Haël-Keramik Cream 1 0 / 2 0 2 3 6 4 4 1 9 • € 5 , 5 0 Schweiz CHF 9,– | Österreich € 6,–TERMINHEFT als Beilage Europas Sammlermagazin 4196441905502 10 2 Monate Termine
n Disney-Wandteppich
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Ich wende mich heute mit einem Anliegen speziell an Sie, da Sie einen Überblick über die bei Ihnen inserierenden Händler haben Ich suche für ein ganz spezielles Stück aus den 50er-Jahren einen Händler/Sammler, der genau in diesem Bereich seinen Schwerpunkt hat Filz-Wandbehänge aus den 50er-Jahren werden Ihnen bekannt sein Oft zeigten sie Safari-Szenen, Giraffen, Gazellen oder Elefanten am Wasserloch Ich habe einen dieser Wandbehänge mit einem ganz an-
deren Motiv Er zeigt eine Walt-DisneySzene mit Micky Maus und Gustav Gans auf einer Wippe Allein die Qualität der Fertigung lässt mich auf eine professionelle Arbeit schließen Gleiches gilt für mich auch für die Art der Darstellung Hier spricht für mich speziell die Nonchalance, mit der Micky den Ball fallen lässt, um sein Gegenüber so ins Übergewicht zu bringen, in meinen Augen nicht für die Arbeit eines Laien, (bei allem Respekt für handwerklich geschickte Menschen)
Die Größe des Bildes inklusive Aufhängeschlaufen beträgt ca 80 mal 50 cm Die Erhaltung werte ich als gut bis sehr gut Das Stück sollte für 50er-Jahre-Sammler ebenso interessant sein wie für Micky Maus-Liebhaber Meine Frage ist nun: Hätten Sie vielleicht einen Tipp für mich, für welchen Händler diese Arbeit interessant sein könnte? Burkhard
Vielen Dank für Ihre interssante Anfrage Nach den Abbildungen zu urteilen, dürfte dieser Wandbehang wohl Ende 50er-/ Anfang 60er Jahre gefertigt worden sein Der Materialzustand (Filz) ist außergewöhnlich gut, somit dürften Sammler an diesem Objekt sicher Interesse haben Der beste Anlaufpunkt für solche Objekte wäre das auf Reklame & Comics spezialisierte Auktionshaus Micky Waue in Friedrichsdorf Dort werden seltene Disney Objekte regelmäßig zu Höchstpreisen versteigert Die nächste Comic-Auktion dürfte Anfang Dezember 2023 stattfinden Neben Comics werden dort auch DisneyMemorabilia aller Art versteigert Schicken Sie einfach Ihre Abbildungen mit einem kurzen Objekt-Text an Herrn Waue, alles Weitere wird sich dann ergeben Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Junker, Brühl
Joscha Eberhardt, Redaktion
n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist
Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können
Ihre Anfrage schicken Sie bitte an:
Gemi Verlags GmbH
Redaktion Leserforum
Robert-Bosch-Str. 2
85296 Rohrbach
oder per E-Mail an info@gemiverlag.de
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EXPERTISEN
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n Keramik-Löwe ?
Neulich ist mir dieses Raubtier zugelaufen Es misst ca 15 x 13 cm und ist mit einem Aufkleber versehen Halbwegs zu entziffern ist „Ceramiche Artistiche Seagull " Demnach stammt das Tier wohl
aus einer Keramikhandlung auf Capri Doch wer hat den stattlichen Löwen hergestellt? A Luger München
!Die dekorative Darstellung eines ruhenden Löwen auf einem Postament wurde aus einer hellen Keramikmasse im Schlickerguss-Verfahren hergestellt Der rudimentär erhaltene Aufkleber trägt leider nicht zur Aufklärung bei Hier handelt es sich wohl um den Namen des Verkäufers und die Adresse des Ladengeschäfts Unter dem Aufkleber sind die Umrisslinien eines Herstellerzeichens erkennbar, die Silhouette eines Kruges Dieses Zeichen verwendete die Firma „R COSTA Ceramiche Artistiche“ in Bassano del Grappa Produkte des Herstellers „R Costa“ tragen auch manchmal einen zweiten Prägestempel mit einer Darstellung des Wahrzeichens der Stadt Bassano del Grappa, die hölzerne Pfahljochbrücke „Ponte degli Alpini“ Die kleine Stadt am Fuße des Berges Monte Grappa ist seit Jahrhunderten ein Zentrum der Keramikproduktion Seit 1928 trägt Bassano Veneto den neuen Namen „Bassano del Grappa“, was sich auf den Berg Monte Grappa bezieht (nicht auf das Getränk) Dieser Berg war Ort vieler Schlachten im Ersten Weltkrieg und Sterbeort zigtausender Soldaten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden gezielt Messen vom Istituto d'Arte di Nove organisiert und international tätige Künstler eingeladen Dies hatte einen positiven Einfluss auf die Gestaltung der italieni-
schen Keramik Typisch für „R Costa“ sind Abformungen von Korbwaren oder Flechtwerk oder auch Früchten wie zum Beispiel Ananas Die Firma hat offenbar zwischen 1970 bis 1990 den gehobenen Markt für Einrichtungsgegenstände bedient Bis wann die Firma produziert hat, konnte leider nicht ermittelt werden Anfragen in den dortigen Museen blieben ohne Antwort Ein Schätzpreis von 80 bis 150 Euro scheint angemessen
Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg
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AUSSTELLUNGEN
n Stein auf Stein
Das Knauf-Museum Iphofen präsentiert bis 5 November die Sonderausstellung
„Vielfalt der Norm – Baukästen im Laufe der Jahrhunderte“ Das interaktive Ausstellungskonzept im Knauf-Museum lädt große und kleine Besucher ein, sich an den vielfältigen Mitmachstationen selbst als Baumeister zu versuchen, und führt die historische Entwicklung der Baukästen bis heute lebendig vor Augen Zu sehen sind über 60 Baukästen aus der mehr als zweihundertjährigen Geschichte, in der sie das Spielzeug für Kinder schlechthin waren Seit Beginn des 19 Jahrhunderts forderten sie in zunehmender Finesse technische und handwerkliche Kompetenzen heraus, konstruktive Vorstellungskraft und Kreativität, um beim Spielen gleichzeitig zu lernen
Das Merkmal aller Arten von Baukästen ist: Sie enthalten in Form und Funktion genormte Einzelteile, die immer wieder auf
verschiedene Weise zusammengesetzt und auseinandergenommen werden können Im engsten Sinne zählen nur Spiele dazu, die in die Höhe gebaut werden können, im weitesten Sinne auch flachere Legespiele Die Sonderausstellung „Vielfalt der Norm – Baukästen im Laufe der Jahrhunderte“ zeigt nun Objekte aus dem Spielzeugmuseum im Alten Schloss Sugenheim und legt ein Augenmerk auf die vier Hauptmaterialien, aus denen Baukästen im Laufe der Zeit hergestellt wurden: Holz, Stein, Metall und Kunststoff Unter den Leihgaben sind sowohl bekannte Marken als auch weniger bekannte Fabrikate zu finden sowie Baukästen verschiedener Schwierigkeitsgrade – vom einfachen Bauklotz über Stecksysteme bis hin zum Spezialbaukasten
Der Baukasten als Kinderspiel blickt auf eine lange Geschichte zurück Die ersten bekannten Nennungen um 1800 entstammen dem Spielwarenkatalog des Georg Hieronimus Bestelmeier Die dort erwähnten „Baukästlein“ enthielten Klötze aus Holz Um die Mitte des 19 Jahrhunderts erwähnt auch der Pädagoge Friedrich Fröbel die erzieherisch wertvollen, meist hölzernen „Spielgaben“ Holz ist neben
DENKSTE, Heinrich Huft; Waldheim (Mittelsachsen), um 1956; Knauf-Museum Iphofen
Leihgabe: Spielzeugmuseum Sugenheim
Foto: Benedikt Feser
Stein eines der originären Baukastenmaterialien Populär wurden Baukästen 1882 mit der Erfindung des Anker-Steinbaukastens mit Kunststeinen 1915 kam der hölzerne Schweizerbaukasten von Carl Zweifel in Mode, 1949 dann die steckbaren Legosteine aus Kunststoff Weiterentwicklungen sind etwa die Systeme Baufix, Fischertechnik oder Plasticant Doch auch technische Experimente können mit speziellen Baukästen nachgebaut werden, wie zum Beispiel mit den Metallbaukästen von Märklin
Ausstellungsbegleitend ist die gleichnamige Broschüre erschienen, erhältlich an der Museumskasse für 10 Euro Für Neugierige ab 8 Jahren ist dort auch das Begleitheftchen „Gipsi auf der Suche nach der Vielfalt der Baukästen“ für 1 Euro zu erwerben
Über das Knauf-Museum Iphofen: Im Jahre 1973 begann der Gips-Fabrikant und Kunstmäzen Dr Alfons N Knauf mit dem Umbau eines prächtigen Iphöfer Barockbaus von 1688 zu einem privaten Museum Dr Knauf, den die Erforschung der Materie Gips zeitlebens faszinierte, bereiste gemeinsam mit seinem Bruder Karl Knauf zehn Jahre lang die bedeutenden Museen der Welt und trug Gipsabgüsse ihrer exklusivsten Exponate zusammen Heute präsentiert das Knauf Museum Iphofen über 200 Repliken der renommierten Museumsstücke aus aller Welt Seit der Eröffnung am 30 Juni 1983 können Besucher hier Relief-Sammlungen aus den großen Kultur-Epochen der Menschheit bestaunen, die bis ins Jahr 3 500 v Chr zurückreichen Neben der Dauerausstellung entwickelt das Knauf Museum Iphofen regelmäßig exklusive und einzigartige Sonderausstellungen in Eigenregie Dabei kooperiert das Museum mit zahlreichen international angesehen Kunstmuseen
Telefon: 09323 31528
Leihgabe:
Webseite: www knauf-museum de
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Dresdner Gartenbaukasten, Karl Max Seifert, Dresden, aus den Jahren 1905/1910; Knauf-Museum Iphofen
Spielzeugmuseum Sugenheim
MÄRKTE UND VERMISCHTES
n Hubraumgigant in Speyer
Dass die Technik Museen Sinsheim Speyer ganz besondere motorisierte Kuriositäten beherbergen, ist bekannt Ein Aushängeschild dafür ist das mittlerweile weltberühmte Experimentalfahrzeug Brutus: ein 47 Liter Hubraumgigant auf einem Fahrgestell mit Kettenantrieb von 1907 Im Technik Museum Speyer steht eine andere feuerspuckende Höllenmaschine
mindestens genauso laut und hubraumstark –und hört auf den Namen „Mavis“ Die Dauerleihgabe haust nun in einer eigens für sie geschaffenen Garage Der neue Ausstellungsraum würdigt Mavis‘ Entstehungsgeschichte und deren Konstrukteur Chris Williams
42 Liter Hubraum, 1 500 PS und 2,4 Tonnen schwer – das sind die ehrfurchtsgebietenden Eckdaten der schwarzen Dame Packard-Bentley „Mavis“ ist weder ein Serienfahrzeug noch ein Prototyp eines bekannten Automobilherstellers Es ist die Eigenkreation des britischen Ingenieurs Chris Williams, welche seit 2010 bei zahlreichen Oldtimer-Veranstaltungen für große Aufregung sorgt Diese Marke Eigenbau, benannt nach der fiktiven Frauenfigur Mavis Riley aus der TV-Serie „Coronation Street“ der 60er-/70er-Jahre, ist jedoch alles andere als damenhaft Angetrieben wird das Bentley-Acht-Liter-Fahrgestell von einem Packard Torpedo-Bootsmotor 4M
2500 V-12, welcher bei der US-Navy im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde und später beim Tractor-Pulling unter dem Namen „Snoopy I“ Erfolge feierte
Webseite: www technik-museum de
n „Wer schreibt, der bleibt...”
ist eine bekannte Redewendung die auch in Zeiten der Digitalisierung immer noch Gültigkeit hat Bereits seit 29 Jahren treffen sich Sammler und Freunde der edlen Schreibgeräte und Schreibkultur zur jährlichen Messe Seit vielen Jahren ist der Kulturflohmarkt im Museum der Arbeit „Heimathafen“ der Pen & Time Port Ham-
burg Am 3 Oktober, zeitgleich zum letzten Termin des traditionellen Kulturflohmarktes öffnet die Schreibgeräte- und Uhrenbörse im Erdgeschoß der „Alten Fabrik“ des Museum der Arbeit für Sammler, Händler und Liebhaber ihre Tore Von Montblanc über Pelikan und vom Bleistift bis zum Füllfederhalter, auf der Penshow in Hamburg-Barmbek finden Liebhaber und Sammler von Schreibgeräten alles, was das Herz begehrt Es wird aber auch lebhaft ticken, so dass die Herzen der Sammler höher schlagen, wenn fachkundige Aussteller mit kleinen und großen Zeitmaschinen die Tische bestücken
Im Erdgeschoß der hellen „Alten Fabrik“ des Museum der Arbeit wird von den Experten der Schreibkultur begutachtet, getauscht, gehandelt, geschätzt und angekauft Auch für alte und zeitgenössische, hochwertige Uhren finden Interessenten fachkundige Beratung und eine Wertschätzung von seriösen Sammlern Der Eintritt ist kostenfrei
Telefon: 040 2702766
Webseite: www.marktundkultur.de
n Collect Hit Brüssel
Die Collect-Hit Brüssel ist für Spielzeug und Antiquitäten die Messe in Belgien mit 250 Ausstellern aus zehn Ländern Die riesige internationale Antik Spielzeug-Sammlermesse bietet Blechspielzeug, Modell-
Eisenbahnen, Modellautos, antike Plüschtiere, antike Puppen, Barbie Puppen, Filmspielzeug, TV-Spielzeug, Comic Spielzeug, Reklame-Objekte, Zubehör, Antiquitäten und Trödel zu erschwinglichen Preisen und vieles mehr Termin ist Sonntag, der 1 Oktober im Brussels Kart Expo, Alfred Gossetlaan, 9, BE-1702 Groot-Bijgaarden
Webseite: www toymarket be
n Winterworld – Motorworld
Dieses Jahr bringt München seinen Bürgern und Besuchern ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: In Zusammenarbeit mit Charles Blume Events präsentiert die Motorworld München den Weihnachtsmarkt „Winterworld Motorworld", ein Fest für alle Sinne, an dem sich nostalgische Weihnachtsstimmung mit modernem Flair vermischt
Mitten in der Motorworld, die für die faszinierende Kombination aus historischen und zeitgenössischen Fahrzeugen bekannt ist, entführt „Winterworld Motorworld" seine Besucher in eine festliche Winterlandschaft Ein leuchtendes Riesenrad bietet einen Panoramablick über das Gelände, während sich auf der Schlittschuhbahn und beim Eisstockschießen sportliche Betätigung bietet Und für die kleinsten Besucher? Der Weihnachtsmann erwartet sie am Fuße des Riesenrades, um ihre Wunschzettel entgegenzunehmen Für das leibliche Wohl sorgen klassische Weihnachtsmarktspezialitäten Während Kinderkarussells die Jüngsten begeistern, können Erwachsene nostalgische Runden auf speziellen Karussells drehen Daneben bietet der Markt auch traditionelles Kunsthandwerk, bei dem Besucher einzigartige Weihnachtsgeschenke finden können Das besondere Ambiente dieses Marktes wird durch die Kombination der Motorworld'schen Atmosphäre und der Expertise von Charles Blume Events geprägt (Am Ausbesserungswerk 8, vom 17 November bis 7 Januar)
Webseite: www charlesblumeevents com
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Der Packard Bentley Mavis ist regelmäßig beim Brazzeltag zu sehen; Technik Museum Speyer Foto: TMSP
Winterworld – Motorworld wird Schauplatz für einen Weihnachtsmarkt
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BARBIE
KATHRIN BONACKER
Wer über den Flohmarkt schlendert, sieht so manches Mal, oft an Ständen von jungen Frauen, die ganz offensichtlich hier die Zeugen ihrer Kindheit verkaufen, von der Farbe Rosa dominierte Ensembles feingekleideter, etwa 30 cm großer Plastikpuppen. Diese „Barbies“ der US-amerikanischen Firma Mattel sind längst zu begehrten Sammelobjekten geworden. Seit die erste junge Frau dieser Art 1959 auf den Puppen-Markt kam, hat sie viele Wandlungen durchlaufen, ist auf unterschiedliche Weise kopiert worden, hat ‚Familie‘, Mobiliar, Wohnung und Fahrzeuge bekommen, und ihre Garderobe ist schier unüberschaubar.
Aus der Geschichte einer Puppe
Die kleine Spielzeug- und Bilderrahmenfirma Mattel wurde 1945 in den USA gegründet Im März 1959 kam die erste „Barbie“, nach der Tochter der Erfinderin benannt, für damals drei Dollars (also recht teuer)
auf den amerikanischen Markt, bereits damals (und noch bis 1972) in Japan, später vor allem in China, aber auch in Mexiko oder anderen Ländern produziert Sie hieß im neu erschaffenen Puppenuniversum mit vollem Namen „Barbara Millicent Roberts“ und es gab sie in blonder und brünetter Variante, erst ab 1964 auch in Deutschland Hier mussten nämlich zu-
nächst Lizenzrechte der „Bild-Lilli“ gekauft werden, die der „Barbie“ als Vorbild gedient hatte Ab diesem Moment war ihr Siegeszug jedoch auch in der Bundesrepublik unaufhaltsam Ihre Körperformen und Gesichtszüge erfuhren in der Folge allerdings mehrfache Veränderungen Die Urversion wandelte sich besonders 1967, als die „Twist ʼn Turn-Barbie“ („TNT“) eine bewegliche Taille bekam Sie hatte überdies noch Wimpern, während sie seit 1965 auf Ohrlöcher verzichten musste
Die Modepuppe
Im Gegensatz zur Rolle vieler Spielfiguren in Menschenform, die Mädchen im Erzie-
Von oben nach unten: Puppenmode-Angebot mit Nummern (Prospekt aus den USA, 1978)
Vintage-Puppen (Sammlung Bettina Dorfmann)
„Barbie“-Ensemble auf einem kleinen Flohmarkt (2021)
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hungsprozess traditionell ins mütterliche Dasein einführen sollten, stand bei „Barbie“ von Beginn an die modische Ausstattung einer jungen Erwachsenen im Fokus Diese Puppe sollte nicht gewickelt und im Kinderwagen umhergefahren werden, sondern verkörperte ein Mannequin Die Plastikfigur spiegelt also eher Träume und Sehnsüchte von heranwachsenden Mädchen unter dem Label „Wenn ich groß bin, will ich “ oder wird zumindest so vermarktet Aus diesem Konzept entstand ein weltweit erfolgreiches Imperium, das inzwischen (nach Lego) zum zweitgrößten Spielzeughersteller geworden ist Der Hauptspielzweck der „Barbies“ ist dabei nach wie vor das Bekleiden Ein kluger Schachzug war gleich zu Beginn, dass die Ur-„Barbie“ nur im schwarz-weiß-gestreiften Badeanzug daher kam – sie schrie ja förmlich nach der Anschaffung weiterer Garderobe!
Diese notwendige neue Kleidung wurde, wie heute noch, in Sets verkauft, so dass farbig und stilistisch passende Kopfbedeckungen oder auch Schuhe mit in den Verpackungen waren Auf Pappe mit kleinen Drähtchen oder Gummis befestigt und mit transparenter Folienabdeckung geschützt kommen sie in Hängepräsentationen neben die Schachteln mit den aktuellen „Barbie“-Puppen, ihrer ‚Freunde‘ oder kompletten Interieurs, die als Kulissen dienen In vielen der Puppenschachteln waren früher auch Aufsteller, also Präsentationsständer dabei, wie sie sich heute nur
Oben links und rechts: „Ken“-Figuren unterschiedlichen Alters
„Carla“ aus den 1970er-Jahren
Unten: Mode-Zubehör auf der „Creativa“ (Angebot Bettina Dorfmann, 2023)
noch bei den Sammelausgaben finden; diese sind unterschiedlich gebaut, manche mit Halterung für die Taille „Barbies“ Freund heißt „Ken“ Das wissen auch Menschen, die nie damit gespielt haben; es ist so wie mit „Sissi“ & „Franz“ oder „Ernie“ & „Bert“ Bei den weiteren Figuren geht es dann schon ins Eingeweihten-Wissen: „Barbie“ hat (über die Jahre variierte) Geschwister wie die halbwüchsige „Skipper“, die in flachen Schuhen läuft, oder „Shelly“, das fröhliche Kleinkind mit den
großen Augen Und obwohl es inzwischen durchaus eine „curvy“ Barbie gibt (die in lebensfähigen Proportionen eine nicht ganz so schlanke Taille, sondern durchaus gerundete Formen hat), ist „Barbie“ nie Mutter geworden, das übernahm ihre Freundin „Midge“ 2003 (die in der Firmenlegende übrigens auch geheiratet hat), während die durchaus kinderliebe „Barbie“ Kinderärztin wurde oder „Skipper“ auch Babysitter
1963 war eine „Barbie“ als „Fashion Queen“ im Angebot von Mattel, die mit drei verschiedenfarbigen Perücken ihr Aussehen verändern konnte, der passende Perückenständer gehörte zum Equipment in der Packung (vgl Bettina Dorfmanns Barbie Puppen-Preisführer, S 22/23) Und um der Diversität Rechnung zu tragen, ergänzte Mattel auch bereits früh eine dunkelhäutige Freundin „Francie“ (1967), einen Freund „Brad“ (1970) und die „Talking Julia“ (1969) Die erste „Black Barbie“ gab es allerdings erst ab 1980 auf dem Markt 1997 zeigte Mario Tosa bereits zehn verschiedene Hautfarben-Köpfe bei seinem faszinierenden Einblick in die Produktion der Puppen
Auf der Suche nach „Barbies“ stoßen Flohmarktfans nicht nur auf ganz offensichtliche Alternativspielzeuge wie den abenteuertauglichen „Big Jim“ und seine Genossen „Big Jack“, „Big Josh“ und „Big Jeff“ (ebenfalls von Mattel produziert, aber für die männliche Jugend angeboten) Vor allem gibt es viele in der Sammelbezeichnung „Barbiepuppen“ inbegriffene, bauähnliche Kopien, die oft sehr viel günstiger zu erwerben waren und sind Wenn eine Puppe nicht mit „Mattel“ gekennzeichnet ist, handelt es sich jedenfalls um keine „Barbie“ Früh (ab 1966) gab es bereits die „Steffi“-Puppen des VEB Puppenfabrik Waltershausen in der DDR, die ebenfalls etwa 30 cm groß waren Gerade bei der oft nicht mit eingenähten Etiketten kenntlich gemachten Kleidung der „Sindy“-Puppen von Schuco, „Petra“-Puppen von Plasty oder der heutigen „Steffi Love“-Puppen von Simba ist es allerdings schier unmöglich, alles auf Anhieb zu unterscheiden
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„Barbies” Freunde und Verwandte
„Petras“ Freund hieß übrigens „Fred“, und auch sonst ist es verblüffend, wie sehr (bis hin zur Gestaltung der Schachteln) bei all diesen Firmen versucht wurde, die marktführende „Barbie“ zu kopieren Manches Kleidungsstück lässt sich allerdings mit ein bisschen Erfahrung am Material und an der Verarbeitung zumindest zeitlich einordnen So haben die 1960erund 1970er-„Barbie“-Garderoben aus Baumwoll- oder Polyesterstoffen oft winzige, einzeln angenähte Knöpfe mit Schlingen oder metallene Druckknöpfe und sogar Reißverschlüsse Erst später gab es transparente Plastik-Druckknöpfe und schließlich hauptsächlich Klettverschlüsse Wer jemals versucht hat, den Kampf gegen sperrige Arme und abgespreizte Daumen der wenig biegsamen Puppen zu gewinnen und dabei in Nähten hängen geblieben ist, weiß diese und ebenso alle Gummizüge enorm zu schätzen Lustige Tricks sind auch hinten geschlitzte „Barbie“-Plastikstiefel oder Budapester für „Kens“ Füße, damit das Einsteigen überhaupt möglich ist
Spezielle Serien
Ein interessantes Sammelgebiet, dem sich auch Bettina Dorfmann, die Ratinger Besitzerin der mit 18 500 Stück weltweit größ-
allem der Erziehungsbereich, medizinische Berufe, speziell auch die Tierpflege, die Stewardess und das Showbusiness
Irgendwann wurde den kreativen Köpfen in der Marketingabteilung bei Mattel offenbar klar, dass es eine riesige „Barbie“Sammelgemeinde unter Erwachsenen gibt, die bereit ist, auch größere Beträge in ihre Lieblingsstücke zu investieren, um diese nicht etwa zum Spielen, sondern als dekorative Vitrinenstücke zu nutzen und zum Bestaunen aufwändig zu präsentieren So entstand die Produktion limitierter Sonderausgaben, die – als Themenreihen konzipiert – die Fans immer neu begeistern Und auch der Sehnsucht, eine der Ur-„Barbies“ (bekannt als „Ponytail-Barbies“) zu besitzen, trugen einige Replikate Rechnung
Die schon seit 1980 ständig erweiterte Serie „International Dolls“, „World Collection“ beziehungsweise „Dolls of the World“ zeigt Nationalstereotype in idealisierten Trachten, die ‚deutsche‘ Puppe trägt Dirndl und blonde Zöpfe
Prominente Designer
Perfekt auf die Modepuppe zugeschnitten ist die Reihe der Puppen in Kleidern prominenter Designer und Designerinnen 1992 steckte das Fashion-Model beispielsweise in Benetton-Kleidung, und wer eine in den 1990er-Jahren von Bob Mackie eingekleidete „Barbie“ erwerben kann, wird sich glücklich schätzen: Der 1939 geborene US-Amerikaner hat neben Marlene Dietrich und Madonna halb Hollywood
Links: „Barbie“ mit Haute Couture-Blazer von 1986
Oben Mitte: „Dr. Barbie“ (von 1994)
Oben rechts: Mantel für „Skipper“ mit Knöpfen (1970er-Jahre), im Handel für ca 10 €
wie im wirklichen Leben
vor
ten „Barbie“-Sammlung, bereits seit 2004 zusammen mit Karin Schrey gewidmet hat, sind die verschiedenen Berufsausstattungen für die Puppe Ihre jüngste Präsentation der erfolgreichen Wanderausstellung wird vom 30 4 bis zum 29 10 2023 im Museum der Stadt Lünen gezeigt Sie heißt „Busy Girl Barbie macht Karriere“ Mario Tosa listet die Puppenberufe chronologisch auf (in „Barbie – Tausend Gesichter einer Kultfigur“, S 120): 1959 startet die Karriere des „Teenage Fashion Model“, 1961 wird sie dann beispielsweise schon Ballerina, Krankenschwester und Stewardess (für „American Airlines“, 1966 schließlich auch für „Pan Am“), 1963 macht sie als „Graduate“ einen universitären Abschluss und zeigt sich in akademischer Robe 1965 wird sie Astronautin, bewaffnet sich als Mode-Verlagsfrau mit Kamera oder arbeitet als Lehrerin 1973 trägt sie OP-Outfit als Chirurgin, 1984 steigt sie unter anderem als Aerobic-Trainerin in Stulpen und Stirnband (1997 erneut: mit passender Trainingskassette!), 1986 wird sie sogar zum Rock-Star Die Mattel-Puppe hatte über die Jahre sehr viele Berufe zur Auswahl, besonders beliebt sind
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Erwachsene Sammler
ausgestattet und war mehrfach für den Oscar nominiert Aber auch von Escada gab es 1996 eine „Barbie“-Garderobe, 2014 wurde die Puppe gar in Karl Lagerfelds eigenen Stil gekleidet und trug schwarzen Anzug, Krawatte und eine riesige Sonnenbrille zum platinblonden Haar Die Claudia Schiffer-„Barbie“ wiederum (2020 zu Schiffers 50 Geburtstag nur als Unikat für die Promotion auf Instagram produziert) besitzt Kleider, die aus den Häusern Versace und Balmain stammen, und die Christian Louboutin-„Barbie“ hat selbstverständlich mehrere Paare Schuhe nebst Schuhkartons (!) dabei
Es gibt aber auch Sammelobjekte, die sich der Popkultur verschrieben haben und beispielsweise Prominente aus Film und Musik verkörpern Die „Audrey Hepburn“„Barbie“ in verschiedenen „My Fair Lady“Variationen (nach der Musical-Verfilmung von 1964) kam 1995 auf den Markt Als Sammelobjekte von 1999 gibt es eine „Judy Garland“-(„Dorothy“-)„Barbie“ nach der 1939er-Verfilmung von „The Wizard of Oz“ und eine „Liz Taylor“-„Barbie“ im „Cleopatra“-Kostüm (dem Film von 1963
Oben links: Nationalitäten-Puppen: Polynesien, Deutschland, Norwegen, Irland (Prospekt, 1996)
Oben rechts: „Barbie“ als Liz Taylor alias „Cleopatra“ (Sammlung Dorfmann, von 2004)
Rechts Mitte: „Barbie“ als asiatische Göttin (von Bob Mackie, Quelle-Prospekt, 1998)
Rechts unten: Aerobic-„Barbies“ (in Prospekt, 1997)
nachempfunden, der vier Oscars gewann) Sehr gesucht sind der „Elvis Presley“-„Ken“ (von 1996) oder eine „Shakira“„Barbie“ von 2002 Auch die Filmfiguren aus der Krimiserie „Akte X“ in FBI-Montur sind im „Barbie“-Programm zu haben Als Beitrag zum Feminismus gibt es überdies eine „Signature“-Reihe weltbewegender Frauen aus Kultur, Politik und Gesellschaft („Inspiring Women“), die allerdings oft eher in den USA bekannt sind In Mitteleuropa beliebt sind darunter vor allem Dr Jane Goodall, die Affenforscherin und Naturschützerin, oder Frida Kahlo, die mexikanische Malerin Auch eine Märchenserie durfte nicht fehlen, und da kamen Disneys Märchenprinzessinnen wie „Cinderella“ oder „Rapunzel“ ins Spiel In Kooperation mit Disney und Warner Brothers konnten darüber hinaus noch weitere Märkte von Mattel er-
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schlossen werden: So gibt es „Pocahontas“, „Merida“ und die ausgesprochen beliebten Figuren aus „Frozen“ oder verschiedene andere Disney-Heldinnen genauso wie „Harry“, „Hermine“, „Hagrid“ und viele andere aus dem „Harry Potter“Universum im bewährten Format mit aufwändiger Ausstattung Ebenso wie die seit 2010 auch von Mattel produzierten, gruseligen „Monster High“-Puppen sind zumindest die „Potter“-Figuren jedoch im eigentlichen Sinne keine „Barbies“ Anders sieht es mit den seit den 1990er-Jahren als Werbefiguren konzipierten Miniatur-„Barbies“ von Burgerking und McDonald’s aus: Sie sind zwar nur ca 10 cm klein und fast gänzlich unbeweglich (ein Arm lässt sich oft heben), entstammen aber der originalen „Barbie“-Welt Eine weitere Verknüpfung mit der Konsumwerbung gab es 1996, als es die erste „Soda Fontain Coca
Cola“-Sammelpuppe in rotweißem Dress nur bei Mattel direkt zu erwerben gab, um die Reklame-Nostalgie zu bedienen 1999 erschienen dann auch eine „Barbie“ als „Coca Cola“-Kellnerin mit Logo-Schürzchen und -Kappe sowie eine Pool-Schönheit im „Coca Cola“-Badeanzug
Die Puppenrolle
Die Grenzen zwischen Mattels „Barbie“ und Disney sind übrigens spätestens mit
Links oben und unten: „Barbie“ als „Rapunzel“ (Prospekt, 1996)
„Barbie“ und „Ken“ als Dana Skully und Fox Mulder („Akte X“-Ermittlungsteam, QuelleProspekt, 1998)
Ganz oben: Märchenprinzessinnen (Prospekt, 2004)
Oben: Mini-„Barbies“ von Burgerking und MacDonald’s
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der Kooperation im dritten „Toy Story“-Film 2010 verwischt worden, da die Modepuppe im Film eine Rolle (sich selbst) spielt Für die aus den Märchenfilmen bekannten Disney-Prinzessinnen hatte Mattel 2016 die erworbene Lizenz verloren, konnte sie 2022 aber wiedererlangen Der im Juli
Ganz oben von links nach rechts: „Barbie“ von 1976
„Barbie“ von 1998
„Barbie“ von 2000
Oben: „Barbie“-Nacken mit Datierung 2013
Unten links und rechts: „Barbie EXTRA“ mit blauem Haar (Spielwarenhandel, 2023)
„You can be anything“-Puppe mit Fußball (Spielwarenhandel, 2023)
2023 in den Kinos anlaufende erste „Barbie“-Realfilm mit Margot Robbie und Ryan Gosling dagegen ist in den Studios der Warner Brothers produziert worden Hierin spielen Menschen die Rolle von Puppen –verkehrte Welt!
Ausstattung
Manche der „Barbies“ und ihrer Gefährten können (mittels Batterie und Minilautsprecher) übrigens schon seit den 1960er-Jahren Geräusche machen: Auf den Schachteln stand damals schlicht „I talk “ („Ich spreche “) Der zur „Rapunzel-Barbie“ von 1988 passende „Prinz Stefan“ (alias „Ken“) kann beispielsweise „Rapunzel, ich liebe Dich“ oder „Rapunzel, lass Dein Haar herunter!“ sagen
Apropos: Das Styling der Haare ist bei „Barbie“ enorm wichtig
das Kämmen und Frisieren der Kunstfasern geschah und geschieht meistens mit im Verhältnis zur Puppe überdimensional großen rosa Bürsten Selbst färbbares Haar gehört zu mancher Schönheit, eine Version heißt gar „Hairtopia“ Die Kunst besteht darin, die Haare unverknotet, gepflegt und halbwegs natürlich aussehen zu lassen Eine
der jüngsten Puppen der Serie „Barbie Extra“ trägt sie übrigens komplett blau und ergänzt den coolen Auftritt mit Sonnenbrille und Kopfhörern
Weitere Accessoires ergänzen je nach Serie die Packungen, also zum Beispiel Hilfsmittel zur Berufsausübung wie ein Stethoskop für die „Doctor-Barbie“, ein Fußball für die Trainerin oder sogar ein Rollstuhl, denn „Barbies“ Freundin „Becky“ ist seit 2014 Teilnehmerin der Paralympics Außerdem gibt es als Ausstattung und Zubehör neben der Kleidung, transportablen und pfiffig zusammenklappbaren Räumen und sehr unterschiedlichem, jeweils zeitgenössisch gestyltem Mobiliar auch Tiere (wie verschiedene Hunde, Katzen und Pferde) und diverse Fahrzeuge In „Barbies“ Garage kann sich daher vielleicht ein uralter Sportwagen von 1962, ein großer gelber Camping-Bus aus den 1970er-Jahren, ein rosafarbener Rolls Royce aus den 1980ern oder ein weißes Mustang-Cabrio von 2002 finden
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Sammelobjekte und Preise
Bei www valuemystuff com, einer Firma, die via Internet professionell und kostenpflichtig Wertgutachten für Antiquitäten erstellt, heißt es über den „Zustand und Seltenheitswert von Barbiepuppen“: „Einer der ersten Faktoren, die bei der Bestimmung des Wertes Ihrer Barbie-Puppe zu berücksichtigen sind, ist ihr Zustand Natürlich sind Sammler bereit, viel mehr für eine Puppe in neuwertigem Zustand zu zahlen als für eine Puppe desselben Modells, die beschädigt und nicht mehr zu reparieren ist Die Puppe ist besonders wertvoll, wenn sie sich in der Originalver-
packung befindet und das gesamte Originalzubehör noch dabei ist Fehlen hingegen Teile oder weist die Puppe Schäden wie abgeschnittenes oder verfilztes Haar, abgeplatzte Farbe, Kratzer oder etwas anderes auf, das ihr ursprüngliches Aussehen beeinträchtigt, so sinkt ihr Wert erheblich “ Und sie ergänzen als Detail: „Die frühen Barbies haben einzelne Finger, während die Finger nach 1968 nicht mehr vollständig getrennt waren “ Nicht überra-
schend ist die Information, dass der Seltenheitsgrad und damit das genaue Alter besonders wichtig sind Ein Datum auf der Hüfte gibt das Jahr des Modell-Patentschutzes an, die weiteren Daten (auf Hals oder Rücken) zeigen das Datum des Zusammenbaus der „Barbie“
Dazu kommt natürlich noch der Blick auf den Erhaltungszustand – ob die Originalverpackung womöglich unbeschädigt ist oder es sich um ein bespieltes Objekt handelt Fachbegriffe wie „Mint Condition“ oder „NRFB“ sind dabei entscheidend: der erste bedeutet „neuwertig“, der zweite „never removed from box“ (also niemals aus der idealerweise kratzerfreien Schachtel genommen) – diese und die ganz alten, kaum noch zu findenden „Barbies“ sind die teuersten 2006 verkaufte sich bereits eine „No 1“ („Ponytail“-)„Barbie“ für 2 880 britische Pfund (also 4 300 €, das wäre heute eher günstig), und so manche „Barbie“ aus den 1990ern wird inzwischen auch gerne schon für mehrere hundert Euro gehandelt Es lohnt sich dabei sehr, detailliert die Preise zu vergleichen Wer also auf dem Flohmarkt oder im Handel etwas Attraktives entdeckt, kann durchaus Glück beim Wiederverkauf haben Gewarnt wird von vielen Expertinnen und Experten allerdings vor dem Waschen (auch der Kleidung) oder dem Kopf-Abnehmen bei neu erworbenen Stücken Zu empfindlich sind oft die nicht mehr jungen Textilien oder ‚Körperteile‘, speziell rote Stoffe färben, so warnt Bettina Dorfmann
Von oben nach unten: „Barbie“ als Kaiserin Elisabeth von Österreich alias „Sissi“ (Quelle-Prospekt, 1996)
Jubläums-„Barbie“ zum 40. Geburtstag (QuelleProspekt, 1998)
Hochzeits-Inszenierung
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Allenfalls geht warmes Wasser und vorsichtiges Tupfen
Die bisher wohl kostbarste „Barbie“ ist übrigens eine als Unikat von Schmuckdesigner Stefano Canturi mit Juwelen geschmückte Puppe, die 2010 bei Christie’s in New York für 302 500 US-Dollars unter den Hammer kam Das ist aber dann doch etwas ungewöhnlich
Oben links und rechts: Marco Tosas „Barbie“Buch
Bettina Dorfmanns „Barbie“-Buch
Unten von links nach rechts: Herbstmoden-Ideen (aus Burda Moden 10/1978)
Drei Meerjungfrauen bei Sonnenuntergangsbetrachtung
„Barbie“ im 20er-Jahre-Outfit (Quelle-Prospekt, 1998)
Literatur
Bei den „Barbie“-Büchern lassen sich die Mattel-Schriften von den für Sammelnde und Fans geschriebenen Werken trennen Darunter sind unzählige Prospekte und Werbematerialien, Bilderbücher und Filme, die als zeitgenössische Quellen inzwischen selbst bereits Sammelwert haben Als großformatige Einstiegslektüre unter den Fachbüchern empfiehlt sich Marco Tosa: „Barbie 1000 Gesichter einer Kultfigur“ (ars edition 1998, 152 Seiten) „Das neue kompakte Bestimmungsbuch“ zur „Barbie“ von Janine Fennick aus dem gleichen Jahr ist auf 80 Seiten zwar etwas weniger zum Schwelgen, bietet aber sehr viel Nützliches, wie Erklärung von Fachbegriffen und Reinigungstipps Anhaltspunkte zum Ermitteln des ungefähren Wertes alter „Barbies“ gibt es auch in diversen „Collector’s Book“-Ausgaben von J Michael Augustyniak und bei Bettina Dorfmann Ihr Fachbuch „Barbie Puppen-Preisführer 2015/2016“ (von der Redaktion der inzwi-
schen eingestellten Zeitschrift „Puppen & Spielzeug“ herausgegeben) enthält großartige Nahaufnahmen, detaillierte Beschreibungen sowie zwei Preisangaben: „unbespielt“ und „originalverpackt“, letztere oft mehr als dreimal so hoch Darüber hinaus bietet die Expertin auch direkt Schätzungen von Puppen und repariert sie gegebenenfalls (Kontakt über www barbiepuppenklinik de)
Als aktuelle Informationsquelle und Freude für „Barbie“-Fans ist die Website www great-barbie-dolls com zu empfehlen, die von der passionierten Sammlerin Tanja Mohr betrieben wird Andere widmen sich vor allem dem Problem der Datierung von Fundbarbies (wie zum Beispiel www fashiondollz de) Und wer weiter im Internet stöbern möchte, kann bei Instagram unter „#Barbie“ suchen und stößt dabei vielleicht auf „fashiondollcollectors“, die ihre jüngsten Flohmarktfunde kommentieren Wer sich mit der großen Fangemeinde austauschen möchte, sei aber natürlich besonders verwiesen auf die nationalen und internationalen „Barbie Conventions“, die als Börsen für Altes und Neues oder auch für Wettbewerbe bei der Inszenierung der Puppen genutzt werden Und das bleibt ja allen Sammelnden immer unbenommen: die eigenen „Barbies“ so zu kleiden und in ein Ambiente zu setzen, wie es Spaß macht und gefällt, sei es beim Aufbauen einer Hochzeitsgesellschaft oder in der Darstellung einer Fantasywelt am Meer Das Kleiden in selbstgenähte Garderobe und das Basteln von Mobiliar waren von Beginn an nicht nur eine große Freude für die Besitzerinnen und Eigner der Puppen, sondern auch speziell, so erzählen viele, für ihre handarbeitstüchtigen Großmütter, und selbst Modezeitschriften widmeten sich extra der Herstellung von „Barbie“- und „Ken“-Kleidung
Fotos: Alle Abbildungen privat, Werbematerial aus dem Mobilen Reklame-Museum Marburg
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