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APRIL 2015

April 2015 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50

SAMMLER JOURNAL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Sammlertermine

Japonisme Inspiration Japan

Skulptur Edouard Marcel Sandoz

Gemälde Franz Marc

Dialog Leser & Experten

Auktionen GEMI

Berichte & Preise

Ausstellungen Tipps & Termine


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Freundlich und einladend Möbelgarnitur aus Frankreich Ich habe ein Speisezimmer, bestehend aus Tisch, 6 Stühlen und 2 Schränken. Meine Frage/Bitte, könnten Sie mir den Stil bzw. die Holzart und den eventuellen Wert nennen? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.

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Ingeborg Neumann, o. O.

Diese stilvolle Möbelgarnitur stammt aus Frankreich oder vielleicht Belgien und kann um 1925 datiert werden. Soweit eine Aussage anhand der Fotos allein möglich ist, wurde dafür Ahorn und Nussbaum für die furnierten bzw. eingelegten Partien verwendet. Während der Schrank, die Anrichte mit der schönen Marmorauflage und der massive Säulentisch infolge ihrer jeweiligen Funktion etwas blockhaft und schwer wirken, wird der Gesamteindruck durch den Satz der sechs boudoir-artigen Stühle aufgehellt: Die gewölbten, den Sitzenden umschmiegenden Rücken im Empire-Stil wirken freundlich und einladend, das originelle Einlegemotiv der ineinander gesteckten Dreiecke ist eine gelungene moderne Note und die eleganten, kannelierten und sich nach unten verjüngenden Beine geben ihnen den Flair einer fortschrittlichen Pariser Möbelkunst, die weltweite Beachtung im Jahr der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris 1925 einbrachte. Es handelt sich also um eine „Art Déco-Garnitur“, die man in dieser sehr guten Erhaltung und Vollständigkeit nicht so oft antrifft. Auf den Namen des Designers wird man vermutlich nicht so schnell kommen. Es kann sich um einen selbstständig arbeitenden Möbeldesigner handeln, aber auch um einen Designer, der in einer großen Möbelfabrik im Designbüro angestellt war. Er hat bei seinem Entwurf auf jeden Fall bei der Gestaltung der Stuhlform stilistische Anregungen beim großen Pariser Innenarchitekten und Möbeldesigner Emile-Jacques Ruhlmann (1879-1933) aufgegriffen, die dieser seit etwa 1918/19 einsetzte (vgl. Florence Camard, Ruhlmann – Master of Art Deco, New York 1984, S. 256-62; Ruhlmann – Genius of Art Deco, eds. E. Bréon u. R. Pepall, The Montreal Museum of Fine Arts 2004, S. 136, 167 u. 209) und die z.T. auch zu Erkennungsmotiven bei großen Pariser

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Katrin Himmelreich Seit über 20 Jahren ist Katrin Himmelreich in den »Unterweissbacher Werkstätten für Porzellankunst« als Gestalterin tätig. In dieser Zeit schuf sie eine Vielzahl unterschiedlicher (Klein-)Plastiken. Zur Zeit sind es vor allem Auftragsarbeiten, die Katrin Himmelreich in meisterlicher Weise verwirklicht. Dabei entstanden kunsthandwerklich anspruchsvolle, hochwertige Stücke.

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Möbelherstellern wie Süe et Mare wurden. Die Eleganz einer Ruhlmann-Garnitur weist das vorliegende gutbürgerliche, wenig extravagante Speisezimmer nicht auf, obwohl es an luxuriösen Feinheiten wie den dicken, geschliffenen Glaseinsätzen nicht fehlt. Um 1925 wurde dieses Speisezimmer für eine beträchtliche Summe verkauft, heute liegt sein Wert bei etwa 5.000 Euro – es fehlen zwei Griffe an einer Schrankschublade – obwohl beispielsweise manches Auktionshaus solche Garnituren wegen ihres Umfangs ungern annimmt. Im Fachhandel und vor allem auf Antiquitätenmessen, die reichlich Platz für den Aussteller bieten, kann man allerdings auf höhere Preisvorstellungen treffen. Dr. Graham Dry, München

Freundeskreis keine Empfehlung für eine bestimmte Restaurierungswerkstätte am Ort erhalten kann, wendet man sich am besten im vorliegenden Fall an die Industrieund Handelskammer Nord Westfalen in Münster. Dr. Graham Dry, München

Mit naivem Reiz Landschaftsgemälde Als langjähriger Leser des Sammler Journals bitte ich um Auskunft über zwei „Barock-Bilder“, die aus einem vornehmen Schweizer Haushalt stammen sollen. Mich würde der/die Maler/in oder der Umkreis sowie ein ungefährer Wert interessieren. Ich hoffe, die Fotos sind nicht all zu schlecht für Sie – das erste Foto ist auch von den Farben am besten getroffen. Über Ihre Auskunft würde ich mich sehr freuen. Thomas Doster, Reutlingen

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Symbolische Motive Geschnitzte Truhe aus China Nun habe ich hier eine einfache Truhe (140 cm breit, 50 cm tief), auf der auf der Oberseite und Frontseite durchbrochene Schnitzereien mit dämonischen Figuren aufgebracht sind. Einige dekorative Elemente haben sich durch unsachgemäßes Verhalten in unserer Kinderzeit von dem Relief gelöst, sind aber noch vorhanden. Aus welchem Land stammen diese Schnitzereien? Lohnt sich eine Restaurierung und wer macht so etwas? Können Sie etwas zum Wert sagen? Gerhard-Ulrich Hoebink, Münster

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Die geschnitzte Truhe stammt aus China und wurde vermutlich im ersten Drittel des vorhergehenden Jahrhunderts hergestellt. Bei dieser Art von Exportware, die sich traditioneller symbolischer Motive bedient, ist es für europäische Interessenten sehr schwer, Genaueres zur Datierung und Herkunft zu ermitteln. Wenn eine solche Truhe in einem Auktionskatalog angeboten wird, wird sie verständlicherweise als „China, 20. Jahrhundert“ beschrieben und meistens ist leider nicht mehr dazu zu sagen. Im vorliegenden Zustand hat die Truhe einen Wert von etwa 250 Euro. Eine Restaurierung lohnt sich auf jeden Fall. Wenn man im

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Die Bilder wirken, als würden sie aus der Zeit um 1770 stammen, aber auch wenn diese Vermutung stimmen sollte, wird sich Genaueres zu ihrer Herkunft schwerlich ermitteln lassen. Das Problem liegt darin, dass die Qualität der Malerei zu mittelmäßig ist, als dass der Künstler einer bestimmten Schule zugeordnet werden könnte. Zwar bemüht er sich sehr, Motive der Landschaftsmalerei des Rokoko, wie Ruinen, zersplitterte Zäune, luftige Hintergründe, eine Figur am Brunnen usw. zu einem zusammenhängenden Ganzen zu gestalten, aber die Details, die Proportionen und die Perspektive stimmen ganz und gar nicht. Der Maler wird daher kaum eine akademische Ausbildung genossen haben, dennoch sind den Bildern ein gewisser naiver Reiz nicht abzusprechen. Was ein eher höfisch gekleideter, auch heiter wirkender Mann am Brunnen mit einem großen Eimer vor einem desolat wirkenden, aber doch nicht verlassenen Anwesen zu schaffen hat, das doch sein Zuhause sein müsste, geht nicht aus dem Bild hervor. Beim zweiten Bild, auf dem ein Soldat mit Lanze vor einer Burgruine sinniert, die von der Natur im Laufe der Zeit erobert worden ist, denkt man an die berühmten klassischen Ruinenbilder des französischen Malers Hubert Robert (1733-1808), aber nur ganz kurz, denn bei diesem Maler herrscht eine ganz andere, philosophisch begründete Einstellung zur Antike, die bei den vorliegenden Gemälden nicht zu finden ist. Die nostalgische Stimmung, die durch die beiden Bilder weht,

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steht aus 14-karätigem Gold und wurde, das zeigt die Punze, nach Deutschland importiert. Die Herstellerpunze konnte leider keinem der bekannten Fabrikanten zugeordnet werden. Dennoch lässt sich einiges über das Werk sagen. Werkund Gehäusenummer stimmen überein, immer ein Beweis, dass hier nichts manipuliert wurde. Der Aufbau orientiert sich an den berühmten Vorbildern aus Glashütte, allen voran Lange & Söhne. Die Uhr ist allerdings eindeutig ein Fabrikat aus der Schweiz, das eine Glashütter Uhr nach-

rührt nicht etwa von einer gelungenen Pinselführung her, sondern hängt lediglich mit dem Alter und der urigen Motivauswahl zusammen. Der Wert des Bilderpaares liegt bei etwa 700 Euro, vorausgesetzt, sie stammen aus dem 18. Jahrhundert und nicht als unbeholfene Stil- und Motivübungen aus einer späteren Zeit. Dr. Graham Dry, München

Erbstück Goldene Sprungdeckeluhr Seit 1972 bin ich im Besitz dieser Uhr. Sie ist ein Erbstück von meinem Großvater, der 1890 aus dem badischen Land nach München kam. Mein Vater trug sie nur einmal am Hochzeitstag. Beschreibung der Uhr: Durchmesser 62 mm, Dicke 14 mm, Stempel im Sprungdeckel, Kreis mit Krone, Stern mit „F“, 0,585 (Gold?), 370, Stempel im hinteren Deckel und im Werksdeckel, Kreis mit Krone, Stern mit „F“, 0,585, 22370, Uhrwerk Nr. 22370. Die dazugehörige Uhrkette ist sechsfädig (220 mm). Der Amethyst (30 x 22 x 11 mm) wird von einer verzierten Hand gehalten. Meine Fragen wären: 1. Hersteller, 2. Alter, 3. Wert? L. Baader, o. O.

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Hier liegt eine goldenen Sprungdeckeluhr mit intaktem Emailblatt und originalen Zeigern vor. Das Gehäuse be-

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ahmt. Das beweisen etliche Details des Werkaufbaus. Eine derartige Orientierung an Glashütte war vor und nach 1900 durchaus verbreitet. Dennoch ist die Uhr von guter Qualität, was schon die Feinregulierung („Schwanenhals“) zeigt. Der Wert dieser Uhr dürfte bei 700 bis 800 Euro liegen. Ein solcher Preis ist dann zu erzielen, wenn alle Funktionen der Uhr in Ordnung sind und die Genauigkeit gewährleistet ist. Die goldene Kette dürfte älter als die Uhr sein. Sie ist sechsfädig und besitzt die alte Form des Hakens, mit der sie an der Weste befestigt wird. Prächtig ist die Berlocke gestaltet; ein geschliffener Amethyst rundet den Eindruck ab. Zur genauen Bewertung müsste man wissen, ob die Kette aus 14oder 18-karätigem Gold gefertigt wurde. Von äußerster Wichtigkeit ist auch das Gewicht. Auf jeden Fall werden derartige Ketten zu Liebhaberpreisen gehandelt. Ein engagierter Sammler würde sicher mindestens 1.000 Euro ausgeben. Sollte die Kette schwer und aus 18-karätigem Gold sein, ist auch ein deutlich höherer Preis zu erzielen. Dr. Christoph Prignitz, Oldenburg

Bindeglied Puppe aus der Käthe Kruse-Werkstätte, Bad Kösen, um 1950 Seit einigen Jahren bin ich im Besitz dieser Puppe. Meine Recherchen ergaben, dass es sich um eine Käthe Kruse handelt. Ich konnte aber weder das Herstellungsjahr noch irgend eine Wertangabe erfahren. Nun möchte ich gerne mehr über diese Puppe erfahren. Otto Lehmann, Münsingen

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Tatsächlich meint man bei dem ersten Blick auf Ihr Bild, eine Käthe Kruse Puppe Nr. VIII, ein so genanntes „großes deutsches Kind“ vor sich zu haben. Wenn man jedoch eine derartige Puppe von Käthe Kruse mit Ihrer Puppe vergleicht, fallen interessante Unterschiede auf, die Hinweise sind auf Hersteller, Herstellungszeit und Herstellungsort Ihres Puppenkindes. Puppen wie die Ihrige wurden zwar in der Zeit von 1950 bis gegen 1952/53 in der Käthe Kruse Werkstätte in Bad Kösen hergestellt, jedoch war zu diesem Zeitpunkt die berühmte Puppenmacherin, siebenfache Mutter, umjubelte Schauspielerin und begnadete Puppenschöpferin bereits in den Westen geflüchtet. Im Frühjahr 1950 hatte sie mit einigen ihrer engsten und besten Mitarbeiter Bad Kösen verlassen. Vieles war in der Werkstätte in Bad Kösen zurückgeblie-

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ben: Maschinen, Werkzeug, Stoffe und Schnittvorlagen, Puppenköpfe und -Körper, Füllmaterial, Perücken, Puppenteile etc., so dass die Arbeit nicht unterbrochen werden musste. Käthe Kruses Betrieb wurde unter eine staatliche Treuhandverwaltung gestellt und kurz danach enteignet. Aus den „Käthe Kruse Werkstätten“ wurde nun der VEB Betrieb „Kösener Künstlerpuppen“. In weiser Voraussicht hatte Käthe Kruse bereits 1945 ihren Sohn Max in den Westen geschickt, um in Bad Pyrmont einen Betrieb aufzubauen, damit die Arbeit zunächst dort fortgesetzt werden konnte. 1947 begann dann Sohn Michael mit der Puppenproduktion in Donauwörth, wo auch heute noch die wohl berühmtesten Puppen des 20. Jahrhunderts gefertigt werden. Die vorliegende circa 50 cm große Puppe, die einer Kruse-Puppe VIII, also einem so genannten „großen, deutschen Kind“ entsprechen soll, entstand in der Zeit nach dem Abschied Käthe Kruses aus Bad Kösen und der Umwandlung ihrer Werkstätte in einen VEB Betrieb. In dieser kurzen Zeit zwischen 1950 und 1952/53 wurden nämlich die damals produzierten Puppen – wie auch die Ihrige – nicht gemarkt. Kruse Puppen waren – und sind das noch immer – stets auf der linken Fußsohle mit dem aufgestempelten Schriftzug „Käthe Kruse” sowie einer Zahlenkombinaion versehen. Erst nach der Enteignung der Werkstätte in Bad Kösen und deren Umwandlung in den VEB Betrieb „Kösener Künstlerpuppen” wurden wieder die Fußsohlen der Puppen gemarkt: mit einem dreieckigen VEB Zeichen. In der ersten Zeit nach dem Besitzerwechsel war man in Bad Kösen sehr bemüht, die Puppen noch möglichst „kruseähnlich“ zu gestalten. Bei genauem Hinsehen entdeckt man aber doch, wie dies auch an Ihrer Puppe zu sehen ist, Unter-

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schiede in der Bemalung der Augen sowie in Form und Farbe des Mundes; auch haben Krusepuppen stets abgewinkelte Arme, wobei immer ein Arm – manchmal der rechte und manchmal der linke – stärker gekrümmt ist. Die vorliegende Puppe zeigt zwar Spielspuren an Händen und Füßen, scheint aber sonst in gutem Gebrauchszustand zu sein. Der Körper besteht aus Nesselstoff. Die Beine sind durch Scheibengelenke mit dem Rumpf verbunden. Die Arme sind nahezu gerade und wurden locker an den Schultern angenäht, um den Puppenmüttern das An- und Ausziehen ihrer Lieblinge zu erleichtern. Das Köpfchen besteht vermutlich aus Kunststoff – sehr selten findet man aber auch an diesen Puppen, die zwischen 1950 und 1952 produziert wurden, noch Stoffköpfe aus Altbestand. Falls die üppige, gut erhaltene Echthaarperücke nur locker sitzt, könnten Sie versuchen, diese im Nacken etwas anzuheben und einen Blick auf den oberen Teil des Hinterkopfes werfen. Ein Stoffkopf würde den Wert der Puppe erhöhen. Das schlichte Kleidchen im Stil der 1950er-Jahre könnte durchaus das Originalkleid des Puppenmädchens sein. Schade, dass die Schuhe fehlen! Eine Puppe wie Ihre, ist nicht nur hübsches, attraktives Sammelobjekt, sondern sie stellt gleichzeitig ein interessantes Bindeglied dar zwischen Käthe Kruse Puppen und VEB Puppen. Vorausgesetzt es gibt keine weiteren Beschädigungen, die auf dem Bild nicht zu erkennen sind, wie Kratzer im Gesicht, Schmutzflecken oder Flickstellen am Körper liegt der Wert des niedlichen Mädchens bei 600 Euro bis 800 Euro. Nur zum Vergleich: Für eine gut erhaltene, gemarkte Käthe Kruse Puppe mit Kunststoffkopf aus den frühen 1950er-Jahren zahlen Sammler derzeit circa 900 Euro bis 1.200 Euro. Reingard Ecker, Wels (A)

Fingerspitzengefühl Wandrelief aus Thüringer Porzellanfabrik Mit großem Interesse lese ich immer Ihre Expertisen. Vielleicht können Sie mir bei meinen Schätzen weiterhelfen? Es handelt sich hier um ein Relief, circa 20 cm hoch mit Putten. Von welcher Firma könnte das Stück stammen und wie wäre es preislich einzuschätzen? D. Lehner, o. O.

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Das Wandrelief aus mattglasiertem Biskuitporzellan, bei dem die Figuren auf einem mattgrünem Fond zu schweben scheinen, wurde um 1902 von einer Porzellanfabrik in Thüringen hergestellt. 1901 hatte Villeroy & Boch in Mettlach angefangen, ihre „Phanolith“-Wandbilder nach Entwürfen von Johann Baptist Stahl in der Art von reliefiert ausgeformten Wedgwood-Erzeugnissen auf den Markt zu bringen und erzielten damit beachtliche Erfolge. Bei diesem Wandbild wurde wie bei den Phanolith-Arbeiten der opakweiße figürliche Reliefdekor als eigenständige, dünne Porzellanteile auf einer zuvor aus der Form gegossenen, in der Masse gefärbten, dekorativ gerahmten Porzellanplatte aufgebracht und das Ganze dann gebrannt. An den Flügeln der Putti sowie auch an dem rechten Bein des Mädchens kann man den von unten durch die aufgelegte weiße Masse durchscheinenden grünen Fond erkennen. Bei dieser schwierigen Herstellungstechnik ist viel Fingerspitzengefühl und auch ein sehr guter Modelleur vonnöten. Ähnliche Wandbilder wurden damals von der Porzellanfabrik Richard Eckert & Co. A-G in Rudolstadt-Volkstedt in Thüringen als „Genre Vieux Sèvres, biscuit teinté“ angeboten (Katalog „Luxusporzellane“, um 1905, Modell-Nrn. 348398, o.S.), aber auch andere Thüringer Porzellanfabriken könnten als Hersteller in Frage kommen. Der Wert des Wandbildes beträgt etwa 150 Euro.

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Dr. Graham Dry, München


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Südafrika Welche Künstler für den Markt? Seit einigen Jahren bringt Afrika die internationalen Akteure dazu, über seine Kunst und seinen Markt zu berichten. Übrigens macht es Letztere immer redseliger, so sehr sind die Dinge vor Ort und ringsum im Umbruch. Im Zuge der wachsenden Unterstützung durch internationale Konservatoren sind junge afrikanische Künstler durch ihre Teilnahme an herausragenden Events wie zum Beispiel an der Biennale von São Paulo, der Biennale von Venedig und der Documenta in Kassel weltweit ins Rampenlicht gerückt. Große Institutionen wie das MoMA, das 2011 die Ausstellung „Impressionen aus Südafrika" über die Zeit während und nach der Apartheid eröffnete (23. März - 29. August 2011), leisten ihren Teil der Anerkennungsarbeit. Denn es ist ein Vorurteil, dass die erdrückenden Jahre der Apartheid die Kreativität erstickt haben. Im Gegenteil: Die Restriktionen der damaligen Zeit haben alternative Zusammenschlüsse von Künstlern, Ateliers, Kunstzentren und publizistischen Einrichtungen ausgelöst, die jedermann und jederfrau, ungeachtet ihrer Hautfarbe, offenstehen. Die Periode der Apartheid hat außerdem den Ideenaustausch und die Formierung eines politischen Widerstands beeinflusst, während die Post-Apartheid die individuellen und politischen Identitäten zum Nachdenken bewegt. Unter den Künstlern der Ausstellung „Impressionen aus Südafrika" waren Claudette Schreuders, Kudzanai Chiurai, Sandile Goje, William Kentridge und Sue Williamson. Letztere sind oftmals dank der Arbeit der Galerie Goodman – Förderer der afrikanischen Künstlerszene weltweit und vor Ort, in Johannesburg und am Kap – bekannt. Johannesburg und das Kap sind in der Tat die beiden Pole des afrikanischen Kunstmarkts. Die dortigen Entwicklungen sind beachtlich, und Südafrika dominiert den afrikanischen

Irma Stern: Washer Women, 1925 (Bonhams/London, 10/2014; Zuschlagspreis 83.388 Euro) (© Bonhams)

Kunstmarkt in seiner Gesamtheit, selbst wenn die lokale Nachfrage im Vergleich zu den großen europäischen Marktplätzen nur schwach entwickelt ist. Die örtlichen Auktionshäuser – Stephan Welz & Co. in Johannesburg und Strauss & Co. in Tokai, am Kap – vertreten ihre Künstler und werden von Bonhams in London abgelöst, das pro Jahr zwei Auktionen der Kunst aus Südafrika sowie eine Auktion der zeitgenössischen afrikanischen Kunst widmet. Die besten Künstler des südafrikanischen Marktes

William Kentridge: Preparing the Flute, 2005 (Poster, 9/2013, Zuschlag 381 Euro; © Russell Kaplan Auctioneers/Johannesburg)

Gemessen am lokalen Markt, lauten die Namen der beliebtesten Künstler: Jacob Hendrik Pierneef (1886-1957), einer der größten südafrikanischen Landschaftsmaler, der der Gemeinschaft der Buren entstammt; Robert Gwelo Goodman (1871-1939), der auch in Frankreich an der Seite von William Bouguereau an der Académie Julian in Paris studierte; Gerard Sekoto (1913-1993); Sydney Alex K. Kumalo (1935-1988); Gregoire Johannes Boonzaier (1909-2005); Adriaan Boshoff (1935-2007); Cecil Skotnes (1926-2009); George Pemba (19122001) und Maggie Laubser (1886-1973). Bei diesen handelt es sich auch um die südafrikanischen Surrealisten der 60erJahre, wie zum Beispiel Alexis Preller (1911-1975) und Walter Whall Battiss (1906-1982). Ersterer von beiden, Alexis Preller,


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begann mit einem Studium an der Westminster School in London und an der Académie de la Grande Chaumière in Paris. Gauguin und Van Gogh waren seine ersten großen Vorbilder. Es folgte der Zweite Weltkrieg, während dem er in eine zweijährige Kriegsgefangenschaft geriet. Diese traumatisierenden Erlebnisse finden sich bei seiner Rückkehr nach Südafrika in seinen Werken wieder, unter anderem vermischt mit afrikanischen Bildern. Walter Whall Battiss seinerseits war ein Maler mit einem großen Faible für Archäologie. Ende der 30er-Jahre reiste er durch Europa, und in den späten 40ern schloss er Freundschaft mit Picasso. Seine reiche Vorstellungskraft brachte ihn dazu, Fook Island zu schaffen. Alle Eigenschaften dieser Insel – ihre Karte, Vegetation, Fauna, Bevölkerung sowie ihre Bräuche, Sprache, Währung usw. – sind seiner Fantasie entsprungen. Der bestnotierte Künstler ist jedoch eine Frau: Irma Stern (1894-1966), die dafür bekannt ist, den Expressionismus nach Südafrika gebracht zu haben. Irma Stern ist im Jahr 2014 unbestritten die Nummer eins unter den südafrikanischen Künstlern, sowohl, was die Anerkennung der Öffentlichkeit betrifft, als auch in Bezug auf ihren wirtschaftlichen Erfolg. Die Preise, die sie 2014 bei Auktionen erzielte, sind doppelt so hoch wie die von Kentridge, der dennoch auf dem südafrikanischen Podium mit von der Partie ist und dessen Name sich in der internationalen Szene allgemein einer größeren Bekanntheit erfreut als der Sterns. Ihre Werke schreiben Rekordzahlen, mit insgesamt elf Millionen-Auktionen: Vier davon erzielte sie in Südafrika und sieben in London. Die Stadt London, eine regelrechte Drehscheibe für diese Künstler, konzentriert die Hälfte des Marktes unter anderem auf die Auktionen von Irma Stern, Kendell Geers und Marlene Dumas.

William Kentridge und Marlene Dumas – zwei internationale Stars Kentridge und Dumas sind die international am stärksten exponierten Künstler, und ihre Verkaufserfolge lassen sich nunmehr an ihrer Bekanntheit messen. Marlene Dumas gehört zu den 50 bestnotierten lebenden Kunstschaffenden weltweit. Die 1953 in Kapstadt geborene Künstlerin lässt sich nach ihrem Studium der bildenden Kunst an der Michaelis School of Fine Art (1972-1975) in den Niederlanden nieder, schließt sich dann dem Atelier '63 von Haarlem an und nimmt das Studium der Psychologie an der Universität von Amsterdam auf. Mit ihrer dichten, stark emotional geladenen Welt nimmt sie sich existentieller Themen wie Rassismus, Sexualität, Religion, Schuld, Vergebung, Unschuld, Gewalt, Mutterschaft und Kindheit an. Zu diesen wiederkehrenden Sujets gesellen sich Fragen, die mit ihrer eigenen Geschichte in Zusammenhang stehen. Ihre ersten Schritte im Bereich der öffentlichen Versteigerungen machte sie 1994 in ihrer Wahlheimat, den Niederlanden. In jenem Jahr steigt der Wert eines ihrer Acrylbilder auf Leinwand („The Girl can’t help it") innerhalb weniger Monate von unter 1.000 auf 2.500 Euro. Das bereits in kleinem Umfang vorhandene Interesse an ihren Werken wird sich in den darauffolgenden Jahren nur umso deutlicher zeigen. Als das Centre Pompidou und daraufhin das New Museum of New York in den Jahren 2001/2002 die erste Wander-Retrospektive ihrer Arbeiten auf Papier („Name No Names") organisiert, klettert ihr Marktwert noch weiter. Zunächst bestätigt Christie’s New York die Preisentwicklung, indem es mit fast 42.000 Euro für „Candle Burning" am 14. November 2002 einen neuen Rekord bricht. Drei Jahre später wird eine

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Million verzeichnet, die erste von insgesamt zehn. Zwischen 2000 und 2008 macht ihr Marktwert einen Sprung von über 200 Prozent, kurz vor der Eröffnung einer Retrospektive im Museum of Contemporary Art in Los Angeles, dann im MoMA in New York (2008). Das große Gemälde auf Leinwand mit dem Titel „The visitor", das abermals in London unter den Hammer ging, schwingt sich mit 3,56 Mio. Euro auf Rekordhöhe (4 Mio. einschließlich Gebühren). William Kentridge profiliert sich als eine der größten Persönlichkeiten im Bereich der Videoinstallation. Dieser Künstler, geboren 1955 in Johannesburg, mitten in der Ära der Apartheid, erhielt sein Diplom der bildenden Künste in seiner Geburtsstadt. Allerdings verdiente er als Theaterschauspieler seine ersten Sporen nach seinem Studium an der internationalen Theaterschule „École Jacques Lecoq" in Paris. Die Berufung zum bildenden Künstler ereilt ihn erst zu einem späteren Zeitpunkt, denn seine erste Animation entsteht 1989 anhand einer Technik, die seither für ihn typisch ist: Abfolgen von Kohlezeichnungen auf einem einzigen Blatt Papier. Schließlich hält das bewegte Bild die Erinnerung dieser Abfolgen in Szenen fest, die Politik und Poesie miteinander verbinden. Sein großer „Coup" bei den Versteigerungen fand bei einer New Yorker Auktion im Jahr 2011 statt, und zwar mit dem Mixed-Media-Werk „Preparing the Flute", das ihm einen Platz auf dem Podium der Künstler mit den besten Videokunst-Versteigerungen bescherte. „Preparing the Flute" ist IIlusionsmagie, bestehend aus elementaren Trickaufnahmen sowie das Modell für ein italienisches Theater, bei dem Animationen Auszüge aus der „Zauberflöte” von Mozart untermalen. Es wird 2011 zu einem Wert von 348.400 Euro versteigert. Der Marktwert bestimmter Mon-

tagen von Kentridge kann sich heute mit dem der Videokunst-Legende Bill Viola messen. Das will heißen, dass der Markt sein Genie zu schätzen weiß. In 2010, dem Jahr einer Retrospektive im New Yorker MoMA, dann im Musée du Jeu de Paume und einer Ausstellung im Louvre haben sich die Ereignisse für Kentridge überstürzt. Innerhalb eines Jahres steigern sich die Verkäufe um plus 40 Prozent. Und der Höhenflug setzt sich in den Folgejahren fort: plus 57 Prozent im Jahre 2012, plus 76 Prozent im Jahre 2013. Diese beeindruckende Performance spiegelt auch die Dynamik des Marktes in Südafrika wider, die selten Erwähnung findet. Und doch sind dort – zwischen Johannesburg und dem Kap – 38 Prozent des Marktes von Kentridge angesiedelt – neben den USA und dem Vereinigten Königreich. Heute erreichen sogar bestimmte Grafiken mit mehreren zigtausend Euro schwindelerregende Preise. Nichtsdestotrotz werden die Handschriften anderer großer südafrikanischer Künstler zu angemessenen Preisen gehandelt, insbesondere im Vergleich zur traditionellen altafrikanischen Kunst: Einige Hundert Euro genügen, um beispielsweise Grafiken von Sue Williamson zu erstehen. Die bewegenden Skulpturen aus bemaltem Holz von Claudette Schrenders wechseln ihrerseits für weniger als 10.000 Euro ihre Besitzer, und Spitzenkünstler wie Peter Clarke (19292014) gehen nicht über einen Rekordwert von 51.000 Euro hinaus. Diese Künstler werden von den weltweiten Einrichtungen für zeitgenössische Kunst geprüft. Die Würdigung der Arbeit wird fortgesetzt. Und die Notierung folgt. QUELLE | artprice.com


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JAPANBEGEISTERUNG „Japonisme! Attraktion unserer Zeit, planlose Raserei, die in unserer Kunst alles durchdrungen, alles gesteuert, alles durcheinandergebracht hat, unsere Moden, unsere Stile, sogar unseren Verstand", beschrieb Adrien Dubouché, Kunstmäzen und umtriebiger Keramiksammler, anlässlich der Weltausstellung 1878 die grassierende Japanbegeisterung im damali-

Émile Gallé (1846-1904), Vase mit Chrysanthemen, um 1901-1903, Glas, formgeblasen, auf farblosem Grund, Überfang (cremefarben unter opakem Braunrot), Motiv plastisch appliziert (Blüte), mit gerissener silbriger Metallfolie akzentuiert (Blätter), halbmatt poliert, H 40,8 cm, Ø 15.4 cm. Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Glasmuseum Hentrich (© Foto: Horst Kolberg, Neuss) Jean Carriès (1855-1894), Kürbisvase, um 1890, Steinzeug mit Laufglasur, H 14 cm, Ø 9 cm. Hetjens-Museum, Deutsches Keramikmuseum, Düsseldorf (© Foto: Hetjens-Museum) Camille Moreau-Nélaton (1840-1897), Henkelvase mit Korbgeflecht-Dekor, 1883, Irdenware, rötlich-brauner Scherben, gedreht, bemalt in Barbotine-Technik, glasiert, H 32, 7 cm, Ø 20, 5 cm. Museum für angewandte Kunst Köln (© Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken, 2015) Japanische Teeschale (chawan) in Schuhform, Mino, Oribe-Typ, Edo-Zeit, 18 Jh., Steinzeug, grüne und weiße Glasur mit Eisenbemalung, 7 x 14,8 x 13,3 cm. Museum Folkwang, Essen (© Foto: Museum Folkwang) Pierre Adrien Dalpayrat (1844-1909), Kürbisvase, um 1895, Steinzeug mit Laufglasur, H 16,5 cm, Ø 21 cm. HetjensMuseum, Deutsches Keramikmuseum, Düsseldorf (© Foto: Hetjens-Museum)


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James Jacques Joseph Tissot (18381902), Junge Frauen beim Betrachten japanischer Gegenstände, 1869, Öl / Leinwand, 70,5 x 50,2 cm. Cincinnati Art Museum, Gift of Henry M. Goodyear, M.D. (© Kunsthaus Zürich) Vincent van Gogh, Japonaiserie (nach Keisai Eisen), 1887, Öl / Baumwolle, 110,3 x 60 cm. Van Gogh Museum Amsterdam (Vincent van Gogh Foundation) (© Kunsthaus Zürich) Pierre Bonnard (1867-1947), Der Spaziergang der Ammen (Fiakerfries), 1894/ 1897, vierteiliger Wandschirm, Lithografien in fünf Farben, je 143 x 46 cm. Collection Jules Maeght, San Francisco (Foto: © 2015 ProLitteris, Zürich)

gen Frankreich. Erstmals seit der wegweisenden Präsentation im Pariser Grand Palais 1988 zum Thema Japonismus (im Französischen unter Japonisme bekannt) widmet sich nun wieder eine umfangreiche Ausstellung mitsamt begleitender Publikation diesem faszinierenden Kapitel der französischen Kunst von 1860 bis 1910. Das Kunsthaus Zürich wartet unter dem Titel „Monet, Gauguin, van Gogh … Inspiration Japan" mit rund 350 Gemälden, Druckgrafiken, Fotografien und Objekten der angewandten Kunst europäischer und japanischer Meister auf, die eindrucks-

voll das Bild veranschaulichen, das sich Europa – insbesondere Frankreich mit seiner Kunstmetropole Paris – im 19. Jahrhundert von Japan gemacht hatte. Gemeinsam mit dem Museum Folkwang in Essen, das diese Schau federführend konzipiert hat, möchten die Ausstellungsmacher in Essen und Zürich das Phänomen des sogenannten Japonismus in Frankreich einer breiten Öffentlichkeit und speziell der jüngeren Generation näher bringen – liegen doch die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen zu diesem Thema ein gutes Vierteljahrhundert zurück. Zudem ist die Sammlungsgeschichte des Museums Folkwang eng mit der Ausstellungsidee verknüpft, denn dieses verfügt über einen beachtlichen Bestand an japanischen Objekten wie Bildrollen, Gefäßen aus Porzellan und Keramik, Lackobjekten, Masken, Skulpturen, Körben, Kimonos, die der Museumsgründer Karl Ernst Osthaus bereits sehr früh, nämlich Ende des 19. Jahrhunderts, zusammen getragen hat. Wie kam es zu dieser überbordenden und nie zuvor da gewesenen Begeisterung für Japan ab der Mitte des 19. Jahrhunderts? Nahezu alle bildenden Künstler ließen sich von den ostasiatischen Vorbildern – insbesondere dem japanischen Farbholzschnitt und der japanischen Keramik – inspirieren. Aber auch die Literatur und Musik jener Zeit adap-

tierten Motive aus dem Land des Lächelns, wie Pierre Lotis Erfolgsroman „Madame Chrysanthème" von 1888, dessen Titelfigur Giacomo Puccini 1904 wiederum zu dessen berühmtester Oper „Madame Butterfly" anregte. Bereits vor dem Japonismus setzten sich europäische Künstler mit nichteuropäischen Kulturen auseinander: Im 18. Jahrhundert eroberten fernöstlichen Motive als sogenannte Chinoiserien die angewandte Kunst, allen voran das Porzellan. Und spätestens seit Napo-

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leons Ägyptenfeldzug Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten unzählige französische Maler und Kunsthandwerker die Sujets aus dem Orient, den sogenannten Orientalismus. Als der amerikanische Admiral Perry 1853 mit seiner Flotte die Öffnung des Hafens von Tokio erzwungen

Keisai (Ikeda) Eisen (1790-1848), Chrysanthemen (Kiku), 1830er-Jahre, mehrfarbiger Holzschnitt, 36,8 x 24,5 cm. Baur Foundation, Genf (© Foto: Photo Gérard, Genf) Utagawa Hiroshige (1797-1858), Die See vor Satta in der Provinz Suruga, 1858, aus der Serie „36 Ansichten des Berges Fuji (Fuji sanjurokkei)”, mehrfarbiger Holzschnitt, 36,9 x 25,1 cm. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst (© Foto: Courtesy Art Research Center Ritsumeikan University, Kyoto)

hatte, gab Japan im Jahr darauf seine über 200-jährige, nahezu völlige Abschottung vom Rest der Welt auf. Sobald die ersten Handelsverträge mit Amerika und Europa unterzeichnet waren, setzte ein reger Warenund Informationsaustausch mit dem Westen ein. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand erahnen, welche weitreichenden Folgen diese militärische Intervention mit wirtschaftlichem Hintergrund für die Kunst und Kultur des Westens haben sollte. Gerade durch die selbst auferlegte Isolation verhinderte Japan seine Kolonisierung durch den Westen und sollte mit seiner „unberührten" Kultur, Kunst und Kunsthandwerk die europäische – und hier vor allem die französische – Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts nachhaltig beeinflussen, weitaus mehr als die Chinamode oder der Orientalismus es je vermochten.

ZENTRUM PARIS Utagawa Hiroshige, Im Kameido TenjinSchrein, 1856, Blatt 65 der Serie „Hundert berühmte Ansichten von Edo (Meisho Edo hyakkei)”, mehrfarbiger Holzschnitt, 34,2 x 22,5 cm. Bibliothèque nationale de France, Blatt ehemals Sammlung Henri Rivière (© Kunsthaus Zürich)

Die erste größere Präsentation japanischer Erzeugnisse fand auf der Weltausstellung 1862 in London statt. Dennoch blieb Paris bis zum beginnenden 20. Jahrhunderts das Zentrum des Japonismus. Mit den Weltausstellungen von 1867 und 1878 in Paris erreichte die Euphorie in

Frankreich ihren Höhepunkt. Galeristen wie Siegfried Bing in Paris handelten nun in großer Zahl mit japanischer Kunst. Die Pariser Geschäfte boten alsbald bislang nie gesehene Waren en gros an: Keramiken, Farbholzschnitte, Wandschirme, Fächer und Kimonos und etliche japanische Gegenstände aller Art. Bekannt waren bisher nur japanische Porzellane und Lackarbeiten, deren Ausfuhr die Holländer seit dem 17. Jahrhundert kontrollierten. Aber was es nun in Läden fernöstlicher Kunst (alleine zehn Geschäfte gab es damals in Paris) wie „À la Porte chinoise" oder im äußerst populären „La Jonque chinoise", geführt von Madame Desoye, zu sehen gab, fachte das aufkeimende Japan-Fieber weiter an. Stammkunden von Madame Desoye waren die Japonisten der ersten Stunde: Da waren Literaten wie die Brüder Goncourt, Charles Baudelaire oder Émile Zola sowie die bildenden Künstler Félix Bracquemond, Edgar Degas, Henri Fantin-Latour, Édouard Manet, James Tissot und James McNeill Whistler. Sie begannen als erste ab den 1860er-Jahren japanische Objekte zu erwerben, um damit ihre Wohnungen und Ateliers auszustatten. Einige Zeit später erreichte die Japanmode auch die Salons des Großbürgertums, spätestens seit das Pari-


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ser Kaufhaus Le Bon Marché Anfang der 1880er-Jahre japanische Holzschnitte, Fächer und andere Kunstund Alltagsgegenstände anbot. Wer etwas auf sich hielt, umgab sich mit ostasiatischen Einrichtungsgegenständen. Japan, ein bislang fast unbekanntes Land, avancierte zu einer der wichtigsten Modeerscheinungen. Zudem eröffnen in jener bewegten Zeit in Paris drei Museen der asiatischen Kunst: 1889 das Musée Guimet, 1898 das Musée Cernuschi und 1908 das Musée d’Ennery (das heutzutage dem Musée Guimet untersteht).

MALEREI Die Ausstellung zeigt, wie die künstlerische Auseinandersetzung mit dem exotischen Formenvokabular auf unterschiedlichste Weise erfolgt. Zunächst war „Japanisches" ein beliebtes Motiv in der Malerei: Kimonos, japanische Masken, Farbholzschnitte oder Fächer tauchten in Porträts und Stillleben auf, ebenso wie Darstellungen von Interieurs. Das in Zürich präsentierte Gemälde Junge Frauen beim Betrachten japanischer Gegenstände von James Tissot zählt zu den ersten Gemälden, die die äußerst populären Einrichtungsgegenstände als Bildmotiv zeigen und somit die Japanbegeisterung der Pariser Gesellschaft künstlerisch verarbeiteten. Zwei feine, junge Damen bestaunen das Modell einer japanischen fusutabune – ein Segelschiff, das zusätzlich mit Rudern ausgestattet ist. Das gesamte Interieur kommt sehr japanisch daher: die Decke mit blühenden Zweigen, die Porzellanvase und der schwarze Lacktisch sowie ein aus Japan stammender Schrein mit Puppen. Im Gegensatz dazu sind die beiden Damen nach der neuesten Pariser Mode gekleidet, die eine im feinen Hauskleid, die andere im eleganten dunkelroten Kleid mit Pelzbesatz, Hütchen und Muff. Nicht nur die zeitgenössische Damenmode, sondern auch die dargestellten

japanischen Gegenstände demonstrieren eindrucksvoll Tissots Gespür für Modernität. Vincent van Gogh kam 1886 nach Paris und ließ dort unmittelbar japanische Motive in seine Arbeiten einfließen, wie bei dem Gemälde Japonaiserie (nach Keisai Eisen). Im Mai 1887 erschien die Japan gewidmete Sonderausgabe der Illustrierten Paris illustré mit der um 1840 von Keisai Eisen geschaffenen Kurtisane auf dem Titelblatt. Wie das Vorbild stellte van Goghs Gemälde eine japanische Kurtisane im farbenfreudigen Kimono mit dem charakteristischen Haarschmuck dar. Eingerahmt ist der gemalte Farbholzschnitt von einer fernöstlich anmutenden Szenerie mit Seerosenteich und Bambuspflanzen, auf Blättern sitzenden Fröschen, zwei Kranichen und einem Fischerboot – Sujets, die allesamt vermutlich aus japanischen Vorlagen entnommen waren. Van Gogh trug eine enorme Sammlung an japanischen Farbholzschnitten – die seinerzeit in Paris für rund fünfzehn Centimes zu bekommen waren – zusammen. „Es gibt bei Bing einen Dachboden, wo er einen Haufen Japan-Drucke liegen hat, an die hunderttausend Landschaften, Figuren und auch alte Blätter. Er wird dich mal sonntags selber aussuchen lassen, dann nimm nur auch recht viele alte Blätter", rät van Gogh seinem Bruder Theo bereits kurz nach seiner Ankunft in Paris. Zwei Jahre verinnerlichte van Gogh die künstlerischen Prinzipien des japanischen Farbholzschnitts und bewies dies mit einem der prägnantesten Beispiele für den Japonismus, dem im Kunsthaus Zürich ausgestellten Gemälde „Sämann bei Sonnenuntergang".

FARBHOLZSCHNITT Dem japanischen Farbholzschnitt ist ein eigenes Ausstellungskapitel gewidmet, ist das wegweisende Bildmedium doch der treibende Motor für die wichtigsten Kompositions-

Joseph Théodore Deck (1823-1891) / Bemalung Edmond Lachenal (1855-1930), Wandteller mit Päonienzweig, um 18701880, Fayence, weißer Scherben, gedreht oder gegossen, bemalt, glasiert, H 5 cm, Ø 40,2 cm. Museum für angewandte Kunst Köln (© Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken, 2015) Albert Louis Dammouse (1848-1926), Vase mit Chrysanthemen und Schmetterlingen, um 1890, Steinzeug, Unterglasur- und Emaillefarben, Goldmalerei, H 23 cm, Ø 13,5 cm. Hetjens-Museum, Deutsches Keramikmuseum, Düsseldorf (© Foto: Hetjens-Museum)


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mittel – hierzu zählen die flächenhafte Gegenüberstellung von Vorder- und Hintergrund, steile Aufoder Untersicht, die Beschneidung der Hauptmotive durch den Bildrand, diagonale Bildelemente, leuchtend kräftige Farben sowie extrem vertikale oder horizontale Bildformate – die nun im Westen begierig aufgenommen und neu interpretiert wurden. Die als ukiyo-e (Bilder der fließenden Welt) bezeichneten japanischen Farbholzschnitte erlebten in der Edo-Zeit (1603-1868) – als kein Ausländer japanischen Boden betrat und kein Japaner ins Ausland reiste – ihre künstlerische Blüte. Berühmteste Vertreter sind neben Hokusai und Hiroshige der für seine Darstellungen von Kurtisanen bekannte Utamaro (1753-1806). Im Zentrum seiner äußerst verfeinerten Farbholzschnitte steht ein ganz neuer Bildtypus, das Brustbild, das die Damen bei alltäglichen Tätigkeiten wie der Toilette oder der Handarbeit zeigen. Insbesondere Edgar Degas, aber auch die Amerikanerin Mary Cassatt adaptierten diese intimen Bildthemen für ihre eigenen Werke. Einige schöne Beispiele, insbesondere die äußerst selten zu sehenden Farbradierungen der Impressionistin Cassatt, legen davon in der Züricher Schau Zeugnis ab. Zudem sind die radikalen Bild-

perspektiven, wie das bei Degas zu findende extreme Anschneiden von Motiven am Bildrand ohne Kenntnis der japanischen Farbholzschnitte eines Hiroshige oder Hokusai nicht vorstellbar. Im Gegensatz zu Utamaro bevorzugten Hokusai und Hiroshige als Bildmotive Landschaften und Ansichten berühmter Orte. Hokusai revolutionierte mit seinen seit 1812 in 14 Bänden erschienenen Holzschnittfolgen namens Manga (gezeichnete Einfälle) die japanische Kunst, indem er flüchtige Szenen aus allen Bereichen des Lebens skizzierte. Populär sind insbesondere seine 36 Ansichten des Fuji von 1829, von denen das Blatt Die große Welle vor Kanagawa nicht nur zu einer der Inkunabeln der Kunstgeschichte, sondern zu dem in Europa wohl bekanntesten Werk japanischer Kunst avancierte. Die berühmte Serie zeigt den heiligen Berg der Japaner, den Fuji, zu verschiedenen Jahreszeiten, Wetterlagen und Perspektiven. Exemplarisch steht hierfür das in der Züricher Schau präsentierte Blatt Südwind und klarer Morgen. Im Gegensatz zu dem oben genannten berühmten Blatt dominiert hier nicht das stark aufgewühlte Meer, sondern der fast schneefreie, rötliche Berg Fuji die Bildkomposition. Auch Hiroshige verewigte

den heiligen Berg der Japaner in einer Serie von 36 Ansichten. Beispielhaft steht hierfür das in der Züricher Schau zu sehende Blatt Die See vor Satta in der Provinz Suruga von 1858. Zu den bis heute populärsten Werken Hiroshiges zählen sicherlich die Hundert berühmten Ansichten von Edo (dem heutigen Tokio) von 1856-1858, die eine recht kräftige Farbigkeit und eine erweiterte Raumperspektive nach europäischem Vorbild aufweisen. Aus dieser Serie sind einige Blätter, wie Im Kameido Tenjin-Schrein im Kunsthaus zu begutachten.

Katsushika Hokusai (1760-1849), Südwind und klarer Morgen, 1830-1831, aus der Serie „36 Ansichten des Berges Fuji (Fuji sanjurokkei)”, mehrfarbiger Holzschnitt, 37 x 25,5 cm. Bibliothèque nationale de France, Blatt ehemals Sammlung Henri Rivière (© Kunsthaus Zürich) Japan, No-Gewand, 18. oder frühes 19. Jh., Atsuita-karaori, Seide, komplexes Gewebe mit lancierten und broschierten Mustern in farbiger Seide und vergoldeten Papierstreifen, gefüttert mit leinwandbindiger Seide, 170,5 x 140,5 cm. Museum Folkwang, Essen (© Foto: Hans Hansen, Hamburg)


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Claude Monet (1840-1926), Chrysanthemenbeet, 1897, Öl / Leinwand, 130,8 x 88,9 cm. Privatsammlung (© Kunsthaus Zürich) Claude Monet (1840-1926), Der Seerosenteich, 1899, Öl / Leinwand, 89 x 93 cm. State Pushkin Museum of Fine Arts, Moscow (© Kunsthaus Zürich)

Die serielle Darstellung eines Motivs im Werk von Hokusai und Hiroshige inspirierten Künstler wie Gustave Courbet, Paul Cèzanne, Henri Rivière und Claude Monet ebenfalls, ein und dasselbe Sujet immer wieder zu malen und auch als Serie auszustellen. Auffällig ist, dass die Bildästhetik der japanischen Farbholzschnitte zunächst ihren Widerhall in der Malerei fand und erst von der nachfolgenden Künstlergeneration in die Grafik übertragen wurden. Künstler wie Toulouse-Lautrec, Rivière oder Vallotton belebten die Plakatkunst neu, indem sie sich an japanischen Vorbildern orientierten. Monet schließlich gestaltete ab 1893 den Garten seines Anwesens in Giverny mit Seerosenteich und Brücke nach japanischen Farbholzschnitten. Hier blühten neben einheimischen Pflanzen ebenso ostasiatische Pflanzen wie Pfingstrosen, Kirsch- und Ahornbäume und Chrysanthemen. Als Sinnbild der kaiserlichen Familie wird gerade letztere in Japan besonders verehrt. Monet züchtete diese in großen Beeten in seinem Garten. Ein solches wählte der Künstler 1897 als Motiv für das farbenprächtige Gemälde Chrysanthemenbeet, in dm die Blumen in Rot, Gelb und Orange in Aufsicht herrlich vor einem grünen Blätterhintergrund hervortreten. Monets Interesse für die japanische Flora zeigte sich nicht nur in seinem japanisch angehauchten Garten, sondern ebenso in seiner Farbholzschnittsammlung, die die Wände seines Esszimmers und des blauen

Salons in Giverny zierten. Besonders die Serien der Großen Blumen von Hokusai hatten es dem Künstler angetan, aber sicherlich bewunderte er auch die Farbholzschnitte von Eisen, von dem ein prächtiges Exemplar mit dem Abbild einer Chrysantheme im Kunsthaus Zürich zu bewundern ist. In seinem Garten in Giverny hatte Monet nicht nur japanische Pflanzen setzen lassen, sondern auch der Seerosenteich und die kleine Holzbrücke waren von japanischen Farbholzschnitten inspiriert. Ab 1899 malte Monet eine Gruppe von Gemälden seines Gartens, auf denen er immer ein- und dasselbe Motiv variierte. Exemplarisch hierfür steht das Gemälde Der Seerosenteich, das sozusagen den Auftakt für unzählige Seerosenbilder Monets bildet, die heutzutage zu den Meisterwerken des frühen 20. Jahrhunderts zählen.

KUNSTGEWERBE Nicht nur von den japanischen Farbholzschnitten ging eine immense Faszination aus. Auch die japanische Keramik, Lackarbeiten, Stoffe der Kimonos, Wandschirme und Fächer

zogen die europäischen Künstler und Kunsthandwerker gleichermaßen in ihren Bann. Als Beispiel für das japanische Kunstgewerbe soll hier ein prächtiges japanisches No-Gewand dienen, das aus farbiger Seide und vergoldeten Papierstreifen mit eingewobenen Fächermotiven gewirkt ist, die wiederum mit Blumenmotiven geschmückt sind. Das Gewand aus dem 18. oder frühen 19. Jahrhundert wurde einst von Schauspielern des japanischen No-Theaters getra-

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gen. Karl Ernst Osthaus hat es 1904 in Paris erworben. Ebenfalls aus der Sammlung des Museum Folkwangs stammt die Teeschale in Schuhform, die mit ihrer radikalen Einfachheit und der grünen Oribe-Glasur besticht. Gerade die Teekeramik sorgte mit ihren schlichten Formen für Furore. Erstmals lernte das französische Publikum eine bis dahin nicht bekannte Art des japanischen Kunsthandwerks kennen, denn es wurden

nicht die bekannten Porzellane mit mehrfarbigem und goldverziertem Dekor gezeigt, sondern Keramiken aus Steinzeug für die Teezeremonie. So zeigte ein japanischer Händler auf der Weltausstellung 1878 eine „schmale, ohne jede Inszenierung auskommende Vitrine, mit Töpfen, kleinen Gefäßen und kleinen Tassen", so der Bericht eines Kunstkritikers und führt weiter aus: „Besonders beeindruckt war Carriès bei der Weltausstellung 1878 von der Sektion für japanische Kunst, und da unter allen Objekten besonders von der Töpferkunst. Er ging sehr häufig

dahin, voller Begeisterung und nervöser Neugierde, sprach davon und dachte oft darüber nach." Der hier erwähnte Jean Carriès war einer der großen Bildhauer und Keramikkünstler seiner Zeit, der als einer der ersten im Japanstil arbeitete. Einige schöne Exemplare sind in der Züricher Schau vertreten, so die Kürbisvase mit Laufglasur, die um 1890 entstanden ist. Dafür trug der Künstler verschiedene Glasuren und Lauf-

glasuren auf das Steinzeug auf, nach dem Brand schimmern diese zusammen mit den unglasierten Partien in gelblichen, grünbräunlichen und fast weißen Tönen. Auch für seine symbolistischen Skulpturen, wie Schreckensmasken oder Froschmänner, experimentierte der Künstler mit dem bislang eher vernachlässigten Material Steinzeug. Als Vorbild für die grotesken Züge dienten sicherlich die Masken des No-Theaters, von denen ebenfalls einige in der Züricher Schau zu bestaunen sind. Mit dem Namen des Keramikers Pierre Adrien Dalpayrat verbindet

Émile Gallé (1846-1904), Vase mit Seerosen, um 1898-1900, Glas, formgeblasen, vierpassförmig gekniffen, feinblasige graubraune Patinage auf farblosem Grund, darüber grau-grün-violett marmorierte Überfangkappe, z. T. in Marteléschliff reliefiert, H 13, 5 cm, Ø 16,7 cm. Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Glasmuseum Hentrich (© Foto: Andreas Schiblon, LVR-Zentrum für Medien und Bildung)

der Kenner zum einem dessen geflammte Keramik und das bekannte Kupferrot, das er dem chinesischen Sang-de-Boeuf (Ochsenblut) wie kein anderer seiner Zeitgenossen nachempfand, und zum anderen die Vorliebe des Künstlers für große eindrucksvolle Vasen mit applizierten Tierplastiken, wie z.B. seine berühmte Panthervase. Die in Zürich ausgestellte Kürbisvase von 1895 von Dalpayrat zollt hingegen der japanischen Teekeramik mit ihren schlichten Formen Respekt. Das kugelige Objekt besticht zudem durch das gekonnte Zusammenspiel verschiedener Farboxyde, die nach dem Brand zu einer breitgefächerten Palette von Blutrot, Moosgrün, Bernstein und Grau verschmelzen. Auch Albert Dammouse, ein weiterer bekannter Protagonist der französischen Keramikkünstler, ließ sich von japanischen Motiven inspirieren. Der Sohn eines Porzellanmalers der Manufacture de Sèvres erprobte nicht nur verschiedene keramische Massen und Techniken, wie es schön bei der ausgestellten Vase mit Chrysanthemen zu bewundern ist, sondern er verwendete auch häufig die beliebten Sujets aus dem Land des Lächelns. In diversen Blau- und Grüntönen sind die Blumen und Schmetterlinge wiedergegeben, wobei die Blüten und Flügel durch Punkte aus roter Emaille und Goldumrandung äußerst delikat akzentuiert werden. Besonders geschätzt sind bis heute seine herrlichen Schöpfungen aus


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stammende Pfingstrose als Motiv eindeutig den chinesischen Porzellanen entlehnt. Auch Formen anderer japanischer Objekte griffen die Künstler gerne auf, um sie auf das Material Ton zu übertragen. Zu nennen ist hier etwa die Henkelvase mit Korbgeflecht der Keramikkünstlerin Camille MoreauNélaton, auf der diese äußerst gekonnt die Anmutung japanischer Körbe aus geflochtenem Bambus imitierte und zudem mittels der sogenannten Barbotine-Technik (mit flüssigem Ton) eine erhabene Zierkürbisranke auftrug.

GALLÉ

Glas bzw. Glaspaste (pâte-de-verre), einer Technik, der sich Dammouse ab 1897 ausschließlich zuwandte. Der imposante Teller mit Päonienzweig von Théodore Deck und Edmond Lachenal führt eindrucksvoll das gekonnte Zusammenspiel von Einflüssen der Künste aus dem Fernen und Nahen Osten vor Augen. Deck gilt als einer der herausragenden französischen Keramikkünstler des 19. Jahrhunderts. So entwickelte er nach dem Vorbild der Iznik-Keramiken Farben und Glasuren, die in Leuchtkraft und Glanz ihresgleichen suchen. Lachenal ist besonders für seine späteren Jugendstilschöpfungen im japonistischen Stil bekannt. Der in der Züricher Schau zu bestaunende Teller besticht in erster Linie durch das intensive Blau. Lehnt sich die Komposition der Bemalung mit den unterschiedlichen Perspektiven – der Vogel ist in Untersicht, die Päonie in Frontalsicht dargestellt – an die Komposition japanischer Farbholzschnitte an, ist die aus China

„Lasst uns die Laune des Schicksals preisen, die in Nancy einen Japaner zur Welt kommen ließ", schrieb begeistert ein Kritiker anlässlich der ausgestellten Gläser Emile Gallés auf der Pariser Weltausstellung von 1889. Gerade die fernöstliche Flora und Fauna und ihre Darstellung in der japanischen Kunst beeinflussten den lothringischen Glaskünstler nachhaltig. Zudem machte sich Gallé die ostasiatische Technik des Überfangglases, insbesondere die der chinesischen Schnupftabakfläschchen, die er im Victoria & Albert Museum ausgiebig studiert hatte, meisterhaft für seine Glasschöpfungen zu Eigen. Das Überfangglas ist ein farbloses oder farbiges Glas, das mit einer andersfarbigen Glasschicht überzogen ist. Die erste Schicht wird durch Schneiden, Schliff oder Ätzen wieder sichtbar gemacht, die stehen gelassene Überfangschicht bildet dabei den Kontrast. Besonders reizvoll sind dabei die farbigen Kontraste, die durch mehrere verschieden farbige Überfänge entstehen. Durch die Verwendung von Emailfarben, Goldstaub und Metalloxiden verlieh Emile Gallé seinen Gläsern äußerste Raffinesse. Als Dekormotive wählte der gelernte Botaniker vor allem Blumen und Blattwerk, neben einheimischen Gewächsen auch die beliebten

Katsushika Taito II (tätig um 1810-1853), Karpfen (Koi), um 1830-1844, mehrfarbiger Holzschnitt, 36,4 x 17 cm. Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst (© Foto: Courtesy Art Research Center Ritsumeikan University, Kyoto) Henri Fantin-Latour (1836-1904), Rhododendron, 1874, Öl / Leinwand, 54 x 57 cm. Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln (© Kunsthaus Zürich)

ostasiatischen Pflanzen. Zwei herrliche Exemplare Emile Gallés finden sich in der Schau vis-à-vis Monets gemalten Seerosen: Zum einem die imposante Stangenvase mit Chrysanthemen, die durch die applizierten plastischen Blüten besticht. Zum anderen die Vase mit Seerosen, die wie ein modellierter Seerosenteich „en miniature" daher kommt und insbesondere durch die aus dem Glas geschnittenen Blüten fasziniert.

NABIS Auch die Mitglieder der Künstlergruppe Nabis, wie Pierre Bonnard oder Félix Vallotton, schöpften aus dem Ideenfundus des japanischen Kunstgewerbes vielerlei Anregungen für ihre Bildauffassung. Die Nabis schätzten an der japanischen Kunst

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vor allem die Flächigkeit und das Dekorative. Unter den Arbeiten der Nabis finden sich neben Entwürfen für Lampenschirme, Tapeten und Möbel auch Paravents und Fächer, die für Interieurs im modernen Japanstil geradezu prädestiniert waren. „Ich arbeite gerade an einem Wandschirm. Ich stelle eine junge Mutter mit ihren Kindern am Place de la Concorde dar, Ammen, Hunde und den Abschluss bildet ein Fries bestehend aus einem Droschkenplatz. Der ecrufarbene Untergrund erinnert tatsächlich an den mit Staub bedeckten Place de la Concorde, der aussieht wie eine kleine Sahara", beschrieb 1894 Pierre Bonnard seiner Mutter die Arbeit an dem in Zürich ausgestellten vierteiligen Wandschirm Der Spaziergang der Ammen. Die Silhouetten der Frau und ihrer zwei Söhne, die mit Reifen spielen, scheinen frei im Raum zu stehen. Die im verkleinerten Maßstab ausgeführten Ammen, Hunde

Félix Vallotton (1865-1925), Der Platzregen, 1894, Holzschnitt, 25,3 x 32,2 cm. Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (© Kunsthaus Zürich) Henri Matisse (1869-1954), Japanerin am Ufer, 1905, Öl und Bleistift / Leinwand, 35,2 x 28,2 cm. The Museum of Modern Art, New York, Purchase and partial anonymous gift, 1983 (© Succession H. Matisse / Foto: 2015 ProLitteris, Zürich)

und Pferdewagen dienen dem Eindruck von Tiefe. Neben diesen Charakteristika weist die betont flächige Darstellung der Frauenfiguren den Wandschirm als unverkennbar japanisch inspiriert aus. Bonnard legte das Motiv zunächst in einem Gemälde an und übertrug es dann in vier hochformatige, fünffarbige Lithografien. Diese wurden dann auf die Paneele eines Wandschirms aufgezogen, wie es beim ausgestellten Exemplar im Kunsthaus zu sehen ist, oder als einzelne Blätter angeboten. Der gebürtige Schweizer Félix Vallotton machte sich vor allen mit seinen unverkennbaren Holzschnitten mit harten, ausdruckstarken SchwarzWeiß-Kontrasten einen Namen. Das Blatt Der Platzregen vergegenwärtigt die Herangehensweise des Künstlers, in dem er sich durch den Wechsel der Perspektiven eng an die Bildlösungen des japanischen Farbholzschnitts anlehnt. Noch mehr zeugt die Arbeit mit dem auffälligen Muster davon, dass sich der Künstler intensiv mit den japanischen Färbeschablonen, den sogenannten Katagami, auseinandersetzte. Die japanischen Musterschablonen aus Maulbeerbaumpapier dienten zum Färben von Kimonos, Vorhängen oder Bannern. In Japan als handwerkliches Gebrauchsutensil verwendet, wurden die ungewöhnlichen Schablonendekore aufgrund der stilisierten Naturformen von europäischen Künstlern als eigenständige Kunstwerke hoch geschätzt und gesam-

melt. Von der ornamentalen Gestaltung und der Dekorvielfalt der Schablonen kann sich der Besucher anhand einiger Exemplare im Kunsthaus Zürich überzeugen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebbt die große Welle des Japonismus langsam ab. So steht am Ende des Ausstellungsrundgangs das Bild von Henri Matisse Japanerin am Ufer von 1905 wegweisend für den Ausblick in die Moderne. Eine Frau im Kimono und mit japanischer Frisur sitzt am Ufer, aber das Gemälde von Matisse zeigt keine Japanerin, sondern seine Frau Amélie. Die Figur und die Umgebung lösen sich gänzlich in Farbstriche auf. Ganz im Duktus der Fauves setzte Matisse nun ungebrochene, leuchtende Farben nebeneinander. Der japanische Einfluss beginnt sich allmählich zugunsten der kommenden Abstraktion aufzulösen. Die moderne Kunst ist ohne den Einfluss Japans nicht denkbar. So stimmt der Besucher dieser erhellenden Ausstellung gerne dem Ausspruch der Gebrüder Goncourt, „Japonaiserie for ever", uneingeschränkt zu.

INFORMATION Die Ausstellung „Monet, Gauguin, van Gogh … Inspiration Japan" ist noch bis zum 10. Mai 2015 im Kunsthaus Zürich zu sehen. Es ist ein Katalog im Steidl Verlag erschienen.


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AU K T I O N S N OT I Z E N – VO R B E R I C H T E

Tipps für Kurzentschlossene

Kunsthistoriograph Koller, Zürich Vom 23. bis 28. März finden bei Koller die Auktionen für Alte Kunst statt.Vielversprechend ist die Gruppe italienischer Arbeiten aus dem 14. und 15. Jahrhundert mit einem hervorragend erhaltenen Tafelbild von Neri di Bicci in Goldgrundmalerei (60.000-80.000 CHF), einer bisher unbekannten Verkündigung von Bartolomeo di Fredi (70.000-90.000 CHF) sowie einer thronenden Madonna des sogenannten Meisters der Christ Church Krönung (180.000-250.000 CHF). Im 16. Jahrhundert fertigte der berühmte italienische Kunsthistoriograph, Architekt und Maler Giorgio Vasari, der als Vater der Kunstgeschichte gilt, das Großformat Christus im Limbus, den Abstieg in die Vorhölle an (600.000-900.000 CHF). Reizvoll sind zwei Werke des Venezianers Francesco Guardi: ein frühes stimmungsvolles Capriccio, das noch den Einfluss seines Lehrmeisters Canaletto erahnen lässt (200.000-300.000 CHF) sowie ein seltenes Porträt, bei dem es sich wahrscheinlich um Guardis Nichte Elena Tiepolo handelt (60.000-80.000 CHF). Auch für Sammler niederländischer Stilllebenmalerei bleiben keine Wünsche offen. Zu den Höhepunkten der Altmeister gehören das viel publizierte und ausgestellte Blumenstillleben des Niederländers Jacob van Walscapelle (250.000-300.000 CHF) und ein Stillleben mit Früchten und Schmetterlingen von Jan Mortel (80.000-120.000 CHF). Spannend könnte auch die Bücherauktion mit Autografen von Arthur Schopenhauer und Marcel Proust werden. Ein raffiniertes Spieltischpaar von David

Roentgen ist eines der Toplose unter den Möbeln (200.000300.000 CHF). Sichere Werte bieten auch die russische Kunst des 19. Jahrhunderts besonders Ivan Aivazovsky (480.000550.000 CHF), Altmeistergrafiken, Silber und Porzellan (Augsburger Lavabogarnitur von Michael Hueter; Meißener Teedose von Maria Amalia von Neapel) sowie Schmuck und Juwelen. TELEFON | +41(0)44/4456363 INTERNET | www.kollerauktionen.ch

Körperlich Scholz, Köln Enorme Körperausmaße unter gleichzeitiger großer Standfestigkeit und hoher Explosivität und Beweglichkeit machen einen Sumô-Ringer aus. Der Sumô-Ringkampf hat in Japan jahrhundertelange Tradition, die motivisch in der japanischen Holzschnittkunst Eingang fanden. Eine Sammlung von 75 japanischen Holzschnitten ausschließlich zum Thema SumôRingkampf und Sumô-Ringerrituale wird am 27. März im Rahmen der 52. Auktion von Scholz in Köln versteigert. Eine Zusammenstellung dieser Art wurde in den letzten zwanzig Jahren nicht mehr angeboten. Es handelt sich sowohl um Einzelblätter im Oban-Format als auch um fünfzehn Triptychen (3 Oban) und Mehrblätter von Künstlern des Ukiyoe Farbholzschnittes wie Ando Hiroshige, Shunei, Kuniaki, Kuniteru, Kunisada, Toykokuni, Sadahide, Yoshitoshi, Yoshiku, Yoshikatsu sowie aus der Osaka-Schule. Das früheste Blatt stammt von Katsukawa Shunei aus der Zeit um 1810. Von 1856 ist ein Triptychon von Utagawa Kunisada. TELEFON | 0221/9123322 INTERNET | www.scholz-auktionen.de

Giorgio Vasari und Mitarbeiter, Christus im Limbus, Öl auf Holz, 145 x 118 cm (Taxe 600.000-900.000 CHF). Koller, Zürich, 23.-28.03.2015

Katsukawa Shunei, um 1810. Scholz, Köln, 27.03.2015

Triptychon von Utagawa Kunisada, 1856. Scholz, Köln, 27.03.2015


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Eine treffende Beschreibung seines speziellen Lebensstils lieferte sein Freund Ben: Hier lebt Ferrero / geboren am 1 März 1931 / Direktor von Filmstars, Beschützer, Fotograf nackter Männer – passionierter Sammler moderner Kunst – liebt Geld – rohes Pferdefleisch – die Frauen anderer Männer – redet zu viel.“ Mit 84 Jahren hat sich der Fotograf und Galerist entschlossen,Teile seiner Kollektion versteigern zu lassen, darunter Armans Colères de Contrebasse (170.000-200.000 Euro), Césars Expansion Mobiloil (10.000-15.000 Euro) oder Claude Gillis L'Offrande von 1964 (8.000-12.000 Euro). INTERNET | www.artcurial.com

Kultuhren Sotheby’s, Hongkong

Arman, Colère de Contrebasse, 1971, 200 x 160 x 22 cm (Schätzung 170.000-220.000 Euro). Artcurial, Paris, 01.04.2015

Côte d’Azur Artcurial, Paris

Die Sammlung Dunkel ist eine der größten Privatsammlungen von Swatch-Uhren weltweit. Sie besteht aus 5.800 Teilen, die über fünfundzwanzig Jahre von Paul Dunkel, einem passionierten europäischen Sammler, zusammengetragen wurden. Darunter befinden sich exklusive Prototypen, limitierte und Sondereditionen von 1983 bis 2007 sowie gesammelte Kunstwerke mit direktem Bezug zum Swatch-Design. Sotheby’s wird im Rahmen der Frühjahrsauktion Important Watches am 7. April in Hongkong Swatch & Art aus der Sammlung Dunkel versteigern. Für den Look der Kultuhr des Schweizer Uhrenkonzerns trugen auch viele internationale Künstler bei, so wie Keith Haring, dessen vier limitierte Editionen zu den Highlights der Offerte zählen. Oder Mark Kostabi, Sam Francis, Mimmo Paladino, Mimmo Rotella – viele von ihnen im Museum of Modern Art oder im Guggenheim vertreten. Special Editions gab es auch zu weltbekannten Ereignissen wie den Olympischen Spielen, dem Montreux Festival, der Fußballweltmeisterschaft oder zu James-Bond-Filmen.

Ein Teil der Sammlung von Jean Ferrero, ein großer Kenner der Kunstszene an der Côte d’Azur während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert, wird am 1. April bei Artcurial unter den TELEFON | +85225248121 Hammer kommen. Unter den rund zweihundert Werken INTERNET | www.sothebys.com befinden sich Schlüsselwerke von Ben, Arman, Bernar Venet, Claude Gilli and César aus Marseille. Rund dreißig Künstler lebten und arbeiteten in Nizza und Umgebung, einige von ihnen galten als wichtige Vertreter neuer künstlerischer Strömungen wie Arman und Martial Raysse (Nouveaux Réalisme) and Ben (Fluxus), während andere wie Bernar Venet und Claude Gilli gängigen Klassifizierungen trotzten. Jean Ferrero sammelte nicht nur, sondern baute Freundschaften zu den Künstlern auf, die ihm erlaubten, sie bei der Arbeit zu fotografieren. Heute besitzt Ferrero ein großes Bildarchiv unter anderem mit Aufnahmen von Man Ray, Lucio Fontana, Marc Chagall, Pierre Soulages, Jean Swatch & Art aus der Sammlung Dunkel (Schätzpreise auf Anfrage). Sotheby’s, Hongkong, 07.04.2015 Cocteau und Martial Raysse.

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20 Jahre Allgäuer Auktionshaus, Kempten Das zwanzigjährige Bestehen des Allgäuer Auktionshauses feiert Matthias Kühling vom 16. bis 18. April mit einer Auktion, bei der über dreitausend hochwertige Objekte verschiedener Genres und Jahrhunderte auf dem Programm stehen. Typische Bildauffassungen von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit lassen sich sehr gut am Angebot mit Malerei und grafischer Kunst ablesen. Ein sakrales Thema wird mit dem Ölgemälde, das Jesus vor Herodes zeigt und der RembrandtSchule zugeordnet wird, verhandelt (Limit 8.000 Euro). Die Taufe des Kämmerers von Rembrandt liegt in einer Radierung für mindestens 400 Euro vor. Ein religiöses Werk von monumentaler Größe ist eine Darstellung aus dem Marienleben, in der Anna Maria das Lesen lehrt, flankiert von Joachim und Josef.Wahrscheinlich aus der Zeit um 1700 ist das Gemälde von einem opulent geschnitzten und gefassten Rahmen mit Putten, Blatt- und Früchteornamentik umgeben und zeigt im Aufsatz den Hl. Antonius. Es stammt aus dem Nachlass des kaiserlichen Staatssekretärs und Kolonialministers Bernhard Dernburg (1865-1937).Trotz des restaurierungsbedürftigen Zustands weist das Stück eine qualitätvolle und detailgenaue Ausarbeitung auf und steht deshalb zum Mindestgebot von 12.500 Euro auf dem Programm. Die flämische Malerfamilie Teniers ist bekannt für ihre vielfigurigen Genreszenen des ländlichen Lebens. Mindestens 8.000 Euro erwartet man für ein dem Teniers-Umkreis zugesprochenes Gemälde aus dem 17./

Rembrandt-Schule, Jesus vor Herodes, Mitte 17. Jh, Öl/Lw (Limit 8.000 Euro). Allgäuer Auktionshaus, Kempten, 16.-18.04.2015

18. Jahrhundert einer deftigen Wirtshausszene. Auch in der Malerei des 19. Jahrhunderts, die sich über eine große motivische Bandbreite definiert, wurden gerne typische Szenen der niederländischen Malerei aufgenommen. Ein Eisvergnügen am Stadtrand schildert der Münchner Maler Adolf Stademann (Limit 1.800 Euro). Es ist eine seiner beliebten Winterlandschaften und in Anlehnung an Niederländer Jackson Pollock att., Study for black des 17. Jahrhunderts entand white, 1950, Tusche/Karton standen. Ein anderes Eis(Limit 5.000 Euro). Allgäuer Aukvergnügen am See mit tionshaus, Kempten, 16.-18.04.2015 Gehöft schuf im Großformat der Münchner Anton Doll (3.700 Euro). Von einem der prägnantesten deutschen Impressionisten Otto Pippel gibt es einen liegenden weiblichen Rückenakt und die London Bridge, die sich in lockerer, durchscheinender Malweise, in der sich die Flüchtigkeit des Augenblicks unter einer bestimmten Lichtsituation bemerkbar macht, darstellt (6.500 Euro). Auch beim Rückenakt spielt das Licht eine wesentliche Rolle. Die Quelle ist ein Kerzenleuchter in einer Raumnische, dessen Licht den Akt stimmungsvoll inszeniert (7.000 Euro). Mit Kilian Lipp, Paul Kauzmann und Josef Madlener sind drei namhafte Allgäuer Künstler vertreten, die in ihrer Ausdrucksweise ganz unterschiedlich sind. Lipp stellt sich mit seinen locker gesetzten Pinselstrichen zur Allgäuer Heimat in die Nachfolge der klassischen Moderne (1.200 bis 3.000 Euro); typisch für Kauzmann ist die motivische Verbindung von Innen- und Außenwelt (2.500 Euro); Madlener setzt in Anlehnung an den Neoimpressionismus seine ländlichen Genres mit feinen religiösen Inhalten um (5.000 Euro). Ganz anders wird die Wirklichkeit von einem der Hauptvertreter der von Yves Klein 1960 initiierten Bewegung des Nouveaux Réalisme behandelt: Arman. Seine Arbeit „Pour Yehudi“, dem amerikanischen Geiger und Dirigenten Yehudi Menuhin gewidmet, zeigt in Abdrücken eine Aneinanderreihung von Violinen und deren Teilstücke. Ausschlaggebend für diesen Stil ist ein neuer freier Blick auf die Realität, der sich künstlerisch in Aktionen, Happenings und Materialbildern ausdrückt, die Dinge und deren Spuren sichtbar machen, indem der Künstler sie aus ihrem üblichen Umfeld herauslöst. Die Vorstellung von Wirklichkeit in konkretem Bezug zur Form steht dabei im Vordergrund (9.000 Euro). Ganz intensiv mit der Wirklichkeit und deren Ausdruck in Abstraktion hat sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts auch Jackson Pollock auseinandergesetzt. Mit „Study for black and white“ steht eine Papierarbeit auf dem Plan, die dem Meister der DripPaintings zugeschrieben wird. Diese Arbeitsmethode, die „keine Grenzen nur Ränder“ (Pollock) hat, setzt er für Werke auf Papier genauso ein wie auf Leinwand (5.000 Euro). TELEFON | 0831/5642530 INTERNET | allgaeuer-auktionshaus.de


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Chronos Zeller, Lindau Glanzstück der mannigfaltigen Uhrenofferte, die im Rahmen der 124. Internationalen Bodensee-Kunstauktion bei Michael Zeller in Lindau (16. bis 18. April) unter den Hammer gelangt, ist eine Mitte des 18. Jahrhunderts gefertigte Nürnberger Bodenstanduhr des Kunstschlossers und Großuhrmachers Melchior Daniel Hoppert (1689-1769). Der dreifach gegliederte, mit Nussbaum furnierte Gehäuseaufbau weist als Bekrönung eine vollplastische Figurengruppe mit den ersten christlichen Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie Chronos, dem Gott der Zeit Bodenstanduhr, Melchior der griechischen Mythologie, Daniel Hoppert (1689-1769), auf. Rund um das prachtvoll Nürnberg, Mitte 18. Jh., H 266 gestaltete Metallziffernblattcm (Limitpreis 9.800 Euro). fronton entfalten sich altZeller, Lindau, 16.-18.04.2015 und neutestamentarische Szenen – wie die Opferung Isaaks oder der Einzug Christi in Jerusalem – von denen einzelne Figuren mittels Automaten in Bewegung gebracht werden. Die augenfällig typologischen Bezüge zwischen Altem und Neuem Testament lassen als Auftraggeber der prachtvollen Standuhr auf einen bedeutenden Kirchenfürsten schließen, der in der Lage war, das hochkomplexe Bildprogramm zu entschlüsseln. Für einen Limitpreis von 9.800 Euro lässt dieses museale Objekt die Herzen der Uhrenliebhaber gewiss einen Takt schneller schlagen.

Erhaltungszustand ist die Ikone mit dem Erzengel Michael als apokalyptischer Reiter auf seinem feuerrotem Ross aus dem 18. Jahrhundert, die 2008 im Sammlungskatalog „Collezione Orler“ publiziert wurde (19.000-21.000 Euro). Eine andere rare Kostbarkeit ist die Gottesmutter Okovickaja-Rzevskaja aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie gibt in mehreren Bildfeldern die Legende um den Ort Okoveskoe/Rzevo wieder. Mit 700 bis 900 Euro ist sie äußerst attraktiv angesetzt. Angewandte Kunst kommt in Form von Silber, Glas, Porzellan und Schmuck zum Aufruf. Eine kunstvoll gearbeitete, steinbesetzte Spinnenbrosche in Gold stammt aus der Hand eines Fabergé-Werkstatt-Zulieferers (5.500-6.500 Euro). Eine Brosche mit Smaragden von fünfzehn Karat und Diamanten von acht Karat liegt zwischen 7.500 bis 8.500 Euro. Hoch im Kurs stehen Gemälde des späten 19./frühen 20. Jahrhunderts. Ein Schmankerl ist das Gemälde „Winterlandschaft“ von Konstantin Yakovlevich Kryzhitsky aus einer süddeutschen Privatsammlung. Entstanden um 1900 ist es mit 30.000 bis 40.000 Euro noch äußerst moderat geschätzt und lässt spannende Bietgefechte erwarten. Dieser hochkarätigen Malerei stehen Alexander Gerassimows „Sitzender Mann mit Teller“ (20.00025.000 Euro) sowie eine Ölstudie des bekannten Malers Alexander Alexandrowitsch Deineka (40.000-45.000 Euro) in nichts nach. Einige Jahrzehnte später entstanden die acht Aquarelle von Nina Kogan, eine Hauptvertreterin der um Objektivität ringenden Gedankenwelt des Konstruktivismus. Dieses vollständige und sehr seltene Mappenwerk ist auf 24.000 bis 28.000 Euro geschätzt. TELEFON | 07131/155570 INTERNET | www.auctions-fischer.de

TELEFON | 08382/93020 INTERNET | www.zeller.de

Russisches Leben Dr. Fischer, Heilbronn Ganz der russischen Kunst widmet sich Dr. Fischer am 16. April. Religiöses und gesellschaftliches russisches Leben spiegelt sich in fein gemalten Ikonen, schönen Porzellanen, edlen Silberobjekten und großen Gemälden wider. Die Sparte mit Ikonenkunst ist mit rund dreihundert russischen und griechischen Exemplaren aus dem 16. bis 20. Jahrhundert, die aus unterschiedlichen Privatsammlungen stammen – die größte ist eine italienische –, am stärksten vertreten. Einen Höhepunkt stellt die „Lobet den Herrn vom Himmel her“-Ikone aus dem 19. Jahrhundert dar. Das Thema, das auf Psalm 148 Bezug nimmt, ist äußerst selten (18.000-22.000 Euro). In bestem

Ikone mit dem Erzengel Michael, Russland, 18. Jh., 43,5 x 37 cm (Schätzung 19.000-21.000 Euro). Dr. Fischer, Heilbronn, 16.04.2015

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ten wird außerdem die Sammlung Anneliese Stephan aus Lübeck. Ein Sonderkatalog dokumentiert die Stücke aus dem Spielzeug-Museum „De Kijkdoos“ (Hoorn). TELEFON | 06203/13014 INTERNET | www.spielzeugauktion.de

Berühmte Blumen Eppli, Leinfelden-Echterdingen

Aus dem reichhaltigen Angebot der Ladenburger Spielzeugauktion, 17./18.04.2015

Schöne Puppen Ladenburger Spielzeugauktion, Ladenburg Die große Frühjahrsauktion mit altem Spielzeug findet in Ladenburg am 17. und 18. April statt. Zum Aufruf kommen insgesamt über zweitausend Exponate. Ein Viertel davon gehört ganz dem Blechspielzeug. Weitere fünfhundert Exemplare sind den Puppen, und da besonders den deutschen und französischen Ausführungen sowie den Käthe-Kruse-Klassikern und den Accessoires, gewidmet. In über achthundert Variationen gibt es Puppenstuben und deren Zubehör. Rund zweihundert Positionen behandeln den großen Bereich der Modelleisenbahnen und rund hundert Exemplare kommen von der Traditionsfirma Steiff. Dazu kann man unter vielen Erzgebirge- und Zinnfiguren auswählen. Rock & GranerMöbel – auch in außergewöhnlicher Größe sind bei der Ladenburger Spielzeugauktion ebenfalls zu haben. Angebo-

Kestner-Puppe. Ladenburger Spielzeugauktion, 17./18.04.2015

Am 18. April versteigert Eppli in Leinfelden-Echterdingen schwerpunktmäßig moderne Kunst und Design des 20. Jahrhunderts. Doch auch besondere Stücke des 19. Jahrhunderts verzeichnet der Katalog. So wie die Prunkdeckelvase aus Meißen aus dem Ende des 19. Jahrhundert, deren Vorderund Rückseite mit Kopien alter Meister in feinster Lupenmalerei verziert sind: „Brieflesendes Mädchen“ nach Vermeer und „Singende Dame mit Laute“ nach Kaspar Netscher. Der Aufrufpreis beträgt 2.400 Euro. Die zeitgenössische Kunst wird repräsentiert mit Objekten von Max Ackermann, Adolf Fleischmann, Salomé, Rosemarie Trockel und Georg Baselitz. Besonders ist eine Picasso-Grafik und eine kleine Sammlung seiner Keramiken wie der Teller „Bouquet à la Pomme“ von 1956 zum Aufrufpreis von 1.600 Euro. „Akt mit kleinem Blumenstrauß“, eine Farblithografie von Marc Chagall von 1984, wurde in einer Auflage von fünfzig Stück hergestellt. Angeboten wird die Nummer 37, die bei 7.800 Euro startet. TELEFON | 0711/2209087 INTERNET | www.eppli.com

Marc Chagall, Akt mit kleinem Blumenstrauß, Farblithografie, 1984 (Aufruf 7.800 Euro). Eppli, Leinfelden-Echterdingen, 18.04.2015


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im Mittelpunkt steht. 150.000 bis 240.000 Euro erwarten sich die Experten für diesen in einem Ring verarbeiteten hochkarätigen Fancy-Yellow-Stein in natürlicher Farbe. Hochkarätig besetzt sind auch ein Armband mit Diamanten und Brillanten (70.000-100.000 Euro) und ein Ohrclipgehänge (29 Karat Brillanten und Diamanten, 85.000-120.000 Euro). TELEFON | +43(0)1/515600 INTERNET | www.dorotheum.com

Mythos Orient Sotheby’s, London

Vittorio Matteo Corcos, Yole Biaggini Moschini, 1904, Öl/Lw, 170 x 110 cm (40.000-60.000 Euro). Dorotheum, Wien, 21.-23.04.2015

Kostbare Schönheiten Dorotheum, Wien In der Auktionswoche vom 21. bis zum 23. April im Dorotheum liegt der Schwerpunkt auf Altmeistergemälden sowie der Malerei des 19. Jahrhunderts. Versteigert werden auch Möbel, Skulpturen, Antiquitäten, Glas, Porzellan sowie Juwelen. Mit einem Schätzwert von bis zu 700.000 Euro ist die Leinwand, auf der Orazio Borgianni gegen Ende des 16. Jahrhunderts Christus unter den Schriftgelehrten zeigt, versehen. In ebensolch detailgenauer stofflicher Umsetzung ist das Porträt eines Herren in einem Mantel mit Pelzbesatz von Prospero Fontana (100.000-150.000 Euro). Ganz anders ausgerichtet sind die Brueghel’schen Darstellungen. Pieter Brueghel II zeigt ein Paar beim Angeln im Tondo (180.000-200.000 Euro), Jan Brueghel I mit der Rast an der Windmühle ein wunderbares Landschaftsstück in luftiger Weite (300.000-500.000 Euro). Sehr begehrt sind Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, da sie so viele unterschiedliche Sujets in eleganter Feinmalerei bieten, dass man sich zahlreich angesprochen fühlt. Friedrich Gauermann thematisiert den Überfall eines Reisewagens von Räubern in einer Tallandschaft mit Gebirgszügen im Hintergrund und verwachsener Burgruine, in der er seine Kunst der Darstellung von Stimmungslandschaften bestens zum Ausdruck bringt (50.000-70.000 Euro). Im zauberhaften, seidig-duftigen Glanz von Creme, Rosé, Bleu und Mahagoni erscheint das Porträt von Yole Biaggini Moschini, das Vittorio Matteo Corcos 1904 mit elegant-gekonnten Pinselstrichen zeichnete (40.000-60.000 Euro). Von Schönheit geprägt ist auch die Juwelenauktion am 23. April. 16,98 Karat bringt der Brillant auf die Waage, der dann

Das Interesse am Mythos Orient hatte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt und fand in zahlreichen Werken der Kunst und Literatur Ausdruck. Er ist einer der bekanntesten Historienmaler, der die Geschichte des Osmanischen Reichs auf äußerst naturgetreuen Darstellungen widergegeben hat: Der Italiener Fausto Zonaro. Er war der letzte Hofmaler des Sultans, bevor er 1911 nach Italien zurückkehrte. Im April sind seine Werke in einer großen Retrospektive im Palazzo MediciRiccardi in Florenz zu sehen. Zonaros Gemälde „Bairam” (Das Fest) ist eines der Spitzenstücke des Orientalistic Sale von Sotheby’s in London am 22. April. Der Maler zeigt darauf traditionell gekleidete Männer, die von Musikern begleitet tanzend feiern. Zonaro hat sich selbst auch darauf verewigt – mit Filzhut und Anzug ist er westlich gekleidet in der rechten Bildhälfte auszumachen (350.000-450.000 £). Die Auktionsofferten führen durch die Länder, die im 19. Jahrhundert als der sogenannte Orient bekannt waren: von Marokko nach Osten, durch die Türkei, Ägypten und Syrien, die palästinensischen Gebiete, den Libanon, Jordanien, Israel, Syrien bis ins östliche Indien. Auf den Gemälden werden Kulturen und Landschaften zwischen 1830 und 1930 lebendig. Zwei Meisterwerke von Ludwig Deutsch sind der Palastwächter (800.000-1,2 Mio. £) und „In der Madrasa“ (600.000-800.000 £). TELEFON | +44/2072935000 INTERNET | www.sothebys.com

Fausto Zonaro, Bairam (350.000-450.000 £). Sotheby’s, London, 22.04.2015

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Frühling Stahl, Hamburg Auf der Rückseite des Keilrahmens ist der Teil eines Etikettes der Luzerner Galerie Thannhauser aus der Zeit vor 1928 zu finden. Auf der Vorderseite malte Gustave Courbet zwei Reiher am Ufer in Öl auf Leinwand. Seit 1940 befindet sich das signierte Bild in der Sammlung Hermann F. Reemtsma in Hamburg. Jetzt soll die kleine stimmungsvolle Landschaftsnotiz von einem der großen Wegbereiter der modernen Kunst in der Kunst- und Antiquitätenauktion von Stahl am 25. April für mindestens 20.000 Euro versteigert werden. An der Spitze der Altmeisterofferte versammeln sich die Darstellung einer Dame in Parklandschaft von Hermann van der Meyn (29.000 Euro), ein Stillleben mit Spiegel des sogenannten Meisters der Vanitas-Texte (12.000 Euro) sowie ein Schäferpaar gemalt von Johann H. Roos (18.000 Euro). Das für Empire-Pendulen beliebte Motiv der Diana diente LouisStanislas Lenoir-Ravrio auf seiner bronzenen Pendule vielseitig: als Allegorie der Jagd, aber auch als Mondgöttin, und ebenso als Allegorie der Nacht und somit der Tageszeiten (6.000 Euro). Aus Bronze und Holz ist der vergoldete Beistelltisch „Traccia“ nach einem Entwurf von Meret Oppenheim aus dem Jahr 1939 in einer Ausführung ab 1971 (1.500 Euro). Der Prunkpokal von Alexander Schönauer, gestiftet vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, wurde Malermeister Hermann Raabe nach seinem Sieg in Hamburg als 1. Preis des XVI. Deutschen Bundesschießens 1909 mit der goldenen Senatsmedaille überreicht. Auf den Geldbetrag von 3.000 Goldmark, die der Senat dem Schützenkönig bot, um die Silberschmiedearbeit dem Senatsschatz zuzuführen, lehnte Raabe ab. Der Goldschmied Alexander Schönauer, dessen Vorliebe großen, repräsentativen Aufträgen galt, bewies mit dem „Hubertus-Deckelpokal“ seine Meisterschaft in der Kombination historischer Stilelemente mit Formen des Jugendstils: Die barocke Form des Römers mit spätgotischen Buckelungen am Fuß und historisierenden Ornamenten verfremdete er gekonnt in der Formensprache des Jugendstils (28.000 Euro). 1934 von Gerhard Marcks entworfen, vor 1940 in Bronze ausgeführt ist die Figur „Alcina“, die 1940 im Hamburger Kunstverein ausgestellt wurde (15.000 Euro). 1932 schuf Fritz Klimsch im Auftrag von Carl Duisburg,

Guanzhong Wu, Wasserdorf, China, 1987, Tusche/Aquarell auf Papier (60.000 Euro). Stahl, Hamburg, 24./25.04.2015

Guanzhong Wu, Mangrovenwälder, China, Ende 20. Jh. Tusche/Aquarell auf Papier (60.000 Euro). Stahl, Hamburg, 24./25.04.2015

Generaldirektor der Bayer-Werke und Kunstmäzen für das neue Freibad in Leverkusen die überlebensgroße BronzeSkulptur „Schauende“. Für ihr Antlitz idealisierte er das Gesicht von Dorothea Anger, das er später auch im Porträt festhielt. 1936 führte Klimsch die Leverkusener Figur noch einmal in halber Größe aus. Die sogenannte „Kleine Schauende“, bei der als kleine Abwandlung der Durchblick unter dem Kinn geschlossen ist. Bei der Version, die bei Stahl angeboten wird, handelt es sich um einen Reduktionsguss der „Schauenden“, da sie über den signifikanten Durchblick unter dem Kinn verfügt. Nach Auskunft der Gießerei Strassacker, die bereits 1949 mit ersten Ausformungen nach vorhandenem Gipsmodell begonnen hatte, ist es die vermutlich 1994 im Auftrag der Familie Klimsch ausgeführte Sonderanfertigung, die sich heute nicht mehr im Besitz der Familie befindet (7.000 Euro). Mit jeweils 60.000 Euro bewertet sind drei Tusche-Aquarell-Arbeiten des 2010 in Peking verstorbenen Malers Guanzhong Wu, die bereits am 24. April in der Auktion mit asiatischer Kunst angeboten werden: Frühlingsweide, Wasserdorf und Mangrovenwälder sind Werke eines der bedeutenden Vertreter moderner chinesischer Malerei, der sich intensiv mit der europäischen Malerei besonders von Van Gogh und Gauguin auseinandersetzte. TELEFON | 040/343471 INTERNET | www.auktionshaus-stahl.de

Guanzhong Wu, Frühlingsweide, China, 1995, Tusche/Aquarell auf Papier (60.000 Euro). Stahl, Hamburg, 24./25.04.2015


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Prunkvoll Hermann Historica, München Verbeinter Radschlosspuffer, Nürnberg um 1570/80 (Schätzpreis 18.000 Euro). Hermann Historica, München, 28.04.-13.05.2015

Bibliophile Meisterwerke, virtuose Handwerkskunst aus allen Kontinenten, bedeutende Archive zu historischen Begebenheiten und einmalige Erinnerungsstücke von Herrschern aus aller Welt bestechen in der 70. Auktion von Hermann Historica, die vom 28. April bis 13. Mai in München stattfindet. Als ganz besondere Schönheit und als ein Meisterwerk der russischen Druckindustrie gilt die prunkvolle Ausgabe der „Geschichte und Monumente der byzantinischen Emaillekunst“ von dem Historiker und Archäologen Nikodim Pavlovich Kondakov. Mit einem für das Jahr 1892 ungeheuren Aufwand von 120.000 Goldrubel wurden lediglich sechshundert Exemplare, davon zweihundert in französischer Sprache, unter Mitwirkung herausragender Künstler der Zeit hergestellt. Die Zar Alexander III. gewidmeten Ausgaben haben Ledereinbände mit sehr feiner Goldprägung, von den 388 vielfarbigen Innenseiten zeigen 31 chromolithografische Tafeln. Die Abbildungen der Emaillen wurden von den besten Petersburger Grafikern unter der Leitung von Graveur V. V. Mate gemalt. Nicht zuletzt das Lesezeichen aus Goldund Silberfaden aus der Moskauer Fabrik Sapozhnikov, die Reproduktion der Abbildungen in der Lithografischen Einrichtung A. Osterrieth in Frankfurt und das dicke, in Straßburg hergestellte Papier unterstreichen die ungeheure Wertigkeit (Schätzpreis 11.000 Euro). Zu den schönsten jagdlichen Darstellungen der Renaissance gehören wohl jene des Johannes Stradanus, der als Jan van der Straet 1523 in Brügge geboren, bereits 1545 erstmals Italien bereiste. Hier schuf er im Auftrag von Cosimo I. de Medici eine Reihe von Vorlagen für jagdliche Wandteppiche. Diese Stiche waren Ursprung seines einzigartigen Werkes, des „Venationes Ferarum", eine Sammlung von 104 Blättern, davon 62 handkoloriert, mit detailreicher Darstellung der Jagd auf unterschiedliche Tiere, auch exotische Wild- und Fabelwesen. Eine mit 99 Blättern und zwei Titelblättern nahezu vollständige Sammlung dieser herrlichen Arbeiten des 1605 in Florenz verstorbenen Künstlers kann ab 10.000 Euro ersteigert werden. Unter den frühen Bronzehelmen steht mit einem Piloshelm eine seltene hellenistische Form mit breiter Krempe und Stirnbügel im Angebot, die aus Münz- und Reliefabbildungen bekannt ist. Dieser Typus wurde zuletzt 2004 im Kunsthandel angeboten, das nun offerierte Exemplar überzeugt durch seine vollständige und unveränderte Erhaltung, was sich auch im Startpreis von 23.000 Euro niederschlägt. Eine reizvolle Arbeit sehr früher Gold- und Silberschmiede aus dem legendären Baktrischen Gold ist das aparte Set aus Diadem und zwei Ohrringen. Mit Perlen und Edelsteinen besetzt, entstand es in der Zeit der Kushan Herrschaft, somit in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus (10.000 Euro). Immer ein besonderes Sammlungsstück ist der maximilianische Helm für einen Riefelharnisch, der um 1530 in Süddeutschland gefertigt wurde

(30.000 Euro). Nicht minder interessant ist vermutlich der in Augsburg geschmiedete Turnierhelm von 1580 mit einer Taxe von 12.000 Euro. Feinste Eisenschnittarbeit zeigt ein tibetanischer Vajra-Hammer mit gold- und silbertauschiertem Schaft, einer halben Vajra sowie geschnittenen Makara-Köpfen aus dem 15. Jahrhundert (Taxe 9.000 Euro). Aus China begeistern erlesene Jadeschnitzereien. Von besonders virtuoser Ausführung sind zwei Deckelgefäße aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (Startpreis 8.000 Euro und 4.000 Euro). Während das Kleinod aus weißer Jade an Gefäß und Deckel reich reliefiert ist und von einem plastisch geschnitzten Foo-Hund bekrönt wird, steht das bauchige Objekt aus hellgrüner Jade auf Löwenfüßen und eine Drachenskulptur verziert als Handhabe den Deckel. Ein prunkvoller königlich-bayerischer Ehrensäbel für Tapferkeit aus der Regierungszeit König Max I. Joseph (1806-25) ist beidseitig mit geätztem, vergoldetem Laubwerk und Trophäen auf gebläutem Grund verziert. Das Messingbügelgefäß des in Solingen gefertigten Säbels ist mit Medusenhaupt und Laubwerk reich reliefiert, die Parierstange mit dem Profil König Max I. Josephs zwischen Lorbeerzweigen sowie mit dem bekrönten bayerischen Löwen mit Schwert und Wappenschild belegt (15.000 Euro). In der zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts in Nürnberg gefertigt wurde der sehr qualitätvolle Radschlosspuffer mit reichen, ganzflächigen Einlagen aus graviertem Bein mit jagdlichen Szenen. Noch heute in bester Erhaltung, muss er einem Sammler mindestens 18.000 Euro wert sein. TELEFON | 089/54726490 INTERNET | www.hermann-historica.de

Jagdszene aus: Johannes Stradanus, Venationes Ferarum, Avium, Piscium..., Antwerpen, 1578-96 und später (Schätzpreis 10.000 Euro). Hermann Historica, München, 28.04.-13.05.2015

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Links u. rechts: Arthur & Bond, Yokohama, Japan, Frisierset, Sterlingsilber, Meiji-Zeit (Limit 2.800 Euro). Nusser, München, 28.04.2015

Yokohama Nusser, München Aus Yokohama kommt das Highlight der Auktion am 28. April bei Nusser. Es ist ein Frisierset von Arthur & Bond aus Japan. Das Set wurde zur Meiji-Zeit aus Sterlingsilber hergestellt und besticht aufgrund seines aufwändigen hochreliefierten Drachendekors. Die dreiklauigen, fein geschuppten Drachen mit Schnurrhaaren erheben sich vom Untergrund, der mit einem Hammerschlagdekor verziert ist. Mitbieten ist ab 2.800 Euro erlaubt. Die Fine Art Gallery Arthur & Bond aus Yokohama, die ebenfalls in Kobe und London Niederlassungen hatte, handelte mit hochwertigen Antiquitäten und Kunstgegenständen. Ebenso unterhielten sie Silberschmiede, die für sie Objekte fertigten. Das berühmteste Silberobjekt von Arthur & Bond ist die nach Colonel Emerson C. Liscum benannte Liscum-Schale, die zu den größten Objekten, die je aus Sterlingsilber gefertigt wurden, zählt. Sie wiegt neunzig Pfund und misst circa einen Meter auf circa sechzig Zentimeter. 1902 hergestellt, diente die Liscum-Schale als Geschenk für das 9. Infanterie-Regiment von Prinz LiHuang Chang. TELEFON | 089/2722150 INTERNET | www.nusser-auktionen.de

Vorschau Mai

Königlich Schloss Ahlden Zu den besonderen Sammlerstücken am 9. und 10. Mai bei Schloss Ahlen zählt ein Hanauer Renaissance-Akeleipokal aus dem Besitz des Großfürsten und ungarischen Königs Johann II. Sigismund Zápolya (1540-71) sowie eine französische Goldtabatière mit dem Porträt König Leopold II. von Belgien (1835-1909) aus dem Besitz seines Schwiegersohns Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn (1858-1889). Der

Hanauer Pokal befand sich später in der berühmten Sammlung von Mayer Carl Freiherr von Rothschild (1820-86) in Frankfurt am Main. Den Deckel mit seinem aufwändig gestalteten, reichen Dekor schmückt das Wappenschild des Großfürsten mit dessen Monogramm und der Datierung 1565 (Schätzpreis 65.000 Euro). Rund dreihundert Jahre später entstand die französische Tabatière. Im Deckel der aus hochkarätigem Dukatengold gefertigten und mit großen Diamanten besetzten Dose ist eine fein gemalte BildnisMiniatur des belgischen Monarchen, der seit 1865 regierte, eingelassen (35.000 Euro). Altmeister-Liebhaber seien auf ein David (I) Vinckboons (1576-1629) zugeschriebenes Gemälde einer fröhlichen vornehmen Gesellschaft in einem Park mit Schloss im Hintergrund hingewiesen (32.000 Euro). Drei marktfrische Werke Otto Modersohns markieren die klassische Moderne. Dessen 150. Geburtstag wird dieses Jahr gefeiert. Aus norddeutschem Familienbesitz stammen zwei Landschaften und ein 1934 geschaffenes Blumenstillleben (8.500 bis 16.500 Euro). In einer 1911 gemalten Landschaft stellte er auch die gemeinsame Tochter Mathilde (Tille) dar. TELEFON | 05164/80100 INTERNET | www.schloss-ahlden.de

Hanauer Renaissance-Akeleipokal aus dem Besitz des ungarischen Königs Johann II. Sigismund Zápolya (1540-71), Silber, voll vergoldet, 650 g, H. 40 cm (Schätzpreis 65.000 Euro). Schloss Ahlden, 09./ 10.05.2015


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Vorschau Mai

Für Frau Schadow

das Innere Nord-America“, das mit einer Taxe von 75.000 Euro an den Start geht, kommen von Leo Tolstoi („Wojna i mir“, Taxe 8.000 Euro) und Edgar Allen Poe („The Raven and other Poems“, Taxe 12.000 Euro) sowie von J.B. Homann und Homann Erben („Sammelaltlas“, Taxe 20.000 Euro).

Ketterer, Hamburg Unbekannte Werke von Hermann Hesse sind unlängst im Nachlass der Familie Walter und Nora Schadow aufgetaucht. 2014 würdigte eine Ausstellung im Kunsthaus Stade die Arbeiten des Nobelpreisträgers. Nun kommen sie in der Auktion Wertvolle Bücher am 18./19. Mai bei Ketterer Kunst in Hamburg unter den Hammer. Von einer solchen Entdeckung träumt jeder ambitionierte Sammler. Für die Enkelin des Studiendirektors Walter Schadow und seiner Frau Nora aus Norddeutschland wurde er wahr. Sie stolperte beim Durchsehen des Nachlasses über einen mysteriösen Lederkoffer und fand zahlreiche eigenhändige Briefe und Postkarten Hermann Hesses an ihre Großeltern. Auch ein Originalmanuskript des mit aquarellierten Zeichnungen versehenen Märchens „Piktors Verwandlungen“ war dabei. Es zählt zu den Höhepunkten der Kofferhinterlassenschaft und wird nun mit einem Schätzpreis von 15.000 Euro angeboten. Insgesamt verteilen sich die Fundstücke, darunter auch zahlreiche, teils mit Aquarellen illustrierte Gedichte von Hermann Hesse, auf über ein Dutzend Losnummern. Die Taxen rangieren von 300 bis 15.000 Euro. Weitere Glanzlichter neben Maximilian zu Wied-Neuwieds einzigartigem Exemplar der von C. Bodmer illustrierten „Reise in

Oben u. unten: Hermann Hesse, Piktors Verwandlungen, Originalmanuskript mit Aquarellen, 1934 (Schätzpreis 15.000 Euro). Ketterer, Hamburg, 18./19.05.2015

TELEFON | 040/3749610 INTERNET | www.kettererkunst.de

Vorschau Juni

Achenbach Art Sale Van Ham, Köln Berühmte Namen, Millionensummen und Betrug – diese Mischung scheint wie gemacht für einen spannenden Kunstthriller. Nicht nur deshalb könnte der sogenannte Achenbach Sale im Juni bei Van Ham eine der interessantesten Versteigerungen des Jahres werden. Das Kölner Auktionshaus erhielt nun den Zuschlag, den Großteil der über 1.600 Kunstwerke aus der Insolvenzmasse der Achenbach Kunstberatung, der Firma des wegen Betruges und Untreue angeklagten Kunstberaters Helge Achenbach zu versteigern. Dessen größter Gläubiger ist die Familie des verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht, zu den Prozesszeugen gehört Tony Cragg, zu Achenbachs Klienten zählten die großen Automobilhersteller genauso wie Telekommunikationsunternehmen und Versicherer. Neben Van Ham wurde auch Sotheby’s vom Insolvenzverwalter Marc d’Avoine mit dem Kunstverkauf beauftragt. Das Kölner Auktionshaus hat sich mit einem überzeugenden Konzept gegen die nationalen Mitbewerber durchgesetzt. Die Kunstwerke werden in einer Abendauktion in Köln und in zwei Tagesauktionen in Düsseldorf angeboten. In der geplanten Abendauktion im Juni in Köln werden rund 100 bis 150 Werke bekannter Künstler wie Jörg Immendorff, Markus Lüpertz, Joseph Beuys und Georg Baselitz angeboten. Die museale Präsentationmöglichkeit der ausgewählten Objekte in den neuen Räumlichkeiten des im Juni 2014 fertiggestellten Neubaus von Van Ham war wohl ein weiteres überzeugendes Argument für die Entscheidung der Gläubigerversammlung zugunsten der Kölner. Die Versteigerung des restlichen Bestands von rund 1.400 Werken wird ebenfalls von Van Ham organisiert. In zwei Tagesauktionen, die im Anschluss an die Abendauktion stattfinden, kommen diese Objekte in Düsseldorf unter den Hammer – wo, wird noch bekannt gegeben. Zu allen Auktionen erscheint ein mehrbändiger Katalog. Das umfassende Angebot beginnt bei Preisen von wenigen hundert Euro und geht bis in den hohen fünfstelligen Bereich. Ein breites Spektrum findet sich auch bei den Formaten, das bei kleinformatigen Grafiken beginnt und bis hin zu zahlreichen großformatigen Leinwänden reicht. Die Sammlung umfasst auch Werke ehemaliger Düsseldorfer Akademieschüler, die Helge Achenbach förderte, sowie international bekannte Künstler wie AR Penck, Daniel Richter, Thomas Ruff und Thomas Struth. TELEFON | 0221/9258620 INTERNET |www.van-ham.com

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Prunktisch Metz, Heidelberg Im Rahmen der traditionellen Porzellanauktion von Metz Ende letzten Jahres wurde auch eine stattliche Anzahl hochwertiger Möbel angeboten, die zum Teil fünfstellig zugeschlagen wurden, wie ein barocker Tabernakelsekretär aus Mannheim (Zuschlag 15.000 Euro), ein Louis-XV-Sekretär Abattant à Fleur von Pierre Roussel aus Paris (13.500 Euro), der Mecklenburger Aufsatzsekretär von 1730 (Zuschlag 13.000 Euro) oder der Frankfurter Meisterschrank von Peter Weber (12.000 Euro). Das Porzellan zog internationales Publikum an und rangierte mit einigen anderen Objekten auf hohem Niveau. Die tanzende Harlekinfamilie nach dem Kaendlermodell aus Meißen wurde bei 28.000 Euro zugeschlagen und ein Meißener Teller von 1740 kostete 11.000 Euro. Auch aus anderen Manufakturen kam hochkarätiges Porzellan wie die Allegorie auf den Sieg der deutschen Oper „Alceste“ von 1783 aus Frankenthal (10.600 Euro). Das Spitzenstück der Dezemberauktion mit dem Nachlass Marchese Umberto Franchini und Belle Epoque Teil I war mit Abstand ein Meißener Prunktisch von 1843/44 zu 29.500 Euro. 15.000 Euro kostete das Service des Petersburger Juweliers Pawel Teminkov um 1830-70. Auf Platz drei landete mit 13.000 Euro die Berliner Prunkplatte „Pâte sur Pâte“ von 1825 mit Dekor und Staffierung von Schmidt. TELEFON | 06221/23571 INTERNET | www.metz-auktionen.de

Ohrstecker, Diamanten, Smaragde, Weißgold (Zuschlag 2.600 Euro). Hargesheimer, Düsseldorf, 13.12.2015

Betörende Diamanten und Smaragde Hargesheimer, Düsseldorf Nicht nur, weil sie eine Premiere als erste eigenständige Schmuckauktion im Hause Hargesheimer war, sondern auch, weil sie mit zahlreichen Highlights gespickt war, wurde die Sonderauktion am 13. Dezember ein voller Erfolg. Hargesheimer Kunstauktionen konnte für die mit Feinsinn zusammengetragene Privatsammlung ein Vielfaches der Limitpreise erzielen und nahezu alle Objekte zuschlagen, was die Auktion zu einem krönenden Abschluss der überaus erfolgreichen Saison 2014 machte. Vor allem die Diamanten und Edelsteine hatten es dem internationalen Publikum angetan. Die feinen Diamant-Smaragd-Ohrstecker in außergewöhnlicher Form und mit jeweils einem zentral gesetzten, tropfenförmigen Smaragd wechselten für 3.250 Euro den Besitzer. Mit seinem ausgefallenen Stein bestach der aparte Rubin-Brillant-Ring, was bei mehreren Bietern nicht unbemerkt blieb und den Zuschlag auf 3.100 Euro steigerte. Beim reizvollen Diamant-Armband mit fünf Edelstein-Cabochons aus der besten Zeit des Art déco in Frankreich fiel der Hammer bei 11.500 Euro, was dem spannenden internationalen Bietgefecht schließlich ein Ende setzte. Der SchaltradChronograph „Heuer Autavia“ stellte bei den Herrenarmbanduhren ein echtes Highlight dar und spielte mit 4.125 Euro das Sechsfache des Limitpreises ein.

Meißen, Prunktisch, 1843-44, Malerei Carl A. Müller (Zuschlag 29.500 Euro). Metz, Heidelberg, 06.12.2014

TELEFON | 0211/3020010 INTERNET | www.kunstauktionen-duesseldorf.de


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Winterlandschaft Leonhardt, Ibbenbüren Der Spitzenpreis der Januarauktion von Leonhardt waren 19.800 Euro für ein Aquarell der Brücke-Künstlerin Gabriele Münter. Zwei aus derselben Sammlung stammende Zeichnungen von Karl Schmidt-Rothluff wurden für 12.400 Euro und 10.500 Euro veräußert. Für ein Aquarell von Erich Heckel wurden 4.700 Euro bezahlt. Für reges Interesse sorgten auch die zahlreichen griechischen und russischen Ikonen. Beim Silber war ein Augsburger Leuchterpaar gefragt (Zuschlag 2.500 Euro). Eine Empiregirandole wurde bei 1.300 Euro zugeschlagen, der Schätzpreis lag bei 850 Euro. Für ein überraschendes Ergebnis sorgte eine große Goldscheider-Figur. Für die 73 Zentimeter große Tänzerin, die bei nicht einmal hundert Euro startet, fiel erst nach langem Pingpongspiel zwischen zahlreichen österreichischen Telefonbietern der Hammer bei 2.400 Euro. Die nächste Auktion findet am 30. Mai statt. TELEFON | 05451/15550 INTERNET | www.leonhardt-auktionshaus.de

Karl Schmidt-Rothluff (Zuschlag 12.400 Euro). Leonhardt, Ibbenbüren, Januar 2015

Lotterie bei Hofe Historia, Berlin Ein Highlight der Uhrmacherkunst stellte in der Historia-Auktion Ende Februar die horizontale Tischuhr aus dem 18. Jahrhundert dar. Das vergoldete und profilierte quadratische Bronzegehäuse mit seitlichen Glasfensterchen hat einen silbernen römischen Zifferring mit dem Signet des Uhrmachers Johann Heinrich Wagner aus Pirna. Wagner wurde 1729 von August dem Starken, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, beauftragt, verschiedene Uhren, die im Rahmen einer Lotterie bei Hofe in Dresden zu gewinnen waren, anzufertigen. Der Zuschlag für dieses außergewöhnliche Stück erging bei 11.000 Euro. Ein beeindruckendes Lichtspiel zeigt das Gemälde der Maria Magdalena von Abraham Danielszoon Hondius. Der seit 1671 in London tätige niederländische Maler, der vor allem für seine Tier- und Jagdmotive bekannt ist, stellte eine büßende Maria Magdalena in frühbarocker Manier dar. Ihre Physiognomie ist noch manieristisch geprägt, ein feines Spiel von Licht und Schatten verleiht dem Bild eine besondere Lebendigkeit (Zuschlag 3.600 Euro). Aus dem Tafelaufsatz „Indischer Festzug“, 1912/13 von Carl Reschke für die KPM Berlin entworfen, stammt die Jugendstilfigur Gnu mit Reiter. Sie zeigt einen auf einem prunkvoll aufgezäumten, mit reichlich Töpferwaren bepackten Gnu sitzenden indischen Knaben (3.200 Euro). Gabriele Münter, Aquarell (Zuschlag 19.800 Euro). Leonhardt, Ibbenbüren, Januar 2015

TELEFON | 030/2181818 INTERNET | www.historia.de

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F ranz Marc Franz Marc Anja Iwa

EXPRESSIONISMUS UND ABSTRAKTE MALEREI Der deutsche Zeichner, Grafiker und Maler Franz Moritz Wilhelm Marc (1880-1916) gründete zusammen mit Wassily Kandinsky (1866-1944) 1911 die Redaktionsgemeinschaft „Der Blaue Reiter", die aus der Neuen Künstlervereinigung München hervorging. Seine frühen Werke orientierten sich noch an dem naturalistischen Stil des Akademismus, doch ab 1907 wandte er sich, beeinflusst von Gauguin (1848-1903) und van Gogh (1853-1890), dem Postimpressionismus zu. Marc entwickelte fortan besonders an Tierdarstellungen seinen eigenen expressionistischen Stil. Bei Zurückdrängung allzu naturalistischer Einzelheiten und Steigerung gewisser Merkmale gelang es ihm, das Wesen des jeweiligen Tieres rein und stark gefühlsbetont herauszuarbeiten. Bekannte Werke mit Tiermotiven sind beispielsweise „Der Tiger”, „Blaues Pferd I” oder „Die gelbe Kuh”. Er entfernte sich mehr und mehr von der naturalistischen Darstellungsweise und die Farbe in seinen Bildern tendierte immer entschiedener zu einer selbstständigen Funktion als Ausdrucksträger, bis sich der Künstler schließlich ganz von der gegenstandsbezogenen Verwendung der Farbe befreite. Etwa ab 1910/11 hatte er seinen unverwechselbaren Stil gefunden. 1910 begann auch eine etwa fünfjährige Schaffensphase, in der er den Durchbruch zu einer persönlichen Ausdruckskunst erlangte. Marc gilt heute als bedeutender Vertreter des Expressionismus und als Wegbereiter der abstrakten Malerei. Franz Marc wurde als zweiter Sohn

Gazellen, 1913/14, Tempera, 55,5 x 71 cm. Privatbesitz Die gelbe Kuh, 1911. Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon R. Guggenheim Founding Collection


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des Kunstmalers Wilhelm Marc und seiner Frau Sophie (geborene Maurice) am 8. Februar 1880 in München geboren. 1884 war Franz erstmals zusammen mit seinen Eltern in Kochel am oberbayerischen Alpenrand, wo die Familie viele Sommer verbrachte. Ab 1891 besuchte er das LuitpoldGymnasium in München und überlegte, Gymnasiallehrer oder Pfarrer zu werden. Nach seinem Schulabschluss 1899 schrieb er sich an der Universität in München für das Studium der Philologie ein, wurde zuvor jedoch für ein Jahr zum Militärdienst in der Nähe von Augsburg einberufen. Im Sommer 1900 entschied Marc sich dafür, Maler zu werden und besuchte ab Oktober die Zeichenklasse von Gabriel Hackl (18431926) an der Münchner Kunstakademie. Nach einer Italienreise zusammen mit seinem Bruder studierte er noch ein weiteres Jahr in der Malklasse von Wilhelm Diez (1839-1907) und verbrachte den Sommer 1902 auf der Staffelalm bei Kochel. Marc suchte mit fast schon mystischer Inbrunst den Ausdruck transzendenter Werte in der Kunst, somit blieb das Studium der Malerei für ihn letztlich unbefriedigend und er schrieb sich im Herbst nicht erneut an der Akademie ein. 1903 reiste er zusammen mit einem Studienfreund zunächst nach Paris, wo ihn vor allem die Malerei der Impressionisten und die antiken Sammlungen des Louvre beeindruckten. Die beiden zogen im Anschluss noch weiter nach Loire, in die Bretagne und in die Normandie und kehrten im September 1903 zurück nach München. Anfang 1904 verließ Franz sein Pasinger Elternhaus und zog in sein eigenes Atelier in der Kaulbachstraße in Schwabing. Im gleichen Jahr lernte er auch den jungen Schweizer Tiermaler Jean-Bloé Nies-

Blaues Pferd I, 1911. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München

tlé (1884-1942) kennen. Aufgrund seiner immerwährenden finanziellen Schwierigkeiten begann er mit der Vermittlung von japanischen Drucken, antiquarischen Büchern und Antiquitäten für einschlägige Münchner Händler, was ihm bis

Staffelalm und traf bei einem kurzen Aufenthalt in Dachau im Herbst den Leiter der Neu-Dachauer Malerkolonie Adolf Hölzel (1853-1934), der damals ein anti-akademischer Vertreter der Freilichtmalerei war. Ende des Jahres trafen Marc und Maria

1908 eine gute Möglichkeit des Gelderwerbs blieb. Anfang 1905 lernte Marc seine spätere Ehefrau, die aus Berlin stammende Kunststudentin Maria Franck (1876-1955), kennen, im gleichen Jahr begegnete er auch der Malerin Marie Schnür (1869-?), die mit dem Münchner Künstlerkreis Scholle in Verbindung stand. Im Sommer verbrachte der Maler dann eine längere Zeit auf der

Franck nochmals zufällig aufeinander und begannen eine Liebesbeziehung. Ab März 1906 bereiste der Maler gemeinsam mit seinem Bruder Griechenland, und nach ihrer Rückkehr Anfang Mai begab sich Marc zum Arbeiten nach Kochel. Maria Franck folgte ihm bald nach, doch der Maler bat wenig später auch Marie Schnür zu kommen. Er begann auch mit ihr ein Verhältnis

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erwarb und darüber hinaus zwei seiner Gemälde zur Ansicht nach Berlin zu seinem Vater schickte. Im Februar 1910 fand Franz Marcs erste Einzelausstellung in der Galerie Brakl statt. Benhard Koehler senior kam nach München, half ihm mit der Ausstellung und wurde zu seinem Förderer. Im Frühjahr 1910 zog der Maler zusammen mit Maria Franck nach Sindelsdorf, wo er den Speicher des Schreinermeisters Josef Niggl als Atelier nutzte. Kurz darauf vereinbarten Marc und Koehler die Zahlung eines monatlichen Betrages von 200 Mark als Unterstützung für den Künstler, der auf zukünftige Bildankäufe des Sammlers verrechnet wer-

und alle drei verbrachten den Sommer in Kochel. Gegen Ende des Jahres beschloss er, Maria Schnür zu heiraten, um ihr zu ermöglichen, ihren unehelichen Sohn aus einem früheren Verhältnis zu sich zu nehmen. Die Hochzeit der beiden fand am 27. März 1907 statt. Direkt im Anschluss reiste Marc für eine Woche nach Paris, wo er sich für die Werke von Gauguin und van Gogh begeisterte und dies auch in seinen Briefen an Maria Franck berichtete. Aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage begann der Künstler nach seiner Rückkehr aus Paris, Kurse in Tieranatomiezeichnen anzubieten. Ende Juni zog er mit seinem Atelier in die Schellingstrasse 33 in Schwabing. Zusammen mit seiner Frau verbrachte er den Sommer in Indersdorf, stand aber auch in engem Briefkontakt mit Maria Franck. Ab 1908 näherten sich Marc und Franck erneut an und am 8. Juli 1908 ließ er sich

Pferd in Landschaft, 1910, Öl / Leinwand, 85 x 112 cm. Museum Folkwang, Essen Der Tiger, 1912. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München

wieder von Marie Schnür scheiden. Allerdings dauerte es danach mehrere Jahre, bis er die Erlaubnis für eine erneute Eheschließung erhalten sollte. Seine finanzielle Lage blieb auch weiterhin angespannt, und trotz der Vermittlung durch den damals populären Tiermaler Heinrich von Zügel (1850-1941) bekam er nur wenige Schüler für seine Anatomiekurse. Den Sommer 1909 verbrachte er zusammen mit Maria Franck in Sindelsdorf, einem Ort im Loisachmoos zwischen Kochel und Murnau. Ende des Jahres besuchte er die erste Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München, kurz NKVM, und bemerkte in den Werken dieser Gruppe sogleich ihm verwandte Bestrebungen in der Kunst. Im Januar 1910 erhielt Marc unerwartet Besuch von August Macke (18871914), der in der Galerie Josef Brakl in München zufällig Lithografien von Franz Marc gesehen hatte und sich gleich darauf spontan in sein Atelier in der Schellingstraße begab. Dieser Besuch war der Beginn einer lebenslangen Künstlerfreundschaft zwischen Macke und Marc und zugleich ein Wendepunkt für Marcs finanzielle Situation, denn Macke war unterwegs mit Bernhard Koehler junior, der direkt zwei Werke des Malers

den sollte. Im Januar 1911 lernte Marc Wassily Kandinsky und Gabriele Münter (1877-1962) kennen und zeigte sich sofort fasziniert von Kandinsky. Die beiden Künstler schlossen sich in der Folge eng aneinander an. Marcs Mäzen Koehler besuchte ihn Ende Januar in Sindelsdorf und sah mit Begeisterung die Fortschritte, die Marc in der Zwischenzeit gemacht hatte. Im Februar erhielt er Besuch von einigen NKVM-Künstlern, die ebenfalls angetan von seinen Werken waren und ihn schließlich zum „stellvertretenden Vorsit-


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Reh im Klostergarten, 1912. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München

zenden" der Gruppe ernannten. Im Mai 1911 erfolgte Marcs zweite große Ausstellung und kurz darauf reiste er zusammen mit Maria Franck nach London, wo sie hofften, die deutschen Bestimmungen umgehen zu können und dort zu heiraten. Der Plan ging zwar nicht auf, doch Maria nannte sich fortan trotzdem Maria Marc. Den Sommer über stand der Künstler in regem Kontakt mit Kandinsky in Murnau und ab September arbeiteten beide intensiv an dem Almanach „Der Blaue Reiter", der Werke verschiedenster Epochen und Beiträge aktueller Künstler beinhalten sollte. Im Oktober traten Kandinsky, Marc und Münter aus der NKVM aus und veranstalteten Ende des Jahres die „Erste Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter" in der Galerie Thannhauser in München, aus der Bernhard Koehler mehrere Bilder erwarb. Die zweite Ausstellung „Der Blaue Reiter – SchwarzWeiß" erfolgte im Februar und März 1912. Gezeigt wurden grafische Arbeiten von Künstlern des Blauen Reiter, des Brücke-Kreises, der russischen und französischen Avantgarde und des Schweizer Modernen Bundes. Im Mai erschien dann der Almanach „Der Blaue Reiter", herausgegeben von Kandinsky und Marc, im Piper Verlag München. Auf einer Reise nach Paris im Herbst 2012 besuchten Marc und Macke gemeinsam das Atelier von Robert Delaunay (18851941) und waren überwältigt von dessen neuer Serie „Fenêtres", in der Delaunay im Stil eines orphischen Kubismus mit farbigen und fast abstrakten Rauten arbeitete. Im Anschluss an die Parisreise waren Franz und Maria Marc noch fast zwei Wochen zu Besuch bei August und Elisabeth Macke und es entstand das gemeinsame Wandbild „Paradies"

als Dokument der Verbundenheit der beiden Maler in Mackes Atelier in Bonn. Im Frühjahr 1913 plante Marc eine illustrierte Bibel-Ausgabe des Blauen Reiter und forderte seine Malerkollegen zur Teilnahme auf. In dieser Zeit fertigte er zahlreiche Holzschnitte zur Schöpfungsgeschichte. Gemeinsam mit Kandinsky machte Marc auch Pläne zu einem zweiten Band des Almanachs. Am 3. Juni 1913 heirateten Franz und Maria endlich offiziell auf dem Münchner Standesamt und begaben sich Anfang 1914 auf die Suche nach einem eigenen Heim in der Gegend um Kochel und Sindelsdorf. Fündig wurden sie in Ried mit einer großräumigen Villa im Tausch gegen Franz Marcs Elternhaus in Pasing. Nachdem am 1. August der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, trat der Künstler am 6. August zum Kriegsdienst an und rückte mit seiner Truppe am 30. August an die französische Front aus. August Macke, der ebenfalls seinen Kriegsdienst angetreten hatte, fiel am 26. September in der Champagne und sein Freund verfasste einen ergreifenden Nachruf. Marc schrieb während dieser Zeit einige Aufsätze und führte intensiven Briefkontakt mit seinen Freunden und seinem Bruder. Mit seiner Frau Maria wechselte er mehrmals die Woche Briefe. 1915 ver-

fasste er seine „100 Aphorismen", ein Buch mit Notizen, das er nach Ried schickte, und gleich darauf begann er mit einem kleinformatigen Skizzenbuch, das später als seine letzte Arbeit als „Skizzenbuch aus dem Felde" berühmt werden sollte. Im Juli und November erhielt er Heimaturlaub, den er jeweils in Ried verbrachte. Im Februar 1916 bewegte sich seine Truppe in Richtung der großen Schlacht um Verdun und am 4. März wurde Franz Marc auf einem Erkundungsritt bei Braquis, in der Nähe von Verdun, von Granatensplittern tödlich an der Schläfe getroffen. Beerdigt wurde er am nächsten Tag im Park des kleinen Schlosses Gussainville bei Braquis und Maria Marc ließ ihn 1917 nach Kochel überführen.

AUSSTELLUNG Bis zum 3. Mai 2015 zeigt das Lenbachhaus in München in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn erstmals eine Ausstellung, die sich mit der Freundschaft von August Macke und Franz Marc und ihrem künstlerischen Austausch auseinandersetzt. Rund 200 Gemälde, Arbeiten auf Papier, kunstgewerbliche Objekte und private Dokumente führen Leben und Werk der beiden Künstler von 1910 bis 1914 vor Augen

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09.03.2015

15:07 Uhr

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GEMÄLDE

Maria Franck, Teilstück: Zwei Frauen am Berg, 1906, Öl / Leinwand, 76,5 x 53 cm. Privatbesitz

und verdeutlichen nicht nur, wie sich Macke und Marc gegenseitig inspirierten, sondern auch, wie eng und herzlich ihre Freundschaft war. Die Ausstellung verfolgt in verschiedenen Sektionen die Entwicklung der beiden Künstler ab 1910 mit den ersten Begegnungen in Sindelsdorf, Tegernsee und Bonn, den farbtheoretischen Diskussionen und der Arbeit am Blauen Reiter. Der Blick auf gemeinsame Reisen, gegenseitige Besuche und Geschenke sowie auf kunstgewerbliche Arbeiten zeigt auch, welch wichtige Rolle die Ehefrauen der Künstler, Elisabeth Macke

und Maria Marc, in dieser Freundschaft spielten. Ausführlich zeigt die Ausstellung, wie Macke und Marc Anregungen des Fauvismus, Kubismus, Futurismus und Abstraktion verarbeiteten. Daraus entfalteten sie ihre jeweils eigene Kunst, deren Entwicklung die Ausstellung bis zu den letzten Bildern des Jahres 1914 darstellt, als die Katastrophe des Kriegs ihrem Leben und Werk ein jähes Ende setzte. Beide Künstler waren zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens noch jung, Macke war gerade 23, Marc knapp 30 Jahre alt. Obwohl August Macke in

seiner Spontaneität und Direktheit und Franz Marc in seinem reflektierten Vorgehen und seiner Nachdenklichkeit ihrem Wesen nach kaum unterschiedlicher hätten sein können und trotz aller Differenzen in künstlerischen und kulturpolitischen Fragen, wurde ihre tiefe Freundschaft davon nicht berührt. Wenn Marc in seinem berühmten Nachruf auf Macke den Verlust für die Kunst präzise benennt, so ist er doch vor allem ein Dokument des Schmerzes über den Tod des jungen Freundes. Die Sammlungen des Lenbachhauses München und des Kunstmuseums Bonn bilden den Ausgangspunkt für diese umfassende Schau. Macke verbrachte den größten Teil seines Lebens in Bonn, Marc ist der einzige geborene „Münchner” aus dem Kreis des Blauen Reiter, von dem das Lenbachhaus die weltweit bedeutendste Sammlung besitzt. Zahlreiche Leihgaben nationaler und internationaler Museen und Privatsammlungen ergänzen die Schau. Die Ausstellung zeigt einmal mehr, dass das Lenbachhaus zu Recht einen weltweiten Ruf als Forschungszentrum für den Blauen Reiter genießt. Hier wurde unter anderem in zehnjähriger Arbeit das Werkverzeichnis Franz Marcs in drei Bänden erstellt (erschienen 2004-2011), darunter die Erfassung von 1.000 Skizzenbuchblättern auf dem aktuellsten Stand der Forschung zu Verbleib und Provenienz.

LITERATUR Zur Ausstellung erschien ein umfangreicher Katalog: Volker Adolphs und Annegret Hoberg (Hrsg.): August Macke und Franz Marc – eine Künstlerfreundschaft, Hatje Cantz Verlag


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09.03.2015

15:14 Uhr

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VO R S C H AU / I M P R E S S U M

SAMMLER JOURNAL 5 / 2015

SAMMLER JOURNAL

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