil Carlos Harush hat ihn sich erfüllt. Es war ein langer Weg und kürzlich hat er eine weitere Entscheidung gefällt, die ihm sein Tanz-Leben erleichtert. Er ist nach Madrid umgezogen. Wir treffen Gil Carlos an einem Freitag, um 2 Uhr nachmittags in Genf, wo er gerade einen Kurs durchführt, der eine Woche geht. Die Klasse, die wir besuchen, ist eine besondere: Es sind Frauen und Männer in unterschiedlichen Altersklassen und aus unterschiedlichen Levels. Der Tag, an dem wir ihn besuchen, ist der letzte Tag vom Kurs, sowie sein letzter Tag vor seinen Ferien. Die intensive Arbeit während der Woche ist zu sehen: Alle können die gelernten Figuren – man merkt fast keine Unterschiede mehr unter den Kursteilnehmern. Gil Carlos hat seine Klasse im Griff.
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Nach 90 Minuten verlassen alle das Studio, verschwitzt, aber sichtlich happy. Gil zieht sich um und wir laufen durch die Strassen von Genf, wo er uns über sich erzählt und wir dazu Fotos schiessen. Gil Carlos ist in Israel geboren und aufgewachsen, hat mit 14 Jahren angefangen, Ballettunterricht zu nehmen, parallel dazu hat er zudem ein Diplom als Psychotherapeut gemacht. Der wichtigste Schritt in Richtung der grossen Bühne hat er Dank dem Unterricht an den Tanzschulen Codarts - Rotterdam Dance Academy (Contemporary Dance) und Thelma Yellin High School of the Arts in Tel Aviv-Jaffa gemacht. Als er im Jahr 2007 von Rotterdam zurück nach Israel gegangen ist, hat er seine eigene Tanzgruppe Ensemble Gil Carlos & Family gegründet. Vor drei Jahren wurde er dafür mit dem ersten Preis des French Contemporary Dance Competition Synodales ausgezeichnet.
Seit vielen Jahren tourt er durch die ganze Welt, entweder mit seinen eigenen Stücken auf der Bühne, oder aber, er gibt Tanzkurse, wie dieses Jahr: Zuerst in Lausanne, dann in Genf. Anfangs dieses Jahres entschied er sich, nach Madrid zu ziehen: „Da bin ich näher an den europäischen Destinationen, als in Tel
Aviv.“ Madrid ist zu seinem Ruhepol geworden: „In Madrid tanze ich nicht, da gehe ich nur meinem anderen Job, der Psychotherapie, nach. Ich brauche diesen Abstand, um neue Kraft zu tanken.“ Und das tut er am liebsten mit seinen Freunden: „Wir verbringen den ganzen Tag am chillen: Wir reden viel, trinken Bier und rauchen Zigaretten.“
Es ist inzwischen fast 5 Uhr abends geworden und Gil steht nun seine letzte Klasse bevor: „Ich bin froh, wenn es vorbei ist und ich morgen in die Ferien fahren kann, nach Nordspanien. Es war ein intensives Jahr und der Umzug war anstrengend.“ Ganz von vorne musste er in Spanien jedoch nicht anfangen: „Ich hatte in Madrid bereits Freunde. Einer davon ist Schweizer.“ Er hofft, dass er die Schweiz bald wieder besuchen darf, vielleicht diesmal aber nicht beruflich: „Ich kenne ja nur die Umgebung, in welcher ich gerade Tanzkurse gebe.“ Im nächsten Jahr ist er zumindest schon mal in der Nähe: „Im März bin ich an einem Festival in Strassburg“, sagt er, mit einem Lächeln im Gesicht. Da hat wohl jemand, seinen Traumberuf gefunden... Link: www.gilcharush.com Unser Shooting mit Gil Carlos findest du unter: www.gay.ch/pepi
UR
B ü h n e , M u s i k , M e n s c h e n : K u l t u r -T i p p s
03. bis 29. Oktober 2017 BLUE MAN GROUP Die blauen Männer kommen zurück nach Zürich: Skurril, intelligent und optisch überwältigend, gibt die Blue Man Group im Oktober während fast einem ganzen Monat ein weiteres Gastspiel im Theater 11 in Zürich. Seit 1991 gibt es die Truppe und sie traten bereits in mehr als 20 Ländern und vor über 35 Millionen Zuschauern auf. Neben ihren preisgekrönten Blue Man-Klassikern, zeigen sie auf ihrer aktuellen Welttournee auch eine ganze Reihe an brandneuen Darbietungen. An diesen Abenden verschmelzen in Zürich einmal mehr Rockmusik mit Parodie und Kunst. Theater 11, Thurgauerstrasse 7, 8050 Zürich Infos & Tickets: www.musical.ch --------------------------------------------------------Do. 26. und Fr. 27. Oktober 2017 BONAPARTE Mit The Return Of Stravinsky Wellington hat Tobias Jundt bewiesen, dass er nicht nur ein begnadeter Performer auf der Bühne ist, sondern, dass er genau so gut als grandioser Songschreiber durchgeht: Mehr Liebe, mehr Zeit und mehr Herz finden sich denn auch auf dem bereits fünften Bonaparte-Album. Ob es wohl auch daran liegt, das er inzwischen verheiratet ist und zwei Kinder und zwei Katzen hat?
Bonaparte hat alles ein bisschen zurückgedreht, und gerade deswegen müssen wir ihn uns diesmal etwas anders denken. Es ist gerade die Unaufgeregtheit, welche seinen neuen Stil ausmacht. Wie er dies auf der Bühne rüberbringen wird, davon kannst Du dich bei je einem Gig in Luzern und in Schaffhausen selber überzeugen. 26.10.2017: Schüür, Tribschenstrasse 1, 6005 Luzern 27.10.2017: Kammgarn, Baumgartenstrasse 19, 8200 Schaffhausen Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.goodnews.ch --------------------------------------------------------Fr. 03. November 2017, 20h PVRIS Dass PVRIS gerade die LGBT-Community am Herzen liegt, hat die lesbische Frontfrau Lynn Gunn - sie soll Schauspielerin Kirsten Stewart gedatet haben - bereits mehrfach bewiesen. Und so überrascht es auch kaum, dass sie einen Teil ihrer Einnahmen der aktuellen Tour der Ally Coalition für verschie-
dene LGBT-Projekte spenden werden. Mit der Veröffentlichung ihres grandiosen Debütalbums White Noise haben sich PVRIS aus Massachusetts zu einer der grössten amerikanischen Rock-Hoffnungen gemacht. Das Britische Musikmagazin Kerrang! hievte die charismatische Front-Kanone Lynn Gunn 2015 direkt auf Platz 1 ihrer „The 50 Greatest Rock Stars In The World“-Wahl. Im Sommer hatten sie zudem die Ehre zusammen mit 30 Seconds To Mars die Rock-Hymnen-Könige Muse auf ihrer Tour zu begleiten, und nun schauen PVRIS mit ihrer neuen Scheibe All We Know Of Heaven, All We Need Of Hell im Gepäck für ihre erste eigene Schweizer Headline Show im Zürcher Dynamo vorbei. Dynamo, Wasserwerkstrasse 21, 8006 Zürich Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.mainlandmusic.com --------------------------------------------------------Di. 07. November 2017, 20h NATURALLY 7 Ihre Musik ist ganz ohne Instrumente und dies nennen Naturally 7 Vocal Play: Einzig mit ihren Stimmen scratchen sie, blasen Trompeten, spielen Bass und E-Gitarre, und das Schlagzeug legt einen äussert präzisen Rhythmus hin. Das Ganze formt sich dann zu funkigem RnB, zu seelenvollem Soul oder zu geschmeidigem, afroamerikanischem Pop. Und damit ziehen sie immer mehr Fans auf der ganzen Welt in ihren Bann. Both Sides Now heisst ihr neues Studioalbum, welches in diesem Herbst erscheint, und welchem sie nun auch ihre neue Tour widmen. Am 7. November stellen sie es erstmals live im Zürcher Kaufleuten vor. Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.allblues.ch ---------------------------------------------------------
Di. 21. November 2017, 19.30h LITTLE DRAGON Sie sind ein wahres Phänomen in Schweden: Mit Strobe Light kündigten sie ihr neues Album an, und im dazugehörigen Videoclip tauchen sie mit faszinierenden Bildern in die queere Subkultur Südafrikas ein. Und Season High, wie ihre mittlerweile bereits fünfte Platte heisst, enttäuschte danach keineswegs. Little Dragon sind bereits seit über einem Jahrzehnt im Geschäft und mit ihrem 2014er-Album konnten sie sich gar eine Grammy-Nomination sichern. Am 21. November sind Little Dragon für ihr einziges Schweizer Konzert im Zürcher
Mascotte zu Gast. Du darfst Dich auf eine Mischung aus Downtempo und treibenden, elektronischen Beats freuen: Tanzbar und es macht einfach Spass... Mascotte, Theaterstrasse 10, 8001 Zürich Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.mascotte.ch --------------------------------------------------------Do. 23. November 2017, 20h MARILYN MANSON Er ist so unberechenbar wie kaum ein anderer und gerade bei seinen Live Shows muss man sich auf alles gefasst machen: Am 23. November ist der finstere Superstar wieder einmal zu Gast in Zürich.
Er zählt ohne Zweifel zu den schillerndsten Figuren der Musikwelt, und obwohl seine Karriere bereits Mitte der 90ern begann, hat er bis heute nichts an seiner Kreativität eingebüsst. Blues Rock, Death Metal, Industrial Metal und Hard Rock, seine stilistische Bandbreite ist beachtlich, und dies hat er einmal mehr auch auf seinem aktuellen Album Heaven Upside Down bewiesen. Samsung Hall, Hoffnigstrasse 1, 8600 Dübendorf Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.abc-production.ch --------------------------------------------------------Do. 30. November 2017, 20h LONDON GRAMMAR If You Wait hiess ihr Debut aus dem Jahr 2013 und damit eroberten London Grammar die britische Musikszene im Sturm: Doch ein Geheimtipp blieben die Drei nicht lange, und schon bald folgten ausverkaufte Konzerte rund um den Globus.
Electronic-Sounds und Techno-Folk nennt sich die berauschende Mischung, welche London Grammar ausmacht, und über allem Hannah Reids kraftvolle und dunkle Stimme. Am 30. November kommen die Briten endlich wiedermal in die Schweiz: In der neuen Halle 622 in Zürich-Oerlikon werden sie mit Bestimmtheit auch Songs ab ihrem aktuellen Album Truth Is A Beautiful Thing spielen. Halle 622, Binzmühlestrasse 85, 8050 Zürich Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur oder www.gadget.ch ---------------------------------------------------------
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:QUEERSICHT & CO
QUEERSICHT Der Herbst ist da – mit Queersicht im Gefolge. Vom 2. bis zum 8. November 2017 steht Bern zum 21. Mal in Folge ganz im Zeichen des Queer Cinema. Das Queersicht-Festival ist das älteste LGBTI- Filmfestival der Schweiz und findet jährlich in Bern statt. Das Festival existiert seit 1996, wird von einem 16-köpfigen Organisationsteam ehrenamtlich organisiert und vom Verein Queersicht getragen. Ziel von Queersicht ist es, in Bern ein Event mit cineastischen Höhepunkten des Queer Cinema zu organisieren, die den Weg ins Mainstream-Kino nicht finden. Das Programm umfasst Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme. Queersicht bespielt das Kino ABC, das Kellerkino, das Kino REX, die Cinématte, Quinnie Cinema sowie das Kino in der Reitschule. In der Turnhalle findet die Party statt, im Progr und im Kino Rex befinden sich je eine Lounge. Heartstone - „a story of brotherhood, self-acceptance, strong girls and the importance of family“
gay.ch präsentiert das atmosphärisch dichte Spielfilmdebüt des Isländers Gudmundur Arnar Gudmundsson: „Heartstone“ ist einer von Queersichts Samstagabendfilmen. Island überwältigt in jeder Hinsicht. Der Boden ist nicht fest auf dieser Insel: Er zittert, bebt und häufiger als anderswo spuckt er
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Rauch und Feuer. Die Insel liegt genau zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte, die in entgegengesetzte Richtungen streben. Als wäre das nicht genug, gleisst im Sommer das Licht unter einem unermesslichen Himmel, während die Menschen im Winter von der eiskalten Dunkelheit zurück in die Häuser gebissen werden. Was in einem Moment wunderschön sein kann, kann dich im nächsten Moment in tödliche Gefahr bringen. Irgendwo auf dieser Insel werden zwei Jungen erwachsen. Ihre Freundschaft wird durch ihr Begehren auf eine harte Probe gestellt: Der eine entdeckt die Liebe zu einem Mädchen, der andere zu seinem besten Freund. Wird ihre Freundschaft dieser Drift standhalten? Folgt den Klopfzeichen: gepflegte Eskalation am Samstag
Wenn wir gerade vom „Driften“ sprechen: Queersicht bietet wie immer ein überaus ansprechendes Rahmenprogramm. In Partylaune? Wir feiern am Samstag, den 4. November in der Turnhalle und auch in diesem Jahr werden uns internationale und nationale DJanes satte Bässe auf die Ohren hauen. Filmzückerchen: von „Tom of Finland“ zu „Caravaggio“
Davor legen wir euch noch eine Auswahl unserer Lieblingsfilme an die Brust: Der „Handsome Devil“ von John Butler versetzt ein irisches Jungeninternat in nachhaltige Unruhe. Falls euch einige Gesichter bekannt vorkommen, liegt das vermutlich daran, dass ihr ausserdem Serien wie Game of Thrones oder Sherlock verfallen seid. In diesem Jahr richten wir unseren Blick
auf Geschichte und Geschichten. Wir haben „Tom of Finland“ von Dome Karokoski am Start: Touko Laaksonens Illustrationen sind stilbildend für die Community – destillierte Männlichkeit. Hier ist seine Geschichte. In „The untold Stories of Armistead Maupin“ mäandrieren wir mit dem Erzähler der „Tales of the City“-Reihe durch sein Leben – vom konservativen Südstaatler über seinen Einsatz in Vietnam bis zu seinem Outing und seinem Engagement an der „front line of the American culture war“. Ergreifend mit genau der richtigen Dosis Humor. Wie immer zeigt Queersicht eine Werkschau. In diesem Jahr präsentieren wir Salzgeber-Filme. „Caravaggio“ von Derek Jarman wird in der Reihe zu sehen sein. 1986 mit dem silbernen Bären ausgezeichnet, folgt der Film dem Maler, der sich nach seinem Geburtsort Caravaggio nannte, durch dessen wildes Leben. Hin und her gerissen zwischen seinen intriganten Förderern und seinen mittellosen Modellen, trifft Caravaggio eine Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird … Rosa Brille – unser Publikumspreis
Lust auf Mitbestimmung? Dann rennt in unsere Kurzfilme: Mal „hardcore“, mal wie eine „Princess“ kommen sie daher, sie buhlen um den Titel der „Trade Queen“ oder es geht ums „Millimeterle“. Schnappt euch Stift und Papier und prämiert den besten und den kontroversesten Kurzfilm. Es lohnt sich dieses Jahr. Link: www.queersicht.ch
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D e m n ä c h s t i n d e i n e m K i n o : F i l m -T i p p s
HAPPY END In seinem neusten Film lässt der zweifach oscarnominierte Österreicher Michael Haneke die Elite Frankreichs auf Flüchtlinge treffen: Entstanden ist ein Familiendrama über die bourgeoise Oberklasse mit viel Satire, grotesken Szenerien und Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Seit mehreren Generationen führt die Familie Laurent ein Bauunternehmen, doch es ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Der Patriarch hat sich zurückgezogen, und seine Tochter Anne hat nun das Steuer übernommen. Seit einem Unfall auf einer Baustelle steht die Firma aber öffentlich in der Kritik. Nun soll Annes Sohn einen Neustart vollziehen und die Geschicke des Unternehmens übernehmen, doch dieser hat andere Pläne –und das sind längst nicht die einzigen Spannungen innerhalb der Familie...
Kinostart: 12.10.2017 ............................................................................................
FACK JU GÖHTE 3 Elyas M’Barek, Jella Haase, Max von der Groeben, Uschi Glas und Katja Riemann sind zurück: Nach dem Grosserfolg der ersten beiden Teile, sie erreichten zusammen schon fast sagenhafte 15 Millionen Zuschauer, gehts natürlich auch im Finale der Trilogie ziemlich turbulent und politisch unkorrekt zu und her...
Es herrscht wieder einmal Stress an der Goethe-Gesamtschule: Die Schüler müssen durch das Abitur gepeitscht werden, doch die Chaosklasse zeigt sich natürlich alles andere als kooperativ, umso mehr, da sich gerade ziemlich viel Frustration breit macht. Der Grund: Die nette Dame vom Berufsinformationszentrum hat ihnen die Zukunftsaussichten so richtig vermiest. Da stellt sich die Frage, wie Herr Müller den Abschluss ohne einer motivierten Klasse doch noch hinkriegen will... Kinostart: 26.10.2017 ............................................................................................
BLUE MY MIND
Der Film von Lisa Brühlmann – er spielt unter anderem auch in Zürich – wurde bereits an den Filmfestivals in Zürich, San Sebastian und Sao Paulo aufgeführt, und nun kommt er auch endlich ins reguläre Schweizer Kinoprogramm.
Von aussen betrachtet ist Suburicon der perfekte Ort um eine Familie zu gründen: Erschwingliche Häuser, getrimmte Rasenflächen und dies alles in einer idyllischen Vorstadtgemeinde. Dies hat auch Familie Lodge vor, doch schnell merken sie, das hinter der Fassade des amerikanischen Traums eine verstörende Realität ruht. Betrug, Gewalt und Täuschungen greifen um sich...
Kinostart: 09.11.2017 ............................................................................................
GOD’S OWN COUNTRY
Ihre Eltern sind ihr längst fremd geworden, und zu allem übel sind sie auch noch in eine neue Stadt gezogen. Kein Wunder fühlt sich die 15-jährige Mia ihrer Wurzeln beraubt. Hinzukommt noch, dass ihr die Mutter keine Antwort darauf gibt, ob sie adoptiert ist oder nicht. Mia stürzt sich ins wilde Teenagerleben, als sich ihr Körper seltsam zu verändern beginnt. In ihrer Verzweiflung versucht sie sich mit Sex und Drogen zu betäuben, doch die Natur ist stärker und ihre Verwandlung lässt sich nicht aufhalten...
Kinostart: 09.11.2017 ............................................................................................
SUBURBICON
Wenn George Clooney ein Projekt aufzieht, dann weiss er, dass er auf Unterstützung aus Hollywood zählen kann. Für seine jüngste Regiearbeit konnte er daher niemand geringeres als Matt Damon, Oscar Isaac, Julianne Moore und Megan Ferguson gewinnen.
Johnny trinkt sich das Leben auf der Farm seiner Familie mit Alkohol schön, doch auch der zwanglose Sex mit fremden Männer betäuben seien Alltagsfrust. Seit sein Vater einen Schlaganfall hatte, muss er sich nun alleine um die Farm kümmern, und deshalb holt er sich den rumänischen Gastarbeiter Gheorghe zur Seite. Daraus entwickelt sich alsbald eine intensive Beziehung, die alles auf den Kopf stellt.
God’s Own Country konnte beim renommierten Sundance Film Festival den Regie-Preis für sich entscheiden und wurde seither unter anderem an der Berlinale und auch am Pink Apple gezeigt. Nun kommt der Film von Francis Lee bei uns ins reguläre Kinoprogramm... Kinostart: 16.11.2017
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: PA RT Y AG ..............................................................................................
O K T O B E R
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.............................................................................................. Fr.13.10.17, 23h – KIKI Nach dem luftigen Ausflug auf die Hiltl Dachterrasse im Sommer, läutet die Kiki am 13. Oktober wieder die Clubsaison ein: Diesmal stehen Sous Sol, Marc Feldmann, Loxley, QEBEQ, sowie Workinprogress an den Decks, und Performances gibt’s von Ennia Face und Mish Madish. Frieda’s Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich .............................................................................................. Fr.13.10.17, 23h – SCREAM & SHOUT Steve Bam wird in dieser Nacht der Tanzfläche einheizen: Der Newcomer startet im Heaven gerade richtig durch... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. 13./14., 20./21.10.17 - OKTOBERFEST Bier vom Fass, Weisswürste und Brezeln: Die Männerzone feiert wieder Oktoberfest. Dazu gibt’s eine Show von Romy Travis, und dies alles erst noch bei freiem Eintritt. Männerzone, Kernstrasse 57, 8004 Zürich .............................................................................................. Sa.14.10.17, 22h – BOYAHKASHA – Glow
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Nach Ausflügen ins Hive und nach Mykonos, kehrt die Boyahkasha wieder in ihre angestammte Heimat zurück, ins Plaza: Getreu dem Motto, verwandeln sie dazu die Location am Ende der Langstrasse im Kreis 4 in einen leuchtenden Neonpalast. Plaza, Badenerstrasse 109, 8004 Zürich .............................................................................................. So.15.10.17, 04h – Boyahkasha AFTERHOUR
the
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Wenn Du im Plaza noch nicht genug getanzt hast, kannst Du im Heaven an der offiziellen Boyahkasha-Afterhour noch bis tief in den Sonntag hinein weiterfeiern... und dies erst noch bei freiem Eintritt. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Fr.20.10.17, 23h – ATTITUDE
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Vicky Goldfinger packt in dieser Nacht sämtliche angesagten Club-Hits in ihr Handtäschchen und sorgt damit für ungehemmte Stimmung auf dem Dancefloor... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
............................................................................................. Sa.21.10.17, 23h – GAME PARTY Nach der grossen Streetparade Afterhour feiert die GameParty in dieser Nacht seine bereits zehnte Party – natürlich bleiben sie auch diesmal wieder Progressive-Goa-Techno treu. Bananenreiferei, Pfingstweidstrasse 101, 8021 Zürich .............................................................................................. Sa.21.10.17, 23h – HELL ON HEELS Jurassica Parka, bekannt vom Berliner Schwuz, wird an der Drag Nacht im Heaven das Zepter übernehmen: Wer zudem selber in Drag erscheint, erhält erst noch gratis Eintritt... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Sa.21.10.2017, 22.30h – KING KONG Zürichs Nachtleben bekommt mächtigen Zuwachs: King Kong, benannt nach dem berühmten Film-Affen, feiert am 21. Oktober seine Premiere in der Photobastei 2.0. Auf zwei Floors wird sowohl zu elektronischen Beats, wie auch zu den grössten Disco-Hits getanzt. Photobastei 2.0, Sihlquai 125, 8005 Zürich .............................................................................................. Mo.23.10.17, 23h – PINK MONDAY Auch dieses Jahr wird am Zürcher Oktoberfest auf dem Bauschänzli gezapft, als ob‘s kein Morgen gäbe: Und nach dem Pink Monday, dem Tag der Gay Community am Oktoberfest, geht’s im Heaven mit einer wilden Schlager-Pop-Party weiter... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Fr.27.10.17, 23h – NIGHT OF THE WALKING DRAG Es gibt nur ein Wochenende im ganzen Jahr, an dem Schneewittchen auf Godzilla und Graf Dracula auf Paris Hilton im Latexanzug trifft: Es ist das Halloween Weekend im Heaven! Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
NOVEMBER
.............................................................................................. Fr.03.11.17, 23h – BOYTESCHEMA Auch im November sorgt der Kölner DjCK für feurige Stimmung auf der Tanzfläche und verschafft somit beste Voraussetzungen für einen Flirt. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
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Sa.04.11.17, 23h – PROM NIGHT – Beyoncé
Sa.11.11.17, 23h – MOLKE 7
Mal ehrlich - gibt es etwas Tolleres als eine ganze Nacht zu ihren Hits wie „Crazy in Love“, „Single Ladies“ oder „Run the World“ abzutanzen? Eben! Beyoncé ist dein Date an der November-Prom Night. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
Auch im November kann man im Heaven einmal mehr auf Molke 7 schweben und richtig abtanzen. Wie immer ist die Molke 7 jugendfreundlich: Der Eintritt ist Fr. 10.und rein kommt man bereits ab 16 Jahren. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
Sa.04.11.17, 22h – PURPLEMOON
Fr.17.11.17, 23h – SCREAM & SHOUT
Die Alte Kaserne wird in dieser Nacht wieder zur Gastgeberin der Halloween-Purplemoon: Die Location wird dazu gruselig dekoriert, und natürlich gibt es wieder eine aufregende Lichtshow mit Lasern. Alte Kaserne, Kanonengasse 16, 8004 Zürich ..............................................................................................
Ein heisser Mix aus aktuellem Pop und scharfem RnB wird Dir in dieser Nacht präsentiert: Zeit um sich gehen zu lassen und endgültig ins Weekend einzutauchen... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich ..............................................................................................
Sa.04.11.17, 21h – RUBBER MEN Die Männerzone steht in diesem Jahr wieder voll im Zeichen von Rubber und Latex... Männerzone, Kernstrasse 57, 8004 Zürich .............................................................................................. Fr.10.11.17, 23h – 9 JAHRE BEHAVE Fast schon rund: Die Behave feiert seinen 9. Geburtstag und holt dazu unter anderem Gleichschritt an die Plattenteller in der Büx... Frieda’s Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich .............................................................................................. Fr.10.11.17, 22h – Angels BLACK OUT! Die Opening Party zum Black Weekend findet diesmal im Queens Club statt: I Will DJ, Ricardo Ruhga und Allysson werden Dir dazu deinen Soundtrack zum Wochenende liefern... Queens, Förrlibuckstrasse 151, 8005 Zürich .............................................................................................. Sa.10.11.17, 23h – BALKAN GAY NIGHT Egal ob mit Wurzeln im Balkan oder ohne, ob gay oder nicht, die legendäre Balkan Gay Night ist eine der heissesten Labels im Heaven und die Temperaturen auf dem Dancefloor werden dabei mächtig in die Höhe getrieben. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Sa.11.11.17, 22h – Angels BLACK PARTY Spiegel sind omnipräsent in unserem Leben... und genau um diese Mirror dreht sich die Black Party der Angels in diesem November: Beth Sacks aus den USA wird live auf der Bühne singen, und als DJs sind unter anderem Tonny Moran, Micky Friedmann, Phil Romano und Jack Chang vor Ort. Xtra, Limmatstrasse 118, 8005 Zürich ..............................................................................................
Sa.18.11.17, 23h – HEEL ON HEELS Die beliebte Drag aus Hamburg, Nicki Dynamite, steht in dieser Nacht am Drücker im Heaven: Das Energiebündel lässt dabei einmal mehr ihre fetteste Konfetti-Kanone ab und verwöhnt die Gäste mit ihrem besten Drag Sound... Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Fr.24.11.17, 23h – ATTITUDE Flight Attendants aufgepasst: Hier kommt sie wieder! Eure Party, an der ihr freien Eintritt geniesst. DJ Vicky Goldfinger lädt Flugbegleiter, deren Freunde und natürlich alle anderen Tanzfreudigen zu einer unvergesslichen Nacht ins Zürcher Niederdorf. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Sa.25.11.17, 23h – 4 JAHRE DUDECUTE! Es ist zwar kein runder Geburtstag, dennoch muss der 4. Geburtstag der „Dudecute!“ so richtig gefeiert werden. Warum? Weil das Partylabel rund um süsse Dudes und beste Musik zu den beliebtesten und erfolgreichsten im Zürcher Gay-Himmel gehört. Heaven, Spitalgasse 3, 8001 Zürich .............................................................................................. Sa.25.11.17, 21h – SCHLAG AUF SCHLAGER
SA.11.11.17,22H30 - ANDERLAND die Farben sind wir! Von den Machern von Barbarella, Ok Sébastien, Queer Planet & GayBasel Schiff. Ein Einhorn kommt selten allein: Ein ganzes Kollektiv hat seine besten Stücke auf die gemeinsame Sahnetorte gepflastert und das baslerische Understatement für einmal rheinabwärts geschickt. Hallo Grossbasel! In den Ruinen vom ehemaligen Hinterhof wird am Samstag, 11. November nicht weniger als die Revolution der Farbigkeit ausgerufen: „Nicht weniger ist mehr – mehr ist mehr!“
Und das ist Programm: Neben den Residents der lokalen Evergreens Barbarella und Queer Planet habt das Kollektiv Anderland die House-Perle Leomeo aus Paris zugast auf dem Klub-Floor. Die Alternativ-Beschallung im charmanten Mini-Dancing übernimmt eine flamboyante Repräsentantin des schönsten Kantons der Schweiz: Beatween aus dem Aargau – umrahmt von Ok Sébastien-Macher Nico. Doch damit nicht genug: Die unverwechselbare Sederginne (Gran Canaria) und die tatsächliche Sandra Love (Madrid) hosten die Nacht der Nächte, bis das Morgengrau den Farben ein Ende setzt – vielleicht... Anderland die Farben sind wir! Samstag, 11. November 2017 Das Viertel, Basel
Klub: Leomeo (Paris) Juiceppe (Barbarella, Basel) Taylor Cruz (Queer Planet, Basel) Dancing: Beatween (Aarau) Nico (Ok Sébastien, Basel)
Amusement: Sederginne (Gran Canaria) Sandra Love (Madrid)
Klub-Bar, 22:30 Uhr Gerne laden wir dich ein, mit uns auf die Gründung anzustossen. Kollektiv Anderland Giuseppe, Maggie, Nico & Johannes www.anderland.ch
Die Männerzone feiert in dieser Nacht den Schlager: Natürlich wie immer bei freiem Eintritt... Männerzone, Kernstrasse 57, 8004 Zürich ..............................................................................................
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: N AT U R - B E W U S S T Wieso ein Schrebergarten grossen Spass bereitet
Adrian Cilurzo hat seit 3 Jahren einen Schrebergarten im Herzen von Luzern: 220 Quadratmeter Land voll mit Gemüse, Kräutern und Blumen. Wir haben ihn auf seinem „Anwesen“ besucht. ............................................................................................................................................................................................. Wenn man es ganz streng nehmen würde, dann könnte man Adrian glatt als Selbstversorger bezeichnen, denn was sein Schrebergarten, der sich über zwei Parzellen auf 220 Quadratmeter erstreckt, hergibt, würde für das ganze Jahr zum Essen reichen. Mehr noch: „Die Ernte ist so gross, dass ich auch vieles verschenke. Oder meine Familie kommt vorbei und pflückt sich, was sie gerade so braucht.“ Was noch übrig bleibt, wird tiefgefroren oder getrocknet. Als wir ihn im Juli besuchen, ist gerade Ernte-Saison. Es grünt so grün: Salate, Gurken, Tomaten, Karotten, Randen, Minze, Bohnen... Die Liste liesse sich beliebig erweitern. Adrian hat nicht nur einen grünen Daumen, sondern eine „grüne Einstellung“: „Bei mir kommen Null Chemie zum Einsatz – Samen, Pflanzen, Dünger und Kompost, alles ist bio. Sogar das Schneckenmittel ist bio. Ich will ja alles direkt aus meinem Garten Essen können. Der Ertrag ist zwar etwas geringer, aber dafür belaste ich den Boden nicht.“ Die Natur hole
sich, was sie möchte, das gehöre nun mal dazu, so Adrian. Es kommt, wie es kommt: „Es gibt immer wieder Sachen, die ich anpflanze und die so jämmerlich kommen, dass ich den Platz gleich für etwas anderes wieder frei mache.“ Er gibt auch Acht, was er wohin pflanzt: „Man kann nicht immer das gleiche an der gleichen Stelle Jahr für Jahr anpflanzen. Man muss die Erde auch mal etwas schonen. Jede Pflanze hat andere Bedürfnisse: Die einen belasten den Boden mehr, die anderen weniger.“ Samen und Setzlinge holt er sich bei Händlern, die Bio-Qualität oder Pro Specia Rara-Sorten anbieten. Und auch bei der Auswahl der Sorten, setzt er auf Abwechslung. Zur Zeit hat er zum Beispiel fünf verschiedene Arten von Zucchetti, neun Sorten Tomaten, drei Sorten Randen und dasselbe bei den Karotten. Zu tun gibt es immer was und sei es nur Unkraut jäten oder im Winter nach dem rechten zu sehen oder eventuell mal die Erde zu lockern. Das heisst aber nicht, dass er jeden Tag vor Ort sein muss: „Wer von
Adrian hat Freude an der Arbeit und am Resultat. Der Standort seines Schrebergartens ist nicht nur zentral, man ist zu Fuss in rund 15 Minuten am Hauptbahnhof von Luzern, und ganz in der Nähe seiner Wohnung - auch die Aussicht auf den Vierwaldstättersee ist einmalig: „Ja, die Aussicht ist ein Privileg. Der Sonnenaufgang über der Rigi im Winter ist atemberaubend.“
gen diese Gärtchen in die Obhut der Eltern über und 1869, als die Initiative bereits rund 100 Parzellen umfasste, gab sie sich eine Vereinssatzung. Geräteschuppen, Lauben und Zäune wurden errichtet, und 1891 waren bereits 14 weitere Schrebervereine in Leipzig gegründet worden. In der Schweiz wurde 1925 der Schweizerischer Kleingärtnerverband gegründet. Inzwischen zählt der Dachverband über 25‘000 Mitglieder, die wiederum gegen 400 Schrebergärten führen. Die grösste Dichte an Schrebergärten ist im Raum Winterthur, wo auf 100 Einwohner drei Schrebergärten gezählt werden.
Text & Bild: Luis
> INFOBOX SCHREBERGARTEN Der ursprüngliche Schrebergarten war gar nicht bepflanzt, sondern eine Spielwiese, auf der Kinder von Fabrikarbeitern unter Betreuung eines Pädagogen spielen und turnen konnten. Oft wird angenommen, dass der Leipziger Arzt Moritz Schreber der Erfinder sei, doch auch das ist nicht korrekt: Der Gründer war sein Mitstreiter, der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild. Der Name Schrebergarten wurde aber dem Arzt Moritz Schreber zu Ehren, nach seinem Tod gegeben. Im Jahre 1865 feierte man die Einweihung des ersten „Schreberplatzes“ am Johannapark in Leipzig. Zum effektiven Garten wurde es, als ein Lehrer namens Heinrich Karl Gesell an diesem Platz Gärten anlegte. Bald gin-
Anfang an den Pflanzen viel Wasser gibt, gewöhnt sie daran und so brauchen sie auch stets häufiger und mehr Wasser. Ich gebe ihnen nicht so oft Wasser – es kommt immer etwas auf das Wetter an.“ Trotzdem gilt: Von nichts, kommt nichts. Regelmässige Pflege ist wichtig: In der Hochsaison heisst das in etwa: eine halbe Stunde jäten am Tag, eine halbe Stunde ernten und dann noch etwas giessen wenn es nötig ist. Und wenn mal Ferien anstehen, dann hilft man sich gegenseitig: „Zur Zeit passe ich gerade auf die Parzelle von meinem Nachbarn auf. Irgendwann macht schliesslich jeder mal Ferien.“
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:KUNTERGRAUES T Kuntergrau ist eine schwule Online-Serie aus Köln. Sie ist sehr beliebt und bereits in der zweiten Staffel. Wir haben mit einem der Initianten und einem Schauspieler gesprochen. Wenn schwule Jugendliche ihre eigene Geschichte erzählen: Wir wollten mehr darüber erfahren und haben zwei aus dem Kuntergrau-Team befragt. Kuntergrau steht für eine Gesellschaft, in der es Individuen gibt, die aus der grauen Masse hervortreten und der Welt ein wenig Farbe schenken. Und eben diese Geschichten von diesen Personen erzählt diese Internet-Serie.
Bei Kuntergrau geht es um fünf schwule Freunde, die ihren Alltag im Trubel Kölns bestreiten. Sie könnten dabei unterschiedlicher nicht sein: Während Leopold (18) sich weigert, seine Persönlichkeit über die eigene sexuelle Orientierung zu definieren, hat der HIV-positive und promiske Marcel (21) seine Sexualität als zentralen Bestandteil in sein Dasein integriert. Das ist etwas, was Noah (25) und Jan (20) nicht gelungen ist. Die Beziehung der beiden zerbricht, weil Jan Noahs sexuelle Fantasien nicht befriedigen kann. Und Lukas (19), der vom Land in die Grossstadt gezogen ist, um sich dem Einfluss seiner konservativen Eltern zu entziehen, muss einsehen, dass er von seiner Vergangenheit nicht davonlaufen kann. So entwickeln sich in Kuntergrau alltägliche und weniger alltägliche Geschichten rund um Freundschaft, Liebe und Sexualität. ........................................................................................
INTERVIEW MIT KAI KREUSER – EINER DER INITIANTEN Wie ist Kuntergrau entstanden. War das deine alleinige Idee oder geschah das zum Beispiel bei einem Nachtessen oder so? Das kann ich mir leider nicht auf die Fahnen schreiben. Die Serie ist definitiv das geistige Kind ganz vieler kreativer Köpfe. Kuntergrau ist im Rahmen der freien Jugendarbeit des schwul-lesbischen Jugendzentrums anyway in Köln entstanden. Das anyway ermöglicht seit Jahren jungen schwulen Männern zwischen 15 und 27 gemeinsam Geschichten in Form von bewegten Bildern zu erzählen, und so ist die Idee zu Kuntergrau 2014 in einem gemeinsamen Gruppentreffen entstanden. Einige Wochen zuvor hatten wir die Dreharbeiten zu einem Kurzfilm abgeschlossen und
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wollten alle wieder ein serielles Format angehen. Dabei war aber schnell klar, dass wir weg wollten von einer Geschichte, die sich primär auf das innere und äussere Coming Out bezieht, sondern eine Geschichte erzählen wollten, die in unserer Lebensrealität als geoutete, junge, schwule Männer in einer Grossstadt angesiedelt ist. Wie bist du vorgegangen, um das Produktions-Team und um die Schauspieler zusammen zu bekommen?
Weil es das Produktionsteam bereits vor der Idee gab, war das zum Glück kein Problem. Und für die Schauspieler haben wir für die erste Staffel zwei offene Castings abgehalten. Das war tatsächlich eine Herausforderung, weil wir damals viel unbekannter waren als heute und nur hoffen konnten, das jemand vorbei kommt, den wir passend finden. Denn durch die grosse Anzahl an Hauptrollen, ist so ein Projekt schwieriger zu besetzten als ein Kurzfilm mit einer x-beliebigen Figur. Aber wir hatten ja bekanntlich wahnsinniges Glück und haben Daniel Kosic, Fabian Freistühler, Mousti Tarraf, Marcel Meyer und Daniel Printz gefunden, die seither unseren Figuren ihre Gesichter leihen und ihre Geschichten erzählen. Sind die Storys autobiografisch?
Ich glaube, man kann sagen, dass die meisten Geschichten in der Realität der Macher wurzeln, aber nicht ungefiltert als Buch für die Serie übernommen werden. Man muss sich den Prozess zum Drehbuch einer Folge als eine Art „Writers Room“ vorstellen: Das Team hinter der Kamera kommt über Wochen zusammen und diskutiert gemeinsam, was mit den Figuren passieren könnte, welche Themen wichtig sind und wie diese Themen aufgegriffen werden könnten. Sobald dann ein grober Fahrplan durch die Geschichte besteht, liegt es am Autor der jeweiligen Folge diese Stichpunkte in ein Drehbuch zu verwandeln und den Figuren die passenden Worte in den Mund zu legen. Damit ist garantiert, dass es sich um eine fiktionale Geschichte handelt und nicht um die Autobiografie eines Teammitglieds. Oft sind es auch nur Berührungspunkte mit Themen, die unser Interesse wecken. Das Thema „Taschengeld“ war ein solches. Wir alle im Team haben bereits Anfragen bekommen, aber noch niemand hatte sie angenommen und so haben wir recherchiert, wie so etwas ablaufen kann.
Wie habt ihr eure YouTube-Fangemeinde aufgebaut? Wir haben mit Kuntergrau nochmal ganz von vorne angefangen. Vor Kuntergrau gab es im anyway die Webserie „Julian - junge liebe anders“ und den Kurzfilm „Zwei Gesichter“. Beides Projekte, die eine eigene Facebook-Seite und einen eigenen Youtube-Kanal hatten. Da lag die Überlegung nahe, die bestehenden Abonnenten zu nutzen, wo wir uns dann schlussendlich aber gegen entschieden haben, weil Kuntergrau für uns ganz anders als die vorangegangen Projekte sein sollte und wir da einfach einen neuen Kanal brauchten, der nicht schon Zuschauer hatte, die Fans der alten Geschichten waren. Sowas ist natürlich eine Menge Arbeit, aber mittlerweile haben wir uns über drei Jahre eine kleine Marke aufgebaut, die für liebevoll erzählte, schwule Geschichten steht. Am Anfang waren die Episoden um die 11 Minuten, jene, die zuletzt veröffentlicht wurde, ist bereits 26 Minuten lang. Wie ist es dazu gekommen?
Ich glaube, dies ist vor allem auf die Entwicklung derer zurückzuführen, die die Serie massgeblich betreuen. Als wir mit Kuntergrau angefangen haben, hatte ich mich zwar gerade an der Filmschule beworben, aber wusste herzlich wenig über filmisches Erzählen. Wer hätte gedacht, dass man mit Schauspielern sprechen kann? Und so sieht man den ersten beiden Folgen an, dass wir alle noch ziemlich grün hinter den Ohren waren. Ich sage auch allen, sie müssen sich durch die ersten beiden Folgen kämpfen und dann wird es gut. Das liegt nämlich daran, dass Folge 3-5 von Staffel 1 später entstanden sind und wir alle mittlerweile eine grobe Ahnung davon hatten, was wir machen müssen. Mal ganz abgesehen von Staffel 2, mit der wir uns qualitativ nochmal enorm gesteigert haben. Und um auf die Frage zurückzukommen: Mit mehr Erfahrung kann man natürlich auch mehr aus so einer Serie rausholen und auch längere Inhalte in der gleichen Drehzeit einfangen. Da hilft es auch, dass die zweite Staffel nur einen Regisseur und Autor hatte und damit alles aus einem Guss kam. Ist der Abstand zwischen der Veröffentlichung der Episoden auch immer anders?
In der Regel veröffentlichen wir die Folgen einer Staffel immer mit einem Abstand von einer Woche. Da die Produktion der Serie aber ehrenamtlich und in der Freizeit der Macher entsteht, dauert es immer etwas, bis neue Folgen fertiggestellt sind.
REIBEN
Aus welchen Ländern habt ihr Fans und in welche Sprachen werden für sie Untertitel gemacht? Mittlerweile haben wir Zuschauer in der ganzen Welt und auch die Folgen sind in über 11 Sprachen untertitelt, damit möglichst viele Schwule weltweit sehen können, wie normal es sein kann anders zu sein. Denn das ist der Gedanke hinter Kuntergrau: Der Welt zu zeigen, dass wir als schwule Männer nicht anders sind, als alle anderen auch. Und an den Klickzahlen im arabischen Sprachraum, in Russland und in China, lässt sich ablesen, das besonders in diesen Ländern eine Serie wie Kuntergrau wichtig ist, um Mut zu machen. Welche Szene war am aufwändigsten?
In Staffel 1 war es definitiv die Sequenz am Strand in Holland, weil wir das ganze Team an den Strand karren mussten. Obwohl das am Ende ein Klassenfahrt-Feeling hatte, das total Spass gemacht hat, war die Organisation im Voraus ein Alptraum. Und bei Staffel 2 war es, glaube ich, die Sequenz am Ende der dritten Folge, weil es schwer war, Schauspieler zu finden, die sich getraut haben so eine explizite Szene zu drehen. Das
Wieso diese Gay-Serie so wichtig ist
Ergebnis sieht total ästhetisch und cinematisch aus, aber da mussten wir erstmal Leute finden, die ausreichend Vertrauen darin hatten, dass das tatsächlich so hochwertig aussehen wird am Ende. Und wir haben sie nicht enttäuscht. Nur YouTube fand die Folge sei wegen dieser Szene nicht für Jugendliche unter 18 Jahren geeignet. Spricht aber auch nur für eine authentische Darstellung von Sex. An welche Episode arbeitet ihr gerade?
Wir sind lange in der Sommerpause gewesen dieses Jahr, weil einige von uns seit 2014 mindestens einmal die Woche an Kuntergrau gearbeitet haben und wir uns alle ein wenig Urlaub verdient haben. Und obwohl viele Zuschauer natürlich dringend wissen wollen, wie es weiter geht, war das ganz gut, weil wir nun mit freiem Kopf und frischen Ideen gemeinsam überlegen können, ob und wie die Serie fortgesetzt werden kann. Es gibt bereits einige Ideen, aber wir müssen auch schauen, wie die Serie für uns zu stemmen ist, weil wir da leider auf die Spenden unserer Zuschauer angewiesen sind. Selbstverständlich wird niemand von uns bezahlt und wir machen das alle leidenschaftlich in unserer Freizeit, aber
selbst ohne Gagen ist Film eine teure Kunst. Also warten wir einmal ab, wie sich das in den nächsten Wochen
und Monaten inhaltlich entwickelt, und wenn wir dann eine Geschichte gefunden haben, die es wert ist erzählt zu werden, hoffen wir auf die Unterstützung unserer Zuschauer. Welche Zukunftspläne habt ihr?
Für Kuntergrau wäre mein persönlicher Wunsch eine abschliessende Staffel zu erzählen, die die Geschichte der Figuren auserzählt. Und ansonsten gehe ich mit strammen Schritten auf das Ende meines Studiums zu und arbeite an meinem Abschlussfilm, der nächstes Jahr gedreht wird. Fortsetzung: Bitte wenden
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:KUNTERGRAUES TREIBEN
FORTSETZUNG lich gut!
Hast du dich für die HIV-Thematik rund um Marcel speziell informiert? Für die HIV-Thematik rund um Marcel habe ich mich an einigen Stellen schon informiert. Das schöne daran ist aber, dass es kein super zentraler Punkt in Marcels Charakter ist. Und somit auch nicht viel Vorbereitung braucht, weil Marcel selbst gelernt hat, damit zu leben.
Bekommst du viel Fanpost? Die Fanpost hält sich eher in Grenzen. Ich bekomme hie und da auf einigen Plattformen Zuspruch von Fans. Aber ab und zu auch eben negative Kommentare, bezüglich meiner Herkunft und Offenheit. Ich freue mich natürlich über alle Nachrichten, ob positiv oder negativ. Denn jede Form lässt mich wissen, dass die Fans oder Hater darüber nachdenken.
INTERVIEW MIT MOUSTI – ER SPIELT MARCEL Du bist von Anfang an mit dabei. Wenn du den ersten und den letzten Dreh vergleichst, was hat sich für dich seither geändert? Persönlich hat sich für mich einiges verändert. Ich bin durch Kuntergrau über mich hinaus gewachsen, habe meine Grenzen neu kennengelernt. Professionell habe ich durch die Dreharbeiten vieles dazu gelernt. Dank Kuntergrau bin ich zu dem geworden, der ich jetzt bin. Die Zeit hat mich sehr geprägt! Du bist aus dem Libanon. Wie ist da die Einstellung zu schwulen Männern, und was bekommst davon mit?
Bis vor kurzem war Homosexualität im Libanon noch strafbar. Das ist seit diesem Jahr
INFOBOX KUNTERGRAU
nicht mehr so. Nur weil diese Menschen nach dem Gesetz nicht mehr verfolgt werden, heisst es noch lange nicht, dass es gesellschaftlich akzeptiert ist. Ganz im Gegenteil. Den Reaktionen meiner Familie nach, welche Homosexualität in keinster Weise akzeptiert, kann ich sagen, dass das der Alltag im Libanon ist. Hast du auch schon eigene Ideen in die Drehs oder Story einfliessen lassen können? Ich hätte bestimmt Ideen in die Story einbringen können, aber das musste ich nicht. Kai, unser Regisseur, kannte uns nach der ersten Staffel schon gut genug, sodass er die Charaktere in der 2. Staffel schön an uns angepasst hat. Trotz alle dem gab es in der Storyline immer wieder Herausforderungen, vor die wir gestellt wurden. Das war wirk-
Welche Parallelen haben Marcel und du als Privatperson? Die Parallelen gibt‘s es. Auf der einen Seite haben die sich im Laufe des Drehs entwickelt, was eine schöne Beobachtung war. Und sonst sind Marcel und Mousti sehr offen lebende schwule Männer. Beide sehr viel unterwegs und spontan, immer für ihre Freunde da und auf der anderen Seite aber auch sehr emotional. Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie lange du beim „Kuntergrau-Projekt“ bleiben möchtest? Ich würde so lange bei Kuntergrau bleiben, wie die Geschichte von Marcel erzählt werden kann. Über ein Ende habe ich noch nicht nachgedacht, das überlass ich voll und ganz dem Regisseur und dem Team. Ich find‘s schön mit meinem Charakter zu wachsen.
Bisher wurden zwei Staffeln der Serie veröffentlicht: Staffel 1 umfasst 5 Folgen mit einer Gesamtlaufzeit von 65 Minuten und feierte im Frühjahr 2016 Premiere. Darauf folgte eine Crowdfunding-Kampagne für Staffel 2, die im März 2016 erfolgreich mit Spenden über 7000 Euro abgeschlossen werden konnte. Die Dreharbeiten zu Staffel 2 fanden im August und September des selben Jahres statt. Staffel 2 feierte dann endlich am 1. April 2017 grosse Kinopremiere in Köln mit über 500 Gästen. Die Online-Premiere fand drei Wochen später auf YouTube statt. Staffel 2 umfasst vier Folgen mit einer Laufzeit von insgesamt 85 Minuten. Weil die Serie ehrenamtlich entsteht ist das Team auf Spenden angewiesen. Kuntergrau ist dabei nicht kommerziell. Links: www.Kuntergrau.net Instagram: @gaywebseries Twitter: @Kuntergrauserie Facebook: http://facebook.com/Kuntergrauserie
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Interviews: Luis / Bilder ZVG
Kuntergrau ist eine schwule deutsche Webserie, die auf ehrenamtlicher Basis als Teil der freien Jugendarbeit von Europas ältestem schwul-lesbischen Jugendzentrum, dem „anyway“ in Köln, produziert wird. Das Team hinter der Serie besteht aus schwulen Jugendlichen zwischen 15 und 27, die teilweise eine filmische Ausbildung absolviert haben, teilweise aber auch einfach medienaffin sind. Alle verbindet ein Ziel: Der Welt zu zeigen, wie ihr Selbstverständnis von Homosexualität im Jahr 2017 aussieht.
:BILDKÜNSTLER Wieso dieser Herr so schön in der Luft schwebt
Mr. Robgram ist einer der zahlreichen Künstler, die wir in der neuen Instagram-Serie #wegaylike vorstellen. .............................................................................................................................................................................................
Seine Fotos bestechen durch unwirkliche Bild-Momente: Der Italiener Roberto Rossi wurde 1972 in Imperia geboren, doch er zog mit 24 nach Milano, wo er an der „Bauer Schule“ Fotografie studiert hat: „Die ersten Jahre habe ich als Assistent gearbeitet und bei Shootings mitgeholfen, sei dies bei Kunst- oder bei Mode-Projekten. Ich habe aber auch meine eigenen Bilder ausgestellt. Heute ist die Fotografie nicht mehr mein Beruf, ich arbeite als Editor in einem Unternehmen für Post Production.“ Sein Instagram-Profil ist aktuell sein einziges Foto-Projekt: „Die Bilder entstehen mit Selbstauslöser in meinem kleinen, sehr kleinen Zuhause. Ich werde oft gefragt, wie die Fotos entstehen, in der ich scheinbar schwe-
be. Das ist kein grosses Geheimnis: Unter mir ist ein Stuhl und ich retouchiere ihn dann mit Photoshop weg. Für mich ist das nicht wichtig. Wichtig ist, was man fühlt, wenn man ein Bild oder ein Video anschaut.“ Roberto‘s Motivation ist es, etwas umzusetzen, das Unwirklich aussieht: „Meine Inspiration kommt unter anderem von Künstlern wie Francesca Woodman, Cindy Sherman, Rineke Dijkstra oder Sandy Skoglund...“ Ob es etwas lustiges zu erzählen gibt über die Entstehung seiner Fotos, wollten wir wissen: „Ich versuche immer wieder neue Stellungen und Posen zu kreiieren und das läuft nicht immer gut. Oft falle ich hin und habe Kratzer oder kleine, blaue Flecken am Körper. Manchmal entstehen aber gerade beim Sturz lustige Fotos...“ Link: www.instagram.com/mr.robgram
.................................................................................... U N S E R I G - P R O J E K T # W E G AY L I K E Unsere neue Serie im gay.ch-InstagramAccount „gaypunktch“ heisst #wegaylike. Dort stellen wir laufend neue Talente vor: Von Models über Fotografen bis hin zu verrückten Menschen. Dabei posten wir pro Künstler jeweils drei Fotos mit Infos zur Person bzw. zum Projekt. Falls du jemanden kennst, der zu unserem Projekt passen würde, darfst du dich natürlich jederzeit bei uns melden. Am besten abonnierst du unseren Kanal unter: www.instagram.com/gaypunktch ....................................................................................
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:COVERGIRL Wieso Milky Diamond ist, wie sie ist
MILKY DIAMOND
Night Life Personality / Video Artist
Interview & Bilder: Luis
Sie ist „Queen of the Scene“, hat bei Crimers Videoclip „Brotherlove“ mitgewirkt und ist auch sonst ein äussert kreativer Mensch. ...............................................................................................................................................................................................
Unserem Titel-Girl haben wir ein paar Fragen zu ihrem Leben gestellt:
Wie ist Milky Diamond entstanden und was tut sie alles? Als ich 15 Jahre alt war, war ich fasziniert von Celebrities und Fame. Ich hatte dazumals eine genaue Vorstellung, wie ich aussehen wollte und begann mich Milky zu nennen, ich färbte meine Haare schwarz blond und mit 20 habe ich meine Lippen begonnen aufzuspritzen um meinem Ideal näherzukommen. Ich bin Video Artist und Nightlife Personality. Drag fand ich nie eine passende Bezeichnung für mich. War das Aussehen damals schon wie jetzt, zum Beispiel auf dem Cover dieses Magazins, oder hat sie sich gewandelt – oder tut sie es immer noch?
Ich bin meinem Look immer treu geblieben, meine Haare sind immer noch schwarz blond und ich bevorzuge immer noch lieber Boots als High Heels. Wir definierst du Milky Diamond?
Ich mache keinen Unterschied zwischen meinem Boy Ich und meinen Girly Ich. Ich bin immer die selbe Person, meine Wertvorstellungen und Überzeugungen verändern sich nicht, wenn ich einen Lip-
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penstift trage. I am Trashglam, Submissive Subversive and very authentic.
Wie sind die Reaktionen auf der Strasse?
Crimer hat mich per Mail angeschrieben und gefragt, ob ich dabei sein möchte. Ich hatte schon öfters Anfragen von Musikern, jedoch hat mir die Musik nicht gefallen oder sie wollten etwas, was ich nicht verkörpere. Crimer war da anders, er hat mir „Brotherlove“ geschickt und ich habe sofort zugesagt. Das Feedback war super, everyone was blown away. Das Artwork zur Single und Crimer‘s EP „Preach“ hat Toni Rey gestaltet, mit ihm arbeite ich seit 3 Jahren zusammen. Es bleibt alles ein wenig in der Familie.
Was haben deine Familie und Bekannten gesagt, als du mit Milky Diamond angefangen hast?
Wie bist du zu deiner Rolle in Crimers Video zum Song „Brotherlove“ gekommen und welche Feedbacks hast du bekommen?
In welchen anderen Projekten hast du mitgewirkt, und welche stehen noch an? 2017 war sehr intensiv, neben Crimer‘s „Brotherlove“ und „Follower“, war ich im Musikvideo von JPTR‘s „Transformers“. With my favorite sister Vicky Goldfinger, war ich bei Vice vor der Kamera und am Festival der Milchjugend, Lila. Besonders freue ich mich auf meine Einzelausstellung im Januar.
Ich gehe nicht auf die Strasse in meinem Girl Look, das habe ich früher oft getan, heute ist es mir zu mühsam, ständig angestarrt zu werden. Mein Zielpublikum steht im Club und nicht auf der Strasse.
Meine Mutter, Margrit, hat mich immer unterstützt in allem was ich wollte. Ob es zeichnen war, Tanzunterricht oder meinen Bachelor, egal wie schwierig es war, sie hat sich immer sehr bemüht und ist sehr stolz auf meine Accomplishments. Was gefällt dir am Nachtleben und was weniger?
Früher habe ich sehr gerne im Nachtleben gearbeitet, zurzeit distanziere ich mich gerne davon. Wenn man jeden Freitag und Samstag im gleichen Club steht, mit den gleichen Gästen und die immer gleiche Musik läuft, kann man sich irgendwann nicht mehr weiterentwickeln. Und Stagnation ist nicht mein Geschmack. Unser Shooting mit Milky Diamond findest du unter: www.gay.ch/pepi
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