Sammler Journal 02/2022

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FeBruar 2022

Februar 2022 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/Ne/Lux € 9,00

SammLer JourNaL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

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Design für das Leben draußen Max Liebermann • Fotokunst Spezial


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SAMMLER-SERVICE

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Heimweh Kassette

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Vor fünf Jahren habe ich eine abschließbare Kassette erworben. Die Maße sind B 19,5 x H 24 x T 8,5 cm. Sie ist sehr schwer und besteht meiner Meinung nach aus circa 3 mm starkem Eisen. Die Vorderseite ist eine handgetriebene Kupferplatte mit der Abbildung einer Kirche mit Zwiebelturm, im Hintergrund Berg, das Schlüsselloch ist umgeben von den Initialen MJ, unten die Worte: MEI HAMIT (Meine Heimat?), linke Ecke 1946, rechte Ecke BK und ist mit handgeschmiedeten Nieten mit dem Grundkörper verbunden. Ich bitte Sie um nähere Informationen, Herstellungsjahr (1946?), Verwendungszweck und Bewertung. Joachim Schneider, Dresden

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Die Kassette aus geschmiedetem Eisen und getriebenem Kupfer zeigt auf der Tür eine Gebirgslandschaft mit Dorfkirche im Vordergrund. Der Titel „Mei Hamit" könnte auf das Erzgebirge hindeuten. Die Darstellung des Berges mit Aussichtsturm und auch die Darstellung der Kirche selbst sind sehr vereinfacht und vielleicht aus der Erinnerung heraus geschaffen worden. Das Datum 1946 könnte auf einen aus der Heimat vertriebenen Deutschen, bzw. Sudetendeutschen hindeuten, der sich mit einfachen Mitteln ein Erinnerungsstück an seine Heimat hergestellt hat. Das Monogramm wird sich nicht entschlüsseln lassen. Die Kassette ist also ein Resultat des übersteigertem Nationalismus, Angriffskriegs und der daraus resultierenden Vertreibung. Ähnliche, von Heimwehkranken geschaffene Gegenstände gibt es in großer Zahl. Die Nachfrage ist gering. Nachgeborenen fehlt die Empathie und auch oft das Wissen um die historischen Zusammenhänge. Als Wert würde ich einen Betrag von unter 100 Euro annehmen. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

Floral verspielt Jugendstilkaraffen

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Vor Kurzem bin ich in den Besitz von diesen zwei Jugendstilkaraffen bzw. Schenkkannen gekommen. Beide Stücke sind circa 33 cm groß und in tadellosem Zustand. Die eine ist von WMF, die andere ist gemarkt mit T.S.J. Maravilla. Über eine Expertise und Bewertung würde ich mich sehr freuen. M. Herrenschmidt, o. O.

Die beiden Kannen sind durch die Punzen eindeutig als Produkte der WMF zu erkennen. Die floral verspielte Kanne zeigt den direkten Einfluss des Jugendstil, die Punzen bestätigen die Datierung auf um 1900 bis 1903. „WMFB“ steht für Britanniametall als Grundmaterial, „I/0“ steht für eine galvanische Versilberung, „as“ steht für Alpacca Silber (nach Überzeugung der meisten Sammler). Hier entsteht ein logischer Konflikt, denn Alpacca oder Neusilber ist eine Kupfer-Nickel-Zink-Legierung, wohingegen Britanniametall im Wesentlichen aus Zinn, Antimon und Kupfer besteht. Beiden gemeinsam ist die dem Silber ähnliche Farbe. Man könnte vermuten, dass zur Sicherheit beide Varianten gepunzt wurden, denn die WMF exportierte weltweit. Die zweite Kanne ist in der Formgebung sachlicher und mit Lorbeer und Akanthus sparsam dekoriert. Die „B“-Marke verweist wieder auf Britannia-Metall als Grundmaterial, „ox“ steht für teilweise oxidiert. Einige Merkmale der Gestaltung der Straußenmarke wurden von französischen Mitbewerbern abgekupfert und in dieser Variante 1910 eingeführt. Der Schriftzug „TSJ Maravilla” scheint auf einen Importeur hinzudeuten. Diese zweite Kanne kann man auf den Zeitraum 1910 bis 1915 datieren. Als Wert würde ich jeweils 200 bis 350 Euro ansetzen. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg


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MAGAZIN

Parcours mit Skulptur art Karlsruhe Mit Blick auf die kommende art Karlsruhe – Klassische Moderne und Gegenwartskunst (17. bis 20. Februar 2022) hat nun der siebenköpfige Beirat unter der Leitung von Kurator Ewald Karl Schrade und Messechefin Britta Wirtz die teilnehmenden Galerien juriert. Insgesamt werden 213 national und international renommierte Galerien aus 13 Ländern ihr Programm auf der Messe präsentieren. Die diesjährige Ausstellerliste vereint erneut Galerien aller Sparten – von der klassischen Moderne bis zur jüngsten Gegenwartskunst. Renommierte Galerien wie Baumgarte (Bielefeld), Ludorff (Düsseldorf), Friese (Berlin), Maulberger (München), Osper (Köln), Rotermund (Hamburg), Schwarzer (Düsseldorf) und Van der Koelen (Mainz) sind darunter. Auch international ist die diesjährige art Karlsruhe gut aufgestellt, beispielsweise mit Cortina (Barcelona), Fontana (Amsterdam), Gilden’s Art (London), Gimpel & Müller (Paris), Anna Laudel (Istanbul), Morone (Mailand), Prinz (Madrid) und Värfok (Budapest). Werke von einer Vielzahl bekannter Künstler und Künstlerinnen sind über die unterschiedlichen Programme der zugelassenen Galerien auf der art Karlsruhe vertreten: von Josef Albers und Salvador Dali über Otto Dix und Max Liebermann bis zu Pablo Picasso und Kurt Schwitters. Im Segment der Gegenwartskunst finden sich Georg Baselitz und Franz Gertsch, Heinz Mack und Neo Rauch, Gerhard Richter und Günther Uecker. Auffällig viele Künstlerinnen präsentieren ihre Werke. Hier spannt sich der Bogen von Miriam Cahn und Katharina Grosse über Xenia Hausner und Candida Höfer bis zu Karin Kneffel und Cornelia Schleime. So wird vom Expressionismus über Informel, ZERO und Pop bis zu Positionen jüngster, auch politisch engagierter Kunst das gesamte stilistische Spektrum aus 120 Jahren geboten. Ein Alleinstellungsmerkmal der Messe ist die einzigartige Abwechslung von Galerien mit 24 großzügig angelegten

art Karlsruhe 2020, Blick in die Halle 2 Foto: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner

Skulpturenplätzen. Neu ist in diesem Jahr eine veränderte Anordnung der gewohnten vier Messehallen. Neben den Schwerpunkthallen mit klassischer Moderne, Kunst nach 1945, Druckgrafik und Contemporary finden die Besuchenden nun eine eigene Halle für die Themen „Sonderausstellungen”, „Museumspräsentationen” und „Talks” inklusive einem großzügigen Restaurantbereich. Unter dem Motto „Kunst und Kommunikation“ lädt die neu gestaltete Halle zum Verweilen ein und bietet viel Raum für Entdeckungen. In Halle 3 ist die jährlich wechselnde Sonderschau der art Karlsruhe zu verorten. Auf der kommenden Messe steht sie unter dem Titel „Frauen: Sammlung Klöcker“. Maria Lucia und Ingo Klöcker, beide promovierte Juristen aus Bad Homburg, begannen Ende der 1980er mit dem Kunsterwerb, und von Anfang an ging es um Frauendarstellungen in der Nachkriegs- und Gegenwartskunst. Das Weibliche in der Kunst zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Kollektion des Paares, ob von Künstlerinnen oder Künstlern gemalt oder geformt. Eine repräsentative Auswahl ist im Rahmen der traditionellen Sonderausstellung auf rund 300 Quadratmetern zu sehen. Nachdem die Sonderschau bereits 2021 gezeigt werden sollte, erfährt die Sammlung Klöcker nun hoffentlich im Februar 2022 endlich die ihr gebührende Würdigung auf der art Karlsruhe. TELEFON | 0721 37202300 WEBSEITE | www.art-karlsruhe.de

Wettbewerb Frechener Keramikpreis 2022

Skulpturengarten Bege Galerien Thomas Roethel, 2020; art Karlsruhe Foto: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner

Bei dem Frechener Keramikpreis handelt es sich um einen Nachwuchsförderpreis für keramisch arbeitende Künstlerinnen und Künstler unter 35 Jahren, die ihre keramische Tätigkeit in Deutschland ausüben. Interessierte haben die Möglichkeit, sich in folgenden Bereichen der keramischen Kunst zu bewerben: Gefäße, Plastik, Relief/Bild, serielle


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Kunst, Kurioses & Krempel - Auktion Mittwoch 09. Februar 2022

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Nächste Kunstauktion: 19. Februar 2022, Beginn 13.00 Uhr

Vorbesichtigung: Mo. 14.02.–Do. 17.02. 11–18 Uhr und am Auktionstag 11–13 Uhr unter Beachtung aller öffentlichen Beschränkungen und Auflagen.

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MAGAZIN

Keramik, architekturbezogene Keramik und Installation. Eine Vorjury wählt aus den Bewerberinnen und Bewerbern die Wettbewerbsteilnehmenden aus, die ihre Stücke im Keramion ab September 2022 in einer Gemeinschaftsausstellung präsentieren. Dort erfolgt die Benennung der Preisträgerinnen und Preisträger durch eine Fachjury. Aktuell ist der Keramikpreis mit insgesamt 6.000 Euro ausgestattet, die auf drei Preisträger zu je 2.000 Euro aufgeteilt werden. Zusätzlich gibt es einen Sonderpreis, der ebenfalls mit 2.000 Euro dotiert ist. Begleitet wird der Wettbewerb durch die Herausgabe einer Publikation. Bewerbungen können bis zum 13.3.2022 eingereicht werden. Die vollständigen Bewerbungsunterlagen sind zu beziehen beim: ADRESSE | Keramion, Bonnstraße 12, 50226 Frechen, E-MAIL | fkp@keramion.de TELEFON | 02234 697690 WEBSEITE | www.keramion.de

Der Messekatalog ist ab Ende Januar 2022 sowohl in gedruckter als auch Online-Version abrufbar. Wie auch 2021, ist alle Ware im Katalog sofort erhältlich, das traditionelle Losverfahren wird 2022 nochmals ausgesetzt. Die digitale Antiquariatsmesse ist am 18. Februar 2022 live geschaltet und erlaubt es Ausstellern, bis zu 20 zusätzliche Objekte zu präsentieren. Die Veranstaltungsreihe das „Rote Sofa Online" wird 2022 unter dem Thema „Sammeln – Eine Leidenschaft" fortgesetzt. Nachdem 2021 insbesondere die Antiquarinnen und Antiquare zu Wort kamen, sind im Februar 2022 mehrere Veranstaltungen geplant, in denen Sammlerinnen und Sammler berichten. Die Veranstalter beleuchten Sammler und Sammlungen in der Geschichte, aber auch das literarische und bibliophile Leben im heutigen Deutschland, ferner wird 2022 wieder ein Sammlerpreis an junge Sammler verliehen. Und selbstverständlich sind auch Antiquare wieder eingeladen. Termine: 9., 16. und 21. Februar. TELEFON | 06435 909147 WEBSEITE | www.antiquariatsmesse-stuttgart.de

Köves, Hab Acht! 3 Meter Mindestabstand!, Berlin, Reichsarbeitsverwaltung + Reichsdruckerei, 1927. 180 Euro, Antiquariat Hohmann; Stuttgarter Antiquariatsmesse online

Elemente und Ursprünge Stuttgarter Antiquariatsmesse online Bereits im vergangenen Jahr wurde vom Verband Deutscher Antiquare aufgrund der Corona-Pandemie eine virtuelle Messeplattform entwickelt, die 2022 nochmals Antiquarinnen und Antiquaren aus dem In- und Ausland die Möglichkeit gibt, ihre Ware zum Beginn des Jahres zu präsentieren. Des Weiteren wird auch 2022 ein ausführlicher, gedruckter Messekatalog produziert. Der Verband Deutscher Antiquare begrüßt diesmal 69 Antiquariate und Galerien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, England und den USA.

Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica libri septem. Basel, Johannes Oporinus, Juni 1543, Folio, Holzschnitt-Initialen und Holzschnitte bis inklusive Seite 165 in zeitgenössischem Kolorit. Ledereinband der Zeit, aus dem Besitz des sächsischen Mediziners Caspar Neefe (1514-1579). 950.000 Euro, Antiquariat Inlibris Gilhofer, Österreich; Stuttgarter Antiquariatsmesse online


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KUNSTMARKT

Frida Kahlo Die erfolgreichste Künstlerin auf dem lateinamerikanischen Kontinent Sotheby’s rechnete vergangenen November mit annähernd 30 Millionen Dollar für ein Selbstporträt der legendären mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Eine stattliche Summe für ein so kleines Bild – 30 mal 22 Zentimeter – aber nicht für eine der beliebtesten Persönlichkeiten der gesamten Kunstgeschichte. Als eines der Hauptlose bei der Abendauktion moderner Kunst in New York im November 2021 angekündigt, war „Diego y yo“ (Diego und ich) im Jahre 1990 bei Sotheby’s bereits für 1,4 Millionen Dollar versteigert worden. Damals knackte Frida Kahlo die Millionen-Dollar-Grenze bei Auktionen, was zuvor noch keinem anderen Künstler aus Lateinamerika gelungen war. 30 Jahre später hat dasselbe Auktionshaus den Preis dieses Bilds auf rund 30 Millionen Dollar angehoben. Eine deutliche Korrektur nach oben, die goldrichtig war. „Diego y yo“ ist repräsentativ für die Selbstporträts mit intensivem und geheimnisvollem Blick, die die 1954 im Alter von 47 Jahren verstorbene mexikanische Malerin berühmt gemacht haben. Auf diesem Bild von 1949 erscheint das Gesicht ihres Liebsten und Mentors Diego Rivera (mit dem sie zwei Mal verheiratet war) auf dem von Frida, über ihren schwarzen Augen, aus denen ein paar Tränen fließen. Rivera, der damals ein Verhältnis mit der mexikanischen Schauspielerin Maria Felix angefangen hatte, wird hier mit einem dritten Auge dargestellt. Ein Zeichen für das Leid, das er seiner Ehefrau Frida zugefügt hat. „Diego y yo“ ist also ein magnetisches Selbstporträt rund um die Beziehung von Frida mit Diego. Frida lässt auf dem Bild übrigens den Namen ihres teuren Diego vor dem ihrigen erscheinen und spielt auf sich selbst mit einem ein-

Frida Kahlo, Portrait of a Lady in White, ca. 1929 (Christie's, New York, Mai 2016, Zuschlagspreis 4.428.301 Euro) © 2016 Christie’s Images Limited, © VG-Bildkunst Bonn

fachen „ich“ an. Sie malt das Gesicht von Diego auf ihre Stirn, damit ihr Gesicht ebenso dominiert wird, wie ihr Name. Diese Art von Kunstwerk ist genau das, worum sich die großen Kunstsammler und die Museen reißen: ein Sujet mit starkem autobiografischem Bezug, in dem sich Leidenschaft und Leid vermischen. Leïla Jarbouai, Kuratorin einer Ausstellung über Frida Kahlo im Musée de l'Orangerie Paris, 2013 /14, erklärt, dass die Beziehung von Frida Kahlo zu Diego Rivera

Frida Kahlo, Dos desnudos en el bosque (La tierra misma), 1939 (Christie's, New York, Mai 2016, Zuschlagspreis 6.141.100 Euro) © 2016 Christie’s Images Limited © VG-Bildkunst Bonn


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KUNSTMARKT

„auch eines der Mythen des 20. Jahrhunderts war und seine Präsenz (diejenige von Diego) den Wert des Werks steigert, da er selten auf ihren anderen Gemälden abgebildet ist.“ „Dieses minimalistische Selbstporträt ist ergreifend und fasst“, laut Leïla Jarbouai, „alle von der Künstlerin behandelten Themen zusammen.“ Man begreift von daher besser, dass der Preis für dieses 30 mal 22 Zentimeter große Bild am 16. November 2021 auf 35 Millionen Dollar hochgeschnellt ist, und eine außerordentliche Preissteigerung für Frida Kahlo nach sich gezogen hat. Ihr vorhergehender Rekord lag bei acht Millionen Dollar für „Dos desnudos en el bosque“ (La tierra misma), das 2016 bei Christie’s versteigert worden war. Zwischen 2016 und 2021 ist der Rekord für Werke von Frida Kahlo somit um 27 Millionen Dollar angestiegen. Kahlo höher bewertet als Rivera, und bald auch als Van Gogh? „Das außergewöhnliche Ergebnis dieses Abends stärkt den Platz von Frida Kahlo auf der Stufe der Auktionen, der sie als eine der regelrechten Titanen der Kunst des 20. Jahrhunderts angehört,“ erklärte Julian Dawas, Co-Verantwortlicher für impressionistische und moderne Kunst von Sotheby's in New York, direkt nach der Versteigerung von „Diego y yo“. Ein umso wichtigerer „Titan“ als das Bild zum teuersten versteigerten lateinamerikanischen Werk der Geschichte, noch vor einem Werk von Diego Rivera avancierte. Bis dahin wurde die Arbeit von Frida Kahlo deutlich weniger geschätzt als diejenige ihres Beschützers, zu Lebzeiten der Künstlerin wie auch nach ihrem Tod. Aber die Versteigerung dieses Selbstporträts hat den Spieß umgedreht. Dieses Mal hat ein Werk von Frida Kahlo schließlich den Rekord

von Diego Rivera bei weitem geschlagen. Rivera Werke haben niemals die Zehn-Millionen-Dollar-Schwelle bei Auktionen überschritten, während die für „Diego y yo“ erzielten 24,8 Millionen Dollar die Leidenschaft des Kunstmarkts für das unter Beweis stellt, was Frida in ihrem Werk wie in ihrem Leben verkörpert hat. Man könnte die Selbstporträts von Frida Kahlo mit denen von Vincent van Gogh (1853-1890) vergleichen. Beide haben von ihrem psychologischen Leiden und ihrer Angst gegenüber ihrer empfindlichen Gesundheit Zeugnis abgelegt. Beide haben einen einzigartigen Malereistil entwickelt. Beide sind Ikonen des 20. Jahrhunderts. Der Weg, bis ein Werk von Frida Kahlo die Höhen eines Van Gogh erreicht, ist vielleicht nicht ganz so steil. Dessen Rekord für ein Selbstporträt hat bei 65 Millionen Dollar einen Höhepunkt erreicht, der Rekord liegt mit der Versteigerung des berühmten Bilds „Porträt des Dr. Gachet“ im Jahre 1990 (Christie’s) bei 82,5 Millionen Dollar. Der größte Unterschied ist die Seltenheit der Werke. Frida Kahlo hat aufgrund ihrer schlechten Gesundheit nicht so viele Bilder gemalt. Außerdem befindet sich der Großteil der Sammlungen ihrer Werke in Mexiko, und nur wenige zirkulieren auf dem Kunstmarkt. Das symbolhafte Bild „Diego y yo „hat sich übrigens zur „Sammlung Eduardo F. Costantini“, benannt nach dem argentinischen Unternehmenschef und Sammler, Gründer des Museums für lateinamerikanische Kunst (Malba) in Buenos Aires gesellt. Außerhalb der Privatsammlungen ist nur ein einziges Gemälde in einem europäischen Museum für das Publikum zu sehen: „The Frame“, im Centre Pompidou in Paris. QUELLE | artprice.com

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