West-Leipziger im 1. Weltkrieg – Leseprobe

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EDITION LEIPZIGER WESTEN

West-Leipziger im 1. Weltkrieg 1914 –1918

100 Jahre Kriegsende – eine Ausstellung erzählt

WERBEAGENTUR KOLB HEIMATVEREIN RÜCKMARSDORF E. V.


BÖHLITZER HEFTE

100 S., über 200 Abb. und Pläne, 9,90 @ ISBN 978-3-944992-01-3

100 S., über 130 historische Abb., 8,90 @ ISBN 978-3-944992-02-0

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100 S., über 250 Abb. und 5 Karten, 9,90 @ ISBN 978-3-944992-06-8

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140 S., über 350 Abb., 3 Karten, 11,90 @ ISBN 978-3-944992-09-9

116 S., über 270 Abb., 9 Karten, 11,90 @ ISBN 978-3-944992-21-1

136 S., über 170 Abb., 12,90 @ ISBN 978-3-944992-28-0

Creativ WERBEAGENTUR KOLB GmbH Leipziger Straße 71 04178 Leipzig (B.-Ehrenberg)

info@werbeagenturkolb.de www.kolb-verlag.de Tel. 03 41/4 41 85 05 Fax 03 41/4 41 85 02


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Adolf Gerhardt, ein Leipziger Flieger-Beobachtungsoffizier mit seinem Schützen in einer Fotomontage über dem »Bienitz«

Vorwort Gerade 100 Jahre ist es her, dass der 1. Weltkrieg wütete und für Millionen Menschen Leid, Tod und Verderben brachte. Um das Ausmaß der Katastrophe annähernd zu veranschaulichen, wurde versucht, Zeugnisse zu finden, die an diese Urkatastrophe vor 100 Jahren erinnern. Erstaunlicherweise haben sich mit viel Aufwand über 200 Fotos, Dokumente sowie Gegenstände auffinden lassen und wurden als Leihgaben für die Ausstellung zum 100-jährigen Ende des 1. Weltkrieges im Jahr 2018 im Rückmarsdorfer Rathaus zur Verfügung gestellt. Diese Publikation ist kein Ausstellungskatalog, die Zeugnisse veranschaulichen diese Zeit. Jochen Deweß, Dieter Schiwek Rückmarsdorf, Mai 2018


Inhalt


ErschĂźtternde Bilanz eines Irrsinns

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Der Lehrer und Kriegsteilnehmer Otto Thiele > Leipziger Flugpioniere im 1. Weltkrieg

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Zeugnisse aus RĂźckmarsdorfer Familien

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Kurioses und Besonderes aus den Kriegsjahren

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Gefallenen-Gedenksteine Anhang

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WEST-LEIPZIGER IM 1. WELTKRIEG

Beutegut wird in Leipzig vor dem Siegesdenkmal während des 1. Weltkrieges präsentiert. Unten: französischer Bahnhof nach einem deutschen Fliegerangriff

Krieges sich auf eine Billion und 38 Milliarden Mark (nach damaligem Geldwert) beliefen, dass also für das Mor-

den und Zerstören pro Tag 758 Millionen Mark ausgegeben worden sind! Der Irrsinn erfährt eine Steigerung wenn hinzugefügt wird, dass schon rund zwei Jahrzehnte später die Kosten für den 2. Weltkrieg sich auf ein Mehrfaches beliefen. Von 1914 bis 1918 waren auf Seiten des Bündnisses zwischen Großbritanien, Frankreich und Russland 42 Millionen Soldaten in den Kampf geschickt worden, von Deutschland, ÖsterreichUngarn, der Türkei und Bulgarien 24 Millionen. Der Krieg forderte 8½ Millionen Tote, davon über zwei Millionen Deutsche, sowie über 22 Millionen Verwundete – somit 22 Millionen mal Schmerzen, Leiden und Behinderungen. Eine grausame Bilanz.


ERSCHÜTTERNDE BILANZ EINES IRRSINNS

Aus dem Buch »Krieg und Kunst«, das in der Rückmarsdorfer Ausstellung ausliegt: Verwundete Soldaten trinken Wasser aus einem Granattrichter Der Maler Wilhelm Sauter (geb. 1896) war vom September 1915 bis Februar 1917 an der Front. Durch eine schwere Verschüttung an der Somme wurde er »frontdienstuntauglich«. Er widmete sich anschließend nur noch der Malerei

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WEST-LEIPZIGER IM 1. WELTKRIEG

Leipziger Flugpioniere im 1. Weltkrieg

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chon in der Zeit vor 1910 hatte der Rückmarsdorfer Einwohner Otto Könze zusammen mit ein paar Freunden, unter anderem dem Bauern Johannes Hartick, Versuche mit Fluggleitern unternommen. Die Flüge führten vom Rückmarsdorfer »Rennsteig« aus abwärts in Richtung Weinberg und Zschampert. Sein Hobby führte Könze alsbald in die vorderste Linie des 1. Weltkrieges. Er wurde als einer der Ersten zum Jagdflieger der Kaiserlichen Armee für den Kriegseinsatz ausgebildet, zählte zu den deutschen Flugpionieren und lernte dabei auch die Fliegerlegenden Manfred von Richthofen und Ernst Udet kennen.

Oben: Otto Könze (links) in Ulanenuniform auf einem Lehrgang zur Fliegerei in Döbritz

Unten: Ein großes, schweres DoppeldeckerFlugzeug wird für den Einsatz vorbereitet


LEIPZIGER FLUGPIONIERE IM 1. WELTKRIEG

Otto Könze (2. v. rechts) beim Bodenpersonal der Heeresflieger

Die Flugtradition Rückmarsdorfer Bürger setzten nach 1935 vor allem die Brüder Kurt und Walter Lutz fort und in friedlicheren Zeiten zwischen 1950 und 2010 Monika Wanjura, Peter Freydank, die Brüder Guntram und Dr. Uwe Zehl sowie Frank Schröder als Pilot in der NVA der DDR. Durch den 1947 geborenen Rückmarsdorfer Peter Schiwek, der in eine Familie Schröder mit Verbindung zu einem ehemaligen Weltkriegs-Fliegeroffizier einheiratete, konnte eine Anzahl von Fotos und Dokumenten mit Bezug auf den Luftkampf in der Zeit von 1914 bis 1918 gesichert werden. Aus der Familie Schröder dienten zwei Angehörige in der Kaiserlichen Armee, einer als Post- und Nachrichtenoffizier (nach 1920 Oberpostamtmann

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von Dresden) und der andere im Rückwärtigen Dienst. Sie waren befreundet mit dem im 1. Weltkrieg eingesetzten Piloten Adolf Gerhardt aus Leipzig, der zusammen mit seinem Schützen auf einer Bildmontage »Modellflugzeug über dem Bienitz-Schießstand« zu sehen ist (siehe S. 3). Ein weiteres Foto zeigt Teilnehmer eines Fliegeroffizierlehrgangs 1915 in Großenhain, unter ihnen der Leutnant und spätere Rittmeister Freiherr Manfred Albrecht von Richthofen und die mit ihm befreundeten Leipziger Leutnants Adolf Gerhardt und von Reimann, dessen Vorname uns nicht bekannt ist. Sie alle wurden zu einem Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung abkommandiert, das Angriffe gegen England fliegen sollte. Von Richthofen lernte dort den zu dieser Zeit bereits – Fortsetzung S. 21 –


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WEST-LEIPZIGER IM 1. WELTKRIEG

Oben und unten: deutsche Doppeldecker vor einem Einsatzflug über Frankreich Links: Flieger mit zwei Bomben, die von Hand direkt auf das Ziel abgeworfen wurden


LEIPZIGER FLUGPIONIERE IM 1. WELTKRIEG

Oben: Beisetzung von Hauptmann Sommer in Frankreich Rechts: Hauptmann Sommer war mit seinem Flugzeug abgestĂźrzt und dabei ums Leben gekommen

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WEST-LEIPZIGER IM 1. WELTKRIEG


ZEUGNISSE AUS RÜCKMARSDORFER FAMILIEN

Soldat in Ulanenuniform (Leipzig/Gohlis)

• ein Porzellanteller mit rundum durch brochenen gestaltetem Rand und einer Goldverzierung, versehen mit der Inschrift »Aus großer Zeit« über der Abbildung eines »Eisernen Kreuzes« und darunter der Kaiser-Ausspruch »Ich kenne keine Parteien mehr. Ich kenne nur Deutsche!« über dem Vermerk »Kriegsjahre 1914–1916«;

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Soldat in Grimmaer Husarenuniform

• eine eiserne Medaille von vier Zentimeter Durchmesser mit dem Relief »Frau mit Opfergabe« und der Inschrift auf der Rückseite »Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr’« (siehe S. 31); • eine Taschenuhr in silbernem Gehäuse mit Stahlblech-Schutzhülle an einer 40 cm langen eisernen Kette von dem Feldpostoffizier Schröder;


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WEST-LEIPZIGER IM 1. WELTKRIEG

Abschrift aus dem »Militärpaß« Funke 10 Feldzüge: 1914/1915 Kämpfe bei Tertre u. St. Gislain, N.F.A. Rgt.54 Gefecht bei Brie, Gefecht bei Le Cateau, “ “ Villeres-Cotteretr, Kämpfe bei Sancy les Provins, “ “ Beetz, Stellungskämpfe an der Aisne. 1916 –18 Stellungskämpfe zwischen Njemen-Beresina Kewo F.A. Battr. 816 Smorgon-Narotsch See Tweretsch. Verfolgungskämpfe durch Weissrutenen, Okkupation grossrussischen Gebietes. 1917 Abwehrschlacht zwischen Marne u. Vesle, Stellungskämpfe bei Reims. in Lothringen. “ Kämpfe vor und in der Hermannsstellung. Rückzugskämpfe vor u. in der AmtwerpenMaasstellung.

Oben: Friedrich Funke im Bild rechts und sein vollständig erhaltener Militärpass mit beglaubigter Abschrift (Auszug)


KURIOSES UND BESONDERES AUS DEN KRIEGSJAHREN te, übergab dem Museum für die Dauer der Ausstellung seltene Dokumente. Sein Großvater, Friedrich Funke aus Leutzsch, war Offizier im 1. Weltkrieg und nahm an verschiedenen Feldzügen teil, die unter anderem in seinem Militärpass dokumentiert sind. Alle Einträge darin hat Friedrich Funke bereits am 24. September 1934 in Küstrin vom Bürgermeister als Ortspolizeibehörde mit Unterschrift und Stempel beglaubigen lassen. Diesen Militärpass mit der original beglaubigten Abschrift sowie einem Foto aus dieser Zeit mit drei berittenen Offizieren, auf dem auch Friedrich Funke selbst zu sehen ist, hat sein Enkel Hans-Peter Funke dem Museum übergeben.

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Ein Dachbodenfund erzählt: Hermann Lustig hat 1916 im Sommer im Frankreichfeldzug am Grabenrand seine Pickelhaube abgelegt um sich den Schweiß am Kopf abzuwischen, als ein Schlag plötzlich seinen Helm wegschleuderte. Als er den Helm einsammelte, bemerkte er, dass ein Geschoss eines Scharfschützen den Helm durchschlagen hatte. Hermann Lustig hat diesen Helm bis 1945 auf dem Dachboden seines Bauernhauses aufbewahrt. Bei der Vertreibung aus seiner schlesischen Heimat musste er diesen zurücklassen. Sein Enkelsohn Peter Schiwek hat diesen Dachbodenfund später auf einem Ölgemälde festgehalten. In den Mittelpunkt des Ausstellungsraumes und damit auch ins Zentrum des Anliegens des Rückmarsdorfer

Soldat Hermann Lustig: Er erhielt das »Eiserne Kreuz«, weil er mit seinem Gewehr ein französisches Flugzeug abgeschossen hatte. Im Gemälde rechts sein Helm mit dem Geschoss-Durchschlag


5,50

EURO

EDITION LEIPZIGER WESTEN

Vor 100 Jahren, am 18. November 1918, endete der 1. Weltkrieg. Eine Sonderausstellung des Heimatvereins Rückmarsdorf e.V. im ehemaligen Rathaus des Leipziger Ortsteiles erinnert an die schreckliche Zeit dieses Krieges. Viele Leihgaben von Bürgern aus dem Leipziger Westen als Zeitzeugnisse spiegeln Menschenschicksale, Zeitverhältnisse und das Grauen des Kriegsgeschehens wider.

ISBN 978-3-944992-29-7

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