August 2022 · B 1309 | € 9,00 Schweiz CHF 12,50 | Österreich € 9,90 | Be/Ne/Lux € 9,90
KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN
SammLer JourNaL
auguSt 2022
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PREISE Karl Lagerfelds Nachlass AUKTIONEN Vorberichte & Rückblick Frühjahr 2022
GEMI
KUNSTMARKT: Rückblick Frühjahr 2022 • Markt und Umwelt • Michelangelo, Botticelli, Degas
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KUNST & DESIGN Gemischtes Doppel
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ICH LIEBE MEINE KOLLEKTION UND KENNE IHREN WERT Mit den Instrumenten zur Entscheidungsfindung: Kennzahlen und Markttrends, Statistiken und Grafi ken erlauben mir endlich den Markt zu verstehen und die Entwicklungen der Künstler zu analysieren. Ich kenne den Preisindex des Künstlers, seine Umsatzentwicklung, den Anteil seiner unverkauften Werke, seine Platzierung in der Künstlerrangliste, aber auch wo er am häufigsten angeboten wird. Ich treffe meine Kaufentscheidung in aller Ruhe. SOMMERBONUS Artprice verlängert Ihr Abonnement !* *Gültig bis 22.08.2022.
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SAMMLER-SERVICE
Sanduhr-Silhouette Tischlampe aus Dänemark
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Ich bin im Besitz dieser schönen seltenen TeakholzTischlampe, wohl aus den 50er-Jahren. Aktuell kann ich nichts zu der Lampe finden. Kurios ist, dass sowohl der Lampenfuß als auch der Lampenschirm aus massivem Teakholz besteht. Das spezielle originale Glühmittel ist ebenfalls noch vorhanden. Auf dem Fuß ist „handcarved” oder „handmade in denmark” zu lesen. Bisher tappe ich aber im Dunkeln, wer diese tolle Lampe mit dem charmanten Ein-/Ausschalter entworfen bzw. hergestellt hat. Können Sie das Rätsel lösen? Josef Konrad, o. O.
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Die dekorative Tischlampe hat einen Kegelstumpf-Sockel aus gedrechseltem Teakholz auf den eine Manschette aus gedrücktem Messingblech aufgesetzt ist, ebenfalls in der Form eines Kegelstumpfs. Diese Sanduhr-Silhouette entsprach dem Zeitgeist der Fünfzigerjahre und findet sich vielfach im Möbeldesign, z. B. auch bei Stehlampen. Entwerfer wie Svend Aage Holm-Sørensen oder Jo Hammerborg oder Ib Fabiansen kreierten zeitgleich ähnliche Entwürfe aus Metall und/oder Teak. Die hier gezeigte Lampe trägt auf der Unterseite den Stempelaufdruck „handturned Made in Denmark“, also „von Hand gedrechselt – hergestellt in Dänemark“. Leider findet sich kein Hinweis auf den
Hersteller oder andere dänische Qualitätszeichen. Drechseln ist keine Raketentechnik, sicher waren Tausende dänische Kunsttischler in der Lage, solch einen Lampenfuß und Lampenschirm zu fertigen. Der Entwerfer und Hersteller dieses gelungenen, auf geometrische Formen reduzierten Entwurfs bleibt also selbst gewählt anonym. Die mittels Pressform hergestellte Metallmanschette ist mit Zaponlack gegen Anlaufen geschützt, der Lack wurde mit dem Pinsel aufgetragen. Also handelt es sich um eine Manufakturware, eine kleine Serie wird wohl hergestellt worden sein. Der Lampenschalter taucht hin und wieder bei Erik-HansenEntwürfen für Le Klint auf, jedoch auch bei italienischen Tischlampen. Der Schalter kann also kein Indikator für einen bestimmten Hersteller sein. Aktuell würde ich die 50er-Jahre-Tischlampe mit 300 bis 500 Euro bewerten. In einer amerikanischen Design-Auktion könnte sie auch bedeutend mehr erzielen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg
Mit Präzision Skulptur von Georg Ettl
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Aus dem Nachlass von dem Künstler Georg Ettl haben wir vor vielen Jahren eine Skulptur für unseren Garten erworben. Es war ein Echtheitszertifikat dabei. Damals wollten wir gerne eine Arbeit von einem international bekannten Künstler, der dennoch in der Region am Niederrhein seine Spuren hinterlassen hat. Die Skulptur steht in unserem Garten, der Stahl rostet mittlerweile. Das gehört wohlzum Kunstwerk dazu und ist kein Schaden. Könnten Sie für uns einen einigermaßen aktuellen Wert ermitteln? Kim St., Düsseldorf
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Georg Ettl (1940-2014) ist am Niederrhein sehr bekannt. Er stammte ursprünglich aus Bayern und ging schon früh, nämlich im Jahr 1959 in die USA. Dort absolvierte er auch eine Ausbildung als technischer Zeichner, was sich später auf die Präzision seiner künstlerischen Arbeiten auswirkte. In Detroit studierte er von 1960 bis 1968 Kunst, Literatur und Philosophie. Sein Studium schloss er an der Sorbonne in Paris ab. Ihn erreichte eine erste Berufung zum Professor und er ging in die Lehre. 1973 kehrte er nach Deutschland
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zurück und ließ sich am Niederrhein nieder. Er lebte und arbeitete mehr als dreißig Jahre in Viersen, wo er auch einige Jahre als Lehrer tätig war. Ettls Werk ist sehr vielfältig. Er schuf Editionen und Collagen, sein Hauptaugenmerk lag allerdings auf Skulpturen, Architektur und Bauplastik. Ettl arbeitete minimalistisch und benutzte als Konstante häufig einige serielle Grundmotive, zum Beispiel Pferde, Köpfe und Figuren, die er wie moderne Scherenschnitte in der Zweidimensionalen inszenierte. Seine Materialwahl konnte erlesen oder einfach sein. Marmor und Blattgold zählten dazu wie Eisen, Papier oder Siebdruck. Sein Hauptwerk ist die Kirchenraumgestaltung der Heilig-Geist-Kirche in Neuss, die ja nicht weit entfernt von Ihrem Wohnort Düsseldorf liegt. Von 1992 bis 1999 formte er die Neusser Kirche mit seinen figürlichen Bilderwelten aus. Neben den bereits erwähnten Piktogrammen reduzierter Gegenständlich- und Figürlichkeit zeugt sein Werk von der intensiven Beschäftigung mit der menschlichen Figur. Davon gibt auch Ihre Gartenskulptur Zeugnis. Sie heißt ganz einfach „Woman, Large“. Datiert ist sie nicht, bislang auch nicht in der Literatur. Ihr Entwurf und ihre Entstehung dürften wohl in die 1990er-Jahre fallen. Sie wurde in Eisen gegossen und deshalb rostet sie auch. Für eine Gartenskulptur ist das besonders schön. So steht die orange-braune Rostpatina dann ab Frühjahr doch in einem schönen farblichen Kontrast zum Grün der Pflanzen. Die Skulptur ist leicht unterlebensgroß, und durch ihre schablonenartige Dreidimensionalität wirkt sie optisch sehr leicht. Die „Woman, Large“ kam am 9. Mai 2020 in dem auf Kunst und Design spezialisierten Auktionshaus Schops Turowski zum Aufruf. Dieses Auktionshaus ist in Krefeld am Niederrhein beheimatet. Das ist ein Standort, in dem der Namen Georg Ettl bekannt ist, so wie in Düsseldorf oder Neuss. Die Skulptur war sehr moderat geschätzt mit 1.500 bis 3.000 Euro. Verkauft wurde sie mit einem Hammerpreis von 10.500 Euro. Sicher hat sich ein lokaler Sammler so sehr für sie begeistert, dass dieses gute Ergebnis erzielt werden konnte. So wie dieses Ergebnis würde ich auch die Schätzung für ihre Gartenplastik beziffern, eventuell mittlerweile sogar etwas höher. Sie kann auf jeden Fall weiter im Garten stehen, wenn dieser sicher vor Einbrechern ist. Der durch die Witterung entstandene Rost macht das Kunstwerk nur schöner. Bettina Krogemann, Kunstexpertin München
www.eppli.com
www.kunstauktionshaus-schlosser.de
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MAGAZIN
Kunst am See Antik & Kunst am See, Böblingen „Wir starten wieder durch!“ sagt Projektleiterin Birgit Strehler mit strahlendem Gesicht. Vom 16. bis zum 18. September ist die Antik & Kunst aufs Neue der Place to be für Sammler, Kunst- und Antiquitätenliebhaber, Lifestyler und für Kapitalanleger, die in Sachwerte ebenso gern wie in Schönheit investieren. Die Messe empfängt ihre Gäste mit mediterranem Flair in einem attraktiven neuen Domizil: in der Kongresshalle Böblingen, gelegen an einem stimmungsvollen See. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Ein glanzvolles, atemberaubendes Ereignis erwartet die Besucher, wenn die Antik & Kunst am See im September ihr prachtvolles Comeback feiert. Zum gepflegten Rendezvous mit Kunst und Antiquitäten gibt es mal wieder eine reich gedeckte Tafel: Uhren aus der Belle Epoque für magische Momente im heutigen Hier und Jetzt, kostbare Originalstücke von Art-déco- und Jugendstil-Juwelieren, aristokratisches Mobiliar aus Zeiten von Kaiserin Sissi, Midcentury-Silber für ein cooles 1960er-Jahre-Flashback, dazu als exquisiter Sidekick eine Prise modernes Wohndesign. Vom 16. bis zum 18. September können Kunstfreunde und Antiquitätenliebhaber auf der Antik & Kunst stilvoll durch die Jahrhunderte flanieren und in elegant-ästhetischer Atmosphäre ihre ganz persönlichen Lieblingsstücke auswählen. Neu ist ab sofort die Location der Messe. Nachdem die Halle der Messe Sindelfingen, bisher das Zuhause der Antik & Kunst, nach ihrem Verkauf nicht mehr zur Verfügung steht, fand sich schon bald ein neues, attraktives Domizil ganz in der Nähe. Die Kongresshalle im Zentrum der Nachbarstadt Böblingen, gelegen an einem schönen See, ist jetzt die neue, schicke Bühne. Birgit Strehler: „Wir freuen uns sehr darauf, unser Publikum in dieser attraktiven Umgebung willkommen zu heißen. Das Ensemble aus Kongresshalle, Wandelhalle und See in der Böblinger Innenstadt ist eine wunderbare Kulisse, vor der wir nicht nur künstlerisch, sondern auch gesellschaftlich und kulinarisch aus der Antik & Kunst am See ein tolles Erlebnis zaubern werden.“
Preziosen aus unterschiedlichen Epochen – für Sammler, Liebhaber und für das noble Domizil. Auf der Antik & Kunst am See in Foto: Messe Sindelfingen böblingen werden Stilbewusste fündig.
Als erfahrene Galeristin setzt Birgit Strehler auf Hochwertiges. Mit sicherem Kunstmarkt-Instinkt und einer kompromisslos auf Qualität bestehenden Besetzungspolitik hat sie das Messeformat zu einer festen Größe in der süddeutschen Kunst- und Antiquitätenmessen-Szene gemacht. Auch auf der kommenden Antik & Kunst am See können sich die Besucher auf eine berauschende Fülle an hochwertigen Kunstobjekten aus den verschiedenen Epochen freuen – vom Gemälde über Grafik und Skulptur bis hin zum Kupferstich. Wer in Kunst und Luxuslust investiert, will Sicherheit. Das Angebot der Antik & Kunst am See, so Birgit Strehler, ist wie gewohnt von einem renommierten unabhängigen Expertenteam juriert. Die Koryphäen bieten ihre Expertise übrigens auch vor Ort während der Messe an. Von Freitag bis Sonntag können die Messebesucher – gegen eine maßvoll kalkulierte Gebühr – sowohl eigene mitgebrachte Erb- oder Sammlerstücke als auch die ausgestellten Exponate in Hinsicht auf Echtheit, Entstehungszeit und Erhaltungszustand bewerten und schätzen lassen. TELEFON | 07031 7910 WEBSEITE | www.messe-sindelfingen.de
Für Wand und Handgelenk 36. Internationale Antik Uhren Börse in Furtwangen
Prachtvolle Kostbarkeiten in Hülle und Fülle erwarten den BesuFoto: Messe Sindelfingen cher auf der Antik & Kunst am See 2022.
Zwei Jahre ohne Antik Uhrenbörse Furtwangen – zwei ungewöhnlich ruhige Sommer für die Uhrenliebhaber, Händler und Interessierte aus ganze Europa. Umso größer ist die Vorfreude auf die 36. Antik Uhrenbörse Furtwangen vom 26. bis zum 28. August. Das Organisationsteam steckt schon mitten in den Vorbereitungen, um dieses Wochenende wieder völlig in das Zeichen der Zeitmessung zu setzen.
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Die Antik Uhrenbörse Furtwangen versammelt alljährlich Uhrenfreunde aus ganz Europa in den Räumlichkeiten der Hochschule Furtwangen University. Und das ist kein Zufall. Schließlich war Furtwangen bereits im 19. Jahrhundert das Zentrum der badischen Uhrenmanufaktur, und die heutige Hochschule eröffnete 1850 als erste Uhrmacherschule Deutschlands. Der Ingenieur Robert Gerwig – Erbauer der berühmten Schwarzwaldbahn – rief die Uhrmacherschule damals ins Leben. Bis heute pflegt die Antik Uhrenbörse Furtwangen die Tradition der Uhrenindustrie im Schwarzwald. Und auch wenn der Ursprung der Uhrmacherindustrie weit in der Vergangenheit liegt, spürt man den Charme dieser Zeit ganz deutlich am letzten Wochenende im August. Schon bevor sich die Tore für das Publikum öffnen, verwandeln sich die Räumlichkeiten der Hochschule Furtwangen in ein Paradies für Uhrenliebhaber. Wenn die Händler aus ganz Europa ihre Tische bestücken und unter ihresgleichen über ganz besonders schöne Exponate diskutieren, ist endlich wieder Zeit für die Antik Uhrenbörse Furtwangen. Immer freitags ist ein Fachbesuchertag bei dieser besonderen Messe eingeplant und am Samstag und Sonntag steht diese dem breiten Publikum zur Verfügung. Die ausgestellten Stücke lassen dabei jedes Sammlerherz höherschlagen. Das Angebot bei Pendeluhren reicht zurück bis in die An-fänge der Uhrmacherei im 17. und 18. Jahrhundert, bei Taschen- und Armbanduhren bis ins 19. Jahrhundert. Vor allem am Samstag lockt neben der Antik Uhrenbörse zusätzlich der größte Trödlermarkt Südbadens in die Schwarzwaldstadt Furtwangen. In den fast 40 Jahren ihres Bestehens hat sich die Antik Uhrenbörse Furtwangen zu einer Institution entwickelt, die bei technikinteressierten Uhrenfans nicht mehr wegzudenken ist. Das Angebot an antiken Uhren ist kaum zu überschauen und befriedigt jedes Sammlerherz. Nicht nur Uhrenliebhaber aus der Region strömen an diesen Tagen nach Furtwangen, die Kreise der Interessierten werden immer größer. Neben Stammkunden aus Deutschland und dem EU-Raum kommen auch Liebhaber antiker Uhren aus osteuropäischen Ländern. Mehrsprachige Internetseiten wecken zunehmend Händlerinteressen bis nach Fernost wie China und Japan sowie den USA.
Alex Katz, Trio, 2017, Aquatinta auf Velinpapier, 66,2 x 113 cm, signiert und nummeriert unten links; Edition 36/50, Artist Proof Bild: Kunsthandel Freller 6; Art & Antique Salzburg
Der Eintritt zur Antik Uhrenbörse berechtigt gleichzeitig zum Besuch im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen. Mit mehr als 1.000 Ausstellungsobjekten ist es das größte auf Uhren spezialisierte Museum in der Bundesrepublik. Die Gründung des Museums geht ebenfalls auf Robert Gerwig zurück. TELEFON | 07723 939108 WEBSEITE | www.antik-uhrenboerse.eu
Emilie Mediz-Pelikan, Löwenzahn im Dresdner Land, 1895, Öl auf Leinwand, 60,5 x 88 cm, rechts unten signiert: E. Pelikan; Art & Antique Salzburg Bild: Galerie Sylvia Kovacek
Kunst und Spiele Art & Antique in Salzburg
36. Antikuhrenbörse in Furtwangen
Man muss nicht gleich Frauen jagen, wie es der grausame Herzog Blaubart in Béla Bartóks grandioser Oper tut – ein garantierter Höhepunkt im Salzburger Festspielsommer. So wie auch die Art&Antique in der Residenz vom 13. bis 21. August. Dort kann man sich dann ganz unblutig Kunst,
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Antiquitäten und Design erobern, die schönsten Trophäen nach Lust und Laune und in allerbester Qualität und Auswahl: Antiken, Barockes, klassische Moderne, Zeitgenössisches, Jugendstil, Uhren, Glas, Schmuck, Österreichisches wie Internationales. Im gekühlten Zelt im Residenzhof und im prachtvollen Carabinierisaal laden wieder die besten Aussteller aus Österreich und Deutschland zur außergewöhnlichen Salzburger Sommermesse. WEBSEITE | www.artantique-residenz.at
Alte Technik für Freaks 3. Sammel- und Tauschmarkt „Alte Technik Linz” Am Samstag, dem 27. August findet der dritte Tausch- und Sammlermarkt „Alte Technik Linz” in der Freistädterstraße 163, Vierkanthof „Traunmüller” Swingolf-Anlage im österreichischen Linz statt. Gute Gelegenheit, die eigene Sammlungen auszusortieren oder auch zu vergrößern. Es kann alles mitgebracht werden, was die alte Technik bis 1920 umfasst, wie alte Funktechnik, Elektro- und Messtechnik, Motoren/Dynamos, Radios, Telefone sowie Telegrafie, ebenso historische Labor- und Messtechnik und auch schöne Schulphysik aus dem Unterricht, aber auch frühe Verbrennungsmotoren und Dampfmaschinen. Bei dem historischen technischen Blechspielzeug sind auch Schiffe, Autos, Flugzeuge, Heißluftmotoren, Dampfmaschinen und natürlich Blecheisenbahnen aller Spurweiten mit sämtlichem Zubehör wie Lampen und Gebäude vertreten. WEBSEITE | www.alte-technik-linz.at
Tausch- und Sammlermarkt „Alte Technik Linz”
Bruno Schäfer, Paviangruppe, 30 cm, Max Roesler Darmstadt 1930, Sammlung Rolf Hinderk Peters; Roeslerbörse Bad Rodach
Affen in Abstraktion 23. Roeslerbörse in Bad Rodach Ist Corona vorbei mit seinen vielfältigen Einschränkungen oder gönnt die Pandemie uns nur eine Atempause? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall kann in diesem Jahr in Bad Rodach wieder eine Roeslerbörse stattfinden. Der Veranstalter freut sich auf die Sammler aus nah und fern und alle Neugierigen und Interessierten. Die Roesler-Freunde treffen sich in diesem Jahr zu ihrer 23. Sammlerbörse. Eine besonders interessante Neuentdeckung gab es im September 2020, als im Auktionshaus Oberursel zwei Affengruppen des Bildhauers Bruno Schäfer angeboten wurden. Sie sind in der Abteilung Darmstadt der Feinsteingutfabrik Max Roesler 1930 hergestellt worden. Die Schimpansengruppe ist zwar bekannt, aber sie ist sehr selten und konnte erst dreimal nachgewiesen werden. Die andere Gruppe, zwei Paviane, war bis dato noch nicht nachgewiesen und konnte mit der Formnummer 0794 in das Figurenverzeichnis der Feinsteingutfabrik aufgenommen werden. Mit 27 und 30 Zentimeter Höhe haben sie eine imposante Größe. Beide Gruppen zeigen das innige Mutter-Kind-Verhältnis mit einer sehr schönen spielerisch-dynamischen Note. Bruno Schäfer wurde am 5. September 1883 in Leipzig geboren, zog 1888 mit den Eltern nach Frankfurt am Main. Dort verbrachte er seine Volksschulzeit an der Weissfrauenschule und besuchte in den letzten Schuljahren auch Kurse für Zeichnen und Modellieren an der Fortbildungsschule Frankfurt. Seinen künstlerischen und gestalterischen Neigungen folgend, begann Bruno Schäfer 1898 eine Lehre bei dem Bildhauer und Stukkateur Karl Baldes in Frankfurt und vervollständigte seine Ausbildung durch Abendkurse an der Kunstgewerbeschule. Schon in seiner Lehrlingszeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Von 1901 bis 1905 besuchte er die Bildhauerfachklasse an der Frankfurter Kunstgewerbe-
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schule bei Professor Hausmann. Ausgezeichnet mit dem Rompreis der Stadt Frankfurt folgten in den Jahren bis 1910 mehrere Studienaufenthalte in Italien, zum Teil auch im Auftrag von Professor Hausmann, in dessen Atelier er beschäftigt war. 1911 gründete Bruno Schäfer ein eigenes Atelier für freie und angewandte Bildhauerei, ein Schwerpunkt wurde die Tierbildhauerei, die ihn schon seit seiner Jugendzeit angezogen hatte. Schäfer besuchte fast täglich den Frankfurter Zoo, studierte das Aussehen und Verhalten der Tiere und hielt sie in unzähligen Zeichnungen und Aquarellen fest. Ihm gelang es vorzüglich, das Wesen der Tiere sowohl zeichnerisch als auch plastisch festzuhalten ohne dabei zu naturalistisch oder zu abstrahiert ein Abbild der besonderen, vielfach eben auch exotischen, Arten zu schaffen. Er war virtuos in den Techniken. Er arbeitete in Stein und Holz, Gips und Ton, Porzellan und Keramik, war ein begnadeter Elfenbeinschnitzer und experimentierte mit Bernstein und dem ganz neuen Material Plexiglas. Er schuf Plaketten mit Bären, Pinguinen und Büffeln für die Metallgießerei Lauchhammer, Porzellanfiguren für die von Schierholz‘sche Porzellanmanufaktur in Plauen, die Staatliche Majolikamanufaktur in Karlsruhe und die Feinsteingutfabrik Max Roesler in Rodach bei Coburg und Darmstadt. 1922 widmete ihm die Zeitschrift „Die Plastik” in ihrem Septemberheft einen eigenen Artikel, in dem eine größere Anzahl von Arbeiten gezeigt wurden. Bruno Schäfer war an vielen Ausstellungen im Rhein-Main-Gebiet beteiligt, er war ein erfolgreicher regionaler Künstler seiner Zeit. 1925 entwarf Schäfer plastischen Bauschmuck für den Erweiterungsbau des Frankfurter Hauptbahnhofs. Ab 1934 war er als Hilfskraft an den Technischen Lehranstalten in Offenbach tätig und übernahm 1937 die Leitung der Bildhauerklasse an der Offenbacher Kunstgewerbeschule, die er bis zu seiner Pensionierung 1949 innehatte. 1928 entschloss sich die Abteilung Darmstadt der Feinsteingutfabrik Max Roesler mit einer Kollektion künstlerischer Schöpfungen in das Figurengeschäft einzusteigen, ein Weg, den schon viele Konkurrenzunternehmen verfolgten. Es wurde Kontakt zu Künstlern aus der Region aufgenommen. Sie weckte nicht nur bei den beiden Darmstädtern Ali Bonte-Lichtenstein und Well Habicht und Heinz Wiegel aus Kassel Interesse, sondern auch Carl Cefi Fischer und Bruno Schäfer aus Frankfurt machten sich ans Werk. Schäfer lieferte bis 1930 mindestens zehn bis heute nachzuweisende Entwürfe wohl in Form von Gips- und Ton-Modellen. Den Anfang bildeten zwei sitzende Männer, die mit ausgestreckten Armen und Beinen als Bücherstützen dienen sollten und eine Tigergruppe, beide wurden 1930 in der „Schaulade” vorgestellt. Es folgten die Schimpansen-Gruppe, ein Harlekin mit Bandonio, eine Häsin und ein Hase, ein Junge mit Böckchen, ein Tafelaufsatz mit Junge und Spaniel, die Pavian-Gruppe und ein Junge mit Spaniel auf einer Plinte. Alle Figuren wurden mit „B. Schäfer” signiert, manchmal auch noch mit dem Zusatz „Frankfurt a. M.”. Bruno Schäfer starb am 1. August 1957 in Frankfurt. Die 23. Roeslerbörse findet am Samstag, dem 27. August in Bad Rodach wieder in Verbindung mit dem Altstadtflohmarkt rund um das Jagdschloss statt. Rolf Hinderk Peters TELEFON | 09564 922215 WEBSEITE | www.bad-rodach.de
www.antik-uhrenboerse.eu Anzeigenschluss für das Septemberheft:
Montag, 4. August 2022
www.antikmarkt-bamberg.de
www.caselton.de
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KUNSTMARKT
Rückblick auf das erste Halbjahr 2022 Aus westlicher Sicht erscheinen die pandemiebedingten Verzögerungen lange her zu sein, das gilt aber keineswegs für die ganze Welt. Während die USA, Frankreich und Deutschland performen, setzt Hongkong alles daran, seine Dynamik zu bewahren. Die im Vorjahr verzeichneten außergewöhnlichen Resultate haben nicht nur die enorme Resilienz des Kunstmarktes, sondern dank der Entwicklung der digitalen Verkäufe und einer beträchtlichen Anzahl an neuen Käufern auch seine Erweiterung unter Beweis gestellt. Der Wiederaufschwung des Marktes war besonders in den USA, in Hongkong und in Deutschland höchst beachtlich. Diese drei Länder haben Rekorde verzeichnet, die ihresgleichen suchen, vor allem im Segment der zeitgenössischen Kunst. So haben die Auktionshäuser das Jahr 2022 in einem vertrauensvollen, wenn nicht sogar enthusiastischen Klima begonnen, von dem Wunsch beseelt, an außergewöhnliche Umsätze bei Präsenzauktionen anzuknüpfen und möglichst prestigeträchtige Werke zu präsentieren. Eine Milliarde mehr „Made in USA“ Zwischen Januar und Mai 2022 verzeichnet der Weltmarkt der Auktionen eine Milliarde mehr im Vergleich zum selben Zeitraum 2021. Diese zusätzliche Milliarde kommt aus den USA, wo der Verkaufserlös aus Kunstwerken ein außerge-
wöhnliches Wachstum von plus 54 Prozent – von 2,2 Milliarden auf 3,4 Milliarden Dollar – registriert. Vor dem Hintergrund dieser ungeheuren Dynamik etabliert sich der amerikanische Markt als weltweit führend angesichts eines Kontinental-Chinas, das letztlich von der Gesundheitskrise und den aufeinanderfolgenden Lockdowns geschwächt ist. Die amerikanische Dominanz ist in vielerlei Hinsicht überwältigend. Die USA repräsentieren heute mehr als die Hälfte des globalen Ergebnisses (56 Prozent) und ein Viertel der weltweiten Transaktionen im Bereich der Fine Art. Der amerikanische Markt gewinnt außerdem an Dichte, mit knapp 58.000 verkauften Kunstwerken zwischen Januar und Juni. Zum Vergleich: Diese 58.000 verkauften Werke entsprechen der gemeinsamen Performance von Frankreich, Deutschland und Belgien, drei schon sehr dynamischen Ländern auf dem Kunstmarkt. Aber die Angebotsstärke des amerikanischen Markts ist einzigartig. Sie deckt alle Schaffensperioden und alle Nationalitäten von Künstlern, aber auch die breiteste Preisspanne ab, die es gibt, und betrifft Sammler mit höchst unterschiedlichen Geschmäckern und finanziellen Möglichkeiten. Vor allem zeichnet sich der New Yorker Marktplatz als erster Verkaufspol für die begehrtesten Kunstwerke der Welt aus. Heute stammen drei Viertel der mit über 15 Millionen USDollar bewerteten Werke von amerikanischen Verkäufen, die von einem der führenden Auktionshäuser organisiert werden: Christie’s, Sotheby’s oder Phillips. Unter den aufsehenerregendsten New Yorker Verkäufen könnte man zum Beispiel den Schmerzensmann von Sandro Botticelli, verkauft um 45,4 Millionen Dollar von Sotheby’s zu Jahresbeginn, oder den außergewöhnlichen Rekord von 195 Millionen Dollar für Andy Warhol nennen, dessen herausragendes Porträt von Marilyn Monroe („Shot Sage Blue Marilyn“, 1964) Christie’s im Mai versteigert hat. Im oberen Marktsegment ist New York kaum zu schlagen. Von hier kommen neun der zehn teuersten Werke der Auktionsgeschichte, allesamt um mehr als 100 Millionen Dollar versteigert – darunter Namen wie Leonardo da Vinci, Andy Warhol, Amedeo Modigliani, Pablo Picasso, Francis Bacon, Alberto Giacometti und Edvard Munch. Ein einziges Werk bildet die Ausnahme. Eine bedeutende Zeichnung des chinesischen Künstlers Qi Baishi wurde 2017 in Peking um 141 Millionen Dollar verkauft. Trotzdem werden außergewöhnliche Werke an anderen Orten mit sehr guten Resultaten versteigert. Seit Jahresbeginn hat ein Gemälde von René Magritte („L’Empire des Lumières“; Das Reich der Lichter) 79 Millionen Dollar in London eingebracht, ein weiteres von Jean-Baptiste Chardin („Le Panier de fraises des bois“; Der Korb mit Walderdbeeren) 26,8 Millionen Dollar in Paris und ein großes Bild von Zao Wou Ki hat in Hongkong, wo einige westliche Künstler sich mittlerweile besser verkaufen als anderswo, mehr als 35,4 Millionen Dollar eingebracht. Hongkong, Machtdemonstration in einem angespannten Kontext
Louise Bourgeois, Spider IV, 1996 (Sotheby's, Hongkong, April 2022, Zuschlagspreis 13.270.400 Euro) © VG-Bildkunst Bonn
Im Vorjahr hatte Hongkong in Bezug auf den Umsatz noch mehr Gewicht als London. Der durchschnittliche Preis für ein Kunstwerk war dort der weltweit höchste (rund 300.000 Dollar), während der Durchschnittspreis eines Loses in London nur 32.000 Dollar und in New York nur 41.000 Dollar
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erreichte. Aber dieser ungeheure Elan hat sich seit Beginn des Jahres 2022 in einem Kontext strikter Einschränkungen und Lockdowns deutlich verlangsamt. So sinkt der Verkaufserlös aus Kunstwerken in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zur Performance 2021 um 25 Prozent. Trotz eines schwierigen Kontexts stellt der drittgrößte Marktplatz der Welt aber immer noch seine Macht unter Beweis. Obwohl sich der Markt verlangsamt hat und die Zahl der Transaktionen deutlich abnimmt (minus 17 Prozent), bekräftigt die Höhe der Zuschläge den Schwung des Hongkonger Marktes. So zeigen sich die Bieter sehr nachfragestark (mit einem außergewöhnlich niedrigen Anteil an unverkauften Werken) und sehr wettbewerbsorientiert (die Schätzwerte werden sehr oft deutlich übertroffen), insbesondere in Bezug auf die großen westlichen Künstler. Ende April verzeichnete Sotheby’s den schönsten Verkauf aller Zeiten in Asien für eine Skulptur, als eine „Spider“ der französisch-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois um 16,5 Millionen Dollar versteigert wurde. Der Wert dieser riesigen Spinne steigt übrigens um zwei Millionen Dollar im Vergleich zu 2017, als Sotheby’s sie bei einer New Yorker Auktion präsentiert, was tendenziell beweist, dass Hongkong in der Lage ist, bei den hochrangigen westlichen Künstlern mit New York zu konkurrieren. Und Beispiele dieser Art gibt es seit einigen Monaten zuhauf.
Die um mehr als 16 Millionen Dollar versteigerte „Spider“ von Louise Bourgeois war Ende April Teil der Hongkonger Verkäufe, wo Sotheby’s eine herausragende Performance erzielte. Fast alle angebotenen Werke haben den Besitzer gewechselt (fast 95 Prozent bei der modernen Kunst und 98 Prozent bei der zeitgenössischen Kunst). Außerdem waren laut Sotheby’s mehr als drei Viertel der Bieter gänzlich neu und 25 Prozent der Käufer zeitgenössischer Kunst jünger als 40 Jahre. Der Hongkonger Markt zeitgenössischer Kunst zeigt eine erstaunliche Lebhaftigkeit: Sotheby’s ist es gelungen, 98 Prozent seiner neuesten Werke zu verkaufen. Davon haben 61 Prozent ihre hohen Schätzwerte übertroffen, da die Konkurrenz bei der neuen Generation von Künstlern besonders erbittert war. Ein Stillleben der kanadischen Künstlerin Anna Weyant (Jahrgang 1995) wurde um mehr als das Zehnfache seines hohen Schätzwertes von 514.000 Dollar verkauft; das Werk „Tipsy“ der Amerikanerin Shara Hughes (Jahrgang 1981) hat Angebote von Sammlern aus der ganzen Welt bekommen (Hongkong, New York und London), bevor es online um 1,3 Millionen Dollar verkauft wurde; und „Rooftop Singer“ ihres Landsmannes Salman Toor (Jahrgang 1983) hat seinen Schätzwert mehr als verdoppelt und 610 000 Dollar erreicht.
René Magritte, L’empire des lumières, 1961 (Sotheby's, London, März 2022, Zuschlagspreis 61.972.885 Euro)
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Christie’s hat ebenfalls Ergebnisse mit internationaler Resonanz von Hongkong aus verzeichnet, insbesondere mit dem Verkauf eines herausragenden Werks von Adrian Ghenie zum Rekordpreis von 10,3 Millionen Dollar („Pie Fight Interior 12“, 2014). Dieser spektakuläre Verkauf erfolgte während der Ausstellung „Flesh and Soul: Bacon/Ghenie“, die ebenfalls von Christie’s organisiert wurde. Das Auktionshaus hat nicht mit Lob für dieses Genie der Malerei gespart und ihn nicht nur mit Francis Bacon, sondern gar mit der „produktiven Historienmalerei von Rembrandt, den dramatischen Bildern der Renaissance von Tintoretto“ verglichen. Nach dem neuen Weltrekord von Adrian Ghenie zeigte sich Christie’s zufrieden, diese monumentale Malerei in Hongkong anzubieten und diese Stadt weiterhin als eine der wichtigsten Verkaufsstätten für zeitgenössische Meisterwerke zu etablieren. Auktionshäuser – prestigeträchtige Sammlungen für die einen, dreistelliges Wachstum für die anderen Während die von Sotheby’s und Christie’s lautstark verkündeten Verkaufsrekorde eine gewisse Faszination ausüben können, dienen sie vor allem als starke Argumente, um die prestigeträchtigsten Kunden von ihrer Fähigkeit zu überzeugen, die Gebote für echte Meisterwerke in die Höhe zu treiben. Zwischen den beiden Aktionshäusern tobt ein ständiger Kampf darum, wer jedes Jahr die renommiertesten Privatsammlungen für Auktionen an Land ziehen kann. Anfang März ist es Sotheby’s gelungen, in London fünf herausra-
gende Gemälde von Monet aus ein- und derselben Privatsammlung, aber auch drei Werke von Banksy, die Robbie Williams gehört hatten, anzubieten. Vor allem hat Sotheby’s die Sammlung Macklowe, die zwischen der Auktion im November 2021 und jener im Mai dieses Jahres 922,2 Millionen Dollar eingebracht hat, in zwei Schritten versteigert. Das Ergebnis der Sammlung Macklowe ist noch beeindruckender als dasjenige der Sammlung Rockefeller (835 Millionen Dollar 2018 bei Christie’s, Schätzwert 500 Millionen Dollar), bisher die teuerste Sammlung der Auktionsgeschichte. Christie’s wiederum wurde mit der Versteigerung der Sammlung von Jackie Matisse-Monnier (1931-2021), Enkelin von Matisse, Schwiegertochter von Marcel Duchamp und Patentochter des surrealistischen spanischen Malers Joan Miró betraut. Eine Sammlung voller Kunstgeschichte und Künstlerfreundschaft, deren Ergebnis den ursprünglichen Schätzwert im April in Paris verdreifacht hat. Aber es kommt noch besser: Das Auktionshaus von François Pinault hat die Sammlung von Anne H. Bass, Ex-Frau des Öl-Milliardärs Sid Bas, für insgesamt rund 363 Millionen Dollar versteigert. Ein außergewöhnliches Resultat, deutlich über dem Erlös aus dem Verkauf von Kunstwerken, den Frankreich in vier Monaten erzielt hat – Frankreich verzeichnet ein Ergebnis von 339 Millionen Dollar zwischen Januar und Mai. Als wichtigste treibende Kräfte für den Verkauf der größten Meisterwerke der Welt und der besten Verkaufssammlungen zeigen Christie’s und Sotheby’s eine Performance deutlich über den anderen westlichen Auktionshäusern. Beide
Salman Toor, The Rooftop Singer, 2017 (Sotheby's, Hongkong, April 2022, Zuschlagspreis 458.432 Euro)
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KUNSTMARKT
verzeichnen mehr als zwei Milliarden Dollar an Verkäufen von Kunstwerken in vier Monaten (2,4 Milliarden Dollar für Christie’s und 2 Mrd. Dollar für Sotheby’s zwischen Januar und Mai) und sorgen gemeinsam für 73 Prozent des weltweiten Ergebnisses. Hinter ihnen haben die chinesischen Gesellschaften China Guardian und Poly Guardian noch nicht ihren gewohnten Platz wiedergefunden, da ihre Aktivität von den strengen Beschränkungen Anfang des Jahres sehr stark eingeschränkt wurde. So erscheint Phillips auf der dritten Stufe
des weltweiten Podests, mit 357 Millionen Dollar verkauften Werken zwischen Januar und Mai. Phillips hat die Leistungen seit mehreren Monaten vervielfacht und verzeichnete im Vorjahr das beste Jahr seit seiner Gründung im Jahre 1796, private und öffentliche Verkäufe zusammengenommen. Seine öffentlichen Verkäufe von Kunstwerken machten 530 Millionen Dollar aus, und 706 Millionen Dollar, wenn man die Ergebnisse der gemeinsam mit der Gesellschaft Poly International, seinem offiziellen Partner für China, organisierten Verkäufe hinzufügt. Auf seinem
Shara Hughes, Tipsy, 2016 (Sotheby's, Hongkong, April 2022, Zuschlagspreis 965.120 Euro)
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