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JANUAR 2015
Januar 2015 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50
SAMMLER JOURNAL
KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN
Über 2.000 Sammlertermine
Gemälde Oswald Achenbach / Teil 2
Skulptur Kombinationsfiguren
Möbel Regale der Moderne
Dialog Leser & Experten
Ausstellungen GEMI
Tipps & Termine
Auktionen Berichte & Preise
: Vernissage Uhr Mi 17-21
Messe und Congress Centrum Halle M端nsterland
18.-22.02.
D o-S a 11 - 1 9 U h r a m S o 11 - 1 8 U h r
www.antiquitaetentage-muenster.de
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Januar 2015 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50
KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN
Über 2.000 Sammlertermine
Gemälde Oswald Achenbach / Teil 2
MÖBEL
Skulptur
Regale der Moderne
Kombinationsfiguren
Dieter Weidmann
Möbel
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Regale der Moderne
Dialog Leser & Experten
Ausstellungen Tipps & Termine
Auktionen Berichte & Preise
GEMÄLDE Titelfotos: Quittenbaum, München / Dorotheum, Wien
DIALOG
Oswald Achenbach / 2 Silke Köhn
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MAGAZIN
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MESSETERMINE
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KUNSTMARKT
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PORZELLANKUNST
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AUKTIONSTERMINE
41
INSERENTENVERZEICHNIS
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AUKTIONSNOTIZEN
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AUSSTELLUNGEN
56
AUSSTELLUNGSTERMINE
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LITERATURTIPP
66
AUKTIONSPREISE
74
IMPRESSUM
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VORSCHAU
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SKULPTUR Kombinationsfiguren Werner K. Weidert
WEI H NACHTEN Baumschmuck in alten Katalogen / 2
TERMINE & KLEINANZEIGEN IN DER BEILAGE
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Ludger Spielberg
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Ein echter Klimt: Das Mädchen mit dem kleinen Rosenstrauß ist mehr als nur sehr kompetent gemalt worden und obwohl oder vielleicht gerade weil es nah an der Grenze zu einer naiven Darstellung steht, ist das Bild ganz bestimmt von einem professionellen Künstler geschaffen worden. Möglicherweise rührt der Eindruck der Naivität auch daher, dass der Maler nach einer fotografischen Aufnahme gearbeitet hat, zumindest von der Gesicht- und Kopfpartie, aber diese etwas tiefenlose Bearbeitung hat einen ganz besonderen Reiz, der das Wesen des unbekannten Kindes vorzüglich zum Ausdruck bringt. Die Eltern waren damals ohne Zweifel ganz entzückt, auch über das Bild eines jungen Mädchens aus dem zweiten Jahr des 20. Jahrhunderts kann man sich freuen, besonders aber dann, wenn das Gemälde eine Signatur aufweist, die dazu auffordert, noch genauer auf die Porträtierte zu schauen. Ganz eindeutig ist bei der Signatur der Nachname „Klimt“ zu lesen und wer sich überhaupt jemals auch in einer schnellen Übersicht für die Geschichte der Malerei und ihrer größten Vertreter interessiert hat, weiß sehr gut, dass dieser Name von einem der ganz großen österreichischen Maler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts getragen wurde, nämlich Gustav Klimt (Baumgarten bei Wien 1862-1918 Wien). Nun ist der erste Buchstabe des Vornamens bei der Signatur des Bildes mit solcher Bravura hingepinselt worden, dass es gar nicht so einfach ist, ihn zu identifizieren. Dennoch kann man am Ehesten ein „G“ in dem kunstvollen Gekringel erkennen, was die Glocken läuten lässt, denn könnte es sich tatsächlich um ein Originalwerk des großen Wiener Meisters handeln? Nein, um gleich einen Eimer voll Eis über diese aufregende Idee zu kippen, es kann sich leider nicht um ein solches Werk handeln, denn Klimts malerischer Stil sah im Jahre 1901, wie auch davor und danach, viel akademischer aus und als Maler von süßen Mädchen hat er nichts am Hut gehabt. Wenn es sich nicht um Gustav handelt, um wen dann? Wir haben uns viel Mühe gegeben, eine Antwort auf diese Frage zu finden, aber ohne Erfolg. Die Wiener Auktionshäuser, die wir um eine kurze Stellungnahme gebeten haben, konnten nicht weiterhelfen. Eines davon empfand die Signatur seltsamerweise als „aufgesetzt“, ein anderes war zu keiner Meinungsäußerung bereit. Ein Experte für Wiener Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts war in der Lage, wie wir, Gustav Klimts Autorschaft als Maler des Bildes gänzlich zu bestreiten, und fand eigentlich kein gutes Haar an dem Werk überhaupt: Er verwies wegen der angeblich schwachen Qualität auf Gustavs Bruder Georg (18671931), was insofern ein schlechter Rat ist, weil der vorzügliche Metallarbeiter Georg Klimt als Maler unbekannt ist. An Ernst Klimt, geb. 1862, einen weiteren Bruder von Gustav, könnte man auch bei einer optimistischen Entzifferung des Buchstaben „G“ oder doch „E“ denken, da von ihm u.a. das Bild zweier betender Mädchen bekannt ist, 1887 gemalt, das in Wien am 23.04.2013 als Los 14 bei der Auktion „Meisterwerke – 300 Jahre Palais Kinsky“, Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien, zum Aufruf kam, bei einem Schätzpreis von 50.000 bis 100.000 Euro, aber unverkauft blieb (s. Abb. auf der nächsten Seite). Ernst Klimt starb aber schon 1892 in Wien, auch der Stil des Bildes, das mit viel Plüsch in der Art des damals stilbildenden Malers Hans Makart (1840-1884) gefüllt ist, wäre sowieso nicht mit dem eher naiven Stil unseres Rätselbildes zu tun. Was nun? Man kann in Ermangelung eines geeigneten
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Reichlich Verwandtschaft Gemälde mit G.(?) Klimt-Signatur Seit Jahren bin ich Bezieher Ihres „Sammler Journal“ und bin immer wieder begeisterter Leser Ihrer interessanten Beiträge. Ich darf Sie heute bitten, mir bei einem Bild mit Ihrer Recherche weiterzuhelfen. Beigefügt übersende ich Ihnen Fotos von einem Bild, welches ich vor Jahren auf einem Flohmarkt gekauft habe. Das Bild ist sehr naturalistisch und sehr fein gemalt, fast schon eine Fotografie. Bei dem Bild handelt es sich um ein Ölgemälde. Die Maße des Bildes betragen 85,5 x 54 cm. Ist die Signatur „G. Klimt 1901“ echt, d.h. stammt das Bild von dem berühmten Maler Gustav Klimt? Wenn nicht, wer verbirgt sich hinter dieser Signatur? Welchen Wert hat das Bild a) als Original von Gustav Klimt? b) als Fälschung der Signatur? Jochen Stein, Lauterbach
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Eigenständige Kunst Porzellan experimentell und kreativ einzusetzen ist der Weg Andreas Ehrets. Er konstruiert aus der Fläche heraus seine Objekte, die unverwechselbar sind. Er geht dabei an die Grenzen des Werkstoffes, um diese stetig zu erweitern. Die Kunstform Porzellan eigenständig zu etablieren ist sein Anliegen. Seine Arbeiten belegen genau das.
U 2012-044-BT / Unikat »Japanische Tänzerin« 34 x 16 x 12 cm
U 2012-043-BT / Unikat »Schreitender Schreitender Tiger« 24 x 44 x 10 cm
In dieser Anzeige sind beispielhaft Abbildungen von PorzellanWerken dargestellt, die als Unikat aufgelegt wurden und deren Verfügbarkeit überprüft werden muss.
Porzellanmanufakturen Aelteste Volkstedt Breitscheidstraße 7 ı 07407 Rudolstadt / Thüringen Telefon: +49 (0) 3672 4802-0 Fax: +49 (0) 3672 4802-22 www.glaeserneporzellanmanufaktur.eu
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Kandidaten zumindest darauf hinweisen, dass der Name Klimt in der Wiener Kunst und Kunstgewerbe der Jahre um 1900 einigermaßen häufig anzutreffen ist und in der Vergangenheit oft für Irritationen und falschen Zuschreibungen geführt hat. Sogar die kritische Waltraud Neuwirth ließ sich in ihrem Buch „Wiener Keramik“, Braunschweig 1974, S. 192, zu der irrigen Annahme beim Namen Klimt verleiten, in Georg Klimt den Entwerfer von figürlichen Keramiken der Amphora-Werke in Turn zu erkennen, die angeblich mit „G. Klimt“ signiert waren. Im Handel wurden damals solche Figuren, die oft Blumen tragende Putten im Stil von Michael Powolny darstellten, auch zuweilen unverblümt als Werke von Gustav Klimt zu entsprechenden Preisen angeboten, aber ein allmähliches und etwas unwilliges genaueres Hinschauen führte doch zum Ergebnis, dass die angebliche Signatur „G. Klimt“ doch eher als „C. Klimt“ zu deuten war, was prompt die Autorschaft der von Neuwirth auch erwähnten „Carl Klimt“, ehemaligen Schüler der Keramischen Fachschule Teplitz in Böhmen, bestätigte. Das Fazit dieser Ausführungen ist, dass der Künstlername „Klimt“ damals wie heute nicht unbedingt immer auf Gustav Klimt deuten muss. Seine Familie stammte aus dem böhmischen Drabschitz, es gab reichlich Verwandtschaft, und darunter wäre wohl der noch unbekannte Maler des vorliegenden Bildes „G. (?) Klimt“ zu suchen. Es handelt sich aber auf jeden Fall um einen „echten Klimt“! Das Format ist relativ groß, das Motiv sehr gefällig, der Zustand anscheinend exzellent. Objektiv hat es einen Wert von etwa 800 Euro, aber da es immer jemand geben wird, der darin ein bisher unbekanntes Frühwerk von Gustav Klimt zu erkennen glaubt, ist der potenzielle Verkaufspreis sehr viel höher. Wir wollen aber mit dieser theoretischen Vorstellung niemanden vom schmalen Pfad der Wahrheit wegleiten. Dr. Graham Dry, München
Aus dem Zeppelin? Aluminium-Geschirr Kürzlich habe ich auf dem Flohmarkt ein Kernservice aus Aluminium erworben, bestehend aus Tablett, Kaffeekanne, Teekanne, Milchgießer und Zuckerdose. Kaffee- und Teekanne ziert jeweils ein schwarz gefärbter, geschwungener Holzgriff. Der Holzgriff verschwindet oben und unten in einem kurzen Aluminiumröhrchen, das in einer etwa 3,5 cm breiten Scheibe endet. Die Scheibe mit dem Griff schmiegt sich dem gewölbten Korpus der Kanne an und wird durch eine Nietverbindung, links und rechts, gehalten. Am Boden von Kaffee- und Teekanne lässt sich ein Schlagstempel mit einem stilisierten Zeppelin erkennen. Nach Angaben der Verkäufer sei dieses Geschirr „bei der Räumung eines alten Bauernhauses aufgetaucht“. Die Verkäufer mutmaßten, dass ein Geschirr aus Aluminium,„eventuell mit einem Zeppelin in Verbindung gebracht werden könnte“. Können Sie mir sagen, aus welcher Zeit das Service stammt? Ob es möglicherweise als Bordgeschirr in einem Zeppelin oder vielleicht auch als Flughafengeschirr fungiert haben könnte? Oder vielleicht als Reise-Souvenir verkauft wurde? Möglicherweise handelt es sich hier aber auch um Gebrauchsgeschirr der Zeppelin-Werke aus der Nachkriegszeit (2. WK)? Welchen Verkaufswert hätte gegebenenfalls das Geschirr? Abmessungen des Geschirrs, z. B.: Ovales Tablett, Durchmesser: 39 cm x 33,2 cm, Kaffeekanne: Höhe 16 cm (ohne Deckel); 22 cm mit aufgesetztem Deckel. Bernard Dennerle, o. O.
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Dieses Kaffee- und Teeservice stammt laut Information eines von uns zu Rate gezogenen Experten ganz sicher nicht aus der Küchenausstattung eines Luftschiffes. Die
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Fabrikmarke zeigt ein Luftschiff mit zwei offenen Gondeln und ist deshalb zwischen 1909 und 1914 zu datieren. Die Buchstaben „S. A.“, die Teil der Fabrikmarke bilden, waren nicht aufzulösen. Der Name „Zeppelin“ erscheint hier vermutlich als weit verbreiteter Qualitätsbegriff bei einer Vielzahl von Aluminiumobjekten jener Jahre und steht nicht in direkter Verbindung zum Luftschiffbau, bei dem natürlich das Aluminium eine entscheidende Rolle wegen seiner Leichtigkeit gespielt hat. Als Vergleichsstück kann eine „Große Duraluminium Vase Zeppelin Fabrik Friedrichshafen – 20er-/30erJahre H. ca. 35 cm“ angeführt werden, die kürzlich auf eBay zum Preis von 349 Euro angeboten wurde (s. Abb.). Diese Vase stammt tatsächlich aus der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen, die in den 1930er-Jahren eine Reihe ZZ-Metall (Zeppelin-Zier-Metall) unterhielt, die auch heute noch recht häufig auftauchen. Die Fabrikmarke unterscheidet sich von der „S. A.“ ZeppelinMarke durch die leicht gebogene, querovale Form des Luftschiffes. Das gut erhaltene Aluminiumservice mit der Marke „Zeppelin“ und die Seriennummer 131 hat einen Wert von etwa 350 Euro. Dr. Graham Dry, München
Mit zarter Hand Briefbeschwerer Anbei sende ich Ihnen Fotos eines Briefbeschwerers. Ich habe das Objekt unter großen körperlichen Beschwerden aus einem chaotisch „aufgeräumten“ Dachboden einer alten Dame sichergestellt. Wenn möglich, bitte ich um eine Expertise über Herkunft, geschichtliche Bedeutung, ggf. Hersteller sowie Werteinschätzung und eventuell den Sammlerbereich. Länge: 15 cm, Breite Hand: 5 cm, Breite Hammer: 6 cm. Höchste Stelle: Zeigefingerwurzel 2 cm. Gewicht: 350 gr. Material: Eisen, goldfarben bemalt. Aufschrift d. Hammers links „Berlin“ / rechts „1896“.
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Joachim Wansner, Wiesbaden
Eine zarte Damenhand mit Blusenmanschette legt sich über den Holzschaft eines schweren Eisenhammers, schon ein augenfälliger Widerspruch an sich für denjenigen, der das Eisenobjekt als Briefbeschwerer erkannt hat und als solchen benutzt. Das Objekt steht in der Tradition von Händen
aus Marmor, Bronze, Alabaster und Kunstmassen, die in der Biedermeierzeit sehr beliebt waren und oft, vermutlich gelegentlich als direkte Abgüsse von den Händen lebender oder verstorbener Freunde und Verwandten, als ewige Andenken dienten. Die Inschrift auf dem Hammer „Berlin 1896“ weist aber in eine ganz andere Richtung hin, nämlich nach der Berliner Gewerbe-Ausstellung, die in diesem Jahr im Treptower Park veranstaltet wurde. Das Ausstellungsplakat (s. Abb.) zeigt das Motiv eines muskulösen Arbeiterarms, der sich mit übermenschlicher Kraft durch den Berliner Erdboden durchgestoßen hat und einen Hammer wie ein triumphales Siegeszeichen hochhält. Entwerfer des einprägsamen und damals oft parodierten Plakats, war der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (Lahr im Schwarzwald 15. Juli 1865 - 20. November 1917 Berlin), der spätere Erfinder der nach ihm benannten „Sütterlin-Schrift“. Das heroische Motiv der Hammer haltenden Hand wurde natürlich für die Rückseite der offiziellen Ausstellungsmedaille verwendet, hier in Form eines Anhängers (s. Abb.). Der Sinn des Motivs in Verbindung mit der Gewerbe-Ausstellung war klar genug, aber falls man ihn damals nicht richtig verstand, half ein Spruch nach, der auf der Rückseite eines Ausstellungs-Leporellos gedruckt war: „Arbeit ist des Bürgers Zierde, / Segen ist der Mühe Preis!“. Der Briefbeschwerer aus Eisen nimmt Bezug auf das markante Motiv von Sütterlin, nimmt ihm fast alle brutale Kraft und bringt in der Länge von überschaubaren 15 cm zum Ausdruck, dass auch Frauen einen wichtigen Anteil am Erwerbsleben hatten, wenn auch mit kleinerem Arbeitsgerät. Die Berliner Gewerbe-Ausstellung fand vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 statt mit Pavillons für 3.780 Aussteller, die in 23 Gruppen aufgeteilt waren. Das größte Gebäude war das in der Nähe des Haupteingangs gelegene Haupt-Industrie-Gebäude, in dem 13 Gruppen untergebracht waren, um ihre Produkte und Entwicklungen vorzustellen. Die Besucher konnten innerhalb der Ausstellung mit einer elektrischen Rundbahn der Firma Siemens & Halske die Höhepunkte auf dem riesigen Gelände bequem erreichen. Für die Stromversorgung der gesamten Anlage war ein eigenes Kraftwerk errichtet worden. Die Ausstellung war von einer weltweiten Werbekampagne begleitet, und obwohl es an 120 der 168 Ausstellungstagen regnete, kamen über sieben Millionen Besucher. Im Vergnügungspark trugen Hagenbecks Thierzirkus und Nordpol-Panorama, Dr. Wölferts Lenkbares Luftschiff, ein Ballonplatz, die Wasserrutschbahn, das American Theatre, das Luft-Carussel und vieles mehr zum vielfältigen Programm bei. In der Deutschen Kolonial-Ausstellung waren Dörfer aus Ostafrika, Togo, Kamerun und Neu-Guinea nachgebaut. Etwa 400 „Eingeborene“ waren eigens für diese Ausstellung nach Berlin gebracht worden
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ohne zu viel hineinlesen zu wollen, ist es auch möglich, ihn als kleines Dokument der Frauenbewegung jener Jahre zu verstehen, die sich u.a. das Wahlrecht, das Recht auf Bildung und das Recht auf Erwerbsarbeit gesetzt hatte. Der Briefbeschwerer aus Eisen, der möglicherweise einen frauenpolitischen Hintergrund hat, ist jedenfalls ein sehr interessantes Ausstellungsandenken und Zeitdokument, das vermutlich von einer Berliner Eisengießerei hergestellt wurde. Er hat einen Wert von etwa 300 Euro. Dr. Graham Dry, München
Für den Pilger Prägestöcke Auf einem Antikmarkt erwarb ich vor einiger Zeit diverse Prägestempel mit sakralen Darstellungen sowie Schmuckprägestempel. Sie befinden sich in einem guten Zustand. Die verschiedenen Motive sind äußerst filigran gearbeitet. Insgesamt besitze ich 856 Stück mit einem Gesamtgewicht von 83 kg. Können Sie mir anhand der zugesandten Bilder etwas Licht ins Dunkel meiner Unwissenheit bringen? Welches Alter haben diese Stempel? Sind die Motive maschinell oder handgefertigt? Woher stammen diese kleinen Kunstwerke? Wer hat sie gefertigt? Was wurde damit produziert? Auf welche Materialien wurde dabei zurückgegriffen? Könnte heute jemand etwas damit anfangen? Sind es Sammlerstücke oder eher Gebrauchsartikel? Gibt es für die Sammlung einen ungefähren Schätzwert? Der Reiz dieses Erwerbes lag in seiner für mich dargestellten Einzigartigkeit. Habe noch nie so etwas gesehen.
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Manfred Melz, Deggendorf
Bei dieser umfangreichen Sammlung handelt es sich um gravierte Prägestöcke aus Stahl in Positiv- und Negativform, die für die Herstellung von Medaillen, Plaketten und Kreuzanhängern verwendet wurden. Die maschinelle Herstellung erfolgte durch das Stanzverfahren. Bei den Motiven handelt es sich ausschließlich um religiöse Themen – der Petersplatz in Rom, eine Medaille auf Papst Pius 1925, der Hl. Josef mit Jesuskind usw. – und aus dieser Auswahl allein lässt sich erkennen, dass die ehemalige Prägeanstalt, die die Anhänger und Medaillen hergestellt hat, auf Andenken für Pilger, Romreisende und fromme Menschen im allgemeinen spezialisiert war. Die Prägeanstalt befand sich vermutlich in Bayern, Heimat in früheren Jahren von vielen Betrieben dieser Art. Die Qualität der Darstellungen ist auffällig gut und man kann davon ausgehen, dass die Prägestöcke von professionellen Graveuren nach künstlerischen Vorlagen angefertigt wurden. Das erwähnte Jahr 1925 gibt einen ungefähren Hinweis auf das Alter dieser Prägestöcke. Wenn man die 856 Exemplarn nur mit jeweils 10 Euro bewerten würde, käme schon eine ganz schöne Summe zusammen. Es wäre aber schade, wenn sie nicht hinsichtlich der weiteren Forschung zusammen bleiben könnten und deshalb wäre eine Kontaktaufnahme mit den Museen Schrobenhausen, Lenbachplatz 18, 86529 Schrobenhausen zu empfehlen, in denen die Geschichte der weltberühmten Münz- und Prägeanstalt Carl Poellath, auch Hersteller von religiösen Andenken in Medaillenform, ausführlich dargestellt und
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und wohnten dort, um authentisches Leben in fernen Ländern zu demonstrieren. In „Kairo“ wurden Gassen der Kairoer Altstadt nachgebildet mit Arabischem Café, Moschee und Basaren. Auch Pyramiden und ein Fellachen-Dorf ergänzten das exotische Ensemble. Mittels eines Aufzugs konnte man die größte Pyramide, die tatsächlich nur in der Vorderseite steinern errichtet war, zur Spitze hinauffahren und als Aussichtspunkt benutzen. Auch aus Anlass der Gewerbe-Ausstellung wurde eine (zunächst nur temporär vorgesehene) Sternwarte gebaut, mit dem bis heute längsten Linsenfernrohr der Welt (21 Meter Länge) ausgestattet. Sie existiert noch heute und ist nach ihrem Mitgründer Friedrich Simon Archenhold, unter dem Namen Archenhold-Sternwarte bekannt. An all dieses und noch mehr soll der Briefbeschwerer aus Eisen nach Sütterlins Entwurf erinnern. Man kann ihn als Scherzandenken auffassen, aber
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gepflegt wird. Die zuständige Abteilung dieser Museen wird weitere und genauere Information zu den Prägestöcken geben und vielleicht auch deren Herkunft bestimmen können. Dr Graham Dry, München
Gemüsegärten Brosche um 1960/70 Wir haben eine kurze Frage zu einer Brosche. Kann es sich dabei um ein Stück von Johann Michael Wilm handeln?
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Familie Scheich, Kornwestheim
„Gemüsegärten“ nannte man dieses Genre der Goldschmiedekunst, das sich in den Dreißigerjahren vor allem in München einer großen Beliebtheit erfreute. Blätter, Blüten und Beeren, als größere Goldkügelchen dargestellt oder in Form von Brillanten, Perlen und anderen Edelsteinen gebildet, vereinigen sich zu einem dichten Zweigwerk, für das der Volksmund schnell mit einer passenden und komischen Beschreibung dabei war. Dieses Schmuckgenre, das oft auch die Granulationstechnik aufweist, verbindet man
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mit dem Werk des Münchener Goldschmieds Johann Michael Wilm (Dorfen 1885-1963 München), der einer der ersten Goldschmiede war, die sich in den frühen Zwanzigerjahren mit der Wiederbelebung der handwerklich anspruchsvollen Granulationstechnik – die durch Hitzeanwendung ermöglichte Anbringung von winzig kleinen Goldkügelchen auf einer Fläche – in der Nachfolge der etruskischen Goldschmiedekunst beschäftigte. Auch seine „Gemüsegärten“ in der vorliegenden Art waren sehr bewundert und begehrt (Ausst.-Kat. Münchner Schmuck 1900-1940, Hg. Danner-Stiftung, Bayerisches Nationalmuseum München, 1990/1, S. 100, Nrn. 173, 175). Wilms Meistermarke ist im Prinzip gut zu lesen. Sie besteht aus einem Monogramm mit den Initialen JMW, wobei das M mit einem Kreuz so montiert ist, dass es wie ein Bischofshut aussieht. Dabei erscheint oft eine Schildmarke mit drei gleich gestalteten Motiven, die tatsächlich das Stadtwappen von Dorfen, dem Geburtsort des Künstlers, darstellt: Die Motive sind drei kleine silberne Häuschen mit goldenen Dächern. Vergleicht man nun diese Wilm-Marken mit der etwas schwer zu erkennenden Marke der vorliegenden Brosche, so sind einige Unterschiede erkennbar. Das Monogramm scheint viel einfacher zu sein und aus den Rücken an Rücken gestellten Buchstaben J zu bestehen, die auch den Buchstaben T zu bilden scheinen. Die darunter liegende Schildmarke muss nicht unbedingt eine Wiedergabe des Dorfener Stadtwappens sein, könnte aber das Künstlerwappen, das Berufswappen der Künstler aus dem mittleren 14. Jahrhundert sein, auf dem drei Schilde als Symbole für den Beruf der „Schilderer“ (Maler) stehen. Die Marke JJT(?) muss daher noch unentziffert bleiben. Die Brosche muss auch nicht aus München stammen. Zu datieren ist sie um 1960/70 und ihr Wert beträgt etwa 500 Euro. Dr Graham Dry, München
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Der belgische Sammler BRAFA Art Fair in Brüssel Die BRAFA Art Fair, eine der wichtigsten und ältesten Kunstmessen in Europa, zeigt sich nach dem Rekordjahr 2014, in dem 55.000 Besucher aus aller Welt die Messe besuchten, auch im kommenden Jahr wieder in Bestform: 126 Aussteller aus 12 Ländern, darunter sechs aus Deutschland, werden ihre schönsten und neuesten Entdeckungen in den Bereichen Archäologie, bildende Kunst, Möbel, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Design, Schmuck sowie Kunstobjekte und Kuriosa präsentieren. Als besonderes Geschenk und Hommage an die Sammlerpersönlichkeit wird die BRAFA 2015 eine außergewöhnliche Sonderausstellung mit ausgewählten Exponaten aus bedeutenden belgischen Privatsammlungen zeigen, kuratiert von der Fondation Roi Baudouin. Seit vielen Jahren verfolgt die BRAFA Qualität als wichtigstes strategisches Ziel: Qualität der angebotenen Exponate, Qualität beim Besucherempfang und der Messepräsentation, Qualität bei der Organisation. Diese langjährigen Anstrengungen haben das Renommée dieser Veranstaltung stetig wachsen lassen und ihr den Weg an die Spitze der europäischen Kunstmessen bereitet. Die BRAFA genießt heute höchstes Ansehen bei den Akteuren auf dem internationalen Kunstmarkt und wird von Kunstliebhabern für die Vielfalt ihres Angebots geschätzt. Diese Kontinuität ist es, die seit Jahren eine Vielzahl von Galeristen überzeugt. Galerien aus Belgien und dem Ausland bilden heute eine solide Ausstellerbasis, die nach wie vor wächst. So werden nur zwölf der 126 Aussteller im kommenden Jahr BRAFA-Neulinge sein, wobei vier von ihnen zugleich BRAFA-Rückkehrer sind (Charly Bailly Gallery, Genf; Jacques Barrère, Paris; Pierre Dartevelle, Brüssel; Galerie Montanari, Paris). Zu den erstmals auf der BRAFA vertretenen Galerien zählen belgische Aussteller (Gallery Desmet, Brüssel; Porfirius, Neerijse), deutsche (DIE GALERIE, Frankfurt), niederländische (Douwes Fine Art und Frans Jacobs Fine Art, Amsterdam), französische (Alexis Lartigue, François Léage, La Pendulerie, Clara Scremini Gallery, Paris; Gale-
Ein Blick in die BRAFA 2014
Ein Blick in die BRAFA 2014
rie Alexis Pentcheff, Marseille), Schweizer (Opera Gallery, Genf) und englische (Stern Pissarro Gallery, London). Aus Deutschland kommen außerdem angereist die Galerie Brenske (München), die Galerie Eberwein (Göttingen/Paris), Dr. Rainer Jungbauer (Straubing), Elmar Robert (Köln) und Jörg Schuhmacher (Frankfurt). Was die Angebotspalette angeht, so lässt die BRAFA 2015 wieder attraktive Exponate aus den Bereichen Klassische Archäologie, Präkolumbianische und Bildende Kunst sowie Stammeskunst erwarten, darüber hinaus alte Meister, moderne und zeitgenössische Kunst, Skulpturen und Kunstobjekte, Zeichnungen, Stiche und Original-Comics, asiatische Kunst, Goldschmiedekunst, Schmuck, Teppiche und Tapisserien, alte Bücher und Autographen, Kuriosa und Numismatik. Auf insgesamt drei Gängen im historischen Industriekomplex von Tour & Taxis wandelt der Besucher so durch mehrere Jahrtausende internationaler Kunstgeschichte. Anlässlich des 60. Geburtstags der BRAFA veranstaltet die Fondation Roi Baudouin unter dem Titel „Der belgische Sammler" eine exklusive neue Sonderausstellung, in der ausgewählte Werke aus bedeutenden belgischen Privatsammlungen gezeigt werden. Die Ausstellung ist eine Hommage an die Sammlerpersönlichkeit, die das Erbe zugleich bewahrt und weitergibt und dessen Sammlung nicht selten die Grundlage bildete für die schönsten und größten Museen von heute. Begleitet wird diese Hommage durch die täglich stattfindende Vortragsreihe Brafa Art Talks, darunter Vorträge über die Fondation Roi Baudouin, über die Restaurierung des Genter Altars sowie den Einfluss der Passagierschifffahrt der 1930er-Jahre auf das Design. Die Zuhörer werden außerdem auf Entdeckungsreise durch das Musée du Quai Branly, das British Museum, das Victoria & Albert Museum und das Vitra Design Museum eingeladen, außerdem zu einem Vortrag der leichteren Art über „Picasso érotique", präsentiert von Dominique Labbé, Chefkonservator der französischen Nationalmuseen. ÖFFNUNGSZEITEN I 11 bis 19 Uhr, Donnerstag bis 22 Uhr TELEFON I 0032/2/5134831 INTERNET I www.brafa.be
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Erfolgsrezept Antik & Kunst in Sindelfingen Ihre hohe kulturelle Strahlkraft in der Region ist ungebrochen: Auf der „Antik & Kunst“ 2015 in der Messe Sindelfingen werden Kunstliebhaber, Sammler, Lifestyler und auch Kapitalanleger wieder mit erlesensten Exponaten bedient. Auf zwei Stockwerken präsentiert die Messe eine perfekte, inspirierende Liaison aus antiken Schätzen und zeitgenössischer Kunst. Unangefochtenes „royal Highlight“ bei den Antiquitäten: Der Aufsatzschreibtisch des ersten württembergischen Königs Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg. Antiquitäten und zeitgenössische Kunst im Tandem – mit diesem Erfolgsrezept hat die „Antik & Kunst“ in der Messe Sindelfingen Jahr für Jahr großen Zuspruch erfahren. Auch jetzt werden wieder renommierte Aussteller aus dem Inund Ausland in der Zeit vom 8. bis 15. Januar 2015 ihr erlesenes Angebot an antiken und modernen Kostbarkeiten präsentieren. Im Erdgeschoss bietet die Kunst der Vergangenheit dem Besucher einen grandiosen Empfang: Antikschmuck von höchstem kunsthandwerklichem Anspruch, exquisite Möbel aus den unterschiedlichsten Epochen, Porzellan, Gläser und Fayencen, Kupferstiche und Malerei der alten Meister – ein reich bestücktes Jagdrevier für passionierte Sammler, Kunstliebhaber und auch Stilbewusste auf der Suche nach dem Besonderen. Eine reiche Korrespondenz hatte er mit Sicherheit: Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg (1754-1816) war der erste württembergische König. Eigens für den „schwäbischen Zaren“ fertigte der berühmte Ebenist Johannes Klinckerfuß um 1805 einen prächtigen Aufsatzschreibtisch, der zum Hofinventar des Neuen Schlosses in Stuttgart gehörte. Der Kunsthändler Georg Britsch aus dem oberschwäbischen Bad Schussenried hat diese wertvolle Antiquität wiederentdeckt und wird das „royal Highlight“ aus edlem Kuba-Mahagoni mit aufwändigen Bronze-Verzierungen auf der „Antik & Kunst“ der Öffentlichkeit präsentieren. Königlich auch die Auswahl an altem Porzellan auf der „Antik & Kunst“: Der „Schneider auf Ziegenbock“, den die Kunsthandlung Seidl aus Grünwald bei München im Gepäck hat, entstammt der Königlichen Porzellanmanufaktur Meißen und wurde vom Hofbildhauer und Modelleur Johann Joachim Kaendler
Jardinière auf Plateau, 1928; bei Cornelia Wanders auf der Antik & Kunst in Sindelfingen Foto: Cornelia Wanders
Schneider auf Ziegenbock, Meißen, Johann Joachim Kaendler (Entwurf); Kunsthandel Seidl auf der Antik & Kunst in Sindelfingen Foto: Kunsthandel Seidl
(1706-1775) entworfen, der ab 1749 die Stellung als Leiter der plastischen Abteilung an der Manufaktur innehatte. Neben der erlesenen, mondänen Art déco-Juwelierskunst, die z.B. von Brigitte und Saskia Seewald aus Berlin auf der Messe präsentiert wird, begeistert auch Cornelia Wanders aus Hamburg mit edlen Exponaten aus dieser stilreichen Epoche: Ihre qualitätvoll versilberte Jardinière auf Plateau geht auf das Jahr 1928 zurück und stammt aus dem alten Pariser Grandhotel. Anspruch und Vertrauen haben auf der „Antik & Kunst“ oberste Priorität. Auf die Echtheit der ausgestellten Kostbarkeiten, so betont Kathrin Sindlinger, ist Verlass: „Auch in diesem Jahr ist jedes einzelne Exponat in Bezug auf Echtheit und Alter von einem anerkannten und renommierten Expertenteam juriert. Ausgestellt wird nur, was dessen Kenneraugen standhält.“ Wer selbst ein Erb- oder Sammlerstück zu Hause hat, kann dieses mitbringen und von den anwesenden Experten individuell begutachten lassen – guter Rat, der mit einem Obolus von 10 Euro auch nicht teuer ist. Die Expertenberatung findet vom 16. bis 18. Januar täglich von 11 bis 14 und von 15 bis 18 Uhr statt. Im Obergeschoss, das mit seiner großen Galerie die antiken Kostbarkeiten umrahmt, hat die zeitgenössische Kunst ihren Einzug gehalten. Zeitgenössische Werke mit Schwerpunkten auf Malerei und Skulpturen bietet die Galerie Contemporary Fine Arts – Galerie Andreas Kerstan aus Back-
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nang an. Zu den von ihm präsentierten Künstlern gehören z.B. die Maler Ulrich Naumann und Sabine Nicke sowie der Bildhauer Thomas Seifert. Der Galerist selbst ist vor allem für seine eindrucksvollen modernen Kopfskulpturen bekannt, die den industrialisierten Menschen in den Mittelpunkt stellen. Die klassisch-modernen Skulpturen des Bildhauers Max Seiz haben ebenfalls die Darstellung des Menschen im Fokus. Mit weiteren internationalen und regionalen Künstlern tritt die Galerie Stadtatelier Urban Hajek auf: Abstrakte Formen und Farben, kreative Ornamentik, Bilder, die Geschichten erzählen, und viele andere Arbeiten werden von dem bekannten Stuttgarter Galeristen auf der „Antik & Kunst“ präsentiert. Sarah Haberkern von der Gallery Art & Antik in Stuttgart stellt dem Publikum acht Künstler mit den verschiedensten Schwerpunkten vor: Der Bogen spannt sich von der Auseinandersetzung mit Leben und Tod über figurative Malerei sowie Kollage und Mischtechnik bis hin zu Skulpturen. Prominent vertreten ist Salvador Dalí, der „König der Surrealisten“. Mit über 300 Originalarbeiten aus dem Fundus des Kunsthändlers Helmut Rebmann präsentiert die „Antik & Kunst“ einen staunenswerten Einblick in das Schaffen des exzentrischen spanischen Ausnahmekünstlers. „Es handelt sich um Handzeichnungen, Lithografien und Radierungen von Dalí“, erklärt Kathrin Sindlinger, „alle selbstverständlich mit amtlicher Expertise.“ Die „Antik & Kunst“ in der Messe Sindelfingen ist bereits für sich ein kulturelles Highlight. Mit der nächtlichen „KunstTrilogie“, die mittlerweile zu einer begehrten Tradition geworden ist, setzt das Messeteam alljährlich noch eins drauf. Um 18 Uhr startet ein Oldtimer-Bus am 17. Januar am Haupteingang der Messe Sindelfingen und chauffiert seine kunstsinnigen Fahrgäste von einem Kunstplatz zum anderen – die da wären: das Schauwerk Sindelfingen, eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen in Deutschland. Hier erwartet die Teilnehmer eine Führung durch die aktuelle Sonderausstellung „Ladies First! Künstlerinnen aus der Sammlung Schaufler“. Diese einmalige Präsentation versammelt über 30 namhafte Frauen aus der Gegenwartskunst, darunter z.B. Sylvie Fleury, Katharina Grosse, Sherrie Levine und Rosemarie Trockel. Weiter geht es zur Galerie der Stadt Sindelfingen, in der es derzeit die Ausstellung „Diese Kunst.this art ∞∞ Generation APPS“ zu bewundern gibt, die der Verein Kunst+Projekte Sindelfingen e.V. zusammen mit der Galerie der Stadt Sindelfingen veranstaltet. Zum 25jährigen Bestehen des Vereins Kunst+Projekte Sindelfingen spannt das Projekt den Bogen von der „klassischen“ Konzeptkunst bis in die heutigen Kommunikationswelten der „Generation APPS“. Zu den beteiligten Künstlern gehören Persönlichkeiten wie Via Lewandowsky, Tomás Saraceno, Lawrence Weiner oder der weltberühmte Architekt Frei Otto. Die letzte Station der „Kunst-Trilogie“ ist die Städtische Galerie Böblingen in der Nachbarstadt. Hier dürfen die Teilnehmer sich auf eine regelrechte „Winterreise“ freuen: Im Kabinett der Galerie wird es einen Rundgang zur aktuellen Themenschau „Fritz Steisslinger – Atmosphärische Winterbilder“ geben. ÖFFNUNGSZEITEN I Fr bis So: 11 bis 18 Uhr TELEFON I 07031/791114 INTERNET I www.www.antik-kunst-messe.de
5. design.Börse_Berlin in der Galeria Kaufhof Ostbahnhof
Design im Kaufhaus 5. design.Börse_Berlin in der Galeria Kaufhof Ostbahnhof Produkt & Industriedesign aus den Bereichen Möbel, Lampen, Interieur, Keramik, Glas, Technik, Kunst und Schmuck: Nach der gelungenen Performance mit 50 Ausstellern und 3.500 Besuchern im letzten Jahr ist klar: Die Berliner Designschau findet von nun an regelmäßig im Januar in der Galeria Kaufhof Ostbahnhof statt. In diesem Jahr vom 23. bis 25.01. Die einzigartige und für Berlin exemplarische Atmosphäre des ehemaligen DDR-Kaufhauses bietet den idealen Ort für den Verkauf von Möbel- und Produktdesign der letzten 120 Jahre. Auf 3000 qm werden Designklassiker und Stilikonen vom Jugendstil, Art déco und Bauhaus bis hin zum Midcentury Design im seltenen Original gezeigt und von internationalen Händlern, Galeristen und Privatsammlern zum Kauf angeboten. Vintage Furniture der 50er- bis 70er-Jahre, zeitgenössische Entwürfe junger Berliner Designer und interessante Neuinterpretationen ergänzen das Angebot. Das einmal im Jahr stattfindende Designevent versteht sich als Schnittstelle zwischen Sammlern, Händlern, Galeristen, Museen, jungen talentierten Gestaltern und breiter designaffiner Öffentlichkeit. Nicht allein Fachleute werden zur Vervollständigung ihrer Sammlungen Anregung finden. Neben ausgesuchten Raritäten werden ebenso erschwingliche Stücke für unterschiedlichste Zwecke und Interieurs zum Kauf animieren. Einen Vorgeschmack mit ausgewählten Highlights zeigt der Ausstellungskatalog, der 14 Tage vor Börsenstart online geschaltet wird. ÖFFNUNGSZEITEN | Fr, 23.01.: 16 bis 20 Uhr, Sa, 24.01.: 12 bis 20 Uhr und So, 25.01.: 13 bis 18 Uhr TELEFON | 030/5099382 INTERNET | www.design-boerse-berlin.de
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Umschlagplatz Stuttgarter Antiquariatsmesse
Anna Maria Hussey, British Mycology, 7.200 Euro; Antiquaria Ludwigsburg
Dame mit Revolver 29. Antiquaria in Ludwigsburg Die Antiquaria Ludwigsburg findet vom 22. bis 24. Januar in der Musikhalle statt. Insgesamt 53 Händler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien werden vertreten sein. Im Folgenden ein Blick auf das Angebot: „Frauen“ heißt der Schwerpunkt der diesjährigen Antiquaria, und die Ausstellenden haben sich alle Mühe gegeben, das Thema mit Leben zu füllen und von vielen Seiten auszuleuchten. Tanzen hatte schon immer einen hohen Unterhaltungswert, nicht nur in Zopfzeiten. Einblicke in die damalige Tanzpraxis gibt eine Karte, bestehend aus sechs Beintäfelchen, die von einem Stift und einer Silberschließe zusammengehalten werden. Wie vielfältig das Bild der Frau in der Werbung ist, zeigt Petra Bewer (Stuttgart) mit sechs Plakaten: Von der biederen Trachtenträgerin über den mondänen Frauenkopf bis hin zum expressiven Schwarzweiß-Porträt reicht das Spektrum. Sie kosten zwischen 180 und 600 Euro. Ganz sicher wurde der Fußball nicht in Cannstatt erfunden, aber das erste Regel- und Lehrbuch hat 1893 ein Ortsansässiger geschrieben: Philipp Heineken. Er spielte den Ball beim Canstatter Fußball-Club, agierte im Verein als Schriftführer und wollte den Deutschen den aus England stammenden Sport ans Herz legen – wie wir wissen, ist ihm das Unterfangen rundum gelungen. Das seltene Stück bringt Domenico Jacono für 380 Euro aus Wien mit. ÖFFNUNGSZEITEN I 22.01.: 15 bis 20 Uhr, 23.01.: 11 bis 19 Uhr und 24.01.: 11 bis 17 Uhr TELEFON I 0711/2348526 INTERNET I www.antiquaria-ludwigsburg.de
Die Stuttgarter Antiquariatsmesse, organisiert vom Verband Deutscher Antiquare e.V., ist zusammen mit der Antiquaria in Ludwigsburg die erste Messe des bibliophilen Jahres, zugleich die zweitälteste Messe Europas sowie die älteste und größte Messe für Antiquare, Autographen- und Graphikhändler in Deutschland. Vom 23. bis 25. Januar 2015 zeigen 79 Anbieter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Italien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz im Württembergischen Kunstverein das Schönste aus fünf Jahrhunderten Buchdruck und Buchkunst. Der gemeinsame Messeauftakt der beiden Veranstaltungen steht unter dem Motto „Gescheiterte Titel – die verborgene Seite der Literatur“. Annette Pehnt und Jo Lendle leiten eine Lesung samt Podiumsgespräch. 72 Gegenwartsautoren aus Prosa und Lyrik stellen einen „frischgeschlüpften“ Titel zur Verfügung, der von ihnen selbst oder vom Verlag verworfen wurde. Dazu wurden 72 junge Grafiker eingeladen, für die Titel, die nie welche wurden, Umschläge zu entwerfen. Einige Entwürfe werden im Literaturhaus und auf beiden Messen ausgestellt. Die Ausstellung befasst sich mit den Pressen der Brüder Kleukens, aus der Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung Hamburg. 1907 gründeten die Brüder Christian Heinrich und Friedrich Wilhelm Kleukens in der Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe eine der ersten deutschen Privatpressen. Später setzten sie ihren Weg mit eigenständigen Pressen fort: Ernst Ludwig-Presse, Ratiopresse, Kleukenspresse und Mainzer Presse stehen für drei Jahrzehnte deutscher Buchkunst. Die Ausstellung zeigt auserlesene Beispiele aus den Beständen der Hamburger Barbara Achilles-Stiftung. TELEFON I 06435/909147 INTERNET I www.stuttgarter-antiquariatsmesse.de
Pichore Stundenbuch bei Heribert Tentschert, Bibermühle; Antiquariatsmesse Stuttgart
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EINLADUNG ZUR KUNSTAUKTION Samstag, 27. Dezember 2014 ab 10.00 Uhr Vorbesichtigung Sa 20.12.14 10.00 -18.00 Uhr So 21.12.14 10.00 -18.00 Uhr Freitag 26.12.2014 sind wir telefonisch erreichbar.
Auktionskatalog unter: www.auktionshaus-walldorf.de Heinrich-Hertz-Straße 9 D-69190 Walldorf bei Heidelberg
Telefon 06227 / 40 43 & 40 44 Telefax 06227 / 63 64 2 info@auktionshaus-walldorf.de
D R . RO L F T H E U R E R Sonntag , den 11. Januar 2015
Filderhalle Leinfelden-Echterdingen Spielzeugsalon Kongresshalle Böblingen Böblingen SpielzeugSamstag , den 28. März 2015 salon Kongresshalle Böblingen Böblingen Jubiläum: 35 Jahre Sonntag , den 19. April 2015 Spielzeugmärkte Kursaal Bad Cannstatt Dr. Theurer
Samstag , den 07. Februar 2015
Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr
Dr. R. Theurer, Wiesbadener Str. 74, D-70372 Stuttgart, Tel. (0711) 5 59 00 44, Fax (0711) 5 59 00 54 Mail: info@theurers.de • www.theurers.de
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Edeltrödel- & Antik-Sammlertage Hessenhalle Alsfeld
36304 Alsfeld, An der Hessenhalle 1, direkt an der Autobahnausfahrt A5 Alsfeld-West
Sa./So. 20. + 21. Dez. 8-15 Uhr Termine 2015: Sa./So. 17. + 18. Jan. • Sa./So. 21. + 22. Feb.
Weil mehrere Hallen und Freigelände zur Verfügung stehen, ist keine Anmeldung erforderlich. Standgebühr: Freigelände 8,– € / qm, Hallen ab 12,– € / qm. Größere Stände nach Absprache.
www.antikmarkt-alsfeld.de • Messebüro Rode • Tel. 0160 / 96 23 76 22 MESSETERMINE ANIF (A) 03.01.-06.01.2015 14. Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse Gemeindesaal Tel. 0043/664/9173631 www.antik-events.at BASEL (CH) 24.01.-25.01.2015 Münzenmesse Kongresszentrum der Messe Tel. 0041/61/3825504 www.worldmoneyfair.ch BERGAMO (I) 24.01.-01.02.2015 Bergamo Antiquariato Fiera Nuova Tel. 0039/035/4592597 www.bergamoartefiera.com BERGEN-ENKHEIM 18.01.2015 Antikmesse Hessen-Center Tel. 02104/46152 www.interantik-gmbh.de BERLIN 30.01.-01.02.2015 World Money Fair Estrel Convention Center Tel. 030/32764401 www.worldmoneyfair.ch
• Antiquitäten • Raritäten • Kitsch • Kunst •
Westfalenhallen
17. / 18. Jan. Sa.+ So. 10 –17 Uhr MLG GmbH • Wannestr. 180 • 44265 Dortmund Tel. 02304/942 79-11 • Fax 02304/942 79-22 www.mlg-gmbh.de
BOLOGNA (I) 23.01.-26.01.2015 Arte Fiera Messe Tel. 0039/051/282111 www.artefiera.bologna.it BRÜSSEL (B) 22.01.-25.01.2015 Winter BRUNEAF - Non European Art Fair Kunsthandlungen um den Place du Grand Sablon Tel. 0032/2/5140209 www.bruneaf.com 24.01.-01.02.2015 Brussels Antiques & Fine Arts Fair Tour & Taxis Tel. 0032/2/5134831 www.brafa.be DORTMUND 17.01.-18.01.2015 Antik & Sammlermarkt Westfalenhallen Tel. 02304/9427911 www.mlg-gmbh.de DRESDEN 09.01.-11.01.2015 Künstlermesse Tel. 0351/8015516 www.kuenstlerbund-dresden.de GENF (CH) 29.01.-01.02.2015 Zeitgenössische Kunst Palexpo Tel. 0041/22/7611111 www.artbygeneve.ch HAMBURG 18.01.2015 Antikmesse Alstertal-Einkaufszentrum Tel. 02104/46152 www.interantik-gmbh.de HARROGATE (GB) 23.01.-25.01.2015 Antiques & Fine Art Fair The Pavillons of Harrogate Tel. 0041/1278/784912 www.cooperevents.com
KNUTSFORD (GB) 02.01.-04.01.2015 The Cheshire Decorative Antiques & Art Fair Tatton Park Tel. 0041/1278/784912 www.cooperevents.com LONDON (GB) 08.01.-11.01.2015 Antiques & Fine Art Fair Marriot Hotel www.mayfairfair.com 21.01.-25.01.2015 London Art Fair Business Design Centre Tel. 0044/20/72886482 www.londonartfair.co.uk. LUDWIGSBURG 22.01.-24.01.2015 29. Antiquaria Musikhalle Tel. 0711/2348526 www.antiquaria-ludwigsburg.de LUXEMBURG (L) 30.01.-02.02.2015 Antiques & Art Fair Luxembourg Tel. 00352/43991 www.antiquaires.lu MÜNCHEN 23.01.-25.01.2015 Antique & Art Alte Kongresshalle Tel. 07032/95493-0 www.Antique-Art.info NECKARSTEINACH 04.01.-06.01.2015 Antiktage Vierburgenhalle Tel. 06666-8008032 NEU-ISENBURG 25.01.2015 Antikmesse Isenburg-Zentrum Tel. 02104/46152 www.interantik-gmbh.de NÜRNBERG 04.01.-06.01.2015 Antique & Art
Meistersingerhalle Tel. 07032/95493-0 www.Antique-Art.info 28.01.-02.02.2015 Spielwarenmesse Messe Tel. 0911/99813-0 www.toyfair.de PARIS (F) 30.01.-01.02.2015 New Art Fair Paris Espase Cardin Tel. 0033/1/43598800 www.newartfair.com SINDELFINGEN 15.01.-18.01.2015 Antik & Kunst Int. Messe für Antiquitäten und zeitgenössische Kunst Messe Tel. 07031/7910 www.messe-sindelfingen.de STUTTGART 23.01.-25.01.2015 Antiquariatsmesse Württembergischer Kunstverein Tel. 06435/909147 www.stuttgarter-antiquariatsmesse.de VIERNHEIM 11.01.2015 Antikmesse Rhein-Neckar-Zentrum Tel. 02104/46152 www.interantik-gmbh.de
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Alighiero Boetti Kulturübergreifende zeitgenössische Kunst Alighiero Boetti (geb. am 16. Dezember 1940 in Turin, gest. am 24. April 1994 Rom) bezeichnete sich zwar als Maler, erwies sich jedoch als ein unglaublicher Tausendsassa, ein Sammler von Materialien und Bildern. Seine Karriere begann im Turin der 1960er-Jahre, inmitten der Arte Povera, der damals wichtigsten künstlerischen Bewegung Italiens. Er nahm an der Kollektiv-Ausstellung „Arte Povera" im September 1967 teil, entfernte sich dann jedoch von diesem Trend, um sich der Geradlinigkeit einer einfachen Geometrie und der Zeichnung auf Papier zuzuwenden. Die alphabetische Zusammensetzung der Wörter, die unsichtbaren Verbindungskoordinaten der Buchstaben, Ziffern, Zahlen, Codes oder Daten gaben ihm immer wieder Anlass zur Erforschung der Sprache, die er in Stickereien umsetzte. Den Umstieg vom Bleistift auf Nadel und Faden vollzog der Künstler nach einer Reise nach Kabul, Afghanistan, im Jahr 1971. Dort entdeckte er die althergebrachten Traditionen der Teppichweber, bei denen er seine erste „Mappa" anfertigen ließ, die erste seiner nunmehr berühmten Landkarten, die mit den Flaggen aller dargestellten Länder bestickt sind. Boettis Werk hängt somit eng mit der geduldigen Arbeit der Stickerinnen zusammen, die die Motive des Künstlers in feinster Detailarbeit ausführen (Landkarten, Flaggen, Alphabete, Wörter, Sätze, Kalligraphien) und sich bei der Wahl der Farben die eine oder andere künstlerische Freiheit erlauben. Einige Stickereien nahmen bis zu fünf Jahre Arbeit in Anspruch. Laut Boetti handelt es sich um „Konzentrate der Zeit” und Werke, die auf sich warten lassen … oder vielmehr „die kommen, wenn es an der Zeit ist”. Es sind Werke der Zeit und Werke des Raums, die die Weltkarte und die vom Menschen geschaffenen Grenzen neu konzipieren, mit Kommas versehene blaue Flächen, Karten mit fließenden Grenzen
usw. Die Poesie Boettis ist auch fest in der Politik verankert. „Tutto" beispielsweise, eines der Hauptwerke des Pariser Centre Pompidou, gehört zu einer ab Anfang der 1980erJahre in Peschawar von afghanischen Frauen gestickten Serie, die nach dem sowjetischen Einmarsch nach Pakistan geflüchtet waren. Der Kontext und der Werdegang der Handwerker (ihre Geschichte) und die Wahl der Motive nach Zeitungen oder Zeitschriften verankern das Werk absolut in der Geschichte. Der Zusammenhang und die Kraft seines Werks machen Boetti zu einem der meistgeschätzten Künstler der heutigen Zeit. Wenige seiner Werke finden auf Versteigerungen keinen Käufer (nur 14 Prozent) und seine Preise steigen seit zehn Jahren ohne Unterlass, so dass er einen stattlichen Anstieg von rund 300 Prozent in zehn Jahren vorweisen kann. Die schönsten Werke bewegen sich im Millionenbereich und der Preisanstieg beschleunigt sich: Unter den 13 bis November 2014 erzielten Millionenzuschlägen stammen acht aus dem Jahr 2014, darunter ein absoluter Rekord, mit dem er zum ersten Mal die Grenze von 2 Millionen Euro überschritt. Der neue Rekord wurde am 16. Oktober bei Christie's in London für ein Jugendwerk erzielt: „Colonna", eine von neun 1968 erstellten Säulen. „Colonna" ist eine Skulptur aus zahllosen übereinandergelegten industriellen Papierdeckchen, wie sie für Torten verwendet werden. Das Ergebnis erinnert an die gerippte Form antiker Säulen, ein metaphorischer Pfeiler der Welt, bei dem die Idee der Stickerei schon zutage tritt. Boetti ist überall gefragt: In den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und im restlichen Europa, in Italien, Frankreich, Österreich, Deutschland … Die Werke sind jedoch zunehmend für die führenden Marktplätze reserviert und in dieser Hinsicht ist London attraktiver als New York. Tatsächlich erzeugt Großbritannien über 70 Prozent der mit seinen Werken erzielten Auktionserlöse und bis auf einen wurden alle Millionenzuschläge dort verzeichnet. Die Aneignung des Marktes durch London rechtfertigt sich zugleich durch
Alighiero Boetti: Saltando di palo in frasca al Pantheon, 1990 (Dorotheum/Wien, 11/2013; Zuschlagspreis 16.000 Euro) (© VG Bild-Kunst, Bonn)
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Alighiero Boetti: Colonna, 1968 (Christie’s/London, 10/2014; Zuschlagspreis 2.634.450 Euro) (© VG Bild-Kunst, Bonn; Christie’s Images Limited)
die bessere Zugänglichkeit für europäische Sammler im Vergleich zu New York und durch die historische Retrospektive, die 2012 in der Tate Modern organisiert wurde: „Alighiero Boetti: Game Plan". Der Künstler hat sich jedoch nicht auf das Monumentale beschränkt und so sind einige gestickte Werke noch für weniger als 30.000 Euro zu haben. Es handelt sich um fast quadratische Formate von 25 oder 30 Zentimetern, die wie farbige Proben imposanterer Werke daherkommen und trotz ihrer geringen Größe den Rhythmus eines größeren Raums darzustellen vermögen. Neben den künstlerischen und historischen Gründen gibt es auch einen pragmatischeren Grund für die steigende Aufwertung von Boettis Werk: Da die gestickten Werke erst in den 1970er-Jahren und danach geschaffen wurden, brauchen sie im Gegensatz zu den Werken, die vor mehr als 50 Jahren entstanden sind (wie auch die historischen Arte Povera-Werke), keine Sondergenehmigung von der italienischen Regierung, um ausgeführt zu werden. Der italienische Markt wird nämlich von einer Gesetzgebung stark behindert, deren Exportregeln dem lokalen Markt schaden. So lange sich daran nichts ändert, zir-
Alighiero Boetti: Senza titolo, 1990 (Christie’s/London, 9/2014; Zuschlagspreis 10.864 Euro) (© VG Bild-Kunst, Bonn; Christie’s Images Limited)
kulieren Boettis Werke bis zu ihrem 50. Geburtstag frei auf dem internationalen Markt. QUELLE | artprice.com
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Sigmar Polke … holt auf Als Künstler ist er ebenso angesehen wie Gerhard Richter – das Werk Sigmar Polkes (Deutscher, 1941-2010) ist der breiten Öffentlichkeit jedoch weit weniger bekannt als das seines Landsmannes. Dank der meisterhaften Wanderausstellung „Alibis: Sigmar Polke 1963-2010" ist diese Tatsache jedoch im Begriff, sich zu ändern. Der 2010 verstorbene Sigmar Polke studierte an der berühmten Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem zusammen mit Gerhard Richter. Beide gehören zu den Gründern des Kapitalistischen Realismus, der deutschen Antwort auf die amerikanische Pop Art. Nach dem Tod des Künstlers zeigt eine bedeutende Wander-Retrospektive über 250 Werke in
Sigmar Polke: Familie II, 1966 (Christie’s/New York, 5/2014; Zuschlagspreis 5.450.250 Euro) (© VG Bild-Kunst, Bonn; Christie’s Images Limited)
ganz Europa und den Vereinigten Staaten. Das Fest begann in Grenoble (Frankreich), machte Halt im Museum of Modern Art in New York (19. April - 3. August 2014) und wird nach einem Aufenthalt in der Londoner Tate Modern (1. Oktober 2014 - 8. Februar 2015) im Kölner Museum Ludwig (14. März - 5. Juli 2015) zu Ende gehen. Die Ausstellung ist ein Ausdruck höchster Anerkennung, denn es handelt sich um eine der bedeutendsten Ausstellungen, die jemals im MoMA organisiert wurden. Dies ist auch die erste komplette Retrospektive Polkes, die sein gesamtes Oeuvre umfasst, von der Malerei über Fotografie, Kino, Zeichnung und Grafik bis zur Skulptur. Polke und Richter gelten als die wichtigsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie waren noch jung, als sie sich kennenlernten. Damals waren die Galerien noch nicht bereit, ihnen ihre Türen zu öffnen. So fanden sie selbst Wege, ihre Arbeit zu zeigen, beispielsweise, indem sie mit den
Künstlern Konrad Lueg und Manfred Kuttner eine Ausstellung in einer ehemaligen Schlachterei organisierten. 1963 gründeten sie die Bewegung des Kapitalistischen Realismus, ein kritisches und parodistisches Gegenstück zur Pop Art, beladen mit den Zusammenhangslosigkeiten der Geschichte. Fast zwanzig Jahre später verhalf die Ausstellung „New Spirit in Painting" in der Londoner Royal Academy (1981) dieser Malerei zu Anerkennung. Erst weitere zwanzig Jahre später traten die Marktwerte der beiden Künstler in den Auktionssälen zu ihrem Höhenflug an. Polke verzeichnete seine ersten Millionenergebnisse im Jahr 2000 und Richter 2001. Polke ist als Künstler ebenso angesehen wie Gerhard Richter, in der breiten Öffentlichkeit ist er jedoch weit weniger bekannt. Dazu muss gesagt werden, dass Richters Karriere 2011 mit einer Wander-Retrospektive gefeiert wurde, die seine Ausstrahlung weit verbreitete und seinen Marktwert in die Höhe trieb. Folglich blieben Polkes Zuschläge in den Auktionssälen im Rahmen, während die Zuschläge für seinen Landsmann, der darüber hinaus seit 2013 der weltweit teuerste lebende Künstler war, bis der Amerikaner Jeff Koons ihm in diesem Jahr den Rang ablief, in die Höhe schossen.
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Sigmar Polke: Untitled, 2006 (Sotheby’s/New York, 11/2014; Zuschlagspreis 185.012 Euro) (© VG Bild-Kunst, Bonn)
Polke erzielte 2011, kurz nach seinem Tod, seinen Rekord von 5,6 Millionen Euro mit dem Gemälde „Dschungel (Jungle)", das bei Sotheby's London versteigert wurde. Im vergangenen Mai fiel der Hammer bei 5,4 Millionen Euro („Familie II", versteigert am 13. Mai 2014 bei Christie's New York) und bestätigte eine rege Nachfrage und ein anhaltend gehobenes Preisniveau. Polke gehört somit zum Spitzensegment des zeitgenössischen Kunstmarkts. Der Vergleich mit den Ergebnissen Richters zeigt jedoch eine beeindruckende Kluft: Polke gipfelt bei einem Zuschlagspreis von 5,6 Millionen, während Richter darüber liegende Gebote sammelt. Nicht weniger als 35 Werke von Gerhard Richter erzielten schon Preise oberhalb von Polkes Spitzenwert, darunter ein Rekord von 25,4 Millionen Euro im Mai 2013 für „Domplatz, Mailand [Cathedral Square, Milan]", (Sotheby's New York, 14. Mai). Aber Polke holt auf. Sein Marktwert steigt unverkennbar. Die bedeutenden amerikanischen, englischen und deutschen Auktionshäuser reißen sich um seine wichtigsten Werke, denn der Künstler ist außerordentlich rentabel geworden. Der Jahrgang 2014 könnte zum Sigmar-Polke-Jahr werden. Im ersten Halbjahr 2014 haben seine Werke im Auktionssaal bereits 15,7 Millionen Euro eingespielt, während sie vor zehn Jahren nicht mehr als 1,1 Millionen Euro in einem ganzen Jahr einbrachten (75 im Jahr 2004 versteigerte Werke erzielten 1,1 Millionen, 65 Lose im ersten Halbjahr 2014 15,7 Millionen). Folgt er dem phänomenalen Anstieg Richters? Polke verzeichnet eine Steigerung seines Index von 80 Prozent seit 2004, während es bei Richter über denselben Zeitraum plus
257 Prozent sind. Mit der laufenden Ausstellung hat er jedenfalls alle Trümpfe in der Hand. QUELLE | artprice.com
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Andreas Ehret Ein charismatischer Stoff Der Faszination erliegen viele: Sammler wie Künstler, Traditionalisten wie Fashionvictims. Mancher Skeptiker wird mit wachsenden Kenntnissen über das ebenso kostbare wie in der Welt der großen Kunst gerne vernachlässigte Material auch schon mal zum leidenschaftlichen Bewunderer. Einer, der das Porzellan für einen charismatischen Stoff hält, ist Andreas Ehret. Für den Porzellanbildhauer liegt die Herausforderung in der Schaffung von einmaligen Einzelstücken, vor allem als Gegenpart zum industriellen Serienprodukt. Er liebt das Experiment, die Ausreizung der Grenzen, der technischen genauso wie der künstlerischen. Wie bei vielen zeitgenössischen Porzellanplastikern beginnt auch Andreas Ehrets Weg in der altehrwürdigsten aller Manufakturen. 1959 in Weißenfels im Saaletal geboren, geht er mit 16 Jahren nach Meißen, um in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur seine Ausbildung als Porzellandreher anzutreten. In seinem Lernberuf arbeitet er anschließend sieben Jahre in der Serienproduktion – was zwar weniger schöpferisch ist, ihm aber die Möglichkeit bietet, die Eigenschaften des Materials und den technischen Umgang zu verinnerlichen. Meißen fordert und fördert ihn. Seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werkstoff kann er intensivieren, als er von 1987 an Mitarbeiter der Abteilung Künstlerische Entwicklung wird. Zur kunsthandwerklichen Ausbildung kommt 1989 ein Designstudium an der Fachhochschule Heiligendamm, und bis auf eine fünfjährige Unterbrechung bleibt Ehret bis 2007 der Meißener Entwicklungsabteilung treu – ebenso lange, bis diese andere Schwerpunkte legt und vielen ihrer langjährigen hauseigenen Kreativen kündigt. Andreas Ehret macht sich nun als freier Porzellandesigner einen Namen. Er arbeitet mit der Galerie Arcanum in Berlin zusammen und ist seit 2011 freier Mitarbeiter der Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst, der Kunstabteilung unter dem Dach der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur in Rudolstadt. Neben Köln, Stuttgart, München waren seine Werke in der Schweiz zu sehen und sie finden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Seine Kunst: Andreas Ehret liegt die Auseinandersetzung mit dem Alten und die Neuinterpretation. So gibt es Ehret’sche Fassungen aus dem klassischen Porzellanfiguren-Repertoire wie der
Schreitender Tiger, Unikat, 2012, Schwarzburger Werkstätten
Andreas Ehret
Commedia dell’Arte. Nur heißen sie bei ihm nicht Columbina und Pulcinella, sondern etwa Herr Weinreich und Frau Marenberg. Für die Schwarzburger Werkstätten, für die er Unikate und limitierte Serien entwirft, hat er Figuren erschaffen, die formal Anleihe nehmen an den Motiven und Werken der Schwarzburger Starmodelleure der 20er- und 30er-Jahre wie Dorothea Charol, Otto Kramer („Tänzerin"), Hugo Meisel
Tänzer, Unikat, 2012, Schwarzburger Werkstätten. – Aschermittwoch, Unikat, 2012, Schwarzburger Werkstätten
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faltung erreicht. Die Farbe lenkt den Blick des Betrachters. Die dosierte Bemalung von expressiv-feurig bis elegant-kühl unterstützt den plastischen Effekt genauso, wie sie ihn an manchen Stellen aufzuheben vermag. Das alles macht Ehrets eigenwillige Arbeiten unverwechselbar. Seine Unikate haben nicht umsonst einen guten Ruf bei Sammlern. Um das Potenzial, das der Werkstoff Porzellan noch bietet, weiter zu erforschen, gründete Andreas Ehret 2012 auch die Künstlergruppe „Weißer Elefant" gemeinsam Faust, limitierte Serie, Schwarzburger Werkstätten. – Margarete, limitierte Serie, Schwarzburger mit den ehemaligen Meißener Werkstätten. – Mephisto, limitierte Serie, Schwarzburger Werkstätten Weggefährten Olaf Fieber, Silvia Klöde, Sabine Wachs und Gudrun Gaube, über die in der kommenden Ausgabe des SAMMLER Journal berichtet wer(„Tänzer"), Gustav Oppel („Japanische Tänzerin”) oder Wolfden wird. gang Schwarzkopf („Aschermittwoch"). Beispielsweise dienKarin Probst te die Arbeit eines weiteren prominenten Werkstätten-Entwerfers aus den Anfangsjahren Ehret als Vorbild für seinen FOTOS | Gläserne Porzellanmanufaktur Rudolstadt „Schreitenden Tiger". Den hat er 2012 anlässlich des 250. Jubiläums der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur nach Arthur Storchs „Schreitendem Tiger" aus der Zeit um 1925 kreiert. Und beide Versionen lassen an eine der ganz frühen Schwarzburger Arbeiten aus dem ersten Jahr des Bestehens der Werkstätten denken: an Gerhard Marcks’ „Schreitende Löwin" von 1909. So geistesverwandt die Porzellanwerke auch sind, ihre technische Umsetzung ist völlig verschieden. Arthur Storchs Tiger entstand auf klassische Weise: aus in Form gedrücktem Porzellan. Ehrets Wildkatze dagegen ist genauso wie seine anderen Figuren frei gebaut: aus flachgewalzten Porzellanplatten zusammengesetzt, mehrfarbig und überlegt bemalt sowie mehrfach gebrannt. Dadurch wirken seine Arbeiten konstruktiv-geometrisch, ähnlich der Bilder und Skulpturen, wie sie der Futurismus hervorbrachte. Niedrige Brenntemperaturen erlauben Ehret diese kühnen Formen, die wie gefaltet erscheinen, wie er sie auch für seinen „Tänzer", für die Gruppe „Aschermittwoch", die „Japanische Tänzerin" oder „Faust",„Mephisto" und „Margarete" entwickelt hat. Raffiniert sind die eingesetzten Porzellanplattenstückchen zu Körpern aufgebaut, deren Posen und Drehungen die flächenhaften Einzelteile, aus denen sie zusammengesetzt sind, vergessen lassen, ohne sie jedoch zu verleugnen. Das Typische an Andreas Ehrets Figuren ist ihr zweidimensionales Erscheinungsbild und ihr dynamisches Moment. Sie erinnern an Umberto Boccionis Versuche, Bewegung und Dynamik mittels forcierten Zerlegungen von Farb- und Formflächen dazustellen. Ehrets Statuetten sind wie Zeichnungen, die sich ins Dreidimensionale entfächert haben. Die Flächigkeit und das Grafische werden als bewusstes Stilmittel eingesetzt. Über das gekonnt komponierte Zusammenspiel der Einzelflächen wird die räumliche Ent-
Japanische Tänzerin, Unikat, 2012, Schwarzburger Werkstätten
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Regale der Moderne Dieter Weidmann
Charles & Ray Eames, „ESU 400 N" Regal, Herman Miller, USA, 1952, Sperrholz, Birkenholz, Stahlgestell, H 148 cm. Eines der Geheimnisse des modernen Designs ist es, aus Elementen, wie sie in Fabrikhallen verwendet werden, durch eine ästhetisch geschulte Kombination etwas unfassbar Edles und Kostbares zu erschaffen (Foto: Dorotheum)
DEFINITION UND GESCHICHTE Regale gehören zu den urtümlichen Möbeln, die es wohl schon gegeben hat, seit es Häuser mit Wänden und Nischen gibt. Die einfachste und wohl früheste Form des Regals ist das Bord, also ein Brett, das an der Wand befestigt wird. In Zeiten, in denen Häuser aus Holz oder in Verbindung von Holz und Stein bzw. Lehm gebaut wurden, war dies technisch nicht so anspruchsvoll wie im Zeitalter von Beton und Dübel. Bretter brauchen nur eine Auflage, etwa einen aus der Wand vorstehenden Balken, um selbst als Auflage dienen zu können. Regale sind keine Vielfunktionsmöbel wie Tische, sondern dienen nur dazu, übereinander gestapelten Abstellplatz zu bieten. Regale geben Dingen einen festen Platz. Das ist bei Büchern, wenn sie in Mengen auftreten, wichtig. Ein Regal bietet nicht nur Platz, sondern auch ein einfaches Ordnungssystem. Einen wichtigen Entwicklungsschritt nahm das Regal, wie viele Möbel, im 18. Jahrhundert. Mit der Etagère entstand hier im Kleinformat, was in der Moderne zu einem erwachsenen und großen Möbeltyp heranwachsen sollte. Die Etagère ist das, was der Name sagt, ein Möbel, das vor allem aus Stockwerken besteht, die durch dünne Stangen übereinander gehalten werden. Das Ganze sah in der Regel grazil aus und war auch für das Abstellen von grazilen Gegenständen, etwa Porzellanfiguren, gedacht. Obwohl es sich bei Etagèren um Möbel handelt, die auf ihr Skelett reduziert werden, also dem modernistischen Funktionalismus bereits sehr nahe kommen, sind es keine spröden Funktionsmöbel, sondern reizvolle Gebilde, Concettos, um sie mit Nippes zu bestücken. Regale als Funktionsmöbel gab es in dieser Zeit natürlich auch, aber dann im produzierenden Gewerbe, als Regale für Brot, Käselaiber, Teller, Weinflaschen oder eben in Bibliotheken. Eine weitere Erfolgsgeschichte des 18. Jahr-
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Ettore Sottsass (1917-2007), Regal „Carlton", Memphis, Mailand, 1981, verschiedenfarbig laminiertes Holz, H 196 cm. Ettore Sottsass war Anführer und Gründungsmitglied der Designgruppe Memphis, die 1981 das moderne Design zu Grabe trug und durch postmoderne Bunt- und Verspieltheit ersetzte. Das Regal „Carlton" wurde zum Wahrzeichen und Maskottchen der Bewegung (Foto: Quittenbaum) Osvaldo Borsani, Bücherregal, Italien, um 1940, Rosenholzstützen, Ahornbretter und Messingfüße, H 285-325 cm. Borsani wurde vor allem für seine verstellbaren Sessel und andere HightechMöbel bekannt. Doch auch seine stupend einfachen Regalsysteme sind in ihrer funktionalen Reduktion wegweisend (Foto: Dorotheum)
hunderts ist die Vitrine, in der man, anders als in der Etagère, sein Porzellan systematisch und staubgeschützt präsentieren kann. Die Vitri-
ne ist in der Regel größer als die Etagère, eher in die Breite gehend wie ein Regal, aber rundherum verglast. In dieser Zeit waren auch Bücherschränke auf dem Vormarsch, also Bücherregale, die man verschließen konnte. Sie sind meist flacher als normale Schränke. Sehr verbreitet waren auch Kombinationsmöbel aus einer Kommode unten und einem darauf gestellten Bücherregal. Die Bücherschränke waren nicht notwendigerweise mit Glas geschlossen, sondern häufig nur mit einer Art Gitter. Man sollte die Bücher, anders als die Kleider in Kleiderschränken, durchaus sehen, aber man musste sie nicht gegen Staub schützen, jedoch gegen Diebstahl oder unbefugte Leser, z. B. Kinder: Lesen galt damals, anders als heute, als eine durchaus moralisch bedenkliche Beschäftigung. Das 19. Jahrhundert bringt auch bei den Regalen einen weiteren großen Entwicklungsschub. Das 18. Jahrhundert bot in spektakulärer Blüte den Schwanengesang der feudalen Welt,
des Ancien Régime, des Zeitalters der demonstrativen Nutzlosigkeit. Diese wird nun ins Bürgerliche verwandelt und konterkariert. Was zuvor nur einer kleinen Minderheit vergönnt war, wird nun vereinfacht, versachlicht und in die Breite gewalzt, wobei mitunter Tiefe und Seele verloren gehen. Durch die industrielle Revolution, die vom Bürgertum getragen wird, entsteht die Massenproduktion, die das Handwerk schrittweise ersetzt. Und so gelangen viele Güter in den Besitz von immer mehr Menschen, die nun dafür auch Aufbewahrungsmöbel brauchen. So kommt es im 19. Jahrhundert zur Explosion der Buchproduktion, und Lesen wird zu einer beliebten Unterhaltung breiter Bevölkerungsschichten, die zuvor gar nicht lesen konnten.
MÖBEL DER MODERNE Das 20. Jahrhundert, das Zeitalter der Moderne, die klassische Epoche des modernen Designs, wird, anders
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J. & J. Kohn, Vitrine, Wien, 1904, Buche, Messingschilder, Glastüren, H 190 cm. Die Firma Kohn war um 1900 der wichtigste Konkurrent von Thonet auf dem Gebiet der Bugholzmöbel, wobei es ihr gelang, bedeutende Entwerfer zur Mitarbeit zu gewinnen (Foto: Dorotheum) Emile-Jacques Ruhlmann, Bücherregal, um 1930, Edelholzfurnier auf Eiche, H 178 cm. Im Gegensatz zu klassizistischen Stilvorbildern kann man dieses extrem hochpreisige Werk des französischen Art déco daran erkennen, dass eine Symmetrie zwischen oben und unten angestrebt wird, nicht ein Gegensatz von Basis und Bekrönung (Foto: Tajan)
als allgemein dargestellt, weniger durch den Gag der FreischwingerStühle, sondern in Stil und Wesen besser durch seine Regale verkörpert. Sie sind es, die bescheiden im Hintergrund den Ausstoß der Massenfabrikation aufnehmen, bewahren und halbwegs übersichtlich bereit halten. Und obwohl bei den meisten dieser Regale das Rad nicht neu erfunden wurde und vieles, wenn man genau hinsieht, bereits im 18. und 19. Jahrhundert als Konzept entwickelt worden war, findet es doch im 20. Jahrhundert seine klassische Form und seine allgegenwärtige Verbreitung. Vielfach waren jetzt erst die technischen Möglichkeiten so weit fortgeschritten, dass man aus launigen Ideen serienreife, funktional hochentwickelte und tragfähige Regalsysteme fertigen konnte, die zu einem erschwinglichen Preis die moderne Welt durchdrangen und mehr oder weniger auffallend prägten. So finden wir im 19. Jahrhundert schon Regale aus Eisen mit entsprechenden funktionalen Formen, die aber in der Regel nicht im Wohnbereich zu finden waren. Heute sind solche frühen, funktionalen Regale sehr gesucht. Der Jugendstil bedeutet sowohl in der Architektur wie im Möbeldesign eine interessante Übergangsphase vom Historismus zur Moderne, in der
Bernhard Ludwig, Salonschrank, Wien, um 1910, Eichenholz mit Intarsieneinlagen, verkupferte Metallbeschläge, H 154 cm. Bernhard Ludwig begann als Zeichenlehrer und Entwerfer für Tischler, setzte sich Zeit seines Lebens mit innovativen Techniken auseinander und suchte nach Wegen, den Möbelbau zu rationalisieren. Sein von seinem Sohn fortgeführtes Unternehmen wurde international bekannt (Foto: Dorotheum)
die traditionellen Formsysteme gewissermaßen verflüssigt und aufgelöst wurden, etwa der bis dahin unverzichtbare, formal betonte Gegensatz von Stützen und Lasten. Insgesamt aber bleibt der Jugendstil den herkömmlichen Möbeltypen verhaftet, etwa den Bücherschränken, die stilgerecht überformt und dynamisiert werden. Das Gleiche gilt für das Art déco, das im Gegensatz zum Jugendstil die Formen kristallisiert, geometrisch verkantet, sich dabei entweder vereinfachende Rückgriffe zum Klassizismus erlaubt oder einem rhetorisch aufgerüsteten, leicht pompösen Modernismus zuneigt. Einen doch sehr großen Einschnitt bedeutet hier das Wirken des Bauhauses und entsprechender funktionalistisch ausgerichteter Bewegungen in den 20er-Jahren, die frischen
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Paul Dupré-Lafon (1900-1971), Wandsekretär, Frankreich, ca. 1950, Fruchtholzfurnier auf Eichenkern, schwarz patiniertes Eisen, H 175 cm. Dupré-Lafon war ein bedeutender Architekt und Designer des französischen Modernismus, der Formreduktion mit luxuriöser Ausführung für eine wohlhabende Kundschaft verband. Die Idee, die Türe eines Regals waagrecht aufzuklappen und als Schreibunterlage zu benützen, geht auf entsprechende Möbeltypen des Biedermeier zurück (Foto: Tajan) Angelo Mangiarotti, Bruno Morassutti, Modulregal „Cavalletto", Italien, Sperrholz mit Mahagoni-Furnier, H 165 cm. Das Prinzip, dass die einfachen A-förmigen Elemente übereinander gestapelt werden, hat sich bis heute bewährt (Foto: Quittenbaum) Cees Braakman (1917-1995), Regal „AB01 -CB02", UMS Patoe, Utrecht, um 1952, Birkenholz, teilweise furniert, H 172 cm. Cees Braakman war einer der produktivsten und wichtigsten Designer der niederländischen Moderne. Bereits mit 17 Jahren begann er bei der Möbelfirma Patoe in Utrecht. Die von Thonet entwickelte und vom Ehepaar Eames weiterentwickelte Holzbiegetechnik hatte es ihm besonders angetan. Sie ermöglichte ihm, Holz wie Metall zu gestalten (Foto: Quittenbaum)
Wind in den Regalbau brachten. Die Weise, wie Marcel Breuer das Stahlrohr einsetzte, wurde zwar nicht so berühmt wie seine FreischwingerStühle, ist aber im Grunde noch spektakulärer und bahnbrechender und hat auf Anhieb ihre zeitlos klassische Form gefunden, die auch heute nichts von ihrer Frische und ästhetischen Kraft verloren hat. Durch das Wirken des Nationalsozialismus, der ja schon vor 1933 seine hetzerischen Schatten warf, verlagerte sich die Entwicklung des funktionalistischen Regalbaus in die Schweiz, wo sie allerdings auch mit Traditionalismus
und einem Erstarken des konservativen Heimatstils zu kämpfen hatte. Interessanterweise forderte der italienische Faschismus, in der politischen Ausrichtung mit dem Nationalsozialismus in Deutschland sehr eng verwandt, in Kunst-, Architekturund Designfragen keine Zwangsverspießerung, weshalb sich hier moderne Strömungen weit ungestörter entwickeln konnten. So gab es in Italien 1945 nicht den radikalen Bruch und Neuanfang wie in Deutschland, wo das moderne Design ja erfunden worden war. Nun verbreitete es sich hierzulande, zumindest teilweise, erst über den Re-Import des Modernismus aus Amerika, den die vor den Nazis geflohenen Kreativen dort weiterentwickelt hatten. Wie schwer das war und wie sehr die konservativen Kräfte hierzulande noch das Sagen hatten, zeigt, dass der Nachfolge-Institution des Bauhauses, der Ulmer Hochschule für Gestaltung, nach zwölf Jahren des Bestehens von einem ehemaligen NS-Richter, der zum Ministerpräsidenten aufgestiegen war, der Geldhahn zugedreht wurde. In Italien aber finden wir bereits in den 30er-/40er-Jahren interessante kreative Ansätze im Regalbau, die sich in den 50ern zu einem mächtigen Strom verbreiterten, der sich in die ganze Welt ergoss. Es ist die spielerische, mitunter fast kindliche Lässigkeit, die sich mit souveränem Stilgefühl paart, die zu eigenen und eigenwilligen Regalkreationen führte. Man kann ein Regal etwa einfach an die Wand lehnen, es wie eine Stehleiter aufklappen, es zwischen Boden und Decke klemmen oder es sogar von einer zentralen Mittelsäule nach allen Seiten in den Raum ragen lassen. Eine vergleichbare Situation finden wir in den skandinavischen Ländern, besonders in Dänemark. Während die Italiener eher ihre kreative Extrovertiertheit zur Entfaltung brachten, konzentrierten sich die zurückhaltenden Skandinavier auf das, was sie
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immer schon gut konnten, nämlich den schnörkellosen, auf die sachliche Form ausgerichteten, handwerklich perfekten Umgang mit Holz. Neben den Emigranten aus Europa, die in den USA ihre Bemühungen um modernes Möbeldesign fortsetzten, etwa bei den dominierenden Firmen Herman Miller und Knoll international, gab vor allem das Ehepaar Eames dem Regalbau entscheidende Impulse. Ray und Charles Eames hatten ursprünglich für stabile medizinische Schienen fürs Militär mit Schichtholz experimentiert, es dann aber in grandioser Weise für den Möbelbau nutzbar gemacht.
SACHLICHE SCHÖNHEIT Das moderne Regal muss man aus verschiedenen Perspektiven betrachten: Da wären zunächst die neuen Materialien, allen voran das Stahlrohr, das Marcel Breuer und die Firma Thonet etablierten. Durch den Einsatz von Metall konnte die schreinerische Formgebung zum Technischen hin verändert werden. So orientierte sich der Franzose Prouvé am Flugzeugbau. Ein anderer, nicht weniger wichtiger Aspekt war die neue Ästhetik. Die verschiedenen Materialien wurden eben nicht nur aus technischen oder konstruktiven Gründen eingesetzt, sondern mit ihnen erzielte man auch eine andere Optik, etwa durch den Kontrast verschiedener Materialien wie Metall und Schichtholz. Dabei gab es einen puristischen Funktionalismus, der in Analogie zur Arte Povera, einer Kunstrichtung, die in Italien aufkam, einfache, nicht edle Materialien für die Kunst zum Einsatz brachte, wie sie später Joseph Beuys als Kunststar inszenierte und so einer neuen Materialsensibilität den Weg bahnte. Statt oberflächlicher Ästhetik und kunsthandwerklicher Perfektion setzte man auf den bewussten Einsatz von groben Materialeffekten, unedlen, aber kraftvollen Texturen und vor allem auf existenzielle Symbolik und Poesie,
Bücherschrank, Wien, um 1915, schwarz gebeiztes Eichenholz, Messingbeschläge, H 200 cm. Schönes Exemplar des strengen Wiener Jugendstils im Übergang zum Art déco, das teilweise an den Stil des englischen Arts and Crafts erinnert (Foto: Dorotheum) Marcel Breuer, Regal Mor. 176, EmbruWerke, Schweiz, 1932/33, vernickeltes Stahlrohr, schwarz lasierte Holzbretter, H 120 cm. Als die Nazis in Deutschland die Entwicklung des modernen Designs, sofern es sich nicht auf Volksempfänger und Stahlhelme bezog, abwürgten, fand es in der neutralen Schweiz eine Zufluchtsstätte. Die Wohnbedarf AG Zürich/Basel leistete in der Verbreitung dieser atemberaubend neuen Möbel wichtige Pionierarbeit (Foto: Dorotheum) Marcel Breuer, Regal AB 22, Thonet, Deutschland, 1928, verchromtes Stahlrohr, schwarz lasierte Holzbretter, H 76 cm. Marcel Breuer war der wichtigste Entwerfer von Stahlrohrmöbeln. Auch seine weniger bekannten Regale sind von klassischer Schlichtheit und zeitloser Schönheit (Foto: Dorotheum) Franco Campo & Carlo Graffi, freistehendes Bücherregal, Home, Italien, 1958, lackierter Stahlrahmen, Schichtholz mit Teakfurnier, H 174 cm. Der Einsatz von gebogenem Schichtholz, wie es das Ehepaar Eames in den USA entwickelt hatten, nimmt hier der geometrischen Konstruktion ihre Härte und verleiht der Gesamterscheinung eine anschmiegsame Eleganz (Foto: Dorotheum)
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wie sie gerade einfachen, alltäglichen Materialien innewohnt. Die Schönheit liegt hier im großen Wurf der Gesamtform und der unmittelbaren Ausdruckskraft des Materials und ihrer schnörkellosen Verarbeitung. Man will also Material und Herstellung nicht verstecken, sondern für klare, einfache und kraftvolle Objekte nützen. Dabei erzeugt die Funktion nicht die Ästhetik, denn in jeder Fabrik kann man sich im Chaos von Kabeln und Gestellen davon überzeugen, dass Funktionalität auch sehr hässlich sein kann, sondern der funktionalistische Designer schafft es, die beiden Aspekte zu vereinen und die Kraft und innere Logik von Material, Herstellungsverfahren und Funktion für die ästhetische Wirkung des Objekts einzusetzen. Ein weiterer Aspekt ist die strukturelle Vereinheitlichung, die mit Stil, Geometrie, Technik und einer Durchsystematisierung der gesamten Welt zu tun hat und ihren Höhepunkt in den 1960er-Jahren erlebte. Hier ging es nicht mehr um die Schönheit des
einzelnen Objekts, sondern dieses wurde in einen größeren Zusammenhang integriert und so gewissermaßen unsichtbar. Das hat man eine Zeit lang regelrecht als Ideal von Design propagiert. Das Problem dabei ist eine sich rasant ausbreitende Sterilität, die zudem unschön altert. Danach erleben wir eine unaufhaltsame Rückkehr des Einzelobjekts.
Vico Magistretti (1920-2006), „Nuvola Rossa", freistehendes Bücherregal, Cassina, Italien, 1977, schwarz lackiertes Buchenholz, H 192 cm. Magistretti gehört zu den berühmtesten Designern Italiens. Sein Bücherregal basiert auf dem Prinzip einer Stehleiter, auf deren Sprossen die Regalbretter gelegt werden (Foto: Dorotheum) André Sornay, Bücherschrank, Lyon um 1940, verschiedene Furnierhölzer, Metallgriffe, H 194 cm. Da Sornay Zeit seines Lebens in Lyon lebte und arbeitete, wurde er lange Zeit kaum wahrgenommen. Erst in letzter Zeit wurde man auf seine qualitätvollen Möbel des französischen Modernismus aufmerksam (Foto: Tajan) Reinhard Müller (Pentagon), Regal „Chambre-A-Air", Atelier Müller, Köln 1987, Vierkantstahl, Traktorschlauch, H 210 cm. Dieses Regel wurde für die Documenta 8 in Kassel entworfen. Dass das eigentliche Regal in einem äußeren Gestell mit dem aufgeblasenen Traktorschlauch „weich" gelagert wird, ist natürlich vor allem ein optischer bzw. symbolischer Gag (Foto: Dorotheum) Wolfgang Laubersheimer (geb. 1955), verspanntes Regal, Pentagon, 1984, Stahlblech mit Stahlseil, H 250 cm. Das verspannte Regal besteht aus relativ dünnem, unbehandeltem Blech, das durch ein Drahtseil an einer Seite gespannt und dadurch stabilisiert wird. Das im Kunstkontext stark beachtete Objekt changiert zwischen Arte povera und Antidesign (Foto: Dorotheum)
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Gianfranco Frattini (1926-2004), Bücherregal „Albergo", Italien, um 1955, Palisanderholz, teilweise furniert, H 320 cm. Das Werk des Architekten und Möbeldesigners Frattini ist äußerst vielseitig. Sein Bücherregal „Albergo" übertrifft an ästhetischem Reiz die meisten modernen Skulpturen und lässt sich überall im Raum frei platzieren. Es wird einfach zwischen Boden und Decke eingeklemmt (Foto: Quittenbaum) Morgens Koch (18981992), Bücherregal aus drei Elementen, Teakholz, H je 76 cm. In den 50er-Jahren beherrschte das dänische Design die westliche Welt. Es war die Gediegenheit der Formen, die Wärme und Solidität des Materials, die ein im Grunde konservatives Jahrzehnt begeisterte (Foto: Rasmussen)
ÄSTHETISCHE GLAUBENSKRIEGE Leider wurde im 20. Jahrhundert aus solchen geglückten Stilrichtungen nicht nur von der ideologischen Nachhut ein Dogma gemacht, so dass es zu regelrechten Glaubenskriegen in Fragen von Design und Ästhetik kam, die mit der Sensibilität des Auges nichts, mit Rhetorik aber viel zu tun hatten. Der zweitberühmteste ästhetische Glaubenskrieg nach der Einführung der Moderne in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts war der um ihre Abschaffung. Als sich verstärkt um 1980 Architekten und Modedesigner vom puristischen Bekenntnis des Funktionalismus entfernten und funktional betont sinnlose, rein ästhetisch motivierte Formen zum Einsatz brachten, brachen erneut hitzige Diskussionen aus. Es kam zu einer heftigen Reaktion gegen die Ideologie des Purismus, des „Weniger ist mehr”. Am spektakulärsten verwirklichte sich diese Postmoderne in der Designkollektion der Künstlergruppe Memphis um Altmeister Ettore Sottsass. Berühmtheit erlangte sein Regalobjekt „Carlton", das in vielen Aspekten einer bunten Skulptur und einem Fetisch ähnelt. Andere Designer, wie die deutsche
Freistehendes Regal, I. S. A, Bergamo 1957, lackiertes Metallgestell, TeakholzBretter, H 120 cm. Die Firma I. S. A. war ein bedeutender Hersteller von Polstermöbeln, für die Stars wie Gio Ponti Entwürfe anfertigten. Dieses Regal entstand anlässlich der 11. Triennale von Mailand, 1957 (Foto: Dorotheum) Franco Abini (1905-1977) und Franca Helg (1920-1989), Bücherregal No. LB 10, Poggi, Italien, 1958, Teakholz, Metallfüße, H 270 cm. Die Zusammenarbeit von Albini und Helg begann 1951 und dauerte bis zu Albinis Tod im Jahr 1977. Franca Helg war eine der wenigen Frauen, die sich im von Männern dominierten Design behaupten konnte. Ihr Bücherregal ist ein ebenso formschöner wie funktionaler Klassiker (Foto: Dorotheum)
Gruppe Pentagon, blieben zwar dem Purismus treu, opponierten aber gegen das streng serielle und geometrische Rasterdenken. Berühmt wurde das verspannte Regal von Laubersheimer, der einem einfachen, hohen Regal aus dünnem Blech durch eine leichte Verbiegung mittels eines Stahlseils erst die nötige Stabilität verlieh, damit aber gegen das Gebot
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des rechten Winkels und somit auch der Serialität verstieß. Diese Objekte waren natürlich keine anonymen, unsichtbaren Einbaumöbel, sondern skulpturale Einzelobjekte mit unübersehbarer Ausdruckskraft. Sie waren durchaus als Statement gedacht und öffneten den Weg für ein neues ästhetisches Denken. Der ideologischen Erstarrung der Moderne, ihrem Abgleiten in formelhafte Routine und Brutalismus wurden Fantasie, Individualität und Ausbruch aus dem Raster einprägsam entgegengesetzt. Auch wenn diese Regale keine hohen Auflagen erzielten, wurden sie zu ikonischen Zeichen, die ein ganzes Jahrzehnt beherrschten: Antiregale gegen die Diktatur der Regelsysteme vor allem auch in den Köpfen. Weiter auf dem Weg, das Regal als plastisches Objekt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen, ging der in Israel geborene, in London wirkende Ron Arad. Er warf mit seinen Regalen „Bücherwurm" alles, was man sich bisher unter einem Buchregal vorgestellt hatte, über den Haufen und schuf kraftvollschöne Skulpturen, die man eben auch mit Büchern befüllen konnte. Ich habe allerdings bisher noch nie gesehen, dass dies passiert wäre. Dazu sind diese Objekte zu schön und ausdrucksvoll, als dass man sie mit Bücher verunzieren möchte.
ERHALTUNG UND PREISE Jeden Tag wandern viele historische, auch kultur- und kunstgeschichtlich wertvolle Regale auf dem Müll. Bei den Regalen, die heute als Designklassiker einen Marktwert besitzen, handelt es sich um eine kleine, exklusive Minderheit. Darunter sind Objekte wie das „Carlton" von Sottsass oder der „Bücherwurm” von Ron Arad, die im Grunde von Anfang an als künstlerische Auflagenobjekte entworfen wurden. Laubersheimers verspanntes Regal kam auf der Documenta in Kassel, also einer avant-
gardistischen Kunstausstellung, zu Ruhm. Dem gegenüber stehen die Regale des täglichen Gebrauchs, selbst wenn sie publizistisch und museal Beachtung fanden, im Schatten des öffentlichen Bewusstseins. Welcher in Designfragen nicht bewanderte Zeitgenosse würde vermuten, dass das Stringregal vom schwedischen Ehepaar Strinning in den Sammlungen bedeutender Designmuseen verwahrt wird? Kulturgeschichtlich sind frühe Billy-Regale von Ikea sicherlich interessant und sollten nicht einfach entsorgt werden. Doch wie geht man mit Gebrauchsobjekten um, die man nicht mehr braucht? Hier sollte man zumindest den Versuch unternehmen, etwa übers Internet oder über einen Zettel „Zu verschenken", anderen die Möglichkeit zu geben, einen Designklassiker zu erhalten. Mit Kulturgut, auch wenn es einem in Privatbesitz gehört, sollte man pfleglich umgehen. Der Grad zwischen Erhalten und Kaputt-Restaurieren ist schmal und gerade in Deutschland neigt man zu
Letzterem. Dass Dinge in Würde altern, will man nicht wahrhaben und setzt lieber auf Wegwerfen oder brutale Schönheitsoperationen. Auch von Lackierungsorgien als Mittel des Selbstausdrucks ist abzuraten. Die Preise für Regale von namhaften Designern sind, sofern sie gut erhalten sind, durchaus beachtlich. Spitzenstücke können fünfstellige Summen einspielen. Vieles liegt in einem gediegenen vierstelligen Bereich. Man muss hier bedenken, dass diese Objekte in Zeiten entstanden, in denen ein breites Designbewusstsein eher Mangelware war und so gerade teuere Objekte nur eine handverlesene Kundschaft erreichten. Regale sind deshalb beliebte Sammelobjekte, weil man in ihnen so gut andere Sammelobjekte aufbewahren kann. Leider wurden einfache Regale häufig nicht aufbewahrt, weil sie sich leicht zerlegen und anderweitig verwenden ließen. Gerade aber für solche einfachen Objekte, deren Wert andere gar nicht erahnen, schlägt das Herz des wahren Sammlers!
Ron Arad (geb. 1951), „Bookworm", Dirk Hainlen, Stuttgart für Ron Arad Associates, 1993, polierter Stahl, H 59 cm. Ron Arad gilt als Enfant terrible des britischen Designs, dessen Objekte eher skulpturale als funktionale Formen aufweisen und hier vor allem den gottgegebenen Gegensatz von Senkrecht und Waagrecht in eine Spirale transformieren (Foto: Dorotheum)
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giösen Kunst und Volkskunst zählt ein Wandkreuz aus Holz mit farbig gefasstem Christuskorpus und Marienfigur, das in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert (1.200 Euro). Ein Bodenseer-Bauernschrank aus Nadelholz aus der Zeit um 1800 zeigt auf seinen Kassettenfüllungen die vier Evangelisten (1.200 Euro). Für einen Hauspfosten der Dogon aus Mali muss man mit 600 Euro rechnen, eine Nimba-Schultermaske aus Guinea soll mindestens 500 Euro kosten. Uhrenliebhaber sollten die Atmos-Tischuhr von Jaeger LeCoultre besonders unter die Lupe nehmen. Die Uhr mit einem Drehpendel soll mindesten 700 Euro kosten. TELEFON | 0831/5642530 INTERNET | www.allgaeuer-auktionshaus.de
Karl Theodor Böhme (Hamburg 1866-1939 München), Felsenküste bei Portofino, Öl auf Leinwand, 120,5 x 136 cm (Limit 2.000 Euro). Allgäuer Auktionshaus, Kempten, 09./10.01.2014
Kreuzfahrt anno dazumal Allgäuer Auktionshaus, Kempten Verschiedene Jahrhunderte durchstreift die Auktion im Allgäuer Auktionshaus, die am 9. und 10. Januar in Kempten abgehalten wird. Zu den Hauptwerken zählt ein Seestück von Zeno Diemer. Seine regelmäßige Teilnahme ab 1900 an den Kreuzfahrten der HAPAG ins Nordmeer und auch in den Mittelmeerraum ließen ihn zahlreiche Skizzen und Aquarelle anfertigen, die ihm später als Grundlage für seine Seeund Marinestücke dienten. Der Zweimaster, den der Münchner Maler durch entsprechende Lichtführung und Farbgebung stimmungsvoll vor der kalabrischen Küste zeigt, hat einen Limitpreis von 2.500 Euro. Ein weiteres südländisches Seestück mit der ligurischen Halbinsel Portofino gibt es vom Marinemaler Karl Böhme (Limit 2.000 Euro). Idyllisch ist eine Dorfstraßenszene in Partenkirchen mit Personen und Vieh vor den Waxensteinen mit Zugspitze von Friedrich August Pecht ins Bild gesetzt (1.800 Euro). Für Motive aus dem bayerischen Voralpenland war Edward Harrison Compton bekannt, der sich ebenso wie sein Vater Edward Theodor hauptsächlich der Bergmalerei verschrieben hat. Die Mühlsteinhörner bei Berchtesgaden stellte Compten bei strahlendem Sonnenschein an einem Tag im Frühsommer dar (1.500 Euro). Mit einem Landschaftsmotiv präsentiert sich auch der Münchner Maler Fritz Halberg-Krauss. Die Reisigsammlerin in Baumlandschaft wirkt luftig und lebendig (1.200 Euro). Die auf Büttenpapier gedruckte Farbserigrafie „Flagge zeigen“ von A.R. Penck wird zum Limitpreis von 600 Euro angeboten. Zum Mindestgebot von 650 Euro kann eine handsignierte Farbradierung von Salvador Dali ersteigert werden. Es ist das Blatt „Thou art all faire, my love: there is no spot in thee“ aus dem „Hohelied des Salomon“. Zur reli-
Brücke-Künstler Leonhardt, Ibbenbüren Am 10. Januar findet bei Leonhardt die 241. Kunst- und Antiquitätenauktion statt. Viele exklusive Objekte innerhalb des ausgedehnten Angebots lassen rasante Bietergefechte erwarten. Das Highlight in der Kategorie Möbel ist eine österreichische Truhe von 1657 in schönem patiniertem Originalzustand. An der Spitze der vielen englischen Kleinmöbel des 19. Jahrhunderts steht ein schöner Gateleg-Table, ein platzsparender Tisch mit klappbarer Tischplatte und schwenkbaren Beinen, der sowohl als Esstisch als auch als Konsoltisch verwendet werden kann. Aus einer westfälischen Sammlung stammen einige großformatige Zeichnungen und Aquarelle namhafter Brücke-Künstler Gabriele Münter, Karl Schmidt-Rottluff sowie Erich Heckel. Sie sind alle signiert und teilweise mit einem Nachlassstempel versehen. Die Limitpreise bewegen sich zwischen 2.800 Euro und 6.500 Euro. Dazu gibt es einige gefragte Werkverzeichnisse und Ausstellungskataloge zu Künstlern des Expressio-
Karl Schmidt-Rottluffs Blätter gehörten zu einer westfälischen Sammlung großformatiger Zeichnungen und Aquarelle einiger Brücke-Künstler wie Gabriele Münter und Erich Heckel, die, signiert und teilweise mit Nachlassstempel versehen, mit einem Limitpreis von 2.800 bis 6.500 Euro angegeben sind. Leonhardt, Ibbenbüren, 10.01.2015
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nismus. Ein um 1840 gefertigtes, teilvergoldetes Ziborium aus Silber wird mit einem Limitpreis von 1.200 Euro ausgerufen. Ein Paar klassizistische Silberleuchter wurden zwischen 1787 und 1789 in Augsburg von Johann Gottlieb Biller angefertigt. Besonders anziehend ist ein 87-teiliges Besteck von Georg Jensen. Das „Old Danish, Dobbeltriflet“ hat Harald Nielsen im Jahr 1947 entworfen (Limit 1.400 Euro). TELEFON | 05451/15550 INTERNET | www.leonhardt-auktionshaus.de
bei der zum Aufruf kommenden Marmorbüste. Eine weitere Besonderheit sind die Modezeichnungen des deutschen Haute-Couture-Designers Karl Lagerfeld. Besondere Beachtung verdient auch ein Ölgemälde des italienischen Malers Vettore Zanetti-Zilla aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Entgegen der verklärt-romantisierenden Darstellungen der berühmten Lagunenstadt legt Zanetti-Zilla den Fokus auf das arbeitsame Venedig und zeigt die Stadt des kleinen Mannes. TELEFON | 0911/5273720 INTERNET | www.auktionshaus-franke.de
In aller Freundschaft Franke, Nürnberg Antiquitäten, Kunst und Designobjekte versteigert Franke in Nürnberg vom 15. bis 17. Januar. Freundschaftsbekundungen prominenter Personen des 19. Jahrhunderts stehen in einem Album eines gewissen J.M. Jacobi. Darin gibt es beispielsweise Einträge des Schweizer Politikers Johann Georg Müller, des deutschen Schriftstellers Leonhard Wächter, des Bankiers Wolf Mendel Oppenheim, des deutschen Aufklärers Jakob Mauvillon sowie von einem Mitglied des Lübecker Adelsgeschlechtes von Brömbsen. Zudem ist dieses Freundschaftsalbum, das bei 1.500 Euro aufgerufen wird, mit sehr schönen Tuschfeder- und Bleistiftzeichnungen, unter anderem von Gerke Jans de Jager, gestaltet. Mit einer Sammlung von Royal-Copenhagen- und Bing&GröndahlFiguren lockt die Porzellansparte. Selbstverständlich gibt es auch wieder Porzellane der Manufakturen Meißen, Fürstenberg und Rosenthal. Staatsmänner in Marmor zeigte der 1853 in Berlin geborene Bildhauer Hermann Kokolsky. Die Figur, die er von Friedrich Wilhelm IV. schuf, machte ihn berühmt, seine Folgeaufträge machten ihn äußerst bekannt. In seinen späteren Schaffensjahren widmete er sich thematisch vor allem dem weiblichen Geschlecht, wie auch
Vettore Zanetti-Zilla, Venedigansicht, Anfang 20. Jahrhundert, Öl auf Leinwand. Franke, Nürnberg, 15.-17.01.2015
Griechenland & Genf Eppli, Leinfelden-Echterdingen Am 17. Januar hat das Auktionshaus Eppli in Leinfelden-Echterdingen ein Gemälde des Schweizer Malers François Bocion (1828-90) im Angebot. Das Werk des Freilichtmalers „Uferpartie am Genfer See“ von 1881 stammt aus einer Serie mit dem von ihm favorisierten Landschaftsmotiv des Genfer Sees. Die Versteigerung könnte eine hohe internationale Aufmerksamkeit erzielen, vergleichbare Werke wurden bereits für mehr als 57.000 Euro zugeschlagen. Bocions Malerei wirkt über eine helle Palette, einen kleingefleckten Farbauftrag und eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe. Die Kennerin Aubert-Lecoutre beschreibt eine gewisse Verwandtschaft mit den Impressionisten, sieht jedoch mehr Nähe zur Malweise Eugène Boudins, der italienischen Macchiaioli oder der Landschaftsmaler Lyons. Dem Bocion folgt ein herrlicher Konrad Müller-Kurzwelly (1855-1914). Dessen Leinwand „Die Faraglioni-Felsen vor Capri“ wird mit 3.600
Stangenkrater, Griechenland, wohl 700-200 v. Chr. (Aufrufpreis 1.200 Euro). Eppli, Leinfelden-Echterdingen, 17.01.2015
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Euro aufgerufen. Zu den drei Baselitz-Grafiken im Katalog gehört der Farbholzschnitt „Hand von oben & unten“ von 1985, der in einer Auflage von fünfzehn Stück gedruckt wurde. Angeboten wird die Nr. 14, die bei 1.800 Euro startet. Eine ausgesprochene Schönheit findet man in der Abteilung mit Spielzeug. Der wunderschön gearbeitete Central-Bahnhof, der als Märklin-Fabrikat eingestuft ist, stammt aus der Zeit zwischen 1902 und 1914. Er startet beim Aufruf von 960 Euro. Das älteste Stück der Auktion ist ein griechischer Stangenkrater wohl aus der Zeit von 700 bis 200 v. Chr. (Startpreis 1.200 Euro). Zu einer alten Berliner Privatsammlung gehörten zahlreiche, kleine, meist römische, keltische und mittelalterliche Ausgrabungsobjekte. Zum sehr feinen Angebot an aufwändigen, teils prunkvollen Silberobjekten werden auch Liebhaber gereifter Spirituosen auf ihre Kosten kommen, so zum Beispiel mit dem Malt Knockando von 1975 zum Aufrufpreis von 120 Euro.
diese Prägung im Jahr 1680 herausgeben ließ (20.000 Euro). Dazu gibt es eine große Partie von sächsischen Raritäten, über zweihundert Nummern von altdeutschen Münzen aus verschiedenem Besitz, und auch hier ist jedes Stück etwas Besonderes. 276 Münzen und Medaillen kommen aus dem Ausland, darunter viele Stücke der Sammlung Horn und noch mehr numismatische Höhepunkte mit einer Sammlung Polen, einer Serie von englischem Großgold und einer Sammlung früher amerikanischer Goldmünzen als Zeugnis des Goldrauschs. Die Auktion endet mit feinen und seltenen russischen Münzen. Es dürfte also durchaus den einen oder anderen überraschenden Rekordpreis geben.
TELEFON | 0711/2209087 INTERNET | www.eppli.com
Benefiz
TELEFON | 0541/96202801 INTERNET | www.kuenker.de
Zemanek-Münster, Würzburg
Berlin-Auktion Künker, Osnabrück Zum zehnten Mal versteigert der Osnabrücker Münzenspezialist historische Raritäten in Berlin. Für den 29. Januar werden über tausend Lose mit einer Gesamtschätzung von 6,5 Millionen Euro aufgerufen. Exemplarisch für die Vielzahl angekündigter Höhepunkte sei die Sammlung Horn herausgegriffen, deren Großteil von großer Seltenheit und prachtvoller Erhaltung ist. So wie der Speciestaler von 1755, den Friedrich der Große zu Handelszwecken prägen ließ. Nur sechszehn Stücke scheinen überlebt zu haben. Das angebotene Prachtexemplar ist ein Erstabschlag mit minimalen Justierspuren in fast Stempelglanz (Taxe 40.000 Euro). Auch der erlesene Löser zu neun Reichstalern von Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel aus dem Jahr 1574 ist aufgrund seiner hübschen Patina und der sehr schönen bis vorzüglichen Erhaltung ein außergewöhnlich attraktives Stück (50.000 Euro). Genauso wie der Reichstaler von Anna Salome von Salm-Reifferscheid, die als Äbtissin des Essener Stifts
Deutschlands Spezialist für alte Kunst aus Afrika und Ozeanien, Zemanek-Münster aus Würzburg, veranstaltet am 31. Januar eine Benefiz-Auktion zugunsten des Fördervereins Kinderpalliativzentrum München e.V. Zum Aufruf stehen dreihundert afrikanische Masken und Skulpturen aus dem Nachlass der Sammlung Dr. Vera und Dr. Wolfgang Nerlich aus München. Mehr als vier Jahrzehnte sammelte das Ehepaar vorwiegend Werke der künstlerisch herausragenden Regionen West- und Zentralafrikas. Ihre Sammlungsanfänge reichen in die 1960er-Jahre zurück und bildeten den Grundstock einer beeindruckenden Kollektion, die in ihrer Konzentriertheit und Vielfalt selbst zu einem Kunstwerk musealer Größe geworden war. „Von Schätzen trennt man sich zuletzt“, sagte Wolfgang Nerlich bei einem der letzten Besuche in Würzburg. Mit dem Haus Zemanek-Münster waren er und seine Gattin über viele Jahre eng verbunden. Wolfgang Nerlich starb 2012, seine Frau im Sommer dieses Jahres. Zu seinen Schätzen gehören beispielsweise Masken aus Nigeria wie die „elu“-Klappkiefermaske der Ogoni (Schätzpreis 4.500 Euro) oder eine ihrer „mblo“Gesichtsmasken (6.000 Euro) sowie eine „kavamba“Maske der Lega aus dem Kongo (5.000 Euro). TELEFON | 0931/17721 INTERNET | www.tribal-art-auktion.de
Löser zu 9 Reichstalern 1574, Heinrichstadt (Wolfenbüttel), Sammlung Horn, Braunschweig-Wolfenbüttel, Julius II, 1568-89, Welter 548 (Taxe 50.000 Euro). Künker, Osnabrück, 29.01.2015
„elu“-Klappkiefermaske der Ogoni, Nigeria, Holz, farbig gefasst, H 19 cm (Aufrufpreis 2.500 Euro/Schätzung 4.500 Euro). Zemanek-Münster, Würzburg, 31.01.2015
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Wie eine Rakete Herr, Köln
Kämmer & Reinhardt, Biskuitkopf-Puppenkind mit Affenschaukel-Frisur, K & R 108, H 64 cm (Ergebnis 242.500 Pfund/309.983 Euro). Bonhams, London, 24.09.2014
Charakterpuppe Bonhams, London Eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche Puppensammlung aus deutschem Privatbesitz sorgte am 24. September im Auktionshaus Bonhams in London für Furore. Bei den rund sechszig Exemplaren handelte es sich ausnahmslos um frühe, seltene Puppen im Originalzustand sowie um einige Steiff-Tiere der Vorkriegszeit. „Die Sammlung bot einen einzigartigen Überblick über den Typ der Charakterpuppe aus der Zeit von 1909 bis 1912“, kommentierte Leigh Gotch, Leiter der Abteilung Spielzeug. Den höchsten Preis erzielte eine Puppe von Kämmer & Reinhardt (K & R 108), deren Gesicht im Vergleich zu den anderen Puppen einen erwachseneren Ausdruck hat. Vermutlich handelte es sich hierbei um eine Einzelanfertigung. Das mit einem weißen Kleid und sommerlichem Strohhut bekleidete Biskuitkopf-Puppenkind mit Affenschaukel-Frisur konnte nach einem aufregenden Bietgefecht einem Saalbieter bei 242.500 Pfund (309.983 Euro) zugeschlagen werden. Für eine weitere, herausragende Puppe der 100er-Reihe von Kämmer & Reinhardt (K & R 105) mit weißem Baumwollsommerkleid wurden 170.500 Pfund (217.947 Euro) erzielt. INTERNET | www.bonhams.com
Mit dem Zuschlag von 35.000 Euro explodierte gleich zu Beginn der Auktion von Herr der Preis für ein mit nur vierhundert Euro angesetztes chinesisches Rollbild und markierte damit den ersten Höhepunkt am 22. November. Ob diese Dynamik auch mit dem angebotenen Raketenmotor zusammenhing, lässt sich nicht belegen. Rasante Preisentwicklungen gab es jedenfalls durchgängig bis zum Schluss. So erzielte eine bisher noch nicht auf dem Markt gewesene Chiparus-Figur aus Bronze und Elfenbein großes internationales Interesse. „Scarf Dancer“ wurde bei beachtlichen 38.000 Euro zugeschlagen. Insgesamt 19.000 Euro erbrachten die gesuchten Keramikobjekte von Birger Kaipiainen für Arabia mit ihren charakteristischen perlartigen und floralen Dekoren. Für einen skulpturalen Tellerkranz der Keramikerin Beate Kuhn aus den 1970er-Jahren war das Interesse groß. Mindestens 600 Euro wollte man in Köln dafür haben, gezahlt wurden letztendlich satte 7.200 Euro. Auch für eine kleine Schale der britischen Keramikerin Lucie Rie stiegen die Bieter intensiv ein, was schließlich einen Zuschlag von 5.800 brachte. Mit 18.000 Euro ist der Preis für das skulpturale Glasobjekt Volto Cornuto nach einem Entwurf von Pablo Picasso und ausgeführt von Egidio Costantini bei Fucina degli Angeli der höchste jemals dafür erzielte Preis. Mit 14.200 Euro waren auch die Ergebnisse für zwei Vasen Spiraloto von Thomas Stearns für Venini hochpreisig. Gespannt war man auf die Arbeit von Gerhard Richter aus der Serie Grauwald, für die der Hammer letztlich bei 15.500 Euro fiel. Ein Taxibild „Yellow Cab“ von Rainer Fetting kostete 13.000 Euro. Für eine mit 1.800 Euro angesetzte Fotografie von Ansel Adams wurde das Limit vervielfacht und endete bei 9.800 Euro. Gesuchte Design-Objekte waren ein Stuhl von Carlo Mollino für die Casa del Sole (Zuschlag 29.000 Euro), Stühle und Hocker von Mollino für den Ballsaal Lutrario (16.300 Euro) sowie ein Schreibtisch von Hans J.Wegner für Johannes Hansen (17.000 Euro) und zwei Falthocker PK 91 von Poul Kjaerholm für Kold Christensen (9.000 Euro). Eine Ikone der Postmoderne, der Schreibsekretär Frankfurter Schrank F1 von Michael Landes, Norbert Berghof und Wolfgang Rang, wechselte für 10.000 Euro den Besitzer. Der Aufruf der Stühle und der Hocker, die von Marc Newson für die Bar Osman im Komed Haus des Kölner Mediaparks konzipiert wurden, brachten internationale Bieter auf den Plan, welche die Zuschläge auf 43.100 Euro trieben. TELEFON | 0221/254548 INTERNET | www.herr-auktionen.de
Schreibsekretär, Frankfurter Schrank F 1 (Zuschlag 10.000 Euro). Herr, Köln, 22.11.2014
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Kunstmarkt ‘68 Kastern, Hannover Zufrieden zeigt man sich in Hannover mit der Jubiläumsauktion am 13. September, welche die 150. Versteigerung von Kastern markierte. Im Gemälde „Die Tischgesellschaften“, die sich wohl im Innenhof des Künstlervereins „Malkasten“ aufhalten, zeigt der Düsseldorfer Wilhelm Schreuer seinen individuellen Farbauftrag eindrucksvoll, was auch einen Bieter für 5.000 Euro überzeugte. Aus der tosenden Brandung versucht der junge Mann auf Feliks Michal Wygrzywalskis Gemälde ein Ruderboot an Land zu ziehen. Das Bild des polnischen Malers wurde bei 3.200 Euro zugeschlagen. Besonderes Interesse erfuhr die moderne und zeitgenössische Grafik, wie das Mappenwerk „Kölner Kunstmarkt ‘68“ mit Radierungen, Lithografien und Farbserigrafien von Künstlern wie Gerhard Richter, Mel Ramos und Asger Jorn (Zuschlag 4.400 Euro). Pierre Soulages „Lithografie No. 8“, erschienen in einer Auflage von 250 Exemplaren, ging für 3.600 Euro in das benachbarte Ausland. Ikonensammler kamen ebenfalls auf ihre Kosten: Eine russische Ikone des 17. Jahrhunderts mit der Darstellung der „Taufe Christi im Jordan“ wurde bei 6.000 Euro zugeschlagen. Ähnlich großes Interesse löste die Ikone mit „Alttestamentlicher Trinität“ aus. Die Temperamalerei auf Holz wurde für 5.500 Euro verkauft. Von zwei prächtigen Farbedelsteinen waren die Schmuckliebhaber überzeugt: Das Tansanit-Kollier kostete mit 4.500 Euro ebenso viel wie der traumhafte Turmalin-Ring. Aus dem reichhaltigen Angebot der Rubrik Jugendstil/Art déco stach der Powolny-Putto mit Weintrauben, 1907 von der Wiener Keramik ausgeführt, hervor (Zuschlag 3.400 Euro). Eine chinesische Tripode gefiel der internationalen Bieterschaft besonders. Das Gefäß aus Bronze wurde auf 4.000 Euro
gesteigert. Ein Vasenpaar der Qing-Dynastie mit Polychromer Bemalung war dem Käufer 950 Euro wert. Das Ende des Auktionstages wurde von einem Friedebald versüßt. Käthe Kruses Puppen-Kreationen ging für 2.600 Euro an eine Sammlerin. TELEFON | 0511/851085 INTERNET | www.kastern.de
Exzellentes Handwerk Auctionata.com Unter dem Titel Silber & Antiquitäten versteigerte das Berliner Online-Kunst- und Auktionshaus Auctionata am 29. Oktober hochwertige Antiquitäten, diverse Silberwaren, figürliche Bronzen und feines Porzellan. Insgesamt 282 Teilnehmer aus 31 Ländern boten sich spannende Bietgefechte, die in vielen hohen Zuschlägen und gewichtigen Ergebnissen resultierten. Für die Überraschung des Abends sorgte eine exquisit gearbeitete Miniaturtruhe aus dem 17. Jahrhundert, die bei einem Startpreis von 4.000 Euro nach einem ausdauernden Bietgefecht den höchsten Zuschlag der Auktion erzielte und für 156.000 Euro verkauft wurde. Die Truhe glänzt mit den handwerklich exzellent verarbeiteten Materialien Bernstein, Elfenbein, Silber und Eiche. Mit 15.600 Euro wurde ein weiteres Spitzenergebnis mit der Versteigerung eines prunkvoll bemalten Meißentellers verbucht, dessen Schätzpreis von 5.000 Euro weit übertroffen wurde. Fein gearbeitet ist auch der Tabernakel-Sekretär, der für 26.400 Euro den Besitzer wechselte. Darüber hinaus wurde eine Walzendrehorgel von Holl & Sohn von 1930 für 6.600 Euro versteigert und verdreifachte so ihren Startpreis. Die Teekanne „Bullet“ aus der renommierten Silberschmiede Abraham Lovell aus dem Jahre 1720 wurde für erfreuliche 3.400 Euro weitergegeben. TELEFON | 0800/6118800 INTERNET | www.auctionata.de
Käthe Kruse, Friedebald (Zuschlag 2.600 Euro). Kastern, Hannover, 13.09.2014
Miniaturtruhe, Königsberg oder Danzig, um 1650-70, Bernstein, Elfenbein, Silber und Eiche, 12 x 12,5 x 22,5 cm (Ergebnis inkl. Käuferaufgeld 156.000 Euro). Auctionata.com, 29.10.2014
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Tipple Topple Dorotheum, Wien Mit hohen Geboten wurden die Offerte der Spielzeugauktion Ende Juni im Wiener Dorotheum vom Bieterpublikum goutiert: Der höchste Preis wurde mit 21.040 Euro für das PanzerKanonenbot von Märklin „Laudon No. 5103“ bezahlt. Das handbemalte Schiff aus Blech mit Panzerdeck, Panzerkanonen und Aufbauten wurde einem schriftlichen Mitbieter zugeschlagen. Sammler aus aller Welt begeisterten sich für die außergewöhnlich umfangreichen Zooanlagen für Pfeiffer’s Tipple Topple Figuren aus der Zeit um 1900. Das Set aus dreiteiligem Affenhaus und zwei Außengehegen sowie achtzehn Tierfiguren wurde bei 5.000 Euro zugeschlagen. Weitere Zooanlagen und Figuren kosteten bis zu 3.000 Euro. In die Zeit um 1930/40 datiert die seltene Massefigur „Tigerjagd“ von Elastolin. Für den Jäger mit Tropenhelm und Waffe, der auf einem indischen Elefant reitet, bot ein Saalinteressent 938 Euro. Rasant ging es zu bei den Geboten für den Silver Racer von Technofix aus den 1950er-Jahren. 875 Euro wurden letztendlich für das Motorrad mit Beiwagen, Fahrer und Beifahrer bezahlt. Aus der gleichen Zeit stammt das Kindertretauto Modell Roadster J 40 Austin. 5.000 Euro bewilligte ein Sammler für dieses Luxus-Gefährt in lindgrüner Lackierung. Eine hohe Steigerung bis 4.750 Euro galt auch einer spiritusbetriebenen Dampflok. Gebrüder Märklin & Cie, Panzerkanonenboot Laudon No. 5103 (Zuschlag 21.040 Euro). Dorotheum, Wien, 26.06.2014
TELEFON | +43(0)1/515600 INTERNET | www.dorotheum.com
Berühmte Spielzeuge
des klassischen „Pierrot Ecrivain” von Gustav Vichy aus dem Jahre 1895. Das Auction Team Breker in Köln bot den Puppenautomaten „Putin“ Mitte November zum Schätzpreis von 25.000 bis 35.000 Euro an. Er erregte großes internationales Interesse, was sich im Preis von 37.000 niederschlug. Ein weiteres beliebtes Motiv der Automatenbauer waren Affen. Sie liebten Darstellungen, bei denen schelmische Tiere ihre menschlichen Gegenüber nachäfften, wie das Beispiel der französischen Manufaktur Thibouville Lamy (Ergebnis 8.600). Eine weitere Rarität war ein Werbe-Puppenautomat von Leopold Lambert, der sich seinerzeit auf einer Verkaufstheke drehte. Das fantastisch erhaltene Stück in der originalen Transportkiste wurde von einem amerikanischen Sammler für 10.000 Euro erworben. Kinderspielzeug war manchmal mit Musikwerken ausgestattet so wie die seltene Clown-Schaukel von Gunthermann aus Fürth (4.900 Euro). Frühes mechanisches Blechspielzeug aus Deutschland zog ebenfalls großes Interesse auf sich. Eine mit Gummigeschossen feuernde Küstenkanone von Bing von 1910 kostete hohe 2.700 Euro, ein Märklin Schöpfwerk mit Fontäne 3.450 Euro. Besondere Beachtung fanden bei vielen Sammlern und Museumsexperten zwei frühe Märklin Eisenbahnspielzeuge. Die „New York Central & Hudson Valley 1021” Lokomotive (Spur I), mit Kuhfänger und noch original grün lackiert wechselte für 11.000 Euro in eine neue Sammlung in Übersee. Zu der von Cornelius Vanderbilt gegründeten N.Y.C. & H.V. gehörte das New York Central und Hudson River Eisenbahnschienennetz. Es erstreckte sich von der damals neu errichteten Grand Central Station an der 42sten Straße in Manhattan bis hin nach Buffalo im Westen des Bundesstaates New York. Londons Tube war dagegen eine bescheidene Angelegenheit im Vergleich zur New Yorker Metropolitan Eisenbahn, die 1863 eröffnet wurde. Sie war das erste UBahn-System der Welt. Anders ist das bei den Londoner Eisenbahn-Spielzeugen: Ein Märklin Fahrtrichtungsanzeiger aus dem frühen 20. Jahrhundert gab den Weg der Züge nach Paddington, Victoria, King's Cross, Aldgate und Kensington bekannt. Er wurde heftig beboten und erzielte mit 5.400 Euro mehr als das Zehnfache des oberen Schätzpreises. TELEFON | 02236/384340 INTERNET | www.breker.com
Auction Team Breker, Köln Die Spielzeugmacher des 19. Jahrhunderts ließen sich in Übersee häufig von aktuellen Ereignissen und prominenten Persönlichkeiten inspirieren. Eines der berühmtesten mechanischen Spielzeuge der Firma Ives Blakeslee aus Connecticut, USA zeigte den amerikanischen Präsidenten General Grant, Zigarre rauchend in seinem Lieblingssessel sitzend. Die Pariser Automatenbauer dagegen, welche die komplexesten mechanischen Spielzeuge herstellten, ließen sich lieber von Clowns und Zauberkünstlern jener Tage inspirieren. Gelegentlich wurden in Frankreich auch bekannte Persönlichkeiten dargestellt wie Buffalo Bill, der Star des englischen Varieté „Little Tich” oder die Wegbereiterin des modernen Tanzes Loie Fuller. 2014 wählte der Restaurator und Automaten-Designer Christian Bailly ein bedeutsames politisches Ereignis für seine neueste Kreation: „Putin Ecrivain”, ein kontroverser Puppenautomat nach dem Vorbild
New York Central & Hudson Valley 1021 Lokomotive (Spur I), mit Kuhfänger, original grün lackiert (Zuschlag 11.000 Euro). Auction Team Breker, Köln, 13.-15.11.2014
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Fantastische Welten Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst im Städel Museum Frankfurt Das Städel Museum beleuchtet in seiner aktuellen Ausstellung bis zum 8. Februar wesentliche Neuerungen in der Kunst im Europa des frühen 16. Jahrhunderts, die zu dieser Zeit überraschend modern wirkende Erscheinungsformen annimmt. Anhand von 120 Exponaten wird anschaulich, wie eine ganze Generation von Künstlern um 1500 die Gattungen Landschafts- und Historienbild sowie Porträt neu formuliert. Fernab von einer naturgetreuen Wiedergabe entsteht ein innovatives, expressives Zusammenspiel von Lichteffekten, überschwänglicher Farbgestaltung sowie grotesker Formen und Posen – und das in allen Gattungen: Malerei, Skulptur, Druckgrafik, Zeichnung und Buchmalerei. Ausgehend von den Künstlern Albrecht Altdorfer (um 14801538), Wolf Huber (um 1485-1553), dem Passauer Bildschnitzer Meister IP (tätig bis nach 1520) und Hans Leinberger (dokumentiert in Landshut, 1510-1530) wird das Phänomen des „Expressiven“, das für die Künstler der sogenannten Donauschule zentral ist, erstmals in einen gesamteuropäischen Kontext gestellt. Es erscheint ein Begleitheft. TELEFON | 069/6050980
Darstellung des Kosmos mit der Erde im Zentrum, kolorierter Holzschnitt aus Schedels Handexemplar der lateinischen „Weltchronik“, Nürnberg: Anton Koberger für Sebald Schreyer und Sebastian Kammermeister, 12. Juli 1493; Bayerische Staatsbibliothek München Foto: Bayerische Staatsbibliothek
Treue Freunde Hartmann Schedel in der Bayerischen Staatsbibliothek
Albrecht Altdorfer (1480-1538), Die Anbetung der Könige, 1530/35; Städel Museum Frankfurt/M. Foto: Städel Museum – U. Edelmann – ARTOTHEK
Bis zum 1. März 2015 präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek die Ausstellung „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440-1514)“. Anlässlich des 500. Todestages von Hartmann Schedel werden rund 40 Bände aus seiner umfangreichen Büchersammlung gezeigt, eine der bedeutendsten Privatbibliotheken ihrer Zeit. Die repräsentative Auswahl umfasst Werke aus allen Disziplinen des Spätmittelalters: Rhetorik, Astronomie, Philosophie, Literatur, Geschichtsschreibung, Medizin, Jura, Theologie, Geographie und Kosmographie. Zu sehen sind u.a. alle fünf Ausgaben der berühmten Weltchronik, die im 15. Jahrhundert erschienen sind. „Bücher sind treue Freunde“ schrieb im Jahr 1461 der Arzt Hermann Schedel, als er hörte, dass sein jüngerer Vetter Hartmann viel Geld für ein Buch ausgegeben hatte. Anstatt den zwanzigjährigen Studenten dafür zu tadeln, war Hermann der Meinung, dass das Geld gut angelegt war. Bücher
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seien nämlich die besten und aufrichtigsten Ratgeber, die man finden könnte. Der junge Hartmann Schedel folgte diesem Rat sein Leben lang. Er trug eine Büchersammlung zusammen, die am Ende des 15. Jahrhunderts ihresgleichen suchte. Sie umfasste nicht nur Bücher aus seiner Studienzeit in Leipzig und Padua und seinem beruflichen Wirken als Stadtarzt in Nürnberg, sondern eine große Bandbreite von Werken aus allen Fachgebieten, von der antiken Literatur bis zur zeitgenössischen Geschichtsschreibung. Schedels berühmte „Weltchronik“, die der Nürnberger Verleger Anton Koberger 1493 herausbrachte, machte dieses Wissen in Bild und Text zugänglich. Vor allem wegen der zahlreichen Stadtansichten ist sie bis heute weltbekannt. Der allmähliche Aufbau der Sammlung – die Bibliothek gelangte bereits im 16. Jahrhundert an die Hofbibliothek – wird anhand der Stationen von Schedels Lebensweg nachvollzogen. Der Katalog kostet ca. 20 Euro in der Ausstellung.
Ernst Ludwig Kirchner, Blick ins Tal, 1918/19, Leihgabe Museum Biberach; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
TELEFON | 089/28638-2024
Von oben Die Vogelperspektive im Germanischen Nationalmuseum Eine große Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zeigt bis 22. Februar, wie der spektakuläre Blick von oben Künstler inspirierte. Fantastische Ausblicke, atemberaubende Panoramen und unglaubliche Weiten – der Blick von oben eröffnet dem Betrachter vollkommen neue Perspektiven. Präsentiert werden rund 200 Exponate aus fünf Jahrhunderten. Die Spanne reicht von großformatigen Gemälden über detailliert ausgearbeitete grafische Blätter bis hin zu Stadtmodellen und Fotografien. Die Vorstellung, sich hoch in die Lüfte zu begeben und von dort auf die Erde herunter zu blicken, ist ein alter Menschheitstraum. Diese exponierte Perspektive war jedoch lange Zeit nur einem ausgewählten Kreis vorbehalten. Die höchsten Berggipfel oder – noch weiter oben – der Himmel galten als Sitz der Götter. Als Mensch zu hoch hinaus zu wollen, versprach Unheil: Ikarus zum Beispiel wagte sich zu hoch hinauf und kam der Sonne zu nahe, weshalb das Wachs seiner selbst gebauten Flügel schmolz und er ins Meer stürzte.
Jacopo de’ Barbari, Plan von Venedig, 1500; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Und in der Bibel werden die Babylonier bestraft, weil sie einen Turm zu bauen versuchten, der bis in den Himmel reichen sollte. Der Blick von oben war exklusiv und nur wenigen vorbehalten. Schon deshalb übte er einen besonderen Reiz aus, dem sich auch Künstler nicht erwehren konnten. Eine Möglichkeit, sich dem Phänomen der Vogelperspektive zu nähern, ist die Kartografie. Für sie werden Landschaften und Städte exakt vermessen, Entfernungen und Höhenunterschiede systematisch erfasst. Die präzise Kenntnis der geografischen Beschaffenheit ist die Grundvoraussetzung für das Anfertigen korrekter Landkarten und Pläne. Zwei Meister ihres Faches waren Jacopo de‘ Barbari und Matthäus Merian, von denen Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind. Ersterer fertigte im Jahr 1500 einen fast drei Meter langen Stadtplan von Venedig, der detailliert einzelne Straßenzüge der Lagunenstadt wiedergibt. Häuser mit ihren Gärten sind zu erkennen, markante Kirchtürme und Palazzi ragen aus dem Gebäudemeer heraus. Nie zuvor war ein Stadtplan mit dieser Genauigkeit und solchen Ausmaßen erstellt worden. Um eine atmosphärische Sicht von oben ging es zahlreichen Künstlern seit Ende des 18. Jahrhunderts, wie ein eigener Themenbereich der Ausstellung zeigt. Mühsam war der Aufstieg auf hochaufragende Berge, der jedoch mit einem spektakulären Ausblick belohnt wurde. Künstler hielten diese sensationelle Perspektive fest und machten sie für andere mühelos nachvollziehbar. Caspar David Friedrich malte einsame Gipfel, von denen der Blick verträumt ins Unbestimmte schweift. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts suchte Ernst Ludwig Kirchner dem Leben „unten“ in der Stadt zu entfliehen und zog nach dem Ersten Weltkrieg schwer traumatisiert in die Schweizer Alpen. Sein Blick ins Tal von 1918/19 wirkt jedoch nicht befreit, sondern eher verstörend. In den Städten ermöglichten mehrstöckige Bauwerke den Blick nach unten. Bei den Impressionisten Ende des 19. Jahrhunderts waren Ansichten aus oberen Etagen auf hektisch belebte Straßen von Paris beliebt. TELEFON | 0911/1331103
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Wanderin Margit Jäschke im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau Die Künstlerin Margit Jäschke (geb. 1962 in Halle) bezeichnet sich selbst als Wanderin zwischen den Kunstwelten. Dies zeigt sich auch in der Affinität zum Papier, das nicht nur bei Kollagen und Installationen eine Rolle spielt, sondern auch im Schmuck. Sowohl im bildnerischen Werk als auch im Schmuck geht die Künstlerin ganz behutsam mit Farbe um und setzt gelegentlich Akzente. (Bis 18. Januar). Zur Ausstellung ist ein Katalog im Distanz Verlag zum Preis von 25 Euro erschienen. Margit Jäschke, Brosche „Tag und Nacht“; Deutsches Goldschmiedehaus Hanau
TELEFON | 06181/256556
Monochrom Weiß – Aspekte einer Farbe im Museum im Kulturspeicher Weiß spielt in Bildern immer eine besondere Rolle. Es ist die Farbe des Bilduntergrunds, es dient zum „Höhen“, also zur Darstellung von Licht, und wird beim Mischen zum Aufhellen einer Farbe benutzt. Ein autonomer Einsatz von Weiß findet sich jedoch erst in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Denn erst jetzt löst sich Farbe im Bild generell weitgehend von der Bindung an die abzubildende Wirklichkeit und steht für sich selbst. Dies eröffnet auch den Weg in die Monochromie, das heißt zu Kunstwerken, die auf einer einzigen Farbe basieren. Die Ausstellung schöpft aus der Sammlung Ruppert, die sich der Konkreten Kunst in Europa nach 1945 widmet. Insgesamt 15 weiße Bilder und Objekte z. B. von Andreas Christen, Ad Dekkers, Leo Erb, Norbert Kricke, Walter Leblanc, Jan Schoonhoven und Herman de Vries bilden den Grundstock des Projekts. (Bis 22. Februar, Katalog). TELEFON | 0931/38664500
Alfons Walde, Gretei, um 1940; WestLicht, Wien © Alfons Walde / Bildrecht, 2014, Wien
Schaulust Erotische Fotografie von Alfons Walde im WestLicht Wien Die Ausstellung zeigt bis 8. Februar die bislang unbekannten erotischen Fotografien des Malers Alfons Walde, etwa 120 Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers, die über Jahrzehnte unbeachtet in einer Kiste schlummerten. Der Fokus seiner Fotografie lag auf dem weiblichen Akt, die Inszenierung der Bilder reichte bis in die Pornografie. Klassische Posen aus der kunsthistorischen Tradition – etwa Anklänge an Ingres in Waldes fotografischen Rückenakten – wechseln dabei mit erotisch aufgeladenen, eher spielerischen Szenen. Er frönt in der Fotografie dem lustvollen Schauen, der die Leica zum Festhalten des ansonsten flüchtigen Moments nutzt, bei dem es aber immer auch um die Erotik des Fotografierens selbst geht, um den Wechsel der Blicke, um das Spiel von Ansehen und Posieren. Der Katalog ist im Haymon Verlag erschienen.
Antonio Calderara, Silenzio bianco (Weiße Stille), 1932, Galerie Rupert Walser, München; Museum im Kulturspeicher, Würzburg
TELEFON | 0043/1/522663660
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Winter Holzschnitte des Jugendstils in Konstanz
Sabine Wenzel, Wald bei Wernburg Nr. 2, Thüringer Schiefergebirge; Galerieausstellung im Botanischen Museum Berlin © Sabine Wenzel
Wie gemalt
In der Zeit des Jugendstils waren Winterdarstellungen vor allem im Medium des Holzschnitts beliebt. Die zu jener Zeit stark vom japanischen Farbholzschnitt beeinflusste Drucktechnik er- Johanna Metzner, Eislaufpaar, möglichte die Herstellung o. J., Sammlung Felix Häberle ebenso eindrücklich plakati- München; Städtische Wessenver wie dekorativer Grafi- berg-Galerie Konstanz ken. Zu sehen sind rund 60 Winterlandschaften u.a. von Carl Moll, Ilse Beate Jäkel oder Carl Thiemann. (Bis 08. März). TELEFON | 07531/900246
Der Deutsche Wald von Sabine Wenzel in Berlin Die Fotografin Sabine Wenzel zeigt den Wald, wie wir ihn noch nicht kennen. Ihre Bilder deutscher Baumlandschaften entstanden zwischen 2006 und 2013 in einem experimentellen, dynamischen Prozess und ohne digitale Verfremdung. Die Werkgruppe „Der Deutsche Wald“, in großen Formaten auf mattem Fine Art Papier oder Leinwand gedruckt, erinnert fast an Malerei. (Bis 8. Februar im Botanischen Museum Berlin). TELEFON | 030/83850134
Hautnah Ulrich Seidl – Stills 2001-2014 im OstLicht Wien „Ich liebe es, hautnahe Bilder zu machen. Menschen in ihrer Physis ungeschmikt zu zeigen. Gerade darin, in dem Ungeschönten, liegt für mich so etwas wie Schönheit“. Ulrich Seidl. Die Galerie OstLicht in Wien widmet sich erstmals umfassend den fotografischen Arbeiten Ulrich Seidls. Zu sehen sind rund 60 ausgewählte Standbilder aus Filmen von 2001 bis heute: Hundstage, Import Export, Brüder, lasst uns lustig sein, die Paradies-Trilogie Liebe, Glaube, Hoffnung und Im Keller. Seine mit geradezu fotografischer Akribie generierten Tableaus geben nicht bloß flüchtige Einblicke in die oftmals beklemmende Thematik seines filmischen Schaffens, bis ins Detail durchkomponiert, überzeugen sie durch ihre klare Ästhetik und strenge Geometrie. (Bis 14. Februar). TELEFON | 0043/1/9962066
Im Zentrum der Ausstellung im Angermuseum Erfurt über Ferdinand Bellermann (1814-1889), der als „Urwaldmaler“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist, steht eine umfangreiche Auswahl von Ölstudien und Zeichnungen, die während seiner VenezuelaReise entstanden sind. Vorgestellt werden aber auch Motive von deutschen und italienischen Landschaften wie hier der Wasserfall des Velino bei Terni, 1854 (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Foto: Andres Kilger). (Bis 18.01., Katalog).
Ulrich Seidl, Im Keller, 2014; OstLicht, Wien. © Ulrich Seidl
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PIERROTS & HARLEKINE
€ 150,Harlekin, Ens, blaue Mühlenmarke, Ende 20. Jahrhundert, auf einem hohen Steinsockel sitzender junger Mann im Harlekinskostüm, farb- und goldstaffiert, H 36,5 cm WEN
€ 160,Tanzender Pierrot, Entwurf wohl Karl Tutter, Hutschenreuther, um 1910, H 18,8 cm MET
€ 150,Pierrot mit Laute, Entwurf und signiert D(orothea) Charol, 1914 Schwarzburger Werkstätten, Modell-Nr. U125, H 35,7 cm MET
€ 200,Pierrot mit Laute, Förster & Co, Wien, um 1920, Steingut, auf ovalem, profiliertem Sockel an einer Säule stehend, weiß glasiert, farbige Glasurmalerei, mit Modell-Nummer „9215“, restauriert, Höhe 35 cm SBL
€ 220,Clown, Entwurf Albert Caasmann 1920, Ausführung Rosenthal, auf Sockel stehend, Modell-Nr. „K.176“, H 23,4 cm MET
€ 220,Lampenfuß „Harlekine”, Entwurf Adolphe-Jean Lavergne, um 1909/1910, Goldscheider, Wien, Steingut farblos glasiert und partiell bemalt, zweiflammig elektrifiziert, nicht ganz komplett (Zigaretten fehlen), Modell-Nummer „373 562 15“, Gesamthöhe 68 cm MEH
€ 300,Pierrette, Ens, Rudolstadt, 20. Jahrhundert, auf Postament sitzende Porzellan-Figur, bunt staffiert, monogrammiert „AB“, Höhe 37,5 cm ZOF
€ 180,Pierrot-Gruppe, wohl Thüringen, um 1920, Porzellan, auf Mehrpasssockel, der sich vor seiner Verehrten niederknieende Pierrot, Künstlermonogramm „AO“, Höhe 23 cm ACN
€ 260,Pierrot, auf Bank sitzend, Entwurf und signiert D.(orothea) Charol, Ausführung Plaue, Schierholz & Sohn, um 1900, Modell-Nummer „822“, Höhe 20,7 cm MET
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€ 300,Pierrot mit Laute, Entwurf von Dorothea Charol, 1914, Schwarzburger Werkstätten, vor 1925, stehender junger, auf einer Laute spielender Mann im Harlekinskostüm, farbstaffiert, restauriert, Modell-Nr. „U 125“, Höhe 36 cm WEN
€ 310,Pierrette, Entwurf Marcel Kleine, Karl Ens, Volkstedt, um 1920, Porzellan, weiß, glasiert, mit hellbrauner, rosafarbener, gelber, brauner und schwarzer Aufglasurbemalung, Nr. „4992, 5“, Höhe 24,8 cm QUI
€ 350,Pierrot, Roland Paris, Entwurf um 1920, signiert, Ausformung Heubach Lichte, ungemarkt, partielle Vergoldung, etwas berieben, Höhe 28 cm MEH
€ 350,„Harlekin mit Gitarre“, Produktionsgenossenschaft für keramische Erzeugnisse, Bechyné, Böhmen, 1920-1940, einflammig, Keramik, weiß glasiert, teils schwarz staffiert, originale, weiße Stoffpagode (angeschmutzt), schwarze Ziernähten u. Pompons, H 62 cm DAN
€ 330,Pierrot, Entwurf Wera von Bartels, Gebrüder Heubach, Lichte, Unterglasurfarben, Modell-Nr. „8886“, Höhe 17 cm SBL
€ 360,Pierrette (Anita Berber), Entwurf Constantin Holzer-Defanti, 1920, Rosenthal, Kunstabteilung Selb, 1929, weiß, glasiert, polychrom und Gold staffiert, Goldrand, Höhe 31,5 cm KAS
€ 400,Columbine, Entwurf von Carl Nacke, Fraureuth Kunstabteilung, 1919-1926, weiß, glasiert, leuchtend in Rot, Gelb und Schwarz bemalt, Nr. „23. 22/41“ (Dekor), Höhe 26,5 cm KAS
€ 420,Pierrette mit Gitarre, Entwurf Dorothea Charol, 1914, Schwarzburger Werkstätten, vor 1925, junge Frau im Harlekinskostüm, Gitarre in der linken Hand haltend, farbstaffiert, Mod.-Nr. U 108, H 31,5 cm WEN
€ 420,„Aschermittwoch“, Entwurf und signiert C.(onstantin) HolzerDefanti, Rosenthal, 1910, Modell-Nr. „K.549“, Höhe 13,8 cm MET
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€ 430,Pierrette, Entwurf Dorothea Charol, Rosenthal, Selb, um 1930, mehrfarbig staffierte und partiell vergoldete Porzellanfigur, Höhe 16 cm ZOF
€ 560,Pierrot und Pierrette, Volkstedt, Neapelmarke, Ende 19. Jh., farbund goldstaffiert, rechte Hand des Pierrot, Hals u. Hutfeder der Pierrette rest., H 25 cm WEN
€ 460,Figurengruppe mit Pierrot, Duxer Porzellan-Manufaktur A.G., 1930er-Jahre, elfenbeinfarbenes Porzellan, Unter- und Aufglasurbemalung in Kobaltblau und Gold, Mod-Nr. „3137“, Höhe 47,9 cm HER
€ 500,„Duett“, Entwurf und signiert Rudolf Marcuse, Rosenthal, 1927, musizierender Pierrot mit Pudel, Unterglasurbemalung, Mod.-Nr. „K.311“, H 34,5 cm MET
€ 500,„Harlekin“, Hertwig & Co., Katzhütte, bis 1945. 1. Drittel 20. Jh., auf rundem Sockel stehend, mit Gitarre bzw. Blumenstrauß zu seinen Füßen, weiß mit min. Goldstaffage, Höhe 27 cm DAN
€ 600,Lampenfuß „Aschermittwoch“, Entwurf Wolfgang Schwarzkopff, 1920/21, Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst, Porzellan, weiß, glasiert, Nr. „U 379“, Höhe 3,2 cm QUI
€ 650,„Faschingstrubel“, Entwurf und signiert F.(erdinand) Liebermann, Ausführung Rosenthal, 1920, Modell-Nummer „K.169“, Höhe 24,3 cm MET
€ 450,Sitzender Pierrot, Entwurf Dorothea Charol, Ausführung Rosenthal, 1930, Modell-Nummer „K.78“, Höhe 16,3 cm MET
€ 600,Pierrot und Pierrette, Wera von Bartels, Porzellanfabrik Gebr. Heubach, Lichte, 1920er-Jahre, farbige Unterglasurbemalung, Pierrot, Mod.-Nr. 8886, H 17 cm, Pierrette, Mod.-Nr. 10395, H 26,9 cm HER
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€ 700,Pierrot, Entwurf Wera von Bartels, Porzellanfabrik Gebr. Heubach, Lichte, 1920er-Jahre, Porzellan, Unterglasurbemalung, H 17 cm HER
€ 700,Pierrette Anita Berber, Entwurf C. Holzer-Defanti, Ausführung Rosenthal, Unterglasurstaffage, bestoßen, repariert, ModellNr. 579, Höhe 32,5 cm NEU
€ 750,Pierrette (Anita Berber), Entwurf Constantin Holzer-Defanti, Rosenthal, Kunstabteilung, Selb, um 1920, Porzellan, polychr. Unter-/Aufglasurbemalung mit Gold, Nr. 579, H 32 cm HER
€ 800,Schreitender Pierrot (Adolf Bolm), Entw. Dorothea Charol, Rosenthal, um 1923, staffiert in polychr. Aufglasurbemalung, ovaler Sockel, Höhe 28,5 cm FIS
€ 850,Stehende Pierrette mit Laute, Entwurf Josef Lorenzl, Ausführung Goldscheider, Wien, um 1923, Steingut, polychrome Unterglasurbemalung, Modell-Nr. „5092/90/11“, H 34 cm KUK
€ 700,Pierrot, Entwurf D. Charol, Kunstabteilung Rosenthal, Selb, 1927, Porzellan, Unterglasurbemalung, Mod.-Nr. „251a“, Höhe 16 cm HER
€ 800,Harlekin und Colombine, Ernst Bohne Söhne, Rudolstadt, 1920erJahre, Porzellan, polychrome sparsame Aufglasurbemalung, Funktion als Rauchverzehrer, Höhe 17,5 cm HER
€ 850,Tischlampe, Stanislaus Czapek, Goldscheider, Wien, um 1910, Fayence, weißer Scherben, auf 6-eckigem Sockel eine junge Kolombine, daneben Gitarre spielender Pierrot, polychr. Bemalung, Sockel sign. Padola, Mod.-Nr. 49225965, 100 cm PEE
€ 850,Pierrot, Entwurf G. Pech, 1899, Ausführung Manufacture Nationale de Sèvres, 1904, Biskuitporzellan, signiert „G. Pech, 1899, S 1904“, H 26,5 cm QUI
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€ 950,Pierrot aus dem Russischen Ballett, Entwurf Paul Scheurich, 1913, Meißen, 1924-1933, polychr. Aufglasurbemalung, Höhe 18,5 cm FIS € 900,Pierrette mit Hund, Wiener Kunstkeramische Werkstätten, Wien, 1920er-Jahre, Keramik, polychrome Bemalung, Mod.Nr. „1862 4“, Höhe 40,3 cm HER
€ 1.100,Pierrot, Entwurf Roland Paris, Ausführung Heubach, Lichte, um 1920, Porzellan, weiß, glasiert, Aufglasur in Braun, Rosa und Schwarz, Höhe 27 cm QUI
€ 1.100,Pierrot mit Gitarre, Entwurf Dorothea Charol, Ausführung Rosenthal Zweigwerk Bahnhof Selb, 1926, Porzellan, weiß, glasiert, Aufglasurbemalung in Schwarz, Hellbraun und Rot mit Gold, Nummer „78“, Maße 16,1 x 28,5 x 18,5 cm QUI
€ 1.300,Harlekin und Dame beim Tanz, Entwurf wohl von H. Krebs, Ausführung Gebr. Heubach, Lichte, um 1900, Modell-Nr. „10469”, Höhe 27 cm MET
€ 1.600,„Lustiger Marsch”, Léna Amsel Bühnentänzerin, Entwurf Constantin Holzer-Defanti, Ausführung Rosenthal, 1910, ModellNr. „K.551“, sign., H 35,8 cm MET
€ 1.625,Pierrette mit Laute, Entwurf Wilhelm Thomasch (1893-1964), um 1922, Ausführung Fa. Goldscheider, Wien, Keramik, farbig staffiert, restaurierte Stellen, am Sockel bezeichnet, Modell-Nummer „5030/49/65“, Höhe 33,5 cm DOR
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€ 1.000,„Pierrot“, Wilhelm Thomasch, Goldscheider, Wien 1927, Majolika, bunt bemalt, mit blütengeschmückter Mandoline, Sockel signiert, Form-Nr. „5117“, Monogramm „AH XXVII“, Höhe 27 cm DAN
€ 1.900,Pierrette „Anita Berber“, Entwurf und signiert Const.(antin) Holzer-Defanti, Ausführung Rosenthal, 1920, Modell-Nummer „K.579“, Höhe 32,1 cm MET
€ 1.800,„Sitzende Pierrette mit Laute“, Entwurf Rudolf Podany (1876-1963), 1916/1917, Friedrich Goldscheider, Wien, Anfang 20. Jahrhundert, Keramik, farbig glasiert,Lautenhals beschädigt bzw. repariert, hintere Sesselbeine besch. Mod.-Nr. „4774, 122,10“, Höhe 33 cm DAN
ACN DAN DOR FIS HER KAS KUK MEH
AUKTIONSHAUS CITY NORD | Hamburg, 26./27. April 2013 DANNENBERG | Berlin, 15./16.03. + 13./14.09.13 + 13./14.06.14 DOROTHEUM | Wien, 26. November 2012 + 25. März 2013 FISCHER DR. | Heilbronn, 06./07. Dezember 2013 HERR | Köln, 24. November 2012 + 11. Mai + 23. November 2013 KASTERN | Hannover, 20. April 2013 KUNST & KURIOSA | Heidelberg, 16. März 2013 MEHLIS | Plauen, 28. Februar + 21.-23. August 2014
€ 4.250,Tischlampe mit Pierrots und Pierrette, Entwurf Josef Lorenzl, um 1925, Ausf. Fa. Goldscheider, Wien, Keramik, farbig staffiert, Messingmontierung, 2-flammig elektrifiziert, Sockel Mod.Nr. „5508/12/12”, H 67 cm DOR
€ 4.500,Pierrette mit Gitarre, Ferdinand Dorsch (1875 Fünfkirchen-1938 Dresden/Blasewitz, gründete 1902 die Künstlergruppe „Die Elbier“), signiert und 1915 datiert, Öl auf Lwd, gerahmt, 80 x 90,5 cm NEU
MET NEU PEE QUI SBL WEN ZOF
METZ | Heidelberg, 15. März 2014 NEUMEISTER | München, 27. März. + 24. April 2013 PEEGE | Freiburg, 20.-22. Juni 2013 QUITTENBAUM | München, 14./15. Mai 13 + 06./07. Mai 14 SCHEUBLEIN | München, 28. Juni 2013 + 21. März 2014 WENDL | Rudolstadt, 14.-16. Juni 2012 + 17.-19. Oktober 2013 ZOFINGEN | Zofingen, 30. November 2012
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VO R S C H AU / I M P R E S S U M
SAMMLER JOURNAL 2 / 2015
SAMMLER JOURNAL
ISSN 1863-0332
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