Sammler journal 0116

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JANUAR 2016

Januar 2016 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50

SAMMLER JOURNAL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Termine

Keramik Émile Décoeur

Gemälde Godefridus Schalcken

Design Bauhaus

Dialog Leser & Experten

Auktionen Berichte & Preise GEMI

Seite 1

Ausstellungen Tipps & Termine


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Januar 2016 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Termine

Keramik Émile Décoeur

KERAMIK

Gemälde Godefridus Schalcken

Émile Décoeur

Design

Bettina Krogemann

Bauhaus

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Dialog Leser & Experten

Auktionen Berichte & Preise

Ausstellungen Tipps & Termine

GLAS Titelfoto: Galerie Michel Giraud, Paris

Pressglas Oberlausitz Mayako Forchert

DIALOG

4

MAGAZIN

10

MESSETERMINE

16

KUNSTMARKT

18

AUKTIONSTERMINE

31

INSERENTENVERZEICHNIS

33

AUKTIONSNOTIZEN

34

AUSSTELLUNGSTERMINE

56

AUSSTELLUNGEN

61

LITERATURTIPP

74

AUKTIONSPREISE

76

IMPRESSUM

82

VORSCHAU

82

GEMÄLDE Godefridus Schalcken Anja Iwa

DESIGN Bauhaus

TERMINE & KLEINANZEIGEN IN DER BEILAGE

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Hans-Jürgen Flamm

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MAGAZI N

Vom ABC zur Stadtansicht 55. Stuttgarter Antiquariatsmesse Das größte Schaufenster für Antiquare in Deutschland ist die vom 29. bis 31. Januar zum 55. Mal stattfindende Stuttgarter Antiquariatsmesse im Württembergischen Kunstverein. 70 Aussteller, davon 17 aus dem Ausland, bieten auf dieser Messe wertvolle Bücher, Autographen, illustrierte Werke und Grafik an. Das Angebot richtet sich an El Lissitzky, Suprematistische jeden Geschmack, jedes Erzählungen, Berlin 1920; Sammelinteresse und auch 29.000 Euro bei Hans Lind- jeden Geldbeutel: Erstausnerauf der 55. Stuttgarter Anti- gaben von Friedrich Hölderlin, Thomas Mann und quariatsmesse Franz Kafka finden sich neben reizvollen ABC-Büchern, dekorative japanische Farbholzschnitte neben Stadtansichten und Flugblättern aus dem Bauernkrieg, Reiseliteratur, Pflanzen- und Kochbücher, Landkarten und Stadtansichten neben Fotografien und Noten. Das teuerste Objekt ist die Handschrift eines mittelhochdeutschen Ritterepos (für 2,4 Mio. Euro), aber auch unter 1.000 Euro finden sich zahlreiche Preziosen. ÖFFNUNGSZEITEN I 29.01.: 11 bis 19.30 Uhr, 30. und 31.01.: 11 bis 18 Uhr TELEFON I 06435/909147 INTERNET I www.stuttgarter-antiquariatsmesse.de

Heinrich Oswalt, Der kleine A-B-C-Schütz, Frankfurt/Main, 1874; 1.200 Euro beim Antiquariat Geisenheyner auf der 55. Stuttgarter Antiquariatsmesse

John Cage, Mushroom-book, in: Writings 67-72, London 1973, 190 Euro bei Mykolibri, Hamburg auf der 30. Antiquariatsmesse Ludwigsburg

Musik im Mittelpunkt 30. Antiquaria in Ludwigsburg Man mag es gut finden, man mag es schlecht finden, aber ein Trend ist im Antiquaria-Katalog nicht zu übersehen: der Untergang des Bildungsbürgerlichen in all seinen Spielarten, sei es die gediegene Werkausgabe eines Klassikers oder die früher so beliebte landeskundliche Literatur. Dafür gibt es kaum noch Kundschaft. Es wächst etwas Neues nach, vieles ist in Bewegung, es wird experimentiert, und es macht Spaß, dem zuzusehen. Vom 28. bis 30. Januar findet die nunmehr 30. Antiquaria in der Musikhalle Ludwigsburg statt. „Musik“ heißt das Rahmenthema der diesjährigen Veranstaltung, und die Ausstellenden füllen das Thema mit Leben. Der geschwungene Violinschlüssel, der Musikbeiträge kenntlich macht, zieht sich wie ein roter Faden durch den Katalog, und bei Torsten Sander (Dresden) schmückt er fast jeden Titel. Insbesondere die angebotenen Liederbücher machen schon beim Lesen Laune auf mehr: „Immer zur Hand“ ist das PortemonnaieLiederbuch, nur 5,3 x 7 Zentimeter groß (100 Euro), den „Deutscher Kellner-Marsch“ schmettern die GastwirtsGehilfen nach der Vorlage in ihrem Liederbuch (150 Euro), der „Klagegesang der Schiedsrichter“ aus dem „Liederbuch für Fußballspieler“ (700 Euro) dürfte auch heute noch aktuell sein, und wer wissen will, was Deutsche Motorradfahrer (700 Euro), Uhrmacher (200 Euro) und Angestellte der Großen Berliner Straßenbahn (200 Euro) singen, muss sich in die Musikhalle bemühen.


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Außerdem wird der 22. Antiquaria-Preis für Buchkultur verliehen. Er geht an den Sammler und Designer Manfred Heiting und den Kunstwissenschaftler Roland Jaeger. ÖFFNUNGSZEITEN I 28.01.: 15 bis 20 Uhr, 29.01.: 11 bis 19 Uhr und 30.01.: 11 bis 17 Uhr TELEFON I 0711/2348526 INTERNET I www.antiquaria-ludwigsburg.de

Augenschmaus Antik & Kunst in Sindelfingen 2016 Kostbare Antiquitäten von edler Provenienz und Kunst aus alter Zeit: Das ist auch diesmal wieder das Rezept, mit dem die Antik & Kunst ihre Besucher verführen will. Es ist ein erlesenes Angebot, das die Messe Sindelfingen in der Zeit vom 14. bis 17. Januar 2016 ihren Besuchern präsentiert: Meisterhafte alte Juwelierskunst, Möbelstücke aus den unterschiedlichsten Epochen, Porzellan, Gläser und Fayencen, Kupferstiche, Malerei – eine berauschende Offerte für Sammler, Kunstliebhaber und auch stilbewusste Lifestyler. Erlesenen Schmuck gibt es am Stand von Brigitte und Saskia Seewald gleich am Eingang zu bewundern: Ein Highlight unter ihren ausgesuchten Einzelstücken – vom Biedermeier und Jugendstil bis hin zum Art déco – ist die kostbare Bie-

Iris Nr. 30; eine exotische Rarität aus dem Jahr 1910: die japanischen Farbholzschnitte des Kunstkabinetts Strehler bei der Antik & Kunst in Sindelfingen Foto: Messe Sindelfingen

Eine Biedermeierbrosche aus der Zeit um 1830, präsentiert von Brigitte und Saskia Seewald auf der Antik & Kunst in Sindelfingen Foto: Messe Sindelfingen

dermeier-Brosche aus der Zeit um 1830, ein edles Schmuckstück von nostalgischer Anmut. Die renommierte Antiquitätenhandlung Dr. Birbaumer & Eberhardt in Timmendorfer Strand hat sich auf ungewöhnliche und kuriose Kleinantiquitäten spezialisiert. Die Wiener Dose aus Silber und Emaille, die Dr. Stefan Birbaumer zur Messe mitbringt, hat die Form einer Schildkröte und wird auf die Zeit um 1870 datiert. Lokalmatador auf der Antik & Kunst ist das Kunstkabinett Strehler in Sindelfingen: Mit ihrer Papierkunst aus insgesamt fünf Jahrhunderten offerieren Brigitte und Birgit Strehler einen edlen Reigen alter und moderner Meister, der das kunstsinnige Herz schnell höher schlagen lässt. Herrliche Gemälde wie das Bild „Amourette“ des 1752 in Straßburg geborenen Künstlers Jean-Frederic Schall zeigt die in Regensburg und am Ammersee ansässige „Galerie Fine Arts – Helmut Bezenka“. Wie schon in vergangenen Jahren haben Anspruch und Vertrauen auf der Antik & Kunst höchste Priorität. Der Besucher, so betont Projektleiterin Kathrin Sindlinger von der Messe Sindelfingen, kann sich auf die Echtheit der ausgestellten Stücke verlassen Ohne die „Kunst-Trilogie“ ist die Messe nicht mehr denkbar: Auch diesmal lädt die Messe Sindelfingen die Besucher der Antik & Kunst wieder zur stilvollen Tour. Chauffiert im Oldtimer-Bus geht es am Messesamstag um 18 Uhr wieder zum nahe gelegenen „SCHAUWERK Sindelfingen“, dann zur „Galerie der Stadt Sindelfingen“ und schließlich in die Nachbarstadt zur „Städtischen Galerie Böblingen“. Busfahrt, Galerien-Eintritt und die jeweilige exklusive Kurzführung vor Ort sind für die Besucher der Messe kostenlos. Zeitgleich mit der Antik & Kunst findet in der Messe Sindelfingen eine weitere Kunstmesse statt: Die Gegenwartskunst, bislang ebenfalls in der Antik & Kunst enthalten, erhält mit der ARTe 2016 im Obergeschoss der Messe Sindelfingen jetzt eine eigene Plattform und wird die erste


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Neben einer Studioausstellung (www.industrieform-ddr.de, Ernst Fischer und Jürgen Peters zeigen zwei Generationen ostdeutscher Industriekultur) werden fachkundige Services wie die bereits erfolgreich vom renommierten Auktionshaus Quittenbaum aus München angebotene Gratisschätzung von besonderen Stücken für Besucher angeboten. ÖFFNUNGSZEITEN I 22.01.: 16 bis 20 Uhr, 23.01.: 12 bis 20 Uhr und 24.01.: 13 bis 18 Uhr TELEFON I 030/5099382 INTERNET I www.design-boerse-berlin.de

Eindruck auf der Art Innsbruck vom letzten Jahr © Art Innsbruck

Pop-Art in den Alpen Zwanzig Jahre ART Innsbruck

eigenständige Messe für zeitgenössische Kunst in der Metropolregion Stuttgart. ÖFFNUNGSZEITEN I Freitag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr INTERNET I www.antik-kunst-messe.de

Stilprägende Stücke Designbörse Berlin in der Galeria Kaufhof Ostbahnhof Mit Besucherrekord und hoher medialer Aufmerksamkeit im Januar 2015 schaffte die junge Berliner Designschau den Aufstieg in die begehrte Riege der europäischen Designevents. 75 internationale Aussteller und mehr als 5000 Besucher tummelten sich drei Tage lang im Stockwerk 4 der Galeria Kaufhof Ostbahnhof, dessen einzigartige und für Berlin exemplarische Atmosphäre ein idealer Rahmen für die Präsentation von Möbel- und Produktdesign der letzten 120 Jahre bot. Die nächste Ausgabe vom 22. bis 24. Januar 2016 findet bereits auf vergrößerter Fläche statt. Auf 4000 qm werden Designklassiker und Stilikonen vom Jugendstil, Art déco und Bauhaus bis hin zum Midcentury Design im seltenen Original gezeigt und von internationalen Händlern, Galeristen und Privatsammlern zum Kauf angeboten. Vintage Furniture der 50er- bis 70er-Jahre, Industrial Design und zeitgenössische Entwürfe junger Designer ergänzen das Angebot. Das einmal im Jahr stattfindende Design-Event versteht sich als Schnittstelle zwischen Sammlern, Händlern, Galeristen, Auktionshäusern, Museen, jungen talentierten Gestaltern und breiter designaffiner Öffentlichkeit. Zur Vervollständigung ihrer Sammlungen finden nicht allein Fachleute Anregung. Neben ausgesuchten Raritäten animieren ebenso erschwingliche Stücke für unterschiedlichste Zwecke und Interieurs zum Kauf. Einen Vorgeschmack mit ausgewählten Highlights zeigt der Ausstellungskatalog, der 14 Tage vor Börsenstart online geschaltet wird. Der erstmals ausgeschriebene Designwettbewerb zum „Entwurf eines Stadtmöbels" wird im Rahmen der Designschau präsentiert.

Auch im Jubiläumsjahr 2016 setzt ART Innsbruck-Gründerin und Betreiberin Johanna Penz auf Erneuerung: Neben der Stammausgabe zu Jahresbeginn (28. bis 31. Januar 2016) gibt es mit der ART Innsbruck Complementary (20. bis 23. Oktober 2016) nun erstmals eine kompakte Ergänzung. Mit der Übersiedlung in die große Messehalle A wie der Erweiterung des Messeportfolios um Kunst und ausgesuchte Antiquitäten des 19. Jahrhunderts setzte sie bereits ein eindeutiges Zeichen und bot ihren Ausstellern wie dem gewachsenen ART-Publikum somit schon einen Vorgeschmack auf das kommende Jubiläumsjahr und ihre weiteren Vorhaben. 90 Aussteller – Galeristen und Kunsthändler aus zehn Nationen – zeigen Gemälde, Originalgrafik, Skulpturen, Fotografie, Neue Medien sowie antike Möbel, Teppiche, Glas, Porzellan und weitere Kostbarkeiten. Die große Sonderschau ist Mel Ramos gewidmet. Damit holt sich Penz gemeinsam mit ihrem langjährigen Sonderschau-Partner, dem Innsbrucker Galeristen Clemens Rhomberg, nämlich jene Schau in die Alpenstadt, die anlässlich des 80. Geburtstages des Pop-ArtStars in diesem Jahr im Museum Ludwig zu sehen war. ÖFFNUNGSZEITEN I 28.-30.01.: 11-19 Uhr, 31.01.: 11-17 Uhr TELEFON I 0043/512/567101 INTERNET I www.art-innsbruck.com

Designbörse Berlin in der Galeria Kaufhof am Ostbahnhof


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Homecoming Allgäuer Auktionshaus, Kempten Kunst aus Russland ist beliebt und wird mit hohen Zuschlägen wertgeschätzt. Auch diejenige, die nicht aus der Zeit der Zaren stammt. Ein Werk aus dem 20. Jahrhundert bekommt man am 15. und 16. Januar beim Allgäuer Auktionshaus Kühling, und allein der Titel lässt keine Zweifel daran, dass es aus dieser Zeit stammt: „Homecoming“ ist ein Gemälde des Moskauer Künstlers Yuri Ivanovich Pimenov (1903-77), auf dem er eine Badende vor einer Küstenstadt in zwanglos gesetzten Pinselstrichen zeigt. Das Bild entstand 1945, kommt aus einer Privatsammlung und wurde 1960 im Central House of Soviet Army in der Ausstellung zum fünfzehnjährigen Kriegsende gezeigt. Es soll mindestens 15.000 Euro kosten. Zu den Hauptwerken von Paul Aizpiri (geb. 1919, Paris) zählt das Gemälde „Blumenstrauß in Vase mit Vogel“. Es sind exotisch wirkende, stilisierte Blumen mit großen Blüten, unter denen der türkisfarbene Vogel nur bei genauem Hinsehen zu entdecken ist. Blumenstücke gehören zu den bevorzugten Themen des französischen Malers und Lithografen mit baskischen Wurzeln, der künstlerisch in der Tradition der Fauves anzusiedeln ist. Die flächige Komposition, die vom zeitweiligen Arbeiten in Spachteltechnik verstärkt wird, sowie die nebeneinander gesetzten bunten, intensiven Farben zeigen die Nähe zum Fauvismus (Limit 4.000 Euro). Mit nachhause nehmen lassen sich dann die Allgäuer Naturszenen auf Gemälden von Otto Gebler (Schlafender Hirtenjunge mit Schafen im Stall, Limit 4.000 Euro), Josef Madlener (Sommer im Allgäu, 4.000 Euro) und Jakob Bräckle (Bauern bei der Getreideernte, 1.800 Euro). Für Porzellanliebhaber gibt es Reizendes aus Meißen, Nymphenburg, von der KPM Berlin und von Rosenthal. TELEFON | 0831/5642530 INTERNET | www.allgaeuer-auktionshaus.de

Yuri Ivanovich Pimenov (1903-77 Moskau), Homecoming, 1945, Öl auf Leinwand, 59,5 x 70 cm (Limit 15.000 Euro). Allgäuer Auktionshaus, Kempten, 15./16.01.2016

Noch immer: A Girl’s Best Friend Artcurial, Monaco Den großen Erfolg vom Sommer möchte das französische Auktionshaus Artcurial auch in seinem luxuriösen Wintersale mit Schmuck, Uhren und Hermès Vintage vom 18. bis 20. Januar wiederholen. Als passenden Ort hat man sich dafür den Yachtclub in Monaco ausgesucht. Wunderbare Diamanten in Baguette- und Brillantschliff um den Hals legen kann man sich, nachdem man die Halskette aus den 1950Jahren ersteigert hat (Schätzung 22.000-25.000 Euro). Ebenfalls begehrenswert ist das Armband aus Platin und 18karätigem Weißgold, das mit Baguette-, Brillant- und Navetteschliff-Diamanten besetzt ist (30.000-35.000 Euro). Zu den außergewöhnlichen Steinen werden ein rosa (50.00070.000 Euro) und ein blauer Diamant (70.000-80.000 Euro) gerechnet. Ebenfalls gibt es wunderbaren Art décoSchmuck sowie Stücke aller großen Schmuckhersteller, deren Boutiquen man am Pariser Place Vendôme finden kann. Die Starmarke des Uhren-Sales ist Rolex. Angefangen bei einer Day-Data Stella Blue in Gelbgold über einen DaytonaBig-Red-Chronografen (20.000-25.000 Euro) bis hin zur hervorragenden Taucheruhr Sea Dweller Double Rouge „Mark IV“ (22.000-25.000 Uhr). Ein unverzichtbarer Klassiker ist und bleibt die Royal Oak von Audemars Piguet. In Monaco gibt es sie in pink-gold. Marktführer ist Artcurial beim Hermès-Vintage-Sale. Zu den Ikonen des Modelabels, die alle Fashionistas nach Monaco ziehen, gehört auch die KellyBag, die dieses Mal für 6.000 bis 8.000 Euro in rosa Wildleder zu haben ist. TELEFON | +33(0)1/42992082 INTERNET | www.artcurial.fr

Hermès, Kelly-Bag, 1992, Wildleder (Schätzung 6.000-8.000 Euro). Artcurial, Monaco, 18.-20.01.2016


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Afrika und Ozeanien Lempertz, Brüssel Schnitzwerke aus Neu-Guinea und Kultstücke afrikanischer Stämme bietet der African and Oceanic Art Sale, den Lempertz in seinem Brüsseler Haus am 26. Januar veranstaltet. Stilisierte Tiermotive zeigt ein Schild, der von der Sissano-Lagune an der Nordküste von PaBaule-Figur, H 42 cm (Schätpua-Neuguinea stammt. Er zung 15.000-20.000 Euro). gehörte einst zur SammLempertz, Brüssel, 26.01.2016 lung des bekannten holländischen Fotografen Martien Coppens und wird mit einer Taxe von 7.000 bis 9.000 Euro angeboten. Aus der berühmten Sammlung James Hoopers, dessen Museum in Arundel in Südengland ab Mitte der 1970er-Jahre über mehrere Jahre aufgelöst worden ist, stammen zwei „taiaha“, Waffen der Maori, sowie eine Prunkaxt aus Neukaledonien (Schätzung je 2.000-3.000 Euro). Der Brüsseler Kunsthändler René Withofs besaß einen schönen Stock in Vogelkopfform aus Neukaledonien (3.000-5.000 Euro). Die Ethnie der Asmat lebt im Süden des indonesischen Teils Neuguineas. Von ihnen stammt eine Kelle, die aus der Sammlung Cornelis Pieter Meuledijk, Rotterdam, kommt (1.000-1.500 Euro). Zu den international begehrten und hochgehandelten Stücken zählen Werke des Stammes der Luba (Angola). Ein Hocker der Luba mit Stützen in Form weiblicher Figuren war Teil der Sammlung des belgischen Künstlers Willy Mestach (20.00025.000 Euro). Ein vielfarbiges Bild der Nkanu mit reliefierter Schlange und Schildkröte, das von einem Missionar in den 1950ern erworben wurde, schmückte einst die Wände des kikaku, der Zeremonienhütte für das Beschneidungsritual der heranwachsenden Nkanda.

Keramiken. Das Schmuckangebot umfasst edle Schmuckstücke und elegante Armband- und Taschenuhren aus führenden Manufakturen. Der Captain's Saloon, ehemals im Antic-Haus in München, später in der Westernriederstraße, galt lange Zeit nicht nur in Deutschland als einer der renommiertesten Händler für nautische Antiquitäten. Die mit großer Kennerschaft zusammengetragene, reizvolle Sammlung seemännischer Ausrüstungsgegenstände beinhaltet im Besonderen nautische Instrumente wie Theodoliten, Chronometer, Sextanten, Mikroskope, Kompasse und ähnliche Navigationshilfen, aber auch außergewöhnliche Schiffsmodelle. Der zweite Teil der Sammlung Dieter Boretius umfasst rund vierzig Objekte. Darunter befinden sich ein kleines Deckelgefäß mit plastischen Blüten aus Hannoversch-Münden (Schätzpreis 500-700 Euro) sowie ein Schreibzeug mit Blumendekor aus dem 18. Jahrhundert (300-500 Euro). Auch der zweite Teil des Nachlasses des Malers und Münchener Akademiedirektors Carl von Marr wird im Januar aufgerufen, bestehend aus Teilen des Inventars aus der Villa Messerschmitt sowie mehreren Arbeiten auf Papier. Die Porzellanofferte bietet zahlreiche interessante Meißen-Objekte. Die Musikanten aus der Affenkapelle erfreuen sich darunter stets besonderer Beliebtheit, so auch die Harfinistin nach dem Modell von Johann Joachim Kaendler (550 Euro). Das Highlight im Schmuckkatalog ist eine Aquamarin-Diamant-Brosche, die um 1880 in Russland entstand (3.000-3.500 Euro). Attraktive Hingucker sind ebenfalls ein Opal-Diamant-Kollier mit einem feinen Crystalopal (900 Euro) und ein hockender Affe aus handgraviertem Achat, der mit fünfhundert Euro aufgerufen wird. Das umfassende Angebot an Armband- und Taschenuhren wird von einer gelb-goldenen Quartz-Uhr aus dem Hause Piaget angeführt (900 Euro). TELEFON | 0221/9258620 INTERNET | www.van-ham.com

TELEFON | +32 2 514 05 86 INTERNET | www.lempertz.com

Aus dem Captain's Saloon Van Ham, Köln Aus dem ehemaligen Captain's Saloon in München kommen bei Van Ham besondere nautische Antiquitäten, sogenannte Nautiquitäten, in der Auktion Dekorative Kunst (26./27. Januar) zum Aufruf. Zudem beinhaltet der Katalog den zweiten Teil der Sammlung Boretius mit Fayencen und

Aquamarin-Diamant-Brosche, Russland, um 1880 (Taxe: 3.0003.500 Euro). Van Ham, Köln, 26./27.01.2015

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sehr frühe Figuren aus der „Die vier Erdteile“-Serie von Johann Joachim Kaendler sowie Fayencen verschiedenster Manufakturen, etwa ein überaus seltenes Bayreuther Uhrengehäuse Johann Andreas Fiechthorns von 1750 oder eine ausgesprochen schön erhaltene Frankfurter Rundplatte mit Chinoiseriedekor aus dem 17. Jahrhundert. Das Repertoire an Teppichen mit Manufaktur-, Nomaden- und Dorfteppichen reicht von Westanatolien bis Asien und von Kasachstan bis Indien. TELEFON | 0711/649690 INTERNET | www.auction.de

Goldregen Gert K. Nagel inmitten Teilen seiner Sammlung. Nagel, Stuttgart, 27./28.01.2016

Mann der Kunst Nagel, Stuttgart Mit zweitausend Kostbarkeiten aus der privaten Sammlung von Gert K. Nagel ist die Sonderauktion am 27. und 28. Januar anlässlich des 80. Geburtstages des Namenspatrons und ehemaligen Inhabers des Stuttgarter Hauses groß angelegt. Nagels Neigung zu Fayencen, Porzellanen, Möbeln, Gemälden und Sammlerteppichen spiegelt sich natürlich wider. Seine Karriere dreht sich immer um die Kunst und deren Vermittlung, ob als Verfasser zahlreicher Fachpublikationen, Sachverständiger beim BR-Format „Kunst & Kempel“ oder als Leiter seines eigenen Sammlermuseums Bürgerlicher Kunst in Kornwestheim bei Stuttgart. Freuen darf man sich unter den Objekten verschiedenster, spannender Provenienzen auf einige herausragende Möbel, etwa ein 9-teiliges Klinkerfuß-Salonameublement aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zu 28.000 Euro, eine prächtige Hédouin-Louis XV-Kommode (Schätzung 5.000 Euro) oder eine feine Rokoko-Kommode des Schweizer Ebenisten Mathäus Funk zu 12.000 Euro, welche einstmals zum Besitz Philipp Emanuel von Fellenbergs (17711844) gehörte, des Gründers der Schweizer Lehr- und Erziehungsanstalt Hofwil. Aus Nagels ebenfalls aufgelöstem Bauernhaus im Allgäu kommen neben Gebrauchsgegenständen, Werkzeugen und Gerätschaften, einem Erntewagen, einer Kutsche und zwei Schlitten ferner zwei Mangfallgauer Wäscheschränke nebst entsprechendem Bettenpaar und Aufsatzvitrine von 1830/40 aus einer prunkvollen großbäuerlichen Brautausstattung zum Aufruf. An der Seite eines Gros süddeutscher Künstler wie Heinrich von Zügel, Christian Friedrich Mali oder Friedrich von Keller stehen sehr schöne Arbeiten der Flämischen Schule des späten 16. Jahrhunderts. Auf 6.000 Euro geschätzt ist die Darstellung des Wettstreits zwischen Pan und Apollo umrahmt von Musen und Allegorien der Artes Liberales, mindestens 8.000 Euro soll eine Folge der Vier Jahreszeiten nach Jacobo Bassano im originalen Rahmen kosten. Unter mehreren hundert exzellenten Beispielen an Porzellanen und Fayencen zu attraktiven Schätzungen dominieren Stücke aus Ansbach, Frankenthal, Hoechst und Meißen, darunter einige

Sotheby’s, New York Ein Meisterwerk von Orazio Gentileschi wird während der Masters-Sale-Woche in New York im Januar bei Sotheby’s aufgerufen. Nachdem das Werk in den letzten zwei Jahren auf begeistertes Interesse bei Besuchern des Metropolitan Museums of Art gestoßen ist, führt Orazio Gentileschis Gemälde „Danaë“ nun die Abendauktion Old Master Paintings am 28. Januar zu einem Schätzpreis von 25 bis 35 Millionen Dollar an. Dieses Meisterwerk der italienischen Barockmalerei ist eines der bedeutendsten Gemälde, das seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem Markt erschienen ist. Im Jahre 1621 von Giovanni Antonio Sauli für seinen Palazzo in Genua in Auftrag gegeben, stellt Gentileschi eine der beliebten Szenen der Danaë-Sagen und mit ihr zugleich eine der Zeusliebschaften dar. Danaë, die kinderlose Tochter des Königs Akrisios von Argo, isoliert von der Außenwelt, empfängt ihren Geliebten, den Göttervater Zeus, der durch das Dach ihres Gefängnisses Zugang findet, indem er sich in goldenen Regen verwandelt. Danaë gebiert ihm daraufhin den Sohn Perseus. TELEFON | +1 212 606 7000 INTERNET | www.sothebys.com

Orazio Gentileschi, Danaë (Schätzpreis 25-35 Mio. $). Sotheby’s, New York, 28.01.2016


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Sinnlichkeit

Schau mir in die Augen

Karl & Faber, München

Wendl, Rudolstadt

Franz von Stucks „Sinnlichkeit“ behielt auch nach der Herbstauktion mit Alten Meistern und Kunst des 19. Jahrhunderts den Titel „Toplos“ – jetzt allerdings für das deutschlandweit höchste Ergebnis für ein Werk dieses Künstlers. Und das lag bei 543.000 Euro. Ein Grund für die Verdreifachung des oberen Schätzwerts von 180.000 Euro liegt wohl auch an der lückenlos aufgearbeiteten Provenienz. Insgesamt umwarben fünf internationale Telefonbieter und weitere Saalbieter das Los. Den endgültigen Zuschlag erhielt ein Privatsammler aus Deutschland. Dafür erfreute sich ein amerikanischer Bieter für 16.250 Euro an einer Bleistiftzeichnung eines stehenden weiblichen Aktes von Franz von Stuck. Mit großem Interesse wurden auch die Ölgemälde des 19. Jahrhunderts beboten, darunter Tischbeins „Wilhelmine Rummel mit ihrer Tochter“ (Ergebnis 47.500 Euro) und Friedrich Voltz‘ „Kamel, stehend nach links“ (27.500 Euro), die in eine deutsche Privatsammlung gingen. Die Gemälde Charles François Daubignys zählen zu den ersten im 19. Jahrhundert vor der Natur entstandenen Arbeiten. Ein tschechischer Privatsammler würdigte dementsprechend die ausdrucksvolle Komposition „Les Bords de la Tamise, Temps gris“ und stellte dafür 25.000 Euro.

Diesem intensiven Blick konnte sich keiner entziehen. Wendl hatte mit der barocken, sehr fein gemalten Ausführung eines Herrenporträts in der Oktoberauktion bei den Bietern ins Schwarze getroffen und konnte das Werk für 8.000 Euro zuschlagen. Auch das barocke Bildnis einer bekrönten Dame kam an und wurde für 2.400 Euro weitergereicht. Besonderes Interesse galt zudem einem Landschaftspastell des Malers Franz Huth, das von 500 Euro auf 3.300 Euro kletterte, sowie dem expressiven Ölgemälde mit spielenden Wolfshunden von Walther Klemm, das für 4.200 Euro einem Saalbieter zugeschlagen wurde. Hart umkämpft waren zudem ein emaillierter Silberpokal mit mythologischen Szenen (Zuschlag 1.600 Euro), eine barocke Fürstenberg-Tabatière mit Landschaftsund Kauffahrteimalerei (2.400 Euro) sowie eine Schwarzwälder Wanduhr mit einem Habsburger Wappenschild (900 Euro). Edles in Gold für das Handgelenk gab es von A. Lange & Söhne (6.000 Euro) und von Cartier als diamantbesetzte Damenuhr (9.500 Euro). Edles in Silber wurde als Hanauer Mondsichelmadonna (7.500 Euro) versteigert. Die Topkategorie Porzellan begeisterte mit einer Pirkenhammer Tasse (1.800 Euro) und einer Meißener Doppelhenkeltasse (2.000 Euro).

TELEFON | 089/221865 INTERNET | www.karlundfaber.de

TELEFON | 03672/424350 INTERNET | www.auktionshaus-wendl.de

Franz von Stuck, Die Sinnlichkeit, um 1897, Öl auf Leinwand, 50,5 x 40,5 cm (Schätzung 180.000 Euro/Ergebnis 543.000 Euro). Karl & Faber, Herbst 2015

Bildnis eines Adligen, Öl auf Leinwand, Holland Mitte 17. Jahrhundert, 66,5 x 54 cm (Limit 7.000 Euro/Zuschlag 8.000 Euro). Wendl, Rudolstadt, 22.-24.10.2015

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steigerung eines fein geknüpften westanatolischen Drachenteppichs, von dem nur wenige Exemplare bekannt sind. 24.400 Euro fielen auf den seltenen Teppich aus dem 18. Jahrhundert, der seit 1978 in süddeutschem Privatbesitz war und der wahrscheinlich aus der Region der türkiCloisonné-Email-Punchset, achtteilig, 1895/1896, Pawel Akimow Owtschinnikow, Moskau, Silber, vergoldet schen Provinz Ushak (Erlös 30.000 Euro). Hargesheimer, Düsseldorf, 06./07.11.2015 stammt. 18.300 Euro zahlte ein Bieter für die Seidenknoten, aus denen ein nordwestpersischer Täbriz um 1950 geknüpft worden ist. Aus Korkwolle ist der Kerman, der um 1900 in Südpersien entstand (Ergebnis 12.200 Euro). Knappe 10.000 Euro kostete ein Lori-Pambak Kasak mit erstklassigen Farben aus Hargesheimer, Düsseldorf dem 19. Jahrhundert, der zu den prächtigen Kaukasen zählt. Russische Kunst und Ikonen zogen bei Hargesheimer Anfang TELEFON | 06234/80110 November vor allem Bieter aus den Herkunftsländern RussINTERNET | www.henrys.de land, Estland, der Ukraine, Griechenland, aber auch aus Italien, Frankreich und den Niederlanden an. Besonders angetan war man von der Miniatur mit dem Porträt von Alexander Michailowitsch Golitsin, die mit feiner Malerei in höchster Qualität und einem niedrigen Limit von 800 Euro überzeugte, was sich konsequent im Preis niederschlug. So kostete das Konterfei des Diplomaten und Kunstsammlers schließlich 37.000 Euro. Der Katalogtitel, ein bezauberndes Cloisonné-Email-Punchset schlug mit 30.000 Euro zu Buche. Die monumentale Ikone mit dem Jüngsten Gericht, deren Bildaufbau vielschichtig und komplex ist, und die zahlreiche Heilige und Verdammte präsentiert, deren bevorstehende Strafen am unteren Rand in kleinen Bildfeldern gezeigt wird, wurde für 56.250 Euro weitergereicht. Übertroffen wurde dieses Ergebnis von den 62.500 Euro, die für eine großformatige, motivisch sehr selten zu findende AllerheiligenIkone gezahlt wurden.

Bezauberndes Punchset

TELEFON | 0211/3020010 INTERNET | www.kunstauktionen-duesseldorf.de

Lebensbaum und Drachen Henry’s, Mutterstadt Mit 26.840 Euro ging der Höchstzuschlag in der Spezialauktion mit antiken Sammlerteppichen bei Henry’s Anfang November an einen großen Seidenheriz mit dem Lebensbaummuster. Die 5.000 Euro, die für den in Naturseide fein geknüpften Teppich mindestens veranschlagt waren, gerieten schnell in Vergessenheit. Genauso verlief es bei der Ver-

Heriz mit Lebensbaummuster, Mitte 19. Jh., Nordwestpersien, Seide (Ergebnis 26.840 Euro). Henry’s, Mutterstadt, 07.11.2015


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möglich machte. Das Auriophon der Plagwitzer Musikwerke ließ sich der neue Besitzer 12.300 Euro kosten. TELEFON | 02236/384340 INTERNET | www.breker.com

Zum Jubiläum Heickmann, Chemnitz

Auriophon, um 1894, Plagwitzer Musikwerke (Ergebnis 12.300 Euro). Auction Team Breker, 07.11.2015

Da steckt Leben drin Auction Team Breker, Köln Die große Vielfalt und Bandbreite an technischen Sammlungsstücke des Auction Team Breker belohnen die Bieter mit hohen Zuschlägen. Das Angebot im November reichte vom allerersten PC von 1971 über zahlreiche mechanische Puppenautomaten bis hin zu außergewöhnlichen Blechspielzeugen wie einen dampfbetriebenen Springbrunnen. Der Kenbak-1, von der kalifornischen Firma Kenbak als erster Personal Computer herausgebracht, wurde von einem europäischen Museum für 41.800 Euro ersteigert. Um ein Vielfaches höher als die Schätzung lag der Preis für den Automaten „Lune Fin de Siècle“ von Gustave Vichy. Über einen mit Federwerkantrieb aktivierten Blasebalg gelang es Vichy, die Figur echten Zigarettenrauch ein- und ausatmen zu lassen und ihr somit im wahrsten Sinne des Wortes Leben einzuhauchen. Diese technische Meisterleistung von 1891 würdigte ein Sammler mit stolzen 135.000 Euro, der höchste Zuschlag der Auktion. Die ersten selbstspielenden Musikinstrumente Mitte des 19. Jahrhunderts waren reine Luxusartikel, die von Schweizer Uhrmachern und deutschen Juwelieren konstruiert wurden. Das Angebot reichte von großen Standuhren bis hin zu Kleinoden in Westentaschenformat wie Schnupftabakdosen. Dem Problem der begrenzten Melodieauswahl begegnete man schließlich mit der Entwicklung von austauschbaren Zylindern. Eine weitere Neuerung stellte die Duplex-Walzenspieldose dar, die Arthur Junod um 1887 erfand. Ein vollrestauriertes Exemplar wurde für 27.000 Euro versteigert. Die technisch aufwändigen Zylinderspieldosen waren stets teuer und nur für die wohlhabende Gesellschaft erschwinglich. Erst 1885 änderte sich dies mit dem Leipziger Paul Lochmann, der Geräte mit auswechselbaren Blechplatten erfand, die das Musikrepertoire wesentlich erweiterten. Zwar waren Musiktitel jetzt jederzeit bestellbar, jedoch war die Länge der Musikstücke begrenzt. Eine Ausnahme stellt das sogenannte Auriophon um 1894 dar, das dank der austauschbaren, perforierten Musikvorlagen jedweder Länge die Darbietung von Kompositionen jeder erdenklichen Art und Dauer über gefaltete Kartonnotenbücher

Marcel Breuers Lattenstuhl, gefertigt am Bauhaus 1924/25 war das Glanzstück in der Jubiläumsauktion bei Heickmann in Chemnitz. Geladen war am 21. November zur 100. Auktion. Der Lattenstuhl zählt zu den frühesten Möbelentwürfen von Breuer während seiner Bauhaus-Zeit und besticht mit seiner klaren, völlig neuartigen Formensprache. Die Seltenheit des Stücks wurde von den Bietern über die Maßen mit einem Zuschlag von 55.000 Euro honoriert. Eine in fein abgestimmten Blautönen gehaltene Dresdenansicht von Bernhard Kretzschmar, einen eher ungewöhnlichen Blick über die Elbe auf die Stadt zeigend, stieg auf 2.400 Euro. Die kleine feuervergoldete Bronze des Buddha Amitayus, des Buddha der unermesslichen Lebensdauer, wurde international beboten, verdreifachte nahezu ihren Ansatzpreis und wurde schließlich mit 1.700 Euro einem britischen Telefonbieter zugeschlagen. Genau sechshundert Positionen an Porzellan, größtenteils aus Meißener Produktion, fanden reißenden Absatz. Die große Kaminvase mit der Bemalung „1001 Nacht“ nach dem Entwurf von Heinz Werner ging für 2.400 Euro nach Nordamerika. Ein sächsischer Bieter sicherte sich für 3.600 Euro ein über hundertteiliges Meißener Service mit kobaltblauem Blumendekor. Die elegante Meißener Jugendstil-Figur „Dame im Reitkostüm mit Windhund“ von Rudolf Hentschel, eine Ausformung aus der Originalzeit in tadellosem Zustand, geht für 4.000 Euro an einen Käufer aus Russland. Außergewöhnliche Spielzeugobjekte halten gegen den allgemeinen Trend ihren Preis. So wurde der „Special-Kraftwagen“ von Märklin, ein gut erhaltenes Stück mit Uhrwerkbetrieb in der Spurweite 1, zum Preis von 3.000 Euro einem Sammler zugeschlagen. TELEFON | 0371/517204 INTERNET | www.heickmann-kg.de

Märklin, Spezial-Kraftwagen, um 1910, L 24 cm, (Zuschlag 3.000 Euro). Heickmann, Chemnitz, 21.11.2015

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Blumenporträts Fotografie Blok, Leendert: Silent Beauties, Fotografien aus den 1920erJahren, 173 Seiten, Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2015, Preis: € 58,-. In seiner Heimat, den Niederlanden, gilt Leendert Blok (1895-1986 ) als Pionier der Farbfotografie. Schon als Kind hatte er für die Fotografie Feuer gefangen, studierte dann

obwohl, oder vielleicht gerade weil für die hochwertige Publikationen kein Hochglanzpapier verwendet wurde. Bibliophile Blumenliebhaber und Fotoenthusiasten werden sich dafür gleichermaßen begeistern können. Der Preis für dieses Buch, diese immerwährende Blumenpracht, relativiert sich im Vergleich zu einem doch recht vergänglichen echten Blumenbouquet. ISBN 978-3-7757-4036-4

Das Muster macht’s Kimono

Fotojournalismus und eröffnete anschließend in seiner Heimatstadt Lisse ein Studio. Die Technik, die er benutzte, kam aus Frankreich. 1906 hatten die Gebrüder Lumière das autochrome Verfahren entwickelt, das den Techniker Blok schnell überzeugte. Der Künstler Blok schuf damit ganz außergewöhnlich schöne, poetische Blumenporträts. Dass sie eigentlich von Blumenzüchtern und Gartenbaubetreibern zur Illustration ihrer Verkaufskataloge in Auftrag gegeben worden waren, ist angesichts ihrer künstlerischen Anmutung kaum zu glauben. „Aber der hohe Qualitätsanspruch an die Präsentation des kostbaren Guts, die ‘Posen’ der Sujets [...], die durch sorgfältige Ausleuchtung sichtbar gemachten, feinen Farbnuancen, all das geht über das Dokumentieren aus reiner Notwendigkeit hinaus. Hinter dem Bildlieferanten der Verkaufskataloge verbirgt sich ein Betrachter, der die Blume in eine kleine Trophäe, in einen Gegenstand der Sinnlichkeit und sittsamer Verzückung verwandelt“, so der Landschaftsgärtner und Botaniker Gilles Clement, der den kurzen Einleitungstext verfasste. Die vorliegende Präsentation der Blok’schen Blumenbilder bringt deren künstlerische Komponente glänzend zum Ausdruck,

Thakar, Karun / Jackson, Anna: Kimono – Meisen, The Karun Thakar Collection, 208 Seiten, Text in Englisch, 176 Abbildungen in Farbe, Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart, 2015, Preis: € 49,80. Die Bedeutung Japans für die Kunst der Europäischen Moderne ist längst Gegenstand vieler wissenschaftlicher Symposien und Inhalt zahlreicher Publikationen, doch wie schaut es eigentlich mit der Einflussnahme des Westens auf das Land im fernen Osten aus? Überraschenderweise ist eine solche gerade am traditionsreichsten Kleidungsstück, dem Kimono, zu erkennen. Bis ins 12. Jahrhundert lässt sich die Geschichte dieses klassischen Kleidungsstückes zurückverfolgen, wenngleich es dann doch erst im 16. Jahrhundert wirklich populär wurde, dann aber als echtes Basic für beide Geschlechter. Als typische, weibliche Bekleidung überdauerte der Kimono sogar den ZweitenWeltkrieg. Aber selbst wenn noch in den frühen 1950er-Jahren Japanerinnen im Kimono das Straßenbild prägten, an dessen einfachem Schnitt all die Jahrhunderte keinerlei Veränderungen vorge-


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nommen worden waren, konnten die Trägerinnen damit durchaus einer modernen Haltung Ausdruck verleihen, und zwar mithilfe der Stoffmuster. War es durch die Wahl einer bestimmten Farbe oder eines speziellen Stoffdesigns von je her möglich gewesen, diesem uniformen Gewand Persönlichkeit zu verleihen, so boten eben nun im frühen 20. Jahrhundert die ganz eindeutig von der zwischenzeitlich klassischen europäischen Moderne inspirierten Muster ein breites Spektrum für ein Bekenntnis zum Fortschritt. Ohne der entsprechenden technischen Innovationen wäre die rege Produktion dieser neuartigen „Meisen-Kimonos“ im Übrigen auch nicht möglich gewesen. Mehr, jedoch nicht zuviel dazu in diesem Band, der mit seinen Abbildungen punktet. ISBN 978-3-89790-418-7

Begegnungen Graphik Spies, Werner (Hg.): Archiv der Träume, Meisterwerke aus dem Musée d’Orsay, 343 Seiten, Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß, Sieveking Verlag, München, 2015, Preis: € 45,-.

Im Mittelalter bot der Louvre als großangelegte Trutzburg – und gefürchtetes Verlies – den französischen Königen Schutz. Seitdem sich das gemeine Volk im Zuge der großen Revolution einen wirklich freien Zugang zu dieser Schlossanlage erstritten hat, pilgern die Menschen in zunehmenden Massen in das nun flächenmäßig drittgrößte Museum der Welt. Von den rund 300.000 Kunstwerken, die es sein Eigen nennen kann, bekommen die Besucher allerdings nur

einen Bruchteil zu Gesicht. Die meisten lagern gut verwahrt in den Depots. Das gilt auch für ein riesiges Konvolut an Zeichnungen, rund 120.000 dürfen es wohl sein, von denen wiederum mehr als die Hälfte – nämlich Werke derjenigen französischen Künstler, die zwischen 1820 und 1870 geboren wurden – zum Bestand des Museé d’Orsay gehören. Der in Paris lebende Kunsthistoriker Werner Spies, dem die Aufgabe zukam, für eine Ausstellung rund 150 Zeichnungen auszuwählen, hatte dafür freie Hand. An den ganz großen Namen, von Degas bis Cézanne, führte zwar auch für ihn kein Weg vorbei, dennoch richtete er seinen Fokus außerdem auf Künstler, die weniger publik sind. Die unter dem Leitaspekt Träume zusammengestellte Auswahl bietet sowohl mehr als einen Querschnitt durch die vielfältigen künstlerischen Bestrebungen des späteren 19. Jahrhunderts als auch einen tiefen Einblick in die Gefühlsund Gedankenwelt jener freudianischen Epoche: Dem in der Kulturwelt bestens vernetzten Werner Spies ist es gelungen, Vertreter verschiedenster künstlerischer Couleur zur Mitarbeit beim Katalog zu gewinnen, sie mit ihren Mitteln zum Reden zu bringen und so ihm sowie den Lesern ihre eigenen Träume angesichts einzelner Exponate zu verraten. ISBN 978-3-944874-17-3

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SAMMLER JOURNAL

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Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/08 vom 01.11.2008


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