Sammler Journal 10/2020

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OKTOBER 2020

Oktober 2020 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/Ne/Lux € 9,00

SAMMLER JOURNAL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

FOTOKUNST KUNSTMARKT AUSSTELLUNGEN

SOVIET DESIGN Design trifft Kommunismus WILHELM KRIEGER

GEMI

Neue Einblicke in den Kunstmarkt um 1920


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SAMMLER-SERVICE

Gelungene Ausführung

Erste Weltkrieg brachte nicht nur viel Leid, sondern auch einen gesellschaftlichen Umbruch mit sich. Ist vielleicht eine junge emanzipierte Frau dargestellt, die Adel und alte Konventionen hinter sich lässt? Als gelungene Keramik eines unbekannten Herstellers der Zeit um 1920 bewerte ich die Figur mit 100 bis 150 Euro.

Porzellanfigur

Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

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Die Figur ist schon lange in meinem Besitz. Sie ist 28 cm hoch und hat leider keine Marke. Unten am Sockel ist ein kleiner Sprung. Es wäre schön, eine Bewertung zu erhalten. Uwe Rauser, Norden

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Die dekorative Keramik Figur in Ihrem Besitz soll wohl eine Adlige des späten Mittelalters darstellen. Die spitze Haube, allgemein als „Hennin“ bezeichnet, wird als typisches Kennzeichen dieser Epoche verstanden. Im Gegensatz dazu wirkt der plissierte Rock und der Schnitt des Kleides eher modern. Leider ist der Hersteller der Figur nicht zu ermitteln, die üblichen Verdächtigen sind wohl in Tschechien zu finden. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um eine Arbeit von Royal Dux handelt, möglicherweise ein nicht in Serie gegangenes Modell. Das Craquelé, der etwas graue Scherben und die fehlende farbige Fassung könnten auf die Transitionsphase kurz nach dem Ersten Weltkrieg hindeuten. Zu den vagen Spekulationen zur Herkunft könnte man noch eine gewagte Interpretation anschließen. Der

Dramatische Szene Seestück in Öl

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Das Ölgemälde einer Schiffsankunft bei stürmischer See ist seit vielen Jahren durch Erbschaft in unserem Besitz. Die Maße des Bildes sind 21 x 16 cm, mit Rahmen 50,5 x 46 cm, es ist auf Holzplatte gemalt. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir hinsichtlich des Malers Auskunft geben könnten und somit auch die Entstehungszeit des Bildes und den eventuellen Wert. Hella Sura, Baden-Baden

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Das hier zu besprechende Gemälde ist in Öl auf Platte gefertigt. Es zeigt einen von Sturm und hohem Wellengang umtosten hölzernen Pier, auf dessen Mitte ein Mann steht und ein Tau in den Händen hält. Der Sinn und Zweck dieser sportlichen Übung ist im Hintergrund in Form zweier sich nähernden Schiffe zu erahnen. Diese Schiffe werden im nächsten Moment an dem Pier anlegen, und es ist die Aufgabe des Mannes, diesen das Tau zuzuwerfen, damit die Schiffe trotz der Naturgewalten anlegen können. Diese dramatische Szene ist in der linken unteren Ecke etwas deutungsoffen signiert. Die Komposition dieses Bildes und der sehr dicke Auftrag der Ölfarbe, der diese im Trocknungsprozess flächig aufreißen ließ, lässt einen laienhaften Maler vermuten. Dieses Gemälde ist wohl im frühen 20. Jahrhundert entstanden uns sollte mit 60 bis 120 Euro angesetzt Georg Ottomeyer, Experte Berlin werden.


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Waldsee Gemälde von Alois Nitze

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Wir sind langjährige Leser dieser Zeitschrift und hätten gern Auskunft zu einem in unserem Besitz befindlichen Wolfgang Finke, Greifswald Gemälde.

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Das im Folgenden besprochene Gemälde ist in Öl auf Leinwand gefertigt und hat die Maße 54 x 70 cm. Zu sehen ist eine Seenlandschaft, wie sie so typisch für die Berliner Seen und Brandenburg ist. Umgeben von einem Kiefernwald und wenigen freistehenden Birken sehen wir die sandige Uferzone eines Waldsees. Das Gemälde ist in der rechten unteren Ecke mit der Signatur „A. Nitze" und der Verortung „Brandenburg" versehen. Dies ist ein Werk des Malers Alois Nitze (1873-1934), der vor allem Ansichten der Stadt Berlin und der Umgebung als Motive für seine Kunst aussuchte. Dieses Gemälde hat eine mittlere Qualität. Werke dieses Künstlers tauchen von Zeit zu Zeit auf dem Auktionsmarkt auf. In einer Auktion sollte dieses Werk mit 100 bis 150 Euro angesetzt werden. Georg Ottomeyer, Experte Berlin

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MAGAZIN

Akzente setzen Highlights München Nach Monaten der weltweiten Messe-Absagen wird die Highlights als eine der ersten Messen in Deutschland ihre Tore öffnen und endlich wieder Gelegenheit zu großartigen Begegnungen zwischen Sammlern, Kunstliebhabern und einer Vielzahl renommierter Händler bieten. Die 11. Ausga-

Gotik und der Renaissance fokussierte Kunsthandel Bühler und der Schweizer Antiken-Spezialist JeanDavid Cahn gehören zu den führenden Kunsthändlern ihres Gebietes. Die Ausstellerliste verspricht eine Reise durch mehrere Jahrtausende Kunstgeschichte. Während Cahn die Kunst des alten Roms präsentiert, wird die Galerie Commeter aus Hamburg, die 2021 ihr 200-jähriges Bestehen feiert, künstlerische Posi- Thomas Müller, Deutschland tionen des 21. Jahrhun- 1959, bei der Highlights in derts vorstellen. Der Dialog München zwischen Moderne und Ge- © Patrick Heide Contemporary Art genwartskunst reizt die Kölner Galerie Boisserée. Der bald 200 Jahre existierende Kunsthandel nimmt zum ersten Mal an der Highlights teil. Die Künstler der École de Paris mit ihrem Hauptvertreter Serge Poliakoff bestimmen das Profil der Galerie Française aus München. Großes Sammler-Interesse herrscht derzeit für die Kunst der Zwischenkriegszeit. TELEFON | 089 23241350 WEBSEITE | www.munichhighlights.com

Max Liebermann, Frau mit Kind, Studie zum Gemälde Münchner Biergarten, 1883/84, bei der Highlights in München © Dr. Michael Nöth Kunsthandel und Galerie

be der Highlights Internationale Kunstmesse München findet vom 22. bis 25. Oktober 2020 in der Residenz München statt. Die außergewöhnlichen Umstände der Pandemie haben der Messe besondere Konzepte abverlangt. In diesem Jahr präsentieren sich die Aussteller nicht im Kaiserhof, sondern in den historischen Räumlichkeiten des BronzeMuseums der Residenz. Es werden ausgewählte, erstklassige Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart gezeigt. „Es ist uns ganz wichtig, an einer aufregenden Mischung aus alter und moderner Kunst festzuhalten“, betont Christian Eduard Franke-Landwers, Co-Geschäftsführer und seit 30 Jahren Spezialist für Möbel und ausgewähltes Kunsthandwerk des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Mit Röbbig München und Langeloh porcelain aus Weinheim stellen zwei der weltweit führenden Kunsthändler für frühe europäische Porzellane aus. Der Kunsthandel Peter Mühlbauer aus Pocking, eine Instanz in Sachen Kunst und Möbel von der Renaissance bis zum Klassizismus, die international agierende Kunstkammer Georg Laue, der auf Skulpturen der

Emil Nolde, Maske und Blumen, 1919; Thole Rotermund Kunsthandel bei der Highlights in München


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MAGAZIN

Kunstgenuss Fair for Art Vienna, die Wikam Herbstmesse in Wien „Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen“. Noch nie zuvor war dieses Zitat von Picasso zutreffender als heute, in einem von Covid-19 bestimmten Alltag. Auf einmal war und ist noch immer vieles anders – auch im Kunstbereich.

KEF! (geb. 1989), Cosmic Flavour, Acrylfarbe auf Leinwand, 2020, 100 x 80 cm; Fair for Art Vienna Foto © Neue Kunst Gallery

Auf der Fair for Art Vienna, die vom 3. bis 11. Oktober in der Aula der Wissenschaften stattfindet, präsentieren renommierte Vertreter des österreichischen Kunsthandels, zukunftsweisende Galerien und internationale Fachexperten aus Deutschland und Österreich hier die Highlights ihres Kunstjahres, die sie speziell für diese Messe angesammelt haben und hier erstmals zeigen werden. Auf 3.000 Quadratmetern schaffen an die 40 Fachexperten und Fachexpertinnen ein umfassendes Kunsterlebnis mit zeitgenössischer Kunst und Meisterstücken aus dem klassischen Kunstbereich. Auch bietet diese Messe mit ihren neun Öffnungstagen die Möglichkeit, sich für die Kunst wirklich Zeit nehmen zu können. Bei Fine Art & Antiques werden ausgewählte Masterpieces – Exponate höchster Handwerkskunst von der Antike über

Gotik und Barock bis hin zum Art-déco – sowie Gemälde von Hieronymus Francken II., Rudolf von Alt, Albert Birkle, Tina Blau, Ernst Ludwig Kirchner, Gustav Klimt, Albin EggerLienz, Carl Moll, Egon Schiele, Alfons Walde, Olga WisingerFlorian präsentiert. Museale Exponate aus der Zeit von 6.000 vor bis ins 6. Jahrhundert nach Christus bietet Christoph Bacher Archäologie Ancient Art, Österreichs führende Galerie für Kunst der Antike. Den Sammler erwartet hier ein monumentaler, überlebensgroßer Marmorkopf des synkretistischen Gottes Zeus Serapis aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, der als integrativer ägyptisch-hellenistischer Reichsgott seit Ptolemaios I. etabliert wurde. Ein weiteres Sammlerstück ist bei Kunsthandel & Antiquitäten Sonja Reisch zu finden, ein Moskauer Kowsch aus Silber, vergoldet und verziert mit Karneol und Turmalin. Ein besonderes Sammlerstück ist eine seltene Bronzeplastik „Cônes et sphères“ von Joseph Csáky (Entwurf 1919) am Stand von Galerie Szaal. Dieser ungarisch-französische Bildhauer interpretierte mit seinen Skulpturen kubistische Gemälde von Pablo Picasso und Georges Braque und gilt somit als einer der Pioniere der modernen Bildhauerei. Sehenswert ist die Sonderausstellung „Meisterwerke der Uhrmacherkunst“ bei Lilly’s Art mit einer handverlesenen Auswahl musealer, seltener horologischer Sammlerstücke des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, der Blütezeit österreichischer Uhrmacherkunst. Die Neue Kunst Gallery beschäftigt sich mit der Street Art und Urban Art. Van Ray gehört zu den jüngsten Urban Art Künstlern Deutschlands – und zu den erfolgreichsten. Die Werke des Künstlers KEF!, beeinflusst von Graffiti, der Street Art und dem Drang, das auszudrücken, was sich durch Worte nicht beschreiben lässt, zeichnen sich durch lineare, geometrische Muster, beruhigende Farben und sanfte Leuchtkraft aus. TELEFON | +43 (0) 6648 631130 WEBSEITE | www.fairforart-vienna.at

Joseph Csáky (1888-1971), Cônes et sphères, Kubistische Bronzeskulptur, Entwurf ca. 1919, signiert, H 90 cm; Fair for Art Vienna Foto © Galerie Szaal


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