Sammler journal 0515

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Mai 2015 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50

SAMMLER JOURNAL

MAI 2015

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Sammlertermine

Design Poul Kjaerholm

Claude Monet im Städel Museum

Jugendstil Hans Christiansen

Dialog Leser & Experten

Ausstellungen

GEMI

Tipps & Termine

Auktionen Berichte & Preise


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Mai 2015 · B 1309 | € 6,50 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 7,00 | Be/Ne/Lux € 7,50

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Sammlertermine

MÖBEL

Design Poul Kjaerholm

Poul Kjaerholm

Claude Monet

Regina Voges

im Städel Museum

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Jugendstil Hans Christiansen

Dialog Leser & Experten

Ausstellungen Tipps & Termine

Auktionen Berichte & Preise

Titelfoto: bpk / RMN-Grand Palais / Her-

vé Lewandowski, © Musée d’Orsay, Paris, donation de Jacques Laroche, 1947

DIALOG

4

MAGAZIN

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MESSETERMINE

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KUNSTMARKT

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PORZELLANKUNST

22

AUKTIONSTERMINE

35

INSERENTENVERZEICHNIS

41

AUKTIONSNOTIZEN

42

AUSSTELLUNGSTERMINE

64

AUSSTELLUNGEN

69

LITERATURTIPP

82

AUKTIONSPREISE

84

IMPRESSUM

90

VORSCHAU

90

TEXTI LDRUCK 16.000 Katagamis Wolf Pecher

GEMÄLDE Claude Monet Anja Iwa

PORZELLAN Leuchterschale Wagenfeld Carlo Burschel

TERMINE & KLEINANZEIGEN

J U G E N D ST I L

IN DER BEILAGE

Hans Christiansen Heidrun Th. Grigoleit

32 54 60 74

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MAGAZI N

In der Tradition verwurzelt Eunique in Karlsruhe Zu einer Tradition auf der Eunique ist inzwischen die Präsentation von Gestaltern eines Partnerlandes geworden. Nach Finnland, den Niederlanden oder Dänemark ist in diesem Jahr Portugal das Gastland der Eunique, vertreten durch das Netzwerk der portugiesischen Schieferdörfer (Aldeias do Xisto), ein Entwicklungsprojekt für nachhaltigen Tourismus in Zentralportugal. 20 portugiesische Gestalter werden in diesem Jahr auf der Gastlandausstellung im Rahmen der Eunique ihre Objekte zeigen. Zudem unterstützen die portugiesische Botschaft und das Generalkonsulat Stuttgart den Auftritt des Gastlandes. Zur Eröffnung der Eunique am 7. Mai wird Luís de Almeida Sampaio, Botschafter Portugals in Deutschland, sprechen. „Im Rahmen des Jahres des portugiesischen Designs ist es für Portugal eine besondere Ehre als Partnerland der Eunique 2015 in Karlsruhe zu Gast zu sein“, sagte Botschafter Sampaio. Auf die Bedeutung des Gastlandes für die Eunique ging Kai Richter, Projektleiter der Eunique bei der Karlsruher Messeund Kongress-GmbH, im Pressegespräch ein: „Ein ausgeprägtes Merkmal der Angewandten Kunst ist ihre tiefe Verwurzelung in regionalen Traditionen – das betrifft natürlich die Gestaltung als auch die Herstellungstechnik. Ob Möbel, Schmuck oder Gerät – diese Objekte prägen seit Jahrhunderten den Alltag der Menschen, sind jeweils Ausdruck der eigenen Kultur, eigener Identität der Regionen unserer Welt“, so Richter. „Als Kommunikationsplattform für Gestaltung möchten wir natürlich diese regionalen Kulturen zeigen, widerspiegeln und einen Einblick in diese ermöglichen. Gestaltung an sich kennt ja keine Ländergrenzen, und somit halten wir uns auch nicht an diese.“ Auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Angewandten Kunst bezog sich Christina Beyer, Geschäftsführerin Bundesverband Kunsthandwerk e.V. Einen Einblick in das Spektrum der Messe gaben fünf ausstellende Gestalter und Künstler beim Pressegespräch: Die Chemnitzer Modedesignerin Kathi Halama (mutare) präsentierte zeitlose und geradlinige Kleidungsstücke und Accessoires. Sabrina Kuhn

Cornelius Réer, Gefäße, sandgestrahlt, farbiges Glas; Eunique, Messe Karlsruhe

(KULØR), Porzellangestalterin aus Karlsruhe, zeigte Objekte mit weichen Oberflächen und feinen Farben. Barbara und Stephan Frank (Atelier Frank) aus Neulingen (Enzkreis) stellten Schmuck in ungewöhnlichen Materialkombinationen vor – etwa edle Steine in Kombination mit rohen Naturmaterialien wie Holz, Kiesel oder Fundstücken. Roland Knapp (Atelier du Bois EURL) aus Mothern (Frankreich) zeigte Objekte, mit denen er eine „Brücke schlägt“ zwischen „altem Material und alter Handwerkskunst und moderner Gestalt und Funktion.“ Kerstin Thomas, Holzgestalterin vom portugiesischen Netzwerk für Schieferdörfer in Portugal präsentierte Objekte, die sich trotz der traditionellen Herstellungsweisen und Materialien an aktuellem Design orientieren und durch leichte und reduzierte Formen bestechen. Die Eunique zeigt vom 8. bis 10. Mai in der Messe Karlsruhe ausschließlich Unikate und limitierte Kleinserien, ideenreiche und beeindruckende Objekte aus den Bereichen Schmuckdesign, Mode und Accessoires, Interior Design und Outdoor Design. ÖFFNUNGSZEITEN I 11 bis 19 Uhr INTERNET I www.eunique.de

Kunst und Markt ARTMUC auf der Praterinsel in München

Claudia Biehne, Lumos L2; Eunique, Messe Karlsruhe

Mit der ARTMUC haben die Brüder Schwalbe 2014 eine Kunstveranstaltung ins Leben gerufen, die eine echte Brücke zwischen dem Kunstmarkt und der Kunstförderung schlägt. „Staatliche oder institutionelle Kunstförderung ist lobenswert und notwendig für junge und talentierte Nachwuchskünstler“, so Marco Schwalbe, „sie entlässt jedoch ihre Schützlinge nach einer bestimmten Zeit wieder in ihr alltägliches Leben und in der Regel der Fälle haben sich in der Förderzeit die wenigsten Künstler Gedanken um die wirtschaftlichen Aspekte ihres Künstlerdaseins gemacht...“.


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„Auch auf den Schulen und den Akademien gehören Wirtschaft und Selbstvermarktung nach wie vor nicht zum Unterricht bzw. dem Studium“, ergänzt Raiko Schwalbe und konstatiert: „Lustigerweise werden die ideelle Kunstausbildung und das reale Leben als Künstler wie zwei grundsätzlich verschiedene Aspekte behandelt. Die immer wiederkehrende Diskussion um die Trennung von Theorie, Philosophie und Markt beschäftigt regelmäßig die Feuilletons und Diskussionsrunden. Jedoch wird dabei vergessen, dass der Kunstmarkt nicht nur aus Medienspektakel und Höchstpreisen besteht. Ohne den Verkauf seiner Werke kann kaum ein Künstler als Künstler existieren.“ Rund 100 Künstler nehmen an der ARTMUC vom 14 bis 17. Mai auf der Münchner Praterinsel teil. ÖFFNUNGSZEITEN I Do: 13 bis 20 Uhr, Fr und Sa: 13 bis 20 Uhr, So: 13 bis 18 Uhr INTERNET I www.artmuc.info

Neue Messe in Ulm Internationale Sammlermesse Ulm (ISMU) Die Internationale Sammlermesse Ulm (ISMU) ist eine Verbundmesse, bestehend aus einer Antiquitätenmesse und einer Antikwaffenmesse und ist als Familienmesse konzipiert – ein Kombiticket zum Preis von 12 Euro ermöglicht den Besuch beider Messen. Von jedem verkauften Ticket spendet der Veranstalter 1 Euro an eine gemeinnützige Ulmer Kindereinrichtung. Aussteller aus dem In- und Ausland werden vom 29. bis 31. Mai in den Messehallen Ulm vertreten sein, die u.a. in den Bereichen Silber, Volkskunst & Sakrales, Schmuck, Gemälde & Grafiken, Möbel, Uhren, Porzellan, Asiatika, Ikonen, Bronzen etc. seltene und hochwertige Objekte zeigen. Auch ausgewählte Fachhändler mit spätmittelalterlichen Waffen und Rüstungen, reich verzierten Jagdwaffen und persischen Blankwaffen sind in der Antiquitätenmesse mit von der Partie. Die Galerie Darya Nahim Rafiq aus Karlsruhe bereitet eine Ausstellung für die Besucher mit auserlesenen Buddha-Figuren vor. Im Rahmen der Vernissage am Donnerstag, dem 28. Mai, können die ausstellenden Antiquitä-

Paar Perkussions-Duellpistolen, Gera, um 1850; Kunsthandel Seidel, Berlin, bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm (ISMU)

Brosche, Boucheron; Galerie The old Treasury Miriam SchmitzAmkreutz, Kerkrade (NL) bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm (ISMU)

tenhändler ihre Stammkunden mittels besonderer Freikarten einladen. Für Private Verkäufer gibt es am MesseSamstag die Möglichkeit, die sogenannten Tageskojen in Halle 3 zu nutzen. Neben Händlern werden auch verschiedene namhafte Auktionshäuser aus dem In- und Ausland mit dabei sein, so beispielsweise das Wiener Dorotheum oder Hermann Historica aus München sowie mehrere Vertreter der Fachpresse bzw. Verlagen mit den bekannten

Saucière, Hannover um 1820/30, Johann Jacob Matthias sen. 1800-1839; bei Kunsthandel Seidel, Berlin, auf der Internationalen Sammlermesse in Ulm (ISMU)

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Jubiläum 35 Jahre Theurer-Sammlermärkte

Art déco Tee-Set, Sheffield, 1935, E. Viner; Galerie The old Treasury Miriam Schmitz-Amkreutz, Kerkrade (NL) bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm (ISMU)

Magazinen DWJ, VISIER und SAMMLER JOURNAL. An Ständen von Fachverbänden und Vereinen werden den Besuchern themenbezogene Ausstellungen präsentiert. ÖFFNUNGSZEITEN I Do, Vernissage: 18.30 bis 21 Uhr, Fr bis So: 9.30 bis 18 Uhr TELEFON I 0871/4308736 INTERNET I www.sammlermesse.com

Seltenes Antikmarkt in Prien am Chiemsee Organisiert von der Fa. Schöne Märkte veranstaltet die Priener Tourismus GmbH am Sonntag, dem 17. Mai zum fünften Mal den großen Antiquitätenmarkt in Prien am Chiemsee. Die Qualität dieses Marktes hat sich inzwischen nicht nur bei den Besuchern herumgesprochen. Auch die Zahl der Aussteller und die Qualität des Angebotes konnte kontinuierlich gesteigert werden. So bieten Händler aus vielen deutschen Bundesländern, aus Belgien, Tschechien sowie aus Österreich an diesem Tag, an dem gleichzeitig ein verkaufsoffener Sonntag stattfindet, eine in Oberbayern sicher einmalige Auswahl an Antiquitäten, edlem Trödel und ausgefallener Sammlerware an. Die Marktflächen befinden sich in zentraler Lage in der Wendelstein-/Bernauer- und Schulstraße sowie auf dem Kirchplatz, dem Rathausplatz und dem großen Parkplatz gegenüber dem Rathaus. Zwischen 9 und 17 Uhr kann man auf etwa 450 laufenden Metern an Verkaufsfläche Bäuerliches und Sakrales aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert erwerben. Alte Puppenstuben, Spielzeug, Glas, Porzellan und rare antiquarische Bücher finden sich ebenso wie Küchenantiquitäten, Möbel und restaurierte französische Kronleuchter. Vom Barock bis zum Biedermeier und Jugendstil werden neben bezahlbaren kleinen Dingen auch hochpreisige Waren für den anspruchsvollen Sammler angeboten. Strikt verboten sind Antik2000, Neuware und sonstige Repliken. TELEFON I 0176 64323220 INTERNET I www.schoene-maerkte.de

Den Sammlermärkten von Dr. Rolf Theurer steht Anfang Mai ein bedeutendes Jubiläum ins Haus. Dort, wo im April 1980 die allererste Veranstaltung von Theurer für Liebhaber und Sammler von antikem Spielzeug ihre Tore öffnete, wird am 3. Mai im Kursaal von Bad Cannstatt das 35-jährige Jubiläum von Theurers Sammlermärkten gefeiert werden. Erst vor einem Jahr hatte der bekannte Veranstalter den „Spielzeugmarkt Bad Cannstatt“ nach einem Vierteljahrhundert Unterbrechung im renovierten Kursaal wiederbelebt. „Dieser Ort bietet mit seinem antiken Ambiente einfach den perfekten Rahmen für einen solchen Markt“, erklärt Theurer. Mit 80 Ausstellern aus sechs Nationen ist die Veranstaltung zum Jubiläum hin voll ausgebucht. Im Mittelpunkt der Geburtstagsmesse stehen Eisenbahnen, Blechspielzeug, Puppen und Miniaturen sowie Stoff- und Steifftiere. „Dazu zeigen wir eine eindrucksvolle Modelleisenbahnanlage der Spur 0 aus den 1930er-Jahren, und es wird eine Jubiläumstombola mit vielen interessanten Preisen geben“, kündigt Theurer an. Im Laufe der 35 Jahre hat sich aus dem kleinen Anfang in Bad Cannstatt eine Erfolgsgeschichte entwickelt. Aus der Ursprungsveranstaltung im Kursaal ist eine Vielzahl ebenso bekannter wie beliebter Sammlermärkte an den verschiedensten Ausstellungsorten entstanden. Aktuell zählen nicht nur Europas größter Markt für antikes Spielzeug, der „Internationale Böblinger Spielzeug-Salon“, und die ebenso zugkräftige und traditionsreiche „SEAS“ in Bruchsal zu seinen Sammlermärkten. Auch in der Filderhalle in LeinfeldenEchterdingen wird einmal jährlich im Januar der „Stuttgarter Spielzeugmarkt“ ausgerichtet. Von 13 bis 14 Uhr wird eine kostenlose Schätzstunde für Blechspielzeug und Eisenbahnen stattfinden. Darüber hinaus werden Puppendoktoren und Restauratoren für Anfragen der Besucher bereit stehen. ÖFFNUNGSZEITEN I 11 bis 15.30 Uhr TELEFON I 0711/5590044

„Storchenbein“; Jubiläums-Spielzeugmesse in Bad Cannstadt


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Kja er holm Poul Kjaerholm Regina Voges

PK 31 ist ein Entwurf von 1958. Einzelelemente lassen sich – abgestimmt auf die Erfordernisse eines Raums – zu einem Endlos-Sofa kombinieren. Das abgebildete Sesselpaar wurde im April 2012 für 25.000 Pfund versteigert (Foto: Phillips) Ebenfalls die Herstellermarke von E. Kold Christensen trägt dieses Sesselpaar des Erfolgsmodells PK 22, es wurde um 1957 gefertigt. Die Variante mit Binsengeflecht unterstreicht seine leichte Eleganz (verkauft für 13.750 Dollar, Dezember 2012) (Foto: Phillips)

HANDWERK UND KUNST Viel Zeit war ihm nicht beschieden. Nur 51 Jahre alt wurde Poul Kjærholm, dennoch konnte sich der Däne einen Platz im Olymp des nordischen Designs sichern. Kaum einer seiner Zeitgenossen entwarf Möbel von größerer Eleganz, keiner setzte den Gedanken vom Raum als idealer Landschaft so konsequent um wie er. Die Besucher des Museums of Modern Art in New York ruhen sich heute auf Kjærholms bestechend einfacher Polsterliege PK 80 vom Kunstgenuss aus, im Flughafen Kopenhagen warten Passagiere geduldig in seinem Lounge Chair PK 22 auf ihren Aufruf. Wer es nicht weiß, ahnt kaum, dass diese Möbel schon vor über 50 Jahren kreiert wurden. Sie wirken im besten Sinne des Wortes zeitlos. Kjærholm verstand sich nicht als Designer, sondern als Architekt. In den öffentlichen und privaten Räumen, die er gestaltete, spiegelte sich stets der weite Horizont seiner norddänischen Heimat wider: Niedrige Tische und Sitzflächen (die Überalterung der Gesellschaft war in den 50er-Jahren noch kein Thema!) machten die Räume lichter und ließen Möbel mit der Architektur verschmelzen. Kjærholm wurde 1929 in einem Dorf bei Øster Vrå/Nordjütland als Sohn eines Kaufmanns geboren. In der Schule tat er sich schwer, doch schnell stellte sich heraus, dass er praktisch und handwerklich begabt war. Mit 15 begann er eine Tischlerlehre in Hjørring, wohin die Familie inzwischen umgezogen war. Er zeigte während seiner Ausbildung in der Werkstatt und in den Abendkursen der Technischen Schule herausragende Leistungen. Der junge Handwerker hatte auch künstlerische Ambitionen, malte expressionistische Landschaften, zerstörte aber alle seine Werke in den frühen 50erJahren. „Diese Spannung zwischen Handwerk und Kunst, zwischen Tradition und individuellem Ausdruck


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blieb ein Basiskonflikt in Kjærholms Identitätsfindung – und ist doch der Schlüssel zu seiner Arbeit als Möbeldesigner", schreibt Michael Sheridan in seinem Werksverzeichnis über Kjærholms Arbeiten. Nach seiner Ausbildung schrieb sich der junge Handwerker an der Kunstgewerbeschule in Kopenhagen ein, wo er in Hans J. Wegner einen beeindruckenden Lehrer fand. Wegner war zu dieser Zeit dabei, als Designer international Anerkennung zu finden. Er erkannte schnell das Talent seines Studenten und beschäftigte ihn nebenher in seinem eigenen Studio. Prägende Einflüsse vermittelte auch der Architekt Jørn Utzon, der später mit dem Bau des spektakulären Opernhauses von Sidney weltberühmt werden sollte. Utzon unterrichtete in den 1950er- Jahren Industriedesign in Kopenhagen. Er untersuchte mit seinen Studenten natürliche Strukturen, experimentierte mit unkonventionellen Materialien für die Möbelkonstruktion – eine Suche, die Kjærholm sein Leben lang fortsetzte. Auch die Beschäftigung mit historischen Möbelformen, mit den Grundformen von Stuhl, Tisch und Hocker, die alle Epochen und Kulturen miteinander verbinden, gehörte zum Unterrichtsprogramm der renommierten Schule.

DER FIKTIVE KUNDE Als Abschlussarbeit nach dreijährigem Studium wies Hans J. Wegner seine Studenten an, aus der Schar der bekanntesten Architekten Dänemarks einen fiktiven Kunden auszusuchen, um dessen Wohnräume zu gestalten. Kjærholms Wahl fiel auf Halldor Gunnløgsson. Für dessen neues Haus in Vedbæk auf der Insel Seeland kreierte er den „Elementstol", der später als PK 25 in Serie produziert wurde. Den Rahmen aus Federstahl, der ohne jedes Verbindungsstück auskam, fertigte er unter Mithilfe eines Schmieds in seinem Heimatort an. Als Bespannung wähl-

Esstisch PK 54: Kjaerholm wählte für die runde Platte von 140 cm Ø gern den Cipolino Marmor oder andere Natursteine mit Zeichnungen und Einschlüssen. Dieses Exemplar, das vom Auktionshaus Phillips im April 2013 für 10.000 Pfund zugeschlagen wurde, hat eine Platte aus Granit. Es trägt die Kennzeichnung „Manufactured by E. Kold Christensen” auf dem verchromten Stahlgestell, ist also vor 1981 produziert worden (Foto: Phillips) Auf dem Hocker PK 33 nahmen zunächst Besucher im Rathaus von Tårnby Platz. Das Verwaltungsgebäude war Ende der 50er-Jahre von Haldor Gunnløgsson und Jørn Nielsen entworfen und von Kjaerholm ausgestattet worden. Das an der Unterseite mit Schlaufen befestigte Lederkissen lässt sich abnehmen. So wird der Hocker stapelbar. Diese drei Exemplare aus den 1960ern erzielten im November 2011 einen Hammerpreis von 18.125 Pfund (Bild/Info: www.phillips.com) Der „Louisiana"-Klappstuhl wurde für den Konzertsaal des gleichnamigen Museums für moderne Kunst in Humlebæk/Nordseeland entwickelt. Der Rahmen besteht aus massivem Ahorn, das Gewebe aus Holzspänen sorgt für Luftzirkulation. „Louisiana" wurde von PP Møbler hergestellt. Dieses Exemplar stammt aus einer japanischen Sammlung. Bei Wright in Chicago fand es im November 2012 einen neuen Besitzer, der für das seltene Stück 2.125 Dollar zahlte (Info: www.wright20.com) Gemeinsam mit Jørgen Høj entwickelte Poul Kjærholm 1952 eine flexible Möbelserie für kleine Brieftaschen. Dazu zählte dieser Sessel mit Eschenholzrahmen und einer Bespannung aus Flaggenseil. Erst später nahm PP Møbler das Modell ins Programm. Das abgebildete frühe Exemplar wurde in der Werkstatt von Thorvald Madsen 1952 getischlert. Bei Wright in Chicago erzielte es im vergangenen Mai einen Hammerpreis von 10.625 Dollar (Foto: Wright)

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Tipp für Kurzentschlossene

Schöne Blätter Winterberg, Heidelberg

Eintauchen in die Geschichte Hermann Historica, München

Grafiken und Gemälde von Rembrandt, Carl Hofer, Henri Matisse, Pablo Picasso und Christian Rohlfs gehören zu den Highlights der Winterberg-Auktion mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Grafik des 15. bis 21. Jahrhunderts am 25. April in Heidelberg. Ein Selbstbildnis von Rembrandt mit Schärpe um den Hals kommt in einer Radierung von 1633 zum Aufruf. Das kleine Blatt hat einen Schätzpreis von 5.000 Euro. Stilistisch lässt sich das Gemälde einer Sitzenden in gelbem Kleid mit grünen Strümpfen von Karl Hofer mit den im Werkverzeichnis unter 1421 und 1422 aufgeführten Gemälden „Sitzendes Mädchen" von 1939 vergleichen, bei denen die Dargestellte eine ähnliche Pose vor einem diffusen Hintergrund einnimmt. Die Version, die Winterberg zum Aufruf bringt, soll 35.000 Euro kosten. Auf beigefarbenen Chinabütten lithografiert ist die „Danseuse reflétée dans la Glace“ von Henri Matisse. 15.000 Euro werden für die Arbeit von 1927 angesetzt. Von Pablo Picasso hat Winterberg eine Kaltnadelradierung im Angebot. Das Blatt 68 aus der Suite Vollard „Sculpteur songeant, Modèle aux Cheveux noirs et Bol avec trois Anémones“ ist auf 19.800 Euro geschätzt. Weiße Lilien in blauer Vase malte Christian Rohlfs 1913. Das expressive Blumenstillleben, bei dem die Blüten vor dem kräftigen Hintergrund besonders zart erscheinen, ist mit 6.500 Euro taxiert. TELEFON | 06221/915990 INTERNET | www.winterberg-kunst.de

Rembrandt Harmensz. van Rijn, Selbstbildnis mit der Schärpe um den Hals, 1633, Radierung, 13,4 x 10,4 cm (Schätzpreis 5.000 Euro). Winterberg, Heidelberg, 25.04.2015

Vom 28. April bis 12. Mai findet die diesjährige Frühjahrsauktion von Hermann Historica mit gewohnt großer und qualitätvoller Offerte an Kostbarkeiten aus vielen Zeiten und Regionen statt. Zum Aufruf kommen rund sechstausend Lose aus allen Themengebieten des Hauses – Antiken, Alte Waffen, Kunsthandwerk, Jagdliches, Orden sowie historische und militärgeschichtliche Objekte. Zu den Spitzenstücken gehört ein Piloshelm aus dem zweiten bis frühen ersten Jahrhundert vor Christus (Schätzung 23.000 Euro). Der frühe Bronzehelm ist im Kapitel der Antiken zu finden. Wegen seiner hellenistischen Form mit breiter Krempe und Stirnbügel ist er eine wahre Rarität. Der spitz zulaufende Helm weist Lochungen für die Befestigung von Lederriemen auf und ist durch zeitgenössische Abbildungen auf Münzen wie Reliefen bekannt. Ein Helm dieses Typus’ wurde zuletzt im Jahr 2004 im Kunsthandel angeboten. Eine Arbeit aus den Händen sehr früher Gold- und Silberschmiede aus dem legendären Baktrischen Gold ist ein apartes Set aus Golddiadem und zwei Ohrringen mit Perlen und teils gravierten Edelsteinen besetzt, das in der Zeit der Kushan-Herrschaft, somit in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus, entstanden ist (10.000 Euro). Besondere Sammlungstücke finden sich auch wieder unter den Alten Waffen. So ein augenfällig schöner, maximilianischer Helm für einen Riefelharnisch, der um 1530 in Süddeutschland gefertigt wurde. Die einteilig geschlagene Kalotte mit originaler Belederung, zeigt die für diesen Typus so charakteristische durchgehende flache Riefelung. Der zugehörige große Kragen ist dreifach geschoben, ebenfalls geriefelt und an den Rändern gebördelt und fein geschnürlt. Seit 1934 dokumentiert für die Sammlung Konsul a.D. Hans C. Leiden, Köln, kann dieses wunderbare Belegstück für plattnerische Kunstfertigkeit ab 30.000 Euro künftig eine neue Kollektion bereichern. Nicht minder interessant ist ein süddeutscher, vermutlich in Augsburg geschmiedeter Turnierhelm von 1580 mit einer Taxe von 12.000 Euro. Der gemäß seiner Funktion sehr schwere Helm mit hohem, geschnürltem Kamm ist einteilig geschlagen und sowohl mit schützendem Kinnreff als auch beweglichem Visier versehen. Zahlreiche Schwertschlagspuren beweisen, dass sich der frühneuzeitliche Kopfschutz im Turnier bewährte. Ebenso attraktiv ist das Angebot an Blankwaffen. Schon in vergangenen Auktionen erregten die sehr erfolgreichen Versteigerungen von Schwertern aus der Schlacht von Castillon (1453) große Aufmerksamkeit. Ein Schwert mit breiter, sich gleichmäßig zur Spitze hin verjüngender, zweischneidiger Stoßklinge mit leichtem Mittelgrat, kommt nun aus gleicher Herkunft für 15.000 Euro zum Aufruf. Ein schwerer Degen mit Inschrift und vergoldetem Spangengefäß aus Sachsen kann ab 14.000 Euro ersteigert werden. TELEFON | 089/54726490 INTERNET | www.hermann-historica.de


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Erste Höhepunkte Lempertz, Köln Erste Höhepunkte der Auktionen, die Lempertz im Mai in Berlin und Köln durchführt, sind eine monumentale Vase der KPM, ein Nicolas Poussin, eine Heilige Familie des Meisters von Hoogstraten, Gemälde von Jawlensky und Pechstein sowie Arbeiten von Nam June Paik und Heinz Mack. Einen hervorragenden Querschnitt durch das russische Leben der 1920erJahre veranschaulicht eine Avantgarde-Porzellansammlung prominenter österreichischer Provenienz mit rund sechzig Porzellanen überwiegend in der vormals kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg hergestellt, dazu Bücher, Post- und Spielkarten, die am 2. Mai in Berlin unter den Hammer kommt. Die Berlin-Auktion beginnt pünktlich zum Gallery Weekend in der Berliner Lempertz-Repräsentanz und beinhaltet knapp dreihundert Lots mit Preußenbezug. Das hohe künstlerische Niveau der KPM zu Beginn des 19. Jahrhunderts veranschaulicht eine 77 Zentimeter hohe imposante Kratervase mit einer eindrucksvollen 360-Grad-Panoramaansicht von Potsdam (Schätzwert 200.000-250.000 Euro). Sie gehört zu einem dreiteiligen Vasensatz, den Friedrich Wilhelm III. dem jungen Paar Herzog Ferdinand Philippe von Orléans und Prinzessin Helene zu Mecklenburg-Schwerin zur Verlobung schenkte. In Köln hingegen starten die Mai-Auktionen am 16. Mai mit Alter Kunst. Vom französischen Maler Nicolas Poussin, der im 17. Jahrhundert in Venedig eine neue Heimat gefunden hatte, stammt eine Leinwand mit Apoll und Marsyas. Das Werk des Meisters klar gebauter Historienbilder aus antiker Mythologie ist auf 300.000 bis 400.000 Euro geschätzt. Ein weiteres Meisterwerk kommt mit den Tafeln des sogenannten Meisters von Hoogstraten zum Aufruf. Im Zentrum steht die Heilige Familie mit Engeln flankiert von den Heiligen Katharina und Barbara (200.000-240.000 Euro). Am 29. Mai widmet sich das Kölner Haus ganz der modernen Kunst, während am 30. Mai die zeitgenössische Kunst im Mittelpunkt steht. Ein Highlight der Moderne ist Alexej von Jawlenksy Karton, der vorder- und rückseitig bemalt ist. Der Garten am Bauernhaus entstand um 1907, das Mädchenbildnis um 1910 (400.000-500.000 Euro). Hermann Max Pechsteins Herbstwolken datieren 1927 (350.000-450.000 Euro).„When too perfect – liebe Gott böse“ ist wohl einer der bekanntesten Sätze des Video- und Medienkunstpioniers Nam June Paik. Seine Temple Guards von 1993

Alexej von Jawlensky, recto: Garten am Bauernhaus, um 1907, verso: Mädchenbildnis, um 1910, Öl auf Karton, 53,5 x 64,5 cm (Schätzpreis 400.000-500.000 Euro). Lempertz, Köln, 29.05.2015

Meister von Hoogstraten, Heilige Familie mit Engeln und die Heiligen Katharina und Barbara, Öl auf Holz (Schätzpreis 200.000240.000 Euro). Lempertz, Köln, 16.05.2015

sind zwei vergoldete Holzskulpturen, die mit Monitoren und Augenkameras versehen sind (300.000-400.000 Euro). Beliebter denn je sind Werke einer Kunstbewegung der 1960er-Jahre, deren Objekte und Bilder dem Himmelsraum so nah sind: Zero. Von einem der Gründer Heinz Mack stammt eine Arbeit von 1958 (350.000-400.000 Euro). TELEFON | 0221/9257290 INTERNET | www.lempertz.com

Über Stock und Stein Hartung & Hartung, München Zu den Besonderheiten der Frühjahrsauktion mit wertvollen Büchern, Manuskripten, Autografen und Grafik am 4. und 5. Mai von Hartung & Hartung gehört die Schwäbische Chronik mit Gmünder Chronik von Thomas Lirer, die im InkunabelKatalog zu finden ist. In Ulm am 17. August 1486 von Dinckmuth gedruckt, umfasst der Foliant im Schweinsledereinband der Zeit 68 Blatt mit 23 ganzseitigen Holzschnitten und zwei Initialen (Schätzpreis 40.000 Euro). Dieses vollständige Exemplar ist eines der schönsten deutschen illustrierten Bücher der Inkunabelzeit und als dritte und somit letzte Ausgabe noch seltener als die beiden vorhergehenden Drucke im Herbst 1485 und vom 12. Januar 1486, von denen der Gesamtkatalog der Wiegendrucke immerhin 32 bzw. 44 Exemplare nennt. Ein Zeitsprung in das 20. Jahrhundert vollzieht sich mit dem Spitzenstück unter den Autografen: Das Manuskript von Joseph Beuys stammt von 1972. Beuys dokumentiert darin die Gespräche zwischen ihm und dem Kunsthistoriker und Freund Hagen Lieberknecht in blauer Tinte. Die umfassende kunsttheoretische, philosophische, politische Abhandlung bei Betrachtung und Interpretation von Beuys‘schen Zeichnungen springt über Stock und Stein: Satzteile ohne Anfang und Ende, einzelne Begriffe, Halbsätze, Satzfetzen, Andeutungen und Deutungen reihen sich aneinander (Schätzpreis 50.000 Euro). TELEFON | 089/284034 INTERNET | www.hartung-hartung.de

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Mon et Claude Monet Anja Iwa

FRANZÖSISCHER IMPRESSIONISMUS Der französische Maler Claude Monet (1840-1926) schuf anfangs noch recht dunkeltonige realistische Figurenbilder, bevor er zur Freilichtmalerei und somit auch zur Landschaftsmalerei überging und sich mit einer hellen und sonnigen Farbpalette allmählich zum Hauptvertreter des französischen Impressionismus entwickelte. Der Impressionismus forderte die damaligen Sehgewohnheiten auf völlig neuartige Weise heraus, denn keine andere Kunstströmung hatte zuvor das Spiel von Farbe und Licht zu einer solchen Auflösung der Formen getrieben. Monet konnte wiederum wie kein anderer atmosphärische Stimmungen und das flimmernde Licht mittels seiner eigenen raffinierten Pinselführung in seinen Bildern einfangen. Mit seiner Kunst verhalf er dem französischen Impressionismus zum Durchbruch und sicherte dessen Geltung als übergreifende europäische Stilrichtung.

BIOGRAFIE Claude Oscar Monet wurde am 14. November 1840 in Paris geboren. Um 1845 zog seine Familie nach Le Havre, wo Claude ab 1851 am Collège Communal Zeichenunterricht bei Jacques-François Ochard (1800-1870), einem ehemaligen Schüler JacquesLouis Davids (1748-1825) hatte. Sein

Der Bahnhof Saint-Lazare, Ankunft des Zuges aus der Normandie, 1877, Öl / Leinwand, 60,3 x 80,2 cm. The Art Institute of Chicago (© Mr. and Mrs. Martin A. Ryerson Collection, The Art Institute of Chicago) Sommer, 1874, Öl / Leinwand, 57 x 80 cm. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie (Foto: bpk / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders)


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GEMÄLDE

Das Mittagessen, 1868, Öl / Leinwand, 231,5 x 151 cm. Städel Museum, Frankfurt am Main (Foto: Städel Museum – ARTOTHEK, © Städel Museum, Frankfurt am Main) Das Hôtel des Roches Noires in Trouville, 1870, Öl / Leinwand, 81 x 58 cm. Musée d’Orsay, Paris (Foto: bpk / RMN-Grand Palais / Hervé Lewandowski, © Musée d’Orsay, Paris, donation de Jacques Laroche, 1947)

künstlerisches Talent zeigte sich bereits sehr früh im Zeichnen von Karikaturen. Um 1856 lernte er Eugène Boudin (1824-1898) kennen, der ihn in die Freilichtmalerei einführte. Gleichzeitig bekam er durch das Werk des bedeutenden Malers der Schule von Barbizon, Charles François Daubigny (1817-1878), auch wichtige Einflüsse aus dem Bereich der Landschaftsmalerei. Auf einer Reise nach Paris im Jahr 1859 lernte er den Tiermaler Constant Troyon (18101865) kennen und arbeitete für kurze Zeit an der Académie Suisse in Paris, wo er sich mit Camille Pissarro (18301903) anfreundete. 1860 wurde Monet zum Militärdienst eingezogen, konnte jedoch aufgrund seiner schwachen Konstitution bereits zwei Jahre später wieder entlassen werden. Im Sommer 1862 malte er mit Eugène Boudin (1824-1898) und Johan Barthold Jongkind (1819-1891) an der Küste in Le Havre, und Ende des Jahres begab er sich wieder nach Paris. Hier trat er in das Atelier von Charles Gleyre (1806-1874) ein, wo er Bekanntschaft mit Auguste Renoir (1841-1919), Alfred Sisley (1839-1899) und Jean Frédéric Bazille (1841-1870) machte. Zusammen mit ihnen malte er fortan mehrfach im Freien im Wald von Fontainebleau nahe von Barbizon. 1865 stellte Monet erstmals zwei seiner Bilder im Pariser Salon aus, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. 1866 machte er Bekanntschaft mit Édou-

ard Manet (1832-1883) und es folgten weitere Teilnahmen am Salon in den Jahren 1866, 1868 und 1880. Am 26. Juni 1870 heiratete der Künstler Camille Doncieux (1847-1879), die Mutter des gemeinsamen Sohnes Jean, der 1867 geboren worden war. Noch im gleichen Jahr ging Monet nach London, wo er bei dem Kunsthändler Paul Durand-Ruel (18311922) eingeführt wurde. Hier beschäftigte er sich intensiv mit der englischen Landschaftsmalerei und lernte vor allem die Werke von William Turner (1775-1851) schätzen. Zu Beginn des Jahres 1872 fertigte er das Bild „Impression, soleil levant"

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Leuchterschale Wagenfeld für Fürstenberg Es ist noch gar nicht so lange her, da konnten im SammlerJournal – dank eines aufgefundenen Sortimentkatalogs (von 1936) der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Fürstenberg (Weser) – erstmals Fotografien von bis dato noch nicht fotografisch dokumentierten Wagenfeld-Entwürfen (einer Porzellandose (WKVZ-Nr. 79/4) und einer -vase (WKVZ-Nr. 79/5, H 215) veröffentlicht werden. Während die 215 cm hohe Vase, die im Musterbuch der Manufaktur eine eigene Formnummer hat (und damit keine Größenvariante der WKVZ-Nr. 79/5 ist), zwischenzeitlich mehrfach im einschlägigen Handel angeboten wurde, ist hinsichtlich der Wagenfeld-Dose aus der Porzellanmanufaktur Fürstenberg bis heute nur eine Fehlanzeige zu verbuchen. Noch einmal anders verhält es sich mit der kürzlich wiederentdeckten Leuchterschale. Der mit der Form-Nr. 985 bezeichnete, gefußte Leuchter der Porzellanmanuaktur Fürstenberg hat bis dato noch überhaupt keine Aufnahme in das Werkverzeichnis (veröff. in „Täglich in der Hand" in mehreren Auflagen) von Wilhelm Wagenfeld gefunden, auch nicht in der jüngst erschienenen Teilüberarbeitung der Entwürfe Wagenfelds aus den Jahren 1923-1949. Dort hat die Herausgeberin, die Geschäftsführerin der Wilhelm Wagenfeld Stiftung, die Porzellanentwürfe aus dieser Zeit (für Rosenthal, Fürstenberg, Bohemia, Hutschenreuther) von Wilhelm Wagenfeld ausgespart. Es handelt sich bei der Fürstenberger Leuchterschale – laut Angaben im Musterbuch der Porzellanmanufaktur – um einen Entwurf von Wilhelm Wagenfeld. Aber selbst in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg konnte bis dato keine zeitgenössische Fotografie (oder entprechende fotografische Werbematerialien) der Leuchterschale festgestellt werden, so dass bis zum Fund der Leuchterschale auf dem virtuellen Markt nicht sicher gewesen ist, ob dieser Entwurf von Wilhelm Wagenfeld überhaupt jemals umgesetzt wurde, d.h. in die Produktion gelangt war. Die gefußte Leuchterschale ist der erste Entwurf eines „Zusatz- bzw. Geschenkartikels" von Wilhelm Wagenfeld für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg nach seinem Entwurf (1934) des Kaffee-, Tee- und Speiseservices „Form 639", das bis heute in Produktion ist. Markant daran ist die relative Größe der Leuchterschale (10 cm im Durchmesser, 7 cm hoch). Dreht man sie auf den Kopf, kann man erkennen, dass Wilhelm Wagenfeld hier einen Entwurf von Trude Petri für die KPM „vom Kopf auf den Fuß" gestellt" hat. Die Leuchterschale ist im Vergleich zu anderen Porzellanleuchtern dieser

Ausschnitt aus dem Musterbuch der Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Leuchterschale, Entwurf: W. Wagenfeld, 1934, Form-Nr. 985

Machart (in den 1930er-Jahren) relativ groß, dadurch aber entsprechend standsicher und auch durch die hohe Tülle sehr gut zu „brauchen", um eine von Wilhelm Wagenfeld eingeführte Vokabel zu verwenden. Ein Verschmutzen des Tisches durch heruntertropfendes Kerzenwachs ist schier nicht möglich. Zudem wird das Kerzenlicht bei Gebrauch in einem wenig erhellten Raum von der Oberfläche der Innenseite der Leuchterschale eindrucksvoll reflektiert. Der Rand der Schale ist wie bei den Stücken der „Form 639" verstärkt (einer möglichen Beschädigung durch Stoß vorbeugend). Eine bezüglich Form und Größe ähnliche Leuchterschale – allerdings ohne Fuß – wurde von Walter Nitsche ebenfalls für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg entworfen und zuvor des Öfteren als vermeintlicher Wagenfeld-Entwurf apostrophiert. Die Fürstenberger Leuchterschale von Wilhelm Wagenfeld ist eine designhistorische Fußnote wert, weil sie einerseits generell einen seltenen Leuchtertypus darstellt, aber vor allem ein gutes Beispiel für die Entwürfe von Wilhelm Wagenfeld ist, die kleine, vermeintlich beiläufige Alltagsobjekte zum Gegenstand haben bzw. zum geschätzten Gegenstand haben werden lassen. Nicht zuletzt wird dadurch aber auch die Frage beantwortet, ob dieser bis dato nicht verzeichnete Wagenfeld-Entwurf jemals realisiert worden ist. Carlo Burschel FOTOS | © Carlo Burschel


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AU S ST E L L U N G E N

Postmeisterstochter Die Kammermaler Erzherzog Johanns in der Albertina

Juergen Teller, Young Pink Kate, London, 1998; 21er Haus, Wien © Juergen Teller und Christine König Galerie (-07.06.)

Schlaflos

Mit der Ausstellung „Von der Schönheit der Natur“ präsentiert die Albertina 150 Meisterwerke der österreichischen Aquarellmalerei. Auftraggeber war Erzherzog Johann (17821859), der seine Hofmaler, die „Kammermaler“ Johann Kniep, Karl Ruß, Jakob Gauermann, Matthäus Loder und Thoams Ender, beauftragte, Ansichten der Steiermark, Salzburgs und Tirols anzufertigen. So entstand ab 1802 eine höchst qualitätvolle Sammlung von annähernd 1.400 Werken, die Veduten, Trachtendarstellungen sowie Aufnahmen von frühen Industrieanlagen umfasst. Erzherzog Johann beschäftigte seine „Kammermaler“ über einen Zeitraum von vierzig Jahren. Sie begleiteten den Erzherzog bei dessen Unternehmungen und Reisen und bezogen als Mitglieder seiner Hofhaltung ein monatliches Salär. Von besonderem Reiz sind die Schilderungen aus dem Leben des Erzherzogs, wie die berühmte Geschichte seiner Liebe zur Ausseer Postmeisterstocher Anna Plochl. (-31. Mai; Katalog).

Das Bett in Geschichte und Gegenwart im 21erHaus, Wien TELEFON | 0043/1/534830 Die Ausstellung liefert einen historischen und multimedialen Exkurs über das Bett und seine Geschichte in der Kunst und analysiert das Bett und seine Verwendung im individuellen, aber auch im sozialen, im medizinischen und im geografischen Kontext. Die Ausstellung veranschaulicht all jene Bereiche des Lebens und der Kunst, die auf dem Bett, darunter, daneben oder damit passieren in mehreren Kapiteln: u. a. „Geburt“, „Liebe“, „Einsamkeit“, „Krankheit“, „Tod“. TELEFON | 0043/1/79557177

Schmaler Grat Erwin Wurm im Kunstmuseum Wolfsburg In den letzten 20 Jahren hat Erwin Wurm ein konsistentes Oeuvre geschaffen, das den Skulpturbegriff um interaktive und soziale Aspekte entscheidend erweitert. In den performativen oder plastischen Deformationen geht es in pointiert-lakonischer Weise neben der Befragung bildhauerischer Möglichkeiten auch immer um den schmalen Grat zwischen Norm Erwin Wurm, Toilette, 2014; und Abweichung. (Bis 13. September; Künstlerbuch). Kunstmuseum Wolfsburg Foto: Eva Würdinger © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

TELEFON | 05361/266969

Oben: Thomas Ender, Ansicht von Brixen, 1845, Privatbesitz; Albertina Wien Unten: Matthäus Loder, Erzherzog Johann und Anna Plochl im Boot, um 1824/25, Privatbesitz; Albertina Wien

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VO R S C H AU / I M P R E S S U M

SAMMLER JOURNAL 6 / 2015

SAMMLER JOURNAL

ISSN 1863-0332

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GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 /4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

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CHEFREDAKTEUR

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STÄNDIGE MITARBEIT

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Kössinger AG Schierling

KERAMIK René Buthaud GEMÄLDE Friedrich Loos

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Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/08 vom 01.11.2008


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