Sammler Journal 12/2020

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DeZemBer 2020

Dezember 2020 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/Ne/Lux € 9,00

SammLer JourNaL

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

FOTOKUNST KUNSTMARKT AUSSTELLUNGEN

ELENA LUKSCHMAKOWSKY

Wiederentdeckte Malerin der Wiener Moderne

GEMI

PIRANESI

20 JAHRE ZEITGENÖSSISCHE KUNST

Wichtige Entwicklungen auf dem Kunstmarkt

in Berlin


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www.theriaults.com

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SAMMLER-SERVICE

Gemälde angeboten oder verkauft. Das Werk des Malers ist also noch zu entdecken. Versuchsweise würde ich einen Wert von 400 bis 600 Euro ansetzen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

Meisterleistung Keramik in Form eines Kürbisses

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Als langjähriger Abonnent des „Sammler-Journal" erbitte ich nähere Auskunft zu beiliegend bebilderter fernöstlicher Keramik. Sie ist sehr kunstvoll in Kürbisform gestaltet mit den Maßen: Höhe ca. 6,2 cm/Durchmesser ca.9,8 cm (unregelmäßig). Erworben habe ich das Objekt kurz nach dem Krieg auf einem der damals zahlreichen Londoner Antikmärkte. Kaufpreis und nähere Angaben habe ich nicht mehr in Erinnerung. Können Sie das Teil näher bestimmen und einen evtl. Veräußerungspreis nennen? H. W. Steckelings, o. O.

Steiler Zahn Gemälde von Joseph Kainz

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Dieses mächtige Massiv stammt aus einer Haushaltsauflösung. Das Bild ist hinten bezeichnet mit „Dent Blanche", signiert mit I. oder J. Kainz, München, 1965. Es misst ca. 83 x 83 cm. Im unteren Bereich ist die Farbe sehr pastos aufgetragen, fast einen halben Zentimeter dick. Leider ist die Firnisschicht stark vergilbt. Über den Maler konnte ich leider gar nichts herausfinden. Ist er vielleicht Ihnen beN. Friedrich, o. O. kannt?

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Informationen zu dem Kunstmaler Joseph Kainz sind dünn gesät. Der gebürtige Bayer (geboren circa 1930, verstorben nach 2004) studierte vermutlich in Leipzig Malerei und war ab 1961 als Auftragskünstler und Galerist tätig. Orte seines Schaffens waren München, Leipzig, Halle-Neustadt und Löbejün. Laut älterer Informationen hat er nur etwa 400 Gemälde geschaffen und selten ausgestellt. Das Werk in Ihrem Besitz passt sehr gut in das Spektrum seiner Malerei, es zeigt eine Seilschaft im Gebirge, laut Text auf der Rückseite auf einem Berggipfel in den Walliser Alpen, und ist signiert „J. Kainz München 1965“. Ich vermute, dass das Gemälde auf der Grundlage eines Fotos geschaffen wurde. Der Duktus ist pastos und durchaus spannend, der vergilbte Mastix-Firnis sollte unbedingt entfernt werden. Eine Firnis-Abnahme durch einen ausgebildeten Restaurator mag 100 bis 200 Euro kosten. Eine Investition, die sich sicher lohnt. In den letzten Jahren wurden keine J.-Kainz-

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Die dekorative Keramik in Gestalt eines japanischen Kürbisses, wohl Sorte Futsu Kurokawa, gehört zu den augentäuschenden Meisterleistungen japanischer Kunsthandwerker. Japanische Künstler treten oft ganz hinter ihrem Werk zurück und verzichten auf eine Signatur bzw. signieren separat auf der kunstvollen Verpackung. Die kreisrunde Öffnung mit den Abnutzungsspuren am Rand gibt einen Hinweis auf die ursprüngliche Nutzung. Vermutlich gehörte zu der Keramik ein kleiner, aus Elfenbein gedrechselter, Deckel mit Knauf. Sehr wahrscheinlich diente das Gefäß zur Aufbewahrung von Tee. Cha-ire tea caddies in Gestalt einer Kaki-Frucht oder Kalebasse tauchen hin und wieder auf, für diese Kürbis-Variante konnte ich kein Vergleichsstück finden. Versuchsweise würde ich für diese Keramik der MeijiZeit einen Schätzpreis von 100 bis 200 Euro ansetzen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde


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Zum Sammeln Mokkatasse

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Ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen. Vor einiger Zeit habe ich eine Mokkatasse erworben. Unterteller 11 cm Durchmesser, Tasse 5 cm hoch. Ich würde gerne den Hersteller wissen, warum die Porzellanmarke mit Goldfarbe übermalt ist, das Alter und den Preis. Margitta Batzner, o. O.

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Die Tasse in Ihrem Besitz wurde von der Porzellanfabrik Tirschenreuth um 1900 hergestellt. Der übermalte Stempel lässt noch das Herstellerzeichen, bestehend aus Krone, Wappenschild mit den Buchstaben „P“ und „T“ sowie „Bavaria“ und „Tirschenreuth“, erkennen. Die Porzellanfabrik Tirschenreuth hat weißes Porzellan an porzellanveredelnde Betriebe verkauft, diese Porzellanmaler übermalten das Herstellerzeichen und setzten dann ihr Zeichen daneben. In diesem Fall lässt sich das Piktogramm der Geweihstangen als „Hirsch“ lesen und so als Produkt der Firma Franziska Hirsch in Dresden, tätig ca. 1901 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, identifizieren. Mokkatassen sind ein internationales Sammelthema, daher würde ich die fein bemalte und reich vergoldete Tasse heute mit 100 bis 150 Euro bewerten. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

www.schloss-ahlden.de


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MAGAZIN

Kunst zuhause Virtueller Museumsbesuch via ZDF Auf seiner Homepage www.digitalekunsthalle.zdf.de bietet das ZDF eine digitale Form des Museumsbesuchs. Hier präsentiert der Sender aktuell laufende Ausstellungen aus unterschiedlichen Museen. Bei einem virtuellen Rundgang durchs Museum wandelt der Besucher mit einem Klick von Saal zu Saal und erhält gleichzeitig Informationen zu den ausgestellten Kunstwerken – auch als Audio-Wiedergabe. Derzeit stehen Max Beckmann, Beethoven und Felix Nussbaum im Fokus. Und so erfährt der Interessierte, zum Beispiel dass es sich bei Beckmanns „Siesta” von 1931 nicht um ein Doppelbildnis, sondern eigentlich um ein Tripelbildnis handelt, hat er doch seine erste Frau Minna sieben Jahre später mit seiner zweiten Frau Mathilde übermalt. WEBSEITE | www.digitalekunsthalle.zdf.de

Kann man sich leisten Affordable Art Fair Die Affordable Art Fair erweitert ihr Angebot um eine angesagte Neuerung: die Affordable Online Art Fair. Die digitale Messe läuft noch bis Ende November. 1.000 internationale

Virtueller Museumsrundgang via ZDF

Kunstwerke und ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Führungen können bequem von zu Hause aus betrachtet werden. Von Werken aufstrebender Talente bis hin zu etablierten Namen ist für jeden Geschmack, Raum und Geldbeutel etwas dabei. Die Idee der Online-Messe wurde durch die starken Online-Kunstverkäufe über die Website affordableartfair.com getragen, die in diesem Jahr einen Anstieg um 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen konnten. TELEFON | 040 533070510 WEBSEITE | www.affordableartfair.com

Weitgereister Fund Der Nachlass Georg Kolbes

Tina Wohlfahrt, Janus 1, 2018; Affordable Art Fair Foto: Galerie Fox

Der Bildhauer Georg Kolbe (1877-1947) gehört zu den bedeutenden Künstlern in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Testamentarisch verfügte er, dass sein dokumentarischer und künstlerischer Nachlass sowie sein Atelierhaus von einer Stiftung verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das 1950 im vormaligen Atelier des Künstlers eröffnete Georg Kolbe Museum folgt diesem Wunsch im Rahmen von Ausstellungen, Publikationen sowie der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Der bisher dem Museum fehlende Teil des Nachlasses ist von Maria von Tiesenhausen im Laufe der 1970er-Jahre nach Vancouver, Kanada, verbracht worden, wo sie seit 1950 lebte. Von Tiesenhausen leitete von 1969 bis 1978 das Museum und erarbeitete eine Edition ausgewählter Briefe des Künstlers, die 1987 erschienen sind. Erst nach ihrem Ableben 2019 und einer Sichtung ihres Nachlasses zeigte sich die ungeheure Menge an Dokumenten und Werken des Künstlers, die sich bei ihr in Vancouver befunden hatten, rechtmäßig jedoch der Georg Kolbe Stiftung gehören. Mit Überführung nach Deutschland wird der Nachlass erstmals seit über 50 Jahren wieder vollständig sein. Es ist festzuhalten: Die in Kanada gefundenen Objekte wie Korresponden-


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www.auktionshaus-lux.de


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MAGAZIN

werden für die Provenienzforschung von erheblicher Bedeutung sein. TELEFON | 030 3042144 WEBSEITE | www.geog-kolbe-museum.de

Hochkaräter London Art Week Winter 2020

Baldassare Peruzzi, Die Heilige Familie, um 1515; Agnews bei der London Art Week vom 27. November bis 4. Dezember

zen, Fotografien, Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken, sind ein wesentlicher Teil von Kolbes Nachlass und übersteigen quantitativ die bisher im Kolbe Museum vorhandene Menge an Dokumenten. Neben den rund 3.000 Briefen an und von Georg Kolbe sind darin Notizhefte, Skizzen, Taschenkalender und offizielle Dokumente enthalten. Zeitlich umfassen die Dokumente die Jahre von 1900 bis 1947 und damit für die deutsche und europäische Geschichte entscheidende Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Kolbe gehörte zu den wichtigen Persönlichkeiten der deutschen Kunstszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine künstlerische Auffassung des menschlichen Körpers hat die Bildhauerei in Deutschland maßgeblich verändert. Beeinflusst von Auguste Rodin, dem modernen Ausdruckstanz und nicht zuletzt von Friedrich Nietzsche lässt er sich als moderner Künstler par excellence verstehen, der in den Gremien der Kunstinstitutionen aktiv war und sich erfolgreich vermarktete. Eine erste Sichtung des Nachlasses in Vancouver brachte bereits zahlreiche Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus zum Vorschein. Georg Kolbe wird von Teilen der Forschung bis heute als ambivalente Figur dieser Zeit wahrgenommen. Die bisher bekannten Materialien konnten jedoch nur bedingt Aufschluss über sein Handeln in diesen Jahren geben. Die neuen Funde werden nun endlich ein deutlicheres Bild des Künstlers im Nationalsozialismus zeichnen lassen. Die Dokumente ermöglichen sein kunstpolitisches Engagement und erfolgreiches Agieren auf dem Kunstmarkt deutlich zu präzisieren und erlauben dadurch neuen Aufschluss auf grundsätzliche Funktionsweisen dieser bedeutsamen kunsthistorischen Bereiche. Insbesondere die Unterlagen zum Kunsthandel

Die Winter-Ausgabe der London Art Week findet vom 27. November bis 4. Dezember statt, hauptsächlich in digitaler Form. Auf www.londonartweek.co.uk präsentieren 50 internationale Händler hochkarätige Kunstwerke. Einige der Galerien in London Mayfair und St. James, ebenso in Paris, New York, Italien und Deutschland werden – soweit es die Situation gestattet – öffnen. Das breite Spek- John Michael Wright, Lord Henry trum des Angebots Howard, 6th Duke of Norfolk, um reicht von der Renaissan- 1660, John Michael Wright; Weiss ce bis zum 20. Jahrhun- Gallery bei der London Art Week dert, von Baldassare © The Weiss Gallery 2019 Peruzzi (1481-1536), einem Zeitgenossen Raffaels, bis hin zu Elisabeth Frink (1930-1993) einer britischen Bildhauerin. WEBSEITE | www.londonartweek.co.uk

Über 100 Originalzeichnungen und zahlreiche Druckgrafiken von Georg Kolbe, hier eine Tuschzeichnung aus den 1920er-Jahren Foto: Georg Kolbe Museum, N. Hausser, 2020


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Anzeigenberatung: Axel Rosenthal • Tel. 08441/805616 • Mail: axel.rosenthal@t-online.de Anzeigenannahme: Markus Westner • Tel. 08441/402213 • Mail: anzeigen@gemiverlag.de


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