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Experts Talk mit Seuberth/Forest

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Greenwashing

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Die Maturität der Emerging Markets

Viele Unternehmen der Emerging Markets entsprechen heute schon dem Anforderungsprofil der weltweit gültigen SRI-Standards. Wie diese evaluiert werden, stellen Federica Forest und Torsten Seuberth dar.

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Aberdeen selektiert seine Zielinvestments seit bald 30 Jahren nach Kriterien der Nachhaltigkeit. Wie kam es dazu?

Federica Forest: Aberdeen Standard Investments ist ein schottisches Haus und gerade in Schottland ist der ESG-Bezug bei vielen Unternehmen traditionell sehr groß. Bei uns hat dieser Prozess der Unternehmens-Selektion nach ESG-Kriterien bereits 1992 begonnen und wurde seither kontinuierlich weiterentwickelt. So gibt es bei uns ein zentrales ESGTeam, dem 20 Experten angehören, dieses begleitet alle Phasen des Auswahlprozesses. Die einzelnen Teammitglieder sind dabei auf bestimmte Themen spezialisiert, wie etwa CO2-Emissionen und soziale Ungleichheiten. Darüber hinaus haben wir Spezialisten in den jeweiligen ESG-Anlageteams, wie etwa in den Bereichen Anleihen oder Aktien, die die Integration im Rahmen ihrer Aufgaben unterstützen. Für unser ESG-Engagement in den Emerging Markets steht ein Team von vier Experten zur Verfügung.

Wie kam es dazu, dass Aberdeen gerade in Asien so hohe ESG-Expertise entwickelt hat?

Federica Forest: Unser früherer Chairman Martin Gilbert kam in Kuala Lumpur zur Welt – und hatte persönlich einen starken Bezug zum asiatischen Raum, der ihm sehr vertraut war. So sind schon in den Achtziger Jahren die Emerging Markets – sehr bald auch in Verbindung mit der ESG-Philosophie – zur „Investment-Heimat“ von Aberdeen geworden.

Federica Forest, Associate Director Business Development

Torsten Seuberth, Investment Director, Wholesale Business Germany & Austria

Wie nachvollziehbar ist das ESG-Commitment in den Emerging Markets, besonders in China?

Torsten Seuberth: Tatsächlich hat in den Emerging Markets mittlerweile ein großer Umdenkprozess in Richtung Nachhaltigkeit eingesetzt. Vielen Unternehmen in China wird auch von staatlicher Seite die „Rute ins Fenster“ gestellt, damit diese Reformen umsetzen. 2016 wurde der 13. Fünfjahresplan eingeleitet, bei dem die Umwelt in das Zentrum der Entwicklungsziele rückte. Vor diesem Hintergrund war das Ziel der CO2-Neutralität der nächste logische Schritt in einer Reihe von Maßnahmen. Im September 2020 hat China das Ziel, bis 2060 klimaneutral sein zu wollen, formuliert. Das Land hat sich dabei Etappenziele gesetzt und fokussiert sich aktuell auf den Energiesektor. Wir denken, dass China in naher Zukunft das „Saudi-Arabien“ der erneuerbaren Energien werden wird, denn laufend werden Solar- und Windkraftanlagen gebaut und gehen ans Netz.

Ist China heute noch dem Bereich der Emerging Markets zuzurechnen?

Torsten Seuberth: Streng genommen nein. Asien erlebt aktuell einen gigantischen Transformationsprozess. In Indonesien beispielsweise entwickelt sich eine große, junge Mittelschicht. Das zeigt sich im steigenden Konsum aber auch in der Anzahl der Universitätsabsolventen. In China beispielsweise gibt es jedes Jahr sechs Millionen davon. Diese Entwicklung dokumentiert sich aber auch etwa in der Anzahl der Patentanmeldungen im technischen Bereich, die sensationell steigen.

Wie besuchen Sie in Zeiten von Corona die Gesellschaften? Wie nehmen Sie Ihre Aufgaben im Rahmen des Active Stewardship wahr?

Federica Forest: Jedes Jahr werden rund 2000 Besuche unternommen. Diese finden aktuell online statt. Ähnlich oft nehmen wir bei Hauptversammlungen von unserem Stimmrecht Gebrauch. Aktiv mitbestimmen, sagen, wenn uns etwas nicht gefällt, das ist für uns elementar wichtig. Es freut uns, wenn unsere Einflussnahme „ankommt“, einen Transformationsprozess einleitet und die Unternehmen in eine positive Richtung steuert. Werden unsere Anregungen nicht angenommen, so nehmen wir durchaus auch De-Investments vor.

Ist die Entwicklung Ihrer ESG-Investment Fonds eigentlich besser als die konventioneller Fonds?

Torsten Seuberth: Tatsächlich zeigt der Referenzindex von nach ESG-Kriterien gemanagten AsienFonds eine leicht bessere Performance als jene Asien-Indizes, bei denen ESG keine Rolle spielt. Interessant ist jedoch, dass bei ESG-Fonds die Erholungsphasen nach einem vorherigen Abschwung rascher erfolgen. Diese Tatsache schlägt sich entsprechend in der Performance unserer Fonds nieder.

www.aberdeenstandard.com

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