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NOVEMBER 2020
November 2020 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/Ne/Lux € 9,00
SAMMLER JOURNAL
KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN
FOTOKUNST KUNSTMARKT AUSSTELLUNGEN
GERHARD SCHLIEPSTEIN
GEMI
Sein Wirken als Plastiker und Bauplastiker
KÜNSTLERKERAMIK
Cindy Sherman, Tomi Ungerer, Wassily Kandinsky u.v.m.
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www.van-ham.com
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SAMMLER-SERVICE
Überzuckerte Darstellung Bronzegruppe
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Wir haben von einem Freund diese Skulptur bekommen, leider ohne Informationen darüber. „Felix Pfeifer Leipzig” seht darauf, sie ist sehr schwer. Vielleicht können Sie uns einiges dazu sagen. Wir wüssten gerne, wie alt sie ist, wie hoch die Auflage ist, welches Material es ist und den Silvia Schnelle, Mönchengladbach Wert.
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Die dekorative Bronzegruppe wurde 1939 von Felix Georg Pfeifer (9. November 1871 - 5. März 1945 Leipzig), entworfen und vermutlich von Gladenbeck in Berlin gegossen. Pfeifer wurde in seiner Zeit sehr geschätzt und machte sich als Medailleur und Bildhauer in der Region Leipzig einen Namen. Die nach heutigem Geschmack etwas überzuckerte Darstellung einer jungen Mutter mit einem Kind auf dem Arm, umzingelt von einem Ringelreihen vier weiterer Kinder, verweist natürlich auf die NS-Politik der späten 1930erJahre. Dieser Ideologie zur Folge sollten Frauen sich um
Heim und Herd und die Erziehung möglichst vieler Kinder kümmern, politische Ämter durften Frauen nicht mehr bekleiden. Etwa zeitgleich, im Jahre 1938, wurde das NSMutterkreuz erfunden, um die „Produktion” möglichst vieler „Soldaten für den Führer“ zu ehren. In diesem Zusammenhang ist diese Bronzegruppe einzuordnen. Die Bronze in Ihrem Besitz wurde vermutlich nur selten ausgeführt. Mit Kriegsbeginn wurden alle Ressourcen für den Krieg benötigt. Eine große Variante dieser Bronzegruppe steht heute in der Friedensstraße 45 in Bitterfeld auf dem Friedhof. Aktuell würde ich Ihre kleine Bronzegruppe mit 1.000 bis 2.000 Euro bewerten. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
Dekoration von Meisterhand Jagdservice
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Ich habe ein Jagdservice geerbt und würde gerne Ihre Beurteilung zum Wert der Teile erfahren. Es sind elf Teller, eine Fleischplatte, eine Saucière, eine Terrine, Hersteller: Thomas Bavaria, Signatur: A. Johnssen. Bernd Harig, Kassel
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Das dekorative Porzellangeschirr der Firma Thomas zeigt einen Umdruckdekor nach Entwürfen von Adolf Jöhnssen (1871-1950). Jöhnssen studierte an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und von 1897 bis 1899 als Meisterschüler bei
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Karl Raupp an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nach dem Studium zog er wieder nach Nürnberg, um dort bei der Kunstanstalt für grafische Reproduktionen von Ernst Nister als Zeichner zu arbeiten, ab 1907 auch auf eigene Rechnung. Dass Jöhnssen auch Entwürfe für die Porzellanindustrie geliefert hat, war bisher nicht bekannt. Bilder des Künstlers sind insbesondere in seiner norddeutschen Heimat beliebt, aktuell zu eher moderaten Preisen. Das Service mit jagdlichen Motiven kann man wohl in die Zeit um 1910 datieren. Den Wert des Services würde ich mit lediglich 150 bis 300 Euro einschätzen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
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Handwerksbetrieben und Manufakturen gefertigt werden. Übergeordnetes Ziel ist der Kultur- und Traditionserhalt des produktorientierten Handwerks. Die Sonderausstellung zeigt Prototypen von Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Es ist die erste Kollektion von Haus Brandenburg. Die Fakultät „Gestaltung” der HAWK in Hildesheim präsentiert in der Sonderausstellung Arbeiten aus den Kompetenzfeldern Advertising Design, Branding Design, Digital Environments, Farbdesign, Grafikdesign, Innenarchitektur, Lighting Design, Metallgestaltung und Produktdesign. Birgit Borstelmann aus Hamburg ist eine der über 100 Ausstellerinnen. Die Goldschmiedin baut einzigartige mechanische Objekte. Dafür nutzt sie alte Gebrauchsgegenstände und füllt sie mit individuell angefertigten Holzmechaniken. Rund 60 der über 100 Ausstellerinnen und Aussteller haben ihre Werkstätten in Berlin/Brandenburg. Fünf kommen aus Dänemark, Frankreich, Italien, Litauen und den Niederlanden. 27 davon sind zum ersten Mal auf der Zeughausmesse zu sehen. Die Berliner Volksbank stiftet seit 2004 die Preise für angewandte Kunst. Eine Fachjury aus Museumsdirektoren, Galeristen, Professoren, Journalisten und Künstlern wählt unter allen Ausstellern vier Künstlerinnen und Künstler für herausragende Leistungen aus. TELEFON | 030 42804235 WEBSEITE | www.zeughausmesse.de www.akbb.de Katharina Cruz, Event-Hut aus Parasisal; Zeughausmesse Berlin Foto: Christian Borth/Paris
Auffällig stilvoll 24. Zeughausmesse zu Gast im KühlhausBerlin Die Macher der Zeughausmesse präsentieren stilvolle Hüte, individuelle Keramik, außergewöhnlichen Schmuck, strahlende Glasobjekte, zauberhafte Taschen, auffällige Möbel und originelle Lampen. Alles Objekte der angewandten Kunst, die Künstler, Handwerker und Designer entwickeln, designen und produzieren – Design von heute, Sammlerstücke von morgen. Vom 12. bis 15. November 2020 findet die 24. Zeughausmesse im KühlhausBerlin statt, da die Heimat der Zeughausmesse, der Zeughaushof im Deutschen Historischen Museum, zurzeit eine Sanierung erfährt. Im KühlhausBerlin mit seiner klassisch-modernen Industriearchitektur zeigt sich die Messe dieses Jahr auf vier Etagen. Den aktuellen Stand der angewandten Kunst präsentieren hier rund 100 Künstlerinnen und Künstler, die die Objekte auch verkaufen. Das Haus bietet zudem Platz für zwei Sonderausstellungen: Haus Brandenburg und die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Die Initiative Haus Brandenburg ist aus einem studentischen Projekt der Fachhochschule Potsdam entstanden. Sie bringt Handwerk und Design für die Entwicklung neuer regionaler und nachhaltiger Produkte zusammen. In kooperativer Arbeit entstehen Objekte, die von Brandenburger
Eva Sorensen, Salzgefaße, Feinsilber montiert, emailliert; ZeugFoto: Eva Sorensen hausmesse Berlin
Gabi Veit, Creatura Geschopf, aus der grundlegenden geometrischen Einfachheit von Loffeln entsteht eine uberwaltige Vielfalt an Formen; Zeughausmesse Berlin Foto: Frederico Cavicchioli
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Ladies first! London Art Week – nicht nur online Die neue Webseite der London Art Week bedeutet, dass die Veranstaltungen nicht nur auf zwei im Jahr beschränkt sind. Im Oktober 2020 gibt es „Kunstgeschichte im Fokus" mit einer Reihe von Online-Veranstaltungen und Vorträgen, aber auch Ausstellungen in den Londoner Galerien (noch bis 31. Oktober). Die Themen sind unter anderem die Werke von Künstlerinnen der letzten 400 Jahre, ebenso wie Frauen in der Kunstwelt generell, Sammlerinnen und Galeriebesitzerinnen. Weiterhin wird auch die Bedeutung von Bilderrahmen und die Präsentation von Kunst besprochen. Auf der Webseite londonartweek.co.uk erscheinen Artikel, Vorträge und Gespräche mit KunstwissenschaftlerInnen, MuseumskuratorInnen und KunsthändlerInnen mit einer besonderen Expertise in diesem Bereich. Am 3. Oktober eröffnete die National Gallery in London, ein Museums Partner von London Art Week, die lang erwartete Artemesia-Gentileschi-Ausstellung, zu einer Zeit, wo der Weltkunstmarkt zumindest online recht aktiv sein wird. London Art Week möchte dazu beitragen, dass Künstlerinnen, die zu Lebenszeiten bekannt und begehrt waren, aber über die Jahre in Vergessenheit geraten sind, wieder eine größere Rolle im Kunstmarkt spielen. Artemisia Gentileschi hat vor kurzer Zeit wieder an Bedeutung gewonnen, aber es gibt noch viele vergessene, aber durchaus herausragende Künstlerinnen, die jetzt wiederentdeckt werden, darunter viele, die schon im 16. Jahrhundert ihren Lebensunterhalt mit Kunst verdienten. Unter den Künstlerinnen, die während der London Art Week im Oktober Präsenz zeigen, ist die Schweizer Künstlerin Angelika Kauffmann (1741-1807), die Gründungsmitglied der Royal Academy in London war, die aber kaum in öffentlichen Sammlungen zu finden ist. Im frühen 18. Jahrhundert galt die englische Malerin Maria Verelst (1680-1744) als eine führende Porträtkünstlerin der gehobenen Gesellschaft. Zwei ihrer Werke werden im Oktober bei London-Art-Week-Teilnehmer Philip Mould & Company zu sehen sein, darunter ein Porträt der Queen-
Belle Cramer (1883-1978), Astronautic Age, 1957, oil on masonite, Ben Elwes Fine Art; London Art Week @LAW
Maria Verelst (1680-1744), Portrait of Anne Blackett (d. 1783), Mrs John Trenchard, later Mrs Thomas Gordon, c. 1723, Philip @LAW Mould & Company; London Art Week
Anne-Vertrauten Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, die kürzlich in dem Film „The Favourite – Intrigen und Irrsinn” eine wichtige Rolle spielte. Drei Damen, die mit ihren Skulpturen beeindruckten, sind ebenfalls Teil der London Art Week. Marie-Anne Collot (1748-1821) war eine französische Künstlerin der Aufklärungszeit, die englische Bildhauerin Anne Seymour Damer (1748-1828) war eine Berühmtheit zu ihren Lebzeiten und Félicie de Faveau (1799-1886) war eine französische Bildhauerin, deren Arbeit vom Mittelalter inspiriert war und gleich in zwei London-Art-Week-Galerien zu finden ist, bei Stuart Lochhead und Didier Aaron. Zwei Malerinnen des 20. Jahrhunderts sind ebenfalls vertreten. Belle Cramer, geboren in New York (wird von Ben Elwes Fine Art angeboten) und eine der besten britische Künstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Prunella Clough (bei Osborne Samuel). Wie Kunst präsentiert wird, ist ein weiteres wichtiges Thema, mit dem sich Matthew Reeves, Direktor bei Sam Fogg, beschäftigt. Er wird mit anderen Experten über die wichtige Rolle von historischen Bilderrahmen sprechen. Häufig sind die Rahmen selbst Kunstwerke und LondonArt-Week-Teilnehmer Enrico Ceci Cornici Antiche aus Modena, Italien, ist ein Spezialist auf diesem Gebiet. Die London Art Week fand aufgrund von Covid-19 diesen Sommer auch online statt und die Webseite ermöglicht den Veranstaltern jetzt, einige der besten Stücke der letzten 5.000 Jahre, die zum Verkauf stehen, von zu Hause aus zu bewundern und Kontakt mit den Kunsthändlern aufzunehmen. Mehr als 50 Händler und Auktionshäuser aus London und Großbritannien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und den USA nehmen an der London Art Week teil. WEBSEITE | www.londonartweek.co.uk
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Mit Abstand gut Vorschau auf die Antik & Ambiente im Januar in Sindelfingen Mit ihrem gelungenen Start im letzten Jahr brachte sie viel neuen Schwung in den süddeutschen Messekalender: Die Antik & Ambiente, ein sympathisches Fresh-up der renommierten Antik & Kunst, lockte bei ihrer Premiere im Januar Tausende von Besuchern in die Messe Sindelfingen. Als Ergänzung zu Kunst, Mobiliar und Schmuck aus vergangenen Jahrhunderten präsentierte das neue Format auch modernes Design, stilvolle Wohnästhetik und faszinierende neue Kunstobjekte – ein raffinierter Mix, der beim Publikum sehr gut ankam. Im kommenden Januar wollen die Messemacher an diesen Erfolg anknüpfen: Die Vorbereitungen für die Antik & Ambiente 2021 laufen auf Hochtouren. Die renommierte Antik & Kunst in der Messe Sindelfingen, seit Jahren ein Höhepunkt der Kunst- und Antiquitätenmessen in Deutschland, war einer angenehmen Auffrischung unterzogen worden. Zeitloser Midcentury-Luxus, stilvolle Gegenwartskunst und moderne Designobjekte traten in einen inspirierten Dialog mit der gewohnt hochkarätigen Offerte an antikem Schmuck und Mobiliar, alter Kunst und erlesenen Antiquitäten – ein ästhetischer Volltreffer, der erfahrene Kunstfreunde ebenso in die Messehalle zog wie trendbewusste Lifestyler, Sammler und auch Kapitalanleger. „Man muss beherzt vorgehen und sich auch auf etwas Neues einlassen, wenn man eine Erfolgsgeschichte weiterschreiben will“, erklärt Messemanagerin Birgit Strehler. Mit sicherem Kunstmarkt-Instinkt und einer kompromisslos auf Qualität setzenden Besetzungspolitik hatte die versierte Galeristin bereits die Antik & Kunst in die Liga der Branchen-Toptermine in Deutschland befördert. Ihren Erfolg mit der neuen Antik & Ambiente kommentiert sie mit Stolz: „Wir haben Barock und Co. mutig mit Kunst und Design des 21. Jahrhunderts gemixt und damit für unser Publikum ein glamouröses Rendezvous der Epochen inszeniert!“ Die nächste Antik & Ambiente ist für den 21. bis 24. Januar 2021 geplant. Dass nach der bislang beispiellosen Absagewelle an Veran-
Feinstes Silber fur die edle Tafel: Die Antik & Ambiente prasentiert ihrem Publikum davon eine Fulle Foto: Messe Sindelfingen
Kostbare Kupferstiche und Grafiken gehoren ebenso zum reichen Angebot der Antik & Ambiente wie Schmuck, Mobiliar und modernes Design Foto: Messe Sindelfingen
staltungen mit der Antik & Ambiente endlich wieder ein Live-Kunst-Erlebnis möglich gemacht wird, hält Birgit Strehler für überaus wichtig: „Der Corona-Lockdown hat gerade den Freunden und Machern der Kunst viele Verzichtsmomente abgefordert. Die Menschen sehnen sich danach, endlich wieder direkt und in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten einen dezidierten Ort der Ästhetik zu erleben. Gleichzeitig wollen viele ihre Liebe zur Kunst mit dem Wunsch nach einer Kapitalanlage verbinden – genau diesen Investitionsluxus bieten wir an.“ Die bis zum Messetermin geltenden Abstands- und Hygieneregeln sowie weitere Vorschriften rund um Messeeintritt und Registrierung, so Strehler, werden dabei professionell in das Messekonzept mit eingearbeitet. „Die Corona-Regeln sind für uns oberstes Gebot, damit unsere Messebesucher sich beim Kunstgenuss so sicher und unbeschwert wie möglich fühlen können.“ Nicht nur beim Flanieren, auch beim Investieren ist auf der Antik & Ambiente für Sicherheit gesorgt. Das Angebot der Messe, so Birgit Strehler, ist wie gewohnt von einem renommierten unabhängigen Expertenteam juriert. Diese bieten ihre Expertise übrigens auch vor Ort während der Messe an: Von Freitag bis Sonntag können die Messebesucher – gegen einen maßvoll kalkulierten Obolus – sowohl eigene mitgebrachte Erb- oder Sammlerstücke als auch die ausgestellten Exponate in Hinsicht auf Echtheit, Entstehungszeit und Erhaltungszustand bewerten lassen. Die Besucher dürfen sich schon jetzt auf eine reich gedeckte Tafel an Kostbarkeiten, Meisterwerken und stilvoller WohnÄsthetik freuen. Schon beim angebotenen Mobiliar wird es wieder ein eindrucksvolles Schaulaufen der unterschiedlichsten Epochen der Wohnkultur zu sehen geben – vom üppig dekorierten Barockschrank über die Jugendstil-Kommode bis hin zu hochwertigem zeitgenössischem Wohndesign. Verführerische Schmuck-Preziosen werden so manchen schmuck- und designverliebten Besucher in Versuchung führen. Auch bei den Büchersammlern werden die Herzen deutlich höher schlagen. TELEFON | 07031 7910 WEBSEITE | www.antik-ambiente-messe.de