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NEWSLETTER NO. 3

GEOTECHNOLOGIEN im Dialog mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft

Datenarchiv oder Datenfriedhof?

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch...

Erstes Statusseminar »Informationssysteme im Erdmanagement«

mit Reiner Rummel, München

Liebe Leserin, lieber Leser! Jeder Jahreswechsel bedeutet Bilanz zu ziehen und Inhalte

»In die Tiefe gehen« Bundesweite Wanderausstellung vermittelt spannende Einblicke

In aller Munde GEOTECHNOLOGIEN

In aller Munde

und Aktivitäten auf den Prüfstand zu stellen, um die gesetz-

GEOTECHNOLOGIEN IM DIALOG MIT POLITIK, WISSENSCHAFT UND WIRTSCHAFT

ten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN macht hier keine Ausnahme. Die integrale Erforschung des Systems Erde ist eines der

Expertenrunde anlässlich des Parlamentarischen Abends (v.l.n.r.): Prof. Herzig (IFM-GEOMAR), Prof. Mosbrugger (Uni Tübingen), Ingolf Baur (SWR), Prof. Emmermann (GFZ Potsdam), Staatssekretär Kasparick (BMBF), Prof. Fuchs (OHB System AG)

Hauptziele des Programms. Noch ist ein globales Erdsystemmanagement nur Vision. Doch ist es die Aufgabe der Wissenschaft, Visionen zu skizzieren und Lösungswege aufzuzeigen. Ohne Frage hat das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN hier

»Geotechnologien – Auf dem Weg zu einem Erdsystemmanage-

Im Atrium der Bundespressekonferenz präsentierten Wissen-

schon viel bewegt. Der Dialog mit Politik und Öffentlichkeit

ment«, so lautete das Motto des Parlamentarischen Abends,

schaftlerinnen und Wissenschaftler dann auf vier Themeninseln

ist aufgenommen. In wissenschaftlichen Kernbereichen, wie

den das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN zusammen mit der

ihre aktuellen Projekte. Das Fazit der Besucher fiel dann auch

der Erforschung der Gashydrate und der satellitengestützten

GeoUnion/Alfred-Wegener-Stiftung und dem Konsortium Deut-

einhellig aus. »Seit vielen Jahren besuche ich Parlamentarische

Erdsystemforschung konnten international Maßstäbe gesetzt

sche Meeresforschung (KDM) am 24. November 2004 veran-

Abende, aber eine Veranstaltung mit einem so informativen Pro-

werden. In den Forschungsverbünden ist die disziplinüber-

staltete. Mehr als 160 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirt-

gramm war bislang selten«. Diesem Kommentar eines Be-

greifende, internationale Kooperation die Regel und

schaft kamen in die Bundespressekonferenz (BPK) Berlin, um

suchers ist wohl nichts hinzuzufügen.

Allianzen zwischen Forschungseinrichtungen und Unter-

gemeinsam Möglichkeiten und Perspektiven für den nachhalti-

nehmen konnten wichtige Impulse für innovative Tech-

gen Umgang mit der Ressource Erde zu diskutieren. In einer

nologieentwicklungen geben.

Podiumsdiskussion, die von dem Wissenschaftsjournalisten

WISSENSCHAFT MIT TIEFGANG

Ingolf Baur moderiert wurde, erörterte zunächst eine hochranErste Schritte sind also getan. Noch aber bleibt viel zu tun,

gig besetzte Expertenrunde, wie weit Wissenschaft, Politik und

Wissenschaftlich setzt das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN

dass die Forschung zum globalen Wandel den neuen

Industrie auf diesem Wege bereits fortgeschritten und welche

ebenfalls neue Akzente. In erdbebengefährdeten Gebieten der

Anforderungen gerecht wird. Das FuE-Programm GEOTECH-

Anstrengungen noch zu unternehmen sind. Nachfolgend prä-

Erde liefern die Geowissenschaften einen wichtigen Beitrag zur

NOLOGIEN will hierzu seinen Beitrag leisten.

sentierten die Bundestagsabgeordneten Heinz Schmitt (SPD),

Katastrophenvorsorge. Unter Federführung des Leibniz-Institutes

Vera Dominke (CDU), Hans-Josef Fell (Bündnis 90/DIE GRÜNEN)

für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel und des

und Cornelia Pieper (FDP) an vier aktuellen Beispielen die ge-

GeoForschungsZentrum Potsdam befinden sich Deutsche Wissen-

Ihr

sellschaftlichen Bezüge der Geowissenschaften. »Globaler Was-

schaftler derzeit im Süden Chiles. Hier, wo sich die ozeanische

Ludwig Stroink

serhaushalt«, »Erkundung und Nutzung des Untergrunds«,

Nazca-Platte (benannt nach der Nasca-Kultur in Peru 200 vor - bis

Leiter Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN

»Nullemissionskraftwerk« und »Gashydratforschung« lauteten

600 n. Chr.) mit etwa 65 mm / Jahr unter den Westrand Süd-

die Themen – und die Parlamentarier stellten sie ihren Kolle-

amerikas schiebt, ereignen sich seit Menschengedenken schwere

ginnen und Kollegen im Publikum mit großem Engagement vor.

Erdbeben und oftmals damit einhergehende Flutwellen.


Zusammen mit ihren Kollegen aus Südamerika wollen die

aussichtsreiche Position erobert. Weltweit wird eine zunehmen-

Wissenschaftler nahe der chilenischen Großstadt Concepción nun

de Nachfrage nach Kleinsatelliten erwartet. Ein Auftrag der

in einem einzigartigen Großversuch das Kräftespiel der Erd-

amerikanischen Weltraumbehörde NASA für den Bau der bei-

krustenplatten entschlüsseln. Grundlage der Untersuchungen ist

den GRACE-Satelliten ging bereits an die Firma EADS Astrium

ein seismisches Experiment, dass sich vom Pazifischen Ozean aus

GmbH in Friedrichshafen. Ermöglicht wurde diese Entwicklung

bis weit in die Anden erstreckt. Es überdeckt dabei großräumig

durch eine gezielte Förderung von Forschungsvorhaben, unter

Neuauflage Programmkonzep-

den Grenzbereich von zwei Krustenplatten, der zu den seismisch

anderem im FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN, und eine

tion GEOTECHNOLOGIEN. Die

aktivsten Gebieten der Welt zählt. Das BMBF fördert das Vor-

enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft.

kostenlose Neuauflage der Programm-

News Ausgedruckt

konzeption »GEOTECHNOLOGIEN –

haben TIPTEQ seit Beginn 2004 als Beitrag zum Themenschwer-

Das System Erde: Vom ProzessverHerrenknecht AG

punkt »Kontinentränder – Brennpunkte im Nutzungs- und Gefährdungspotenzial der Erde«. Bei der Erforschung der Gashydrate besitzen deutsche Wissen-

ständnis zum Management« kann beim Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN bestellt werden. Alle 13 Themenschwerpunkte und ihre For-

schaftler, nicht zuletzt aufgrund der Förderung in den GEOTECH-

schungsziele sind in der 130 Seiten starken Bro-

NOLOGIEN, ein weltweit führendes technologisches und wissen-

schüre nachzulesen. Als PDF-Dokumente auch

schaftliches Know-how. Viele Fragen sind bis heute aber noch

unter www.geotechnologien.de abzurufen.

nicht geklärt. Im Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN wurden daher Ende 2004 vier neue Forschungsverbünde

GEOTECHNOLOGIEN Science Report, No. 4.

METRO, INGO, COMET und MUMM II gestartet. Sie konzentrie-

Unter dem Titel »Information Systems in Earth

ren sich auf eine verlässliche Mengenabschätzung der weltweiten

Management« werden alle Beiträge zum ersten

Gashydratvorkommen, die Verifizierung ihrer Klimawirksamkeit

Statusseminar dieses Themenschwerpunktes vorgestellt.

und auf molekularbiologische Untersuchungen an den exotischen Lebensgemeinschaften, die eine offenbar entscheidende Regulationsfunktion bei der Bildung und Zersetzung von Gashydraten

Tunnelbohrmaschinen wie diese können Tagesvortriebe von bis zu 40 Metern in festem Gestein erreichen. Deutschland ist bei dieser Technologie Weltmarktführer.

Der Katalog »In die Tiefe gehen« informiert anschaulich

einnehmen. Das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN verfolgt damit bereits seit Jahren konsequent eine primär auf das Risiko-

Ähnlich erfolgreiche Verbünde zwischen Forschung und Anwen-

über die gleichnamige Wander-

management von Gashydraten fokussierte Forschung.

dung werden in 15 neuen FuE-Vorhaben erwartet, die ab 2005

ausstellung des Koordinierungs-

neue Technologien für die Erkundung und nachhaltige Nutzung

büros GEOTECHNOLOGIEN.

Helm, GFZ-Potsdam

des Untergrundes entwickeln. Gemeinsam mit Unternehmen sol-

GRACE macht den Wasserhaushalt der Erde erstmals in seiner jahreszeitlichen Veränderung sichtbar. Besonders gut lässt sich der Unterschied zwischen Regenund Trockenzeit im Amazonasbecken erkennen.

len beispielsweise Vorauserkundungssysteme optimiert und ge-

Literarische Ehren für die Gashydratfor-

testet werden, die sich direkt in Tunnelbohrmaschinen einbauen

schung in Deutschland. In dem auf der Spiegel-

lassen. So können Hindernisse während des Bohrbetriebes früh-

Bestseller-Liste über Wochen ganz vorne rangie-

zeitig erkannt und teure Wartezeiten oder Ausfälle der millionen-

renden Roman »Der Schwarm« von Frank

schweren Bohrwerkzeuge vermieden werden. Darüber hinaus

Schätzing (Kiepenheuer und Witsch, € 24,90)

werden Wissenschaftler und Experten aus Industrieunternehmen

spielen authentische Wissenschaftler, wie zum

neue Verfahren entwickeln und testen, mit denen das Treib-

Beispiel Gerhard Bohrmann (Universität Bremen)

hausgas CO2 ohne Gefahr für Mensch und Umwelt im Unter-

eine Hauptrolle. In dem wissenschaftlich präzise

grund gelagert und verlässlich überwacht werden kann. Aus Sicht

recherchierten Roman verheeren Hangrutschungen

des Rates für Nachhaltige Entwicklung könnte diese Technologie

– ausgelöst durch instabil gewordene Gashydrate –

eine »wichtige Brücke für die Nutzung fossiler Energieträger ins

weite Küstenregionen Europas. Bohrmann ist im

Zeitalter der regenerativen Energien bauen«. In Deutschland

»richtigen Leben« wissenschaftlicher Koordinator

bietet das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN nun den Rahmen

des Verbundvorhabens METRO.

für ein koordiniertes Vorgehen von Wissenschaft und Wirtschaft Bei der Erkundung der Erde mit niedrigfliegenden Kleinsatelli-

zu diesem weltweit hochaktuellen Thema.

Ausgeschrieben

ten nehmen deutsche Wissenschaftler ebenfalls eine weltweite Spitzenposition ein. So gelang es Forschern des GeoFor-

Neue Bergungstechniken für die leicht flüchtigen Gashydrate

Im Bundesanzeiger No. 2 vom 5.1.2005 ist die Be-

schungsZentrums Potsdam und der University of Texas erst-

konnten Wissenschaftler an der Technischen Universität Berlin

kanntmachung zur Einreichung von Projektanträ-

mals, aus Schwerefelddaten der Satellitenmission GRACE, jah-

entwickeln. Mit MAC (MultiAutoclavCorer) ist es nun möglich,

gen zum Thema »Erfassung des Systems Erde aus

reszeitliche Veränderungen im Wasserhaushalt der Erde sicht-

Gashydrate unversehrt vom Meeresgrund zu bergen und direkt

dem Weltraum« des FuE-Programms GEOTECH-

bar zu machen. Auch andere umwelt- und klimarelevante Pro-

an Bord oder später im Labor zu untersuchen. Forscher des

NOLOGIEN erschienen. Förderanträge können bis

zesse, die mit herkömmlichen Messmethoden bislang nicht so

Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik

zum 15. Februar 2005 eingereicht werden. Weitere

detailliert erfasst werden können, spiegeln sich im Schwere-

und der Universität Dortmund haben ein Förderverfahren für

Informationen unter www.geotechnologien.de.

feld der Erde wider. Dies gilt für die Veränderung der klimare-

Gashydrate entwickelt, dass sich zumindest im Computermodell

levanten Meeresströmungen ebenso, wie für die Veränderung

und Laborversuchen als funktionsfähig erwiesen hat.

der Eisbedeckung an den Polen, auf Grönland und in den Gebirgen. Großräumige klimatologische Modelle können somit entscheidend verbessert werden. Die Beteiligung deutscher

EINE ERSTE BILANZ

Impressum Herausgeber

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an den Satellitenmissionen CHAMP, GRACE und GOCE wurde in den letzten

Derzeit befinden sich sieben der 13 Themenschwerpunkte des

Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN

Jahren unter anderem aus Mitteln des FuE-Programms GEO-

FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN in der Förderung durch

Telegrafenberg A6, 14473 Potsdam

TECHNOLOGIEN ermöglicht. Aufgrund der vielbeachteten wis-

das BMBF und / oder die DFG. Mehr als 60 Millionen Euro wur-

Tel.: (+49) 0331/288-1071

senschaftlichen und technologischen Innovationen empfahl der

den bislang bewilligt. An den mehr als 120 Verbundprojekten

Fax: (+49) 0331/288-1077

Koordinierungsausschuss GEOTECHNOLOGIEN nun die weitere

sind 35 Universitätsinstitute, 20 außeruniversitäre Forschungs-

E-Mail: geotech@gfz-potsdam.de

Beteiligung an diesen Missionen.

einrichtungen und knapp 30 Industrieunternehmen beteiligt.

www.geotechnologien.de

Wachsendes Interesse an dem Programm GEOTECHNOLOGIEN zeigen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. So sind in

Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm

den zukünftigen FuE-Vorhaben des Themenschwerpunktes

GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundesminis-

»Erkundung, Nutzung und Schutz des unterirdischen Raumes«

terium für Bildung und Forschung (BMBF) und die

Deutschland besitzt aber nicht nur in der wissenschaftlichen

mehr als die Hälfte der Verbundpartner »Kleine und Mittlere

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Nutzung von niedrigfliegenden Kleinsatelliten ein international

Unternehmen (KMU)«. Technologische Entwicklung und Inno-

anerkanntes Know-how. Auch im Bau dieser preisgünstigen

vation werden somit auch zukünftig wichtige Akzente in den

Plattformen haben sich deutsche Unternehmen inzwischen eine

Projekten der GEOTECHNOLOGIEN setzen.

TECHNOLOGIEN MIT WEITBLICK

No. 3, Januar 2005


Datenarchiv oder Datenfriedhof ? ERSTES STATUSSEMINAR ZUM

Geodaten sind ein unentbehrlicher Bestandteil der modernen Informations- und Kommunikationsgesellschaft. Sie werden auf

THEMENSCHWERPUNKT

allen Ebenen des Öffentlichen Lebens genutzt und sind vielfach Grundlage des planerischen Handelns. Ihre Verfügbarkeit ist

»INFORMATIONSSYSTEME

maßgebliche Voraussetzung für Standort- und Investitionsentscheidungen. Geodaten und Geoinformationen bilden damit ein

IM ERDMANAGEMENT« AM

Wirtschaftsgut ersten Ranges und können wesentlich zum ökonomischen Wachstum beitragen. Nach Marktstudien liegt der

23./24. MÄRZ 2004 IN AACHEN

weltweite Umsatz mit Geoinformationssystemen heute bei ca. 1 Milliarde Euro. Entsprechend hoch sind die Potenziale für BeBogena, FZ Jülich

schäftigung, Innovation und Wertschöpfung. Gegenwärtig ist ein effizienter Umgang mit Geoinformationen in Deutschland jedoch nur eingeschränkt oder mit erheblichem Kostenaufwand möglich. Nicht einmal 20 % des Marktpotenzials für Geoinformationssys-

In einem Geodienst wird die Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung auf der Basis von distributiven Geodaten ermittelt. Als Fallbeispiel dienen die Einzugsgebiete der Flüsse Erft und Rur.

teme sind dadurch bislang erschlossen. Wesentliche Ursachen hierfür sind der Mangel an einheitlichen Datenstrukturen, Formaten und Spezifikationen sowie veraltete Informationstech-

ermöglicht, distributiv vorliegende und in unterschiedlichen

grundlage für die Standortwahl zukünftiger Windkraftanlagen

nologien, auf denen viele der heutigen Systeme basieren.

Formaten abgelegte Geodaten zu generieren und für gezielte

in diesen Gebieten. Ein weiteres Projekt fokussiert auf die Imple-

Fragestellungen zu nutzen. Als Fallstudie dient hierfür ein

mentierung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Simu-

Beispiel aus der Grundwasserbewirtschaftung. Ein anderes Vor-

lations- und Informationssoftware. Am Beispiel einer Testregion

haben widmet sich unter Federführung der Hochschule Vechta

in Brandenburg sollen auf diese Weise Langzeitentwicklungen

der Weiterentwicklung von Geodiensten in Verbindung mit dem

beim Schadstoffeintrag modelliert und sensible Regionen er-

Einsatz mobiler »Augmented Reality« GIS-Clienten. Damit soll

kannt werden. Das sechste Vorhaben zielt unter Federführung

während eines Außeneinsatzes ein direkter Zugriff auf beste-

der Delphi IMM GmbH aus Potsdam auf die Konzeption und

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat

hende Daten möglich werden. Vorteil: Veränderungen werden

Entwicklung intelligenter Geodienste für eine interoperable Geo-

die Innovationspotenziale des Geoinformationswesens erkannt

bereits vor Ort erkannt und ausgewertet. In einem dritten

datenverarbeitung. Konkrete Anwendungen dieser Technologie

und fördert im Rahmen des FuE-Programms GEOTECHNOLO-

Projekt beschäftigen sich Wissenschaftler aus Hannover mit der

reichen beispielsweise von der Suche nach geeigneten hydrolo-

GIEN sechs FuE-Verbünde mit einem Gesamtvolumen von

Integration von Standardgeodaten, wie zum Beispiel ATKIS-

gischen Messreihen zur Überprüfung eines Abflussmodells bis

knapp 4 Millionen Euro. Am 23. und 24. März 2004 trafen sich

Daten, in bodenkundliche Datensätze. Wenn man zusätzliche

zur Überwachung von Überschwemmungsereignissen.

auf Einladung des Koordinierungsbüros GEOTECHNOLOGIEN

Parameter wie die potenzielle Windrichtung simuliert, könnten

Alle Beiträge des Statusseminars sind in der Reihe GEOTECH-

und des Lehrstuhls für Ingenieur- und Hydrogeologie (LIH) der

damit beispielsweise landwirtschaftliche Nutzflächen erkannt

NOLOGIEN Science Report No. 4 erschienen. Der Band kann

RWTH Aachen rund 60 Projektteilnehmer zu einem ersten

werden, die von Erosion bedroht sind. Die Etablierung eines

über das Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN bezogen

Statusseminar in der alten Kaiserstadt.

marinen Geoinformationssystems ist Ziel eines Vorhabens, das

werden. Detaillierte Informationen zu den Forschungsprojekten

Der Anwendungsaspekt der Vorhaben ist hoch. Forschungs-

durch das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven koor-

finden sich auf den Internetseiten www.geotechnologien.de

einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen arbeiten daher eng

diniert wird. Mittels geostatistischer Methoden werden Geoda-

unter »Forschung / Laufende Projekte / Informationssysteme«.

zusammen. Alle Vorhaben werden am Beispiel konkreter Frage-

ten aus verschiedenen Quellen bearbeitet und homogenisiert.

Das nächste Statusseminar, das zugleich das Abschlussseminar

stellungen aus der Praxis durchgeführt. An der RWTH Aachen

So können detaillierte Karten für den Meeresboden im Nord-

dieser Förderphase sein wird, findet im Rahmen der »GI-Tage«

wird beispielsweise eine Softwarekomponente entwickelt, die es

und Ostseeraum erstellt werden. Dies ist eine wichtige Daten-

Ende Juni 2005 in Münster statt.

ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNG

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch... MIT DEM GEODÄTEN PROF. DR. REINER RUMMEL

GEOTECHNOLOGIEN: Ist es für Sie wichtig,

mit französischen Forscherkollegen eingereicht.

mit verschiedenen Disziplinen zusammen-

Das war 1984. Aber schon 1969, im Williams-

zuarbeiten?

townbericht, wurden diese Dinge angedacht.

RUMMEL: Ja. In den neueren Projekten arbeiten

Dieser Bericht kann als umfassender Programm-

viele Disziplinen zusammen. Das sind z.B. Inge-

entwurf gesehen werden über den Einsatz von

nieure aus Luft- und Raumfahrt, Geodäten, Geo-

Satelliten und astronomischen Verfahren für die

physiker, Ozeanographen und neuerdings auch

Erforschung des Erdsystems.

Hydrologen. Das ist sehr spannend, manchmal

ESA

Der zukünftige Forschungssatellit GOCE im Computermodell

rend meines Aufenthaltes in Delft gemeinsam

auch mühsam, weil verschiedene Methodiken

GEOTECHNOLOGIEN: Herr Rummel, Sie sind

stehen. Es ist sehr spannend, einen Beitrag bei

ein Experte für die Erdvermessung und be-

der Erforschung des Systems Erde zu leisten.

[Anmerkg. der Redaktion: Williamstown report (1969). The Terrestrial Environment, Solid-Earth and Ocean Physics: Application of Space and Astronomic Techniques, Report of a Study at Williamstown, Mass., to the NASA, W Kaula (ed.)]

des der Erde. Was fasziniert Sie am For-

GEOTECHNOLOGIEN: Wie wird man ein

GEOTECHNOLOGIEN: Ist die internationale

schungsobjekt Erde?

Experte für die Vermessung des Erd-

Zusammenarbeit wichtig bei der Erkun-

GEOTECHNOLOGIEN: Im Herbst 2006 soll

RUMMEL: Die heutigen Möglichkeiten, unseren

schwerefeldes?

dung des System Erde?

die neue Satellitenmission GOCE mit einer

Planeten vom Weltraum aus zu erfassen, faszi-

RUMMEL: Schon mein Dissertationsthema war

RUMMEL: Im Satellitenbereich arbeitet man ja

russischen Trägerrakete gestartet werden.

nieren mich. Im Laufe meines Werdegangs hat

aus der sogenannten »höheren Geodäsie« also

fast immer international. Bei der Erkundung mit

GOCE steht dabei für »Gravity Field and

mich aber auch zunehmend das Gravitationsfeld

der Vermessung der Erde als Ganzes. Bei meinen

Satelliten kann man zurzeit durchaus von einem

Steady-State Ocean Circulation Explorer«.

der Erde interessiert. Das Gravitationsfeld der

verschiedenen Aufenthalten in Ohio habe ich

internationalen Wettlauf zwischen Amerika,

RUMMEL: GOCE ist eine technisch sehr an-

Erde kann uns ungeheuer viel über sie verraten.

mich dann mit Satelliten und dem Schwerefeld

Europa und auch Japan sprechen. Natürlich geht

spruchsvolle Mission. Die Umlaufbahn wird ex-

Je genauer wir es kennen, umso besser können

der Erde beschäftigt. Den ersten konkreten Vor-

es nicht nur um Konkurrenz. Wir arbeiten in vie-

trem niedrig sein. In nur 250 km Höhe wird

wir die Vorgänge im System Erde insgesamt ver-

schlag für eine Satellitenmission habe ich wäh-

len Projekten international sehr eng zusammen.

GOCE die Erde umrunden, um möglichst nahe

und Denkweisen aufeinander treffen. Unterschiedliche Forschungszweige haben auch eine unterschiedliche Sicht auf das System Erde und so bekommen wir ein differenziertes Gesamtbild.

sonders für die Vermessung des Schwerefel-


zeitlichen Variationen des Schwerefeldes konzen-

res Verständnis der Massenverteilung und Mas-

Stuttgart und der Universität Hannover die not-

Nach seiner Dissertation in

triert. Die Genauigkeit wird mit einem neuartigen

sentransporte im Erdsystem.

wendige Basis erarbeiten, die es uns nun ermög-

Darmstadt und mehreren For-

Instrument erreicht: einem sehr empfindlichen

schungsaufenthalten in Ohio

Gravitationsgradiometer. Das Instrument besteht

GEOTECHNOLOGIEN: Sie koordinieren die

spielen. Man kann sagen, dass wir ohne das

war Rummel 13 Jahre lang Professor für

aus 6 hochsensiblen Beschleunigungsmessern,

Arbeiten des europäischen Konsortiums,

GEOTECHNLOGIEN Programm die führende

Physikalische Geodäsie im niederländi-

die in den drei Raumrichtungen paarweise senk-

das aus den Messdaten der GOCE Mission

Rolle im ESA Konsortium sicher nicht erhalten

schen Delft. Seit 1993 ist er Professor am

recht zueinander angeordnet sind. Gemessen

Modelle des Gravitationsfelds der Erde er-

hätten. Zum anderen haben wir aus den eben-

Institut für Astronomische und Physikali-

werden die Differenzen der Schwerebeschleuni-

rechnet.

falls aus dem GEOTECHNOLOGIEN-Programm

sche Geodäsie und Dekan der Fakultät für

gung an den sechs Positionen der Beschleuni-

RUMMEL: Die ESA hat den Projektvorschlag in

geförderten Arbeiten zu den Satellitenmissionen

Bauingenieur- und Vermessungswesen

gungsmesser im Satelliten. Diese Differenzen er-

einem mehrstufigen Verfahren unter vielen

CHAMP und GRACE sehr viel für die jetzigen

der TU München.

geben ein sehr genaues, dreidimensionales Bild

Bewerbern ausgewählt und genehmigt. Wir sind

Arbeiten zu GOCE gelernt.

Der 59-jährige koordiniert die Arbeiten

des Gravitationsfeldes der Erde. Die Bahn des Sa-

sehr stolz darauf, dass GOCE die erste Kern-

der sogenannten High Processing Facility

telliten wird mit Hilfe eines GPS-Empfängers auf

mission im neuen ESA-Programm »Living Pla-

GEOTECHNOLOGIEN: Haben Sie Wünsche

der europäischen Satellitenmission GOCE,

wenige Zentimeter genau bestimmt.

net« sein wird. Wir sind für die Eichung der

an die Zukunft hinsichtlich der Forschung?

Messdaten des Gravitationsgradiometers mit

RUMMEL: Im Moment arbeiten eine Gruppe

GEOTECHNOLOGIEN: Was sind die Ziele

unabhängigen Vergleichsgrößen, die Vorverar-

Geodäten, Geophysiker, Ozeanographen, Gla-

der Mission?

beitung der Daten, die genaue Bahnbestim-

ziologen und Hydrologen an der Vorbereitung

an der Massenverteilung der Erde zu sein. Dazu

RUMMEL: Diese Mission dient der Geophysik,

mung mit GPS, die Berechnung von globalen

eines DFG-Schwerpunktprogramms »Massen-

muss der Satellit aktiv auf seiner Bahn gehalten

Ozeanographie, Geodäsie und Glaziologie. Für

Schwerefeldmodellen und die Qualitätskontrolle

transporte und Massenverteilung im Erdsys-

werden, mit Düsenantrieb und Treibstoff also.

die Geophysik geht es um ein Bild der anomalen

dieser Modelle verantwortlich. Die Schwerefeld-

tem«. Es würde der wissenschaftlichen Nut-

GOCE soll 2 Jahre lang in 3 Messperioden von je-

Dichteverteilungen in den oberen Erdschichten.

modelle stehen dann den verschiedenen Nutzer-

zung der Daten der Schwerefeldsatellitenmissi-

weils 6 Monaten das Gravitationsfeld der Erde

Durch eine gemeinsame Auswertung mit Seis-

gruppen in Geophysik, Ozeanographie, Geodä-

onen CHAMP, GRACE und GOCE dienen und

global erfassen.

mikdaten und durch eine Synthese mit den be-

sie und Glaziologie zur Verfügung.

eine wesentliche und neue Komponente in die

die im Herbst 2006 starten soll.

licht diese wichtige Rolle im GOCE-Projekt zu

reits bekannten Erkenntnissen zum Erdaufbau,

Erdsystemforschung einbringen. Mein erster

GEOTECHNOLOGIEN: Mit GOCE soll das

lässt sich ein detailliertes Bild der Massenvertei-

GEOTECHNOLOGIEN: Ihre Arbeit wird im

aufrichtiger Wunsch ist aber, dass GOCE ge-

Erdschwerefeld noch präziser als bisher ver-

lung des Erdinnern aufbauen. Das Gravitations-

Rahmen des GEOTECHNOLOGIEN-Themen-

lingt. Das wäre wirklich die Erfüllung meines

messen werden. Mit welcher Technik funk-

gradiometer ist also eine Art Lupe, die einen

schwerpunkts »Beobachtung des Systems

wissenschaftlichen Lebenstraums.

tioniert diese Vermessung?

Blick ins Erdinnere eröffnet. Dem Ozeanogra-

Erde aus dem Weltraum« gefördert.

RUMMEL: Die GOCE-Mission wird sich auf die

phen wird GOCE ein globales Bild der Ozeanto-

RUMMEL: Die Förderung aus dem GEOTECHNO-

GEOTECHNOLOGIEN: Vielen Dank für das

sehr genaue Vermessung der räumlichen Varia-

pographie liefern, d. h. der – sehr flachen, nur

LOGIEN-Programm ist für uns in mehrfacher Hin-

Gespräch, Herr Rummel.

tionen des Erdschwerefelds konzentrieren. Das ist

meterhohen – Berge und Täler der Ozeane und

sicht essentiell. Zum einen konnten wir an der TU

Mit Prof. Reiner Rummel sprach Cathrin Klitzsch.

anders als z. B. bei der momentan laufenden

damit der Oberflächenzirkulation der Welt-

München gemeinsam mit den Kollegen am GFZ

GRACE-Mission, die sich auf die Erfassung der

meere. Wir erhoffen uns von GOCE ein besse-

Potsdam, an der Universität Bonn, der Universität

»In die Tiefe gehen« GEOTECHNOLOGIEN

BUNDESWEITE WANDERAUSSTELLUNG VERMITTELT SPANNENDE EINBLICKE IN DIE

GEOTECHNOLOGIEN

WELT ZU UNSEREN FÜßEN

Impressionen von der Ausstellung »In die Tiefe gehen«

Wie sieht die Welt aus, wenn wir in die Tiefe gehen? Wie

wärme nutzen kann oder mit welcher Technik sich gigantische

sind Erde und Untergrund beschaffen und mit welchen

Tunnelbohrmaschinen derzeit durch die Alpen graben.

Methoden erkunden Geowissenschaftler und Ingenieure diese Welt?

Die Wanderausstellung ist nach Stuttgart, Dortmund und Leipzig derzeit im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in

Diese und andere Fragen beantwortet die Wanderausstellung

München zu sehen, wo sie bis zum 12. März 2005 verlängert

»In die Tiefe gehen«, die vom Koordinierungsbüro GEOTECH-

wurde. Vom 17. März bis 30. Juni 2005 wird sie im Deutschen

NOLOGIEN konzipiert und realisiert wurde.

Technikmuseum in Berlin präsentiert. »In die Tiefe gehen« wird

GEOTECHNOLOGIEN

von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert. ÖffentliDie Ausstellung nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die

che Vorträge, in der Regel mit einem unmittelbaren regionalen

Tiefe. Eingeteilt in einen historischen Teil und verschiedene Tie-

Bezug, informieren die Besucher wie der Untergrund, sozusagen

fenbereiche wird gezeigt, wie die Menschen von der Steinzeit an

»vor ihrer Haustür«, genutzt werden kann. Zudem werden

den Untergrund erkundet und genutzt haben, welche Kennt-

Führungen, unter anderem für Schulklassen angeboten. Über

nisse wir heute gewinnen und welche Visionen es für die Nut-

40 Partner aus Industrie und Wissenschaft unterstützen die

zung und den Schutz des Untergrundes in der Zukunft gibt.

Ausstellung, die den neuen Forschungsschwerpunkt »Er-

Spannend und zum Mitmachen aufbereitet kann der Besucher

kundung, Nutzung und Schutz des Untergrundes« begleitet. Ein

selber eine Erdgaskaverne befüllen, das unterirdisches Trans-

90-seitiger farbiger Katalog zur Ausstellung kann beim

portlogistiksystem »CargoCap« steuern oder an der »Hörbar«

Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN bestellt werden.

Geräusche aus dem Erdinnern erlauschen. Originale, Modelle und Filme erläutern Geo-Themen, z. B. wie man natürliche Erd-


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