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Europas Sammlermagazin

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• € 4,50

Schweiz CHF 8,50 | Österreich € 5,00

Astroman Musikapparate


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INHALT 5

TRÖDLER

ISSN 1863-0340

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR

Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de

REDAKTION

Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

STÄNDIGE MITARBEIT

Dr. Graham Dry, Dr. Dieter Weidmann

AUTOREN DIESER AUSGABE

Frank W. Blache, Reinhard Bogena Klaus-P. Huschka, Dieter Weidmann

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de

LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG

Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

■ Expertenauskünfte

MAGAZIN

JUGENDSTIL

SPIELZEUG

AUKTIONEN

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■ Berichte – Termine – Preise

SPIELZEUG

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■ DUX-Astroman

ONLINETIPP

KLEINANZEIGEN

Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12

BLICKPUNKT

VERTRIEB

Gerd Reddersen

■ Design / Porzellan

ZEITSCHRIFTENHANDEL

VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB

Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638

westermann druck Gmbh

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■ Der kleine Modesalon

■ Websites für Sammler

DRUCK

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■ Tischlampen

Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de

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■ Ausstellungen – Messen – Märkte

ANZEIGEN

ABOVERWALTUNG

6

LESERFORUM

TECHNIK

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■ TV-Kombis

SCHALLPLATTEN

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■ Schwarzes Gold für Sammler

FUNDSTÜCKE

66

■ Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ERSCHEINUNGSWEISE

monatlich

■ ANTIKMARKTTERMINE

TITELFOTOS

Kaupp, Camard, Bruun Rasmussen, Mehlis, Franke, Frank-W. Blache

■ SAMMLERBÖRSENTERMINE

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/06 vom 01.08.2006

■ AUSLANDSTERMINE ■ REGELMÄSSIGE TERMINE ■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE

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JUGENDSTIL 16

TISCHLEUCHTEN IN GALGENFORM DIETER WEIDMANN

Die Kunst der elektrischen Beleuchtung wird vom Jugendstil aus der Taufe gehoben. Im Universum der Beleuchtungskörper gibt es Lampen, die auf Tischen oder sonstigen Unterlagen stehen, also weder aus dem Boden wachsen, noch von der Decke oder an der Wand hängen. Diese Leuchten haben einen Standfuß und sind in der Regel nicht höher als einen halben Meter. Von den zwei Grundtypen – Tischlampe mit Zentralstange (Pilzform) und Tischlampe mit asymmetrisch gebogenem Fuß (Galgenform) – soll hier zunächst Letzterer genauer untersucht werden. Funktion, Natur, Geometrie

Tischlampe, Böhmen, um 1900, Effektglas, patinierte Bronze, H 36 cm. Das Besondere an dieser Leuchte ist, dass hier der Lampenschirm nicht zum Lampenfuß gewendet ist, sondern – ermöglicht durch das starke Gegengewicht des Drachenkörpers – nach außen (Foto: Auktionshaus Schloss Ahlden) 05 / 13

Dass der Jugendstil heute im Kunsthandel zu den beliebtesten und teilweise teuersten Stilen gehört, ist nicht verwunderlich. Er ist der älteste und kunsthandwerklich hochwertigste moderne Stil und er folgt auf die stilistisch und kunsthandwerklich schlechteste Stilphase der Vormoderne, den Historismus – auch wenn man heute versucht, Letzterem gerechter zu werden, als man es schon einmal tat. Im Kunsthandwerk begann mit dem Jugendstil die „Moderne". Was ihn allerdings grundsätzlich auszeichnet und warum er zu dieser Zeit entstand, ist wiederum ungeklärt. Es gibt viele sich widersprechende Erklärungen, aber keine, die alle oder wenigstens die wichtigeren verbindet. Ein grundlegender Aspekt des modernen Kunsthandwerks ist der Funktionalismus. Auch dies ist ein schillernder Begriff – und er ist mit dem Jugendstil mehr schlecht als recht in Verbindung zu bringen, weil der Jugendstil sich in vielen Aspekten unfunktional, ja antifunktional gebärdet. Zugleich aber gab es wichtige Entwerfer wie Henry van de Velde, die den Jugendstil für besonders funktional hielten. Und in gewisser Weise wurde der Funktionalismus ja auch im Zeitalter des Jugendstils erfunden: Der Deutsche Werkbund wurde 1906 gegründet. Die Wurzeln des Bauhaus liegen zumindest teilweise im Jugendstil. Ein weiterer wichtiger Aspekt am Jugendstil ist das Naturvorbild. Dieses wird nun gewissermaßen verabsolutiert, es bietet nicht nur schöne Bilder, sondern wird zum hervorbringenden Prinzip des Gestaltens und des Stils. Der Jugendstilkünstler studiert die Natur nicht nur von außen, sondern auch von innen heraus, er eignet sich die kreativen Kräfte der Natur an und bildet sie


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JUGENDSTIL 17

Tischlampe, um 1901, Osiris Metallwarenfabrik Walter Scherf & Co. Nürnberg, Messingfuß, Schirmfransen mit Glasperlen, H 28 cm. Der Stil dieser Leuchte, die man auch an die Wand hängen konnte, ist eine eigentümliche Mischung aus Abstraktion und Naturvorbild (Foto: Auktionshaus Von Zezschwitz) Friedrich Adler (1878-1942), Tischlampe, 1902, Osiris Metallwarenfabrik Walter Scherf & Co. Nürnberg, patinierter Zinnfuß, Glasschirm, H 35 cm. Der profilierte jüdische Jugendstil-Gestalter und Professor an der Hamburger Kunstgewerbeschule starb in Auschwitz. Seine Tischlampe in Gestalt eines Störs gehört zu seinen berühmtesten Werken (Foto: Auktionshaus Quittenbaum) nicht nur ab, sondern schafft eigenständige Formen nach ihrem Vorbild. Das dritte Moment – zumindest des fortgeschrittenen Jugendstils – ist die Geometrie. Sie bildet den Gegensatz zur Natur in ihrer asymmetrischen, zufallsgeschwängerten Willkürlichkeit. Diese drei Hauptkräfte ringen im Jugendstil, wobei sie sich nur darin einig sind, dass sie die alten Stilkonventionen und Stilformeln durch etwas Neues, Eigenständiges ersetzen wollen. Wie also ist es mit der Verbindung von Funktion, Natur und Geometrie im Jugendstil bestellt? Um das an konkreten Beispielen zu untersuchen, konzentriert sich dieser Beitrag auf Tischleuchten mit Metallgestellen, in denen es zu einer konfliktreichen und teils widersprüchlichen Begegnung von Stil und Funktion kommt. Wenn wir diese Tischleuchten heute beBruno Paul (1874-1968), Tischlampe, um 1905, K. M. Seifert & Co. Dresden Lobtau für Vereinigte Werkstätten für Kunst und Handwerk, München, Messingfuß, H 31 cm. Bruno Paul ist als Architekt, Designer, Lehrer sowie als Karikaturist für den „Simplicissimus” berühmt. Er gehört zu den wichtigen Wegbereitern der Moderne in Deutschland. Obwohl den Nazis missliebig, wurde er vor dem Fronteinsatz bewahrt, da Hitler ihn persönlich schätzte (Foto: Auktionshaus Quittenbaum)

trachten, sehen wir sie mit dem Wissen, was sich später in der Geschichte des modernen Leuchtendesigns daraus entwickelt hat – die Geschichte der Leuchten ist ja eine der Heldengesänge des modernen Design. Die auf dem Prinzip von sich im Gleichgewicht haltenden Stahlfedern beruhende Anglepoise, die zum Paradigma der modernen Schreibtischleuchte wurde, wurde zugleich zu einem Wahrzeichen des 20. Jahrhunderts. Hier ist das Naturvorbild verschwunden, alles in Funktion und Geometrie übersetzt. Bis dahin aber war es ein weiter Weg, einer, den nicht alle Lampen gehen wollten, da Repräsentation und Technik sich, zumindest in den Augen vieler, nicht allzu gut vertragen.

Elektrifizierung In den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts verdrängte die Elektrizität ziemlich plötzlich die Eisenbahn aus der Rolle einer, die Welt verändernden Zauberkraft und wurde damit zu einem wesentlichen Teil des Mythos der modernen Welt, in dem die Technik die Götter verdrängt und selbst als göttliche Kraft verehrt wird. Die Elektrizität ist deshalb eine so magische Zau05 / 13


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SPIELZEUG 24

DER KLEINE MODESALON KLAUS-PETER HUSCHKA

Als Barbie noch nicht erfunden war

Wilde + Spieth Die Wilde + Spieth Designmöbel GmbH & Co. KG ist ein Hersteller von Sitzmöbeln mit Firmensitz in Esslingen am Neckar. Gegründet wurde das Unternehmen 1831 als Schreinerei Spieth. 1912 erfolgte die Umfirmierung in Wilde + Spieth (Schreinermeister Albert Spieth und Ing. Richard Wilde). Hauptgeschäftsfeld war zunächst der Rollladenbau. 1948 begann auf Anregung des Architekten und Designers Egon Eiermann die Sitzmöbelfertigung. Mit seinen Formholzstühlen verfolgte Eiermann eine damals bahnbrechende Innovation: die Entwicklung von Serienmöbeln für den sozialen Wohnungsbau. In enger Zusammenarbeit mit Eiermann wurden bis 1970 über 30 Modelle für Serienmöbel aus Holz Dekorativer Salon mit zwei modebewussten Damen

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und Stahlrohr entwickelt, die heute zu den Klassikern des Designs zählen. Am bekanntesten ist der stapelbare Stuhl SE 68, der seit 1950 produziert wird. Heute werden zudem noch Orchesterstühle, Notenpulte und Zubehör für Musiker gefertigt. Doch bevor die Erfolgsgeschichte für Wilde & Spieth (es gibt unterschiedliche Schreibweisen des Firmennamens) beginnen konnte, mussten erst einmal die „mageren" Nachkriegsjahre nach 1945 überstanden werden. Wie so manche andere Firma auch, versuchte die Geschäftsleitung ihren Betrieb mit der Produktion von Spielzeug über Wasser zu halten. Holz als billiges und leicht zu bearbeitendes Grundmaterial stand zur Verfügung, die Werkzeuge und die benötigten Maschinen ebenfalls. Eine Tochterfirma von Wilde & Spieth, das „Zwei-Kirschen-Werk", produzierte am gleichen Standort wie das Mutterunternehmen, in Esslingen in der Plochinger Straße 156, zunächst einmal einen Holzbaukasten unter der Bezeichnung „Die kleine alte Stadt." Eine Besonderheit

des Baukastens war die Tatsache, dass er zum „Selbstbemalen" gedacht war. Empfohlen wurden dazu „gewöhnliche" Wasserfarben oder Buntstifte. Da der Besitz dieser Utensilien in den Nachkriegsjahren aber einen gewissen Luxus darstellte (wie der Autor aus eigener Erfahrung weiß), wurde als Alternative das Bemalen mit Feder und blauer, roter und grüner Tinte genannt.

Barbies aus dem Schwabenland Weitaus erfolgreicher als der Baukasten war ein anderes Spielzeug, das Wilde & Spieth bis 1949 produzierten und unter eigenem Namen auf den Markt brachten: „Der kleine Modesalon”. Dieser war in einem Holzkasten untergebracht. Klappte man die Türen auf, so öffnete sich ein Laden mit Hutauslage, Kleiderstangen und Kleiderbügeln. Im Salon befanden sich


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SPIELZEUG 25 Der kleine Modesalon im Holzkasten. Das Deckelbild aus dünnem Papier war nicht sehr widerstandsfähig Als Frauen noch Kleider trugen: zwei „Modepüppchen", schick gewandet chen für Euren neuen ‘Modesalon’ selber schneidern, wenn Ihr Euch genau an diesen Schnittmusterbogen haltet. Im Mutters Flickkorb gibt es sicher alte Stoffrestchen, die noch zu einem Puppenkleidchen reichen. Nun wählt ihr eines von den oben abgebildeten Kleidchen aus und sucht auf diesem Bogen die dazugehörigen Schnitte samt Beschreibung. Ihr könnt die einzelnen Schnittmusterteile aus diesem Bogen herausschneiden oder auf ein anderes Papier durchzeichnen. Diese Vorlagen werden dann auf den Stoff gelegt und nun wird sorgfältig geschnitten. Aber merkt Euch genau: Nicht nach den dicken Linien schneiden, sondern immer nach den äußeren punktierten Linien! Denn an den Seiten muß ja stets die Naht oder ein Saum zwei hölzerne Mannequins in unterschiedlichen Kleidern. Heute würde man die Püppchen wohl eher als „Models" bezeichnen, obwohl die mittlerweile etwas antiquierte Bezeichnung „Mannequin” (= franz. „Gliederpuppe, Schaufensterpuppe", niederländisch [manneken] = „Männchen") in diesem Fall die treffendere wäre. Neben dem Modesalon im Holzkasten wurde eine einfachere Variante in einem Karton angeboten. Der Inhalt bestand aus nur einer Puppe und einem Hutständer. Die Mädchen, für die das Spielzeug wohl in erster Linie gedacht war, konnten den Puppen aber nicht nur die mitgelieferten Hüte anziehen. Zum Modesalon gehörte ein Schnittmusterbogen, der den kleinen Schneiderinnen als Vorlage für weitere Puppenkleider diente und sie zudem ans Nähen heranführte. Diese Fertigkeiten erwartete man damals von einer „Hausfrau" und zudem konnte man durch Selberschneidern den Mangel an konfektionierter Kleidung ausgleichen. Viele Haushalte konnten sich auch keine schicke Mode aus dem Kaufhaus oder gar Modesalon leisten und waren auf Do-it-yourself angewiesen. Sicherlich hat damals so manche Mama ihrer Tochter beim Schneidern geholfen und davon geträumt, einmal solche Modellkleider in der eigenen Konfektionsgröße zu besitzen. Die Schnittmuster reichten vom bodenständigen Dirndl (Modell „Vroni" oder „Resi") bis zum mondänen Partygewand (Modell „Virginia” oder „Charlott”). Ein Begleittext richtete sich an die modisch interessierten jungen Damen: „So macht ihr selber schöne Kleider. Seht euch zunächst die Kleidchen an, die der Modesalon fertig mitgebracht hat. Und probiert sie Eurer neuen Puppe an. Dann wählt Ihr aus dem Hutregal ein Hütchen aus, das zu dem Kleidchen paßt, und schon habt ihr ein wundernettes Püppchen. Leicht könnt Ihr viele schöne Kleid05 / 13


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SPIELZEUG 52

DUX-ASTROMAN FRANK-W. BLACHE

… und der andere Roboter aus deutscher Fertigung

Ferngesteuert zum Bücken. – In der Endstellung. – Stellung: Arme auseinander – und von innen erleuchtet sich wieder auf. Dann geht er mit der angehobenen Kiste zu der Ladefläche und setzt sie dort wieder ab, indem er die Arme auseinander nimmt und so die Kiste auf die Fläche fällt. Der fleißige Arbeiter ist der Roboter DUX-Astroman im Spielzeugformat. Mit seinen präzisen Funktionen stellt er beinahe ein kleines technisches Wunder da. Zumindest im Jahr 1961 mutete das so an, als er das erste Mal von der Firma Markes aus Lüdenscheid der Spielzeugwelt vorgestellt wurde. Markes hatte sich in der frühen Nachkriegszeit auf Modellautos mit aus Blech geprägten Karosserien im ungefähren Maßstab 1:32 konzentriert. Sie wurden als einfache Bausätze für die kleinen Ingenieure konzipiert – Karosserie, Bodenplatte, Achsen und Räder mit Gummireifen und ein Uhrwerk. Sie konnten mit wenigen Schrauben zusammengefügt werden, waren aber trotzdem vollwertige Modellautos mit einer hohen Typähnlichkeit. Durch das Uhrwerk angetrieben, fuhren sie sogar

„Astroman” bereit zur Arbeit – die Kisten wurden von Markes dazu geliefert Teil einer „Astroman”-Patentzeichnung, aus einem amerikanischen Archiv

Markes Trotz seines hohen Alters macht er seine Arbeit wie am ersten Tag. Wenn er sich bückt, begleitet ihn ein surrendes Geräusch und sein ganzer Körper fluoresziert in einem grünlichen Farbton. Nachdem er sich leicht vornüber gebeugt hat, gehen seine Arme auseinander, so dass die vor ihm stehende Kiste dazwischen passt. Sodann greift er kräftig zu, die Kiste bleibt zwischen seinen Händen und er richtet 05 / 13


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SPIELZEUG 53

„Astroman” in voller Größe. – Kopf mit Helm und Antenne. – Die Mechanik der Hüftgelenke vorwärts und rückwärts. Zu diesem Kerngeschäft kam dann der Roboter – und ganz ungewöhnlich aus Plastik, nicht aus Blech, wie zu der Zeit üblich. Dazu ist noch zu bemerken, dass der Astroman nicht nur für Markes und Co. eine einmalige Sache sein würde, nein, war er doch zu diesem Zeitpunkt erst der zweite Spielzeugroboter, der in Deutschland hergestellt wurde. Ein paar Jahre früher war der von der Firma Köhler hergestellte und von Strenco angekaufte und vertriebene Roboter ST-1 auf den Markt gekommen. Auf diesen wird

später noch ausführlicher eingegangen. Im Grunde lagen die Japaner vorn bei der Produktion von Spielzeugrobotern. Dieser Vorsprung hat sich über Jahrzehnte erhalten. Selbst heute werden noch Nostalgieroboter nach japanischen Vorbildern, allerdings in China, hergestellt. Der Trend und die Nachfrage bestehen also auch noch heute.

Roboter und Automaten Schon im 19. Jahrhundert beschäftigten sich findige Geister mit der Automatisie-

rung von Bewegungsabläufen. So entstanden die Automaten, die immer wieder auf ein fasziniertes Publikum stießen. 1900 schuf Louis Perew die lebensgroße Figur eines Mannes, der selbstständig laufen und sogar einen Wagen ziehen konnte. Gefüttert wurden diese fantastischen Entwicklungen von Geschichten und Romanen etablierter Schriftsteller wie z. B. Jules Verne. Nicht zuletzt die Figur der Maria aus Die stattliche Rückfront Firmen-Bezeichnung auf der rückwärtigen Schürze


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TECHNIK 60

TV-KOMBIS REINHARD BOGENA

Die totale Unterhaltung – multifunktionale Koffergeräte der 70er- und 80er-Jahre

Dauerberieselung

Universum Mini-Fernseher mit Radio Ausschnitt Quelle-Katalog 1980/81

Musik und Unterhaltung auch unter freiem Himmel zu genießen, war unseren Vorfahren nur selten vergönnt. In heutiger Zeit stellt eine Dauerberieselung an jedem Ort dank modernster Technik kein Problem mehr dar; nicht nur Jugendliche tragen dafür den „Knopf im Ohr”. In vorigen Jahrhunderten galt es als besonderes Vergnügen, dem Klang einer Klampfe in der Natur zu lauschen. Später, in der mondänen Gesellschaft der 20er- und 30er-Jahre, ließ man zum Picknick im Freien ein Grammophon dudeln. Seine Rolle musste es sich bald mit dem Kofferradio, später auch mit dem Kassettenrekorder teilen. Vor allem die Übertragung von Sportveranstaltungen ließ den Verkauf kleiner, netzunabhängiger Transistorradios in die Höhe schnellen. Zwar hätte man das Geschehen lieber am Fernseher verfolgt, doch die ersten tragbaren TV-Geräte waren Energiefresser, dazu schwer und unhandlich. Das änderte sich erst, als es um 1968 beim Versandhaus Quelle einen Fernseher im Kofferradioformat zu kaufen gab; seine 05 / 13

Bezeichnung: Universum FK100. Dessen Bildschirmdiagonale misst nur 12 cm – zu jener Zeit eine kleine Sensation! Die Geburtsstätte des hübschen Gerätes lag selbstredend in Japan, wo man es liebt, mit Technik zu spielen und große Dinge in Miniaturformat zu bringen. So konnte man zusätzlich einen Rundfunkempfänger integrieren. Für diesen netzunabhängigen Mini-Fernseher mussten dann knapp 300 DM (ohne Netzteil und Radio) überwiesen werden, in jenen Jahren kein billiges Vergnügen. Dennoch war die Zeit reif für einen Zweitfernseher, den man überall hin mitnehmen konnte. Der Vertreter musste sonst ohne Fernsehunterhaltung im Hotelzimmer auskommen und weder im Schrebergarten noch im (Camping-) Urlaub hätte man das „Aktuelle Sportstudio” oder andere Sendungen verfolgen können. Ganz abgesehen davon, dass diese Technik auch die Jugend begeisterte. Für Teens und Twens hätte es die Unabhängigkeit vom Fernseher im elterlichen Wohnzimmer bedeutet, wo um Sendungen wie den heiß geliebten „Beat-Club” oft gekämpft werden musste. Dennoch bedeutete dieser Mini-Fernseher für die meisten Mitglieder der Gesellschaft einen Luxus, für den kein Geld übrig war. Was auf jeden Fall blieb, war die Faszination an einer Technik, die es schaffte, derartig kleine Bildröhren zu produzieren. Und als schließlich in den späten 70erund 80er-Jahren netzunabhängige Koffergeräte erschienen, die außer Radio und Fernsehen auch noch über einen Kassettenrekorder (und eingebautes Mikrofon) verfügten, konnten viele dieser „eierlegenden Wollmilchsau”, wie es im Volksmund so schön heißt, nicht mehr widerstehen. Dass die Bildröhre im Miniformat zunächst noch keine bunten Bilder lieferte (obwohl viele Sendungen hier im Lande seit 1967 in Farbe übertragen wurden), war zweitrangig und die nicht gerade spitzenmäßigen Klangeigenschaften vor allem beim Hören von Musik übersah bzw. überhörte man geflissentlich – der Verfasser einer


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TECHNIK 61 ferbare Aufstecklupe brachte hier nicht die gewünschte Verbesserung. Und manch einer der Besitzer ärgerte sich darüber, dass der Empfang über die eingebaute Teleskopantenne nicht an jedem Ort die gewünschte Bildqualität lieferte. Dabei hätte man allein schon wegen des hohen Anschaffungspreises so einen Apparat gerne mehr nutzen wollen.

Allroundgeräte zum Sammeln

Ausschnitt Neckermann-Katalog 1981

Sony FX 412 E mit seitlich abnehmbarem Netzteil

Die Mentalität des Sammlers neigt indes gern dazu, ein Hobby nicht immer rational zu sehen. Deshalb finden diese transportablen Allroundgeräte derzeit Eingang in verschiedene Sammlungen, wie sich bei einem Streifzug durch das virtuelle Radiomuseum im Internet erkennen lässt (radiomuseum.org). Überraschenderweise gibt es selbst auf YouTube bereits Video-Sequenzen, wo die Funktion solcher Geräte demonstriert wird, meist allerdings auf wenig professionelle Art. Für den Sammler bedeutet das Internet Segen und Fluch zugleich: Während man früher glücklich einen Flohmarktfund nach Hause trug mit der Überzeugung, eine Rarität ergattert zu haben, zeigen Internet-Auktionshäuser, dass es doch noch mehr davon gibt. Eine verpasste Gelegenheit muss daher kein Grund sein, sich zu ärgern, und Gesuchtes lässt sich heute vom Schreibtisch aus erwerben – unabhängig davon, ob man das gut findet oder nicht. Viele der angebotenen Geräte können die Spuren einer längeren und meist ungeschützten Lagerung oder unsachgemäßen Gebrauches nicht verleugnen. Geknickte oder abgebrochene Antennen, gerissene Riemen beim Kassettenteil, kratzende Regler, beschädigtes Plastikgehäuse oder ein klebriger und riechender Belag, der Hinweise auf das ehemalige Dasein in einem Raucherhaushalt gibt – damit sehen sich Sammler gerade bei Unterhaltungselektronik oft konfrontiert. Das kann man bedauern, ist aber sicher kein Grund, sich nicht mindestens eine der doch in relativ

Mini-TV für DDR-Fernsehen im Quelle-Katalog 1980/81 amerikanischen Internetseite drückt es so aus: „Not so great sound”. Allein die Optik der Koffergeräte machte in der Regel was her: Mit ihren Skalen, Reglern und Schaltern wussten viele der TV-Kombinationen zu beeindrucken. Deshalb merkten einige ihrer stolzen Besitzer erst nach dem Kauf, dass sie so ein Teil eigentlich nicht wirklich gebraucht hätten. In der Zwischenzeit zog das Fernsehen nämlich auch in Hotelzimmern ein und nicht erst beim Camping erkannte man die Nachteile der kleinen Bildröhre, wenn mehr als eine Person den Aktionen des Inspektor Derrick beim Aufklären eines Verbrechens folgen wollte. Selbst eine bei nur wenigen Geräten lie05 / 13


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