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INHALT 3

TRÖDLER

ISSN 1863-0340

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

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LESERFORUM ■ Expertenauskünfte

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR

Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de

REDAKTION

Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

■ Websites für Sammler

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MAGAZIN ■ Ausstellungen – Messen – Märkte

DESIGN

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■ System Design

REDAKTION MARKT & HANDEL Heidrun Th. Grigoleit

AUKTIONEN

STÄNDIGE MITARBEIT

Dr. Graham Dry, Dr. Dieter Weidmann

■ Berichte – Termine – Preise

AUTOREN DIESER AUSGABE

R. Bogena, K. Bonacker, H.-J. Flamm, H. Grigoleit, R. Wylegalla

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de

SCHALLPLATTEN

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■ Schwarzes Gold für Sammler

TECHNIK

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■ Musikus und Toni

LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG

Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

ANZEIGEN

Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

KLEINANZEIGEN

Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12

VERTRIEB

Gerd Reddersen

ZEITSCHRIFTENHANDEL

VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB

Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638

BLICKPUNKT

ABOVERWALTUNG

Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de

UHREN

westermann druck Gmbh

FUNDSTÜCKE

DRUCK

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ONLINETIPP

ZEITGESCHICHTE

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■ 10 Jahre danach

REKLAME

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■ Traumberuf Sekretärin

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■ Poul Kjaerholm

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■ Gründerzeit & Jugendstil

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■ Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ■ ANTIKMARKTTERMINE ERSCHEINUNGSWEISE

monatlich

■ SAMMLERBÖRSENTERMINE

TITELFOTOS

© MAKK / Fotos: Jonas Schneider, Leon Hofacker, Gabriel Richter © Kunst-Verlag-Haaff / Fotos: Lempertz Köln, Wendl Rudolstadt

■ AUSLANDSTERMINE

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.

■ REGELMÄSSIGE TERMINE ■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE ■ MARKT & HANDEL

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)

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AUSSTELLUNGEN

■ Abgehoben Fliegen zu können ist wohl einer der ältesten Wünsche der Menschheit. Schon aus der griechischen Mythologie ist der Flug des Ikarus überliefert. Dann war wohl der Wunsch sehr lange Zeit in Vergessenheit geraten. Eine Zwischenentwicklung stellen die Heißluftballons der Gebrüder Montgolfiere im ausgehenden 18. Jahrhundert dar. Erst mit der aufkommenden Industrialisierung erschlossen sich neue Möglichkeiten. Ein Jahrhundert nach den Ballons war es dann soweit, die ersten Flugapparate machten kleine Hüpfer. Anfang des 20. Jahrhunderts standen Verbrennungsmotoren zur Verfügung. Ihr Einbau in die Flugapparate ermöglichte dann Flüge über sich immer weiter erstreckende Entfernungen. In dieser Ausstellung des Auto- und Uhrenmuseums soll es aber um die Entwicklung des Flugwesens nach dem Zweiten Weltkrieg gehen, also ab den 50er-Jahren bis heute. Die Ausstellungsobjekte beschränken sich auf Spielzeugflugzeuge. Diese sind oft keine akkuraten Modelle, sondern eher generisch: Mit der Anmutung zum Vorbild. Es wird eine Übersicht der technischen Innovationen bei den Spielflugzeugen gezeigt. In einzelnen Bildern – Dioramen – werden Situationen auf dem Flughafen mit Propellerflugzeugen der 50er-Jahre oder den ersten Jets der 60er gezeigt. Bei der Luftfracht – Cargo – kann man sehen, wie die mit im Spielzeughandel angebotenen Spielflugzeuge befördert wurden. Ein Flug über den Atlantik gefällig? Oder wollen Sie mehr über den Service an Bord

Schuco Vickers; Auto- und Uhrenmuseum, Schramberg

eines Flugzeugs wissen, die Luftboys und Stewardessen? Auch über Air-Rail mit dem Zug zum Flugzeug kann sich der Besucher ein Bild machen. Nach den ersten Blechflugzeugen von überwiegend deutschen Herstellern kamen in den 60er-Jahren zahlreiche Importe aus Japan dazu. In Deutschland boten die alteingesessenen Spielzeughersteller wie Tipp & Co und Schuco (Schreyer & Co.) aus Nürnberg und GAMA (Georg Adam Mangold) aus Fürth Flugzeuge in ihrem Sortiment an. Importe kamen aus Japan von Yonezawa, Bandai, TN Nomura und zahlreichen anderen Herstellern, die größtenteils erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Eine als Schaufenster gestaltete Präsentation ist den Verpackungen der großen Blechflieger gewidmet. Oft sehr künstlerisch gestaltet, wurden sie damals von den Kindern kaum beachtet und sind

heute dementsprechend selten und teuer. Des Weiteren ist die Entwicklung der Passagierflugzeuge von der Douglas DC 3 über die Super Constellation bis zur Concorde im Rahmen einzelner Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France usw. zu sehen. Auch ein ganz kleiner Überblick über Modellflugzeuge und Bausätze der in den 50er- und 60er-Jahren bekannten Firmen wie Wiking, Siku und Faller werden gezeigt. Videos machen es möglich, eine Anzahl von Bewegungsabläufen der Flugzeuge, die im Stillstand leider nicht sichtbar sind, zu sehen. Ein über einen Sensor gesteuertes Flugzeugmodell der Vickers Viscount von Schuco zeigt life das Anlaufen der Motoren und das Losrollen zur Startbahn. Für die jugendlichen Einsteiger steht ein großer Playmobil Flughafen zur Verfügung, um spielend leicht einiges über den Flugverkehr zu lernen. Es darf gebaut werden! Leicht verständliche Bücher machen es einfach, sich über den Flughafen und das Fliegen zu informieren. Auch ein „Flugtag“ wird eingerichtet. Unter fachkundiger Anleitung können Papierflieger selbst gebastelt werden. Anschließend hat man die Möglichkeit, die Papierflieger aus einem der oberen Stockwerke des Museums fliegen zu lassen. Eine unabhängige Jury wird die Flüge werten und einen Sieger ermitteln. (23. April bis September 2015). Telefon: 07422/29300

■ Stadt, Land, Garten

Ikarus; Auto- und Uhrenmuseum, Schramberg 05 / 15

Wenn es draußen grünt, blüht und wächst, freuen sich die Besucher der Papiermühle Alte Dombach immer wieder über die Gemüsegärten, die zum Gelände gehören. Die heutigen Museumsgärtner führen fort, was für die Papiermacher früherer Zeiten Alltag war. Schon damals ergänzten die Familien ihren Speisezettel mit Obst und Gemüse, das sie selbst anbauten. Dies war vor der Industrialisierung überlebenswichtig. Säen und pflan-


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MAGAZIN 9 auch die Ausstellung auf: Es gilt, sich Inhalte durch puzzeln, kurbeln oder knobeln zu erschließen, Sammelkarten zu suchen und vor allem, sich an den Gemeinschaftsgärten im Freien zu beteiligen – Hacken, Schaufeln und Gießkannen stehen bereit. (Bis 20. Dezember im LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach). Telefon: 02234/9921-555

■ Vom Bild zur Figur

Garten in der ehemaligen Papiermühle Alte Dombach, um 1970; LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach

zen, gießen und jäten, schneiden und umgraben, ernten, einlagern und konservieren – ohne diese Arbeiten kam man nur schlecht durch den Winter. In den wachsenden Städten und den neuen Ballungszentren, die mit der Industrialisierung nach 1850 entstanden, war es nicht mehr selbstverständlich, dass für jeden Haushalt ein Garten zur Verfügung stand. Es gab aber vielfältige Formen – von der Brachflächen-Nutzung über Kleingartenanlagen bis zu Siedlungen mit Gärten hinter dem Haus –, mit denen die Kommunen und Arbeitgeber versuchten, möglichst vielen Arbeitern das Gärtnern zu ermöglichen, denn gärtnernde Arbeiter galten als zufriedener und zuverlässiger. Viele Familien wünschten sich einen Garten, der ihnen selbstbestimmte Arbeit an der frischen Luft ermöglichte, in dem sie Früchte und Gemüse ernten und ihre knappe freie Zeit genießen konnten. Im Ersten Weltkrieg kam es zu einer dramatischen Lebensmittel-Knappheit. Den Höhepunkt der Hungerkrise stellte der „Steckrübenwinter" 1916/17 dar. Der Staat startete eine „Garten- und Feldoffensive"; „alles irgend nutzbare Land bis hin zu den freien Bauplätzen in den Städten ward bestellt", hieß es 1916. Der Erfolg dieser Bemühungen hielt sich jedoch in Grenzen; häufig fehlte es an Kenntnissen, Saatgut und Düngemitteln, und die neu bepflanzten Böden waren nicht ertragreich. Im Dritten Reich kam die Selbstversorgung aus dem Garten der „Blut und Boden"-Propaganda und den Autarkie-Bemühungen des Regimes entgegen und wurde entsprechend gefördert. In der Sprache der Funktionäre verwandelte sich die Gartenarbeit zur „Erzeugungsschlacht"; die Zahl der organisierten Kleingärtner stieg deutlich. Im Zuge der Kriegszerstörungen verwandelten sich die Lauben häufig in Notunterkünfte. Einige Widerständler und Juden konnten sich in den Gartenanlagen vor dem Zugriff des Regimes verstecken.

Mit dem „Wirtschaftswunder" der Nachkriegszeit wurde die Notwendigkeit, einen Nutzgarten zu bewirtschaften, immer geringer; Gemüsegärten wichen Rasenflächen und Blumenbeeten, die Kleingartenvereine wurden zu Rentnerparadiesen. Heute ist eine Trendwende zu beobachten. Junge Familien und Menschen, die naturnah leben möchten oder einen Gegenpol zum Alltag in der globalisierten und arbeitsteiligen Gesellschaft suchen, pachten Kleingärten oder beteiligten sich an neuen Formen gemeinschaftlichen Gärtnerns. Die subjektive Seite des Gärtnerns spielt in der Ausstellung eine große Rolle. Die Schau geht den Motiven nach, die zu verschiedenen Zeiten hinter der Tätigkeit im Garten standen. Und wie Gärtner heute ihr Tun zwischen Last und Lust erleben, schildern sie in prägnanten Worten. Gärtnern heißt aktiv sein. Dazu fordert

Mitte der 30er-Jahre begann der unaufhaltsame Siegeszug der „Hummelkinder“, optisches Gemeingut, mit dem seither Generationen aufwuchsen. Hinter der lieblich heilen Welt der Kindermotive blieb lange Zeit die Vielschichtigkeit einer hochsensiblen Künstlerin auf der Strecke. M. I. Hummel hinterließ ein umfangreiches Werk, vieles davon aus der Zeit ihres Kunststudiums in München, als sie noch mit „Berta Hummel“ signierte: Landschafts- und Blumenaquarelle in prachtvoll leuchtender Luzidität, detailgenaue Straßenszenen, meisterhafte Aktzeichnungen, kraftvolle Porträts, schonungslose Karikaturen. Ihre Lebens- und Werkgeschichte ist Erfolgsstory, Zeitzeugnis und Tragödie zugleich. Die Hummel-Kinder werden 80 Jahre alt. Zur Leipziger Frühjahrsmesse 1935 präsentierte die Porzellanfabrik Goebel die ersten 46 Hummel-Figuren. Aus diesem Anlass zeigt das Berta-Hummel-Museum im Hummelhaus an die 100 Hummel-Original-Zeichnungen nach denen Hummel-Figuren von den Meistermodelleuren der Porzellanfabrik Goebel modelliert wurden. Aus dem Archiv geht hervor, dass Berta Hummel noch die ersten nach ihren Zeichnungen hergestellten 180 Hummel-Figuren selbst begutachtet und die farbliche Gestaltung vorgegeben hat. Seit der Gründung des Berta-Hum-

Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg; LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach 05 / 15


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MAGAZIN 10 mel-Museums im Hummelhaus 1994 konnten zu den über 1.000 bestehenden noch mehr als 100 Hummel-OriginalZeichnungen angekauft werden, davon etwa die Hälfte mit Motiven nach denen Hummel-Figuren modelliert wurden. Aus dem mehr als 3.500 Figuren umfassenden Archiv (die weltweitgrößte Sammlung), wie auch von Hummel-Figuren-Sammlern stellt das Museum teilweise sehr alte Figuren den Original-Bildern gegenüber. Es werden auch einige „Schmankerl“ aus dem durch die Goebel-Insolvenz aufgelösten Hummel-Figuren-Archiv gezeigt – Figuren in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und nie auf den Markt gekommenen Figuren. Die Ausstellung läuft bis voraussichtlich März 2016. Telefon: 08724/96020

■ Faszination Zinn Wenn vom „Silber des kleinen Mannes“ geredet wird, ist Prof. Dr. Dieter Nadolski gar nicht entzückt: „Der kleine Mann konnte sich allenfalls Essgeschirr aus Holz oder einfacher Keramik leisten. Zinngerät war den besser gestellten bürgerlichen Haushalten vorbehalten“, korrigiert der Verleger aus Taucha bei Leipzig. Zinngerät aus früheren Zeiten gilt seine besondere Leidenschaft. Innerhalb eines halben Jahrhunderts hat der Sammler einige hundert Objekte für den profanen Gebrauch, Sakral- und Zunftgeräte aus Zinn zusammengetragen. Eine Auswahl von rund neunzig Stücken deutscher Herkunft stellt er nun bis zum 7. Juni im Stadtund Waagenmuseum Oschatz aus.

Berta Hummel, I geh in d’ Stadt; Das Berta-Hummel-Museum, Massing 05 / 15

Berta Hummel, Turmbläser; Das Berta-HummelMuseum, Massing

Prof. Nadolski begeistert sich seit jeher für Antiquitäten. Dass er eine Vorliebe für historisches Zinngerät entwickelte, ist allerdings einem Zufall zu verdanken: „1964 ließen meine Frau und ich eine Schrankwand anfertigen“, berichtet er. Als dann der frisch promovierte Chemiker die Regalfächer dekorieren wollte, erinnerte er sich an seine Kommilitonen aus dem Erzgebirge. Dort hatte es früher einige namhafte Zinngießereien gegeben. „Ich bat kurzerhand die Studienfreunde, mir einige Zinnobjekte aus ihrer Heimat zu senden“, so der Sammler. Tatsächlich trafen bald einige Päckchen mit den begehrten Dekorationsobjekten ein. „Die Zinngeräte faszinierten mich so sehr, dass ich mir ein kleines Handbuch kaufte, um mehr über ihre Geschichte zu erfahren“, erinnert sich Prof. Nadolski. Bei der Lektüre erfuhr er, dass Zinngeräte eine lange Geschichte haben, die aber bis heute nur unvollkommen erforscht worden ist. „Für die meisten Kunsthistoriker stehen kunsthandwerkliche Aspekte im Mittelpunkt, profane Gebrauchsgegenstände werden in der Forschung meistens vernachlässigt“, stellt der Sammler fest. Anhand von Grabbeigaben lässt sich die Historie des Zinngeräts etwa zweitausend Jahre zurückverfolgen. Eben weil es sich in der Regel um Gebrauchsgeräte handelt, wurden viele von ihnen nach dem Verschleiß eingeschmolzen und gewissermaßen recycelt, also zu neuen Objekten umgegossen. Die Lektüre des Sachbuchs stachelte indessen den Ehrgeiz des Sammlers an und er begann weiterzuforschen: „Ich entdeckte, dass Zinnobjekte in der Regel mit Marken versehen sind. Sie geben Aufschluss über die Provenienz und die Werkstatt, in der sie gegossen worden sind.“ Dieses Markensystem war spätestens im 16. Jahrhundert als „Ver-

braucherschutz“ in ganz Deutschland üblich. Für profane Zinngerätschaften wurden zehn Teile Zinn mit einem Teil Blei legiert. Weil ein zu hoher Bleigehalt hätte zu Vergiftungen führen konnte, wurden die Legierungen durch die Zünfte streng kontrolliert. Das Legierungsverhältnis war zwar für alle Zinngießereien einheitlich, doch die „Gütezeichen für Lebensmittelsicherheit“ unterschieden sich von Land zu Land. In Sachsen zum Beispiel bedeutete die römische Zahl „X“ ein Legierungsverhältnis von 1 : 10. Zuweilen wurde hier aber auch das Kürzel „CL“ für „Clares und Lauteres“ in Kannen, Teller, Becher Bestecke und anderes Tafelgerät eingepunzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich der Historiker Erwin Hintze ausgiebig mit der Thematik und publizierte ab 1920 die Zinnmarken aus den deutschen Landen in einem mehrbändigen Nachschlagewerk. Das Vorhaben musste leider unvollendet bleiben, weil der Autor nach dem Erscheinen des 7. Bandes 1929 starb. Immerhin 75 Prozent aller deutschen Zinnmarken sind in der Enzyklopädie dokumentiert, die sächsischen Marken sogar fast vollständig erfasst worden. Doch Prof. Nadolski mochte sich damit nicht zufriedengeben und nahm den Faden wieder auf. Mittlerweile in einem chemischen Fachverlag beschäftigt, besuchte er auf Dienstreisen zur Freiberger Bergakademie regelmäßig den Schrottplatz, um in den Sammelbehältern für Buntmetall nach Zinnobjekten zu stöbern. Nachdem er zum dritten Mal fündig geworden war, bestand der Schrottplatzmeister auf einer Genehmigung der Volkseigenen Handelszentrale Schrott in Zwickau. Die bekam der Sammler prompt und fortan konnte er zum Abgabepreis von 4,50 Mark der Deutschen Notenbank pro Kilogramm ganz legal nach Zinnobjekten „fahnden“. Die meisten Fundstücke waren zwar von geringem Wert, doch dem Sammler gelang es immer wieder, im Kunsthandel mehrere minderwertige Zinnobjekte gegen ein hochwertiges einzutauschen. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre nahm dann in der DDR das Interesse an Zinn-

Berta Hummel, In Lauterbach; Das Berta-HummelMuseum, Massing


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Zunftkanne der Maurer, 18. Jahrhundert, Sammlung Nadolski; Stadt- und Waagenmuseum Oschatz Foto: Nadolski

gerät zu. Die Preise stiegen und historische Objekte durften nur noch unter Vorlage des Personalausweises verkauft werden. Der Besitz größerer Bestände wurde als Vermögensbildung gewertet und Sammler riskierten fortan den Zugriff durch den Fiskus. Um dem zu entgehen, begann Prof. Nadolski regelmäßig auf der Hobbyseite des „Sächsischen Tageblatts“ Artikel über Zinngerät zu publizieren und Anfragen von Gleichgesinnten zu beantworten. Schnell wurde er überregional als „Zinndoktor“ bekannt. Trotz des wissenschaftlichen Hintergrunds lebte der engagierte Sammler mit der permanenten Bedrohung, dass seine Schätze eingezogen werden können: „Mittlerweile waren sämtliche in den musealen Sammlungen vorhandenen Zinnbestände als Kunsthandwerk, das zumindest in größeren Mengen nicht in private Hände gehört, definiert worden“, berichtet Prof. Nadolski. Anhand von Fakten belegbar ist indessen, dass die Zinngießer die meisten Objekte für den alltäglichen Gebrauch hergestellt haben. Um den Verdacht der privaten Bereicherung und die offizielle wissenschaftliche Interpretation ein für allemal zu widerlegen, beschloss der Sammler nun, ein Buch über „Altes Gebrauchszinn“ zu verfassen: „Ich stöberte in der Deutschen Bücherei Leipzig nach allen nur erdenklichen Quellen zum Thema und begann zu schreiben.“

Anfang der 1980er-Jahre machte dann sein großformatiges und reich illustriertes Sachbuch „Altes Gebrauchszinn“ mit Ergänzungen zum Marken-Nachschlagewerk von Erwin Hintze nicht nur in der DDR Furore. Kurz darauf kam es auch westlich der Elbe auf den Markt, später erschien eine übersetzte Ausgabe in den Niederlanden. Nachdem das Werk auch in Frankreich, Großbritannien und sogar in den USA publiziert worden waren, wurde Prof. Nadolski in Fachkreisen zum „Zinnpapst“ ernannt, der heute noch in Werken anderer Autoren zitiert wird. Damit nicht genug, veröffentlichte er drei Jahre später ein Buch über Zeremonialzinngeräte aus Zunftbesitz. Währenddessen erweiterte der Sammler stetig seinen Bestand. Nach der Wende konnte er auch endlich auf Auktionen für manche Rarität den Zuschlag erlangen. So gelang es ihm unter anderem, ein Eichgefäß für Zinnkannen und -becher, einen sogenannten Nösel, zu erwerben. Das Hohlmaß war bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein noch im Einzelhandel und Küchen gebräuchlich. Bis zu ihrer Auflösung mit Einführung der Gewerbefreiheit ab 1810 hatten in allen deutschen Landen die Obermeister der Zinngießerzünfte mit Argusaugen kontrolliert, dass in den Werkstätten den Eichvorschriften gerecht werdende Gefäße gegossen und vertrieben wurden. Ein „Nösel“ entspricht ungefähr einem Volumen von 450 Milliliter, allerdings variierte diese Einheit regional. Enthielt ein Dresdner Nösel 467,5 Milliliter Flüssigkeit, so war es in Leipzig mit 601,9 Millilitern sehr großzügig bemessen. In Bremen wiederum entsprach ein Nösel nur einem Rauminhalt von 402,2 Millilitern. Wegen seines ausgesprochenen Seltenheitswerts und seiner Bedeutung als historischer Beleg zur Maß- und Gewichtsforschung stellte Prof. Nadolski das Nösel nach dem Erwerb dem Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig für die Präsentation in seiner Dauerausstellung zur Verfügung. Wie bei anderen Neuerwerbungen versuchte er auch nach dem Ankauf eines Zinnkelchs mit Patene deren Herkunft zu ergründen. Die Stadtmarke enthielt drei Türme und ähnelte dem Eilenburger Wappen. Im Museum der Nachbarstadt von Taucha waren aber die Namen der Zinngießer nicht bekannt. Erst nach wochenlangen Recherchen im Aufgebotsbuch der Stadtkirche wurde Prof. Nadolski fündig; es folgte eine Publikation über die Eilenburger Zinngießer. Nachdem 1711 auf der Meißener Albrechtsburg zum ersten Mal die Herstellung des „Weißen Goldes“ gelungen war und die Rezeptur nicht lange geheim gehalten werden konnte, wurde der Markt bald mit Porzellan, aber auch mit Steingut aus England überschwemmt. Gegen die farbenfrohen und kunstvoll dekorierten Gebrauchsgeschirre konnte sich Zinn nicht mehr lange behaupten und spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts endet die Geschichte des Gebrauchszinns. Heute tau-

chen häufig Falsifikate auf, die die Preise in den Keller drücken. In den ersten Sammeljahren hatte Prof. Nadolski noch von jeder Neuwerbung mit verdünnter Salzsäure penibel die Patina abgetupft. Heute sieht er die Dinge anders: „Alterndes Zinn wird richtig schwarz und das kann niemand fälschen.“ Reinhard Wylegalla Telefon: 03435/920285

BÖRSEN/MESSEN/MÄRKTE

■ 35 Jahre Theurer-Sammlermärkte Den Sammlermärkten von Dr. Rolf Theurer steht Anfang Mai ein bedeutendes Jubiläum ins Haus: Dort, wo im April 1980 die allererste Veranstaltung von Theurer für Liebhaber und Sammler von antikem Spielzeug ihre Tore öffnete, wird am 3. Mai im Kursaal von Bad Cannstatt das 35jährige Jubiläum von Theurers Sammlermärkten gefeiert werden. Erst vor einem Jahr hatte der bekannte Veranstalter den „Spielzeugmarkt Bad Cannstatt“ nach einem Vierteljahrhundert Unterbrechung im renovierten Kursaal wiederbelebt. „Dieser Ort bietet mit seinem antiken Ambiente einfach den perfekten Rahmen für einen solchen Markt“, erklärt Theurer. Mit 80 Ausstellern aus sechs Nationen ist die Veranstaltung zum Jubiläum hin voll ausgebucht. Im Mittelpunkt der Geburtstagsmesse stehen Eisenbahnen, Blechspielzeug, Puppen und Miniaturen sowie Stoff- und Steifftiere.

Krug einer Zimmerleutezunft, 1651, Sammlung Nadolski; Stadt- und Waagenmuseum Oschatz Foto: Nadolski 05 / 15


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MAGAZIN 12 „Dazu zeigen wir eine eindrucksvolle Modelleisenbahnanlage der Spur 0 aus den 1930er-Jahren, und es wird eine Jubiläumstombola mit vielen interessanten Preisen geben“, kündigt Theurer an. Im Laufe der 35 Jahre hat sich aus dem kleinen Anfang in Bad Cannstatt eine Erfolgsgeschichte entwickelt. Aus der Ursprungsveranstaltung im Kursaal ist eine Vielzahl ebenso bekannter wie beliebter Sammlermärkte an den verschiedensten Ausstellungsorten entstanden. Der passionierte Spielzeugfan Theurer schaffte es mit seinen Märkten an die Spitze in Europa und ist in Deutschland unter den Top 3 der Messeveranstalter der Branche zu finden. Aktuell zählen nicht nur Europas größter Markt für antikes Spielzeug, der „Internationale Böblinger Spielzeug-Salon“, und die ebenso zugkräftige und traditionsreiche „SEAS“ in Bruchsal zu seinen Sammlermärkten. Auch in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen wird einmal jährlich im Januar der „Stuttgarter Spielzeugmarkt“ ausgerichtet. Von 13 bis 14 Uhr wird eine kostenlose Schätzstunde für Blechspielzeug und Eisenbahnen stattfinden. Darüber hinaus werden Puppendoktoren und Restauratoren für Anfragen der Besucher bereit stehen. Öffnungszeit: 11 bis 15.30 Uhr Telefon: 0711/5590044

■ Messermachermesse Von den Stars der internationalen Messermacherszene werden handgefertigte Messer am ersten Maiwochenende (02./03.05.) im Deutschen Klingenmuseum in Solingen präsentiert und auch zum Kauf angeboten. Rund 100 Teilnehmer aus 16 Ländern treffen sich zur nunmehr 16. Messe in Solingen, ein anregendes

am Sonntag, dem 17. Mai zum fünften Mal den großen Antiquitätenmarkt in Prien am Chiemsee. Die Qualität dieses Marktes hat sich inzwischen nicht nur bei den Besuchern herumgesprochen. Auch die Zahl der Aussteller und die Qualität des Angebotes konnte kontinuierlich gesteigert werden. So bieten Händler aus vielen deutschen Bundesländern, aus Belgien, Tschechien sowie dem benachbarten Österreich an diesem Tag, an dem gleichzeitig ein verkaufsoffener Sonntag stattfindet, eine in Oberbayern sicher einmalige Auswahl an Antiquitäten, edlem Trödel und ausgefallener Sammlerware an. Die Marktflächen befinden sich in zentraler Ortslage in der Wendelstein-/Bernauerund Schulstraße sowie auf dem Kirchplatz, dem Rathausplatz und dem großen Parkplatz gegenüber dem Rathaus. Zwischen 9 und 17 Uhr kann man auf etwa 450 laufenden Metern an Verkaufs-

Messer Macher Messe im Klingenmuseum Solingen

Stelldichein von Kunsthandwerkern, Sammlern und Messerbegeisterten. Öffnungszeiten: Sa, 02.05.: 10 bis 18 Uhr, So, 03.05.: 10 bis 16 Uhr Telefon: 0212/2583610 Internet: www.klingenmuseum.de

Märklin-Karussell; Jubiläums-Spielzeugmesse in Bad Cannstadt

■ Seltenes für den Sammler Organisiert von der Fa. Schöne Märkte veranstaltet die Priener Tourismus GmbH

fläche Bäuerliches und Sakrales aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert erwerben. Alte Puppenstuben, Spielzeug, Glas, Porzellan und rare antiquarische Bücher finden sich ebenso wie Küchenantiquitäten, Möbel und restaurierte französische Kronleuchter. Vom Barock bis zum Biedermeier und Jugendstil werden neben bezahlbaren kleinen Dingen auch hochpreisige Waren für den anspruchsvollen Sammler angeboten. Design aus den 70er-Jahren entspricht ebenso wie die gute alte Vinylplatte den Marktbedingungen, während sonst ein Alter von wenigstens 50 Jahren für angebotene Waren gefordert wird. Strikt verboten sind Antik2000, Neuware und sonstige Repliken. Telefon: 0176 64323220 Internet: www.schoene-maerkte.de

■ Internationale Sammlermesse Ulm

„Storchenbein“; Jubiläums-Spielzeugmesse in Bad Cannstadt 05 / 15

Die Internationale Sammlermesse Ulm (ISMU) ist eine Verbundmesse, bestehend aus einer Antiquitätenmesse und einer Antikwaffenmesse und ist als Familienmesse konzipiert – ein Kombiticket zum


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MAGAZIN 13 Alt-Opel IG e.V. nach Speyer. Vom 14. bis 17. Mai findet auf dem Gelände des Technik Museums das 44. Internationale AltOpel Treffen statt, zu dem man circa 500 historische Automobile aber auch Fahrräder der Marke Opel erwartet. Die Fahrzeuge sind im Zeitraum des Treffens auf dem Parkplatz des Technik Museum Speyer zu sehen und können von Interessierten kostenlos besichtigt werden. Am Samstag, dem 16. Mai erwartet man die höchste Teilnehmerzahl und es wird von 8 Uhr bis 18 Uhr einen großen Alt-OpelTeilemarkt geben. Teilnahmebedingungen und Informationen zur Anmeldung gibt es unter: Art déco Tee-Set, Sheffield, 1935, E. Viner; Galerie The old Treasury Miriam Schmitz-Amkreutz, Kerkrade (NL) bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm ISMU

Preis von 12 Euro ermöglicht den Besuch beider Messen. Von jedem verkauften Ticket spendet der Veranstalter 1 Euro an eine gemeinnützige Ulmer Kindereinrichtung. Aussteller aus dem In- und Ausland werden vom 29. bis 31. Mai in den Messehal-

Internet: www.alt-opel.eu und http://speyer.technikmuseum.de/de/de/alt-opel-treffen

und SAMMLER JOURNAL. An Ständen von Fachverbänden und Vereinen werden den Besuchern Sonderschauen und themenbezogene Ausstellungen präsentiert. Öffnungszeiten: Do, Vernissage: 18.30 bis 21 Uhr, Fr bis So: 9.30 bis 18 Uhr Telefon: 0871/4308736 Internet: www.sammlermesse.com

■ Admiral, Kadett und Manta

Paar Perkussions-Duellpistolen, Gera, um 1850; Alexandra Seidel bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm ISMU

len Ulm vertreten sein, die u.a. in den Bereichen Silber, Volkskunst & Sakrales, Schmuck, Gemälde & Grafiken, Möbel, Uhren, Porzellan, Asiatika, Ikonen, Bronzen etc. seltene und hochwertige Objekte zeigen. Auch ausgewählte Fachhändler mit spätmittelalterlichen Waffen und Rüstungen, reich verzierten Jagdwaffen und persischen Blankwaffen sind in der Antiquitätenmesse mit von der Partie. Die Galerie Darya Nahim Rafiq aus Karlsruhe bereitet eine Ausstellung für die Besucher mit auserlesenen Budda-Figuren vor. Im Rahmen der Vernissage am Donnerstag, dem 28. Mai, können die ausstellenden Antiquitätenhändler ihre Stammkunden mittels besonderer Freikarten einladen. Für Private Verkäufer gibt es am Messe-Samstag die Möglichkeit, die sogenannten Tageskojen in Halle 3 zu nutzen. Neben Händlern werden auch verschiedene namhafte Auktionshäuser aus dem In- und Ausland mit dabei sein, so beispielsweise das Wiener Dorotheum oder Hermann Historica aus München sowie mehrere Vertreter der Fachpresse bzw. Verlagen mit den bekannten Magazinen DWJ, VISIER

Das Technik Museum Speyer ist jedes Jahr Austragungsort der verschiedensten Treffen. Ob Lanz Bulldog, Corvette & US Car, Ford Capri, Japanese Car Tuning oder Science-Fiction Treffen, das Museum bietet für all diese Veranstaltungen den passenden Rahmen. In diesem Jahr zieht es nun auch den

Brosche, Boucheron; Galerie The old Treasury Miriam Schmitz-Amkreutz, Kerkrade (NL) bei der Internationalen Sammlermesse in Ulm ISMU

Alt-Opel-Treffen im Mai im Techni Museum Speyer 05 / 15


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SYSTEM DESIGN HEIDRUN TH. GRIGOLEIT

Unter der Überschrift „System Design. Über 100 Jahre Chaos im Alltag“ präsentiert das „Museum für Angewandte Kunst Köln“, kurz „MAKK Kunst und Design“, noch bis zum 7. Juni eine gleichnamige Ausstellung. Dazu ist ein großformatiger, zweisprachiger Katalog auf Deutsch und Englisch unter gleichem Titel erschienen, der die Thematik auf 214 Seiten ausführlich behandelt. Gezeigt werden in dem Bildband auch alle Ausstellungsobjekte anhand von 180 – zum größten Teil farbigen – Bildern. Die Texte stammen von neun verschiedenen Autoren, die das Thema unter unterschiedlichen Blickwinkeln und Aspekten ausführlich beleuchten. Namhafte Designer Systeme prägen den Alltag. Meist bemerkt man sie nicht bewusst: Vom metrischen System und den DIN-Normen über Regalsysteme, Bausteine, das Betriebssystem eines Smartphones bis zum Geschirr in der Systemgastronomie oder Car-Sharing. Der Systemgedanke beruht auf dem Wunsch, das Chaos dadurch zu bewältigen, eine überschaubare Anzahl von einzelnen Elementen zu verbinden und dadurch einen Zusammenhang herzustellen. Die Ausstellung System Design ver-

sammelt über 150 Entwürfe von mehr als 80 namhaften internationalen Gestaltern wie Otl Aicher, Werner Aisslinger, Peter Behrens, Mario Bellini, Marcel Breuer, Wim Crouwel, Ray und Charles Eames, Egon Eiermann, Willy Fleckhaus, Richard Buckminster Fuller, Konstantin Grcic, Hans Gugelot, Fritz Haller, Josef Hoffmann, Jonathan Ive, Ferdinand Kramer, Le Corbusier, Enzo Mari, Ingo Maurer, Josef MüllerBrockmann, Bruno Munari, George Nelson, Otto Neurath, Frei Otto, Verner Panton, Joseph Paxton, Dieter Rams, Richard Sapper, Mart Stam, Oswald Mathias Ungers, Massimo Vignelle, Wilhelm Wagenfeld und Marco Zanuso.

Großküchengeschirr „TC100“, Nick Roericht, 1959, Rosenthal © HfG-Archiv Ulm Plakat „NORMFORMATE DINBUCH 1" Walter Porstmann, 1922, Deutsches Institut für Normung Berlin © DIN e.V. Berlin Regalsystem „Ellens Brackets”, Ali Tayar, 1993, parallel design partners ltd. © Ali Tayar Satz Beistelltische „B9“, Marcel Breuer, 1925, Gebrüder Thonet © Thonet GmbH 05 / 15


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09.04.2015

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DESIGN 15 Regalsystem „606“ Dieter Rams, 1959/60, Wiese-Vitsoe © MAKK / Foto: Jonas Schneider, Gabriel Richter Uniformen für Flugbegleiterinnen, Werner Machnik, 1970 © Deutsche Lufthansa AG Spielsteine „Lego”, Godtfred Kirk Christiansen, 1958 © MAKK / Foto: Jonas Schneider, Leon Hofacker men für Berufsgruppen, Europaletten bis hin zu Computer-Betriebssystemen. Ziel der Ausstellung sei jedoch nicht die wissenschaftliche Vollständigkeit und entwicklungsgeschichtliche Darstellung des Systemgedankens. Vielmehr sei ein Grundgedanke der Ausstellungskonzeption die Gegenüberstellung von Systemlösungen aus allen Designdisziplinen – die manchmal subjektiv oder sogar provokativ erscheinen. Zudem richte die Ausstellung ihre Aufmerksamkeit auf die Ideale,

Systeme im Alltag Präsentiert werden autonome Objekte – wie beispielsweise Coca-Cola-Flaschen; Möbelprogramme – wie die Thonet-Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer; Systemmöbel – wie das Möbelbausystem USM-Haller; Spielzeug – wie Lego-Bausteine oder digitale Systeme – wie das Smartphone. Gerade die Digitalisierung des Lebens lässt Systeme immer mehr zu festen Bestandteilen des Alltags werden. Denn heutzutage sind diese unterschiedlichsten Systeme weltweit allgegenwärtig und ein Leben ganz ohne Smartphone oder WLAN in der Systemgastronomie wäre gar nicht mehr vorstellbar. Die Inszenierung der Exponate in Verbindung mit Visual Storytelling-Elementen macht den Systemgedanken im Design vom Einzelobjekt bis zur Gesamtlösung in der Ausstellung spielerisch erfahrbar.

Kunsthochschule für Medien Köln, Dr. René Spitz, RFH Rheinische Fachhochschule Köln und Kurator der Ausstellung im MAKK, und Jens Standke, Medienkünstler in Köln.

Ausstellungskonzeption Ausstellungsleiterin Petra Hesse verweist in ihrem Vorwort auf die Bedeutung der Ulmer Hochschule für Gestaltung und deren Lehren zur Etablierung des Systemgedankens, mit denen man ein deutsches Gestaltungsphänomen verbindet. Sie führt aus, dass der Systemgedanke weit über ein klassisches Designverständnis hinausgehe und die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen betreffe – vom Spielzeug über DIN-Formen für Papierformate, UBahnpläne, stapelbare Bierkästen, Unifor-

Chaos und Ordnung Mit „System Design. Über 100 Jahre Chaos im Alltag“ stellt das MAKK auch Fragen nach dem Verhältnis von Chaos und Ordnung und spürt dem Phänomen nach. Wo sind Systeme notwendig, um Ordnung zu erzeugen, und wo entsteht gerade durch Systeme wieder neues Chaos? Diesen und anderen Aspekten des Systemgedankens ist am 15. Mai auch ein Symposium im Rahmen der Ausstellung gewidmet. Zum Thema „System: Design zwischen Chaos und Alltag“ diskutieren dann Prof. Dr. Dirk Baeker, ZU Zeppelin Universität Konstanz, Prof. Dr. Wolfgang Jonas, HBK Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Prof. Peter F. Stephan, KHM 05 / 15


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AUKTIONSPREISE 28

ALL ZU MENSCHLICHES

€ 300,Beinprothese, gefertigt um 1920, Material Leder, vernickelte Beschläge, Holz, guter Erhaltungszustand DOR

€ 375,Orthopädisches Korsett, um 1870, Leder und Eisen, kleine Größe, wohl für Kinder, kl. Beschädigungen, 36 x 18 cm DOR

€ 500,Memento-Mori-Ring, Ende 18. Jahrhundert, Gold, Email, Diamanten, in Schachtel NAG

Rechts: € 680,Schwere Kugelfessel, süddeutsch/österreichisch, 17./18. Jh., Kalksteinkugel mit kräftiger, eisengeschmiedeter, siebengliedriger Kette mit großem Ring, dazu Bügelschloss mit Schiebeschlüssel, Durchmesser der Kugel 25 cm HHM

€ 400,Vier Katheter in Etui, zwei aus dem 18. und zwei aus dem frühen 19. Jh., Silber/Messing, Etui des 18. Jh. aus Holz mit Seide gefüttert, mit schwarzem Leder überzogen, 2 Messinghaken, besch., L 17 cm DOR

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€ 630,Stangenfessel, deutsch, 17./18. Jahrhundert, schwere eiserne Stangenfessel, bestehend aus zwei runden Fußschellen (eine Schelle mit Kreuzdurchzug fehlt), verbunden mit einer vernieteten Vierkantstange, anhängende Zwinge mit kräftiger, schmiedeeiserner Kette, dazu einzelne Fußschelle mit anhängender Kette, Breite der Stangenfessel 54 cm HHM

€ 640,Schwere Fußfessel, 17./18. Jh., Schmiedeeisen, Fußschellen durch eine kräftige Kette aus sieben tordierten Gliedern verbunden, beide Schellen mit Spreizfederschlössern sowie abdeck- und verschraubbaren Schlüssellöchern, eines der Schlösser mit zugehörigem Schlüssel, Länge 62 cm HHM

€ 813,Krampus, erste Hälfte 20. Jh., in Fell gekleidet, Kopf, Füße und Hände Papiermaché, bemalt, bewegl. Arme, H 70 cm DOR

€ 700,Anatomisches Schädelpräparat, deutsch, 19. Jahrhundert, weiblicher Schädel mit Alterspatina, Unterkiefer mit einem erhaltenen Backenzahn, auf Eichenholzplatte montiert, Höhe 16 cm HHM

€ 800,Barocker Miniatur-Elfenbeinschädel, deutsch, 17. Jh., aus Elfenbein geschnitzter Schädel ohne Unterkiefer, auf späterem Sockel aus ebonisiertem Holz mit Flammleistenrändern montiert, Gesamth. 5 cm HHM


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AUKTIONSPREISE 29 Links: € 1.200,Ahnenschädel, Papua-Neuguinea, kompletter, übermodellierter und ornamental bemalter, menschlicher Schädel mit aus einem Schneckengehäuse gefertigten Nasenschmuck, Haartracht durch aufgebrachte Muschelschalen angedeutet, dunkel patiniert, H 17 cm HHM

€ 900,Eisernes, älteres Mempo der Edo-Periode in schwerer Qualität, um 1750, mit in der MeijiZeit ergänztem Stirn- u. Nasenschutz, Außenseite gleichmäßig patiniert und stellenweise leicht berieben, Innenseite mit besch. Rotlack, H 22 cm HHM

€ 950,Reservistenkrug des Braunschweigischen Husaren-Regiments Nr. 17, bemaltes Biskuitporzellan in Totenkopfform, auf Deckel in schwarzer Handschrift „Res. Gefr. Cages. Zum Andenk. a. m. Dienstz. b. d. 2. Eskdr. Braunschw. Husaren Regt. No. 17. Braunschweig 1909-1912.“, Innenseite des Deckels mit gemalter Darstellung eines Braunschweiger Husaren und Schriftzug „Wir bleiben was wir waren, Die Totenkopfhusaren“, plastischer Zinndrücker in Form eines berittenen Husaren, Gebrauchs- und Altersspuren HHM

€ 950,Geschnitzter Memento MoriSchädel, deutsch, 17./18. Jh., einteilig gearbeiteter Schädel ohne Unterkiefer aus Lindenholz, auf ebonisiertem gestuftem Sockel mit Flammleisten montiert, Gesamth. 12 cm HHM

€ 1.000,Memento Mori-Totenkopf, wohl deutsch 17./18. Jh. oder früher, Ebenholz und Bein, geschnitzter Totenschädel mit herunterklappendem Kiefer und Zähnen aus Bein, Schädeldecke gespickt mit Knochen und kl. Totenköpfen, 11,5 x 13 cm KAU

€ 1.350,Ritualschädel, Tibet, menschlicher Schädel mit ornamental gravierter, aufklappbarer, scharniergelagerter Schädelkalotte, das Innere mit Silberblech ausgekleidet, Augen, Augenbrauen, Nase, Ohren, Zähne und Kinn durch silberne Nachbildungen ergänzt, Wangenknochen und Unterkiefer mit fein punzierten Silberauflagen dekoriert, H 19 cm HHM

€ 1.350,Menschenfänger, deutsch, 17./ 18. Jh., schmiedeeiserner Bügel, Innenseite mit Dornen besetzt, an der Öffnung mit 2 scharniergelagerten, gefederten Haltespangen, angenietete, konische Tülle, einfacher runder Holzschaft, Haltevorrichtung, damit der Gefangene vor Gericht, während der Folter oder vor der Hinrichtung kontrolliert werden konnten, L 210 cm HHM

€ 1.400,Menschenfänger, deutsch 17./ 18. Jahrhundert, schmiedeeisernes Halseisen mit zwei beweglich gelagerten Fanghaken, runde, konische Tülle mit einer Schaftfeder, runder Hartholzschaft, seltene Vorrichtung, die hauptsächlich bei Gericht Verwendung fand, um widerspenstige Angeklagte unter Kontrolle zu bringen und vorzuführen, Länge 152 cm HHM

€ 1.400,Memento Mori – Buch und Schädel, deutsch, Mitte 18. Jh., vollplastisch geschnitzter hölzerner Schädel, alte Farbfassung, dazu Buch in orig. geprägtem Ledereinband „Theologica Universa“, Augsburg 1760, 424 S. mit Titelkupfer, H Schädel 12 cm, auf Buch 17 cm HHM

Rechts: € 1.000,Elfeinbein-Klistier, deutsch oder flämisch, 17. Jh., gedrechselter Korpus mit Schraubdeckel, orig. hölzerner Kolben mit Knauf und Stange aus Elfenbein, einsteckbare Tülle, Spitze besch., L 25,5 cm HHM

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.. SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER

€ 100-150 Angela „Fantasy 12 Inch”, er-schienen 1984 auf Emi Deutschland, Nr. „1CK0622003556”. Die ehemalige „NDW”-Sängerin Angela Werner wagte hier einen Neuanfang auf Englisch mit der Unterstützung ihres Ehemanns Ingo Werner als Produzent (Ex-„My Solid Ground”)

Charly Antolini’s Power Dozen „Atomic Drums LP”, veröffentlicht

€ 200-300 Death „Symbolic LP”, Roadrunner Rec. NL 1995, No. „RR 8957-1”. Progressiver „Death Metal” um Chuck Schuldinger (1967-2001) aus Tampa/Florida

€ 100-150

1972 bei Emi Columbia Deutschland, Nr. „1C 06229462”. „Dancefloor Madness” des Schweizer Drummers, begleitet von Max Greger Jr., Harry Winkler, Milan Pilar, Eric Thoener etc.

€ 50-80 Fleetwood Mac „Same LP”, erschienen in Deutschland auf Reprise Records (SR International) 1968/1969, Nr. „92514”. Frontseitig laminiertes Cover, Matrix-Nr. „05196”, deutsche Clubpressung der „Then Play On”-LP € 50-80

Anita (geb. 1961) & Roy Black (1943-1991) „Da Er Det Skjönt A Vaere Til 7 Inch” (Schön ist es auf der Welt zu sein), 1972 bei Polydor Schweden, No. „2052024”. „Herz-Schmerz”-Klassiker, der damals erst 11-jährigen Norwegerin im Duett mit dem Augsburger Schwiegermütter-Schwarm

€ 200-250 The Beatles „Beatles For Sale mit Cutistad LP”, erschienen circa 19781981 in Deutschland auf Odeon, Nr. „1C 072-04200”. Repro der 1964 veröffentlichten LP mit Extra-Cover, welches die Arztneimittelfirma Stada AG (Bad Vilbel) zur Einführung des Fußpilzmittels „Cutistad” als Werbegeschenk an Geschäftspartner verteilte. Die Auflagenzahlen variieren zwischen 500 bis zu 2.000 Exemplaren € 80-120 Miles Davis (1926 Alton-1991 Santa Monica USA) „Pour L’Echafaud 10 Inch” (Fahrstuhl Zum Schafott), veröffentlicht bei Fontana Niederlande 1958, No. „660213 TR”. Miles Davis spielte den Soundtrack in nur einer Nacht (am 04.12.1957) in einem Studio an den Champs-Elysees komplett improvisiert ein. 18 Minuten des schwermütigen „Modal-Jazz” fanden Verwendung in dem Film, der für Louis Malle den Durchbruch als Regisseur bedeutete und Jeanne Moreau zum Filmstar machte

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€ 100-150 Jimi Hendrix „Hey Joe/Let The Sunshine In 7 Inch”, Picture-Werbeplatte veröffentlicht von der Biochemie GmbH Wien (heute Sandoz AG) in Österreich, Aufschrift „By Courtesy Of Polydor International”, wohl 1980er-Jahre. Ospen war das erste orale Penicillin-Präparat (Tabletten 1961 und Saft 1968)


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SCHALLPLATTEN 33

€ 20-300 Cem Karaca (1945-2004) „Tears 7 Inch”, 1974 auf dem Kölner Tele Disc Label, Nr. „TE 2011”. Cem war Mitglied der „Kult-Rock”-Gruppen Apaslar und Mogollar, Vertreter des „Anadolu-Rock”, lebte in der BRD im Exil von 1979 bis 1987

€ 50-80 Hans Koller/Wolfgang Dauner „Kunstkopfindianer LP”, erschienen in Deutschland 1974 auf MPS/BASF, Nr. „21 22019-2”, laminiertes Cover. „Free”-Jazz mit melodischen Skizzen

€ 40-70

Screaming Lord Sutch (1940-1999 Selbstmord) „She’s Fallen In Love... 7

Inch”, erschienen 1964 bei Metronome BRD, Nr. „M431”. Der ehemalige Fensterputzer/Musiker/Politiker etc. war berühmt für seine wilden „Horror”-Liveshows

€ 250-350 Dieter Meier „Cry For Fame 7 Inch”, erschienen 1978 auf Periphery Records Schweiz, Nr. „PP.00178”, 200 Copies. Aufgenommen wurde diese „Punkrock”-Single mit Unterstützung der „Fresh Colors” in den Mountain Studios Montreux/Schweiz (u. a. Bowie, Queen) im Juni 1978. Der ehemalige Jurastudent, Konzeptkünstler und „Individual-Anarchist”, Bankangestellte, Berufspokerspieler und erfolgreiche Unternehmer tourte 1977/1978 mit den Punkbands „Herz/ The Assholes/Fresh Color”, bevor er eine Weltkarriere mit „Yello” startete

€ 130-200 Tom Petty & The Heartbreakers „She’s The One LP”, 1996 auf Warner Bros. Rec. USA, No. „946285-1”. Neuntes Studioalbum und zugleich Soundtrack zum gleichnamigen Film (Regie Edward Burns), produziert von Rick Rubin

€ 250-300 The Pretty Things „Don’t Bring Me Down 7 Inch”, 1964 Fontana Germany, Nr. „267388TF”. Die Londoner waren in ihrer Frühphase für exzesive Bühnenshows berüchtigt

€ 50-100 Alexander von Schlippenbach „Globe Unity LP”, veröffentlicht 1966 auf Saba BRD, Nr. „SB15109ST”. GeräuschOrgien im Kollektiv mit Schoof, Dudek, Hampel, Liebzeit, Neumeier, Kowald, Niebergall, Brötzmann etc. „Free-Jazz”Ekstase in differenzierter Kakophonie € 100-200 Diana Krall „The Girl In The Other Room DOLP”, Verve Records Europe 2004, No. „0602498630686”. Siebtes Album der erfolgreichen kanadischen Jazzsängerin und Pianistin (5 Grammy Awards, 8 Juno Awards, No. 1 World Jazz Charts, Top 5 UK, Top 40 USA)

Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint-Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).

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TRAUMBERUF SEKRETÄRIN KATHRIN BONACKER

In der Reklame aus den Fünfzigern werden Frauen entweder glamourös und sorgenfrei in einer Art rosa Traumwelt gezeigt – oder sie sind perfekte Hausfrauen. Sie können aber auch beim Ausüben eines Berufs abgebildet werden: Die Sekretärin war darunter die Traumrolle. Sie tippt und telefoniert, ist adrett und kompetent und vor allem immer in Kontakt mit einem Mann (ihrem Chef!), der auf sie angewiesen ist. Diese Art von Paarbeziehung macht das Ganze für die Werbung interessant, weil ja die äußere Erscheinung und die Beherrschung der Gerätschaften ganz perfekt erscheinen müssen – sowohl um die Stelle zu bekommen, als auch um unentbehrlich zu sein.

Überhaupt: ein Beruf! Für die jungen Frauen von heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass in den 50ern eine „Bräuteschule" dazu diente, bürgerliche Mädchen auf den Alltag als perfekte Hausfrauen vorzubereiten, und dass eine Frau laut Gesetz noch bis in die 70er-Jahre ihren Ehemann fragen musste, ob sie arbeiten durfte. Einen richtig Beruf zu erlernen und eigenes Geld zu verdienen, bedeutete daher ungeahnte Selbstständig05 / 15

keit und Freiheit. Die Berufe allerdings, die im Normalfall überhaupt für Frauen in Frage kamen, waren sehr überschaubar. Die in Auschwitz von den Nazis ermordete Karmeliter-Nonne Edith Stein, deren Werk über „Frauenbildung und Frauenberufe" in den 50ern mehrfach neu aufgelegt wurde, fasste es in klare Worte: „Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte und im Grunde doch die Erfahrung aller Zeiten hat es bewiesen. Man darf wohl sagen: im Notfall kann jede normale und gesunde Frau einen Beruf ausüben. Und: es gibt keinen Beruf, der nicht von einer Frau ausgeübt werden

Osram-Anzeige von 1950 könnte. (…) Prinzipiell kann die individuelle Anlage auf jedes beliebige Sachgebiet hinweisen, auch auf solche, die der weiblichen Eigenart fernliegen. In solchem Fall

Nivea-Anzeige 1951. – Tippa Boy-Anzeige von Gossen 1953. – Soennecken-Anzeige 1954. Das Bild diente auch zur Illustration im Fachbuch „Hohe Schule der Sekretärin" wird man nicht von einem 'Frauenberuf' sprechen." Diese seien dagegen „alle Berufe, bei denen es sich um Pflege, Erziehung, Fürsorge, um einfühlendes Verstehen handelt: also der Beruf der Ärztin und Krankenschwester, der Lehrerin und Erzieherin, der Hausangestellten, die ganze Reihe der modernen sozialen Berufe; in


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der Wissenschaft die (…) Geisteswissenschaften, und die Arbeiten, die einen helfenden und dienenden Charakter haben, Übersetzung und Herausgabe, eventl. auch verständnisvolle Leitung fremder Arbeiten." Mithin geht der Beruf der Sekretärin nicht über den nach dieser Definition klassischen „Frauenberuf” hinaus, denn die Sekretärin hat ja eine dienende und helfende, verständnisvolle Position gegenüber ihrem Chef inne. Dennoch durfte sie, und das war vielleicht auch das Attraktive daran, mit moderner Technik (also Schreib- und Rechenmaschinen, Telefonen und auch mit den ersten Kopier-Geräten) umgehen. In der Werbung war sie eine Figur, die gerne benutzt wurde, um eben jene Geräte anzupreisen – sie konnte, jung und hübsch, das Büro-Ambiente verschönern und war gleichermaßen Zielgruppe wie Objekt der Begierde. Eine Krankenschwester beispielsweise wurde in dieser Zeit lieber nicht gezeigt, dazu lagen die Kriegszeiten mit Verwundungen und Verletzungen aller Art noch zu nahe, als dass diese Assoziationen hätten geweckt werden dürfen. Ordentliche Büroräume dagegen standen für geordnete Verhältnisse und funktionierendes Wirtschaftssystem. Die Menschen freuten sich am ruhigen und stabilen Arbeitsalltag, in dem der Sitz der Bügelfalte das größte Problem sein sollte.

Kompetenzen Augenoptiker-Anzeige 1954. – Laco-Anzeige 1957 Wer den Chef über seine Fähigkeiten beeindrucken wollte, musste das MaschineSchreiben und Stenografieren perfekt beherrschen. Seit den 1880er-Jahren gab es zunächst in den USA, später auch in Europa Kurse im Maschine-Schreiben, der Beruf der „Stenotypistin" war geboren und

Olivetti-Anzeige 1953. – Pohlschröder-Anzeige 1956. – Thermo-Fax -Anzeige von 3M 1959 05 / 15


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FUNDSTÜCKE 120

FLOHMARKTPREISE

■ Reklame Blechschild „Brauhaus Wendelstein, Lang & Maisel, unten bezeichnet „Appel & Von Sazenhofen Nürnberg”, wohl 50er-/60erJahre, 60 x 40 cm. Die Blechdruckerei und Metallwarenfabrik wurde 1889 in Nürnberg in einer Waschküche als „Kraftzentrale” durch Carl Appel und Eduard Frhr. von Sazenhofen in Betrieb genommen, zog nach dem Aufstieg zum Großbetrieb (Konservenblechherstellung) dann in den Farbrikneubau am Schleifweg 47-53. Aus dem ehemaligen Amtsschloss für das Reichsamt Wendelstein wurde ab 1813 ein Brauereigebäude, in dem ab 1818 das erste „Wendelsteiner Bier” gebraut wurde. Ab 1908 firmierte der Betrieb unter dem Namen „Brauhaus Wendelstein Lang & Maisel” bis 1964, dann übernahm die Familie Forstner aus Kirchdorf/Hallertau die Brauererei, die 1990/91 entgültig geschlossen wurde. Heute beherbergt das Gebäude eine Diakoniestation und die Pfarrei wird neuer Besitzer. Je nach Erhaltungszustand dürfte sich der Preis zwischen 70 bis 120 Euro bewegen. Flohmarktpreis: 50 Euro

■ Technik Tragbarer Plattenspieler Modell „200 Type 22 AF Stereo”, Hersteller Philips, Niederlande, Ende 1970er-Jahre, 39 x 12 x 22,5 cm. Orangefarbenes Thermoplastgehäuse, zwei eingebaute, abnehmbare Lautsprecher zum „Stereo”-Betrieb, Lautstärke getrennt regelbar, Geschwindigkeiten 33 & 45 rpm, Tragegriff, funktionsfähig mit Netzkabel, ohne Tonabnehmersystem (Ersatz circa 20-30 Euro). Die poppige Hitmaschine für zu Hause und unterwegs war besonders bei jungen Leuten beliebt, die ihre aktuellen Singles und Langspielplatten damit in „LoFi” abspielen konnten. Ob in der eigenen Bude oder im Partykeller, ein eigener Plattenspieler war der Traum einer ganzen Teenager-Generation. Tragbare Plattenspieler ohne Batteriebetrieb sind aktuell weniger gefragt und finden nur schwerlich Käufer. Gesucht sind Modelle, die im Freien zu benutzen sind. In lauen Sommernächten an der Isar wimmelt es dann oftmals von den supercoolen Vintage-Stimmungskoffern, die jede FreiluftParty erst so richtig in Schwung bringen. Flohmarktpreis: 30 Euro

■ Porzellan Figürliche Zierschale, ungemarkt, Porzellan, wohl 1920er-Jahre. Kleine maskierte Pierrette am Rand einer Schale sitzend und mit Lüsterfarben irisierend in Hellblau und pastelligem Orange staffiert. Neckischer „Nippes”-Artikel, vielleicht sogar aus japanischer Produktion. Amerikaner lassen sich von solchen kleinen „Nipp”Sachen noch gern zum Kauf hinreißen, aber auch nur in einer Größenordnung von 20 bis 40 Euro.

■ Keramik Wandteller mit Ansicht „Nürnberg”, verso Stempelmarke Johann v. Schwarz, Nürnberg, 1878-1898, Ø 27,5 cm. Die Fayencefirma Johann von Schwarz wurde 1859 in Nürnberg gegründet. Überregionalen Ruhm erlangte sie mit ihren „Norica-Fayencen” (ab 1898) unter dem künstlerischen Leiter Carl Sigmund Luber. 1921 geht das Unternehmen in den Besitz der Firma Stadelmann Co. AG Nürnberg über. Grauer Scherben, farbig handbemalt, unten links signiert „I. Reizinger” (?), unbeschädigt. Motiv mit eleganter Dame, die von einem Mädchen eine Blume gereicht bekommt, im Hintergrund die Burganlage von Nürnberg. Nicht nur für „Nürnberg”Sammler ansprechender Wandschmuck, der 100 bis 150 Euro erzielen kann. Flohmarktpreis: 50 Euro

Erscheinungstermin Juni-Ausgabe: Abo-Versand 15.5.2015

Flohmarktpreis: 30 Euro

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Erstverkaufstag Handel 21.5.2015


Termine im Mai 01 Fr 02 Sa 03 So 06 Mi 07 Do 08 Fr 09 Sa 10 So 13 Mi 14 Do 15 Fr 16 Sa 17 So 20 Mi 21 Do 22 Fr 23 Sa 24 So 25 Mo 27 Mi 28 Do 29 Fr 30 Sa 31 So

Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Marsdorf Köln-Porz-Eil Essen-Bergeborbeck Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Essen-Bergeborbeck Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Ossendorf Köln-Porz-Eil Essen-Bergeborbeck Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Godorf Köln-Godorf Köln-Porz-Eil Essen-Bergeborbeck Köln-Porz-Eil Köln-Porz-Eil Köln-Poll

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Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Essen, Sulterkamp Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße

Anton Anton Anton Anton Kopp

Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Essen, Sulterkamp, Feiertagsmarkt Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße IKEA, Butzweilerhof

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Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Essen, Sulterkamp Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße IKEA, Godorfer Hauptstraße IKEA, Godorfer Hauptstraße Pfingsten

Anton Anton Anton Anton Kopp Kopp

Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Essen, Sulterkamp Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße Handelshof, Rolshover Straße, überdacht

Anton Anton Anton Anton Kopp

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