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Europas Sammlermagazin
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Scherenschnitte Connie Francis
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08.11.2018
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TrÖDLer
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Dr. Kathrin Bonacker, Reinhard Bogena, Heidrun Th. Grigoleit, Ludger Spielberg
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Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)
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08.11.2018
16:33 Uhr
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LESERFORUM 4
EXPERTISEN
■ Keramikfigur
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Da wir schon lange Ihre Zeitschrift beziehen, wende ich mich heute an Sie. Ich bin schon eine Weile im Besitz dieser Keramikfigur, die schon alt sein muss. Vorne auf der Figur steht: „Münchner Humor“. Die Figur ist gemarkt: JM, ein drittes Zeichen kann ich nicht zuordnen, sieht aber fast so aus wie eine Klapperschlange, darunter steht außerdem die Nummer 9643. Das Material ist Keramik oder Steingut. Können Sie mir Auskunft geben über den Hersteller und diese Marke, das Alter und den Wert der Figur? W. Fröhlich, Rhede
!
Die Keramikfigur in Ihrem Besitz zeigt zwei Kinder, eines in der Gewandung eines Mönchs, der eine Schenkkanne hält, das andere in der Kostümierung eines
Pierrot, der einen Humpen hält. Das Mönchskostüm verweist natürlich auf den legendären Ursprung der Stadt München „bei den Mönchen“, der Pierrot spielt wohl auf die so beliebten Kostümfeste dieser Zeit an. Das kleine Schild unter der Gruppe liest sich wohl „Münchner Humpn“. Bei der Keramikmasse handelt es sich um sogenannten Siderolith, hier ein weißer Ton, der sich sehr gut verarbeiten lässt und nach dem Brand kalt bemalt (also nicht glasiert) wurde. Die Figur in Ihrem Besitz zeigt leider nur noch Spuren der ursprünglichen Bemalung. Hergestellt wurde die Figur von der Firma Johann Maresch in Aussig an der Elbe (heute Tsche-
chien) um 1900. Die Zahl 9643 ist die Modellnummer, die Buchstabenkombination „J.M.“ bezeichnet den Hersteller, das Zeichen dahinter das Jahr der Herstellung. Leider ist es der Forschung bis heute nicht gelungen, den Zeichen eine bestimmte Jahreszahl zuzuordnen. Aktuell würde ich die Figur mit 30 bis 50 Euro bewerten. Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg
■ Medaille
?
Als Abonnent des „Trödler“ bitte ich Sie um Beantwortung folgender Fragen: In meiner Sammlung befindet sich die auf dem beiliegenden Foto abgebildete Medaille. Sie hat einen Durchmesser von 26 mm, das verwendete Material dürfte vermutlich Nickel sein. König FriedrichWilhelm III. regierte von 1797-1840. Wann wurde diese Rettungsmedaille angefertigt? Was war der Anlass? Und von wann bis wann wurde sie verliehen? Feuerwehren im heutigen Sinne waren ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht existent. Dietrich Metzner, Rehau
■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen
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08.11.2018
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LESERFORUM 5
■ Ziehpferdchen
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Dieses Pferdchen kann ich keiner Firma zuordnen, ich glaube, weder Steiff noch Herrmann haben so was hergestellt. Es steht auf einer Holzplatte mit kleinen schwarzen Rädern. An dem Geschirr erkennt man, dass wohl ein Wagen damit gezogen wurde. Bei dem Pferdchen ist echtes Fell verarbeitet worden und es war mit Sicherheit einmal weiß. Ob auch der Schweif echt ist, kann ich nicht beurteilen, er fühlt sich sehr strohig an. Das Geschirr ist aus Leder. Die Nüstern und das Maul sind aus Holz. Die Höhe ist beim Kopf 44 cm, hinten knapp 33 cm. Die Gesamtlänge des Körpers misst 36 cm. Was sagen Sie dazu? B. Wetz, Dreis
! !
Das Vorbild der Medaille in Ihrem Besitz wurde von circa 1833 bis etwa 1864 als Verdienst-Ehrenzeichen für Rettung aus Gefahr verliehen. Die erste Version der „Rettungsmedaille am Band“ ist erkennbar an der Schreibweise „Koenig“ statt „König“. Sie konnte an Personen verliehen werden, die unter eigener Lebensgefahr einen anderen Menschen, z.B. vor dem Ertrinken, gerettet hatten. Andere deutsche und europäische Staaten kannten ähnliche Verdienstmedaillen. Bei der Medaille handelt es sich leider nur um eine Reproduktion oder Edition für Sammler. Der Wert dürfte unter 50 Euro liegen.
Solche Ziehpferdchen waren schon ab Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts als Kinderspielzeug äußerst beliebt. Oftmals aus Holz gefertigt, handbemalt oder mit Echtfell bezogen und mit Ledergeschirr ausgestattet, erfreuten diese Ziehpferde damals zahlreiche Kinderherzen. Häufig wur-
de die Grundplatte mit Rollen noch von einem Schaukelgestell umrahmt und das Pferdchen hatte somit auch noch eine Wipp-Funktion. Hinter das Ziehpferdchen gehörte in der Regel auch ein TransportWagen, in dem Kinder saßen und der dann von den Eltern/Angehörigen gezogen wurde. Wahrscheinlich dürfte dieses Pferdchen mit Echthaarfell (Schweif und Mähne wurden oft auch aus einer Fuchs-Bauchdecke gefertigt) in den 1920er-/30er-Jahren entstanden sein. Es ist ein sehr dekoratives Stück, jedoch ist die Nachfrage nach solchen Objekten im Augenblick leider sehr gering. Im Internet werden sie oftmals schon für unter 100 Euro angeboten und finden trotzdem nur selten einen Käufer. Als Spielobjekt für Kinder schrecken solche authentischen Echthaar-Spielzeuge die aktuelle Erzieherwelt wohl eher ab. Als dekorative Antiquität hat das Objekt natürlich seinen Wert, aber ohne eine Herstellerbezeichnung muss man wohl auf einen individuellen Liebhaber länger warten, um vielleicht einmal 200 bis 400 Euro zu erzielen. Joscha Eberhardt, Redaktion
Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg
■ Druckgrafik
?
Ich würde gerne Näheres über dieses Bild erfahren, woher es stammt und wie alt es ist. Das Bild ist 50 cm x 35 cm groß und echt handkoloriert. Welchen Wert hat das Bild? Robert Scharf, Eppertshausen
!
Das eingesandte Objekt ist eine handkolorierte Druckgrafik mit der Wiedergabe des Motivs eines Gemäldes von Philips Wouwerman (1619-1668). Das Gemälde zeigt eine Szene mit dem namensgebenden Brunnen, der mit einer Delphinfigur verziert ist. Vor dem Brunnen sind eine Dame und ein Herr in höfischer Kleidung zu Pferd zu sehen, die von einem stehenden Diener Wasser in einem Gefäß gereicht bekommen. Am Boden sehen wir Jagdausrüstung und Jagdbeute. Dieses Gemälde Wouwermans wurde vom Kupferstecher Jean Moyreau (1690-1762) im Jahr 1753 als Kupferstich veröffentlicht. Mit dieser Version stimmt dieser Druck mit dem Wappen und der Beischrift unter dem Bildfeld überein. Die ungeklärte Frage ist, ob dieses Blatt ein Nachdruck des Kupferstiches von 1753 ist oder ein Original dieser Zeit. Mit Sicherheit ist der Druck in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachkoloriert worden. So ein Blatt würde in einer Auktion mit 40 bis 80 Euro angesetzt werden. Georg Ottomeyer, Experte Berlin 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 14
Bekannter Märchenerzähler
H. C. AnDerSen HeiDrun TH. GriGoleiT
unter dem Titel „Hans Christian Andersen. Poet mit Feder und Schere“zeigt die Kunsthalle Bremen noch bis zum 24. Februar eine neue Ausstellung. Dabei handelt es sich um die größte Präsentation zu Hans Christian Andersen als bildenden Künstler, die jemals in Deutschland gezeigt wurde. Dem faszinierenden Kunstschaffen Andersens stellt die Ausstellung zwei Kapitel voran, die nicht nur sein Verhältnis zur bildenden Kunst dokumentieren, sondern auch die Bedeutung der damals aufkommenden Druckindustrie herausarbeiten soll. Diese war für die illustration der Bücher, für die Bildzeugnisse zu Andersens Person und damit auch für sein Klischee vom „biedermeierlichen Märchenonkel“ entscheidend.
Der Däne Hans Christian Andersen (18051875) gehört zu den meist gelesenen Autoren der Welt und ist bis heute jedem Kind bekannt. Seine Märchen wurden in über 150 Sprachen übersetzt und seine berühmten und beliebten Geschichten wie „Die kleine Meerjungfrau“, „Des Kaisers neue Kleider“ oder „Die Prinzessin auf der Erbse“ brachten ihm bereits zu Lebzeiten größte Bekanntheit ein. Dem dänischen Dichter war es zudem immer ein Anliegen, auch im erwachsenen Leser das „innere Kind“ zu wecken. Denn seine Geschichten schlagen oft ironische oder auch sozialkritische Töne an. Literarisch trat er außerdem mit Theaterstücken, Gedichten und Romanen hervor und verfasste auch interessante Berichte über seine Reiseerlebnisse. Nach seinem Tod im Jahr 1875 blieb Andersen jedoch vor allem als Märchenerzähler in Erinnerung. Und obwohl er schon zu Lebzeiten ein „Star“ des zeitgenössischen Literaturbetriebs war, der auch durch die Verbreitung seines Konterfeis einen Prominenten-Status erlangte, ist trotzdem kaum bekannt, dass Hans Christian Andersen auch bildkünstlerisch tätig war. Diese Arbeiten blieben von seinem Ruhm ausgeschlossen, da er sie nie der Öffentlichkeit präsentiert hat. Vor allem in Deutschland weiß daher kaum jemand, dass er zeitlebens zahlreiche Zeichnungen schuf. Er kreierte jedoch auch viele wunderbare Scherenschnitte und Collagen, von denen auch nur sein persönliches Umfeld wusste. Die Kunsthalle Bremen präsentiert nun das überraschende bildkünstlerische Werk dieses völlig unbekannten Hans Christian Andersen.
Zeichnungen, Scherenschnitte Andersens feine Zeichnungen, Scherenschnitte und collagierten Bilderbücher wirken aus heutiger Sicht sehr modern. Dieser ganz andere Andersen ist eine künstlerische Entdeckung, zu der die Pop-ArtIkone Andy Warhol eine Spur legte: Denn Warhol hielt Andersen und seine Scherenschnitte in farbstarken Siebdrucken fest und leistete damit einen illustren Beitrag zu der künstlerischen Andersen-Rezeption, die seit dem frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart anhält. Die Ausstellung schließt mit einem Ausblick auf die wiederum überraschende Geschichte der Rezeption, die Andersens Märchen und Scherenschnitte bis in die Gegenwart durch weitere namhafte Künstler erfahren haben – wie Asger Jorn, Elmgreen & Dragset, Tim Noble und Sue Webster sowie Kara Walker. Hans Christian Andersen, Der Botaniker, 1848, Scherenschnitt, Königliche Bibliothek Kopenhagen 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 15 das machten die freundlichen Gesichter, die ich dort traf.“ Dem Besuch von 1843 folgten zwischen 1844 und 1847 weitere Aufenthalte in Bremen und Oldenburg, bei denen Andersen verschiedene Persönlichkeiten aus Politik und Kultur kennenlernte. Schließlich wurde Bremen sogar zu einer der wenigen Städte, die Andersen in seinen Märchen namentlich nennt: Er erwähnte in „Die Galoschen des Glücks“ (1838) das „Bremer Bier“ und erzählte in „Die Nachtmütze des Hagestolzes“ (1858) von einem Kopenhagener Junggesellen, der als sogenannter Pfeffergeselle in den Diensten eines „Bremer Kaufmanns“ gestanden hat.
Doppelbegabung Dass Andersen über eine Doppelbegabung als Schriftsteller und bildender Künstler verfügte, lässt schon sein erstes Gedicht erahnen, das er noch in Helsingør verfasste. Hier beschreibt er sich selbst als Poeten, der die Eindrücke, die ihm die Landschaft bot, in sprachliche Bilder zu übersetzen verstand: „Du Allnatur, zu meinem Herzen sprich, / Es muss heraus: ‘Ein Maler bin auch ich!’“ Bei der Lektüre von Andersens Briefen und Tagebüchern stößt man dann immer wieder auf Formulierungen, in denen er sein Bedauern ausdrückt, nicht das Handwerk eines Malers oder Zeichners erlernt zu haben.
illustrierte Märchen Über die Illustrationen zu seinen Märchen gab Andersen dezidierte Urteile ab und verfolgte die Gestaltung seiner Bücher mit großer Aufmerksamkeit. Manchmal versuchte er auch, auf die Buchgestaltung Einfluss zu nehmen. Sein differenziertes Verständnis fand jedoch in den zeitgenössischen Illustrationen keine bildliche Entsprechung. Für die 1839 im Braunschweiger Verlag Vieweg veröffentlichten Märchen und Erzählungen für Kinder schuf Georg Osterwald (1805-1884) neben dem Titelblatt je eine Illustration zu „Das Feuerzeug“ (1835), „Däumelinchen“ (1835) und „Des Kaisers neue Kleider“ (1837). Dabei handelte es sich um die erste illustrierte Andersen-Ausgabe auf dem deutschen Buchmarkt. Mit Ludwig Richter und Theodor Hosemann wurden in den 1840er-Jahren zwei weitere Künstler beauftragt, für die nun immer beliebteren Andersen-Ausgaben Zeichnungen und Stiche zu schaffen. Ab 1846 waren es besonders die Arbeiten des Hamburger Lithographen Otto Speckter, die Andersens Anerkennung fanden. Als der Verleger Carl Berendt Lorck eine illustrierte Märchenausgabe zu planen begann, bezog er Andersen in die Wahl des Illustrators ein. Dafür schlug Andersen Vilhelm Pedersen (1820-1859) vor. Von ihm stammen die Zeichnungen zu den bekannten Märchen „Das hässliche Entlein“ (1842/43, publiziert 1845) oder „Des
Andersen und Bremen In der Bremer Ausstellung werden auch die Aufenthalte des Dichters in der Hansestadt dokumentiert: Vor 175 Jahren kam der Dichter Andersen zum ersten Mal, am 26. Februar 1843, nach Bremen – auf der Durchreise von Kopenhagen nach Paris. Über die Stadt schreibt er in seinem Tagebuch: „...Bremen tauchte als Oase auf, Hans Christian Andersen, Blumenkopf, o. J., Scherenschnitt, 18,5 x 18 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, Phantasieschnitt für Dorothea Melchior, 1874, Scherenschnitt, odense City Museums Hans Christian Andersen, Mann mit Tablett auf dem Kopf, darauf Gebäude und Schwan, o. J., Scherenschnitt, odense City Museums 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 16 Kaisers neue Kleider“ (1837). Für die Geschichte „Der Schatten“ (1846/47) vermochte Pedersen das Bedrohlich-Unheimliche des Märchens adäquat im Bild zu fassen. Der Illustrator verstand es zudem, Alltagsgegenstände im Märchen zum Sprechen zu bringen, wofür seine Zeichnung für „Die Liebesleute“ (1843) steht. Nach Pedersens frühem Tod im Jahr 1859 übernahm Lorenz Frølich (18201919) Illustrationsaufträge für kommende Ausgaben.
Bildhafte Formulierungen Wohl nur in einem einzigen Fall illustrierte nicht ein Künstler den bereits fertigen Märchentext, sondern der Dichter Andersen verfasste sein Märchen nach einer bereits vorhandenen Zeichnung: Im Winter 1845 wurde er mit einem Beitrag für den Dänischen Volkskalender beauftragt. Dafür erhielt er drei Zeichnungen, die schon für andere Zwecke verwendet worden waren. Eine davon zeigte ein schlicht gekleidetes Mädchen ohne Schuhe mit einem Bündel Schwefelhölzern in den Händen. Durch das Blatt von Johan Thomas Lundbye (1818-1848) ließ sich Andersen zu einem seiner bekanntesten Märchen anregen: „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ (1845). Als kurz nach Hans Andersens Tod die Textsammlung Reiseskizzen und Federzeichnungen (1876) in den Buchhandel kam, schien dieser Titel auf das bildkünstlerische Schaffen des Autors zu deuten. Gemeint waren jedoch nur seine malerisch-bildhaften sprachlichen Formulierungen. Und so blieb der Federzeichner
und Scherenschnitt-Künstler Hans Christian Andersen auch kurz nach seinem Tod dem literarischen Publikum weiterhin unbekannt. Nur ein eifriger Leser und Verehrer bemerkte sein doppeltes Talent: Vincent van Gogh (1853-1890), der zu einem der bedeutendsten Maler des Jahrhunderts werden sollte, erwähnte Andersen Ende Oktober 1882 in einem Brief an den Malerfreund Anthon van Rappard (18581892): „Findest Du nicht auch, dass die Märchen von Andersen herrlich sind? – Ich bin sicher, er zeichnet auch Illustrationen.“
Die Feder schreibt und zeichnet Zwar illustrierte Andersen seine eigenen Geschichten nie, doch schuf er tatsächlich sein Leben lang neben seiner literarischen
Arbeit zahlreiche Zeichnung, Scherenschnitte und Buchcollagen und schöpfte auch aus diesen bildkünstlerischen Arbeiten für seine Erzählungen. Der Dichter sah Orte oder Alltagsszenen mit den Augen eines Malers. Dabei fand er zu einer Bildsprache, die beim Betrachter die Tür zur eigenen Phantasie öffnen konnte. Besonders seine Landschaftsbeschreibungen nahmen häufig den Charakter von Bildbetrachtungen an. So berichtete Andersen von einer Reise im Sommer 1831: „Es war eine Bleiche, eine große Wiese, die gelb von Blumen war. Etwas weiter gab es zwischen Buchen und hohen Pappeln Vergnügungsplätze, und fern am Horizont erhob sich der Harz mit dem Brocken, der inmitten der anderen sonnenbeschienenen Wolkenberge wie eine graue Unwetterwolke aufragte – es war ein vollendetes Gemälde!“ Und selbst Alltägliches erschien ihm malerisch, etwa wenn er den Besuch eines Wirtshauses beschreibt: „Wir traten in die Stube ein – ja, hier gab es etwas für einen Maler.“ Als Andersen 1831 seine Schattenbilder verfasste, beschäftigte ihn, ob denn nun Schreiben oder Malen schwieriger sei. In einem Gedicht fragt er: „Im Vordergrund ein bißchen Grün, Ein Baum dazu – den aber schön! Und Luft, da ist es schon vorbei, Und fertig ist die Malerei. Doch ein Gedicht? Braucht man da mehr? Hier steht schon eins, schaut einmal her!“
Schreiben oder Malen? Warum aber nahmen diese Überlegungen so viel Platz in Andersens Gedankenwelt ein? Die Erklärung könnte seine Harzreise im Jahr 1831 abgeben, über die er begeistert von der Landschaft um die Burg Regenstein schrieb: „Es war für mich so imponierend, so groß, daß sich, bevor es mir selbst recht bewußt wurde, der Bleistift in meiner Hand bewegte, und das kolossale Bild ins Tagebuch zeichnete. Ohne je eine Stunde Unterricht genommen zu haben, wurde ich zum Zeichner.“ Unter dem Eindruck der Schönheit in der Natur begann nun die Zeit des Zeichners Hans Christian Andersen. Kleinformatige Skizzen in seinem Tagebuch dokumentieren seine präzise Beobachtungsgabe. Dass es sich dabei aber nicht nur um einen kurzen Anflug von Zeichenlust handelte, geht aus einem Brief des Jahres 1833 hervor: Hans Christian Andersen, Theaterszene mit Ballerinen, 1859, Scherenschnitt, 10,2 x 12,6 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, Dame mit grüner Bluse und Sonnenaureole, o. J., Scherenschnitt, Feder, 27 x 10,5 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, Brasilianer, o. J., Scherenschnitt, 19 x 10 cm, odense City Museums
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SCHerenSCHniTTe 17 etwa für die detailgetreue Beschreibung der Amalfi-Küste. Das Gesehene beschreibt er: „Vom Ufer bis hoch den Berghang hinan hängt die Stadt mit ihren weissen Häusern und den flachen morgenländischen Dächern. Höher hinauf steigen die Weinberge; eine einsame Pinie reckt ihren grünen Schirm in die blaue Luft“. Diese Zeichnungen, die heute außergewöhnlich modern anmuten, erschienen seinen Zeitgenossen jedoch dilettantisch. Als Andersen diese dem befreundeten Bildhauer Jens Adolf Jerichau zeigte und entschuldigend hinzufügte, dass er das Zeichnen nie gelernt habe, meinte dieser abwertend: „Ja, das kann man bei Gott sehen!“ Seiner Defizite als Zeichner war sich Andersen also durchaus bewusst und gestand auch einer Brieffreundin: „Es sollten ein paar grasende Kühe zu sehen sein,
aber ich bin im Zeichnen von Tieren noch schlechter als im Zeichnen von Naturszenen; Sie müssen also bitte Ihre Vorstellungskraft bemühen, um das, was fehlt, zu ergänzen.“
raum für Phantasie Auf seinen Zeichnung benutzte Andersen eine Bildsprache, die sich auf Andeutungen beschränkte. Die Stimmung einer Landschaft erfasste er allein über die Konturen und bewusst auch über die Leere auf dem weißen Papier. So ermöglichte er dem Betrachter Raum für die eigene Imagination und Phantasie. Für Andersen waren seine Bilder also keine autonomen
„Übrigens bin ich ein leidenschaftlicher Skizzenmacher geworden, meine Mappe ist voll kleiner Ansichten aus Italien, gern würde ich das ganze Land in die Tasche stecken“. Damit tat es Hans Christian Andersen vielen Literaten der Zeit gleich, die bisweilen in sehr guter Qualität zeichnen konnten. Auch Johann Wolfgang von Goethe brachte es darin zu beachtlicher Virtuosität, aber auch E.T.A. Hoffmann, Justinus Kerner, Victor Hugo, Adalbert Stifter oder Gottfried Keller betätigten sich als bildende Künstler.
Kleine Federzeichnungen Während der 1830er-Jahre begann Andersen jedenfalls seine literarischen Werke mit kleinen Federzeichnungen zu begleiten, die er auf seinen Reisen anlegte. Später verwendete er die notierten und gezeichneten Reiseeindrücke literarisch – eine nützliche Technik, die sein Schaffen immer stärker prägen sollte. Noch während seiner Italienreise 1833/34 begann er mit der Arbeit an seinem Romandebüt, das 1835 unter dem Titel „Der Improvisator“ veröffentlicht wurde. In dem Roman finden sich die Stationen seiner Reise als literarische Schauplätze wieder, die er auch mithilfe seiner Zeichnungen detailliert beschreibt. Sie waren Erinnerungshilfen, auf die er später zurückgreifen konnte – Hans Christian Andersen, Der Vesuv, 1834, Feder, Bleistift, odense City Museums Hans Christian Andersen, Schwan in Dreieck, o. J., Scherenschnitt, 11,3 x 18,2 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, orientalisches Gebäude, 1859 Scherenschnitt, odense City Museums 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 18 Kunstwerke, sondern viel eher Impulse für Phantasiereisen. In Kopenhagen entstand Anfang der 1830er-Jahre sein erstes zusammenhängendes Konvolut von Zeichnungen, die Andersen in zwei Kladdenheften anlegte. Er schenkte sie dem Jungen Otto Zinck (1824-1908), dem Sohn des Singmeisters am Königlichen Theater in Kopenhagen. Die mehrheitlich in Bleistift ausgeführten Motive spannen einen Bogen, der vom Selbstbildnis bis Hexenmotive reicht. Diese Arbeiten dokumentieren eine phantastische, bisweilen groteske Seite in Andersens Gedankenwelt, denn der Zeichner antizipierte Motive, die in seinem späteren Scherenschnittwerk wiederkehren sollten: etwa Galgenmännchen, die Figur in einer verkorkten Flasche oder auch den Mann im Mond.
„Klecksograph” Wie andere Schriftsteller des 19. Jahrhunderts war Andersen auch ein sogenannter „Klecksograph“. Denn er schuf Zufallsmotive mit gekleckster Tinte, die in seiner Vor-
stellung zu Figuren wurden und die er dann mit einigen Federstrichen auf dem Papier ausformulierte – etwa zu einer dämonischen Frauengestalt. Bei dieser Technik fließt die Tinte auf das Papier mit einem unvorhersehbaren Ergebnis für den
Klecksographen – also dem Zufall geschuldet. In einer Notiz von 1871 schreibt Andersen: „Zufall bedeckt das Papier. Dann breiten [die Dichter] ihn aus und die Zeichnung hilft ihnen dabei. Das Ergebnis ist die Geschichte.“ Im gesamten 19. und 20. Jahrhundert wendeten später zahlreiche andere Künstler derartige Verfahren an – darunter William Turner, Max Ernst oder André Thomkins.
Scherenschnitte In Andersens Kunst bilden die Klecksographien jedoch nur eine sehr kleine Gruppe. Das Falten des Papiers, die daraus resultierende Symmetrie, aber auch der gelegentlich dunkel-dämonische Charakter der Klecksographien weisen jedoch auf Andersens deutlich größere Werkgruppe der Scherenschnitte. Nachdem der Schriftsteller in den 1830er- und 1840erJahren vor allem gezeichnet hatte, verlegte er sich in den letzten Dekaden seines Lebens auf die Ausdrucksmöglichkeiten des Scherenschnitts. Diese erscheinen wie papierene Fortsetzungen jener Stoffpuppenkleider, die Andersen in der Kindheit für Puppentheater nähte, die er mit seinem Vater gebastelt hatte. Später griff er das Motiv des Puppentheaters auch in seinen Märchen auf. Der Scherenschnitt war in der dänischen Volkskunst sehr populär Hans Christian Andersen, Pierrot mit Cupido und Tänzerin, o. J., Scherenschnitt, 13,3 x 9,1 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, Heißluftballon, o. J., Scherenschnitt, 17,1 x 12,3 cm, odense City Museums Hans Christian Andersen, Ballerinen in einer verkorkten Flasche, o. J., Scherenschnitt, odense City Museums 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 19 gem Papier und knüpfte damit an den Papierschnitt vor der Verbreitung der Papiersilhouette an. Seine Scherenschnitte sprechen eine Bildsprache, die sich weit von der biedermeierlichen Schneidekunst entfernte. Schnitttechnisch variieren sie zwischen der freien Schnittführung und dem Schneiden des Papiers nach dessen einoder mehrfacher Faltung entlang der Längs- oder auch Querachse, was spiegelsymmetrische Binnenmotive hervorbringt. Daran dürfte Andersen – wie schon bei den Klecksographien – der Überraschungseffekt gefallen haben, der sich beim Auffalten einstellt. Seine ungewöhnlich individuelle Handschrift bestand aber darin, dass er den herkömmlichen Scherenschnitt um mimische und suggestive Strukturen erweiterte, indem er seinen Figuren expressive Gesichtsausdrücke verpasste. Immer bewegten sich seine Scherenschnitte jedoch zwischen Konkretem und Geahntem, zwischen Abbild und Idee sozusagen was zum „Weiterdenken“ anregt. Andersen wollte ganz bewusst beim
Betrachter eine Phantasiereise bewirken, die sich – im Gegensatz zur Literatur – an keine Erzählung mehr zu halten hatte. Mit seinen Scherenschnitten schuf der Schriftsteller eine bildliche Märchenwelt parallel zu seiner literarischen Märchenwelt. Es entstanden zwar auch dabei Figuren, die an sein Märchenpersonal erinnern – etwa Tänzerinnen, Schmetterlinge, Mühlen – nie aber illustrierte er damit seine Märchen. Seine Scherenschnitte erzählen ihre ganz eigenen Geschichten. Aber während seine Zeichnungen für ihn selbst angefertigt als eine Gedächtnisstütze fungierten, verschenkte er seine Scherenschnitte freigiebig an Bekannte und Freunde, bei denen er zu Gast weilte.
Zu Gast in ganz europa Denn als berühmter Schriftsteller wurde er nicht nur von dänischen Mitbürgern, son-
und Andersen erlangte in dieser volkstümliche Kunstform im Kleinformat bald beachtliche Fertigkeit. Er verstand sich jedoch nicht nur auf Schattenrisse aus schwarzem Papier, sondern schuf Scherenschnitte im Weißschnitt oder aus farbiHans Christian Andersen, Seite aus Bilderbuch für Agnete lind, 1857, Collage, odense City Museums Hans Christian Andersen und Großvater (Adolph) Drewsen, Tafel 18 aus Christine Stampes Bilderbuch, 1859, Scherenschnitt, Collage, 29,5 x 24,5 cm, Museum Jorn, Silkeborg, Vermächtnis Alette Bardenfleth, 1987 © Donation Jorn, Silkeborg Hans Christian Andersen, Mann mit Turban, 1871, Klecksographie, odense City Museums 12 / 18
14_21_Scherenschnitte.qxp_A Tibet 09.11.18 10:15 Seite 8
SCHerenSCHniTTe 20 dern auch an europäische Fürsten- und Königshäuser geladen. Dort erzählte er bei Tischgesellschaften und schuf dazu simultan Scherenschnitte, die die Anwesenden in Staunen versetzten. Eine Zeichnung von Carl Hartmann (1818-1857?) zeigt Andersen im Kreise der herzoglichen Familie von Augustenborg: Der Dichter liest aus einem Buch, das vor ihm liegt. Gleichzeitig hält er unter dem Tisch eine große Schere in Vorbereitung eines Scherenschnitts. Damit erweiterte Andersen seinen Vortrag um eine regelrechte Performance. Die charmanten Scherenschnitte solcher Events verschenkte er dann an die Gastgeber und deren Kinder und hinterließ damit auch visuell einen bleibenden Eindruck. In dem Roman „Die beiden Baroninnen“ lässt er den Leierkastenmann dann auch stellvertretend erläutern: „Ich verstand mit meiner Schere die allerschönsten Sächelchen zu schneiden, das hatte ich schon als Kind gekonnt, und in vielen Familien bewahrt man noch die von mir ausgeschnittenen Sachen.“ Dies war nicht nur eine kluge Form der Selbstvermarktung, sondern auch ein geschickter
rhetorischer Schachzug, mit dem Andersen seine Vorträge über die eigentliche Erzählung hinaus belebte. Einige seiner
Scherenschnitte dienten auch als Lesezeichen, Schärpen für Blumenbouquets, Weihnachtsschmuck, als Vorlage für Backformen oder Dekoration. Andersen wurde sogar zum Dekorateur und schmückte ein ganzes Fest mit seinen Scherenschnitten. Aber auch über Collagen konnte Andersen sein Erzähl- und Improvisationstalent unter Beweis stellen. Wie bei seinen einzelnen Scherenschnitten wechselte er hier die Erzählrichtung vom Bild zum Wort.
Sandmännchen ole luköie In seinen Scherenschnitten war nur die Figur des Ole Luköie das einzige Motiv, das sich auf ein Märchen bezog. Dabei handelte es sich um das dänische Pendant zum deutschen Sandmann. Im Gegensatz zu seinen Illustratoren Vilhelm Pedersen und Otto Speckter, die das sprechende Märchen anschaulich illustrierten, schnitt Andersen die Figur des Ole Luköie mit Zipfelmütze und Schirm, ohne die Figur jedoch in der Handlung des Märchens agieren zu lassen. Seine Scherenschnitte kann Hans Christian Andersen und Großvater (Adolph) Drewsen, Tafel 11 aus Christine Stampes Bilderbuch, 1859, Scherenschnitt, Collage, 29,5 x 24,5 cm, Museum Jorn, Silkeborg, Vermächtnis Alette Bardenfleth, 1987 © Donation Jorn, Silkeborg Hans Christian Andersen und Großvater (Adolph) Drewsen, Tafel 80 aus Christine Stampes Bilderbuch, 1859, Scherenschnitt, Collage, 29,5 x 24,5 cm, Museum Jorn, Silkeborg, Vermächtnis Alette Bardenfleth, 1987 © Donation Jorn, Silkeborg Hans Christian Andersen, Pierrot, o. J., Scherenschnitt, odense City Museums 12 / 18
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SCHerenSCHniTTe 21 bisweilen grotesken Motiven, zu denen allerlei schaurige Teufel und Dämonen zählen. Andersens Scherenschnittkunst besticht gerade in dieser Ambivalenz des einerseits poetisch Anrührenden und andererseits verstörend Düsteren. Zu welch großer Meisterschaft es Andersen letztlich im Medium des Scherenschnitts brachte, zeigt schließlich der großformatige Phantasie-Scherenschnitt, den er kurz vor seinem Tod für Dorothea Melchior schnitt. Hier versammelte Andersen noch einmal sämtliche Figuren seiner privaten Ikonographie in ihrer heiter-poetischen und mystisch-dunklen Seite. Als Hans Christian Andersen am 4. August 1875 starb, befanden sich in seiner Wohnung keine Scherenschnitte. So sollten noch mehrere Jahre nach seinem Tod vergehen, bevor die Öffentlichkeit darauf aufmerksam wurde, dass sich der Dichter überhaupt als bildender Künstler betätigt hatte. Die Bedeutung der Andersen-Ausstellung im Kulturerbejahr 2018 für Bremen wird dadurch betont, dass Ihre Königliche Hoheit
Prinzessin Benedikte zu Dänemark die Schirmherrschaft übernommen hat. Mit der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, den Odense City Museums sowie dem Museum Jorn in Silkeborg tragen bedeutende Leihgeber zu diesem Projekt bei.
informationen Zur Ausstellung ist ein wunderbarer Katalog im Wienand Verlag Köln erschienen mit Texten von Ejnar Stig Asgaard, Anne Buschhoff, Klaus Müller-Wille und Detlef Stein und zahlreichen farbigen Abbildungen auf 300 Seiten, ISBN 978-86832451-8. Ausstellung: „Hans Christian Andersen. Poet mit Feder und Schere“, Kunsthalle Bremen, noch bis 24. Februar 2019, www.kunsthalle-bremen.de. Fotos: Kunsthalle Bremen
man in die Gruppe von bezaubernd-poetischen Motiven wie Tänzerinnen, Schwänen, Pierrots, Trollen und oder Bäumen unterteilen. Es gibt aber auch eine zweite Gruppe von phantastisch-mystischen und Hans Christian Andersen, Weißer Mühlenmann mit zwei ole luköies, o. J., Scherenschnitt, odense City Museums Hans Christian Andersen und Großvater (Adolph) Drewsen, Tafel 59 aus Christine Stampes Bilderbuch, 1859, Scherenschnitt, Collage, 29,5 x 24,5 cm, Museum Jorn, Silkeborg, Vermächtnis Alette Bardenfleth, 1987 © Donation Jorn, Silkeborg Hans Christian Andersen und Großvater (Adolph) Drewsen Tafel 91 aus Christine Stampes Bilderbuch, 1859, Scherenschnitt, Collage, 29,5 x 24,5 cm, Museum Jorn, Silkeborg, Vermächtnis Alette Bardenfleth, 1987 © Donation Jorn, Silkeborg 12 / 18
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KOCHBÜCHER KATHRIN BONACKER
Sammlerstücke mit Fettflecken, markierten Seiten und handschriftlichen Notizen – nirgends sonst wird ein solcher Zustand an einem ersehnten Buch auch nur annähernd akzeptiert. Hierbei aber heißt es nur: Das Kochbuch hat gute Dienste geleistet. Gesammelt werden sie allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen, und es gibt unendlich viele Kategorien von besonderen Objekten unter ihnen. Da liegt der Fokus mal auf der Regionalität, auf der Schönheit der Abbildungen, der Vollständigkeit einer Serie oder dem Alter der Küchenhelfer. Auf jedem Trödelmarkt finden sich je nach Suchkriterium meist richtige Schätze. Breite Auswahl, lange Traditionen Wer einmal in die Küchenregale im Freundeskreis guckt, wird nicht selten staunen, wie bunt das Sammelsurium an Kochbüchern da vielleicht ist. Denn: Kochbücher werden vererbt und selten zur Schau gestellt, oft benutzt oder wenigstens für alle Fälle bereit gehalten. Handgeschriebene Erbstücke sind auch wegen der Formulierungen der Großmütter geliebte Erinnerungen. Die Seiten mit den bevorzugten Rezepten geben sich in der Regel sehr
leicht zu erkennen. Manchmal sind sie ergänzt durch persönliche Bemerkungen über Anlässe, zu denen gekocht wurde, Erfahrungswerte wie bessere Ergebnisse durch höhere oder geringere Backtemperaturen, erprobte Beilagen oder passende Getränke. Es sind Mengenangaben für eine andere Personenzahl umgerechnet oder Tipps für bestimmte Zutateneinkäufe notiert. Wer sich mit Kochbüchern und ihrer Geschichte befasst und eine Sammlung anlegen möchte, begegnet über kurz oder lang immer dem römischen Urgestein Caelius Apicius, dem das Kochbuch „De
re coquinaria“ zugeschrieben wird, das in jedem Buch, das der antiken Lebenskunst und Küche gewidmet ist, vorkommt. Wer also nach Alter sammelt, kann hier beginnen und dann mit Nachdrucken von Renaissancekochbüchern ergänzen. Interessant wird es aber besonders mit den Kochbüchern des bereits etablierten Buchdrucks, vor allem ab dem 19. Jahrhundert, in dem mit dem Erstarken des Bürgertums eine Flut von Ratgeberliteratur auch in diesem Bereich zu erscheinen begann. Römer-Kochbücher für Antike-Begeisterte Davidis-Holles „Praktisches Kochbuch“ von 1927 Emma Allesteins „Kochbuch“ von 1886 12 / 18
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BÜCHER 73 Jahr des Ersten Weltkrieges) hieß es zum Beispiel in einer Kochbuchreklame: „Die Küchenfrage ist jetzt eine Bewaffnungsfrage geworden, um dem englischen Aushungerungsplan wirksam zu begegnen. Ida Boy-Ed hat zum Wohle des Vaterlandes zeitgemäße Küchenzettel für jeden Haushalt zusammengestellt und behandelt dabei den Feldzug gegen unsere Kochtöpfe mit überlegenem Humor.“ (Das Büchlein aus dem Scherl-Verlag in Berlin kostete damals 20 Pfennig.) Das 16-seitige „Rezeptdienst“-Heft „Hauptgerichte einmal ohne Fleisch“ des Berliner Reichsausschusses „für volkswirtschaftliche Aufklärung“ aus den 1930er-Jahren erklärt in den einführenden Worten, es sei „sicher nicht immer einfach, eine hungrige Familie satt zu bekommen, oder gar Gäste zu bewirten, ohne gleich einen Braten auf den Tisch zu bringen!“, und orientiert sich in den Rezepten immer auch am Sparen. So wird etwa Butterschmalz an Stelle von ButViele haben in ihrer Küche Koch- und Backbücher oder Pikantes von Süßspeisen getrennt, womöglich Literatur zur Getränkewahl oder zum Cocktail-Mixen extra. Manchen genügt aber auch ein einziges Grundlagenwerk, in dem alles Notwendige auf einmal steht. Die ersten Bücher dieser Art zielten immer genau darauf ab. „Die tüchtige Hausfrau. Ein praktisches Nachschlagebuch der gesamten Hauswirtschaft“ von Antonie Steimann (München/ Wien 1920) behandelte sogar „Die Küche“ erst im zweiten Band, nachdem bereits das Putzen, Waschen und Handarbeiten abgehandelt war. Unweigerlich stoßen Kochbuchinteressierte bei den ersten Recherchen auch auf Henriette Davidis (1801-1876), eine Hauswirtschaftslehrerin aus dem Ruhrgebiet. Ihr „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche mit besonderer Berücksichtigung der Anfängerinnen und angehenden Hausfrauen“ (ab 1845 in unzähligen Auflagen erschienen) und Mathilde Ehrhardts „Grosses illustriertes Kochbuch“ (Berlin 1904) gelten als wichtige Klassiker. Es gibt von beiden günstige Reprint-Ausgaben (Augsburg 1995 bzw. 1996), die sich zwar nicht so anfassen wie die Originale, immerhin aber dem Zeitgeist mit Golddruck auf dem Deckel nahezukommen versuchen. Beide Sven Nordquists „Findus“-Kochbuch von 2004 „Hauptgerichte ohne Fleisch“ aus den 1930erJahren Sammlung verschiedener Dr. Oetker-Kochbücher Auflauf-Kochbuch aus der ZwergenstübchenReihe von 2009 „Große Namen – berühmte Speisen“, SandozKochbuch von 1973
Autorinnen vermitteln Grundlagen, so wie sie in ihrer Zeit für das Kochen notwendig waren, also zum Beispiel das Haltbarmachen von Obst und Gemüse, genauso wie das Zerteilen von Tieren aller Art und das passende Vokabular. Register und sogar ein paar farbige Abbildungen komplettieren die Werke. Ab 1892 (mit der 32. Auflage) übernahm Luise Holle die Redaktion des Davidis-Kochbuches und führte das Werk fort, das bis weit ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder überarbeitet und neu aufgelegt wurde. Etwa zeitgleich (1851) entstand in Gera „Das beste bürgerliche Kochbuch, vorzüglich für das Haus berechnet“ von Emma Allestein (eigentlich Natalie Semmel, 1810-1873), ein weiteres beliebtes Kochbuch, das ebenfalls viele Auflagen erlebte. „Dr. Oetkers Schulkochbuch“ aus dem Bielefelder Backpulver-Imperium ist aber vermutlich das bekannteste Buch in diesem Genre. Das erste Exemplar erschien bereits 1911, noch ohne Bilder. Diese kamen erst in der zweiten Ausgabe 1927 dazu, seither wird es regelmäßig modernisiert und ist inzwischen sogar als e-book erhältlich. Die bereits erwähnte Henriette Davidis brachte 1856 „Puppenköchin Anna. Ein praktisches Kochbuch für kleine liebe Mädchen“ heraus – als Beginn einer ganz eigenen Art von Literatur: Kinder sollten so spielerisch kochen lernen. Wenn heute mit der Trickfilmratte „Ratatouille“, im „Zwergenstübchen“ oder schwedisch mit „Pettersson und Findus“ gekocht wird, ist das eigentlich nichts anderes, nur der Illustrationsstil vielleicht...
Armut und Luxus Sparen oder erlesene Kostbarkeiten kochen – da existiert eine unüberwindbare Kluft in der Kochbuchlandschaft. Gerade in Notzeiten wie den Kriegs- und Nachkriegsjahren erweist sich dieser Fokus als besonders relevant. 1915 (also im zweiten 12 / 18
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ter zum Braten in der Pfanne empfohlen, weil es ergiebiger sei, und die meistbenutzten Zutaten sind Kohlrüben, Rüben, Weißkraut, Wirsing und Kartoffeln, Mehl und Graupen. Die letzte Illustration stellt eine wohlgenährte Familie dar, die mit Tellern und Terrinen beladen offenbar einem Tisch zustrebt. Untertitelt ist das Bild mit den Worten: „Alle sind sie satt geworden.“ Ganz anders sind die üppig illustrierten Anleitungen zum Zubereiten festlicher Menüs oder zum Dekorieren von hochkomplizierten Konditoreigebilden, deren Genuss nur den wenigsten Menschen vielleicht einmal im Leben vergönnt ist, jedenfalls unter denen, die selbst kochen. Das Zerlegen von Pfauen oder Anrichten von Hummern und Trüffeln wird aber doch häufiger erklärt, so wie im Benimmbuch das Erklären der Anrede von gekrönten Häuptern eben dazu gehört, auch für Nicht-Diplomaten. 1973 gab der Pharmakonzern Sandoz unter dem Titel „Große Namen – berühmte Speisen“ ein kleines, erlesenes Bilder-
buch für die Freunde seines Betriebes heraus. Im Vorwort wird erläutert, was daran so attraktiv ist: „Das tägliche Essen steht zwar heute mehr im Zeichen von Diätrücksichten als unter lukullischen Aspekten. Eine festliche Speisenfolge zusammenzustellen, gehört aber immer noch zur Geschmackskultur wie die Beschäftigung mit Kunst und Literatur, wie das Sichumgeben mit schönen Dingen und das lichtvolle Gespräch. So erschien es uns reizvoll, eine kleine Auswahl von Speisen zusammmenzustellen, die einmal weltberühmt waren und die zum Ruhme einer Persönlichkeit noch heute deren Namen tragen. Die Rezepte solcher Speisen waren anfangs nur wenigen zugänglich, ein Hauch von Exklusivität umgab sie. Erst nach und nach gingen sie in die Kochbücher ein. Beim Durchblättern des Büchleins lässt sich vielleicht erahnen, welche wichtige Rolle das Speisen früher spielte (...). Gleich geblieben ist, dass die höchsten Genüsse für den Gaumen oftmals auch die schwerverdaulichsten sind.“ Jeweils ein Porträt wird hier einer liebevoll inszenierten Fotografie der Mahlzeit gegenüber gestellt, und es finden sich Gerichte wie „Seezunge Lady Hamilton“, „Chateaubriand“ („von dem es heißt, daß es bei Kerzenlicht gegessen werden müsse“), „Junger Hahn à la BrillatSavarin“, natürlich „Pfirsich Melba“, der nach einer Opernsängerin benannt wurde, und das dreifarbige „Fürst-Pückler-Eis“. Pikanterweise endet das Buch in einer Werbedoppelseite für „Gillazym“, ein Medikament, das „auf die Behandlung der Ausfallerscheinungen im Verdauungstrakt abgestimmt“ war.
Prominenz Für manch einen Star aus Film, Funk und Fernsehen, Sport oder Politik ist aber auch das Selberkochen eine Freude, und die Fans sind beglückt, ihre Vorlieben teilen zu können, indem sie deren Rezepte, am lieb12 / 18
sten mit privaten Bildern, genießen können. Der Schweizer Schlagersänger Vico Torriani (1920-1998) war überdies gelernter Koch und schrieb daher 1974 seine „Gaumenhits für Feinschmecker“, ein großformatiges internationales Kochbuch. Sein Anliegen formulierte er dabei schlicht auf Schweizerdeutsch: „Guet g'ässe, git gueti Luune! Zu Deutsch: Gut gegessen, erhält die Laune!“. In der Sportwelt machte sich der Hobbykoch Bert Schreiber, Freund von Sepp Herberger und Fritz Walter, in den 1970erJahren einen Namen, und die BBC Hausgeräte GmbH Mannheim gab mit ihm ein „Rezeptbuch für alle, die gern grillen, gut essen und gut trinken“ heraus. „Bert Schreiber kocht und grillt für die Sportprominenz“ stellt immer ein großformatig fotografiertes Gericht einem Text über den Sportler (neben Fußballern unter anderem Reiter Alwin Schockemöhle oder TennisSpieler Wilhelm Bungert) oder die Sportlerin (Schwimmerin Ursel Brunner oder Leichtathletin Jutta Heine) und das passende Menü gegenüber. Hannelore Kohl (1933-2001), Gattin des Ex-Bundeskanzlers, gab dagegen ein eher traditionelles Kochbuch heraus, bei dem ihr der bayerische Prominentenkoch Alfons Schuhbeck zur Seite stand. Hierin findet sich auch ein Rezept für den „Pfälzer Saumagen“, eine regionale Spezialität (gebratene Kartoffel-Fleisch-Wurst), die der Altkanzler besonders propagierte und diversen Staatsgästen servieren ließ. Jamie Oliver, „The Naked Chef“, britisches Kochbuch von 1999 Vico Torrianis Kochbuch von 1974 Rares Kochbuch von Clemens Wilmenrod von 1954 Hannelore Kohls „Kulinarische Reise“ von 1996
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BÜCHER 75 So verbreiten sich Rezepte oft durch die Einbindung in internationale Treffen, Geschäftsessen oder Großereignisse. Auch die Filmwelt tut das Ihrige dazu: 2014 haben Thomas Struck und Karin Laudenbach ein Kochbuch für Kino-Fans herausgegeben, das Rezepte zu 25 Food-Filmen enthält, unter anderem zu „Babettes Fest“ (der wunderbaren Verfilmung einer Erzählung von Tania Blixen aus dem Jahr 1987), zu dem Skandalfilm „Das große Fressen“ von 1973 (mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli) oder zu „Bella Martha“ von 2001, in dem sich Martina Gedeck als Köchin nicht nur in die italienische Küche verliebt. Für Fans von Film und Literatur gibt es inzwischen eine ganze Reihe Kochbücher. Eines nimmt zum Beispiel auch Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ zum Anlass. Lizenzfragen haben hier die absonderliche Formulierung „inoffizielles Kochbuch“ hervorgebracht, das ohne Zustimmung der Autorin für die Fangemeinde Rezepte von Zauberer-„Butterbier“ oder Kürbispastete bietet, sich aber dabei lediglich an britischer Küche orientiert und das Ganze vage in die Handlung einzubinden versucht. Ebenfalls sehr britisch und sehr schön gemacht ist übrigens das mit Fotos illustrierte Werk „Zu Gast in Highclere Castle: Geschichten und Rezepte aus dem echten Downton Abbey“.
Fernsehköche Hans Karl Adam (1915-2000), ehemaliger Schiffskoch, war Deutschlands erster ARD-Küchenmeister. „Der Fernsehkoch“ hieß die ARD-Sendung, in der ihn später Clemens Wilmenrod ablöste. Ab 1963 liefen „Adam kocht für Eva“ und mehrere weitere Sendungen mit ihm, und Adam schrieb insgesamt mehr als 80 Kochbücher. Ungeklärt ist die Frage, ob Adam oder sein Schüler Clemens Wilmenrod (1906-1967), der ihn 1955 im Fernsehen vorführte, den „Toast Hawaii“ erfunden hat. Viele Köche haben seither im Studio gezaubert und ihre Rezepte niedergeschrieben, so beispielsweise Alfred Biolek (mit seiner Sendung „Alfredissimo!“), der Österreicher Johann Lafer, oder der norddeutsche Tim Mälzer und Sarah Wiener. Hierzulande auch sehr bekannt und beliebt, obwohl seine Sendung nur im britischen Fernsehen lief, ist Jamie Oliver, dessen Spitzname „The Naked Chef“ lautet, weil er besonderen Wert auf Einfachheit der Zutaten legt. Allen drei Letzteren ist
gemeinsam, dass sie ihre Prominenz nebenher für soziale Projekte und zur gesundheitlichen Aufklärung nutzen.
Gesunde Küche Über die Frage der gesunden Ernährung gibt es schon sehr lange erbitterte Diskussionen und fanatische Streitschriften. Das übliche Kochbuch der gesunden Küche ist daher oft eine Art Aufklärungsschrift für Anfänger in einer ‘Glaubensrichtung’. Fern von Dogmatismen gibt es aber auch einfache Anleitungen, wie vegetarische oder vegane, laktose- oder glutenfreie Küche handhabbar ist, ohne an Geschmack einzubüßen. „Das große Buch der vegetarischen Küche“, 1997 beim Kölner Könemann-Verlag erschienen, nannte sein erstes Kapitel fröhlich „Das vegetarische Abenteuer“, obwohl darin eigentlich fast nur Fakten über Nährstoffe zusammenge-
tragen waren. Dies gelang mit Hilfe von Abbildungen und sehr kurzen Texten ausgesprochen ansprechend und wurde gefolgt von appetitlich fotografierten und praktisch zu handhabenden Rezepten. „Die fleischlose Küche für Gesunde und Kranke“ von Küchenmeister Kurt Klein, etwa 60 Jahre vorher im Advent-Verlag erschienen, konnte trotz immerhin einiger Farbabbildungen (12 Tafeln) noch nicht mit einer solchen Leichtigkeit dienen, genauso wenig wie „Das Buch vom Sauerkraut mit 50 geprüften Rezepten“. Letzteres informiert jedoch über viele wichtige Tatsachen: „Rohes Sauerkraut ist anerkanntermaßen das beste Mittel gegen Spul- und Madenwürmer jeder Art.“
Regionale Spezialitäten Um den letzten Urlaub nachzuempfinden oder eine im Spezialitätenrestaurant be-
„Das Kochkunstbuch vom König der Köche“ Paul Bocuse, von 1977 Buntes „Knorr“-Kochbüchlein von 1956 Kulinarische Literatur zur britischen Teezeit 12 / 18
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sonders lecker gefundene Speise nachzukochen, gibt es inzwischen zu den entlegensten Regionen das passende Kochbuch. Die Globalisierung macht es möglich, dass für alle, die es sich leisten können und wollen, exotische Zutaten zu fast allem in der nächsten größeren Stadt zu erwerben sind. Manchmal ergänzen sogar die Supermärkte kleine Rezeptbüchlein zu exotischen Gemüsen oder Obstangeboten, um die Kauflust ihrer Kunden Neuem zuzuwenden. Wer es gerne britisch mag, muss nicht unbedingt nur Downton Abbey-Fan sein, sondern kann ebenfalls dem britischen Königshaus treu ergeben sein: Auch im Buckingham Palace werden nämlich inzwischen die Topfdeckel für das breite Publikum gelüftet. Wer zur Tea Time Scones backen oder Gurkensandwiches zubereiten möchte, findet Anleitungen in sehr schmucker Form. Traditionell gilt aber ja nicht die Küche des Vereinigten Königreiches, sondern die französische als Urform der „Haute Cuisine“, und zu den
berühmtesten Namen zählt Paul Bocuse (1926-2018). 1989 von dem renommiertesten Restaurantführer (dem Gault-Millau) zum „Koch des Jahrhunderts“ ernannt, prägte er die Küche einer ganzen Generation, die „Nouvelle Cuisine“. Er propagierte bereits in den 1960er-Jahren das Kochen mit regionalen, der Jahreszeit entsprechenden und daher möglichst frischen Produkten. In dem Pixar-Trickfilm „Ratatouille“ von 2007 will Rémy – eine Wanderratte – unbedingt so kochen wie er: Der Geist des Fernsehkochs und Kochbuchautors „Gusteau“, der der liebenswerten Ratte Ratschläge erteilt, ist Paul Bocuse nachempfunden.
Reklame-Kochbücher Die zu Werbezwecken herausgegebenen Rezeptbücher machen einen keineswegs unerheblichen Teil der gesamten Kochliteratur aus: Abgesehen davon, dass das Oetker’sche Schulkochbuch eines der bekanntesten deutschen Kochbücher überhaupt ist, gibt es zu sehr vielen Nahrungsmitteln passende Anleitungen, wie damit jeweils vorzugehen sei. Allein die Fisch-
Industrie hat beispielsweise regelmäßig kleine Fischkochbücher herausgegeben, es gibt „Maggi“-, „Rama“-, „Olio Sasso“-, „Reese“- oder „Knorr“-Literatur, Kochbücher von „Frau Antje“, die „Käse aus Holland“ zubereiten lehrt, oder Hefte von Tchibo, die erläutern, was „Leicht und lecker“ zum Kaffee serviert werden kann. Und auch außerhalb der Nahrungsindustrie finden sich Anleitungen mit Rezepten, die die zunehmende Versorgung mit Gas oder Strom und damit die gesamte Elektrifizierung des Haushalts begleitet haben. Mit Kühlschränken, neuen Herd-Konstruktionen oder Mikrowellengeräten mussten die Kochenden ja immer erst umgehen lernen. So sind diese Kochbücher jeweils spannende Dokumente aus der Technikgeschichte. Ähnliches gilt für den ESGE„Zauberstab“ oder die „Tupperware“: Die Rezepte im zugehörigen Kochbuch sind dabei immer darauf angelegt, die Waren optimal zu nutzen und natürlich unentbehrlich zu machen.
Ästhetik Lina Morgensterns „Illustriertes Kochbuch“ von 1926 wäre ohne das Cover des berühmten Reklamekünstlers Ludwig „Reese“-Kochbuch von 1951 „Rama“-Kochbüchlein von ca. 1927 „Olio Sasso“: Kochbuch zum Olivenöl von 1933 „Küppersbusch“-Kochbuch zur „Gas-Küche“ aus den 1950er-Jahren Elektro-Kochbücher, Konvolut für Technikbegeisterte
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BÜCHER 77 gab es mit einem farbigen Leinenrücken gebunden und in einem Karton wie als Geschenk verpackt. Schon allein das Öffnen des jeweils liebevoll illustrierten Buches zum Lesen war einladend und erforderte mehr Konzentration und Geduld als das übliche Nutzen eines schlichten Rezeptbuches, in dem nur kurz Mengenangaben nachgelesen werden. Das „Slow Food“Konzept erforderte – dem Fast FoodEssen entgegen gesetzt – Zeit und Aufmerksamkeit für Nahrungsmittel, deren Zubereitung und die Mahlzeit selbst. Und diese Bücher machten deutlich, dass die Zeit des Lesens auch bereits eine Kostbarkeit war. Sie hießen „La Pasta“, „Pepe e Peperoncini“ (Pfeffer und Peperoni), „Il Tartufo“ (Trüffel) oder „Il Riso“ (Reis), und wurden ergänzt von Büchern über Olivenöl, Balsamico-Essig, Senf, Whisky, Grappa oder Kaffee.
Kostbarkeiten und Sammlungen
Hohlwein vermutlich nur halb so interessant als Sammlerstück (es wird in gutem Zustand um 150 Euro gehandelt), und viele der oben erwähnten Objekte zeichnen sich durch wunderschöne Titelbilder oder Illustrationen aus. So sind im Wilmenrod’schen Kochbuch von 1954 neben ein paar Fotos auch zeitgenössische Grafiken zu finden und speziell die alten Fischkochbücher zeigen oft lustige Figuren. Bei den Darstellungen der Kochenden – Hausfrauen zumeist – und ihrer Werke wird es zeitgenössisch bunt und fröhlich, schließlich sollen die Abbildungen doch Appetit anregen. Die Slow Food-Kochbücher, die Mitte der 1990er-Jahre als „Edition Spangenberg“ im Droemer-Knaur-Verlag herauskamen,
sich in 19. Jahrhunderts-Ausgaben für je etwa 200 Euro erwerben, Mathilde Ehrhardt und der erste Fernsehkoch Hans Karl Adam erzielen in alten Originalausgaben zwischen 100 und 200 Euro. Rein regionalen Sammlungen sind quasi keine Grenzen gesetzt, nicht preislich, nicht im Umfang; allein die italienische Küche ist ein ausgesprochen ergiebiges Feld. Und bis beispielsweise alle Koch-Taschenbücher aus dem Heyne-Verlag nebeneinander stehen oder Gräfe & Unzers anregende Koch- oder Backvergnügen „wie noch nie“-Serie ordentlich aufgereiht ist, dauert es. Wer gerne bäckt, kann sich auf Kuchen, Torten oder Kleingebäck spezialisieren. Auf dem Flohmarkt oder der jährlichen Kochbuchmesse in Graz lassen sich immer wieder alte Schätze der kulinarischen Literatur heben, die der jeweiligen Sammlung noch ein Sahnehäubchen aufsetzen. Alle Anzeigen aus dem Archiv der Autorin (www.kabinettstueckchen.de)
Die teuersten Kochbücher auf dem Markt sind Ausgaben des 16. bis 18. Jahrhunderts, beispielsweise ein „Neues Saltzburgisches Koch-Buch“ von 1719, in Augsburg gedruckt, das für 10.000 bis 12.000 Euro gehandelt wird, ein „Koch- und Arzney-Buch“ aus dem 17. Jahrhundert für knapp 5.000 Euro oder, für etwa 3.700 Euro, ein „Leipziger Koch Buch, worinnen zu sehen, was man so wohl auff seinen täglichen Tisch, als auch bey Gastereyen und Kochzeiten Gutes und Delicates auftragen kann“. Hier bestimmt das Alter den Preis. Aber auch signierte Werke sind oft hochpreisig. „L'Art de Cuisinier“, 1814 vom Autor A. Beauvilliers in Paris mit einer Unterschrift versehen, wird für 1.700 Euro verkauft, ein von Clemens Wilmenrod signiertes Kochbuch von 1956 immerhin für 125 Euro. Henriette Davidis' Werk lässt
Pfeffer-Buch aus der „Slow Food“-Reihe von 1997 Backbücher-Sammlung aus verschiedenen Jahrzehnten Fisch-Kochbüchlein mit zeitgenössischer BuchGrafik 12 / 18
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ONLINETIPP 83 n Wie viele andere Spielsachen waren auch zahlreiche optische Spielwaren häufig nur stark vereinfachte und kleine Gegenstände von technischen Vorbildern aus dem Alltag, z. B. Projektoren, Kameras, Bildbetrachter usw. Die Vielfalt optischer Spielwaren war mit Kaleidoskopen, Daumenkinos, Guckkästen und vielen anderen Artikeln aber außerordentlich groß und so finden sich in vielen Sammlungen alte Raritäten, die heute nur noch Spezialisten unter den Sammlern bekannt sind und bei Laien Erstaunen hervorrufen.
OPTISCHES SPIELZEUG n Lexikon Optisches Spielzeug Die frühen optischen Spielwaren sind heute kaum noch bekannt und selbst deren Namen nur noch Kennern geläufig. Einige der alten Spielzeuge werden hier kurz mit Beschreibungen vorgestellt, allerdings ohne Bilder. filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action= lexikon&tag=det&id=556
n Optical Toys Mit einer außergewöhnlich attraktiven Präsentation bietet ein Sammler in Form eines virtuellen Museums vorzügliche Informationen über Spielzeugprojektoren und Betrachter aus der Zeit von 1870 bis 2015 an. Die über 1000 Objekte umfassende Sammlung wird Stück für Stück mit ausgezeichnetem Bildmaterial, umfassenden Beschreibungen, Datierungen, Angaben zu den Herstellern, Preiseinschätzungen, Hinweisen zur Seltenheit und vielen Detailangaben vorgestellt. In Anbetracht der außerordentlichen Menge erweist sich die Sortierfunktion mit mehreren Auswahlkriterien als sehr nützlich. Dazu kommen noch reichlich Hersteller- und Händlerkataloge zum Download, eine bebilderte Liste mit Angaben zu Herstellern optischer Spielwaren aus aller Welt und noch viele andere nützliche Informationen für Sammler.
gestellt. Präsentiert werden, nach Jahren sortiert, die vielen Modelle samt Zubehör mit reichlich Bildmaterial und Beschreibungen. Auch ein paar historische Dokumente und ein Überblick mit Nachbildungen anderer Hersteller werden geboten. www.stereoskopie.com/Viewmaster/body_view. master.html
n Optisches Spielzeug aus der DDR Umfassend und kompetent wird hier die beachtliche Vielfalt optischer Spielwaren aus der DDR-Produktion präsentiert. Zu sehen sind nicht nur mit gutem Bildmaterial sehr viele Geräte, sondern auch deren Verpackungen, Zubehör, Bedienungsanleitungen und andere alte Dokumente. Der Sammler bietet auch einige Doubletten zum Kauf an und ist an Kontakten zur Klärung noch offener Fragen bei einigen Objekten interessiert. diarollfilme.lima-city.de
n DUX-Kino Das von der Firma Markes & Co. aus Lüdenscheid produzierte „DUX-Kino", im
Laufe von über vier Jahrzehnten in verschiedenen Ausführungen erhältlich, zählt zu den Klassikern der deutschen Spielzeuggeschichte. Das beliebte Kinderkino wird auch auf Sammlerseiten im Internet präsentiert, doch keine Darstellung ist so umfassend und kompetent wie die bei Wikipedia. Neben technischen Details und vielen Fotos sind auch noch Listen der Filme u.v.a. vorhanden. de.wikipedia.org/wiki/Dux-Kino
www.optical-toys.com/index.php/de
n Kinder Medien Welten In mehreren Rubriken wird hier die breite Palette optischer Spielwaren mit erklärenden Beschreibungen und Bildern vorgestellt. Für die Erschließung des gesamten Inhaltes der Präsentation empfiehlt sich auch eine Verfolgung der Verweise innerhalb der Texte. www.bsz-bw.de/hdm-web/Kindermedien/ tp20202.htm
n View Master Das View-Master-System, ein Welterfolg unter den optischen Spielwaren, wird hier ausführlich von den Anfängen im Jahre 1939 bis zum Collector Set von 2004 vor12 / 18
82_Abo
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08.11.2018
16:36 Uhr
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SCHALLPLATTEN 88
.. SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER RARE PICTURE DISCS
€ 200-350 David Bowie (1947-2016) „Starman 7 Inch”, veröffentlicht zum „Record Store Day 2012, 40 Anniversary” auf EMI, No. „DBSTAR 40”, 2.000 Copies. Seite A mit der Orig.-Single-Version in Mono von 1972, Seite B aufgenommen in den Trident Studios mit der „Top Of The Pops”-Version (Austrahlung BBC 6/7/72)
€ 250-400 Culture Club „The War Song 7 Inch”, 1984 auf Virgin UK, No. „VSY 694”. Die britische Band um den androgynen Boy George (George Alan O Dowd, geb. 1961) zählte damals zu den führenden Pop-Idolen des „New Romantic”-Sounds: „Ohne mich und Prinzessin Diana wäre die Regenbogenpresse aufgeschmissen”
€ 200-250 Kiss „Rock & Roll Over LP“, auf Phonogram Netherlands 1986, No. „PIC 6399060” für den Fanclub „Dutch Kiss Army”, 1.500 numbered Copies. Die „Hard-Rock”-Band aus New York verkaufte bis dato über 100 Millionen Alben
€ 1.000-1.200 John Lennon & Yoko Ono „Milk & Honey LP”, 1984 Erstpressung (120-140 Gramm, Auflage 2.000 Exemplare) auf UK Polydor „POLH P5”, Zweitpressung Gewicht 200 g (nur 20-30 Euro) € 200-350 Enrico Caruso (1873-1921 Neapel) „A Noche Feliz/A Granada 10 Inch“, erschienen 1933 auf RCA Victor USA, No. „17-5001”, 78 RPM. Dem berühmtesten Tenor der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang der Durchbruch mit 24 Jahren mit der Oper „L’ Arlesiana” in Mailand
€ 2.000-3.000 Iron Maiden „The Trooper 7 Inch”, veröffentlicht 1983 in England auf EMI Records Ltd., No. „EMIP 5397, hier die „Uncut”-Version, wohl nur als Testpressung erschienen. Die britische „Heavy Metal”-Band wurde schon Ende 1975 vom Bassisten Steve Harris in London gegründet. Ihr Debüt-Album erschien erst 1980 und im Laufe der Geschichte wurde Iron Maiden mit über 100 Millionen Tonträgern eine der erfolgreichsten „Metal”Bands aller Zeiten €
400-700 Michael Jackson (1958 Gary/Indiana-2009 Los Angeles) „Bad LP”,
veröffentlicht 1987 auf Epic Reords in England, No. „450290-0”. Auf der Picture Disc tanzt Michael in Ketten gelegt. „Bad” war das siebte Studioalbum und zugleich drittes und letztes Album, welches von Quincy Jones produziert wurde. Das Album erreichte in über 20 Ländern die Spitze der Album-Charts und wurde über 45 Millionen Mal weltweit verkauft 12 / 18
€ 2.000-4.000 Madonna „Erotica LP”, veröffentlicht auf Warner UK 1992, No. „W0138TP”, Insert. Die Picture LP wurde schnell nach dem „Sarah Ferguson”Skandal wieder eingezogen. Das Original ist erkennbar an der Matrix-Nr. „W0138TP A/B1 ORLAKE” und an der Goldkarte mit offiziellem „Madonna/Erotica”-Logo
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€ 300-400 Mötley Crue „Theatre Of Pain LP”, um 1985 in England auf Elektra, No. „ETK8P”. Der „Kunterbunte Haufen” gründete sich 1980 in Los Angeles als „Glam Metal”-Band und verkaufte bis dato über 50 Millionen Platten. Die Umlautzeichen im Bandnamen beziehen sich auf ein flüssiges Münchener Lieblingsgetränk
€ 4.000-6.000 Olivia Newton-John & ELO „Xanadu 10 Inch”, veröffentlicht 1980 in den USA auf MCA, No. „MC 10384”. Wahrscheinlich wurden nur 31 Copies gepresst, dann wurde die Platte auf Wunsch von Olivia zurückgezogen. Sie war mit ihrer „Abbildung” nicht zufrieden
€ 500-600 Dolly Parton (geb. 1946 Sevierville/Tennessee) „All I Can Do LP”, 1976 als Promo Picture Disc auf RCA USA, No. „APLI 1665”. Dolly startete ihre Karriere mit 13 Jahren in der Grand Ole Opry. Sie nahm über 80 Alben auf, erreichte 25 Nummer-Eins-Hits in vier Jahrzehnten und ist Miteigentümerin von dem Freizeitpark „Dollywood” in Tennessee. Sie wurde fünfmal für den Golden Globe Award, 15 Mal für den American Music Award sowie zweimal für den Oscar nominiert
€ 100-250
Prince (Prince Rogers Nelson 1958 Minneapolis-2016 Chanhassen) And The Revolution „Parade LP”, erschienen
€ 750-1.000 White Stripes (1997-2011) „Icky Thump Promo 7 Inch”, Third Mind Rec. USA 2007. Die seltene Picture Disc wurde damals nur von Meg White persönlich an Freunde und Bekannte weitergegeben
€ 800-1.400 Wings „Back To The Egg LP”, erschienen 1979 auf MPL Communications Ltd. in England, No. „PCTC 257”, Die Cut Garrod & Lofthouse Sleeve. Wahrscheinlich wurden damals nur 200 Copies als Promo gepresst
1986 auf Paisley Park Europa, No. „WX 39P”, im Die-Cut Cardboard Sleeve. „Parade” war das achte und letzte Studioalbum und wurde international mehrfach mit Gold- und Platinstatus ausgezeichnet € 100-250 The Brian Setzer Orchestra „Vavoom! LP”, veröffentlicht 2000 in den USA auf Interscope Records. Brian Setzer (geb. 1959 in Massapequa, USA) war Anfang der 1980er-Jahre mit den Straycats in London äußerst erfolgreich. Er leistete einen relevanten Beitrag zum „Rockabilly-Revival” dieser Dekade € 300-400 Nirvana „Lake on Fire 7 Inch”, erschienen 1991 auf Geffen Records England, No. „GFS79P”. Nirvana coverten den Lagerfeuersong „Lake On Fire” von Curt Kirkwood für die MTV Unplugged Performance 1993 in New York
Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint- Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).
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U2_Muenzenrevue
09.08.2018
14:57 Uhr
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www.battenberg-gietl.de
Termine im Dezember 02 So Köln-Marsdorf
Globus, Max-Planck-Straße
02 So Köln-Porz-Eil
Real, Rudolf-Diesel-Straße
09 So Frechen
SELGROS, Europaallee, überdacht
09 So Köln-Pesch
OBI, Gewerbegebiet Pesch
16 So Köln-Ossendorf
IKEA, Am Butzweilerhof
23 So Köln-Godorf
IKEA, Godorfer Hauptstraße
30 So Köln-Marsdorf
Roller, Max-Planck-Straße
Wir wünschen frohe Weihnachten und ein erfolgreiches neues Jahr!
Kopp Veranstaltungs – GmbH & Co. KG Homburger Straße 22 50969 Köln-Zollstock Telefon: (0221) 36 47 03 Telefax: (0221) 360 56 67 www.kopp-maerkte.de
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