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Europas Sammlermagazin
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• € 4,50
Schweiz CHF 8,50 | Österreich € 5,00
DDR-Design Tischfußballspiele
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INHALT 3
TRÖDLER
ISSN 1863-0340
VERLAG
GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de
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LESERFORUM ■ Expertenauskünfte
■ Websites für Sammler
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MAGAZIN
GESCHÄFTSFÜHRER
Gerd Reddersen Rudolf Neumeier
CHEFREDAKTEUR
Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de
REDAKTION
Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf
■ Formgestaltung in der DDR
AUTOREN DIESER AUSGABE
Dr. Graham Dry, Heidrun Th. Grigoleit, Kathrin Bonacker, Reinhard Bogena, Ludger Spielberg, Karl B. Thomas
AUKTIONEN
REDAKTIONSASSISTENZ
Heike Genz
BLICKPUNKT
TERMINE
Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de
■ Design / Metall
LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG
Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)
■ Ausstellungen – Messen – Märkte
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DESIGN
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■ Berichte – Preise – Termine
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UTENSILIEN ■ Aschenbecher
ANZEIGEN
Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34
KLEINANZEIGEN
Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12
■ Blaupunkt Derby
VERTRIEB
Gerd Reddersen
SCHALLPLATTEN
ZEITSCHRIFTENHANDEL
VU Verlagsunion KG
■ Schwarzes Gold für Sammler
MARKTVERTRIEB
Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638
ABOVERWALTUNG
Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de
DRUCK
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TECHNIK
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■ Tischfußball
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■ Feuerfestes Kochgeschirr
westermann druck Gmbh
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■ Flohmarktpreise
TERMINE UND ANZEIGEN ERSCHEINUNGSWEISE
monatlich
■ ANTIKMARKTTERMINE
TITELFOTOS
Reinard Bogena © Johannes Kramer
■ SAMMLERBÖRSENTERMINE ■ AUSLANDSTERMINE ■ REGELMÄSSIGE TERMINE
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.
■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE
Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)
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■ Aus Münzen gefertigte Souvenirs, auch als Quetsch-, Press-, Präge- und Andenkenmünzen bekannt oder elongated coins genannt, sind in Deutschland seit circa 1970 erhältlich und waren mehrere Jahrzehnte zuvor schon aus vielen anderen Ländern bekannt. Das Internet hat in den letzten Jahren eine rasante Verbreitung dieses Sammelgebietes gefördert, denn nun sind fast alle Standorte der weltweit aufgestellten Prägeautomaten leicht zu finden und die Online-Kommunikation ermöglicht den raschen Erwerb oder Tausch der Souvenir-Münzen ganz ohne Reiseaufwand. So ist in den letzten Jahren ein inzwischen sehr populäres Sammelgebiet entstanden.
SOUVENIRMÜNZEN
■ Souvenir-Prägungen Eine umfangreiche Sammlung wird gut geordnet nach deutschen Bundesländern und innerhalb dieser nach Städten vorgestellt. Auch eine alphabetisch sortierte Städteliste ist vorhanden. Dazu kommen noch Prägungen aus zehn europäischen Ländern, die ebenfalls von A - Z nach Städten gelistet sind. Neben sehr gutem Bildmaterial von den Prägungen werden auch Fotos der Automaten gezeigt. Ein fabelhafter Service sind die exakten Standortbeschreibungen der Prägeautomaten mit Angaben zur Erreichbarkeit, Hinweisen zur Anzahl der Motive und den erforderlichen Prägerohlingen. www.hf-penny.de
■ Souvenirmünzen-Sammlung Sortiert nach Prägeorten werden gut 300 Souvenirmünzen aus dem In- und Ausland mit Bildern und Angaben zu den Automatenstandorten vorgestellt. Dazu kommen Tipps zur Aufbewahrung der Münzen sowie eine Such- und Tauschliste.
dern, Motivbeschreibungen, Seltenheitsgrad u.a.m. In vielen Fällen sind auch Angaben zu den Prägeautomaten und deren Standorten vorhanden. Dazu werden noch zahlreiche Münzen aus ca 50 Ländern vorgestellt. www.wersam.de
■ Souvenir Medaillen Eine Sammlung mit über 1400 Exemplaren wird hier in Bildern präsentiert, sortiert nach deutschen Städten und circa 20 Ländern aus aller Welt. Der Sammler bietet auch reichlich Tauschobjekte an.
■ Land der Elongated coins Wahlweise in nach Städten oder Bundesländern geordneten Bildergalerien kann hier eine umfangreiche Sammlung betrachtet werden. Neben den guten Abbildungen werden auch die Standorte der Prägeautomaten exakt beschrieben. Unter „Maps" sind Karten der Bundesländer mit den Standorten von Automaten und weiteren Beschreibungen zu finden. smilecoin.npage.de/index.html
■ Elongated Coin Standortverzeichnis
home.arcor.de/peggyundrene/Startseite.htm
■ Elongated Coin Seite Rund 3000 Exemplare aus deutschen Automaten sind hier in nach Bundesländern sortierten Bildergalerien zu sehen, dazu kommen noch gut 1200 weitere Exemplare aus circa 30 anderen Ländern. Informationen bieten nur die abgebildeten Münzen. www.gallery.muksoft.de/000000coin
Auf dieser einzigartigen Homepage sind Automatenstandorte mit Adressen von über 60 Ländern aufgeführt, dazu kommen noch Bilder der dort aktuell prägbaren und früher erhältlichen Motive. Unter FAQ ist viel Wissenswertes über das Sammelgebiet zu erfahren. Lesens- und sehenswert sind auch die Rubriken zur Geschichte der Prägemünzen in Deutschland, das Raritäten-Kabinett und die Tauschliste. incrediblemc.npage.de/willkommen.html
www.astor-tom.de/souvenirmuenzen
■ Souvenirmünzen – Elongated Coins Nach Bundesländern und innerhalb dieser nach Städten geordnet werden die deutschen Münzen der Sammlung präsentiert. Für die Münzen aus 30 weiteren Ländern sind ebenfalls Städtelisten vorhanden. Ein paar interessante Stücke sind auch in der Rubrik „Sonstige" zu finden. Geboten wird auf der Homepage nur Bildmaterial ohne weitere Informationen. www.souvenirmuenzen.npage.de
■ Die Seite für Präger und Sammler Diese Homepage bietet eine gute Einführung in das Sammelgebiet mit Informationen zur Geschichte der Prägemünzen, Automatentypen usw. Die in Deutschland geprägten Münzen der Sammlung werden sehr ausführlich präsentiert; mit guten Bil07 / 16
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FORMGESTALTUNG IN DER DDR HEIDRUN TH. GRIGOLEIT
Eine neue Wechselausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Museum in der Kulturbrauerei Berlin dokumentiert unter dem Motto „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ noch bis 19. März 2017, wie Kontrolle und Überwachung die Arbeit der Künstler und Gestalter zu DDR-Zeiten bestimmten. Denn Formgestaltung und Design waren in der DDR von den politischen Rahmenbedingungen der SED-Diktatur geprägt. Die gezeigte vielfältige Alltags- und Produktkultur der DDR ist somit ein Spiegel gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen.
Neue Wechselausstellung Der Fokus der neuen Wechselausstellung ist primär auf die politische Instrumentalisierung der Formgestaltung in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR gerichtet, die sich durch die Bedingungen der sozialistischen Zentralplanwirtschaft vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und dem Kampf der Systeme von 1945 bis 1990 entwickelt hatte. Dazu werden vor allem Objekte aus dem Bestand der Sammlung Industrielle Gestaltung, die Teil des DDR-Amtes für industrielle Formgestaltung waren, gezeigt.
Industrielle Formgestaltung Ziel war es für die Ausstellungsmacher, besonders gute, aber auch schlechte Beispiele der Formgestaltung zusammenzutragen. Seit den 1970er-Jahren wurden auch Gegenstände gesammelt, die aufgrund ihrer weiten Verbreitung als besonders „typisch“ für den Alltag in der DDR gelten können. Nach 1990 existierte die Sammlung unter wechselnden Zuständigkeiten weiter und ging 2005 an die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland über. Diese Stiftung sicherte und erschloss die etwa 160.000 GegenBlick in die Ausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ © Stephan Klonk 07 / 16
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stände, Fotografien, Dokumente und Bücher und macht sie nun der Öffentlichkeit zugänglich.
Erbe der DDR Dabei werden zahlreiche interessante Geschichten zu den ausgestellten Objekten Blick in die Ausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ © Stephan Klonk Radiokassettenrecorder: „Stern-Recorder R 160“ RFT VEB Kombinat Stern Radio Berlin, DDR Berlin Ost 1976-1979 © PUNCTUM Bertram Kober Zweckgeschirr Kanne gelb, Gestalter: Margarete Jahny und Mart Stam, DDR Dresden 1950-1952 © Stephan Klonk
präsentiert. Gleichzeitig laden die vielfältigen DDR-Produkte, Entwürfe, Dokumente, Fotos und Zeitzeugeninterviews zu einer äußerst kritischen Auseinandersetzung mit dem gegenständlichen Erbe der Deutschen Demokratischen Republik ein: Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erscheinen Sozialismus und Planwirtschaft in Ostdeutschland noch vielen Gestaltern als beste Voraussetzungen, eine industrielle Formgestaltung zu begründen. Sie wollen funktionale Gebrauchsgegenstände entwerfen, die einer schlichten Formsprache folgen. Zudem sollen diese erschwinglichen Produkte allen zugänglich sein – so lautete zumindest die Theorie. Arbeitsmittel und Maschinen, mit denen die „Werktätigen“ an ihrem Arbeitsplatz zu tun haben, gehören ebenso dazu wie etwa Stühle, Fahrzeuge oder Geschirr. Diese gut gestalteten Gebrauchsgegenstände sollen ganz gezielt einen kulturellen Beitrag zum Aufbau des Kommunismus und zur „Ausbildung der allseits entwickelten sozialistischen Persönlichkeit“ leisten. Dabei soll Design und Formgestaltung im Sozialismus weder dem Designer noch dem Verbraucher eine erkennbare Individualität verleihen, sondern ausschließlich eine Bedürfnisbefriedigung.
aussetzung, eine Massenproduktion von Erzeugnissen hoher Qualität zu ermöglichen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gründete Stam, damaliger Direktor der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, im Jahre 1950 das Institut für industrielle Gestaltung mit Sitz in Berlin-Mitte, das unter wechselnden Bezeichnungen bis zum Untergang der DDR 1990 existierte. Eigentlich sollte das Institut die Betriebe bei der Verbesserung ihrer Produkte beraten und ihnen neue Modelle und Muster zur Verfügung stellen. „Heute kann und wird sich ein Stil entwickeln,“ hoffte Stam 1959, „welcher dem neuen, mutigen, kräftigen und lebensfähigen arbeitenden Menschen entspricht, und es wird ein Stil sein, der alles durchdringt, sowohl die Wohnung wie das Möbel, sowohl die Fabrik wie das Kulturhaus, sowohl die Kleidung wie das Geschirr, wie auch das Leben selbst“. An Stams Arbeiten entzündete sich jedoch – fast zeitgleich mit der Gründung der DDR im Oktober 1949 – eine Kontroverse sozialistischer Künstler um die Rolle der Kunst im Klassenkampf.
Formalismuskampagne Und schon nach einem Jahr musste Stam das neue Institut aus politischen Gründen wieder verlassen. Als Vertreter der Bau-
„Westlich dekadent“ Anfangs werden die Ideen des Bauhaus auch mit dem Aufbau des Sozialismus in Verbindung gebracht und kreative Köpfe angezogen. „Wir wollen eine letzte Form – eine industrielle Form“, so lautete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etwa der Anspruch von Bauhäusler Mart Stam an die Gestaltung von DDR-Gebrauchsgütern. Sie sollten funktional, von schlichter Schönheit, mehrfach erprobt und langlebig sein. Denn Sozialismus und Planwirtschaft erschienen den idealistischen Gestaltern als die vielversprechende Vor07 / 16
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DESIGN 16 haus-Ideen und Verfechter funktionalistischer Gestaltung war er aus Sicht des SED-Regimes untragbar geworden und wurde flugs von dem linientreuen Grafiker Walter Heisig ersetzt. Hintergrund war die sogenannte Formalismuskampagne: Gerade den Bauhaus-Stil lehnte das SEDRegime mit dieser Kampage gegen den Formalismus im Jahre 1951 vehement als „westlich-dekadent“ ab. Denn die SED wollte sich unbedingt von den künstlerischen Entwicklungen in der kapitalistischen Bundesrepublik abgrenzen und diffamierte nun moderne Stilrichtungen und vor allem das Bauhaus nicht nur als „dekadent“ und „formalistisch“, sondern auch als „feindlich“. Die Machthaber forderten deshalb von den Kunstschaffenden in der DDR, sich an Volkskunst, realistischen Motiven sowie klassischen Stilen früherer Jahrhunderte zu orientieren und verlangten „ästhetische Kriterien des sozialistischen Realismus“ für alle Sparten der Bildenden Kunst, für Möbel, Wohnhäuser und andere Gebrauchsgegenstände – sprich Volksverbundenheit, Parteilichkeit und Realismus. Durch diese politisch motivierte, frühe Instrumentalisierung von Form und Design wurde die freie und kreative Entfaltung der DDR-Gestalter völlig eingeschränkt und der allgegenwärtige Einfluss der SED auf sämtliche Entwürfe und Umsetzungen setzte den Künstlern in der DDR einen äußerst engen, restriktiven Rahmen.
Überwachung und Kontrolle Gestalter, die in Betrieben oder freiberuflich arbeiteten, berichten in der Ausstellung über diesen immens hohen politi-
schen Druck durch die SED, die strenge Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit, zahlreiche innerbetrieblichen Probleme und den schwierigen Arbeitsalltag. Diese unerfreuliche Situation und der Drahtseilakt zwischen den eigenen hohen Ansprüchen, den politischen Anforderungen, desinteressierten Konstrukteuren und unflexiblen Strukturen behinderte ihr gesamtes Schaffen, führte zu unerträglichen Konflikten und Frustration, zu Ausreiseanträgen aus der DDR bis hin zur „Republikflucht“. Auch Mart Stam verlässt zum Jahreswechsel 1952/53 völlig desillusioniert den Arbeiter- und Bauernstaat. Er war es übrigens, der 1927 den berühmten Stuhl Modell S 43 entworfen hatte – dieser weltbekannte Freischwinger wurde vom bekannten Möbelhersteller
Thonet produziert, der auch heute die Urheberrechte für den Designklassiker hält.
Amt für industrielle Formgestaltung In den 1970er-Jahren wird die Exportsteigerung im „Arbeiter- und Bauernstaat“ immens wichtig, um das wirtschaftliche Überleben der DDR zu sichern. Die Versorgung der Bevölkerung ist nun nachrangig und die DDR-Bürger müssen seit 1961 gefangen hinter der Mauer mit ständigen, belastenden Versorgungsengpässen und Blick in die Ausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ © Stephan Klonk Luftdusche LD 64, Entwurf: Jürgen Peters und Hubert Petras, DDR Bad Blankenburg 1970er-Jahre © Johannes Kramer Isolierkanne: „Typ 750“, Gestalter: Margarete Jahny, DDR Fischbach 1959-1962 © Johannes Kramer 07 / 16
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DESIGN 17 lichen Gestaltungsprämissen. Und auch die Materialauswahl wird zunehmend durch die herrschende Mangelwirtschaft bestimmt.
überzeugten durch ihr schlichtes und klares Design. Lange waren die vom VEB Aluminiumwerk Fischbach hergestellten Kannen ein Verkaufsschlager und die Nachfrage konnte meist nicht befriedigt werden.
Wo kann man das kaufen? Ostdeutsche hingegen können ihre eigenen Qualitätserzeugnisse häufig nicht erwerben: „Sehr schön, aber wo kann man das kaufen?“, liest man Einträge von frustrierten DDR-Bürgern in Besucherbüchern von Messen und Produktschauen sowie in zahlreichen Beschwerdeschreiben und Leserbriefen. Und die hehren Forderungen der 1950er-Jahre nach einer Gestaltung im Sinne der „nationalen Kulturtradition“ einer sozialistischen, DDRspezifischen Gestaltungsweise, sind inzwischen von den rigiden Vorgaben, Vorschriften und dem dauernden Mangel längst zerrieben. einem monotonen Mangelangebot leben. „Schlange stehen“ gehört zum Alltag, und so steigt der Unmut der Ostdeutschen über die fehlende Wirtschaftskraft und den dauerhaften offensichtlichen Mangel an Konsumgütern. Im Jahre 1972 entsteht dann das „Amt für industrielle Formgestaltung“ (AiF), eine staatliche DDR-Behörde, die als lenkendes und gelenktes Scharnier zwischen Staat und Betrieben die Formgestaltung in der DDR steuern und kontrollieren soll. Der Einfluss der SED auf Entwürfe und Umsetzung ist damit allgegenwärtig und übermächtig. Dieses „Amt für industrielle Formgestaltung“ als politisches Kontrollorgan im Ministerrat installiert, leitet und überwacht aber nicht nur alle Aspekte der Formgestaltung, sondern betreibt gleichzeitig auch die zentrale Öffentlichkeitsarbeit für das Industriedesign der DDR, entwickelt Ausstellungen und baut eine eigene Mustersammlung auf. Fast ausschließlich die „Exportrelevanz“ der DDR-Produkte sind der bestimmende Faktor, der über die serielle Produktion eines Entwurfs entscheidet, da viele hochwertige Erzeugnisse aus der DDR gegen Devisen auf dem Weltmarkt gehandelt werden sollen. Nur Konkurrenzdruck zur westlichen Konsumwelt, das Bestehen auf dem Weltmarkt und vor allem dringend benötigte Devisengeschäfte durch Exporte sind bis zum Ende der DDR die eigent-
Ausstellungsobjekte Trotz aller politischer Eingriffe und Bevormundung durch das gestrenge Regime etablierte sich die industrielle Formgestaltung aber doch als ein wichtiger Faktor in der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung der DDR. Die Gestalterin Margarete Jahny entwarf 1959 beispielsweise farbige Aluminium-Thermoskannen. Diese
Blick in die Ausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ © Stephan Klonk Zylindervase Tierpark Berlin, Gestalter: Hubert Petras, DDR Lichte 1963 © Johannes Kramer Zylindervasen, Gestalter: Hubert Petras, DDR 1963 © Johannes Kramer 07 / 16
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DESIGN 18 dung und der von oben diktierten „Geschmackserziehung“. So schreibt die Schauspielerin und Nationalpreisträgerin Gisela May in einem Leserbrief im „Neuen Deutschland“ am 4. Januar 1963: „Um wie viel mehr müssen die Schöpfer und Entwerfer all dieser verwerflichen Gebrauchsgegenstände ihre Haltung und ihre Parteilichkeit überprüfen, zumal sie keine Dekors, das heißt Vorbilder aus der Natur und Arbeit verwendeten...Ich habe sehr gerne klare, einfache Formen und möchte z. B. eine Vase dazu benutzen, Blumen hineinzustellen. Je zurückhaltender die Form und die Farbe, je leuchtender die Farbpracht der Blumen“.
Geschirr Zunehmend produzierte die Chemieindustrie in der DDR dann auch technische Konsumgüter aus Kunststoff und ersetzte herkömmliche Materialien und Formen: Ein Campinggeschirr wurde von Hans Merz im Jahre 1958 gestaltet: Es war unzerbrechlich, pflegeleicht und raumsparend. Gerade Plastikprodukte brachten völlig neue Gebrauchseigenschaften mit und Campinggeschirr und Schalen aus Meladur fanden sich bald in vielen Haushalten und Einrichtungen der DDR. Die Firma Willibald Böhm KG etablierte bereits Ende der 1940er-Jahre die Marke „SonjaPlastik“, die sie auch nach der Verstaatlichung des Unternehmens weiter produzierte. Hier entstanden zwischen 1960 bis Eierbecher in Hühnchenform, Gestalter: Josef Böhm, DDR Ende 1960er-1980er-Jahre © Johannes Kramer
Kritik und Spott Eine Zylindervase, die von Hubert Petras im Jahre 1963 entworfen wurde, ist ein anderes treffendes Beispiel für die Zustände in DDR-Zeiten: Besonders die weißen Vasen von Petras standen nämlich im Zentrum des Angriffs der SED, die diese als „abgeschnittene Porzellanröhren" verspottete. Und das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ greift den Designer unter der Überschrift scharf an: „Hinter dem Leben zurück“. Auch diverse andere Objekte der Angewandten Kunst werden als „kalt, „trübe“ und „funktionalistisch“ kritisiert und insbesondere der Erste Sekretär des ZK der SED, Walter Ulbricht, zeigt sich mit solchen Produkten unzufrieden. Die Einordnung Hubert Petras als Funktionalist war aber nicht nur eine stilistische Kritik der SED, sondern hatte auch praktische Folgen für den Künstler, denn Petras hatte fortan Probleme, seine Porzellanerzeugnisse auszustellen. Gleichzeitig waren die eleganten weißen Vasen in der 07 / 16
DDR trotzdem gefragt, jedoch nur schwer zu bekommen. Und seine „Weißen Röhren“ erhielten in der Folgezeit einfach zahlreiche bunte Dekore von der SEDFührung verpasst – bis hin zu historischen Stadtmotiven. Die Form einer Zylindervase „Tierpark“ mit Pfauen stammte zwar noch von Hubert Petras, die Dekore entwarfen jedoch andere. Auch diese Vasen wurden im Handel in der DDR vertrieben und auch sie fanden Gefallen bei Kunden. Und während die SED die Vasen mit Dekor aus genannten Gründen bevorzugte, sah die Industrie in den Verzierungen einfach eine praktische Möglichkeit, Produktionsfehler der Erzeugnisse zu kaschieren.
„Geschmackserziehung“ Besucherbücher und Leserbriefe an das „Neues Deutschland“ zeigen hingegen im Unterschied zu der „Formalismuskampage“ auch öffentlichen Widerspruch gegen diese Versuche der massiven Bevormun-
Eierbehälter, Gestalter: anonym, DDR 1970er1980er-Jahre © Johannes Kramer Campinggeschirr Kanne gelb, Gestalter: Hans Merz, DDR 1958 © Johannes Kramer
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1980 auch die weit verbreiteten farbigen Eierbecher in Hühnchenform aus Plasik – in Gelb, Rosa oder Hellblau. Die GeschirrSerie „Rationell" wurde hingegen für die Anforderungen an das Gastronomiewesen der DDR entwickelt. „Rationell" war stabil, stapelbar und auch maschinell zu reinigen. Die beiden Formgestalter entwarfen das Geschirr sowie das einfache Banddekor natürlich unter der strengen Vorgabe des Amtes für Industrielle Formgestaltung (AIF) der DDR. Später entstanden dafür dann noch zusätzliche Dekorvarianten.
Nähmaschine und Taschenradio Der Suhler Ingeneiur Ernst Fischer entwickelte eine Nähmaschine, mit der sich gut dringend benötigte Kleidung aus den unterschiedlichsten Materialien nähen ließ – aus alten Decken, Vorhängen oder MiGeschirrserie „Rationell“ Dekor 459-1, Gestalter: Margarete Jahny und Erich Müller, DDR Colditz 1969-1990 © Johannes Kramer Geschirrserie „Rationell“ mit Blumendekor, Dekor vorgegeben durch AiF, Gestalter: Margarete Jahny und Erich Müller, DDR Colditz 1969-1990 © Johannes Kramer Elektrische Koffernähmaschine „Freia“, Gestalter: Ernst Fischer, DDR Suhl 1950-1955 © Johannes Kramer 07 / 16
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DESIGN 20 litärstoffen. Seine Nähmaschine „Freia“ nahm zudem wenig Raum ein und war sehr robust. Die von einem Elektromotor angetriebene Maschine verkaufte sich bis Mitte der 1950er-Jahre circa 120.000 Mal. Das Taschenradio TR 2021, das Andy Bartsch 1988 entwarf, wurde als eine „gestalterische Spitzenleistung" gesehen, denn das TR 2021 mit revolutionärer Schlummerautomatik erhielt ein Prädikat für ausgezeichnete Formgebung. Seit Juni 1987 war es in der Produktion des volkseigenen Betriebes VEB Mikroelektronik „Anna Seghers" Neuhaus. Und das Kinderfahrzeug „Mops“ entwickelte sich sogar zu einem echten Exportschlager. Es war Teil des Sortiments des VEB Plasticart Annaberg-Buchholz und bekam die Auszeichnung für „gutes Design". Als führender Betrieb für Spielwaren in der DDR wurden in dem Betrieb rund 700 weitere Spielzeugartikel als Verkaufsware für West- und Osteuropa produziert, die natürlich im Inland kaum zur Verfügung standen. Von Kleinkraftrad Simson Mokick S 50 B1, Gestalter: Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph, DDR 1979 © Johannes Kramer Taschenradio „TR 2021“, Gestalter: Andy Bartsch, DDR 1988 © Stephan Klonk Kinderfahrzeug „Mops“, Entwurf: Hans-Dieter Pankewitz, DDR 1989 © Stephan Klonk
47.000 Spielautos blieben bis 1989 nur etwa 1.000 Exemplare für die Kinder im eigenen Lande. Weit verbreitet war hingegen ein LKW-Muldenkipper, der maßgeblich von Wolfgang Zimmermann entworfen und in der Produktionsgenossenschaft des holzverarbeitenden Handwerks PHG „Friedrich Fröbel“ hergestellt wurde. Das zerlegbare Fahrzeug-Baukastensystem erhielt ebenfalls die Auszeichnung „Gute Form“ sowie die Medaille „Leipziger Mes-
segold“ und war in den DDR-Kindergärten ein beliebtes Spielzeug. Für erwachsene Motorfreunde war das Kleinkraftrad Simson Mokick S 50 B1 aus dem Jahre 1979 das richtige „Spielzeug“. Hergestellt im VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann in Suhl war das knatternde, rauchende Mokick äußerst gefragt.
Berühmt berüchtigt Eine Kinokarriere macht nun übrigens das DDR-Handmix- und Rührgerät RG 28, zu dem ein Film mit dem Titel erscheint „Kom07 / 16
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DESIGN 21 ges Leben und dazu noch eine – etwas fragwürdige – Berühmtheit. Sie machte sich einen Namen, da das Modell der Urania-Weltzeituhr Erich Honecker 1972 zu seinem 60. Geburtstag von den Mitarbeitern des VEB Narva geschenkt bekam. Die gleiche, nach dem Entwurf von Erich John gebaute Uhr, war bereits am 30. September 1969 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz errichtet worden und sollte dort den Anspruch der SED auf „Weltoffenheit und internationale Anerkennung“ symbolisieren: Wie die Geschichte bewiesen hat, konnte auch in diesem Fall die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht geschlossen werden.
Informationen Neue Wechselausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Museum in der Kulturbrauerei Berlin, noch bis zum 19. März 2017, Knaackstraße 97, 10435 Berlin, www.hdg.de. Der Begleitband zur Ausstellung ist für 9,80 Euro erhältlich. Fotos: © wie angegeben
men Rührgeräte in den Himmel?“ Die Story: Die Schweiz-Peruanerin Carmen studiert Design im exotischen Thüringen. Nachdem ihr nagelneuer Mixer bei dem aufwühlenden Versuch, einen Kuchen zu backen, den Geist aufgegeben hat, entdeckt sie auf einem Jenaer Flohmarkt ein Rührgerät aus DDR-Zeiten. Es leuchtet in grellem Orange, ist deutlich älter als sie selbst – und trotzdem noch tadellos in Form. Es heißt RG 28. Carmen ist von dem alten Rührer aus dem Elektrogerätewerk Suhl fasziniert. Um hinter das Geheimnis seiner sagenhaften Langlebigkeit zu kommen, begibt sie sich auf eine Forschungsreise in die Welt der Gerätschaften und befragt Konstrukteure und Technologen, Designer und Ökonomen, Historiker, Theologen und Psychologen. Auf ihrem Trip begegnet Carmen den Menschen, die einst ihr RG 28 gebaut haben. Sie hört die Geschichten von einer fremden, untergegangenen Wirtschaftsform in der DDR und geht Fragen nach, was sind die VorausBlick in die Ausstellung „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“ © Stephan Klonk Handrühr- und Mixgerät RG 28, DDR 1979 © Johannes Kramer Modell Weltzeituhr, Gestalter: Erich John, DDR 1968 © Axel Thünker
setzung für ein gutes Produkt und macht es einen Unterschied, ob wir Dinge herstellen, um einen Unternehmer oder einen Aktienbesitzer noch ein bisschen reicher zu machen, oder ob wir Dinge schaffen, von denen wir glauben, dass die Menschen sie brauchen? Ihre Begegnungen und Gespräche führen die Protagonistin schließlich zu der Kernfrage, ob es ethisch vertretbar ist, unseren Erzeugnissen das zu verweigern, was wir für uns selbst erhoffen: Ein langes Leben.
Urania Weltzeituhr Die Weltzeituhr von Gestalter Erich John aus dem Jahre 1968 erlangte so ein lan07 / 16
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Neuheiten: Bücher für Münzsammler
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TISCHFUSSBALL LUDGER SPIELBERG
Kickergeräte und Tipp-Kick-Spiele sind nach wie vor beliebt und wahrscheinlich wird auch noch in vielen Jahren damit gespielt werden. Fußballspiele und -spieler aus Blech sind jedoch längst Spielzeuggeschichte.
Figuren zunächst noch aus Blech. Aber wer das Spiel kennt, wird sich denken können, dass Spieler aus diesem Material der Beanspruchung nicht lange stand hielten. Folglich fertigte die Firma Mieg ihre kleinen Fußballer ab 1925 aus Blei und später aus Zink. Die frühen Blechfiguren und auch die alten Bleiausgaben von Mieg sind inzwischen gesuchte Sammlerstücke.
Blech-Fußball
„Kicker” und „Tipp-Kick” Bei Tischfußballspielen für den Hausgebrauch denken auch die unsportlichsten Personen an mindestens zwei Spiele: den „Kicker" und „Tipp-Kick". Ersterer war und ist immer noch vorwiegend in Gaststätten, Garagen und Kellerräumen zu sehen, während die Ausführung mit einem aufrollbaren Spielfeld und kleinen Figuren mit einem Knopf auf dem Kopf der Spieler den Standort meistens im Kinderzimmer hat. Im engeren Sinne wird meistens der in den 20er-Jahren entstandene Kicker in Tischform mit vier Griffstangen an jeder Seite und elf Spielfiguren pro Mannschaft als „Tischfußball” bezeichnet, im weiteren Sinne sind damit auch alle Spiele gemeint, mit Beide Mannschaften stehen sich in exakt gleicher Anordnung auf dem Spielfeld gegenüber. Durch Stangen unter der Platte sind die Fußballer mit den Holzknöpfen hinter den Toren verbunden und per Knopfdruck nach vorne verschiebbar. Grundfläche 73 cm x 50 cm. Am Spielfeldrand gekennzeichnet mit „Made in Germany". – Wenn der Knopf für den Spieler mit dem Ball gedrückt wird, bewegt sich der Fußballer etwas nach vorn und der Ball rollt in die gegnerische Hälfte, wo er meistens vor dem Schieber eines Gegenspielers landet, mit etwas Glück aber auch abgefälscht wird und vielleicht bis ins Tor rollt 07 / 16
denen auf einem Tisch mehr oder weniger originalgetreu ein Fußballspiel simuliert werden kann. Ein Kicker als Standgerät aus Blech ist schon wegen der starken Belastungen beim Spielverlauf nicht vorstellbar und wurde wahrscheinlich auch nie aus diesem Material hergestellt. Beim 1923 entwickelten „Tipp-Kick" waren die
Es ist nicht mehr nachvollziehbar, wann und von welchem Hersteller der Fußballsport für die Blechspielzeugindustrie entdeckt wurde. In alten Katalogen aus den 1920er-Jahren sind ein paar mechanische Figuren nachweisbar, die eine Tretbewegung in Richtung eines vor dem Fuß befestigten Balles ausführen konnten oder auf einem Fahrgestell mit anmontiertem Ball über den Boden rollten. Komplexe Bewegungsabläufe mit Ballannahme, Torschuss, Kopfball, Dribblings, Zweikämpfe
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BLECHSPIELZEUG 107 konnten, waren Mechanismen mit Stangen und Hebeln erforderlich, die den Spielern aber nur einen begrenzten Aktionsraum mit wenigen Bewegungen ermöglichten. Spielsituationen mit Abseitsstellungen, Einwürfen, Fouls, verbotenem Handspiel usw. waren somit von vornherein ausgeschlossen, die Möglichkeiten beschränkten sich auf einfache Mechanismen, mit denen kleine Figuren einen Ball in das gegnerische Tor bringen konnten. Trotzdem versuchten sich einige Konstrukteure an blechernen Tischfußballspielen mit zwei Mannschaften. Zwar nicht immer mit elf Spielern je Mannschaft und weit von der Realität des Fußballplatzes entfernt, aber doch mit ganz interessanten und unterschiedlichen Lösungen. Das Spielfeld des F. C. Rapid mit allen Spielern und Metalltoren. Die dunklen Linien sind Rinnen für die Mechanik und lassen sehr gut den Aktionsbereich der Figuren erkennen. Die vier Löcher an den Ecken sind zur Aufnahme hoher Stangen gedacht, um die ein Plastikstreifen um das gesamte Spielfeld gespannt werden kann. Grundfläche 73 cm x 50 cm. Gekennzeichnet mit „MIEG'S F.C. Rapid. Patent. Made in Germany". – Zwei 6 cm hohe Spieler mit einem im Verhältnis zu den Figuren übergroßen Ball am Mittelkreis. Ein kleineres Spielgerät würde wohl häufig in den Rinnen stecken bleiben. – Das Deckelbild des F.C. Rapid von Mieg. Gut zu erkennen sind die Führungsstangen hinter den Toren für die Spieler usw. waren ohnehin nicht darstellbar und deshalb nahmen sich die meisten Blechspielzeughersteller des Themas Fußball wohl gar nicht erst an. Bei wenigen anderen Darstellungen schossen einzelne Spieler auf ein Tor oder zwei Figuren spielten sich wie im Training den Ball zu. Fußball als Mannschaftssport ließ sich so natürlich nicht darstellen und nur sehr wenige Blechspielzeughersteller unternahmen Versuche, Spielzeuge mit zwei Mann-
schaften auf einem Spielfeld zu konstruieren. Da die Spieler ja nicht frei, sondern nur „ferngesteuert" auf dem Feld agieren
Made in Germany, 1930 Um 1930 entstand ein mit „Made in Germany" gekennzeichnetes Fußballspiel mit zwei Mannschaften auf einem Spielfeld, wahrscheinlich das erste dieser Art in Deutschland. Beide Mannschaften bestehen aus je sechs Feldspielern und einem Torhüter, die sich sämtlich in ihrer Spielhälfte aufhalten. Alle Spieler sind aus zwei Halbteilen plastisch geformt, in gleicher Weise beweglich und lassen sich durch den Druck auf hinter den Toren angebrachten Holzknöpfen etwa 3 cm vorwärts schieben und rutschen mittels einer zwischen Knopf und Spielfeldrand angebrachten Feder wieder zurück. Per Hand lassen sich die Spieler auch etwa einen Zentimeter nach links und rechts drehen, womit sich die Richtung des Balles leicht beeinflussen lässt. Ein Zuspiel innerhalb einer Mannschaft ist damit jedoch nicht möglich, denn jeder Schuss geht Richtung gegnerisches Tor oder an die seitliche Bande und rollt von dort in das Spielfeld zurück. Die Bauweise und die Funktion aller Spieler sind identisch, auch die Torhü07 / 16
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Fußballspiel aus der UdSSR. Vertrieb durch Raznoexport, Moskau, UdSSR. Die Mechanik für die Bewegung der Schussbeine befindet sich unter dem Spielfeld. Das aus einem Drahtgeflecht bestehende Tornetz fehlt bei diesem Spiel auf der rechten Seite. Grundfläche 30,5 cm x 18,5 cm. – Das Fußballspiel aus der UdSSR. Der Spieler ist mit dem nach hinten gezogenen Bein bereit zum Schuss. – Das Fußballspiel aus der UdSSR mit einer Aktion des Torhüters. Gut zu erkennen ist hinter dem Netz der Hebel für die Steuerung der Figur. – Das Deckelbild des Fußballspiels aus der UdSSR ter lassen sich nur ohne Änderung der Körperhaltung verschieben. Kleine Vertiefungen im Spielfeld sorgen dafür, dass der Ball nach einem Schuss, sofern er nicht im Tor landet, fast immer vor einem anderen Spieler liegen bleibt und dieser sofort schießen kann – allerdings nicht mit dem Fuß, sondern mit einem gewölbten Blechstreifen vor dem Schussbein. Mit diesem, ca. 3 cm breiten Streifen lassen sich auch bei schneller Reaktion die aus der gegnerischen Hälfte kommenden Bälle blockieren oder zumindest in ihrer Richtung verändern. Tore sind bei dieser Konstruktion nur selten zu erzielen, da die meisten Schüsse durch die Blechstreifen gegnerischer Spieler blockiert werden und fast nur abgefälschte Bälle ins Ziel gelangen können. Nur von Tor zu Tor kann der Ball ohne Hindernisse dazwischen geschossen werden. Wegen der Anordung der Spieler in Reih und Glied und ihrer geringen Bewegungsmöglichkeiten wirkt die ganze 07 / 16
Szenerie recht statisch – mehr Kasernenhof als Sportstätte. Lebendiger wird es während des Spielverlaufs: Dank locker eingehängter Arme und der durch Schüsse ausgelösten Vibrationen des Spielfeldes erscheinen die kleinen Figuren mit ihren schlenkernden Armen plötzlich recht lebhaft.
F. C. Rapid Deutlich mehr Spielmöglichkeiten bot ein etwa 1960 bei der Firma Edwin Mieg, mit
„Tipp-Kick" schon viele Jahre höchst erfolgreich, erschienenes Fußballspiel mit der Bezeichnung „F. C. Rapid". In Verbindung mit einem Ortsnamen gab und gibt es in Europa einige Vereine mit dieser Bezeichnung, eine Verbindung zwischen dem Spielzeug und einem dieser Clubs lässt sich aber nicht herstellen. Auf einer festen Grundplatte, umgeben von einem stabilen Holzrahmen, lassen sich zwei Mannschaften mit fünf Feldspielern, alle in gleicher Form als beidseitig bedruckte Flachfiguren aus Blech gefertigt, bewegen. Die Torhüter, etwas anders gestaltet und minimal größer als die Sportkameraden auf dem Feld, können im Torraum, zwei Verteidiger in der eigenen und drei Mittelfeldspieler bzw. Angreifer in der gegnerischen Hälfte agieren. Mit langen Stangen, zwischen Spielfläche und einer Bodenplatte verlaufend, lassen sich die Feldspieler über fast eine komplette Spielhälfte verschieben. So gelangen die Verteidiger vom Torraum bis zur Mittellinie und der Mittelstürmer vom Mittelpunkt im Anstoßkreis bis zum Elfmeterpunkt im gegnerischen Strafraum. So kann auf dem gesamten Spielfeld der Ball immer von mindestens einem Spieler erreicht werden. Vom Ende einer jeden Stange ragt ein Metallstift mit einem Schlitz in das Spielfeld, in diesen Schlitz wird ein Bein eines Spielers gesteckt und die Figur auf diese Weise solide befestigt. Die Besonderheit dieses Fußballspieles besteht nun darin, dass sich die Stangen nicht nur schieben, son-
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BLECHSPIELZEUG 109 Europa Cup von Technofix, Nürnberg. Das Stadion ist ca. 53 cm x 32 cm groß. Bis auf die Plastiktore sind alle Teile aus Blech gefertigt. – Europa Cup mit einem Blick vom Mittelkreis zum Tor. Die Spieler lassen sich über die gesamte Länge der in das Spielfeld eingelassenen Schlitze verschieben nem Mitspieler übergeben werden muss. Das Regelwerk des Spiels für zwei oder vier Spieler plus Schiedsrichter sieht eine auf zwei Halbzeiten verteilte Spieldauer von insgesamt 14 Minuten vor, bei einem Unentschieden noch eine Verlängerung. Das Spiel dürfte in hoher Auflage produziert worden und ein Exportschlager gewesen sein, denn es wird heute noch häufig auf Spielzeugmärkten und -auktionen für erschwingliche 30-50 Euro in gutem Erhaltungszustand samt Originalverpackung angeboten. dern auch drehen lassen und diese Drehbewegung durch einen Mechanismus auf die Spieler übertragen wird. Alle Akteure lassen sich um die eigene Achse drehen und können deshalb nicht nur Torschüsse, sondern auch Pässe in sämtliche Richtungen ausführen. Die auf der gleichen Längslinie agierenden Spieler können sich sogar mit den Füßen berühren, auf diese Weise den Gegner blockieren oder beim Schuss stören. Aus den Spielregeln geht nicht hervor, ob ein derartiges Verhalten als Foulspiel zu ahnden war. Alle Spieler haben die gleiche Form, stehen breitbeinig auf ihren Führungsstangen und haben einen Blechstreifen zwischen den Füßen, mit denen sich der Ball gut führen und schießen lässt. Die Torhüter lassen sich nur im Torraum quer zum Spielfeld bewegen, können die gleichen Bewegungen wie die Feldspieler ausführen und damit die gesamte Länge des Tores abdecken. Laut Regelwerk soll jede Halbzeit zehn Minuten dauern und gespielt wird mit Bande. Nur wenn der Ball das Spielfeld verlässt, gibt es einen Einwurf oder Abstoß durch den Torhüter. Um das zu vermeiden, lassen sich übergroße Eckfahnen aufstellen und um diese ein Plastikstreifen spannen. Die Schwäche des Spiels ergibt sich durch die Rinnen auf dem Spielfeld, die wie ein holpriger Rasen wirken und die Richtung des Balles verändern oder ihn gar stoppen können. Vorteilhaft kann das ganze Spiel verpackt werden: Die Stangen lassen sich fast gänzlich unter das Spielfeld schieben, alle Spieler von den Halterungen abnehmen und die Blechtore auf das Spielfeld umklappen. „F. C. Rapid” war auch in einer kleineren Version mit nur drei Spielern je Mannschaft zu haben, wobei der Torhüter auch die Position eines Feldspielers einnehmen konnte.
Tischfußballspiel wurde in den 1960er-/ 70er-Jahren in der Sowjetunion gefertigt. Die drei Feldspieler, beidseitig bedruckte Flachfiguren, jeder Mannschaft sind fest in ihrer Spielhälfte montiert, haben aber alle ein bewegliches Schussbein. Hinter der Torlinie befindet sich für jeden Spieler das gebogene Ende einer Stange, mit der das Bein des Fußballers nach hinten gezogen werden kann und dann, wenn die Stange losgelassen wird, eine Druckfeder den Tritt vor den Ball auslöst. Mit dieser Federmechanik lässt sich sogar die Stärke des Schusses ganz gut dosieren. Kleine Vertiefungen vor den Spielern bewirken, dass der Ball, von einem Gegenspieler oder der Bande kommend, immer vor das Schussbein rollt. Der nur vorne farblich gestaltete Torhüter steht mit erhobenen Armen vor seinem Gehäuse und kann mit einem kleinen Hebel hinter dem Tor bis zum Bodenkontakt nach links und rechts bewegt werden, also Schüsse gut abwehren. Ein Schussbein hat der Torhüter nicht, weshalb ein gehaltener Ball für den Abstoß ei-
Europa Cup Mit der Saison 1955/56 wurde mit Fußballmannschaften aus mehreren europäischen Ländern um den Europapokal der Landesmeister gespielt, 1960/61 folgte zusätzlich der Europapokal der LandesPokalsieger. Auch deutsche Mannschaften nahmen teil und das mag der Grund für die Blechspielwarenfabrik Gebr. Einfalt (Marke Technofix) aus Nürnberg gewesen sein, ab 1961 ein Fußballspiel mit der Bezeichnung „Europa Cup" zu produzieren. Ein rundum mit Werbung bedrucktes Stadion und 22 Spieler auf dem Feld lassen das Spiel auf den ersten Blick sehr lebhaft und interessant erscheinen. Feldspieler und Torhüter sind jedoch alle gleich geformt und wirken mit angelegten Armen unsportlich steif. Dazu beeinträchtigen die vielen Schlitze im Spielfeld, wie auch beim „F. C. Rapid”, die ansonsten gelungene Optik. Konstruiert ist der „Europa Cup” für
Sowjetischer Exportschlager Ein kleines und optisch recht unscheinbares, aber mechanisch interessantes 07 / 16
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Das Deckelbild des Europa Cup verspricht viel und zeigt eine dynamische Szene mit einem Torhüter in voller Aktion. Tatsächlich ist die Figur aber nur in stehender Position mit angelegten Armen vor dem Tor verschiebbar. – Der seitliche Schachtelaufdruck verdeutlicht die Funktionsweise des Europa Cup. Die Spieler können mit beiden Händen die Hebel bedienen und damit die Figuren verschieben zwei Spieler, die mit ihren Händen die beiden Hebel hinter den Toren bedienen und damit die Spieler steuern können. Mit dem rechten Hebel werden gleichzeitig sechs Feldspieler und mit dem linken der Torhüter und die übrigen vier Feldspieler bewegt. Die unter dem Spielfeld angebrachte Mechanik ist so konstruiert, dass der Torwart sich auf einer gebogenen Linie vor seinem Gehäuse bewegen und nach
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rechts und links schießen kann, während die Feldspieler alle auf das gegnerische Tor ausgerichtet sind. Unebenheiten in Form kleiner Erhebungen und Rinnen auf dem Spielfeld sorgen dafür, dass der Ball fast immer vor einen Spieler rollt oder im Schlitz vor der Figur liegen bleibt. Falls das nicht der Fall sein sollte, befördert ein leichter Schlag vor das Stadion den Ball an eine spielbare Stelle. Bei einem Schuss, ausgelöst durch ein Schieben des Hebels Richtung Spielfeld, rollt der Ball zunächst durch die Rinne Richtung gegnerisches Tor. Da die Rinnen etwas vertieft angebracht sind, verspringt der Ball häufig an deren Ende, so dass er selten den gewünschten Weg rollt und Pässe zu Mitspielern oder gezielte Torschüsse kaum möglich sind. Es kann auch vorkommen, dass der Ball unerwünscht in der Rinne hinter einem Spieler liegen bleibt und sich
so natürlich nicht in Richtung Gegentor bewegen lässt. Für diese missliche Situation bietet ein Aufdruck auf der Schachtel einen Tipp: „Falls der Ball hinter einem Spieler zu liegen kommt, kann er durch langsames Zurückziehen des Hebels nach vorne gebracht werden." Die hier vorgestellten Fußballspiele haben, wie die wenigen ein paar anderer Hersteller auch, alle einige Vorzüge und Schwächen. Ansprechend gestaltete Figuren „Made in Germany" mit der Schusstechnik der Spieler aus der Sowjetunion und dem Aktionskreis der Mannschaften des „F. C. Rapid" im Stadion der Gebrüder Einfalt wären sicher eine gelungene Kombination gewesen. Aber ein derartiges mechanisches Fußballspiel aus Blech hat es leider nie gegeben. Fotos: Ludger Spielberg
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FEUERFESTES KOCHGESCHIRR AUS MEISSEN KARL B. THOMAS
Feuerfeste Keramik war zu Zeiten des Küchen- und des Kachelofens mit Wärmefach notwendig und beliebt. Heutzutage mit veränderten Gewohnheiten der Nahrungs- und Getränkezubereitung spielt sie keine Rolle mehr, dafür ist sie aber ein teils beliebtes Sammelobjekt. Ein besonderes Beispiel ist dabei das Geschirr aus dem schlesischen Bunzlau. Im vorliegenden Aufsatz geht es aber um ein nur kurzzeitig hergestelltes Geschirr aus Meißen und damit ein Nischen-Sammelgebiet.
Kochen vor 100 Jahren In Meißen gab es im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert eine Reihe von teils überregional bedeutenden Kachelofen-
herstellern. Neben dieser Produktion versuchten sich einzelne Firmen unter Verwendung ihres originären Rohstoffs, dem Ton, mit einer zweiten Produktionslinie. Die Teichert-Firmen stellten zusätzlich Haushalts- und Zierporzellan her, und die Somag-AG erweiterte ihre Produktion um Wand- und Bodenfliesen sowie um Baukeramik. Eine Firma aus dem rechtselbischen Meißen-Cölln, die Cölln-Meißener Ofenfabrik Saxonia, ging einen anderen Weg. Die Firma wurde 1888 als Ofenfabrik und Kunstziegelei gegründet und trat damit in Wettbewerb zur ebenfalls in Cölln (seit 1900 mit Meißen vereinigt) ansässigen Porzellanund Ofenfabrik Ernst Teichert GmbH, der Sächsischen Ofen- und ChamottewarenFabrik AG (vormals E. Teichert), der nachmalig in SOMAG umbenannten Firma sowie der Meißner Ofen- und Porzellanfabrik AG (vorm. C. Teichert) im linkselbischen Stadtteil. Eine Firmenanzeige im „Führer durch Meißen und seine Umgebung", erschienen um 1905, enthält noch keinen Hinweis auf das feuerfeste Kochgeschirr. Das Geschirr basiert auf einem Patent von Charles Gebert (Dessau), das gemäß eines Vertrags von 1907 mit der Firma Saxonia bis zur Serienreife 1908 versuchsmäßig gefertigt wurde. In einem Verkaufskatalog (bekannt Milchtopf schräge Form, Größe 5, H 12 cm, Inhalt 2,5 Liter, Preis 1,20 M. – Ovaler Schmortiegel, Größe 5, B 18 cm, Inhalt 2,25 Liter, Preis 3 M
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Titelblatt des Verkaufskataloges, um 1917. – Zwei Reklamemarken der Firma. – Fabrikmarke in zwei verschiedenen Ausgaben) wurde das gesamte Sortiment vorgestellt. Dort heißt es: „Meißner Ton-Koch-Geschirr ... ist ein wirklich feuerbeständiges Kochgeschirr. Es kann auf direkte Herd-, Gas-, Petroleum- oder Spiritusflamme gestellt werden und läßt sich infolge einer guten Glasur leicht reinigen. Die darin bereiteten Speisen behalten ihren vollen Saft und Wohlgeschmack und verändern auch die Farbe nicht. – Jede Gefährdung der Gesundheit ist bei Verwendung des Geschirrs ausgeschlossen. Außerdem hat dasselbe vor Porzellankochgeschirr den Vorzug, daß jederzeit kaltes Wasser nach-
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Werbeaschenbecher der Fa. Saxonia gefüllt werden kann, ohne daß die Haltbarkeit dadurch beeinflußt wird. Durch Gebrauch unseres Geschirrs wird außerdem eine nicht unbedeutende Ersparnis an Brenn-Material, speziell bei Gas- und Spiritus-Feuer erzielt, da, sobald die Speisen in dem Geschirr zum Kochen gebracht sind, d.h. das Gefäß eine genügende Menge Wärme aufgespeichert hat, es nur einer geringen Flamme bedarf, die Speisen dauernd im Kochen zu halten. Wegen seiner guthaltenden Wärme eignet sich unser Material besonders zu Kochkistentöpfen. Bezüglich der Feuerfestigkeit wird unser Fabrikat von keinem ähnlichen Material übertroffen." Weiterhin heißt es in einer Gebrauchsanweisung: „Jeder Topf ist vor Gebrauch mit reinem Wasser, ohne Zusatz von Salz oder Soda, zu füllen und bis zur vollständigen Verdampfung auszukochen. Bei Verwendung auf offener Herd- oder Gasflamme ist das Geschirr langsam und gleichmäßig zu erwärmen und darf keiner Stichflamme ausgesetzt werden; besonders ist darauf zu achten, daß das Feuer den Topf nicht nur an einer Stelle trifft und die übrige Fläche des Bodens unberührt läßt. – Das Geschirr darf nicht in die Herdringe eingehängt werden. Aufzubewahren ist dasselbe offen, also ohne aufgelegten Deckel."
74 Geschirrformen Der Katalog enthält von Milchtopf, Kochtopf, Schmortiegel, Bratpfanne, Auflaufund Puddingformen, Eierpfanne über Teeund Kaffeekanne bis zum Kinderkochgeschirr 74 verschiedene Geschirrformen mit jeweils bis zu zehn aufsteigenden Größen. Aus einer Privatsammlung mit inzwischen 55 Teilen mit einem Erwerbungspreis von 350 Euro sollen hier einige Beispiele dieser Produktion vorgestellt werden. Nur zehn Objekte waren teurer als 10 Euro (aber unter 18 Euro) – höhere Preise sind offensichtlich nicht zu erzielen. Zu 72 Prozent kamen die Stücke über die InterPuddingform Fisch, L 33 cm, Preis 2 M
netplattform ebay, die Rest wurde auf Antik- und Flohmärken aufgespürrt. Die Firma betrieb für diese Produktsparte auch Werbung in Form von Reklamemarken für die Geschäftspost und war auf entsprechenden Ausstellungen präsent. So wurde das Geschirr im März 1912 auf der Internationalen Kochkunst-Ausstellung zu Wien mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Um die Unbedenklichkeit des Geschirrs gegen den Übergang von Blei in die bereiteten Speisen zu dokumentieren, erteilte 1916 ein Berliner Laboratorium einen entsprechenden Prüfbericht, abgedruckt im Verkaufskatalog. Ein Werbeaschenbecher aus dieser Zeit weist weiterhin auf das Kochgeschirr hin. Das Geschirr ist außen braun geflammt gestaltet und hat innen eine gleichmäßige braune Glasur. Es hebt sich damit optisch vom Geschirr anderer Firmen deutlich ab und ist für den Sammler schnell und eindeutig zu erkennen. Außerdem ist jedes Teil mit einem zweizeiligen Pressstempel „FEUERFEST MEISSEN" versehen. Der Absatz des Geschirrs lief von Beginn an für die Firma sehr erfreulich, obwohl das Geschirr nicht billig war. Der größte Kochtopf mit 18 Litern Inhalt, also für eine sehr große Familie, kostete laut Katalog von 1917 immerhin 7 Mark, also zwischen 35 und 10 Prozent eines Wochenlohnes. Dieser durchschnittliche Wochenlohn in Meißen betrug 1909 zwischen 20 Mark für Hilfsexpedienten und 64 Mark für Inspektoren.
Produktionszeit: 16 Jahre Der Umsatz hatte sich von 1908 bis 1910 bereits vervierfacht. Einen weiteren Nachfrageschub erzeugte der Erste Weltkrieg mit dem einhergehenden Mangel an Metall. Hier entstand durch das Material Ton eine Alternative. Nach Kriegsende lief der Absatz noch zufriedenstellend, war aber dann bis 1924 rückläufig, und die Produktion lief aus. Zum Jahr 1929 übernahm die Meißner Ofen- und Porzellanfabrik AG vorm. C.Teichert die Firma und produzierte in diesem Betriebsteil Baukeramik. In Unkenntnis der Zusammenhänge wird heute das feuerfeste Kochgeschirr mit dieser Markierung sehr häufig der Firma Teichert („Stadtmeissen") zugeschrieben, was natürlich nicht den Tatsachen entspricht. Die Gesamtproduktionszeit des feuerfesten Kochgeschirrs von 16 Jahren ist als kurz zu bezeichnen, es haben sich aber erstaunlich viele Objekte auf dem Sammlermarkt erhalten. Fotos: Karl B. Thomas
Kochtopf, Größe 4, H 13 cm, Inhalt 3 Liter, Preis 1,70 M. – Kaffeekanne, Größe 3, H 18 cm, Inhalt 1,5 Liter, Preis 1,70 M. – Puddingform Krebs, L 25 cm, Preis 1,80 M. – Milchtopf steile Form, Größe 1, H 11,5 cm, Inhalt 0,75 Liter, Preis 50 Pf. – Einteilige Gugelhupfform, H 6 cm, Preis 1 M 07 / 16
Termine im Juli 01 Fr Köln-Porz-Eil
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02 Sa Köln-Porz-Eil
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03 So Köln-Marsdorf
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07 Do Essen-Bergeborbeck Autokino Essen, Sulterkamp
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08 Fr Köln-Porz-Eil
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09 Sa Köln-Porz-Eil
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10 So Köln-Porz-Eil
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13 Mi Köln-Porz-Eil
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14 Do Essen-Bergeborbeck Autokino Essen, Sulterkamp
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15 Fr Köln-Porz-Eil
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16 Sa Köln-Porz-Eil
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17 So Köln-Ossendorf
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21 Do Essen-Bergeborbeck Autokino Essen, Sulterkamp
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27 Mi Köln-Porz-Eil
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Samstag vor Ort
28 Do Essen-Bergeborbeck Autokino Essen, Sulterkamp
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29 Fr Köln-Porz-Eil
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Globus IKEA
30 Sa Köln-Porz-Eil
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Autokino AutokinoKöln-Porz Porz Autokino Essen Autokino Köln-Porz VerkehrsübungsAutokino Köln-Porz Autokino Köln-Porz Handelshof Köln-Poll Dienstag/Donnerstag Mittwoch Donnerstag Freitag platzSamstag Samstag Sonntag Sonn-/Feiertag
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