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12.11.2013

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DEZEMBER 2013

Dezember 2013· B 1309 | € 5,90 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 6,50 | Be/Ne/Lux € 6,90

SAMMLER JOURNAL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Sammlertermine

Gemälde Andreas Achenbach / Teil 2

Lackkunst Vernis Martin

Porzellan KPM

Dialog Leser & Experten

GEMI

Berichte & Preise

Ausstellungen

12

Tipps & Termine

4 195488 705908

Auktionen


50. AUKTION

Ausstellung 16. - 24. November 2013 Auktion 28. - 30. November 2013

AUKTIONSKATALOG 50 Den Auktionskatalog mit vielen zusätzlichen Abbildungen und zahlreichen Detailaufnahmen, die jeweiligen Ausrufzeiten sowie die stets aktualisierten Auktionsergebnisse finden Sie unter www.auktionshaus-zofingen.ch Die Katalog-App kann vom App Store unter http://azof.ch/iPhoneApp heruntergeladen werden.

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Telefon +41 (0)62 751 63 51 info@auktionshaus-zofingen.ch www.auktionshaus-zofingen.ch

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I N H A LT

Dezember 2013· B 1309 | € 5,90 Schweiz CHF 11,50 | Österreich € 6,50 | Be/Ne/Lux € 6,90

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Sammlertermine

Gemälde Andreas Achenbach / Teil 2

GEMÄLDE

Lackkunst

Andreas Achenbach / Teil 2

Vernis Martin

Silke Köhn

Porzellan KPM

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Dialog Leser & Experten

Berichte & Preise

Ausstellungen

12

Tipps & Termine

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Auktionen

PORZELLAN Titelfoto: Andreas Achenbach, Einlaufende Schiffe, 1890, Auktionshaus Lempertz, Köln

KPM Heidrun Th. Grigoleit

DIALOG

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MAGAZIN

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MESSETERMINE

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KUNSTMARKT

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AUKTIONSNOTIZEN

44

AUKTIONSTERMINE

54

INSERENTENVERZEICHNIS

62

LITERATURTIPP

64

AUSSTELLUNGEN

75

AUSSTELLUNGSTERMINE

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BLECHSPIELZEUG

AUKTIONSPREISE

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Köhler – Laufende Kuh

IMPRESSUM

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VORSCHAU

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L A C K K U N ST Vernis Martin Ina Knekties

Ludger Spielberg

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TERMINE & KLEINANZEIGEN IN DER BEILAGE

WEI H NACHTEN Christbaumschmuck Reinhard Wylegalla

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12.11.2013

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NEUSSER AUKTIONSHAUS

Große WeihnachtsVersteigerung Kunst/Antiquitäten/Schmuck Samstag • 07. Dez. 2013 • ab 9.00 Uhr Möbel 18.-20. Jh. / französische Spitzenweine / Porzellan europäischer Manufakturen / alte Teppiche / Designobjekte / Wand-, Stand- und Tischuhren / Gemälde und Grafiken 18. – 20. Jh. / mehrere hundert Teile Varia / Schmuck / Modelleisenbahn Märklin VORBESICHTIGUNG: Sonntag, 01. Dez. 2013 bis Donnerstag, 05. Dez. 2013, jeweils von 10.00 –18.00 Uhr Mittwoch, 04. Dez. 2013, 10.00 – 21.00 Uhr Abendbesichtigung

NEUSSER AUKTIONSHAUS Weingartstraße 37 • 41464 Neuss Tel.: 0 21 31 / 4 53 29 • Fax 0 21 31 / 4 91 11 Versteigerer: Lothar P. Giesen, öffentlich bestellt und vereidigt von der IHK Mittlerer Niederrhein: Krefeld – Mönchengladbach – Neuss

Gesamter Farbkatalog im Internet unter:

www.neusser-auktionshaus.de


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94. Auktion 8. Dez. 2013

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MAGAZI N

dern. Von klassisch und kostbar bis experimentell ausgefallen, wofür die riesigen „Klunker für Uschi“ an bunten Ketten von Leonore Jock ein Beispiel von vielen sind. „Sinnvolles Behältnis, nützliche Hülle“: das ist Motto des zweiten Wettbewerbs „Ingenious Creation“. Die Zeughausmesse möchte mit dem Wettbewerb „Ingenious Creation“ das Potenzial der angewandten Künste zur Weiterentwicklung von Design ausloten und Gestaltungskünstler in ihrer Erfindungslust beflügeln. Dieses Jahr galt es, ein Behältnis oder eine Hülle neu, ästhetisch und sinnvoll zu gestalten. Eine unabhängige Jury aus Künstlern und Designern hat sieben der gelungensten Produkte ausgewählt. Darunter die Stofftragetaschen von Alexander Penkin. Ein profaner Alltagsgegenstand wird hier kritisch hinterfragt. Durch die Transformation der Standardform entstehen neue Varianten und Funktionen. Die Tragetaschen werden zu experimentellen Objekten, die man spielerisch erforschen und benutzen kann. Zum 10. Mal verleiht die Zeughausmesse den Preis für Angewandte Kunst, der von der Berliner Volksbank gefördert wird. Von allen Teilnehmern der Messe und ausgestellten Wettbewerbsbeiträgen wählt die Jury hausragende Leistungen aus. Der erste und zweite Preis ist mit 1.500 Euro bzw. 1.000 Euro dotiert. Der dritte Preis ist ein Ankauf für die Sammlung des Deutschen Historischen Museums im Wert von 600 Euro. ÖFFNUNGSZEITEN I 05.12.: 15 bis 18 Uhr, 06.12.: 10 bis 18 Uhr, 07.12.: 10 bis 21 Uhr, 08.12.: 10 bis 18 Uhr TELEFON I 030/3949979 INTERNET I www.zeughausmesse.de 37. Weihnachts-Sammler-Börse in Zürich

Engelstöne, die verzaubern 37. Weihnachts-Sammler-Börse in Zürich Rechtzeitig zur Weihnachtszeit verzaubern die Melodien der Spieldosen und Musikautomaten des Museums in Sainte-Croix die Besucher der Weihnachts-Sammler-Börse, die dieses Jahr vom 6. bis 8. Dezember in der Messe Zürich stattfindet. Die Melodien aus einer Zeit, in welcher die Musik nicht inflationär und omnipräsent war, berühren den Besucher durch den feinen metallischen Klang der Töne, der gefiltert durch den hölzernen Resonanzkasten, Engelstönen gleichzukommen scheint. Neben Musikdosen im herkömmlichen Sinn zeigt das Museum aus Sainte-Croix auch Automaten, bei denen neben der Musik Figuren hinzukommen, die sich zur Melodie bewegen. Beliebt waren Automaten mit Singvögeln, von denen die Museumssammlung eine repräsentative Anzahl besitzt. Seit 1810 breitete sich die Industrie der Faiseurs de musiques, also der Musikmacher, im Vallée de Joux und insbesondere in Sainte-Croix aus. Ausgehend von der Uhrmacherindustrie, die kundige und innovationsorientierte Kunsthandwerker hervorgebracht hatte, begann man mit der Herstellung der Metallzylinder der Musikdosen. Die

nahen Wälder des Juras lieferten auch den Rohstoff für die hölzernen Behältnisse der Metallzylinder, so dass sich Sainte-Croix zu einem Zentrum der Musikdosen- und Musikautomatenherstellung entwickelte und es bis heute geblieben ist. Es kann als Glücksfall bezeichnet werden, dass das Waadtländer Museum einen Teil seiner Schätze an der Weihnachts-Sammler-Börse in Zürich zeigt und gleichzeitig auch einen Einblick in die zeitgenössische Produktion mit der noch heute aktiven Manufacture Reuge gewährt. Denn Liebhaber von Musikdosen und Musikautomaten, die bereit sind, sich ihre Leidenschaft etwas kosten zu lassen, gibt es auch heute noch. Sie finden sich in China und Russland, zwei Länder, in welche die Schweiz ihre musikalischen Kostbarkeiten noch heute exportiert. Die Weihnachts-Sammler-Börse, die dieses Jahr vom Freitag 6. bis Sonntag 8. Dezember in den Hallen 3 und 4 der Messe Zürich stattfindet, ist die größte Veranstaltung ihrer Art in der Schweiz. Händler aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz bieten ein reiches Angebot von Antiquitäten, Vintage-Objekten und Design an. Das Angebot reicht von Bildern-, Möbeln und Schmuck bis ins hohe Preissegment hinein. ÖFFNUNGSZEITEN I Fr und Sa: 10 bis 19 Uhr, So: 10 bis 18 Uhr TELEFON I 0041/44/3623200 INTERNET I www.weihnachts-sammler-boerse.com


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13.11.2013

12:44 Uhr

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K U N S T AUKTIONS H A U S L E I P Z I G

Auktion No. 92 am 30. Nov. 2013 Beginn 10.00 Uhr

Aus unserem Uhrenangebot

Vorbesichtigung vom 23. bis 28. November

Sa./Di.–Do. 10.00 – 18.00 Uhr • So./Mo. 13.00 – 18.00 Uhr

D-04155 Leipzig • Gohliser Str. 19 Tel. (0341) 59 08 80 • Fax (0341) 5 90 88 90 www.kunstauktionshaus-leipzig.de

D R . RO L F T H E U R E R Spielzeugsalon Böblingen

Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr

Filderhalle Leinfelden-Echterdingen

Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr

Samstag , den 14. Dezember 2013

Kongresshalle Böblingen Sonntag , den 05. Januar 2014 Samstag , den 01. Februar 2014

Kongresshalle Böblingen Samstag , den 05. April 2014

Kongresshalle Böblingen

Spielzeugsalon Böblingen Spielzeugsalon Böblingen

Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr Eisenbahn-, Puppen- und Spielzeugmarkt, 11–15.30 Uhr

Dr. R. Theurer, Wiesbadener Str. 74, D-70372 Stuttgart, Tel. (0711) 5 59 00 44, Fax (0711) 5 59 00 54 Mail: info@theurers.de • www.theurers.de


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16:27 Uhr

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Antiquitäten-Tage Antikmarkt Hessenhalle Alsfeld

Accessoires • Edeltrödel • Kunst • Antiquitäten 36304 Alsfeld, An der Hessenhalle 1, direkt an der Autobahnausfahrt A5 Alsfeld-West Sa./So. 14. +15. Dezember Termine 2014: 18. +19. Januar • 15. +16. Februar • 15. +16. März Geöffnet: 9 bis 15 Uhr für Besucher. Standgebühr: Halle 15,– € / lfm, Freigelände 10,– €

www.antikmarkt-alsfeld.de • Messebüro Rode • Tel. 0160 / 96 23 76 22

Antik- und Flohmärkte

Hann. Münden, Weserpark, auch überdacht: 23. +24. Nov. • 21. +22. Dez. 13 Borken bei Kassel, Halle und Freigelände: 08. Dez. 13 (jeden 2. Sonntag im Monat)


Online Auktionen 29. + 30. Nov., 18 Uhr MEZ Funakoshi | Helnwein | Liebermann | Mir贸 | Nay | Nitsch Radziwill | Rohlfs | Scharl | Schiele | Van Gogh | Walde | u.v.m.

Joan Mir贸, Rhythmische Figuren, 1934


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K U N STM A R K T

Jean-Michel Basquiat: Auktionsumsatz 2012/13 (Aufteilung nach Ländern)

der 100 besten Ergebnisse zeitgenössischer Kunst ein, 2002 bis 2003 waren es 13 Prozent und 2012 bis 2013 schließlich 25 Prozent. Seit 2012 nimmt sein Markt die Gestalt einer MultiMillionen-Orgie an. So etwas gab es noch nie. Das ungeheure Ausmaß der mit dem Verkauf von 82 Werken in diesem Jahr erlösten rund 162,555 Millionen Euro wird deutlich, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass dieser Betrag das weltweite Volumen zeitgenössischer Kunst von vor zehn

Jean-Michel Basquiat: Red Joy, 1984 (Sotheby’s, London, 10/2013; Zuschlagspreis 1.418.160 Euro; © VG Bild-Kunst, Bonn)

Jahren übersteigt oder dass er das Zehnfache der Einnahmen der 100 umsatzstärksten zeitgenössischen Künstler vor zwanzig Jahren oder 5,53 mal die französischen Verkaufserlöse dieses Jahres darstellt. Selbst Paris braucht ihn, um sein gehobenes Ertragsniveau zu halten, denn das beste Versteigerungsergebnis der vergangenen Monate auf dem Pariser Marktplatz erzielte „Crown hotel (mona lisa black background)" mit einem Zuschlagspreis von 5 Millionen Euro bei Sotheby's. Diesem Gemälde verdankte Sotheby's zugleich die beste zeitgenössische Versteigerung des Jahres in Frankreich und den lokalen Rekord für Basquiat. Vielleicht hätte das Kunstwerk in New York einen höheren Preis erzielt (seine obere Schätzung ließ übrigens ein Ergebnis von 7 Millionen Euro erhoffen). Preise in dieser Höhenlage sind in Paris jedoch so selten vorzufinden, dass das Ereignis in den Medien hohe Wellen schlug, während es bei einer Auktion in London oder New York neben anderen, gleichwertigen Kunstwerken wohl kaum eine solche Geltung gefunden hätte. Jean-Michel Basquiats Preisindex verzeichnet heute einen beeindruckenden Zuwachs von über 500 Prozent über das Jahrzehnt gesehen, und es ist nicht gesagt, dass die Steigerung hier endet. QUELLE | artprice.com

Jean-Michel Basquiat: Untitled, 1987 (Sotheby’s, London, 10/2013; Zuschlagspreis 112.128 Euro; © VG Bild-Kunst, Bonn)


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KPM KPM Heidrun Th. Grigoleit

Schale, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung Scharvogel Kunsttöpferei München, um 1898/99, Steinzeug, glasiert, Ø 20,5 cm (KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH) Deckelgefäß mit Salamandern, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1902 (Modellbucheintrag), Porzellan mit Sgraffito-Dekor und Unterglasurbemalung, Ø 23,5 cm (Sammlung D. Berlin)

LUST AUF DEKOR Unter dem Motto „Lust auf Dekor: KPM-Porzellane zwischen Jugendstil und Art déco" zeigt das Bröhan-Museum in Berlin-Charlottenburg bis zum 26. Januar eine beachtenswerte Jubiläumsausstellung. Dabei wird ein doppeltes Jubiläum gefeiert: Die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) wird 250 Jahre alt und das Bröhan-Museum begeht sein 40jähriges Bestehen. Als Berliner Landesmuseum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus widmet sich das Bröhan-Museum den gestalterischen Tendenzen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und beherbergt eine bedeutende Sammlung an KPM-Porzellanen. Beide Jubiläen verbinden sich, da Karl H. Bröhan, der Gründer und Stifter des nach ihm benannten Museums, seine Sammeltätigkeit mit KPM-Porzellanen aus dem 18. Jahrhundert begann. Karl Bröhan beschäftigte sich dann später vor allem mit Jugendstil, Art déco, Funktionalismus und der Kunst der Berliner Secession und gründete vor 40 Jahren das Bröhan-Museum – zunächst als reines Privatmuseum. Das Bröhan-Museum will mit der Ausstellung zum KPM-Jubiläum nun einerseits außergewöhnlich schöne Stücke der KPM vorstellen, gleichzeitig aber auch an seinen Gründer erinnern und die eigene Sammlungsgeschichte dokumentieren. Im Mittelpunkt der Jubiläumsschau steht die Ära des Keramikkünstlers Theo Schmuz-Baudiß, wobei ein Schwerpunkt auf zwei bedeutenden Tafelensembles der KPM liegt: dem „Ceres-Service" von Theo Schmuz-Baudiß und dem figürlichen Tafelaufsatz „Hochzeitszug" von Adolf Amberg. Eine weitere Besonderheit der Ausstellung stellen die grafischen Vorlagen und Dekorentwürfe dar, die aus den umfangreichen Beständen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, KPMArchiv (Land Berlin) stammen. Die Auswahl der museumseigenen Stü-


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Vase mit Flugechse, Entwurf und Ausführung Theo Schmuz-Baudiß, Vertrieb Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk, München, um 1898, Ton, engobiert, bemalt und glasiert, H 29,8 cm (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart)

cke wird ergänzt durch Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen. Zur Ausstellung ist ein bebilderter Katalog erschienen, der als Grundlage für diesen Artikel gedient hat und aus dem die Zitate stammen.

SCHMUZ-BAUDISS Der Weg Europas von den Monarchien zur Demokratie – von einer feudalen zu einer bürgerlichen, von Industrialisierung geprägten Gesellschaft – spiegelt sich im Kunsthandwerk und Design dieser Epoche wider. Karl H. Bröhan erkannte die Qualität der Objekte dieser Zeit und setzte mit der Museumsgründung einen Meilenstein in der Museumslandschaft. Und der Künstler Theodor Schmuz-Baudiß, der aus München nach Berlin geholt wurde, thematisiert diesen für das 20. Jahrhundert so wichtigen Umbruch in seinen Arbeiten. Er begann 1902 für die KPM zu arbeiten und leitete die

Firma zwischen 1908 und 1925. In seiner Zeit als Firmenleiter führte er die KPM vom Kaiserreich durch den Ersten Weltkrieg in die Weimarer Republik. Ihm gelang die Erneuerung der gestalterischen Sprache vom Jugendstil hin zum modernen Design und er sorgte dafür, dass die Manufaktur Anschluss an die Moderne fand. Dabei schufen er und seine Mitstreiter viele neue Dekore, die zum Merkmal der modernen KPMProduktion jener Jahre wurden: Es entstanden neuartige Blumen-, Tierund Landschaftsdekore in leuchtenden Farben und virtuoser Bemalung. Stilistisch bewegen sie sich zwischen Jugendstil und Art déco. Geboren in Herrnhut in der Oberlausitz 1859 und erzogen nach strengen Glaubensregeln der Herrnhuter Brüdergemeinde, absolviert SchmuzBaudiß zunächst die Münchner Kunstgewerbeschule, bevor er sich 1882 an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin bewirbt. Medaillen und Auszeichnungen beweisen, dass er ein erfolgreicher Student war. Nach dem Studium versucht er in der Kunstszene in München Schwabing als Maler Fuß zu fassen. Sein Interesse gilt damals auch der japanischen Kunst und Kultur, deren Elemente und Symbole immer wieder in seinen Werken und Bildern auftauchen. Dieser Japonismus zeigt sich auch in dem Gemälde „Mädchen mit Sittich", das die Tochter des Künstlers in einem Kimono darstellt. 1893 heiratet er Wilhelmine Trenkel und sucht nach der Geburt der Tochter Elisabeth im Jahr 1895 nach neuen Verdienstmöglichkeiten. Schmuz-Baudiß kommt 1896 in Dießen am Ammersee dann eher zufällig mit dem Töpferhandwerk in Berührung, als er den dort ansässigen Hafnermeister Treffler kennenlernt, der ihm praktische Fähigkeiten der Töpferei – auch volkstümliche Dekortechniken – beibringt. Ab 1897 beteiligt er sich an der jährlichen Ausstellung im Münchner Glaspalast erstmals nicht mehr mit Gemälden, son-

Vase mit Grunewaldlandschaft, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM Berlin, 1903 (Modellbucheintrag), 1914 (Ausführung), Porzellan mit Sgraffito-Dekor und Unterglasurbemalung, H 44 cm (Bröhan-Museum, Berlin) Vase mit Fröschen, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1903 (Modellbucheintrag), Porzellan mit Unterglasurbemalung, H 12,2 cm (Bröhan-Museum, Berlin; ehem. Sammlung Irene von Treskow)


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dern mit Vasen und Keramikgefäßen. Der Wechsel von der Malerei zur angewandten Kunst war damals keine Seltenheit, denn in der angewandten Kunst wurden neue Ideen eher akzeptiert als in der von akademischen Traditionen stark geprägten Malerei. Seine frühen TöpferEntwürfe zeigen, mit welcher Raffinesse er das folkloristische Verfahren einsetzte, verfeinerte und welch elegante Wirkungen er damit erzielte. Diese Dekortechnik, die der sonst eher flächigen Unterglasurmalerei eine neue bildlich-räumliche Wirkung verlieh, sollte zu seinem Markenzeichen werden. Theo SchmuzBaudiß gehörte zu den frühen Illustratoren der Zeitschrift „Jugend". Eine dort veröffentlichte Grafik eines japonistischen Motives inspiriert den jungen Keramiker: Seine helle Schale aus Steinzeug zeigt eine geflügelte Schlange, durch deren Nüstern Dampf entweicht. In einer Vase mit Flugechse, die um 1898 entstanden ist und zu seinen frühesten erhaltenen Werken zählt, ist das Fabelwesen als plastisches Dekor integriert.

TÖPFERHANDWERK Aus Dießen zurückgekehrt, richtet sich der Künstler eine Töpferwerkstatt in seinem Schwabinger Atelier ein und bildet sich autodidaktisch im Töpferhandwerk fort. Bei einem Aufenthalt in Dinkelsbühl absolviert er 1897 noch eine Lehre bei einem Hafnermeister. Da er keinen eigenen Brennofen besitzt, geht er im selben Jahr mit der königlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg eine geschäftliche Beziehung ein, brennt dort seine Objekte und präsentiert sie auf der Internationalen Ausstellung im Münchner Glaspalast. Damit erregt er Aufmerksamkeit – auch bei Wilhelm von Bode, dem einflussreichen Kurator und Direktor des Königlichen Museums zu Berlin. Dieser bezeichnet seine Stücke „in ihrer Form wie im Dekor gleich originell" und rühmt in einem Artikel „das Fehlen aller Vorbilder und die Frische der Naturempfindung". Denn damit setzt Schmuz-Baudiß die Anforderungen des Jugendstils ideal um. 1898 schreibt er: „Meine Motive suche ich direkt in der Pflanzen- und Tierwelt, Skizzen mache ich keine, sondern drehe direkt aus einer Handvoll Erde die Form frei auf und komponiere erst auf die luftgetrocknete Urform das Ornament". Grundform und Ornament sind für ihn stets voneinander abhängig. In dem

Zusammenhang kritisiert er den Historismus, bei dem „das Ornament oft ähnlich einem Abziehbild gänzlich unlogisch an irgendeiner konventionellen Stelle der Grundform klebt". Auch Entwürfe für die Münchner Kunsttöpferei Jakob Julius Scharvogel, die ab 1898 entstanden sind, zeigen sich modern mit asymmetrischen Formen, außergewöhnlichen Glasuren und fernöstlichen Motiven, die meist als Reliefdekor ausgeführt sind.

Vase auf Untersatz, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1904 (Modellbucheintrag Vase), 1906 (Modellbucheintrag Untersetzer), Porzellan mit Sgraffito-Dekor und Unterglasurbemalung, H 47,5 cm (Vase ohne Untersatz), Ø 16,5 cm (Untersatz) (Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum) Tafelaufsatz mit Fröschen und Feuersalamandern, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1906 (Modellbucheintrag), 1909 (Ausführung), Porzellan mit Sgraffito-Dekor und Unterglasurbemalung, H 41 cm (mit Untersatz) (Bröhan-Museum, Berlin) „Mädchen mit Sittich”, Theo SchmuzBaudiß, um 1905, Öl auf Leinwand, 120 x 63,5 cm (Bröhan-Museum, Berlin)


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Zwischen 1899 bis 1900 arbeitet Schmuz-Baudiß dann in der Porzellanfabrik Theodor Swaine & Co. im thüringischen Hüttensteinach, wo er erstmals Erfahrungen in der Porzellanherstellung und Serienproduktion machen kann. Es entstehen Vasen, Teller und Schalen, die er mit Unterglasurmalerei oder mit plastischen Dekoren versieht. Sein Tafelservice „Pensée", das damals entsteht, wird auf der Pariser Weltausstellung 1900 gezeigt und beschert Schmuz-Baudiß eine Silbermedaille und den Durchbruch als Porzellankünstler. Das dürfte auch den Ausschlag für die Berufung an die Königliche Porzellanmanufaktur nach Berlin gegeben haben, mit der er am 21. Dezember 1901 einen Arbeitsvertrag abschließt. Die KPM war damals zwar technisch fortschrittlich, künstlerisch jedoch noch rückwärts gewandt und spiegelte den historistischen Kunstgeschmack des wilhelminischen Kaiserreichs wider. Noch auf der Pariser Weltausstellung von 1900 hatte die Präsentation der KPM herbe Kritik hervorgerufen: Historistische Modelle hatten überwogen, während die wenigen Jugendstilporzellane kaum wahrgenommen wurden.

MODERNISIERUNG In den modernen Schmuz-Baudiß setzte man nun große Hoffnungen, die dieser auch erfüllte – mit ihm beginnt die umfassende Modernisierung der Produktpalette: Zunächst stellt er ab 1902 die Unterglasurabteilung der KPM neu auf, womit er auf aktuelle Impulse aus Skandinavien reagiert. Ab 1908, als künstlerischer Direktor, setzt er den Schwerpunkt auf die Erneuerung der Dekore und ermutigt Entwerfer wie Adolf Flad, Willy Stanke und Franz Türcke, völlig neue Wege einzuschlagen und unvergleichbare Dekormalerei zu entwickeln, wie sie keine andere der großen europäischen Porzellanmanufakturen zu diesem Zeitpunkt her-

vorbringt. Einen Eindruck vom Entstehungsprozess vermitteln die aus dem KPM-Archiv der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg entliehenen Entwurfszeichnungen. Auch die Sparte der figürlichen Porzellane wird in der Ära Schmuz-Baudiß modernisiert: Hermann Hubatsch, Joseph Wackerle, Rudolf Marcuse und Paul Schley schaffen Figuren zu aktuellen Themen wie Mode, Sport, Tanz und Bühne. Von Anton Puchegger stammt eine Reihe markanter Tierfiguren.

MODERNE KPM-PORZELLANE Theo Schmuz-Baudiß entwirft selber mehr als 230 Formen, meist mit dem passenden Dekor. Die technischen Möglichkeiten bei der KPM ermöglichen es dem Künstler, seine Vorstellungen entsprechend umzusetzen. Entwürfe wie die Vase mit Grunewaldlandschaft von 1903 veranschaulichen, wie er sich der neuen Möglichkeiten bedient und virtuose moderne Porzellankunst schafft. Die verschneite Waldlandschaft erinnert an Gemälde der Berliner Secession und die zarte Unterglasurmalerei ist als Sgraffito-Dekor angelegt – eine Schab- oder Graviertechnik, die man bei der KPM zuvor nicht praktiziert hatte. Dieses Verfahren lässt das Dekor zum Teil der Form werden, da Farbe in die vertieften Linien einsinkt und die Malerei viel stärker konturiert erscheint als bei Unterglasurdekoren. Damit werden verblüffende plastische Wirkungen erzielt – etwa bei Bäumen, Stämmen oder Baumkronen. Die Entwürfe mit SgraffitoTechnik wurden bald zum charakteristischen Merkmal der modernen KPM-Porzellane. Auch plastische Dekore, etwa Henkel in Form von Tieren – beispielsweise bei der Vase mit Fröschen, der Vase mit Vogelhenkeln oder einem Deckelgefäß mit Salamander werden ein Markenzeichen. Mit dem Ausbau der Abteilung Unterglasurmalerei in der KPM schuf Schmuz-Baudiß optimale Vorausset-

Vase mit Vogelhenkeln, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1907 (Modellbucheintrag), 1915 (Ausführung), Porzellan mit Unterglasurbemalung, H 50,5 cm (Hetjens Museum, Düsseldorf) Bodenvase mit Pfauen, Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1906, Porzellan mit Sgraffito-Dekor und Unterglasurbemalung, H 135 cm (Bröhan-Museum, Berlin; ehem. Sammlung Irene von Treskow)


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Vase mit Fasanen, Entwurf Adolf Flad (Dekor), Ausführung KPM, Berlin, 1914 (Dekorentwurf), 1924 (Ausführung), Porzellan mit Aufglasur- und Goldbemalung, H 81,5 cm (mit Deckel) (BröhanMuseum, Berlin) Dekorentwurf zur Vase mit Fasanen, Adolf Flad, 1914, Zeichenkarton, Aquarell, Goldbronze, Tusche, 49,4 x 67 cm (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, KPM-Archiv, Land Berlin) Deckelvase, Entwurf Heinrich Lang (Form), Adolf Flad (Dekor), Ausführung KPM, Berlin, 1906 (Modellbucheintrag), 1924 (Dekorentwurf), 1928 (Ausführung), Porzellan mit Aufglasur- und Goldbemalung, H 39 cm mit Deckel (Bröhan-Museum, Berlin)

zungen für die Porzellankunst des Jugendstils. Nach und nach gelang die Entwicklung von zarten Pastelltönen, die bis zu 1400 Grad Celsius im heißen Glasurbrand aushielten. Dem kühlen Material wurden mit großflächiger Unterglasurmalerei damit ein schmelzender Glanz und eine bewegte Lebendigkeit verliehen. Der wenig detailreiche Farbauftrag kam dem Jugendstil mit seinem Hang zur Stilisierung sehr entgegen. Kleine Muster und Dekore, die im 18. und 19. Jahrhundert gefragt waren, wichen nun den flächig sanften Farbverläufen, die die Objektform optimal ergänzten und zur Geltung brachten. Anfangs erinnerten die Modelle mit zarter Farbgebung an skandinavische Vorbilder, doch schon gegen 1905 fand der Künstler einen eigenen Stil und bevorzugte nun kantige Formen und kräftig-dunkle Farben, bei deren Entwicklung die KPM führend wurde. Museumsgründer und Sammler Bröhan bezeichnet diese Dekore als „klecksographisch", da sie stark stilisiert und geometrisiert sind und sich einem abstrakten Muster annähern. Nach einer Kunstgewerbeausstellung 1906 in Dresden, bei der Schmuz-Baudiß für eine 1,50 Meter hohe Bodenvase mit Pfauen eine Goldmedaille erhält, ist

er der unangefochten führende Künstler innerhalb der KPM. Seit 1904 führt Schmuz-Baudiß den Titel Professor und wird am 7. Dezember 1908 zum „artistischen Direktor" der KPM ernannt. Mit der Ausweitung seines Aufgabenbereiches ist er nun für die gesamte künstlerische Ausrichtung der Manufaktur verantwortlich.


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HOCHZEITSZUG Als erste Innovation nimmt er die Erweiterung des Figurenprogramms in Angriff. So entsteht mit dem „Hochzeitszug" von Adolf Amberg – bestehend aus 20 Figuren – ein Hauptwerk der modernen Porzellanplastik der KPM. Um diesen Tafelaufsatz ranken sich zahlreiche Geschichten, denn die Erkenntnisse über den Bildhauer Amberg und über die Auftragsvergabe sind dürftig. Für welchen Zweck der Hochzeitszug mit verschiedenen Figuren unterschiedlicher Volksgruppen aus Antike und Gegenwart, aus Asien und Afrika, aus Mythos und Geschichte gedacht war, konnte bis heute nicht beantwortet werden – war es eine Tafeldekoration für eine Hochzeitsfeier oder ein Geschenk? Ambergs Arbeiten begannen jedenfalls 1908 mit seiner ersten Figur „Japanerin". Sie war in farbiger Fassung als eine der ersten bunten Porzellanfiguren auf der Weltausstellung in Brüssel zu bewundern. Der vollständige Tafelsatz wurde dann 1911 auf der großen Berliner Kunst-

Braut als Europa auf Stier, Entwurf Adolf Amberg, Ausführung KPM, Berlin, 1904 (Entwurf?), 1909 (Modellbucheintrag), 1912 (Ausführung), Porzellan mit Unterglasur- und Gold- sowie Emailbemalung, H 39,5 cm (Bröhan-Museum, Berlin) Kaukasierin mit Kranz, Entwurf Adolf Amberg, Ausführung KPM, Berlin, 1904 (Entwurf?), 1910 (Modellbucheintrag und Ausführung), Porzellan mit Aufglasur- und Goldbemalung, H 21,4 cm (Bröhan-Museum, Berlin) Bräutigam als römischer Krieger zu Pferd, Entwurf Adolf Amberg, Ausführung KPM, Berlin, 1904 (Entwurf?), 1910 (Modellbucheintrag), 1924 (Ausführung), Porzellan mit Unterglasur- und Goldbemalung, H 41 cm (Bröhan-Museum, Berlin) Zwei Griechinnen mit Amphoren, Entwurf Adolf Amberg, Ausführung KPM, Berlin, 1904 (Entwurf?), 1910 (Modellbucheintrag), 1911 (Ausführung), Porzellan mit Unterglasur- und Goldbemalung, H 36 cm (Bröhan-Museum, Berlin)


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wurde später durch eine bunte Aufglasurbemalung ersetzt. Durch neue Farbgebung – etwa Grün, Gold oder Koralle – bekamen einige Modelle dann einen völlig neuen Charakter.

CERES-SERVICE

ausstellung präsentiert – allerdings unbemalt. Drei Jahre später konnten Kunstkritiker dann die Farben aller Figuren rühmen, die die KPM-Chemiker für das reduziert gebrannte Hartporzellan entwickelt hatten – leuchtendes Hellgrün, prachtvolles Gelb, herrliches Violett, warme braune Töne und ein sattes tiefes Schwarz. Insgesamt besteht der Hochzeitszug aus 20 Figuren, davon zwei Doppelfiguren – „die Etrusker" und „die Griechinnen". Im Zentrum stehen die beiden Reiterfiguren „der Bräutigam" als römischer Krieger und „die Braut" als Europa auf dem Stier. Zwei Girandolen, eine Jardinière und drei runde Fußschalen komplettieren den Figurenzug. Obwohl das Ensemble als einheitliche Komposition angelegt worden war, wurden immer wieder einzelne Figuren im Lauf der Jahre neu herausgebracht oder andere – wohl aus wirtschaftlichen Gründen – negiert. Die Unterglasurbemalung

Tafelaufsatz aus dem Service „Ceres", Entwurf Theo Schmuz-Baudiß, Ausführung KPM, Berlin, 1912 (Modellbucheintrag), Porzellan mit Inglasur- und Goldbemalung, H 67,5 cm (Bröhan-Museum, Berlin)

Trotz großer Erfolge stieß der fortschrittliche Kurs der KPM beim preußischen Kaiserhaus auf wenig Gegenliebe, denn die modernen Stücke entsprachen nicht dem Geschmack Wilhelms II. Die Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der KPM 1913 offenbarte schließlich die Missbilligung des Monarchen: Dabei wurde vor allem die historische Leistung der Manufaktur gewürdigt, während die Moderne nur am Rande auftauchte. Schmuz-Baudiß’ Beitrag zum Jubiläum war das von ihm entworfene Festservice „Ceres", das die KPM als Jubiläumsservice herausgab. Die Grundformen des „Ceres”Services sind schlicht und streng in der Form, die Gefäße haben einen runden oder ovalen Grundriss und glatte Wandungen. Als Entstehungszeitraum wird April 1912 bis April 1913 angegeben. Insgesamt sind 40 Formen eingetragen, einschließlich eines Tee- und Kaffeeservices. Der farbig bemalte Reliefdekor besteht aus stilisiertem Frucht- und Blattwerk, Füllhörnern und Kornähren. Insgesamt ist der Dekor sparsam platziert, so dass viel vom weißen Porzellanscherben sichtbar bleibt. Mit dem „Ceres-Service” – dem ersten großen Tafelservice, das Schmuz-Baudiß als KPM-Direktor entwarf, wurde wieder unter Beweis gestellt, wie innovativ die Manufaktur in technischer wie in künstlerischer Hinsicht war. Stilistisch ist das „Ceres”-Service in den Spät-Jugendstil in einer Mischung aus Schlichtheit und farbintensiver Ornamentik einzuordnen. Erhältlich war es in verschiedenen Dekorvarianten: entweder in einem Farbklang aus Grün, Blau, Gelb, Violett und Gold oder in einer reduzierten Palette aus Gelb, Grün, Blau und Gold. In

einer dritten Variante wurde das Service in einer reinen Goldbemalung hergestellt. Spezielle Farben wurden entwickelt, die zwar nach dem Glasurbrand aufgetragen, aber bei höheren Temperaturen eingebrannt wurden – etwa bei 1250 Grad – so dass sie mit der Glasur verschmolzen. Dabei handelte es sich bereits um eine Vorstufe der heute – im Zeitalter von Geschirrspülmaschinen – vielfach verwendeten Inglasurfarben. Das Service ist damit ein schönes Beispiel für die Wechselwirkung von technischer und künstlerischer Entwicklung. Geschichtlich wurde dem „Ceres-Service” der Zeitpunkt seines Entstehens – am Vorabend des Ersten Weltkrieges – zum Verhängnis. Zwar lief die Produktion auch in den Zwischenkriegsjahren weiter, das Service entsprach jedoch weder der veränderten Ornamentik des Art déco noch der reinen Form. Das „Ceres”-Service sollte das letzte umfangreiche Tafelservice bleiben, das Schmuz-Baudiß für die KPM schuf, obwohl er noch bis 1925 im Amt blieb. Nach 1945 gänzlich aus dem Programm genommen, realisierte man erst in den 1980er-Jahren – als der Jugendstil ein Revival erlebte – eine Neuauflage einiger Teile des Services. Karl Bröhan hatte schon zuvor damit begonnen, die originalen Teile des Services für sein Museum zusammenzutragen, wo es heute eine Hauptattraktion der Porzellansammlung und der Jubiläumsausstellung darstellt.

INFO „Lust auf Dekor. KPM-Porzellane zwischen Jugendstil und Art déco. Eine Jubiläumsausstellung”, bis 26. 1. 2014, Bröhan-Museum, Berlin. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog (Wienand Verlag, 32,- Euro an der Museumskasse). Abbildungen: Martin Adam, Wolfgang Pfauder (Katalog). Die Fotos wurden aus Layout-Gründen mit anderen Hintergründen versehen.


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