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Europas Sammlermagazin
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Schweiz CHF 9,– | Österreich € 6,–
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TERMINHEFT als Beilage Märkte und Börsen
David Bowie Wiking US-Modelle
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LESERFORUM 4
EXPERTISEN n Glasvase Ich habe auf einem Flohmarkt diese Vase gekauft. Der Verkäufer sagte mir, sie sei von der Josephinenhütte, aus den 20erJahren. Ich habe 100 Euro dafür bezahlt. Jetzt sagte mir ein Bekannter, sie sei aus den 80er-Jahren. Können Sie mir Genaueres über diese Vase sagen, von wem sie gefertigt wurde und wie hoch ihr Wert ist. Die Vase ist circa 24 cm hoch und hat einen Durchmesser von rund 15,5 cm.
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Brigitte Koch, o.O.
Der kundige Bekannte hat offenbar recht. Die Vase ist nicht aus den 1920erJahren. Einen fernen Abglanz der Josefinenhütte mag man als Inspiration erkennen, doch die Proportionen und die Ausführung sprechen für den Zeitraum um
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ein kleiner moderner Kunstmarkt, die für den Tourismus gefertigten Gemälde werden jedoch nur wenig wertgeschätzt. Ein Preis von unter 100 Euro für das kleine Ölbild scheint angemessen. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg
Das bereitgestellte Foto ist leider unscharf, daher ist auch nur eine vage Zuschreibung möglich. Die Form der im Gemälde dargestellten Hütten erinnert an die traditionelle Architektur Indonesiens, insbesondere Java. Die Niederlande regierten über Jahrhunderte mittels der börsennotierten Vereenigde Oostindische Compagnie über Indonesien und dominierten den Asienhandel. Die VOC ist die wertvollste Firma der Weltgeschichte. Herrschaftszentrum war Jakarta auf der Insel Java. In dieser Region wird dieses Bild nach 1960 als Touristensouvenir gemalt worden sein. Zwar existiert in Indonesien
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1980, irgendwo im Bayerischen Wald. Bis zum Beweis des Gegenteils würde ich die Vase der Firma Joska in Bodenmais zuordnen. Der Preis, den sie bezahlt haben, ist ungefähr angemessen. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg
n Ölbild Schon lange Zeit möchte ich Sie um eine Expertise bitten für dieses Ölbild. Es stammt von einem deutschen Antiquitätenhändler in Spanien, genauer in Velez, Malaga. Leider konnte er mir nichts dazu sagen. Können Sie diese Signatur entziffern? J. u. A. Ostermann, Almelo, NL
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n Blumenstillleben Ich möchte Sie gern um die unverbindliche Einschätzung eines kleinen Ölgemäldes bitten. Ich habe das Gemälde für kleines Geld auf dem Flohmarkt erstanden, eigentlich nur, weil ich den Rahmen für ein anderes Bild nutzen wollte. Bei näherem Betrachten gefiel mir dieses kleine Stillleben jedoch immer besser, so dass ich Nachforschungen über den Maler angestellt habe, die jedoch bisher ergebnislos verliefen. Es gibt anscheinend keinen
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n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Str. 3 85293 Reichertshausen oder per E-Mail an info@gemiverlag.de
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LESERFORUM 5 Wiedergabe der Volumina und Schatten ist bemüht, aber nicht gekonnt. Die Signatur ist gut gesetzt, die Gestaltung der Buchstaben deutet auf einen Maler der Zeit um 1915-1920. Leider wird der Laie hinter diesem Bild unbekannt bleiben, mit Sicherheit kann man nur sagen, dass der ehemalige Besitzer Geld in die Rahmung investiert hat. Für den Rahmen würde ich heute einen Wert von 100 bis 150 Euro ansetzen. Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg
n Puppe Ich bitte um eine Beurteilung dieser Pupe und Beantwortung folgender Fragen: Handelt es sich dabei um eine echte Käthe-Kruse-Puppe? Wie alt mag sie wohl sein? Welchen Wert würden Sie dafür veranschlagen? Ich bin gespannt auf Ihre Anwort. Otto Lehmann, Münsingen
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Bei der Puppe handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine Käthe-KrusePuppe. Das bereitgestellte Foto ist etwas unscharf, daher ist die Einschätzung ebenfalls vage. Vermutlich handelt es sich hier um eine 52 cm große Puppe aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, die sogenannte Puppe VIII. Die Puppe hat einen Stoffkopf, unter der linken Fußsohle sollte sich ein Nummernstempel befinden. Lüften Sie also das Geheimnis unter der Socke. Der Preisrahmen reicht von 300 bis 900 Euro, je nach Alter und Zustand.
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bekannteren Maler mit dem Namen E. Steinhard, also vielleicht doch nur ein regionaler Hobbymaler? Der Name Steinhard in dieser Schreibweise ist ja relativ selten und so bin ich auf die Idee gekommen, ob es sich hier nicht um den Journalisten, Musikkritiker und Buchautor Erich
Kunstsachverständiger Klaus-Dieter Müller, Lüneburg
n In eigener Sache Bereits im letzten Jahr erhöhten sich die Papierpreise um mehr als 50 %, ganz zu schweigen von Transportund Portoerhöhungen. Natürlich erlebten wir Preissteigerungen in vielen Bereichen. In der Hoffnung, dass wenigstens die Papierpreiserhöhung nach einigen Monaten wieder zurückgenommen wird, haben wir unseren Heftpreis nicht erhöht. Leider ist das Gegenteil passiert und die Papierpreise sind noch einmal deutlich gestiegen. Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Heftund Abonnementpreise moderat zu erhöhen. Andere Sammelzeitschriften haben das schon längst getan, z. B. „Art“ um 2,- Euro, Münzzeitschriften um 1,50 Euro. Der Trödler erhöht sich um 0,60 Euro, im Abonnement erhalten Sie das Heft inkl. Versand zum alten Einzelpreis von 4,90 Euro (58,80 Euro im Jahr). Wir bitten um Ihr Verständnis und werden uns bemühen, Ihnen zukünftig neben interessanten Sammlerthemen auch wieder mehr Veranstaltungstermine anbieten zu können.
Steinhard (geb. 1886 in Prag, gestorben 1941 im Getto Litzmannstadt durch das NS-Regime) handelt könnte. Das Craquelé auf der Leinwand lässt schon den Schluss zu, dass das Ölgemälde an die hundert Jahre alt sein könnte, das würde vom Alter her schon mal passen. Ich kann leider mit meinen eingeschränkten Recherchemöglichkeiten nicht herausfinden, ob Herr Steinhard damals auch gemalt hat, vielleicht „hobbymäßig". Die Abmessungen des eigentlichen Bildes: ca. 40,5 cm x 30,5 cm, Rahmenaußenmaß: ca. 51 cm x 41 cm. Das Bild ist an einer Stelle restauriert worden, rückseitig ist ein „Flecken" Leinwand aufgeklebt. Ernst Balazs, o. O.
Der vermutete historische Zusammenhang lässt sich nicht belegen. Aktuell findet man zwei Dutzend Familien dieses Namens im Telefonbuch, sehr selten ist der Name also nicht. Das Gemälde zeigt Nelken in einer Vase, dazu Äpfel, Pfirsiche und Weintrauben sowie eine metallene Schale im Stil des Historismus. Die Anordnung der Früchte und Blumen folgt historischen Vorbildern, das gleiche gilt für den Vorhang, der das Motiv nach hinten abschließt sowie die Tischkante, die dem Bild Tiefe gibt. Es könnte sich um eine Kopie nach unbekanntem Vorbild handeln. Die
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MAGAZIN 6
AUSSTELLUNGEN n Wachsen, blühen und gedeihen Ernst Kreidolf (Bern 1863-1956 ebenda) ist in der Schweiz, aber auch in Deutschland, wo er mehr als 30 Jahre lang lebte und arbeitete, als Maler und vor allem als Bilderbuchkünstler bis heute unvergessen. Mit seinen an der Wende zum 20. Jahrhundert erschienenen Büchern „Blumen-Märchen” (1898), „Die schlafenden Bäume” (1901) und „Gartentraum” (1911) setzte er neue Maßstäbe in der Bilderbuchgestaltung. Aber auch später entstandene Werke zählen zu den unvergessenen Bilderbuchklassikern. Die Gedichte und Geschichten für seine Bücher verfasste Kreidolf selbst, er war jedoch auch als einfühlsamer Illustrator tätig, so für die Blumengedichte von Adolf Frey (1920, 1932) oder das Lesebuch „Roti Rösli im Garte” (1925). Ernst Kreidolf wuchs auf dem Hof der Großeltern in Tägerwilen, Thurgau, auf und war von Kindheit an mit der heimischen Flora eng vertraut. Bereits die Zeichnungen des 13-Jährigen zeugen von genauer Beobachtungsgabe und seinem Einfühlungsvermögen in das jeweilige Wesen einer Pflanze. Dieses Wissen war der Ausgangspunkt für die spätere Vermenschlichung seiner Bilderbuchgestalten. Daneben bildete das akribische Studium der Natur zeitlebens die Grundlage von Ernst Kreidolfs reichem künstlerischen Schaffen. Die Ausstellung „Wachsen – Blühen – Welken” bietet einen Einblick in die facetten-
Ernst Kreidolf, Der Zaubergarten, 1934, Öl auf Leinwand; 87 x 106,7 cm, Gemeinde Tägerwilen; Wessenberg-Galerie Konstanz reiche Pflanzenwelt von Ernst Kreidolf. Sie zeigt von wissenschaftlicher Neugier geprägte Studien, Blumendarstellungen, die das Wesen der Pflanze erfassen, und Originalillustrationen zu seinen Büchern, in denen die Verschmelzung von Naturbeobachtung und Phantasie gelingt. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Verein und der Stiftung Ernst Kreidolf sowie dem Kunstmuseum Bern. Es erscheint ein Katalog. (Bis 17. April in der Wessenberg-Galerie Konstanz. Ebenfalls bis 17. April zeigt das Museum Rosenegg in Kreuzlingen die Ausstellung „Ernst Kreidolf. Queerbeet”) Telefon: 07531 900292 Webseite: www.konstanz.de
MESSEN / MÄRKTE / TREFFEN n Zum Abheben in Speyer Die 48. Internationale-Flugzeug-Veteranen-Teile-Börse findet endlich wieder statt. Die Traditionsveranstaltung wird in direkter Nähe des Flugplatzes Speyer, im Hangar 10 des Technik Museum Speyer, ausgerichtet und öffnet ihre Türen am Samstag, dem 23. April 2022 von 8 bis 16 Uhr. Zahlreiche Aussteller aus dem In- und Ausland zeigen an diesem Tag ihre seltenen Flugzeugteile, die sie verkaufen, tau-
n Glanz und Elend im Walzertakt
Ernst Kreidolf: Anemonen (Detail); 1918/19, Aquarell auf Papier; 31,5 x 39,5 cm, Kunstmuseum Bern; Wessenberg-Galerie Konstanz 04 / 22
Noch bis 1. Mai gibt es in der Galerie der Komischen Künste im Wiener MuseumsQuartier die Ausstellung „Wien in Cartoons” zu sehen. Der Himmel voller Geigen, die Straßen voller ... – so kennt man Wien. In dieser einmaligen Cartoon-Ausstellung lernt man die Stadt nun aber auch von ihrer unbekannten Seite kennen und erfährt alles über kaiserliche Fürze, die Sacher-Masoch-Torte und vieles mehr. Eben alles über den Glanz und das Elend einer Weltstadt, die sich im Walzertakt dreht, bis sie sich übergibt. Mit komischen Bildern von Daniel Jokesch, Harald Havas, Katzi, Maria Antonia Frenay, Oliver Ottitsch und vielen mehr. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog. Telefon: +43 681 84170709 Webseite: www.komischekuenste.com
Rudi Hurzlmeier, Belagerung; Galerie der komischen Künste im Wiener Museumsquartier
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MAGAZIN 7 kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder parken zu € 5 direkt am Gelände. Telefon: 030 5099382 oder 017658889385 Webseite: www.oldthing.de/riesenflohmarkt
Partie. Die zu erwartenden Austeller haben wieder einiges zu bieten. Zu finden werden Sasha Puppen, Bekleidung und Zubehör für Puppen sein, ein Stand mit ausgesucht schönen Steifftieren und Teddybären wird das Angebot bereichern. Edle Stuben Küchen und Krämerläden mit dem entsprechen Zubehör wird erwartet. Auch Kinderbücher, Erzgebirge, Spiele, AnkerSteinbaukästen und Blechspielzeug sind im Angebot. Telefon: +43 664 4041926 Webseite: www.puppenboerse.ch
n Schnäppchen in Freiburg Über 200 Aussteller erwarten die Besuscherinnen und Besucher am Wochenende des 14. und 15. Mai in der Messehalle Freiburg i. Br. Dort lässt es sich wunderbar nach kleinen und großen Schätzen stöbern, z.B. nach Schallplatten, Büchern, Schmuck und Uhren, Vintage-Kleidung und Handtaschen, Geschirr und Spielsachen bis hin zu ausgesuchten Raritäten. Das große Angebot lockt nun seit mehr als 20 Jahren traditionell zum Feilschen und Stöbern. Spontane Schnäppchen sind garantiert und vielleicht findet der ein oder andere Sammler auch sein lange ersehntes Lieblingsstück. Ebenso lässt sich der Besuch des Flohmarktes wunderbar mit einem Gang über die Freiburger Frühjahrsmess’ auf dem Messegelände kombinieren.
Flugzeugteilebörse für Kenner im Technik Museum Speyer. Quelle: TMSP schen, oder über die sie einfach nur fachsimpeln. Man findet Instrumente und Propeller aus dem Ersten Weltkrieg, Jet-Helme aus den Siebzigern und vieles mehr. Ein großer Bestandteil der Börse sind Teile von sogenannten Warbirds, wie Messerschmitt Me 109 und Focke Wulf Fw 190. Aber auch Bücher, Zeichnungen, Fotos und historische Kleidung werden reichhaltig angeboten. Telefon: 06232 670868 Webseite: www.technik-museum.de/
n Zurück auf Los auf der Rennbahn Der monatliche Antik-Großflohmarkt legt Anfang April auf der Berliner Trabrennbahn Karlshorst wieder los. Am 2. und 3. April 2022 öffnet das überregionale Großevent nach viermonatiger Coronapause. Start frei also für ein Jahr mit neun Topp-Terminen für Antiquitäten-, Kunst-, Stilmöbel-, Designinterieur-, Vintage- und Trashliebhaber. 500 bis 800 Stände auf 25.000 Quadratmetern im Freien und in der Tribünenhalle mit wechselnden Schwerpunkten – im April mit der Sammlerbörse für Ansichtskarten, Briefmarken, Münzen und Kleinantiquitäten. Der vielseitige oldthing Markt ist bekannt für gehobene Trödelkultur und Drehkreuz für Insider und Sammler. Aus dem ganzen Bundesgebiet und angrenzenden Ausland wird von weit her angereist und es lohnt sich, dabei zu sein. Vor allem professionelle Händler bieten einem kundigen und interessierten Publikum rare und höherwertige Objekte. Ausdauerndes Stöbern macht glücklich, allerdings nur dann, wenn der Anteil an sortierten Spezialständen größer ist als wahllos Hingeworfenes. Wenn dann noch die Atmosphäre und Logistik passt, wunderbar. Die Standgebühren für Händler sind moderat, der Eintritt für Besucher ist frei. Händleraufbau und Van-Parkplatz für professionelle Aufkäufer ab Freitag. Besucher
Riesenflohmarkt auf der Berliner Trabrennbahn Karlshorst Foto: oldthing.de
Telefon: 07623 741920 Webseite: www.suema-maier.de
n Plüsch und Puppen in Zürich Die Kauffreude und der Persönliche Kontakt in Verbindung mit einer Börse sind nach wie vor sehr gefragt. Die Umstände sind nach wie vor schwierig, so eine Börse zu organisieren. Der Aufwand ist groß und nervenaufreibend. Nun hat sich zur großen Freude der Veranstalterin Ursula Alber die Besucherzahl zur letzten Börse verdoppelt. Die Auswahl von antikem Spielzeug bis zu Künstlerpuppen und Bären war hervorragend. Eine bunte Mischung, wo jeder etwas finden konnte. Die Veranstaltung wird getragen von Ausstellern, die schon seit Jahrzehnten dabei sind. Aus Altersgründen wird doch hin und wieder ein Platz frei. Bei der letzten Börse sind einige neue Händler dazugekommen, die mit ihren hochwertigen Objekten die Börse bereichert haben. Für die kommende 56. Puppen & Bären Börse am 27. März 2022 im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich gibt es wieder zahlreiche Anmeldungen von Ausstellern, die noch nie dabei waren. Auch wird eine große Sammlung von Künstlerpuppen und eigenangefertigte Puppen mit Trachten zum Verkauf angeboten. Ein bekannter Blechspielzeug-Händler ist mit seinen hochwertigen Stücken ebenso mit von der
Zur 56. Puppen & Bärenbörse am 27. März 2022 im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich haben auch Füchse Zutritt 04 / 22
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DUBLO – OTTO GöBeL & SöHNe OHG RALF J. ScHUMANN
es gibt zahlreiche sehr beliebte Sammelobjekte der 50er-Jahre, über die bisher leider noch keine einschlägige Literatur vorhanden ist. Oftmals können diese Objekte aufgrund ihrer zeittypischen Optik zwar grob einem Herstellungszeitraum zugeordnet werden, genaue Daten sind aber selten verfügbar. Auch ist der exakte Name des Herstellers der Objekte meist unbekannt, selbst wenn manchmal ein kleiner Aufkleber oder ein Anhänger einen Markennamen oder ein Markenemblem verrät. Dieses Schicksal betrifft auch die Firma Otto Göbel & Söhne oHG, die ihre heute unter Sammlern sehr gesuchten Produkte unter der Marke „Dublo" erfolgreich über einen langen Zeitraum vertrieb und deren Objekte dabei doch heutzutage „namenlos" nur unter Zuhilfenahme einer Beschreibung auf Märkten und im Internet gehandelt werden.
Otto Göbel & Söhne oHG Ab wann Otto Göbel mit der Produktion von Kunststoffprodukten begann, ist mir leider nicht bekannt. Der früheste Nachweis des Namens in meinem Archiv ist die Erwähnung in einem Hausrat-Prospekt von 1953, in dem der weiter unten beschriebene Blumenhalter aus Kunststoff abgebildet ist. Als Hersteller wird lediglich
„Otto Göbel, Fürth in Bayern" genannt. Die Firma „Otto Göbel & Söhne" wurde am 1. Januar 1954 in Form einer offenen Handelsgesellschaft (oHG) gegründet. Als Gesellschaftszweck wurde der Handel mit Spezial-Mixmaschinen und Haushaltsgeräten angegeben. Dies war aber vielleicht nur ein Druck- oder Übertragungsfehler, denn die Firma Göbel war eigentlich ein Produktionsbetrieb. Die persönlich haftenden Gesellschafter der oHG waren der Kaufmann Otto Georg Göbel aus Fürth
sowie seine beiden Söhne Walter und Konrad Göbel. 1955 wurde der Sitz der Gesellschaft für eine kurze Zeit von Fürth in die Gemeinde Seeshaupt am Starnberger See verlegt. Ab 1956 lautete die Firmenanschrift dann Jagdstraße 12 in Nürnberg und 1959 erfolgte ein Umzug innerhalb der Stadt Nürnberg in die Fürther Straße 374. Die Firma Otto Göbel & Söhne betrieb eine Kunststoff-Spritzerei und war laut eigenen Angaben auf die Fabrikation von Geschenkartikeln aus Plastik und Metall sowie auf „Blumenhalte-Vorrichtungen" und Raucherutensilien spezialisiert. Das Geschäft lief offensichtlich kontinuierlich gut, denn viele der Produkte aus den 1950erJahren wurden noch Jahrzehnte später hergestellt. Erst zum Ende der 70er-Jahre wurde die Produktion aufgrund der sinkenden Nachfrage eingestellt. Ein genaues Jahr der Auflösung der Gesellschaft ist mir leider nicht bekannt, aber im Frühjahr 1980 gründete Otto Göbels Sohn Konrad eine eigene Firma, die „Konrad Göbel GmbH" (ebenfalls ein Fachbetrieb zur Kunststoffherstellung) in Roßtal. Die Einrichtungen zur Produktion der alten Artikel blieben leider nicht erhalten. Deckblatt eines Dublo-Kataloges von 1958. Das neue Serviettenschirmchen wurde bereits mit abgebildet. Weiter sind die Artikel-Nummern 302 („Sputnik II"), 303 (Tischascher) und 202 (Brezelund Salzlettenständer) sowie die vierteilige Garnitur Nr. 306 zu sehen. Das asymmetrisch geformte Tablett aus Messing war auch einzeln als ArtikelNr. 207 erhältlich. Der Katalog blieb einige Jahre unverändert und wurde in Abständen durch neue Preislisten ergänzt Foto: Archiv Ralf J. Schumann
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DeSIGN 9 der nicht mehr festgestellt werden, da in der Werbeanzeige keine Angaben zum Hersteller, zum Entwurf oder zum Patent angegeben sind. Die hier abgebildete Neuentwicklung eines Blumenhalters „aus zentrisch übereinander angeordneten Rosten" meldete Otto Göbel jedenfalls im Februar 1951 zum Patent an. Das Modell war sofort sehr erfolgreich und führte nur wenige Jahre später zu einem Prozess wegen Nachahmung, den der schweizerische Göbel-Alleinvertreter Gustav Buchmann im Februar 1954 gegen einen Landsmann anstrebte. Der Händler Karl Schneble bezog 1953 zuerst das Göbel-Modell von Buchmann, brachte dann aber schnell ein Plagiat namens „Fleuro" auf den Markt. Die Nachahmung war offensichtlich und Schneble wurde der Vertrieb seines Produktes umgehend gerichtlich untersagt. Das Verbot wurde in Von oben nach unten: Dublo-Blumenhalter (Artikel-Nr. 101) zum Auseinandernehmen, mit Verlängerungsstück, aus unzerbrechlichem Lupolen. Der Blumenhalter wurde mittels eines Gummisaugers in einer Schale oder einer Vase befestigt und hielt dank der Verlängerung auch hohe Blumen in einer flachen Schale in senkrechter Position. Auf das Oberteil konnte eine Kerze gesteckt werden Abbildung aus: Der gedeckte Tisch – das Magazin für den gepflegten Haushalt, Heft 1/1953, Seite 24
einem weiteren Verfahren bestätigt und Buchmann erhielt 1957 einen Schadensersatz von 5.000 Schweizer Franken für den entgangenen Handelsgewinn. Mit dem „Dublo-Blumenhalter" hatte Otto Göbel nicht nur einen dauerhaften Verkaufserfolg geschaffen (er meldete noch 1969 und 1970 weitere Patente für Blumenhalter an), sondern auch einen Markennamen für seine weiteren Produkte etabliert, die er ab Mitte der 50er-Jahre als „Dublo Plastik-Neuheiten" in Werbeanzeigen vorstellte.
Weitere Artikel für Blumen Neben dem erfolgreichen Dublo-Blumenhalter gab es bei Göbel noch weitere Produkte für Blumenliebhaber. 1956 wurden „Dublo-Ziergitter" mit Untersatz als Neuheit vorgestellt. Dabei handelte es sich um farbige Ziermanschetten aus flexibel mit-
Der geschwungene Schriftzug der Marke „Dublo" tauchte erstmals in einer Werbeanzeige von 1956 auf, er könnte aber auch bereits 1954/55 entstanden sein Das halbkreisförmige emblem der Marke „Dublo" ab ca. 1957/58 mit zwei vierblättrigen Kleeblättern und den Initialen „O" und „G" für Otto Göbel
Blumenhalter „Dublo” Otto Göbel scheint ein talentierter und sehr einfallsreicher Erfinder gewesen zu sein. Zahlreiche Patente sind in seinem Namen ab Ende der 1940er-Jahre bis weit in die 1970er-Jahre (zuletzt noch 1978) angemeldet worden. Dabei reicht die Palette der Erfindungen von Blumenhaltern, Saughaltern, Servietten- und Zigarettenspendern, Seifenhaltern und Ansteckbroschen über Auto- und Tischvasen bis hin zu Reinigungsgeräten und diversen anderen Artikeln. Blumenhalter aus Kunststoff gab es bereits in den 1940er-Jahren, z. B. das Modell „Korso" mit pneumatischem Gummihalter, ein „praktisches Hilfsgerät zur Herstellung von Blumenschalen aller Art", das durch das Handelshaus Dechange & Co. in Essen vertrieben wurde (Quelle: Die Schaulade, Ausgabe B., Heft 9/1940, Seite 306). Ob es sich hier bereits um eine Erfindung von Otto Göbel handelte, kann lei-
Rechts von oben nach unten: Der „Dublo-Gitterring", (Artikel-Nr. 103) war eine Blumensteckschale mit Wasserablauf (Durchmesser 160 mm), die mit Gitterring-einsätzen und vier Kerzenhaltern mit Metallauflage sowie einer Geschenkverpackung geliefert wurde (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Die Dublo-Blumentränkegarnitur (Artikel-Nr. 106) zur „selbsttätigen Blumentopfbewässerung" (Durchmesser 160 mm) hatte einen nicht verrottbaren Glasfaserdocht und wurde ebenfalls im Geschenkkarton angeboten (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Dublo-Blumentränkevorrichtug (Artikel-Nr. 107) mit Füßchen zum einsetzen in Blumenübertöpfe. Der nach oben zeigende Dorn wurde in das Loch eines einfachen Blumentopfes aus rotem Ton gesteckt. Über den Docht konnte die Pflanze bei Bedarf Wasser aus dem Raum zwischen Blumentopf und Übertopf entnehmen (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) 04 / 22
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einander verbundenen Plastikteilen, die zur Verschönerung von einfachen Blumentöpfen aus rotem Ton gedacht waren. Die Manschetten wurden nach oben hin breiter und der obere Rand war nach innen gebogen, so der Blumentopf „in Vasenform" umgeben wurde, wie es in einer Beschreibung in der Schaulade (Ausgabe B, Heft 4/1956, Seite 237) heißt. Des Weiteren gab es noch den Dublo Gitterring, eine Steck-Schale mit Wasserablauf, zu der es vier Kerzenhalter mit Metallauflage gab (Patentanmeldung 1953). Auch eine „Dublo-Blumentränkegarnitur" zur „selbsttätigen Blumentopfbewässerung" war bei Göbel im Programm. Dabei handelte es sich um eine Plastikschale mit
einem nach oben zeigenden Dorn, der in das Bodenloch eines einfachen Blumentopfes hineinragte. Der Blumentopf stand durch Abstandhalter ein wenig höher als der Boden der Schale und somit etwas über dem Wasser, das in die Schale gefüllt wurde. Durch einen im Dorn befindlichen unverrottbaren Glasfaserdocht konnte die Pflanze bei Bedarf das Wasser unten aus der Plastikschale ziehen. Somit waren bei längeren Reisen auch die Pflanzen zu Hause bestens versorgt. Für Pflanzen in Blumenübertöpfen hatte Otto Göbel ebenfalls eine Idee zur automatischen Bewässerung. Er entwickelte einen kleinen Abstandhalter aus Plastik, damit unter dem Innentopf ein wenig Vorratswasser Platz hatte. Das Wasser konnte dann mittels eines Glasfaserdochtes von der Pflanze nach und nach aufgesogen werden. Ab ca. 1958 waren bei der Firma Göbel für eine kurze Zeit auch Kakteenständer im Programm, darunter ein zweiarmiges Modell mit einer schicken, pfeilförmigen Bodenplatte aus Messing. Es gab aber auch
einen kleinen Kakteenhocker mit drei Messingbeinen und weitere Modelle aus gebogenem Messingdraht. In einer GöOben von links nach rechts: Dublo-Kakteenständer aus eloxal (Artikel-Nr. 401). Kakteenständer waren in den 50er-Jahren groß in Mode, die Verkaufszahlen ließen aber am ende des Jahrzehnts offenbar stark nach. In der Preisliste von 1961 waren diese Artikel nicht mehr vorhanden (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Dublo-Kakteenständer mit zwei Standflächen für kleine Blumentöpfe und zeitlos moderner, pfeilförmiger Bodenplatte aus Messing (Artikel-Nr. 403) (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Dublo-Tischvase „T1" (Artikel-Nr. 126a) mit eloxalgestell und einer Vasentülle in „Herzform" (mit angeschrägter öffnung). Die Vasentülle war 1961 in den Farben Perlmutt/Weiß, Perlmutt/Grün und Silbergrau erhältlich. Das gleiche eloxalgestell mit einer tütenförmigen Plastikvase hatte die Artikel-Nr. 126 (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Unten links und rechts: Dublo-Tischvase „T2" mit zwei eloxalspiralen und Plastikvasen (Artikel-Nr. 127). Die dunkle, marmorierte Fußplatte war auch in Perlmutt/Weiß erhältlich Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann Dublo-Tischvase „T3" mit drei eloxalspiralen und Plastikvasen (Artikel-Nr. 128). Die tütenförmigen Plastikvasen waren zuerst nur in Schwarz oder Perlmutt/Weiß erhältlich, später kamen noch andere Farbtöne wie z.B. Gelb, Rosa oder Hellblau hinzu Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann
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DeSIGN 11 heraus und sind leicht an den hochwertigen Ständern sowie an den Messingkappen am unteren Ende und an den Messingringen an der Öffnung der tütenförmigen Vasen zu erkennen. Diese Details finden sich nur bei Dublo-Artikeln, nicht aber bei Produkten der zahlreichen Mitbewerber. Es gab bei Göbel aber auch noch eine Plastikvasen-Variante in „Herzform", d. h. mit angeschrägter (herzförmiger) Öffnung, die ohne Metallverzierungen angeboten wurde. Eine Werbeanzeige vom Februar 1956 zeigt diverse Neuheiten, darunter zwei verschiedene Wandvasen-Modelle mit Metall-Halterungen und eine Autovase mit einem gut haftenden und „zuverlässigen" PVC-Sauger, der anscheinend ein besonderes Steckenpferd von Otto Göbel war.
Ganz oben links und oben: Die Dublo Autovase in „Herzform" mit direkt angebrachtem Gummisauger (Artikel-Nr. 118) wurde seit ca. 1955 produziert, war aber 1961 bereits nicht mehr lieferbar. Die „herzförmige" ersatztülle für Tisch-, Wandund Autovasen hatte die Artikel-Nr. 145 (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Dublo Autovase in „Herzform" mit eloxalspirale, Plastiksauger und Sicherheitshaltevorrichtung gegen das Ausheben der Vase (Artikel-Nr. 119). Bei dieser Halterung konnte die Vasentülle jederzeit durch andere Vasen mit tütenförmigem Körper ersetzt werden, z. B. auch durch die ersatztülle mit Artikel-Nr. 144. Die eloxalspirale (Artikel-Nr. 120) und die Sicherheitshaltevorrichtung (Artikel-Nr. 121) waren als ersatzteile auch einzeln erhältlich (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann)
bel-Preisliste von 1961 waren diese Kakteenständer allerdings nicht mehr zu finden.
Ganz oben rechts: Ausschnitt aus einer DubloWerbeanzeige vom Februar 1956. Abgebildet sind zwei verschiedene Wandvasen, eine Tischvase und eine Autovase mit Gummisauger sowie ein Dublo-Ziergitter als moderne Verzierung für einfache Blumentöpfe aus rotem Ton Quelle: Die Schaulade, Ausgabe B, Heft 2/1956, Seite 94
Mitte der 50er-Jahre waren Tisch- und Wandvasen aus Kunststoff groß in Mode. Zahlreiche Hersteller vertrieben diese Produkte meist in einfachster Ausführung mit Halterungen aus goldfarbenem Eloxal (elektrisch oxidiertem Aluminium). Die „Dublo"-Produkte stechen aus der Masse
Mitte: Diverse Wandvasen-Modelle mit je ein bis drei Plastikvasen. Die drei Modelle mit Kunststoffplatten als Wandhalterung waren nur kurze Zeit im Programm der Firma Göbel (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann)
Tisch- und Wandvasen
Rechts: Dublo-Tischvase mit Fußplatte und nur einer eloxalspirale zur Aufnahme der Plastiktülle (Artikel-Nr. 141). Dieses Modell wurde nur kurze Zeit hergestellt und war in der Preisliste von 1961 nicht mehr enthalten (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) 04 / 22
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Dublo-Werbeanzeige vom September 1956 mit Neuheiten zur Kölner Herbstmesse. Die kugeligen Zigarettenspender waren zuerst noch einfarbig und hatten keine Schutzkappen aus weichem Kunststoff an den Füßen. Der Zigarettenspender war auch für Salzstangen gedacht. An den Namen „Sputnik" war 1956, über ein Jahr vor dem Start des russischen Satelliten, natürlich noch nicht zu denken Quelle: Die Schaulade, Ausgabe B, Heft 9/1956, Seite 504
Bereits sein Blumenhalter verfügte über einen derartigen „Sauger", der „insbesondere zur lösbaren Befestigung von Blumenhaltern" in Schalen und Vasen gedacht war und den er 1951 als separate Erfindung zum Patent anmeldete. 1954 und 1956 kamen zwei weitere Patentanmeldungen für eine Saugplatte bzw. einen Saughalter hinzu. Die in der gleichen Werbeanzeige abgebildete Tischvase mit einer Halterung für drei konische Kunststoffvasen hatte eine sehr modern geformte Fußplatte aus Metall. Gegen Ende der 50er-Jahre wurden diese Fußplatten dagegen nur noch aus marmoriertem Kunststoff in Grau oder Perlmutt/Weiß hergestellt. Die Plastikeinsätze für die Vasen wurden Anfang 1956 nur in Schwarz oder Perlmutt/Weiß produziert. Später kamen noch andere Farbtöne hinzu. Es gab aber Mitte der 50er-Jahre auch handgemalte Varianten, die z. B. für Reiseandenken gedacht waren. Um 1960 waren vier verschiedene Ständer für Tischvasen und zehn unterschiedliche Halter für Wandvasen im Programm der Firma Göbel.
Autovasen Die Firma Göbel produzierte – wie oben bereits erwähnt – auch die seit den frühen 50er-Jahren beliebten Autovasen in verschiedenen Ausführungen. Es gab die von den Tisch- und Wandvasen bekannten tütenförmigen Modelle aus Kunststoff, mit Sauger oder mit anschraubbaren Halterungen aus Metall, aber ab ca. 1960 auch die Rosenthal-Form „2000" in Plastik oder Porzellan. Die Plastik-Version wurde offensichtlich mit Genehmigung von Rosenthal produziert, da sie in den Preislisten der Firma Göbel explizit als „Dublo-Autovase Rosenthal-Form 2000 in Plastik" aufgeführt war. Die original Rosenthal-Vasen aus Por-
zellan waren mit verschiedenen Rosenthal-Dekoren lieferbar (darunter „Bunte Blätter", „Gräser" oder „Schattenrose") und wurden ausschließlich mit einem Eloxalhalteband und einer Metallschiene sowie mit zwei Blechschrauben zur Montage angeboten. Für den Saughalter waren die Porzellanvasen zu schwer. Beide Varianten (Plastik oder Porzellan) der Autovasen waren in Klarsicht-Geschenkpackungen lieferbar. Die Autovasen waren ein großer Erfolg und blieben noch bis in die 60erJahre im Programm. Als 1997 der New Beetle, eine neue Variante des VW-Käfers, auf den Markt kam, hatte sich die Firma von Otto Göbels Sohn Konrad leider nur auf wenige Produkte spezialisiert und es gab leider keine Möglichkeit mehr zur Produktion von Autovasen. Ansonsten hätte man sich sehr gern bei Volkswagen für die Herstellung dieses charmanten Autozubehörs beworben, wie mir der Enkel von Otto Göbel 1999 in einem Telefonat mitteilte. Neben der Autovase gab es als Zubehör für den modernen Autofahrer auch noch den Dublo-Zigarettenspender „Servi" (Artikel-Nr. 340), ebenfalls eine gesetzlich geschützte (also patentierte) Erfindung von Otto Göbel. Bei dem Zigarettenspender handelte es sich um einen kleinen Kasten aus Plastik, der mit der gleichen anschraubbaren Metallschiene wie die Autovasen befestigt werden konnte. Der Kasten verfügte über einen Deckel mit einer einrastbaren Sicherung, damit die Zigaretten auch bei holpriger Fahrt nicht aus dem Spender hüpften. Er war in den Farbkombinationen „taubenblau/silbergrau", „elfenbein/schwarz" und „rot/schwarz" erhältlich.
„Sputnik”-Zigarettenspender Zur Herbstmesse 1956 in Köln stellte die Firma Göbel dann in einer Werbeanzeige einige Neuheiten vor, die wohl nur durch Zufall zu einem ungeahnten Verkaufserfolg werden sollten. Es handelte sich um einfarbige Plastikkugeln auf drei schlichten Messingbeinen, die auf der oberen Seite Löcher zur Aufnahme von Zigaretten oder Salzstangen hatten. Ein Modell hatte noch eine größere Öffnung zur Aufnahme von Streichhölzern, eine andere Variante Unten links und rechts: Das wohl berühmteste Produkt der Firma Otto Göbel & Söhne war der Dublo-Zigarettenspender „Sputnik I" (Artikel-Nr. 301), hier in der Farbkombination oben elfenbein und unten Schwarz, mit Messinghülsen zur Aufnahme von 15 Zigaretten Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann Die späteren Ausführungen der Dublo-Zigarettenspender hatten anstatt der Messinghülsen einsätze aus Plastik. Dieses Modell (oben Rot, unten Weiß) lässt sich anhand der reinweißen Farbe in die 60erbis 70er-Jahre datieren Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann
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Oben: Ausschnitt aus einer Dublo-Werbeanzeige vom Februar 1958 mit einer collage von aktuellen Produkten. Angepriesen wurden das Dublo-Serviettenschirmchen, ein Ascher mit drei Beinen, ein Kakteenständer mit pfeilförmiger Bodenplatte und natürlich der Zigarettenspender, der hier erstmals „Sputnik" genannt und als „der große Verkaufsschlager 1957" bezeichnet wurde Quelle: Die Schaulade, Heft 2/1958, Seite 131
war als Halter für Servietten gedacht. Ein witziger Einfall und sicherlich gut verkäuflich, aber vielleicht nur eine Neuheit unter
zum Ausstrahlen eines Kurzwellensignals. Er wurde mittels einer Trägerrakete in die Umlaufbahn gebracht und verglühte drei Monate später beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die westliche Welt befand sich nachfolgend im sogenannten „Sputnik-Schock", denn man fürchtete eine technologische Überlegenheit der Sowjetunion sowohl in der Satelliten- als auch in der Raketentechnik. Nun hatte der Sputnik zwar lediglich vier Antennen, aber die zufällige Ähnlichkeit mit den Dublo-Zigarettenspendern war trotzdem vorhanden. Die Firma Göbel reagierte schnell und nannte ihre Modelle werbewirksam um. Bereits im Februar 1958 warb Göbel in der Fachzeitschrift „Die Schaulade" (auf Seite 131) erstmals mit dem „Zigarettenspender Sputnik", dem großen „Verkaufsschlager 1957". Vor 1958 wurden auch noch einige Änderungen an den schlichten Modellen von 1956 vorgenommen. Jetzt bestanden die Plastikkugeln aus zwei verschiedenfarbigen Hälften in den Farben Rot, Schwarz oder Elfenbein und die Füße und Haltestangen aus Messing erhielten weiche Kunststoffkappen zum Schutz vor Kratzern bei empfindlichen Tischoberflächen. Einer Modellvariante wurden sogar zwei lustige Augen aus Glas eingesetzt. Auch das neue Firmenemblem der Firma Göbel erscheint in der Werbeanzeige: Ein je zur Hälfte Schwarz und Weiß gedruckter Halbkreis mit zwei vierblättrigen Kleeblättern und den Initia-
Mitte links und rechts: Dublo-Tischascher (Artikel-Nr. 303) mit einer Messingeinlage und drei Haltern für Zigaretten. Dieses halbkugelige Modell hatte keinen Spitznamen in der Dublo-Preisliste. Als „Sputnik I" und „Sputnik II" wurden nur die beiden kugeligen Zigarettenspender von Otto Göbel bezeichnet Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann Der Dublo-Zigarettenspender „Sputnik II" (Artikel-Nr. 302) in der Farbvariante oben elfenbein und unten Schwarz. Vorne hatte dieses Modell zwei Glasaugen und einen einsatz für Streichhölzer samt Reibefläche. es gab auch eine Variante mit einem viereckigem einsatz zur Aufnahme einer Streichholzschachtel (Artikel-Nr. 302a) Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann Dublo-Zigarettenspender „Sputnik II" (ArtikelNr. 302) in der Farbvariante oben Schwarz und unten elfenbein. Farblich korrespondierend zur unteren Hälfte waren die Plastikhülsen im oberen Teil ebenfalls elfenbeinfarbig. Das verlängerte Standbein nach hinten diente als Griff zum Anbieten. Aufgrund der Glasaugen und des Messingeinsatzes konnte der Spender lediglich zehn Zigaretten aufnehmen Foto/Sammlung: Ralf J. Schumann
einer Flut von Produkten, die hunderte Hersteller aus vielen Bereichen zu jeder Messe neu herausbrachten. Dann geschah etwas, das die ganze Welt völlig überraschte: Die Sowjetunion startete am 4. Oktober 1957 einen Satelliten namens „Sputnik" und brachte diesen in eine Erdumlaufbahn. Es war zwar bekannt, dass sich die Sowjetunion mit den USA seit Ende Juli 1955 ein Wettrennen um die Konstruktion eines Erdsatelliten lieferte, aber mit diesem frühen Start hatte man dennoch nicht gerechnet. Der kleine kugelförmige „Sputnik 1" mit nur 58 cm Durchmesser hatte eine glänzende Metallhülle, vier lange Antennen und einen Funksender 04 / 22
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DeSIGN 14 len „OG". Dieses Emblem findet sich neben dem Markennamen „Dublo" auch auf den Geschenkverpackungen und auf kleinen Anhängern. Den richtigen Firmennamen „Otto Göbel & Söhne oHG" sucht man dort leider vergebens, was natürlich dazu beitrug, dass heutzutage die Waren der Firma Göbel – wenn überhaupt – nur als „Dublo"-Produkte bekannt sind. Im Laufe der Jahre wurden noch kleine Details der Sputnik-Modelle von der Firma Göbel verändert, z. B. wurden die Messinghülsen zur Aufnahme der Zigaretten durch Plastikhülsen ersetzt und der Farbton „Elfenbein" veränderte sich hin zu reinem Weiß. Diese Kleinigkeiten fallen aber alle aus den 70er-Jahren. Im Oktober 1972 warb eine französische Porzellanfabrik, die Toissonnière Manufacture de Porcelaine aus Limoges, mit einigen der QuistIdee wohl nachempfundenen Modellen aus Porzellan. Es wurde aber auch eine Nachahmung des Göbel-Sputniks (eine Kugel mit Löchern für Zigaretten) angeboten. Dabei ruhte eine Porzellankugel auf einem eierbecher-ähnlichen Porzellanfuß und nicht – wie bei Göbel – auf drei zierlichen Metallbeinen. Innovative Objekte zum Anbieten von Zigaretten waren über Jahrzehnte hinweg allgemein ein lohnendes Geschäft für Her-
erst beim genauen Hinsehen auf. Die Modelle wurden ansonsten gleichbleibend bis in die späten 1970er-Jahre hergestellt, als letztlich die Nachfrage wohl nicht mehr groß genug war, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Es gab auch noch einige technische Spielereien, die in die Zigarettenspender eingesetzt wurden. So wurde das Modell „Sputnik I" (Artikel 301) um 1960 auch mit einer eingebauten, mechanischen Drehvorrichtung und einem Standfuß aus reinem Messing hergestellt (Artikel 301a). Des Weiteren gab es in späteren Jahren noch eine Variante des Modells „Sputnik II" mit eingebauter Spieluhr. Zeitgenössische Nachahmungen der Dublo-Zigarettenspender sind mir übrigens nicht bekannt. Dafür sorgten wohl auch die regelmäßigen Patentanmeldungen von Otto Göbel. In den 1970er-Jahren gab es dann aber eine neue Modewelle mit kugelförmigen Zigarettenspendern, die zwar wenig Ähnlichkeit mit den Göbel-Modellen hatten, die aber sicherlich eine ernsthafte Konkurrenz auf dem umkämpften Markt für derartige Geschenkartikel darstellten. Die Firma F. W. Quist aus Eßlingen/Württemberg brachte im Frühjahr 1970 als Neuheit einen Kugelascher aus Metall und eine „VarioKugel" aus Glas (im Metallständer) „für Blumen, Zigaretten und Knabbereien" auf den Markt. Oft werden diese Objekte fälschlich als Produkte der 50er-Jahre bezeichnet, sie stammen aber tatsächlich 04 / 22
Ganz oben: Drei halbkugelige Modelle (von links nach rechts): Dublo-Streichholzständer (ArtikelNr. 304a), Dublo-Kerzenständer (Artikel-Nr. 309) und ein Feuerzeug (Artikel-Nr. 310), das aber nur für kurze Zeit im Programm war. Die beiden anderen Artikel werden noch in einer Preisliste von 1961 erwähnt (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Mitte: Dublo-Serviettenständer (Artikel-Nr. 208) mit Messingeinsätzen zur Aufnahme von Zahnstochern. Auch dieser Artikel war mit einer oberen Halbkugel in den Farben Schwarz, Rot oder elfenbein erhältlich (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Dublo-Spielkartenständer (Artikel-Nr. 203) mit vier Kartensymbolen aus Messing. Die obere Halbkugel war in den Farben Schwarz, Rot oder elfenbein erhältlich (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann) Unten: Mit dieser Skizze wurde im Frühjahr 1958 für das neue Dublo-Serviettenschirmchen (Artikel-Nr. 209) geworben. Der ausziehbare Griffstab wurde am 9. Mai 1958 zum Patent angemeldet. Der Ständer konnte sowohl für kleine Tee- und cocktailservietten als auch (mit ausgezogenem Griffstab) für große Speiseservietten benutzt werden. Die ebenfalls patentierte Halte- und Spreizvorrichtung gab den Servietten festen Halt und die gewünschte Schirmchenform Quelle: Die Schaulade, Ausgabe 4/1958, Seite 305
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DeSIGN 15 Die Objekte wurden nach oben auseinandergezogen und die vorher im Inneren des Objektes verborgenen Zigaretten spreizten sich in Metallhülsen gehalten dekorativ kreisförmig zur Entnahme aus. Eine witzige Idee, die noch zu Beginn der 70er-Jahre (wohl nach dem Auslaufen der deutschen Patente) von dem japanischen Hersteller Keiwa Sangyo Co. Ltd. auch in Deutschland angeboten wurde. Die Dublo-Produkte konnten sich viele Jahre lang neben solcher Konkurrenz behaupten, was für die zeitlosen Ideen von Otto Göbel spricht.
steller. Die deutsche Metallwarenfabrik Gebrüder Schmidt aus Idar-Oberstein stellte in den 50er-Jahren Zigarettenspender in Fußball- oder Sektflaschenform her. Oben: Dublo-Schwingascher mit einer Schale aus Alka-Markenporzellan (Artikel-Nr. 311). Das Oberteil war rein Messing vernickelt und hochglanz-verchromt. Der Durchmesser beträgt 120 mm. Das Porzellanunterteil war in sechs verschiedenen Dekoren erhältlich. es gab den Schwingascher aber auch mit einer Aschen-Schale aus Metall, lackiert und gebrannt, in sechs verschiedenen Farbausführungen (Artikel-Nr. 312). Der „Aschenbecher mit drehbarer Verschlußscheibe" wurde im Oktober 1958 zum Patent angemeldet Abbildung aus einem Dublo-Werbeblatt von 1958 (Archiv Ralf J. Schumann) Mitte: Dublo-Werbung vom August 1959. Dies scheint die letzte Werbeanzeige zu sein, die Otto Göbel in Fachzeitschriften für den einzelhandel lancieren ließ. Zu sehen sind das Dublo-Serviettenschirmchen, der Dublo-Schwingascher und die beiden Rauchergarnituren „Sputnik I" (Artikel Nr. 306a, mit asymmetrischem Tablett) und „Pilz" (Artikel 305, mit rundem Tablett) Quelle: Die Schaulade, Heft 8/1959, Seite 744 Unten: Die vierteilige Dublo-Rauchergarnitur „Pilz" (Artikel-Nr. 305), bestehend aus einem runden Messingtablett mit 180 mm Durchmesser (Artikel-Nr. 205), einem Tischascher (Artikel-Nr. 303), dem Dublo-Zigarettenbehälter „Pilz" (Artikel-Nr. 304) und dem Dublo-Streichholzständer (ArtikelNr. 304a) (Ausschnitt aus einem Katalog von 1958, Archiv Ralf J. Schumann)
Dublo-Serviettenständer Auch Serviettenständer waren in den 1950er-Jahren ein lohnendes Geschäft für Metallwarenproduzenten. Es gab unzählige Modelle in allen möglichen Varianten, aus Messing oder Eloxal, aus Holz oder Bakelit. Der Kunststoff-Produzent Otto Göbel hatte aber wohl auch eine Metallfertigung im Haus und dazu noch eine Idee für eine Neuheit im Bereich der Serviettenständer. Er entwarf das „Dublo-Servietten-
schirmchen", das im Mai 1958 auch zum Patent angemeldet wurde. Es handelte sich um einen Metallständer mit ausziehbarem Griffstab. Es gab zwei Höheneinstellungen, jeweils für kleinere Cocktailservietten und größere Speiseservietten. Die Servietten wurden so eingesteckt, dass der Ständer voll befüllt wie ein kleiner Regenschirm aussah.
Weitere Produkte Otto Göbel hatte noch viele weitere Ideen, darunter den hier abgebildeten Schwingascher (Patentanmeldung Oktober 1958), eine Haltevorrichtung zur Befestigung von Gegenständen aller Art an Sonnenblenden von Kraftfahrzeugen (Patentanmeldung Dezember 1961), ein Reinigungsgerät für Heizkörper (Patentanmeldung November 1962) und sogar eine Saucenschüssel mit einer Vorrichtung, mittels der man das Fett abschütten konnte, um die Sauce „magerer" werden zu lassen (Patentanmeldung Januar 1973). Die letzte dokumentierte Patentanmeldung vom März 1978 bezieht sich auf einen Bodenbelag für einen Blumensteck-Igel. Herr Göbel schien also insgesamt ein unermüdlicher Tüftler gewesen zu sein, immer auf der Suche nach neuen Produkten, die das Leben ein wenig netter und einfacher machen konnten, die aber auch gut verkäuflich sein mussten. Mit diesem Artikel möchte ich an Herrn Otto Göbel als Entwerfer von vielen Sammelobjekten der 50er-Jahre erinnern und dazu beitragen, dass sein Name als Designer und findiger Tüftler in Zukunft mit seinen bisher weitgehend namenlos gehandelten Objekten in Zusammenhang gebracht wird. Fotos: Ralf J. Schumann