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Europas Sammlermagazin
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Schmuck Emailschilder
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www.battenberg-gietl.de
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EXPERTISEN
■ Tablett
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Meine Mutter fand auf dem Speicher ein altes chinesisches Tablett. Dazu gehörte auch ein Service, das aber leider nicht mehr vorhanden ist. Interessant ist natürlich, wie kam unserer Familie, die aus einem kleinen Hunsrück-Dorf stammte, an ein Chinesisches Tablett? Meine Mutter vermutet folgendes: durch Verwandtschaft in Köln/Refrath, die ein Fahrradgeschäft dort betrieben. Vielleicht konnte ein Chinese seine Rechnung nicht bezahlen und hat dies eingetauscht? In Kriegszeiten oder danach waren diese Tauschgeschäfte üblich. Die Eltern meiner Mutter hatten zudem eine Gastwirtschaft und meine Mutter vermutet, dass uns dieses Tablett aus praktischen Gründen von dieser Verwandtschaft geschenkt wurde. Im ersten Moment wirkt es total unscheinbar,
„Schriftzeichen“ lassen dann keinen Zweifel mehr. Es handelt sich um kein asiatisches Schriftsystem, weder chinesisch noch japanisch – es ist deutsch. Etwas verklausuliert liest man „Ritter“. Entweder handelt es sich um den Hersteller (z.B. in Schwäbisch Gmünd) oder um einen TeeVersandhandel aus Bremen, der solche Produkte gerne als Werbegeschenk an seine Kunden gab. Chinesische Schriftzeichen folgen einer klaren Ordnung und bestehen aus sogenannten 214 Radikalen („Wurzeln“). Keiner dieser Bestandteile findet sich in diesem Schriftzug. Als dekoratives Werbeschenk aus der Zeit um 1920 würde ich nur einen Wert von unter 20 Euro annehmen. Der sentimentale Wert liegt vermutlich viel höher.
■ Sonnenblumen
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Können Sie mit dieser Signatur etwas anfangen und mir sagen, wer diese Sonnenblumen gemalt hat? Wie hoch würden Sie den Wert des Bildes ansetzen? Uwe Greiner, o. O.
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Das gut ausgeführte SonnenblumenStillleben wurde vermutlich um 1960 in Deutschland von einem akademisch vor-
Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
hat aber viele schöne einzelne Motive. Zudem gibt es auch ein Schriftzeichen. Das Tablett hat einen Durchmesser von 32,5 cm. Können Sie Genaueres zu diesem Tablett berichten? Woher stammt es? Was besagen und bedeuten die Schriftzeichen? Wie alt ist es? Was für einen Wert hat es wohl? Tanja Geyter, o.O.
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Eine spannende Geschichte, doch eine ganz so weite Reise hat das Tablett nicht hinter sich. Das geprägte und vernickelte Metallblech ist dekoriert mit asiatischen Papierschirmen, Elefantenköpfen, Aras, Teekannen, asiatischen Vasen usw. auf scheinbar marteliertem Grund – eine wilde pseudo-asiatische Dekormischung. Die 01 / 21
■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen
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LESERFORUM 5 gebildeten Kunstmaler geschaffen. Die Signatur ist vermutlich „Heinberg“ oder ähnlich zu lesen. Durch erfolgreiche Ausstellungen der Gemälde van Goghs in Deutschland hatte sich im kollektiven Schwarmwissen der Glaube etabliert, dass Ölbilder, die Sonnenblumen darstellen, auch gleichzeitig einen Wert repräsentieren. Der Bundesbürger der Wirtschaftswunderzeit wird in dem Bild einen Prestigewert erkannt haben, der dem Kunstfreund des 21. Jahrhunderts nicht mehr in den Sinn kommt. Für das Gemälde würde ich aktuell einen Wert von 50 bis150 Euro annehmen. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
■ Holztablett
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In meinem Besitz befindet sich ein Holztablett mit den Maßen 280 x 330 mm. Trotz meiner Nachforschungen habe ich nichts Vergleichbares gefunden und möchte Sie daher bitten, Licht ins Dunkel zu bringen. Die Blüten sind leicht Reliefar-
Buddhistischen Kostbarkeiten. Frucht, Blüte und Stengel symbolisieren Vergangenheit, Jetztzeit und Zukunft. Der Aufkleber auf der Rückseite bezieht sich sehr wahrscheinlich nicht auf das Pariser Warenhaus, sondern vielmehr auf eines der vielen Antiquitätengeschäfte, die dort von 1974 bis 2015 tätig waren. Aktuell würde ich das Tablett mit 100 bis 200 Euro bewerten. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
■ Kunstdruck Himmelspferd
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Das Bild habe ich vor Jahren geschenkt bekommen. Ich bitte um eine Bewertung hinsichtlich Herkunft, Alter und Wert. Maria Quanz, o.O.
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Dargestellt ist ein „Himmelspferd“ aus Mongolküre, ein Ort in der heutigen Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas an der Grenze zu Kasachstan. Die Vorlage die-
tig herausgearbeitet und teilweise andersfarbig gebeizt. Das Tablett hat hinten einen Aufkleber: Grande Magasins du Louvre Paris. Stefan Gärtner, o.O.
!
Das kleine aus Holz geschnitzte Tablett wurde um 1900 in Japan hergestellt. Dargestellt sind Lotos/Lotus-Blätter mit einer Blüte und einer Samenkapsel an der Seite. Die besondere Eigenschaft des Lotos’, den Schlamm und Schmutz abperlen zu lassen (heute allgemein bekannt als „Lotos-Effekt“), hat im asiatischen Kulturraum eine fast mystische Bedeutung, die in engem Zusammenhang mit dem Buddhismus steht. Der Lotos zählt zu den acht
ses Kunstdrucks wurde von dem chinesischen Maler Xu Shoukang, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Xu Beihong (1895-1953) geschaffen. Xu Beihong studierte unter anderem in Paris und Berlin Malerei und sah sich selbst als Reformer der Chinesischen Malerei. In seinem Werk versuchte er verwertbare westliche Elemente in seine traditionelle Chinesische Malerei zu integrieren. Andere Ausführungen dieses Motivs hat Xu Beihong mit obengenanntem Titel versehen. Der Ausdruck „Himmelspferd“ bezieht sich auf ein lange zurückliegendes Ereignis. Kaiser Wu von Han Hàn Wudì (156 v.Chr. - 87 v. Chr.) hatte während seiner langen Regierungszeit alle umliegenden Staaten erfolgreich unterworfen, war aber an den nördlichen Nomadenvölkern gescheitert. In den Kriegen ging der Pferdebestand zugrunde und dem Beamtenapparat seines Staates gelang es nicht, die Pferdezucht aufrecht zu erhalten. In diesem Moment wurde in Mongolküre ein Pferd aufgefunden, welches letztlich auf die Spur großer Pferdevorkommen weiter westlich im Bereich der Reste des Griechischen-Baktrischen Reiches im Fergana Tal führte. Für Kaiser Han Wudi bedeutete dieses „Himmelspferd“ eine erneuerte militärische Macht. Im übertragenen Sinne muss Xu Beihong auch seine 1947 datierte Tuschemalerei als Sinnbild für ein Wiedererstarken Chinas, bzw. der Han Nationalität gesehen haben. Die Han Nationalität ist heute die größte Nationalität (92 Prozent) unter den 56 ethnischen Gruppen in China. Im September 1945 endete die Japanische Invasion, die große Teile des Landes zerstört hatte. Der Bürgerkrieg endete erst 1949. Kunstdrucke und Kalenderblätter mit diesem Motiv tauchen im Westen vermehrt ab 1958 auf, parallel zu der von Mao Zedong initiierten Kampagne „Großer Sprung nach vorn“ bzw. der Großen Chinesischen Hungersnot (1958-1962). Möglicherweise handelt es sich hier um einen Lichtdruck (Flachdruckverfahren ohne Punktraster) eines französischen Verlags. Der Wert liegt bei unter 100 Euro. Es sei angemerkt, dass unzählige Xu Beihong-Fälschungen existieren. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde
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MAGAZIN 6
AUSSTELLUNGEN
! Mode mit Motto Unter dem Titel „Die Sprache der Mode” präsentiert das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) seine jüngsten zeitgenössischen Neuerwerbungen für die Sammlung Mode und Textil zusammen mit weiteren herausragenden Objekten – darunter Entwürfe etablierter Künstlerinnen und Künstler wie Walter Van Beirendonck, Coco Chanel, Jean-Charles de Castelbajac, Tom Ford oder Martin Margiela und aufstrebender Nachwuchsdesignerinnen und -designern wie Flora Miranda Seierl. Die Ausstellung beleuchtet die Bedeutung von Text auf Modeerzeugnissen und widmet sich mit über 35 Exponaten aus dem 19. Jahrhundert bis heute dem spielerischen Umgang mit Sprache und der facettenreichen Gestaltung von Markennamen oder Logos, politischen Botschaften und Typografie im Modedesign. Das Textil hat dem Text seinen Namen gegeben. Text und Textil haben den gleichen lateinischen Wortursprung „Textus“. Die deutsche Übersetzung lautet „Gewebe“, im übertragenen Sinne auch „Zusammenhang“. Schriftzüge finden sich an unterschiedlichsten Stellen von Kleidern, Hosen, Mänteln und Shirts. Mal können die Lettern auf Brust oder Rücken nicht groß genug sein, mal verschwinden sie fast im Musterrapport, mal schlingen sie sich so um den Körper, dass der Inhalt rätselhaft bleibt. Manche Informationen sind dezent
Handtasche, Obermaterial: Krokodilleder, Metall, Innenfutter: Leder, Deutschland, Ende 1960er/Anfang 1970er und Schultertasche, Georgia, Obermaterial: Kalbleder, Metall, Innenfutter: èeloursleder, Wandler, Italien, 2020; Deutsches Ledermuseum DLM, Offenbach a. M. © DLM, L. Brichta im Inneren der Kleidung angebracht. Bisweilen werden Buchstaben durch ein anderes Zeichensystem ersetzt, das nur Eingeweihten verständlich ist. Die Verwendung von Schrift auf der Außenseite von Kleidung entsteht erst mit der Popkultur der 1960er-Jahre, etwa auf Papierkleidern, diesen Mischwesen von Plakat und Kleid. Im zeitgenössischen Modedesign
sendet insbesondere die „Antwerpener Schule“ um Walter Van Beirendonck Textnachrichten. Dafür kommen unterschiedlichste Techniken zum Einsatz: Jacquardweberei, Bandagenstrickerei, Stickerei und Laserschnitt. Der Ausstellungstitel „Die Sprache der Mode” ist eine Referenz an den französischen Philosophen Roland Barthes (19151980) und sein wegweisendes Werk zu Mode- und Sprachtheorie „Systèmes de la Mode“, Paris 1967. (Bis 31. Oktober) Telefon: 040 428134800 Webseite: www.mkg-hamburg.de
! Das Tier an dir
Ausstellungsansicht 2, v. l. n. r.: Cozette McCreery, Sid Bryan, Joe Bates/Sibling, Jean-Paul Gaultier (1952), Tom Ford (1961), Karl Lagerfeld (1933-2019)/Chanel, Gabrielle „Coco“ Chanel (1883-1971), Andr Courr ges (1923-2016); Museum für Kunst und Gewerbe MK&G, Hamburg Foto: Henning Rogge 01 / 21
Mit der Ausstellung „tierisch schön?” rückt das Deutsche Ledermuseum DLM in Offenbach a. M. die ambivalente Ästhetik seiner Exponate in den Fokus und nimmt die eigene Sammlung in den Blick. Welche tierischen Rohstoffe wurden und werden von Menschen genutzt und wozu? Welche Rolle spielt die Einteilung von Tierarten in Nutz- und Haustier oder die den Tieren zugeschriebenen kulturellen Bedeutungen? Wie beeinflussen sie die Mode? Und was ist eigentlich unter Artenschutz und Veganismus zu verstehen? Auch die Nachhaltigkeit des Materials Leder wird dabei nicht außer Acht gelassen. Ausgehend von dem umgestalteten Studioraum führt ein Parcours durch die Ausstellungsräume des DLM und lädt die Besucherinnen und Besucher ein, die Objekte unter der Perspektive der aufgeworfenen Fragestellungen neu zu betrachten. Über 50 Exponate erzählen vom Umgang mit Tieren, ihrer Nutzbarmachung und
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MAGAZIN 7 Aneignung durch den Menschen und lassen auch den gesellschaftlichen Wandel ablesbar werden. Bereichert wird die Sammlungspräsentation um zeitgenössische künstlerische Positionen von Fernando und Humberto Campana, Heide Hatry, Christian Jankowski, Eva Ruhland und Marcel Walldorf, die mit den Objekten in Dialog treten. (Bis 30. Mai) Telefon: 069 8297980 Webseite: www.ledermuseum.de
Blick in die Thonet-Ausstellung im Rauchfangkehrermuseum Wien
Stülpmaske, Pavianpelz, Zibetkatzenpelz, Perlen, DR Kongo, o. J.; Deutsches Ledermuseum DLM, Offenbach a. M. © DLM, L. Brichta
! Gut gebogen Michael Thonet, geb. am 2.7.1796 in Boppard, war Tischler und gilt als der Erfinder der gleichnamigen Möbel. Fürst Clemens Metternich wurde in Boppard auf Michael Thonet aufmerksam und lud ihn nach Wien ein. Die geniale ldee Thonets, gebogenes Holz für die Herstellung von hauptsächlich Sitzmöbeln zu verwenden, revolutionierte die damalige Möbelherstellung. Thonet-Stühle waren stabil, leicht und preiswert. 1842 begann Thonet das Patent zu verwerten. Nach Ablauf der geschützten Patentzeit kopierten lt. Albrecht Bangert/Peter Ellenberg über hundert Konkurrenten diese Möbel. Am Anfang wurden die Möbel mit Brand- und Schlagstempel, später mit Papieretiketten mit dem jeweiligen Firmenlogo versehen. Bei feuchter Lagerung bzw. bei Restaurationsarbeiten fielen diese Firmenzeichen manchmal ab und verschwanden. ln Museen werden diese Stücke geröntgt und zerlegt, um sie einer Firma zuweisen zu können. ln den späteren Verkaufskatalogen wandelt sich das Erscheinungsbild der Möbel
beträchtlich. Die Möbelfirmen mussten gewinnorientiert produzieren und auch verkaufen. Die Kundenwünsche mussten befriedigt werden. Die Historismuszeit brachte schwere Möbel mit Samt und Plüsch zutage. Es wurden auch geschnitzte und gedrexelte Teile in den eleganten Bugholzmöbeln verarbeitet. Das Angebot reichte von leichten Sitzmöbeln bis hin zu Garten- und derben Bauernmöbeln. Aus dieser Zeit stammen auch eher unbedeutende Schlafzimmermöbel, welche jedoch anscheinend damals den Geschmack der ZeiI trafen. ln den 60er-Jahren überschwemmten schwedisch/dänische Mö-
bel in Teak, Palisander und Mahagoni sowie Tische mit Resopalplatten den heimischen Möbelmarkt. Viele Bugholzmöbelbesitzer verloren an ihren Möbeln die Lust und das lnteresse. Schon kleinste Mängel, wie z. B. ein wackelndes Bein oder eine kaputte Sitzfläche ließen das gute Stück in den Sperrmüll wandern. Wiefe Händler kauften damals Kaffeehaustische, Sessel und Kleiderständer etc. und lagerten sie ein. ln den 80er-Jahren wurde, aufgrund gut platzierter Werbung für Bugholzmöbel in diversen Wohnzeitschriften das allgemeine lnteresse dafür wieder geweckt. Viele Antiquitätengeschäfte wurden eröffnet und verkauften nun die einst eingelagerten, jetzt wie neu aussehenden, renovierten Bugholzmöbel zu enorm hohen Preisen. Die meisten dieser Geschäfte wurden wieder geschlossen und die Preise haben sich normalisiert. Nur bei seltenen und wirklich schönen Stücken werden auch heute noch hohe Preise erzielt. Fälschungen bei Bugholzmöbeln sind aufgrund des Materials und der technisch schwierigen Erzeugung der Möbel eher nicht möglich. Natürlich kann bei einem No-Name-Stück mit einem kopierten Aufkleber der Fa. Thonet oder Kohn ein höherer Verkaufspreis erlangt werden. Im Rauchfangkehrermuseum in Wien werden über 150 Möbel aus Bugholz ausgestellt. Vom Plafond hängen 12 Stühle diverser Hersteller. lm Glaskasten Nr. 1 sind Bücher, Kataloge, Spielzeug- und Modellmöbel ausgestellt. lm Glaskasten Nr. 2 gibt es Notenständer, Fußschemel, Puppenmöbel, obenauf eine seltene ThonetSchlafliege und zwei Kaminstühle zu besichtigen. Rundherum an der Wand befinden sich diverse Schaukler, Fauteuils und Bänke. Weiters ein Spieltisch zum Aufklappen, ein Salontisch, diverse andere Tische, Betstühle und vieles mehr. Einige Ausstellungsstücke sind nach Beendigung der Ausstellung käuflich zu erwerben. (Bis 31. Mai) Telefon: +43 17343540 Webseite: www.rauchfangkehrermuseum.at
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GLAS F
S(2EGL4S(R 2AE3Rß/ Ä8/Ah2(R
wl5ten, Schalen, 2elche p .er gerne Sekt und hham)agner trinkt, also den „Schaum.ein“ liebt, hat vielleicht schon eine groqe Aus.ahl an Gläsern7 Auf dem wlohmarkt oder im Gebraucht.aren- und Anti6uitäten-3andel k5nnen dennoch immer .ieder neue SchätKe beKaubern: Sie unterscheiden sich in wöllmengenka)aKität, warbe, worm und wiligranität, in Vierrat und Verbrechlichkeit, aber auch in der 2larheit des 2langes beim Anstoqen7 Cnd natörlich im Alter so.ie p oft davon abhängig p im Zreis7
Aus der Geschichte der Sektgläser „Früher wurde vielfach aus Flötengläsern getrunken, die so klein waren, daß sie nur einen normalen Schluck faßten. Es gab dadurch niemals warmen Sekt, wie wir ihn heute auf 'Partys' mit Widerwillen bisweilen trinken müssen, sondern nach dem einen Schluck goß der Diener, der hinter jedem
Gast stand, aus der gekühlten Flasche neu ein. Da es aber die livrierten Diener nicht mehr gibt, haben die winzigen flûtes ihr Leben ausgehaucht...“ So erzählte Helmut Arntz 1976 mit leichtem Bedauern aus der Geschichte von „Sekt und Champagner“ (S. 141). In den 1970er-Jahren befanden sich gutsituierte bürgerliche Haushalte aber bereits in der luxuriösen Lage, aus unzähligen Glasformen die für das jeweilige Getränk passenden aussuchen zu können: Die Solinger Firma „Drache“ bot dem Ratgeber-Autor Stender 1973 ein Sortiment an, das in der Reihenfolge „Likörkelch (Schnapsglas), Bierbecher, Whiskybecher, Likörschale, Sektschale (Cocktailschale), Rotweinglas, Weißweinglas, Südweinglas, Cognacschwenker, Longdrinkglas, Sektkelch“ alles zeigte, was das Herz des Genussmenschen begehrte, sogar gleich zwei Varianten für den Schaumwein. Interessant ist hierbei der Doppelgebrauch der Schale für Sekt und Cocktail gleichermaßen. In manchen Serien ist auch deren Verwendung für Desserts mit angedacht oder, wenn schon nicht ursprünglich beabsichtigt gewesen, im Haushaltsgebrauch als erfreuliche Zweitnutzung dazu gekommen. Speziell die in rot, grün und gelb erhältliche Serie extrem schlicht, gerade und breit geformter Schalen von „Luminarc“ aus Frankreich, die um 1970 herum extrem en vogue waren, ließ sich nicht so genau festlegen und wurde gerne für alles benutzt. Links: Ausschnitt einer „hinKano“-Reklame von 19JT GanK oben: Lithografie von 1F9j ü etail einer „2u)ferberg“-Reklame von 19JJD 8ben: Geburtstagskarte aus den 19 0er-zahren
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GLAS 9 Bereits in den 1920er-Jahren gab es übrigens einen Berliner Reim, der als bunte Ansichtskarte zum Geburtstag verschickt wurde: „Als Säugling trankst Du Muttermilch / Und heute schon Likör. / Trinkst Du erst Sekt aus Blumenvasen / Dann biste Millionär!“ Dabei ging es allerdings vermutlich um das reine Fassungsvermögen der Vasen im Verhältnis zum in der Größe doch etwas bescheideneren Sektkelch. Gertrud Oheim, die bekannteste Benimmbuch-Autorin der 1950er-Jahre machte jedenfalls bezüglich der Glas-Benutzung klar: „Sektschalen bleiben während des Eingießens auf dem Tisch stehen, Kelche und 'Sektflöten' dagegen nimmt man in die Hand“ (so heißt es im „1x1 des guten Tons“, S. 226). Wer üblicherweise aus Blumenvasen trinkt, braucht sich vermutlich wegen solcher Details keine Sorgen zu machen. 1984 lautete die einfache Anweisung für Kellner im Lehrbuch: „Das passende Glas fördert zusätzlich den Genuß des Trinkens.“ Konkret bedeutete das zu der Zeit: „Verwendung der Sektgläser: – Sektflöte, Sektkelch: für guten Sekt und Champagner – Spitzkelch (geeicht): für Schaumwein und Sekt (Faschingsbar usw.) – Sektschale (Astischale): für Sektsorten, die eine größere Oberflächenentwicklung benötigen, z. B. Asti spumante“ (Fachstufe Gastgewerbliche Berufe, S. 140/141). Von der Sonderform der Sektgläser ohne Fuß ist hier überall nicht die Rede, sie gelten eher als Spielerei für englische Fuchsjagden oder Partys, weil sie wie Blumen einfach mit den oft bunten Stielen in große, gern dekorative Behälter gesteckt werden können. Die üblichen Formen der Schaumweingläser sind also Kelch, Flöte und Schale.
Die Schale oder auch „Coupe” ist allerdings für den wahren Kenner nur im Ausnahmefall zu wählen: Gert von Paczensky (Mitglied der „Académie Internationale du Vin“) erklärt das (in seinem „Champagner“-Buch von 1987, S. 95) sehr einleuchtend mit dem anzustrebenden Erhalt der Kohlensäure im Glas: „Alles Vergnügen an der runden Form (...) kann nicht darüber hinweg täuschen, daß sie für Champagner ungeeignet ist, sogar schädlich. Sie verschwendet ja, was der Genießerin und dem Genießer ungemindert zukommen soll: die Frische, das Prickeln der Kohlensäure, das 'Moussieren', den Schaum. Es leuchtet sicher ein, daß eine weite Oberfläche eines entsprechend flacheren Behälters die Kohlensäure viel schneller verpuffen läßt, als es in einem engeren, höheren Glas der Fall sein würde.“ Er bevorzugt demnach eine so genannte Flöte oder einen Kelch. Für Paczensky war übrigens auch der mancherorts genutzte Sektquirl ein Gräuel. 1938 hieß es in dem Ratgeber „Der gedeckte Tisch“ noch (S.
8ben: etail einer „2u)ferberg“-Reklame von 190j 8ben rechts: /euUahrskarte von 1909 Cnten: rei zugendstil-Stängelgläser ü1007 Auktionskatalog, 3eilbronner 2unst- und Auktionshaus, 199J, S7 n D 01 O 1
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GLAS 10 45): „Sekt muß stets vom Eis oder direkt aus dem Kühlschrank gereicht werden. Will man ihn schnell kühlen, frappiert man ihn, das heißt, man dreht ihn in dem mit Eis gefüllten Sektkühler hin und her, den Flaschenhals zwischen den Händen rollend, damit er nicht zu sehr schäumt. Den Korken läßt man möglichst nicht mit einem lauten Knall abspringen, da sonst der Sekt leicht überläuft. Außerdem muß man langsam eingießen. Man reicht kleine Sektquirle oder stellt sie auf dem Tisch auf, damit die Gäste auf Wunsch die Kohlensäure
herausquirlen können, die nicht jeder verträgt.“ Paczenskys Aussage dazu ist ebenso klar wie empört: „Da sind wir auch schon bei dem Quirl, einem Spielzeug, vergleichbar jenen lächerlichen, aber oft teuren Gestellen, auf denen Cognacgläser schräg liegend angewärmt werden sollen, was den Cognac ebenso sicher ruiniert wie es der Quirl mit dem Champagner tut. Das Herumrühren vertreibt die Kohlensäure noch schneller als die coupe.“ (S. 95).
Glasbläsereien und 2ristallschliff Wer Gläser beschreiben möchte, kann bei diesen schlichten Form-Begriffen bleiben und dann noch prüfen, ob die Objekte sich angenehm halten lassen oder einen guten Klang haben. Die Glasfachleute haben, wie alle Experten und Expertinnen, aber natürlich noch viel mehr Spielraum, um gerade die kostbareren Stücke präzise zu unterscheiden. Das ist besonders dann
wichtig, wenn es sich um Einzelstücke oder Mundgeblasenes handelt, das sich auf Anhieb keiner Firma oder gar benannten Serie zuordnen lässt. Die wenigsten Menschen sehen einem Glas an, aus welcher Firma es stammt, denn dass noch ein Etikett des HerstellerLinks oben: Sekt6uirl mit (tui, ca7 19n0er-zahre Links unten: Reklamemarke för „SchlenKig“Gläser, Anfang 07 zahrhundert GanK oben: /euUahrskarte der 19n0er-zahre 8ben: ßllustration aus „ er gedeckte Eisch“ von 19 F 01 O 1
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betriebes darauf ist, kommt doch eher selten vor. Nur wer bei alten Serien die Gravur oder ein bestimmtes Design erkennt (wie das „R“ mit Krönchen von Rosenthal vielleicht), hat ohne Fachliteraturkenntnis echte Chancen. Sonst ist es hilfreich zur Identifikation wenigstens die Herstellerfirma oder das ungefähre Alter zu wissen (manchmal reicht auch ein Hinweis wie „dänisch“ oder „französisch“). Die Internetseiten des Händlers www.alteserien.de sind da eine Möglichkeit für die Recherche. Dennoch gibt es ein paar Grundlagen, die es zu wissen lohnt, angefangen bei der Glasherstellung an sich.
Grundlagen Mundgeblasenes Glas ist kostbar, jedes Stück ein Unikat. Die Glasbläser formen das Glas durch sehr schnelle, gleichmäßige und weiche Bewegungen des aufgepusteten und dadurch hohlen Werkstückes aus flüssigem Glas über einer bis zu 1000 Grad heißen Flamme (der Glasbläserlampe). Wie beim Töpfern auch bestimmt der Kunsthandwerker oder die Kunsthandwerkerin hierbei die Gleichmäßigkeit und Dicke des Materials mit Hilfe der eigenen Technik. Schließlich können am Werkstück noch weitere Elemente angefügt, ausgeformt oder abgeschlagen werden. Farbige Reize entstehen überdies durch einen so genannten Überfang, eine 1899 patentierte Technik, bei der das farblose Hohlglas in farbiges Glas eingetaucht und dann weiter bearbeitet wird (oder umgekehrt). Ein Kristallschliff kann im Anschluss kontrastreiche Effekte erzielen. Böhmisches Glas, also tschechisches Glas „Bohemia“ 8ben von links nach rechts: Sektkelche mit Sternchen-Gravur, Sektkelche mit Rautenschliff üeines von „–est“-GlasD, „Gral“-Glas, Aus.ahl von 19n0 Cnten: „Luminarc“-Sektschalen um 19J0
ist buntes Kristallglas in leuchtenden Farben. Bestimmte Muster im Schliff, ganze Bilder (zum Beispiel allegorisch oder mit Landschaften oder Porträts), Widmungs- oder Jubiläums-Gravuren machen einzelne Gläser zu Zeugnissen der Kulturgeschichte, ja zu Museumsschätzen. Farbkombinationen im Überfang oder durch das Zusammensetzen verschiedenfarbiger Teile, und spezielle Effekte wie Rauchglas bezaubern auch bei ganz musterlosen Gläsern und erheben diese zum Blickfang bei Festlichkeiten. Das erwähnte bunte „Luminarc“-Glas gehört, wie auch beispielsweise „Arcoroc“, in das „Cristal d'Arques“-Programm, also zu einer Firma, die seit 1968 mit der maschinellen Kristallglasproduktion extrem erfolgreich war und dieses schnell für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich machte. Der Betrieb im nordfranzösischen Pas-de-Calais (der unter anderem die „Waterford Wedgwood“Porzellanherstellung in Irland übernommen hat) ist inzwischen zur größten Kristall- und Glasfabrik der Welt geworden.
3istorischer Pandel
dass die Gläser wie von Feenhand erschaffen oder aus Blumenwiesen gepflückt wirken. Andere sind auf der Kuppa (also der Schale) mit Transparent-Email bemalt und tragen Vergoldungen, manchmal dekorative Zeichnungen, manchmal nur an Fuß- und Lippenrändern.
n0er- und T0er-zahre Auch die meist nicht besonders hohen, aber leichten Sektgefäße der 1950er-Jahre sind in filigranen Mustern auf den ebenfalls extrem dünnwandigen Gläsern reich bestückt und überdies sehr viel häufiger und günstiger zu erwerben: Nicht nur Trauben, sondern vor allem auch Linien, spiralig, gerade oder in Rauten zieren die Kelche, teilweise als Gravuren, andere bemalt. Und der Erwerb dieser Gläser (wenn sie denn gut verpackt den Transport vom Fundort ins Sammelparadies überstanden haben) belohnt obendrein mit besonders
Wer sich Bilder von Festen der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts ansieht, wird feststellen, dass es genauso wie heute mehrere Formen der Schaumweingläser gleichzeitig gab. Bezaubernde kleine „Sektspitze” wurden ergänzt durch langstielige Kelche und Schalen. Allerdings waren sie alle viel weniger robust als heute (es sei denn, es handelte sich um echte Silberschalen, wie sie immer noch oder wieder beispielsweise von der Firma „Quandt“ produziert werden). Diese Dünnwandigkeit und damit Zerbrechlichkeit bedingt natürlich auch den hohen Wert der noch erhaltenen Stücke von JugendstilGläsern und -Sektschalen im Besonderen. Ihr Zierrat besteht manchmal aus aufgesetzten Blattstielen oder Blütenblättern, so 01 O 1
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GLAS 1 feinem Klang, dem zarten „Bing!“, das beim vorsichtigen Anstoßen ertönt und den Blick zum Gegenüber begleitet. Aber wer Sektgläser aus den 1950er-Jahren sucht, hat sicher auch eine Reihe unterschiedlich farbiger im Kopf: Hierbei kann darauf geachtet werden, dass die Farbpalette möglichst vollständig wird (sofern noch nachvollziehbar ist, wieviel verschiedene ursprünglich zum Ensemble gehörten). Gerade die Firma Süßmuth in Immenhausen bei Kassel hat da Schönes produziert, und auch wer Lauscha-Glas oder böhmische Objekte liebt, kommt bei Farbkombinationen immer auf seine Kosten. Die 1960er-Jahre brachten dann erst mal einen Einschnitt in das Sektgläserdesign: Beim Abwenden von allzu förmlichen Festlichkeiten ließ die junge Generation auch das feine Geschirr ihrer Altvorderen im Schrank stehen und versuchte in allen Bereichen Schlichtes und Praktisches. Das Spülen langstieliger, zerbrechlicher Gläser gehörte damals zu den Tätigkeiten, die der Vergangenheit angehören sollten. Wenn ein Glas in die Spülmaschine konnte, war es perfekt. Der Designpreis „Gute Form“ ging übrigens 1969 an die Gläserserie „Greif“, die der Bauhaus-Künstler Wilhelm Wagenfeld (1900-1990) 1952 für die Firma „Peill und Putzler“ in Düren – erkennbar am unten eingeätzten „P“ – entworfen hatte. Die geschliffenen, eher schlichten, aber pfiffig geformten Sektschalen waren etwa so hoch wie breit und werden heute für etwa 30 Euro pro Stück gehandelt. Sie bestehen aus mundgeblasenem, geschliffenem Bleikristallglas und zeichnen sich durch einen recht massiven Fuß aus, der sie schwer in der Hand liegen lässt. Die Facettierung geht bis weit in die Kuppa nach oben und läuft dort aus, so dass Stiel und Schale ineinander zu fließen scheinen.
J0er- und F0er-zahre In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren gab es ein Revival von Glaswaren mit Goldrand oder aus Kristall. Die Marke „Leonardo“ (ab 1972 entwickelt innerhalb der seit dem 19. Jahrhundert mit Glas handelnden Firma Koch, Bad Driburg) erhob dagegen schließlich als deutscher Marktführer der 1990er-Jahre das extrem schlicht geformte und gut abwaschbare Glas zum Non plus Ultra der gut ausgestatteten Hausbar.
glas“ sind schön gemacht und die Objekte präzise beschrieben. Gerade für Jugendstilglas lohnt sich hier immer ein Blick in das aktuelle Angebot, für das auch online geboten werden kann (https://www.auctions-fischer.de). Viele bekannte Sekt- und Champagnerfirmen wie „Freixenet“ oder „Geldermann“, „Jules Mumm“ oder „Henkell“ boten und bieten ihrer Kundschaft aber auch regelmäßig Gläser als passende Ergänzung zum eigenen Tropfen an, natürlich geziert vom Logo des herstellenden Betriebes. Diese alten und auch neuen Werbegläser werden oft gesammelt und gerne gehandelt. Ein mundgeblasener Sektkelch mit aufgelegten Beerennuppen (so der Fachjargon für kleine Glasknubbel in Traubenform) und graviertem Schriftzug „Deinhard Coblenz" sowie einem Löwensignet wurde beispielsweise im Frühjahr 2020 für 65 € im Internet angeboten, ein „Kupferberg Gold“-Glas, ebenfalls mundgeblasen aus der Zeit um 1900, für 40 €. Aktuelle, schwarz-goldene „Moet & Chandon“-Gläser aus Acrylglas gibt es schon für knapp 20 €. Die 1978 zum „Fürst von Metternich“Sekt abgebildete Flöte mit Rautenschliff, und Ätzdekor wurde von „WMF“ produziert und ist mit ein bisschen Glück gelegentlich für ca. 15 bis 20 € pro Stück zu erwerben. Manche Glas herstellenden Firmen wie „Ritzenhoff“, beauftragen außerdem immer wieder Künstler, eine Serie ihrer Gläser zu gestalten, so dass diese für Sammler attraktiv sind. Vier Champagnergläser aus der „Taittinger“-Pop-Art-Serie „Collection Roy Lichtenstein“ erzielten kürzlich in ihrer Originalverpackung zusammen einen Preis von über 100 €. Sie gehörten 1985 zu einem Champagner, von dem eine Flasche inzwischen für 245 € gehandelt wird. Ein bisschen skurril wegen der Kombination von Süßwaren und Schaumwein ist vielleicht die Kooperation von „Ritzenhoff“ mit der Schokoladenmarke „Milka“, deren lila Schriftzug eine ganze Serie Gläser und dabei auch die mit floralen Ornamenten ergänzten Sektgläser zierte. Auch Jahrgangsgläser sind selbstverständlich beliebt (und nur in dieser Hinsicht sind sie vergleichbar mit Glühweinbechern), gerade wenn die Jahreszahl eine emotionale Bedeutung für jemanden hat. Speziell zur Jahrtausendwende gab es unzählige Varianten von Sektgläsern mit der „2000“. Viele dieser Stücke sind auf Märkten oder in Gebrauchtwarenhäusern günstig zu bekommen. Zu wünschen ist jedenfalls, dass alle Sammelnden viele fröhliche und schöne Anlässe haben, ihre Champagner- und Sektgläser in allen Formen zu erheben und miteinander anzustoßen.
Sammlerstöcke und Zreise –on oben nach unten: „/agel“-Sektfl5te mit zahresdekor „ 001“ Designerstücke, Unikate und gläserne Kostbarkeiten lassen sich gut bei „Dr. Fischer Kunstauktionen“ in Heilbronn erwerben, die nummerierten Kataloge für die dreimal jährlich stattfindenden Versteigerungen „Europäisches Glas und Studio01 O 1
Serie bunter Sektfl5ten etail einer Reklame von „Ehomas“, 19TF
08_13_Sektglaeser.qxp_A Tibet 08.12.20 12:35 Seite 7
GLAS 1 Dr. Jürgen Fischer: „100. Auktion Europäisches Glas“ (Heilbrunner Aktionshaus, 1997) Cornelia Kopp (Hg.): „Der gedeckte Tisch“ (Verlag Otto Beyer, 1938) Gertrud Oheim: „1x1 des guten Tons“ (C. Bertelsmann Verlag, 21. Auflage 1958) Gert von Paczensky: „Champagner“ (Hädecke Verlag, 1987) Konrad Schuler, Werner Fürst, Gerhard Bamberger: „Fachstufe Gastgewerbliche Berufe“ (Schroedel Schulbuchverlag, 1984)
Rolf Stender: „Der schön gedeckte Tisch“ (Falken Verlag, 1973) Michael Weisser: „Söhnlein Rheingold. Künstlerische Werbung für den Sect 18791929“ (Verlag Dieter Fricke, 1980) Die Werbebilder in diesem Artikel entstammen alle dem Kulturwissenschaftlichen Anzeigenarchiv der Autorin (www.kabinettstueckchen. de). Die Fotos entstanden – wenn nicht anders angegeben – privat.
Literatur Helmut Arntz: „Sekt und Champagner“ (Heyne Bücher, 1976) GanK oben: Sektkelche mit Rautenschliff üeines von „–est“-GlasD 8ben: „wörst von ietternich“-Reklame, Sektfl5te mit Gravur, 19JF Rechts: „Leonardo“-AnKeige von 19FJ 01 O 1