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13.05.2013

9:05 Uhr

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INHALT 3

TRÖDLER

ISSN 1863-0340

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR

Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de

REDAKTION

Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

STÄNDIGE MITARBEIT

Dr. Graham Dry, Dr. Dieter Weidmann

AUTOREN DIESER AUSGABE

R. Bogena, C. Prignitz, L. Spielberg D. Weidmann, R. Wylegalla

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de

LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG

Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

■ Expertenauskünfte

■ Ausstellungen – Messen – Märkte

KUNSTHANDWERK

ONLINETIPP

BÜCHER

22

■ Stehauf-Bilderbücher

AUKTIONEN

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■ Berichte – Termine – Preise

BLECHSPIELZEUG

KLEINANZEIGEN

Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12

BLICKPUNKT

VERTRIEB

Gerd Reddersen

■ Design / Obelisken

ZEITSCHRIFTENHANDEL

VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB

Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638

westermann druck Gmbh

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■ Websites für Sammler

■ Berkenkamp & Schleuter

DRUCK

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■ Tischleuchten in Pilzform

Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de

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MAGAZIN

ANZEIGEN

ABOVERWALTUNG

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LESERFORUM

UHREN

54 58 60

■ Kienzle

SCHALLPLATTEN

64

■ Schwarzes Gold für Sammler

FUNDSTÜCKE

66

■ Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ERSCHEINUNGSWEISE

monatlich

■ ANTIKMARKTTERMINE

TITELFOTOS

Agon SportsWorld, Auktionshaus Von Zezschwitz, Dorotheum

■ SAMMLERBÖRSENTERMINE

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/06 vom 01.08.2006

■ AUSLANDSTERMINE ■ REGELMÄSSIGE TERMINE ■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE

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KUNSTHANDWERK 14

TISCHLEUCHTEN IN PILZFORM DIETER WEIDMANN

Bei elektrischen Tischleuchten entwickelt sich früh die Form der Pilzleuchte, die bereits im Jugendstil wichtig wird und gestalterisch zur Abstraktion drängt, die dann in der klassischen Moderne, also in den 20er- und 30er-Jahren, besonders im Zusammenhang mit dem Bauhaus ihre reife Ausprägung erlangt.

Rotationssymmetrie Bei den elektrischen Tischleuchten – sieht man von den rein funktionalen Schreibtischlampen ab – haben sich schon frühzeitig zwei grundsätzlich verschiedene Typen herausentwickelt. Das eine ist die im letzten Heft besprochene Trage-, Hängeoder Galgenform. Bei ihr wird der Leuchtschirm von oben mit einer auf dem Tisch stehenden Fußkonstruktion aufgehängt bzw. mit einem Klemmgelenk gehalten. Die Lampe ist dabei nach unten gerichtet, so dass der Fuß zwischen Tisch und Leuchte eine bogenförmige Verbindung herstellt, die sich an der Rückseite der Lampe befindet, während der Lampenschirm an der Vorderseite hängt oder schräg festgeklemmt ist. Die Konstruktion ist also in aller Regel symmetrisch, hat aber eine deutlich ausgeprägte Vorderund Rückseite. Bei dem heute vorgestellten Typus ist dies grundsätzlich anders. Tischlampe, Verreries Schneider, Epinay-sur-Seine, um 1900, gefärbtes Glas, Bronze, H 65 cm. Diese Leuchte der in der Peripherie von Paris angesiedelten Glashütte ist noch ganz dem „floralen" Jugendstil verhaftet. Die sachliche Grundform wird durch Ornamente und farbliche Unregelmäßigkeiten abgemildert (Foto: Auktionshaus Neumeister) Poul Henningsen, PH-Tischlampe, 1927, verchromtes Messing, Opalglas, H 52 cm. Typisch für den berühmten dänischen Lampendesigner sind die ineinander verschachtelten Lampenschirme, um das harte elektrische Licht weicher und angenehmer zu gestalten. Man muss immer wieder die berückende Schönheit dieser Lichtskulpturen bewundern, die funktionale Sachlichkeit mit zeitloser Klassik verbinden 06 / 13


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KUNSTHANDWERK 15 Tischlampe, Verrerie d'Art Dégue, Paris, um 1930, verchromtes Metall, gelb unterfangenes Glas, H 39 cm. Das von dem türkisch-stämmigen ehemaligen Fremdenlegionär David Gueron gegründete Unternehmen bestand von 1926 bis zum Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, 1939 (Foto: Auktionshaus Kaupp) George Halais, Paris, Tischlampe, um 1935, patiniertes und lackiertes Metall, Gummifüße, H 34 cm. Halais gründete 1932 ein Unternehmen zur Herstellung moderner Leuchten. Sein größter Auftrag war die Ausstattung der „Normandie”, dieser schwimmenden Kathedrale des Art déco. Die hier abgebildete Leuchte wurde in verschiedenen Materialien und Oberflächen hergestellt, etwa auch verchromt, teilweise schwarz lackiert, mit Mahagoni-Elementen (Foto: Auktionshaus Kaupp) Maurice Dufrène (1876-1955), Tischlampe, Paris, um 1900, versilbertes Messing, Seidenbespannung, H 32 cm. Dufrène war eine Zentralgestalt des französischen Jugendstildesigns, der es verstand, luxuriöse Eleganz mit einem Streben nach formaler Entschlackung zu verbinden. Trotz seiner Herkunft im vegetabilen Jugendstil konzentriert er sich hier auf die eher abstrakte Struktur von Pflanzen, eine Entwicklung, die etwa Henry van de Velde, der Vorläufer des Bauhauses, noch eine Stufe weiter getrieben hat (Foto: Auktionshaus Von Zezschwitz) Hier steht der Fuß senkrecht und auf diesem senkrechten Fuß sitzt der Lampenschirm, meist in Form einer Pilzkappe bzw. eines Kugelsegments. Dies aber bedeutet, dass eine solche Leuchte rotationssymmetrisch ist, also von allen Seiten betrachtet gleich aussieht. Dies hat für die Gestaltung dieser Leuchten und ihre stilistische Entwicklung gravierende Auswirkungen. Die gläsernen Pilzleuchten des Jugendstils waren damals schon absolute Luxusgüter für verwöhnte Reiche und sie gehören heute teilweise zu den gesuchtesten Antiquitäten überhaupt. Die Firmennamen Lötz (Böhmen), Gallé, Daum (beide Nancy in Frankreich) und Tiffany (New York – wobei es zwei Firmen gibt: die Glasfirma und den Silberwarenladen) sind legendär. Eine Lampe von Tiffany kostet im Durchschnitt 100.000 Dollar, eine von Gallé zwar deutlich weniger, aber dennoch noch weit über 10.000 Euro. Die Form dieser Lampen ist nun aufgrund ihrer naheliegenden Ausgangslage als Rotationskörper und der Verfahrenstechnik der Glasbläserei abstrakt, dem zeitlosen Reich der Ideale Friedrich Adler (1878-1942), Tischlampe, Osiris, Metallwarenfabrik für Kleinkunst Walter Scherf & Co. Nürnberg, 1904, farbiges Glas, Zinn, H 15 cm. Adler, einer der bedeutenden Zinndesigner in Deutschland, entwarf auch eine berühmte Tischgalgenleuchte mit integrierten Tierformen, die sich zum Vergleich anbietet: Dabei fällt auf, wie streng und abstrakt dagegen die Leuchte mit Zentralfuß und Glaskuppel ausfällt (Foto: Auktionshaus Von Zezschwitz)

Bruno Paul (1874-1968), Tischlampe, 1902, K.M. Seifert & Co. Dresden-Löbtau für die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, München, Messing, farbloses und matt geätztes, schwach lüstriertes Glas, H 51 cm. Man kann gar nicht genug darauf hinweisen, mit welchem Raffinement diese frühen Inkunabeln des Funktionalismus gearbeitet wurden. Der Schaft besteht aus sechskantig geschliffenem Glas. Die Glashaube ist mit einem dezenten Gesprenkel überzogen, die weich gerundete Form widersetzt sich dezent der Geometrie. Man scheute die harten Kontraste, da man sie zu dieser Zeit noch als allzu brutal empfand, aber die Reise dorthin war unumkehrbar und, auch das muss man zugeben, meist durchaus segensreich (Foto: Auktionshaus Von Zezschwitz)


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BÜCHER 22

STEHAUF-BILDERBÜCHER LUDGER SPIELBERG

Schreibers Stehauf-Bilderbücher aus den Jahren 1937 bis 1953

und Schulzwecke erwähnt. Ab 1840 erschienen die ersten Kinderbücher und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit Ausschneidebogen, Papiertheatern und beweglichen Bilderbüchern zahlreiche neue und überaus erfolgreiche Verkaufsschlager. Mit Lothar Meggendorfer konnte einer der damals bekanntesten und fähigsten Illustratoren gewonnen werden, der für den Verlag einige Aufstell-Bil-

Schreiber Verlag Jakob Ferdinand Schreiber gründete 1831 in Esslingen einen Verlag, dem im Laufe der folgenden Jahrzehnte, auch unter der Leitung seiner Nachfolger, etliche bemerkenswerte Veröffentlichungen gelangen und dessen Erzeugnisse bis heute nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Sammlern sehr beliebt sind. Auf der Homepage des Verlages wird in der Firmenchronik u.a. für die ersten Jahre der Druck von Kunstblättern mit Ansichten Esslingens sowie die Herstellung von Anschauungsbogen und farbigen Illustrationen für LehrDie Titelseite des Artikels 301 „Zwei Märchen". Ausgabe 1937 Titelseiten von Bilderbüchern im Querformat. Unten die Erstauflage des Märchenbuches von 1937 06 / 13

derbücher entwickelte, die auch als Kulissen-, Stellauf-, Spiel-, Panorama- oder Aufklappbücher bezeichnet wurden und heute fast nur noch „Pop-up Bücher" genannt werden. Eines der bekanntesten Werke Meggendorfers, der „Internationale Circus", aber auch einige andere alte Klassiker dieser Art sind beim Schreiber-Verlag als Reprints erhältlich. Aus dem Circusbuch entstand aufgeklappt eine drei-


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BÜCHER 23 Titelseiten von Bilderbüchern im Querformat Das Tennis-Wettspiel bei voll aufgeschlagenen Seiten in zweidimensionaler Ansicht aus 0182 „Fussball und anderer Sport". Bei um 90 Grad aufgeschlagenen Seiten richten sich die beiden Spieler im Vordergrund, das Netz mit dem Spieler dahinter, die Zuschauer rechts und links des Feldes und der Stuhl mit dem Schiedsrichter auf Bei den vier hochformatigen Ausgaben von „Zwei Märchen" sind die Stehauf-Bilder quer montiert. Hier die Szene mit Rotkäppchen in der Ausgabe von 1937. Die folgenden Seiten enthalten noch sechs Schwarzweißillustrationen

dimensionale Arena mit zahlreichen Figuren und auch die anderen AufstellBilderbücher des Verlages, wie etwa das „Theater-Bilderbuch" oder die „Grosse Menagerie", entfalteten sich aufgeklappt zu ansehnlichen Schaustücken. Die Herstellung dieser Bücher war mit erheblichem Aufwand verbunden, denn eine Vielzahl der bedruckten Teile musste ausgestanzt, gefaltet und zwischen die Buchseiten geklebt werden.

Stehauf-Bilderbücher 1937 wurde in Esslingen eine – nun als „Schreibers Stehauf-Bilderbücher" bezeichnete – Serie entwickelt, deren Herstellung wesentlich einfacher und damit auch preiswerter war. Die gesamte Szene mit dem Hintergrund und den später aufstellbaren Teilen wurde auf einen Bogen gedruckt, die Aufstellteile wurden teilweise ausgestanzt und geknickt und die gesamte Szene auf starken Karton gezogen. Für dieses Verfahren meldete der Verlag Gebrauchsmusterschutz an; allein auf einem Stehauf-Bilderbuch sind acht D.R.G.M.-Hinweise vorhanden. Mit dieser 06 / 13


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10.05.2013

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BLECHSPIELZEUG 54

BERKENKAMP & SCHLEUTER REINHARD BOGENA

Spielzeug aus der Anfangszeit des Wirtschaftswunders

als heute. Bezüglich der eigenen Lebensplanung gab es eine Perspektive, der Blick in die Zukunft war von Optimismus geprägt, Produkte „Made in Germany" erlangten Weltruf; noch war der Markt nicht von Wegwerfwaren aus Billiglohnländern überschwemmt. Die in der Produktion verwendeten Materialien schienen hochwertig; so wurde der größte Teil der Spielzeugautos aus dem gleichen Material hergestellt wie ihre Vorbilder: aus Blech. Ihre Formen entstanden unter dem Druck von Pressen und wurden mit glänzendem Lack versehen, sofern sie zuvor nicht schon lithografiert waren. Die Krönung waren eine vorbildgetreue Karosserie sowie dreiteilige Räder mit Felgen aus Metall, profilierten Gummireifen und Radkappen. All das war „echt", bekam im Spiel Kratzer und Beulen – und blieb gegebenenfalls auch vom Rost nicht verschont. Diese natürlich entstandene Patina macht sie authentisch. Als Kind fühlte man sich früher damit ernst genommen, wenn auch unbewusst. Dennoch mag es uns im Rückblick erEin herrliches Spielzeug aus der Wirtschaftswunderzeit B&S Lkw mit Originalschachtel Beide Lastwagen sind über 40 cm groß

„Echtes” Spielzeug Das Ende des Zweiten Weltkriegs liegt nunmehr fast 80 Jahre zurück. Die Zeitzeugen jener Jahre werden weniger, ja, selbst die Menschen, die damals das Licht der Welt erblicken und ins Wirtschaftswunder hineinwachsen durften. Ihre damaligen Spielzeuge sind als stumme Zeugen dieser Zeit längst zu begehrten Sammelobjekten mutiert. Angesichts wachsender Probleme und Unsicherheiten, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, blicken viele ältere Mitbürger mit Wehmut zurück, obwohl oder gerade weil man, materiell gesehen, mit weniger zufrieden war 06 / 13


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BLECHSPIELZEUG 55

für den Wiederaufbau befanden. Vielerorts benötigte man überhaupt erst eine Infrastruktur mit befestigten Straßen, ganze Wohngebiete entstanden neu. Das blieb nicht ohne Einfluss auf die ebenfalls wieder erstehende Spielzeugindustrie, die die entsprechenden Fahrzeuge mit liebevoller Akribie und technischen Raffinessen für junge Heranwachsende schuf, damit sie sich im Spiel der Erwachsenenwelt nähern konnten. Die meisten Hersteller waren im Nürnberger Raum angesiedelt, der damaligen amerikanisch besetzten Zone – darunter auch Berkenkamp und Schleuter.

B&S

Die Unterseite des Dreiachsers Beim Dreiachser sind die Türen hinten angeschlagen Innen liegender Schalthebel

Kindheit zurückholen, holen die anderen nach, was sie sich einst vergeblich gewünscht hatten. Die großen Vorbilder der Modelle sah man auf Straßen sowie auf den zahlreich vorhandenen Baustellen und Trümmergrundstücken. Meist waren es Baufahrzeuge, Last- und Lieferwagen, die sich im Einsatz

Dem kleinen, 1864 gegründeten Spielzeugproduzenten verdanken wir ein paar wunderbare Zeugnisse deutscher Blechspielzeugproduktion der frühen Nachkriegsjahre, die auf besondere Weise jede Menge Geschichte in sich tragen. Manches darunter erklärt sich aus dem Wissen um die Vergangenheit, das ganz Persönliche indes verliert sich im Laufe der Zeit: Wo wurde das soeben erworbene Stück verkauft? Wer hatte es dort vielleicht im Schaufenster gesehen und sich – oft vergeblich – gewünscht? Welches Kind durfte es einst unterm Weihnachtsbaum auspacken? Teure Geschenke dieser Art gab

Hersteller-Markung auf den Radkappen staunlich vorkommen, dass die Menschen in den ersten Nachkriegsjahren angesichts zahlloser wichtiger Aufbauarbeiten einen Teil ihrer Energie für die Herstellung derart aufwändiger Spielzeuge verwendeten. Die Erklärung lautet: Export, denn das brachte wichtige Devisen ins Land. Natürlich blieben auch viele Spielzeuge im Land, die die Nachkriegskinder dann mit sehnsüchtigem Blick in den Schaufenstern und Regalen der Fachgeschäfte bewunderten. Dennoch waren sie für viele unerreichbar – einer der Gründe, weshalb es heute Sammler dieser Raritäten gibt: Während sich die einen ein Stück ihrer 06 / 13


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UHREN 60

KIENZLE CHRISTOPH PRIGNITZ

Uhren für Millionen

Schwenningen Mitte des 18. Jahrhunderts war Schwenningen am Neckar ein Dorf von etwa 1500 Einwohnern. Mancher von ihnen suchte neben der Landwirtschaft andere Existenzmöglichkeiten. Man schrieb das Jahr 1765, als zwei Schwenninger Handwerker die Schwarzwälder Uhrmacherei ins Dorf brachten. Es ging dabei um den Typus der preiswerten Wanduhr. Derartige Uhren eroberten weite Märkte, und die Schwenninger waren dabei. 1965 konnte man daher ein rundes Jubiläum feiern: 200 Jahre Schwenninger Uhren. Wer in den 1960erJahren den Bahnhof von Schwenningen verließ, sah Gebäude der Firma Kienzle

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Uhrenfabriken GmbH. Es war die größte lokale Produktionsstätte. 1963 stellte man sage und schreibe 4 Millionen Uhren her: Das bedeutete einen Anteil von nicht weniger als zwei Prozent der Weltproduktion. Kienzle-Werbung, Mitte der 1950er-Jahre Taschenuhr von Kienzle im verchromten Gehäuse. Um 1950 Die Firma war so erfolgreich, dass Hellmut Kienzle eine bedeutende Uhrensammlung aufbauen konnte. Wertvolle Exponate waren hier zu sehen, bei freiem Eintritt. Die Uhrensammlung bestand allerdings nur von 1961 bis 1975 als eigenständige Institution. Dann wurde sie an das Land Baden-Württemberg verkauft – zum Glück, denn so wurde die Zerschlagung verhindert. Betreut wird die Sammlung seitdem durch das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen. Die zweitgrößte Fabrik in Schwenningen war Friedrich Mauthe; hier arbeiteten in den 1960er-Jahren etwa 1000 Beschäftigte. Damit nicht genug, 1958 nannte das Branchenverzeichnis 70 weitere Uhrenfabriken, dazu 35 sogenannte „Uhrenbestandteilfabriken”. Zudem waren 40 Uhrengroßhändler und Versandgeschäfte tätig, die heimische Uhren vertrieben – und das in zahlreiche Länder der Welt. Arbeitskräfte waren gesucht. In der Festschrift von 1965 heißt es dazu: „Da die Uhrenherstellung sehr arbeitsintensiv ist, ist die Uhrenindustrie vom derzeitigen Arbeitskräftemangel besonders hart betroffen. Die Firma Mauthe ist im Jahre 1964 dazu übergegangen, Teilzeitbeschäftigung auszuschreiben. Sie versucht damit, vor allem Hausfrauen für einige Stunden als Arbeitskräfte zu gewinnen." Das war vor nicht einmal 50 Jahren, und doch: Wie fern liegt diese Zeit bereits, wenn wir das heute lesen! Die Uhren, die damals hergestellt wurden, sind aber noch immer allgegenwärtig. Wer über einen Flohmarkt geht, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Schwenninger Uhren treffen. Für wenig Geld kann man hier wichtige Zeugnisse der deutschen Uhrengeschichte erwerben.


60_63_Kienzle

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UHREN 61 Einfache Armbanduhr mit Stiftankerwerk aus den 1950er-Jahren. Kaliber 51/0b Vergoldete Uhr aus der „Superia”-Reihe mit Stahlboden im Originalkasten. Präzisionswerk K081/21 (mit 21 Steinen). Um 1960 recht unglücklich, gereimt: „Ein Fingerzeig beim Uhrenkauf: / Steht ‚Kienzle‘ drauf?" Die Geschichte von Kienzle in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit ist allerdings äußerst turbulent. 1989 wurde die Firma von der DUFA (Deutsche Uhrenfabrik) übernommen. Dann folgten die Gruppe Highway Holdings in Hongkong, später kamen die Markenrechte an die Kienzle AG in Hamburg, und seit einiger Zeit wird die Marke unter einer neuen Gesamtleitung neu aufgebaut. Die Kienzle-Geschichte geht weiter, ob man allerdings an die großen Erfolge der Vergangenheit anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Der Verkehr, die Produktionsabläufe – um nur dies zu nennen – erforderten im 20. Jahrhundert, dass immer mehr Menschen zeitlich genau orientiert waren. Nach 1945 wurde die Armbanduhr vollends zur Selbstverständlichkeit, gerne auch mit elastischen Metallbändern versehen. Der fixe Mensch der Wiederaufbaujahre streifte am Morgen schnell seine Uhr über, am Abend legte er sie ebenso schnell wieder ab. Für die Masse mussten die Uhren erschwinglich sein, Luxusprodukte der Schweizer Manufakturen waren für sehr viele Menschen unvorstellbar. Hier lieferte Kienzle und sprach ein großes Publikum an. Es waren robuste, zuverlässige und auch für Geringverdiener bezahlbare Uhren. Millionen wurden abgesetzt, für den Produzenten wegen der großen Zahl auch bei kleinen Preisen ein gutes Geschäft. Die Masse machte hier den Gewinn.

Kienzle: Geschichte Die Firma Kienzle kann auf eine besonders lange Tradition zurückblicken. 1822 gründete der Uhrmacher Johannes Schlenker in Schwenningen die „Deutsche Uhrenfabrik”. 1883 heiratete Jakob Kienzle (18591935) in die Familie ein, wurde 1897 Alleininhaber. Er wandelte die Firma in eine echte Uhrenfabrik um. Es kam zur serienmäßigen Produktion, und Kienzle stieg, wie schon betont, zu einem der großen europäischen Uhrenproduzenten auf. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert arbeiteten bei Kienzle nahezu 600 Menschen; als Jakob Kienzle starb, waren es etwa 3000. Die Kollektion war umfangreich, sie umfasste zunächst Taschenund dann Armbanduhren, Wecker, Wandund Tischuhren. Man konnte Selbstbewusstsein zeigen. Auf der abgebildeten Werbung aus der Mitte der 1950er-Jahre für eine „attraktive Stiluhr" wird, sprachlich 06 / 13


Termine im Juni

Kopp Veranstaltungs – GmbH & Co. KG Homburger Straße 22 50969 Köln-Zollstock Telefon: (0221) 36 47 03 Telefax: (0221) 360 56 67 www.kopp-maerkte.de

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Verkehrsübungsplatz, Rolshover Straße

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Max Bahr (vormals Praktiker), Frankfurter Straße

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Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße

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Max Bahr (vormals Praktiker), Frankfurter Straße

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Samstag vor Ort

Anton, 2828 3939 100100 Anton,der dergünstige günstigeKopp Kopp(0221) (0221) Pauschale nach Fahrzeug

StandBreite breite

mit/ohne Pkw Pkw mit Hänger Bus/Transporter mit Hänger LKW

bis 4 m bis 6 m bis 6 m bis 8 m bis 8 m

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10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 17 Uhr 17 Uhr 20 Uhr

Sonntag vor Ort Max Bahr Globus Autokino Handelshof IKEA

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SCHALLPLATTEN 64

SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER

€ 80-150 Eddie Cochran „Sings For You LP”, veröffentlicht 1965 auf Liberty, Nr. „L 83554”. Seltene deutsche Pressung einer „Rock’n’Roll”-Platte, die über die Jahre stark an Wert verlor. Um die Jahrtausendwende erzielten einige dieser Exemplare noch Spitzenpreise um die 450 Euro

€ 150-300 Cock Sparrer „Same LP”, erschienen in Spanien 1978 bei Decca, No. „ESTEREO TXS 3103”, maschinengestanzte Matrix-Nummer, dunkelblaues Label. Debüt-Album der englischen „Punkrocker” um Drummer Steve Bruce, der die Band bereits 1972 gründete und die zu den ersten „Oi!/Skinhead”-Bands gehörte

€ 60-110 Tony Conrad With Faust „Outside The Dream Syndicate LP”, erschienen 1973 auf Caroline UK, einem Sublabel von Virgin Records, No. „C 1501”. „Krautrock”-LP in schwerem Vinyl und Ernest J. Day Group-Sleeve, aufgenommen in Wümme (Faust Studios). AvantgardeVideo-Künstler, experimenteller Filmemacher, Musiker und Komponist, dessen Arbeiten weltweit hohes Ansehen genießen

€ 50-150 The Hollies „Would You Believe? LP”, erschienen 1966 in Großbritannien auf Parlophone, No. „PMC 7008”, MatrixNo. „XEX 603/4-1. Mono-Erstpressung mit „Sold in The UK” Label-Text. Die „Pop”Band, die aus Manchester stammt, landete mit der Single Bus Stop einen Welthit € 900-1.500 Eela Craig „Same LP”, veröffentlicht 1971 in Österreich auf dem Label Pro Disc Rec., Nr. „208 711”, laminiertes „Fold–out”-Cover. Debüt-Album der „Rock”Band aus Linz, die zu Beginn der 70er „Progrock/Jazz/Klassik” mit „elektronischer” Musik und christlichen Texten verband. 1972 spielten sie zusammen mit dem Züricher Kammerorchester, woraus mehrere Auftritte in renommierten Opernhäusern folgten, was für eine Rockband zu dieser Zeit absolut ungewöhnlich war € 300-400 Kim Fowley „The Trip 7 Inch”, französische Pressung von 1966 auf Disques Vogue, No. „INT 18086”. Wohl eine der ersten Rocksongs über Erfahrungen mit LSD. Der Impresario, Songwriter und Musiker gilt als einer der vielseitigsten Akteure des Rock- und Pop-Geschäfts und als Neuerer vieler Rockmusik-Genres u. a. „Psychedelic/Punk/New Wave”

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€ 30-50 Manfred Gerold (Oberdörffer) „Oh, Sweet Mary, Oh 7 Inch”, veröffentlicht 1960 auf Philips Deutschland, Nr. „345830 PF”, Monopressung des „Schlager”-Sängers, der früher bei den Tonics spielte

€ 50-110 Hans Koller (1921-2003) „Relax With My Horns LP”, deutsche Veröffentlichung von 1966 auf Saba, Nr. „SB 15088 ST”, laminiertes Klappcover. Wiener „Jazz”-Saxophonist, der u. a. mit Stars wie Chet Baker und Duke Ellington spielte


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SCHALLPLATTEN 65

€ 20-35 Volker Lechtenbrink „Ein Trauriger Sonntag 7 Inch”, Telefunken 1965, Nr. „U 55853”. „Schlager”-Single des Schauspielers, (Der Alte, Derrick, Tatort). Als Synchronsprecher hat er seine Stimme u. a. Kris Kristofferson & Dennis Quaid geliehen

€ 50-100 Mama Lion „Preserve Wildlife LP”, erschienen 1972 in England auf Philips, No. „6369 153”, Matrix No. „1/2Y 1v420”, Gimmick-Klappcover. Joplinesques „Blues Rock”-Album, das sich an Cold Blood und Rare Earth orientiert

€ 80-150 Monster Magnet „Powertrip DOLP”, europäische Pressung von 1998 auf A&M Records, No. „540 9081”, Klappcover mit farbigen Innencovern. Das 4. Album verhalf den „Stone Rockern” um Sänger und Gitarrist Dave Wyndorf zum kommerziellen Durchbruch

€ 40-60 Renaldo & The Loaf Olleh Olleh Rotcod LP”, veröffentlicht 1985 auf Rotcod Productions, No. „.rD3”. Compilation in einer Tausender-Auflage. Das englische Duo aus Portsmouth war mit ihrer humorvollkuriosen Musik in den späten 70ern bis in die 80er hinein aktiv. Der Pathologe David Janssen (Ted The Loaf) und der Architekt Brian Poole (Renaldo Malpractice) wurden von der US-„Avantgarde”-Band The Residents entdeckt und auf deren „Independent”-Label Ralph Records vermarktet

€ 40-100 The Sound „Physical World 7 Inch”, erschienen in Großbritannien 1979 auf Tortch Records, No. „TOR 003”. Erste Veröffentlichung der „Dark Wave”-Band um Adrian Borland (1957-1999), die hier noch stark nach „Post-Punk” klingen

€ 50-100 Neil Young „Same LP”, erschienen 1968 auf Reprise Records, No. „RS 6317”, zweifarbiges Label. Debüt-LP der „FolkRock”-Legende. Die US-Erstveröffentlichung wurde durch ein anderes, hörbares Pressverfahren hergestellt als die Nachfolger

€ 50-100 V.A. „Cocoon Recordings A 6x12 Inch Box”, erschienen 2000 auf dem gleichnamigen Frankfurter „Techno”-Label, Nr. „COR LP 001”. Gründer und Betreiber Sven Väth (Eye Q Records, Harthouse) entschloss sich, diese Compilation-Reihe jährlich zu veröffentlichen und sie in alphabetischer Reihenfolge zu benennen. Er gilt als Wegbereiter dieses Musik-Genres € 250-320 Martha (Reeves) And The Vandellas „You’ve Been In Love Too Long 7 Inch”, veröffentlicht 1965 in Frankreich auf Tamla Motown, No. „TMEF 524”. „Soul”-EP, die im Erscheinungsjahr Platz 25 in den US-„R&B”-Charts erreichte

Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint-Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).

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