Insight } Prospektion: Suche nach Rohstoffen in Deutschland
Ausgabe 01/2012
} Event: Wissenschaftssommer 2012 in Lübeck
} Tomografie: Technologien für ein neues Bild der Erde
} Interview: Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte im Museum
Wertvolles Deutschland – Steigende Preise und modernste Technologie beflügeln die Prospektion Rohstoffunternehmen neuen Auftrieb geben. Auch die Bundesregierung hat dies erkannt. So wurde die Deutsche Rohstoffagentur DERA bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover eingerichtet sowie das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologien in Freiberg gegründet. Mit letzterem werden strategisch wichtige Forschungskompetenzen zur Sicherung der Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft gebündelt. Rohstoffe und Rohstofftechnologien werden auch das Thema der kommenden Wanderausstellung des GEOTECHNOLOGIENProgramms sein. ¢
DTM GmbH
In Deutschland sind wieder Prospektions-Trupps unterwegs und suchen nach abbauwürdigen Lagerstätten mineralischer und fossiler Rohstoffe. Ein Grund: der schon viel zitierte Anstieg der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Anfang 2009 wurde die Tonne Kupfer für rund 2.000 € gehandelt, heute steht der Kurs bei über 6.000 €. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei fast allen mineralischen Rohstoffen. Da lohnt es sich auch in Deutschland, die alten Förderanlagen auf ihre Wiederinbetriebnahme zu prüfen und neue Lagerstätten zu suchen. Rund um Worms stehen zum Beispiel überall die gelben Fähnchen, welche die Lage von Geophonketten kennzeichnen. Hier wird wieder nach Erdöl gesucht. Bereits zwischen 1952 und 1994 wurden in dieser Region sieben Millionen Barrel (ein Barrel entspricht ca. 160 Liter) Öl gefördert. Das sich die Suche wieder lohnt, hängt allerdings nicht allein an steigenden Rohstoffpreisen. Die Entwicklungen in der Sensortechnik, der Fortschritt in der Datenauswertung und neue Technologien zur Erbohrung und Förderung von Rohstoffen helfen Lagerstätten, die einst als unrentabel abgeschrieben wurden, neu zu beleben. Im Schwerpunkt "Tomografie der Erdkruste" des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN arbeiten Wissenschaftler zum Beispiel an der Optimierung der Datenauswertung. 3D-Seismik, Multisensorik und Multimethodenansatz sind die Schlüsselbegriffe, die der Prospektionsbranche und den
die ausgezeichneten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die in den jeweiligen Themenbereichen in den GEOTECHNOLOGIEN erzielt wurden, wurden bislang in der sogenannten Science Report Serie vom Koordinierungsbüro veröffentlicht. Die einzelnen Serienbände wurden den geowissenschaftlichen Bibliotheken, verschiedenen Gremien und natürlich allen Projektmitarbeitern kostenlos zugeschickt. Damit wurde sichergestellt, dass alle Projektmitarbeiter und weitere Interessierte über die erreichten Ergebnisse des jeweiligen Themenschwerpunktes informiert waren und Synergien gezielter genutzt werden konnten. Die Autoren haben diese Form der Publikation sehr geschätzt, allerdings zu bedenken gegeben, dass die Artikel der Science Report Serie nicht international sichtbar wären. Aus diesem Grunde haben wir die GEOTECHNOLOGIENSerie in die Buchserie des Springer Verlages »Advanced Technologies in Earth Sciences« überführt. Als E-Book ist diese Serie weltweit in vielen wissenschaftlichen Bibliotheken im Abonnement vorhanden bzw. kann über Springer oder den Buchhandel erworben werden. Alle, die bisher den Science Report erhalten haben, werden auch zukünftig die jeweilige Buchausgabe kostenlos zugeschickt bekommen. Für den nicht-kommerziellen Gebrauch bleiben den Autoren alle Rechte ihrer Artikel erhalten. Damit haben wir Ihnen hoffentlich das Publizieren im GEOTECHNOLOGIEN-Programm noch attraktiver gestaltet. Ihre Ute Münch Impressum: Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN, Telegrafenberg, 14473 Potsdam, Deutschland, Tel.: +49 (0)331 288 1071, www.geotechnologien.de, Dr. Ute Münch Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Der Newsletter ist in Deutsch und Englisch in unserem Download-Bereich zu erhalten. Er erscheint zweimal im Jahr. Sollten Sie kein Interesse an der Zusendung haben, schicken Sie uns eine Mail an: info@geotechnologien.de Bildnachweise Header (v. l. n. r.): DMT GmbH, GEOTECHNOLOGIEN, CGG Veritas,
Museum Mensch und Natur München Ausgabe: 01/2012
Wissenschaft hautnah
GEOTECHNOLOGIEN
Liebe Programm-Partner von GEOTECHNOLOGIEN,
Informationsstand der GEOTECHNOLOGIEN
Das Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN hat auf dem diesjährigen Wissenschaftssommer in Lübeck, der unter dem Motto »Zukunftsprojekt Erde« stand, auf die Entstehung und Nutzung von geologischen Rohstoffen aufmerksam gemacht. Die Industrialisierung hat den Abbau geologischer Rohstoffe enorm vorangetrieben, so dass heute - 200 Jahre später - viele der begehrten Rohstoffe (wie Öl, Gas, Kohle, Gold-, Blei-, Kupfer-, Eisenerz) oftmals aus mehreren tausend Metern Tiefe geborgen werden müssen, da viele oberflächennahen Rohstoffvorkommen bereits erschöpft sind. So werden die geologischen Rohstoffe, die sich im Laufe von Jahrmillionen gebildet haben, unwiderruflich verbraucht. Anhand von unterschiedlichen interaktiven Exponaten wurde darüber informiert, wie und wann geologische Rohstoffe entstanden sind und wo insbesondere metallische Rohstoffe heute verarbeitet werden. Einige Metalle sind unverzichtbar, um hochwertige technische Geräte herstellen zu können. Deshalb wurden nicht nur die jeweiligen Elementeigenschaften sowie die Herkunft und Importmengen für die verschiedenen Rohstoffe erklärt, sondern insbesondere auf die Möglichkeit und den Nutzen des Rohstoffrecyclings hingewiesen. Die in Lübeck gezeigten Exponate sind Teil einer neuen Wanderausstellung, die sich in Anlehnung an den Themenschwerpunkt »Tomografie der Erdkruste« mit Explorationsmethoden, aber natürlich auch mit der Genese und dem nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen beschäftigt. Die Ausstellung wird derzeitig konzipiert und soll Anfang nächsten Jahres im Senckenberg-Museum in Dresden eröffnet werden. Erste Informationen unter www.wertvolle-erde.de
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NACCHO
Im GEOTECHNOLOGIEN Verbundprojekt MuSaWa – Multi-scale Swave tomography for exploration and risk assessment of development sites (BMBF, 03G0745A) forscht er gegenwärtig im Rahmen seiner Promotion an innovativen Verfahren zur Charakterisierung des oberflächennahen Baugrundes. Schwerpunkte sind dabei der Einsatz von seismischen Methoden in Kombination mit Direct-PushVerfahren zur geotechnischen Parametrisierung von Lockersedimenten auf der lokalen Skala. ¢
Who is Who – Junge Geowissenschaftler Dipl.-Geol. Jörg Hausmann studierte von 2000 bis zum Diplom 2006 die Fachrichtung Geologie/Paläontologie an der Universität Leipzig und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Darüber hinaus sammelte Jörg Hausmann 2004 während eines Auslandsstudiums an der Universidad Nacional Major de San Marcos in Lima (Peru) sowie auf Feldforschungen in verschiedenen Minen in Chile und Peru, wertvolle Auslandserfahrungen. Für seine 2006 abgeschlossene Diplomarbeit mit dem Thema »Der Kulkwitzer See, Referenzobjekt für die Entwicklung anthropogener Standgewässer in der Bergbaufolgelandschaft Mitteldeutschlands« wurde ihm der Rolf und Marlies Teichmüller – Preis 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften e.V. verliehen. Nach dreieinhalbjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Ingenieurgeologe im Bereich der Baugrunderkundung, Lagerstättenexploration der Steine- und Erden-Industrie sowie der angewandten Sprengtechnik, wechselte er im November 2010 an das Department MET am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig.
Frau Dr.-Ing. Melanie Schumann studierte Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Werkstofftechnik an der Technischen Universität Kaiserslautern. Seit 2006 arbeitet sie dort in der AG Werkstoff- und Oberflächentechnik Kaiserslautern (AWOK). Ihre Forschungsarbeiten befassen sich mit dem Einfluss innerer und äußerer Grenzflächen auf das Reaktionsverhalten und die Eigenschaften von Polymeren. Während ihrer Promotion, die sie 2011 abschloss, entwickelte Frau Dr.-Ing. Schumann ein Verfahren zur mechanischen Analyse der durch Grenzflächen beeinflussten Polymereigenschaften in Klebverbunden. Im Rahmen des Teilprojektes FÜLLSTOFFE des GEOTECHNOLOGIEN Schwerpunktes »Mineraloberflächen« untersuchte sie die Struktur-Wirkungs-Beziehungen von mineralischen Füllstoffen in Klebstoffformulierungen. Ziel dieses Projektes war es, den Einfluss unterschiedlicher natürlicher Kalziumkarbonate auf das Verarbeitungsverhalten von Klebstoffen im flüssig-pastösen Zustand und deren technische Gebrauchseigenschaften im ausgehärteten Zustand zu erforschen. Durch die in diesem Vorhaben entwickelten Methoden und Modelle kann die Wirksamkeit neuer mineralischer Füllstoffrezepturen in der Polymermatrix nicht nur versuchstechnisch erfasst, sondern kosten- und zeitsparend prognostiziert werden. Frau Dr.-Ing. Schumann wird ihre Forschungstätigkeit an der TU Kaiserslautern als PostDoc im Bereich der Werkstoff- und Oberflächentechnik fortsetzen. ¢
Entwicklungsmarketing für geotechnologische Erfindungen – Geotechmarket Der Technologietransfer des Koordinierungsbüros GEOTECHNOLOGIEN besteht mittlerweile seit einigen Jahren. Im Gegensatz zu den internen Technologietransferstellen von wissenschaftlichen Instituten, liegt der Fokus auf der Umsetzung der kommerziellen Nutzung von Erfindungen aus dem GEOTECHNOLOGIEN-Programm. Hierzu liegen die Schwerpunkte insbesondere auf der Schaffung von Wissenschaft-Wirtschafts-Kooperationen und der Förderung der Produktentwicklung bis hin zum marktreifen Produkt. Deshalb bietet Geotechmarket allen Teilnehmern des GEOTECHNOLOGIEN-Programms Unterstützung mit einem umfassenden Entwicklungsmarketing. Dieses besteht zunächst aus der Evaluierung der Forschungsergebnisse, der Erarbeitung von strategischen Zielen sowie der Suche und Ansprache von geeigneten Industriepartnern. Hierzu wird die Erfindung meist in einem Tech-
nologieflyer klar verständlich aufbereitet, das Marktpotential des Endproduktes herausgearbeitet und die Anforderungen an den Entwicklungspartner formuliert. Anhand von Firmenrecherchen werden dann potentielle Kooperationspartner identifiziert, kontaktiert und die Kooperation eingeleitet (u. a. durch Messen, persönliche Gespräche, Transferprojekte). Wenn Sie selbst eine potentielle Vermarktung für Ihre Technologien sehen, kommen Sie gerne jederzeit auf uns zu. ¢
Ihr Ansprechpartner: Telefon: E- Mail: Mehr Infos unter:
Dipl. Chem. Alexandra Scherer 0331- 288 1074 kontakt@geotechmarket.de www.geotechmarket.de
Museum Mensch und Natur München
GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch … mit Herrn Dr. Apel
Herr Dr. Apel Direktor Museum Mensch und Natur München Michael Apel studierte in Frankfurt am Main Biologie mit Schwerpunkt Zoologie und hat 2001 über die Taxonomie und Zoogeographie von Krebsen promoviert. Viele Jahre war er als Wissenschaftler und Museumspädagoge für das SenckenbergMuseum tätig. Bevor er im Herbst 2006 als Museumsleiter nach München kam, arbeitete er am Museum Wiesbaden als naturwissenschaftlicher Kurator. Das Museum Mensch und Natur in München ist das zentrale Ausstellungsforum der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. Unter dem Motto „Naturkunde als Erlebnis“ bietet es Menschen jeden Alters und Bildungsgrades lebendige Wissensvermittlung und nachhaltige Erlebnisse. GEOTECHNOLOGIEN hat Herrn Dr. Apel über die moderne Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte und über neue Herausforderungen in der Darstellung von Forschung in Museen befragt.
GEOTECH: Sehr geehrter Herr Apel, als Direktor eines Naturkundemuseums liegt Ihnen viel an der Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte. Wie sehr hat sich diese in den letzten Jahren verändert? Apel: Die Kommunikation wissenschaftli-
cher Inhalte hat sich ähnlich verändert wie unsere Kommunikation insgesamt. Neue Kommunikationswege wie Blogs etc. machen es dem Wissenschaftler leichter, direkt mit dem interessierten Laien zu kommunizieren. Zudem ist die öffentliche Darstellung der eigenen Forschung auch viel wichtiger geworden, was nicht zuletzt mit der wachsenden Bedeutung von Drittmitteln zu tun hat. Die Kehrseite der Medaille ist dabei, dass die öffentliche Darstellung von Wissenschaft zunehmend daraufhin optimiert wird, medial wahrgenommen zu werden. Da werden dann schon mal zweifelhafte Aussagen in Kauf genommen. Ein gutes Beispiel war das 2009 unter gewaltigem Medienrummel der Öffentlichkeit präsentierte Fossil eines frühen Primaten aus der Grube Messel, das als Urahn des Menschen verkauft wurde – eine wissenschaftlich so nicht haltbare Position, die dem ganzen aber den Einzug in die Massenmedien ermöglichte. Insgesamt finde ich es aber zu begrüßen, dass Forscher heute mehr darüber nachdenken müssen, wie sie der Öffentlichkeit ihre Forschungsergebnisse nahe bringen und dies auch tun. GEOTECH: Sehen Sie einen Nachholbedarf auf Seiten der Wissenschaftler, auf Seiten der Museen oder anderer Partner, um die Kommunikation weiter zu verbessern und auszubauen? Apel: Natürlich gibt es in vielen Bereichen noch Nachholbedarf und nicht jeder Wissenschaftler ist ein herausragender Kommunikator. Insgesamt glaube ich aber, dass es wohl noch nie so viele Möglichkeiten gab, sich über die aktuelle Forschung zu informieren. Was die Museen angeht, sind sie zunehmend bestrebt, ihre eigenen Forschungsaktivitäten zu präsentieren und die Bedeutung ihrer Sammlungen zu zeigen. Ein gutes und gelungenes Beispiel ist das 2009 eröffnete Darwin Center des Natural History Museums in London, wo dem Besucher verschiedenste Forschungsprojekte vorgestellt werden und er immer wieder Einblick in die Labore der Wissenschaftler hat. Eine ähnliche Idee steht hinter dem Gläsernen Alkoholmagazin im Museum für Naturkunde in Berlin oder dem Gläsernen Labor im Deutschen Museum. GEOTECH: Die Wissenschaftskommunikation in Museen wird seit einigen
Jahren immer stärker von Science Centern - "mitmach-Museen" - geprägt. Wie wird dieser Trend von etablierten Museen bewertet? Werden Konzepte der Science Center auch in Naturkundemuseen Einzug halten? Apel: Science-Center haben seit den 80er Jahren eine ganze Menge frischen Wind in den Bereich der naturwissenschaftlichen Museen gebracht. Zwar war die Grundidee, dem Besucher anhand von kleinen Experimenten naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu erläutern nicht neu – das Deutsche Museum macht das seit mehr als einem Dreivierteljahrhundert. Den naturkundlichen Museen waren solche Konzepte aber lange Zeit eher fremd. Das hat sich inzwischen gründlich geändert und das Museum Mensch und Natur war hier einer der Vorreiter in Deutschland. Vor allem unser Bereich „Spielerische Naturkunde“, in dem man anhand von Spielen naturkundlichen Phänomenen und Fragen nachspürt, war bei der Eröffnung 1990 etwas ganz neues und hat viele Ideen aus dem Science-Center übernommen. Der grundlegende Unterschied zwischen Museum und Science-Center liegt aber in der Präsentation von Originalexponaten. Hier liegt die Stärke des klassischen Museums. So wie der Louvre von vielen nur deshalb besucht wird, weil man die Mona Lisa einmal im Original sehen will, so haben auch Naturkundemuseen ihre einmaligen herausragenden Exponate. Lange hat man aber in den Museen mehr wert darauf gelegt, lehrbuchartig vorzugehen und möglichst viele Objekte – gern auch Abgüsse – zu zeigen. Hier ist bisweilen weniger mehr und wir sollten unsere Prunkstücke auch als solche inszenieren. Hervorragend gelungen ist das in Berlin, wo seit einigen Jahren das Original des Urvogels Archaeopteryx in einem begehbaren Tresor gezeigt wird. Hier werden jedem Besucher sofort die Bedeutung und der Wert dieses Objekts klar. GEOTECH: Wir konzipieren und koordinieren seit einigen Jahren erfolgreich Wanderausstellungen zu geowissenschaftlichen Themen. Zuletzt konnte in enger Zusammenarbeit mit Ihrem Haus, dem Museum Mensch und Natur in München, die Ausstellung "Die Erde im Visier" realisiert ... Fortsetzung auf der Folgeseite
werden. Was hat Sie dazu veranlasst, diese geowissenschaftlich ausgerichtete Ausstellung zu unterstützen? Apel: Das Museum Mensch und Natur versucht immer naturwissenschaftliche Fragen mit gesellschaftlichen zu verknüpfen. Die bei „Die Erde im Visier“ angesprochenen Themen waren da geradezu ideal. Uns interessiert dabei natürlich weniger die rein technische Seite, umso mehr aber die Frage wie Satelliten bei der Umweltbeobachtung, der Suche nach Rohstoffen, aber auch in der Grundlagenforschung eingesetzt werden und welche Erkenntnisse sie uns liefern. Dabei hilft der Blick von außen ja oft, die Probleme besser zu erkennen und hier hat die Ausstellung eine ganze Menge zu bieten gehabt. Unsere Besucher haben das Thema übrigens sehr gut angenommen und waren von der Ausstellung begeistert. GEOTECH: Welche Themen der Geowissenschaften sehen Sie in deutschen Naturkundemuseen als unterre-
präsentiert? Welche Themen sollten von den Geowissenschaften intensiver für das Museumspublikum aufbereitet werden? Apel: Die Geowissenschaften haben in Deutschland leider immer noch ein Imageproblem: Sie gelten oft als langweilig, schwer verständlich und bisweilen auch etwas antiquiert. Dass das genaue Gegenteil der Fall ist und die Geowissenschaften hochmodern sind und bei fast allen zentralen Zukunftsfragen wie effizienter Ressourcennutzung, der Zukunft unserer Energieversorgung und der gesamten Klimaproblematik eine entscheidende Rolle spielen, muss noch deutlich besser kommuniziert werden. Die Ausstellungen des Koordinierungsbüros GEOTECHNOLOGIEN leisten da seit Jahren einen wichtigen Beitrag, aber auch die Naturkundemuseen müssen hier mitmachen und entsprechende Themen aufgreifen. Sehr geehrter Herr Apel, vielen Dank für dieses Gespräch. ¢
Museum Mensch und Natur München
... Fortsetzung Interview mit Herrn Dr. Apel
Tomografie-Projekte – Detailreiche Einblicke in das Innere der Erde
Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogrammes GEOTECHNOLOGIEN werden im Schwerpunkt »Tomografie der Erdkruste - von der Durchschallung zum Echtzeitmonitoring« vor allem anwendungsorientierte Projekte gefördert. Der Untertitel beschreibt dabei sehr genau die Inhalte der neun, zwischen 2011 und 2014, geförderten Projekte. Gemeint ist, dass die bisher genutzten Methoden eher statisch zu interpretieren sind. Dabei erlauben sie zwar eine hochgenaue Analyse der Strukturen im Untergrund, sie helfen aber nur bedingt, Veränderungen dieser Strukturen direkt zu beobachten. Neue innovative Verfahren werden es hingegen ermöglichen, quasi »Live« in die Erde hineinzublicken. Änderungen, zum Beispiel durch veränderte Strömungsmuster im Grundwasser oder durch Hebungs- oder Senkungsprozesse im Umfeld von Salzstöcken, sollen direkt erkennbar und interpretier-
bar werden. Eine neue Dimension und Qualität der Tomografie des Untergrundes wird realisiert, die den Nutzen erheblich für industrielle Anwendungen genauso wie für Vorhersagen und Schutzmaßnahmen bei potentiellen Geo-Risiken verbessert. ¢
Wintershall
Bis in etwas mehr als 12 Kilometer Tiefe konnten Wissenschaftler an der tiefsten Bohrung auf der Kola-Halbinsel Sensoren in die Erde hinein versenken, um direkt vor Ort das Erdinnere zu erkunden. Aber eben nur 12 Kilometer - bis zum Erdmittelpunkt sind es jedoch 6371 Kilometer. Eine einzelne Bohrung erlaubt jedoch keine Aussagen über dreidimensionale Strukturen. Um dennoch in unsere Erde hineinzublicken, entwickeln Geophysiker seit Jahrzehnten ausgefeilte Techniken und Methoden.
Patente aus der Wissenschaft – Kriterien und Hinweise für den Schutzrechtserhalt
NEU IM TEAM
Generell gilt: Wissenschaftliche Ergebnisse stellen keine patentierbare Erfindung dar. Hingegen ist die Entwicklung einer neuen Technologie zur Messung oder aufgrund dieser Ergebnisse patentierbar.
Es gibt in Deutschland und Europa drei klar festgelegte Kriterien: 1. Neuheit: Die Erfindung darf weltweit nicht veröffentlicht sein. Hierbei schaden neben schriftlichen Publikationen, Postern, Messen und Internetauftritten auch jede Form der mündlichen Weitergabe bei Konferenzen oder Universitätsvorträgen vor Einreichung des Patents. Ausgenommen sind allerdings explizit »interne« Seminare und Gespräche im Rahmen einer - möglichst schriftlichen – Geheimhaltungsvereinbarung. 2. Erfindungshöhe: Es muss eine erfinderische Tätigkeit vorliegen, z. B. ein überraschender Effekt, der sich auch dem technischen Fachmann bei Kombination des vorhandenen Wissens nicht sofort erschließt. 3. Gewerbliche Anwendbarkeit: Das Produkt oder Verfahren muss im nicht-privaten Bereich eine technische Anwendung finden. Ausnahmen von der Patentierbarkeit in Europa: Software-Patentierung (gilt allerdings nicht für Steuerungssoftware von anderen technischen Geräten), Patente auf Leben, Patente auf chirurgische Verfahren. Bevor Sie zu viel von Ihrer Erfindung beim nächsten Vortrag preisgeben, suchen Sie patentrechtliche Hilfe bei Ihrer Technologietransferstelle oder bei einem Patentanwalt! Gerne hilft Ihnen Geotechmarket den richtigen Ansprechpartner zu finden. ¢
Kalender }
4./5. September Kick-Off Meeting zum Thema »Technologien für eine sichere und dauerhafte Speicherung des Treibhausgases CO2 « in Hannover
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12. September Eröffnung der Ausstellung »Die Erde im Visier« im Naturkundemuseum Chemnitz
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1. - 4. Oktober Tagung der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, GeoHannover, Leibniz Universität Hannover, GEOTECHNOLOGIEN Informationsstand und Session
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3. - 7. Dezember AGU Fall Meeting, Gemeinschaftsstand mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft »Research in Germany«
Alexandra Scherer ist DiplomChemikerin und arbeitet seit Mitte November bei uns als Projektmanagerin für den Technologietransfer Geotechmarket. Nach ihrem Chemiestudium in München und Toronto arbeitete sie mehrere Jahre in der biophysikalischen Forschung an der Universität München, bevor sie beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ins Projektmanagement für das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) wechselte. Seit 2009 war Frau Scherer als freiberufliche Patentrechercheurin und -klassifikateurin u. a. für das Europäische Patentamt (EPO) tätig. In einem Auslandsjahr in Kanada hat sie vor kurzem einen Einblick in die englisch- und französischsprachige Lebens- und Arbeitskultur erhalten können. Frau Scherer vereint somit umfassende interdisziplinäre Erfahrungen im internationalen Wissenschaftsbetrieb mit unternehmerischen und patentrechtlichen Kenntnissen, die sie qualifizieren als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fungieren. ¢