Trödler 11/2023

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Europas Sammlermagazin

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64419 • € 5,50

Schweiz CHF 9,– | Österreich € 6,–

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John Denver Oblateneisen


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LESERFORUM 4

EXPERTISEN n Flaschen Diese Flaschen habe ich einst auf einem Flohmarkt in Frankreich erworben. Seitdem beschäftigt mich die Frage, warum soviele große Blasen beim Herstellungsprozess entstanden sind. Welchen Sinn haben die Auswölbungen nach innen? Sollen sie das reale Volumen verkleinern/verschleiern oder war es ein unbeabsichtigtes Herstellungsdetail? Wie alt mögen diese Flaschen sein und welches Produkt wurde in ihnen abgefüllt? Zudem ist die Form recht unregelmäßig, geradezu schief und auch die äußerliche Glasoberfläche ist zum Teil sichtbar rau.Welchen Wert haben solche Flaschen?

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Peter Siegler, Rheine

Die beiden französischen Weinflaschen sehen in der Tat so aus, als hätte der Glasbläser zuvor zu tief in selbige geschaut. „Waldglas“ dieser Art wurde in Glashütten hergestellt, die sich in der Nähe großer Wälder angesiedelt hatten. Die Betriebe zogen weiter, sobald der Wald komplett im Ofen gelandet war. Die Schwierigkeit, einen planen Flaschenboden herzustellen, liegt sicher auch im Material begründet. Eine kleine Änderung in der Zusammensetzung führt zu einer Änderung der Viskosität des rotglühenden Glases. Den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um mit einem Eisen den Glasballon einzustülpen, hängt dann von Geschick und Erfahrung ab. Die konkave Einstülpung wird in der englischsprachigen Literatur auch als „punt“ oder „shove-up“ oder „kick-up“ bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum spricht von einem „eingestochenen“ oder „hochgestochenen“ Boden. In diesem Fall hatte

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der Glasbläser wohl einen schlechten Tag, eine böse Absicht, den Flascheninhalt zu mindern, würde ich nicht unterstellen. Mogelpackungen sind doch eher eine moderne Erfindung. Hergestellt wurden die Flaschen vermutlich in Frankreich im Zeitraum zwischen 1750 und 1850. Der Wert sollte bei jeweils unter 50 Euro liegen. Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg

n Gemälde Vielleicht können Sie meine Neugier befriedigen, denn nach über 20 Jahren Sammlerjournal- und Trödler-Bezug wende ich mich mal an Sie. In meinem Besitz befindet sich ein Bild (Kunstharz und Tempera) von Fritz Mikesch, Berlin. Titel: AGrave-Rush, 80 x 100 cm groß. Auf der Rückseite betitelt und signiert. In seinem Oeuvrekatalog 1967-1969 ist es das Letzte mit der Nummer 100, aber ohne Abbildung. So würde mich der heutige Wert dieses Bildes interessieren. Iris Bauer, Altdorf

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Fritz Mikesch (geboren 1939 in Innsbruck, gestorben 2009 in Berlin) war viel-

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fach begabt. Ab 1966 lebte er in Berlin und schuf defragmentierte Landschaften, wie die hier gezeigte. Sein Stil hat einen hohen Wiedererkennungswert. Höhere Preisweihen sind seinen Werken nicht zuteil geworden. Offenbar wegen eines biografischen Bruchs, weg vom Auge und hin zum Ohr. Ab 1979 experimentierte er im Tonstudio mit Geräuschen und Klängen und schuf für den Hörfunk nicht weniger Großartiges „für Menschen, die Lust haben, sich der Magie des Ohres zu überlassen". Seine Faszination für die östliche Philosophie mischte sich in sein akustisches Œuvre. Seine Malerei ist deutlich unterbewertet. Aktuell werden für vergleichbare Werke nur wenige hundert Euro gezahlt. Aber vielleicht wird ja sein optisches Werk von den Freunden des Ohrenbären in naher Zukunft neu bewertet. Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg

n Figuren Mit der Bitte um Einschätzung sende ich Ihnen Fotos von einem Holland-Paar zu. Die Figuren sind 13 cm hoch, aus Messing oder Bronze? Auf der Rückseite des Jungen mit Fisch ist eingeprägt: „P. Tereszcuk”. Beim Mädchen ebenfalls hinten am Sockel „P. T.”. Das Paar war ein Geschenk von einer Tante im Jahr 1948.

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Sigrid Müller, Langenau

Die beiden kleinen Bronzefiguren zeigen einen Jungen und ein Mädchen in der für das Fischerdorf Volendam in den Niederlanden typischen Tracht. Die Holzschuhe, die weiten Hosen sowie die Pelzkappe sind leicht wiedererkennbar. Außerhalb der Niederlande wird die Volendamer Tracht als typisch niederländisch angesehen, obwohl keine solche niederländische Nationaltracht existiert. Es scheint wohl mehr der exotische Reiz dieses römischkatholisch geprägten Fischerdorfes in der Nähe von Edam gewesen zu sein, der Touristen anlockte und zu diesem Missver-

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n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Robert-Bosch-Str. 2 85296 Rohrbach oder per E-Mail an info@gemiverlag.de

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LESERFORUM 5 beitszimmer. Trotz intensiver Internet-Recherche konnten wir leider keine Informationen über den Maler finden. Können Sie uns weitere Details über den Maler oder vielleicht auch über das Bildnis nennen? Es ist Öl auf Leinwand, teilweise pastos aufgetragen. Patrick Dragut, Siegburgen Die gut ausgeführte Landschaftsdarstellung zeigt einen bewaldeten Abhang im Frühling. Das Bild ist signiert „E. Cloquet“ und datiert „1945“. Für die Zeit der Endphase des Zweiten Weltkriegs sind das ungewöhnlich gute Ölfarben. Auch der von Hand gefertigte Rahmen ist für diesen Zeitraum ungewöhnlich gut. Nur wenige Menschen hatten in der allgemeinen Not jener Zeit überhaupt das Material, auch nur Skizzen anzufertigen. Es wurde „organisiert“ und auf dem Schwarzmarkt getauscht. Antwerpen und Lüttich waren verrufen als Städte des plötzlichen Todes, denn die deutschen V1 und V2 Raketen zerstörten dort 10.000 Wohnhäuser. Eine Möglichkeit wäre, dass es sich um einen gut situierten aber früh verstorbenen belgischen Künstler handelt. Rein hypothetisch könnte der Künstler oder die Künstlerin Zugang zu außereuropäischen Ressourcen gehabt haben. Die einzige recherchierbare Person mit dem Namen „E.Cloquet“ wäre eine in Seattle geborene Amerikanerin Ellawyn Cecilla Cloquet (1916-1968), deren Familie franko-kanadische Wurzeln hatte. Rein spekulativ könnte es sich um eine Angestellte der amerikanischen Armee im Women’s Army Corps (WAC) gehandelt haben. Eine Anfrage bei belgischen Künstlerfamilien mit dem Namen Cloquet blieb leider unbeantwortet. Das Bild ist malerisch von guter Qualität, der Künstler/die Künstlerin bleibt leider obskur. Ein Schätzpreis von unter 400 Euro scheint angemessen. Klaus-Dieter Müller,

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Kunstexperte Lüneburg

ständnis beitrug. Der Junge mit dem Fisch und das Mädchen mit dem Milchkrug sollen wahrscheinlich auf die typischen Produkte dieser Region hindeuten, also Fische und Edamer Käse. Wahrscheinlich empfanden die alpinen Bewohner der K.u.k.-Monarchie diese „Flachland-Indianer“ als besonders exotisch. Der Künstler Peter Tereszczuk (ukrainisch Петро Терещук Petro Tereschtschuk; geboren 9. Februar 1875 in Wybudow (heute: Вибудів), Ostgalizien, Österreich-Ungarn; gestorben 14. August 1963 in Wien) war ein österreichischer Bildhauer. Er studierte an der Kunstgewerbeschule in Wien bei dem Bildhauer Hermann Klotz (1850-1932). Dieser war unter dem Spitznamen „Holzklotz“ bekannt, weil er vornehmlich in Holz arbeitete. Der Einfluss des Lehrers scheint prägend gewesen zu sein. Oftmals sind Tereszczuks Entwürfe nur grob angelegt und lassen dem Betrachter die Möglichkeit, Details zu imaginieren. In der Zeit kurz vor der Jahrhundertwende bis in die Mitte der 1920er-Jahre schuf Tereszczuk seine wichtigsten Werke. Die-

se reichen von kleinen, aber großartigen Tischklingeln und Tischglocken bis zu figürlichen Bronzen mit geschnitzten Intarsien aus Elfenbein. Die meisten seiner Arbeiten sind gut lesbar signiert und meist mit dem quadratisch umrandeten „TU“-Monogramm für die Gießerei Tereszczuk u. Ullmann versehen (siehe auch die Veröffentlichungen von Manfred Bicker). Die Preise für Tereszczuk Bronzen reichen von hundert Euro bis in die Tausende. In diesem Fall gehe ich von einem Wert von unter 200 Euro aus. Klaus-Dieter Müller, Kunstexperte Lüneburg

n Gemälde Als treuer Leser freue ich mich, auch mal eine Frage in dieser Rubrik an Sie stellen zu können. Während der CoronaPandemie haben meine Frau und ich zahlreiche Wanderungen um Siegburg herum durchgeführt. Bei einer Wanderung ins Melbtal haben wir dieses Ölbild in einem Bonner Antiquitätenladen gesehen und seitdem hängt es bei meiner Frau im Ar-

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MAGAZIN 6

AUSSTELLUNGEN n Warten auf Weihnachten Vorweihnachtliche Stimmung herrscht vom 3. bis 28. November in der Stadtbibliothek Itzehoe. Adventskalender aus 100 Jahren von 1920 bis heute zeigt die Sammlerin Angelika Salzwedel, Itzehoe. Wenn wir heute an „Adventskalender“ denken, fallen den meisten Menschen heute wahrscheinlich zuerst die mit Schokolade oder seit einigen Jahren mit kleinen Geschenken gefüllten Adventskalender ein. Die ältere Generation wird sich jedoch gern an die Glimmerkalender der 50erJahre erinnern. Fleißige Engel helfen dem Weihnachtsmann, Geschenke einzupacken. Die Himmelsleiter in verschiedenen Variationen, das Knusperhäuschen, der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten und andere entzückende Bildmotive verkürzten die Zeit des Wartens. Immer war der Adventskalender für Kinder das Zeichen der herannahenden Weihnacht. Dieser Brauch wird und wurde in Familien seit über 100 Jahren gepflegt. Von Johann Hinrich Wichern – dem Leiter des Rauhen Hauses in Hamburg-Horn ist der bisher früheste Brauch des Zählens der Tage bis Weihnachten überliefert. Er stellte 1839 einen Adventskranz mit 24 Kerzen auf für jeden Tag eine. Die ersten Adventskalender gehen zurück ins 19 Jahrhundert. Es gab Kreidestriche an Türen oder es wurden 24 kleine Halme aus Stroh in die Krippe gelegt. Die erste Adventsuhr ist aus dem Jahre 1902 überliefert. Die Ziffern waren zunächst nur von 13 bis 24, später dann von 1 bis 24. Dora Baum, Fritz Baumgarten, Marianne Schneegans und Lore Hummel, um nur einige zu nennen, sind sehr bekannte Illustratoren der früheren Jahre. Dora Baum hatte Adventskalender mit Ziehfiguren entwickelt, wie z. B. „Christkindleins Festzug“ aus dem Jahre 1935. Auch das bekannte „Adventshäuschen“ wurde von ihr entwickelt und erschien um 1920. In den 1990er-Jahren gab es ein Reprint. Da je-

Der älteste Adventskalender der Sammlerin: um 1920, das Adventshäuschen von Dora Baum, Verlag Reichhold & Lang, München; Stadtbibliothek Itzehoe 11 / 23

Frieden auf Erden, handkoloriert, Hersteller unbekannt, wohl 40er-Jahre; Stadtbibliothek Itzehoe des Jahrzehnt von 1920 bis heute in dieser Ausstellung vertreten ist, kann man auch den sich ändernden Zeitgeist ablesen. Zum Beispiel: Niedliche Engel, die fleißig arbeiten, aus den 50er-Jahren. In den 60er-Jahren gab es Schallplatten mit Weihnachtsliedern und dem dazugehörigen Adventskalender. Es gab auch Werbe-Adventskalender mit netten Bildmotiven in dieser Zeit. In den 70er-Jahren gab es eine Zeit der Rückbesinnung und die „gestickten Adventskalender“ im skandinavischen Stil waren der absolute Hit. Die verpackten Geschenke wurden an kleinen Messingringen befestigt. Die 90er-Jahre bis 2000, das ist die Zeit der Holzarbeiten, und so gab es Holzkalender, wie Weihnachtsmann oder Schneemann mit Schubladen zum Befüllen. Kalendermotive mit Teddybären und Mäusen sind bis heute zu finden. Schon früh entstanden christliche Adventskalender. Ein Beispiel neuerer Zeit ist „Der andere Advent“ von Pastor Hinrich C. G. Westphal, der 1995 erstmalig erschien und bis heute jährlich neu aufgelegt wird. Seit vielen Jahren gibt es auch Adventskalender im Postkartenformat und kleiner für die Puppenstube. Die Sammlerin liebt diese kleinen Adventskalender und so kann man in dieser Ausstellung eine Auswahl davon besichtigen. Es gibt heute mehrere Verlage, die historische Kalendermotive nachdrucken, so dass es mögllich ist, sich etwas Nostalgie ins weihnachtlich geschmückte Haus zu holen. Im Norden gibt es in der Stadt Tönning in Nordfriesland einen ganz besonderen Adventskalender. Das historische Packhaus wird mit seinen zahlreichen Fenstern als Adventskalender gestaltet. Es soll der längste Weihnachtskalender der Welt sein mit 77,50 m. Telefon: 04821 603420 Webseite: www.stadtbibliothek-itzehoe.de

BÖRSEN UND MÄRKTE n Autos und Bahnen im Kleinformat Am Sonntag, dem 26. November findet in der Sport- und Kulturhalle, Horrheimer Straße, in Sersheim (Baden-Württemberg) von 11 bis 16 Uhr eine Modell- und Spielzeugbörse statt. Modelleisenbahnen, Modellautos, Blechspielzeug, Rennbahnen und Zubehör jeglicher Art und verschiedener Maßstäbe von unterschiedlichsten Herstellern kommen zum Angebot. Veranstalter ist der Modell-Club Sersheim, Peter Renno. Telefon: 07042 33973 Webseite: www.modell-club-sersheim.de

n Spielzeug für groß und klein Liebhaber und Sammler von antikem Spielzeug können sich den 18. November für einen Besuch der Freiburger Spielzeugbörse vormerken. Seit 1986 hat sich die Börse stetig weiterentwickelt und ist inzwischen einer der größten Märkte für antiquarisches Spielzeug in Süddeutschland und im Dreiländereck. Insbesondere private Aussteller präsentieren neben professionellen Händlern an den rund 150 Ständen ein gut sortiertes Angebot: Modelleisenbahnen, Modellautos, Blechspielzeug, Puppen, Plüschtiere und einzigartige Raritäten aus den Kinderzimmern alter Zeiten – ein Besuch bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Kaufen, Tauschen und Fachsimpeln. Auch wer auf der Suche nach entsprechender Literatur, Zubehör oder Ersatzteilen ist, wird hier fündig. Für Modelleisenbahnen steht eine Teststrecke zur Verfügung. Wer selbst noch einen Spielzeugschatz von früher besitzt, kann


MAGAZIN 7 in Langenhagen bei Hannover (am 22.10.) mit rund 4.000 qm, die Ostwestfalenhalle in Kaunitz bei Gütersloh (am 05.11.) ist die Schönste, die Henrichshütte in Hattingen die Industrieträchtigste und alle anderen Standorte können sich ebenfalls sehen lassen. „Seit der Pandemie besuchen uns mehr Spielzeugfreunde als zuvor. Geschuldet der Tatsache, dass viele Neueinsteiger auf der Suche sind und da es kaum noch Fachgeschäfte gibt für Modelleisenbahnen und Spielzeug und das Internet Überraschungen oft in Ärger umwandelt, fühlen Besucher sich bei uns wohl“, so Joachim Eilers, seit 30 Jahren der Veranstalter für Jomo’s Märkte, „alles kann man begutachten, probefahren, man kann handeln und tauschen.“ Telefon: 0172 9544662 Webseite: https://jomosmodellbahnmaerkte.de

Freiburger Spielzeugbörse am 18. November bei den Fachleuten an den Verkaufsständen mehr über das gute Stück erfahren oder den aktuellen Wert bestimmen lassen. Telefon: 0761 33342 Webseite: www.freiburger-spielzeugboerse.de

n Design im Blick Am ersten Advent, dem 3. Dezember, findet mit der design classic düsseldorf der große Markt für internationale Design-Objekte des 20./21. Jahrhunderts statt. Dabei verwandeln sich die 6.000 Quadratmeter des Blumengroßmarkts innerhalb von wenigen Stunden in ein betriebsames Paradies für Designliebhaber: nur Originalstücke des 20. und 21. Jahrhunderts kommen zum Angebot. Ausgefallene Einzelobjekte aus den Bereichen Möbel, Inneneinrichtung, Accessoires und Schmuck finden ihren Weg nach Düsseldorf – und im Laufe eines lebendigen design classic-Tages auch oft den Weg in ein neues Zuhause. Designliebhaber sind besondere Menschen: immer auf der Suche, kennerhaft, kontaktfreudig. Kommt es daher, dass aus ganz Europa begeisterte Galeristen, Sammler und Einkäufer zur design classic düsseldorf anreisen, entweder als Anbieter oder aber als Käufer? Oder kommt es daher, dass die design classic düsseldorf als bekanntestes deutsches Forum für Designsammler und ihre Leidenschaften bestens ausgerüstet ist und alles bietet, was das Herz höher schlagen lässt? In diesem Jahr, zur mittlerweile 25. Veranstaltung, sind ausgesuchte 160 Anbieterinnen und Anbieter vor Ort. Bei den Galeristen für „Vintage Furniture” und Designklassikern aus zweiter Hand, die aus den verschiedensten europäischen Ländern anreisen, finden sich nunmehr zum 24. Mal seit der ersten Veranstaltung im Winter 1999 hohe Qualität und gute Auswahl. Vom Stuhlentwurf des Dänen Arne Jacobsen über Sitzgruppen von

Charles und Ray Eames, Alvar Aalto, Marcel Breuer oder Mies van der Rohe bis hin zum italienischen Plastik-Sitzobjekt der 60er-Jahre im Originalzustand wird geboten, was das ganze Jahr über für die design classic düsseldorf zurückgestellt wurde. Neben Möbeln bietet sich auch ein breites Angebot an hochwertigen Sammlerobjekten aus den Bereichen Glas, Metall, Keramik und Sammlerschmuck. Hier paart sich Hochwertiges mit Ausgefallenem – auch Profis, Museums-Ankäufer und Galeristen finden spannende Objekte zur Vervollständigung ihres Programms. Neben den Galerien und Privatanbietern von Design- und Schmuckklassikern sind internationale Galerien für first class vintage Couture am Start. Zu jeder Eintrittskarte gibt es den Katalog der dcd, das dcd-manual, kostenlos hinzu. Telefon: 0172 9531212 Webseite: www.designclassic.de

n Jomo’s Spielzeugbörse Beste Gelegenheit, die große Welt des Spielens zu entdecken, ergibt sich jeden Sonntag, wenn Jomo’s Märkte in große und kleine Hallen einladen. Die größte ist

n Globale Schatzkammer Die große Sammler-Jahresbörse im niederländischen Utrecht findet in diesem Jahr am Wochenende des 11. und 12. November statt. Veranstaltungsort ist wie immer der Jaarbeursplein. Das Angebot ist riesig und nicht zu überschauen – also gerade recht für passionierte Flohmarktgänger. Mit über 1.300 Ständen voller Kuriositäten, Antiquitäten, Vintage-Schätzen, Brocante-Funden, seltenen Sammlerstücken und vielem mehr verspricht diese Veranstaltung ein wahres Paradies für Liebhaber von Erbe und Stil zu sein. Was dieses Event so besonders macht, ist das beeindruckende Angebot internationaler Aussteller, wodurch es zu einer wahren globalen Schatzkammer wird. Mit der Teilnahme leidenschaftlicher Händler aus verschiedenen Ländern können Besucher einzigartige Funde entdecken. Nico Heins, der Veranstalter der Börse, sagt: „Die Ausgabe von 2023 steht unangefochten an der Spitze des Jahres. Wir haben alles getan, um ein außergewöhnliches Erlebnis für alle zu schaffen, die Vintage, Antiquitäten und Sammlerstücke lieben.” Telefon: +31 30 2955911 Webseite: www.verzamelaarsjaarbeurs.nl

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KÜCHENGERÄT 8

OBLATENEISEN ALEXANDER GLÜCK

Gelegentlich sieht man sie im Antikhandel, und dort tauchen sie schon deshalb immer wieder auf, weil sie kaum kaputt zu bekommen sind: große Backzangen mit zwei tellerförmigen Platten am Ende, zwischen denen Teig zu Oblaten ausgebacken wurde. Sie sind mit vielfältigen Motiven und Ornamenten verziert und versehen das Gebäck mit diesen Bildern. Mit manchen lassen sich mehrere kleine Hostien auf einmal backen, andere dienen zur Herstellung eines einzelnen größeren Stücks. Diese Backeisen lassen sich hervorragend sammeln: Sie weisen spannende geschichtliche Merkmale auf, lassen sich zeitlich, regional und technisch unterscheiden und können außerdem auch noch zum Backen benutzt werden, ohne dass man eine Beschädigung befürchten muss.

Zutaten Oblaten wurden ursprünglich aus Wasser, Mehl und Stärke in zweiteiligen Eisenformen gebacken. Genauso machte man Hostien, nur wurden diese ausschließlich zur Verwendung innerhalb des christlichen Ritus gefertigt, bei dem sie sich nach

katholischem Verständnis zum „Leib Christi“ wandeln, weshalb sie in einem besonderen kleinen Schrein, dem Tabernakel, aufbewahrt werden, wogegen sie nach evangelischer Auffassung das Symbol für den im Kreis der Gläubigen anwesenden Christus sind. Ihre Bestandteile sind Wasser und Getreidemehl, für ihre Herstellung sind genaue Regeln und Zeitspannen einzuhalten. Technisch gesehen, sind Obla-

ten und Hostien das gleiche, wir können das Gebäck mit dem übergreifenden Begriff Oblate bezeichnen.

Vom Glauben zum Genuss Während die kultischen Gebäcke weiterhin möglichst schlicht gehalten werden, haben sich die Rezepte für weltliches Gebäck um allerhand Beigaben und Raffinessen erweitert – gerade die Klöster spielten dabei eine wichtige Rolle. Vor allem kamen Eier hinzu, aber auch Sahne, Butter und Zucker; typische Gewürze wie Zimt trugen zu einer regionalen Differenzierung bei. Ab dem 8. Jahrhundert verwendete man in der Westkirche ungesäuertes Brot (Mazze) für die Oblaten, während die Ostkirche bis heute gesäuerten Teig verwendet: Die damit gebackenen Prosphora gehen beim Backen auf.

Große Zangen Oblateneisen sind im Grunde große Zangen mit zwei Backplatten, die erhitzt und zusammengedrückt werden, wobei sich die in den Platten befindlichen negativen Motive als erhabene Reliefs auf die Oblate übertragen. Altarbrote wurden schon in der Frühzeit des Christentums mit einem Kreuz oder eineM Punkt versehen. Aus reLinks: Das Motiv ist aus Einzelformen zusammengesetzt, die ins Material eingeschlagen wurden. Die grobe Oberfläche verrät die Gusskopie Oben: Äußerlich ähnlich: Geschlossene Oblateneisen sagen noch nichts über ihre Motive und die Qualität ihrer Gestaltung aus 11 / 23


KÜCHENGERÄT 9 Jahrhundert wurde die Bereitung des Altarbrots als Gelegenheit zur Kontemplation aufgefasst. Zunächst bildete sich hierfür ein feierlicher Ritus vor den wichtigsten Kirchenfesten, im Mittelalter kam das regelmäßige Backen der Hostien auf, damit sie nicht zu alt sein würden. Der Leib Christi sollte nicht älter als zwanzig Tage sein, schon gar nicht mehrere Monate. Klöster hatten hierfür eigene Räumlichkeiten, ihre Eisen werden in Inventarlisten aufgeführt. Schon im 6. oder 7. Jahrhundert wurde in Karthago ein Oblateneisen mit einem Christusmonogramm und einer Umschrift verwendet, weitere Belege verweisen ins 9. Jahrhundert.

Reicher Bildschmuck im Teig Zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert kam in der Westkirche der Brauch auf, dünne Brotscheiben auszugeben, statt ein größeres Brot in Stücke zu brechen. Für ihre Herstellung verwendete man Formen aus Metall. Hostien, die für die Zelebrierung des Abendmahls während der Messe gedacht waren, hatten ein größeres Format und reicher verzierten Bildschmuck mit In- und Umschriften. Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts wurden diese Hostien kleiner, daneben gab es Hostien für die

ligiösen Gründen wollte man die Herstellung der Altarbrote nicht den gewöhnlichen Bäckern überlassen, daher nahmen sich zunächst christliche Frauen und später Kleriker der Sache an. Schon im vierten Von oben nach unten: Typische Form mit angeschweißten Platten Dieses Oblateneisen ist komplett verchromt, was selten ist. In der Regel sind diese Geräte dunkelgrau bis schwarz patiniert Das Gelenk besteht immer aus einem Bolzen, der auf beiden Seiten zugehämmert oder an einer Seite mit einer Mutter versehen ist. Der Bolzenkopf ist auch ein schönes Stück Schmiedehandwerk. Diese Verbindung ist nahezu verschleißfest Rechts oben und unten: Hier ein Oblateneisen mit komplett handgeschmiedetem Motiv. Eine Seite zeigt ein gleichmäßiges Rautenmuster Die andere Platte dieses Eisens wurde aufwändig mit einem floralen Motiv verziert 11 / 23


KÜCHENGERÄT 10 Gläubigen in der Größe eines Geldstücks. Im 16. und 17. Jahrhundert kam die noch heute bekannte Bildsprache auf: Lamm, Buch, Kreuzigung, Christusmonogramm, Weinranke und Strahlenkränze in verschiedenen Kombinationen. Für Monstranzen wurden besonders große und prächtige Hostien gebacken.

„Private” Backformen Die weltliche Oblate spaltete sich von dieser Entwicklung ab, hierbei verblasste der religiöse Hintergrund, statt dessen wählte man Motive aus der Mythologie, Tier- und Pflanzendarstellungen, Wappen, Monogramme und ähnliches. Diese „privaten“ Backformen waren fester Bestandteil des Hausstands und wurden für die Herstellung der Oblaten verwendet, die man als Gebäck, aber auch als Zutat etwa für Kuchen benötigte. Frühe Exemplare waren sehr kunstvoll und detailreich gearbeitet, spätere Motive hingegen aus mehreren Grundformen zusammengesetzt und mit Rautenmustern oder kleinen Blumenstempeln ergänzt. Doch auch sie waren noch Einzelanfertigungen aus der Werkstatt des Schmieds. Noch spätere Exemplare wurden im Gussverfahren reproduziert.

Wo findet man Sammlerstücke? Für die Herstellung von Bildgebäck braucht man in jedem Fall die Formen, mit denen das Bild ins Gebäck gebracht wird. Sowohl bei Waffeln als auch Oblaten handelt es sich um Metallformen, die erhitzt zusammengefügt werden. Wer beim Oblatenbacken die praktische Arbeit mit dem Sammeln von kulturgeschichtlich wertvollem Werkzeug kombinieren will, findet auf Antikmärkten sowie auf den bekannten Onlineplattformen eine reiche Fülle alter Eisen, die sich überwiegend ohne Einschränkungen verwenden lassen. Es gibt einige eindeutige Merkmale, anhand derer die Backeisen grob datiert und bewertet

werden können. Wenn Sie öfter auf Auktionsseiten im Internet vorbeischauen, werden Sie bald feststellen, welche Geräte Massenware sind und welche Raritäten. Häufig tauchen gegossene Geräte auf. Das Gießen von flüssigem Eisen ist ein Verfahren, um Werkzeuge in größerer Menge zu vervielfältigen. Interessanterweise können als Vorlage geschmiedete Eisen verwendet worden sein, weshalb

gegossene Oblateneisen manchmal aussehen, als wären sie geschmiedet. Aber ihre Backplatten haben eine andere Oberfläche und in den feinen Zeichnungen der Bilder finden sich oft kleine Mulden oder Hügel vom Gießen, zuweilen läuft sogar eine feine Naht über die ganze Platte. Sie sind also reproduziert und nicht ganz so wertvoll wie ihre geschmiedeten Originale. Trotzdem lassen sich solche Exemplare ohne Einschränkungen zum Backen verwenden und sind auch als alte Werkzeuge durchaus sammelwürdig, solange man sie nicht zu teuer bezahlt.

Bilder aus Grundformen Bei den geschmiedeten Exemplaren zeigt sich sehr schnell, ob der Schmied etwas konnte oder eher nicht. Wir finden primitive, grob gearbeitete Oblateneisen neben beeindruckenden, überaus detailliert und fein gearbeiteten Kunstwerken. Interessant sind Bilder, die aus wenigen Grundformen zusammengestellt worden sind. Ganze Doppeladler, Osterlämmer und Blumensträuße wurden aus einigen wenigen Stempeln gebildet. Teilweise wurden feine Bildstempel eingeschlagen, die Figuren, Blüten, Symbole, Ranken oder Links oben und unten: Beide Platten dieses Oblateneisens wurden an das jeweilige Griffstück angenietet, wie man deutlich erkennen kann. Das Eisen stammt also aus billiger Serienproduktion Ein ganz einfaches Eisen, das mit konzentrischen Kreisen auskommt. Die damit gebackenen Oblaten sind dementsprechend unprätentiös Oben: Ein besonderes Eisen mit einer aufwändig gearbeiteten Wappendarstellung in komplett handgeschmiedeter Ausführung

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KÜCHENGERÄT 11 sen alten Museumsstücken denn überhaupt backen darf, ist ganz leicht zu beantworten: ja, selbstverständlich! Ein historisches Oblateneisen wird durch den behutsamen und sachgerechten Gebrauch mehr bewahrt als abgenutzt. Durch das regelmäßige Einfetten wird es vor Korrosion geschützt, außerdem bleibt das Gelenk geschmeidig. Die Alternative bestünde darin, es nur irgendwo hinzustellen – dort wäre das Werkzeug der Luftfeuchtigkeit oder gar Regen ausgesetzt und würde unweigerlich rosten. Es gibt viele Beispiele für Schäden, die auf diese Weise entstanden sind. Bei der Benutzung

Wappen darstellen. Solche Schmiedearbeiten sind immer Einzelstücke. Daher sind sie entsprechend teurer und auch dann von kulturgeschichtlichem Wert, wenn sie einfacher ausgeführt wurden. Ist eine echte (nicht gegossene) Jahreszahl eingeschlagen, erhöht dies den Preis deutlich. Als Richtpreise können folgende Werte gelten: einfache Massenware 25 bis 50 Euro, große gegossene Werkzeuge (um 1900) 60 bis 120 Euro, große geschmiedete Werkzeuge (von 1700 bis 1850) 160 bis 300 Euro, datiert auch teurer, Renaissancewerkzeuge mit detaillierter Schmiedearbeit in gutem Zustand bis 1.000 Euro, mit nachvollziehbarer Provenienz auch teurer. Auch neuere Exemplare aus Eisen oder Messing kann man gebraucht erwerben. Etwas anders verhält es sich mit Werkzeugen aus Aluminium. Ältere Geräte sind nicht nur sehr unansehnlich und schwer zu reinigen, sondern sogar gesundheitsgefährdend. Sollten Sie sich für Backformen aus Aluminium entscheiden, die Sie dann auch noch verwenden wollen, so kaufen Sie besser neue und überprüfen Sie anhand der Beschreibung die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Aluminiumlegierung.

Herkunft. Die rechteckigen Formen haben ihre Tradition eher links des Rheins, vor allem in Frankreich. Ausnahmen gibt es immer dann, wenn sich Einwanderer irgendwo angesiedelt und ihre Traditionen mitgebracht haben, so etwa im Fläming. Welche Eisen Sie sammeln oder auch verwenden, bleibt Ihnen überlassen und Sie können ohne weiteres ein norwegisches Rezept in einem italienischen Gerät backen. Soll es ganz stilecht zugehen, müssen Teig und Werkzeug natürlich zueinander passen, auch zeitlich. Die Frage, ob man mit die-

Regionale Zuordnung Bei den mitteleuropäischen Oblateneisen sind runde Formen eher rechtsrheinischer Oben: Diese Platte stellt das Oblateneisen ebenfalls in den christlichen Kontext, das Lamm Gottes ist mit einem Lorbeerkranz umrahmt Rechts oben und unten: Auch diese Platte wurde in sorgfältiger Handarbeit gestaltet. Bemerkenswert ist auch das umlaufende Rankenwerk Die zweite Platte zeigt das Lamm Gottes mit christlichen Attributen 11 / 23


KÜCHENGERÄT 12 von so alten Geräten ist lediglich darauf zu achten, das Material nicht durch Reinigungsmittel oder -werkzeuge zu beschädigen. Scheuermittel, Schleifpapier und Stahlwolle sind für Bildplatten tabu und auch für die Außenseiten oder Stiele sind diese Mittel nicht unbedingt nötig, da die sich dort ansetzende Patina sowieso keine Berührung mit den Oblaten hat.

Reinigen Zum Reinigen historischer Oblateneisen empfiehlt sich das Einlassen mit rostlösendem Öl (zum Beispiel Caramba) und anschließendes gründliches Entfernen dieses Öls mit Tensiden (Backofenspray, Spülmittel). Diese Substanzen müssen hinterher gründlich abgewaschen werden. Alte organische Schmutzreste können durch „Ausglühen“ (entsprechend der Pyrolyse beim Backofen) entfernt werden, indem man das Eisen für etwa eine Stunde auf 300 °C erhitzt, zum Beispiel im Grill. Richtig glühen soll es nicht, weil das Material dadurch spröde werden kann. Halten Sie die Temperatur genau ein – wenn

die Backform aus Messing oder Bronze ist, kann sie durch zu starkes Erhitzen beschädigt werden. Zum gründlichen Reinigen eignet sich außerdem eine nicht zu harte Möbelbürste, die man in die Bohrmaschine einspannt. Solche Bürsten sind ungefähr so hart wie gebräuchliche Spülbürsten, dabei aber deutlich größer. Ist die Backform gründlich gereinigt, wird sie dünn eingeölt und im Grill für eine Stunde auf etwa 170 °C eingebrannt. Diese Temperatur ist für preiswertes Speiseöl geeignet. Verwenden Sie ein Öl, das höher erhitzt werden kann, sollte entsprechend etwas heißer eingebrannt werden. Auf diese Weise ist das Oblateneisen für den Gebrauch vorbereitet, zugleich aber auch gut konserviert. Die dabei entstandene Schutzschicht ist auch für historische Stücke, die nur gesammelt werden sollen, ideal.

Vorsicht bei orangem Anstrich Es gibt eine Ausnahme bei der Verwendung alter Backformen – sie wurden und werden gelegentlich mit Rostschutzfarbe angemalt. Das ist ärgerlich, weil die Reinigung viel Arbeit macht und manchmal ist es auch gefährlich, wenn nämlich Bleimennige verwendet wurde, die giftig ist. Dieser Rostschutzanstrich ist leicht an der orangefarbenen bis zinnoberhaften Färbung erkennbar. An der Oberfläche kann die Farbe sehr dunkel werden, aber in der geschlossenen Backform bleibt sie deutlich erkennbar. Aus gesundheitlichen Gründen sollten Sie auf die Verwendung solcher Geräte grundsätzlich verzichten. Ist die Farbe schwarz und kann man sie relativ leicht abwischen oder abheben, so ist eine Sanierung des Oblateneisens möglich. Historische Geräte können außerdem bis zu drei Prozent Blei in der Legierung enthalten, sofern sie aus Messing oder Bronze bestehen. Die genaue Zusammensetzung kann ein Metall- oder Schrotthändler mit einem Gerät ermitteln, ohne dafür Material abnehmen zu müssen. Bei historischen Geräten aus gelben Metallen können Sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von Blei in der Legierung ausgehen. Gesundheitlich bedenklich ist das jedoch nicht, und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird das Blei aus der Legierung nur gelöst, wenn Säure im Spiel ist. Links oben und unten: Rechteckige Backeisen für die Herstellung von Waffeln Diese Platten sind mit Spielkartenmotiven verziert (französisches Blatt) und erlauben die Herstellung von Waffeln, mit denen man beim Kartenspiel etwas zu Naschen hat. Dieses Eisen ist ein geschmiedetes Original Oben: Zwei Oblateneisen in der Zusammenschau

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KÜCHENGERÄT 13 steht kein Handlungsbedarf. Eine Erkundigung in einer örtlichen Schlossereiabteilung brachte den Vorschlag, das alte Verbindungsstück herauszubohren und durch eine neue, verzinkte Schraube mit Mutter zu ersetzen. Da kann man sich nur bedanken und mit seinem Oblateneisen das Weite suchen. Auch das Zuhämmern ist nicht sinnvoll. Am besten ist es, Gebrauchsspuren wie diese einfach so zu belassen, wie sie sind. Damit die Eisen nicht im Weg stehen und auch nicht umkippen, kann man sie leicht mit hölzernen Regalträgern an der Wand befestigen. Die Regalträger werden hierBei den üblichen Oblatenrezepten ist das nicht der Fall. Zweitens bildet sich durch das oben beschriebene Einbrennen mit Öl eine Barriere, die zu einer wirksamen Trennung von Backform und Teig führt. Wenn Sie ganz sichergehen wollen, verwenden Sie grundsätzlich nur Oblaten aus Eisenformen. Diese können aus physikalischen Gründen überhaupt kein Blei enthalten. Die mit diesen Geräten hergestellten Backwaren haben in der Geschichte ihren festen Platz. Sie wurden schon vor Jahrhunderten hergestellt und erfreuten die Menschen zu hohen Anlässen wie Hochzeiten oder Kirchenfesten ebenso wie als besonderes Mitbringsel vom Weihnachtsmarkt. Der Abbruch dieser Tradition begann mit der Industrialisierung und setzte sich während der vielen kulturellen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts fort. Deshalb wirkt es immer ein wenig museal und nostalgisch, wenn heute auf dieses alte Backwerk, seine Zusammensetzung und Herstellung zurückgegriffen wird. Das Backen von solchen Spezialitäten beschwört eine „gute, alte Zeit“ und bezieht daraus seinen ganz eigenen Reiz. Ob daraus ein echtes Anknüpfen und die Fortsetzung dieser Backgeschichte wird, hängt nicht zuletzt von der inneren Einstellung ab, mit der dieser tätige Rückblick betrieben wird.

Museumsstücke benutzen? Auf der anderen Seite sind diejenigen, die sich bereits seit Jahren mit dem Thema beschäftigen, keineswegs nur Nostalgiker, denen es darum zu tun ist, Museumsstücke aus dem Backofen zu ziehen. Die

Erhabenheit der historischen Backgeräte zeigt sich gerade dann besonders klar, wenn sie sich auch für Neu- und Weiterentwicklungen bewähren. Und genau dafür sollen sie deshalb wieder benutzt werden. Waren historische Backformen zwar meist für eine bestimmte Art von Gebäck gedacht, so sind es doch schon immer Werkzeuge, die man durchaus auch vielfältig eingesetzt hat. Behält man nur ein klein wenig die Geschichte des jeweiligen Gebäcks im Hinterkopf, wird man dieser anderen Seite, der musealen und nostalgischen, gerecht werden.

für mit einem Stopper versehen, damit die Eisen nicht abrutschen können. Zwei dieser Stücke werden nebeneinander an die Wand geschraubt, der Abstand dazwischen muss ausreichend groß sein. Fotos: Alexander Glück

Zur Aufbewahrung Oben: Auch hier wurde auf das saubere Ineinandergreifen der beiden Platten geachtet. Dieses Eisen wurde im Gussverfahren hergestellt Mitte: Mehrere Waffel- und Oblateneisen in der Zusammenschau Rechts: Wandhalterungen für Gartenwerkzeuge eignen sich auch sehr gut für die Unterbringung dieser Backgeräte

Für die sachgerechte Aufbewahrung der Oblateneisen eignet sich ein trockener, kühler Raum, allerdings stellen diese Objekte keine besonderen Ansprüche an das Raumklima. Solange sie nicht in einem feuchten Keller oder im Freien aufbewahrt werden, eignet sich eigentlich jedes Zimmer. Das Gelenk sollte gelegentlich leicht geölt werden. Hat sich der Verbindungsbolzen über die Jahrzehnte gelockert, be11 / 23


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