Februar 2021 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/Ne/Lux € 9,00
KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN
SAMMLER JOURNAL
FEBRUAR 2021
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AUSSTELLUNGEN • AUKTIONEN • HAMMERPREISE
GEMI
Toulouse-Lautrec Ein künstlerischer Individualist Sinnliche Entdeckungsreise Zur Impressionismus-Schau in Stuttgart
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www.plueckbaum.de
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SAMMLER-SERVICE
Glückssymbole Möbel aus Korea
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Ist es möglich, zu diesem Besteckschrank einige Informationen zu bekommen, z. B. wie alt er ist und aus welcher Region er stammt? In diesem Stil gibt es auch eine Truhe (ohne Abb.). N. N.
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Die Möbelstücke lassen sich dem japanischen Kulturkreis zuordnen, auch wenn die Einteilung der Fächer etwas ungewöhnlich ist. Am ehesten trifft hier der Begriff TansuKommode/Schrank zu. Ursprünglich dienten diese Möbel der Aufbewahrung von Kleidung und anderen wichtigen Dingen. Die Eckbeschläge sollten die Konstruktion vor Beschädigung bei einem Transport schützen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Beschläge mehr und mehr Schmuckelement, häufig finden sich Glückssymbole wie Fledermaus (Homonym zu „Glück“) oder wie hier auf der
Truhe ein nach links gerichtetes (buddhistisches) Swastika. Die Verarbeitung dieser Möbel ist meist ausgezeichnet, immer aus schönem Vollholz, hier vermutlich Zelkove. Der Lack auf dem Möbel scheint relativ modern zu sein, also handelt es sich wohl schon um einen Besteckschrank nach westlichem Muster, hergestellt in Korea, Mitte des 20. Jahrhunderts (Korea war von 1905 bis 1945 unter japanischer Herrschaft). Nach dem Korea-Krieg wurden diese Möbel in großer Zahl in den Westen verkauft und sind häufig in internationalen Auktionen zu finden. Für die Truhe, Schrank mit passendem Untergestell würde ich einen Wert von zusammen 600 bis 1.000 Euro ansetzen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
Kostümierung Miniatur des 19. Jahrhunderts
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Ich wende mich diesmal mit einer interessanten Elfenbeinmalerei an Sie. Sie haben zwar in letzter Zeit öfter über Elfenbeinminiaturen berichtet, dieses Bild kann ich aber hier nicht einordnen. Das Motiv ist auf einer Elfenbeinplatte gemalt und von einem geschnitzten Elfenbeinrahmen eingerahmt. Bildgröße ohne Rahmen 13 x 20 cm. Stellen Dame und Sohn, wohl in Rokokomode gekleidet, geschichtlich bekannte Persönlichkeiten dar? Über einen Maler Haller konnte ich nichts finden. Es würde mich freuen, wenn Sie mir wie immer weiterhelfen könnten. Manfred Horn, o. O.
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Das fragliche Kunstobjekt ist eine typische Miniatur des 19. Jahrhunderts. Das kleine Kunstwerk ist wohl in Gouache auf Elfenbein gemalt und ist der Endpunkt einer Entwicklung, die ihren Anfang in den kleinformatigen, aber dennoch detaillierten Buchmalereien des 15. Jahrhunderts nahm. Zu sehen ist eine elegante Dame mit Spitzenkragen, Hut und seidenem Kleid und einem Knaben, ebenfalls in einer Kostümierung des 17. Jahrhunderts. Der Spielgefährte des Knaben, ein Äffchen, hält sich hingegen an keine modischen Vorgaben. Der Hintergrund wird durch eine Parklandschaft und eine angeschnittene Säule definiert. Es könnte
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www.eppli.com
sich ein älteres Vorbild bzw. Gemälde hinter dieser Darstellung verbergen. Die Miniatur ist signiert mit dem Namen Haller. Leider sind keine weiterführenden Informationen zu diesem Künstler in Nachschlagewerken oder ähnlichen Datenbanken zu finden. Die Darstellung der Anatomie und des Glanzes des wertvollen Stoffs lassen aber eine geübte Hand erkennen. Dieses Stück wird am Ende des 19. Jahrhunderts oder in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden sein. In einer Auktion sollte es mit 100 bis 200 Euro anzusetzen sein. Da sich aber Miniaturen derzeit keiner großen Nachfrage erfreuen, kann es auch passieren, dass diese für einen niedrigeren Startpreis unverkauft bleibt. Georg Ottomeyer, Experte Berlin
www.auktionshaus-franke.de
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MAGAZIN
„O Moselstrand, o selig Land...” Deckelbecher für das Stadtmuseum Trier Eine Goldschmiedearbeit von herausragender Qualität und mit engem Bezug zur Trierer Stadtgeschichte darf das Stadtmuseum Simeonstift fortan sein Eigen nennen. Das Museum konnte den prunkvollen Deckelbecher der Familie Rautenstrauch im Kunsthandel für die städtische Kunstsammlung erwerben.
Detail einer gravierten Kartusche mit einer Ansicht der Stadt Trier © Stadtmuseum Simeonstift von Westen
Zur Silberhochzeit der Eheleute Anna Maria Joest und Eugen Rautenstrauch im Jahr 1897 ließ ein unbekannter Schenker sich nicht lumpen. Ein prunkvoller Deckelbecher wurde bei dem renommierten Trierer Goldschmied BremsVarain in Auftrag gegeben, in dessen Werkstatt dieser in kunsthandwerklich höchster Qualität ausgeführt wurde. Die Motive des Pokals verweisen auf Städte, die für die Familie Rautenstrauch von großer Bedeutung waren, darunter Köln, Antwerpen und Straßburg – Orte, in denen die weitverzweigte Trierer Kaufmannsfamilie neben dem Stammsitz an der Mosel Dependancen eröffnet hatte. Die Hauptrolle auf dem Deckelbecher spielt jedoch die Stadt Trier. In vier Kartuschen sind umlaufend gravierte Ansichten der Stadt eingebracht: die Porta Nigra, eine Ansicht Triers von Westen, das Palais Rautenstrauch (Warsberger Hof) und der Hauptmarkt mit Steipe. Unter diesen Elementen ist in einem umlaufenden Spruchband eine Zeile aus dem Mosellied eingraviert: „O Moselstrand, o selig Land, ihr grünen Berge, o Fluß und Thal, ich grüss euch von Herzen vieltausendmal.“ Johann Wilhelm Rautenstrauch (1791-1858), der Onkel des Jubilars, hatte in Trier den Grundstein für das Imperium der Familie Rautenstrauch gelegt, die bis ins 20. Jahrhundert hinein eine internationale Größe im Gerbereiwesen und im Lederhandel war. Der Pokal, dessen Stifter bislang unbekannt ist, zeigt die nachhaltige Verbundenheit der Familie Rautenstrauch mit der Stadt Trier. Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr ist glücklich über den Neuzugang in der Sammlung: „Der Pokal vermittelt ein wichtiges Kapitel der Trierer Wirtschaftsgeschichte ganz unmittelbar auf einer menschlichen Ebene – noch dazu ist die Ausführung erste Güte. Für die städtische Sammlung ist uns damit ein echter Coup gelungen.“ Als stadtgeschichtliches Schlüsselobjekt soll der Deckelbecher auch einen Platz in der neu eingerichteten Dauerausstellung bekommen, die für 2023 geplant ist. Ansicht des Pokals mit dem Trierer Stadtwappen und einer Kartu© Stadtmuseum Simeonstift sche mit der Ansicht des Hauptmarkts
TELEFON | 0651 7181454 WEBSEITE | www.museum-trier.de
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www.auktion-kendzia.de
www.nusser-auktionen.de www.van-ham.com
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MAGAZIN
Für den Rundblick Thun Panorama, Rundbild von Marquard Wocher Der Basler Künstler Marquard Wocher erschafft 1814 das erste Panorama der Schweiz. Fasziniert vom Berner Oberland, entwirft er ein Rundbild von 38 m Lauflänge der Kleinstadt Thun und dessen Umgebung, mit Blick bis in die Alpen. Detailreich wirft dieses Bild einen Blick auf das Thuner Alltagsleben vor 200 Jahren und wird mit den unzähligen Geschichten zu einem „Wimmelbild” für Groß und Klein. Heute ist das Panorama das älteste Rundbild der Welt und ist ein Depositum der Gottfried Keller-Stiftung. Marquard Wocher wird 1760 als Sohn von Tiberius Wocher in Mimmenhausen geboren. Der Vater, auch Maler, fördert seinen Sohn bereits in frühen Jahren. Seine Lehrzeit verbringt Wocher in Bern bei Johann Ludwig Aeberli, einem auf Veduten spezialisierten Maler. Wocher trifft in Bern auf Goethe, der gerade auf Schweizer Reise ist. In Basel arbeitet Wocher als Kleinmeister und malt viele Veduten, Porträts und ist Erfinder. Beim Besuch im Berner Oberland kommt er in Thun vorbei und ist von der kleinen Stadt am gleichnamigen See derart begeistert, dass er ein enormes Projekt wagt: Er will ein Panorama der Stadt Thun und deren Umgebung malen. Zwei Sommer lang skizziert er in Thun, während gleichzeitg in Basel ein Gebäude extra für das Panorama errichtet wird. Fünf Jahre arbeitet er an dem Bild, von 1809 bis 1814. Es misst 38 mal 7,5 Meter. Aktuelle Veränderungen in Thun lässt er sich von Freunden skizzieren und aktualisiert sein Bild. 1814 öffnet der Rundbau in der Baseler Sternengasse, und die Besucher kommen aus der ganzen Welt. Trotzdem wurde das Projekt zum finanziellen Fiasko. In der Folge wurde das Panorama versteigert, verkauft, vererbt, wiederverkauft und schließlich verschenkt. Aus Platzmangel wurde es im ehemaligen Stadtbauamt gelagert, bis sich Karl Keller, der in den 1950er-Jahren Stadtbaumeister von Thun war, wieder hervorholte. Die Bemühungen von Keller, das Bild wieder zu zeigen, waren nicht vergebens. Ein Restaurator nahm sich den schweren Lager- und Transportschäden des Bildes an und die mühsame Standortsuche endete im Schadaupark in Thun, in dem Keller einen modernen Bau realisierte. Dank dem Erwerb des Bildes 1960 durch die Gottfried-Keller-Stiftung konnte die Restaurierung in der von Keller gebauten Rotunde fertig gestellt und 1961 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. 2009
Eine Fotografie von 2009 im Vergleich zum Thun-Panorama
Die Zoom-Ansicht des Thun-Panoramas
Innenansicht mit Panorama-Gemälde von Marquard Wocher Foto: Ian G. C. White
erfolgte eine Restaurierung. Vom 2. März bis 28. November ist das Thun-Panorama zu besichtigen. Unter https://www.kunstmuseumthun.ch/de/thun-panorama/rundbild/ lässt sich das Panorama bequem auf dem Bildschirm besuchen, einzelne markierte Punkte weisen auf die Zoom-Funktion hin und geben weiterführende Informationen. TELEFON | +41 332232462 WEBSEITE | www.thun-panorama.ch
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KUNSTMARKT
Die Derain-Affäre von René Gimpel Regelmäßig werden Medien und Kunstwelt von Gerichtsverfahren mit theatralisch-künstlerischen Namen erschüttert: „Die Hirtin von Pissarro“ (seit 2016), „Das RaubkunstPorzellan aus der Manufaktur Sèvres“ (2020 an die rechtmäßigen Erben von Lucie Jonquet restituiert) und jetzt „Die Derain-Affäre von René Gimpel“. Eine spannende Serie, die am 30. September 2020 mit der letzten Episode ein Ende gefunden hat. Drei Bilder von André Derain, die er zwischen 1907 und 1910 gemalt hat – „Paysage à Cassis“, „La Chapelle-sous-Crécy“ (Museum für moderne Kunst in Troyes) und Pinède, Cassis (Musée Cantini in Marseille) – werden letztendlich den Erben des großen Sammlers und Kunsthändlers René Gimpel restituiert. Die dazugehörigen Schritte waren 2013 in diesen Museen eingeleitet worden. In einem Urteil des Strafgerichtshofs vom August 2019 wurde die Restitution der drei Werke zunächst zurückgewiesen. Das Berufungsgericht hob dieses frühere Urteil auf. In seiner Entscheidung berücksichtigte es, dass eben diese drei Werke Raubkunst waren und erklärte in Anwendung der Verordnung vom 21. April 1945 „den Verkauf als nichtig“. Möglich wurde diese Restitution wegen der akribischen Nachverfolgung des Werdegangs dieser Werke, die eine unglaubliche Recherchearbeit erfordert hatte. Von René Gimpel im Jahre 1921 beim Verkauf der Kollektion Kahnweiler bei Drouot gekauft, schmücken diese Werke seinen Salon bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. 1940 flüchtet René Gimpel mit seiner Familie aus Paris an die Côte d'Azur und lässt sein Anwesen in der Rue Spontini sowie seine Galerie am Place Vendôme zurück. Nachdem er sich in Marseille der Résistance angeschlossen hat, wird er 1944 ins Konzentrationslager Neuengamme deportiert, wo
André Derain, Paysage de Provence (Artcurial, Toulouse Vedovato, November 2020, Zuschlagspreis 3.600 Euro) © VG-Bildkunst Bonn
André Derain, Buste d'arlequin à la guitare, um 1930 (Christie's, Paris, Oktober 2020, Zuschlagspreis 30.000 Euro) © 2020 Christie’s Images Limited, © VG-Bildkunst Bonn
er im Januar 1945 stirbt. Die Spuren der Gemälde aus seinem Privathaus und seiner Galerie zerstreuen sich und lassen sich nur schwer zurückverfolgen. Manche wurden neu gerahmt, die Größe änderte sich, sie wurden umbenannt. „Paysage à Cassis“ etwa kam erst nach New York, dann nach London, um schließlich wieder nach Paris zurückzukehren. Bis zum Kauf durch das Ehepaar Pierre und Denise Lévy in den 1950er-Jahren verschwand es gewissermaßen von der Bildfläche. 1976 schenkte das Ehepaar Lévy 2.000 Werke, darunter die beiden Derains, der Stadt Troyes, sodass diese das Museum für Moderne Kunst eröffnen konnte, das 1982 von François Mitterrand eingeweiht wurde. Der Werdegang von „Pinède, Cassis“, bevor das Werk ins Musée Cantini kam, ist noch nicht restlos geklärt.
André Derain, Scène mythologique (Sotheby's, Paris, Oktober 2020, Zuschlagspreis 7.500 Euro) © VG-Bildkunst Bonn
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KUNSTMARKT
Derain, der Fauvist André Derain wird 1880 in Chatou in der Nähe von Paris geboren. Er studiert Malerei in der Académie Camillo. 1900 schließt er Freundschaft mit Vlaminck, die beiden Männer teilen sich ein Atelier. Derain kehrt dem akademischen Formalismus schnell den Rücken, vor allem in seiner Beziehung zur Farbe. Er verweilt mit Matisse im Süden, in Collioure. Derain beschäftigt sich dort immer wieder mit Farbe und Licht und trägt leuchtend helle Farben in kleinen Strichen auf. 1905 stellt er beim Salon des Indépendants und im selben Jahr auch beim Salon d’Automne im berühmten Saal VII, den Kunstkritiker Louis Vauscelle „La cage aux fauves“ (Käfig der wilden Bestien) getauft hat, neben Braque, Marquet und Chagall aus. Damit wird er einer der Hauptvertreter des Fauvismus. „Die Farben wurden zu Dynamitpatronen. Sie mussten sich im Licht entladen.“ Derain, 1929 Sein Gespür veranlasst den Kunsthändler Ambroise Bollard dazu, alle Werke aus Derains Atelier zu kaufen. Es ist das „radikale Jahrzehnt 1904-1914“, eine Farbenpracht, die alle Gemälde erglühen lässt, die das Centre Pompidou in seiner denkwürdigen Ausstellung im Jahre 2017 in Szene setzt. Auf dieses Jahrzehnt, das bekannteste und gefragteste bei den Sammlern, konzentriert sich auch das obere Marktsegment von Derain. Die 20 besten Resultate für Derain wurden von Werken aus den Jahren 1905 bis 1908 erzielt. Wenn diese drei Raubkunst-Gemälde aus dieser Zeit des Überschwangs auf den Sekundärmarkt kommen – was wahrscheinlich ist – könnten sie den Rekord von mehr als 24 Millionen Dollar für „Arbres à Collioure“ (1905) bei Sotheby’s London von vor zehn Jahren knacken. Mit seinem aufgeschlossenen und neugierigen Geist bezieht Derain seine Inspiration von seiner großen Kultiviertheit. Er interessiert sich für Literatur, illustriert die Gedichte von Guillaume Apollinaire, begeistert sich für die sogenannten primitiven Künste, erforscht die Bindungen zwischen Malerei und dekorativer Kunst. Ab 1908 vollzieht Derain einen Stilwandel, seine Gemälde werden geometrischer, seine Farben einheitlich. Diese kurze kubistische Periode geht dem Krieg voraus. Derain wird 1914 in die Artillerie einberufen, er kämpft in der Schlacht an der Somme, am Chemin des Dames und in Verdun. Zu Kriegsende nimmt er die Einladung von Diaghilev nach Lon-
don an, um dort die Bühnenbilder für das Ballett La Boutique Fantasque zu entwerfen. Er fertigt damals zahlreiche Dekorationen und Kostüme für das Theater an. 1921, anlässlich einer Reise nach Italien, wendet er sich wieder der antiken Kunst und den antiken Meistern zu. Diese weniger bekannte Facette seiner Karriere war in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher Recherchen. So bietet das Kunstmuseum von Mendrisio, Schweiz, ab Januar 2021 die Möglichkeit, das Werk von Derain von der Zwischenkriegszeit bis zu seinem Tod zu vertiefen. (Diese Ausstellung ist derzeit Coronabedingt verschoben, auf wann ist leider nicht bekannt.) Im November 1941 unternimmt Derain mit Vlaminck, Belmondo, Landowski und anderen eine zehntägige Reise nach Deutschland auf Einladung von Arno Breker, offizieller Bildhauer des Deutschen Reichs, dessen Ehefrau Derain einst Modell gestanden hatte. Diese Beteiligung an der kulturellen Propaganda Nazi-Deutschlands und die gescheiterte Befreiung von deportierten oder kriegsgefangenen Künstlern, für die sich die Gruppe eingesetzt hatte, wurden scharf kritisiert. 1944 der Kollaboration verdächtigt, später aber von diesem Vorwurf reingewaschen, hatte diese Episode schwerwiegende Auswirkungen auf das Karriereende des Künstlers und den Markt für seine Bilder. Seine Werke aus der Zeit nach 1920 erreichen bei weitem nicht die guten Ergebnisse seiner Fauvismus-Periode. Er stirbt 1954 in Garche an den Folgen eines Autounfalls. QUELLE | artprice.com
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