Trödler 03/2022

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LESERFORUM 4

EXPERTISEN n Aquarell Als treuer Leser bitte ich um eine Expertise bezüglich eines Aquarells mit russischem Motiv. Es ist circa 32 x 24 cm groß. Mir sind solche Motive von Ölgemälden her bekannt. Ist mein Bild vielleicht die Kopie eines Gemäldes? Soweit ich die Signatur entziffern kann, lautet sie Adam Stanislas Keller. Vielleicht können Sie ja mehr herausfinden? Brian Wilcox, Winden

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Das Aquarell wurde in den späten 1980er- oder frühen 1990er- Jahren von einem talentierten Laien nach einem Gemälde des Józef Marian Chełmoński (1849-1915) angefertigt. Hier gezeigt wird eine Troika, also ein dreispänniger Schlitten, in wilder Fahrt im Schnee. Eines für diesen Maler typischen Motive. Kopiert wurde das Motiv von Adam Stanisłas Keller, ein Zeichner, der offenbar im wesentlichen Motive anderer Künstler kopiert hat. Biographische Daten sind leider nicht zu ermitteln. Der Wert für das Aquarell sollte unter 50 Euro liegen.

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Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

n Kupferstiche Ich habe seit vielen Jahren drei Kupferstiche von Antoine Watteau. „La danse paysan" (45 x 33 cm) und „Le concert champetre" (39 x 48 cm). Beide sind von Audrun gestochen. Der dritte Kupferstich (45 x 33 cm) zeigt Antoine Watteau mit

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seinem Verleger M. de Julienne. Der Stecher ist Tardieu. Nun kommt meine Frage: Handelt es sich um Kupferstiche aus der Zeit der Stecher? Sind beide aus der Zeit um 1700? Kürzlich entdeckte ich bei Ebay u. a. genau diese Kupferstiche von Audran und Tardieu signiert. Diese waren aber deutlich kleiner und wurden als „authentische Drucke" angeboten. Auf Ihre Antwort bin ich gespannt. Ulrich Hoebink, Münster Die Frage ist anhand der Fotos kaum zu beantworten. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei den Drucken um Photogravure/Heliogravure/LichtkupferstichReproduktionen auf Holzschliff-Papier. Die Photogravure ist ein Edeldruckverfahren. Mittels einer Ablichtung eines alten originalen Kupferstichs wird in einem kom-

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plizierten Verfahren eine neue Druckplatte hergestellt. Auf der Kupferdruckpresse lassen sich so erneut detailgetreue Reproduktionen herstellen. Alle Feinheiten und Grauwerte (ohne Raster!) werden wiedergegeben. Der wesentliche Unterschied ist das Papier. Im 18. Jahrhundert wurde Papier aus Lumpen und heimischen Faserpflanzen hergestellt. Die mit dem Sieb handgeschöpften Papierbögen weisen in der Regel kleine Unregelmäßigkeiten auf, auch ist oft die Struktur des Siebes im Papier erkennbar („geripptes Papier“) oder sogar ein Wasserzeichen. Dieses alte Papier ist sehr alterungsbeständig, ganz im Gegensatz zu den Holzschliff Papieren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche schnell vergilben. Jean-Antoine Watteau (1684-1721) schuf seine Darstel-

n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Str. 3 85293 Reichertshausen oder per E-Mail an info@gemiverlag.de

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LESERFORUM 5 lung tanzender Bauern (oder vielmehr von Schauspielern, die Bauern darstellen und einen höfischen Gigue tanzen) etwa 17151717. Der Kupferstecher Benoît II Audran (1698-1772) hatte erst 1755 die Möglichkeit das Gemälde zu sehen und als Kupferstich zu veröffentlichen, also Jahrzehn-

dass die von 1948 bis 1952 grassierende Polio-Epidemie einen Einfluss auf den Geschäftserfolg hatte. Mysophobie war in England und den USA weit verbreitet, ein abwaschbares Spielzeug löste ein Problem für die ängstlichen Eltern. Um 1960 modernisierte Tomi sein Logo und anglisierte den Namen zu Tommy. Gleiches tat Takara Tomy. Ob es hier einen Rechtsstreit um den Namen gab oder aus welchen Gründen auch immer Tomi /Tommy seine Produktion einstellte, ist heute nicht mehr zu klären. Das Spektrum der Tomi/ Tommy Figuren ist breit gefächert, es reicht vom Dackel bis zum Nilpferd. Seltene Tierfiguren erzielen Preise bis 60 USD, häufige Tierfiguren wie der Dackel ca. 30 USD. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

bedeutet „Reichtum“, der zweite Teil ist ein auch für den Europäer leicht zu lesendes Piktogramm und bedeutet „Berg“. Der Spielzeughersteller Takara Tomy hatte in seiner Produktpalette vor allem Blechspielzeug und das Logo ist ein anderes. Offenbar handelt es sich um einen anderen Hersteller gleichen Namens, der etwa zur gleichen Zeit tätig war. Alte Spielzeugfiguren aus Kunstleder finden sich heute vor allem in England und den USA. Scheinbar traf der Hersteller einen Nerv der Zeit. Rein spekulativ könnte man annehmen,

te nach Watteaus Tod. Ein Original Kupferstich des 18. Jahrhunderts wird heute mit 200 bis 300 Euro bewertet, ein Nachdruck mit 50 bis 100 Euro. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

n Hündchen Ein Neuzulauf ist dieser kleine, ca. 11 cm hohe Hund aus (Kunst-)leder genäht. Am Halsband hängt die „Hundemarke" Tomi Japan. Aus welcher Zeit stammt er und wieviel müsste ein Sammler für das pflegeleichte Haustier investieren?

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R. Münchmann, o. O.

Die Spielzeugfigur aus leicht abwaschbarem Kunstleder wurde im Zeitraum zwischen 1948 bis ca. 1960 in Japan hergestellt. Das Logo des Herstellers zeigt einen sitzenden Zirkuselefanten, der einen Wimpel schwingt. Der Name Tomi ist in Japan relativ häufig, dahinter steht wahrscheinlich der Name des Herstellers Tomiyama富山. Der erste Teil des Namens

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MAGAZIN 6

AUSSTELLUNGEN n Plant fever Aktuelle Debatten – etwa zum ökologischen Fußabdruck, zur Klimaerwärmung oder Ernährung – machen eines deutlich: Unser Verhältnis zur Natur muss dringend neu gedacht werden. Für viele Designer, Wissenschaftlerinnen und Ingenieure sind Pflanzen dabei von zentraler Bedeutung. Sie beginnen, die Vegetation nicht allein als Ressource für Nahrung, Material oder Erholung, sondern als Inspirationsquelle im Gestaltungsprozess zu nutzen. So befassen sie sich vertieft mit Strukturen und

Achille Castiglioni, Albero flower pot stand, 1983; Museum für Gestaltung Toni-Areal Zürich © Zanotta – Spa

Markus Jeschaunig, Oasis No. 8, 2015-2016; Museum für Gestaltung Toni-Areal Zürich © Agency in Biosphere and photographer Simon

Verhaltensweisen in der Pflanzenwelt, um neuartige Lösungen für gegenwärtige sowie kommende Umwelt- und Sozialfragen zu entwickeln. Die Ausstellung Plant Fever stellt rund 50 internationale Projekte aus den Bereichen Produktdesign, Mode und neue Technologien vor und untersucht, welches verborgene Potenzial in Pflanzen steckt. Plant Fever ist ein Projekt, das vom Designstudio d-o-t-s konzipiert und vom belgischen Museum CID – Grand-Hornu (Centre d’innovation et de design) produziert wurde. (Bis 3. April) Telefon: +41 43 4466620 Webseite: https://museum-gestaltung.ch

Helmut Menzel, Vase Tape gelb-blau; Keramikmuseum Staufen

n Muster-Reich

Liz Ciokajlo, Hemp Shoes, 2013; Museum für Gestaltung Toni-Areal Zürich © Stephanie Potter Corwin 03 / 22

Ein Feuerwerk an Farben und Mustern zeichnet seine Vasen und Platten, Becher und Teekannen aus. Im Kontrast dazu steht ein weißes Porzellangeschirr mit flüchtiger Malerei und Zeichnung. „Kleine Freunde für den Alltag mit hohem Gebrauchswert“ nennt der Künstler und Keramiker aus Berlin seine Arbeiten. Bis 27. März stellt Helmut Menzel (*1963) im Studio des Keramikmuseums Staufen aus. „Meine Keramik, eine lebenslange Liebelei; eine Tändelei mit dem Material Porzellan, mit Farben und Formen. Nie die Finger davon lassen können“, so beschreibt der Künstler sein Verhältnis zur Keramik. Nach der Ausbildung zum Gesellen studierte er Bildende Kunst an der


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MAGAZIN 7 besondere „Schätze“, der Teilnehmer, aber auch Besucher zum Staunen bringt. Egal, ob bei Regen oder Sonnenschein, eingefleischte Fans der Benzingespräche sind bei jedem Treffen mit dabei und füllen mit rund 200 Fahrzeugen den Platz. Von Alfa Romeo bis VW, von NSU Quickly bis Indian Motorrad, von Messerschmitt Kabinenroller bis LANZ Bulldog, es ist jeder willkommen, der Spaß an seinem Fahrzeug hat und sich mit Gleichgesinnten austauschen möchte. Die Teilnahme und das Parken sind kostenlos. Die nächsten Termine sind jeweils sonntags, 6. März, 3. April, 5. Juni, 3. Juli, 7. August, 4. September, 2. Oktober und 6. November von 9 bis 14 Uhr. Telefon: 06232 670868 Webseite: www.technik-museum.de/benzingespraech

n Von Asshoff bis Zenker Helmut Menzel, Vasen Trulli; Keramikmuseum Staufen

traditionsreichen Hochschule der Künste Berlin. Seit 1997 im eigenen Atelier, sucht er immer von neuem einen frischen Zugang zu seiner Arbeit und möchte sich die Leichtigkeit nicht nehmen lassen. Mit seiner besonderen Vorliebe fürs Stapeln und Schichten hat er seinen unverwechselbaren Stil gefunden. Telefon: 0761 407819 Webseite: www.keramikmuseum-staufen.de

che Young- und Oldtimer und natürlich beste Stimmung in lockerer Atmosphäre erwartet. Benzingespräch beim Frühschoppen – das ist der Speyerer Treff für Besitzer von Old- und Youngtimern, Motorrädern, besonderen Fahrzeugen oder Spezialumbauten. Seit 2012 bietet das Technik Museum Speyer Freunden und Besitzern von mobilen Raritäten die Möglichkeit zum zwanglosen Treff für Benzingespräche in lockerer Atmosphäre. Das Museumsgelände verwandelt sich hierbei von 9 bis 14 Uhr regelrecht in einen Showroom für

Das Keramion wird bereits zum neunten Mal die Verkaufsveranstaltung „Von Asshoff bis Zenker“ vom 27. März bis zum 24. April durchführen. Besonders qualitätvolle Unikatkeramik der letzten 70 Jahre oder historische Stücke Rheinischen Steinzeugs stehen im Fokus des Angebots. Das Keramion in Frechen ist ein Spezialmuseum für Keramik. In der Trägerschaft einer privaten Stiftung beherbergt es zwei außergewöhnliche Sammlungen von internationaler moderner Unikatkeramik und regionaler historischer Keramik wie Bartmannkrüge. Telefon: 02234 697690 Webseite: www.keramion.de

Helmut Menzel, Becher Damen; Keramikmuseum Staufen

MESSEN / MÄRKTE / TREFFEN n Benzingespräche Auch in diesem Jahr findet wieder die beliebte Veranstaltungsreihe „Benzingespräch beim Frühschoppen“ statt. Der Auftakt zur neuen Saison ist für Sonntag, 6. März geplant. Es werden wieder zahlrei-

Benzingespräche Technik Museum Speyer 03 / 22


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ACCESSOIRES 8

FÄCHER KATHRIN BONACKER

Es ist ein hübsches, traditionsreiches und erstaunlich vielfältiges Gebiet, das sich den Fächer-Sammelnden auftut: Gestaltung und Materialien sind sehr unterschiedlich, Muster filigran oder Bemalungen bunt. In allen Ländern der Erde, deren Bevölkerung von großer Hitze geplagt wird, haben sich Fächer-Varianten entwickelt. Es gibt Objekte aus einfachem Papier, Bast oder Plastik, aber es finden sich auch sehr kostbare, museale Schätze mit Schnitzwerk oder Perlmutt-Arbeiten. Ein Fächer konnte sogar zum Liebeswerben dienen oder mit Werbung bedruckt sein.

dann mit sehr langen Wedeln, oft mit großen Fächern, zum Beispiel aus Pfauenfedern. Bereits im 17. Jahrhundert arbeitete die Zunft der „Fächermacher“ für das höfische Europa (ab 1678 in Paris, seit 1709 in London), diese Handwerker setzten die kostbaren Utensilien aus Teilen zusammen, die sie von anderen Kunsthandwerkern fertigen ließen. Auf dem beliebten Porträt von Franz Xaver Winterhalter hält die royale Ikone Sissi (Elisabeth von Österreich) 1865 selbstverständlich ganz lässig einen Fächer. Diese Mode wurde dann zunehmend auch in bürgerlichen Schichten übernommen. Im 19. Jahrhundert und noch zu Beginn des 20. waren Fächer feste Bestandteile der europäischen Damenmode der Oberschicht, zumindest da, wo es heiß herging, beim Ball oder Empfang, je kostbarer desto besser. Um die Accessoires dabei zu haben, trugen die Frauen sie oft an dünnen Bändchen am Handgelenk. Die Fächersprache – eine komplizierte Art der nonverbalen Kommunikation – war in höheren

Fächergeschichte „Entstanden ist er als gestielter Blattfächer überall dort, wo die Notwendigkeit bestand, das Feuer anzufachen, sich gegen Hitze und die Fliegenplage zu schützen, als Gebrauchsgegenstand also“, erklärte Irmgard König in einem Mainzer Ausstellungskatalog 1999 (S. 5), und die Formen haben sich regional und historisch sehr unterschiedlich entwickelt. Als Teil liturgischer Handlungen gehörte der Fächer unter der Bezeichnung „Flabellum“ (oder auch „Muscarium“, d.h. Fliegenwedel) noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sogar in höchste christliche Zeremonien. Standesunterschiede zeigten sich sehr deutlich dort, wo jemandem von Bediensteten Luft zugefächelt wurde, meistens Kreisen eine Art Geheimcode. Im Film „Plötzlich Prinzessin“ von 2001 gehört es zur Ausbildung der jungen Adeligen (gespielt von Anne Hathaway), die bürgerlich aufgewachsen ist, dazu, dass ihre Großmutter, die Königin (Julie Andrews), ihr diese Fächersprache beibringt. Auch Modezar Karl Lagerfeld, der gerne mit Zopf und dem Unkonventionellen zugetan auftrat, ließ sich graziös mit Fächer fotografieren. Der Meister der Inszenierung überschritt damit ohne große Worte die Grenzen männlicher Geschlechterrollen und stellte sich gleichzeitig in adeliger Tradition dar. Links: Französischer Fächer aus dem Victoria & Albert Museum in London (V&A) von 1750-60 Oben: Elfenbeinfächer von 1820-30 (V&A) 03 / 22


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ACCESSOIRES 9 kann so vielleicht eine Farbpalette im Überblick zeigen. Und darin zeigt sich auch schon eine der Faszinationen des Fächers: Zunächst als fast unscheinbares Stäbchen in der Hand kann er aufgeklappt wie ein Pfauengefieder in ganz andere, kunstvolle Sphären führen. Der Radfächer ist eine Sonderform desselben, bei der sich die Fläche zwischen zwei an einem Ende mit einem Scharnier versehenen Stäben zu einer Kreisform auffächern lässt. Ganz anders Blatt- oder Fahnenfächer: Beide Formen bleiben steif und sind nicht zusammenzulegen, der Fahnenfächer als seitlich befestigtes Rechteck, der Blattfächer tatsächlich gerundet wie Baumlaub mittig am Stiel. Die Objekte müssen idealerweise mit einer Hand genutzt werden können und sollten daher kaum mehr wiegen als eine Tafel Schokolade. Diese Anforderung bestimmt auch das Material, aus dem die Fächer gearbeitet werden: Seide, Papier, feinste Spitze, dazu leichtes Holz oder Bein (also fein gesägte Knochen), Federn oder Bast

sind die verbreitetsten Werkstoffe. Das ebenfalls gerne benutzte, sehr weiche Pergament aus der Haut ungeborener Lämmchen wurde beschönigend als „Schwanenhaut“ bezeichnet. Manchmal sind es aber auch einfach getrocknete große Blätter, die zum Fächern dienen, oder der Bast der Fächerpalmblätter wird direkt zu einer geflochtenen Fläche am Stiel, deren Griff noch einmal umwickelt wird.

Formen und Materialien Etwas Leichtes, das Luft in Bewegung setzt und so Kühlung (oder zumindest kurzfristig Linderung der Hitze durch einen Luftzug) verschafft, das ist also ein Fächer. Luftfächer, Handfächer, Klappfächer oder gar Windfächer: Die Bezeichnungen, die die zur Erfrischung dienenden Accessoires im Deutschen tragen, sind vielfältig. Im Englischen heißt der Fächer „fan“, auf Französisch „éventail“, auf Spanisch „ventalle“ und auf Italienisch „ventaglio“ – das heißt, der Wind (lateinisch „ventus“) klingt in den romanischen Sprachen immer mit. Die hierzulande bekanntesten Fächer sind Klapp- oder Faltfächer, also Varianten der Briséfächer. Im privat betriebenen „Deutschen Fächer Museum“ der Barisch Stiftung in Bielefeld wird der „Briséfächer“ als „zusammenschiebbares Gestell aus gleichförmigen Stäben“ definiert (vgl. „Typologie“ auf der Website https://www.faechermuseum.de). Etwas ‚auffächern‘ bedeutet, mehrere Lagen zum Beispiel von Papier unten schmal in der Hand zu halten und oben auseinander zu schieben, also zu verbreitern. Wer Muster präsentiert, Oben: Ansichtskarte zur Fächersprache 1916 Rechts von oben nach unten: Prägekarte mit Fächer (etwa 1910) Französischer Fächer mit Stiefmütterchen-Motiv von 1890-1900 (V&A) Französische Ansichtskarte zur Fächersprache (etwa 1900) 03 / 22


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ACCESSOIRES 10 Die Bemalung oder Bestickung kann ebenfalls eine breite Palette von Gestaltungselementen aufweisen: Vom zarten Aquarell bis zum glitzernden Paillettenbesatz oder goldgewirkter Stickseide, der Kunstfertigkeit waren und sind keine Grenzen gesetzt. Heute wird maschinell bedruckt oder lackiert. Im Karnevalsbedarf oder der Tourismusindustrie finden sich auch billige, gestanzte Plastikfächer, manchmal beklebt mit Kunstfaserspitze,

um von Ferne den Eindruck handgefertigter Ware zu erwecken. Handfächer aus Papier wurden und werden kunstvoll gefaltet meist auf ein Klappgestell aus Holz geklebt, dabei richtet sich dann ihr Wert sowohl nach der Qualität der Verarbeitung von beidem, als auch nach der Seltenheit des Motivs oder dem historischen Wert der Malerei auf dem Papier. Die 1903 im Warenhaus Wertheim in Berlin ab 1,40 Mark angebotenen Fächer hatten

in der Regel ein Holz- oder Bein-Gestell, lediglich die etwa zehnmal so teuren Fächer aus Straußenfedern warteten angemessen kostbar mit Schildpatt- oder Perlmuttgestellen auf. Der teuerste „Straussfedern-Fächer“ der Kategorie „Weisses Perlmuttergestell“ kostete mit 60 Mark mehr als ein Silberbesteckkasten für zwölf Personen und etwa gleich viel wie eine Deckenlampe für die damals neuen Glühbirnen. Links oben: Chinesischer Klappfächer aus Sandelholz (etwa 1990er-Jahre) Links unten: Fächer-Angebot der Firma Wertheim, Berlin, 1903 Ganz oben: Blattfächer (vermutlich Japan, 1970erJahre) Oben: Palmblattfächer (1970er-Jahre) 03 / 22


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Ballspenden Eine eigene Gattung waren die für Gastgebende als sogenannte „Cotillon-Artikel“ („Ballspenden“) angebotenen Fächer: In Massen sehr günstig produziert wurden sie zum Beispiel von der Dresdener Firma Neumann & Co. für aufwändig inszenierte Bälle verkauft. Der Cotillon war als Kontratanz ein „Gabentanz von längerer Dauer“, der, wie es im Katalog der Firma heißt, jeweils von einem „Arrangeur“ (also einem Festordner) ausgerichtet wurde. Dieser leitete den Tanz an, nachdem die Paare durch die vorher verteilten kleinen Geschenke zusammengeführt worden waren. Diese Gaben waren dann etwa zwölf mit verschiedenen bunten Schleifen verzierte Fächer für die Damen und dazu passende, farbig auf diese Schleifen abgestimmte „Orden“ für die Herren. Das Zufallsprinzip beim Ziehen der Objekte bestimmte so, wer mit wem den Cotillon tanzte. Vermutlich gab es dabei den einen oder anderen Trick oder gar Bestechung, damit auch ja der passende Kandidat den ‚richtigen‘ Orden bekam, wer weiß… Ganz pfiffige Objekte waren darunter: So ließen sich Ausziehfächer aus einer „Brennenden Cigarette“ oder einer „Möhre“ ziehen,

besonders skurril erscheint vielleicht ein für eine Mark angebotener „Geräucherter Fisch, 24 cm lang, mit herausziehbarem Stofffächer“. Selbst Tanzkarten gab es in Fächerform, in die sich die Tänzer einer Dame jeweils für Walzer, Polka oder Quadrille eintragen konnten, und als Souvenirs wurden „Erin-

nerungs-Fächer“ zu Cotillon-Gaben, versehen mit dem Spruch: Ist gleich nach flücht’gen Stunden / Des Festes Glanz verschwunden, / Soll in des Fächers Falten / Erinn’rung fest ihn halten. / Drum in der Gäste Mitte / Sprich muthig aus die Bitte: / „Wollt, edle Herrn und Damen, / Ihn weih’n durch Spruch und Namen!“ (Catalog 49 der Fa. Neumann, Dresden, zu Nrn. 1179

Oben von links nach rechts: Liebig’s Sammelkarte, spanische Provinz Granada (1898) Werbeanzeige für Cotillon-Artikel von 1903 Federfächer (Modefoto aus der „Woche“ 4/1922) Unten: Internationale Fächerformen auf Liebig’s Sammelkarten 1913 03 / 22


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ACCESSOIRES 12 und 1180). Diese Art der Cotillon-Fächer konnten also gleichzeitig als kleines Poesiealbum dienen. Aber das Zeitalter der Fächer endete kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Irmtraud König fasste es so zusammen: „Die durch technischen Fortschritt und Industrialisierung veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse gehen über den Fächer hinweg. Für frische Luft in den Ballsälen sorgen Ventilatoren, die Verständigung der Ver-

liebten bedarf der Geheimsprache nicht mehr, die Mode einer Coco Chanel hat in ihrem Repertoire keinen Platz mehr für das verspielte Accessoire.“ (S. 5) Die parallele Entwicklung des billig hergestellten, bunten und pfiffig gemachten Werbefächers bis etwa zum Zweiten Weltkrieg konnte dieses Ende seiner Popularität auch nicht aufhalten. Es bleibt abzuwarten, ob der Klimawandel ihm einen neuen Boom bringt.

Sonderformen aus aller Welt Das Klischee-Bild einer Geisha, also einer japanischen Unterhalterin, beinhaltet oft auch einen Fächer als Accessoire, das Gleiche gilt für die Chinesin und die Spanierin. Wie bei vielen Nationalstereotypen werden hier landesübliche Gegenstände mit schönen Frauen kombiniert, um als touristische Attraktionen zu fungieren. Die klassische japanische Fächer-Form ist der Blattfächer, der nicht zusammenzulegen ist. Bei der Japanerin im traditionellen seidenen Kimono gibt es manchmal zusätzlich noch einen Papierschirm. Schöne Bilder dieses Klischees finden sich oft auf Plattencovers für Puccinis Oper „Madame Butterfly“. Die Japan-Barbie der Serie „Dolls of the World“ von 2011 trägt allerdings einen goldenen Briséfächer in der Hand. Die stereotypisierte Spanierin dagegen kann neben dem stark farbigen, eventuell gepunkteten oder schwarzen SpitzenFächer mit einem Spitzenkopfputz zum weit gefältelten Flamencorock aufwarten, und auch da sind Schallplattenhüllen von Bizets Oper „Carmen“ eine wahre Fundgrube von schönen Bildern, einfach zu ergänzen durch Souvenirpuppen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Faschingsfeste gerne unter ein Motto gestellt, so dass dann alle Gäste einer Party in „chinesischen“ oder „japanischen“ Kostümen kamen – zu Hause gebastelte Blattfächer aus Papier ließen sich gut ergänzen, im Kaufhaus Wertheim waren sie als Dekorationsobjekte in der Abteilung „Japan-Waren“ zu erwerben: „Gaze-Fächer mit Japanischen Fig. M(ark) 0,95“. Während die asiatischen Fächer oft aus kunstvoll bemaltem, in abgerundete Formen geschnittenen Papier am Stiel bestehen, haben beispielsweise indische oder afrikanische Fächer üblicherweise Palmblätter als Grundlage und sind vergleichsweise günstig zu erwerben. Aus Federn gearbeitete Fächer dagegen waren in EuLinks oben: „Madame Butterfly“-Plattencover von 1955 Unten: „Avon“-Glasfächer-Schale Oben: Großer chinesischer Deko-Fächer (etwa 1980er-Jahre) 03 / 22


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ACCESSOIRES 13 stand des Objekts lässt sich eine solche Schale unter 20 € ertrödeln. Wer möchte, bekommt als putzige Sammlungsergänzung auch kleine PlastikFächerlein von Playmobil für die winzigen Hände der Traumschloss-Figürchen im Reifrock-Look, eine Playmobil-Spanierin oder -Japanerin mit Fächer gibt es auch. Und für Mattell-Puppenfans präsentiert sich die „Midnight Waltz Barbie“ von 1996 in Abendgarderobe mit Fächer. Langstielige, große Fächer, die von dafür angestelltem Personal zum Erfrischen der Dienstherrschaft genutzt werden mussten, finden sich auf Trödelmärkten in aller Regel nicht, und auch Fächer aus Federn haben kaum je die Zeit in gutem Zustand überdauert. Gebrauchsfähige Fächer selbst sind oft nur beschädigt zu entdecken, manche Reparaturarbeit (wie die Erneuerung einer Faden- oder Draht-Verknüpfung einzelner Fächer-Blätter) ist aber mit etwas Geschick durchaus selbst zu leisten. Wichtig ist in jedem Fall, das Objekt vor dem Kauf selbst einmal zu- und aufzufächern und Vorder- und Rückseite auf Abblätterungen, Risse oder Brüche zu überprüfen. Im Antiquitätenhandel lässt sich da schon eher mal fündig werden. Direkt danach zu fragen ist nützlich, denn die Fächer sind wegen ihrer Fragilität schwer zu präsentieren und fristen ihr Dasein daher oft in Schubladen.

Immer mal wieder kommen besonders schöne Stücke auch auf Auktionen unter den Hammer: In einer „Sotheby’s“-Auktion im Mai 2018 gab es in London siebzehn bemalte Perlmutt- und Elfenbein-Fächer

ropa oft besonders kostbar, weil die Federn als teure Importware beispielsweise von Straußenfarmen aus Südafrika geliefert wurden – an der Art der Federn konnte das geübte Auge sofort erkennen, wie teuer das Accessoire der Dame war.

Sammelobjekte Skurrile Ergänzungen für Fächer-Fans gibt es in vielen Bereichen: Die Firma Avon brachte in den 1960er-/70er-Jahren eine Glasschale (ca. 15 x 20 cm) für ihre Kundinnen heraus, die in Fächerform als Ablage für Kosmetika auf dem Schminktisch dienen konnte. Je nach Glück und ZuLinks von oben nach unten: Souvenirfächer aus Spanien Klappfächer, bemaltes Holz (Barcelona, 2017) Geblümter Fächer (Barcelona, 2017) Oben rechts: Spanische Ansichtskarte (1959) „Carmen“-Plattencover, Detail (Sieglinde Wagner, 1950er-Jahre) 03 / 22


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ACCESSOIRES 14 des 18. Jahrhunderts zu ersteigern, deren teuerster über 5.600 britische Pfund erzielte. Sie hatten vor allem mythologische und allegorische Motive und wurden fast alle für mehr als den Schätzpreis verkauft, keiner unter 875 Pfund. Die Preise bei alten, handgefertigten Fächern gehen schon wegen des Materials gelegentlich ins Grenzenlose. Wer aber einen schönen, sammelwürdigen alten Fächer mit Bemalung haben möchte, kann mit ein bisschen Glück bereits unter 100 € fündig werden, und wer Reparaturbedürftigkeit in Kauf nimmt, auch deutlich günstiger. Ein zarter Ballspenden-Fächer mit anhängendem Bleistift und persönlichen Einträgen, datiert 1906, wurde im November 2021 bei Ebay für 170 € versteigert. Ein Spezialgebiet sind die Reklamefächer. Da gibt es zum Beispiel aus den 1970erJahren von „Pfanni“ einen nicht wirklich nutzbaren Fächer zu den Knödeln – vielleicht um den Dampf wegzuwedeln? Aktuell findet sich im Handel ein Fächer als Partyzubehör zum „Captain Morgan“-Rum (aus stoffbespanntem Kunststoff). Die meisten Objekte ihrer Art sind wegen der eher plakativen als nutzbringenden Wirkung und nicht sehr kostbaren Verarbeitung öfter in Händen der Reklamesammelnden als in Fächerkollektionen.

Museen und Literatur Das bereits erwähnte Bielefelder FächerMuseum ist das Einzige seiner Art in Deutschland, dennoch haben viele größere Museen in Abteilungen wie „bürgerliche Kleidung“ auch Fächer als Accessoires vor allem des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit ausgestellt. Das Gothaer Schloss Friedenstein nimmt für sich in Anspruch, die älteste Fächersammlung weltweit in seiner Stiftung zu beherbergen: Kurator Dr. Martin Eberle rief daher bereits 2015 dringend dazu auf, für die Restaurie-

rung dieser Schätze zu spenden. In London (Greenwich) existiert überdies seit 1991 ein weiteres, ganz auf Fächer spe-

zialisiertes Museum mit über 5.000 Objekten, privat gegründet und betrieben durch Helene Alexander. Es gibt auch einen „Fan Circle International“, eine weltweit vernetzte Interessengemeinschaft, im Internet unter https://fancircleinternational.org zu finden, die sich trifft, Ausstellungen ankündigt und für alle Interessierten offen ist. Die passende Fachliteratur ist breit gefächert! Es lohnt sich sehr, dabei auch ins Ausland zu gucken. Als Einstieg ist der Klassiker von Max von Boehn: „Das Beiwerk der Mode. Spitzen, Fächer, Handschuhe, Stöcke, Schirme, Schmuck“ (München, 1928) zu empfehlen. Der Modespezialist Boehn widmete dem AccesVon oben nach unten: Souvenirfächer aus Spanien Beschädigter Pergamentfächer, Herkunft unbekannt Werbefächer „Aloha“ aus Frankreich (2021)

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ACCESSOIRES 15 Italien gibt es ein vergleichbares Werk von Grazia Gobbi Sica: „Il ventaglio pubblicitario 1890-1940“, Florenz (Cantini Verlag, ca. 1991) und Iris Beltzig beschrieb bereits im Trödler 3/1999 „Galante Werbeträger“ aus der Sammlung von Karl-Heinz Möller in Aachen. Nicht übersehen sollten Fächerfans unbedingt die mit Liebe gemachte Website www.berufe-dieser-welt.de, die verschiedenste detailreich und gut recherchierte Artikel über Berufe bietet: Die Autorinnen Sulamith und Morinda Sallmann haben hier eine eigene Rubrik zum „Fächermacher“ erarbeitet, die spannende Informationen, sehr gutes Bildmaterial und Literaturempfehlungen beinhaltet. Fotos: Der hier als Quelle benutzte „Pracht-Catalog E. Neumann & Co Dresden über Cotillonund Carneval-Artikel“ und der „Mode-Katalog Warenhaus Wertheim 1903/1904“ aus Berlin erschienen als Reprint-Ausgaben in der Olms Presse (Hildesheim, Zürich, New York 1975 bzw. 2000), alle übrigen Abbildungen privat – www.kabinettstueckchen.de .

soire 35 Seiten Historie mit sehr feinen Abbildungen von Fächern aus aller Welt und stellte zum Abschluss resigniert fest: „Die Frau hat sich vermännlicht und Anmut und Grazie in den Bann getan. Was soll ihr da ein Spielzeug, die Zigarette ist ihr lieber.“ (S.68). Seither sind die Fächer aber zunehmend zu Sammelobjekten geworden und werden mit viel Liebe restauriert und präsentiert. Der umfangreiche britische Bildband „The Book of Fans“ aus der Feder von Nancy Armstrong von 1978 wartet sogar mit detaillierten Reparaturanleitungen auf. Da wird zum Beispiel erklärt, wie ein Handgelenksband ersetzt und richtig geknotet werden muss. 1993 erschien ein Museums-Katalog von Stephanie Kleidt und Helge Zöller: „Fächer des 17. bis 20. Jahrhunderts: Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg“ mit 303 Seiten, und im „Trödler“ 7/2017 stellte Heidrun Th. Grigoleit bereits „Mehr Wind – ein Streifzug durch die Welt der Fächer“ ein Buch des Sammlers Hans Merkle vor (Hirmer Verlag, 200 S.). Dem Spezialgebiet der Werbefächer widmet sich der Mainzer Katalog „Wedeln und Werben. L’Eventail Publicitaire / der Reklamefächer von 1880-1940“ von Irmgard und Nikola König (Ausstellung im Rathaus Mainz, Dezember 1999 bis Januar 2000, Kulturdezernat der Stadt mit dem Institut Français), der sowohl einen illustrierten Katalog von 266 Objekten meist französischer Herkunft enthält (darunter „Louis Vuitton“ und „Gitanes“), als auch 37 Farbabbildungen einiger ausgewählter Stücke, teilweise mit Schau- und Rückseite. Aus Oben: Werbefächer von „Pfanni“ (1970er-Jahre) Unten: Üppiger blauer Federfächer („Leica“Reklame von 1961) 03 / 22


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