Trödler 09/2021

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Europas Sammlermagazin

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Schülerkarten Pink Floyd


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Bares für Rares Das offizielle Buch zur beliebten Trödel-Show mit Horst Lichter

Wertvoll oder wertlos? In Horst Lichters kultiger Trödel-Show „Bares für Rares” kann jede/r seltene Fundstücke aus Keller oder Garage schätzen und verkaufen lassen. Seit der Erstausstrahlung am 03.08.2013 hat sich BfR, wie die beliebte Show unter Fans genannt wird, zum absoluten Publikumsliebling im Vorabend-TV entwickelt.

Seit März 2020 gibt es nun das offizielle Buch zur ZDF-Serie. Darin enthalten:

• informative Porträts zu allen Beteiligten (Horst Lichter, die Experten, die Händler und die Menschen hinter der Kamera)

• ein Abriss über die Drehorte

und Special-Formate • eine Übersicht über die besonderen Momente (von den spannendsten Geschichten über die interessantesten Objekte bis zu den verrücktesten Geboten)

• ein Exkurs zum Thema

„Sammeln gestern und heute” (inkl. Sammlertypen)

• allgemeine Service-Informationen rund um die Sendung sowie ein Glossar zu den wichtigsten Begrifflichkeiten

Horst Lichter/Bernd Imgrund: Bares für Rares Die spannendsten Geschichten, die interessantesten Objekte, die sensationellsten Gebote riva Verlag, Hardcover, 208 Seiten ISBN: 978-3-7423-1153-5

19,99 € (inkl. Porto + Verpa ckung)

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LESERFORUM 4

E PERÖ SEH

! @rotkörbchen Ich habe diese Körbe second hand ohne jegliche Information erworben, einfach, weil ich sie hübsch fand und ich so etwas noch nie gesehen hatte. Sie haben einen Blechboden und Blechrand, in denen das Geflecht festgeklemmt zu sein scheint. Der türkisgrüne Lack hat die Blumendekoration wie als Abziehbildchen aufgeklebt(?). Diese sind allerdings hauchdünn, an einigen Stellen unvollständig und angekratzt und sicher alt. Seit

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Die beiden Brotkörbe scheinen aus einem gestanzten, geprägten und dann lackierten Boden und Rand zu bestehen, durch ein Wiener Geflecht aus Rattan sind die beiden Teile verbunden. Der Chromolitho-Blumendekor wurde als Abziehbild aufgebracht (das Patent für Abziehbilder auf Blech etc. wurde erstmals 1826 in Österreich erteilt). Die Blechteile dieser Körbe wurde in einer Fabrik hergestellt, das Flechten vermutlich in Heimarbeit ausgeführt. Ähnlich konstruierte Körbe tauchen hin und wieder im Handel auf. In der Regel sind diese dann mit Alpenblumen wie Edelweiß oder Enzian dekoriert. Daraus könnte man schließen, dass diese Körbe in der Nähe der Produktionsstätten der Bugholzmöbel hergestellt wurden. Auch eine Kombination, also Produktion der Bleche in z.B. Nürnberg und Herstellung des Flechtwerks in Österreich-Ungarn wäre möglich. Die in der Zeit um 1880 herge-

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wann es aber so etwas gab, weiß ich eben gar nicht. Aufgrund der Farbe hätte ich sie in die 1950er-Jahre verortet, die BlumenMotive wirken aber eigentlich älter. Mich würde also sehr interessieren, wie, wo und wann so etwas hergestellt wurde und wofür sie gedacht waren. Als Obstschalen erscheinen sie mir eigentlich zu empfindlich. Louise Achterberg, Marburg 09 / 21

stellten Körbe würde ich mit jeweils 50 bis 80 Euro bewerten.

Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger, Jagdschloss Göhrde

! In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi erlags Gmbä Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Str. 3 85293 Reichertshausen oder ver E Mail an info-gemiNerlag.de


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LESERFORUM 5

! IlgemBlde Als treuer Abonnent des „Trödler", wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir noch einmal über eines meiner Gemälde, das ich schon seit über 40 Jahren besitze, Auskunft erteilen könnten. Es misst 48 x 66 cm. Leider kann ich die Signatur nicht entziffern. Ich hoffe, Sie sind dabei erfolgreicher und können mir die Identität des Künstlers mitteilen. Ich freue mich von Ihnen zu hören bzw. zu lesen.

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Hans Scharrer, Ingolstadt

Dieses Gemälde wurde in Spachteltechnik von der Hand eines versierten Kunstmalers in der Zeit um 1960 bis 1970 ausgeführt. Das Bild scheint eine touristische Destination darzustellen oder eine Erinnerung daran zu evozieren, möglicherweise eine Stadtbefestigung oder eine Reihe von Geschlechtertürmen in der Nähe eines

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ovalen Kreis sowie die Kennung FI1261. Der vermutlich italienische Künstler hat das Glasgefäß auf der Unterseite für mich unleserlich signiert. Können Sie mir das entziffern und mir den Künstler nennen? Auch über eine Bewertung dieses sicher recht seltenen Objektes würde ich mich sehr freuen. Günter Reisinger, o. O. Flusses. Die Signatur gibt tatsächlich Rätsel auf, der letzte Buchstabe scheint ein Kurrent „d“ zu sein. Folgt man dieser Annahme, dann könnte der Name „M. Sauerland“ oder „M. Lau...d“ lauten. Vermutlich handelt es sich um eine dekorative Malerei der Wirtschaftswunderzeit, dergleichen konnte man damals in den Kunstabteilungen der Warenhäuser kaufen. Preislich würde ich das Bild bei 100 bis 200 Euro einordnen.

bis 1968 hinweisen. Laut Gesetz vom 5. Februar 1934 sollte zunächst die Identifikationsnummer des Fabrikanten und dann die Region folgen, also z.B. „123 Fi“ (Firenze) und nicht umgekehrt, auch die Form der Umrandung entspricht nicht den Vorschriften. Es handelt sich um eine PseudoPunze, die Montierung wäre dann nur versilbert. Der kleine Flakon aus Klarglas wurde in Italien nach 1981 in der Punto Arte Werkstatt mit transluziden Glasfarben von Hand bemalt und ist auch so bezeichnet („disegno a mano“). Punto Arte di Calufetti wurde von einer Gruppe Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern 1981 gegründet, in diesem Fall hat hier also eine „Claudia F.“ den Pinsel geschwungen. Gemeinsames Kennzeichen aller Produkte dieser Werkstatt/Schulwerkstatt sind von Trennlinien separierte Farbflächen. Punto Arte (25069 Villa Carcina, BS, Italien) exportierte viel in die USA und hatte deshalb auch ein Verkaufslager in New Jersey. Der Produktkatalog umfasste Glasschalen, Parfumflaschen und Zerstäuber, Karaffen u. a. Ähnliche Punto Arte-Ziergegenstände werden im Preisbereich von 20 bis 50 Euro angeboten. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger, Jagdschloss Göhrde

Die facettierte Form des Pressglasflakons erinnert an das Art déco, die Zusammenstellung der Farben allerdings an das Art déco-Revival der 80er-Jahre. Die Punze auf der Silbermontierung soll auf einen Hersteller in Florenz im Zeitraum 1944

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Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger, Jagdschloss Göhrde

! Flakon Seit mehreren Jahrzenten bin ich eifriger Flomarktbesucher und deswegen auch etwa genau solange Abonnent Ihrer Zeitschrift. Trotzdem habe ich bisher nie Ihre Dienste im Hinblick auf eine Objektbestimmung in Anspruch nehmen müssen. Dies möchte ich aber jetzt einmal im Fall des folgenden Glasgefäßes tun, für das ich bisher trotz intensiver Internetrecherchen keinerlei Hinweise gefunden habe, auch weil ich den Namen des Künstlers nicht vollständig entziffern kann: Es handelt sich um ein pyramidenförmig zulaufendes bemaltes Tintenfass oder einen Parfümflakon aus Glas (mit fehlenden Stopfen?). Es ist circa 5 cm hoch, 4 x 5 cm im Umfang und hat ein Gewicht von rund 55 g. Die Flaschenöffnung besteht aus einem Ring aus Silber, gestempelt 800 im

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MAGA N 6

AäSSTEKKäNGEN

! Wi eÖder das Böse Bis 10. Oktober zeigt das Bomann-Museum Celle die Ausstellung „Wi(e)der das Böse. Annäherungen an das Unerklärliche”. 60 Künstlerinnen und Künstler haben sich – überwiegend exklusiv – mit der Frage nach Gut und Böse befasst. In den letzten Jahren sind dem Menschen zahlreiche Feindbilder abhandengekommen. Und wurden umgehend durch neue ersetzt. Die Etiketten „Gut“ und „Böse“ werden beliebig auf fast alles geklebt, was sich einer vernünftigen, „wahrhaftigen“ Einschätzung verschließt, auch und besonders in pandemischen Zeiten. Was steckt hinter diesen polaren Begrifflichkeiten? Gibt es das definitiv Gute, das definitiv Böse überhaupt? Das Nachdenken über diese Begriffe be-

Simone Haack, Cich id, Vl auf Baumwolle, 2020Z Bomann-Museum Uelle Die Sammlung der weltweit bekannten und von Liebhabern geschätzten Hummelfiguren der Porzellanfabrik W. Goebel wird von der Familie Zipf aus Wettin-Löbejün präsentiert. Die über 200 ausgestellten Figuren wurden mit viel Leidenschaft von Birgit Zipf einst zusammengetragen. Sie gehen auf Zeichnungen der Franziskanerin Maria Innocentia Hummel (1909-1946) zurück. Aus ihrer großen Liebe zu Kindern entstanden Zeichnungen von spielenden Kindern, von Freunden aus vergangenen Tagen und jenen, die zum Spielen in den Klostergarten kamen. 1934 erhielt Franz Goebel die Lizenz, die Zeichnungen in Figuren umzusetzen. Die ersten Kleinplastiken wurden 1935 herausgegeben und sind seit dem Sinnbilder für unbeschwerte Kindertage. „Ich will nur Freude machen“, schrieb die Künstlerin

Arndt Möller, Das Böse YEin eichner kann die Welt nicht 8om Bösen befreien. Aber er kann ihm zu lange Rrmel 8erpassen.y, Mischtechnik, 2019Z Bomann-Museum Uelle deutet Nachdenken über den Menschen selbst, seine Möglichkeiten und seine Grenzen. Es bedeutet: Selbsterkenntnis. Und Selbsterkenntnis gilt als erster Schritt auf dem langen Weg zum Guten.... Die 60 Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung „Wi(e)der das Böse. Annäherungen an das Unerklärliche“ beschäftigen sich mit dem, was ihnen – nicht zuletzt in den Jahren 2020/21 – „böse“ oder „gut“ erschien; sie analysieren, interpretieren, philosophieren oder machen sich zur Not einen Spaß dabei. Alte Antworten führen zu neuen Fragen; neue Fragen verlangen nach neuen Antworten. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Texten von Borwin Ban09 I 21

delow, Christian Y. Schmidt, Dietmar Wischmeyer, Jochen Meiners, WP Fahrenberg, Hilke Langhammer, 24 Euro. Telefon: 05141 124504 Webseite: www.bomann-museum.de

! Der erste Schultag Neben den drei Dauerausstellungen im Stadt- & Waagenmuseum Oschatz zur Stadtgeschichte, der Waagenbautradition in Oschatz und zum Leben und Wohnen früher wartet vor allem die aktuelle Sonderausstellung „Die Welt der Hummelfiguren“ auf viele interessierte Besucher.

Hummel-Müdchen mit KammZ Stadtmuseum Lschatz

Waagen-


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MAGA N 7 Wilhelm-Schussen-Str. 12, in 88427 Bad Schussenried, das Herbsttreffen des gemeinnützigen Vereins „Die Krugsammler e.V.“ statt. Von 9 bis 14 Uhr bieten private Sammler eine große Zahl von Reservistenkrügen, Mettlachkrügen, Figuren-, Zunft-, Brauerei-, Studenten-, Glas- und anderen Krügen zum Kauf oder Tausch an. Alte Krüge aller Art können kostenlos von erfahrenen Sammlern begutachtet und geschätzt werden, wobei ein Ankauf ebenso möglich ist. Krugliteratur in deutscher und englischer Sprache ist ebenfalls im Angebot sowie diverse Reservistenutensilien aus der Kaiserzeit. Telefon: 07251 63465 Webseite: www.diekrugsammler.de

/ierwaldstüttersee, Stereofotografie 8on Flvelen, /ierwaldstüttersee, 1903. Herstellerin war die äS-Firma American Stereoscopic UompanO in New ÄorkZ Schweizerisches Nationalmuseum vrich M.I. Hummel einst und wirkt in diesem Sinne bis heute weiter. Themen, wie der erste Schultag, verschiedene Berufsgruppen, süße Tierfreuden, die vier Jahreszeiten und noch viel mehr werden in der Ausstellung in Oschatz in Szene gesetzt. Es wird ein Einblick in die Schönheit und Vielfalt der kleinen Kinderfiguren gegeben, welche ländliche Idylle zeigen und etwas Bezauberndes an sich haben. (Bis 31. Oktober) Telefon: 03435 9202;5 Webseite: www.oschatz-erleben.de

Schweizerischen Nationalmuseums aufgenommen wurden. Sie werden durch Zeugnisse und Berichte von Reisenden ergänzt. Zudem stehen den Besucherinnen und Besuchern Informationen zur stereoskopischen Industrie und Technik zur Verfügung. Die Schau wird durch die Stiftung Familie Fehlmann unterstützt. Telefon: 41 44 21;6663 Webseite: www.landesmuseum.ch

TCEFFEN

! Die Schweiz in 3D Im 19. Jahrhundert eroberten Stereobilder die Salons rund um den Globus. Die räumliche Wahrnehmung von Fotografien begeisterte und war auch für den aufkommenden Tourismus Gold wert. Mit neuartigen Bildkarten und einem Betrachter, einem sogenannten Stereoskop, konnte man in dreidimensionale Welten eintauchen. Diese technische Innovation faszinierte und war zudem in der Produktion günstig. Internationale Verlage verbreiteten die Stereokarten weltweit und machten daraus schnell ein globales Massenmedium. Besonders beliebt waren touristische Motive. Sie brachten das Reisefieber in die Salons und Wohnzimmer des Bürgertums und lösten ein regelrechtes Sammelfieber aus. Das Reiseland Schweiz profitierte besonders von der Begeisterung rund um die Stereoskopie. Die bildliche Verbreitung von überwältigenden Berggipfeln oder idyllischen Seelandschaften unterstützten den steilen Aufstieg des Landes zur touristischen Topdestination. „Stereomania. Die Schweiz in 3D”, bis 17. Oktober im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich, ermöglicht den Besuchenden eine Reise zurück in die Zeit um 1900. Der Hauptfokus der Ausstellung liegt auf Stereofotografien der Schweiz aus den Jahren 1860 bis 1910. Die Ausstellung zeigt erstmals zahlreiche Stereobilder, welche Anfang 2020 in die Sammlung des

! Hoch die rvge” Am Samstag, den 18. September 2021 findet in der Schussenrieder Brauerei Ott,

! Alte Germanen Endlich ist es wieder soweit, dass auch die Trinkgefäße-Sammler „Alte Germanen“ ihre Herbst-Krug-Börse stattfinden lassen können. Am Samstag, dem 25. September, zwischen 9 und 14 Uhr, wollen sich die Sammler und Freunde von Trinkgefäßen in 36355 Grebenhain-Bermuthshain, Fuldaerstraße 5, treffen. Gesammelt – getauscht, gekauft oder verkauft werden wieder alle Arten von Trinkgefäßen und passender Literatur aus dem deutschsprachigen Raum, Reservistenkrüge, Brauerei- und Mettlachkrüge, Zunftkrüge, Figuren und dekorative Krüge aller Art. Zu finden sind Krüge ab 10 bis zu einem Wert von mehreren 1.000 Euro. Haben Sie noch einen Krug von Opa oder Onkel, Ihr Krug wird kostenlos bewertet. Alle Interessenten sind herzlich willkommen, auch nur zum Schauen oder Tauschen von Krügen. Der Eintritt ist frei. Telefon: 0172 7347;02

Die rugsammler treffen sich am 1;. September in der Brauerei Ltt in Bad Schussenried 09 I 21


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yH4LERKARSEZ

ULF äIELAZDS

In verschiedenen VeitrBgen ist vor allem in chulchroniken über die von chülern zum bestandenen Abitur bzw. dem Ein5Bhrigen, der heutigen Mittleren Reife, verfertigten und an Freunde und Terwandte verschickten Ansichtskarten berichtet worden 1ö. Dieser etwa ab 189 vor allem in ganz Deutschland aber auch in der chweiz praktizierte Vrauch dauerte 7 von spBteren Ausnahmen abgesehen 7 bis zum Ende des –weiten äeltkrieges. Dabei erfreuen sich vor allem die frühen, noch aus der Kaiserzeit stammenden, meist bunten Karten wegen der Tielfalt ihrer Motive gro?er Veliebtheit, bedürfen allerdings gleichzeitig gerade deshalb einiger ErklBrungen, stammt doch neben dem aktuellen –eitbezug ein Seil der Anspielungen aus der Antike bzw. der tudententradition.

der linken Seite die Größenangaben und die alterstypischen Attribute wie Fahrrad bzw. Kleidung oder eine erste Liebe dem schulischen Werdegang des Zöglings angepasst sind, steht dem oben angekommenen Primaner erst noch die Prüfungsmühle durch die gestrenge Kommission bevor. Ist die erfolgreich abgeschlossen, wird der Prüfling durch einen Seitenkrater hinauskatapultiert und galoppiert als munteres Maultier hinaus ins Leben. Typische Kennzeichen des bisherigen kargen schulischen und kommenden künftigen heiteren Daseins deuten die Symbole links bzw. rechts oben an unter dem trist dreinblickenden Mond bzw. der nun strahlenden Sonne. So gelingt es dem Zeichner mit einer Fülle von Andeutungen, die eigene Befindlichkeit einerseits rückblickend und andererseits zukunftsorientiert darzustellen: Der mühsame Aufstieg, die grausame Mühle der Prüfung und schließlich die befreiende Erlösung. Den schulischen Werdegang von der Sexta bis zur Prima gestaltet zeichnerisch eine Karte zum bestandenen Einjährigen 1904 in Lahr in Form eines Hindernislaufs, ein ebenfalls häufig auftretendes Motiv (2).

Das G6mnasium Doch bevor näher auf diesen Aspekt der Ikonographie eingegangen wird, soll zunächst das „System Gymnasium“ als gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeit – auf vielen Darstellungen aber auch als bedrückende Tretmühle und Paukanstalt empfunden – genauer betrachtet werden. Sehr anschaulich wird das auf einer der ganz frühen Abiturkarten, entstanden 1898 am Gymnasium Freiburg. Die Karte beschreibt den mühsamen Aufstieg von der 1. bis zur 9. Gymnasialklasse, also der Sexta bis zur Prima, sowie die Prüfungssituation des Abiturs mit der bildlichen Darstellung eines an die Schmiede des griechischen Gottes des Feuers Hephästos erinnernden Vulkans. Während auf

Zwischen Vorschule und der sonnenbestrahlten Akademie, hier mit „Freiheit“ bezeichnet, jagen zwei peitschenbewehrte (!) Lehrer, der für die ersten sechs Klassen als frackbekleideter Dompteur, der für die Oberstufe zuständige in Zivil, als Frösche dargestellte Schüler über die Hindernisse der Klassenstufen. Bevor mit der Oberstufe Hindernisse wie die Lektüren des Cicero, Livius oder Homer auftauchen, erhält der „Frosch“ mit der Pickelhaube die Berechtigung zum „Einjährigen“. Das Bild des zur „Freiheit“ der Akademie hin sich wendenden Mulus signalisiert schließlich das erlösende Ziel des Abiturs (3). Links: Freiburg 1898, oben: Lahr 190W


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4ber die Frjsche Wie auf der Abiturkarte aus Lahr von 1904 ersichtlich, sind die Schüler bis zur Prüfung ihrer Reife als Frösche dargestellt. Der Begriff „Frosch“ für den Schüler stammt aus der studentischen Tradition. Diese Anklänge an die Studentensprache finden sich bereits in Goethes „Faust“. Warum „Frosch“? Weil sie noch ganz grün hinter den Ohren sind? Weil sie von Klasse zu Klasse hüpfen? Weil sie grüne Mützen tragen? (4) Die Schule wird dementsprechend als Froschteich dargestellt (5). Auf diesem Froschteich fahren die Frösche, bis sie mit dem Abitur als Muli an der Haltestelle Akademie anlegen. Dort werden die künftigen Füchse, d. h. Verbindungsstudenten im ersten Semester bereits vom Vertreter einer studentischen Verbindung in Uniform erwartet. Vor den Schwarzwaldbergen signalisiert das Freiburger Münster den Herkunftsort dieser sehr frühen Karte. Eine Abiturkarte aus Mannheim aus dem Jahre 1904 zeigt dieses „Übersetzen“ von der Oberrealschule zur Universität ebenfalls in einem mit Fröschen und Mulis gefüllten Boot, als dessen Galionsfigur eine Siegesgöttin engelsgleich mit dem Siegerkranz winkt. Auch hier wird die Gruppe am Anlegesteg der Akademie, von wo es dann nach Karlsruhe oder Heidelberg zum Studium geht, vermutlich von einem Verbindungsstudenten bereits erwartet. Im Hintergrund geht (nach neunjähriger Fahrt) die Sonne der Freiheit auf, ein immer wiederkehrendes Leitmotiv, das am Anlegesteg mit der Schrift „Salve! Libertas Academiae! Salve!“ wiederaufgenommen wird. Oben links: Mannheim 190W, rechts: Freiburg 189 Unten rechts: Konstanz 190

Für den „Einjährigen“, d. h. den Absolventen der Untersekunda (U II), der heutigen „Mittleren Reife“ entsprechend, besteht diese „Überfahrt“ in der Möglichkeit, innerhalb eines Jahres durch Ableisten des einjährig-feiwilligen Dienstes beim Militär zum Offiziersanwärter zu avancieren (6). Die Karten zum Abschluss dieses Lebensabschnitts werden deshalb auch als „Einjährigenkarten“ bezeichnet. Eine Karte aus dem Jahre 1907 stellt diesen Vorgang vor dem Hintergrund der Konstanzer Stadtsilhouette sehr anschaulich dar, wobei auch nicht an Kritik über die vergangenen Jahre gespart wird: Das von einem Lehrer gehaltene Schild „In Tyran(!)is“ kennzeichnet wohl die damaligen Lehrer am heutigen Humboldt-Gymnasium, denen einer der Bootsinsassen die lange Nase dreht, während die übrigen freudig die neuen uniformierten Kameraden begrüßen bzw. von denen begrüßt werden. Auf einer 1905 entstandenen Abiturkarte

aus Aschersleben weist ein Schild mit dem Hinweis zum „Erebus“ auf den Schulleiter. Erebus ist der griechische Gott der Finsternis, auch dies ein Hinweis auf eine von harter Zucht und mitunter überharter Strenge geprägten Schulzeit.

Der Mulus Der Begriff „Mulus“ für den jungen Mann, der, dem gestrengen Auge des Direktors entflohen, sich nun anschickt, sich an den Brüsten der „Alma Mater“, der Akademie oder Universität zu laben, kommt durch den Vergleich der Ähnlichkeit, der zwischen besagtem Jüngling und dem Maulesel besteht. Denn wie dieser weder Esel noch Pferd, sondern eine Mischung von beidem ist, so ist der„Mulus“ ein Zwischending zwischen Schulfuchs und Student (7). 09 / 21


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„Lag der eigentliche Anlass der Einjährigenkarte im Übertritt zum Militärdienst begründet, so verweist die überwiegende Motivik der Abiturientenkarte auf den Sinn des Abiturs als Befähigung zum Hochschulstudium“ (8). Bedenkt man zudem, dass oft demütigende Disziplinierungsmaßnahmen der Gymnasien die Schullaufbahn begleiteten (9) und dass der gesellschaftliche Stellenwert des Abiturienten um die Jahrhundertwende ein wesentlich höherer als heute war, dann ist das auf den Karten oft zur Schau getragene elitäre Selbstbewusstsein des Mulus durchaus ebenso verständlich wie „das Erlöstsein von ständiger Überwachung“ (10). Stolz präsentiert sich der Mulus (11) in Freiburg (1907), Heidelberg (1900) nach erfolgreich absolvierter Prüfung. In Weinheim ist es 1909 das Verlassen des Schulgeländes mit dem Zeugnis unter dem Arm, das den Abiturienten wichtig schien, während in

Bensheim 1911 das Überspringen der Hürde des Abiturs – beobachtet vom Lehrer mit dem Zeige- oder Zuchtstock? – wesentliches Kennzeichen des Abschieds darstellte. So präsentieren sich sowohl die Einjährigen als auch die Abiturienten zumindest bis zum Ersten Weltkrieg einerseits auf bunten, vielfältigen Geschehniskarten der Öffentlichkeit, andererseits aber auch als individuelle stolze Persönlichkeit. Spielt bei den Karten während des Ersten Weltkriegs naturgemäß die Aktualität des Kriegsgeschehens eine gewisse Rolle, so treten nach dem Ersten Weltkrieg eher Anspielungen auf das Mittelalter in den Vordergrund bzw. Darstellungen sehr individueller Befindlichkeit in Bezug zur Schule oder der Öffentlichkeit. Eine häufiger auftretende Sonderform stellt z.B. der Gruß vom Abiturientenball (Darmstadt 1906), von der Kneipe oder zum Hemdglonckerumzug dar (12).

Der Fuchs Der Werdegang vom Frosch über den Mulus zum Fuchs der studentischen Verbindung wurde bereits eingangs mittels der Freiburger Karte von 1897 erwähnt. Die Stufenleiter zum Fuchs als dem erstsemestrigen Studenten an der Akademie wird 1898 zum ersten Mal in Konstanz bildlich auf einer Abiturientenkarte dargestellt (13). In Rottweil wird dieser Gedanke 1913 aufgenommen, übrigens auch ein Zeichen dafür, wie manche Darstellungen „auf Wanderschaft“ gingen. Gemeinsam ist diesen Karten neben der äußeren gleichen Anordnung der Szenerie mit Stadtsilhouette mit dem jeweiligen Stadtwappen, der Anlass, das Datum und der Ort sowie der Sonne der Freiheit, die nun winkt und die den stolzen Mulus in einem Strahlenkranz umgibt. Neu ist die Zukunftsperspektive auf der Karte von 1913: die Darstellung der (Tübinger) Akademie und der Hinweis auf das Rottweiler Gymnasium (mit Fahne) und den zurückbleibenden Frosch. Auf den meisten Karten allerdings wird nicht der Fuchs als unterster Teil der studentischen Hierarchie des Verbindungswesens dargestellt, sondern häufiger das Gebäude der Akademie selbst, mitunter später bis zur mittelalterlichen Gralsburg, die es zu erreichen gilt, hochstilisiert.

Die Motive Ein Beispiel aus der Anfangszeit der Schülerkarten mag die vielfältigen AnOben von links nach rechts: Mulus 190 äohleb, Muluskopf 1900 Heidelberg, Vensheim 1911 Links: Rottweil 1899 09 / 21


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spielungen der Karten bis zum Ersten Weltkrieg veranschaulichen. So sind neben dem bereits erwähnten Gymnasialgebäude (unten rechts) mit seinem Karzer oben links, dem Rottweiler Kapellenturm oben rechts, der hinter den stilisierten Bergen des Schwarzwalds oder der Schwäbischen Alb aufgehenden Sonne der Freiheit die mit Wissen beladenen Mulis zu sehen, die nun über den antiken Lethestrom des Vergessens hinaus ins Leben traben. Vom Karzer her winkt in den Rottweiler Stadtfarben schwarz/gelb die Fahne mit dem Spruch: „Auch du von deinem Giebeldach / Siehst mir umsonst, o Carzer, nach. ADE!“ und signalisiert ebenso die Erleichterung wie das Gedicht neben den weinend im Froschteich zurückbleibenden Fröschen. So sind es Hinweise auf die Schule, die Heimatstadt, die Schulzeit allgemein mit der Entwicklung vom Frosch zum Mulus begleitet vom Karzer, manchmal auch der Kneipe, während hinter dem antiken Lethestrom die Sonne der Freiheit aufgeht. Auf diesen ersten Karten sind die Anspielungen auf die Antike recht zahlreich, ob es sich nun um den Lethestrom handelt, aus dem die Toten in der Unterwelt Vergessenheit trinken, oder die aus der Odyssee bekannte „Insel der Seligen“, auf der sich die Muli nach den Examensstrapazen erholen, nachdem sie Charybdis, die der Scylla gegenüberliegende gefährliche Klippe in der Straße von Messina, ausgespieen hat. Häufig ist es auch die Göttin Athene oder die Siegesgöttin Nike, die den Siegerkranz überreicht. Der Schulleiter tritt als alles beherrschender Gott Zeus auf. Der Hinweis auf „Erebus“ auf einer Karte aus Aschersleben (1905) dürfte sich wohl ebenfalls auf den damaligen Di-

rektor der Schule beziehen, denn Erebos ist der griechische Gott der Finsternis. Doch immer wieder fließen mitunter neben diesen schulbezogenen Aspekten wie Schulgebäude, Karzer, Kneipe, Lehrer auch die Aktualität betreffende Aspekte wie der Halleysche Komet (1910) das Auto, der Zeppelin in die Karten ein.

Der Paragraph 11 Auf einigen Karten wird übrigens wie auf der ersten Freiburger Karte 1898 oben rechts auf einen §11 verwiesen. Dabei handelt es sich um einen meist auf einem Bierfass angebrachten Hinweis auf den 1896 erschienenen „Allgemeinen deutschen Bierkomment“, „eine Saufanleitung zum stilgerechten Bierkonsum für Studenten und solche, die es gerne gewesen

wären“ (14). Manche Karten wurden auch anlässlich des Festkommers, der gemeinsamen feucht-fröhlichen Zusammenkunft von Lehrern und Oberstufenschülern in einer Gastwirtschaft, verfertigt und verschickt. Diese Festkommerse liefen nach studentischem Muster ab, der Bierkomment galt, man rauchte und trank, manchmal entstand auch aus diesem Anlass eine Kneip-Zeitung oder eine StammtischChronik (mit der Devise: „Von der Wiege bis zur Bahre / ist der Suff das einzig Wahre“ wie z.B. in Konstanz (15).

Die Prüfung Eine Freiburger Einjährigenkarte vergleicht 1905 die schwierige Prüfungssituation mit der oben erwähnten Fahrt des Odysseus zwischen den Seeungeheuern

Oben von links nach rechts: Darmstadt Abiturientenball, Konstanz 1898, Rottweil 1913 Rechts: Freiburg 190Ü 09 / 21


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GRAPHIK 12 lisiert die zweite Karte die Lage des „Notabiturienten“. Nach dem Krieg bleibt das Individuum häufig im Mittelpunkt der Karte, es wandeln sich nun aber die Inhalte. Oft stellt sich zunächst der Absolvent in Anlehnung an die Geschichte des Christentums oder das Mittelalter als der die Schule besiegende Drachentöter dar, mitunter auch als Gralsritter oder Wieland der Schmied, der seine Zukunft gestaltet, manchmal aber auch als ein vor Energie strotzender Superman. Mit der zeitlichen Nähe zum Dritten Reich rücken Themen wie Arbeitsdienst oder Militär in den Vordergrund.

Und die Rolle der FrauenN

Scylla und Charybdis (16), eine Fahrt, die hier trotz des Verlustes zweier Kameraden erfolgreich bewältigt werden konnte und die unten links gebührend mit einer „Kneipe“ gefeiert wird, bevor unten rechts der Gang in die Kaserne erfolgt.

Der Erste äeltkrieg Es wurde bereits erwähnt, dass sich die Vielfalt der Anspielungen aus der Antike nach dem Ersten Weltkrieg im Allgemeinen auf eine Aussage reduziert, ebenso lässt häufig auch die inhaltliche und materielle Qualität der Karten nach. Während des Ersten Weltkriegs sind auf den Karten

häufig Anklänge an den jeweiligen Kriegsverlauf und damit auf die Aktualität abzulesen (17). Besonders auffallend dabei ist die Analogie zwischen den gängigen UBootklassen und der Abschlussklasse der Einjährigen, der Untersekunda, kurz U II genannt. Hier vermischt sich die Aktualität des Kriegsgeschehens mit der allgemeinen Vorstellung des Lebens als Schifffahrt, wobei hier nun die nicht mehr benötigten (und vermutlich verhassten) Schulbücher versenkt werden. Wie das aktuelle Geschehen in den Lebensplan des einzelnen Abiturienten eingreift, mögen zwei Karten aus Rottweil und Freiburg zeigen. Erinnert erstere mit den an Fäden in den Krieg gezogenen Spielzeugmulis an den vergeblichen Kampf Don Quijotes hier gegen Panzer, so aktua-

Stark unterrepräsentiert sind in diesem im Wesentlichen von männlichen Vertretern der Schülerwelt beherrschten Bereich Darstellungen der weiblichen Absolventinnen. Am 12. November 1918 wurde in Deutschland das Frauenstimmrecht eingeführt. Zwar gab es bereits Schulen für Mädchen, deren Bedeutung und Anzahl stieg jedoch nun und nach und nach änderten sich auch die Lehrpläne der Mädchenschulen, deren Absolventinnen ihrerseits nun auch auf das Erreichen ihrer schulischen Ziele aufmerksam machten. Vor allem Mädchenrealschulen oder Hauswirtschaftsschulen verfertigten Abschlusskarten wie z. B. Warendorf 1925, Lahr 1929, Freiburg 1936 oder Rottweil 1937. Zuvor waren Frauen auf Schülerkarten meist als Liebchen (vgl. Einladungen zum Mulusball) oder als Allegorien wie Pallas Athene oder griechische Priesterinnen, dem Abiturienten den Siegerkranz verleihend, erschienen (18).

Ausblick Wie bereits erwähnt, endet mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs diese Schülertradition des Kartenerstellens zur Mittleren Reife bzw. des Abiturs. Das mag mit dem geschwundenen Stellenwert des erreichten Ziels oder neuen Kommunikationsmöglichkeiten wie Telephon zusammenhängen, denn nur vereinzelt lebt die Tradition in den Fünfziger- bzw. Achtzigerjahren an verschiedenen Orten wie z. B. in Tauberbischofsheim (1950) oder St. Georgen/Schww. (1988-1992) nochmals auf. Bei unterschiedlichsten schulischen Erfahrungen bleibt meist doch bei vielen die tröstliche Erkenntnis: „Es sei wie es wolle – es war doch soo schön!“ Als Sammelgebiet bleibt diese Schülertradition reizvoll. Oben: Sriberg 191 Unten von links nach rechts: Paragraph 11, Freiburg Abitur U I a 1918

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GRAPHIK 13

Anmerkungen: (1) D. Städele, Kitsch und Kunst im Kleinformat. Schülerpostkarten – ein vergessener Brauch. Konstanz 1986 H.J. Adamski, Über Postkarten von Josephinern entworfen. 1. und 2. Sonderdruck aus Gymnasium Josephinum. Hildesheim 1989/1990 H.J. Deck, Rottweiler Abiturienten Postkarten, in: Trödler Nr. 159, Feb. 1993, S.16-21 (2) Vgl. U. Wielandt, Schülerkarten aus Kenzingen, in: Die Ortenau Bd.98, 2018, S.513-518 (3) Vgl. A. Staffhorst, Von Fröschen und Maultieren, in: Bismarck-Gymnasium Karlsruhe, 450 Jahre Gymnasium illustre 1586-2011. Jahres-

Oben von links nach rechts: Freiburg 1920, Tillingen 193W, Lahr 1929 Unten von links nach rechts: Freiburg 193 , Rottweil 1930, Abitur 19Ü0 STT

bericht 2010/1. S.63-90. Dort S.66 ebenfalls eine sehr anschauliche Beschreibung des schulischen Werdegangs in Treppenform. (4) G. Vater, Rottweiler Schülerpostkarten. Kleine Kulturgeschichte in fünf Jahrzehnten. Rottweil 2017. S.15 (5) Vgl. Grimmsches Wörterbuch Bd.4 von 1878 S.251: „In der Pfalz gilt Frösche von Schuljungen.“ (Bedeutung 14) (6) Vgl. D. Städele, a.a.O. S 21-26, Kap.4: Von der Schulbank zur „Schimmernden Wehr“ (7) Vgl. Bd 1 der Ausgabe: Wörterbücher des 19.Jh. unter der Rubrik „Maulesel oder Mulus“ (8) D. Städele, a.a.O. S.28: Von der Penne zur Alma Mater (9) W. Mezger, Die Bräuche der Abiturienten. Vom Kartengruß zum Supergag. Konstanz 1993, S.22 (10) Ders. S 22 (11) Im Jahre 1907 der spätere bad. Staatspräsident (1947-1952) Leo Wohleb am BertholdsGymnasium Freiburg

(12) D. Städele, a.a.O. S.31ff und ders. in: SammlerJounal Mai 1985 S.594f (13) Ders. S.56, ebenso G. Vater, a.a.O. S.31 (14) H.J. Deck, W. Hecht, F. Burgstahler, Rottweil auf alten Ansichtskarten. Verlag H. Klein, Rottweil, o.J. S.31 (15) D. Städele, in: Bürgerschule – ZeppelinOberrealschule – Alexander-von-HumboldtGymnasium 1830-1980. Konstanz 1980 S.233 (16) Übrigens ein Motiv, das häufiger aufgegriffen wird, u.a. in Karlsruhe. Vgl. A. Staffhorst, Frösche, Maultiere und Heroen, in: Jahresbericht des Bismarck-Gymnasiums 2016/17. S.148. Auch auf einer Schülerkarte aus Aschersleben zum Abitur 1905 (17) U. Wielandt; Der Erste Weltkrieg auf Schülerpostkarten, in: Schriften der Baar, Bd.58, 2015. S.115-126 (18) Vgl. D. Städele, a.a.O. S.70. Kap.15: Grande Dame und Liebchen Fotos: Dr. Ulf Wielandt

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