Ford Taunus 12M Alwines Puppen 05/2024 6 4 4 1 9 • € 5 , 9 0 Schweiz CHF 9,50 | Österreich € 6,50 TERMINHEFT als Beilage 4196441905908 05 Europas Sammlermagazin 2 Monate Termine
n Porzellanaufsteller
?Ich habe hier einen ganz interessanten Flohmarktfund: Einen Porzellanaufsteller der Firma Heinrich Selb mit dem Schriftzug „Tiefätzkante" Die Maße sind ca 13 x 5 cm Sicher können Sie uns mehr darüber berichten, auch zum Begriff selbst Haben Sie besten Dank für Ihre Einschätzung Louise Aigner, o O
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Der kleine Aufsteller aus Porzellan für eine Schaufensterdekoration wirft ein Licht auf eine Zeitenwende der europäischen Geschichte Die Inschrift lautet „DW Karls-
bader Tradition seit 1921 Ätzgoldkante“ und verweist also auf einen Porzellan veredelnden Betrieb, welcher 1921 in Karlsbad gegründet wurde Ein – sehr verkürzter – historischer Exkurs ist an dieser Stelle nötig
Ende des 19 Jahrhunderts bis Anfang des 20 Jahrhunderts wurden im damaligen Österreich-Ungarn in den Orten Fischern und Alt Rohlau (Stara Role) (heute Stadtteile von Karlsbad/Karoly Vary) fast 40 Porzellan veredelnde Betriebe gegründet Das lag zum einem an der dort verfügbaren erstklassigen Porzellanerde, zum anderen an einer Fachschule für Handwerker Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die vornehmlich deutsch geprägten Orte Teile des neu geschaffenen Vielvölkerstaats Tschechoslowakei Nach der gescheiterten britischen Beschwichtigungspolitik Neville Chamberlains marschierten 1938 Hitlers Truppen ein Die Gräueltaten Nazi-Deutschlands in der Tschechoslowakei (u a Lidice und Ležáky) waren schließlich der Grund für die nach stalinistischem Muster durchgeführte Vertreibung der Deutschböhmen/Sudetendeutschen oder anderer Menschen, die als „deutsch“ wahrgenommen wurden Unter den 2,9 Millionen Vertriebenen war auch eine Gruppe Porzelliner, die später in Bayern Zuflucht und eine Beschäftigung fanden Der erste der Gruppe war Josef Kuba, der
sich schon frühzeitig auf eine Flucht vorbereitet hatte Ihm folgten weitere Unternehmer und deren ehemalige Angestellte in die Marktgemeinde Wiesau Einer dieser Unternehmer war Anton Dutz (D W = Dutz Wiesau) Die vielen Flüchtlinge stießen zunächst auf Ablehnung Sie kamen in ein „kaltes Land“ In der unmittelbaren Nachkriegszeit herrschte zunächst große Wohnungsnot und Mangel an den wichtigsten Produktionsmitteln Mit der eigenen Produktion konnten Josef und Anton Dutz erst Ende 1948 beginnen Allen Porzellan-Veredlern gemeinsam ist, dass sie Weißporzellan von anderen Herstellern übernahmen und mit geätztem Dekor aufwerteten Das weiße Porzellan von Heinrich, Alka, Tirschenreuth u a wurde zunächst sorgfältig auf perfekte Qualität geprüft Der Dekor wurde per Schablonen aufgebracht, ein Sperrgrund aufgetragen und dann die nicht abgedeckten Partien z B am Rand der Teller unter freiem Himmel mit einer aggressiven Säure geätzt Dann wurden die geätzten Partien mit Glanzgold vergoldet und gebrannt Anschließend erfolgte der Dekor per Umdruck oder von Hand sowie die Vergoldung mit Echtgold Schließlich ein zweiter Brand und abschließend die Politur mit Glaspinsel oder Achatstift Aus der Position am Teller und der Technik ergibt sich der Begriff „Ätzgoldkante“ Andere
n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist
Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können
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Redaktion Leserforum
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EXPERTISEN
(Glas-)Hersteller verwendeten auch den Begriff „oroplastisch“ oder „Gold Relief“ Die Motive und verwendeten Dekore fußen alle auf den in der Vorkriegszeit erfolgreichen Serien, denn der Geschmack der bürgerlichen Käuferschicht wandelte sich nur langsam
Um 1990 stellten die meisten Betriebe in Wiesau ihre Tätigkeit ein Eine sehr sehenswerte Sammlung ist heute im Rathaus in Wiesau öffentlich zugänglich (Herzlichen Dank an Herrn Toni Dutz für die bereitgestellten Informationen, Literaturhinweis: Adalbert Buse, Wir am Steinwald, Band 30, Seite 9 ff, 2022)
Der Wert des Werbeaufstellers dürfte bei unter 50 Euro liegen Amerikanische Sammler könnten auch mehr bewilligen
Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg
n Porzellanschalen
?Ich habe von meiner Mutter ein Porzellan-Kabarett übernommen, das sie von einer alten Dame erhalten hat Die alte Dame hat dieses Porzellan-Kabarett um die Jahrhundertwende geschenkt bekommen Mich würden Informationen und der Wert des Porzellan-Kabaretts interessieren Karin Schlesiger Bernau
Der Dekor der beiden Schalen erinnert stark an das beliebte „Willow Pattern“
Der englische Entwurf von 1790 für Spode Steinzeug inkorporierte Dekorelemente des chinesischen Porzellans Die Weide, die Brücke und die Pagode tauchen in einer Vielzahl von Varianten auf Die romantische Liebesgeschichte rund um das „Weiden Muster“ wurde erst um 1849 hinzuerfunden um die Vermarktung zu fördern Farbige Variationen wurden unter anderem von Ashworth Brothers (GL Ashworth & Bros circa 1861-1968) hergestellt Der Umdruckdekor wurde dabei mit Hilfe von Schablonen farbig gestaltet Die beiden hier zu besprechenden Schalen ähneln in der Gestaltung den englischen Designs der viktorianischen Epoche Auch die Gestaltung des Schriftzugs „Japan“ auf der Rückseite ähnelt englischen Vorbildern Großbritannien war damals der Nabel der Welt, das viktorianische England war eine Weltmacht und durch die Kolonien reich geworden
Diese Schalen aus Porzellan wurden jedoch in Schweden im Zeitraum 1866 bis 1890 von der Firma Rörstrand hergestellt, vermutlich für den Export nach Großbritannien
Die Qualität von Rörstrand Porzellan ist ausgezeichnet, viele Teile dieses Geschirrs haben sich auch heute noch erhalten und werden regelmäßig angeboten Ein Wert von unter 20 Euro pro Schale scheint angemessen zu sein
Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg
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AUSSTELLUNGEN
n Schweiß und Leidenschaft
Fußball, was für ein wunderbares Spiel! Mit der Ausstellung „anPFIFF! Schweiß und Leidenschaft auf dem Rasen” feiert das Museum Wilhelm Busch den weltweit größten Breitensport Fußball Fußball begeistert, reißt mit, überwindet Grenzen und verbindet Menschen Das Museum bildet mit Cartoons und Karikaturen von dreißig Künstlerinnen und Künstlern sowie Fotografien, Objekten und Videos verschiedene Facetten des Fußballs ab Die Ausstellung lädt ein zum Lachen, denn Humor kommt im Fußball oft zu kurz Es wird aber nicht in ein unreflektiertes Jubelgeschrei eingestimmt, sondern die Ausstellung widmet sich auch den Schattenseiten des Fußballsports Fußball ist ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland Neben dem sportlichen Aspekt will und soll er Werte wie Teamgeist, Toleranz und Respekt transportieren und aktiv für Völkerverständigung und Partizipation wirken Gleichzeitig muss er sich mit Themen wie Hooliganismus, rassistischen Übergriffen, Ungleichbehandlung der Geschlechter, Homophobie und Vorwürfen von Bestechlichkeit gegen die Funktionäre und exzessiven Spielergagen auseinandersetzen Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht erfüllt der Fußball mehr Funktionen als das sportliche Ereignis Die politische Dimension ist z B mit den Debatten über Korruptionsvorwürfe, Ressourcenverbrauch oder Verbote von Regenbogenflaggen rund um
die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022 deutlich geworden Auf lokaler Ebene gab und gibt es Auseinandersetzungen um die Durchsetzung der wichtigen 50+1Regel Fußball findet auf allen politischen Ebenen statt, aber zugleich auch in den Kinderzimmern, an den Stammtischen und auf der Straße, wo Trikots, Autogramme, Selfies mit Spielern, Devotionalien oder Fangesänge zur gelebten Alltagskultur gehören
Diese Vieldeutigkeit und die verschiedenen Manifestationen des Sports in Gesellschaft und Kultur bilden den Ausgangspunkt für das Museum Wilhelm Busch Das Besondere an dieser Ausstellung ist: Fußball steht mit vielerlei Themen in Verbindung – aber kaum mit Humor, (Selbst-)Ironie oder satirischer Schärfe, dem ureigensten Spielfeld des Museums Ausgehend vom eigenen Sammlungsbestand nimmt die Ausstellung in Hannover die deutsche Fußballkultur als nationales Spezifikum satirisch mittels Karikatur und Grafik unter die Lupe Auf dem Spielfeld dieser Ausstellung steht eine großartige Mannschaft von Künstlerinnen und Künstlern: Bettina Bexte, BURKH, Philipp von Ditfurth, Volker Ernsting, Hans Firzlaff, Ulrich Forchner, David Fuleki, Pepsch Gottscheber, Greser & Lenz, Anjo Haase, Gerhard Haderer, Hauck & Bauer, Ruth Hebler, Phil Hubbe, Rudi Hurz- lmeier, Dieter Klarna, Rudi Klein, Peter Knoblich, Volker Kriegel, Petra Kunze, Til Mette, Christoph Niemann, Oliver Ottitsch, PENG, Ronald Searle, Andre Sedlaczek, Jules Stauber, F K Waechter, Thomas Wizany Neben den Arbeiten auf Papier sind Objekte wie Spielertrikots, die Replik der Meisterschale von Hannover 96 sowie Videos und Audioaufnahmen beispielsweise von Choreografien und Stadiongesängen zu sehen Kooperationspartner sind: Hannover 96, Fußballmuseum Springe, Historisches Museum Hannover, Stadtbibliothek Herrenhausen, Caricatura Frankfurt und private Leihgeber
Die begleitende Ausstellung stellt die Kinderbuchillustrationen von Philip Waechter vor (Bis 14 Juli)
Telefon: 0511 16999919
Webseite: www karikatur-museum de
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Bettina Bexte, Halbzeitpause; Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover © Bettina Bexte
Ulrich Forchner, Schlüsselgewalt; Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover © Ulrich Forchner
MESSEN/BÖRSEN/MÄRKTE
Riesenflohmarkt auf der Trabrennbahn Karlshorst, Berlin
n Rares, Schönes und
Schräges
Vom 18 bis 20 Mai strömen wieder hunderte Händler von weit her mit ihren riesigen Vans nach Berlin und schlagen für drei Tage auf den Wegen und Wiesen der Berliner Trabrennbahn Karlshorst ihre Zelte auf, um Antiquitäten, Kunst, Design, Möbel und viel Rares und Schräges anzubieten Über 400 Stände – davon mehr als die Hälfte aus dem Bundesgebiet von München bis Hamburg, Nürnberg bis Dresden und dem benachbarten Ausland wie Dänemark, Holland, Österreich, Polen, Schweden und Tschechien bieten ein selten gesehenes Repertoire aus allen Zeitepochen
Ursprünglich am Berliner Ostbahnhof groß geworden und seit 2019 auf der Berliner Trabrennbahn etabliert, steht der polyglotte Kultmarkt für gehobene Trödelkultur und ist Norddeutschlands Treff und Drehkreuz für Händler wie Antikliebhaber Antike Einzelstücke sind hier der Renner, angeboten von professionellen Händlern, und mittendrin viele kundige Privatsammler und Hobbytrödler, für die der Markt in unvergleichlicher Atmosphäre ein alljährliches Muss ist Alle sind wieder am Start, sowohl Branchenkenner und Sammler, die für herausragende Stücke höhere Summen über den Tisch gehen lassen, als auch Privatleute mit einem Faible für schönen Trödel und günstiges Second-Hand Wer unter den ersten sein will, kommt schon zum Aufbau am Freitag ab 17 Uhr vorbei, wenn die Händler ihre großen Hänger und Vans öffnen Internationale Streetfoodköstlichkeiten machen den Antik-Event zu einem gelungenen Pfingstausflug im Grünen Der Riesenflohmarkt im Herbst findet vom 3 bis 6 Oktober statt Dazwischen laden die Antikmärkte am 6 und 7 Juli, 3 und 4 August sowie am 14 und 15 September zum Bummel ein
Telefon: 030 5099382 und 0176 58889385
Webseite: www oldthing de/riesenflohmarkt
n Duit is’
Die Auer Dult auf dem Mariahilfplatz in München findet bereits seit über 100 Jahren statt und wird dreimal im Jahr ausgetragen: Im Frühling die Maidult, im Sommer die Jakobidult und die Kirchweihdult im Herbst Besonders berühmt ist die Dult für ihren Geschirrmarkt mit Porzellan-, Steingutund Keramikwaren Schatzsucher werden bei den Tandlern fündig: So manche Rarität erweist sich als kostbares Sammlerstück Asiatische Kunst, Vintagemode, Bauernmöbel, alter Schmuck und historisches Spielzeug – die Auswahl ist groß Die Termine in diesem Jahr sind: 27 April bis 5 Mai, 27 Juli bis 4 August und 19 bis 27 Oktober
Webseite: www.auerdult.de
Auf der Auer Dult sind die Spezailisten unter sich Foto: RAW, LHM
n Münzen, Orden und Ehrenzeichen
Die Münzbörse der Numismatischen Gesellschaft Speyer findet auch 2024 in der Altlußheimer Rheinfranken-Halle, Hockenheimer Straße 66, statt, die sich mit prima Lichtverhältnissen präsentiert Termin ist der 12 Mai, Muttertag Das breit gefächerte Angebot umfasst die ganze Welt des Euro mit Sonderprägungen und Jahressätzen Ebenso angeboten werden moderne und historische Münzen und Medaillen, Papier- und Notgeld, Fachliteratur und Schätze aus vielen Randgebieten der Numismatik Orden und Ehrenzeichen erweitern die Offerte
Telefon: 07254 4046026 oder 0157 38437794
Riesenflohmarkt auf der Trabrennbahn Karlshorst, Berlin
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JiM HenSOnFiguren
KAtHrin BOnAcKer
Wer in den 1970er- und 1980er-Jahren groß geworden ist, konnte nicht an ihnen vorbei: „ernie“ und „Bert“, „Kermit“ und „Miss Piggy“, „Bibo“, „grobi“, das „Krümelmonster“ und „Oskar aus der Mülltonne“ haben die Kindheit geprägt. Sie wurden je nach typ besonders geliebt wegen ihrer ungeniertheit oder des naseweisen Auftretens, wegen bestimmter Kichergeräusche oder der verrückten Kostümierungen ihr Schöpfer, der uS-Amerikaner Jim Henson, war im Hauptberuf Puppenspieler und hat viele Fans in der ganzen Welt, die alles sammeln, was mit seinen legendären Filmen zu tun hat.
Der Meister der Puppen
Er ist leider nicht alt geworden Bereits 1990 starb Jim Henson mit nur 53 Jahren an einer verschleppten Lungenentzündung Aber bis dahin hatte er nicht nur ganz vielen Kindern große Freuden bereitet, sondern war auch selbst Vater von fünf Kindern geworden Sein Sohn Brian Henson ist nach seinem Tod für eine Weile als Regisseur in seine Fußstapfen getreten
Die Stimme lieh der Puppenspieler seit 1955 bereits vor allem seiner bekanntesten Figur, „Kermit“, dem Frosch, der schon vor seinen prominentesten Auftritten in hier unbekannteren US-Fernsehsendungen auftauchte „Ernie“ spielte er ebenfalls In Deutschland wurde Henson erst mit der „Sesamstraße“ bekannt „Sesame Street“ war ein Fernsehformat für Vorschulkinder, das von Jim Henson produziert im November 1969 in den USA erstmalig ausgestrahlt wurde, und das nach ein paar englischen Testsendungen
im Mai 1971 ab 1973 auch synchronisiert in Deutschland in den dritten Programmen von NDR, WDR und HR zu sehen war Bis heute wurde die „Sesamstraße“ mehrfach (vor allem in der Besetzung) verändert und ab 1978 mit einer neuen Rahmenhandlung und neuen Figuren wie „Samson“ und „Tiffy“ an den deutschen Markt angepasst, aber immer weiter fortgeführt
Die menschlichen Figuren „Susan“, „Bob“, „Gordon“ und „Mr Hooper“ (im Deutschen „Herr Huber“) treffen in der Ursprungsversion auf haarige Puppen, die jeweils unterschiedliche Charaktere darstellen und in der „Sesame Street“, also einer fiktiven städtischen Straße wohnen oder herumlaufen Ihre Dialoge haben oft einen Frage- und Antwort-Charakter, in dem Grundwissen spielerisch vermittelt wird Manches aber ist auch einfach nur witzig und endet im totalen Chaos, das meist „Ernie“ mit einem unverwechselbaren Kichern beendet Sein Freund „Bert“ ist das genaue Gegenteil, er liebt Ordnung und sammelt Büroklammern Die „Sesamstraße“ lebt von diesem Kontrast-Prinzip und das Schöne daran ist, dass jeder so sein darf und geliebt wird, wie er ist Alle leben zusammen in einer Straße, alle in Wohnungen, nur „Oskar“ in der Mülltonne Von Anfang an waren auch der große gelbe Vogel „Bibo“ und der bereits erprobte Frosch „Kermit“ mit dabei
Die Sendung selbst besteht, eingerahmt durch die fröhliche, trompetenlastige Erkennungsmelodie „Der, die das Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?“, aus Kurzfilmen, die unterschiedliche Themen und Charaktere in den Mittelpunkt stellen Nicht alle dieser Filme sind mit Hensons
Links: „Sesamstraße“-Puppen (in der Hamburger Ausstellung 2023)
Oben: „Oscar“-Figur (in der Hamburger Ausstellung 2023)
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Puppen gemacht Manchmal gibt es auch eine Zeichentricksequenz oder ein Abenteuer der „Knetmännchen“ Als Sammelund Kultobjekte sind aber von Anfang an die von Puppenspieler Henson entwickel-
Oben: Vorstellung des innovativen „Sesamstraße“Konzeptes in Deutschland (1972)
ganz oben: „Super-grobi“ (in der Hamburger Ausstellung 2023)
rechts unten: „Sesamstraße“-Zeitschriftenausgaben (Präsentation in der Hamburger Ausstellung 2023)
ten Charakterfiguren beliebt gewesen Alle, die mit ihnen aufgewachsen sind und von 18 Uhr an für eine halbe Stunde vor dem Fernseher saßen, hatten so ihre Lieblingsfiguren, auf deren Auftritt sie hofften
Die Muppetshow
Eine Comedy-Serie mit Puppen hatte es noch nicht gegeben Jim Henson entwickelte die Geschichte 1976 mit seinem Kompagnon Frank Oz, und ab 1977 bis 1982 lief sie auch in Deutschland Die Grundhandlung ist immer eine Art Theateroder Cabaret-Aufführung der Puppen auf einer Bühne, wobei die Zuschauenden auch Einblicke in die Garderoben, hinter den Vorhang oder in das Chaos der Regie oder hinter der Bühne erhalten Gekrönt wird das Ganze mit Applaus und Kommentaren aus dem Publikum, in dessen Logenplätzen zwei ganz besondere Gäste sitzen Aber davon später Zum Konzept gehörte auch, jeweils Gaststars einzuladen, die mit den Puppen sangen, musizierten oder tanzten, so dass auch hier wie in der „Sesamstraße“ Puppen gleichwertig mit realen Menschen auftraten Zu den Gästen gehörten unter anderem Charles Aznavour, Twiggy, Mary Roos, Peter Ustinov, der Balletttänzer Nurejew, Julie Andrews, Peter Sellers, Elton John, John Cleese, Kris Kristofferson, Loretta Lynn, Raquel Welch, Harry Belafonte, Elke Sommer, Sylvester Stallone, John Denver, Liza Minelli, Gene Kelly, Joan Baez, Brooke Shields, Johnny Cash oder Roger Moore
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Fünf Staffeln gab es insgesamt mit 120 Folgen à 25 Minuten Die „Muppet Show“ wurde anschließend unterschiedlich erfolgreich fortgeführt (mit „Specials“ zum Valentinstag oder zu Weihnachten oder der Serie „Muppet Babies“ im Zeichentrickformat) und es entstanden von 1974 bis 2021 insgesamt zehn Kinofilme, darunter die wirklich herzergreifende Umsetzung von Dickens‘ Weihnachtsgeschichte („The Muppet Christmas Carol“ 1992)
„Der dunkle Kristall”
Die „Fraggles“, die Henson 1983 bis 1987 erschuf, liefen auch in 85 Folgen im ZDF
Die fröhlichen, singenden und tanzenden Figuren erlangten jedoch nicht den Bekanntheits- oder Beliebtheitsgrad ihrer Vorgänger aus „Sesamstraße“ und „Muppet Show“ Die Grundgeschichte handelt von der revolutionären Entdeckung der Wesen, die die Höhlen von „Fraggle Rock“ bewohnen: diese „Fraggles“ (menschenähnliche Puppen) finden in der ihnen bis dahin unbekannten Außenwelt einen Menschen (echt) mit seinem Hund (dargestellt durch eine Henson-Puppe) Bis dato hielten sie sich für das Zentrum des Universums Als Orakel fungiert die allwissende „Müllhalde Marjorie“ Hauptfiguren sind darüber hinaus der jugendliche Held „Gobo“ und sein Onkel „Matt“, der eine Art Expeditionsleiter wird An dem Fantasy-Film „Der dunkle Kristall“
von 1982 hat sich Jim Henson dann nur noch als Produzent und Art Director beteiligt und die Puppenentwicklung Kollegen aus seiner Firma überlassen, denn inzwischen hatte sich seine Puppenspielerwerkstatt zu einem größeren Imperium entwickelt, das seit 2004 zur Disney Company gehört
Die beliebtesten Figuren
„Ernie“ und „Bert“, die beiden ‚menschlichen‘ Puppen aus der „Sesamstraße“ über deren familiäres Zusammenleben immer wieder spaßig diskutiert wird, sind in ihren Ringelpullis unverzichtbare Zeitgenossen der 1970er-Kinder Ob sie schlicht Freunde oder Liebende oder einfach WG-Genossen sind, bleibt erfreulich in der Schwebe „Bert“ amüsiert durch seine unglaublich ‚erwachsene‘ Haltung zu vielen Dingen und sein Unverständnis gegenüber dem Spontanen oder Chaotischen, das „Ernie“ mit unverbrüchlichem Humor verkörpert Beide begegnen in den Geschichten auch anderen Figuren, aber am besten funktionieren sie als Team Ein wichtiges Accessoire ist auch „Ernies“ ge-
Links: geburtstagskarte mit „Waldorf“ und „Statler“ (undatiert)
Oben von links nach rechts: Buch für „Muppet Show“-Fans (von 1976)
Buch von 1983 zum Film „Der dunkle Kristall“ (amerikanisches Original 1982)
„elmo“ in einem Londoner Schaufenster (2023)
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liebte Quietsche-Ente aus gelbem Gummi, mit der er badet „Grobi“ ist das quirlige und wissbegierige dunkelblaue Monster, das herumzappelt und Fragen stellt, bis er etwas verstanden hat Er redet und bewegt sich permanent und ist dabei grundehrlich und manchmal etwas begriffsstutzig, aber immer hilfsbereit „Krümel“ (auf Englisch „the CookieMonster“) ist das stets hungrige Plüschtier in Schwimmbad-Blau: groß und breit und vor allem mit einem breiten Mund und großen, dreifingrigen Händen ausgestattet, die nach allem greifen, was ihm irgendwie essbar erscheint „Elmo“ ist ein kleines rotes, freundliches Monster, das erst 1979 dazu kam und den Charakter eines Kleinkindes verkörpert Der graugrün-pelzige „Oskar“ („The Grouch“) dagegen hat gar keine Manieren und gibt den Antihelden: Unhöflichkeit ist sein Spezialgebiet Dass er keine Nase hat, ist sicher besser, denn er liebt Müll „Graf Zahl“ (im Englischen viel witziger bezeichnet mit „Count Count“) bedient als schwarzhaarige Menschenpuppe mit spitzen Eckzähnen, blasslila ‚Haut‘, weißem Hemd und schwarzem Umhang ein „Dracula“-Stereotyp Dessen Marotte ist es, alles zu zählen, was er sieht Manchmal sind es Fledermäuse „Sherlock Humbug“ wiederum ist ein Detektiv mit eigener Erkennungsmelodie, der oft „Ernie“ hilft, so kniffelige Fälle wie den ungeklärten Verbleib eines verschwunden Fleischsalatbrotes lösen Sein Equipment
Oben von links nach rechts: Alte Puppen und „Krümelmonster“-Wärmflasche
„Krümelmonster“, gemarkt mit „Heimo“ (undatiert)
„Krümelmonster“ von „Bullyland“ (undatiert)
rechts: „Waldorf“ und „Statler“ als Schaufensterdekoration eines Ladens in Marburg (2023)
ist neben dem graugrünen Mantel und der Holmes-Mütze vor allem eine Lupe, die er nah ans Auge und auf den Boden gerichtet hält, was dazu führt, dass er oft nicht einmal das Naheliegendste mitbekommt Dennoch stellt er sich immer vor mit „Ich bin Sherlock Humbug Der größte Detektiv der Welt!“
„Kermit“ und „Miss Piggy“ sind schließlich die eigentlichen Rockstars des HensonUniversums Obwohl der hellgrüne Frosch „Kermit“ sowohl in der Welt der „Sesamstraße“ als auch in der „Muppet Show“ auftaucht, ist er als Conferencier vor allem in letzterer unverzichtbar Für eine breitere und ältere Zielgruppe als die „Sesamstraße“ interessant, gab es hier daher auch eine never ending lovestory zwischen der singenden Star-Sau „Miss Piggy“ und dem Frosch, der meistens eher so
wirkt, als sei er von ihr überrumpelt Ihre Liebe zu ihm wird eigentlich nur gelegentlich von ihrer Eitelkeit übertroffen Die üppige, blondgelockte „Miss Piggy“ (gespielt von Frank Oz) hat eindeutig Allüren und kokettiert mit einem pseudofranzösischen Akzent Sie trägt gern lange Seidenhandschuhe und baggert mit Enthusiasmus attraktive Gaststars an „Kermits“ bester Freund aber ist „Fozzie“ Bär, der für ausgesprochen schlechte Witze bekannt ist
Mit „Beaker“ und „Dr Honigtau Bunsenbrenner“ nahm Henson zwei Wissen-
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schaftler ins Visier: „Dr Bunsenbrenner“, ein weißbekittelter, rundköpfiger ‚Mensch‘ mit hinter einer Brille so zusammengekniffenen Augen, dass die Iris nie zu sehen ist, macht chemische Versuche „Beaker“, sein langer, Streichholz-förmiger Assistent mit orangeroten Plüschhaaren, riesigen
Augen und großer Nase, sieht dabei immer ein bisschen entsetzt aus und bekommt oft die Folgen missglückter Experimente am eigenen Leib zu spüren Seine einzigen Worte sind „Mimimi“ und „Mi“ oder auch „Mimiii“, besonders schön zur Geltung gebracht in dem Song „Mi-mi“ („Feelings“, mit der „Muppets Band“) oder der „Ode an die Freude“ (von „Beaker“ interpretiert als „Mimi Mimi Mimimimi“) Der „dänische Koch“ (im Original „Swedish Chef“, die Parodie eines Fernsehkochs), eine plüschbärtige, menschliche Figur mit riesiger weißer Kochmütze und Schürze, bereitet in den Einblicken in die Küche immer Vergnügen, weil er zunächst harmlos in die Kamera lächelt und meint „Heute maken wir eine Apfelkuuche!“ oder Ähnliches, während anschließend die seltsamsten Dinge in den Topf geraten oder zu kochende Tiere gejagt werden Eine fertige, essbare Mahlzeit entsteht nie Gelegentlich kämpft der Koch auch gegen die Ratten, die immer als freche Bande auftauchen, deren rebellischer Anführer heißt „Rizzo“ Eine andere Bande umflattert den krummschnabeligen Vogel „Gonzo“, die Hühner haben ihn als ihren Helden auserkoren Er spielt in der Show die Eröffnungstrompete Der sehr konservative graublaue, große Adler „Sam“ ist eine explizit amerikanische Figur, dessen Szenen in der deutschen Version vermutlich nicht halb so viel Erfolg hatten wie im Heimatland, für dessen Politik er sich interessiert Er ist ein Opernfan „Scooter“, der hibbelige und neunmalkluge Neffe des Theaterbesitzers, muss „Kermit“ als Assistent zur
Links oben und unten: Spiel mit „Sherlock Humbug“ (1976)
Bilderbuch-Auswahl von gruner + Jahr (1973)
ganz oben von links nach rechts: „Bert“ von „Bullyland“ (undatiert)
„Kermit Baby“, made in china (1986)
gesuchte Figuren von „Miss Piggy“ und „Kermit“ in „Stars Wars“-Kostümierung, Disney (2011)
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Hand gehen und betreut die Gaststars Der Klavier-spielende, schlappohrige Hund „Rowlf“ singt, blickt vor allem treuherzig und spricht und bewegt sich eher wenig
„Das Tier“ dagegen ist als Schlagzeuger ein Teil der Band und mimt das Stereotyp des ausflippenden Musikers, der sich über alle Regeln hinwegsetzt und gelegentlich Musikinstrumente einfach zerstört Er ist eigentlich eine ‚menschliche‘ Figur, wegen der orangeroten wuscheligen Wollhaare und buschigen Augenbrauen aber nur selten als solche zu identifizieren Seine Bandkollegen sind der langhaarige Bassist „Floyd Pepper“, die Blondine „Janice“, deren Markenzeichen neben ihrer Gitarre ein riesiger Kussmund ist, der blauhaarige Saxophonist „Zoot“ mit Sonnenbrille und der Bandleader „Dr Goldzahn“, dessen schrilles Auftreten gelegentlich an den verrückten Hutmacher aus „Alice im Wunderland“ gemahnt Und, last but not least: Je älter das ehemalige „Muppet Show“-Publikum wird, so scheint es, desto beliebter werden auch „Waldorf“ und „Statler“, die beiden ‚Alten‘ aus der „Muppet Show“ Deren Job ist es, aus dem Off (nämlich aus ihrer mit rotem Samt bezogenen Theaterloge) das Geschehen der Show während der Sendung despektierlich von oben zu kommentieren oder mit einem frechen Schlussdialog zu beenden
Oben von links nach rechts: Sammelkarten mit „Miss Piggy“ in gemälde-Parodien (1993)
„Miss Piggy“-Püppchen, Werbefigur von „MacDonald’s“ (2002)
Kinderzeitschrift (1989)
rechts: „Sesamstraße“-Musikalien (Präsentation in der Hamburger Ausstellung 2023)
Bücher und Zeitschriften gehörten schon frühzeitig zum Beiprogramm der „Sesamstraße“, deren pädagogisches Konzept hiermit fortgeführt wurde Die Kinder kannten die Figuren aus dem Fernsehen und konnten so beim Vorlesen der Gutenachtgeschichten oder spielerisch weiter lernen, was der Unterschied zwischen „nah und fern“ ist oder wie gezählt wird Es gibt sie oft und günstig Es sind aber auch Autogramme von Jim Henson ab etwa 30 Euro aufwärts im Handel, da ist sicher Vorsicht geboten, weil deren Echtheit nicht immer gewährleistet ist Hensons Lizenzprodukte umfassen darüber hinaus Sammelbilder, Postkarten und sogar Briefmarken, selbst bei der Deut-
schen Post gab es eine Serie Kartons mit seinen Figuren dekoriert In der Reklame sind die Henson-Puppen schon lange als charaktervolle, beliebte Prominente vertreten, lassen sich ihnen doch jederzeit alle Arten von Werbesprüchen in den Mund legen Die bei Kindern beliebten PEZ-Spender gibt es mit „Muppets“-Köpfen und auf „Bluna“-Limonadengläsern kamen 1981 „Piggy“ und „Kermit“ im Rahmen einer „Initiative für mehr Sicherheit im Straßenverkehr“ zum Einsatz
Gummifiguren gab es bereits früh (seit den 1970er-Jahren beispielsweise „Kermit“ in allen möglichen Haltungen und Größen), hierzulande von „Schleich“, „Heimo“ oder „Bullyland“ Die Preise allerdings unterscheiden sich dabei enorm und es lohnt sich genau hinzugucken nach eingestempelten Daten oder Firmennamen unter den Füßchen, manche werden bereits als teu-
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Sammelfreuden
re Sammlerstücke gehandelt, andere sind in sehr günstigen Spielzeughaufen auf Flohmarkttischen verbuddelt
Dazu kommen Plüschtiere und Puppen, speziell natürlich in diesem Fall Handpuppen, und Wärmflaschen, auch Trinkflaschen und robustes Kindergeschirr Es gibt zum Beispiel „Bert“ als Hampelmann, viele Puzzles und diverse Spiele Inzwischen findet sich außerdem die „Sesamstraße“ inklusive einiger Figuren sogar als „Lego“-Bausatz (Nr 21324) sowie „Sesamstraßen“- und auch „Muppet Show“Personal als „Lego“-Minifiguren Mit Henson-Motiven bedruckt oder bestickt gibt es obendrein Textilien aller Art: von Bettwäsche und Handtüchern bis zu T-Shirts oder Hausschuhen Das Coolste an Fan-Kleidung ist aber sicher ein „Miss Piggy“-Pumps-Paar der britischen Firma „Irregular Choice“, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, schrille Statement-Schuhe zu produzieren Bei den nicht mehr hergestellten Pumps mit blassrosa Plüschbesatz und Applikationen in Violett-Metallic mit Perlenornamenten bestehen die 10cmAbsätze aus „Piggy“-Figuren mit türkisen Tüllröckchen Die fancy Objekte („Miss Piggy All About Moi“) wären tatsächlich benutzbar, haben allerdings als Vitrinenstücke sicher eine längere Lebensdauer
und werden ab etwa 200 Euro gehandelt, sind aber rar 2017 hat es bei „Irregular Choice“ in der „The Muppets“-Serie auch „Piggy“-Sandalen und eine passende Handtasche der Firma gegeben sowie „Kermit“-Slipper oder Peep-Toe-Pumps und flache Schuhe für das „Animal“ (das „Tier“ aus der Band) – jeweils dekoriert mit dem Schriftzug „Louder!“ und ebenfalls einer passenden Handtasche mit roten Plüschhaaren und aufgerissenen Augen
Filme, Literatur und Ausstellungen
Als Filme lassen sich die meisten der Henson-Produktionen erwerben – noch als VHS oder als DVD, Soundtracks und Themen-Sampler auch als Musikkassetten, LPs und CDs, viele davon für kleines Geld auf dem Flohmarkt oder im Gebrauchtwarenhandel
Seit den 1970er-Jahren befassen sich Pädagogen und Medienforscher mit dem Phänomen „Sesamstraße“, die Sekundärliteratur ist also breit, aber es gab auch immer wieder Ausstellungen zu Jim Hensons Gesamtwerk So zeigte beispielsweise das Filmmuseum Frankfurt vom November
1987 bis Januar 1988 die Ausstellung „Muppets, Monster und Magie Die Welt des Jim Henson“ Im Museum of the Moving Image (MoMI) in New York wurde 2017 eine Dauerausstellung eingerichtet, die Jim Hensons Werk gewidmet ist, und im Hamburger Museum für Kunst und Gestaltung lief bis Anfang dieses Jahres die familientaugliche Jubiläumsausstellung „SESAMSTRASSE 50 Jahre Wer, Wie, Was!“
Die pädagogisch orientierten Schriften und Musikalien, die die Sendungen Hensons begleiten sollten, haben ja durchaus ein erzieherisches Ziel, sind aber immer mit genügend Unfug gespickt, dass sie dabei Spaß machen und nicht Zeigefinger-dominiert bleiben Einiges an Literatur geht auch ironisch darüber hinaus und nutzt den Entertainmentfaktor der Figuren, die ja dazu einladen, ihre Charaktere weiter zu spinnen Für Fans von „Miss Piggy“ oder „Kermit“ gibt es eine große Auswahl „Fragen Sie Miss Piggy Ein schweinischer Ratgeber“ von Henry Beard, das 1981 im amerikanischen Original und 1984 als Ullstein-Taschenbuch erschien, ist ausgesprochen witzig und gelegentlich antiquarisch zwischen 10 und 30 Euro zu erwerben Konzipiert ist das Buch als Ratgeber für „Sorgen? Probleme? Liebeskummer? Übergewicht?“, denn (so der Klappentext): „Miss Piggy weiß Abhilfe “ Besonders dekorativ ist auch „Miss Piggy’s Posterbook“ von 1986 im Großformat (etwa DIN A3), das für mehr als 40 Euro
Links: „Sesamstraße“-Merchandising (im Shop der Hamburger Ausstellung 2023)
Oben von links nach rechts: „Sony“-reklame (von 1986)
ArD-Werbung mit Alfred Biolek (1995)
Sparkassen-Anzeige (von 2002)
PuPPen 14
gehandelt wird Es beinhaltet unter anderem ein Babyfoto von „Miss Piggy“ sowie Bilder der Schweinedame als Cheerleader, in der riesigen Hand von „King Kong“
Oben von links nach rechts: ‚ratgeber‘ von „Miss Piggy“ (1984)
Posterbuch für „Piggy“-Fans (1986)
Parodie-Highlight aus dem Posterbuch: „Piggy“ als „Mona Lisa“
unten von links nach rechts: Amerikanisches Bilderbuch (1980)
„Sesamstraße“-Sekundärliteratur (von 2014)
Lern-Quartettspiel mit „Sesamstraße“-Figuren (1973)
vor Manhattan, als Haremsdame liegend in Pluderhosen, im Kleopatra-Kostüm, als Dschungelkönigin, als Tankwartin („Miss Gas Station 1984“), als Eiskunstläuferin, liegend im Businesskostüm, als OpernWalküre mit Schwert über einem gezähmten Drachen (in „Pigsival“ von Robert Wagner), als Teenage-Pin-Up in rosa Negligé, in Pelzjäckchen und Hut bei gedämpftem Laternenlicht und beim Tanz mit „Kermit“ in „Vom Winde verweht“-Kostümen Das Highlight ist am Schluss „Miss Piggy“ als „Mona Lisa“ „Piggys“ geliebter „Kermit“ hat ja, 1996 als Ehrendoktor am New Yorker Southampton College gewürdigt und bereits 1994 mit einem Auftritt im akademischen Oxford geehrt, eine intellektuelle Sonderstellung unter den Puppen So ist es auch nicht verwunderlich, dass seine 2006 erschienene ‚Autobiografie‘ „Before you Leap“ („Bevor du springst“) ein bisschen philosophisch wirkt und im Untertitel „A Frog's-eye View of Life's Greatest Lessons“ (also grob übersetzt „Ein froschäugiger Blick auf des Lebens wichtigste Lehren“) heißt Das
amerikanische Buch ist antiquarisch für weniger als 10 Euro zu bekommen Die grüne Puppe, bis 1990 von Jim Henson selbst gespielt und gesprochen, hat als fiktiver Charakter einen ungeheuren Ruhm erlangt und es ist sicher keine Übertreibung, sie den bekanntesten Frosch der Welt zu nennen: „Rolex“ hat 2006 sogar eine Unterwasseruhr („Submariner“) mit grüner Lünette nach „Kermit“ benannt, die allerdings nicht für den Preis des Buches zu erwerben ist, sondern etwas höher gehandelt wird Dabei ruft sie gar nicht so schön wie die Puppe: „Applaus! Applaus! Applaus!“
Abbildungen aus dem Archiv der Autorin, www kabinettstueckchen de
PuPPen 15 05 / 24