Sammler Journal 10/2022

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KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN Oktober 2022 · B 1309 | € 9,00 Schweiz CHF 12,50 | Österreich € 9,90 | Be/Ne/Lux € 9,90 4195488709005 10 Moderne Zeiten Kunst und Industrie Böhmisches Glas Elisabethhütte, Teil II • Art-déco-Silber PREISE Wurlitzer KUNSTMARKT René Magritte AUKTIONEN Vorberichte

Sammelnswerte Industrie-Ästhetik

Schaltpult der Firma Werner Degener Hannover

?In unserem Fundus gibt es ein Schaltpult, das wohl einer Fahrschule gehörte. Es stammt von der Fa. Werner Degener, Hannover, hat die Maße ca. 37 x 15 cm und keinen elektrischen Zugang, was eigenartig ist. Kann man zu der Firma noch etwas ermitteln. Wie ist so ein Gerät einzuschätzen? Wie hat es funktioniert?

G. Rasch, München

!Hierbei handelt es sich offenbar um ein Schaltpult für eine größere Schautafel auf der Verkehrssituationen simuliert werden konnten. Gefertigt wurde das Schaltpult aus Stahlblech mit Hammerschlaglack, diversen Druck-, Kipp- und Drehschaltern sowie einem Wecker. Auffällig sind die beiden leicht abgerundeten hölzernen Leisten rechts und links. Diese dienten wohl dem Zweck, die Schalter vor Beschädigung zu schützen. Daraus könnte man schließen, dass das Schaltpult für einen mobilen Einsatz

gedacht war. Unten ist auf einer Plakette der Name des Herstellers angegeben. Die Firma Werner Degener aus Hannover, Fachverlag für Fahrschulen, gegründet 1935, ansässig in der Hindenburgstraße 33 von 1939 bis 1960. Da auf der Adress-Plakette die Postleitzahl fehlt, könnte man dieses Schaltpult wohl in die Zeit vor 1941 datieren. Die Funktion für die Zeigerampel oder Heuer-Ampel (eingeführt an großen Straßenkreuzungen ab 1932, noch bis 1972 gültiges Verkehrszeichen), lässt ebenfalls diesen Zeitraum plausibel erscheinen. Allerdings weist die Firma Degener auf der eigenen Internetseite darauf hin, dass man nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erst Ende der 50er-Jahre mit der Fertigung von detailgetreuen Modellen zum Zwecke der Schulung am Objekt begonnen hat. Da sich kein Stromzugang findet, könnte es sich um eine Designstudie der Firma handeln, die so nicht in Serie gegangen ist. Möglicherweise verblieb der Entwurf beim Entwerfer und entging so den Bomben im Oktober 1943. Eine Anfrage bei der Firma Degener blieb leider ohne Ergebnis, irgendwelche Unterlagen scheint es dazu nicht zu geben. Die Bewertung ist schwierig. Dekorative Degener-Demonstrationsmodelle können mehrere tausend Euro erzielen, ein Schaltpult von 1959 (?) wirkt dagegen etwas schlicht. Es gibt einen kleinen Kreis von Sammlern, die sich an Industrie-Ästhetik erfreuen können. Ein Mensch, der tagtäglich mit Schaltkästen zu tun hat und gerne Knöpfe drückt, mag daran Gefallen finden. Einen Schätzpreis von unter 500 Euro halte ich für angemessen.

Noah und die Taube

?Nachdem

Lars Reichmann, o. O.

Sie mir vor längerer Zeit schon einmal behilflich waren, hoffe ich auf erneute Hilfe. Anbei ein Foto eines signierten Drucks. Eventuell ist dieser oder die Signatur einem Ihrer Experten bekannt.

!Der Holz- oder Linolschnitt zeigt das bekannte Motiv „Noah und die Taube“. Signiert ist die Grafik vermutlich „W. Graumann“. Andere Lesungen sind möglich, führen jedoch auch zu keinem Ergebnis. Das Blatt erinnert an die thematisch gleiche Grafik von Gerhard Marcks aus dem Jahre 1948. Möglicherweise war dem Grafiker, der Grafikerin dieses Vorbild bekannt. Das Bild der „guten Botschaft“ hat nach den Zerstörungen des Weltkriegs vermutlich viele angesprochen. In der Nachkriegszeit, kurz vor der Einführung der Deutschen Mark, gab es einen Überhang an Reichsmark, jedoch keine Ware zu kaufen. Viele Künstler

SAMMLER-SERVICE4 Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg

konnten in dieser kurzen Zeitspanne ihre Werke leicht an den Mann oder die Frau bringen. Mit der Einführung der D-Mark brach dieser Markt zusammen und die Markwirtschaft bot neue Möglichkeiten. Denkbar wäre, dass der Künstler, der diesen Holzschnitt schuf, sich bald der Werbegrafik zuwandte oder einen Brotberuf ergriff. Sie sollten den Rahmen einmal öffnen und das auf der Innenseite des Glases durch Sonneneinwirkung niedergeschlagene Öl der Druckfarbe entfernen. Dann zeigt sich wieder die Schönheit der Grafik in klarem Schwarzweiß-Kontrast. Als gekonnte Grafik eines ausgebildeten, jedoch unbekannten Grafikers, bewerte ich den Linolschnitt mit 80 bis 120 Euro.

Zeitgenossen bei den Eidgenossen

Pünktlich zum Herbstbeginn wird in Zürich der Art Salon Zürich lanciert, Zürichs neue Kunstmesse. Die Messe will sein Publikum mit spannender und sammelwürdiger Kunst und Objekten im Bereich der modernen und zeitgenössischen Kunst begeistern.

Der Art Salon Zürich begrüßt vom 28. September bis 2. Oktober 28 mehrheitlich Schweizer, aber auch internationale Galerien auf dem Areal der Werkstadt Zürich, Halle D Süd, in Zürich Altstetten.

Mit dem Ziel, den Schweizer Kunstmarkt zu stärken und ein nationales und internationales kunstinteressiertes Publikum anzusprechen, bietet die Messe eine innovative Plattform für Galerien und Kunstschaffende. Der Art Salon Zürich steht für einen offenen, potenten und neugierigen Kunststandort Zürich und der Schweiz. Die Messe hat es sich zum Ziel gesetzt, regional verankert und international vernetzt zu sein.

TELEFON | +41 764239191

WEBSEITE | www.artsalonzurich.com

Napoleone Martinuzzi, Vase „Anfora Velata“, Entwurf um 1930, Überfangglas, H 30 cm, Ausführung: Venini & C., Murano, Kugelkorpus mit zwei Henkeln. Überfangglas mit eingewalzten „Schleiern" aus Goldkröseln. Im Fuß in Nadelätzung signiert: venini; BRIGANTINE 1900 bei der Highlights in München

Spannungsreicher

Dialog

Highlights München in der Residenz

Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 hat sich die Highlights Internationale Kunstmesse München zu einer der führenden Kunstmessen im deutschsprachigen Raum entwickelt. Das Angebot umfasst qualitativ herausragende Werke der wichtigsten Sammelgebiete von der Antike bis zur Gegenwart, die von renommierten Kunsthändlern zu einer Leistungsschau der besonderen Art zusammengestellt werden. Für das einzigartige Besuchererlebnis auf der Highlights sorgt nicht nur das historische Ambiente der Residenz München, sondern auch die klassisch-elegante Messearchitektur von Tom Postma. Sie lädt zu einem salonartigen Rundgang quer durch die Jahrhunderte ein, bei dem erlesene Antiquitäten auf modernes Design, raffinierte Kunstund Wunderkammerobjekte auf hochkarätige Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen sowie extravaganter Schmuck auf zeitgenössische Fotografie treffen. Hieraus entsteht ein spannungsreicher Dialog. Neu und frisch bietet die Messe in diesem Jahr der jungen Fotoszene eine Plattform. In Gedenken an den 2019 verstorbenen Verleger Hendrik te Neues verleiht der Freundeskreis „Hendrik te Neues“ am 22. Oktober zum ersten Mal den mit 30.000 Euro dotierten „Hendrik te Neues Photography Award –NextGen 2022“. (20. bis 23. Oktober)

TELEFON | 089 23241350 WEBSEITE | https://munichhighlights.com

Arnold Odermatt, Hergiswil, 1982, 1982, C-print, aufgezogen, 50 x 50 cm. Die Serie mit den geschmolzenen Rücklichtern entstand 1982 und umfasst 10 Werke; bei der Highlights in München
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bis 23. Oktober stellen 40 Händler auf 2.000 Quadratmetern im Haus der Kunst, Westflügel, aus. Sie zeigen ein breites Spektrum von Kunst und Antiquitäten: von der Ikone über die Buddhafigur bis hin zur religiösen Volkskunst, von barocken Hofmöbeln des 17. und 18. Jahrhunderts über Möbel des Historismus, Art déco, Bauhaus bis hin zum Fornasetti-Sekretär der 1980er-Jahre, von der Christus-Prozessionsfigur über barocke Leuchterengel bis zur klassizistischen Kopie der Venus von Milo, von der lasziven Venus eines Giovanni Battista Pittoni über das romantische Landschaftsgemälde bis zum Nagelbild von Günther Uecker, von der englischen Standuhr über die viktorianische Lampe bis hin zum Pinzgauer Bauernschrank mit Uhr und natürlich jede Menge Schmuck. Auch die 101. Kunst & Antiquitäten München ist eine echte Messe für Entdecker. Sie öffnet an zwei Tagen auch abends ihre Pforten: Am Eröffnungstag, Samstag, 15. Oktober, im Rahmen der „Langen Nacht der Museen" bis 24 Uhr, am Mittwoch, 19. Oktober, bis 21 Uhr – dann nämlich bitten die Aussteller zur „Diversity Night", eine Kooperation mit der Kunsthalle München.

TELEFON | 0170 8054040

WEBSEITE | www.kunst-antiquitaeten.de

Buddha und Barockes

101. Kunst & Antiquitäten München, im Haus der Kunst

Die Kunst & Antiquitäten München ist eine von Kunsthändlern selbst organisierte Messe für Kunstfreunde, die auf der Suche nach Sammlerstücken aller Preissegmente sind, von Accessoires über Kunsthandwerk, Einrichtung, Dekoration, Schmuck und Skulpturen bis hin zu Gemälden aller Epochen und antiken Unikaten in musealer Qualität. Das in dem Verein „Münchner Antiquitätenmarkt e.V.“ organisierte Modell der Selbstverwaltung sichert die nachhaltige Qualität und verschafft Deutschlands ältester regionale Kunstmesse weit über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit. Der hohe Qualitätsanspruch der Händler wird durch eine unabhängige Jury aus namhaften Experten überwacht. Die jungen Vorstände Martin Puch und Miroslav Kutnjak, Münchner Kunsthändler in zweiter Generation, übernahmen 2020 den Vorsitz des Vereins und organisieren die Messe zusammen mit der Firma SGE, Eventmanagement München. Vom 15.

Tafelaufsatz in Schiffsform, Hanau, um 1890, 800er-Silber, teilvergoldet Hohe 40 cm; bei Dr. Stefan Birbaumer, Dr. Birbaumer & Eberhardt OHG, Timmendorfer Strand auf der Kunst & Antiquitäten München

Maria Sibylla Merian (Frankfurt/Main 1647 - 1717 Amsterdam), Original-Kupferstiche aus „Insekten Surinams“, altkoloriert von Maria Sibylla Merian, Amsterdam 1705, Weißer Wein 38 x 28 cm; Kunstkabinett Strehler, Inh. Brigitte Strehler, Sindelfingen auf der Kunst & Antiquitäten München

Gustav Schönleber (Bietigheim 1851 - 1917 Karlsruhe), Venedig –S. Maria della Salute, 1886, Öl auf Leinwand, 117 x 163 cm, signiert und datiert unten rechts, Wvz. Miller-Gruber Nr. 331; bei Dr. Andreas Bühler, Kunsthaus Bühler GmbH & Co. KG, Stuttgart auf der Kunst & Antiquitäten München
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8. bis 16. OKTOBER 2022 8. bis 15. Oktober 11 bis 19 Uhr, 16. Oktober 11 bis 18 Uhr AULA DER WISSENSCHAFTEN Wollzeile 27A, 1010 Wien DIE HERBSTMESSE DIE KUNSTSTADT WIEN ERWARTET SIE! www.fairforart-vienna.at

Entdecken, Fördern, Motivieren

ARTMUC im MTC

Passend vor ihrem 10-jährigen Jubiläum zieht die ARTMUC in die weitläufigen Räume der MTC Locations im Münchner Norden, Ingolstädter Str. 45, und präsentiert dort vom 7. bis 9. Oktober mehr als 140 Ausstellerinnen und Aussteller unter dem Motto „Kunst entdecken –Kunst kaufen”. Die ARTMUC positioniert sich eindeutig als Entdeckermesse und Verkaufsplattform für zeitgenössische Kunst, die man sich auch leisten kann. „Der Kunstmarkt hat sich trotz Pandemie und der aktuell wirtschaftlich unsicheren Zeit durchweg gut in diesem Jahr entwickelt. Wir wollen die aktuellen Entwicklungen und Strömungen aufzeigen und dem großartigen Münchner Publikum in den neuen Räumen präsentieren.“ erklärt der Veranstalter Raiko Schwalbe.

Die ARTMUC stellt dem Regionalverband der GEDOK München Freiflächen zur Verfügung. Anstatt sich in hitzig geführten Debatten um gegenderte Sprache zu verausgaben, fördert die Messe Frauen in ihrem künstlerischen Wirken effektiv und ganz konkret durch Sichtbarkeit und Öffentlichkeit.

Professionelle Künstlerinnen aus den Sparten Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Musik und Literatur sind seit 1926 im deutschsprachigen Raum in der GEDOK vernetzt.

Die traditionsreiche Solidargemeinschaft wurde als „Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Kunstvereine aller Kunstgattungen“ gegründet und hat das Ziel, die Arbeit von professionellen Künstlerinnen zu fördern. Die Benachteiligung von Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb ist hartnäckig verankert.

Der Messeauftritt der GEDOK München stellt Arbeiten der Sparte Bildende Kunst in den Mittelpunkt und kontert damit

pointiert: durch künstlerische Positionen von hoher Qualität. Die ARTMUC und ihr Direktor Raiko Schwalbe haben seit dem Start der Kunstmesse vor neun Jahren bereits viele junge Künstlerinnen und Künstler sowie Projekte im Rahmen der verschiedenen Ausgaben gefördert. Auch bei der aktuellen Herbstausgabe erhalten junge Talente die Möglichkeit, sich im Rahmen der ARTMUC Gallery zu präsentieren. So zeigen die österreichischen Künstler Vinzenz Schüller und Christoph Maderthaner ihre Kunstwerke und werden dabei von der jungen Künstlerin Nari aus Bayern unterstützt, die unter anderem in New York bereits ausgestellt hat und im Oktober ihren ersten Messeauftritt überhaupt haben wird.

Die neue Location der ARMTUC erlaubt es dem Team auch, neue Bereiche, sogenannte „Sektionen“ zu integrieren. Bei der aktuellen Ausgabe werden in der „Starters-Section“ junge aufstrebende Künstler präsentiert, die teilweise damit auch ihre ersten professionellen Präsentationen umsetzen können.

Außerdem wird bei der Herbstausgabe wieder ein Fokus auf neue Technologien und aktuelle Trends in der Kunstwelt gesetzt. Vor Ort zeigt das ARTMUC DIGITAL.LAB Künstlerinnen und Künstler, die sich mit aktuellen Trends wie Virtual Reality (VR), Künstlicher Intelligenz (KI), Digital Painting und Augmented Reality (AR) auseinandersetzen und ihre Kunst erschaffen, verändern, bewegen und vermarkten.

TELEFON | 01577 3881151

WEBSEITE | www.artmuc.info

Martina Hamrik, Refreshment turn up 2022; ARTMUC MTC Nicole-Doth, mirror-on-the-throne-part I, 2021; ARTMUC MTC
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