seit 2002 / THEMA: SEASONS Februar/März 2018
GAY.CH
#88
JUSTIN TIMBERLAKE is back
COMMUNITY PARTYS PEOPLE KULTUR FILME MUSIK + MEHR
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MARGOT ROBBIE SEBASTIAN STAN ALLISON JANNEY
GOLDEN GLOBE GEWINNER BESTE NEBENDARSTELLERIN ALLISON JANNEY
“VOLL SCHWARZEM
HUMOR
UND DOCH
UNGLAUBLICH BEWEGEND!” AWARDS CIRCUIT
“MARGOT ROBBIE IST
EINE SENSATION!” DEADLINE
“ZUM SCHREIEN KOMISCH!” THE BOSTON GLOBE
22. FEBRUAR IM KINO 2
ascot-elite.ch
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SEITE 5
Community-News: Jamaika, Panama + EU
SEITE 16-19
Cover-Story: Justin Timberlake is back Mit neuem Album und Kino-Film
SEITE 30
Interview mit Manh Nguyen Leitung Administration Pink Cross
SEASON
SEITE 8 - 7
Olympische Winterspiele in S체dkorea + Fussball-Weltmeisterschaft in Russland
SEITE 14-15
Kultur-Tipps: Konzerte, Festival & Musical
SEITE 21
Kino-Highlights
SEITE 23-24
Pride- & Party-Termine
INHALTSVERZEICHNIS SEITE 8-9 Road Trip: Mittellos unterwegs Kein Geld, kein Handy. Zwei M채nner, ein Experiment SEITE 12-13
ONE
One-Gay-Hit-Wonder: Welche K체nstler mit LGBT-Hintergrund in der Schweiz nur einen Hit landeten
SEITE 10-11
Corpsewood: Charles letzter Traum
SEITE 25 03.09.71: Das erste legal verheiratete Gay-Paar der Welt SEITE 26-29
SEASON LAST
Umpolung: Weshalb auch in der Schweiz ein Verbot der Conversion Therapien sinnvoll w채re...
SEASON
3
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Missio
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n a t h c i N . v i t i cken s e t s o e i p herap able t T c HIVr e e t h e d eic
/un lgr h o f c . r y e a r g V unte dich auf dr I H t i hen m Informier c s n e M en an. d n a niem
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NEWS
Text: Dominique
JAMAIKA: LGBTIs finden neue Wege
PANAMA: Das Land öffnet die Ehe für
Homosexualität an sich ist in Jamaika nicht strafbar, der gleichgeschlechtliche Sex jedoch schon: Dies, neben vielen Vorurteilen, ist ein Nährboden für Homophobie und massive Gewalt gegen die LGBTI-Community. Dadurch gilt Jamaika als eines der gefährlichsten Länder für die Community. In jüngster Zeit versuchen LGBTs aber vermehrt auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Mutig suchen sie dabei auch neue Wege, wie unter anderem mit einer „Painting Party“, bei der sie einer lokalen Polizeistation offiziell einen neuen Anstrich verpassen durften.
Nach Costa Rica hat nun auch Panama angekündigt, die Ehe für schwullesbische Paare zu öffnen. Durch das Urteil des Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte dürften wohl bald noch weitere Länder folgen...
um gegen Homophobie zu kämpfen
Schwule, Lesben und Transgender haben einen äusserst schweren Stand in Jamaika. Sie werden offen bedroht, nicht eben selten kommt es gar zu Morden und viele sehen sich gezwungen, ihre Heimat fluchtartig zu verlassen, sollte ihre sexuelle Neigung bekannt werden. Um gegen Vorurteile und gegen Homophobie anzukämpfen, stehen in jüngster Zeit immer mehr LGBTs für ihre Rechte ein, organisieren im Versteckten Pride-Veranstaltungen oder versuchen auch neue Wege zu gehen, wie beispielsweise die Montego Bay Pride. Um Liebe über Hass siegen zu lassen, sind die Organisatoren unter Gay-Aktivist Maurice Tomlinson auf die örtliche Polizeistation gegangen um dem Polizeivorsteher einen besonderen Vorschlag zu unterbreiten: Sie schlugen ihm vor, dem Gebäude, welches sichtlich in die Jahre gekommen ist, als ein soziales Projekt einen neuen Anstrich zu verpassen. Nach anfänglicher Skepsis willigte der Polizeivorsteher zur grossen Überraschung von Tomlinson schliesslich ein. Trotz grosser Hitze verpassten danach zwölf Freiwillige der Montego Bay Pride der Freeport Polizeistation mit etwas Farbe ein Facelifting. Anfänglich zeigten sich die Polizeibeamten noch äusserst zurückhaltend, doch mit der Zeit schien die Liebe den Hass tatsächlich zu besiegen, und die Beamten willigten am Ende der Aktion sogar ein, zusammen mit den Freiwilligen und einem grossen Montego Bay Pride-Banner für ein Foto zu posieren. Ein Bild, welches kaum besser für die Akzeptanz gegenüber der LGBT-Community und gegen Homophobie werben könnte. Die Pride-Organisatoren hoffen nun, dass die Polizisten auch an einem Training teilnehmen, welches sie ihnen anbieten, welches die Beamten über die Bedürfnisse und die Anliegen der LGBT-Community aufklären würde. Nötig wäre ein solches Training unbedingt, war es doch gerade der Freeport Polizeiposten, auf welchem Maurice Tomlinson im Jahr 2010 äusserst negative Erfahrungen gemacht hat. Er wurde, seit er seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, immer wieder mit dem Tod bedroht, doch in diesem Jahr hatte eine Drohung eine ganz neue Qualität erreicht und er ging auf eben diesen Polizeiposten um Hilfe zu suchen. Die Polizisten sagten ihm damals, dass sie Gays hassen und dass er krank sei. Sie willigten zwar ein, den Fall zu untersuchen, doch auch nach Wochen passierte nichts. Für Tomlinson wurde es immer gefährlicher, so dass er darauf Jamaika fluchtartig verlassen musste um in Kanada Asyl zu beantragen. Dass es ihm die Polizei nun erlaubt hat, ihrem Polizeiposten einen frischen Anstrich zu verpassen, hat daher gerade für Tomlinson eine enorme Bedeutung, und er sieht es auch ein wenig als ein Versöhnungsangebot…
gleichgeschlechtliche Paare
Costa Rica hat den Ball ins Rollen gebracht, indem sich das Land an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gewandt hat, damit die Richter über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare urteilen. Letzte Woche entschied das Gericht schliesslich, dass die Ehe den schwullesbischen Paaren nicht vorenthalten werden darf, wonach Costa Rica gleich verkündet hat, dass man dem Urteil folgen und die Gesetze entsprechend anpassen werde. Das wahrlich historische Urteil hat aber auch für zahlreiche andere Staaten in Mittel- und Südamerika Konsequenzen, denn sie haben sich verpflichtet, die Urteile des Gerichtshof anzunehmen - so auch Argentinien, Barbados, Brasilien, Bolivien, Chile, die Dominikanische Republik, Ecuardor, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Suriname und Uruguay. Einige dieser Staaten haben Marriage Equality bereits seit längerem eingeführt, für andere wird es Neuland sein. Als erster Staat nach Costa Rica hat nun Panama angekündigt, dass man alle Ministerien, welche von diesem Gerichtsurteil betroffen sind, angewiesen habe, damit sie die entsprechende Anpassungen umsetzen. Dies erklärte die Vize-Präsidentin des Landes, Isabel de Saint Malo. In einem Fernsehinterview führte sie zudem aus, dass sie sich sicher sei, dass nach diesem Urteil die Gleichstellung und die Nicht-Diskriminierung noch weiter vorangetrieben werden könne. -------------------------------------------------------------------------------------
EU: Werden LGBT-Paare bald überall in der
EU anerkannt?
Werden bald alle Mitgliedsstaaten der EU gleichgeschlechtliche Paare anerkennen, auch wenn es im jeweiligen Land noch keine gesetzliche Lösung dafür gibt? Melchior Wathelet, welcher seit 2012 Generalanwalt am EU-Gerichtshof mit Sitz in Luxemburg ist, hat nun dem Gericht empfohlen, dass verheiratete oder verpartnerte, gleichgeschlechtliche Paare, welche ein Wohnrecht in den Ländern der Europäischen Union haben, auch von jenen Länder anerkannt werden sollen, in welchen es keine entsprechenden Gesetze gibt. Dabei unterstreicht er, dass im EU-Recht auch ganz klar die Rede von Partnern sei, welche auch verheiratete Partner des gleichen Geschlechts sein können. Zudem hält er fest, dass die EU-Mitgliedsstaaten zwar selber frei seien, ob sie die Ehe zwischen Personen des gleichen Geschlechts einführen wollen oder nicht, doch sie dürfen die Freiheiten anderer EU-Bürger nicht einschränken, indem sie Partnern von verheirateten, gleichgeschlechtlichen Paaren, das Wohnrecht verweigern.
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S üdko r e a : OLY M P IS C H E W I N TE R S PI E L E 2 01 8 Südkorea feiert eine Premiere für ganz Asien: Bei den Olympischen Winterspielen und den anschliessenden Paralympics in PyeongChang gibt es erstmals auf dem Kontinent bei einem internationalen Sport-Grossanlass ein Pride House als Treffpunkt für die LGBT-Community...
Homosexualität ist in Südkorea nicht verboten, auch gibt es keine Gesetze dagegen, doch trotzdem wird das Thema immer mal wieder kontrovers diskutiert, nicht zuletzt aufgrund der enorm starken, christlichen Kirche im Land. Pride-Veranstaltungen, etwa in der Hauptstadt Seoul, werden teilweise von Gegenprotesten begleitet, und es kam auch schon zu Störaktionen, sodass der Demons-
trationsumzug gar abgebrochen werden musste. Doch wie so oft in Asien, so sind und bleiben Themen rund um Schwule, Lesben und Transgender mehrheitlich ein grosses Tabu innerhalb der Bevölkerung. In den vergangenen, wenigen Jahren hat die Akzeptanz gegenüber Homosexualität aber auch hier sehr stark zu genommen, wobei vor allem die jungen Südkoreaner kaum mehr ein Problem damit haben. Bereits im Jahr 2015 hat das südkoreanische Center für die Kultur und Rechte von sexuellen Minderheiten mit der Planung begonnen, ein Pride House für die Olympischen Spiele, sowie für die direkt im Anschluss stattfindenden Paralympics im eigenen Land zu organisieren. Auch von den Veranstaltern der Spiele in Südkorea gab es grünes Licht dafür, und so reiste eine Delegation dazu extra an den Sport Inclusion Summit nach Toronto, um nicht zuletzt auch von den Erfahrungen von früheren Veranstaltern zu profitieren.
Rus sla n d : FUS S B A L L - W M 20 18 Es sind doch sehr überraschende Aussagen, welche Russland in Bezug auf die Fifa Fussball-Weltmeisterschaft geäussert hat, so handzahm, dass man sich fast schon fragen muss, wo der Haken ist...
Möglicherweise haben die Verantwortlichen aber auch einfach nur aus dem Desaster vor und während den Olympischen Winterspielen in Sotchi gelernt, indem der Anti-Diskriminierungsverantwortliche der WM nun mitteilt, dass Regenbogenfahnen während der Dauer der Weltmeisterschaften erlaubt sein werden. Die Frage ist jedoch, ob es tatsächlich so umgesetzt wird, und wie es vor und nach der WM weitergehen wird, denn, Widerstand gegen diese Ankündigung ist bereits vorprogrammiert... Es ist ein überraschend handzahmes Zugeständnis, wenn wir uns an die Diskussionen kurz vor und während den Olympischen Spielen in Sotchi zurückerinnern: Der Anti-Diskriminierungsverantwortliche des russischen Fussballverbands, Alexei Smertin, hat während einer Medienkonferenz in Moskau erklärt, dass es während den Fussball-Weltmeisterschaften in diesem Sommer definitiv kein Verbot von Regenbogensymbolen in Russland geben werde. Obwohl politische Sym-
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bole in den Stadien verboten seien, so würden die Verantwortlichen Regenbogenfahnen jedoch nicht als solche ansehen. Es sei klar, dass man nach Russland kommen könne, und dass man nicht dafür bestraft werde, wenn man seine Gefühle ausdrücke. Zudem sei es unwahrscheinlich, so Smertin weiter, dass LGBT-Fans gegen russisches Recht verstossen können, denn das Gesetz betreffe nur Propaganda gegenüber Minderjährigen. Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand in eine Schule gehen werde um darüber zu sprechen. Wie ernst man solche Äusserungen nehmen kann, ist mehr als fraglich, besonders wenn man die Begründung von Smertin anschaut: Russland griff bislang immer hart durch, wenn Regenbogenflaggen oder andere, ähnliche Symbole öffentlich zu sehen waren. Da es in und um die Fussballstadion, sowie bei den öffentlichen Public Viewings garantiert auch minderjährige Zuschauer haben wird, verstösst somit eigentlich jeder mit einer Regenbogenflagge automatisch gegen das seit 2013 geltende AntiGay-Propagandagesetz. Dasselbe gilt für Regenbogenflaggen an anderen Orten wie in den Innenstädten der Austragungsorte, darunter St. Petersburg und Moskau. Dass die russischen Behörden nicht einfach ein Gesetz für die Zeit der Fussball-Weltmeisterschaften ausser Kraft setzen können, macht auch Vitaly Milonov klar. Der Politiker ist Co-Autor
Damit wird die Tradition fortgesetzt, denn seit 2010 unterstützte der Dachverband von Pride House International immer wieder lokale Organisationen beim Aufbau solcher Treffpunkte, sei es bei Fussball-Europa- oder Weltmeisterschaften, an Olympischen Spielen, Commonwealth Games oder bei anderen internationalen, sportlichen Grossanlässen. Das erste Pride House wurde an den Olympischen Winterspielen im kanadischen Vancouver im Jahr 2010 organisiert. Einzig bei den letzten Olympischen Winterspielen im russischen Sotchi im Jahr 2014 wurde die Anfrage von Russland abgelehnt. Selbst ein russisches Gericht unterstützte das Verbot, da ein Pride House gegen das geltende Anti-Gay-Propagandagesetz verstosse. Die Richterin ging sogar so weit und erklärte bei der Urteilsverkündung, dass ein Pride House die Sicherheit der russischen Gesellschaft und des Staates untergraben und gesellschaftlich-religiösen Hass provozieren würde, zudem sei das Vorhaben von extremistischem
des Anti-Gay-Propagandagesetzes und er erklärte, dass die Regierung dies nicht entscheiden könne. Wenn ein Gesetz eingeführt und vom Präsidenten unterschrieben wurde, dann habe die Regierung kein Recht, es auszusetzen. Schon während den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi blieb das Gesetz in Kraft, was international für mächtig Rummel sorgte. Zahlreiche LGBT-Aktivisten wurden im Rahmen der Spiele von den Behörden verhaftet und zur Zahlung von Geldbussen verurteilt. So etwa auch der LGBT-Aktivist Vladimir Luxuria, welcher erst an einer Protestaktion festgenommen wurde, und am darauffolgenden Tag noch einmal, als er in einem Regenbogendress versuchte ein Eishockeyspiel zu besuchen. Obwohl Homosexualität in Russland seit 1993 legal ist, warnen Menschenrechts- und LGBT-Organisationen bereits, dass sich schwullesbische Paare während ihrem Besuch an der WM nicht Händchen haltend in der Öffentlichkeit zeigen sollen. Hassverbrechen seien weitverbreitet und solche Gesten würden als Provokation gesehen, dabei komme es aber vor allem auf die jeweilige Stadt und die Tageszeit darauf an. LGBT-Themen seien zudem nicht teil einer öffentlichen Debatte, wird weiter gewarnt, und Schwule, Lesben und Transgender würden in Russland eher im Versteckten und im Untergrund leben. Die Organisation Fare – ehemals Football Against Racism in Europe –,
NEWS Charakter. Verschiedene Staaten zeigten sich darauf aber sehr solidarisch mit der LGBT-Community und so organisierten sie in ihren Unterkünften im olympischen Dorf jeweils eigene Pride House-Anlässe. Zusätzlich organisierte die Russian LGBT Sport Federation die eigenen Open Games im Rahmen der Olympischen Spiele. Das Internationale Olympische Komitee spielte damals eine eher hilflose Rolle und unterstützte teilweise gar die russische Position, dass Regenbogenfahnen eine politische Botschaft seien. Dies hat sich heute zum Glück etwas geändert, und so wurde ein Anti-Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechteridentität gar in die Olympic Charter aufgenommen. Das Pride House im südkoreanischen PyeongChang wird nun zu einer Premiere für Asien. Vom 9. bis zum 25. Februar, sowie vom 8. bis zum 18. März danach bei den Paralympics, wird ein Pride House erstmals an einem asiatischen Sportanlass
welche 1999 gegründet wurde, hat sogar eine Broschüre mit Verhaltensempfehlungen für LGBTs vorbereitet, um Schwule, Lesben und Transgender auf einen Besuch der WM in Russland vorzubereiten. Daneben werde die Broschüre auch detaillierte Informationen darüber haben, wie sich die aktuelle Situation der LGBTs in Russland darstelle. Die Organisation berät die Fifa auch in Bezug auf Diskriminierungen und hat den Welt-Fussballverband dazu aufgefordert, sich für die LGBT-Community einzusetzen, damit zumindest innerhalb der Stadien Regenbogenfahnen gezeigt werden dürfen – was offenbar genützt hat. Dazu hat Fare auch entsprechende Anfragen von je einer deutschen und einer britischen Fangruppe an die verantwortlichen Veranstalter in Russland weitergeleitet. Piara Powar, Direktor von Fare, erklärte, dass Alexei Smertin diesbezüglich Zusicherungen gemacht habe, und dass sei es, was die Menschen wollen. Die Leute würden wissen wollen, dass sie sicher nach Russland reisen können, dass sie geschützt werden und dass sie auch erwünscht sind. Dass es wegen den Ankündigungen von Smertin erst einmal einen Aufschrei geben werde, sei auch ganz klar. So meint Powar weiter, dass sich die russischen Politiker sehr schnell attackiert sehen, und dann Verschwörungstheorien ausgehend von westliche Medien verbreiten, vor allem von Seiten der britischen Presse. Doch nach einer Weile würden sie sehen, dass es da doch vielleicht ein
zum Treffpunkt für Schwule, Lesben und Transgender an den Spielen. Dort sollen dann auch Kampagnen zum Thema LGBT+ und Sport, sowie auch zu Homophobie lanciert werden. Auch in PyeongChang werden wieder eine ganze Reihe an schwullesbischen Athleten antreten, darunter beispielsweise die beiden Eiskunstläufer Adam Rippon aus den USA und Eric Radford aus Kanada. Dass dabei der als homophob bekannte US-Vizepräsident Mike Pence die amerikanische Delegation in Südkorea anführen wird, hat vor allem bei Rippon wenig Begeisterung ausgelöst: Er hat Pence öffentlich für seine Haltung in Bezug auf die Rechte von LGBTs kritisiert, und gesagt, er möchte niemanden treffen, der denke, dass er aufgrund seines Schwulseins krank sei. Ähnlich klang es auch vom schwulen US-Free Skier Gus Kentworthy, welcher erklärte, dass er an einem allfälligen Empfang der Olympischen Delegation im Weissen
paar Probleme gebe, und so füge man sich langsam und nimmt sich diesen an. Die lokale Bevölkerung, so Powar weiter, sei schliesslich sehr stolz darauf, die Weltmeisterschaften austragen zu dürfen, und man setze auch alles daran ein guter Gastgeber zu sein. Russland und der Kreml sind derzeit stark darum bemüht, dass sich der Fokus voll und ganz auf den Fussball richtet, doch trotzdem äussern viele auch innerhalb der Fifa bedenken, dass es doch zahlreiche Fans geben wird, welche aus Angst vor Homophobie und Rassismus nicht nach Russland reisen werden. Hinzu kommt das massive Hooligan-Problem innerhalb Russlands, was selbst Auswirkungen im Ausland hatte. So lieferten sich russische Hooligans bei den Fussball-Europameisterschaften in Frankreich wüste Strassenschlachten mit der Polizei und gegnerischen Fangruppen. Die Behörden in Russland zeigen sich jedoch entschlossen, und haben massive Sicherheitsvorkehrungen angekündigt, zudem wurden auch bereits mindestens 300 gewaltbereite Hooligans mit Stadionverboten belegt, und verschiedenste Fussballvereine haben wegen gewalttätigen Fans Geldbussen erhalten. Was diese versöhnlichen Töne Russlands nun für die LGBT-Community im Land bedeutet, ist ebenfalls fraglich: Das homophobe Klima ist allgegenwärtig und wird von der Politik immer wieder geschürt. Auf Zwischenfälle gegen LGBTs wird, wenn überhaupt, nur
Haus nicht teilnehmen werde, da er in Bezug auf Donald Trump nicht Support für etwas vortäuschen wolle, was er unter keinen Umständen gut heisse. Durch die Teilnahme von Pence in Südkorea kehren die USA aber wieder zu ihrer ursprünglichen Tradition zurück, denn seit den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 wurde die amerikanische Delegation stets von einem amtierenden Präsidenten oder Vize-Präsidenten angeführt. Einzige Ausnahme waren einmal mehr die Olympischen Winterspiele in Sotchi im Jahr 2014: Damals unter der Regierung Obama schickte man als Zeichen des Supports für die LGBT-Community die offen schwullesbischen Sportler Billie Jean King, Brian Boitano und Caitlin Cashow, zusammen mit den legendären Winter-Olympioniken Eric Heiden und Bonnie Blair als Anführer der Delegation nach Sotchi...
sehr langsam reagiert, wie etwa das Beispiel Tschetschenien gezeigt hat. Wissenschaftler vom unabhängigen, russischen Meinungsforschungsinstitut Levada Center haben festgestellt, dass sich die Homophobie in Russland in den vergangenen zwanzig Jahren noch deutlich weiter verbreitet hat. Während im Jahr 1998 noch 68 Prozent der Meinung waren, dass Sex zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts immer, oder fast immer etwas verwerfliches ist, so lag der Wert zehn Jahre später bereits bei 76 Prozent, und nach den aktuellen Zahlen hat sich der Wert nun gar auf bereits 83 Prozent gesteigert. Seit der Einführung des Anti-Gay-Propagandagesetzes hat sich die Zahl der Hassverbrechen gegen LGBTs zudem verdoppelt. Viele sehen durch dieses Gesetz quasi, dass der Staat ihre Taten gutheisst. Aus diesen Gründen ist es gut möglich, dass sich Russland zwar während der Fussball-Weltmeisterschaft handzahm gegenüber der Community zeigt, um danach jedoch wieder mit bekannter Härte gegen Schwule, Lesben und Transgender vorzugehen. Die Fussball-Weltmeisterschaften in Russland finden vom 14. Juni bis zum 15. Juli statt: Austragungsorte sind neben St. Petersburg und Moskau auch Jekaterinburg, Kaliningrad, Kasan, Nischni Nowgorod, Rostow am Don, Samara, Saransk, Sotchi und Wolgograd.
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Foto (gross) & Text: Luis Fotos klein: ZVG
ROAD TRIP
KEIN GELD, KEIN MOBILE. EIN EXPERIMENT.
Die zwei Jungs aus Basel sind Architektur-Studenten und haben für eine wissenschaftliche Arbeit folgende Aufgabenstellung bekommen: Sie sollen Identitäten und Lebenswelten der Gegenwart im Hochrheintal aufspüren. Sie setzten aber noch eins drauf: „Wir setzten uns selber die Rahmenbedingung, dass wir das Hochrheintal als Mittellose erkunden, um dadurch einen neuen Zugang zur Bevölkerung zu erhalten und den Landschaftsraum anders wahrzunehmen. Für vier Tage begaben wir uns auf eine Wanderung, ohne mobile Kommunikation und finanzielle Mittel. Von Basel gingen wir zu Fuss auf der Schweizer Seite nach Rheinfelden und über Deutschland wieder zurück nach Basel“, erzählt uns Ralf.
DER ERSTE TAG: Von Basel nach Schweizerhalle Vor der Abreise zeigen sich Freunde und Bekannte besorgt über ihr Vorhaben: „Sie geben uns Notfallnummern und raten uns, vorsichtig zu sein und das Experiment rechtzeitig abzubrechen, wenn es die Situation verlangt“, erinnert sich Ralf. Dann kommt der erste Tag: Der 6. März. Nachdem sie Richtung Birsfelden losgelaufen sind, macht sich gegen 18h der Hunger das erste Mal bemerkbar. Der erste Versuch an Gratis-Essen zu kommen scheitert. Ralf erzählt: „Bei der Migros in Birsfelden fragen wir, kurz vor Ladenschluss, ob sie uns etwas von den Waren, die sie entsorgen müssten, abgeben könnten, doch wir wurden zurückgewiesen. Aufgrund der internen Regeln dürfen sie uns nichts geben. Wir haken nach und fragen, was nach Ladenschluss mit den ganzen Backwaren passiere. Man sagt uns, alles werde über Nacht weggeschlossen und die Jowa hole jeden Morgen die Reste ab und vernichte sie intern.“ Fündig werden sie in einem Quartierladen, der von einer indischen Familie geführt wird. Von ihnen bekommen sie Lebensmittel, die aufgrund des Ablaufdatums nicht mehr verkauft werden können: Zwei Fertigsuppen, eine Portion Mikrowellen-Red-Thai Curry, eine Familienpackung Petit-Beurres, eine Dose Ananas, zwei Liter Milch UHT, zwei Linzertörtchen, vier Tafeln Lindt Schokolade, zwei Packungen Celebrations und ein Kilogramm Madelaines sind es am Ende. Nach langem Suchen finden sie endlich auch einen Platz, wo das Schlafen möglich ist: „Müde finden wir am Rheinufer einen Schlafplatz. Er ist 1.6m breit und 3m lang, direkt am Rhein auf einem kleinen Plateau direkt vor einem Fischerhaus. Vorne sind Augst und beleuchtete Arbeitersilos zu sehen.“
DER ZWEITE TAG: Von Pratteln nach Kaiseraugst Was für eine Nacht: „Während der Nacht haben wir sehr gefroren und kaum geschlafen. Wir fühlen uns ausgelaugt. Die nächste Nacht werden wir bestimmt nicht in der Nähe des Rheins verbringen. Die Kälte zusammen mit der Luftfeuchtigkeit ist der absolute Horror. Die Temperaturen der vergangenen Nacht waren unter Null, die Schlafsäcke aussen gefroren“, erzählt Ralf. Frühstück gibt es um 10h: „Die Kestenholzer Mercedes Garage nebenan spendiert uns einen Kaffee mit einem Guetzli. Die Avia Tankstelle schenkt uns zwei Gipfeli. Weil es heute Freitag sei.“ Auf der Suche nach etwas fürs Mittagessen gibt es eine Überraschung: „Wir fragen am Autoschalter bei McDonalds eher aus Spass, ob sie Lebensmittel hätten, die sie entsorgen müssten. Wir seien hungrig und würden sie gerne nehmen. Man werfe hier nichts weg, erklärt man uns, aber wir sollten doch reinkommen. Nach einer kurzen Erklärung des Projekts werden wir auf zwei vollständige Menüs eingeladen und erhalten zur Aufwärmung einen Kaffee oben drauf.“
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Auch beim Schlafplatz haben wir Glück, ganz in der Nähe von Augusta Raurica: „Voller Zuversicht steuern wir den
romantischen Bauernhof an, der unterhalb des Theaters liegt. Wir fragen spontan nach einem Schlafplatz im Heustock. Die Familie ist angetan von unserem Projekt und lässt uns gerne im Heu übernachten.“ Nachtessen? Wieder Glück gehabt: Kurz nach Ladenschluss klopfen wir an der Hintertür der Dorfbäckerei und werden prompt reingelassen. Wir sollen uns bedienen. Erstaunt und doch ein wenig verhalten packen wir zwei Sandwiches ein. Der Bäcker meint: „Nein, ich meine, packt ein!“ Wir packen ein. Wir füllen unsere Baumwolltasche mit 6 Sandwiches und einem Pariserbrot als Notvorrat. Zwei halbe Liter Quöllfrisch-Bier und zwei Zigaretten ergattern wir auf dem Nachhauseweg bei einem Dönerladen.“
DER DRITTE TAG: Von Augst nach Rheinfelden Frühstück wird von den Bauern aufgetischt und Mittagessen gibt es in einem Parkplatz, auf dem Romas und Sintis campieren. Nachdem sie ihr Projekt erklärt haben, werden sie mit Schokolade und Eistee überhäuft. „Sie möchten uns Geld schenken, da sie keinen Platz für uns in ihrem Camper haben, möchte man uns in ein Hotel fahren und die Übernachtung bezahlen.“ Sie lehnen dankend ab und schenken ihnen eine Packung Celebrations. Am Nachmittag kommen sie in Rheinfelden an und können ihr Glück kaum fassen. Sie sprachen spontan eine Frau – ihr Name ist Silvia- an, ob sie wüsste, wo sie schlafen könnten und sie bot ihnen an, sie bei ihr zuhause einzuquartieren. Die Kinder seien übers Wochenende weg. Sie müsse nur noch mit ihrem Mann sprechen. Die Schlafstelle haben sie: „In einem kleinen Kinderzimmer richten wir uns ein. Nach der lang ersehnten Dusche fühlen wir uns wie neu geboren. Silvia verabschiedet sich. Sie würde den Abend auswärts verbringen, die Haustüre stehe aber immer offen und wir könnten kommen und gehen wie wir wollen.“ Auf der Suche nach Nachtessen fragt Ralf eine Gruppe vor einer Wirtschaft nach Zigaretten. Nach einem kurzen Gespräch laden sie die Jungs an den Stammtisch ein. „Sie interessieren sich für die Geschichten unserer Reise und teilen mit uns ihre Lebensgeschichten und Weisheiten. Sie bestellen uns einen Sack Pizzabrötchen in der Wirtschaft. Sie zeigen uns das Rheinfelder Nachtleben. Wie alte Freunde ziehen wir durch die Stadt, erzählen uns Geschichten, umarmen uns. Unterwegs zu einer Bar sind wir kurz alleine und halten es kaum mehr aus. Die Herzlichkeit und Grosszügigkeit dieser Menschen, die selber nicht viel haben, wird unerträglich. Es wäre jetzt an uns, etwas zurück zu geben.“ Ralf macht sich auf zu dem Polizisten, den wir vorher in den Strassen entdeckt haben. Nach einem souveränen Einstiegsgespräch und dem Erklären der ganzen Geschichte, zückt der Polizist sein Portemonnaie und fängt an, Geldscheine rauszuzählen. Bei dreissig Franken interveniert Ralf und zottelt dankend wieder ab.
ZWEI MÄNNER,
„Auf unserer Reise erfuhren wir den Gesamtraum aus einer für uns bis anhin fremden Perspektive. Der Geldentzug erschwerte uns die Nahrungsbeschaffung, und die Suche nach Schlafplätzen zwang uns, auf kreative Weise viele Kontakte mit unserer Umwelt zu knüpfen.“ Diesen Satz werden sie noch oft sagen:
„Wir sind zwei Architekten auf Wanderschaft – ohne Nichts. Kein Mobiltelefon, kein Geld, keine Kreditkarten, gar nichts.“
Wir verbrachten mit den vier befreundeten Personen einen wunderbaren Abend. Es wird viel gelacht, erzählt und diskutiert. Mit einer derart emotionalen und amüsanten Begegnung hatten wir nicht gerechnet, als wir heute Nachmittag in Rheinfelden ankamen.
DER VIERTE TAG: Über Deutschland nach Hause Silvia hat den Frühstückstisch gedeckt: „Ein Sonntagsbrunch, wie wir ihn auch zu Hause abhalten würden. Wir erzählen uns gegenseitig von den nächtlichen Erlebnissen und vertiefen uns schnell in persönliche Gespräche. Als Dank für die grosse Gastfreundschaft bieten wir uns gern mal für ein Wochenende als Babysitter an. Nach dieser Stärkung und der erholsamen Nacht in einem richtigen Bett ziehen wir vergnügt weiter in Richtung Herten. Wir übertreten die Grenze nach Deutschland indem wir über die Brücke auf die deutsche Seite von Rheinfelden wandern. Es sind kleinste Details, die einem schon wenige Meter jenseits der Grenze spüren lassen, dass man sich in einem anderen Land befindet.“ Dem Rhein entlang zu wandern ist anstrengend, es gibt keine klaren Wanderwege. Dazu kommt: „Wir haben nichts mehr zu essen, ausser einer Notration Süssigkeiten für maximal einen Tag. Wir verbringen den ganzen Tag mit Wandern, zwischen Herten und Whylen dem Rhein folgend. Erschöpft und von stärkendem Essen träumend, nehmen wir unseren Mut noch einmal zusammen und fragen einen jungen Mann an einer Anlegestelle am Rhein, ob er uns ein Stück mit dem Boot mitnimmt. Wir sind in einer Sackgasse gelandet, der Weg endet auf einer kleinen Wiese. Hohe Zäune versperren uns den Weg. Er stimmt freundlich zu. Wir legen rund 800 Meter auf dem Rhein zurück. Diese Art der Fortbewegung ist für uns eine willkommene Abwechslung. Zurück in die Schweiz geht es schliesslich per Auto-Stopp. „Am Abend sind wir wieder zurück: Wir kommen glücklich beim Badischen Bahnhof in Basel an und stehen nun etwas überfordert wieder mitten in der Stadtlandschaft. Endlich sind wir wieder zu Hause. Nur noch wenige Zentimeter trennen uns von unseren Kreditkarten. Was für ein wunderbares, beklemmendes Gefühl.“ Das Experiment ist geglückt. Ralf blickt kurz zurück: „Dass die Menschen generell so offen waren gegenüber der bewussten Entscheidung, los zu lassen und sich auszuliefern, hat uns beeindruckt und gleichzeitig berührt. Schlussendlich war jeder Einzelne inspiriert von diesem Loslassen, das wir auf unserer Reise praktizierten. Wir denken, dass darin auch sehr viel Potenzial besteht. Wer weiss, vielleicht entsteht daraus eine Bewegung; diejenige des bewussten Wanderns ohne Geld und Unterkunft. Man begibt sich ganz bewusst in die Obhut der Gemeinschaft und kann auf das Verständnis und die Unterstützung der Mitmenschen zählen, da die meisten das Bedürfnis, aus dem Alltag ausbrechen zu wollen, gut nachempfinden können.“
Vier Tage unterwegs, ohne Geld und ohne Handy: Ralf und Marco wagten ein aussergewöhnliches Abenteuer und erlebten nichtalltägliche Situationen. Der Rückblick von Ralf. 9
12.12.82
CHARLES SCUDDERS LETZTER TRAUM WIRD ZUM ALBTRAUM
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Ein Haus selber bauen, endlich seine Liebe zu einem Mann in Ruhe ausleben zu dürfen und seiner okkulten Ader freien Lauf lassen: Der Traum von Charles Scudder schien perfekt. Wäre da nicht diese Nacht, der 12. Dezember 1982, gewesen, die Allem ein jähes Ende gesetzt hat. Im Frühling 1981 schien die Welt noch in Ordnung: Zu diesem Zeitpunkt erschien ein von Charles Scudders verfasster Bericht – in der März/April-Ausgabe von „Mother Earth News“ - über das Haus, das er und sein Partner Joey Odom eigenhändig erbaut haben. Dort erzählt er auch, wieso er diesen Schritt gewagt hat. Im Winter 1976 verliess Charles sein Haus an der West Adams Street in Chicago. Er hatte genug von der Zivilisation und wollte eine Bleibe haben, die weit weg von Allen und Allem ist. Er hatte davor zwar einen guten Job gehabt, doch seine wahre Freude kam erst auf, als er nach Feierabend nach Hause kam, den Garten seines Hauses geniessen konnte und sich mit der Natur verbunden gefühlt hat: „Sogar die Mäuse, die nachts aus meinem Wasser-Reservoir getrunken haben, haben mir mehr Freude gemacht, als mein urbanes Dasein.“ Das Leben von Charles Scudder, Pharmakologe, Zoologe und Sprachwissenschaftler, verlief bis zu seinem 50. Geburtstag – am 6. Oktober 1976 - eher pragmatisch ab: Er heiratete zwei Mal während seiner zweiten Ehe zeugte er vier Kinder - aber er wusste schon lange, dass das alles nur eine Fassade war, weil er schwul ist. Er führte ein Doppelleben. Joey Odom war längst in sein Leben getreten: Dieser war 17 Jahre lange Kinder-Nanny, Koch, Haushälter und Charles 13 Jahre jüngerer Lover. Inzwischen waren die Kinder aus dem Haus, er lebte getrennt von seiner Frau und er hatte nur einen Wunsch: Alles hinzuschmeissen und weg! Hals über Kopf ist das aber nicht geschehen: Charles hatte bereits am 17. Dezember 1975 ein Stück Land für umgerechnet zehn Tausend Franken gekauft, tief im Wald in der Region von Chattooga County, rund Tausend Kilometer von seinem Haus in Chicago entfernt. Die zwei Männer wohnten vorerst in einem Camping-Bus, während sie vorzu ihr Haus aufgebaut haben, für das sie 45 Tausend Ziegelsteine verbauten. Es vergingen rund zwei Jahre, bis alles so aufgebaut war, wie Charles es geplant hat. Das Resultat konnte man als ein Waldschloss bezeichnen, eingerichtet mit vielen Totenköpfen und Symbolen aus dem Satanismus. Das Anwesen taufte Charles schliesslich gar Corpsewood.
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Das Vorhaben von Charles, sich von der sozialen Welt weitgehend zu distanzieren, sollte jedoch nicht ganz gelingen. In seinem Bericht von „Mother Earth News“ schrieb er: „Nach jahrelanger Reizüberflutung, welche durch das Leben in der Stadt ausgelöst wurde, erhoffte ich mir endlich an einem Ort zu wohnen, wo ich Nachbarn weder sehen, noch hören kann.“ Das sollte auch mit dem Umzug nicht ganz gelingen: Es sprach sich herum, dass im tiefen Walde ein eigenes Reich entstanden ist, und so kamen schon während des Baus Schaulustige vorbei. Und so entwickelte sich „Corpsewood“ zu einem Ort, der eine besondere Anziehung ausgestrahlt hat. Charles und Joey machten das Beste daraus und waren stets freundlich zu den unerwarteten Gästen. War es die Gastfreundschaft, das Essen, der selbst angebaute Wein, das Wissen um die okkulte Ader von Charles oder alles zusammen, dass sich immer wieder Menschen von diesem Ort
Collage & Text: Luis
angezogen fühlten? Die Zwei wussten sich zu helfen und richteten für ihre Besucher ein Gästehaus ein, im dritten Stock eines hölzernen Turms, ganz in rosa gestrichen. Der Raum war aber auch ein Ort, in dem es zu sexuellen Aktivitäten mit Gästen gekommen ist. In ihr Waldschloss hingegen, durfte nur selten jemand rein. Am 12. Dezember 1982 waren vier Menschen zu Besuch. Avery Brock, damals 17 Jahre alt und sein WG-Partner Tony West, damals 30. Beide mochten auch „Toot-a-loo“, eine Art „Droge für Arme“: Sie schnüffelten Farbverdünner und Klebstoffe aus einer Plastiktüte. An diesem Tag gesellte sich ein frisch verliebtes Paar dazu: Joey Wells, Tonys Neffe, 19, und dessen Freundin Teresa Hudgins, 18. Beide wussten jedoch nicht, dass es eine Vorgeschichte gegeben hat. Ein paar Tage davor waren nähmlich beide Jungs bereits in Corpsewood zu Gast, und, nachdem reichlich Alkohol geflossen sei, soll Charles den 17-jährigen Avery oral befriedigt haben. Weshalb sind die zwei Jungs, die damals eine Freundin hatten – und später darauf bestanden haben, dass sie nicht schwul sind - nochmals zu Charles und Joey gefahren? Avery war auf jeden Fall vorbereitet: Er hatte eine Waffe dabei. Zuerst legte er Charles ein Messer an den Hals, dann stopfte Tony, sein WG-Kumpel, dem Gastgeber Charles ein Stück Stoff in den Mund. Avery fragte Charles: „Wie viel Geld habt ihr im Haus?“ Charles versuchte zu erklären, dass es im Haus kein Geld gibt. Da sie nie im Schloss gewesen waren, vermuteten sie, dass dort viel Geld gelagert sein müsste. Die Jungs hatten den Eindruck, dass Charles sehr wohlhabend sein muss.
Was in dieser Nacht geschehen ist, weiss man Dank Teresa Hudgins: Sie und ihr Freund haben noch versucht zu fliehen, doch das Auto sprang nicht an. Darauf war sie die erste, die zur Polizei gegangen ist. Und so konnte sie berichten, was geschah.
Avery erschoss zuerst Charles Lebenspartner Joey, danach ihre zwei Hunde. Zuletzt wurde Charles von Tony erschossen. Sie nahmen mit, was von Wert war. Auch das Auto des schwulen Paares. Danach flüchteten die zwei Jungs Richtung Grenze zu Mexiko. Auf der Flucht haben sie nicht nur einen weiteren Menschen erschossen, sie haben sich zerstritten und sich schliesslich getrennt der Polizei gestellt. Es folgten viele Gerichtsverhandlungen. Avery Brock war von Anfang an kooperativ und gab alles zu. Er kassierte drei Mal lebenslänglich. Sein Mittäter, Tony West, hingegen schieb die Schuld auf den angeblichen Drogeneinfluss. Am 9. März 1983 wurde Tony wegen Mordes aus Habgier schuldig gesprochen und zum Tode durch den elektronischen Stuhl verurteilt. Das kam jedoch nie zustande. Das Urteil musste revidiert werden, weil in der Grand Jury zu wenig Frauen vertreten waren. Auf Anraten seiner Anwälte bekannte sich Tony schliesslich schuldig und wurde darauf ebenfalls zu dreifach lebenslänglich verurteilt. Der Vorfall bleibt für eine Person unvergessen: Teresa Hudgins hat 2016 ein Buch über den Vorfall herausgegeben. Darin kann man nachlesen, dass sie noch heute Angst hat, dass die zwei Täter aus dem Gefängnis rauskommen und ihr etwas antun könnten. Zwei Dinge aus diesem Verbrechen werden wohl aber nie geklärt werden können: Wer hat das Haus, ein paar Tage nach dem Mord, niedergebrannt? Was bedeuteten die letzten Worte von Charles: „Ich habe es so gewollt?“ Eine weitere mysteriöse Sache ist zudem ein Bild, das Charles Monate vor seinem Tod gezeichnet hat und welches an der Wand hing: Ein Selbstbildnis, halb geöffnete Augen, ein Knebel und fünf Einschüsse, denn genau auf diese Weise starb Charles. Dies alles war Futter für wilde Verschwörungstheorien. Die Ruinen von Corpsewood stehen heute noch. Und es kommen immer noch Gäste vorbei...
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Foto & Text: Luis
ONE GAY HIT WONDER
NUR EINE HITPARADEN-SAISON: DIE „PINKIGSTEN“ ONE-HIT-WONDERS
Sie hatten nur einen grossen Hit und, entweder verschwanden sie von der Bildfläche, oder sie schafften einfach nie wieder einen ÜberHit. Wir haben das Thema One-Hit-Wonder mal aus der Schweizer LGBTI-Sicht angepackt…
1: HOZIER - TAKE ME TO CHURCH Einstieg: 28.09.2014 (Rang 42) Höchstposition: 1 (6 Wochen) Anzahl Wochen: 68 Rang auf ewiger Bestenliste: 28 Im Video zu “Take Me To Church” sind zwei Gay-Männer zu sehen, die von einem schwulenfeindlichen Lynchmob verfolgt werden. Diese Szenen werden mit Aufnahmen von Protesten gegen Russlands Präsident Putin verflochten. “Dem Ganzen liegt die Idee zugrunde, dass ein Kind, wenn es geboren wird, direkt in Sünde hineingeboren wird. Man wird also schon, bevor man eine lesbische Frau oder ein schwuler Mann wird, einfach als Mensch, von der katholischen Kirche zum Sünder degradiert, zu jemandem, der sich schämen und um Vergebung beten sollte. Ich wollte Sex als etwas Lebensbejahendes darstellen; es gibt kaum etwas Menschlicheres als den Liebesakt”, so Hozier. Die Single war in 12 Ländern an der Spitze der Single-Charts und in 21 Ländern in den Top-Ten. Alleine in den USA verkaufte sich die Single 4.3 Millionen Mal. Danach konnte er nur noch in seiner Heimat, Irland, weitere Chart-Hits landen.
2: SCISSOR SISTERS - I DON‘T FEEL LIKE DANCIN‘ Einstieg: 17.09.2006 (Rang 4) Höchstposition: 1 (2 Wochen) Anzahl Wochen: 46 Rang auf ewiger Bestenliste: 221
Wenn es darum geht, eine Regel zu setzen, welche nur One-Hit-Wonders erfüllen, so gibt es verschiedene Varianten. So kann etwa ein Interpret nur einmal einen Song an der Spitze der internationalen Charts platziert, jedoch im heimischen Markt weitere Hits produziert haben. Ein Beispiel dafür: Nena erreichte in den USA mit „99 Luftballons“ Platz 2 der Single-Charts, in England, Australien, Mexiko, Kanada und Japan sogar Rang 1. Danach war Nena nie mehr in diesen Charts zu finden. Bekannterweise konnte sie jedoch in Deutschland und in der Schweiz noch ein paar Hits mehr, wie etwa „Leuchtturm“, „Fragezeichen“ oder „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, hervorbringen.
Wir haben daher folgende Regel aufgestellt: Der Song muss die Schweizer Single-Top 5 erreicht haben und mindestens 10 Wochen in den Charts gewesen sein. Diese Leistung muss einmalig sein, wobei also kein Nachfolge-Hit entstanden sein darf. Diese Top-Ten haben wir anhand vom Ergebnis der „Ewigen Bestenliste“ der einzelnen Singles in der Schweizer Hitparade zusammengestellt. Und natürlich muss der Song einen besonderen Link zur LGBTI-Community haben.
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Sie waren eine Zeit lang so präsent, dass man sie erst einmal nicht unbedingt als One-Hit-Wonder hätte kategorisieren wollen, wenn man aber die Single-Chart-Performances in der Schweiz betrachtet, dann war nur noch „Fire with Fire“ in der Hitparade, jedoch nur auf Rang 54. Was viele nicht wissen, Elton John hat an diesem Song mitgeschrieben. Viele Versuche scheiterten, den Erfolg auf diesem Niveau zu halten. Obwohl sie 2012 eine Pause als Gruppe angekündigt hatten, so gab es im Sommer letzten Jahres ein Wiederhören mit der Charity-Single „Swerlk“, welche sie mit MNDR aufgenommen haben. Die Single wurde veröffentlicht, um die Opfer des Pulse Nightclub-Massakers mit einem neuen Song – ein Jahr nach dem Attentat zu würdigen. Der Erlös aus dem Lied geht an eine Wohltätigkeitsorganisation, die den Überlebenden von Orlando zu Gute kommt.
3: LOREEN – EUPHORIA Einstieg: 10.06.2012 (Rang 1) Höchstposition: 1 (1 Woche) Anzahl Wochen: 38 Rang auf ewiger Bestenliste: 227 Die bisexuelle Sängerin hat mit ihrem Sieger-Lied „Euphoria“ international
richtig abgeräumt: Die Single wurde über 2 Millionen Mal verkauft und wurde zum Sommer-Hit 2012 und in England ist der Song bis heute der ESC-Titel, der am meisten Downloads aufweisen kann. Doch das wars dann, obwohl die Sängerin nach ihrem Sieg mächtig Gas gegeben hat. Loreen erging es, wie vielen anderen Eurovision-Gewinnern: Die Nachfolge-Single konnte sich nicht mehr international durchsetzen. Fünf Jahre später versuchte sie es wieder, doch sie scheiterte schon bei den Vorausscheidungen in Schweden. Somit dürfte der ESC-Traum zu Ende sein. Kürzlich ist ihr zweites Album „Ride“ erschienen, welches Loreen musikalisch von einer komplett neuen Seite zeigt…
4: 4 NON BLONDES - WHAT‘S UP? Einstieg: 25.07.1993 (Rang 19) Höchstposition: 1 (14 Wochen) Anzahl Wochen: 32 Rang auf ewiger Bestenliste: 254 Den Song können sehr viele nachsingen. Wer aber danach die Band, und deren Mitglieder aus den Augen verloren hat, hat womöglich den Namen Linda Perry nicht mehr als Link präsent. Linda hat nach der Auflösung der Band eine ausserordentliche Karriere als Songwriterin vorzuweisen. Die Tracks liessen sich beliebig und schier endlos auflisten. Man muss nur kurz P!nk tippen und „Get the Party Started“ (2001) erwähnen, dann ist alles klar… Linda ist ein Weltstar, der hinter vielen anderen Welthits steht, wie „Beautiful“ von Christina Aguilera oder „Superwoman“ von Alicia Keys. Verliebt hat sich Linda in Sarah Gilbert, bekannt durch ihre Rolle als Darlene in der Serie Roseanne. Das Paar hat im Jahr 2013 geheiratet. Am 28. Februar 2015 kam ihr gemeinsames Kind - Rhodes Emilio Gilbert Perry - auf die Welt.
5: GERI HALLIWELL - IT‘S RAINING MEN Einstieg: 13.05.2001 (Rang 9) Rang auf ewiger Bestenliste: 304 Höchstposition: 4 (6 Wochen) Anzahl Wochen: 41 Das Original von The Weather Girls erschien 1982 und war die Nummer 1 in den US-Dance-Charts. In der Schweiz schaffte es der Song gerade mal auf Platz 95 und flog nach einer Woche bereits raus. Dass der Song seither aber eine internationale Gay-Disco-Hymne ist, ist unbestritten. Doch wenn nur einer dieser Stars den Song statt abgelehnt tatsächlich gesungen hätte, wäre er wohl noch mehr zu einem Gay-Hit geworden: Diana Ross, Barbara Streisand, Donna Summer und Cher waren schon damals Lieblinge der Schwulen. Und so hat es rund 20 Jahre später Ex-SpiceGirls-Mitglied Geri Halliwell bei uns krachen lassen: Mit 25‘000 verkauften Singles erreichte sie Goldstatus. Für einen weiteren Hit in diesem Umfang reichte es leider
nicht mehr. Seit 2005 hat sie übrigens keine Solo-Platte mehr herausgebracht.
6: BALTIMORA - TARZAN BOY Einstieg: 12.05.1985 (Rang 28) Höchstposition: 4 (4 Wochen) Anzahl Wochen: 23 Rang auf ewiger Bestenliste: 697 Es war die Zeit, als „Italo-Disco“ angesagt war. Hinter dem Synonym Baltimora war kein Italiener, sondern ein schwuler Mann aus Irland: Jimmy McShane. „Tarzan Boy“ war eine typische Eintagsfliege, die sich rund 2 Millionen Mal weltweit verkaufen liess und den Sprung in die US-Charts geschafft hat - und zwar in den Kategorien Billboard Hot 100 (Platz 13), US Billboard Hot Dance Club Play (Platz 6) und US Billboard Hot Dance Singles Sales (Platz 12). Den grössten Erfolg hatte die Single in Frankreich, wo sie sich rund 850 Tausend Mal verkauft hat. Danach blieb der Erfolg aus und Jimmy starb - im Jahr 1995 - an den Folgen von AIDS. Vor seinem Tod war er nochmals kurz in den Charts: 1993 erschien eine weitere Version des Liedes „Tarzan Boy (1993 Remix)“ im Soundtrack des Filmes Turtles III. Es erreichte in den USA Platz 51.
7: VILLAGE PEOPLE - Y.M.C.A. Einstieg: 17.12.1978 (Rang 12) Höchstposition: 1 (8 Wochen) Anzahl Wochen: 17 Rang auf ewiger Bestenliste: 1222
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In den Schweizer Single-Charts könnte man „In The Navy“ fast als Nachfolge-Single handeln, doch sie liegt deutlich hinter dem Erfolg von „Y.M.C.A.“. Das Spannende an der Gruppe Village People ist, dass man hier ganz klar auf die Zielgruppe „gay“ gesetzt hat, und zwar mit sexy Stereotypen als Bandmitglieder: Der Polizist, der Indianer, der Bauarbeiter, der Rocker, der Cowboy, der Leder-Typ und der Soldat. Mindestens 3 der 6 Mitglieder waren schwul. Auch die Lieder handelten von Homoerotik. Und es war mehr als ein Lippenbekenntnis: Mit „Sex Over The Phone“ (1985) griff erstmals ein Lied die Thematiken AIDS und Safer Sex auf.
8: MURRAY HEAD - ONE NIGHT IN BANGKOK Einstieg: 06.01.1985 (Rang 7) Höchstposition: 1 (5 Wochen) Anzahl Wochen: 16 Rang auf ewiger Bestenliste: 1522 Es war eine Zeit, als die Fans des Schwedischen Quartetts seit 1982 auf neue ABBA-Musik gewartet haben. Das kam aber „nur“ zur Hälfte von der Gruppe: Benny Andersson und Björn Ulvaeus haben damals zusammen mit Tim Rice das Musical „Chess“ geschrieben und „One Night in
Bangkok“ war die Lead-Single daraus. Der fetzige Disco-Track wurde sofort zu einem Welterfolg und brachte die Jungs wieder zurück an die Spitze der Charts. Beispielsweise in die Top 10 der US-Charts, auf Platz 3 - sie waren zuletzt 1980 mit „The Winner Takes It All“ auf Platz 8. In der Schweiz waren sie übrigens 1979 zuletzt auf Platz 1 der Singles-Charts, und zwar mit „I Have A Dream“. Für den Sänger Murray Head wohl ein schwacher Trost: Er konnte keine andere Hit-Single mehr irgendwo auf der Welt in den Charts platzieren. Und von ABBA gab es auch nie wieder einen neuen Song…
9: EDELWEISS - BRING ME EDELWEISS Einstieg: 25.12.1988 (Rang 14) Höchstposition: 1 (5 Wochen) Anzahl Wochen: 13 Rang auf ewiger Bestenliste: 2254 Drei Jungs haben die Gruppe Edelweiss gegründet und damit eigenwilligen Sound gemacht, den man irgendwo zwischen Schlager und Euro-Pop eingliedern könnte. „Bring Me Edelweiss“ basiert auf dem ABBA-Song „S.O.S.“, und was ganz erstaunlich ist: Edelweiss ist damit sogar in den USA gechartet: Auf Platz 7 der Dance-Charts. In Schweden ging die Single direkt an die Spitze der Charts. Benny Andersson und Björn Ulvaeus haben übrigens nie die Erlaubnis zu diesem Song gegeben. Ihr damaliger Manager Stig Anderson handelte eigenmächtig über die zwei ABBA-Männer hinweg. Stig musste deshalb rund eine halbe Million Franken Schadenersatz zahlen. Dieses Geld überwiesen Benny und Björn dann an Amnesty International.
10: BUGGLES - VIDEO KILLED THE RADIO STAR Einstieg: 11.11.1979 (Rang 15) Höchstposition: 1 (2 Wochen) Anzahl Wochen: 12 Rang auf ewiger Bestenliste: 2493 Das Duo – bestehend aus Trevor Horn und Geoff Downes – konnte ihren Hit „Video Killed The Radio Star“ - über 5 Millionen Mal verkauft - nie wiederholen, egal in welchem Land sie es auch mit einer weiteren Single versucht haben. Die Single war in 15 Ländern ein Nummer-Eins-Hit. Der Videoclip zur Single war der Startschuss für den US-amerikanischen Musiksender MTV und somit das erste dort gezeigte Musikvideo. Später wurde Trevor Horn zum Produzent, der einigen Künstlern mit Bezug zur Gay-Community zum Erfolg verholfen hat, unter anderem Pet Shop Boys, Frankie Goes To Hollywood, Barry Manilow, Cher, Grace Jones und Marc Almond, um nur einige zu nennen.
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Fr.11./ So. 20. Mai 2018, 20h
NENA Zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum will es Nena nochmals wissen und geht auf Tour - damit besucht sie am 11. Mai und nochmals am 20. Mai 2018 auch das Zürcher Volkshaus... Verkauft hat sie bereits über 25 Millionen Tonträger, und dies macht sie ohne Zweifel zu einer der erfolgreichsten Künstlerinnen Deutschlands. Nun feiert Nena ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum - und zwar im ganz grossen Stil. Mit ihrer Nichts Versäumt-Tour, welche sie durch insgesamt 27 Städte führt, macht Nena am 11. Mai, und wegen grosser Nachfrage am 20. Mai gleich nochmals, auch im Zürcher Volkshaus Halt und gay. ch freut sich ausserordentlich, die Konzerte als Medienpartner zu präsentieren. Nena ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der deutschen und europäischen Popkultur, sondern, ihre 99 Luftballons haben sie auch bis in die USA und fast an die Spitze der dortigen Charts getragen. Dann wurde es etwas ruhiger um die Sängerin, bis sie zusammen mit Kim Wilde ein gelungenes Comeback hinlegte. Seither war sie immer wieder präsent, ob auf der Bühne oder im Fernsehen. In diesen Monaten erfindet sich Nena nochmals neu und veröffentlicht dazu eine Vielzahl von neuen Duetten, darunter mit Dieter Meier von Yello, Dave Stewart von Eurythmics, Samy Deluxe, Sasha, The Boss Hoss, Gianna Nannini und Wanda.
ist bei gay.ch zerten on K n e beid er npar tn Medie
KULTUR-TIPPS
Foto: Kristian Schuller
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Neben ihren neuen Tracks, wird Nena auf ihrer 2018er Tour sicherlich auch ihre ganz grossen Hits mit im Gepäck haben, und das Zürcher Publikum von der Neuzeit in die 80er und wieder zurück führen... Volkshaus, Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich Infos & Tickets: www.gay.ch/kultur und www.goodnews.ch
DEMNÄCHST AUF DER BÜHNE ZU ERLEBEN
Sa.03. März 2018
RADAR – FESTIVAL FOR NEW MUSIC Die Langstrasse wird zum pulsierenden Zentrum Neuer Musik: Am Samstag findet erstmals das RADAR – Festival For New Music statt. Mehr als 25 Acts treten dazu in 7 verschiedenen Locations im ganzen Quartier auf. Das gekaufte Ticket wird im Festivalzentrum im Kosmos gegen ein Armbändel umgetauscht und schon kanns losgehen – Konzert-Hopping ist angesagt.
WETTBEWERB: 1 x 2 Tickets für das Konzert von Katy Perry zu gewinnen: Folge gay.ch dazu im Facebook und schicke uns dort eine Nachricht mit dem Stichwort „Katy Perry - Witness: The Tour“ – Viel Glück! Hallenstadion, Wallisellenstrasse 45, 8050 Zürich Infos und Tickets: www.gay.ch/kultur oder bei www.abc-production.ch .................................................................................................. Di.14. August 2018, 20h
GRIZZLY BEAR
Unter anderem treten an diesem Samstag Adam Naas, Babylon Music, Billy Lockett, Charlotte Cartin, Don’t Kill The Beast, Lewis Capaldi, Naaz, Rikas, Woman und viele mehr auf – alles Namen, welche man sich garantiert merken muss.
Eigentlich als Soloprojekt vom schwulen Songwriter Ed Droste gegründet, scharten sich alsbald drei weitere Musiker um ihn herum, und zusammen formierten die vier New Yorker Hipster schliesslich Grizzly Bear. Für ihr Album Shields, rund acht Jahre nach der Gründung, haben sie hervorragende Kritiken erhalten, und es wurde nicht eben wenig als wahres Meisterwerk betitelt. Dies bedeutete auch ihr kommerzieller Durchbruch.
Div. Locations, Langstrasse, 8004/8005 Zürich Infos und Tickets: www.radarfestival.ch und bei www.starticket.ch .................................................................................................. Fr.09. März 2018, 19.30h
PAROV STELAR Er ist der Wegbereiter des aktuellen Electroswing, und damit feiert er auch weltweite Erfolge: Sei es als Trio, als Produzent, als DJ oder auch als Band, Parov Stelar ist unglaublich vielfältig und keine Show ähnelt der letzten. Eine bunte Melange aus Jazz, Pop und Soul, verbunden mit Beatimpulsen und der Stimme der begnadeten Toursängerin Cleo Panther. Auf seinem aktuellen Album zeigt sich der Österreicher einmal mehr äusserst experimentierfreudig, und so greift er auch auf Samples von Muddy Waters und Lightning’ Hopkins zurück. Auf seiner The Burning Spider Tour schaut Parov Stelar zusammen mit seiner Band im Frühling auch in der Samsung Hall direkt neben dem Bahnhof Zürich-Stettbach vorbei...
Im vergangenen Jahr haben sie nun Painted Rush veröffentlicht, und damit sind sie nun auch unterwegs: Komplexe Songstrukturen, mehrstimmiger Gesang und immer wieder blitzen exotische Stile auf. Dabei geht es mal ziemlich orchestral zu und her, mal eigenwillig rockig interpretiert, oder mal mit einem Touch Folkpop. Nach dem ausverkauften Konzert 2013, kehren Grizzly Bear für ein exklusives Sommerkonzert ins Kaufleuten zurück... Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich Infos und Tickets: www.gay.ch/kultur oder bei www.allblues.ch .................................................................................................. 05. September – 14. Oktober 2018
TOTEM – CIRQUE DU SOLEIL
Samsung Hall, Hoffnigstrasse 1, 8600 Dübendorf Infos und Tickets: www.gay.ch/kultur oder bei www.mainlandmusic.com ..................................................................................................
Visuell und artistisch verblüffend, mit spektakulärer Artistik und mit farbenfrohen Showelementen: Totem stellt die Evolution des Menschen dar, und zwar von seinen amphibischen Ursprüngen bis hin zum neuzeitlichen Traum vom Fliegen. Die Bühne, auf welcher sich die Wandlung der Charaktere vollzieht, erinnert an eine riesige Schildkröte, welche nicht umsonst in fielen Kulturen als ein Symbol für den Ursprung
Fr.1. Juni 2018, 19.30h
KATY PERRY Es war bei Saturday Night Live als Katy Perry ihr neustes Album vorstellte und für ihre Performance zu Swish Swish nicht nur den Jungen mit dem Rucksack auf die Bühne holte, sondern gleich auch noch dutzende Drag Queens mittanzen liess. Damit unterstrich die Sängerin einmal mehr, wie wichtig ihr die Gay Community ist, welche sie bereits seit ihrem ersten grossen Hit mit I Kissed A Girl fest an ihrer Seite wusste. Auf der aktuellen Witness Tour gibt sie denn neben diesem ersten Überhit auch zahlreiche ihrer weiteren Songs zum Besten: Von Hot n Cold bis California Gurls, von Teenage Dream bis Roar und Firework und natürlich auch die neusten Tracks wie Swish Swish oder Witness.
des Lebens steht. Seit der Erstaufführung im April 2010 hat das Programm weltweit bereits über fünf Millionen Besucher begeistert, und im Herbst gastiert Totem mit seinen 46 Artisten, Sängern und Musikern für etwas mehr als einen Monat mit seinem legendären weissen Zirkuszelt auf dem Hardturmareal in Zürich. Hardturm-Areal, Zürich Infos und Tickezts: www.musical.ch oder bei www.ticketcorner.ch ..................................................................................................
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MAN OF THE WOODS Lange war es eher ruhig um Justin Timberlake, doch es war auch klar wieso: Er hat sich in erster Linie seiner jungen Familie gewidmet. Selten hörte man etwas von ihm, doch selbst mit diesen wenigen Leckerbissen eroberte er die Welt im Sturm. So etwa mit Can’t Stop The Feeling zum Dreamworks-Streifen „Trolls“. Daneben hat er sich aber auch wiedermal seinem zweiten Standbein, der Schauspielerei gewidmet, und mit „Wonder Wheel“ einen Film mit Woody Allen hinter, und Kate Winslet vor der Kamera, abgedreht. Justin Timberlake scheint in dieser Zeit aber auch mächtig Energie getankt zu haben, um bereits in den ersten Tagen 2018 voll durchzustarten: Erst überraschte er mit der Ankündigung eines neuen Albums, und kurz darauf wird er zudem die Halftime-Show beim Super Bowl bestreiten – die wohl höchste Ehrung für einen Künstler in diesen Tagen. Man Of The Woods heisst sein neustes Werk, welches am 2. Februar erscheint, und Justin Timberlake zeigt sich im Teaser erdiger, zurückhaltend und mitten in der Wildnis auf dem Land. So erklärt er auch seine Beweggründe hinter dem Album: Für Man Of The Woods sei er von seinem Sohn, seiner Frau, seiner Familie inspiriert worden, doch noch vielmehr denn je, sei seine Musik davon inspiriert, wo er herkomme. Das Album sei sehr persönlich. Damit spricht Timberlake nicht zuletzt seine Wurzeln an, ist er doch in Tennessee geboren und aufgewachsen. Zu den Südstaaten zählend, ist der Bundesstaat vor allem für Blues, sowie die Entstehung des Rock’n’Roll und der Country Music bekannt. Wie die ersten beiden Singles des neuen Albums bereits verraten, hat sich Justin Timberlake während seiner musikalischen Abwesenheit weiterentwickelt, ohne dabei seinem Stil untreu zu werden. Zudem hat er auch wieder seine Best-Buddies auf dem Album versammelt: Filth trägt unüberhörbar die Handschrift von Timbaland, während bei Supplies Pharrell Williams mitgewirkt hat. Daneben spielen auch The Neptunes eine tragende Rolle auf seinem fünftem Studioalbum. Gesangliche Verstärkung holte er daneben von Alicia Keys – beim Song Morning Light – und bei Blues- und Countrystar Chris Stapleton, welcher bei Say Something mitsingt. Hauptverantwortlich für Man Of The Woods ist und bleibt aber nach wie vor Justin selber, hat er doch an jedem einzelnen Track ebenso mitgeschrieben, wie mitproduziert, und damit einmal mehr bewiesen, dass er nicht nur ein brillanter Entertainer ist, sondern auch einer der aktuell angesagtesten Singer-Songwriter. Bleib dran, denn 2018 wird zum puren Justin Timberlake-Jahr, hat er doch neben Man Of The Woods gleichzeitig auch noch eine neue Tour rund um den Globus angekündigt...
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JUSTIN IS BACK
ER IST WIEDER DA: MIT NEUEM SOUND UND EINEM FILM Es gibt wohl kaum eine engere Verbindung zwischen der LGBT-Community und einem männlichen Hetero-Künstler, als jene zu Justin Timberlake – und dies kommt alles andere als von ungefähr... Bereits vor 15 Jahren, damals noch als Mitglied von `N Sync, wurde Justin Timberlake vom amerikanischen Gay Magazin The Advocate zu den „10 Coolest Straight People“ gezählt, und diesen Listenplatz hat er bis heute hartnäckig verteidigt, oder seine Stellung als Supporter für die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender gar noch weiter ausgebaut. >>>
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JUSTIN IS BACK
Text: Dominique Fotos: Sony Music
die Community ausgezeichnet – und den haben sie sich mehr als verdient. Sie bedankten sich damals in ihrer Dankesrede bei der Organisation für ihren bereits 25-jährigen Einsatz, dass sie sich stets für die Individualität eines jeden Kindes einsetzen, welches lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender ist, und welches dadurch respektiert, geschützt und wertgeschätzt werde. Zudem bedankte er sich auch artig dafür, dass Mommy und Daddy endlich mal einen gemeinsamen freien Abend mit Ausgang geniessen durften. Ihr Kind war dabei sicherlich bestens versorgt, denn Berichten zu folge schreiben sie Diversity auch in ihrem eigenen Haushalt gross: So soll das Ehepaar Timberlake-Biel nämlich zwei schwule Nannies angestellt haben, welche sich um ihren Sohn Silas kümmern.
>>> Schon seit Jahren, erzählte er damals, sei er von der Kraft der Musik überzeugt, und wie schön es sei, dass sie ganz verschiedene Menschen zusammenbringen könne – verschiedene Rassen, Kulturen, sexuelle Orientierungen. Dies sei auch einer der Gründe, weshalb er überhaupt Musik mache. Dass er eine grosse schwule Fangemeinde hat, ist sich Justin Timberlake durchaus bewusst. Dies sei schon immer so gewesene, und er habe es auch schon immer gewusst: Er wolle wissen, wer in seinem Publikum sei, und wie sie sind. Schon zu `N Sync-Zeiten wehrte er sich gegen das weitverbreitete Schubladen-Denken, und er war sich auch damals durchaus bewusst, was es für einen jungen Schwulen, eine junge Lesbe oder einen jungen Transmensch bedeutet, sein Coming out zu haben, und dieses Bewusstsein hält bis heute an. Bereits 2011 hat er sich enthusiastisch darüber gefreut, als der Bundesstaat New
York die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat. Damals erklärte er gegenüber The Advocate: I was stoked. I mean, I was stoked that that happened. I think it‘s just ... we‘re people and we‘re different, all of us. And we should be using our differences to bring ourselves closer together. You know? Not be afraid of something that we don‘t know. I’m proud that New York has balls to stand up for what’s right. Als Barack Obama im Jahr 2012 als erster US-Präsident seine Unterstützung für Marriage Equality bekannt gab, gehörte Justin Timberlake wieder zu den ersten Gratulanten: @barackobama inspires me once again. True leadership is when you are willing to risk your power and voice so that ALL of ours can be heard – schrieb er damals auf Twitter. Im Jahr 2015 wurde Justin Timberlake schliesslich zusammen mit seiner Ehefrau Jessica Biel, sie waren damals gerade frisch gebackene Eltern, mit dem GLSEN Respect Award für ihre Unterstützung für
Bei den iHeartRadio Award im vergangenen Jahr schliesslich, als er einen Preis für Can’t Stop The Feeling abholte, richtete er seine Rede auch ganz bewusst an Minderheiten und LGBT-Jugendliche:
„I wrote this song because I wanted it to be about inclusion, about being together. I guess I want to take this opportunity and speak to young people right now cause there’s a lot of you looking at me. If you are black or you are brown or you are gay, or you are lesbian, or you are trans, or maybe you’re just a sissy singing boy from Tennessee — anyone who has treated you unkindly, it’s only because they are afraid or they have been taught to be afraid of how important you are. Because being different means you make the difference. So, fuck ‘em.“ Deutliche Worte, welche man nur unterstützen kann...
JUSTIN IM KINO-FILM WONDER WHEEL Für seinen neusten Film hat Woody Allen alle Register gezogen: So kommt es zu einem Wiedersehen auf der Kinoleinwand mit Justin Timberlake, und zudem spielen auch Kate Winslet, Juno Temple und Jim Belushi mit. Ihre Leben, wie auch ihre Träume, könnten kaum unterschiedlicher sein, doch trotzdem treffen sie alle im hektischen Treiben des Vergnügungspark auf Coney Island zusammen. Ginny ist eine erfolglose Schauspielerin und jobbt im Imbiss, ihr ungehobelter Mann Humpty betreibt dort ein Karussell und der attraktive, junge Rettungsschwimmer Mickey will eigentlich lieber Bühnenautor werden. Da taucht plötzlich Humptys Tochter Carolina auf, die er seit ihrer Missheirat verstossen hat und welche vor einer Gangsterbande in der Wohnung des Vaters Zuflucht sucht. Als Mickey, der mit Ginny eine Liaison hat, sich auch noch für Carolina interessiert, ist der Ärger vorprogrammiert. Kinostart: 25.01.18
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«Kate Winslet ist absolut sensationell.» ROLLING STONE
« Eine wunderschöne Liebesgeschichte erzählt im Stil der 50er. » INDIEWIRE
JIM
BELUSHI
JUNO
TEMPLE
JUSTIN
TIMBERLAKE
Written and Directed by
KATE
WINSLET
Woody Allen
Wonder Wheel 20
M KINO
IHRE JETZT IN
KINO-HIGHLIGHTS
DEMNÄCHST IM KINO
zeitig auch Einblicke auf die Lebenssituation einer Familie im armen Amerika. In einer solchen ist Tonya Harding nämlich aufgewachsen.
GRACE JONES: Bloodlight And Bami Die fast 70 sieht man ihr nun wirklich nicht an, und zudem hat sie es auch fertig gebracht, was andere Musiker leider verpasst haben: Sie bleibt sich trotz ihrer Jahrzehnte umspannenden Karriere treu, hat ihren unverkennbaren Stil und schafft es trotzdem, immer am Puls der Zeit zu bleiben – sowohl musikalisch, wie auch künstlerisch. Sophie Fiennes hat mit ihrem Film bewusst keine Biographie geschaffen, sondern, sie zeigt das gegenwärtige Bild einer faszinierenden Künstlerin, und zwar ganz ohne Archivmaterial und Zeitzeugen. Vielmehr hat sie sich an die Fersen von Grace Jones geheftet, hat sie zu ihren spektakulären Bühnenshows begleitet oder zu Familienbesuchen in ihre Heimat Jamaika. Wer die Sängerin noch nie live gesehen hat, der darf sich diesen Film unter keinen Umständen entgehen lassen. Kinostart: 08.02.18 .................................................................
I, TONYA Es ist ein düsteres Kapitel der Sportgeschichte, welchem sich I, Tonya widmet: Für drei Golden Globes nominiert – Allison Janney wurde dabei als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet – gibt das Biopic von Craig Gillespie und mit Margot Robbie in der Hauptrolle gleich-
Von ihrer Mutter erbarmungslos auf Erfolg getrimmt, schaffte sie es schliesslich bis an die Weltspitze im Eiskunstlauf. Was ihr jedoch fehlt ist die Ausstrahlung und Eleganz, und dies lässt sich im Gegensatz zu den technischen Elementen kaum trainieren. Als Tonya schliesslich Jeff Gillooly trifft, verhilft er ihr zur lang ersehnten Trennung von der tyrannischen Mutter und schafft gleichzeitig die Verbindung zur anrüchigen Unterwelt. Denn bald wird klar, dass Everybody‘s Darling Nancy Kerrigan auf dem Eis kaum mit legalen Mitteln zu schlagen ist... Kinostart: 22.02.18 .................................................................
MARIO Nach F. est un Salaud, Rosie und Electroboy kehrt der Schweizer Filmemacher Marcel Gisler mit Mario in unsere Kinos zurück: Diesmal widmet er sich dem Thema Fussball und Homosexualität und begibt sich damit auf die Spuren von Mario. Zum ersten Mal im Leben ist Mario verliebt, so richtig verknallt. In Leon, den Neuen aus Deutschland. Der spielt zwar auch vorne im Sturm und könnte ihm sogar gefährlich werden, wenn es darum geht, wer in die Erste Mannschaft aufsteigen kann. Doch daran mag Mario jetzt nicht denken. Er will Leon spüren, riechen, in seiner Nähe sein. Das bleibt auch anderen im Klub nicht verborgen und schon bald machen erste Gerüchte die Runde. Mario sieht seine Karriere als Profi-Fussballer in Gefahr, will aber gleichzeitig Leon um keinen Preis verlieren. Er muss eine Entscheidung treffen.
CALL ME BY YOUR NAME Vom Publikum, ebenso wie von den Kritikern gefeiert, kann Call Me By Your Name an den Erfolg von Moonlight anschliessen, und schafft es ebenso, die LGBT-Thematik ins Mainstream-Kino zu bringen. Und dies ist nicht zuletzt den beiden Hauptdarstellern Armie Hammer und Timothée Chalamet zu verdanken. Gerade Letzterer startet derzeit richtig durch, ist er doch auch noch im hochgelobten Film Lady Bird zusehen, welcher im April zu uns in die Kinos kommen wird. Ein heisser, sonnendurchtränkter Sommer auf dem norditalienischen Landsitz von Elios Eltern im Jahr 1983. Der 17-Jährige hört Musik und liest Bücher, geht schwimmen und langweilt sich, bis eines Tages der neue Assistent seines Vaters aus Amerika in der grosszügigen Villa ankommt. Der charmante Oliver, der wie Elio jüdische Wurzeln hat, ist jung, selbstbewusst und gutaussehend. Anfangs reagiert Elio eher kühl und abwehrend auf ihn, doch schon bald unternehmen die beiden öfter Ausflüge miteinander, und Elio beginnt zögerliche Annäherungsversuche, die zunehmend intimer werden – auch wenn man, wie Oliver sagt, „über solche Dinge nicht sprechen kann“. Die Anziehung zwischen den beiden wird im Laufe des kurzen Sommers immer intensiver. Kinostart: 01.03.18 (DCH), 28.02.18 (FCH) 15.02.18 (ICH) ..................................................................
Kinostart: 22.02.18 .................................................................
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PRIDE + PARTYS TRAVEL-AGENDA 2018 Ausgewählte Termine für deine Reiseplanung 2018: Sa. 03. März 18
Cape Town Pride – Kapstadt, Südafrika
So. 06. Mai 18
Tokyo Rainbow Pride – Tokio, Japan
Di. 08. Mai 18
Eurovision Song Contest Halbfinale – Lissabon, Portugal
Do. 10. Mai 18
Eurovision Song Contest Halbfinale – Lissabon, Portugal
Sa. 12. Mai 18
Eurovision Song Contest Finale – Lissabon, Portugal
Sa. 19. Mai 18
Festiwal Queerowy Maj – Krakau, Polen
Sa. 02. Juni 18
Lugano Pride – Lugano, Schweiz
Egal ob mit Wurzeln im Balkan oder ohne, ob gay oder straight, die legendäre Balkan Gay Night sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen – schon gar nicht zur 9. Geburtstagsausgabe! Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
So. 03. Juni 18
Parada do Orgulho LGBT – Sao Paulo, Brasilien
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Sa. 09. Juni 18
Baltic Pride – Riga, Lettland
Sa. 09. Juni 18
Marche de Visibilités LGBT – Strassburg, Frankreich
Sa. 09. Juni 18
Roma Pride – Rom, Italien
Sa. 09. Juni 18
Zagreb Pride – Zagreb, Kroatien
Sa. 16. Juni 18
Lesbian & Gay Pride – Lyon, Frankreich
Sa. 16. Juni 18
Regenbogenparade – Wien, Österreich
Sa. 16. Juni 18
Zurich Pride – Zürich, Schweiz
Sa. 23. Juni 18
Gay Red Day 2018 – Europa Park Rust, Deutschland
Sa. 23. Juni 18
Freiburg Pride – Freiburg, Deutschland
So. 24. Juni 18
Chicago Pride – Chicago, USA
So. 24. Juni 18
New York Pride – New York, USA
So. 24. Juni 18
San Francisco Pride – San Francisco, USA
Sa. 30. Juni18
Barcelona Pride – Barcelona, Spanien
Sa. 30. Juni 18
CSD Bregenz – Bregenz, Österreich
Sa. 30. Juni 18
Milano Pride – Mailand, Italien
Sa. 30. Juni 18
Marche des Fiertés LGBT de Paris – Paris, Frankreich
Sa. 07. Juli 18
London Pride – London, Grossbritannien
Sa. 07. Juli 18
Orgullo LGBT de Madrid – Madrid, Spanien
Sa. 07. Juli 18
UK Transgender Celebration Sparkle – Manchester, Grossbritannien
So. 08. Juli 18
Cologne Pride – Köln, Deutschland
Sa. 14. Juli 18
CSD München – München, Deutschland
Sa. 21. Juli 18
CSD Frankfurt – Frankfurt, Deutschland
Sa. 28. Juli 18
CSD Stuttgart – Stuttgart, Deutschland
Sa. 28. Juli 18
CSD Berlin – Berlin, Deutschland
Sa. 04. Aug. 18
Amsterdam Pride – Amsterdam, Niederlande
Sa. 04. Aug. 18
Brighton Pride – Brighton, Grossbritannien
Sa. 04. Aug. 18
EuroPride 2018 Part 1– Stockholm, Schweden
Sa.04. Aug.18
Hamburg Pride – Hamburg, Deutschland
04. – 12. Aug. 18 GayGames 2018 – Paris, Frankreich
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------------------------------------FEBRUAR 2018 -------------------------------------
Sa. 11. Aug. 18
Reykjavik Pride – Reykjavik, Island
Sa. 11. Aug. 18
Street Parade – Zürich, Schweiz
Sa. 18. Aug. 18
Copenhagen Pride – Kopenhagen, Dänemark
Sa. 18. Aug. 18
EuroPride 2018 Part 2 – Göteborg, Schweden
Sa. 25. Aug. 18
Manchester Pride – Manchester, Grossbritannien
Sa. 08. Sept. 18
FantasyPride – Phantasia Land Brühl, Deutschland
So. 16. Sept. 18
Belgrade Pride – Belgrad, Serbien
Sa. 27. Okt. 18
Gay Pride Taipei – Taipeh, Taiwan
Fr.09.02.18, 23h 9 JAHRE BALKAN GAY NIGHT
Sa.10.02.18, 23h PROM NIGHT: Lady Gaga An der Prom Night dreht sich alles um das eine grosse Date und in dieser Nacht datest Du Lady Gaga. Denn, sind wir ehrlich, gibt es etwas Tolleres als eine ganze Nacht zu ihren Hits abzutanzen? Eben! Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------Fr.16.02.18, 23h KIKI Nun meldet sich auch die Kiki wieder auf den Partykalender 2018 zurück, und mit dabei sind Marc & Dani Nydegger, Raffa Perz, Visionkids, Juen und die Jungs von Workinprogress. Friedas Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich
------------------------------------Fr.16.02.18, 23h SISSY THAT WALK The stage is yours: Die Bühne wird zum Laufsteg umgebaut und somit zum Hotspot des Abends mitten im Klub! Das Heaven überlässt die Tanzfläche allen Cool Cats, Club Kids und deren Moves... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------Sa.17.02.18, 23h ONE NIGHT IN HEAVEN Den Alltag vergessen und sich von treibenden Bässen in andere Sphären tragen lassen. Freiheitsgefühl, unbeschwert sein und sich ohne Hemmungen dem Rhythmus der Musik hingeben... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
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Fr.23.02.18, 23h HELL’S KITCHEN
Sa.10.03.18, 22h SAINTS + SINNERS
DJ mit scharfer Musik würzen, Bass und Beats verrühren und kräftig einheizen. Tanzfläche mit vielen Klub Kids belegen und eine gute Prise Spass darüber streuen. Party richtig hoch kochen und bis zum Morgen durchziehen lassen. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
Nach der schwullesbischen Seemannsparty Haddock im letzten Jahr erobert die LGBT-Community das Berner Bierhübeli erneut und muss sich dieses Mal entscheiden: Himmel oder Hölle? Saint or Sinner? Bierhübeli, Neubrückstrasse 43, 3012 Bern
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Sa.24.02.18, 23h GAMEPARTY – Vol. 12
Fr.16.03.17, 23h BERLIN CALLING
Dem Progressive-Goa-Techno bleibt das Label auch diesmal treu, doch die 12. Ausgabe steht unter dem Motto Zirkus: Natürlich gilt weiterhin Be As You Are And Be Tolerant und lebe deinen Fetisch aus. Bananenreiferei, Pfingstweidstrasse 101, 8021 Zürich
Das Heaven legt für die deutsche Hauptstadt wieder den roten Soundteppich aus: Diesmal ist Gloria Viagra zu Besuch in der Limmatstadt... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------APRIL 2018 ------------------------------------So.01.04.18, 22h 14 JAHRE BOYAHKASHA! Kein Scherz, die Boyahkasha feiert am 1. April bereits ihren 14ten Geburtstag: Einst klein begonnen, feiert das Label mittlerweile in den grössten Locations der Stadt und auf mehreren Floors – so auch an diesem Ostersonntag zum Jubiläum im Plaza im Kreis 4. Happy Birthday auch von gay.ch. Plaza, Badenerstrasse 109, 8004 Zürich
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Sa.07.04.18, 22h BLUMENNACHT
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Do.29.03.18, 23h HASENPFEFFER OSTERFESTIVAL
Sa.24.02.18, 23h GRAVITY
Am Oster-Weekend startet auch das Heaven bereits einen Tag früher ins Wochenende: Der Startschuss zum Hasenpfeffer-Festival fällt bereits am Donnerstag vor Karfreitag... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
Die area Nacht der Blumen findet in diesem Jahr etwas später als sonst statt: Tausende von Blüten verwandeln das Hive wieder in ein wahres Blumenmeer. An den Decks stehen zudem unter anderem Mental X, Jesse Jay, Thomi B, Don Ramon und andere mehr.... Hive, Geroldstrasse 5, 8005 Zürich
Wenn die Schwerkraft nachlässt und sich die tanzenden Körper wie von selbst zum Beat bewegen, dann ist DJ AleXio am Werk. Mit perfektioniertem Feingefühl meistert er es regelmässig, Clubs in ganz Europa zum schweisstreibenden Abtanzen zu bringen. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------MAERZ 2018 ------------------------------------Sa.03.03.18, 23h LONDON NIGHT London meets Zurich, Heaven meets Heaven: Der Londoner Club schickt Zach Burns in den gleichnamigen Club nach Zürich – Unterstützung erhält er zudem von Angel O. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------Fr.09./Sa.10.03.18, 23h 5 JAHRE HEAVEN An diesem Wochenende werden im Heaven die Korken knallen: Der Club im Niederdorf feiert nämlich sein halbes Jahrzehnt. Zu diesem Jubiläum werden sich mit Sicherheit auch diesmal wieder die Drags und DJs, welche im Club schon ihr zweites Zuhause gefunden haben, die Klinke in die Hand geben. Herzliche Gratulation zum 5-Jährigen auch von gay.ch... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
------------------------------------Fr.30.03.18, 23h SCHLAGERRAHM PARTY Wollana lädt am Karfreitag zur grossen Schlagerparty ins Heaven. Während er das Zepter am DJ Pult inne hat, so wird Vanessa La Wasch den Part auf der Bühne mit einer Schlagershow übernehmen... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
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Sa.31.03.18, 20h BATTLE OF THE QUEENS Am Ostersamstag haben die Drag Queens das Sagen: Bereits um 20 Uhr geht’s mit der Show The Battle Of The Queens los, und danach geht’s nahtlos in die Aftershow Party über... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich
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Lange bevor das Oberste Gericht der USA im Jahr 2015 im Fall Obergefell v Hodges urteilte, dass die Ehe in allen Bundesstaaten für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden muss, hat vor bald 50 Jahren bereits ein Paar im US-Bundesstaat Minnesota eine entsprechende Klage eingereicht. Ein Mann trug seinen Lebenspartner damals unter einem Frauennamen ein, doch die Behörden kamen ihnen auf die Schliche. Sie waren trotzdem das erste, gleichgeschlechtliche Paar der Welt, welches die gesetzlichen Grenzen in Bezug auf Marriage Equality auszutesten begann, und es gelang ihnen sogar ganze sechs Wochen lang verheiratet gewesen zu sein...
Text: Dominique
03.09.1971 Es war im Mai 1970 als Michael McConnell und Jack Baker erstmals in Hennepin County eine Eheerlaubnis beantragten. Diese wurde jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass es sich bei ihnen um zwei Männer handle. Im darauffolgenden Jahr, anfangs August, stellten sie das Rechtssystem erneut auf die Probe: Michael McConnell adoptierte Jack Baker kurzerhand. Die Richter waren damals der Meinung, dass eine Adoption nicht nur auf Kinder beschränkt sei, und bewilligten den Schritt. Jack Baker hiess nun auf den Papieren Pat Lynn McConnell. Mit diesem neuen Namen versuchten es die McConnells erneut, eine Ehelizenz zu erhalten, und sie schickten einen zweiten Antrag ab, diesmal jedoch in Blue Earth County, und diesmal trug er seinen Lebenspartner als seine Verlobte Pat McConnell, also als Frau ein. Die Eheerlaubnis wurde dadurch gutgeheissen, und nach der obligatorischen Wartezeit wurden sie vom Methodisten-Pastor Roger Lynn am 3. September 1971 verheiratet – als erstes gleichgeschlechtliches Paar der Welt. Doch dann kam ihnen der Staatswalt von Blue Earth County auf die Schliche, er focht die Ehe an und schliesslich wurde sie nach sechs Wochen für nichtig erklärt. Das wollten die beiden Pioniere in Bezug auf Marriage Equality aber nicht auf sich sitzen lassen und so zogen sie vor das Oberste Gericht des US-Bundesstaat Minnesota. Die Richter gaben ihnen jedoch wenig überraschend nicht Recht und
Das erste, legal verheiratete Gay Paar der Welt...
befanden, dass die Ehe eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau sei, so wie es im Buch Genesis vorgesehen ist. Als sie in Berufung gingen wurden sie schliesslich 1972 vom Obersten Gericht der USA erneut ausgebremst – die Begründung: Dem Fall fehle es an Substanz und man werde nicht darauf eintreten.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2018, und die USA haben die Ehe seit 2015 für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet – Minnesota gehörte dabei gar zu den Vorreitern und war 2013 der 12. US-Bundesstaat, der Marriage Equality einführte. Doch geheiratet haben die McConnells seither nicht – sie weigern sich schlicht, denn sie sind nach wie vor der Meinung, dass ihre erste Ehe aus dem Jahr 1971 gelten muss. Ihre Eheerlaubnis sei damals genehmigt worden, und deshalb müsse dies auch gelten. Aus diesem Grund sind sie auch bereits damals im 2013 erneut vor Gericht gezogen, um zu erreichen, dass ihre Ehe aus dem Jahr 1971 nun, da Marriage Equality offiziell eingeführt ist, gelten muss – und zwar rückwirkend. Ein Bezirksgericht hat den Antrag damals abgelehnt, und Ende Dezember 2017 ist nun auch das Berufungsgericht von Minnesota zum selben Urteil gekommen. Ihre Hartnäckigkeit hat ganz einfache Gründe: Würde ihre Ehe aus dem Jahr 1971 tatsächlich anerkannt, dann hätten
sie als Ehepaar von Steuervorteilen und zahlreichen anderen Begünstigungen profitiert, was ihnen heute zurückbezahlt werden müsste. Michael McConnell und Pat Lynn McConnell waren das erste gleichgeschlechtliche Paar der USA, welches die gesetzlichen Grenzen des Eherechts der USA auszutesten begann. Ihre Ehelizenz wurde zudem im selben Jahr für ungültig erklärt, als es auch in New York City zu einer Protestaktion für Marriage Equality kam. Aktivisten der Gay Activists Alliance (GAA) liefen damals mit Kuchen und Kaffee ausgerüstet ins Standesamt der Stadt um eine Verlobungsfeier zwischen zwei Männern zu feiern. Bei den Mitarbeitern fand die Aktion aber wenig Anklang, und sie drohten gleich mit der Polizei. Zwei Jahre später, 1973, führte mit Maryland dann der erste US-Bundesstaat ein offizielles Verbot für gleichgeschlechtliche Ehen ein. Doch zurück zu den McConnells: Methodisten-Pastor Roger Lynn, welcher das Paar damals vor bald 48 Jahren verheiratet hat, erklärt zurückblickend, dass er immer noch in Kontakt mit den Beiden stehe. Sie seien immer noch ein Paar, und, so scherzt er weiter, sie seien immer noch verliebt – es sei somit eine seiner erfolgreicheren Eheschliessungen gewesen... auch wenn die Ehe rein rechtlich gesehen nur gerade sechs Wochen hielt.
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Text: Dominique Foto : Luis
Es passiert meistens im Versteckten, es kann mehr von „Heilern“ gesprochen werden und häufig steht es in Verbindung mit Kirchen, Sekten oder anderen Glaubensgemeinschaften: Conversion Therapien, quasi das Umpolen von Schwulen, Lesben und Transgender auf heterosexuell, und dies mit zumeist fatalen Folgen für die Betroffenen. Selbst innerhalb der LGBT-Community wissen viele Nichts mit dem Begriff der Conversion Therapy, oder zu Deutsch, der Reparativtherapie/ Reorientierungstherapie anzufangen. International gibt es immer mehr Staaten, Provinzen und Gemeinden, welche ein Verbot dieser schädlichen Therapieformen im Gesetz verankern. gay.ch versucht dem Thema nachzugehen und aufzuzeigen, weshalb auch hierzulande ein Verbot dieser homo- und transphoben Therapieformen sinnvoll wäre...
UMPOLUNG
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Weshalb auch in der Schweiz ein Verbot der Conversion Therapien sinnvoll wäre...
Es läuft sehr viel im Verborgenen ab, und so überrascht es kaum, dass aus der Schweiz kaum Fälle von Conversion Therapien öffentlich bekannt sind, selbst bei ausgewiesenen und bestens vernetzten Fachkräften auf dem Gebiet der Psychologie nicht. So erklärte etwa Kaspar Aebi, Spezialarzt sowohl für Allgemeine Medizin als auch für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Vorstandsmitglied bei der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) gegenüber gay.ch, dass er persönlich keine KollegInnen, welche explizit Conversion Therapien anbieten, kenne. Er halte es aber für durchaus wahrscheinlich, dass in Kreisen mit fundamentalistischen weltlichen und religiösen Anschauungen, in denen die Homosexualität abgelehnt wird, TherapeutInnen entsprechende „Behandlungen“ anbieten. Ähnlich klingt es auf Anfrage auch bei Frau Doktor Dagmar Pauli, Chefärztin und Stv. Klinikdirektorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich. Seit 2009 führt sie zudem auch die Trangender-Sprechstunde für Kinder und Jugendliche zu allen Fragen rund um Geschlechteridentität. Sie habe nicht so viel Erfahrung mit Conversion Therapie im engeren Sinne. Insbesondere bezogen auf Homosexualität sind ihr keine Fälle bekannt von Jugendlichen, welche einer solchen Therapie unterzogen wurden.
Es seien ihr eher Fälle bekannt, dass Eltern mit der Homosexualität der Kinder Mühe haben, das heisst, dass diese sich entweder nicht outen - weil sie den Eltern gar nichts sagen wollen, weil sie deren Einstellung kennen - oder aber die Eltern die Homosexualität ablehnen und dann die Kinder zum Beispiel zu „HeilerInnen“ bringen, die das „wegmachen“ sollen.
Das waren in den Fällen, die sie gesehen habe, so Frau Pauli weiter, aber keine PsychotherapeutInnen sondern eher religiöse HeilerInnen. Sie denke, dass in der Schweiz kaum Conversion Therapien angewendet werden in Bezug auf Homosexualität, und wenn dann in religiösen Kreisen zum Beispiel von religiös eingebundenen Psychotherapeuten. Diese Fälle kommen wahrscheinlich dann gar nicht bis zu ihr, sondern suchen eine andere nicht religiöse Psychotherapie erst im Erwachsenenalter auf, denkt sie weiter. Im Transgender-Bereich sind ihr jedoch einige Fälle bekannt, wo TherapeutInnen den Eindruck haben, dass sie versuchen müssten, die Jugendlichen „mit dem Körper auszusöhnen“. Das bedeute nicht unbedingt, dass die TherapeutInnen dieses selbst als Konversionstherapie sehen, sondern, sie vermuten hinter der Transidentität der Jugendlichen eine „Phase“, die durch Therapie sozusagen beschleunigt werden kann, so Frau Dr. Pauli weiter. Solche TherapeutInnen positionieren sich unter Umständen schon eher gegen Transitionsschritte und versuchen, die Jugendlichen in die Richtung einer „Akzeptanz ihres Geburtsgeschlechtes“ zu beeinflussen. Es fehlt hier vielfach noch das Wissen darüber, dass man mit einer solchen Haltung den Jugendlichen - wenn sie klar transident sind - das Gefühl gibt, ihre Transidentität nicht ernst zu nehmen bzw. ihnen das Gefühl gibt, mit der Transidentität irgendwie „falsch“ zu sein und „behandelt“ werden zu müssen. Doch auch im Transgender-Bereich gehe es, so findet Frau Pauli, im Moment nicht um ein Verbot sondern eher um die Aufklärung über das Thema, da die meisten PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen das in ihrer Ausbildung gar nicht hatten.
Vorliegen einer Homosexualität nicht von einem „Krankheitszustand“ aus, womit diese auch nicht einer „Therapie“ zugeführt werden soll, so Aebi weiter. Dabei sei zu berücksichtigen, dass der subjektive Leidensdruck nicht zwingend deckungsgleich sein muss mit den Inhalten der erwähnten Diagnosemanuale (ICD; DSM). Es sei also durchaus möglich, dass sich ein Mensch mit dem Wunsch zur psychotherapeutischen Bearbeitung und Veränderung der sexuellen Orientierung meldet und dabei selbst davon ausgeht, mit der Homosexualität unter einer Krankheit zu leiden. Der Leidensdruck komme dabei aber nicht durch die Homosexualität an und für sich zustande, sondern sei vielmehr das Resultat von persönlichen, psychischen Charakteristika bzw. des Lebensumfeldes, in welchem sich diese Charakteristika ausbildeten, führt er weiter aus. Eine wesentliche Rolle spiele dabei ohne Zweifel die Haltung des näheren Beziehungsumfeldes wie auch der Gesellschaft im weiteren Rahmen gegenüber der Homosexualität. Die Sexualität und die sexuelle Orientierung seien wesentliche Aspekte des menschlichen Wesens und haben dabei bei weitem nicht ausschliesslich darauf Einfluss, mit welchem anderen Geschlecht sexuelle Kontakte gelebt werden. Sexualität und sexuelle Orientierung seien, so Kaspar Aebi weiter, somit oft auch ein Thema im Rahmen von Psychotherapien. Besteht eine Verunsicherung im Rahmen einer homosexuellen Orientierung, so besteht das therapeutische Ziel in erster Linie in einer Stärkung der Selbstwahrnehmung und des Selbstbewusstseins, welches dann im günstigen Fall auch eine erfolgreiche Integration der wahrgenommenen Neigung in die Persönlichkeit ermöglicht.
THERAPIEMETHODEN MIT SCHADENFOLGE
INTERPELLATION AN DEN BUNDESRAT
Von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) gibt es keine offizielle Haltung oder entsprechende Behandlungsempfehlung in Bezug auf Reparativtherapien, erklärt Kaspar Aebi gegenüber gay.ch. Werden jedoch solche Therapiemethoden mit Schadenfolge angewendet, so sei der oder die behandelnde PsychotherapeutIn dafür verantwortlich und kann juristisch dafür zur Verantwortung gezogen werden. Wird ein solcher Fall in der SGPP bekannt, könne je nach den vorliegenden Fakten ein Gesellschaftsausschluss die Folge sein. Nachdem die Homosexualität als solche jedoch seit ca. 25 bis 30 Jahren in den gängigen Diagnosemanualen glücklicherweise nicht mehr auftauche, gehe man beim
Um Conversion Therapien und ähnliche Behandlungen, welche zum Ziel haben, die sexuelle Orientierung von jemandem zu verändern, in der Schweiz einen Riegel zu schieben, hat BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti eine entsprechende Interpellation an den Bundesrat gerichtet, um feststellen zu können, ob man seitens Bund handeln kann. Sie habe es aber nicht zuletzt auch deshalb gemacht, um jene Leute, welche eine solche Therapie immer noch anbieten, aufzuschrecken. Auf Anfrage von gay.ch erklärte sie, dass die Antwort des Bundesrats im Mai 2016 ziemlich ernüchternd gewesen sei. Es wurde auf Fachstellen verwiesen, doch das Problem bleibe damit weiter bestehen.
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UMPOLUNG Solche Therapien passieren oft im Umfeld von Freikirchen, so Rosmarie Quadranti weiter. Das heisst, es werde alles getan, dass nichts nach aussen dringe. Das Thema sei ihr zuvor auch nicht bekannt gewesen, doch es sei an sie herangetragen worden und sie habe dann mit einem Betroffenen gesprochen. Nie und nimmer hätte sie sich vorstellen können, dass es so etwas gibt. Und was sie als Mutter am meisten beelendet habe, führt die Politikerin weiter aus, sei, dass es Eltern gebe, auch in diesem Land, die ihrem Kind so etwas antun! Sie sei nun aber ziemlich hilflos. Der Bundesrat habe ja zur Antwort gegeben, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor physischer und psychischer Gewalt eine Kernaufgabe der Gesellschaft sei, so Rosmarie Quadranti. Am ehestens müsste man wohl die Kantons- und Gemeindestellen aufklären, dass es diese Therapien nach wie vor gibt. Sie bleibe aber weiterhin an diesem Thema. Sollte jemand einen Tipp haben, was man unternehmen könne, dann solle man sich doch bei ihr melden, bittet die Politikerin weiter. Ob ein Verbot der Conversion Therapie bei der heutigen Zusammensetzung im Parlament eine Chance hat, sei sehr schwierig zu beantworten. Das habe man bereits bei der Lockerung des Blutspendeverbots gesehen, so Rosmarie Quadranti. Dies geschah auch auf Druck der BDP-Politikerin. Sie müsse nun aber erst abklären, ob und wie ein solches Verbot von Conversion Therapien formuliert werden kann. Dass es möglich ist, ein solches Verbot auf Gesetzesebene umzusetzen haben bereits mehrere Staaten, darunter Malta, Ecuador, Taiwan, sowie Bundesstaaten, Provinzen und unzählige Gemeinden und Grossstädte in den USA, Australien und Kanada bewiesen. Einem Verbot eher skeptisch gegenüber steht Dagmar Pauli. gay.ch erklärte sie, dass sie es nicht beurteilen könne, ob ein Verbot für Conversion Therapien im Bereich Homosexualität in der Schweiz nötig wäre, da ihr solche Fälle nicht bekannt sind. Sie zweifle aber nicht daran, dass es solche Fälle irgendwo gibt. Aber wahrscheinlich könne man dem mit einem Verbot gar nicht beikommen, weil nämlich religiös eingebundene Psychotherapeuten wahrscheinlich auch nicht zugeben würden, dass sie eine Conversion Therapie machen, sondern das eher als Begleitung im Prozess der sexuellen Identitätsfindung deklarieren würden. Ähnlich sieht es auch Kaspar Aebi von der SGPP. An und für sich halte er persönlich wenig von einem allein dastehenden Verbot einer Konversionstherapie, so Herr Aebi. Er könne sich jedoch durchaus vorstellen, dass eine Therapie, welche das ausschliessliche Ziel einer sexuellen Umorientierung verfolgt bereits heute gesetzliche Grenzen überschreitet und einen Straftatbestand darstellt, insbesondere dann, wenn dies bei Minderjährigen angewendet wird.
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Doch was würde aus Sicht von gay.ch für ein Verbot sprechen: Auch wenn solche Therapieformen bereits ein Strafbestand darstellen können, wie Kaspar Aebi erklärt, so würde ein Verbot einerseits quasi eine vorbeugende Wirkung zeigen, und damit könnte bereits viel Leid von vor allem jungen LGBTs abgehalten werden, welche teilweise von ihren Eltern zu solchen Behandlungen gezwungen werden, ob nun bei einem Psychotherapeuten oder bei einem „Heiler“.
Das Verbot müsste wohl aber am besten in Kombination mit einem Anti-Diskriminierungsgesetz und einem Gesetz gegen Hate Crime verbunden werden, wie es andere Staaten ebenfalls bereits kennen. Damit würden nicht nur Anbieter von „echten“ Conversion Therapien zurückgebunden, sondern auch all jene Heiler und Geistlichen, welche mit ihren jeweiligen Methoden das selbe zum Ziel haben. Damit hätte die Justiz eine wirksame Handhabe, um gegen jene vorzugehen, welche die sexuelle Neigung einer anderen Person nicht akzeptieren und sie gar mit schädlichen Behandlungen umzupolen versuchen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn Teenager und junge Erwachsene betroffen sind. Weiter würde ein Verbot das Thema verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, denn es bestehen keine Zweifel, dass diesbezüglich noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. Es würde gerade jungen Schwulen, Lesben und Transgender aufzeigen, dass sie sich gegen solche Therapieformen wehren sollen und müssen. Doch genau dort ist auch ein Knackpunkt: Wenn jemandem Probleme aufgrund seiner sexuellen Orientierung aufgeschwatzt werden, dann braucht es enorm viel, dass sich so jemand auch tatsächlich öffnet, sich gegen solche Therapien ausspricht und sie zur Anzeige bringen würde. Statistiken zu LGBT-Themen, geschweige den zu Conversion Therapien, sind in der Schweiz kaum vorhanden, doch Zahlen aus dem Ausland regen durchaus zum Nach-
denken an. Etwa wenn man bedenkt, dass alleine in einer eigentlich als weltoffen bekannten Stadt wie New York City jede Nacht tausende LGBT-Jugendliche oder junge Erwachsene, kein Zuhause haben, weil sie von ihren Familien oder Verwandten wegen ihrer Homosexualität oder ihrer Geschlechteridentität auf die Strasse gestellt wurden oder von ihrem konservativen Umfeld fliehen. Sie machen rund 40 Prozent aller obdachlosen Jugendlichen der Stadt aus, also ein Vielfaches vom geschätzten LGBT-Anteil in der Gesamtbevölkerung. Nicht wenige von ihnen haben ihr Zuhause auch gerade deswegen verlassen, da sie von ihren Eltern zu Ärzten gebracht wurden, um sie - zumindest zu versuchen - zu therapieren. In den USA gibt es rund 70 Therapeuten, welche offiziell Conversion Therapien anbieten. Darin nicht eingerechnet sind all jene „Geistlichen“ und „Heiler“, vor allem von Freikirchen und fundamentalen oder konservativen Glaubensgemeinschaften, welche solche Angebote ebenfalls unterhalten. Doch dies dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Die Organisation Stonewall in Grossbritannien hat im Jahr 2009 eine Umfrage unter 1300 Fachkräften im Bereich der Psychotherapie durchgeführt. 200 von ihnen haben angegeben, dass sie nach wie vor eine Form von Conversion Therapie anbieten.
SUIZID-RATE UM DAS NEUNFACHE HÖHER
Die Auswirkungen solcher Therapien können gravierend sein: So zeigt eine Studie der San Francisco State University, dass jene LGBTQ-Jugendlichen, welche von ihren Eltern nach dem Coming out nicht akzeptiert und abgelehnt wurden, ein acht Mal höheres Suizidrisiko haben, als jene Jugendlichen, welche voll akzeptiert, respektive kaum bis gar nicht abgelehnt wurden. Das Risiko an schweren Depressionen zu erkranken ist zudem rund sechs Mal höher, und ein dreifach höheres Risiko gibt es in Bezug auf Drogenmissbrauch oder HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten. Bei jenen Menschen, welche sich einer Conversion Therapie unterzogen, sind diese Werte vergleichbar hoch: So weisen sie ein 8.9-fach höheres Suizidrisiko aus, und eine 5.9-fach höhere Rate in Bezug auf schwere Depressionen. Führend auf dem Gebiet der Conversion Therapien ist wohl Dr. Joseph Nicolosi, Psychotherapeut und Direktor der „Thomas Aquinas Psychological Clinic“ in Encino, Kalifornien, sowie Präsident der Therapeutenvereinigung NARTH (National Association for Research and Therapy of Homosexuality).
Er hält weltweit immer wieder Vorträge um solche Behandlungen zu promoten, auch vor Vertretern aus der Schweiz, und behauptet von sich, dass er in seiner beruflichen Laufbahn schon über 1000 homosexuellen Männern „geholfen“ habe. Viele davon, so erklärt Nicolosi, hätten danach abnehmende, homosexuelle Empfindungen zu Gunsten von heterosexuellen Gefühlen gehabt. Er spricht dabei von einer Erfolgsquote von rund einem Drittel. Auf ganz andere Zahlen kamen hingegen die New Yorker Psychologen Ariel Shidlo und Michael Schroeder: In einer Befragung von 200 Männern, welche sich einer solchen Behandlung unterzogen haben, erklärten schlussendlich gerade mal eine Handvoll, dass sie ihre Heterosexualität für sich entdeckt haben. Doch nicht mal diese dürften wirklich glaubhaft sein, da sie nach ihrer „Heilung“ als Berater für solche Behandlungen angeworben wurden und damit nun ihr Geld verdienen. Dass das Thema der Conversion Therapie nicht vernachlässigt werden sollte, zeigten auch Recherchen der Deutschen Welle aus dem Jahr 2011. Während das Thema in den USA damals bereits während Jahren präsent war, so würden diese Therapieformen durch fundamentalistische Gruppierungen nun auch in europäischen Staaten wie Deutschland und Grossbritannien immer stärker verbreitet. So erklärte damals auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), dass Conversion Therapien ein wachsendes Problem auch in Deutschland seien. Es gab gar schon Fälle, dass Krankenkassen solche Therapien bezahlt haben. Passieren konnte dies, so hiess es damals im Jahr 2014 in einer Stellungnahme, da ein Arzt oder Psychotherapeut bei psychischen Erkrankungen bei der Abrechnung an die Kasse nicht das Therapieziel angeben muss, sondern nur, welche Diagnose der Anlass für die Behandlung sei, und welches psychotherapeutische Verfahren eingesetzt wurde. Erst Therapien ab 25 Stunden müssen von einem externen Gutachter vorgängig genehmigt werden, damit die Krankenkasse bezahle. Möglich sei dies zudem nicht zuletzt auch deshalb gewesen, da Conversion Therapien in Deutschland gesetzlich nach wie vor legal sind – selbst bei Jugendlichen.
WIE SIEHT ES INTERNATIONAL IN BEZUG AUF CONVERSION THERAPIEN AUS? Mittlerweile kennen neun Bundesstaaten in den USA, sowie zahlreiche US-Gemeinden wie Miami und Miami Beach, Cincinnati, Seattle, West Palm Beach, Pittsburgh und zahlreiche weitere Grossstädte ein Verbot von Conversion Therapien, teilweise generell oder zumindest für Minderjährige. In rund 20 Bundesstaaten wurden zudem solche Gesetzesentwürfe vorgestellt. Daneben haben unter anderem auch der Bundesstaat Victoria in Australien, die Provinzen Manitoba und Ontario in Kanada, sowie Malta, als erstes Land in Europa, und Taiwan, als erstes Land in Asien, diese Form der Therapie verboten. Andere Staaten, Provinzen oder Gemeinden sind zudem mitten in der Debatte, ob ein solches Verbot umsetzbar ist, oder aber die Regierungen haben öffentlich ihre ablehnende Haltung gegenüber Conversion Therapien bekannt gegeben, wie etwa auch der Bundesrat in der Schweiz. Weltweit gesehen, sind es vor allem auch Vereinigungen von Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten, welche sich grundsätzlich gegen die Wirksamkeit von Reparativtherapien aussprechen, und sich teilweise auch für ein Verbot stark machen, so etwa die World Psychiatric Association, die Pan American Health Organization als Teil der World Health Organization WHO, die American Medical Association, die American Psychiatric Association und die American Psychological Association. Aber etwa auch die Lebanese Psychiatric Society, notabene aus einem arabischsprechenden Land mit einer muslimischen Mehrheit. Selbst in China, welches sich in Bezug auf Homosexualität stets ambivalent verhält, ist es zu einem erfreulichen Gerichtsurteil gekommen: Die Richter haben geurteilt, dass solche Behandlungen illegal sind und eine Klinik musste sich bei einem Mann entschuldigen und ihm Schadenersatz bezahlen. Auf der anderen Seite gibt es aber nach wie vor staatliche Spitäler, welche solche Therapien anbieten. LGBT-Aktivisten sind nun aber nach einem weiteren, ähnlichen Urteil an die Regierung herangetreten, um für ein nationales Verbot einstehen. In einer Klinik in Südafrika sind drei tote Teenager in einem Camp für Conversion Therapie gefunden worden. Ein Gericht hat die Leiter darauf wegen Mord, Kindsmissbrauch und Misshandlung verurteilt. Zudem sprach sich darauf auch die South African Society of Psychiatrists gegen die Therapieform aus, da sie schädlich und destruktiv sein könne. Gerade in Südafrika, aber auch in anderen Staaten vor allem in Afrika,
kommt noch eine weitere Praxis hinzu, die so genannte Corrective Rape, eine korrigierende Vergewaltigung. Damit werden Vergewaltigungen von Homosexuellen bezeichnet, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern. In Ecuador wiederum hat die Regierung in drei Kliniken in der Hauptstadt Razzien durchgeführt, und dabei dutzende Frauen befreit, welche dort aufgrund ihrer Homosexualität festgehalten und therapiert wurden. Danach hat die Regierung öffentlich versprochen, jede andere, solche Klinik zu schliessen. Dies wird faktisch als ein Verbot dieser Therapieform angesehen. Neben diesen erfreulichen Fortschritten in gewissen Staaten, so gibt es jedoch auch beängstigende Entwicklungen in anderen, bereits als homo- und transphob bekannten Ländern. Brasilien beispielsweise war eigentlich das erste Land der Welt, welches Conversion Therapien bereits im Jahr 1999 verboten hat. Ein politischer Vorstoss der Menschenrechtskommission des Unterhaus, der ein evangelikaler Christ vorstand, versandete glücklicherweise wieder, doch im September 2017 genehmigte das Bundesgericht in der Hauptstadt Brasilia die Conversion Therapy wieder und hob damit das Verbot vom Jahr 1999 auf. Der Rat für Psychologie ist jedoch bereits in Berufung gegangen um das Verdikt durch eine höhere Instanz neu beurteilen zu lassen. In Malaysia ist es die Regierung selber, welche an diesen Therapieformen festhält. Erst im Februar 2017 bekräftigte sie, dass Homosexualität durch intensives Training durchaus geheilt werden kann. Zudem wurde nur wenige Monate später durch das Gesundheitsministerium ein Wettbewerb gestartet, bei dem Filme eingereicht werden konnten, welche die besten Möglichkeiten zeigen um Homosexualität zu heilen. Nach massiven Protesten wurde der Wettbewerb schliesslich kurze Zeit später wieder abgesagt. In Hong Kong wiederum sind es offenbar die Sozialarbeiter, welche LGBT-Jugendlichen nach wie vor Conversion Therapien ans Herz legen. Dabei soll es vom „Wegbeten“ der Homosexualität bis hin zu Elektroschocks gehen. Ein Vorstoss, um diese Therapieformen in Hong Kong offiziell zu verbieten, wurde von der Regierung aber abgelehnt. In Südkorea wiederum erklärten laut einer Umfrage von 2016 rund 16.1 Prozent aller LGBTs, welche ein Coming out wagten, dass ihnen eine Conversion Therapie empfohlen wurde. 65.4 Prozent davon zeigten sich danach überzeugt, dass die Therapie eine schädliche Wirkung auf ihr Leben gehabt hat, und 94 Prozent davon erklärten wiederum, dass sie ein psychologisches Trauma erlebten.
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SIEBEN FRAGEN AN MANH NGUYEN LEITUNG ADMINISTRATION PINK CROSS
Was sind deine Aufgaben bei Pink Cross? Im Dreier-Team der Pink Cross-Geschäftsstelle bin ich hauptsächlich die Administrationsleitung. Ich bin für alle administrativen Bereiche und die Koordination einzelner Projekte verantwortlich. Auch arbeite ich zusammen mit den Anderen unseren Sozialpraktikanten ein. Des Weiteren bin ich neu - gemeinsam mit Simon Drescher - für das Hate Crime-Projekt bei Pink Cross zuständig. Wie viel Zeit setzt du dafür pro Woche ein? Offiziell mit einem Pensum von 55%. Du arbeitest u.a. auch beim IHRF (Internationalen Menschenrechtsforum Luzern), beim Nachbarschafts-Portal nebenan.de, bei der Fachstelle Migration Zug, der Opferberatung Zürich und bei Queeramnesty Schweiz. Wie bekommt man das alles unter einen Hut? Mein berufliches und ehrenamtliches Engagement in diesen wertvollen Organisationen war noch vor meiner Zeit bei Pink Cross. Zurzeit bin ich mit Pink Cross und Nebenarbeiten leider ausgelastet. Wie hast du dein Coming out erlebt? Wahrscheinlich teile ich meine Coming out Erfahrungen mit vielen anderen ähnlich. Also mehrschichtig und bereichernd. Bei mir kommt noch der vietnamesische kulturelle Hintergrund hinzu, welcher meine Coming out-Erfahrungen wesentlich beeinflusst hat. Hast du schon Erfahrungen mit homophoben Mitmenschen gemacht? Ja, leider. Das Spektrum reicht dabei von homophoben Sprüchen, psychischem Druck bis hin zu Hänseleien. Jedoch weiss ich, dass homophobe Gewalt viel bösartigere und gravierende Auswüchse haben kann. Der Lernprozess und die Erkenntnis, dass Homophobie schlussendlich nichts mit mir persönlich zu tun hat, sind für mich hilfreiche und stärkende Erfahrungen. Musik ist für dich ein wichtiges Hobby. Spielst du ein Instrument? Musik ist für mich ein unendliches Geschenk. Ich singe und schreibe dabei meine Musik selbst. Auf was freust du dich besonders im 2018? Allgemein stets auf das Jetzt und all die kommenden neuen und alten Reisen. Und: In 2018 we‘re fucking getting over it;-)
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