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NEWSLETTER NO. 4
Das System Erde Mehr wissen – schneller handeln
Wissenschaftliche Zusammenarbeit – weltweit Workshop auf der Krim
Liebe Leserin, lieber Leser!
Treibhausgase in den Untergrund
GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch...
GEOTECHNOLOGIEN als Plattform für das 1. Nationale Forschungsprogramm...
...mit Prof. Dr. Lars Strömberg, VATTENFALL AB
Das System Erde MEHR WISSEN – SCHNELLER HANDELN
Zum vierten Mal liegt Ihnen nun der Newsletter des FuEProgramms GEOTECHNOLOGIEN vor. Traditionsgemäß bietet er wieder einen Mix aus Berichten zu wichtigen Ereignissen und Erfolgen des letzten Jahres, Neuigkeiten und Zukunftsplanungen des Forschungsprogramms. So wird aus verschiedenen Bausteinen letztendlich ein in sich stimmiges Ganzes.
Mit modernsten Technologien das System Erde erforschen. Tauchroboter CHEEROKEE kurz vor seinem Einsatz
Dieser integrative Grundgedanke, der das Forschungsprogramm seit seiner Gründung bestimmt, beginnt nun auch im Großen konkrete Gestalt anzunehmen. Stück für Stück werden die unterschiedlichen Forschungsbausteine des Programms sinnvoll miteinander verknüpft, mit dem Ziel, die
Auf dramatische Weise hat auch das vergangene Jahr wieder
n i e u ren bei der Erforschung der weltweiten Gashydrat-
Erde und seine verschiedenen Antriebsmechanismen als ein
gezeigt, wie verletzlich Mensch und Natur gegenüber
vorkommen. Deutsche Wissenschaftler besitzen hier, nicht
System zu begreifen. Aktuelles Beispiel sind die in Kürze
Naturgefahren sind. Sinnvolle Konzepte und Lösungsansätze
zuletzt aufgrund der intensiven Förderung im Rahmen der GEO-
beginnenden Forschungsarbeiten zu dem Themenschwer-
erscheinen nur möglich, wenn wir die Erde als System begreifen,
TECHNOLOGIEN, ein weltweit führendes wissenschaftliches und
punkt »Frühwarnsysteme im Erdmanagement«, die das
in dem alle natürlichen Vorgänge auf komplexe Weise mitein-
technologisches Know-how. Der GEOTECHNOLOGIEN – Science
Know-how gleich mehre rer Forschungsschwerpunkte der
ander verbunden sind. Diesen Ansatz verfolgt das Forschungs-
Report No. 7, der in Kürze erscheinen wird, stellt die wissen-
GEOTECHNOLOGIEN integrieren, sinnvoll weiterentwickeln
und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN, dass seit
schaftlichen und technologischen Ergebnisse der ersten
und anwenden werden.
2000 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
Förderphase (2001 – 2004) vor. Seit Ende 2004 werden nun vier
(BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geför-
neue Forschungsverbünde mit einem Finanzvolumen von 7,6
Das aktuelle Interview führen wir dieses Mal mit Prof.
dert wird. Seine 13 interdisziplinär ausgerichteten Schlüsselthe-
Millionen Euro durch das BMBF gefördert. Den Start markierte
Strömberg vom Energieversorger Vattenfall, dem drittgröß-
men ermöglichen es, den »Lebensraum Erde« von der globalen
am 10. Februar 2005 ein Kick-Off-Meeting am IFM-GEOMAR in
ten Stromproduzenten in Deutschland. Das Gespräch steht
Betrachtung aus dem Weltraum bis in die atomare Dimension
Kiel. Das Treffen war Teil der Festveranstaltung anlässlich der
stellvertretend für den »Brückenschlag« zwischen Wissen-
seiner einzelnen Bausteine zu untersuchen. Dadurch können
Verabschiedung von Prof. Erwin Suess in den Ruhestand. Durch
schaft und Wirtschaft, den das Programm GEOTECHNOLO-
Ideen und Kenntnisse gebündelt und neue Synergien geschaf-
seine bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der
GIEN inzwischen erfolgreich realisieren konnte.
fen werden. Das Programm GEOTECHNOLOGIEN hat damit den
Gashydrate hatte Prof. Suess maßgeblichen Anteil am Erfolg der
eingeleiteten Paradigmenwechsel
Gashydratforschung in Deutschland und weltweit.
von
der
disziplinären
Forschung zu interdisziplinären Konzepten und LösungsanIhr
sätzen konsequent fortgesetzt und ausgebaut.
Ludwig Stroink Leiter Koord i n i e r u n g s b ü ro GEOTECHNOLOGIEN
Technologische Innovationen und interdisziplinäre Forschung auf »höchstem Niveau« garantieren die internationalen Klein-
Exemplarisch für dieses Förderkonzept ist das enge Zusammen-
satellitenmissionen CHAMP, GRACE und GOCE. Deutsche
spiel von Geowissenschaftlern, Biologen, Chemikern und Inge-
Forschungseinrichtungen, wie das GeoForschungsZentrum
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erkenntnisse und erste Praxisanwendungen wurden dazu im Rahmen des Themenschwerpunktes »Informationssysteme
News
im Erdmanagement« erarbeitet. Im Rahmen der internationalen Münsteraner GI-Tage fand nach dreijähriger Förderphase am 22. Juni 2005 der Abschlussworkshop statt. Mehr als 60 Wis-
Aufgenommen
senschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten in Anwesenheit
Seit 1. September 2005 ist Herr Diplom-Geophysi-
der internationalen Gutachter ihre Ergebnisse vor. Eine abschlie-
ker Simon Schneider für die Presse- und Öffent-
ßende Gesamtübersicht erscheint in Kürze in der Reihe »GEO-
lichkeitsarbeit des Koord i n i e r u n g s b ü ros GEO-
TECHNOLOGIEN – Science Report, No. 8«. Die gezielte Weiter-
TECHNOLOGIEN verantwortlich. Er folgt Frau
entwicklung und Implementation dieser Informationstechnolo-
Cathrin Klitzsch, die nach der Geburt ihrer Tochter
gien wird ein Schwerpunkt zukünftiger Forschungsaktivitäten
aus dem Büro ausgeschieden ist.
zur Entwicklung von Frühwarnsystemen sein. Die sinnvolle Verknüpfung unterschiedlicher Forschungsbausteine des FuE-Pro-
Aufgeschrieben
gramms GEOTECHNOLOGIEN mit dem Ziel eines globalen Erd-
GEOTECHNOLOGIEN Science Report No. 5
systemmanagements findet auf diese Weise Stück für Stück
und 6 erschienen
seine praktische Umsetzung.
Science Report No. 5 stellt die neuesten Ergebnisse deutscher Kontinentalrandforschung vor. Science
Tradition haben inzwischen die Special Sessions »GEOTECH-
Report No. 6 fokussiert auf die geförderten FuE-Vo r-
NOLOGIEN« im Rahmen der Jahrestagungen der Deutschen
haben im Rahmen der Forschungsinitiative »GEO-
Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG). Auch auf der letzt-
TECHNOLOGIEN – CO2-Storage in Germany«.
jährigen Veranstaltung in Erlangen erfreute sich die Session - mit 16 Vorträgen und sieben Postern eine der größten VeranstalHangrutsch Gondo Bei diesem Erdrutsch am 14.10.2000 verloren im schweizerischen Gondo 13 Menschen ihr Leben. Eine neue Generation von Frühwarnsystemen soll zukünftig solchen Katastrophen vorbeugen.
tungen der Tagung – großen Zuspruchs. Auf der DGG 2006 in Berlin stehen die GEOTECHNOLOGIEN daher wieder auf dem Programm. Interessenten, die ihre Forschungsprojekte auf dieser internationalen Plattform präsentieren wollen, sind bereits jetzt aufgerufen, sich diesen Termin vorzumerken.
Potsdam und das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der Technischen Universität München sind an führen-
Ihre Pforten endgültig geschlossen hat die Wanderausstellung
Aufgerufen
der Stelle in die wissenschaftliche Leitung und Koordination ein-
»In die Tiefe gehen«, die zwischen März 2004 und Oktober
Seit Sommer 2005 ist die Internet-Seite www.
gebunden. Die spektakulären Ergebnisse der Missionen haben
2005 bundesweit in sechs Städten gezeigt wurde. Auf knapp
Planeterde.de Partnerseite des FuE-Pro g r a m m s
im vergangenen Jahr nicht nur in der Fachwelt für Aufsehen
300
wurden informativ und spielerisch die verschiedenen
GEOTECHNOLOGIEN. Spannende Exklusiv-Berichte
gesorgt. Auch die Breitenmedien haben vielfach über die ver-
Möglichkeiten vorgestellt, wie die Welt zu unseren Füßen nach-
zu laufenden Forschungsarbeiten der GEOTECHNO-
schiedenen Missionen berichtet: wichtiges Indiz, welch große
haltig genutzt werden kann. Bahnhöfe, die im Untergrund ver-
LOGIEN entführen Sie 2x monatlich in den aufre-
Bedeutung die Forschungsarbeiten auch für das gesellschaftli-
schwinden, unterirdische Transportsysteme oder Speichermög-
genden Alltag der Forscher und Forscherinnen.
che Umfeld besitzen. Die spektakulären Ergebnisse sind aber
lichkeiten für Treibhausgase. Derlei Beispiele gab es viele, und
nicht nur auf den erfolgreichen Schulterschluss der beteiligten
mehr als 120.000 Besucher nutzten die Möglichkeit sich zu
Aufgezählt
Wissenschaftsdisziplinen zurückzuführen: Sie sind auch exem-
informieren. Eine ausführliche Dokumentation der Ausstellung
GEOTECHNOLOGIEN in Zahlen
plarisch für das integrative Förderkonzept von BMBF und DFG in
ist unter www.geotechnologien.de zu finden. Aufgrund des
• 8 von 13 Schwerpunktthemen gefördert
den GEOTECHNOLOGIEN. Knapp 10 Millionen Euro stellten
großen Erfolges der Wanderausstellung, ist das Koordinierungs-
• Cirka 71 Millionen Euro Fördervolumen seit 2000
beide Institutionen bislang für diese Projekte zur Verfügung.
büro GEOTECHNOLOGIEN nun gebeten worden, eine neue
• 130 Forschungsverbünde mit
Nicht zuletzt Dank der intensiven Forschungsförderung ist
Ausstellung zu konzipieren. »Unruhige Erde«, so der Arbeits-
• 38 Universitäten, 18 außeruniversitären For-
Deutschland ein inzwischen weltweit geschätzter Wi s s e n-
titel der neuen Wanderausstellung, wird den Start der neuen
schungseinrichtungen und 26 Industriepartnern
schafts- und Technologiepartner beim Bau und Einsatz von
Forschungsprojekte begleiten, die sich auf die Entwicklung von
• 55 hochkarätige Experten aus 11 Nationen be-
Kleinsatelliten geworden. Durch die Bereitstellung weiterer För-
Frühwarnsystemen für Naturgefahren konzentrieren. Die Aus-
gutachteten zusammen knapp 300 Pro j e k t-
dermittel in Höhe von 7,5 Millionen Euro seitens des BMBF und
stellung will auf die große Bedeutung von extremen Naturer-
skizzen und Forschungsanträge an das BMBF
durch das Mitte 2006 beginnende DFG-Schwerpunktprogramm
eignissen für Mensch und Umwelt eingehen. Noch sind die
• 210 Publikationen in nationalen und internatio-
»Massentransport und Massenverteilung im System Erde« kann
Ausstellungsorte und -zeiten nicht endgültig beschlossen, aber
dieses Know-how nun gezielt ausgebaut und verwertet werden.
das Deutsche Museum in München und das Deutsche Technik
Das erste Statusseminar der drei Verbundprojekte TIPTEQ, SUN-
m2
nalen Fachzeitschriften
Museum in Berlin haben bereits ihr Interesse bekundet, auch
Angemerkt
diesmal wieder mit dabei zu sein.
Wichtige Termine finden Sie unter
DAARC und NAMIBGAS als Beitrag zu dem Themenschwer-
www.geotechnologien.de
punkt »Kontinentränder – Brennpunkte im Nutzungs- und Gefährdungspotenzial der Erde« fand am 9. und 10. Juni
Impressum
2005 am GeoForschungsZentrum in Potsdam statt. Aus Indonesien und Chile, zwei besonders erdbebengefährdeten Gebieten, liefern die Projekte SUNDAARC und TIPTEQ unent-
Herausgeber
behrliche Grundlagenkenntnisse für die Entwicklung einer neuen
Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN
Generation von Frühwarnsystemen. Sie werden daher wichtiger
Telegrafenberg, 14473 Potsdam
Baustein zukünftiger FuE-Projekte des GEOTECHNOLOGIEN-
Tel.: (+49) 0331- 62 01 48 00
Schwerpunktes »Frühwarnsysteme im Erdmanagement«
e-mail: geotech@gfz-potsdam.de
sein. Integrativ zu den bereits ergriffenen Maßnahmen zum Auf-
www.geotechnologien.de
bau eines Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ab
Texte: L. Stroink
2006 damit auch die Weiterentwicklung und praktische Er-
Grafik: G. Schwalbe
probung von Frühwarnsystemen bei anderen geologischen Naturkatastrophen. Für die nächsten vier Jahre stehen dafür neun
Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm
Millionen Euro zur Verfügung. Der Aufruf zur Einreichung von
GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundes-
Projektvorschlägen endete am 3. Februar 2006. Ein unent-
ministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
behrliches Glied in der Frühwarnkette sind interoperable Informationsarchitekturen, die beispielsweise die verschiedenen Teilsysteme sinnvoll miteinander verknüpfen. Wichtige Grundlagen-
Aus dem Weltraum in die Tiefe sehen: Satellitenbilder liefern eine Fülle von Informationen, mit denen Wissenschaftler am chilenischen Kontinentalrand südlich von Concepción die Kontaktzone zweier Erdkrustenplatten erforschen.
und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. No. 4, Februar 2006
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Wissenschaftliche Zusammenarbeit – weltweit WORKSHOP AUF DER KRIM STÄRKT INTERNATIONALE KOOPERATION
Teilnehmer des internationalen Workshops in der antiken Stadt von Chersonesus, die um 400 v. Chr. von Griechen gegründet wurde. Schlammvulkane auf der Krim-Halbinsel
Der globalen Perspektive des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN wird durch interdisziplinäre und grenzüberschreitende Pro-
SCHLAMMVULKANE – EINE BISLANG WENIG ERFORSCHTE METHANQUELLE
jekte Rechnung getragen. Zahlreiche Forschungsvorhaben sind
Gashydrat- und Methanforschung im Schwarzen Meer. Großes Interesse fand dabei auch das Konzept des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN, dass in einer ausführlichen Präsentation
daher in internationale Programme eingebunden. In den Pro j e k-
Insgesamt nahmen 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
vorgestellt wurde. Viel Zeit blieb aber auch für die Planung kon-
ten zur Erforschung der Gashydrate ist das Netz der intern a t i o-
aus neun Nationen an dem Tre ffen teil. Dem dichten, knapp drei-
kreter Kooperationsvorhaben, beispielsweise mit der Akademie
nalen Zusammenarbeit besonders dicht gewoben. Mit China und
tägigen Vortragsprogramm schloss sich eine zweitägige Exkur-
der Wissenschaften von Kiew. Neben der hervorragenden Or-
den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres konnte die Zusam-
sion zu den weltweit bekannten »Schlammvulkanen« der Krim-
ganisation der Veranstaltung verdient die große Gastfreund-
menarbeit in den letzten Jahren sogar noch ausgebaut werden.
Halbinsel an. Im Gegensatz zu den »normalen« Vulkanen quillt
schaft der ukrainischen Kollegen besondere Erwähnung. Ob bei
aus Schlammvulkanen statt Magma lediglich kalter, wasserreicher
der Stadtführung durch das historische Sevastopol, dem »Con-
Schlamm und Gas (Methan). Sie sind damit eine große natürliche
ference Dinner« oder anlässlich eines Abendessens für die deut-
Quelle für das Klimagas Methan, das den Treibhauseffekt 23 mal
sche Delegation auf der Forschungsstation der ukrainischen
Mit dem Fokus Schwarzes Meer fand vom 17. bis 22. Mai 2005
wirksamer »anheizt« als CO2. An Land gibt es weltweit rund 600
Akademie der Wissenschaften in Kerch: Überall zeigten sich die
in Sevastopol, Ukraine, ein internationaler Workshop statt.
Schlammvulkane, die relativ intensiv untersucht sind. Ihre Äqui-
Verantwortlichen als großzügige und herzliche Gastgeber.
Initiiert wurde das Tre ffen auf der Krim von Gerhard Bohrmann
valente am Meeresgrund sind dagegen noch wenig erforscht.
vom DFG-Forschungszentrum »Ozeanränder« (RCOM) in Bre-
Das Schwarze Meer bietet dazu die besten Untersuchungsbe-
Zwar nicht als direktes Ergebnis des Workshops in Sevastopol,
men und Koordinator des Verbundprojektes METRO. Mitveran-
dingungen. Nirgends auf unserem Planeten lagert oberflächen-
aber doch in dessen Umfeld, entwickelte sich die Zusammen-
stalter waren das Kovalevsky Institute of Biology of the Southern
nah mehr Methan als in diesem nahezu sauerstofff reien Meere s-
arbeit zwischen RCOM und dem MSU in Moskau. An Bord des
Seas (IBSS) in Sevastopol und das Center for Marine Geosciences
becken zwischen Kleinasien und Südosteuropa. »Zwischen 200
russischen Forschungsschiffes PROFESSOR LOGACHEV stach
der Moscow State University (MSU) in Moskau. Der Workshop
und 600 Schlammvulkane gibt es im Schwarzen Meer«, erläutert
am 8. Juni 2005 bereits zum zweiten Mal eine Deutsch-Rus-
wurde durch das BMBF und das FuE-Programm GEOTECHNOLO-
Gerhard Bohrmann. Damit sind aber noch lange nicht alle Methan-
sische Wissenschaftlercrew unter Leitung von Michael Ivanov in
GIEN unterstützt. Der Forschungsverbund METRO (»METRO –
quellen erfasst. Aus Untersuchungen russischer Wissenschaftler
See, um die Schlammvulkane und die hiermit assoziierten
Methan und Methanhydrat im Schwarzen Meer: Strukturanalyse,
ist bekannt, dass es allein im Schwarzen Meer rund 5.000 Stellen
Gashydrate des Schwarzen Meeres zu untersuchen. Für das
Quantifizierung und Dynamik des Methan-Reservoirs«) operiert
gibt, an denen Methan freigesetzt wird
Jahr 2007 ist die dritte Forschungsreise geplant; dann an Bord
FOKUS SCHWARZES MEER
seit Ende 2004 im Schwarzen Meer. Bereits in der Frühphase des Vorhabens sollten daher Akteure und Interessenten aus der
des deutschen Forschungsschiffes METEOR. We i t e re Infor-
GROSSZÜGIGE UND HERZLICHE GASTGEBER
mationen unter: www.gashydrat.de und www.planeterde.de
Region mit den deutschen Wissenschaftlern zusammengeführt werden, um zukünftige Kooperationen rechtzeitig planen zu
Nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht war das Treffen in der
können. Die traditionell guten Kontakte in diese Region können
Ukraine ein voller Erfolg. In knapp 40 Vorträgen informierten
somit konsequent fortgeführt und ausgebaut werden.
sich die Teilnehmer über den augenblicklichen Stand der
Treibhausgase in den Untergrund GEOTECHNOLOGIEN ALS PLATT-
Welche Perspektiven sich in Deutschland durch die unterirdische Speicherung von CO2 eröffnen, wird seit Mitte 2005 im
FORM FÜR DAS 1. NATIONALE
Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN untersucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) för-
FORSCHUNGSPROGRAMM ZUR
dert in dem ersten nationalen Forschungsprogramm zur CO2Speicherung zehn interdisziplinäre Forschungsverbünde aus
UNTERIRDISCHEN SPEICHERUNG
Wissenschaft und Wirtschaft mit knapp 7 Millionen Euro. Die fünfzehn beteiligten Unternehmen steuern zusätzliche 1,3
DES TREIBHAUSGASES CO2
Millionen Euro bei. Die Wissenschaftler und ihre Kollegen aus der Industrie wollen in den nächsten drei Jahren ein abgestimmtes Konzept entwickeln, auf dessen Grundlage eine verlässliche Bewertung dieser Technologie möglich sein wird.
Zahlreiche Studien gehen heute davon aus, dass Kohle auch in einem zukünftigen Energiemix Deutschlands eine maßgebliche Rolle spielen wird. Dazu ist es jedoch notwendig, dass das Kohlendioxid (CO2), das bei ihrer Nutzung entsteht, nicht in die
CO2 aus Kraftwerksdämpfen abzuspalten und im Untergrund zu speichern könnte ein wichtiger Beitrag zur Reduktion anthropogener Treibhausgasemissionen sein.
Atmosphäre gelangt. Eine Schlüsseltechnologie könnte dabei
EINE SICHERE UND DAUERHAFTE SPEICHERUNG Im Mittelpunkt der Forschungsvorhaben steht die Entwicklung
die Abscheidung des Treibhausgases aus den Kraftwerksdämp-
Klimaexperten weltweit akzeptierte Option zur Reduktion
von Technologien für eine sichere und dauerhafte Speicherung
fen und seine unterirdische Speicherung sein. Eine auch von
anthropogener Treibhausgase.
von CO2. In Deutschland bieten sich dafür beispielsweise tieflie-
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gende Erdgas- und Erdölfelder an. Ebenso könnten in großer
und Überwachungstechnologien. Ein vom GFZ-Potsdam koordi-
werden könnte. Seit Einführung des CO2-Emissionshandels am
Tiefe auftretende salzwasserführende Formationen und nicht
niertes Konsortium aus Technologieunternehmen und For-
1.1.2005 stieg der Zertifikatpreis auf derzeit cirka 20 € / t CO2.
abbaubare Kohleflöze als potenzielle Speicher genutzt werden. Sie
schungseinrichtungen konzentriert sich auf die Entwicklung von
Auch die großtechnische Anwendung – Experten rechnen in
werden im Rahmen des Forschungsprogramms daher auf Herz
faseroptischen Sensoren die eine permanente Überwachung
ungefähr 10 Jahren damit - und die erheblichen Exportchancen
und Nieren geprüft. Aber auch andere, erst wenig untersuchte
des Speichers ermöglichen. Ziel des Konsortiums ist es, mess-
dieser umweltfreundlichen Technologie eröffnen interessante
Technologiekonzepte und deren Anwendungsmöglichkeiten
technisch hochempfindliche, aber robuste und preiswerte
wirtschaftliche Perspektiven.
konnten sich bei dem anspruchsvollen Auswahlprozess durch
Lösungen anzubieten, die nach erfolgreicher Testphase in die
i n t e rnationale Gutachter durchsetzen. Die Produktivitätssteige-
Produktlinien der beteiligten Firmen eingeführt werden können.
Die Startveranstaltung für alle geförderten Vorhaben fand am
rung versiegender Erdgasvorkommen durch die CO2-Injektion ge-
Trotz erhöhter Stromgestehungskosten, die heute noch mit der
22. und 23. September 2005 an der Bundesanstalt für Geo-
hört ebenso dazu wie die Umwandlung des flüchtigen CO2 in
Abtrennung und Lagerung von CO2 verbunden sind, könnte
wissenschaften und Rohstoffe in Hannover statt. Sie wurde von
feste kalksteinartige Verbindungen, die mikrobielle Umwandlung
sich die Technologie auch wirtschaftlich lohnen. So errechnete
einem lebhaften Pressecho begleitet. Die wichtigsten Artikel
von CO2 in Erdgas (CH4) oder die Behandlung von Flugaschen still-
das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dass eine
sind unter der Rubrik »Pressespiegel« auf der Internetseite
gelegter Tagebaue mit dem Treibhausgas. Einen weiteren Schwer-
Stromerzeugung aus emissionsfreien Kohlekraftwerken ab
www.geotechnologien.de einzusehen.
punkt bildet die Entwicklung und Optimierung von Sicherheits-
einem Zertifikatpreis von über 30 Euro pro Tonne wirtschaftlich
GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch... ...MIT PROF. DR. LARS STRÖMBERG, Prof. Dr. Lars Strömberg, 59, hat über Thermo-
DIREKTOR DES »CO2-FREE POWER
dynamik promoviert und ist neben seiner Tätigkeit für Vattenfall auch Professor für
PLANT PROJECTS« BEI VATTENFALL
Energietechnologien an der Technischen Universität »Chalmers« in Göteborg. Lars Strömberg ist Direktor des »CO2-free Power Plant Projects« und verantwortlich für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kohlendioxid-Forschung der Vattenfall Gruppe. Mit dem Projekt zum Bau eines CO2-freien Kraftwerks soll bis 2008 zunächst eine 30-MW-Pilotanlage am Standort Schwarze Pumpe (Lausitz) gebaut werden.
Schaufelradbagger im Braunkohle-Tagebau
GEOTECHNOLOGIEN: Herr Strömberg, um die anthropo-
dende Frage. Wir sind uns dabei über zwei Dinge im Klaren:
GEOTECHNOLOGIEN: Welche technologischen Entwick-
genen CO2 Emissionen zu re d u z i e ren, denkt man welt-
zum einen müssen wir CO2 abtrennen und lagern, um die glo-
lungen und Forschungen sind in den nächsten Jahren not-
weit über die Lagerung dieses Treibhausgases im Unter-
bale Erwärmung zu stoppen. Zum anderen ist die Abtrennung
wendig, um die CCS-Technologien umzusetzen?
grund nach. Welche Möglichkeiten sind aus Ihrer Sicht
und Lagerung keine endgültige Lösung. Wir sehen darin eine
L. STRÖMBERG: Die wichtigste Frage ist: »Bleibt das CO2 auch
hier realistisch.
Brückenlösung, die zu wirklich nachhaltigen Lösungen führen
da unten?« Das wird auch für die öffentliche Akzeptanz dieser
L. STRÖMBERG: Wir sehen nur eine Möglichkeit: die Speicherung
soll. Auch, weil die fossilen Brennstoffe nicht ewig ausreichen
Technologie von großer Bedeutung sein. Lässt sich das
in porösen Sandsteinen, beispielsweise in erschöpften Erdöl- und
werden. Kohle wird noch am längsten vorrätig sein und wir kön-
Treibhausgas sicher in den Untergrund leiten und bleibt es dort
Erdgaslagerstätten. Auch tiefliegende salzwasserführende Sand-
nen sie weltweit unter vergleichsweise sicheren Bedingungen
auf Dauer - das müssen wir hunderte Mal prüfen, bevor wir uns
steinschichten, sog. Aquifere, kommen in Frage. Ich denke, es
fördern. Vattenfalls Priorität ist die Kohle und die geologische
an die Umsetzung der Technologie machen. Wir müssen
gibt keine andere Möglichkeit, die für uns interessant sein könnte
Speicherung von CO2 – das zusammen ist die Kombination!
Vertrauen aufbauen und beweisen dass wir die Technik beherr-
- etwa wie in Japan, wo man über die Lagerung von CO2 in
Gleichzeitig müssen wir jedoch nach wirklich nachhaltigen
schen. Vattenfall ist an vielen internationalen Projekten beteiligt,
Ozeanen nachdenkt. Für uns ist das keine Alternative. Wir können
Lösungen suchen.
die sich mit der Erforschung und der Entwicklung dieser Te c h-
dies ökologisch nicht rechtfertigen.
nologie befassen. Auch in Projekten der GEOTECHNOLOGIEN. GEOTECHNOLOGIEN: Wie wichtig sind Forschung und Ent-
Von den FuE-Projekten erwarten wir uns konkrete Fortschritte,
Bei Vattenfall verfolgen wir aktiv auch verschiedene Mög-
wicklung? Denken Sie, dass die Abtrennungs- und Spei-
was die Sicherheit und Machbarkeit dieser Technologie angeht.
lichkeiten zur Energieversorgung aus regenerativen Quellen,
chertechnologien bald soweit sein werden, dass man sie
Bio-Fuels oder Windfarmen, zum Beispiel. Es zeichnet sich aber
wirtschaftlich einsetzen kann?
GEOTECHNOLOGIEN: In der Diskussion um CO 2-Speiche-
ab, dass langfristig gesehen, insbesondere die CO2-Abtrennung
L. Strömberg: Forschung und Entwicklung sind sehr wichtig!
rung taucht immer wieder auch die rechtliche Frage auf.
und die geologische Speicherung einen sehr wichtigen Beitrag
Insbesondere für uns. Wir sind im Moment in einer Situation, in
Wie sehen Sie die augenblicklichen rechtlichen Rahmen-
zur Reduzierung der anthropogenen CO2-Emissionen leisten
der wir die Techniken zu weiten Teilen kennen. Wir müssen sie
bedingungen zur CO2-Speicherung?
kann. Das hat der IPCC-Report gezeigt. (IPCC: Intergovernmen-
nun umsetzen, in Versuchsanlagen und Demonstrationsbetrie-
L. STRÖMBERG: Eine ganz wichtige Frage. Als die aktuellen
tal Panel on Climate Change; Anmerkung der Redaktion). Für
ben. In Norwegen werden voraussichtlich in 2009 die ersten
Gesetze geschrieben wurden, dachte noch niemand an die heu-
uns ist das sehr wichtig! Fossile Brennstoffe werden auch in
CO2-freien Gas-Kraftwerke in Betrieb genommen. Bei Kohle-
tigen technischen Möglichkeiten. Heute gibt es einen politi-
Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Daher gilt für uns: Es gibt
kraftwerken wird es erste Pilotanlagen etwa in 2-3 Jahren ge-
schen Druck, sich mit der Bekämpfung des Klimawandels aus-
die technischen Möglichkeiten, es gibt die umwelt- und ener-
ben, wie zum Beispiel unsere Pilotanlage in Schwarze Pumpe.
einander zu setzen. Wir wollen vom CO2-Ausstoß wegkommen
giepolitischen Aspekte und es ist der einzige Weg, die globale
Um diese Technologie aber wirtschaftlich einzusetzen, wird es
und müssen daher auch an die geologische CO 2-Lagerung den-
Erwärmung zu bekämpfen.
sicher noch 15 Jahre dauern. Angetrieben durch den europäi-
ken. Wir müssen aber einen europäischen Konsens finden.
schen Emissionshandel werden solche Techniken wirtschaftlich
Fragen wie »wie ist die Speicherung länderübergreifender
immer reizvoller.
Lagerstätten reguliert?« oder »wer übernimmt die Langzeit-
GEOTECHNOLOGIEN: Denkt Vattenfall deshalb über den Bau eines CO2-freien Kraftwerkes nach
Verantwortung für die Sicherheit?« müssen auf internationaler
L. Stromberg: Schwarze Pumpe ist ein Ort in der Nähe von Cott-
GEOTECHNOLOGIEN: Wo, denken Sie, steht die europäi-
Ebene besprochen und beantwortet werden. Aber dieser
bus in Brandenburg. Dort steht zur Zeit eines der größen Braun-
sche CO2-Forschung im internationalen Vergleich?
Prozess wird Jahre benötigen. Ich denke, dass es mehr als 10
kohlekraftwerke in Deutschland mit cirka 2000 MW Leistung. Wir
L. STRÖMBERG: An der Spitze. Auch wegen des europäischen
Jahre dauern wird, bevor eine europäische Lösung gefunden
werden in den nächsten Jahren dort ein CO2-freies Kraftwerk
Emissionshandels
wird. Auch wenn wir jetzt damit beginnen.
bauen. Eine Pilotanlage mit 30 MW thermischer Leistung. GEOTECHNOLOGIEN: Gibt es auch andere Nationen, die
GEOTECHNOLOGIEN: Herr Strömberg, ich danke Ihnen für
GEOTECHNOLOGIEN: Das Thema CO2-Speicherung handelt
auf diesem Gebiet Spitzenforschung betreiben?
dieses Gespräch.
immer auch von Nachhaltigkeit und nachhaltiger Politik.
L. STRÖMBERG: Die Japaner. Sie leisten ebenfalls großartige
Welche Rolle spielt die augenblickliche Diskussion über
Arbeit. Da Japan sehr von fossilen Brennstoffen abhängig ist, vor
Das Interview führte S. Schneider. Übersetzt und gekürzt von
Nachhaltigkeit für Sie?
allem von Kohle, sind sie gezwungen, auf dem Gebiet der CCS-
S. Schneider.
L. STRÖMBERG: Ja, das ist richtig. Für uns ist dies eine entschei-
Technologien zu forschen.